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Vorstellungen im Studio 1 des Kunstquartiers Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin • Anita Berber – Sie trägt die Nacktheit im Gesicht / Tanzperformance Uraufführung 18. Juni 2014 um 20 Uhr 20. und 21. Juni / 25. bis 28. Juni 2014 jeweils um 20 Uhr • Anita Berber – Rekonstruktionen / Lecture Performance Premiere 19. Juni 2014 um 20 Uhr 22. Juni 2014 um 18 Uhr, anschließend „Unheimliche Geschichten“ 29. Juni 2014 um 18 Uhr, anschließend „Anitas Erben – Diskussionsforum zur künstlerischen Radikalität heute” • Unheimliche Geschichten / Filmvorführung mit Live DJ-Set 22. Juni 2014 um 20Uhr • Anitas Erben – Diskussionsforum zur künstlerischen Radikalität heute 29. Juni 2014 um 20 Uhr • Anita Berber – Studie Deutschsprachige Erstveröffentlichung von Joe Jencíks Tanzschrift 19. Juni 2014 im Rahmen der Premiere der Lecture Performance

Tickets Tanzperformance: 15 € / erm. 10 € Lecture Performance: 12 € / erm. 8 € Filmvorführung mit Live DJ: 8 € Diskussion: Eintritt frei Kombiticket (für den 22.06.2014 / Lecture Performance und anschließend Film): 17 € / erm. 12 € • Anita-Card (1x Tanzperformance, 1x Lecture Performance, 1x Film): 30 € / erm. 21 € • • • • •

3 Im Vorverkauf unter 01805 700 733* oder unter www.reservix.de. Sowie bei allen VVK-Stellen (zzgl. 1,20 € Gebühr) / Vorbestellungen auch möglich unter 030-409 83 195 oder ticket@msschrittmacher.de *0,14 €/min aus dem dt. Festnetz; aus dem Mobilfunknetz höchstens 0,42 €/min (§66a TKG)

Eine Produktion der MS Schrittmacher. In Kooperation mit dem Anita Berber Archiv – Lothar Fischer, dem Mime Centrum / ITI und dem K. Kieser Verlag. Unterstützt von LICHTblick Bühnentechnik & DINAMIX. Gefördert von TANZFONDS ERBE – Eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes. Medienpartner: radioeins, tanz, taz.die tageszeitung, Berliner Fenster

Weitere Infos www.msschrittmacher.de/anita-berber


ANITA BERBER – Tanzikone der zwanziger Jahre – kennen die meisten heute nur noch von ihren Skandalen. Dabei hat Anita Berber wie keine andere die Sichtweise ihrer Zeit gebrochen und damit ihr Publikum auf die Probe gestellt. Anita Berber, die auch in vielen wichtigen Filmen ihrer Zeit mitwirkte, entblößte in ihren Tänzen ihr Inneres schonungslos gegen sich selbst. Empfindsam und immer dem Moment verpflichtet gewährte sie den Zuschauern so einen intimen Einblick in ihre Welt voller Morbidität und Abgründe. In ANITA BERBER – RETRO/PERSPEKTIVE drehen sich an zehn Tagen fünf Formate um Werk und Wirken von Anita Berber. Gezeigt an Anita Berbers Sterbeort, dem ehemaligen Krankenhaus und heutigen Kunstquartier Bethanien in Berlin-Kreuzberg. Basierend auf den Resultaten ihrer Recherche- und Rekonstruktionsarbeit entwickeln MS Schrittmacher mit drei Tänzerinnen /Schauspielerinnen die Tanzperformance „Anita Berber –Sie trägt die Nacktheit im Gesicht“, welche das Schaffen und die Arbeitsweise der Tänzerin und Choreographin Anita Berber in den Mittelpunkt stellt. Das pulsierende, ruhelose Dasein Anita Berbers, dass keine Grenzen kannte und dessen Erlebnisse die Tänzerin unmittelbar in Bewegung und Tanz umsetzte. MS Schrittmacher zeigen ausgewählte Rekonstruktionen in der Lecture Performance „Anita Berber – Rekonstruktionen“. Und präsentieren in diesem Zusammenhang mit der deutschen Erstveröffentlichung von Joe Jencíks „Anita Berberová – Studie“ eines der wichtigsten Werke über Anita Berbers choreographischem Werk. Mit der Vorführung des allerersten Episodenfilms „Unheimliche Geschichten“ wird der Blick auf das Filmschaffen Anita Berbers gelenkt und durch das begleitende elektronische DJ – Set ins Heute geholt. Abgeschlossen werden diese zehn Tage mit einer Podiumsdiskussion mit internationalen Performerinnen zum Thema „Anitas Erben – Diskussionsforum zur künstlerischen Radikalität heute”. Most people today only remember ANITA BERBER, iconic dance persona of the 1920’s, for her scandals, Despite the fact that Anita Berber challenged the views and habits of her day and age like no other, provoking new experiences in her audiences. Anita Berber, who also acted in many important films of her day, mercilessly exposed the innermost depths of her soul in her dances. Tender and eternally committed to the moment, she granted her spectators intimate insights into her own personal world of morbidity and unfathomable depths. In ANITA BERBER – RETRO/PERSPEKTIVE MS Schrittmacher pay homage to the work and legacy of Anita Berber in five formats over a span of ten days presented at Anita Berber’s place of death, the Bethanien in Berlin-Kreuzberg – former hospital and now centre for the arts. Based on the results of their research and reconstruction work, MS Schrittmacher are developing the dance piece “Anita Berber – She Wears Her Nudity in the Face” with three dancers/performers that focuses on the work and methods of dancer and choreographer Anita Berber. Her pulsating, restless existence, which knew few boundaries and which she directly translated into movement and dance. In the lecture performance “Anita Berber – Reconstructed”, MS Schrittmacher show select reconstructions of original pieces and in this context will also present the first German publication of Joe Jencíks “Anita Berberová – Study”, one of the most important written documents on Anita Berber’s choreographic work. With a screening of the very first episode film “Unheimliche Geschichten”, we turn our attention to Anita Berber’s cinematic work and bring it into the 21st century with an accompanying live electronic DJ Set. The ten days end with a round table discussion with international performers on “Anita’s Heirs – Artistic Radicality Today”.

