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Anastasia / Shadow Choreografien von Sir Kenneth MacMillan und Marguerite Donlon Ein TANZFONDS ERBE Projekt

Premiere am 1. Februar 2014

Mit freundlicher Unterstützung durch den SponsorClub des SST

Großes Haus Saarländisches Staatstheater Spielzeit 2013/2014


besetzung

besetzung

Anastasia Choreografie von Sir Kenneth MacMillan Musik von Bohuslav Martinů sowie Fritz Winckel und Rüdiger Rufer

Shadow (Uraufführung) Für Claas

Musikalische Leitung Choreografie Bühne und Kostüme Licht Einstudierung Kostümberatung

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Thomas Peuschel Sir Kenneth MacMillan Bob Crowley John B. Read Gary Harris Michael Brown

Die Frau, welche glaubt Anastasia zu sein Ihr Mann Sein Bruder Rasputin Zarin Olga Maria Tatiana Zarewitsch Zar Dienstmädchen Verwandte

Laura Halm / Lorena Sabena Lionel Droguet / Xianghui Zeng Marioenrico D’Angelo Ramon A. John / Pascal Séraline Lucyna Zwolinska Sarah Philomena Schmidt Miki Wakabayashi / Kim Tassia Kreipe Hsin-I Huang Jonathan Ladewig / Vincent Lüders / Czura Piotr Dieter Hofmann / Dima Panfilenko Agnes Herrlein / Ruth Weissmüller Lorène Lagrenade, Katherine Lake, Eleonora Pennacchini, Lorena Sabena, Emina Stojsic, Fanni Varga Bäuerinnen und Youn Hui Jeon, Haruka Kawauchi, Amandine Petit, Krankenschwestern Tanja Rebmann Soldaten Mirko Campigotto, Besim Hoti, Masayoshi Katori, Richard Oberscheven, Andrea Schuler, Pascal Séraline, Takayuki Shiraishi, Francesco Vecchione, Randolph Ward, Xianghui Zeng Ärzte Uwe Keller, Andreas Klussmann

Choreografie von Marguerite Donlon Musik von Sam Auinger und Claas Willeke Choreografie Marguerite Donlon Bühnenbild Marguerite Donlon, Christian Held Kostüme Laura Theiss Video Dorothee de Coster, Aileen Dietrich Licht Fred Pommerehn Dramaturgie Anja von Witzler Tanz und Co-Choreografie Sarah Kane Katherine Lake / Kim Tassia Kreipe Virginia Woolf Lorène Lagrenade / Youn Hui Jeon Kurt Cobain Marioenrico D’Angelo Schatten Sarah Kane Lucyna Zwolinska Schatten Virginia Woolf Sarah Philomena Schmidt Schatten Kurt Cobain Francesco Vecchione Schatten Hsin-I Huang, Youn Hui Jeon, Katherine Lake, Eleonora Pennachini, Sarah Philomena Schmidt, Miki Wakabayashi, Lucyna Zwolinska, Mirko Campigotto, Ramon A. John, Masayoshi Katori, Pascal Séraline, Takayuki Shiraishi, Francesco Vecchione, Randolph Ward, Xianghui Zeng Klavier

Michael Christensen

Es spielt das Saarländische Staatsorchester

Dramaturgie Schatten Christoph Gaiser Choreografische Assistenz Claudio Schellino, Eri Iwasaki Bühnenbild-/Kostümassistenz Reyes Perez Inspizienz Martina Krawulsky

Uraufführung in Berlin, 25. Juni 1967 Eine Gemeinschaftsproduktion mit dem Royal Opera House, Covent Garden, London.

Wir danken den Sprechern der Toneinspielungen Laura Halm, Kate Strong, Christiane Motter und Robert Prinzler

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besetzung

Kommissarische Leitung Ballett Julia Hartnik, Claudio Schellino / Erster Ballettmeister und Trainingsleiter Claudio Schellino / Zweite Ballettmeisterin Eri Iwasaki / Company-Management Julia Hartnik / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Christine Busch, Claire Diraison

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Technischer Direktor Ralf Heid / Stellvertretender technischer Direktor und Bühneninspektor Christoph Frank / Stellvertretender Leiter Beleuchtungsabteilung Friedrich Wirth / Leiter Tonabteilung Walter Maurer / Leiter Kostümabteilung Markus Maas / Leiterin Maske Birgit Blume / Leiter Requisite Peter Michael Bartosch Technische Einrichtung und Theatermeister Christian Fischer, Rolf Hausknecht / Licht Friedrich Wirth / Ton und Video Kurt Trenz, Bernhard Götz, Walter Maurer / Requisite Eva-Maria Sendel, Markus Vogelgesang, Michael Schwanen / Maske Pina Böhler, Constanze Meneguzzi, Dorit Schneemann, Susanne Schunck / Gewandmeister Elisabeth Bitdinger, Christiane Hepp, Bettina Kummrow, Eva Wilhelm / Ankleider Ursula Claus-Sandmeyer, Kaja Vandenberg, Maria Zakharine, Michael Paulus, Rainer Zimmermann / Werkstättenleitung Peter Frenzel / Produktionsleiter Christian Held / Dekorationsabteilung Christoph Foss / Malsaal Peter Frenzel / Schlosserei Fabian Coppey / Schreinerei Armin Jost Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde 50 Minuten, eine Pause Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar.

hsin-i huang, takayuki shiraishi

Wir danken Peter Eckert (Physiomed) sowie Eva Meier für die physiotherapeutische Betreuung und Sybille Meyer-Ottens für die Leibarbeit für die Tänzer. Weiterhin danken wir dem Bade-, Sauna- und Wellnessparadies CALYPSO Saarbrücken für die freundliche Förderung. Ein aufrichtiger Dank gilt schließlich Dr. Erwin Peter Meier für die vielfältige Unterstützung des Balletts am Saarländischen Staatstheater.


inhalt

Anastasia

katherine lake, lucyna zwolinska 7

Shadow »Shadow« ist inspiriert von drei Künstlerpersönlichkeiten, denen das Schreiben – von Texten, von Musik – existentielle Notwendigkeit war. Sarah Kane, Virginia Woolf und Kurt Cobain waren Menschen, die sich an Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten aufrieben, denen es nicht gelang, eine Schutzschicht zwischen sich und die Welt zu legen. Ihr Leben lang fühlten sie sich von Schatten begleitet und nahmen sie besonders dort wahr, wo andere sich abgrenzen konnten. Sarah Kane hat davon in ihrem letzten Stück »Psychosis 4.48« beredt Auskunft gegeben. »Shadow« folgt ihr in eine atmosphärische Gedankenwelt, die in luzider Klarheit allen inneren und äußeren Zwängen eine Absage erteilt und die Vision eines selbst gewählten Friedens entwirft. Kane, Woolf und Cobain sind am Ende konsequent diesen Weg gegangen, in der Überzeugung, so ihren Schatten entkommen zu können.

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laura halm

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Die Frau, welche behauptet, Anastasia, die jüngste Tochter des Zaren Nikolaus zu sein, lebt in der Erinnerung an die schreckliche Nacht, in der die Zarenfamilie getötet wurde. Auf geheimnisvolle Weise gerettet, führt ihr Lebensweg sie auf ständige Wanderungen. Die Gestalten der Vergangenheit begleiten sie, und treten aus der Jugenderinnerung immer wieder in ihr Leben und bedrängen sie ständig in Form von Visionen. Zum Konf likt wird ihr Kampf um die gesellschaftliche Anerkennung, die echte Zarentochter Anastasia zu sein. Von Träumen und Erinnerungen an die blutigen Ereignisse verfolgt, wird sie durch das Misstrauen der Menschen gegenüber ihrer Behauptung der Umwelt immer mehr entfremdet. In ihren Träumen tauchen die Gestalten der Zarin, des Zarewitschs, ihrer Schwestern sowie die Rasputins auf. Auch erinnert sie sich an einen jungen Mann, der ihr zur Flucht verhalf und Vater ihres Kindes wurde. Die Eindrücke in ihrem Kopf vermischen sich immer mehr, bis sie überzeugt von ihrer royalen Abstammung ist.


psychose und identität

MacMillans »Anastasia«

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macmillans »anastasia«

laura halm, lionel droguet

»anastasia« 1967

Als Kenneth MacMillan 1966 die Leitung des Balletts der Deutschen Oper in Berlin übernahm, plante er am Ende seiner ersten Spielzeit eine Neuproduktion von »Dornröschen«. Dieses Projekt musste verschoben werden und MacMillan setzte einen dreiteiligen Ballettabend bestehend aus »Diversions«, »Solitaire« und einem neuen Stück »Anastasia« auf das Programm. Der Choreograf zeigte sich außerordentlich interessiert an dem Fall von Anna Anderson, einer jungen Frau, die im Berlin der 20er Jahre behauptete, die russische Großfürstin Anastasia zu sein, Tochter des letzten Zaren und Überlebende des Massakers an ihrer Familie. Wie er dem Kritiker Clement Crisp 1971 erzählte, fand MacMillan in ihrer Geschichte ein Thema, das ihn äußerst faszinierte: die Figur des Außenseiters. Für MacMillan war es letztendlich gleichgültig, ob es sich im Fall von Anna Anderson wirklich um Anastasia handelte – im Programmheft bezeichnet er sie als »die Frau, die glaubt, Anastasia zu sein«. Sein Interesse galt mehr der Zerrissenheit eines Charakters im Konflikt mit der eigenen Identität. MacMillan gierte geradezu nach Themen jenseits der üblichen Ballettlibretti. Immer wieder stellte er Figuren in den Mittelpunkt, die sich in der Begegnung mit dem Dunklen und Quälenden der menschlichen Existenz beweisen müssen, und sich dabei den eigenen Dämonen stellen. In diese ›Ahnenreihe‹ fügt sich auch die Figur der Anastasia nahtlos ein. In der Entwicklung seiner Interpretation bezog sich MacMillan in Details auf eine in den 50er Jahren in Deutschland erschienene Biografie »Ich, Anastasia, erzähle« in der in geradezu kolportagehafter Manier von Details aus dem Leben Anastasias berichtet wird. Handlungsmotive wie die Heirat mit einem Soldaten und die Geburt eines gemeinsamen Kindes werden in diesem Buch ausführlich beschrieben. Es ist jedoch weniger der Reichtum an biografischen Details, die MacMillan in das Stück einfließen lässt, der den Zuschauer in seinen Bann zieht, als vielmehr das berührende Porträt einer verunsicherten Frau, das der


