zEItgENOssEN
HOcH HINauf
gutE tIpps
Lindsey Vonn, Franz Senn, Gilbert, F. A. von Hayek
Die Straße auf das Timmelsjoch
Rafting, Wandern, Radfahren, Frauenfußball
DIE WIlDspItzE zeitschrift für das intensive Erleben des Ötztals
Nummer 4, Oktober 2012
aNsIcHtssacHE
Das Ötztal auf historischen Plakaten
Ihr persönliches Exemplar
MOMENTE DES STAUNENS FUNKELNDE EINKAUFSERLEBNISSE 6112 Wattens, Austria, Tel. +43 (0)5224 51080 www.swarovski.com/kristallwelten Täglich geöffnet von 9.00 − 18.30 Uhr Letzter Einlass 17.30 Uhr 2. und 3. November-Woche geschlossen
die wildspitze 2012
editorial
liebe Gäste, wenn die vierte Ausgabe unseres Ötztal-Magazins „Die Wildspitze“ ein Spektrum von Farben präsentiert, die auf den ersten Blick nirgendwo hinzupassen scheinen, dann ist das kleine Verwirrspiel gelungen: Schließlich nehmen wir den Untertitel dieses Blattes ernst, der da heißt: „Zeitschrift für das intensive Erleben des Ötztals“. Und wenn wir etwas genauer hinschauen müssen, um zu sehen, wo im Tal es neonorange, zuckerlrosa oder grellgrün leuchtet, dann ist diese Übung bereits gelungen. Das Ötztal ist reich an Geschichte und an Geschichten. Wir erinnern uns in dieser Ausgabe der „Wildspitze“ an Pioniertaten des Tourismus – wie den Bau der Timmelsjochstraße – und untersuchen, wie diese in die Gegenwart hineinwirken. Die entlang der Passstraße errichteten skulpturalen Gebäude des Architekten Werner Tscholl sind uns Anlass, über modernes Bauen in den Alpen nachzudenken (Seite 26), und die Lesegeschichte der Umhauserin Annemarie Doblander beschreibt, wie es tatsächlich um die menschliche Verbindung zwischen Ötztal und Passeiertal bestellt ist (Seite 71). Als Tourismusverband suchen wir natürlich nach originellen und wirksamen Methoden, die Vorzüge des Ötztals für unsere Gäste nachvollziehbar zu machen – die „Wildspitze“ ist eine davon. Wie unsere Vorgänger das gemacht haben, ist auf einer besonders vergnüglichen Bildstrecke zu besichtigen, wo Prospekte und Plakate präsentiert werden, die zwischen den zwanziger und siebziger Jahren entstanden. Für das Heben dieses Schatzes bedanken wir uns herzlich bei Martin Riml aus Hochsölden. Interviews, Porträts und gute Tipps komplettieren wie immer das Angebot dieses Hefts. Dazu kommt ein kleines Fragespiel auf der letzten Seite: Wo, fragen wir, befinden wir uns gerade? Das Ziel ist jedenfalls nicht weit entfernt. Wir laden Sie ein, sich persönlich Ihr Bild zu machen. Schön, dass Sie da sind. Ihr Oliver Schwarz, direktor Ötztal tourismus ps: dieses exemplar der „wildspitze“ gehört ihnen. lesen sie es in ihrem Urlaub. Nehmen sie es mit nach Hause. zeigen sie es ihren Freunden. das würde uns freuen.
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iNHalt
die wildspitze 2012
MaGiscHe orte
einheimische und Gäste verraten ihre lieblingsplätze im Ötztal. Seite 6
toUrisMUs
Heiko Wilhelm
wie seinerzeit für das Ötztal werbung gemacht wurde Seite 34
MeisterleistUNG
die kühne straße über das timmelsjoch Seite 16
arcHiteKtUr
die alpinen Visionen des architekten werner tscholl Seite 26
MaGiscHe orte
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Viktoria rebensburg und das einzigartige Erlebnis, auf dem Rettenbachferner das erste Rennen zu gewinnen
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Heiko wilhelm und der Ausnahmezustand droben in Eben
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Martin riml und seine sentimentale Liebe zum Sonnblick in Hochsölden
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peter limbourg und ein besonderer Ort oberhalb von Umhausen
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11 Fragen an dietrich schlederer
reportaGe
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Die Straße. Vom Saumpfad zur Hochalpen-Panoramastraße. Die steile Karriere der Verbindung über das Timmelsjoch
portFolio
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Die Farben des Ötztals. Vom hellsten Weiß zum tiefsten Schwarz: Im Ötztal sind alle Farben zu finden, wenn man nur richtig hinschaut. Eine Anleitung für den scharfen Blick
KUltUr
iNterView
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Ökonomie. Nobelpreisträger Friedrich a. von Hayek und sein Ferienort Obergurgl
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Geschichte. Das erstaunliche Leben des Gletscherpfarrers und Alpenvereinsgründers Franz senn
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Musik. Porträt des Schlagersängers Gilbert. Von Umhausen in die Hitparade – und retour Botanik. Lebenskünstlerin im Hochgebirge: die zirbe Werbung. Plakate und Prospekte aus dem Ötztal der zwanziger bis siebziger Jahre Après-Ski. Kleine Liebeserklärung Genuss. Die heikle Frage, wie der Wein am Berg schmeckt
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Handwerk. Die Stoffe der cilli doblander
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Brauchtum. Die schönsten Kachelöfen des Ötztals
Lindsey Vonn. 50 schnelle Fragen an die vierfache Gesamtweltcup-Gewinnerin – und 50 resolute Antworten voller Speed, Witz und Charme
sport UNd serVice
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Fußball. 25 Frauen und ihr Trainer: der UsV oetz-roppen
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Wandern. walter Klier verrät drei Routen auf drei kleine Gipfel.
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Rafting. Raftguide anja auderer präsentiert das Ötztal vom Wasser aus.
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Mountainbiking. Cross-Country-Biker Karl Markt über seine Lieblingsrouten im Ötztal
71 Lesegeschichte von annemarie doblander 74 Wo sind wir?, Impressum
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Magische Orte
Nur schnell zur talstation
FOTO: PHILIPP HOR AK
Die Olympiasiegerin Viktoria rebensburg liebt das Tempo auf dem Rettenbachferner in Sölden. Kunststück: Hier hat sie gelernt, wie man gewinnt. Die Straße von Sölden auf den Rettenbach ferner führt Freizeitsportler, Wanderer und Touristen in das, was man salopp die Erfül lung ihrer Träume nennen kann: stahlblaue Höhe, blitzsauberer Schnee und ein Pan orama, wie es inniger und kunstfertiger nicht sein kann. Für die Skirennläuferin Viktoria Rebensburg – ihre Freundinnen und Freunde nennen sie „Vicky“ – führt dieselbe Straße direkt an ihren Arbeitsplatz. Im Sommer bedeutet das Gletscher training Simulation des Ernstfalls Weltcup. Im Herbst aber gastiert der Weltcup selbst in Sölden, und das ist, woran Vicky Rebensburg zuerst denkt, wenn ihr der Rettenbachferner in den Sinn kommt: „Dann fällt mir sofort mein erster Weltcupsieg ein, den ich dort gefeiert habe“ – im Riesenslalom, zu Beginn der Saison 2010/2011. Rebensburg hatte in der Vorsaison bereits angedeutet, dass sie Ambitionen auf die absolute Weltspitze hegt. Am 23. Oktober gewann sie vor Landsfrau Kathrin Hölzl ihr erstes Rennen und legte den Grundstein zu einer Karriere, die inzwi schen von Olympiagold und dem zweifachen Weltcupgesamtsieg in ihrer Paradedisziplin gekrönt – und noch lange nicht zu Ende ist. Aber Vicky Rebensburg hat ihre erste Begegnung mit der magischen Gletscherwelt nicht vergessen. „Es war kalt“, sagt sie, „die Gletscherspalten waren beeindruckend – und ein wenig furchteinflößend.“ Ein tröstlicher Gedanke: Selbst eine der besten Skifahrerinnen der Welt erschauert angesichts der gewaltigen Dimensionen der Gletscherwelt. Aber auch das hat eine Geschichte. Vicky Rebensburg lernte von Beginn an, dem Rettenbachferner respekt
Rettenbachferner/Sölden Die Piste ist für den Wettkampf präpariert. Der Weltcup verwandelt den Rettenbachferner für ein langes Wochenende in den Spielplatz der besten Skifahrerinnen und Skifahrer der Welt.
Viktoria rebensburg voll zu begegnen. „Als ich das erste Mal in Sölden war“, erinnert sie sich, „hat unser Trainer beim Losfahren an der Bergstation gesagt: Wir treffen uns an der Mittelstation.“ Vicky fuhr los, es war neblig. „Ich kannte mich nicht gut aus, so dass ich die Einzige aus der Gruppe war, die gleich an der Talsta tion rausgekommen ist.“ Wobei: Schnell zur Talstation zu kommen ist nach wie vor ein Ziel der Sportlerin vom Tegernsee, vor allem, wenn ein schnell gesetzter Kurs Rhythmus in die Piste bringt. Gelernt ist eben gelernt.
Viktoria Rebensburg, 23, ist Skirennläuferin. Sie gewann zweimal den Riesenslalom-Weltcup und die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver.
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Magische Orte
einfach davontragen lassen
FOTO: HEIKO WILHELM
Um einen Moment lang ganz für sich zu sein, wandert Klettertrainer heiko Wilhelm zur „Eben“ am Fuß des Hahlkogels. Im Leben von Heiko Wilhelm verdichtet sich regelmäßig die Spannung, oft zu den Wochenenden. Als Betreuer der österreichischen Sportkletterer, einer dem Erfolg leidenschaftlich zugewandten Gruppe von jungen Frauen und Männern, unter ihnen frischgebackene Weltmeister und Medaillengewinner bei den Titelkämpfen 2012 in Paris, steht Heiko in der Verantwortung für die körperliche Spannkraft und die seelische Schärfe seiner Athleten. Das kriegt er hin. Aber das kostet Kraft. Wenn Heiko Wilhelm also auf die Suche nach den Reservoirs seiner Energie geht, erinnert er sich regelmäßig an einen Platz, der nicht weit von dort, wo er geboren wurde und aufgewachsen ist, als Landschaft aus der Art schlägt. Heiko kam in Huben zur Welt. Oberhalb seines Heimatorts befindet sich eine Hochebene mit dem sinnfälligen Namen „Eben“, sie erstreckt sich auf mehr als 2000 Meter Seehöhe hinter dem Hahlkogelhaus, das, um es ein bisschen kompliziert zu machen, von den Einheimischen ebenfalls „Eben“ genannt wird. „Es ist mein Hausberg“, sagt Heiko, „ich kenne diesen Platz, seit ich ein Kind war. Aber ich bin noch immer überrascht und überwältigt von der Weite und der Offenheit, die dieser Ort ausstrahlt.“ Wenn es also so weit ist, dass der 32-Jährige Zuspruch bei der Natur sucht, schnappt
Eben, beim Hahlkogelhaus, Huben Die Hütte liegt auf 2042 Metern im Ötztaler Geigenkamm am Fuß des Hahlkogels. Von Huben führt der Ötztaler Hochalmenweg durch den Wald und über Alpenrosenböden zur Hütte.
heiko Wilhelm er sich sein Rad oder marschiert knapp eine Stunde hinauf zur „Eben“. Lässt den Blick über die Ebene schweifen oder setzt sich an das Ufer des kleinen Sees. „Manchmal sitze ich bloß da und werfe Steine in den See“, sagt Heiko Wilhelm. „Dann schaue ich zu, wie sich im Wasser die Kreise ausbreiten.“ Manchmal hat er ein Buch dabei, liest, lässt das Buch wieder sinken und betrachtet die umliegenden Zwei- und Dreitausender, hängt seinen Gedanken nach, lässt sich, wie er sagt, „regelrecht davontragen“ vom Wind, der „dort oben immer bläst. Das mag ich sehr.“ Eben. Heiko Wilhelm, 32, ist Betreuer des österreichischen Kletternationalteams. Mit seiner Lebensgefährtin Babsi Bacher kümmert er sich auch um den Ötztaler Kletternachwuchs.
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Magische Orte
Das Dorf im Dorf
FOTO: PHILIPP HOR AK
Der Sölder Hotelier, Touristiker, Kunstund Kulturliebhaber Martin riml über „seinen“ Sonnblick in Hochsölden Der „Sonnblick“ ist für Martin Riml weit mehr als nur ein Gebäude. Noch heute lässt er sich hier von der atemberaubenden Aussicht auf die Innerötztaler Bergwelt überwältigen und genießt fast täglich die wärmenden Sonnenstrahlen. Der „alte“ Sonnblick, den Martins Großonkel Isidor Riml Ende der zwanziger Jahre erbaute, sah aus wie eine typische Schutzhütte des Alpenvereins, auch wenn er immer in Privatbesitz stand. Martins Vater Martin sen., das „Marchtele“, übernahm mit einem Partner die Hütte und gründete weit oberhalb von Sölden eine Familie. Martin jun. wurde im Sonnblick geboren und wuchs dort auf. Obwohl rund um die Hütte nur steile Berghänge verliefen, erinnert sich Martin nicht an die Steilheit oder an die hochalpine Umgebung. Schmunzelnd denkt er zurück an sein „Steckele“, womit er sich immer gegen seine älteren Geschwister zur Wehr setzte. Später zog er sich gern hinter ein Buch zurück. Obwohl der Sonnblick ein wenig exponiert im Westen, ein Stückchen oberhalb der anderen Häuser in Hochsölden, steht, erinnert sich Martin Riml an ein richtiges Dorfleben: „Es gab einen Arzt, eine Post, ein kleines Ladele, wo man alles Nötige kaufen konnte, was man zum Leben braucht.“ Inzwischen ist der dörfliche Charakter des kleinen Örtchens fast zur Gänze verschwunden. Durch den Abriss des Liftes wurde eine wichtige Lebensader zum Tal durchtrennt. Martin betrachtet diese Entwicklung mit Wehmut im Herzen, schließlich war dort oben „nicht nur der Ursprung unserer Familie, sondern des Tourismus in Sölden überhaupt“. Während früher die Betten begehrter
Martin riml als im Tal waren, weil sie dem Schnee näher waren, so würde man sich heute jene Zeiten zurückwünschen, in denen die Gasthöfe und Gästehäuser noch ein authentisches Hüttenflair boten, wo man sich mit Gästen auf dem Weg zum Rodeln machte und in fast jedem Haus eine „Musig“ (heute würde man sagen: eine Liveband) spielte. Der Sonnblick ist sein Lieblingsort geblieben. Es zieht Martin Riml immer wieder hinauf an den Ort, wo seine Wurzeln sind. Seine Kraft schöpft er jedoch nicht nur aus der Ruhe, sondern auch aus den Begegnungen mit den Menschen, Gästen wie Einheimischen, die mit ihm die Freude an diesem besonderen Flecken teilen. Martin Riml, 60, Hotelier, Touristiker und Manager in der Martin Riml GmbH. Gemeinsam mit seinen Geschwistern führt er die aus dem elterlichen Erbe hervorgegangene Firma und betreibt mehrere Hotels, Restaurants, Cafés und Shops (www.riml.com) in Sölden. Mit besonderem Herzblut kümmert er sich um die Almhütte „Sonnblick“ in Hochsölden.