„MS Schrittmacher ist heute eine der impulsgebenden Kompanien in Deutschland, deren Stücke seit 1998 in Berlin im Spannungsfeld zwischen Kunst, Tanz und gesellschaftlichen Realitäten entstehen.” [Tip Berlin] “MS Schrittmacher is a significant driving force in Germany producing pieces situated at the crossroads of art, dance and social realities since 1998.” [Tip Berlin]

Recherche, Rekonstruktion, Choreographie: Martin Stiefermann Rekonstruktion, Tanz: Cora Frost, Brit Rodemund, Maria Walser Recherche, Dramaturgie, Text: Hartmut Schrewe Künstlerische Mitarbeit: Efrat Stempler Ausstattung: Anike Sedello Musik: Albrecht Ziepert Pianist: David Schwarz Lichtdesign: Max Wikström Assistenz: Antje Rose Recherche-Mitarbeit: Johanna Withelm, Karolina Keller Produktionsleitung: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro Kommunikation: k3 berlin Foto/Artwork: Andreas J.Etter Grafik: Peter Junge Technik: Fabian Bleisch Hospitanz: Milen Zhelev


Anita Berber Sie trägt die Nacktheit im Gesicht Tanzperformance mit Cora Frost, Brit Rodemund, Maria Walser

MS Schrittmacher ANITA BERBER – RETRO/PERSPEKTIVE Ein TANZFONDS-ERBE-Projekt Zehn Tage, fünf Formate zu Werk und Wirken der Anita Berber 18. bis 29. Juni 2014 Kunstquartier Bethanien, Berlin Recherche, Rekonstruktion, Choreographie: Martin Stiefermann Rekonstruktion, Tanz: Cora Frost, Brit Rodemund, Maria Walser Recherche, Dramaturgie, Text: Hartmut Schrewe Künstlerische Mitarbeit: Efrat Stempler Ausstattung: Anike Sedello Lichtdesign: Max Wikström Musik: Albrecht Ziepert Pianist: David Schwarz Stummfilm-DJ: DJ D’dread Diskussionsforum: Margarita Tsomou, Beatrice Cordua, Nezaket Ekici, Florentina Holzinger Assistenz: Antje Rose Mitarbeit Recherche: Johanna Withelm, Karolina Keller Produktionsleitung: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro Kommunikation: k3 berlin Foto/Artwork: Andreas J. Etter Grafik: Peter Junge Social Media: Patricia Spieß Technik: Fabian Bleisch Produktionsassistenz: Franziska Ruhnau Ausstattungsassistenz: Jessica Schott Hospitanz: Milen Zhelev Projektleitung 2013: Matthias Püschner Kooperation: Anita-Berber-Privatarchiv Lothar Fischer Die Texte in der Tanzperformance basieren auf dem Buch „Anita Berber Studie“ - Joe Jencík, Interviews mit Anita Berber, Kritiken, Artikeln, Aufsätzen über Anita Berber zu ihrer Zeit und Nachrufen auf Anita Berber. Die Musik in der Tanzperformance basiert auf den von Anita Berber original verwendeten Musikstücken zu ihren Tänzen. Danksagung Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Frank-Manuel Peter und dem DeutschenTanzarchiv Köln; Dr. Hedwig Müller und Barbara Malásek; Christian Haider; Dr. Andrea Amort; Wolfgang Zittel; Archiv des Nationaltheaters Prag; Monika Loderová vom Prager Goethe-Institut; Dr. Christina Frankenberg vom Tschechischen Zentrum Berlin; Andrea Tiez; Oldenburgisches Staatstheater; Tito Toblerone; DOCK11 EDEN*****; She She Pop; Krystyn Tuschhoff; Jens Herrmann; Fred Wenzlaff - Fredini Ltd. und Stephan Wöhrmann.

Im Herbst 2014:

Neue Produktion: „Von innen heraus draußen“ 19. bis 29. November 2014, EDEN***** Berlin

2015:

Wiederaufnahme: ANITA BERBER – RETRO/PERSPEKTIVE 18. bis 22. Februar 2015

MS Schrittmacher

ANITA BERBER RETRO/PERSPEKTIVE Ein TANZFONDS ERBE Projekt

Zehn Tage, fünf Formate zu Werk und Wirken der Anita Berber

18. bis 29. Juni 2014 Kunstquartier Bethanien, Berlin


+++ In den Tanzabenden der Sacchetto – Schule fiel sie zuerst auf. [...] Etwas unendlich Leichtes, fast möchte man sagen Unirdisches war in diesen Tänzen des jungen Fräuleins Anita Berber, und wer nur ein wenig Blick für Begabungen hatte, der musste wissen, dass hier ein starkes Talent am Werden war. [...] was sie jetzt im Apollo Theater zeigen konnte, war gleich glänzend in Auffassung und Ausführung. Dazu kam noch die ungewöhnlich schöne und geschmackvolle Behandlung des Kostüms. [...] Von aller Süßlichkeit weit entfernt wirkt Anita Berber immer ein wenig „knabenhaft“, und man möchte ihr wünschen, dass es ihr gelänge, sich diese herbe Schlankheit der Erscheinung und vor allem der Empfindung zu erhalten. +++ Als Stern des Abends ragt vor allem Anita Berber mit ihren neuen Tanzschöpfungen hervor, mit ihrer wild-leidenschaftlichen Art, ihrer anmutig-wirbelnden Schmiegsamkeit erobert sie si sich immer wieder die Herzen aller .+++ Anita Berber, die im Blüthnersaal tanzte, traute nicht ihrer Phantasie, ihrem musikalischen, ihrem rhythmischen Gefühl, sie trug von außen Mätzchen heran. Schale, Peitsche, Beleuchtungswechsel, erglühender Stein, Pfeife, zwei Neger – damit pulverte sie ihre Nummern kitschig auf. Ihr Temperament braucht Stützen. Was gab sie aus Eigenem? Eine falsche, süßliche Innerlichkeit und einen echten englisch-amerikanischen Groteskhumor. [...] Anita Berber ist nicht persönlich genug, um sich ins Lyrische, ins Mystische [...] vervielfältigen zu können. Ihr fehlt Stil und Beherrschtheit. +++ Anita Berber, die im Blüthnersaal tanzte, hat sich eine eigene große Gemeinde erworben, in der nicht nur die Ratten sämtlicher Ballettschulen von Groß-Berlin und Umgebung enthusiasmiert werden. Und sie verdient diese Zuneigung,… [...] Wenn sie im Cakewalk herumtollt, eine Pritzelpuppe lebendig werden lässt, so gibt sie ihr Eigenstes. Mit ihrer Intelligenz weiß sie sich auch in andere Gebiete einzufühlen – wozu aber die Tragik des Valse Triste, wenn man das rare Glück hat lustig sein zu können. +++ Ein Sonderkapitel dem „Retter der Revue“ Anita Berber. Unverwüstlich, aus Wien zurückgekehrt, legt sie uns im modernen (Knallbonbon-) Kleid einen Boston und als Junge im Smoking einen Shimmy hin, - na – das ist eine ganz seltene internationale Angelegenheit. +++ Das Programm. Frei nach der Bibel: Zuerst war der Titel. Dann kam die Bewegung, und um das Ganze an einen Rhythmus zu binden, wurde ein achtjähriger Waisenknabe engagiert, der mit verbunden Augen aus dem Rade der Musikliteratur irgendeine Nummer zog. Wie bei der Klassenlotterie. Und so ward eine Tanznummer erschaffen. [...] Wirklich gute Schlangenakrobatik, beileibe kein Tanz, wovon bloß „Morphium“ und „Astarte“ als angenehme Ausnahmen zu werten sind, wo doch für Sekunden geistvolle Tanzmomente aufblitzen, wobei die Nacktheit nicht störte. [...] Nicht unerwähnt bleiben soll, dass nach Astartes Erscheinung sämtliche steifen Hemdbrüste und auch manche andere (von der Zensur gestrichen) +++ Anita Berber wiegt ihren fabelhaft geschmeidigen und gelenkigen Körper in blendender Nacktheit und – mit der fortschreitenden Zeit – wird sie immer nackter und dann noch nackter, endlich, in dem Tanz „Astarte“ am nacktesten. Das Wort „Tanz“ ist nur eine Verlegenheitsphrase. Denn das, was Anita Berber und auch Sebastian Droste bieten, sind keine Tänze. Im besten Fall rhythmische Bewegungen gegen den Geist der Musik. [...] Und dann noch zwei Schaustücke: „Cocain und Morphium“. Beide von Anita Berber agiert. Grauen und Ekel schütteln ihren Leib. Mit gräßlicher Natürlichkeit massieren ihre schönen Hände die Gurgel, in der – wie das schon nach dem Genusse von Giftstoffen sein mag – üble Dinge aufsteigen. Dieser Plastik in der Imitation eines gastrischen Phänomens muß die Kraft eine Suggestion innegewohnt haben. Ich mußte mich mit aller Gewalt gegen ein geradezu dämonisch leidenschaftliches Vorhaben wehren. Die Bürde des Kritikeramtes hat mich wieder zur Vernunft gebracht. Denn sonst – sonst wäre ich auf das Podium gesprungen und hätte, zwar angezogen,aber immerhin von grellstem Linsenlicht beleuchtet, eine Apotheose des Speiens getanzt. +++ Wer einfachen Erklärungen aus dem Wege geht, mag darüber grübeln, warum gerade die zwei Worte „Anita Berber“ eine so starke Anziehungskraft besitzen, die pädagogisch veranlagten Köpfe werden wahrscheinlich um eine Antwort nicht verlegen sein und zum so und sovielten Male das abgeleierte Lied vom verfallenen Geschmack hersagen, dem es zu danken sei, daß zwar „ernste“ Kunst vergebens auf Gäste warte, die Spekulation auf den „Kitzel der Sinne“ sich dagegen bezahlt mache. Andere wieder, sittlich Entrüstete, werden auf das Plakat hinweisen, das „Tänze des Lasters“, „Tänze des Grauens“ ankündigte und dadurch die stärkste Lockung übte. Solchen Betrachtungen gegenüber muss man das Publikum in Schutz nehmen. Es ist erfreulich, daß es sich weder von dem Geschwätz der Pädagogen, noch von dem Surren der Entrüsteten irritieren lässt. Sondern seinem Instinkt folgt, der in diesem Falle die Gewissheit gab, das Vollkommene, das Vollendete zu sehen. Ja man wußte es, Anita Berber werde sich allen Augen zeigen, wie Gott sie erschaffen hat. Gab es an diesem Abend in Wien etwas gleich Vollendetes, etwas Vollkommeneres zu sehen?