psychose und identität

Choreograf entwirft. Sensibel zeichnet er das Psychogramm einer verletzten Seele, macht ihre Erinnerung zum Handlungsort und lässt den Zuschauer miterleben, wie sich in ihrem Kopf Erinnerungsfetzen an die Zeit am Zarenhof, die brutale Ermordung der Familie und die anschließende Flucht zu einer nicht abreißenden Bilderflut vermengen. Psychose und Identität sind zentrale Themenkomplexe von »Anastasia«, und indem MacMillan das Publikum das Oszillieren zwischen den verschiedenen Bewusstseinszuständen seiner Protagonistin direkt miterleben lässt, verleiht er dem Stück die theatralische Stärke, die es bis heute auszeichnet. Zur überzeugenden Vermittlung der Geschichte Anastasias trug sicher die hochkarätige Besetzung bei, die MacMillan für die Uraufführung zur Verfügung stand. Seine langjährige Muse Lynn Seymour übernahm die Gestaltung der Titelrolle, eine Partie, die sie fast 20 Jahre später in London noch ein letztes Mal tanzen sollte. Im Bewegungsvokabular »Anastasias« verbindet MacMillan den Klassisch-Akademischen Tanz mit stark expressionistisch geprägten Elementen und setzte auch eine durchaus realistische Bewegungssprache ein, wenn z.B. Anastasia in ihrer Hand ein Muttermal entdeckt, das für sie Beweis ihrer Identität ist, und dieses geradezu triumphierend den Zuschauern präsentiert. Gerade in der Kombination verschiedener Bewegungsstile zeigt sich, wie weit MacMillan formal mit »Anastasia« neue Wege beschritten hat. Der Tanz in Deutschland stand 1967 kurz vor der Geburt des Tanztheaters. Eine fragmentierte Erzählstruktur, die komplett dem Bewusstseinsstrom eines Protagonisten folgt, hatte zur damaligen Zeit nicht die Selbstverständlichkeit, die sie inzwischen gewonnen hat. Auch in musikalischer Hinsicht zeigte MacMillan keine Scheu vor Ungewöhnlichem. Die Verbindung einer elektronischen Komposition, die Fritz Winckel und Rüdiger Rufer im Studio für elektronische Musik der TU Berlin erarbeiteten, mit der Sechsten Sinfonie von Bohuslav Martinu ˚ darf, historisch gesehen, als durchaus gewagt gelten. Martinu ˚ hatte das Stück wenige Jahre zuvor nach einer schweren Kopfverletzung geschrieben und aus der bewegten Struktur der Musik scheint atmosphärisch auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Erfahrung zu klingen. Ein weiteres, für die Zeit absolut innovatives Element war der Einsatz von Film in einer Tanzinszenierung – ein im heutigen Videozeitalter nicht mehr wegzudenkendes Gestaltungsmittel. Mit den Ausschnitten aus dem Dokumentarfilm »Vom Zar zu Stalin« gelang MacMillan nicht nur ein überzeugender Schritt in die multimediale Zukunft des Tanzes, sondern auch die Gestaltung eines überaus berührenden Moments seiner Inszenierung.

»Anastasia« wurde anlässlich der Berliner Uraufführung von Publikum und Presse sehr gut aufgenommen, die das Innovative durchaus zu schätzen wussten. Dieses Schicksal war dem Stück einige Jahre später in England nicht beschieden. Nach seinem Wechsel von Berlin nach London als Ballettdirektor des Royal Ballet brachte MacMillan »Anastasia« dort in einer dreiaktigen Fassung heraus, die »Anastasia« zwei eher dekorativ angelegte Akte voransetzte, die das Leben der Zarenfamilie auf dem Land und einen Hofball in St. Petersburg zeigten. Trotz der zu Musik von Tschaikowski choreografierten und entsprechend den Ballett-Konventionen gestalteten Ergänzung schäumten Teile der Londoner Presse ob des dritten Aktes und bezeichneten MacMillan mit seiner Vorliebe für psychologische Direktheit und radikalen Realismus als »Schlachter des Balletts«. Diese Haltung konnte sich aber nicht durchsetzen und »Anastasia« entwickelte sich im Lauf der Jahre zu einem Schlüsselwerk MacMillans, das nicht nur jahrzehntelang in London auf dem Spielplan stand, sondern auch durch Produktionen in Amerika und Japan seine Attraktivität bewies. In Saarbrücken ist das Stück nach langen Jahren erstmals wieder in Deutschland zu sehen.

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laura halm und ensemble

macmillans »anastasia«

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psychose und identität


ein innovator des tanzes

Sir Kenneth MacMillan Dem Tanz neue Themen und Ästhetiken zu erschließen war das erklärte Ziel des britischen Choreografen Kenneth MacMillan, der zu den großen Innovatoren englischer Tanzkunst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zählt. Näher an die Realität und die tatsächlichen Lebensumstände der Menschen wollte er das Ballett bringen und mit seinen psychologisch gestalteten Porträts unterschiedlichster Persönlichkeiten gelang es ihm, sein Ziel umzusetzen: »Ich wollte Ballette machen, in denen die Zuschauer ganz und gar gefangen sind vom Schicksal der Personen, die ich ihnen zeige.«

sir kenneth macmillan

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Geboren im schottischen Dunfermline, hatte MacMillan in seiner Kindheit wenig Bezug zum Klassischen Tanz. Im Alter von 14 Jahren begann er mit Ballettunterricht und wurde später von Ninette de Valois für die Junior Company der Sadler’s Wells Oper ausgesucht, wo er 1946 zu den Gründungsmitgliedern des Theatre Ballet gehörte und in einer Vielzahl von Rollen zu sehen war. 1949 wurde er in die Senior Company übernommen. Trotz seiner Erfolge als Tänzer suchte MacMillan schon früh die Herausforderung choreografischer Arbeit, eine Tatsache, die nicht zuletzt seinem zunehmenden Lampenfieber vor Auftritten geschuldet war. Nachdem er in Workshops des Sadler’s Wells zwischen 1953 und 1955 seine ersten Choreografien »Somnambulism«, »Fragment« und »Laiderette« vorgestellt hatte, beauftragte Ninette de Valois ihn mit seinem ersten professionellen Stück »Danses Concertantes« für die Tournee-Company. In den folgenden Jahren entstanden eine Reihe von Choreografien für beide Ensembles des Sadler’s Wells sowie für das American Ballet Theatre in New York. Besonders zwei Stücke MacMillans erregten Aufsehen in der Tanzwelt: »The Burrow« (1958) erzählt von den Verhaltensmustern, die verängstigte Menschen entwickeln, wenn sie unter bedrückenden Verhältnissen eingesperrt sind und erinnerte viele an die Geschichte der Anne Frank; »The Invitation« (1960) behandelte die sexuell geprägte Beziehung zweier junger Menschen bis hin zur Vergewaltigung. MacMillan beschreibt für diese Jahre seinen unbedingten Willen, die Ausdrucksmöglichkeiten des Tanzes zu erweitern, jenseits des von ihm als

steril empfundenen Klassisch-Akademischen Tanzes. Er stand dabei unter dem Eindruck der zeitgenössischen englischen Theaterautoren wie John Osborne, neben deren Werken, wie er später einmal schrieb, ihm die Tanzwelt erschien wie Schaufenster-Dekoration. MacMillan choreografierte zu Beginn der 60er Jahre eine Vielzahl von Stücken für das Royal Ballet, darunter »Agon«, »Diversions«, »The Rite of Spring« sowie Gustav Mahlers »Lied von der Erde«, eine Produktion, die er für John Crankos Stuttgarter Ballett schuf, bei dem er eine zweite künstlerische Heimat gefunden hatte. Mit »Romeo and Juliet« entstand 1965 sein erstes abendfüllendes Handlungsballett, das zu einem überwältigenden Erfolg wurde. 1966 akzeptierte MacMillan die Berufung zum Ballettdirektor der Deutschen Oper in West-Berlin, mit der Hoffnung, dort eine Compagnie nach eigener Vorstellung aufbauen zu können. In den nächsten Jahren entstanden bedeutsame Produktionen wie »Anastasia«, »Dornröschen« und »Schwanensee«, bevor MacMillan 1970 wieder nach London zurückkehrte, wo er die Leitung des Royal Ballet übernahm. Der Beginn seiner Tätigkeit war von finanziellen Problemen überschattet und MacMillan war gezwungen, einen Teil des Ensembles zu entlassen. Im Laufe der nächsten Jahre entwickelte er für die Compagnie ein prägnantes Profil mit Werken von Gastchoreografen wie Jerome Robbins, Glen Tetley, Hans van Manen und John Neumeier. Am meisten prägten jedoch seine eigenen Kreationen diese Ära des Royal Ballet, darunter sowohl einaktige Werke wie »Triad« und »Elite Syncopations«, als auch abendfüllende Ballette wie »Manon« und die dreiaktige Version von »Anastasia«. 1977 zog sich MacMillan aus der Leitung des Royal Ballet zurück, der ständige Spagat zwischen administrativer und künstlerischer Arbeit frustrierte ihn zunehmend. Als Choreograf blieb er dem Ensemble jedoch erhalten und es begann eine Serie von Kreationen, in denen MacMillan seine Auffassung vom zeitgenössischen Handlungsballett eindrucksvoll unter Beweis stellte. So behandelte er 1978 in »Mayerling« das Schicksal des österreichischen Thronfolgers Rudolf, der sich gemeinsam mit seiner Geliebten das Leben nahm. Er wagte sich mit »Valley of Shadows« auch an das Thema deutscher Konzentrationslager und zeigte mit »Different Drummer« seine Interpretation von Büchners »Woyzeck«. Immer wieder standen getriebene Charaktere im Mittelpunkt von MacMillans psychologisch-choreografischen Studien, gequälte Menschen in ausweglosen Situationen, deren Sorgen und Nöten er sensibel Ausdruck verlieh – nicht immer zur Freude von

