DIE
SCHNEIDERIN Mode und DIY aus Österreich
IM GESPRÄCH
Designerin Monica Ferrari INTERNATIONAL
New York Sew and The City HANDWERK
N° 01
Musterwalzen neu entdeckt
Trend Plissee
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Editorial
“Pleats, please!”
Der japanische Modedesigner Issey Miyake war schon vor 25 Jahren - als Plissee nach landläufig mit Schuluniformen und biederen Faltenröcken in Verbindung gebracht wurde - von dem besonderen Faltenstoff so angetan, dass er eine ganze Modelinie nach ihm benannte. Plissee - früher die Kleidung der Könige und Herrscher und kaum leistbar für die breite Masse - ist das Mode-It-Piece des heurigen Sommers. Wir haben in dieser ersten Ausgabe von DIE SCHNEIDERIN dem besonderen Stoff die Titelgeschichte gewidmet und eine der letzten Plisseemanufakturen Österreichs besucht. Mit dem Scherenexperten Andreas Lorenzi gehen wir der Frage nach, was eine gute Schere ausmacht, die Maßdesignerin Monica Ferrari erzählt uns Wissenswertes zur Eleganz und dem Stil der Italienerinnen und die Designerin Elisa Kramer-Asperger führt uns ein in die Welt der experimentellen Schnittkonstruktion. Sabine Mund hat die besten Neuerscheinungen auf dem Nähbuchmarkt zusammengetragen und die Kulturjournalistin Bernadette Lietzow entführt uns in die Mode- und Stoffmetropole New York. Wir wünschen viel Freude mit DIE SCHNEIDERIN!
CONTRIBUTORS
Stefanie Kroth Die gelernte Schnittdirectrice entwirft Schnittmuster für ihr Label SO Pattern und ist unter anderem Dozentin für Schnittkonstruktion und Modedesign in München.
Elisa KramerAsperger Die Designerin und Inhaberin des Modelabels IAMYOU arbeitet im Bereich experimentelles Schnittdesign. Sie ist Unternehmerin in Wien.
Walter Lunzer Der Kunstpädagoge, Modedesigner und Lehrende an der Wiener Angewandten ist Gründer der legendären Stitching Sessions, dem Nähkurs des 20. Jahrhunderts.
Sabine Mund Die Inhaberin der einzigen Wiener Buchhandlung zum Thema DIY ist Expertin für Do-it-yourself Literatur und Handwerken. In ihrem Werkbuchcafé veranstaltet sie regelmäßig Workshops.
Monica Ferrari Die Schnittdirectrice und Maßschneiderin arbeitet als Prototypistin und Designerin. Unter ihrem Namen Monica Ferrari entwirft sie regelmäßig kleine Kollektionen.
Bernadette Lietzow Die ausgebildete Historikerin arbeitet als freie Kulturjournalistin in Wien. Helga Neubauer Herausgeberin
DIE SCHNEIDERIN
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44. Walzen - ein altes Handwerk wieder entdeckt
18. Zu Besuch in der Plisseewerkstatt
28. Subtraction Cutting
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DIE SCHNEIDERIN
34.
Blick ins Buch mit Sabine Mund
22.
Der Plisseerock im Styling-Test
26.
Siebensachen: Neuigkeiten und Besonderes
Herausgeberin Helga Neubauer Redaktionelle Mitarbeit Sabine Mund Elisa Kramer-Asperger Walter Lunzer Stefanie Kroth Bernadette Lietzow Lektorat Sabine Mund
06.
Fotocredit Foto S. 9: Axel Bosenge
Designerin Monica Ferrari im Porträt
Kontakt dieschneiderin@schneiderei-markt.at
48.
Druck Reumiller & Reumiller OG
Bügeltipps von Walter Lunzer 12. Sew and The City Ein Streifzug durch New York
Anzeigen Helga Neubauer info@schneiderei-markt.at +43 (0) 699 1924 88 77
40.
Medieninhaber DIE SCHNEIDERIN ist eine Marke der Schnittmenge e.U.
Tutorial: Brotbeutel nähen
© Copyright 2018 DIE SCHNEIDERIN
24.
Scharf-Sinn: Andreas Lorenzi im Gespräch DIE SCHNEIDERIN
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PORTRÄT
MONICA FERRARI
Monica Ferrari-Krieger ist ausgebildete Schnittdirectrice und Maßdesignerin. Unter anderem entwirft sie Prototypen für österreichische und internationale Modelabels. Unter dem Label Monica Ferrari bringt sie regelmäßig kleine Kollektionen heraus. Wir haben mit ihr über den Kleidungsstil der Italienerinnen, die Leichtigkeit französischer Mode und über die Farbe Dunkelblau gesprochen.
Du bist italienische Schweizerin, dein Mann ist Franzose, du hast in Berlin gelebt und gearbeitet. Seit 20 Jahren wohnst du in Wien. Bist du in Modedingen schon eine Österreicherin? Ich bin Italienerin, und ich bin auch ein bisschen Französin, aber eigentlich bin ich immer eine Italienerin. Wie würdest du italienische Mode beschreiben? Wir Italienerinnen wollen immer elegant sein. Man muss immer schick sein, wir sind auch im Alltag immer gut angezogen, egal was wir machen. Italienische Mode ist auch bekannt für die gute Qualität der Materialien. Ja, diese edlen Materialien wie Flanell, Wolle, Kaschmir oder Seide sind typisch für Italien. Auch das Material muss immer edel sein. Italiener sind in ihrer Mode nicht wirklich fantasievoll oder extravagant, aber sie sind immer elegant. Das ist vielleicht die italienische Mentalität: besser ein bisschen langweilig, aber man ist gut angezogen. Das ist wohl in einem drinnen, da kann man auch nichts machen. Ich erinnere mich, in Berlin als Kostümbildnerin in der Filmbranche bin ich immer kritisiert worden, weil ich zu schön angezogen war. Die Leute haben gedacht, dass meine Kleidung unpraktisch ist. Für mich sind aber Wollhosen genau so praktisch wie Jeans.
Der deutsche Kleidungsstil wurde einmal als Jack-Wolfskin-Uniform beschrieben. Ist es bei den Österreichern auch so schlimm? Ehrlich gesagt, mir tut es weh zu sagen, die Italienerin ist so und die Österreicherin ist so. Jeder ist frei in der Mode. Aber es gibt natürlich einen gewissen Stil. In Mailand zum Beispiel sind alle gut angezogen, auch die Männer. Die Männer sind auch sehr gepflegt, das ist das Naturell. Österreicher sind praktischer, in Österreich muss Kleidung praktisch sein. Das hat vielleicht auch mit dem Wetter zu tun. Das ist wahrscheinlich der Punkt. In Österreich ist es kalt, man muss warm angezogen sein, das ist der Unterschied. In Italien kann man das ganze Jahr über nur einen Wollmantel mit dem Schal anziehen. Aber was mir hier in Wien ein bisschen fehlt, ist die Eleganz im Alltag. Eigentlich braucht man nicht viel, man kann simpel und schön angezogen sein. Ich würde mir wünschen, dass die Österreicherinnen mehr Mut zu Eleganz hätten, ohne gleich zu denken, sie würden bieder wirken. Ich habe den Eindruck, in Italien behalten auch ältere Frauen die Lust, weiter modern und feminin zu bleiben.
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DRAPIEREN - Kunstwerke an der Schneiderpuppe entstehen lassen
Du entwirfst Schnitte unter anderem für das französisch-österreichische Modelabel Sylvie T. Was macht französische Mode aus? Ich finde, die Französinnen sind in der Mode ein bisschen fantasievoller als zum Beispiel die Italienerinnen. Französische Mode ist verspielter. Französinnen haben Pep und sind damit sexy. Diese französische Leichtigkeit sieht man auch bei Sylvie T., ihre Kleider sind feminin und natürlich. Das hat auch etwas mit Humor zu tun.