War die Erwartung nicht berechtigt? Konnte von all jenen, die an diesem Abend Besonderes, Ungewöhnliches, Schönes sich versprachen, auch nur einer mit dem Geschenke Anita Berbers wetteifern? Die Erwartung war berechtigt; die schlanke Tänzerin trat mit einem königlichen Brokatmantel vor das Publikum, hoheitsvoll wie aus einer anderen Welt, selbstsicher und selbstverständlich, ließ den feierlichen Mantel von den Schultern fallen und war nackt. Dann tanzte sie und einigen tausend Augen war es vergönnt, die schöne, schlanke Frau sehen zu dürfen. Das Publikum – man sah es ihm an – verabschiedete sich nach überlautem Beifall wie ein dankbarer Gast, der sich beschenkt fühlt. Nicht eine Stimme der Unzufriedenheit oder Enttäuschung; Vollendetes beglückt. +++ Diese Bewegungs- und Gebärdenkunst, diese expressionistische Eurhythmie, wie man es besser nennen sollte, kommt nicht aus den Fußspitzen und Wadenmuskeln, auch nicht aus dem naiven Gehör des Körpers, das sich an Musikklängen zu gegliederter Motion entflammt. Die kleinen Tanzdramen der Anitta Berber entstehen aus dem Kopf, den Nerven und der Phantasie. [...] Aus dieser Synthese aus malerischer Phantastik, literarischer Anempfindung, musikalischem Expressionismus und – auch – Tanztalent entstehen sehr komplizierte, sehr aparte, feine Pantomimen, rhythmische Dramolette, musikalische Tanzinterieurs, körperhafte Farbenfilms, die an den Grenzen dreier Künste entlanglavierend von jeder etwas Blütenstaub nippend um die eigene Falterexistenz zu vergolden. [...] Der Deuter und Rater Berberscher Manier wird ferner ihre viel umstrittene Nacktheit als überflüssig ablehnen; sie ist in Gewändern ganz ebenso nackt (ohne anstößig im Paragraphensinne zu sein) und in ihrer Blöße ist manches, was besser verhüllt bliebe.+++ Anita Berber, die zu Beginn ihrer Laufbahn so viel versprach, ist leider durch ungezügelte Sinnlichkeit auf Wege geraten, auf denen ihr der gute Geschmack nicht mehr zu folgen vermag. +++ Vielleicht ist Schlichtheit groß, die sanft und stetig gegeben wurde, von vornherein. Größer ist Schlichtheit, die sich aus Qual und Verzerrung fand – Anmut ist süß, die vom Himmel fiel. Süßer ist die Anmut, die aus Wollust und aus Verzweiflung, wie eine reine Blume aus einem Sumpfe wächst. Dieses ist die erschütternde Anmut. „Erschütternde Anmut“, das ist die Faszination, die von dem neuen Tanze ausgeht, den Henri und Anita Berber allabendlich in der „Rampe“ zusammen tanzen. Sie war Salome. Und sein Körper schnellte und bog sich in der Leidenschaft der „Arabeske“. Aber zusammen fanden sie heim zu jener Verspieltheit, zu jener innigsten Zärtlichkeit, die das Letzte ist. +++ Anita Berber, die Berber, die in allen Hauptstädten des Festlandes von sich reden zu machen verstand, tanzt mit ihrem Partner Henri Valse triste, Morphium und Jazz, alles getanzte Dekadenz mit einem schmerzlich zynischen Unterton. +++ Unter den Bühnenkünstlerinnen unserer Tage ist die Tänzerin und Filmschauspielerin Anita Berber wohl die vollendetste Verkörperung der Garconne. In ihrer grazilen Knabenhaftigkeit hat sie alles Weibhafte abgestreift, ohne indessen wie ein Mann zu wirken,… +++ Anita Berber ist ein echtes Kind der heutigen zerrütteten Nachkriegszeit. Sie ist ein unerzogener Liebling der Göttin Terpsichoré. Das was sie tanzt ist ein graziöser Protest gegen die überspannte bürgerliche Etikette. +++ Ein sinnloses unmusikalisches Gemengsel konventioneller Gebärden ohne Anfang und Ende. Ab und zu bleibt die Anita, urplötzlich von unfassbarem Grauen gepackt, in einer Ecke stehen; ab und zu reißt Henri die Augen auf, schwellt die Nüstern und schüttelt den Kopf, als spräche er neiderfüllt zu seinem Sozius: “Die Leute leben…!“ Aber der größte Teil der Zeit wird weniger symbolisch, mit kleinen Handreichungen aus dem täglichen Leben verbracht. Man knöpft Gewänder ab und bindet sie wieder um; man nimmt den Partner auf die Schulter, sieht ihm schmachtend in die die Augen und betastet mit zuckenden Fingern seine Weichteile. Wenn alles sachgemäß erledigt ist, spendet das Publikum reichlichen Beifall. Schauplatz: ein viertklassiges Kabarett? Nein, aber das Renaissancetheater. Aufgang nur für Herrschaften.