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sir kenneth macmillan

ein innovator des tanzes


Teilen des Londoner Publikums, das sich seine Ballettwelt etwas heiler wünschte. MacMillan arbeitete immer mehr im Ausland, neben dem Stuttgarter Ballett wurden vor allem das American Ballet Theatre und das Houston Ballet zu neuen Wirkungsstätten, wo er sowohl Stücke seines Repertoires einstudierte wie auch neue schuf. Zu den herausragenden Choreografien dieser Jahre gehört »Isadora«, seine Hommage an eine der Wegbereiterinnen des Modernen Tanzes. Gegen Ende der 80er Jahre kehrte MacMillan nach London zurück und kreierte u.a. sowohl das märchenhafte »The Prince of the Pagodas« wie auch sein letztes Stück »The Judas Tree«, eine dunkle Parabel über Schuld und Verrat. Kenneth MacMillan starb 1992 im Royal Opera House während einer Vorstellung von »Mayerling«. Mit seinen Balletten prägt er bis heute maßgeblich das Repertoire des Royal Ballet sowie zahlreicher Compagnien weltweit. Er wurde für seine Verdienste um die britische Tanzkunst 1983 in den Adelsstand erhoben und ist Träger zahlreicher Theaterauszeichnungen.

laura halm

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biografie

Bohuslav Martinu˚ Bohuslav Martinů gilt als der bedeutendste tschechische Komponist um die Mitte des 20. Jahrhunderts. Sein vielseitiges Œuvre umfasst ebenso Werke für Orchester und Stücke für Soloinstrumente wie Opern, Ballette und Kammermusik. Die musikalische Begabung des 1890 in Polička geborenen Martinůs wurde früh erkannt. Er studierte Geige am Prager Konservatorium, das er aber wegen »unverbesserlicher Nachlässigkeit« verlassen musste. Er ging mit dem Tschechischen Philharmonischen Orchester auf Tournee und entdeckte die Musik des französischen Impressionismus, die ihn stark beeinf lusste und neben der tschechischen Volksmusik eine wichtige Quelle der Inspiration wurde. In den 20er Jahren verließ er Prag, um in Paris bei Roussel zu studieren. Dort wurde er von Strawinsky, dem Jazz und der Gruppe der »Six« inspiriert, wendete sich an»Der Künstler ist immer schließend aber der neoklassizistischen Musikauf der Suche nach dem sprache zu. 1940 emigrierte er in die USA und Sinn des Lebens, seines komponierte für die führenden amerikanieigenen und dem der schen Orchester. Da ihm durch die MachtüberMenschen überhaupt, nahme der Kommunisten die Rückkehr in seiauf der Suche nach ne tschechische Heimat verwehrt blieb, lebte er Wahrheit.« ab 1953 in Frankreich, Italien und der Schweiz, Bohuslav Martinů wo er 1959 starb. Seine sechste und letzte Sinfonie (1953) mit dem Untertitel »Fantaisies symphoniques« ist geprägt von einer dunklen und ernsten, manchmal dramatischen Stimmung. Der Beginn mit einem unheimlichen Raunen der Holzbläser, das uns durch die ganze Sinfonie folgt, erzeugt einen irritierenden Eindruck. Auf der anderen Seite stehen lichte Momente voller brillant instrumentierter Melodien. Die Ruhe und Frieden atmenden Satzschlüsse verklingen in größter Harmonie. 1963 verwendete der englische Choreograf Anthony Tudor die Sechste Sinfonie für sein Ballett »Echoing of Trumpets«, vier Jahre später machte sie Kenneth MacMillan zur musikalischen Grundlage seines Balletts »Anastasia«.

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bohuslav martinu

ein innovator des tanzes


intensive emotionen

Gary Harris im Gespräch

Gary Harris, Sie sind nach Saarbrücken gekommen, um im Auftrag des MacMillan Trusts hier »Anastasia« einzustudieren. Wie ist ihre Beziehung zu dem Stück? Ich habe das Stück mehrfach in verschiedenen Versionen auf der Bühne gesehen und war immer sehr fasziniert davon. Als ich auf Wunsch von Kenneth MacMillan 1991 mit der Einstudierung seiner Stücke beim Royal Ballet begann, stand »Anastasia« zunächst nicht auf der Liste. Aber nachdem ich nach Kenneths frühem Tod weltweit die Neu-Einstudierungen seiner Ballett betreue, wurde ich eines Tages von Lady Deborah MacMillan gebeten, mich auch dieses Stücks anzunehmen. Ich habe die Choreografie dann aus der Benesh-Notation von Monica Parker aus den 70er Jahren gelernt, die von Donald Kirkpatrick nochmals überarbeitet wurde. Wie genau funktioniert das Arbeiten mit der Benesh-Notation? Es ist ein sehr praktikables System, das die Bewegungen des Körpers mit Symbolen in das Fünf liniensystem notiert, das wir auch von der Notenschrift kennen. Es gibt dort festgelegte Bereiche für Kopf, Arme, Rumpf, Beine und Füße. Dadurch, dass diese Schrift parallel zur Partitur gelesen werden kann, haben wir immer den direkten Bezug zur Musik. Das Ganze ist ein dynamischer Vorgang. Bis heute nehmen wir noch Verbesserungen an der Notation vor. Ich habe Benesh-Notation studiert und vermittle den Tänzern die notierten Bewegungen. Wir arbeiten in kleinen Passagen, die wir dann immer mehr zusammensetzen.

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»anastasia« in saarbrücken

gary harris, laura halm, lionel droguet

laura halm, ramon a. john

»Anastasia« in Saarbrücken


intensive emotionen

Wenn die Schritte gelernt sind, widmen wir uns der Interpretation. Natürlich setzen wir auch Video zur Unterstützung ein, schon um einen Eindruck von der Atmosphäre des Stücks zu vermitteln.

gary harris

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Wie würden Sie MacMillans choreografischen Stil bescheiben? Zunächst fallen in seinen Stücken die ungemein starken und aussagekräftigen Pas de deux auf. Kenneth hatte ein großes Gespür dafür, emotional intensive Momente zwischen zwei Personen zu gestalten. Diese sind die Höhepunkte seiner Ballette. Und seine große Meisterschaft zeigt sich darin, wie er diese dann mit anderen Szenen ausbalanciert. Es ist ein gekonntes Gegenüberstellen von Einfachheit und Klarheit mit großer Komplexität. Das macht seine Stücke bis heute faszinierend. Gary Harris absolvierte seine Ausbildung an den Arts Educational Schools und der Royal Ballet School in seiner Heimatstadt London. Ein Engagement führte ihn 1978 an das London Festival Ballet (das heutige English National Ballet), wo er zu einem der führenden Solisten avancierte. Anschließend arbeitete Harris weltweit als Tänzer, Pädagoge, Probenleiter und Designer. 1991 engagierte ihn das Royal Ballet in London als Choreologen und Probenleiter. Er arbeitete mit Choreografen wie William Forsythe und Kenneth MacMillan, dem er auch bei der Einstudierung von »Manon« mit dem Ballet de l’Opéra de Paris assistierte. Als stellvertretender Künstlerischer Direktor am Hong Kong Ballett schuf Harris anlässlich der feierlichen Übergabe Macaos an China 1999 eine Choreografie für über 1200 Akteure. 2001 wurde Harris zum Künstlerischen Leiter des Royal New Zealand Ballet berufen, dem er bis 2010 vorstand. Seit seiner Rückkehr aus Neuseeland widmet sich Harris weiter der Einstudierung von Kenneth MacMillans Œuvre.

laura halm

Was kennzeichnet für Sie MacMillans »Anastasia«? Es ist ein für Kenneth sehr typisches Stück, das sich einem realen Menschen in einer psychisch schwierigen Situation widmet. Er liebte diese gequälten Seelen, das Realistische an seinen Figuren. Die schöne Oberfläche hat ihn gelangweilt. Es sind die intensiven Emotionen, die sich im Leiden zeigen, die er gerne auf die Bühne bringen wollte. Durch den Tanz guckte er in die Seele seiner Protagonisten.


wahrheit oder lüge?

wahrheit oder lüge?