Das heißt, euer Kleidungsstil verändert sich weniger über die Jahre. Ja, das glaube ich schon. Die Italienerinnen, aber auch die Französinnen verändern ihren Modestil nicht so sehr. Wenn ich an meinen Look als Jugendliche denke und wenn ich Fotos von mir anschaue, als ich 15 war, ich war immer gleich, naja ein bisschen Punk vielleicht, aber eigentlich bin ich immer gleich geblieben. Natürlich ist jede Zeit anders, aber ich habe an meiner Garderobe nicht viel verändert. Wie stehst du zu Farben? Generell bin ich persönlich etwas zurückhaltend bei Farben. Ich denke, man sollte nicht unbedingt zu Farben greifen, um “frisch” zu wirken. Dunkelblau ist nicht so konvervativ, wie viele denken. Für mich ist die Kombination Dunkelblau mit Schwarz einfach edel.
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DIE SCHNEIDERIN
Welche Styling-Tipps hast du für uns? Wenn man unsicher ist, sollte man es simpel machen: eine gut geschnittene Hose, ein Paar guter Schuhe, eine Jacke - basta! Dunkelblau steht zum Beispiel jedem und mit Dunkelblau macht man keine Fehler. Aber wie gesagt, jeder ist in der Mode frei und das Wichtigste ist, seiner Persönlichkeit treu zu bleiben.
PHOTO CAPTION Um labores explique quam quis etugias quas exeratemqui blaut iust eum duciam conetur rehendae.
GAM CANTOI Comic Artis
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voluptus inimili gniatenecto mod everciis aut libus ulparumquam et lani to eicilitat est vitas et utecum qui nis sequi is velis sequam es essini accatam quas magnis dolupid estrumque sit volo ma dere con rem consequ ibustio omnihit eos que simentur, inus, ipiendit dolores simenimus sim essequiae nam nimo omnihic iisint, consed minum quatur, volorro te nat. Et offictam, suntis dolut aut porporis dolenie ndelia niet as eos re lit que pliciam quistru ptaeprovidit quat. Iligenet re quam eumqui auda non pos perit quaeperum qui dollam,
Zeitlos elegante Mode mit italienischem Flair von Monica Ferrari Foto: Axel Bosenge Model: Axelle
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KREATIV
DRAPIEREN AN DER PUPPE dra·pie·ren Verb [mit OBJ] (jmd. drapiert etwas) 1. kunstvoll anordnen 2. in geordnete Falten legen
Skizze nach einem Kleid aus dem Film “Hail! Caesar”
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DIE SCHNEIDERIN
Drapieren ist wie ein Spiel, ein Versuch neue Ideen zu finden oder Ideen umzusetzen. Für ProfiSchneider*innen und Designer*innen ist drapieren auch oft eine Hilfe Entwürfe auszuprobieren. Beim Drapieren wird ohne Schnittmuster direkt an der Puppe gearbeitet. Man formt mit Probestoffen einen Prototypen. Der Arbeit liegt eine Idee, eine Skizze zugrunde. Drapieren ist kreativ und macht Spaß. Monica Ferrari verrät die wichtigsten Schritte.
VORBEREITUNG
ARBEITSSCHRITTE
1. Mit einem Band die vordere und
4. Ausreichend Stoff mit Stecknadeln -
hintere Mitte und die Taille der Schneiderpuppe markieren.
beginnend bei den Schultern - an der Puppe drapieren. Dabei die jeweiligen Markierungslinien an der Schneiderpuppe berücksichtigen. Je nach Skizze und eigener Vorlage Falten, Abnäher oder Raffungen mit Nadeln feststecken.
2. Eine Skizze anfertigen.
5. Wenn der Entwurf fertig ist, alle Markierungen mit verschiedenfarbigen Stiften und Symbolen gut sichtbar auf dem Stoff einzeichnen. Alle Informationen (auch Seiten- oder Schulternähte) müssen auf dem Probestoff vorhanden sein.
MATERIAL 3. Günstigen Probestoff wie Molino, Musselin, Nesselstoffe oder Futterstoffe verwenden. Das Gewicht des Probestoffes sollte mit dem Stoff der Endversion vergleichbar sein. Helle Stoffe verwenden, damit die Markierungen gut sichtbar sind.
6. Überschüssigen Stoff z. B. an den Seiten-, Schulternähten oder beim Saum wegschneiden, dabei großzügig Nahtzugabe stehen lassen.
7. Probestoff von der Puppe nehmen. Der Stoff ist nun wie ein Schnittmuster Alle Informationen und Markierungen werden auf den Stoff für die Endversion übertragen.
Hutdesign im
WerkBucHcafé Die neue Workshop-Reihe im Werkbuchcafé Entdecke alles über die Modisterei und das Handwerk des Hutmachens: Hatblocking Bring deinen Hut in Form: 9 Stunden / 165 EUR Trimming Gib deinem Hut Style: 3 Stunden / 45 EUR Paperflowers Hutschmuck-Kopfputz-Deko: 3 Stunden / 45 EUR Faszinator Headpieces selbst machen: 3 Stunden / 65 EUR ALL IN ONE Summerschool: 20 Stunden / 5 Tage / 310 EUR Alle Infos, die genauen Termine und Anmeldung: werkbuchcafe.at/events
INTERNATIONAL
SEW AND THE CITY von Bernadette Lietzow
NEW YORK - Mode- und Stoffeldorado
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DIE SCHNEIDERIN
„I like my money where I can see it – hanging in my closet“. Carrie Bradshaw, Master-Mind des „Sex and the City“-Kleeblatts und bekennende Fashionista hat einen entschiedenen Vorteil, was Inspiration für Styles und Looks betrifft: sie ist New Yorkerin und Kind einer Stadt, in der Mode schon lange großgeschrieben wird.
D
esigner wie Oscar de la Renta, Donna Karan, Ralph Lauren, Carolina Herrera oder Calvin Klein prägten und prägen den Ruf New Yorks als Modemetropole. Die zweimal jährlich stattfindende Fashion Week zählt zu den bedeutendsten Modeveranstaltungen weltweit und lockt nicht nur Fachpublikum in die Stadt, die niemals schläft.
S
einen Ursprung hat das rege „FashionBusiness“ in der langen Tradition der in New York beheimateten Textilindustrie. Im „Garment District“ mitten in Manhattan wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Grundstein für die amerikanische Bekleidungsindustrie gelegt. Auf verhältnismäßig kleinem Raum in Midtown, zwischen Chelsea und der berühmten 42nd Street, entstand ein Textilviertel mit Nähereien, Stoff- und Zubehörläden. Schneiderte man anfänglich, begünstigt durch den Siegeszug der Nähmaschine und befeuert durch den Bedarf an Uniformen für den Amerikanischen Bürgerkrieg der 1860er Jahre, Arbeits- und Dienstkleidung, so entwickelte sich zunehmend die
Nachfrage nach „ziviler“ industriell gefertigter und dadurch für breitere Schichten leistbarer Kleidung. Einwanderer, viele davon aus Süd- und Osteuropa, verhalfen den neuen Unternehmen mit ihrer Arbeitskraft zu schnellem Wachstum. „Der Garment District in New York war einst einer der wenigen Bezirke der Stadt, wo die meisten, die bereit waren hart zu arbeiten, einen Job finden konnten. Die Frauen - und einige Männer - brauchten schnelle Hände, um die Näh- und Pressmaschinen zu bedienen, und die jüngeren Männer mussten starke Rücken haben, um die Karren zu schieben und die Kleidung an andere Läden zu liefern“, so der New Yorker Journalist C. J. Sullivan. Mit der Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer und dem sprung-
haften Ansteigen der Mieten Ende der 1970-er Jahre erlebte das Viertel einen Niedergang.