Zeittafel Anita Berber 1899 Am 10. Juni wird Anita Berber als Tochter des Geigenvirtuosen Carl Heinrich Felix Berber (1871–1930) und der Kabarettsängerin Anna Lucie Berber, geb. Thiem (1877–1954), in Leipzig geboren. 1914 Nach dem Besuch eines »Töchterbildungsinstituts« in Weimar zieht Anita im Juli nach Berlin und wohnt bei ihrer Mutter und der Großmutter Luise Thiem. Entschlossen, künstlerisch tätig zu werden, nimmt Anita Berber Schauspielunterricht bei Maria Moissi und Tanzunterricht bei Rita Sacchetto. 1916 Im Februar absolviert Anita Berber ihren ersten erfolgreichen Auftritt im Berliner »Apollo-Theater« mit der Tanzschule Sacchetto. Es folgen weitere Auftritte in Berlin. 1917 Anita Berber trennt sich von der Tanzschule Sacchetto und hat im März ihren ersten eigenen Tanzabend im Theatersaal der Berliner Hochschule für Musik. Auftritte im »Apollo-Theater«, bei »Nelson« und im »Varieté Wintergarten« folgen. Sie wird für Modeaufnahmen der Zeitschriften »Die Dame« und »Elegante Welt« engagiert. 1918 Im April präsentiert Anita Berber neue Tänze im Blüthner-Saal. Es folgen weitere Auftritte in Berlin, unter anderem im »Wintergarten«. 1919 Im Januar zeigt Anita Berber ihr neues Programm an zwei Abenden im Blüthner-Saal. Sie heiratet Eberhard von Nathusius (1895–1942). Erster Auftritt als Schauspielerin im »Phantastischen Theater« in Berlin-Charlottenburg. 1920 Als erfolgreiche Berliner Bühnentänzerin gibt Anita Berber zahlreiche Tanzabende unter anderem im Blüthner-Saal und im Wiener Konzerthaus. Es folgen Auftritte in Kabaretts, so im »Schall und Rauch« im April. Als Mitglied des Nacktballetts Celly de Rheidt begegnet sie Willy Knobloch alias Sebastian Droste (1898–1927). Er wird ihr Tanzpartner und beide verlassen Celly de Rheidts Ensemble noch im selben Jahr 1918–22 Anita Berber hat zahlreiche Engagements als Schauspielerin und Tänzerin beim Film und arbeitet mit den Regisseuren Richard Oswald, Reinhold Schünzel und Fritz Lang. Sie ist unter anderem in den Filmen »Unheimliche Geschichten«, »Dr. Mabuse«, »Der Spieler« und »Der Graf von Cagliostro« zu sehen. 1922 Anita Berber lässt sich scheiden und zieht zu ihrer Freundin Susi Wanowski. Zusammen mit Sebastian Droste entwickelt sie das Programm »Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase«, das im November erfolgreich seine Premiere im Wiener Konzerthaus feiert. 1923 Im Wiener Gloriette Verlag veröffentlichen Anita Berber und Sebastian Droste das Buch »Die Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase«. Im April geben sie ein Gastspiel in Budapest. Zurück in Berlin, verlässt Sebastian Droste Anita Berber und geht nach New York. Der Kurzdokumentarfilm »Moderne Tänze« erscheint zum Programm »Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase«. 1924 Anita Berber lernt den amerikanische Tänzer Henri Châtin Hoffmann (1900–1961) bei seinem Debüt im Blüthner-Saal kennen. Sie heiraten im September und geben zusammen unter der Bezeichnung »Anita Berber und Henri« zahlreiche Tanzabende in Kabaretts in Berlin, Leipzig und Chemnitz. 1925 Mit ihrem neuen Programm »Tänze der Erotik und Ekstase« feiern Anita Berber und Henri im April Premiere im Künstlerhaus Dresden und gastieren erfolgreich im Hamburger Alkazar. Sie werden als Tänzerpaar für die Revue »Welt im Spiegel« in Köln engagiert. Otto Dix malt das Bildnis der Tänzerin Anita Berber. 1926 Anita Berber und Henri absolvieren zahlreiche Auftritte in Berlin und geben im November ein Gastspiel im »Centraal-Theater« in Amsterdam. 1927 Im Februar haben sie Auftritte mit ihrem Programm im Berliner Renaissance-Theater. Im September gehen Anita Berber und Henri auf eine Nahosttournee. Sie tanzen in Hotels und Bars in Athen, Kairo, Alexandria, Bagdad und Damaskus. 1928 Im Juli erleidet Anita Berber während ihrer Orienttournee einen Zusammenbruch und kehrt schwerkrank nach Berlin zurück. Ärzte diagnostizieren galoppierende Schwindsucht (Tuberkulose). Am 10. November stirbt Anita Berber im Bethanien-Krankenhaus in Berlin-Kreuzberg. Am 14. November erfolgt die Beisetzung auf dem Friedhof der Sankt-Thomas-Gemeinde in Berlin-Neukölln. Foto und Filmmaterial: * Sammlung Wolfgang Zittel * Anita-Berber-Privatarchiv Lothar Fischer /Courtesy Deutsches Tanzarchiv Köln * Deutsche Kinematek - Museum für Film und Fernsehen Berlin