Das Geheimnis Anastasia

Zu den erschütternden Eindrücken, die sich aus der Zeit des Ersten Weltkriegs im kollektiven Bewusstsein der Menschheit verankert haben, zählt zweifellos die brutale Ermordung der russischen Zarenfamilie 1918 durch die bolschewistischen Machthaber. Nach seiner Abdankung im Februar 1917 war Zar Nikolaus II. mit der Zarin Alexandra und den fünf gemeinsamen Kindern an verschiedenen Orten gefangen gehalten worden. Die Ehe der Eltern war, durchaus ungewöhnlich für die Zeit und ihre Position, durch eine Liebesheirat zustande gekommen. Nach der Geburt von vier Töchtern bekam das Paar den ersehnten Thronfolger. Dieser litt allerdings an der Bluterkrankheit, eine Tatsache, auf die die Zarenfamilie mit einem immer größeren Rückzug ins Privatleben reagierte. Die als extrem religiös bekannte Zarin suchte Hilfe für ihren Sohn bei dem Wanderprediger und Wunderheiler Rasputin, der aufgrund seiner unheimlichen Ausstrahlung beim Volk äußerst unbeliebt war. Die zunehmende Entfremdung der Zarenfamilie vom russischen Volk spielte während der Revolution eine zentrale Rolle und führte zur Absetzung Nikolaus’ und der Erschießung der Familie im Ipatjew-Haus in Jekaterinenburg am 17. Juli 1918. Relativ schnell nach der Bluttat entstand das Gerücht, dass eine der Töchter das Massaker überlebt hätte – vor dem Kugelhagel geschützt durch in die Kleidung einge-

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das geheimnis anastasia

das geheimnis anastasia

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nähte Juwelen. In den folgenden Jahren tauchten immer wieder junge Frauen auf, die von sich behaupteten, die überlebende Großfürstin zu sein. Die bekannteste von ihnen sollte Anna Anderson werden, die im Berlin der 20er Jahre nach einem Selbstmordversuch, bei dem sie sich im Landwehrkanal ertränken wollte, als Patientin in eine Berliner Anstalt aufgenommen wurde. Ihre Weigerung zu sprechen, brachte ihr den Spitznamen »Fräulein Unbekannt« ein. Angeblich durch eine Mitpatientin initiiert, begann Anna Anderson, sich an ihr früheres Leben zu erinnern. Was folgte, war ein endloser Zug von Bekannten, Dienern und Verwandten der russischen Zarenfamilie mit dem Ziel, Anna zu begutachten und gegebenenfalls zu entlarven oder zu bestätigen. Die Meinungen hierüber sollten geteilt bleiben, schließlich waren mit der Identität Anastasias auch wirtschaftliche Interessen in Bezug auf angeblich vom Zaren in verschiedenen Ländern deponierten, größeren Geldsummen verbunden. Anna Anderson lebte in den folgenden Jahren ein relativ zurückgezogenes Leben in der Obhut von Menschen, die sie als Großfürstin ansahen. Sie galt als psychisch instabil. Im Alter emigrierte sie in die USA, wo sie 1984 starb, ihr Geheimnis mit ins Grab nehmend. Wenige Jahre später sollte sich das Rätsel aber doch noch lösen. Nachdem bereits 1994 die sterblichen Überreste von Teilen der Romanow-Familie gefunden waren, stand 2007 mit dem Auffinden der letzten beiden Skelette fest, dass der Zar und die Zarin mit allen Kindern erschossen worden waren – eindeutig erwiesen durch DNA-Analysen. Und auch die Identität von Anna Anderson konnte letztendlich geklärt werden. Durch DNA-Abgleich von eingelagertem Gewebematerial mit einem Neffen konnte sie als Franziska Schanzkowska identifiziert werden, eine polnische Arbeiterin, die nach einer Explosion in einer Waffenfabrik kleine Wunden am ganzen Körper davongetragen hatte. Diese waren als Narben der Einschusslöcher interpretiert worden und für ihre Anhänger glaubwürdiger als die Tatsache, dass sie nie ein Wort Russisch gesprochen hat – eine Tatsache, die man ihren traumatischen Erfahrungen zuschrieb. Ob Anna Anderson die Welt bewusst betrogen hat oder ob sie nur eine verwirrte Seele war, unklar über ihre eigene Identität – das ist bis heute allerdings ein Geheimnis geblieben.


tanzfonds erbe

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Der Tanzabend »Anastasia / Shadow« wird gefördert von Tanzfonds Erbe, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, in deren Rahmen künstlerische Projekte zum Kulturerbe Tanz gefördert werden. Das Spektrum umfasst u.a. die Rekonstruktion und Neueinstudierung von choreografischen Werken, die im 20. Jahrhundert in Deutschland entstanden sind und die Entwicklung und Rezeptionsweise von Tanz in besonderer Weise geprägt haben. Das Ballett des Saarländischen Staatstheaters hat sich mit Kenneth MacMillans »Anastasia« für die Aufnahme eines Stücks in das eigene Repertoire entschieden, das sich in seiner assoziativen Erzählstruktur, multimedialen Ausrichtung, dem konkreten biografischen Bezug zu einer Person der Zeitgeschichte und vor allen Dingen der choreografischen Vielschichtigkeit als wegweisend für die Entwicklung des Tanzes in den folgenden Jahrzehnten erweisen sollte. Dem einaktigen Ballett MacMillans stellt die Compagnie mit Marguerite Donlons »Shadow« eine neue Choreografie gegenüber, die quasi im Dialog mit »Anastasia« diese Parameter in einer Tanzkreation jenseits der Jahrtausendwende verkörpert. Zentrales verbindendes Element ist dabei der Themenkomplex ›Identität und Psychose‹, das heißt die Annäherung an die psychologische Verfasstheit einer Person in einer krisenhaften Situation. So, wie MacMillan die Zuschauer in die Gedanken der »Frau, welche glaubt, Anastasia zu sein« hineinführt und sie miterleben lässt, wie verwirrt und verängstigt sie ist, so lässt Donlon das Publikum Anteil nehmen an den Erfahrungen ihrer Protagonisten zwischen kreativem Schaffensdrang, Depression und dem Wunsch, Frieden zu finden. In Kurt Cobain, Virginia Woolf und vor allen Dingen Sarah Kane findet sie Gegenentwürfe zu der Figur der Anastasia – aber anders als deren Geschichte, die mit einem Selbstmordversuch beginnt und der Entscheidung für das Leben endet, schließt sich der Bogen für die drei Künstler mit dem Weg in den Freitod. Das umfangreiche Rahmenprogramm für »Anastasia / Shadow« umfasst neben Einführungen und Expertengesprächen auch Physical Introductions, die in Kooperation mit dem Masterstudiengang für Zeitgenössische Tanzpädagogik der Hochschule für Musik und Darstellende Künste in Frankfurt am Main durchgeführt werden.

katherine lake, marioenrico d’angelo, lorène lagrenade

Tanzfonds Erbe

laura halm, ramon a. john, sarah philomena schmidt, lionel droguet

tanz im dialog


ensemble


Marguerite Donlons »Shadow« Drei Charaktere, wie man sie sich verschiedenartiger kaum vorstellen kann, mit unterschiedlichen Lebensräumen, unterschiedlichen Erfahrungen, vor allem äußerst unterschiedlichen Persönlichkeiten bilden für Marguerite Donlon die Inspiration für ihr neues Tanzstück »Shadow«. Bei aller Divergenz ihrer Protagonisten findet die Choreografin in den Biografien der Schriftstellerinnen Sarah Kane und Virginia Woolf sowie des Musikers Kurt Cobain aber auch stark verbindende Aspekte. Alle drei gingen als Künstler kompromisslos ihren Weg und nutzten ihr Schaffen immer wieder dazu, auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen und engagiert Stellung zu nehmen gegen die Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten der Welt.

marguerite donlons »shadow«

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Marguerite Donlon nähert sich diesen komplexen Charakteren in einer Situation an, die ihre physisch spürbare Notwendigkeit schildert, sich kreativ ausdrücken zu müssen. Im anfänglichen Gespräch zwischen ihnen bahnen sich die Gedanken und Sätze in ihren Köpfen den Weg zu einer körperlichen Manifestation, brechen aus ihnen heraus, fordern die Fixierung auf dem Medium Papier. Donlon entwickelt für jeden ein individuelles Bewegungsvokabular, das im Dialog zwischen ihnen zu einer einheitlichen choreografischen Textur verschmilzt. Mehr und mehr fokussiert sie ihren Blick auf Sarah Kane, deren schonungsloser und klarer Blick auf die Realität maßgeblich für den Mittelteil von Donlons Stück ist. Ausgehend von ihrer 2006 entstandenen Choreografie »Schatten«, die sie für »Shadow« von einem Fünf-Personenstück zu einem Ensemblewerk weiterentwickelt hat, löst sich Donlon von biografischen Bezügen und taucht tief in die Gedankenwelt ein, die von Sarah Kanes letztem Stück »4.48 Psychosis« inspiriert ist. Kane beschreibt hier, mit dem für sie so kennzeichnenden, zugleich drastischen und poetischen Sprachstil, Erfahrungen von Depressionen, Abgrenzungen und dem Gedanken an Selbstmord. Donlon lässt ihre Tänzer durch einen Wind in diese Innenwelt hineinwehen - und das Bild des Getrieben-Werdens zieht sich auch durch die nachfolgenden Passagen. Immer wieder scheinen die Körper der Tänzer durch Impulse von außen bewegt zu werden, geschieht mit ihnen etwas, dem sie ausgeliefert sind, dem sie folgen müssen. Donlon setzt dieser Erfahrung aber auch andere Momente entgegen, in denen sie sich kraftvoll mit ihrem Bewegungsvokabu-