S
eit der Jahrtausendwende jedoch wird versucht, an die Vergangenheit anzuknüpfen und Mode, wie das Geschäft dahinter im Bezirk wieder sichtbar zu machen. Entlang der 7th Avenue kann man am Fashion Walk of Fame von Stern zu Stern amerikanischen Modeschöpfern begegnen und sich im Kiosk neben der riesigen Skulptur eines Knopfes, durch den eine Nadel gesteckt ist, über Designer-Showrooms, Stoffläden und Veranstaltungen informieren.
TIPPS
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DIE SCHNEIDERIN
New Yorker Freundlichkeit inmitten tausender Stoffrollen
TIPPS
E
in ganz besonderes Erlebnis abseits ausgetretener Touristenpfade ist es, sich durch die Straßen von New Yorks „Garderobenschrank“ treiben zu lassen und neben den zahlreichen Modetempeln in die Welt von Samt und Seide, Lycra und Fancy-Prints einzutauchen. Nach wie vor existieren einige dieser kleinen Paradiese für Textiljunkies und (Hobby-)Schneider, in denen man sich zwischen Stoffballen verlieren und Großartiges finden kann. Hat man sich in diesem geschichtsträchtigen Viertel so richtig in die bunt-anregende Welt des Gewebten, Bedruckten, des Geblümten und Gestreiften verliebt, so empfiehlt sich noch ein Abstecher in die Lower East Side, einem weiteren Hot Spot textiler Freuden im Südosten Manhattans. Gestärkt mit dem legendären Pastrami-Sandwich bei „Katz‘s Delicatessen“, dem 1888 gegründeten, herrlich altmodischen Fresstempel auf der East Houston Street, lässt sich das Abenteuer, bestimmt ohne Magenknurren, fortsetzen.
B
esonders typisch und pittoresk ist das Familienunternehmen „Zarin Fabrics“ in der Orchard Street, ein wunderschöner Showroom für Möbelstoffe aller Art, vom klassischen Bezugscord bis zu handbestickten belgischen Dekorstoffen.
Hinterhoftreppe ins Stoffaradies
Zusatzattraktion und eine kleine Reminiszenz an die alte, etwas schmuddelige Weltstadt bietet die Hintertreppe, über die man in Jeffs Reich gelangt. Der langjährige und sehr hilfsbereite Verkäufer thront inmitten tausender Stoffrollen und Posamenten in einem wahren Schlaraffenland für Nähbegeisterte. „More Than Just A Fabric Store“, so der Leitsatz von „Zarin“ – und ja, eine Art Textil-Museum und zugleich Inspirationsquelle für eigene Kreationen ist nicht nur dieser Laden. Auf ins Nadel- und Faden-Eldorado New York!
Garment District: zwischen 5th und 9th Avenue, 34Th sowie 42nd Street Fashion Center Information Kiosk: 7th Avenue/West 39th Straße, www.garmentdistrictnyc.com Fashion Institute of Technology, FIT: 7th Avenue/27th Street, www.fitnyc.edu Berühmteste Schule für Modedesign in den USA, zugleich auch Museum zur Geschichte der Mode mit wechselnden Ausstellungen. Katz‘s Delicatessen: 205 East Houston Street, www.katzsdelicatessen.com
Die besten Adressen in Manhattan
INWOOD
Washington Heights
Swan Fabrics 244 W 39th Street Lbby, New York, NY 10018
Upper West Side
Central park
Harlem
Upper East Side Fabrics Garden 249 W 39th St New York, NY 10018 b/t 7th Ave & 8th Ave
Midtown Hell‘s Kitchen
Midtown West Murray Hill
Gramercy
Chelsea
West Village
Greenwich Village
Soho
J. Lefkovits & CO 257 W 39th St, New York, NY 10018,
East Village
Lower East Side
Financial District Botani Trimmings 263 W 36th St, New York, NY 10018
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DIE SCHNEIDERIN
Steinlauf & Stoller 221 W 37th St, New York, NY 10018
Beckenstein Men’s Fabric 257 W 39th St #2, New York, NY 10018
Moon Fabrics 247 W 37th New York, NY 10018 b/t 7th Ave & 8th Ave Midtown West
Zarin Fabrics 69 Orchard Street, New York, NY 10002
Hecht Sewing & Cutting Maschines 304 W 38th St New York, NY 10018
Truemart Fabrics 170 W 25th St, New York, NY 10001 b/t 7th Ave & Avenue Of The Americas
HANDWERK
Jasmin Hirschmann beim Zuschneiden des Tellerrocks
FALTEN WURF
A Rock mit Sonnenplissee
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DIE SCHNEIDERIN
ls Jasmin Hirschmann vor drei Jahren die Maßschneiderei mit angeschlossener Plisseemanufaktur in der Grazer Belgiergasse übernahm, musste sie noch erklären, was Plissee eigentlich ist: „Die Faltenröcke von der Oma.” Mittlerweile haben sich die Erklärungen erübrigt. Ob auf Hosen, Blusen oder Kleidern, Plissee ist momentan in den Schaufenstern und Modemagazinen allgegenwärtig und der Plisseerock ist das ModeMust-Have des Sommers.
D
abei ist Plissee keineswegs neu, schon vor über 4.000 Jahren legten die alten Ägypter ihre Kleidung in Falten. Weil die Herstellung teuer und aufwendig war – die Falten mussten fein säuberlich in den nassen bzw. feuchten Stoff gelegt und mit Steinen beschwert werden – konnten sich nur Herrscher und Pharaonen diesen Stoff leisten. Purer Luxus blieb Plissee auch Jahrhunderte später, diesmal in Form von prachtvollen Krägen, die mit
Stäbchen verstärkt wurden. Zudem gab man, um die Falten zu fixieren, Stärke aus Weizenmehl oder Wurzelsud bei. Später nutzte man das sogenannte TollEisen, um Falten in den Stoff zu brennen, die zusätzlich mit Wachs fixiert wurden.
J
asmin Hirschmann benutzt in ihrer Plisseewerkstatt eine Falttechnik, die auf das 15. Jahrhundert zurückgeht. Der Stoff wird händisch Falte für Falte zwischen zwei Schablonen gelegt, je nach Stoffmenge und Stoffbeschaffenheit kann das mehrere Stunden dauern. Bevor der Stoff in den heißen Dampfofen wandert, wird er zu Bündeln verschnürt. Der Ofen, Teil des Inventars der ehemaligen “Grazer Plissieranstalt” am Färberplatz, wird drei Stunden lang auf 100° aufgeheizt, ausgeschaltet und dann auf 30 bis 40° runtergekühlt. Nach dieser rund 4 bis 5-stündigen Auskühlzeit haben sich die Falten dauerhaft in den Stoff gepresst. Der so entstandene Faltenstoff wird in der Maßschneiderei weiterverarbeitet. Es entstehen Trachtenröcke, Blusen mit Plissee-Elementen, aber auch klassische Kilts. Und wer seinen Stoff für die eigenen Nähprojekte bei der Fachfrau für Hohlplissee, Stehplissee, Vollplissee oder Sonnenplissee in Falten legen lässt, bekommt auch gleich nützliche Näh-Tipps mitgeliefert.
Plissee-Arten: Vollplisse im Gegensatz zu Sparplissee
Um den Stoff faltenfrei zwischen die Schablonen zu legen, braucht es mehrere Hände
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TIPPS
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Jasmin Hirschmann und ihre 300 Plissierschablonen
R P D D F
undgeschnittene Röcke sollten erst nach dem Plissieren aushängen, begradigt und dann gesäumt werden.
lissierter Stoff kann bei 30-40° gewaschen werden. Plissierte Seide oder Wolle sollte professionell in der Putzerei gereinigt
werden.
ie Seitennähte liegen in die tiefen Falten des Plissees.