Vorläufiges Verzeichnis der Tänze von Anita Berber 1917 - Valse Coquette 6. März 1917, Hochschule für Musik, Berlin; Solo, Musik: Léo Delibes, »Walzer« aus Coppélia - Koreanischer Tanz 6. März 1917, Hochschule für Musik, Berlin; Solo, Musik: Constant van de Waal, Bekso pengantin - Valse Brillante 6. März 1917, Hochschule für Musik, Berlin; Solo, Musik: Moritz Moszkowski, Walzer op. 34 Nr. 1 1918 - Walzer Nr. 1 20. April 1918, Blüthner-Saal, Berlin; Solo, Musik: Frédéric Chopin, Walzer Es-Dur op. 18 - Valse Impromptu 20. April 1918, Blüthner-Saal, Berlin; Solo, Musik: Franz Liszt, Valse-Impromptu - Colliwag’s Cake Walk 20. April 1918, Blüthner-Saal, Berlin; Solo, Musik: Claude Debussy, »Golliwogg’s Cakewalk« aus Children’s Corner - Valse Triste 20. April 1918, Blüthner-Saal, Berlin; Solo, Musik: Jean Sibelius, Valse triste - La Masque 20. April 1918, Blüthner-Saal, Berlin; Solo, Musik: Léo Delibes, aus Coppélia - Harlekin - 20. April 1918, Blüthner-Saal, Berlin; Solo, Musik:? Caprice Espagnol 20. April 1918, Blüthner-Saal, Berlin; Solo, Musik: Moritz Moszkowski, Caprice espagnol 1919 - Heliogobal 11. Januar 1919, Blüthner-Saal, Berlin; Solo, Musik: Camille Saint-Saëns - Pritzelpuppe 11. Januar 1919, Blüthner-Saal, Berlin; Solo, Musik: Jaap Kool, nach Rubinstein - Czardas 11. Januar 1919, Blüthner-Saal, Berlin; Solo, Musik: Stefan Großmann - Valse Morte 11. Januar 1919, Blüthner-Saal, Berlin; Solo, Musik: Jaap Kool 1922 - »Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase« (mit Sebastian Droste) 14. November 1922, Konzerthaus, Wien, Pritzelpuppen Duett, Musik: Jaap Kool - Cocain Solo, Musik: Camille Saint-Saëns, Danse macabre (?) Vision Solo, Musik: Ludwig van Beethoven - Morphium Solo, Musik: Mischa Spoliansky, Morphium - Astarte Solo, Musik: Pjotr Tschaikowski, Ausschnitt aus der Manfred-Symphonie (?) - Die Nacht der Borgia Duett, Musik: Sergei Rachmaninow - Selbstmord Duett, Musik: Ludwig van Beethoven, Themen aus der Klaviersonate cis-Moll op. 27 Nr. 2 (»Mondscheinsonate«) 1923 - Die Guillotine 3. April 1923, R6zsa, Budapest; Solo, Musik: Franz Schubert - Traum 3. April 1923, Rozsa, Budapest; Solo, Musik: Karl Goldmark 1925 - »Tänze der Erotik und der Ekstase« (mit Henri Châtin Hoffmann) 14. April 1925, Künstlerhaus, Dresden - Lotusland Solo, Musik: Cyril Scott, Lotusland - Salome Solo, Musik: aus Richard Strauss, Salome - Drei kleine Trauermärsche Nr. 1: Für einen Staatsmann; Nr. 2: Für einen Kanarienvogel; Nr. 3: Für eine Tante mit einer Erbschaft; Duett, Musik: Lord Berners, Drei kleine Trauermärsche - Walzer Duett, Musik: Johannes Brahms - Shipwrecked Duett, Musik: Cyril Scott - Lied aus dem Osten Duett, Musik: Cyril Scott - Marionetten Duett, Musik: Curt Brey - Etüde Solo, Musik: Alexandr Skrjabin, Etüde op. 2 Nr. 1 - Caprice Solo (?), Musik: Sergei Prokofjew - Jazz 1. Mai 1925, Kristall-Palast, Köln; Duett mit Henri Châtin Hoffmann im Rahmen der Revue Welt im Spiegel, Musik: Franz Bruinier - Valse Triste 1.Mai 1925, Kristall-Palast, Köln; Duett mit Henri Châtin Hoffmann im Rahmen der Revue Welt im Spiegel, Musik: Jean Sibelius, Valse triste 1926 - Die Legende Degobah 9. Oktober 1926, Centraal Theater, Amsterdam, Duett mit Henri Châtin Hoffmann, Musik: Cyril Scott, Dagoba *** Debussy: 1-ère Arabesque Ort und Jahr unbekannt; Solo, Musik: Claude Debussy, Arabesque Nr. 1 Dieses Verzeichnis wurde zusammengestellt vom Team »Anita Berber – RETRO/PERSPEKTIVE« und erfasst von Karolina Keller.


Anita Berber - Rekonstruktionen

MS Schrittmacher

Lecture Performance mit Brit Rodemund, Martin Stiefermann & David Schwarz am Piano

ANITA BERBER

MS Schrittmacher ANITA BERBER – RETRO/PERSPEKTIVE Ein TANZFONDS-ERBE-Projekt Zehn Tage, fünf Formate zu Werk und Wirken der Anita Berber 18. bis 29. Juni 2014 Kunstquartier Bethanien, Berlin

Ein TANZFONDS ERBE Projekt

Recherche, Rekonstruktion, Choreographie: Martin Stiefermann Rekonstruktion, Tanz: Cora Frost, Brit Rodemund, Maria Walser Recherche, Dramaturgie, Text: Hartmut Schrewe Künstlerische Mitarbeit: Efrat Stempler Ausstattung: Anike Sedello Lichtdesign: Max Wikström Musik: Albrecht Ziepert Pianist: David Schwarz Stummfilm-DJ: DJ D’dread Diskussionsforum: Margarita Tsomou, Beatrice Cordua, Nezaket Ekici, Florentina Holzinger Assistenz: Antje Rose Mitarbeit Recherche: Johanna Withelm, Karolina Keller Produktionsleitung: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro Kommunikation: k3 berlin Foto/Artwork: Andreas J. Etter Grafik: Peter Junge Social Media: Patricia Spieß Technik: Fabian Bleisch Produktionsassistenz: Franziska Ruhnau Ausstattungsassistenz: Jessica Schott Hospitanz: Milen Zhelev Projektleitung 2013: Matthias Püschner Kooperation: Anita-Berber-Privatarchiv Lothar Fischer Danksagung Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Frank-Manuel Peter und dem DeutschenTanzarchiv Köln; Dr. Hedwig Müller und Barbara Malásek; Christian Haider; Dr. Andrea Amort; Wolfgang Zittel; Archiv des Nationaltheaters Prag; Monika Loderová vom Prager Goethe-Institut; Dr. Christina Frankenberg vom Tschechischen Zentrum Berlin; Andrea Tiez; Oldenburgisches Staatstheater; Tito Toblerone; DOCK11 EDEN*****; She She Pop; Krystyn Tuschhoff; Jens Herrmann; Fred Wenzlaff - Fredini Ltd. und Stephan Wöhrmann.