schattenwelten

lar behaupten, den Impuls dafür aus der eigenen Mitte holen, und auch versuchen, dem Raum, der sich in sich selbst zurückwölbt, zu entkommen. Dieses für Donlons choreografischen Stil charakteristische Wechselspiel zwischen energetisch intensiven Augenblicken und filigraner Lyrik mit sich vorsichtig in den Raum hineintastenden Bewegungen führt den Zuschauer in einen Grenzbereich, in dem Text, Musik und Bewegung zu einer Einheit verschmelzen. Die Musik für »Schatten« komponierte 2006 Claas Willeke. Christoph Gaiser, der Dramaturg der damaligen Produktion, schrieb dazu: »Aus der Musik lösen sich immer wieder auch gesprochene Wörter und Sätze heraus, die im Gespräch zwischen Choreografin, Tänzern und Komponist gefunden und entwickelt worden sind. Besonders deutlich wird dies an der Stelle, wo sich Wörter und Sätze aus den Muttersprachen der beteiligten Tänzerinnen und Tänzer (u.a. Portugiesisch, Katalanisch, Koreanisch, Japanisch, Chinesisch) zu einem wahrhaft babylonischen Gewirr verdichten, dem in seiner musikalischen Gefasstheit dennoch höchste Klarheit und Ausdruckskraft zu eigen ist.« Marguerite Donlon lenkt den Blick von dieser Schattenwelt wieder auf ihre drei Protagonisten, die jetzt jeweils aber von einem eigenen Schatten begleitet sind. Aufgerieben vom ständigen Kampf gegen die Welt, vor allem aber gegen sich selbst und die eigene depressive Erkrankung, sehnen sich die drei nach einem Frieden, den sie bisher nicht erfahren durften und den sie hoffen, mit der Entscheidung zum Freitod zu finden. Sowohl für diesen letzten wie auch den ersten Teil hat Sam Auinger die Musik kreiert. Den Beginn hat der Komponist entsprechend der choreografischen Intention Marguerite Donlons gestaltet und jedem der drei Charaktere eine individuelle Tonsprache zugeordnet, die durch biografische Bezüge gekennzeichnet ist, wie z.B. Gitarrenmusik für Kurt Cobain und Londoner Straßengeräusche für Sarah Kane. Als Abschluss des Stücks entwickelt Auinger eine Komposition, in der er eigene Klänge von beunruhigend irritierendem Charakter mit einem Werk von Claude Debussy verbindet. Aus dessen zartem Klavierwerk »Claire de lune« löst Auinger einzelne Fragmente und lässt diese live von einem Pianisten spielen. Die musikalische Essenz Debussys in Kombination mit Auingers atmosphärischen Klängen lotet das Spannungsfeld aus, in dem sich Donlons Protagonisten bewegen.

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marguerite donlons »shadow«

schattenwelten


porträt

Die britische Autorin Sarah Kane ist eine der herausragenden Dramatikerinnen des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Mit nur fünf Stücken, geschrieben zwischen 1995 und 1999, prägte sie die Entwicklung der Gegenwartsdramatik in eindrücklicher Weise. Geboren 1971 als Tochter eines Journalisten und einer Lehrerin, wuchs Sarah Kane im ländlichen Essex auf. Sie studierte Theaterwissenschaft in Bristol und Birmingham, zunächst um Schauspielerin zu werden, dann Regisseurin, bevor sie sich entschloss, als Autorin eigene Stücke zu verfassen. Die Uraufführung ihres Erstlings »Zerbombt« geriet 1995 zum Skandal, ihre minutiöse Schilderung von Brutalitäten extremster Art wurde ihr als Sensationsmache vorgeworfen. Kane verwies in diesem Zusam29

»Die Wahrheit ist, dass ich immer nur geschrieben habe, um der Hölle zu entkommen. Und es hat nie funktioniert. Aber andererseits, wenn man dasitzt und etwas betrachtet und denkt: das ist der perfekte Ausdruck der Hölle, die ich gefühlt habe – dann war es das vielleicht wert.« Sarah Kane menhang immer wieder darauf, dass ihr zentrales Thema die Liebe sei und es sich bei den gewaltsamen Szenen nur um künstlerische Übersetzungen einer Wirklichkeit handelte, die um vieles schlimmer war, wie z.B. die Massaker in den Konf likten im ehemaligen Jugoslawien, von denen »Zerbombt« inspiriert war. Auch in ihren nächsten Stücken »Phädras Liebe« (1996), »Gesäubert« (1997) und »Gier« (1998) verstörte Kane wieder mit Beschreibungen von Grausamkeiten und äußerst drastischer Sprache, zunehmend jedoch abstrahiert sie die Struktur ihrer Stücke, die immer mehr den Charakter innerer Monologe bekommen. Hierbei ist besonders ihr letztes Werk »Psychosis 4.48« zu erwähnen, in dem sie eine psychische Erkrankung und Selbstmord thematisiert. Kane, die selbst unter depressiven Schüben litt, erhängte sich 1999 in einer Klinik, in die sie zur Behandlung eingewiesen war.

sarah kane

lorène lagrenade, katherine lake

marioenrico d’angelo

Sarah Kane


porträt

Virginia Woolf Die Schriftstellerin Virginia Woolf gilt als eine der größten Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr zentrales Thema war die Chancengleichheit für Frauen, ein Thema, das sie in ihren Romanen und Texten immer wieder in verschiedenen Aspekten beleuchtete. Sie gilt daher als eine wesentliche Inspiration für die Frauenbewegung. Geboren 1882 in London, wuchs Virginia Woolf im großbürgerlichen Milieu des viktorianischen Englands auf. Beide Eltern waren schriftstellerisch tätig, trotzdem war ihr Vater der Meinung, das Frauen nicht Teilhabe am öffentlichen Bildungssystem haben sollten. Ungeachtet dieser von ihr als ungerecht empfundenen Einschränkung eignete sich Virginia Woolf eine umfassende Bildung an und entwickelte früh Interesse fürs Schreiben. Mit ihren Geschwistern und Freunden bildete sie die

virginia woolf

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»Verschließt Eure Bibliotheken, wenn ihr wollt, aber es gibt keine Tür, kein Schloss, keinen Riegel, mit dem ihr die Freiheit meines Geistes wegschließen könnt.« Virginia Woolf anti-bürgerliche »Bloomsbury-Group«, einen Zusammenschluss künstlerisch orientierter junger Menschen, die einen Lebensstil jenseits des Konventionellen suchten. 1912 heiratete sie Leonard Woolf, einen erklärten Sozialisten, mit dem sie 1917 zusammen den Verlag Hogarth Press gründete. Die Ehe der beiden galt als glücklich, wurde aber offen geführt – so hatte Virginia Woolf z.B. auch eine Affäre mit der Schriftstellerin Vita Sackville-West. 1915 veröffentlichte Virginia Woolf ihren ersten Roman »Die Fahrt hinaus«. Es folgten »Mrs Dalloway«, »Zum Leuchtturm«, »Die Wellen«, »Orlando« und der Essay »Ein eigenes Zimmer«, in dem sie die Forderung aufstellt, dass eine Frau Geld brauche und ein Zimmer für sich selbst, wenn sie schriftstellerisch arbeiten wollte. Im März 1941 beging Virginia Woolf, die ihr Leben lang unter depressi»Es ist das Schreiben, das ven Störungen gelitten hatte, Selbstmord, auch mir das richtige Maß gibt.« unter dem Eindruck einer möglichen deutschen Virginia Woolf Invasion Großbritanniens, die sie und ihr jüdischer Ehemann fürchteten.

Kurt Cobain Der amerikanische Musiker Kurt Cobain war mit seiner Band Nirvana in den 90er Jahren einer der zentralen Impulsgeber der alternativen Rockmusik und gilt als Wegbereiter des Grunge, einer durch den Punk inspirierten Variante des Rocks. Nach seinem Selbstmord im Alter von 27 Jahren avancierte er zu einer der unsterblichen Ikonen der Musikszene. 1967 in Aberdeen/Washington geboren, durchlebte Cobain eine problematische Kindheit, geprägt von der Scheidung der Eltern. Zuf lucht vor seinen Lebensumständen wurde für Cobain mehr und mehr die Musik, nachdem er im Alter von 14 Jahren mit dem Gitarrespielen begonnen hatte. Zusammen mit Krist Novoselić gründete er 1987 Nirvana, für die Cobain die meisten Titel schrieb. Die Band erreichte schnell Kultstatus. Nach dem ersten Album »Bleach« veröffentlichten sie 1991 »Nevermind« mit dem Song »Smells like Teen Spirit« und katapultierten sich damit in den Mittelpunkt des Interesses der Musikwelt. Nirvana war Teil der internationalen Popkultur geworden – eine Position, mit der sich Cobain nie wirklich wohlfühlte. Die folgenden Jahre waren durch zahlreiche Tourneen und einen zunehmend intensiven Drogenkonsum Cobains geprägt, der seine Sucht teilweise den unerträglichen Magenschmerzen zuschrieb, unter denen er jahrelang litt. 1993 er»Ich wollte niemals schien Nirvanas letztes Album »In Utero«. Im singen, aber ich hatte folgenden Jahr nahm Cobain während einer Euwenigstens die Intuition, ropa-Tournee eine Überdosis Drogen, die zu eimeine eigenen Lieder zu nem 20-stündigen Koma führte, und durchlief schreiben.« danach eine Reihe von Entziehungsmaßnah Kurt Cobain men. Am 8. April wurde er in seinem Haus in Seattle tot aufgefunden. Cobain hatte sich durch einen Kopfschuss selbst getötet. Neben seiner Tätigkeit als Sänger, Gitarrist und Songschreiber für Nirvana arbeitete Cobain auch mit anderen Künstlern wie dem Schriftsteller William S. Burroughs zusammen. Er engagierte sich für die Rechte von Minderheiten und schrieb jahrelang in sogenannten »Journals« Texte, in denen er sich intensiv mit seinen Ansichten zur Weltlage und Gesellschaft auseinandersetzte.