TIPPS FÜR DIE VERARBEITUNG
U
m die Falten dauerhaft ins Gewebe einarbeiten zu können, muss der Stoff aus synthetischen Fasern, zum Beispiel Polyester bestehen. Falten in Naturfasern wie Baumwolle sind nicht wäschebeständig.
F
ür Röcke eignet sich am besten Sonnenplissee, die Falten verlaufen strahlenförmig und werden nach unten breiter. Der Rock wird im Halbkreis zugeschnitten (Tellerrock). Beim Sonnenplisse kann der Bund ohne Falten auf den Stoff aufgesetzt werden, dabei wird für die richtige Bundweite der plissierte Stoff von oben gekürzt.
er Saum wird versäubert und knappkantig abgesteppt oder bei Kunstleder bzw. nicht fransenden Materialien unverarbeitet gelassen. ür den besonderen Schwung kann im Saum des Rocks ein Fischerband mitgenäht werden.
Jassis Plissee & Mode Belgiergasse 8 8020 Graz Öffnungszeiten: Mo-Fr: 9.00-12.00 und 14.00-18.00 Sa: 9.00-12.00 www.jassis.at
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TIPPS
PRAXIS TEST Vania Jakob, Geschäftsführerin der Boutique Pavillion.5 hat unseren Plisseerock mit Teilen aus ihrer aktuellen Kollektion kombiniert.
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DIE SCHNEIDERIN
Rockig: Lederjacke und Plateau
Leger: Boots und Pulli
Young Style: T-Shirt und Sandalen
Pavillon.5 Fashion Lounge Hietzinger Hauptstaße 12-16 1130 Wien Öffnungszeiten: Mo-Fr: 10.00-13.30 und 14.30-18.00 Sa: 10.00-15.00
Edel: Kaschmirjacke DIE SCHNEIDERIN
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TIPPS PORTRÄT
SCHARF SINN
Andreas Lorenzi führt in 6. Generation die Firma Lorenzi – feinste Stahlwaren & Schleiferei mit einem Geschäft für Messer und Scheren aller Art in der Wiener Siebensterngasse und einem hauseigenen Schleifservice in der Werkstatt am Ende der Landstraßer Hauptstraße. Im Oktober 2017 haben er und seine Frau Katharina mit der Galerie ScharfSinn eine zusätzliche Plattform und Showbühne für Schneidegeräte aller Art geschaffen. Wir haben dem leidenschaftlichen Schneid-Experten beim Scherenschleifen über die Schulter geschaut und uns mit ihm über das Kantenbrechen, YouTube-Tipps und die Augen einer Schere unterhalten. Wann bringe ich meine Schere zum Schleifservice? Scheren halten normalerweise recht lang, die muss man nicht jedes Jahr zum Schleifen bringen, aber die Faustregel ist die: immer dann, wenn das Ding nicht mehr so seinen Zweck erfüllt und nicht mehr optimal geht. Wenn man zum Beispiel merkt, dass die Schere den Stoff schiebt, oder dass die Schere bei der Spitze nicht mehr sauber schneidet. Zahlt es sich aus, die Schere schleifen zu lassen, oder kaufe ich mir gleich eine neue? Bei uns ist jeder angehalten - ohne sich zu genieren - seine nicht mehr funktionstüchtigen Scheren in unserem Geschäft im 7. Bezirk vorbeizubringen. Wir schauen uns die Schere im Detail an, und noch bevor irgendwelche Kosten entstehen, wird der Kunde darauf hingewiesen, was sinnvoll und möglich ist oder nicht. Wieviel kostet das Schleifen? Ich sage jetzt mal grob: Das Schleifen einer kleinen Haushalt- oder Stickschere liegt bei ungefähr zehn Euro, eine große Zuschneideschere bei ungefähr 22 Euro. Scherenschleifen ist schon sehr aufwendig. Ich schleife eigentlich zwei komplizierte Messer, die miteinander funktionieren müssen. Das ist die Schwierigkeit dabei. Wir haben im Schleifservice eine Qualität der Arbeit, wie man sie auch beim Neuprodukt kaum mehr findet. Pro Schere sind das für meinen Mitarbeiter und mich elf Arbeitsschritte, vom ersten Check übers Auseinandernehmen, Vorschleifen, die Kanten brechen, dann wird sie wieder zusammengebaut, die Spitzen werden gerichtet und und und.
Einer der elf Arbeitsschritte ist die “Unterschrift” der Firma Lorenzi auf der Schere. Dabei werden in einer Bewegung und in einem uns eigenem Zug drei Kanten bei der Schere auf einmal gebrochen, das ist ein kleines Detail, ob die Schere schon bei uns war. Wenn ich mich entschlossen habe, eine neue Schere zu kaufen, worauf soll ich achten? Was ich auf jeden Fall empfehle, sind klassisch geschmiedete Scheren, die geschraubt und nicht vernietet sind. Viele Leute haben gerne Kunststoffgriffe, weil sie weicher und leichter sind, im Vergleich zum Stahl sind die natürlich auch weniger robust. Wenn ich mir eine hochwertige Schere aus Stahl kaufe, habe ich die ein Leben lang. Wie finde ich meine perfekte Schere? Welche Schere passt, ist auch davon abhängig, welche Handgröße oder welchen Schnitt man hat. Nicht nur die Länge der Blätter, sondern auch die Größe der Augen, das sind die Ringe, wo man mit den Fingern durchfährt, sind verschieden groß. Gerade bei den Stickscheren gibt es welche, die zart sind oder die ein bisschen größer sind, da gibt es definitiv Unterschiede. Bei uns im Geschäft in der Siebensterngasse kann man die Scheren natürlich ausprobieren, in die Hand nehmen und ein paar Schnitte machen. Wie pflege ich die Schere? Zur Handhabung ist einmal klar, man soll damit nur das schneiden, wofür sie eigentlich gemacht ist. Was ich generell zur Pflege tun kann, ist der Schere bei der Schraube, hinter der Schraube und vorne ab und an ein paar Tropfen Nähmaschinenöl zu spendieren, Weil größere Zuschneidescheren
eigentlich allesamt nicht rostfrei sind und oxidieren können, sollte man sie manchmal einfach mit einem öligen Fetzen abwischen, dann werden die Scheren auch nicht rostig. Wenn man spürt, dass die Schneidekanten metallisch trocken sind und regelrecht haken – gerade Filz entfettet stark – kann man vorsichtig mit dem Finger innen über die Schneide wischen, damit kommt eine Spur Fettfilm auf die Schneidekante, und das gleitet dann wieder leichter. Das Ganze hat aber nichts mit Schleifen und Schärfen zu tun, sondern nur mit der Schmierung. Kann ich zwischendurch meine Schere selber schärfen oder schleifen? Was man auf alle Fälle unterlassen sollte: YouTube-Videos Glauben schenken. Da gibt es Experten, die sagen, man muss in Alufolie reinschneiden. Zwar wird die Schere dadurch nicht kaputt, weil Alufolie weicher ist als die Schere, aber der Tipp bringt genau nichts. Andere Tipps lauten, dass man mit der Schere durch ein Schleifpapier schneiden soll, was ich dazu sagen kann: Die Schere wird auf jeden Fall anders, aber sie wird sicher nicht scharf, weil mit dem Schleifpapier habe ich den Abtrag überall, aber nicht, wo ich ihn haben will. Also möglichst keine Experimente machen, die Schere wird meistens nicht besser.
feinste Stahlwaren & Schleiferei - seit 1835
Siebensterngasse 41, 1070 Wien Öffnungszeiten: Mo-Fr: 9.00–12.30 und 14.00-18.00 Sa: 10.00–14.00 www.lorenzi.co.at DIE SCHNEIDERIN
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INSPIRATION
SIEBEN SACHEN Neues, Schönes und Nützliches zum Nähen. Praktische Helfer, die das Nähen erleichtern. Und noch dazu Freude machen.