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Sonnblick, Hochsölden Etwas abseits der Nachbarhäuser befindet sich der „Sonnblick“.
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Magische Orte
Oberhalb von Umhausen
FOTO: PHILIPP HOR AK
Der TV-Journalist Peter Limbourg hat einen Ort gefunden, der für ihn schlicht „ideal“ ist: das Wiesle oberhalb von Umhausen Ein vielgereister Mann findet in Umhausen einen Platz, wo die Welt zu vibrieren aufhört. Der TV-Journalist Peter Limbourg, aufgewachsen in Rom, Paris, Athen und Brüssel, kümmert sich normalerweise um ebendieses Vibrieren. Er arbeitete als Reporter und Korrespondent in Deutschland, Europa und allen möglichen Krisengebieten. Inzwischen moderiert er die Hauptnachrichten von Sat.1, ein Job, der so ziemlich das Gegenteil von beschaulich ist. Wenn Limbourg ins Ötztal kommt, was er seit etwa 25 Jahren regelmäßig tut, kommt er schnell zur Ruhe. Er installiert sich in dem Haus „im schönen Umhausen“, das er mit seiner Großfamilie bewohnt. Eines der schönsten Wanderziele in der unmittelbaren Umgebung ist für ihn neben dem Stuibenfall das „Wiesle“. Das „Wiesle“ ist eine kleine Weltlandschaft. Inmitten des Hochwalds öffnet es sich und lässt den Blick auf die gegenüberliegenden Gletscher zu. Eine Kapelle mit hölzernem Dachreiter, an deren Altar zur heiligen Theresa gebetet wird, gibt dem Wiesle etwas Würdevolles. „Es verbindet“, sagt Peter Limbourg, „die Schönheit der Natur, christliche Tradition und Ötztaler Gastlichkeit.“ Denn die „Jausenstation Wiesle“ schenkt auch alle Getränke aus, über denen man gern die Strahlen der Sonne genießt und die Gedanken so weit schweifen lässt wie den Blick.
Das Wiesle ist eine Alm auf 1535 Metern. Von Au ist es über einen steileren Weg in einer guten Stunde erreichbar, von Niederthai führt ein leichter Spazierweg zum Wiesle, vom Panoramaparkplatz bei Umhausen ein einfacher Fußweg.
Peter Limbourg Peter Limbourg liebt die Vielseitigkeit des Tals, die „Möglichkeiten für jeden Geschmack“. Skifahren, Wandern, ein Bad im Piburger See. Längst hat er nicht mehr das Gefühl, hier fremd zu sein. Er schätzt die „geradlinigen, verlässlichen Menschen“. Man kann mit ihnen bei einem Glas Veltliner und einer Hauswurst das Vibrieren der Welt gut für eine Weile vergessen – etwa an einem Tisch dieser Wirtschaft.
Peter Limbourg, 52, ist ein deutscher TV-Journalist und Moderator. Er wurde für seine Reportagen und Interviews bekannt und arbeitet derzeit als Informationschef von ProSiebenSat.1. Seit 25 Jahren verbringt er seine Ferien in Umhausen.
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DIe wIlDSpItze 2012
„Ich mache die Augen zu und rieche das 18. Jahrhundert“ Der Schauspieler Dietrich Schlederer, 71, über sein denkmalgeschütztes Haus in Oetz, das langsame Vordringen zum Wesen des Ötztalers und warum er seine großen Rollen am liebsten in der jahrhundertealten Rauchkuchl einstudiert (ein Schnäpschen in Griffweite). Sie sind ein reisender Österreicher: geboren in Landeck, aufgewachsen in Salzburg, lange Jahre engagiert in Graz und Innsbruck. Warum sind Sie schluss endlich in Oetz hängengeblieben? Mein Wunsch, in diesem Haus in Oetz zu leben, ist so alt wie mein erster Besuch im Ötztal: er stammt aus dem Jahr 1969. Damals lernte ich meine Frau kennen und begleitete sie zum ersten Mal hierher ins Ötztal. ich war überwältigt von der natur. ich brauche die natur zum ausgleich dafür, dass ich auf der Bühne stets unter Starkstrom stehe. Sie immigrierten zielsicher zu den Schwiegereltern in den historischen Ortskern von Oetz. Wie lernten Sie die Berge kennen? Mit dem großen Bergführer Viktor Giacomelli. Mit ihm verband mich bald eine tiefe Freundschaft. Viktor bekehrte mich vom Flachländer zum fanatischen Berggänger. Gemeinsam bestiegen wir die Wildspitze, den Similaun und andere Gipfel. Viktor ging dabei nie die normalen Routen – er führte mich immer die extremen entlang. Was haben Sie in den Bergen gelernt? ich habe gelernt, tief gläubig zu sein. Das erleben der hochalpinen Welt hat mich zu einem glühenden Katholiken werden lassen. Als Sie nach Oetz kamen, waren Sie ein Fremder. Wie haben Sie die Freundschaft der Einheimischen gewinnen können? Das war gar nicht so einfach. ich war ein Zugereister. aber mit jedem Blick in die augen eines einheimischen kam ich ihnen näher. ich wurde sogar am Stammtisch des „Stern“ in Oetz zugelassen, was mir allerdings nicht viel nützte: Wenn ernsthaft Ötztalerisch gesprochen wurde, verstand ich kein Wort. Sie als Schauspieler? Ja, ich als Schauspieler. aber das besserte sich. ich ging auf die Menschen zu, und irgendwann merkte ich, dass ich tatsächlich in Oetz angekommen war. Vielleicht spielten Sie den Oetzern einen Oetzer vor … nein, nein. aber ich spielte. ich hielt zum Beispiel adventlesungen, die sehr beliebt waren.
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Was lasen Sie vor? Waggerl, Rosegger, Ringelnatz, aber auch kleine eigene Geschichten. ich liebe es, sentimentale Geschichten zu erzählen, in denen ein klein wenig Kritik an den Verhältnissen mitschwingt. Sie führten auch handfest kritisches Theater in Oetz auf, zum Beispiel Felix Mitterers berühmtes Einpersonen stück „Sibirien“. Ja, im Gasthaus „Drei Mohren“. nachher kamen meine nachbarn, klopften mir auf die Schulter und sagten: „Dietrich, wir wussten gar nicht, wie gut du bist.“ Damit sind wir zurück in dieser wunderschönen Stube. Wie wirkt die Aura dieses Hauses auf Sie, nachdem Sie seit mehr als vierzig Jahren hier sind? immer wieder eindrucksvoll. ich steige, wenn ich links und rechts schaue, direkt in die Geschichte ein. Diese Stube mit ihrem Kachelofen, den alten Möbeln hat sich nie verändert. nur die Umstände der Menschen, die hier lebten. Die Rauchkuchl ist vielleicht noch pittoresker: raben schwarze Decke, Küchengeräte, die hunderte Jahre alt sind, der Geruch von Feuer und geräuchertem Speck sitzt tief in den Wänden. Wie nützen Sie diesen denkmal geschützten Raum? ich setze mich hinein, nehme ein Bier mit und ein Schnapserl und lasse die Zeitlosigkeit des Raums auf mich wirken. Rieche den Ruß, rieche das 18. Jahrhundert. Das versetzt mich in ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Dann bin ich bereit, meine nächste Rolle zu studieren. Sie waren gut mit Hans Jäger, dem unlängst verstor benen Kunstsammler und Leiter des Turmmuseums Oetz, befreundet. Fehlt er Ihnen? Hans war regelmäßig da, hier, in dieser Stube. er hatte Humor, war aber auch kritisch und manchmal verbittert, dass nicht jeder augen für die Verdienste hatte, die er sich um die Kultur dieses Ortes – und weit darüber hinaus – erworben hat. er fehlt uns sehr.
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Dietrich Schlederer, Jahrgang 1941, arbeitete als Schauspieler an den Landestheatern in Graz und Innsbruck und spielte in Film- und TV-Produktionen („Tatort“). Er lebt mit seiner Frau im Ortszentrum von Oetz in einem denkmalgeschützten Bauernhaus.
FOtO: CHRiStian SeileR
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Partnerschaft
Vorausschauen, Trends erkennen, Innovationen schaffen, diese Stärken zeichnen die Doppelmayr Gruppe als Weltmarktführer im Seilbahnwesen aus. Das Vertrauen unserer Kunden in unsere Fähigkeiten und Produkte sind uns Verpflichtung und Motivation. Mit Partnern wie den Ötztaler Seilbahngesellschaften ist es uns möglich, Höchstleistungen zu erbringen. Wir bedanken uns ganz herzlich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Doppelmayr Seilbahnen GmbH Rickenbacherstraße 8-10, Postfach 20 6961 Wolfurt / Austria T +43 5574 604 F +43 5574 75590 dm@doppelmayr.com, www.doppelmayr.com
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reportage
die wildspitze 2012
Die StraSSe
Reportage. ein sicherer Übergang über die alpen, die ideale Verbindung von Nord nach süd, das Missing link zwischen Ötztal und passeiertal. Vom saumpfad zu tirols schönster panoramafahrbahn: die steile Karriere der timmelsjochstraße Von Peter Reinthaler und Philipp Horak (Fotos)
Wo heute die Kühe weiden, gab es bereits im 19. Jahrhundert Pläne für eine Hochalpenstra ße. Doch bis zum ersten Spatenstich dauerte es bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts – dann schlug die Stunde der Pioniere.
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das Heroische und das raffinierte: die passhöhe auf 2474 Metern inspiriert unterschiedliche geister auf unterschiedliche weise.
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ange bevor der Brenner seine erste Erwähnung in der Geschichte der Alpen erfährt, ist bereits das Timmelsjoch beurkundet. In einem Brief der Grafen von Eschenlohe aus dem Jahr 1241 findet sich die erste Erwähnung der tiefsten unvergletscherten Kerbe im Alpenhauptkamm: als „Thymelsjoch“. Über die tiefere Bedeutung des Namens wird bis heute gemutmaßt. Die einen vermuten, dass der Wortstamm „Timmel“ „Hügel“ bedeutet, die anderen glauben „Nebel“. Beide Inter pretationen, darauf hat man sich mehr oder weniger stillschweigend geeinigt, sind zulässig. Den Berg sieht jeder. Und der Nebel ist oft so dicht, dass man aus dem Gipfelrestaurant die Straße nicht mehr sieht.
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reportage
Die Straße bietet mit jeder neuen Windung eine neue, faszinierende Perspektive. Die Farben der Bergflanken sind von kargem Grün, und am Straßenrand wartet die eine oder andere Erfrischung. Die Biker lieben die Straße – und die Pausen, die es nach der Eroberung der Passhöhe zu zelebrieren gilt.
seit 2012 hat die Verbindung über das timmelsjoch wieder einen Fahrplan: der Bus fährt viermal täglich von obergurgl nach Moos und retour.
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Die Bauarbeiten waren mangels schwerer Ausrüstung schwer genug. Die Höhenlage machte sie noch schwieriger. Selbst mitten im Sommer konnte (unten) jederzeit der Winter einbrechen.
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m 30. Oktober 1955 beginnen die Arbeiten am Jahrhundertprojekt Timmelsjochstraße. Wenn das Projekt aus heutiger Sicht durchaus machbar erscheint, so muss man für die fünfziger Jahre den Mangel an Maschinen und Technologie in Rechnung ziehen. Statt mit schwerem Gerät wird die meiste Arbeit von Hand erledigt. Mit Pickel, Schaufel und Schubkarre errichten Hundert schaften von Arbeitern in nur vier Jahren die Hoch alpenstraße. Die Befestigungen der Straße werden, Stein für Stein, von den Mitarbeitern zu einem Fundament geschichtet (links) – und fügen sich auf diese Weise harmonisch in die Landschaft (oben).
die Bauarbeiten müssen zwischen Mai und November stattfinden. in nur 17 Monaten reiner Bauzeit wird die straße fertiggestellt.
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Die Idee: „mittags Skilauf auf den Ötztaler Gletschern und nachmittags Entspan nung in Meran im Freien unter Palmen“. Dass diese Vision Wirklichkeit wurde, ist zu einem guten Teil der Energie des Ötztaler Tourismus pioniers Angelus Scheiber zu verdanken (oben mit Hut im Vordergrund), der in dem späteren Landes hauptmann Eduard Wallnöfer und dem Landesrat Hermann Egger tatkräftige Verbündete fand. Die Arbeiten erwiesen sich als große Heraus forderung für Mensch und Maschine.
Manche schwere Maschinen mussten zerlegt und mit seilbahnen auf den Berg geschafft werden, weil die Brücken ihr gewicht nicht tragen konnten.
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eine Fahrt über das Joch ist ein Blick in eine andere welt. weite und Höhe verschmelzen miteinander.
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um Jubiläumsjahr der Straße realisierte der Südtiroler Architekt Werner Tscholl fünf architek tonische Skulpturen auf der österreichischen und der italienischen Seite des Passes. Sie tragen die vielsagenden Namen „Steg“, „Schmuggler“, „Passmuseum“, „Fernrohr“ und „Granat“. Jedes Museum ist einem eigenen Thema gewidmet, das aus der Geschichte der Region bezogen wurde. Der Kubus, der durch das ausgeschnittene Profil eines Schmugglers betreten werden kann, erinnert zum Beispiel an die florierenden Geschäfte, die lange Zeit an den Augen der Zöllner vorbei zwischen Nord und Süd tirol getätigt wurden. Bevorzugte Waren: Wein, Schnaps und Butterschmalz.
