DanceLab Berlin Norbert Servos/Jorge Morro
H.K.- Quintett Ein TANZFONDS ERBE Projekt
In H.K. - Quintett erproben fünf Tänzer mit starker Persönlichkeit verschiedene Identitäten – in einer Zeit, in der scheinbar alles möglich ist. Wer bin ich? Woher komme ich? Wer will ich sein? Und beginnt nicht jede Form der Identität mit dem Mut zur Abweichung? Kann man heute noch mit dem eigenen Körper Zeichen setzen? Signale einer eigenen Identität? Ein Spiel mit Verwicklungen, Abstürzen und neuen Aufbrüchen. Ich, schrieb Arthur Rimbaud, ist ein Anderer. Spieltermine im Dock 11 Uraufführung 9. / 10. / 11. und 12. Juni 2016, jeweils 20 Uhr Rahmenprogramm – 9. Juni, 18 Uhr: Portrait Harald Kreutzberg, Film und Einführung – 10. Juni, nach der Vorstellung: Werkeinführung „H.K. - Quintett“ – 11. Juni, nach der Vorstellung: Diskussion „Ausdruckstanz heute“ – 12. Juni, nach der Vorstellung: Publikumsgespräch mit dem Team von „H.K. - Quintett“
Choreographie: Norbert Servos / Jorge Morro Bühne: Jan Freese Kostüme: Slavna Martinovic Musik: Max Richter u.a. Sound Design: Michael Kessler Licht: Asier Solana mit Javier Alemán, Martijn Joling, Lorena Justribó Manión, Jorge Morro und Silvia Ventura Gefördert von TANZFONDS ERBE – eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes und Der Regierende Bürgermeister von Berlin Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten Produktionsleitung: Inge Zysk Kommunikation: k3 berlin Fotos: Andreas Etter Grafik: Peter Junge Beratung bei der Recherche: Goethe Institut München, Deutsches Tanzfilminstitut Bremen, Albertus Magnus Universität zu Köln, Mime Centrum Berlin
Gefördert von TANZFONDS ERBE – eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes
Hommage an Harald Kreutzberg Ein Ausnahmekünstler, ein umjubelter Weltstar steht im Zentrum der Auseinandersetzung von DanceLab Berlin in der Spielezeit 2015/2016: Harald Kreutzberg (1902 – 1968), den die Zürcher Zeitung den ‚vergessenen König des Ausdruckstanzes‘ nannte. Er dient den Choreographen Norbert Servos / Jorge Morro als Inspirationsquelle für eine zeitgenössische Tanzarbeit und eine Auseinandersetzung mit der modernen deutschen Tanztradition. DanceLab Berlin zeigt seine Hommage an Harald Kreutzberg im Dock 11 in zwei Teilen. Den Auftakt bildete das Duo El Circulo Eterno im April mit Silvia Ventura und Jorge Morro. Im Juni folgt nun das Gruppenstück H.K. - Quintett Ein TANZFONDS ERBE Projekt.
Als historische Künstlerpersönlichkeit ist Harald Kreutzberg eine widersprüchliche Erscheinung: einerseits ein künstlerischer Revolutionär, andererseits ein Mitläufer des NS-Regimes, der sich nur seiner Kunst verpflichtet sah. Am Anfang steht der schnelle, auch internationale Erfolg, der auf seinem Talent und innovativem Elan beruht. Nicht nur die New York Times nennt ihn (1927) „den besten Tänzer seit Nijinsky“ und feiert in ihm die Wiedergeburt des männlichen Tänzers. Kreutzberg wird schnell ein Weltstar. Der vor allem für seine Solostücke berühmte Tänzer-Choreograph absolviert ausgedehnte Tourneen im In- und Ausland – und stößt
überall auf begeisterte Reaktionen. Immer wieder verzeichnet die Presse wahre „Jubelorkane um dies tänzerische Genie“, egal ob er in Europa, Russland oder Asien, in den USA, Kanada oder Südamerika auftritt. Allein bis 1958 absolviert er nicht weniger als 2.227 Gastauftritte in aller Welt. Harald Kreutzberg ist ein Allround-Talent. Der ursprünglich gelernte Modezeichner entwirft seine Kostüme und Masken selbst und entwickelt einen eigenen Stil. Er ist offen und experimentierfreudig, benutzt Sprache und erweitert das Repertoire der Ausdrucksmittel. Er erfindet die unterschiedlichsten Charaktere und beherrscht dabei eine gute Balance zwischen Ernst und Leichtigkeit. Sein umjubeltes Beispiel, sein freier und selbstverständlicher Umgang mit Männer- wie Frauenrollen ermutigt einige – wie etwa Josè Limón – erst, diesen noch als ‚unmännlich‘ geltenden Beruf zu ergreifen. Nur wenige Ausdruckstänzer üben einen solch weit-
reichenden Einfluss aus und erreichen Weltgeltung. In der Frauen-Domäne Ausdruckstanz rückt er den männlichen Tänzer intensiv in den Blick. Als die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernehmen, macht Kreutzberg – wie viele seiner Kollegen – einfach weiter. Er ist ein Weltstar – und wird zum willigen Aushängeschild der NS-Kulturpropaganda. Gleichzeitig ist er ein Homosexueller, der mit seiner Verkörperung von Frauenrollen schon in der Weimarer Zeit für heftige Diskussionen um das Bild des männlichen Tänzers sorgte. Doch die Nationalsozialisten lassen ihn gewähren.