FIXIERGEWICHTE Die kleinen praktischen Fixiergewichte sind gerade beim Zuschnitt von Schnittmustern und Stoffen sehr nützliche Helfer und erleichtern die Arbeit enorm. Die vier handlichen, mit Sand gefüllten Stoffsäckchen halten auch dünnes Schnittmusterpapier und feine Stoffe zuverlässig in Position und ermöglichen dadurch einen exakten Zuschnitt.
SUBLIMIERKREIDE Sublimierkreide, auch Zauberkreide genannt, eignet sich besonders zur Anwendung auf empfindlichen Materialien. Die Markierungen verschwinden nach einiger Zeit von selbst oder durch Überbügeln. Ein Ausbürsten oder Waschen ist nicht nötig. Erhältlich bei: www.schnittmenge.at
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DIE SCHNEIDERIN
BÜGELBOCK Dieses Bügelwerkzeug kombiniert mehrere Funktionen und reduziert daher den Platzbedarf. Zahlreiche Rundungen, Ecken und Kanten machen es viel einfacher, die runden oder spitzen Stellen sauber und präzise zu bügeln. Hergestellt aus Massivholz. Erhältlich bei: www.ebay.de/usr/schneiderwerkzeug
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MESSGESCHIRR An dem von Inge Szoltysik-Sparrer entwickelten Meßgeschirr befinden sich an einer verschließbaren Halsschablone drei Maßbänder, die mit zwei weiteren, verschließbaren Maßbändern das Messen von Körpermaßen enorm erleichtern. Ein drittes Maßband dient zum Messen aller anderen Maße. Das Meßgeschirr ist für alle Größen anwendbar. Erhältlich bei: www.modeatelier-inge.de
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INSPIRATION
SEA OF POSSIBILITIES Das Wiener Modelabel IAMYOU beschäftigt sich mit experimentellen, nachhaltigen Schnitttechniken. Diverse Methoden von SUBTRACTION CUTTING werden immer wieder in IAMYOUs Circular Collection umgesetzt. Designerin und Labelgründerin Elisa Kramer-Asperger gibt eine Kurzeinführung.
“You can’t exhaust possibilities possibilities will exhaust you.”
Subtraction Cutting wurde von dem britischen Designer Julian Roberts entwickelt. Es ist ein Auftrag zu experimentieren, zu designen, zu gestalten. Seine Anleitung Free Cutting ist für alle kostenlos als Download verfügbar und ein erfrischender Gegenpol zur Exklusivität und Geheimniskrämerei, die Modedesigner und ihre kreativen Prozesse oft umgibt. Die Methode des Subtraction Cutting arbeitet unmittelbar mit Stoff und Raum - entwerfen und Herstellung sind EIN simultaner Prozess. Während in traditionellen Schnitttechniken ein zweidimensionales Design oder eine Skizze in ein dreidimensionales Kleidungsstück übersetzt wird.
Circular Collection IAMYOU www.iamyou.at
So entsteht die Form durch das Entfernen von Stoff/Material. Dadurch wird ein leerer Raum erzeugt, den der Körper einnehmen kann und gleichzeitig beeinflusst, wie sich der Stoff um den Körper drapiert. Formen und Löcher werden aus Stoffbahnen geschnitten, durch die sich der Körper bewegt.
Julian Roberts lehrt Mixed Media Textiles am Royal College of Art in London. Bei der London Fashion Week präsentierte er unter dem Label “nothingnothing” und “JULIANAND” mittlerweile 12 Kollektionen. Infos zu seinen Arbeiten und die Anleitung FREE CUTTING sind auf seiner Website verfügbar: https://subtractioncutting.tumblr.com
Designerin Elisa Kramer-Asperger
DIE SCHNEIDERIN
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Anleitung: Kleid in Tunneltechnik
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u benötigst zwei Stoffbahnen, je circa 1 x 2 m. Lege die Stoffbahnen rechts auf rechts aufeinander und nähe sie an drei Seiten zusammen (eine schmale Seite offenlassen).
N
un legst du die zusammengenähten Bahnen flach hin und platzierst Vorder- und Rückenteil eines Oberteils gegenüberliegend auf den Stoff. Zeichne mit Schneiderkreide beide Schnittteile von Brustlinie zu Brustlinie nach.
V S
erbinde die beiden offenen Silhouetten mit einer beliebig kurvigen Linie.
chneide nun die entstandene „Negativ-Fläche“ zwischen Vorderund Rückenteil aus - jedoch nur durch eine Stofflage!
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DIE SCHNEIDERIN
P
ositioniere zweimal zwei Kreise in der Größe deines Hüftumfangs parallel zueinander auf die Stoffbahn und schneide die vier Kreise aus (ebenfalls nur durch je eine Stofflage). Nun nähst du Vorder- und Rückenteil an den Schultern sowie an den Seitennähten zusammen.
N
ähe je zwei parallel positionierte Kreislöcher zusammen.
DIE SCHNEIDERIN
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NÄHSCHULE
MASS ARBEIT Selbstgeschneidert heißt nicht automatisch maßgeschneidert. Wer zu einem Modellschnittmuster greift, wird selten die perfekte Passform finden. Damit der Schnitt wie angegossen sitzt, erklärt die Schnittmusterdesignerin Stefanie Kroth / SO Pattern die drei wichtigsten Schritte.
1. AUSMESSEN Größen bestimmen Körperformen sind unterschiedlich, und kaum jemand hat eine einheitliche Konfektionsgröße. Meist schwankt man zwischen verschiedenen Größen, z.B. Brustumfang 36, Taille 38, Hüftumfang 40. Außerdem entsprechen Kaufgrößen im internationalen Handel oft nicht den offiziellen Maßsystemen. Es hilft also nichts: Wer die richtige Größe finden will, muss vor dem Nähen die wichtigsten Maße ausmessen (lassen) und mit den Tabellen vergleichen. Das ist nun das Größengerüst. Weitenmaße 1 Brustumfang 2 Taillenumfang 3 Hüftumfang Längenmaße 4 Hüfttiefe 5 Brusttiefe 6 vordere Länge 7 gewünschte Gesamtlänge
Stefanie Kroth entwirft mit SO einfache, raffinierte oder eigensinnige Schnittmuster für Nähfreaks und Fashion-Victims. Darüber hinaus entwickelt die gelernte Entwurfsund Schnittdirectrice Kollektionen und CAD-Schnitte für kleinere Labels und Ateliers sowie eBook-Ersteller. Neben konventionellen Schnittkonstruktionstechniken beschäftigt sie sich mit Subtraction Cutting und Zero Waste Fashiondesign. Sie ist Dozentin für Schnittkonstruktion und Modedesign in München. www.so-pattern.com
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DIE SCHNEIDERIN
2. GRÖSSENGERÜST ÜBERTRAGEN
BILD 1: Am Schnitt die Linien für Brustumfang (kurz unter der Achsel) und Taille suchen. Für die Hüftlinie tragen wir von der Taille nach unten die Hüfttiefe ab.
BILD 2: Die jeweilige Größe an den Linien markieren, z.B. Brustumfang M, Taille S, Hüfte XL.
3. LÄNGENANPASSUNGEN
BILD 3: Die vordere Länge im Schnitt mit der eigenen Länge vergleichen.
BILD 5: Brusttiefe im Schnitt mit der eigenen vergleichen, Abnäher nach oben oder (wie hier) nach unten verschieben.
BILD 4 und 4a: Zwischen Taille und Brustlinie (unterhalb des Abnähers) einschneiden und Differenz wegnehmen oder (wie hier) Fehlbetrag zugeben.