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Zum fünfzigjährigen Jubiläum der Timmelsjochstraße entstehen die entschlossenen, den Formen der Bergwelt nachempfundenen Skulpturen des Architekten Werner Tscholl (hier der „Steg“ bei der Mautstation auf der österreichischen Seite). Die Skulpturen sind begehbar und versorgen die Reisenden mit speziellen, raffiniert platzierten Informationen über den Lebensraum Timmelsjoch. Gleichzeitig erscheint das Buch „Timmelsjoch. Die Erfahrung“, das – mit den Ausstellungen korrespon dierend – Geschichte und Gegenwart der Timmelsjochstraße aufarbeitet. Sehr empfehlenswert. Zum Preis von 12 Euro bei der Mautstation erhältlich.
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Griesegg 1 · 6464 Tarrenz Tel + 43 / 54 12 / 66 201 brauerei @ starkenberger.at www.starkenberger.at ©
ie Straße ist eine Schlange. Sie windet sich über 1700 Höhenmeter nach oben, bis auf fast 2500 Meter Seehöhe, schmiegt sich in die Falten des Alpenhauptkamms, den sie überquert, nützt die Topo graphie der Landschaft und führt markant, aber auch elegant an ihr Ziel. Sie durchmisst hochalpinen Lebens raum und führt einen kulturellen Austausch fort, der während Jahrhunderten rege betrieben wurde: Schon der alte Saumweg über „das Joch“ war so etwas wie eine Nabelschnur zwischen dem Ötztal und dem Schnals und Passeiertal, den verwandten Talschaften, mit denen Handel getrieben wurde, wo man das Vieh auf fettere Weiden trieb und wo Menschen einander kennenlern ten, sich verliebten, Familien gründeten. Als Nord und Südtirol getrennt wurden, entstand entlang der Grenze eine Reihe von Bollwerken, es wur de Krieg geführt. Die Hochalpenstraße war ein Symbol
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Bevor die TimmelsjochHochalpenstraße dem Verkehr übergeben werden konnte, brauchte es viel Arbeit und zähe Verhandlungen mit den italienischen Partnern. Am 23. Oktober 1967 wurde die Eröffnung vorweggenommen – freilich nur für einen Tag. In der Bildmitte präsentieren sich auf der Höhe des Jochs die Bürgermeister aus St. Martin, St. Leonhard und Moos. Die reguläre Eröffnung der Straße erfolgte ein Jahr später, im September 1968.
dafür, dass dieser Krieg ein für allemal vorüber war. Als die Straße am 17. Juli 1959 feierlich eröffnet wird, endet sie freilich auf der Passhöhe. Auf der italienischen Seite befindet sich bloß die Militärstraße, die Mussolini in den dreißiger Jahren für den Fall eines Einmarsches in Tirol errichten ließ. Es dauert weitere neun Jahre, bis am 15. September 1968 die TimmelsjochHochalpenstraße für den Durchzugsverkehr eröffnet werden kann. Bereits in den siebziger Jahren nutzen mehr als 100.000 Auto fahrer pro Jahr die Möglichkeit, von Nord nach Süd zu gelangen, und umgekehrt. Auf der Passhöhe: der Grenz balken. 1997, als das Schengenabkommen in Kraft tritt, fällt auch diese Schranke. Seither ist das Timmelsjoch wieder ohne Grenzkontrolle befahrbar. Seit Juni 2012 fährt auch ein Linienbus viermal am Tag von Obergurgl über das Joch nach Moos im Passeiertal und verbindet auf selbstverständliche Weise Landschaften, die sich immer verbunden fühlten, aber künstlich getrennt waren. Die historische Straße trägt – das große Wort ist hier berechtigt – das Ihre zur zeitgemäßen Verbindung zwischen den Lebensräumen bei.
Die neue Sport- und Rehaclinic in Imst.
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Das Haus an der Grenze: Direkt an der italienischösterreichischen Grenzlinie auf der Passhöhe überwindet das Passmuseum sichtbar alle statischen Limits – eine architektonische Aufforderung an die Politik, es genauso zu halten.
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Architektur. der südtiroler Architekt werner tscholl stellte fünf großartige Objekte an die seite der timmelsjochstraße. ein Musterbeispiel zeitgemäßen Bauens in den Bergen Eine Sekunde. Als der Architekt Werner Tscholl, 57, die Anfrage erhielt, über mögliche Gebäude an der Straße über das Timmelsjoch nachzudenken, die spezielle Funktionen haben sollten, dauerte es genau „eine Sekunde“, bis er die Ideen hatte, deren Realisierungen heute zwischen Obergurgl und Moos zu besichtigen sind. „Sonst“, sagt Tscholl, „funktioniert das nicht.“ Der Architekt, der wenige Kilometer von seinem Heimathaus in Morter lebt und arbeitet, ist nicht nur, was die Blitzartigkeit betrifft, mit der er seine Ideen entwickelt, ein eigenwilliger
Zeitgenosse. Tscholl, der in Florenz Architektur studierte, lehnt es von jeher ab, sein Büro zu vergrößern. Er arbeitet mit maximal zwei Mitarbeitern, weil er an jedem Projekt, das er annimmt, ursächlich beteiligt sein will: Entwurf und Realisierung sind sein Ressort. Er denkt nicht daran, als Bürochef zum Manager fremder Kreativität zu werden. Nach dieser Sekunde hatte
Architekt Tscholl
Tscholl eine Lösung vor Augen. Häuser, die Skulpturen, Skulpturen, die Häuser sind. Formen, die auf den ersten Blick wild, geometrisch und künstlich wirken, aber auf den zweiten Blick bloß Motive aufnehmen, die in jeder Felswand entdeckt werden können, wenn man nur hinschaut. „Alles vorhanden“, sagt Tscholl lächelnd und deutet auf Linien, die plötzlich in den Felswänden sichtbar werden, auf die er zeigt. Tscholls
erste Entwürfe überzeugten die italienischen Auftraggeber genauso wie die Entscheidungskräfte bei der Timmelsjoch AG. Nach dreijähriger Planung wurden an fünf Plätzen Häuser aufgestellt, deren Eigenwilligkeit, formale Strenge und räumliche Behauptung einzigartig sind – und der Pioniertat, die die Errichtung der Hochalpenstraße darstellte, wurde eine weitere hingezufügt: ein Musterbeispiel dafür, wie in den Alpen gebaut werden kann, wenn die gedankliche Konsequenz eines Architekten nicht durch Sachzwänge abgeschliffen wird. (cs)
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Architektur
Passstraßen-Realisierungen „Schmuggler“ (oben Mitte), „Passmuseum“ (links), „Fernrohr“ (unten links). Konsequente Fortsetzung der Formensprache des Architekten, die er bei einem Privatwohnhaus in St. Martin am Kofel (oben rechts) bereits andeutete, vor allem aber in dem nicht realisierten „Haus „für Veronika“ (Rendering unten). Trotz formaler Kompromisslosigkeit fügen sich die Objekte stimmig in die Landschaft – und sorgen dafür, dass der Architekt mit Anfragen aus aller Welt konfrontiert ist, seine Visitenkarte ebenso überzeugend abzugeben wie auf dem Timmelsjoch.
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Kultur
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Der freie GeDanke
Ökonomie. der Nobelpreisträger Friedrich von Hayek schrieb in Obergurgl sein Hauptwerk. und er setzte seinen peugeot auf Grund. Manchmal, zu Beginn des Sommers, hieß es in Obergurgl schlicht: „Der Herr Hayek kommt wieder.“ Dann tauchte irgendwann ein roter Peugeot 504 auf, hinter dessen Volant ein älterer Herr saß, der von einer Dame begleitet wurde, die sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn tupfte. Das war Berta Maria, die Frau des Nobelpreisträgers Friedrich von Hayek, die hörbar verlauten ließ, dass es diesmal wirklich das letzte Mal gewesen sei, dass sie mit ihm im Auto gefahren sei. Der 1899 in Wien geborene Hayek war als Ökonom und Sozialphilosoph weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt geworden. Er wuchs in einer Intellektuellenfamilie auf, studierte Rechtswissenschaften, Psychologie und Ökonomie. Nachdem er als junger Akademiker den Gedanken des Sozialismus durchaus aufgeschlossen gegenübergestanden war, wandte sich Hayek in den dreißiger Jahren von diesen Ideen ab und etablierte sich an der „London School of Economics“, die ihn als Professor berufen hatte, als Widersacher von John Maynard Keynes. Vereinfacht gesagt vertrat Keynes die Position, der Staat solle bei wirtschaftlichen
Hayeks Werk „Die reine Theorie des Kapitals“ Wirkung bis heute garantiert
Krisen regulierend in die Marktwirtschaft eingreifen, während Hayek zum glühenden Vertreter des Liberalismus wurde: Jeder Eingriff des Staates schade der Wirtschaft. Die freie Marktwirtschaft selbst sei der Garant für Wohlstand und Frieden. Zitat: „Dass in die Ordnung einer Marktwirtschaft viel mehr Wissen von Tatsachen eingeht, als irgendein einzelner Mensch oder selbst irgendeine Organisation wissen kann, ist der entscheidende Grund, weshalb die Marktwirtschaft mehr leistet als irgendeine andere Wirtschaftsform.“ („Freiburger Studien“, 1969) Fast täglich unternahm Hayek während der Sommerfrische in Obergurgl ausgedehnte Spaziergänge, und regelmäßig konnte man beobachten, dass er mit seinem Schreibzeug im Wald verschwand. Er arbeitete ohne Unterlass an einem seiner Hauptwerke mit dem Titel „Die Verfassung der Freiheit“. Das Werk präsentierte einen Entwurf „der ethischen, anthropologischen und ökonomischen Grundlagen einer freien Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung“ (HayekGesellschaft). 1974 wurde Friedrich von Hayek gemeinsam mit Gunnar Myrdal mit dem Nobel-
Friedrich August von Hayek. Der Ökonom gilt als Vordenker des Neoliberalismus.
preis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Der Einfluss von Hayek ist bis heute enorm. Er gilt als gedanklicher Vater des Neoliberalismus, einer zuletzt immer umstritteneren Denkschule. Hayeks anhaltende Bedeutung gab auch den Anstoß dafür, an seinem langjährigen Ferienort Obergurgl einen Ort der Auseinandersetzung mit Hayeks Ideen ins Leben zu rufen. Seit 2011 wird jeweils im September im Hotel Edelweiss & Gurgl das „Hayek Colloquium“ ausgetragen, das – unterstützt von der Universität Innsbruck und der Hayek-Gesellschaft –
1974 wird Friedrich von Hayek mit dem Nobelpreis für Wirtschafts wissenschaften ausgezeichnet.
Fragen des Liberalismus erörtert. Der Hotelier Lukas Scheiber, auf dessen Initiative das hochkarätig besetzte Colloquium in die Welt gerufen wurde, freut sich über die dadurch gewährleistete Aufwertung Obergurgls zum „Denkort“. An „den Herrn Hayek“ erinnert sich Lukas Scheiber hingegen nur noch dunkel. Am deutlichsten steht ihm das Ereignis vor Augen, als die Zweifel von Berta Maria sich bewahrheiteten: Der Nobelpreisträger setzte sein Auto auf einen Felsen und beendete in Obergurgl seine Karriere als Autofahrer. (cs)
Das „Hayek Colloquium“ versammelt Denker aus aller Welt im Ötztal. Obergurgl wird zum „Denkort“.
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Kultur
ProPhet der GiPfel
Geschichte. das erstaunliche leben des pfarrers Franz senn (1831–1884), dessen leidenschaft für die Berge das Ötztal verändert hat Die Lebensgeschichte des Franz Senn könnte einem Heimatroman entnommen sein. Bauernkind aus Längenfeld, zur Welt gekommen 1831 als jüngstes von sieben Kindern. Begeisterter Bergsteiger. Vom Längenfelder Mesner früh als
In Wort und Bild Porträt von Franz Senn, Postkarte von der nach ihm benannten Schutzhütte
talentiert erkannt, wird Franz nach Innsbruck geschickt, wo er am Jesuitengymnasium die Matura ablegt und anschließend zu studieren beginnt. In Brixen schließt er das Theologiestudium
ab und wird 1856 zum Diakon geweiht. Als Kaplan arbeitet er in Zams, Serfaus und Landeck, bevor er 1860, noch keine dreißig Jahre alt, die Kuratie von Vent übernimmt, einem kleinen Ort am Ende des Tals: Zum Bergsteigerdorf, als das Vent bekannt wurde, sollte es erst der junge Pfarrer machen. „Auf 1900 Metern liegt das stille Dorf. Es hat neun Bauernhöfe und rund fünfzig Einwohner. Sie haben kaum das Nötigste, um zu überleben. Rauh und wild ist die Natur. Besonders im Winter gehen hier immer wieder Staublawinen nieder und begraben alles unter sich. Einige Jahre bevor Senn nach Vent kommt, hat eine Lawine auch die Kirche zerstört.“ (Aus Andrea Kammhuber: „Der Gletscherpfarrer“) Aber Senn hat einen Gedanken. Während seines Studiums ist ihm aufgefallen, dass immer mehr Menschen Interesse an den Bergen bekommen. Warum, fragt er sich, sollen wir diese Menschen nicht willkommen heißen? Sein Hintergedanke: und damit einen Geschäftszweig für das ganze Dorf eröffnen. Der Pfarrer lässt das Pfarrhaus erweitern und richtet Gästezimmer ein. Im Sommer 1861 beherbergt er bereits 200 Touristen. Der Pfarrhof wird zu einem Zentrum für Bergführer. Aber Franz Senn begreift, dass nicht nur die Versorgung der Bergsteiger einigermaßen bequem sein muss. Er kümmert sich auch darum, dass die Wege nach Vent und von dort auf die umliegenden Berge verbessert und gesichert werden.