Zur Arbeit Für die Gegenwart ergeben sich aus Kreutzbergs Werk interessante Kernfragen: Wie entwickelt sich Identität zwischen Uniformität und Individualität? Was bedeuten ‚maskulin‘ und ‚feminin‘ auf dem Hintergrund der Gender-Debatte? Nicht um die Rekonstruktion eines verloren gegangenen tänzerischen Erbes geht es dabei, sondern um das Aufspüren neuer Zugänge aus heutiger Lebenserfahrung. Das verlangt nach einer eigenen tänzerischen Sprache. So lassen sich einzelne Gesten aus Kreutzbergs Tänzen herauslösen und mit zeitgenössischem Schrittmaterial kombinieren: verschiedene Arten zu gehen; schnelle Vierteldrehungen. Mit einer starken emotionalen Musik verbunden, verwandelt sich die abstrakte Variation in einen neuen Inhalt. Bewegungsmuster entstehen, in denen die Vergangenheit aufscheint wie ein Schnappschuss. Flashbacks, Erinnerungsfetzen.
Um in H.K. - Quintett mit den Geschlechterrollen zu spielen, hat DanceLab Berlin gemeinsam mit der Kostümbildnerin Slavna Martinovic ein System entwickelt, bei dem Männer und Frauen ihre Kostüme untereinander tauschen können und zu ‚weiblichen‘ Männern oder ‚männlichen‘ Frauen werden. Selbst die komplette Identität lässt sich borgen oder stehlen, indem die Tänzer/innen sich das Gesicht eines Anderen überstreifen. Alles scheint möglich – anders als zu Kreutzbergs Zeiten. Kreutzberg entwarf in seinen Stücken Prototypen; DanceLab Berlin macht sich auf die Suche nach der Individualität. Nach wie vor beginnt sie mit dem Mut zur Abweichung. Diese kann auch unfreiwillig sein: ein seitlich verrutschter Mund, ein fremdes Auge – wie aufgemalt. Dagegen steht der Druck zur Konformität, der in H.K. - Quintett allmählich dem Bedürfnis nach dem Einmaligen, Charakteristischen weicht.
DanceLab Berlin ist ein deutsch-spanisches Kooperationsprojekt zweier international arbeitender Choreographen: Norbert Servos und Jorge Morro. Ursprünglich an der Berliner Akademie der Künste gegründet, hat DanceLab Berlin von Anfang die Produktion eigener Stücke mit der Präsentation anderer Choreographen und der Förderung junger Talente verbunden. Das Festival „a/skin‘“ zeigte mit unterschiedlichen Länderschwerpunkten eine Vielzahl internationaler Choreographen; in den „Short Cuts“ präsentierten junge Choreographen ihre ersten Arbeiten. Viele von ihnen starteten hier eine internationale Karriere. DanceLab Berlin widmet sich dem internationalen tänzerischen Austausch zwischen verschiedenen Ländern und hat seine Projekte u.a. in Kuba, Griechenland, Luxemburg, den Niederlanden und Spanien präsentiert. In diesem Sinn verstehen Norbert Servos und Jorge Morro ihre Arbeit als Plattform zum Ausrausch zwischen Choreographen und Tänzern ebenso wie zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen. Produktionen von Dancelab Berlin u.a.: „Solo for a Mad King – Cordelia“, „Elements of Mine“, Tanzfilm für ARTE/NDR; „Drink, Smoke – Made in Havana“, Koproduktion mit DanzAbierta Kuba; „Valbarena“, Gastchoreographie für Staatstheater Braunschweig; „in/Two Solos“, Doppelprogramm mit: “Not Coming Back“ und „Dressed to Kill“, Koproduktion mit Grand Theatre Groningen für Noorderzon Festival; „El Circulo Eterno“, Koproduktion mit Teatros del Canal, Madrid und Mime Centrum Berlin; „H.K. - Quintett“, Ein TANZFONDS ERBE Projekt von DanceLab Berlin. DanceLab Berlin: „Wir teilen eine gemeinsame künstlerische Vision und ein Verständnis für Qualität im Tanz, aus denen heraus wir eine klare, identifizierbare Bewegungssprache entwickeln. Abhängig vom jeweiligen Thema, arbeiten wir nicht allein mit Tänzern, sondern auch mit Schauspielern, Sängern, Musikern, Visual Artists u.a. Die Vielfalt künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten ist für uns eine zeitgemäße Form, je nach Thema in unterschiedlicher Kooperation