BILD 6: Nach der Anpassung der vorderen Länge hat sich die Gesamtlänge verändert. Schnitt nun auf die gewünschte Länge bringen und verlängern oder (wie hier) verkürzen.
BILD 7: Gerüstpunkte verbinden und Schnittkontur einzeichnen.
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TIPPS
BLICK INS BUCH von Sabine Mund
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DIE SCHNEIDERIN
Sabine Mund ist Inhaberin des Werkbuchcafés, Wien einziger Buchhandlung für DIY und Selbermachen. Für DIE SCHNEIDERIN wirft sie einen kritischen Blick auf die Nähbuch-Neuerscheinungen.
KLEIDER SELBST ENTWERFEN mit der Grundschnittmethode Autoren ISBN Seiten Format Ausstattung Verlag
Sara Alm 978-3-8307-0979-4 176 21,6 × 27,9 cm Broschiert STIEBNER
Endlich! Ein Buch, das das Schnittzeichnen und Entwerfen auch für Nicht-Profis Schritt für Schritt erklärt. Alle schwierigen Fachbegriffe sind anschaulich erklärt und viele Fotos und Abbildungen machen jeden Schritt nachvollziehbar. Mit diesem Buch können beliebig viele Röcke, Oberteile und Hosen entworfen werden. Sich mit der Grundschnittmethode auseinander zu setzen, kostet zwar ein bisschen Zeit und Aufmerksamkeit, aber nach der Lektüre kann man jeden Schnitt der eigenen Vorstellung anpassen oder gleich selbst entwerfen. Perfektes Buch für: Neugierige Modeliebhaber*innen, fortgeschrittene Näher*innen und alle, die gern ihre Sachen abwandeln oder selbst entwerfen.
WERKBUCHCAFÉ Haidgasse 5/7, 1020 Wien Öffnungszeiten: Di-Fr: 8.00–12.00 und 14.00-18.00 Sa: 10.00–14.00 www.werkbuchcafe.at
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RÖCKE Selbst genähte Modelle für jeden Anlass Autorin ISBN Seiten Verlag
Ilka Meis 978-3-7724-8124-6 128 TOPP
Insgesamt 19 einfache Schnittmuster zu fünf Rock-Grundformen versammelt dieses Buch: gerade, wippende, glockige Röcke, sowie welche in A-Form und als Culottes. Viele Modelle wurden mit Fotos ergänzt, auf denen das jeweilige Modell mit einem alternativen Stoff abgebildet ist, auch Tipps zu Abwandlungen sind bei den Anleitungen dabei. Die Anleitungstexte sind relativ kurz gehalten, es gibt jeweils mehrere Schritt-fürSchritt-Fotos fürs Nachnähen. Die Schnittmusterbögen für die Größen 34-46 liegen im Buch, zusätzlich kann man über die Verlagsapp Videos runterladen, die das Verständnis der Anleitungen erleichtern sollen. Perfektes Buch für: Anfänger*innen, die sich eine Grundausstattung an Rock-Schnittmustern zulegen wollen
FANTASTISCH PRAKTISCH Ordnungshelfer nähen Autorin ISBN Seiten Format Ausstattung Verlag
Claudia Günther 978-3-86355-776-8 80 22,6 x 22,6 cm Geheftet EMF
Wer liebt sie nicht – kleine Dinge mit praktischem Nutzen? Klar, Organizer, Utensilos und Wäschesäcke sind nicht gerade neue Erfindungen, aber in diesem Buch haben die bekannten Modelle kleine praktische oder witzige Erweiterungen bekommen: der Wäschesack ist ein hungriger Hai, die genähten Blumenübertöpfe können auch als Hängeampel verwendet werden und das Kosmetiktäschchen hat ein praktisches Pinselfach zum Ausklappen. Insgesamt gibt es 13 Nähprojekte, die sich auch alle gut als Geschenk eignen. Fast die Hälfte des Buches beschäftigt sich zusätzlich mit Grundlagen, wie man ein einfaches Täschchen, einen Tunnelzug oder einen Kordelstopper näht, bis hin zum Anbringen von Ösen, Verschlüssen und Buchschrauben. Perfektes Buch für: Leute, die Geschenke gern selbst machen, Stoffrestesammler*innen
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DIE SCHNEIDERIN
TRAUMKISSEN SELBER NÄHEN Autoren ISBN Seiten Format Ausstattung Verlag
Elke Reith, Sabine Schappacher u.a. 978-3-86355-776-8 80 22,6 x 22,6 cm Geheftet EMF
Nichts ist einfacher zu nähen als ein Kissen? Klar, aber Nähen muss ja auch nicht immer kompliziert sein, um sich schöne Dinge selbst zu gestalten. Dieses Buch hat eine ganze Reihe Kissen und Polster versammelt, die die gesamte Bandbreite von bunt/verspielt bis klassisch/ elegant widerspiegelt. So ganz nebenbei können Nähfertigkeiten wie Reißverschlüsse, Applikationen und Paspelierungen geübt oder perfektioniert werden, da der enthaltene „Kleine Nähkurs“ auf acht Seiten schnell und einfach die Grundlagen dokumentiert. Die insgesamt 22 Modelle machen Lust aufs Gestalten mit Form, Farbe und Stoff und Motivieren zum sofort Losnähen - eine ideale Wochenendbeschäftigung! Perfektes Buch für: Alle Anfänger*innen, ungeduldige Näher*innen und verspielte Farbliebhaber*innen
HOSEN NÄHEN Autorin ISBN Seiten Format Ausstattung Verlag
Vivien Altmann 978-3-86355-878-9 160 26 x 19,8 cm Hardcover EMF
Ein Nähbuch zum Thema Hosen - darauf hat man lang warten müssen. Das „Einmaleins des Hosenschneiderns“ enthält eine Stilkunde zum Bestimmen des eigenen Hosenstils und einen Grundlagenteil für Nähkenntnisse, erst danach werden die einzelnen Hosenmodelle (es gibt 12) auf 60 Seiten mit Nähanleitung vorgestellt. Die Nähgrundlagen und auch die Anleitungen sind sehr detailliert mit aussagekräftigen Fotos gestaltet und zusätzlich mit vielen kleinen Tricks ausgestattet. Überhaupt überzeugt das Buch weniger durch seine Modelle und Fotos, sondern vor allem durch seine detailreichen Anleitungen und praxiserprobten, hilfreichen Ergänzungen. Ein Grundlagenbuch zum Thema Hosen, mit dem man sich auch an weitere Hosenschnitte heranwagt. Perfektes Buch für: Ambitionierte Nähanfänger*innen und leicht Fortgeschrittene.
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NÄHANLEITUNG
TIME FOR TEA
MONSTERA-KISSEN KISSEN MIT GROSSEM BLATT Anleitung aus dem Buch: Traumkissen selber nähen 1. MATERIAL Baumwollstoff blau, 60 cm Baumwollstoff aqua für die Blattapplikation, 50 x 50 cm Vliesofix, 50 x 50 cm Kisseneinlage, 50 x 50 cm
2. VORBEREITUNG
STOFF: Handgewebte BIO-Baumwolle erhältlich bei www.schnittmenge.at
Blattvorlage (aus dem Heft abpausen) auf Vliesofix übertragen und ausschneiden
3. ZUSCHNITT Die Maße enthalten keine Nahtzugabe, beim Zuschnitt 1 cm zugeben. Das Blattmotiv wird ohne Nahtzugabe zugeschnitten.