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Gleichzeitig zieht es ihn selbst unablässig in die Höhe. Die Liste seiner Erstbegehungen ist lang, von der Vernagtspitze bis zum Glockturm. Er bildet Bauern zu Bergführern aus. Versichert sich, dass sie nicht nur körperlich, sondern auch rhetorisch und moralisch für den Kontakt mit den Städtern gerüstet sind. Senn steckt sein gesamtes Vermögen in den Ausbau der Wege von und nach Vent. Bald ist er finanziell am Ende, nicht aber mit seiner Begeisterung. Innovativ sucht er nach Wegen zur Finanzierung seiner Eroberung der Berge. Nach mehreren Fehlschlägen entschließt er sich schließlich zur Gründung eines Clubs: des Deutschen Alpenvereins. „Die Bereisung der Alpen soll erleichtert, Sektionen sollen gebildet, Hospize gebaut, regelmäßige Bergberichte veröffentlicht werden.“ Finaler Zweck: „Überall soll die Liebe zu den Alpen geweckt werden.“ 1872 wird Franz Senn zum Pfarrer von Nauders am Reschenpass befördert. Er verlässt Vent in einem völlig anderen Zustand, als er es angetroffen hat. In Nauders holen ihn die Schulden ein, die er für den Wegebau in Vent aufgenommen hat, sogar das Gefängnis droht ihm. Die Zeit in Nauders ist geprägt von Schwierigkeiten. 1881 übernimmt Senn die Pfarre von Neustift im Stubaital, wo er, wie schon in Vent, an der Verbesserung der Bergführerei arbeitet. Er selbst jedoch kann seiner Liebe, der Bergsteigerei, kaum mehr nachgehen. 1884 stirbt Senn, nur 52 Jahre alt, an einer Lungenkrankheit. Dieser Heimatroman hat kein Happy End – das bleibt der Realität vorbehalten. Das Erbe Franz Senns ist lebendig. In Längenfeld steht ganz zu Recht sein Denkmal. (prei)
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kultur
„Du mein kleiner FreunD“ Musikerleben. Gilbert über seine karriere als sänger: von umhausen in die Hitparade – und retour. Von Christian Seiler Beim Wort „Schlager“ zuckt Gil bert ein bisschen zusammen. Als „Schlagersänger“, nein, würde er sich nicht unbedingt bezeich nen, warum belassen wir es nicht ganz neutral bei „Musiker“, bei „Komponist, Textdichter und Arrangeur“? Okay. Tatsache ist, dass der Mann aus Umhausen in einer Branche Karriere gemacht hat, die weithin als „deutscher Schla ger“ bekannt ist, auch wenn der Schlager von heute mit dem, was seinerzeit Rex Gildo oder Heintje ablieferten, nicht mehr viel zu tun hat. Stichwort Heintje, jener holländische Kinderstar, der mit den Fami lienschnulzen „Mama“ oder „Heidschi Bumbeidschi“ Millio nen Mütter zum Schluchzen brachte: Dessen große Hits sang Gilbert auch – freilich vor sehr, sehr langer Zeit. „Bei uns zu Hause war es selbstverständlich, dass Volks musik gespielt wurde“, sagt Gilbert Soukopf, dem auf der Bühne sein Vorname genügt. „Die Mutter spielte alle mög lichen Instrumente und war Sängerin des Duos Heimat klang.“ Das Duo Heimatklang trat mit wechselnden Gästen bei wechselnden Anlässen auf, und als er sieben wurde, stieß auch Gilbert dazu. „Ich hatte lauter Einser im Zeugnis und bekam als Belohnung eine Ziehharmonika geschenkt. Ich wusste intuitiv, was ich mit ihr machen musste. Die Musik wurde mir, wie man so schön sagt, in die Wiege gelegt.“ Mit fünfzehn hatte Gilbert genug davon, mit heller Stimme das Publikum anzurühren, und gründete mit einem Nachbar buben seine erste Band: Gilbert & George, bekannt für „unse ren Höllensound“. Gilbert &
George spielten auf Partys, auf Konzerten, auf Anlässen und wurden besser. Sie beschlossen, Profimusiker zu werden, und zogen dorthin, wo die Honorare besser waren: nach Westen, in die Schweiz. Ihr Programm war so breit wie das Publikum, das G & G in diversen Tanzschuppen bespielten: von volkstümlichen Schlagern bis zu den Hits der Beatles und der Rolling Stones. Der Sound kam an. Die Band konnte sich vor Engagements
kaum retten. In manchen der goldenen achtziger Jahre spiel ten G & G 360mal jährlich. Als Gilbert zurück nach Tirol kam, um eine Bühnenpause einzulegen, hatte er einen gigan tischen Feldversuch hinter sich. Wer, wenn nicht er, konnte nach tausenden Auftritten wissen, welche Musik den Menschen gefiel, sie verzauberte, zum Lachen brachte, anrührte? Er begann, zum Spaß zuerst, eigene Lieder zu schreiben, während
„Ich hatte lauter Einser im Zeugnis und bekam als Belohnung eine Ziehharmonika geschenkt.“
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er gleichzeitig eine Ausbildung zum Bergführer und Skilehrer machte. Es drängte ihn zurück in die Berge, auf die er lange hatte verzichten müssen – und die Berge zeigten sich ungnädig: Bei einem Kletterunfall in der Martinswand verletzte sich Gil bert schwer. Er brauchte einige Zeit, um seinen Körper wieder in Form zu bringen – und tröstete sich mit Musik, mit Geschich ten, die er aus seiner eigenen Biographie herausklaubte und in Reime und musikalische Wen dungen übersetzte. Ein paar die ser Lieder nahm er probeweise auf – und war verblüfft, wie groß die Resonanz war, als „Du mein kleiner Freund“ zum ersten Mal auf Radio Tirol lief. Klar, er wusste, wie ein Lied funktioniert, damit man ihm zuhört – aber das Lied gehorchte nicht nur kommerziellen Regeln, sondern hatte auch die Aura des wirklich Erlebten, des Authentischen. Das war der Start des Solokünst lers Gilbert. Erstaunt sah Gilbert zu, wie seine Lieder durch die Radio stationen wanderten und Gefühle heraufbeschworen. Die Leute mochten, was er schrieb. Er nahm ein erstes Album auf: „Ich bin frei“. Es wurde zum Erfolg. Er traf den Produzenten David Brandes, der ihm half, das eigene Material noch präziser, noch zugänglicher zu gestalten, und machte mit ihm das Album „Lady Lay“ – „meine persönliche Reve renz an Bob Dylan“, sagt Gilbert. An den Konzertmarathon der frühen Jahre mochte er freilich nicht mehr anschließen. Er nahm vielleicht fünfzehn, zwanzig Konzerttermine an. Den Rest der Zeit verwendete er, wie er sagt, auf die persönliche „Entschleunigung“. Viel klet tern, Besuche bei der Mama in Umhausen – und nicht zuletzt für die Arbeit an neuen Songs, die Schärfung der eigenen Unverwechselbarkeit im Dreieck zwischen klassischer Popmusik, Austropop und Schlager. Aber Definitionen gehen Gilbert sowieso gegen den Strich: „Wenn mein Publikum sagt“, meint er lächelnd, „dass ein Lied lässig ist, dann ist es lässig. Punkt.“
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HelD Der HöHe
FOTO: PHILIPP HORAK
Botanik. in den Ötztaler Alpen ist ein Baum zu Hause, dessen widerstandskraft erstaunlich und dessen Verarbeitung legendär ist: pinus cembra. die zirbe Radikal. Knochenhart. Wider standsfähig bis über alle Gren zen hinaus. Normalerweise wird so James Bond charakterisiert oder ein anderer Kinoheld. Dabei ist in diesem Fall kein Held gemeint, sondern ein Baum: Pinus cembra, Arbe, Arve, Zirbel, Zirbelkiefer – die Zirbe, wie sie hierorts genannt wird. Kein anderer Baum widersteht selbst größter Kälte besser – die Zirbe meistert sogar zwischen zeitliche Tiefstwerte von minus 40 Grad –, kein anderer Baum vermag bis zu einer Höhe von
2400 Metern zu wurzeln wie in den Ötztaler Alpen. Die Zirbe wird bis zu 25 Meter hoch und übertrifft mit ihrem Alter alle Vorstellungsgrenzen. 200 Jahre alte Zirben sind keine Seltenheit. Einzelne Exemplare werden auch 400 Jahre alt, und selbst einzelne Bäume, die tau send Jahre alt sind, wurden ent deckt. Muss man sich erst einmal vorstellen: Als besagte Zirben ihre ersten, rotbraunfilzigen Triebe bekamen und die charak teristische Form mit der schma len Krone ausprägten, wurde
gerade die Schlacht von Hastings geschlagen. Die Zirbe ist äußerst wider standsfähig gegen Lawinen und die Erosion des Erdreichs. Das macht diesen Baum auch ökolo gisch so wertvoll. Was die Zirbe jedoch zum kulturellen Verbün deten tirolerischen Brauchtums macht, ist ihr Holz: Nicht nur dass das rötliche Kernholz der Zirbe aromatisch duftet, es eig net sich auch gut zur weiteren Verarbeitung. Zirbenholz ist gleichmäßig und fein aufgebaut. Seine Jahresringe sind gut zu
erkennen. Die tief eingewachse nen Äste sorgen für eine dekora tive Struktur – zu besichtigen in zahlreichen, kunstvoll gezimmer ten „Zirbenstuben“, wie die mit Zirbenholz getäfelten, rustikalen Repräsentationsräume heißen. Für das Pünktchen auf dem i sorgt sodann das richtige Getränk: Aus drei bis vier Zirben zapfen pro Liter Schnaps ent steht ein dunkelbraunrötlicher Extrakt, dem heilende oder zumindest aufmunternde Wir kung zugeschrieben wird: der Zirbengeist.(hor)
Geschichte
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„Die eRfüllunG ihReR wünsche“ Tourismuswerbung. Das ziel: die sehnsucht des publikums. Die Mittel: so unterschiedlich wie die zeiten, in denen diese plakate und prospekte entstanden. ein beeindruckendes portfolio alter Ötztaler werbemittel von den zwanziger bis in die siebziger Jahre
„Gut bürgerliches Gasthaus, elektrisch beleuchtet. Guten echten tirolerwein. licht, Reinigen der schuhe und Kleider im pensions preise nicht inbegriffen.“ Grandiose Landschaft, Komfort und Modernität der Unterkunft: So beschreiben die Werbepioniere sich selbst am liebsten. Die abgedruckten Beispiele stammen aus der Sammlung Martin Rimls.
Abbildungen: Archiv MArtin riMl
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„the solar health Resort in the winterly Ötztal.“
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„innerÖtztal, das herz der tiroler Berg und Gletscherwelt, ist in Berg steiger und skifahrer kreisen zu einem Begriff geworden.“
50er Der Wintersport ist noch mit dem Hauch des Exklusiven behaftet. Urlaubsreisen in die Berge werden noch nicht von einem Massenpublikum unter nommen. Die Skimode – wie auf diesen Darstellungen zu sehen – befleißigt sich sportlicher Eleganz oder repräsentiert, wie auf der Darstellung links oben zu sehen, unverfälschte, ein heimische Lebensfreude.
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Geschichte
Der Berg: Das ist die Idylle, der Sehnsuchtsort, wo der Enzian blüht und das Edelweiß gepflückt werden kann. Die Schön heit der Landschaft ist noch immer das wich tigste Argument für die Werber, aber die Freund lichkeit der Einheimischen und die Vielzahl an Frei zeitaktivitäten bekommen immer mehr Gewicht. Vor allem aber auch die Leichtigkeit, mit der man per Lift in die Höhe reisen kann.
„spaziergänge in den wiesen und waldhängen. weite, blumige Almlandschaften …“
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60er
Die Darstellungen werden modischer und farblich gewagter, die Sixties sind angebrochen. Sport und Erholung treten als Motive in den Vordergrund. Die modernen Zeiten lassen sich nicht aufhalten.
„winterfreuden im herzen der tiroler Bergwelt im sonnigen internationalen skigebiet von sölden und hochsölden.“
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70er
Die Eroberung der Alpen durch den Tourismus schreitet unübersehbar voran. Nicht mehr einzelne Lifte führen in die attraktive Bergwelt, sondern Skischaukel, Straße und Tunnel. Der Tourismus ist in der Gegenwart angekommen, und die Werbung setzt diese Gegenwart ganz direkt um.
„Die Qual der wahl: hier fällt ihre entscheidung, ob es per Auto oder per skiern weitergeht.“
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Geschichte
„ein plakat ist so wenig Bild, wie das Bild plakat ist, obwohl beide die Dreiheit von idee, form und farbe vereinen. Menschen machen auf Bilder aufmerksam, plakate sollen Menschen aufmerksam machen.“ Louis Fr. Peters in: „Plakatkunst im Tourismus“ von Petra Köck und Michael Forcher, Haymon Verlag 1999
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rgendwann war das Wort da: „Sommerfrische“. es war sozusagen ein Fachausdruck dafür, der hitze des Sommers an einen Ort zu entkommen, wo die luft kühler, der Wind kräftiger, die temperatur milder ist. natürlich war die Suche nach klimatischen Annehmlichkeiten kein zu patentierendes rezept, aber in bozen legt man mit einigem recht Wert darauf, bei der erfindung der Sommerfri sche früh dran gewesen zu sein. bereits im 17. Jahrhundert wurden auf dem ritten Som mersiedlungen errichtet, damit die bozner der drückenden luft in ihrem talkessel ent kommen konnten. das haus verlassen, um seine Zeit dort zu verbringen, wo landschaft und leute etwas bieten, was zu hause nicht zu haben ist: das war das erste leitmotiv des tourismus,
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der mit Sommerfrische und Kurangeboten in der nähe von heilquellen und unter günstigen Klimaumständen zart begann. Als im 19. Jahrhundert auch der Alpinis mus in Mode kam, nicht zuletzt durch die leidenschaft prominenter Zeitgenossen wie des erzherzogs Johann für die berge, entstand weiterer bedarf an Quartieren und gasthöfen: dem, was heute touristische infra struktur heißt. Als die eisenbahn plötzlich massenhaft Menschen aus den Städten in die berge transportieren konnte, entstand ein neuer Wirtschaftszweig – und mit diesem Wirtschaftszweig eine neue Form der Kom munikation: das Werben um den reisenden Fremden – um den gast. die Motive der frühen Plakate ähneln einander: Sie zielen auf die Sehnsucht der reisenden. Mit künstlerischen Mitteln wird deren erwünschtes Ziel dargestellt, der berg, die region, das haus. Weder gibt es zu dieser Zeit Werbefachleute noch umfragen, unter
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suchungen oder demoskopische gewisshei ten. im vordergrund der darstellungen steht die pure Schönheit des Zielorts, gestaltet oft von herausragenden Künstlern. das touris tische Plakat als genre ist geboren. ist es nur schön? ist es bild? ist es Kunst? „ein Plakat ist so wenig bild, wie das bild Plakat ist, obwohl beide die dreiheit von idee, Form und Farbe vereinen. Menschen machen auf bilder aufmerksam, Plakate sollen Menschen aufmerksam machen.“ So definiert louis Fr. Peters in dem lesens werten Aufsatz von Petra Köck (in: „Plakat kunst im tourismus“, haymon verlag) das Wesen des Plakats. War es am Anfang also vor allem eine begehrenswerte Stimmung, die vermittelt werden sollte, so wurde die tourismus werbung mit dem einsatz von Fotografie zusehends konkreter. Wo zuerst nur ver anschaulicht werden sollte, dass in „tyrol“ die Sonne ganz besonders schön hinter den
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bergrücken untergeht, ging es rasch um die vorzüge ganz konkreter regionen oder, noch spezieller, um deren beste häuser – also jene gasthöfe, die es sich leisten konn ten, Werbung zu machen. eine einschneidende Änderung dieser Motivlage brachte die Karriere mit sich, die der Wintersport machte. Schon in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden Schnee, Sonne und Ski zum wich tigen Motiv, aber erst die flächendeckende errichtung von Seilbahnen, liften und ande ren Aufstiegshilfen machte den Wintersport zu jenem internationalen Massenphänomen, das er heute ist. die Werbung folgte diesen veränderungen. Aber selbst die Spots, Fol der und inserate unserer Zeit haben mit den Plakaten und Prospekten von früher eines gemeinsam: Sie zielen auf die Sehn sucht ihres Publikums. Wie sie das tun, lässt erstaunlich tief blicken: Jeder Zeit ihre bilder. Jeder Zeit ihre Sehnsucht. (cs)
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proMotion
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Für alle, die auF schnee abFahren! BMW ist offizieller partner des Ötztals.