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kurt cobain

porträt


Marguerite Donlon

marguerite donlon

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Die Choreografin Marguerite Donlon zählt zu den renommiertesten Vertreterinnen der internationalen Tanzszene. Als Tänzerin, Choreografin und Ballettdirektorin entwickelte sie ein unverwechselbares Profil, das sowohl durch hohes künstlerisches Niveau wie durch innovative Vielseitigkeit geprägt ist. Die gebürtige Irin war nach ihrer tänzerischen Ausbildung am English National Ballet und an der Deutschen Oper Berlin engagiert. 1992 debütierte sie als Choreografin an der Komischen Oper in Berlin. Nach weiteren Produktionen u.a. für die Deutsche Oper Berlin wurde sie 2001 zur Ballettdirektorin und Chefchoreografin des Saarländischen Staatstheaters berufen. Sie hat die Ballettcompagnie, die auch als »Donlon Dance Company« firmierte, zu einem profilierten Ensemble geformt, das auf vielen Gastspielreisen in Europa, Asien und Amerika große Erfolge feierte. Mit zahlreichen Uraufführungen und ihren Neuinterpretationen von Ballettklassikern schuf Donlon für ihr Ensemble ein vielfältiges Repertoire mit Produktionen wie »Casa Azul – Inspired by Frida Kahlo«, »Schwanensee – aufgetaucht«, »Blue« und »LIEBE in schwarz-weiß«. Für ihre Choreografie »Giselle: Reloaded« wurde die Irin im Frühjahr 2007 für den Prix Benois de la Danse nominiert. Im September 2007 erhielt sie für »Romeo

und Julia« eine Nominierung für den Deutschen Theaterpreis Der Faust. Mit ihren äußerst erfolgreichen Initiativen zu Jugendprojekten, Umweltaktionen und der Einbindung von gehörlosen Zuschauern hat Marguerite Donlon das Ballett weit über die Grenzen des Theaters hinaus bekannt gemacht und die Türen für neue Zuschauergruppen geöffnet.

sarah philomena schmidt, hsin-i huang, marguerite donlon, lorène lagrenade

Sie ist Initiatorin und Künstlerische Leiterin des Internationalen Tanzfestivals »n.o.w. dance saar« und hat als Gastchoreografin u.a. für das Ballett der Wiener Staatsoper, das Nederlands Dans Theater II, das Stuttgarter Ballett, die Hubbard Street Dance Company Chicago und die Rambert Dance Company in London Stücke kreiert. Im Mai 2012 wurde sie als Mitglied des Präsidiums der Bundesdeutschen Ballett- und Tanztheaterdirektoren Konferenz (BBTK) wiedergewählt. Der stellvertretende Premierminister Irlands ernannte sie im Frühjahr 2012 zum Mitglied des Global Irish Networks. Nach dem Ende ihrer Amtszeit als Ballettdirektorin im Sommer 2013 kreiert Marguerite Donlon – nach »Wings« – mit »Shadow« ihr zweites Stück als Gastchoreografin am Saarländischen Staatstheater. Dieses Stück bildet den Abschluss ihrer langjährigen Tätigkeit in Saarbrücken.

marguerite donlon

francesco vecchione, marguerite donlon

biografie


musik für den tanz

musik für den tanz

Sam Auinger und Claas Willeke – Musik für den Tanz

Claas Willeke galt als höchst renommierter Musiker, Komponist und Pädagoge. Seine musikalische Ausbildung absolvierte er in Berlin an der Hochschule der Künste. Von 2007 bis zu seinem Unfalltod im Oktober 2013 war er Professor für Jazztheorie, Komposition/Improvisation und elektronische Musik an der Hochschule für Musik Saar. Als einer der Köpfe von »Die Redner« war er als Komponist für zeitgenössische, improvisierte und elektronische Musik und für zeitgenössischen Tanz, Theater und Film tätig. Er spielte als Saxophonist/Klarinettist und elektronischer Musiker in vielfältiger improvisatorischer und in zeitgenössisch komponierter Musik, u.a. mit Georg Ruby, Alexander von Schlippenbach, Aki Takases, Jerry Granelli.

Mehr als zehn Jahre wirkte er maßgeblich an der Arbeit der Donlon Dance Company des Saarländischen Staatstheaters mit und war in musikalischen, ästhetischen und konzeptionellen Belangen ein wichtiger Partner Marguerite Donlons. Mit seinen strukturell und avantgardistisch ausgerichteten Kompositionen prägte er Stücke wie »Carmen – privat«, »Giselle: Reloaded«, »Schwanensee – aufgetaucht«, »LIEBE in schwarz-weiß«, »Wings« und »Schatten«. In ihrem sachlich-klaren Duktus bildete seine Musik einen Kontrapunkt und eine Ergänzung zu den intensiv emotionalen Momenten der Ballette und den Werken anderer Komponisten. Geschickt montierte er Brüche in die musikalische Ästhetik und gab dem Tanz so Raum für eine analytische und ref lektierende Ebene. Häufig in Zusammenarbeit mit Sam Auinger schuf er musikalische Grundlagen für den Tanz, die durch sein tiefes Verständnis für dessen Erfordernisse ideale Vorlagen für die choreografische Arbeit bildeten.

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claas willeke

sam auinger

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Sam Auinger gehört als Sonic Thinker, Komponist und Sound Artist zu den führenden Protagonisten dieses Genres. Seit den frühen 80ern beschäftigt er sich intensiv mit Fragen der Komposition, der Computermusik, des Sounddesigns und der Psychoakustik. Er erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, u. a. den Kulturpreis der Stadt Linz 2002 und den SKE Publicity Preis 2007. 2010 wurde er erster Stadtklangkünstler in Bonn und 2011 Featured Artist bei der Ars Electronica in Linz. Er arbeitet mit Stadtplanern und Architekten zusammen, hält Vorträge und ist oft Teilnehmer bei internationalen Symposien. Bis 2012 war er Professor an der UdK Berlin und leitete den Fachbereich Experimentelle Klanggestaltung im Masterstudiengang Sound Studies. Für Marguerite Donlon war er, häufig in Zusammenarbeit mit Claas Willeke, vielfach als Komponist tätig, so u.a. für »Schwanensee – aufgetaucht«, »Giselle: Reloaded«, »LIEBE in schwarz-weiß« und zuletzt für »Wings«. Hier gestaltete seine Real Time Composition entscheidende Momente der Choreografie, indem sie live die Geräusche der naheliegenden Stadtautobahn in eine harmonischen Klangstruktur transformierte und so eine atmosphärisch ideale Grundlage für den Tanz schuf.


verborgenes freilegen

laura theiss

Schnitte bis auf die Haut Laura Theiss im Gespräch

hat Sarah Kane immer wieder gesagt, dass das Schneiden, die konsequente Entfernung des Überf lüssigen, das Entscheidende ihrer Arbeit sei und zum anderen kommt man mit diesen Schnitten dem Körper näher, legt Verborgenes frei, so wie sie es mit ihren Stücken auch getan hat. Das Schneiden bis man auf den wirklichen Menschen, die Haut stößt, auch auf die Gefahr von Verletzungen hin, das ist der Ausgangspunkt gewesen. Natürlich hätte ich auch ein paar T-Shirts nehmen können und einfach reinschneiden können. Aber das ist zu einfach gedacht. Ich wollte, dass die Kostüme mit der gleichen Sorgfalt hergestellt werden, mit der Kane ihre Stücke schrieb. Und deshalb sind diese Kostüme aus Stoffstreifen, die erst auseinandergeschnitten und dann in Bahnen wieder zusammengenäht wurden. Jedes Kostüm ist dabei ganz individuell.

laura theiss mit eleonora pennachini und takayuki shiraishi

Kennzeichnend für die Kostüme ist die aufwendige Schnitttechnik, die den Blick auf immer neue Schichten freigibt. Ja, ich wollte dass die Kostüme die Vielschichtigkeit des Werks von Sarah Kane widerspiegeln. Die Schnitte symbolisieren zwei Bezüge: Zum einen

Die Stoffe haben Sie teils aus London mitgebracht, Ihrem zweiten Wohnort. Ja, ich bin dort in Gegenden einkaufen gewesen, in denen auch Sarah Kane gelebt hat. Das ist ursprünglich wegen der größeren Auswahl zu deutlich günstigeren Preisen gewesen, gibt den Kostümen aber jetzt auch eine gewisse Authentizität.

Laura Theiss zählt als Designerin zu den aufstrebenden Vertreterinnen der internationalen Modeszene. Mit aufsehenerregenden Kreationen ist es ihr gelungen, eine individuelle Formsprache zu entwickeln, deren Unverwechselbarkeit große Resonanz findet. Sie kombiniert traditionelle Strick- und Handarbeit mit modernen Stoffen; ihre ungewöhnlichen Techniken verleihen den Kleidungsstücken dabei häufig einen futuristischen Touch. In der Kombination verschiedener Materialen und Farben entfalten sie ein Höchstmaß an Individualität und optischem Reiz. Nach einem Studium in BWL studierte Laura Theiss an der berühmten Central Saint Martins Universität für Modedesign in London. Mehrfach präsentierte die gebürtige Litauerin ihre Kollektionen auf den Londoner und Pariser Modewochen. Führende Modemagazine haben ihre Arbeit vorgestellt, regelmäßig wird sie zu internationalen Ausstellungen eingeladen. Kürzlich ernannte sie das New Yorker Online-Modemagazin »Papermag« zu einer der zehn führenden Knitwear-Designerinnen der Welt.