SO WIRD’S GEMACHT Das Blattmotiv aus Vliesofix auf den aquafarbenen Stoff bügeln, ausschneiden und mittig auf das Kissenvorderteil bügeln. Mit Zickzackstichen mit gelbem Kontrastgarn applizieren. Mit weißem Nähgarn zusätzliche Steppnähte an den Außenkonturen und als Blattadern nähen. Die Zuschnitte für die Kissenrückseite für einen Hotelverschluss vorbereiten. Die Teile für die Vorder- und Rückseite rechts auf rechts aufeinanderlegen und zusammennähen. Den Kissenbezug bügeln, wenden und die Einlage einlegen. Hotelverschluss nähen:
Der Hotelverschluss ist einfach zu nähen, weil man dafür keinen Schließmechanismus (Reißverschluss, Knopf) benötigt. Für die Rückseite werden zwei Rechtecke zugeschnitten, die so groß sein müssen, dass sie sich in der Mitte um 10 cm überlappen. Bei einer Kissengröße von 50 x 50 cm sind die beiden Rückseiten jeweils 50 x 37 cm groß (25 cm + 10 cm überlappender Stoff + 2 cm Saumzugaben) Die beiden Rechtecke der Längskante zunächst 1 cm, dann nochmals 1 cm auf die linke Stoffseite umschlagen und mit einem Steppstich festnähen. Die Rechtecke links auf rechts aufeinanderlegen und feststecken, so dass sie der Größe der Vorderseite (hier 50 x 50 cm) entsprechen. Dabei überlappen sich jeweils 10 cm der beiden Teile. Vorder- und Rückenteile rechts auf rechts legen und an allen 4 Seiten zusammennähen. Abschließend die Kanten ringsum versäubern, den Kissenbezug bügeln und wenden.
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TUTORIAL BROTBEUTEL NÄHEN
B
rot schmeckt frisch am besten, doch weil ganze Brote selten am gleichen Tag komplett aufgegesssen werden, empfiehlt sich eine gute Lagerung und Aufbewahrung. Die Haltbarkeit von Backwaren ist je nach Verarbeitungsart unterschiedlich. Je höher der Anteil an Vollkornmehl, Roggen, Schrot oder Sauerteig, desto länger ist Brot haltbar. Während Sauerteigbrote bis zu einer Woche genießbar sind, kann Weizenbrot mit einem hohen Hefeanteil schon nach zwei bis drei Tagen verdorben sein. Für die Lagerung gilt: Brot muss bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden, im Kühlschrank wird Brot schnell pappig. Eine Aufbewahrung von Brot im Papiersackerl ist nicht ideal, denn Papier entzieht dem Brot Feuchtigkeit, bei Plastik ist Vorsicht geboten: Plastik ist die ideale Brutstätte für Pilze, Viren oder Bakterien. Ein guter Weg, Brot länger frisch zu halten, ist ein Stoffbeutel aus Leinen. Dabei ist es wichtig, dass der Beutel aus reinem Leinen und nicht etwa aus Baumwolle ist. Leinen bildet die optimale Umgebung, die sowohl luftdurchlässig ist als auch die Feuchtigkeit bindet. TIPP: Eine Papiertüte (zum Beispiel eine alte vom Bäcker) in Kombination mit einem dicken Leinenstoff hält die Feuchtigkeit gut im Brot, ist aber so durchlässig, dass die Luft gut zirkulieren kann und sich kein Schimmel bildet.
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REZEPT
Schnelles Ströck Weizenvollkornbrot
Leinenbeutel eignen sich auch sehr gut zum Sammeln von Brotresten, weil sie darin nicht schimmeln.
Zutaten für 2 Brote: 800 g Weizenvollkornmehl 650 ml lauwarmes Wasser 50 g Weizenkeime 15 g Salz 15 g Hefe Zubereitung: Hefe in Wasser auflösen und mit den restlichen Zutaten zu einem glatten Teig kneten. Den Teig mit einem feuchten Tuch abdecken und an einem warmen Ort ungefähr 90 Minuten gehen lassen. In 2 Stücke teilen, Wecken formen und in gefettete Backformen (20 x 10 x 7,5 cm) legen. Mit einem feuchten Tuch abdecken und 50 – 60 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen. Die Brote mit Wasser besprühen. Eine Tasse Wasser auf den Ofenboden schütten. Im vorgeheizten Backofen zunächst 5 Minuten bei 240 °C, dann 50 – 55 Minuten bei 185 °C backen. Ruhezeit: 140 – 150 Minuten Backtemperatur: 204 auf 185 °C fallend Backzeit: 55 – 60 Minuten
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ANLEITUNG MATERIAL: 50 x 70 cm Leinenstoff 2 Meter Kordelband
Stoff zuschneiden Zwei Rechtecke ca. 33 x 44 cm zuschneiden.
S D N
toffteile versäubern, bzw. rundherum overlocken. Das obere Ende um 1 cm Nahtzugabe umbügeln. Dann 2 cm nach unten klappen und bügeln. Die untere Kante des Tunnelzugs an den Stoffseiten markieren.
3 cm
Tunnelzug
ie beiden Stoffteile rechts auf rechts legen (schöne Seiten innen), und die zwei Längsseiten ab bzw. bis zur Markierung des Tunnels und den Boden zusammensteppen.
44 cm
ahtzugaben auseinanderbügeln. Den Beutel an den eingebügelten Kanten oben einschlagen und den Saum des Tunnelzuges feststeppen. Die Seiten des Tunnelzuges sind jetzt offen.
33 cm
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N
un die Kordeln - 2 mal 1 Meter gegenläufig durch den Tunnel ziehen und an den Enden verknoten.
Sa, 21.04.2018, 10-18 Uhr
Huttengasse 57-59, 1160 Wien
TIPPS
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AUF DER WALZ B
evor in den 1970er Jahren die Tapete Einzug in die Wohnungen und Häuser gehalten hat, wurde gewalzt. Die Wände bekamen florale oder geometrische Anstriche. Die 1950er Jahre waren im Muster noch dezent, die 1960er schon gewagter, vereinzelt fand man Comicstars und WildWest-Motive in den Kinderzimmern. In den 1970er Jahren erinnerten die Muster der Wände an Pril Blumen. Gewalzt und gerollt wurde mit Musterwalzen oder Strukturwalzen, und es war Teil des Maler-Handwerks. Im ländlichen Raum war es zudem üblich, dass die Bauern oder Bäuerinnen selber Hand anlegten und die Wände der Höfe und Ställe malerten. Die Rollen wurden auf dem Dachboden und in der Scheune gelagert. Man konnte sie bei Malermeistern, Farbgeschäften oder in Apotheken ausleihen.
D
as erste Patent für einen „Handdruckapparat mit Selbstfärbung“ zur Wanddekoration wurde 1879 angemeldet. Waren die ersten Walzen noch aus Holz, wurde später Gummi der ideale Werkstoff. Die Rohlinge wurden von Hand geschnitten, damit wurde das Werkzeug für die Spritzgußmaschine gemacht. Anfang der 1920er Jahre gab es erste Kataloge, die Blütezeit der Musterwalzen begann jedoch mit dem zweiten Weltkrieg, als Papier für die Tapeten rar und teuer war.
Mittlerweile haben die meisten der früher zahlreichen Hersteller für Musterwalzen ihren Betrieb eingestellt.