Fahrfreude pur: Ötztal und BMW
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aszinierende Bergwelten, Freude an Leistung und Leidenschaft, hohe Ansprüche, grenzenloses Erlebnis und eine ganz besondere Dynamik: Das Ötztal ist die perfekte Bühne für Fahrfreude mit BMW xDrive. Diese gemeinsame Vision von Freude, die sich im Erleben und Genießen ausdrückt, sowie eine Vielzahl an außergewöhnlichen Maßnahmen und Möglichkeiten inmitten einer einzigartigen Kulisse beschreiben die Kooperation von BMW und dem Ötztal. Besonders hervorzuheben ist dabei der gemeinsam mit Skiline ins Leben gerufene BMW xDrive Cup, der in dieser Saison im Ötztal bereits zum zweiten Mal für besondere Momente auf den Pisten sorgt. In den Winterwettbewerb für jedermann können Skifahrer und Snowboarder auf jedem Niveau und zu jeder Zeit einsteigen und ganz spielerisch an einem Tag auf der Piste ihre Aussicht auf attraktive
Preise erhöhen. Herzstück des BMW xDrive Cup sind die sogenannten Badges (Punkte), die der Teilnehmer beispielsweise für das Erreichen einer bestimmten Höhenmeterzahl oder die Abfahrt einer speziellen Piste mit Hilfe seiner Skipassnummer sammeln und anschließend auf der Internetseite bmw-xdrive-cup.com abrufen kann. Mit dem individuellen Speedcheck auf einer Rennstrecke oder der SkiMovieSlalomstrecke, bei der die eigene Pistenabfahrt später als Online-Film angesehen und an Freunde verschickt werden kann, machen Skiline, BMW und das Ötztal den Tag auf der Piste zum individuellen Event. Gewinnen kann übrigens schon jeder, der mindestens fünf Badges gesammelt hat: In den Monatswettbewerben werden unter allen Teilnehmern limitierte BMW Ski verlost. Und am Saisonende winken zusätzlich ein neuer BMW X1 und ein BMW Ice Fascination Training in Schweden.
BMw und das Ötztal machen den tag auf der piste zum individuellen event.
Das BMW Snow and Ice Training Für alle, die gerne selbst erleben möchten, warum das intelligente Allradsystem BMW xDrive der perfekte Partner für den Ötztaler Winter ist, wartet auf dem Rettenbach gletscher noch ein besonderes Highlight: das BMW Snow and Ice Training. Hier lernt man unter der Anleitung von professionellen Instruktoren, einen BMW auf Schnee und Eis souverän zu beherrschen und damit auch den widrigsten Wetter und Straßenbedin gungen ganz entspannt die kalte Schulter zu zeigen. Falls Sie also auf 3000 Metern Höhe inmitten der unendlichen Weite der weißen Wüste hin und wieder ein Auto sehen, dann handelt es sich entweder um eines der BMW xDrive Ausstellungsfahrzeuge oder um einen Trainingsteilnehmer, der im wahrsten Sinne des Wortes selbst erfährt, wie viel Freude schneebedeckte Straßen machen können. Oder vielleicht handelt es sich auch um jemanden, der gerade die Vorzüge der Part nerschaft von BMW und dem Ötztal auf seine ganz eigene Weise erlebt – und dabei weder auf sein Navi noch auf den Wetter bericht hört. Sondern einfach nur auf sein Herz.
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Legende
Wie man so sagt, après Meilenstein. wie der spaß abseits der piste begann
Wer die Idee hatte, die Bar aus dem Inneren des Hauses kurzerhand nach außen zu verlegen und anstelle eines Schneemanns einen Tresen und eine Wand für Trinkbedarf zu errichten, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Tatsache ist, dass der Barkeeper mit gebotener Eleganz auftritt (Krawatte, Frisur) und die feiernden Gäste wissen, wie man zur Livemusik (ganz links) gute Figur macht. Darüber hinaus dürfen wir anmerken, dass die Idee auf fruchtbaren Boden fiel: Wo Ski gefahren wird, gibt es auch Après-Ski. Nur die „Eisbar“ wird nicht mehr so wörtlich genommen wie damals vor dem Café Gerold.
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Am Gipfel
Wein. schmeckt ein guter tropfen umso besser, je höher er getrunken wird? in sölden werden diese und andere Genussfragen zielsicher erörtert.
Es ist eine unter Weinliebhabern ständig diskutierte Frage: Wann schmeckt der gute Tropfen am besten? Gibt es Zeiten, zu denen eine Flasche in besserer Ver fassung ist als zu anderen? Wie lange muss welcher Wein reifen, um sich schließlich in jener Ver fassung zu präsentieren, die den Genießern die meiste Freude bereitet? Weintrinker sind bekanntlich wie Hypochonder. Ständig fahn den sie nach Gründen, warum ihr edles Gewächs ein bisschen großartiger schmeckt oder ein bisschen weniger großartig, und da dabei auch Fragen des Luft drucks, der Witterung und der Mondphase eine Rolle spielen können, verwundert es nicht, dass bei Genießern, die auch während ihres Skiurlaubs nicht auf einen guten Tropfen verzich
ten wollten, die Frage gestellt wurde, welchen Einfluss die Höhe auf den Weingenuss habe. Damit sind wir ziemlich direkt bei der Veranstaltungsreihe gelandet, deren Titel „Wein am Berg“ die Umstände sachlich sauber darstellt. „Wein am Berg“ ist inzwischen ein Ötztaler Klassiker. Aber er wäre nicht denkbar ohne den Enthusiasmus eines Mannes, der im Hotel „Central“ in leitender Funktion tätig war und für den Wein mehr war als bloß ein Getränk oder eine Abendunter haltung. Der Mann hieß Gottlieb Waschl, er übernahm 1990 sei nen Job im Central und pochte darauf, einen „vernünftigen“ Weinkeller einzurichten. Von außen betrachtet ist das Wort „vernünftig“ in einem solchen Zusammenhang zwar merkwür
dig gewählt, aber Waschl wusste schon, was er meinte. Bevor noch die Welle der Weinbegeiste rung, die Österreich überrollen sollte, das Ötztal erreicht hatte, wappnete er sich für jene Gäste, die zu ihrem Essen auch etwas „Vernünftiges“ trinken wollte. So passte das wiederum zusammen. Aber das war nicht alles. Waschl lockte auch Winzer erster Qualität nach Sölden, um sie mit Kunden und Gästen zusammen zubringen und profund über Fra gen des Weins und des Genusses, siehe oben, sprechen zu können. Als bei der ersten Veranstal tung von „Wein am Berg“ deut lich mehr Winzer (zwanzig) anwesend waren als Gäste (vier), war es nur dem diplomatischen Geschick Waschls zu verdanken, dass der Abend trotzdem ver gnüglich wurde. „Er verlagerte
das Geschehen geschickt in den Weinkeller“, erzählt Angelika Falkner, die Chefin im Central, und mit dem krachenden Miss erfolg begann eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte. Bei weiteren „Wein am Berg“ Veranstaltungen kombinierte man geschickt Wein und Gour metangelegenheiten, holte etwa japanische FuguKöche ins Land und bat Künstler wie Christian Ludwig Attersee, ihren Teil zum Festival beizutragen. Das Festival wurde zu einem fixen Termin im Genießerkalender und zieht nicht nur Gäste aus dem ganzen Ötz tal, sondern auch von weit außer halb an, die unter besonderen Umständen – und in Gegenwart großartiger Produzenten – Wein verkosten und Spitzenküche genießen wollen. Nach dem Tod Gottlieb
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Waschls übernahm dessen Sohn Michael die Agenden des Vaters – und führt sie so, dass der alte Herr seine Freude mit dem Buben hätte. Die Aktivitä ten werden immer reichhaltiger („Sautanz am Gletscher“) und vielfältiger – Skistars wie Marc Girardelli, Hans Pum oder Toni Giger gingen mit den Gästen, die abends Wein probieren wollten, tagsüber Ski fahren –, aber die Frage, die am Anfang der ganzen Geschichte stand, wurde nicht aus den Augen verloren: Wann schmeckt der gute Tropfen am besten? Versuche mit Pinot Noir aus drei Ländern sind am Lau fen, es darf weiterhin diskutiert werden. (prei & cs) Wein am Berg 18. bis 21. April 2013 Das Central, Sölden www.weinamberg.at
Als Martin Scheiber, der in Obergurgl im Hotel der Familie für den Weineinkauf zu ständig war, im Zuge seiner Arbeit den Winzer Martin Pasler kennenlernte, hatte er einen Einfall. Warum, dachte sich Scheiber, sollte er nicht einmal etwas näher an die Quellen des Weins heranrücken? Er fragte Pasler, ob er ihm nicht im Keller assistieren dürfe. Er durfte. Dann reiste Scheiber, begeis tert von der Arbeit mit dem werdenden Wein, nach Südafrika und volontierte bei Stellen bosch als Erntehelfer. Die Arbeit im Wein garten gefiel ihm noch besser. Also pachtete er kurz entschlossen einen Weingarten in Weiden am Neusiedler See und begann, Wein zu machen, zuerst 1000, heute 20.000 Fla schen – der Großteil davon kommt im Ötztal in den Verkauf. Schei bers Spitzenwein heißt „Angelus“ – wie der Großvater. Auf die Fra ge, wo der Wein besser schmeckt, am Berg oder im Tal, antwortet der Winzer vom Berg salomonisch: „Da ist nicht viel Unterschied.“
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Guter Stoff
Handwerk. in umhausen arbeitet Cilli doblander unbeirrt am eigenen webstuhl. sie stellt tücher und stoffe her, die aus Ötztaler Flachs erzeugt werden – und die Geschichte des tals in Farben erzählen.
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Dann beginnen die Wände zu wackeln. Es scheint, als würde Cilli Doblander ihr ganzes haus am rand von Umhausen in Bewegung setzen, wenn sie an einem ihrer Webstühle sitzt und feine flachsfäden zu stoff verwebt. Vor gut fünfzig Jahren hat sie den Beruf der Weberin erlernt. seither webt sie – und stellt in der eigenen Werkstatt jede art von stoffen und tüchern her: kräftige, bunte leinenwaren für den täglichen Bedarf und die außergewöhnliche Dekoration. Die Weberei ist ein im Ötztal klassisches Gewerbe. hier wurde über Jahrhunderte flachs angebaut, das tal eignet sich perfekt dafür. Die Umwandlung in den faden ist harte arbeit, sie benötigt nicht weniger als 78 arbeitsgänge. Cilli Doblander – die sich aus der samenbank alte Ötztaler flachssamen besorgt hat, um ihr eigenes roh material anbauen zu können – nimmt das praktisch: „Die leute, die über Verspan nungen klagen, sollten ein paar stunden am tag weben, dann haben sie ihr fitness programm. ich kann nur immer wieder erzählen, wie entspannend die arbeit ist.“ Der raum bebt. Cilli Doblander webt weiter. Handweberei Cilli Doblander, Mühlweg 50, 6441 Umhausen, +43 5255 5213
fotos: philipp horak
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Kultur
die wildspitze 2012
Wärme, die von innen kommt
Ötztaler Kachelöfen. wo ein Kachelofen steht, dort ist zu Hause. seine wärme ist unvergleichlich. wir zeigen ein paar der schönsten exemplare, die wir im Ötztal gefunden haben.
schön sind sie auch, natürlich. Wenn man eine stube betritt, springt der kachelofen meist als erstes stück des vorhandenen inventars ins auge, der Blick ermisst seine Dimension, seine höhe, sein Volumen, und bevor man sich noch ein Bild vom ort und dessen Bewohnern machen kann, ist die unterschwellige Botschaft bereits angekommen: hier weiß jemand, was Gemütlichkeit ist. Erst dann beschäftigt man sich mit dem stil des jeweiligen ofens, prüft die Qualität der hafnerarbeit, sortiert farbe und Glanz der eingearbeiteten kacheln.
fotos: philipp horak
Haus Hugo Stecher, Oetz (ehemaliges Fremdenzimmer) / Turmmuseum Oetz (Bürgerstube) Haus Hugo Stecher, Oetz (Stube) / Landhaus Riml, Längenfeld (Stube)
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Kultur
Gasthof Stern, Oetz (Gaststube) / Standesamt Umhausen (Marberger-Haus) Museum Längenfeld, Lehn 23b – Gedächtnisspeicher Ötztal (Seminarraum) / Landhaus Riml, Längenfeld (Privatwohnung)
Und dann diese Wärme. selbst wenn man besagte stube um Mitternacht betritt, ohne das licht einzuschalten oder eine kerze bei der hand zu haben, empfängt einen die Wärme wie ein kokon, ein warmer Nebel der Verführung. kaum jemand, der von dieser Wärme nicht sofort überwältigt wird, nicht vergisst, was er eigentlich gerade vorhatte, und nicht sofort auf die ofenbank – sofern vorhanden – sinkt, um die Urkraft der Wärme im rücken zu spüren, die augen zu schließen und zu genießen.