unsere Inhalte zu formulieren. “. „Unsere Arbeiten nutzen die gesamte Spannbreite: Sie können sowohl dramatisch und emotional als auch rein tänzerisch orientiert und abstrakt sein. Immer gründen sie auf einem tiefen Interesse an dem, was uns als Menschen ausmacht. In jeder Produktion integrieren wir die Persönlichkeit und Individualität der Darsteller. Aufgrund unserer unterschiedlichen Erfahrungen in verschiedenen Ländern sind wir es gewohnt, die verschiedensten Mentalitäten und kulturellen Unterschiede in unsere Arbeit aufzunehmen. Die Orte, an denen unsere Stücke entstehen, ihr spezielles Flair und ihr Alltagsleben beeinflussen die Choreographie.“ Norbert Servos und Jorge Morro
Biographien Norbert Servos geboren in der Nähe von Köln, war Mitbegründer des Magazins „Ballett International“ und sieben Jahre Mitglied der Redaktion. Seit 1983 arbeitet er als freiberuflicher Choreograph und Autor und veröffentlichte zahlreiche Bücher über die Entwicklung des deutschen Tanztheaters. Er choreographierte mehr als 20 Stücke im In- und Ausland (u.a. in Kairo, Athen, Havanna), die zu zahlreichen internationalen Festivals eingeladen wurden. Gemeinsam mit Jorge Morro ist Norbert Servos Künstlerischer Leiter von DanceLab Berlin, für das er zahlreiche Stücke erarbeitet hat – u.a. den mehrfach preisgekrönten Tanzfilm „Elements of Mine“ für ARTE / NDR sowie die Tanztheaterproduktion „Drink, Smoke – Made In Havana“ (gemeinsam mit Jorge Morro), uraufgeführt am Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Zu seinen zuletzt erschienenen Büchern zählen Werkmonographien über Pina Bausch, Susanne Linke und Reinhild Hoffmann. Für das Staatstheater Braunschweig kuratierte er das internationale Tanzfestival „Tanzwelten“ und choreographierte gemeinsam mit Jorge Morro das Tanzstück „Valbarena“. 2014 kreierte er für Morro das Solo „Dressed To Kill“, das mit großem Erfolg in Berlin und beim Noorderzon Festival in Groningen gezeigt wurde. 2015/16 folgten – gemeinsam mit Jorge Morro – als Hommage an Harald Kreutzberg – „El Circulo Eterno“ sowie „H.K. - Quintett“, Ein TANZFONDS ERBE Projekt. Norbert Servos gilt als international anerkannter Spezialist für Tanztheater und publiziert weltweit.
Jorge Morro studierte am Real Conservatorio de Madrid Musik, Klavier, Schauspiel und Gesang und graduierte in Klassischem Ballett. Danach ging er nach London an die Central School of Ballet unter der Leitung von Christopher Gable, der ihn an sein Northern Ballet Theatre engagierte. Er wurde zum renommierten International Dance Course for Professional Choreographers and Composers unter Leitung von Robert Cohen eingeladen und wandte sich danach dem zeitgenössischen Tanz zu. Er arbeitet sowohl freischaffend als auch im festen Engagement als Tänzer, u.a. mit Choreographen wie Amanda Miller, Dominique Bagouet, Meryl Tankard, Marguerite Donlon, Didy Veldman, Sasha Waltz, Joachim Schlömer, Guy Weizman und Itzik Galili. 2004 erhielt er den MOPIX Award in Toronto für die beste Performance im Tanzfilm „Elements of Mine“. In Berlin arbeitete er u.a. mit Toladá Dance Company, MS Schrittmacher, Alex B., Be van Vark und als Solist mit dem Berlin Ballett / Komische Oper. Gemeinsam mit Norbert Servos ist Jorge Morro Künstlerischer Leiter von DanceLab Berlin. Er choreographierte u.a. „Where I‘ve Never Been“, „En Solo Diez Minutos“, „How It Happens“ sowie den Tanzfilm „I Think I‘ve Seen You Before“. Gemeinsam mit Servos kreierte er in Kuba „Drink, Smoke – Made In Havana“ sowie „Valbarena“ für das Staatstheater Braunschweig. 2014 schuf er für das Noorderzon Festival in Groningen das Solo „Not Coming Back“. 2015/16 folgten – gemeinsam mit Norbert Servos –als Hommage an Harald Kreutzberg – „El Circulo Eterno“ sowie „H.K. - Quintett“, Ein TANZFONDS ERBE Projekt.