Im Herbst 2014:

Neue Produktion: „Von innen heraus daußen“ 19. bis 29. November 2014, EDEN***** Berlin

2015:

Wiederaufnahme: ANITA BERBER – RETRO/PERSPEKTIVE 18. bis 22. Februar 2015

RETRO/PERSPEKTIVE

Zehn Tage, fünf Formate zu Werk und Wirken der Anita Berber

18. bis 29. Juni 2014 Kunstquartier Bethanien, Berlin


Unheimliche Geschichten Filmvorführung mit Live DJ-Set mit DJ D´dread

MS Schrittmacher ANITA BERBER – RETRO/PERSPEKTIVE Ein TANZFONDS-ERBE-Projekt Zehn Tage, fünf Formate zu Werk und Wirken der Anita Berber 18. bis 29. Juni 2014 Kunstquartier Bethanien, Berlin Recherche, Rekonstruktion, Choreographie: Martin Stiefermann Rekonstruktion, Tanz: Cora Frost, Brit Rodemund, Maria Walser Recherche, Dramaturgie, Text: Hartmut Schrewe Künstlerische Mitarbeit: Efrat Stempler Ausstattung: Anike Sedello Lichtdesign: Max Wikström Musik: Albrecht Ziepert Pianist: David Schwarz Stummfilm-DJ: DJ D’dread Diskussionsforum: Margarita Tsomou, Beatrice Cordua, Nezaket Ekici, Florentina Holzinger Assistenz: Antje Rose Mitarbeit Recherche: Johanna Withelm, Karolina Keller Produktionsleitung: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro Kommunikation: k3 berlin Foto/Artwork: Andreas J. Etter Grafik: Peter Junge Social Media: Patricia Spieß Technik: Fabian Bleisch Produktionsassistenz: Franziska Ruhnau Ausstattungsassistenz: Jessica Schott Hospitanz: Milen Zhelev Projektleitung 2013: Matthias Püschner Kooperation: Anita-Berber-Privatarchiv Lothar Fischer

Danksagung Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Frank-Manuel Peter und dem DeutschenTanzarchiv Köln; Dr. Hedwig Müller und Barbara Malásek; Christian Haider; Dr. Andrea Amort; Wolfgang Zittel; Archiv des Nationaltheaters Prag; Monika Loderová vom Prager Goethe-Institut; Dr. Christina Frankenberg vom Tschechischen Zentrum Berlin; Andrea Tiez; Oldenburgisches Staatstheater; Tito Toblerone; DOCK11 EDEN*****; She She Pop; Krystyn Tuschhoff; Jens Herrmann; Fred Wenzlaff - Fredini Ltd. und Stephan Wöhrmann.

Im Herbst 2014:

Neue Produktion: „Von innen heraus daußen“ 19. bis 29. November 2014, EDEN***** Berlin

2015:

Wiederaufnahme: ANITA BERBER – RETRO/PERSPEKTIVE 18. bis 22. Februar 2015

MS Schrittmacher

ANITA BERBER RETRO/PERSPEKTIVE Ein TANZFONDS ERBE Projekt

Zehn Tage, fünf Formate zu Werk und Wirken der Anita Berber

18. bis 29. Juni 2014 Kunstquartier Bethanien, Berlin


Quelle: Deutsches Filminstitut – DIF e.V., Frankfurt (Main)


Anitas Erben – Diskussionsforum zur künstlerischen Radikalität heute mit Beatrice Cordua, Nezaket Ekici, Florentina Holzinger Moderation: Margarita Tsomou

MS Schrittmacher

ANITA BERBER RETRO/PERSPEKTIVE Ein TANZFONDS ERBE Projekt

MS Schrittmacher ANITA BERBER – RETRO/PERSPEKTIVE Ein TANZFONDS-ERBE-Projekt Zehn Tage, fünf Formate zu Werk und Wirken der Anita Berber 18. bis 29. Juni 2014 Kunstquartier Bethanien, Berlin Recherche, Rekonstruktion, Choreographie: Martin Stiefermann Rekonstruktion, Tanz: Cora Frost, Brit Rodemund, Maria Walser Recherche, Dramaturgie, Text: Hartmut Schrewe Künstlerische Mitarbeit: Efrat Stempler Ausstattung: Anike Sedello Lichtdesign: Max Wikström Musik: Albrecht Ziepert Pianist: David Schwarz Stummfilm-DJ: DJ D’dread Diskussionsforum: Margarita Tsomou, Beatrice Cordua, Nezaket Ekici, Florentina Holzinger Assistenz: Antje Rose Mitarbeit Recherche: Johanna Withelm, Karolina Keller Produktionsleitung: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro Kommunikation: k3 berlin Foto/Artwork: Andreas J. Etter Grafik: Peter Junge Social Media: Patricia Spieß Technik: Fabian Bleisch Produktionsassistenz: Franziska Ruhnau Ausstattungsassistenz: Jessica Schott Hospitanz: Milen Zhelev Projektleitung 2013: Matthias Püschner Kooperation: Anita-Berber-Privatarchiv Lothar Fischer

Danksagung Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Frank-Manuel Peter und dem DeutschenTanzarchiv Köln; Dr. Hedwig Müller und Barbara Malásek; Christian Haider; Dr. Andrea Amort; Wolfgang Zittel; Archiv des Nationaltheaters Prag; Monika Loderová vom Prager Goethe-Institut; Dr. Christina Frankenberg vom Tschechischen Zentrum Berlin; Andrea Tiez; Oldenburgisches Staatstheater; Tito Toblerone; DOCK11 EDEN*****; She She Pop; Krystyn Tuschhoff; Jens Herrmann; Fred Wenzlaff - Fredini Ltd. und Stephan Wöhrmann.