Der architekturhistoriker kenneth frampton postulierte einmal ganz richtig, dass das feuer „das herz des hauses“ sei. frampton hatte dabei die offenen feuerstellen vor augen, um die herum in vielen amerikanischen häusern und Villen der Wohnraum gestaltet wird. Was für amerikanische Villen gilt, ist für alpine häuser umso richtiger. in den Bauernhäusern vergangener Jahrhunderte, von denen im Ötztal noch so viele stehen, befand sich das feuer in der küche, klar, dort musste gekocht werden.
Der kachelofen wurde in der regel vom Nebenzimmer aus befeuert, seine Wärme musste das ganze haus heizen. oft genug war früher nicht genug holz im haus, so dass in Nebenfeuerstellen kleine spanfeuer ausreichen mussten, die familie mit ihren Zugehörigen durch die kälte der Nacht zu bringen. Umso spektakulärer die Vorstellung des warmen, des heißen, des vor hitze fast berstenden ofens, der gegen die kälte kämpft, die draußen und in den Wänden hockt, und einen ausnahmezustand der Behaglichkeit herstellt. (hor)
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fragebogen
Eine neue Saison steht vor der Tür. Happy? Ja, ich bin immer froh, in eine
neue Saison zu starten Warum? Es gibt eine Menge neuer Herausforderungen, auf die ich mich freue. Was vermisst du am meisten, wenn du nicht Ski fährst? Die Schnelligkeit. Und
das Adrenalin des Wettkampfs. Und den Geruch von Schnee, stimmt’s?
Hahaha, nein. Ich vermisse weder den Schnee noch das kalte Wetter … nur das Skifahren. Deine liebste Trainingsübung? Ich mag Kniebeugen. Ich fühle mich stärker nachher, und ich weiß, dass sie mir beim Skifahren helfen.
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Hörst du Musik während des Krafttrai nings? Ja, ich höre Rap und Hip-Hop,
wenn ich in der Kraftkammer bin. Blues oder Soul? Ich höre auch eine Menge Country, aber meistens nur, wenn ich im Auto unterwegs bin. Happy, wenn du beim Rennstart wieder die bekannten Gesichter siehst? Ich
vermisse die Girls des Skizirkus immer. Es ist super, sie zum Saisonstart wiederzusehen.
In gewisser Weise schon. Ich erinnere mich an meine Misserfolge, aber ich versuche immer, sie ins Positive umzuwandeln und aus der Erfahrung zu lernen.
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Wie belohnst du dich selbst für deine Siege? Ich gewinne für die persön-
liche Genugtuung, zu wissen, dass ich das Beste aus mir herausgeholt habe. Manchmal gehe ich allerdings auch shoppen … Scherz? Ich bin eine eher sarkastische Person. Ich liebe es, Scherze zu machen.
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Freundschaft zwischen Rivalinnen: Ist die möglich? Klar. Im Rennen geht’s
um den Berg und dich, ich fahre doch nicht gegen eine bestimmte Person. Freunde sind etwas Besonderes.
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Wenn du heimkommst und den Fernseher anstellst: welches Pro gramm? Sport?
Ich liebe American Football, Golf und Tennis. Entweder schaue ich Sport oder „Law and Order“.
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Männersport oder Frauensport?
Beides.
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Aber ich habe festgestellt, ich mag Skifahren lieber.
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Jemals ein Training unterbrochen, um abseits der Piste Tiefschnee zu fahren? Nein. Liebstes Frühstück während der Rennsaison? Kaffee und Eier. Liebstes Frühstück während den Ferien? French Toast oder Pancakes. Jemals im Kino geweint?
Ja. Bei welchem Film? „The Notebook“
(deutscher titel: „wie ein einziger tag“, eine romantische liebesgeschichte von 2004) Wenn du morgens aufwachst: Weißt du immer, wo du gerade bist?
Hahaha, nein. Manchmal brauche ich ein paar Minuten. Größtes Privileg in deinem Job? Dass ich tun kann, was ich am meisten liebe.
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Stolz, berühmt zu sein?
Ich bin nicht berühmt. Schönster Erfolg in deinem Job?
Die olympische Goldmedaille. Und abseits des Jobs? Eine wunderbare Familie zu haben.
„Bin nicht Berühmt“
Interview. 50 fragen an die vierfache gesamtweltcup-gewinnerin lindsey Vonn. Und dann geht alles ganz schnell.
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Erstes Saisonrennen. Etwas Besonderes?
Sölden ist ein sehr spezielles Rennen. Die Atmosphäre ist immer großartig. Eine Menge Fans sind da, und die Nerven vibrieren. Ich bin besonders nervös in Sölden, weil es der Start in die Saison ist.
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Der deutsche Fußballtrainer Jürgen Klopp sagt, seine Spieler müssen „gierig“ auf den Erfolg sein. Einverstanden?
Du musst immer motiviert sein, zu gewinnen. Bist du das nicht, wirst du keinen Erfolg haben.
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Ist „Gier“ nicht eine schlechte Eigen schaft? Gier ist nicht das richtige
Wort … Erfolgshunger beschreibt die Sache schon besser. Warum? Weil es keine schlechte Sache ist, Ziele zu haben und motiviert zu sein.
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Beschreibe die Essenz des Sieges in einem Satz. Erfolg entsteht,
wenn harte Arbeit und eine Chance aufeinandertreffen. Und Misserfolg? Misserfolg ist eine Lektion. Man muss aus den Fehlern lernen, aber gleichzeitig auch nach vorne schauen.
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Schriftsteller behaupten, sie erinnern sich nur an die schlechten Kritiken. Ist das bei Sportlerinnen auch so?
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Siehst du dich selbst gern am Bild schirm? Ich schaue mir nur mein
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Ist es harte Arbeit, in ein Mikrofon zu sprechen? Es ist ein Lernprozess.
Skifahren an. Aber sonst nichts, da ich den Klang meiner Stimme nicht mag.
Routine hilft natürlich, aber ich weiß, dass man immer etwas besser machen könnte.
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Liest du Zeitung?
Ja. Was ist das Beste für die Konzentration? Stille und Ruhe. Es jemals mit Meditation probiert?
Natürlich. Aber guter Schlaf hilft mir immer, den Kopf frei zu bekommen. Schaust du manchmal die Herren abfahrt im Fernsehen?
Klar. Ich liebe Herrenrennen. Hebst du die Pokale, die du gewinnst, auf? Natürlich. Wo? In meiner Wohnung in Vail,
Colorado. EMails oder SMS?
Beides. Jemals abgelehnt, ein Autogramm zu schreiben? Nie. Bester Sport – nach Skifahren natür lich? Tennis. Hast du jemals probiert, mit einem Snowboard zu fahren? Einmal.
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Beatles oder Rolling Stones?
Beatles. Garfield oder Snoopy?
Snoopy. Letztes Buch, das du fertig gelesen hast? „Open“ von Andre Agassi. Wie oft am Tag checkst du deine EMails? Alle fünf Minuten. Eine ganz spezielle Geschichte über den Gletscher in Sölden?
Bis vor einem Jahr war ich nie besonders erfolgreich in Sölden, aber mich haben die Atmosphäre und die Energie des ersten Saisonrennens schon immer total begeistert. Der Sieg letztes Jahr war ein wunderbares Erlebnis, das ich nie vergessen werde.
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Was ist das Beste daran, in Sölden stationiert zu sein?
Letztes Jahr verlegte das US-Team sein Trainingsdomizil nach Sölden. Es ist ein super Platz zum Trainieren, wir fühlen uns sehr wohl hier. Und das Skitraining ist super.
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Kannst du dir ein Leben ohne Berge vorstellen? Nein. Versteht du was, wenn die Sölder miteinander in ihrem Dialekt sprechen? Ich verstehe ja die meisten
österreichischen Dialekte, aber der aus Sölden ist einer der schwierigsten. Ich gebe mein Bestes. (cs)
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fragebogen
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sport
Immer am Ball
FuĂ&#x;ball. die Frauen des UsV oetz-roppen sind im spitzenfeld der landesliga west angekommen. ihr Geheimnis: engagement, Motivation – und der richtige Mann auf der Bank.
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Bis sie 14 sind, spielen Mädchen und Burschen gemeinsam Fußball, dann trennen sich ihre Wege, wenigstens auf dem Fußballplatz. Als sich zahlreiche junge Frauen bei Trainer Markus „Mali“ Mahlknecht einfanden, weil sie den Wunsch hatten, weiterzumachen, entstand das Frauenteam USV OetzRoppen – zuerst waren nämlich nicht genug Spielerinnen aus Oetz interessiert. Inzwischen besteht der Kader aus 25 Spielerinnen zwischen 14 und 25. Die meisten stammen aus Oetz und Sautens, einige aus Roppen. Trainiert wird zweimal die Woche, gespielt am Wochenende. Während der USV in der Saison 2011 noch im Mittelfeld rangierte, hat man inzwischen zur Spitze aufgeschlossen. „Wir gehören zu den besten drei“, sagt Mali stolz. Auf dem Foto, das am Sportplatz Haidach aufgenommen wurde: STeHenD VOn lInKS: Amprosi Julia, Franz Monique, Gstrein Magdalena, Friedle Angela, Hörburger Sabrina, Fankhauser Jasmin, Friedl nina MITTleRe ReIHe VOn lInKS: Mahlknecht Markus (Trainer), Pöll Johanna, Wald Pia, Parth Ina, loretz Stefanie, Gritsch lisa, Baumann Michaela, Gritsch Alina VORDeRe ReIHe VOn lInKS: Stigger Johanna, Rieder Johanna (nachwuchs), Boutwell emma (nachwuchs), Böck Anna (nachwuchs), Kolednik Mona
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sport und service
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Blick auf Obergurgl
Drei kleine Berge
Wandern. unser wanderexperte walter Klier über die drei kleinsten der großen Berge des Ötztals
Eigentlich gibt es im Ötztal ja nur große Berge. Mit dem größten, der für dieses Heft titelgebenden Wildspitze, geht es schon hart gegen die 4000 Meter, die allerdings dann doch den Schweizern vorbehalten bleiben. Wir machen uns die Dimension, in der wir uns bewegen, deutlicher, wenn wir bedenken, dass es von den für sich genommen schon eher hoch gelegenen Dörfern Vent oder Gurgl noch fast 2000 Meter weiter bergauf geht, bis man auf dem Gipfel steht. Und dann Fluchtkogel, Brochkogel, Similaun, Fineilspitze, auf der andern Seite drüben das Zuckerhütl … Doch für den Hausgebrauch des Bergwanderers bieten sich noch andere an, sehr
reizvoll und besonders praktisch, wenn man nur grade einen Tag zur Verfügung hat und doch auf einen schönen Gipfel will. Etwas abseits der großen Hauptkämme liegen da etliche, etwas vorgelagert über dem Tal, so dass gerade von hier die Aussicht besonders reizvoll ist. Vom jeweiligen Talort hat man immerhin seine rund 1000 Höhenmeter zu bewältigen, und in der Regel steht in greifbarer Nähe, wie es sich gehört, eine Hütte für Hunger und Durst und freilich auch für Notfälle aller Art bereit. Die Wege sind gut gebahnt und markiert, die fürs Hochgebirge immer erforderliche Trittsicherheit und Ausdauer wird man hier überall voraussetzen müssen.
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sport und service
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Äußerer Hahlkogel, 2655 m
Den ersten der drei Gipfel, die wir hier vorstellen möchten, geht man von Huben im mittleren Ötztal an. In guten zwei Stunden erreicht man das Hahlkogelhaus auf den weiten Grasböden der Ebneralm. Der Weiterweg ist leicht zu finden; oben auf dem Gipfelgrat zum Hahlkogel wird es dann recht luftig, bis man über einige felsige, abschüssige Stellen den kreuzgeschmückten Gipfel erreicht hat.
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Wildes Mannle, 3023 m
Hier, nun von Vent, dem traditionsreichen Bergsteigerdorf, aus, geht es schon über die 3000er-Marke. Angenehmerweise übernimmt in diesem Fall der Lift die ersten 400 Höhenmeter, außer man will sich selber oder den Gefährten speziell beweisen, was für ein wilder Hund man ist beziehungsweise was für ein wildes Mannle. Von der Lift-Bergstation folgt man ein Stück dem Weg zur Breslauer Hütte, zweigt dann rechts ab und gelangt in diesem Fall ohne große Schwierigkeiten zum Gipfel. Da steht man unmittelbar am wildzerklüfteten Rofenkarferner, knapp vor der Südflanke der Wildspitze, und der Weg dort hinauf wäre auch schon klar ersichtlich … für ein andermal. Für den Rückweg – damit die stilechte Hochgebirgsjause nicht ausfällt – nimmt man den Umweg über die Breslauer Hütte in Kauf.
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Hangerer, 3020 m
Vom anderen der beiden Ötztaler Extremdörfer, also nun von Obergurgl, aus schlendern wir zunächst über die schönen grünen Wiesenböden talein bis zur SchönwiesSkihütte am Eingang des Rotmoostals mit seinen von wilden Eis- und Felsgipfeln flankierten Moorböden. Von der Hütte packen wir den aus grobem Blockwerk gebildeten Nordrücken des Hangerers an, der an der Abzweigung des Rotmoostals vom Gurgler Tal gewissermaßen Wache steht. Steil geht es hinauf, zuletzt durch die Westflanke auf den Gipfel, den auch hier ein Kreuz schmückt. Genau im Westen, gegenüber, prunkt einer der eingangs angesprochenen Großen, der Ramolkogel, 3549 Meter hoch, und genau im Süden ein anderer, den wir wegen der Seelenkögel nicht sehen können: die Hohe Wilde mit 3480 Metern.