Martijn Dirk Joling entdeckte seine Liebe zum Tanz zunächst durch Hip-Hop und entschied sich danach, eine Karriere im zeitgenössischen Tanz zu verfolgen. Der Niederländer studierte an der Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten und erhielt seinen BachelorAbschluss in der modernem Tanz. Martijn arbeitete als Tänzer u.a. bei Dance Company Nanine Linning/ Theater Heidelberg und war im vergangenen Jahr am Staatstheater Braunschweig engagiert, wo er in Choreographien von Jan Pusch, Roy Assaf, Zoran Markovic´ & Sandra Marín Garcia tanzte. Lorena Justribó Manión erhielt ihre Ausbildung in zeitgenössischem Tanz am Institut del Teatre in Barcelona, wo sie von Ramón Oller für seine Metros Dance Company engagiert wurde und in den Stücken “Bernarda de Alba”, “Madame Butterfly” und “Carmen” zu sehen war. 2010 kam sie zu Jan Pusch ans Staatstheater Braunschweig und tanzte in zahlreichen seiner Stücke sowie von Gastchoreographen wie Jo Strømgren, Yossi Berg & Oded Graf tanzte. In dieser Zeit kreierte sie ihr eigenes Stück “Coco” und entschied sich danach zu einer freischaffenden Laufbahn in Berlin. Sie arbeitete u.a. Mit Annabelle Bónnery, Cie Lanabel, und Quan Bui Gnoc, 3art3 Company. Derzeit steht sie bei Sasha Waltz & Guests in den Stücken “Romeo et Juliette”, “Matsukaze” und “Sacre” auf der Bühne.
Javier Alemán geboren in Tenerifa, erhielt seine Ausbildung bei P.A.R.T.S (Performing Art Research Training Studies) in Brüssel und studierte danach Choreographie am Nationalen Zentrum für Choreographie in Montpellier. Das Magazin „tanz“ nannte ihn 2003 in der Rubrik “New Dancer to Watch”. Als Tänzer arbeitete er u.a. mit Neuer Tanz in Düsseldorf und Two Fish Company in Berlin. Daneben schuf er seine eigenen Choreographien „Uno“ für Berlin, „Three Days Time“ für Montpellier,und „Irre“, in Kooperation mit Two Fish Company. 2006 ging er nach New York City, um Schauspiel an der renommierten New York Film Academy sowie in den Susan Batson Studios zu studieren. Silvia Ventura geboren in Padua begann ihr Tanzstudium am Centro Studi Danza Classica mit Mariolina Giaretta und Andrea Francescon, bevor sie ihre Ausbildung am Centre de Formation Professionelle et d’Etudes Superieures en Danse in Nizza fortsetzte. Seit 1993 lebt sie in Berlin, wo sie u.a. mit Alex B, Be Van Vark, Tanzfabrik, Rubato, Michael Honessau/Tanztheater Bas-Relief, Ernst Busch Schule/ Choreography Departement, Theater Thikwa, Constanza Macras/ Dorky Park, DanceLab Berlin/ Norbert Servos/Jorge Morro zusammenarbeitete. Eigene Choreographien entwickelte sie u.a. für die Berlin Biennale, das Festival in der Arena di Padova sowie die School of Performing Arts Die Etage in Berlin.
Impressum DanceLab Berlin Norbert Servos/Jorge Morro Friedrichstr. 127 10117 Berlin Tel. +49-(0)30-30882920 norbert-servos@t-online.de jorgemorro@hotmail.com Management Inge Zysk GroĂ&#x;beerenstr.56E 10965 Berlin Tel. +49-(0)30-46735947 inge.zysk@t-online.de