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laura theiss

laura theiss im gespräch

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Laura Theiss, nach »Wings«, für das der Gedanke des Leichten, Bef lügelnden zentral war, gestalten Sie mit »Shadow« zum zweiten Mal das Kostümbild für Marguerite Donlon. Was ist hier der Ausgangspunkt? Zunächst war es eine ganz andere Grundsituation, weil ein Teil der Choreografie schon existent war. Ich kannte also die Ästhetik von »Schatten« und wusste, dass das Stück mit Sarah Kane zu tun hatte, anders als »Wings« also einen konkreten biografischen Bezug hatte. Ich habe mich ganz in dieses Thema vertieft und alles gelesen und angesehen, was ich bekommen konnte. Schnell hat sich herausgestellt, dass es eine Beziehung zum London der 90er Jahre geben würde, also der Zeit, in der Sarah Kane dort gelebt hat. Die Schnitte, die eher dunklen Farben, die Sicherheitsnadeln, aber auch die Jeans, das ist alles von dieser Zeit inspiriert. Für die zweite Ebene des Stücks mit den Figuren von Sarah Kane, Kurt Cobain und Virginia Woolf habe ich dann eine ganz andere Umsetzung gewählt. Sie tragen Kleidung im Stil ihrer Zeit, aber die Farben sind so weit verblichen, dass sie fast weiß sind. Ich wollte sie damit außerhalb jeder normalen Realität stellen, denn schließlich ist das Zusammentreffen der drei höchst imaginär. Und sie bilden auf diese Art und Weise eine perfekte Projektionsfläche für ihre Schriften.


youn hui jeon, katherine lake

biografien

Thomas Peuschel (Musikalische Leitung »Anastasia«) studierte Klavier, Dirigieren und Musiktheorie an den Musikhochschulen von Nürnberg und Würzburg. Sein erstes Engagement als Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung führte ihn zum Theater Regensburg. 2008-2010 war er am Staatstheater Darmstadt engagiert, daneben leitete er Konzerte der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Seit 2010 ist er 2. Kapellmeister am SST. Inzwischen leitete er so unterschiedliche Produktionen wie »The Yellow Shark«, »La Cenerentola«, »Das Buch der Unruhe«, »Die Eroberung von Mexico«, »The Turn of the Screw«, »Die Dreigroschenoper« und »Die Fledermaus«. 2013 gab er am Theater Basel sein Debüt mit Prokofjews »Cinderella«, ein Stück, das er für das Ballett des SST dirigiert hatte. Bob Crowley (Bühne und Kostüme »Anastasia«) ist ein international gefragter Bühnenund Kostümbildner. Der gebürtige Ire arbeitet in den Sparten Oper, Tanz, Schauspiel und Musical u.a. für das English National Theatre, die Royal Shakespeare Company und das Royal Opera House. Er stattete mehrere Broadway-Produktionen aus und wurde dafür sechsmal mit dem renommierten Theaterpreis Tony ausgezeichnet. Neben weiteren Preisen ist er Träger des Laurence Olivier Awards. Er entwarf die Ausstattung für Musical-Produktionen von Phil Collins und Andrew Lloyd Webber.

Michael Brown (Kostümberatung »Anastasia«) begann seine Karriere als Tänzer, Schauspieler und Eisläufer. Seit 1964 arbeitet er für das Royal Ballet in London, dem er in den unterschiedlichsten Funktionen jahrzehntelang treu geblieben ist. Als Produktionsassistent, Gewandmeister und Kostümdirektor betreute er bis 1999 die Kostümherstellung für klassische und moderne Ballette. Anschließend begann er seine Tätigkeit als freier Kostümberater und übernahm weitreichende Aufgaben im organisatorischen Bereich für die English National Ballet School. Mit seinem reichen Erfahrungsschatz ist Michael Brown heute ein international gefragter Fachmann für die Kostümherstellung von Produktionen aus dem Repertoire des Royal Ballet. John B. Read (Licht »Anastasia«) war von 1992 bis 2005 Light Designer für die Royal Opera, das Royal Ballet und das Birmingham Royal Ballet. Er war maßgeblich daran beteiligt, Light Design als integralen Bestandteil von Tanzaufführungen zu etablieren. Er arbeitete mit Choreografen wie Sir Frederick Ashton, Sir Kenneth MacMillan, Anthony Tudor, Jerome Robbins, Christopher Bruce und Wayne Eagling. Seine Tätigkeit führt ihn zu Tanzcompagnien in Europa, Nordamerika, Australien und Ostasien. Auch für Oper und Schauspiel ist er regelmäßig tätig.

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biografien

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Christian Held (Bühnenbild »Shadow«) studierte aufbauend auf einer Tischlerlehre an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) sowie an der Accademia di belle arti in Mailand Bühnen- und Kostümbild. 2005 stattete er in Dresden das Schauspiel »Onegin« aus; als Meisterschüler von Johannes Leiacker führten ihn Assistenzen nach Bern, Kopenhagen und Wien. 2008-2011 war er am SST Ausstattungsassistent und hat hier zahlreiche eigene Produktionen realisiert, u. a. die Kinderoper »Der unglaubliche Spotz« von Mike Svoboda. Er entwarf die Kostüme für »La Cenerentola« und die Ausstattung von »20.000 Meilen unter den Meeren«; ferner war er Ausstatter der Künstlergruppe »Die Redner« für die Produktion »Elysée63« sowie Bühnenbildner für die Operettengala »Lieber reich, aber glücklich« und »Petite Messe solenelle«. Seit 2013 ist Christian Held Produktionsleiter am SST. Fred Pommerehn (Licht »Shadow«) studierte von 19821986 an der North Carolina School of the Arts und graduierte als Stipendiat mit Auszeichnung zum Bachelor of Fine Arts. 1987 zog er nach Berlin. Seit 1990 arbeitet er als freiberuflicher Künstler für Performance und zeitgenössisches Musiktheater. Neben der Theaterarbeit hat er als Installationskünstler seine eigenen Arbeiten entwickelt: ortsspezifische Installationen, in vielen Fällen komponiert aus »gefundenen« Materialien und Licht.

Darüber hinaus hat er zusammen mit zahlreichen Künstlern aus allen Teilen Europas Installations-Performance-Events realisiert. Mit Marguerite Donlon arbeitete er u. a. bei »Romeo und Julia«, »Der Nussknacker«, »43.1«, »Footprints«, »Geheimnis der Unsterblichkeit«, »Blue«, »LIEBE in schwarz-weiß« und »Wings« zusammen. Dorothee de Coster (Video »Shadow«), gebürtig aus München, studiert seit 2008 an der HBKsaar, zunächst Kommunikationsdesign und seit 2011 Media Art & Design mit dem Schwerpunkt Bewegtbild/Animation/Raumprojektionen. Von Januar bis Juni 2013 absolvierte sie ein Design-Praktikum bei den Second Story Interactive Studios in Portland, USA. Zur Zeit arbeitet Dorothee de Coster an ihrem Abschlussdiplom. Für Marguerite Donlon war sie bereits an der Gestaltung des Videos für die Produktion »Wings« mitbeteiligt. Aileen Dietrich (Video »Shadow«) wurde in Freiburg geboren und studiert seit 2011 in Saarbrücken an der HBKsaar Kommunikationsdesign. Zur Zeit beschäftigt sie sich mit Visual Effects und Printmedien. Michael Christensen (Klavier »Shadow«) studierte an der Hochschule für Musik des Saarlandes Klarinette und Klavier. 2010 schloss er mit einem Solistendiplom ab. Des Weiteren absolvierte er den Aufbaustudiengang Jazz und be-

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biografien

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suchte Meisterkurse internationaler Musikkoryphäen. Er erhielt zahlreiche Förderpreise und gewann renommierteWettbewerbe auch gemeinsam mit seiner Frau Chi-Hsien Kuan, mit der er ein Klavierduo bildet. Gemeinsam arbeiteten sie für »Krieg und Frieden« mit Marguerite Donlon und dem Ballett des SST zusammen. Seit 2011 hat Michael Christensen einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik Saar und arbeitet seit 2012 auch als Assistent von Prof. Kristin Merscher. Claudio Schellino (Choreografische Assistenz) tanzte nach seiner Ausbildung am Teatro Nuovo in Turin sowohl dort als auch bei Danza Prospettiva von Vittorio Biagi als Solist. 1994 folgte eine Ballettmeisterausbildung am Teatro alla Scala in Mailand. An der Universität Bologna DAMS studierte er Organisation und Wirtschaft am Opernhaus. Als Ballettmeister arbeitete er an den Staatstheatern in Braunschweig und Karlsruhe. Seit 2004/05 ist er am SST als Erster Ballettmeister engagiert. Mit Beginn der Spielzeit 2013/14 übernahm Claudio Schellino mit Julia Hartnik die kommissarische Leitung des Balletts. Eri Iwasaki (Choreografische Assistenz) aus Tokio wurde am dortigen Ballet Hirofumi Inoue sowie am Instituto Superior de Arte Teatro Colón in Buenos Aires zur Tänzerin ausgebildet. Ihr erstes Engagement erhielt sie am Teatro Argentino de la Plata. 1982 kam sie ans

biografien

Staatstheater Wiesbaden, wo sie viele große Rollen des Repertoires tanzte. Es folgten Engagements an den Staatstheatern Braunschweig und Karlsruhe. Seit 2006 ist sie als Trainingsleiterin und Ballettmeisterin dem SST verbunden. Mirko Campigotto begann seine Ballettausbildung am Centro Danza Achillea in Rivarolo/Italien. Nach seinem Abschluss erhielt er ein Engagement beim Kaos Balletto di Firenze. 2009 setzte er seine Ausbildung an der Rotterdamse Dansacademie fort. Anschließend wurde er Ensemblemitglied von Introdans in Arnheim. Seit Beginn der Spielzeit 2013/14 ist er beim Ballett des Saarländischen Staatstheaters engagiert. Marioenrico D’Angelo aus Avezzano/Italien absolvierte seine Ausbildung in klassischem sowie zeitgenössischem Tanz. Mit 16 Jahren gewann er den ersten Preis beim internationalen »Danzasì«Wettbewerb und erhielt ein Stipendium, das ihn zur Fortsetzung seiner Studien nach Rom führte. Anschließend war er im Ensemble des Spellbound Contemporary Ballet engagiert. Mit Beginn der Spielzeit 2013/14 gehört Marioenrico D’Angelo zum Ballettensemble des SST. Lionel Droguet studierte am Conservatoire National de Musique et de danse in Lyon und tanzte in der angegliederten Junior-Compagnie. Erste Engagements führten ihn zum Ballett der Deut-