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sport und service
Achtung, fertig, PlAtsch Rafting. wellen, walzen, Brecher, zackiges Gestein. einmalige Aussichten, das paddel fest im Griff. raftguide Anja Auderer erlebt das Ötztal am liebsten vom wasser aus. Von Lisa Reinthaler
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Der Neoprenanzug sitzt, Helm und Schwimmweste liegen bereit, ein letzter Griff zum Paddel – das Wildwasser wartet! Seit gut vier Jahren führt Anja Auderer als staatlich geprüfter Raftguide Touren auf den Tiroler Gewässern, ist eine der wenigen Bootsführerinnen im Ötztal. „Das Raften ist schon noch eine gewisse Männerdomäne, nicht bei den Gästen, aber in der Ausbildung. Es ist auf jeden Fall auch eine Frage der Kraft und der körperlichen Voraussetzungen.“ Sportlich ist die zierliche Dreißigjährige, von Beruf Hauptschullehrerin, von Natur aus, für die Ausbildung zur Bootsführerin habe sie aber ordentlich
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sport und service
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„das raften ist schon noch eine gewisse Männerdomäne, nicht bei den Gästen, aber in der Ausbildung. das ist auf jeden Fall auch eine Frage der Kraft und der körperlichen voraussetzungen.“
Rafting-Flotte auf der Ötztaler Ache: Auf dem Wasser müssen alle mitarbeiten – und auf klare Kommandos hören.
trainieren müssen. Bizeps, Trizeps, alles, was man braucht, um ein gekentertes Boot im Notfall zu „flippen“, also in seine Normallage zurückzuwenden. Und das samt Besatzung. „Neben der Aufgabe, das Boot im Griff zu haben, ist das Wesentliche für einen Guide auf jeden Fall der Umgang mit den Gästen. Auf dem Wasser müssen alle mitarbeiten und motiviert sein, klare Kommandos sind wichtig. Da kommt mir meine Erfahrung aus dem Schulalltag bestimmt entgegen“, schmunzelt Anja Auderer. Das Erlebnis in der Gruppe, zu sehen, wie die Gäste Spaß an der Sache haben, ist es auch, was für Anja das Guiden ausmacht. Seit zwei Jahren
ist die gebürtige Pitztalerin Mitglied der insgesamt 17 „Adventure Spezialisten“ im Ötztal. Anjas Freund Michael Amprosi, Raftguide, Kletterlehrer, Canyoning- und Bergwanderführer, leitet den Familienbetrieb mit angeschlossenem Abenteuercamp und Naturresort gemeinsam mit Vater Alois. Herzstück des Outdoor-Anbieters mit Sitz in Oetz ist die Raftbasis in Haiming, von der aus die Amprosis bereits seit Mitte der Achtziger die wilden Wasser am Inn und auf der Ötztaler Ache befahren. Und das Raften boomt. War das Ötztal viele Jahrzehnte lang vor allem als beliebtes Winterziel bekannt, so zieht der Sommertourismus mit seinen vielfältigen Outdoor-Aktivitäten vor allem in den letzten Jahren kräftig nach. Und Anja packt mit an, wo immer sie gebraucht wird. Während der Sommermonate hilft sie regelmäßig in der hauseigenen Sports Lounge aus oder übernimmt Shuttlefahrten für Rafting- und Canyoning-Gäste zu den Einstiegsstellen in Imst, Ochsengarten oder Oetz. Höhepunkte sind und bleiben für sie die Fahrten auf dem Wildwasser, auf der temperamentvollen Ötztaler Ache, der eigenwilligen Sanna oder auf dem Inn mit seiner einzigartigen Schluchtenlandschaft: das vom Berg geprägte Tal auf dem Wasser zu erkunden. Einmal pro Woche unternehmen alle Guides eine gemeinsame Übungsfahrt –
wer als Bootsführer unterwegs ist, muss den Fluss kennen wie die eigene Westentasche. Gelegentlich führt Anja Gästetouren in die Imster Schlucht, die Variante für Einsteiger wie Fortgeschrittene am Inn, privat mag sie es herausfordernder. „Meine Lieblingstour ist eindeutig auf der Ötztaler Ache. Es ist für mich einfach immer etwas Besonderes, dort zu raften – die hohe Strömungsgeschwindigkeit, die sich ändernden Bedingungen, das Naturerlebnis. Das ist jedes Mal aufs Neue ein Nervenkitzel“, erzählt sie. Ein Nervenkitzel, für den sich der Sprung ins kalte Wasser immer wieder lohnt.
Die besten Angebote für Raftingtouren findet man entweder im Internet oder bei einem Besuch der Ötztal-Tourismus-Außenstellen in Oetz, Längenfeld, Sölden, Obergurgl und Vent.
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sport und service
die wildspitze 2012
Der Profi
Begonnen hat alles im Schnee. Knapp zwan zig Jahre lang galt Karl „Charly“ Markts große Leidenschaft dem Skisport. Dann sattelte er um – auf den Drahtesel. Was blieb, ist die Faszination für die Berge, für schnelle Abfahrten und spektakuläre Kurse: „Das Fesselnde am Biken ist das einzigartige Natur erlebnis, die Unabhängigkeit, von der Haus türe weg immer wieder neue Wege und Orte zu entdecken.“ Beim Cross Country, einer Disziplin der „wilden Hunde“ im Mountainbikesport, ab solvieren die Athleten nach einem Massen start mehrere Runden auf dem drei bis neun Kilometer langen Rundkurs über Wald, Feld und Kiesgelände. Mit zahlreichen Steigun
Charly Markt: wilder Hund des CrossCountry-Mountainbikens
gen und Abfahrten, wobei das Tempo hoch bis sehr hoch ist. Das mag Charly Markt. Der studierte Betriebswirt und österreichische Staatsmeister im Cross Country kam als Teil des „Felt Ötztal XBionic“Teams direkt in der MountainbikeWeltspitze an. Am liebsten trainiert Charly im heimatlichen Ötztal. Das Gebiet im Umkreis der Area 47, mit den Strecken im Sautener und Haiminger Wald, bietet beste Voraussetzungen für eine pro fessionelle Vorbereitung. Bis zu 30 Stunden, sechs Tage die Woche verbringt der Profi im Sattel. „Ich mag den Wechsel der Jahreszeiten hier im Tal, brauche die Abwechslung auch am Bike.“ Hier Charlys Empfehlungen für ein spezielles CrossCountryErlebnis. (lrei)
FOTOS: PHILIPP HOR AK
Mountainbiken. der Haiminger Karl Markt zählt seit Jahren zu den erfolgreichsten Österreichern im Mountainbike-profisport. warum das so ist und was das skifahren mit dem radfahren zu tun hat
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sport und service
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Bärentalhütte
Gesamtlänge 16,6 km asphalt 3,8 km Schotter 11,2 km Singletrail 1,6 km Maximale höhe 1633 m Mountainbiken und Wandern – zwei Sport arten, die sich hervorragend kombinieren las sen. Auf diese Weise erspart sich der Sportler nach dem Gipfelsturm das mühevolle Bergab laufen. So auch auf der BärentalTour zur Bärentalhütte. Der Mountainbiker startet in Sautens, rollt zunächst vom Ötztal Trail aus durch den Ort. Nach zwei Kilometern endet der Asphaltbelag. Nun beginnt ein Forstweg, der sich in unzähligen Kehren ins Bärental windet. Die kurzweilige Kurvenfahrt macht schon jetzt Appetit auf die Abfahrt. Nach einem kurzen Flachstück erreicht der Biker am sogenannten Braggefleck das BikeDepot (Schloss nicht vergessen). Von dort aus können die letzten rund 300 Höhenmeter (unbefahrbar) zur Bärentalhütte, leider unbewirtschaftet, zu Fuß absolviert werden. Bei einer Jause auf der Sonnenterrasse genießt der Biker herrliche Blicke ins Ötztal und zum Piburger See: eine gute Gelegenheit für eine Abkühlung.
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FriSchMannhütte
Gesamtlänge 18,2 km Schotter 18,2 km Maximale höhe 2192 m Wer die 1320 Höhenmeter zur Frischmannhütte unter die Stollen nimmt, wird belohnt mit einer Fahrt durch eine weitgehend intakte Bergwelt. Der anspruchsvolle Uphill beginnt fast unmittelbar nach dem Start in Umhausen. In zahlreichen Serpentinen zieht sich ein Schotterweg am Westhang des Ötztals hinauf. Vorbei an der Vorderen Fundusalm fährt man in einen Hochtalkessel, stets begleitet vom Plätschern des Fundusbachs. Am Fundussee ist die Bergidylle perfekt. Bewacht von den Dreitausendern Fundusfeiler und Blockkogel, liegt die Hintere Fundusalm im Tal (1900 m). Der letzte Aufschwung zur Frischmannhütte beansprucht noch einmal alle Kräfte. Auf 2192 Metern hat man es schließlich geschafft. Sehenswert: Der sogenannte „Köfler Jochwaal“ ist ein bereits im 15. Jahrhundert ange legter Kanal, der das Gletscherwasser des Ploderferners sammelte. Die Abfahrt erfolgt auf dem Anstiegsweg. Tipp: ein Besuch des Ötzi-Dorfs in Umhausen.
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hochSölden PanoraMa trail
Gesamtlänge 25,2 km asphalt 7,6 km Schotter 13 km Singletrail 4,6 km Maximale höhe 2190 m
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Diese Traumtour beginnt in Sölden bei der Bikeschule Ötztal, nach einer sehr kurzen Roll strecke bis zur BPTankstelle geht’s rechts hinauf Richtung Innerwald. Durch die Weiler Außer- und Innerwald hindurch kommt man auf die Gletscherstraße, die der Biker nach rund 700 Metern jedoch schon wieder ver lässt. Nun folgt er dem gleichmäßig ansteigen den Schotterweg bis zur GaislachkoglbahnStation Mitte. Zwei superflowige Singletrails läuten den wahren Bikespaß ein. Nach Hochsölden folgt noch ein Highlight: der Singletrail um Sölden. Auf zwei knapp hintereinander folgenden Almen kann der Biker die Brotzeit richtig genießen. Zusammenfassend: Die schmalen Pfade erfordern Konzentration und eine solide Fahrtechnik. Dazwischen immer wieder Schotterwege, wo der Biker es richtig laufen lassen kann. Fast schade, dass der Spaß nach 25,2 Kilometern schon vorbei ist. Eine Mountainbiketour für absolute Freaks.