I
m fränkischen Hof lässt Tobias Ott die alte Tradition der Strukturwalzen wiederaufleben und führt seit Ende 2015 sein kleines Unternehmen. Er beliefert Innenarchitekt*innen, DesignVerliebte, Hobbybastler und Künstler, die das kreative Werkzeug mit historischen Wurzeln für sich wiederentdeckt haben. Das Einsatzgebiet für die Rollen ist vielfältig geworden: Wurden früher nur die Wände mit Rollen verziert, sind es inzwischen Holzmöbel, Papier, Keramik, Porzellan und Stoffe. Tobias Ott hat seine Leidenschaft für Strukturwalzen mit dem Bedrucken von Postkarten begonnen, inzwischen betreibt er einen eigenen Fertigungsbetrieb für Strukturwalzen und ist dabei weltweit der letzte Hersteller, der Walzen von Hand und dadurch ohne sichtbare Nähte im Muster und mit sta-
“Walze” kommt vom Wort walzan: sich drehen, fortbewegen. “Auf der Walz / Walze sein,
bilem Holzkern produziert. Die Walzen werden umweltverträglich aus geshreddertem Weich-PVC hergestellt. Neben der Produktionsstätte ist seine Sammlung an teils historischen Strukturwalzen auf 4000 Stück angewachsen, die er wie ein “lebendes Archiv” führt. Darin befinden sich Nachlässe ehemaliger Hersteller, sowie Werkzeuge und Muster aus über 100 Jahren Musterwalzen-Geschichte. Die 2018 erfolgreich angelaufene Ausstellung „Neu aufgerollt“ aus der Sammlung Tobias Ott wird 2019 im Fränkischen Freilandmuseum zu sehen sein.
WEITERFÜHRENDE LINKS: Historisches und Hintergründiges zu Musterwalzen von Birger Jesch, Maler, freiberuflicher Handwerker und Künstler. Er arbeitet mit historischen Musterwalzen im Bereich Denkmalpflege und in der modernen Raumgestaltung. www.musterwalzen.de Verkauf und Verleih von teils historischen Strukturwalzen und Infos zu Veranstaltungen, Ausstellungen und Workshops zu Struktur- und Musterwalzen. Tobias Ott, Hof/Bayern www.strukturwalzen.de
auf die Walz / Walze gehen”: als Handwerksbursche oder -mädchen auf Wanderschaft sein. DIE SCHNEIDERIN
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ANLEITUNG Stoffdruck mit Musterwalzen
Stoff waschen, damit alle Rückstände entfernt sind und die Textilfarbe auf dem Gewebe halten kann.
S R S M F
toff nach Bedarf zuschneiden, glattbügeln und gut gespannt den Rand an allen Seiten jeweils ca. 1 cm mit Malerkrepp auf einem glatten Untergrund festkleben. Abdeckfolie oder Zeitungspapier unterlegen.
apportmarkierung an der Walze anbringen. Vor allem historische Walzen haben ein Muster.
chwammrolle (Speisewalze) gleichmäßig mit Textilfarbe einpinseln und einen Probedruck machen.
uster mit gleichmäßigem Druck von unten nach oben auf den Stoff rollen. Dabei die Walze nicht absetzen. Je nach Stoffgröße muss die Speisewalze nachgepinselt werden.
arbe trocknen lassen und zum Fixieren der Farbe den Stoff bügeln. Walze, Bügel und Schwammrolle gut mit warmem Wasser auswaschen. Keine Lösungsmittel verwenden.
Musterwalze mit Bügel
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TIPPS
IN FORM BÜGELN Für viele ist es Entspannung pur, für die meisten die mit Abstand unbeliebteste Tätigkeit im Haushalt. Aber Profinäher*innen wissen: Bügeln ist das halbe Nähen. Walter Lunzer hat sieben Tipps.
S V V
pare nicht beim Bügeleisen investiere in eine Dampfbügelstation. Warum: Jeder Bügelschritt wird so vereinfacht. or dem Zusammennähen die geoverlockten Kanten flachbügeln. Warum: Die Overlock neigt oft dazu Schnittkanten auszuleiern. erwende einen Bügelpolster. Warum: Besonders um gerundete Nähte schön auszubügeln, sind Bügelpolster das Um und Auf.
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K B
lebeeinlagen verwenden. Warum: Leg dir ein Depot an verschiedenen Einlagen an. Erst ein gestärktes Halsloch, Kragen, Saum oder Bund machen eine professionelle Optik aus. ügle die Nahtzugabe erst flach dann auseinander. Warum: Nach dem Zusammennähen kommt es häufig zu leichtem Kräuseln der Naht durch Abbügeln der Naht kann man das wieder ausgleichen.
S
toffe vor dem Zuschneiden bügeln. Warum: Fast alle Stoffe gehen schon beim Bügeln ganz leicht ein oder “entspannen” sich. Am Webstuhl und in der Produktion sind sie die ganze Zeit gespannt und werden gezogen.
S
telle zum Nähen immer ein Bügelbrett und das Bügeleisen auf. Warum: Denn es ist am besten, Naht für Naht abzubügeln statt das fertige Kleidungststück. Die Nähte fallen viel besser!
TUTORIAL Wenn das Bügelbrett zu groß und zu sperrig ist, kann man sich für den Nähtisch und für kleinere Bügelarbeiten eine Bügelauflage nähen. Wichtig dabei, die richtige Stoffauswahl und eine hitzebeständige Einlage.
MATERIAL: 2 x Baumwollstoff und 1 x Volumenvlies, z.B. Thermolam 272 in der gewünschten Größe der Bügelunterlage zuschneiden. Plus 1 - 2 cm Nahtzugabe.
SCHRITT 1: Baumwollstoffe rechts auf rechts mit dem Volumenvlies gemeinsam zusammensteppen. Am kurzen Ende 10 cm offenlassen.
SCHRITT 3: Bügelauflage durch die Öffnung wenden. Ecken mit einem Eckenformer bearbeiten.
SCHRITT 2: Ecken knapp abschneiden.
SCHRITT 4: Öffnung knappkantig absteppen.
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PORTRÄT
DIE MUSTER WERKSTATT Im Fokus: Handgezeichnete Muster, Druck und Herstellung von Unikaten.
C
assandra Bahreman-Schock lebt in Niederösterreich, ist verheiratet und Mutter einer Tochter. Nach einer Schullaufbahn quer durch Österreich, einigen Jahren Architekturstudium und einer Ausbildung im Bereich Werbung in Wien startet die gebürtige Amerikanerin Cassandra Bahreman-Schock, neben ihrem Media-Job, 2013 ihr eigenes Business. „Seit ich mich zurück erinnern kann, liebe ich es, Muster und Designs in den verschiedensten Formen und Techniken zu zeichnen. Mittels Druck auf Textilien ergeben sich vielerlei neue, kreative Ideen für individuelle Produkte“, meint Cassandra Bahreman-Schock, die sich mit dem Start des Labels musterAG einen langjährigen Traum erfüllt hat.
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ie musterAG-Werkstatt bietet bedruckte T-Shirts und Sweatshirts, eine Stoffauswahl von Möbelstoffen bis hin zu leichten Tuchstoffen und Wohnaccessoires an. Die neuesten Produkte sind lässig-elegante Jerseyhosen, genähte T-Shirts, stylische Turnbeutel und extravagante Tischsets. Die Designs der Stoffe sind allesamt per Hand gezeichnet und entsprechend für den Druck aufbereitet. Gedruckt wird in Digitaldruck oder durch eigens durchgeführten Siebdruck. Derzeit ist Cassandra BahremanSchock dabei, ihr Sortiment weiterhin Richtung Bio- und GOTS- zertifizierte Qualitätsprodukte auszubauen.
M
usterAG legt besonderen Wert auf faire Arbeitsbedingungen, Einhaltung der Menschenrechte und die Umwelt. Aus diesem Grund arbeitet das Unternehmen mit Partnern aus Österreich, Deutschland und Italien zusammen. Diese Nähe ermöglicht den persönlichen Kontakt, hält die Lieferwege kurz und gewährleistet die Sicherung von Fairness. Muster-Fans können sich schon jetzt auf die Umsetzung vieler neuer Ideen des Labels musterAG freuen.
Cassandra Bahreman-Schock: “Muster sind Chaos, das Zusammenspiel ist Harmonie”
Kontakt: info@musterag.com www.musterAG.com
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