Im Herbst 2014:

Neue Produktion: „Von innen heraus draußen“ 19. bis 29. November 2014, EDEN***** Berlin

2015:

Wiederaufnahme: ANITA BERBER – RETRO/PERSPEKTIVE 18. bis 22. Februar 2015

Zehn Tage, fünf Formate zu Werk und Wirken der Anita Berber

18. bis 29. Juni 2014 Kunstquartier Bethanien, Berlin


MS Schrittmacher begeben sich auf die Suche nach den Erben von Anita Berber. Die Autorin, Performerin und Mitherausgeberin des Missy Magazins, Margarita Tsomou, diskutiert mit den internationalen Performerinnen und Choreographinnen Beatrice Cordua, Nezaket Ekici und Florentina Holzinger: Wie sieht künstlerische Radikalität heute aus? Wer sind ihre Protagonisten? Wer deren Vorbilder? Und müssen wir radikal sein, um als KünstlerInnen etwas zu bewegen? Gemeinsam mit ihren Gästen und dem Publikum wagen MS Schrittmacher im Anschluss an ihre letzte Lecture Performance einen Blick zurück nach vorn. Mit dem Diskussionsforum – als letztes von fünf Formaten in zehn Tagen – schließt die ANITA BERBER - RETRO/PERSPEKTIVE ab.

Biographien Beatrice Cordua. Geboren und aufgewachsen in Hamburg. Ballettstudium in London. Erste Solistin in Köln, dem Royal Winnipeg Ballet Kanada, und dem Ballet Frankfurt von wo aus sie mit John Neumeier nach Hamburg ging. Sie arbeitete u.a. Maurice Béjart, Georg Balanchine, Agnes de Mille und mit Johann Kresnik an an der Volksbühne. Jahreslanges Studium bei Merce Cunnigham. Seit 1976 produziert sie auch eigene Stücke zuletzt mit dem Künstler Thomas Langkau u.a. im DOCK 11 Berlin. Nezaket Ekici. Deutsche Performancekünstlerin mit türkischen Wurzeln lebt und arbeitet in Berlin, Stuttgart und Istanbul. Geboren 1970 in der Türkei, wanderte sie zusammen mit ihrem Eltern mit drei Jahren aus nach Deutschland. Ausbildung zur Druckformherstellerin in Duisburg und München. Studium der Kunstgeschichte und Kunstpädagogik in München (LMU/AdBK) von 1994 bis 2001. Von 2001 bis 2003 studierte sie Performance und freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Marina Abramovic, mit dem Abschluss als Meisterschülerin 2004. Von 2003 bis 2007 war sie Mitglied der Independent Performance Group (IPG). Ihr Werk umfasst vor allem Performance, Videos und Installation mit Präsentationen von bisher mehr als 120 verschiedene Performances in über 30 Ländern auf 4 Kontinenten, in unterschiedlichen Museen, Galerien und auf Biennalen. Ihre erste museale Retrospektive hatte sie 2011/2012 mit ihrer Ausstellung Personal Map, to be continued…, die im Rahmen des Projekts Kraftwerk Depot im MARTa Herford gezeigt wurde. Zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, u.a. Kulturakademie Tarabya, Istanbul (2013/2014); Residency Project Vaivem SESC Sao Paulo (2013), Arbeitsstipendium Bildende Kunst von Berliner Senat (2010) un das Arbeitsstipendium Stiftung Kunstfonds Bonn (2005). Florentina Holzinger studierte Tanz und Performance in Wien und danach Choreographie an der School for New Dance Development (SNDO) in der Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten Sie lernte Komposition, Tanz und Choreographie und trat in Stücken von Deborah Hay, Benoit Lachambre, Ann Liv Young und Jeremy Wade auf. Florentina erhielt das Danceweb Europe Scholarship 2008 und 2011 bei Impulstanz Wien. Ihre Zusammenarbeiten mit Vicent Riebeek - „Kein Applaus für Scheisse“, die Fortsetzung „Spirit“ und den letzten Teil der Trilogie „Wellness“ - touren aktuell durch Europa auf verschiedenen internationalen Performance Festivals. Ihr Abschluss-Solo von SNDO „Silk“ wurde mit dem Prix Jardin d’Europe bei Impulstanz 2012 ausgezeichnet. 2015 ist Premiere ihrer neusten Arbeit „Agon“. Margarita Tsomou ist Kulturwissenschaftlerin, Autorin und Performerin zwischen Hamburg, Berlin und Athen. Sie gibt die Popfeministische Zeitschrift „Missy Magazine“ heraus und schreibt für Print und Radio. Ihre Performance- Arbeit wurde in Kontexten wie Hebbel am Ufer, Kampnagel HH oder der Volksbühne Berlin gezeigt. Sie ist Stipendiantin des künstlerischwissenschaftlichen Promotionskollegs „Versammlung und Teilhabe: urbane Öffentlichkeiten und performative Künst“ bei HafenCityUniversität und K3 Kampnagel Hamburg. Gerade kuratiert sie die theoretische Konferenz im Rahmen des Internationalen Sommerfestivals Kampnagel „Fantasies that Matter: Sexarbeit in Kunst und Medien“. Tsomou hält Vorträge, schreibt und performt zu Themen wie Neuen Feminismus, Femininität und Sexualitätskritik sowie zu kulturellen Protestformen, Interventionskunst, Kapitalismuskritik und sozialen Bewegungen.

Anita Berber, Photo: Madame D´Ora - Wien 1922


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