schen Oper am Rhein und den Ballets Trockadero de Monte Carlo. Anschließend tanzte er am Landestheater Linz und kam 2008 zum Ballett des SST, wo er bis 2011 tätig war. Er absolvierte eine Ausbildung zum Tanzpädagogen und gastiert neben dieser Tätigkeit als Tänzer bei verschiedenen Compagnien. Laura Halm studierte Tanz u.a. an der Juilliard School in New York City, wo sie 2002 den Bachelor of Fine Arts im Fachbereich Tanz erwarb. Im Anschluss gastierte sie als Erste Solistin beim Ballet Moderno y Folklorico de Guatemala. Ihr erstes Engagement führte sie 2004 nach Chicago zu Hubbard Street 2. Anschließend war sie fünf Jahre Mitglied von Hubbard Street Dance Chicago. Seit der Spielzeit 2012/13 gehört Laura Halm zum Ensemble des Balletts des Saarländischen Staatstheaters. Besim Hoti wurde in Duisburg geboren und ist in den Niederlanden aufgewachsen. Seine Ausbildung erhielt er an der Rotterdamse Dansacademie (CODARTS). Anschließend tanzte er beim renommierten Scapino Ballet Rotterdam. Seit der Spielzeit 2013/2014 ist Besim Hoti Ensemblemitglied im Ballett des SST. Er tanzte in Marguerite Donlons »Christus am Ölberg« für die Musikfestspiele Saar 2013. Hsin-I Huang absolvierte ihre Ballettausbildung an der Taipei National University of The Arts und tanzte beim Na-

tional Chiang Kai-Shek Cultural Theater und Shangchi Move Theater in Taipei. Nach Engagements beim Pneuma Dance Theater in Italien, dem Staatstheater Darmstadt, der Staatsoper Hannover und dem Staatstheater am Gärtnerplatz in München gastierte sie im Juni 2013 in Marguerite Donlons »Christus am Ölberg«. Seit der Spielzeit 2013/2014 ist sie beim Ballett des SST engagiert. Youn Hui Jeon stammt aus Korea. Sie begann ihre Ausbildung in Seoul und setzte sie an der Tisch School of the Arts der New York University fort. Marguerite Donlon engagierte sie an das Ballett des Saarländischen Staatstheaters, wo sie seit der Spielzeit 2003/04 tanzt. Im Jahr 2007 wurde sie mit dem Preis des Sponsorclubs des SST ausgezeichnet. Ramon A. John wurde in Fulda geboren und begann 2007 seine Tanzausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Zum Beginn der Spielzeit 2010/11 engagierte ihn Marguerite Donlon an das Ballett des Saarländischen Staatstheaters. Masayoshi Katori erhielt seine Ausbildung an der Reiko Otsuka Ballettschule, Tokio. Beim Japan Grand Prix wurde er mit dem 3. Preis ausgezeichnet und setzte seine Studien ab 2006 in den USA fort. Noch vor seinem Studienabschluss an der Rudra-Béjart-Schule in Lausanne war er 2008 Finalist beim Youth America

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biografien

Grand Prix in New York. Seit der Spielzeit 2010/2011 gehört er zum Ballett des SST. Kim Tassia Kreipe begann ihre Ballettausbildung in ihrer Heimatstadt Hamburg. Nach Stationen in Essen und Stuttgart setzte sie ihre Studien an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt fort. Mit Beginn der Spielzeit 2013/14 gehört Kim Tassia Kreipe im Rahmen der Tanzakademie zum Ballett des SST. Lorène Lagrenade studierte Tanz am Conservatoire de Musique et de Danse in ihrer Geburtsstadt La Rochelle. Erste Berufserfahrung sammelte sie beim CIP du Ballet de Lorraine in Nancy und beim Junior Ballet d‘Aquitaine. Außerdem nahm sie an dem europäischen Ausbildungsprogramm D.A.N.C.E teil. Seit 2009 ist sie am SST engagiert. Katherine Lake wurde in den USA geboren und absolvierte ihre Ausbildung u.a. an der renommierten Joffrey Ballet School in New York sowie an der Miami City Ballet School, bevor sie das Alonzo King’s LINES Ballet BFA-Studium an der Dominican University of California in San Francisco aufnahm, das sie 2012 abschloss. Marguerite Donlon holte Katherine Lake 2012/13 in ihr Ensemble. Richard Oberscheven begann die Tanzausbildung in seiner Heimatstadt Bad Godesberg. Zur Zeit studiert er Zeitgenös-

sischen und Klassischen Tanz an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Mit Beginn der Spielzeit 2013/14 hospitiert er im Rahmen der Tanzakademie beim Ballett des SST. Eleonora Pennacchini schloss ihre Studien an der Accademia Nazionale di Danza in ihrer Heimatstadt Rom und an der Trinity Laban Hochschule für Musik und Tanz in London mit Auszeichnung ab. Nach weiteren Studien an der Northern School of Contemporary Dance in Leeds gehört sie seit der Spielzeit 2012/2013 im Rahmen der Tanzakademie zum Ensemble des Balletts des SST. Sarah Philomena Schmidt wurde in Bad Urach geboren und absolvierte ihre Ausbildung in klassischem und zeitgenössischem Tanz an der Hochschule für Musik und Kunst Mannheim sowie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Seit der Spielzeit 2011/2012 tanzt sie im Ballett des SST. Pascal Séraline wurde auf Martinique geboren. Dort und am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse in Lyon erhielt er seine Ausbildung. Über Engagements bei der Compagnie Chopinot, der Opéra National de Paris und der Opéra National de Lyon kam er nach Deutschland, an die Städtischen Bühnen Münster und zur Tanzcompagnie MS Schrittmacher. Seit 2005 ist er Mitglied des Ballettensembles am SST.

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of Dance. Ihr erstes Engagement führte sie 2007 zum Ballet Junior de Genève. Seit Mai 2010 ist sie Ensemblemitglied im Ballett des SST. Randolph Ward wurde in Miami geboren und erhielt seine Ausbildung beim Miami City Ballet sowie beim San Francisco Ballet. Es folgten Engagements beim BalletMet Columbus, beim North Carolina Dance Theater und beim Dominic Walsh Dance Theater. Zu Beginn der Spielzeit 2011/2012 holte ihn Marguerite Donlon als Mitglied des Ballettensembles an das Saarländische Staatstheater. Xianghui Zeng wurde in Shenyang (China) geboren. Er begann seine Tanzausbildung in seiner Heimatstadt und wechselte 2003 an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt, wo er 2006 seinen Abschluss machte. Dort tanzte er auch bereits in Choreografien von Marguerite Donlon, die ihn im gleichen Jahr für das Ballett des SST engagierte. Lucyna Zwolinska studierte an der Ballettschule Bytom und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Sie gastierte bei der Forsythe Company, und wurde anschließend an das Ballett Augsburg engagiert. Seit der Spielzeit 2010/2011 gehört sie zum Ballettensemble des SST.

lucyna zwolinska, ramon a. john, katherine lake

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Lorena Sabena aus Argentinien absolvierte ihre Tanzausbildung am Instituto Superior de Arte del Teatro Colón in Buenos Aires. Es folgten Engagements u. a. am Teatro Colón, Ballet Argentino, Ballet Oficial de Córdoba. Anschließend ging sie an das Ballet de Monterey in Mexico und wechselte 2008/2009 an das SST. Takayuki Shiraishi wurde in Kumamoto (Japan) geboren und bei der Piccolo Ballet Company zum Tänzer ausgebildet. Danach tanzte er am New National Theatre in Tokio und ab 2004/05 in St. Pölten bei der abcdancecompany. Anschließend wechselte er nach Graz und 2006 nach Saarbrücken. Takayuki Shiraishi erhielt 2012 den SponsorclubPreis des Saarländischen Staatstheaters. Francesco Vecchione begann die Ballettausbildung bei Rosella Rossi in seiner Heimatstadt Neapel. Er erhielt ein Stipendium für die Académie de Danse Classique Princesse Grace in Monaco. Nach seinem Abschluss tanzte er beim Ballett Basel, dem Nederlands Dans Theater und der Compañía Nacional de Danza Madrid. Seit Beginn der Spielzeit 2012/2013 gehört Francesco Vecchione zum Ballettensemble des SST. Miki Wakabayashi aus Tokio absolvierte ihre Ausbildung in Japan und an der RudraBéjart-Schule in Lausanne sowie der Salzburg Experimental Academy

lucyna zwolinska, takayuki shiraishi, hsin-i huang

biografien


nachweise / impressum

Wir bedanken uns herzlich bei Curt A. Roesler von der Deutschen Oper Berlin für das historische Bild- und Textmaterial der Uraufführung von »Anastasia« musiknachweise Bohuslav Martinů, Boosey & Hawkes, London Sam Auinger und Claas Willeke: Galler Musikverlag Berlin filmnachweis Ausschnitte aus »Vom Zaren zu Stalin« Dokumentarfilm, BRD 1961, Regie: Raphael Nussbaum, Peter Rosinski fotonachweise Fotos der Bühnenprobe am 28. Januar: Stage Pictures GmbH, Bettina Stöß Probenfotos vom 21./22. Januar (S. 17, 18, 32, 33) : Iris Maurer Foto »Anastasia« Berlin 1967: Ilse Buhs, Theatermuseum München Porträt Marguerite Donlon: Helena Buckley 48

textnachweise Inhaltsangabe »Anastasia« aus dem Programmzettel der Deutschen Oper Berlin vom 25. Juni 1967. Zitat Sarah Kane: Interview mit Dan Rebellato, 3. November 1998. Department of Drama and Theatre: Royal Holloway University of London Zitat Virginia Woolf: A Writers Diary, Mariner Books 2003 Zitat Kurt Cobain: interview mit dem Rolling Stone, Januar 1994, www.rollingstone.com Die anderen Texte sind Originalbeiträge für dieses Heft unter Verwendung von Material von: kennethmacmillan.com sam.auinger.de lauratheiss.com

impressum spielzeit 2013/2014 – programm nr. 141 herausgeber Saarländisches Staatstheater GmbH – Dagmar Schlingmann, Generalintendantin / Dr. Matthias Almstedt, Kaufmännischer Direktor redaktion Anja von Witzler gestaltung milchhof:atelier, Berlin satz ACN Werbeagentur Saarbrücken druck Krüger Druck, Merzig


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