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Farbenlehre
Die Farben Des Ötztals
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Spektrum. Der blick in die weite – den hatten wir schon. auf den folgenden seiten nehmen wir das Ötztal buchstäblich unter die lupe – und entdecken ein Farbspektrum, das reich und rätselhaft zugleich ist. betrachten sie die Farben des Ötztals auf den folgenden seiten, rätseln sie über ihre herkunft – und schmunzeln sie über die auflösung. Von Philipp Horak
Die wilDspitze 2012
Farbenlehre
Rot – Farbe der Dynamik, des Zorns, der Gefahr. Wir müssen lang suchen, bis wir im Ötztal Rot sehen: aber wo? Logo des Ötztal Tourismus Straßenabgrenzung in Sölden Blumen auf einem Balkon in Oetz
Weidenröschen beim Heimatmuseum in Längenfeld Wandermarkierung am Timmelsjoch Zipfelbob in der Area 47
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Farbenlehre
Gelb – Farbe der Sonne, des Lichts, der Erleuchtung. Sie finden wir dort, wo bestimmt niemand sucht. Gespritzter Apfelsaft auf der Gampe Thaya Karosserie des Postbusses Tischplatte im Hotel Stern, Oetz
Sprungschanze in der Area 47 Blumenwiese bei Umhausen Bewachsene Felsen am Timmelsjoch
Die wilDspitze 2012
Die wilDspitze 2012
Farbenlehre
Grün – Farbe des Frühlings, der Frische, der Beharrlichkeit. Auf dem Timmelsjoch auch die Farbe weiblicher Überraschung. Flachsfeld in Längenfeld Graffito an der Straßenmauer der Passhöhe Timmelsjoch Sitzbank beim Heimatmuseum Längenfeld
Socke eines Hamburger Radfahrers beim Aufstieg aufs Timmelsjoch Schraubgriff in der Boulderwand, Area 47 „Fald“ (Wiese) oberhalb der Kapelle in Köfels
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Farbenlehre
Die wilDspitze 2012
Grüngrau – Farbe zwischen Blüte und Verderben, Ausdruck der Zyklen der Natur. Oder der Kunst, die Natur nachzuahmen. Blick vom Wiesle Richtung Niederthai Strömung in der Ötztaler Ache Lederhose beim Trachtenfest Längenfeld
Heuhaufen vor der Gampe Thaya Bergwand gegenüber dem Piburger See Waldrücken oberhalb von Oetz, Blick Richtung Acherkogel
Die wilDspitze 2012
Farbenlehre
Blau – Farbe der Harmonie, der Zufriedenheit, der Ruhe, des Himmels, des Meers. Nein, das Meer finden wir hier beim besten Willen nicht. Skispuren in Obergurgl Himmel über dem Ötztal Detail der Lackierung des Ötztalbusses
Bergspitze gegenüber dem Piburger See Holzdetail bei einer Scheune des Heimatmuseums Längenfeld Herbstdunst über dem Wiesle bei Niederthai
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Farbenlehre
Die wilDspitze 2012
Weiß – Farbe der Reinheit, Ordnung, Leichtigkeit, Vollkommenheit. Wenn er nur rechtzeitig kommt, der Schnee. Fenster des Heimatmuseums Längenfeld Blick beim Aufstieg zur Amberger Hütte Schneewechte am Timmelsjoch im August
Schneewechte auf dem Weg zur Amberger Hütte Flugperspektive über Obergurgl Wand des Bäckerofens im Heimatmuseum Längenfeld
Die wilDspitze 2012
Farbenlehre
Grau – Farbe der Seriosität, Pünktlichkeit und Ordnung. Wenn das der Kerl unten rechts bloß weiß. Güterweg bei Umhausen Schlechtwetter über Hochgurgl Grenzmarkierung am Timmelsjoch
Der Lehnbach im Bereich des Freilichtmuseums Sonnenuntergang über der Mautstelle Timmelsjoch Grauvieh bei der Gampe Thaya
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Hotline
0 05254/355
Der beste Weg ins Ötztal und zurück Shuttle
Linienbus
Unsere Shuttle-Busse (4- bis 60-Sitzer) bringen Sie günstig, flexibel und schnell von allen Flughäfen ins Ötztal sowie andere Regionen Tirols und zurück. Seit über 80 Jahren sind wir der Experte im regionalen Linienbusverkehr. Wir bringen Sie sicher und unfallfrei in die Seitentäler des Ötztals. www.oetztaler.at
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lesegeschichte
Übers Joch und wieder zurück Erfahrungen zwischen den Tälern. Von Annemarie doblander
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m Beginn stand eine einfache Frage: Was haben das Ötztal, das Passeiertal und das Schnalstal gemeinsam? Die drei Täler sind sich ähnlich, sind Nachbarn, verbunden durch verwandte Landschaften und eine lange Ge schichte. Aber wie ähnlich sind sie sich tat sächlich? Welche Spuren hat die Gegenwart mit ihrer staatlichen und kulturellen Grenz ziehung hinterlassen? Steht das Trennende vor dem Verbindenden oder umgekehrt? „Schau dir dieses Thema an“, sagte mir Hans Haid. Wenn Hans etwas zu sagen hat, dann hört man hin, auch wenn er eine der umstrittensten Persönlichkeiten des Ötztals ist. Für seine tou rismuskritischen Aussagen musste er eine Menge Schelte einstecken, was sein Leben als Bergbauer, Schriftsteller und Volkskundler im Tal nicht gerade einfach macht. Seine traditionskritischen Dialektgedichte ließen so manchem Ötztaler die Zornesröte ins Gesicht steigen, bei manchen sogar heute noch, Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen. Aber Hans Haid ist gleichzeitig ein unermüdlicher Jäger und Samm ler, was die Kultur, die Geschichte und die Geschichten unseres Tals betrifft. Die von ihm herausgegebene Sagensammlung aus den Ötzta ler Alpen ist nicht nur im Ötztal selbst, sondern auch jenseits des Jochs – der Passhöhe Timmelsjoch – verbreitet. Besonders die weiblichen Sagengestalten der „Saligen“ kennt man sowohl nördlich als auch süd lich des Alpenhauptkammes. Weitgehend unbekannt ist hingegen, dass sich die meisten der Bände der von ihm gegründeten Schriften reihe des ÖtztalArchivs nicht vor allem mit dem Ötztal – wie man im ersten Augenblick wohl annehmen würde –, sondern mit dem grenz überschreitenden Kulturraum Ötztaler Alpen befassen. Dazu zählen auch die beiden Täler im Süden, das Passeier und das Schnalstal. Als mich Hans Haid also motivierte, mich mit den Ähnlichkeiten und Unterschieden dies und jenseits des Jochs zu beschäftigen, tat er das aus der Position dessen, der etwas weiß – und immer mehr wissen will. Er fungierte sprichwörtlich als mein Türöffner. Gleich zu Beginn meiner Studien überließ er mir den Schlüssel für sein ÖtztalArchiv. In mehreren Kellerabteilen stehen dort unzählige Bücher, Zeitschriften, Ordner mit Zeitungsberichten und Notizen, die das Leben und die Kultur der Alpenbewohner im Allgemeinen dokumentieren. Ein ganzes Abteil ist allein den Ötztaler Alpen gewidmet. Neben wissenschaftlichen Werken aus den unterschiedlichsten Fachrichtun gen finden sich dort auch Reisebeschreibungen, Wanderführer sowie größere und kleinere Bände, die sich mit der Geschichte und der Kul tur der drei Täler auf unterschiedlichste Weise auseinandersetzen. Einmal stehen die mächtigen Eisriesen im Mittelpunkt, ein anderes
Norditalien und die Alpenpässe, 1834
Mal das einfache und harte bäuerliche Leben der jeweiligen Tal bewohner. In dieser sehr speziellen Bibliothek finden sich aber nicht nur geschriebene Werke. Auf mehr als hundert Jahre alten Land, Wander und Ansichtskarten ist der Wandel der Zeit unwiderlegbar nachzuvollziehen.
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o weit die Theorie. Aber ich wollte die Ötztaler Alpen nicht nur aus Büchern näher kennenlernen. Ich musste übers Joch. Für die erste Studienfahrt packte ich Hans Haid und seinen Hund ins Auto, gemeinsam ratterten wir übers Timmelsjoch hinunter ins Passeier, über Meran bis ins hinterste Schnalstal nach Kurzras. Auf dem Timmel erwartete uns ein eiskalter Jochwind, so dass wir nach einem kurzen Besuch im Passmuseum schnell das Weite suchten. Gleich nach den ersten Kehren unterhalb des Jochs wurde es wärmer. Wir fuhren langsam. Der Mann neben mir wusste so viel. Fast zu jedem Stein, zu jeder Felsformation, an der wir vorbeifuhren, wusste Hans eine Geschichte zu erzählen. In Moos, der hintersten Gemeinde des Passeiertals angekommen, trafen wir uns mit Dr. Heinrich Hofer, dem Obmann des dortigen Ver eins für Kultur und Heimatpflege. Dieser sollte für mich später noch
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lesegeschichte
Die Erinnerung an die Zeit „drüben“ weckt bei vielen Passeirern positive Erinnerungen, weil man sich im Ötztal noch wie daheim fühlte – nicht wie bei Fremden in der Fremde. (Ein ziemlicher Wer mutstropfen ist allerdings, dass manche Saisonhilfen bei dem einen oder anderen Ötztaler Gastwirten nicht ordnungsgemäß angemeldet waren und ihnen deshalb heute Pensionsjahre fehlen.)
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m Laufe meiner Forschungen nahm ich auch das Niederjoch als Übergang in den Süden unter die Lupe. Neben dem Timmels und Hochjoch zählt es zu den drei wichtigsten Übergängen in den Ötztaler Alpen. Die Jöcher hauchen der kargen Hochge birgslandschaft Leben ein. Walter Staffler begründete das schon 1957 sehr anschaulich: „Pässe und Jöcher sind ja die Adern unseres Berg landes; wer diese unterbindet, trennt sie vom Herz. Was für die alten Wege im allgemeinen, ist auch für den TimmelsJochweg kenn zeichnend: der Verkehr entwickelte sich allmählich und verschwand nicht restlos; gleiches Volkstum, ergänzende wirtschaftliche Tätigkeit, gemeinsame Grundzüge in der gläubigen Geisteshaltung und gemein sames Schicksal der dies und jenseits lebenden Menschen durch all die Jahrhunderte haben, trotz der Grenzziehung von 1919, auch dem TimmelsJoch das Gepräge einer noch immer nachwirkenden Klam mer gegeben.“ Aber neben dieser verbindenden Klammer sind auch trennende Elemente zu finden, oft sogar sehr plakative. Im vergangenen August wanderte ich durch das Niedertal über die MartinBuschHütte bis zur Similaunhütte, die bekanntlich bereits auf italienischem Hoheitsgebiet
Timmelsjoch Hochalpenstraße 2.509 m
Schmuggler
Steg
zu einem wichtigen Mittelsmann werden. Auch im Schnalstal machte ich die Bekanntschaft mit einem interessanten Mann. Paul Grüner, Chef des Hotels „Goldene Rose“ in Karthaus und der „Schönen Aus sicht“ am Hochjoch, erzählte uns von seiner neuesten Geschäftsidee, der Kosmetiklinie „Glacisse – Kosmetik aus der Lithosphäre“, wofür er den Mineraliencocktail aus den Gesteinen des Hochjochferners als Grundlage verwendet. Die Großmutter von Paul Grüner hatte übrigens vom hinteren Ötz tal hinüber ins Schnalstal geheiratet. Das war in früheren Jahrhunder ten häufig der Fall. Noch 1951 schreibt der Tiroler Historiker Franz Huter ziemlich pathetisch über die früheren Heiratskreise in den Ötztaler Alpen: „Da vermochten die Firngrate die Liebenden nicht zu trennen, und die Jöcher waren erst recht dazu da, sie zu verbinden.“ Auf die erste Überfahrt folgten in den nächsten Monaten viele wei tere. Ich wollte vor allem ehemalige Angestellte aus dem Passeiertal treffen, die zwischen den sechziger und siebziger Jahren übers Joch gefahren waren, um in verschiedenen Hotels und Gasthöfen im inne ren Ötztal zu arbeiten. Viele waren, als sie die italienischösterreichi sche Grenze passierten, um auf der anderen Seite Arbeit zu finden, noch ziemlich jung, kaum zwanzig Jahre alt. Aus ihren Erzählungen hörte ich heraus, dass viele diese Zeit in guter Erinnerung behielten, auch wenn manche nur eine oder zwei Saisonen im Ötztal arbeiteten. Heimweh war ein großes Thema, natürlich, trotzdem empfanden es einige als befreiend, sich erstmals für längere Zeit vom elterlichen Hof zu entfernen. Einige wenige unter ihnen fanden dabei sogar ihre erste große Liebe.
Die Erfahrung.
Passmuseum
5 Stationen, ein Erlebnis.
Fernrohr Granat
die Wildspitze 2011
www.timmelsjoch.com
Die einmalige Reiseroute in den Süden.
die Wildspitze 2012
lesegeschichte
© Ötztal Tourismus
steht. Als Wanderer merkt man spätestens, dass man sich an einer Grenze befindet, wenn man seinen Blick auf den Hang oberhalb der Hütte richtet. Von dort starren uns hässliche, graue Bunkeranlagen ent gegen, die vom Krieg und seinem Schrecken zeugen. Ähnliches erfährt der Reisende, der aufmerksam über das Timmelsjoch fährt. Allerdings haben die Bunker, die von der Straße aus zu sehen sind, ihren abschre ckenden Charakter großteils verloren. Die orangebraunen Bauziegel, mit denen die Eingänge zugemauert sind, verleihen ihnen einen eher harmlosen Touch. Genauso wie ein Kulturraum sind die Ötztaler Alpen also Grenz raum. Während der vergangenen Jahrhunderte dominierte einmal das eine, einmal das andere. Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges aber ist der Charakter des Trennenden, der Grenzraum stärker ausgeprägt. Ungeachtet dessen sind mit den Übergängen in den Ötztaler Alpen – so oder so – viele spannende geschichtliche Episoden verbunden, und wie in anderen Grenzregionen sind es interessante, manchmal sogar merkwürdige Zusammenhänge, die zwischen den Tälern dies und jen seits der Grenze bestehen. Bei meiner Tour auf die Similaunhütte besuchte ich, klar, auch die nicht weit entfernte ÖtziFundstelle. Es war wieder einmal Hans Haid, der mich pointiert darauf aufmerksam machte, dass es immer davon abhängt, wer – von welcher Seite aus – was betrachtet: „Er (der Ötzi) ist trotzdem ein Ötztaler, a etztoolar, sprachlich ident mit etschtool, Etsch tal, und hüben wie drüben gibt es die engsten Zusammenhänge. Wir Ötztaler von hinten drin im Tal, die hintrtoolar ze Vende, gehören seit den ältesten Zeiten der Besiedlung zum Kulturraum Vinschgau.“
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Ich würde mir, nach absolvierter Studienarbeit, Verbindungen zwi schen den Tälern wünschen, von denen alle Seiten gleichermaßen profitieren, und nicht solche, die aus einem Mangel entstehen. So war es schlichtweg Nachbarschaftshilfe, dass die Bauern aus dem Passeier und Schnalstal ihre Schafe auf die saftigen Bergwiesen und Almen jenseits des Gebirgskammes treiben konnten, weil bei ihnen die Wei degründe im eigenen Tal fehlten. In den sechziger Jahren waren es die nicht vorhandenen Arbeitsplätze, die die Menschen aus dem Passeier dazu bewogen, beim aufkeimenden Tourismus im hinteren Ötztal mit zuwirken. In beiden Fällen war das gegenseitige Verhältnis jedoch kei neswegs immer nur von Verständnis und Harmonie geprägt. Gelungene Beispiele für einen grenzübergreifenden Kulturraum Ötztaler Alpen sind, wie ich das sehe, die neuen Ausstellungsstationen der „TimmelsjochErfahrung“ oder die erst heuer eingerichtete öffent liche Busverbindung übers Joch. Hätte es die schon früher gegeben, dachte ich mir im Nachhinein, dann hätte ich mir wohl die Mautkos ten gespart, die ein nicht unbeträchtliches Loch in mein mageres stu dentisches Budget gerissen haben …
Näheres über die Sehnsucht der Ötztaler nach dem Süden kann man in der Magisterarbeit nachlesen, für die Annemarie Doblander das Verhältnis der Täler untersuchte: Doblander, Annemarie: „Volkskundlich-kulturwissenschaftliche Betrachtungen über den Kultur- und Grenzraum Ötztaler Alpen im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis. Unter besonderer Berücksichtigung des Alpenhauptkammes und der angrenzenden Täler: Ötztal – Passeiertal – Schnalstal“, Magisterarbeit, Innsbruck 2012.
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wo sinD wir?
Die wilDspitze 2012
wo sind wir? Oft ist ein Anblick wie ein Wort, das man kennt, das einem aber gerade nicht über die Lippen will: „Diesen Ort kenne ich doch! Da war ich mal! Ich weiß sogar noch, wie es dort gerochen hat. Aber gerade jetzt will mir der Name nicht einfallen.“ Nehmen Sie sich Zeit. Lehnen Sie sich zurück. Vielleicht kommt Ihnen ja die richtige Infor mation in den Sinn. Unser Tipp: Ganz leicht ist es nicht. Schließlich wollen wir auch die wahren ÖtztalKenner ein bisschen herausfordern. Und: Mit Sicherheit lohnt es sich, hier auf einen Sprung vorbeizukommen.
IMPRESSUM Herausgeber: Ötztal Tourismus, 6450 Sölden. Redaktion: Christian Seiler (Ltg.), Peter Reinthaler. Gestaltung: Erik Turek, buero8. Fotograf: Philipp Horak. Mitarbeiter: Annemarie Doblander, Walter Klier, Lisa Reinthaler, Martin Riml. Illustrationen: Roland Vorlaufer. Anzeigenleitung: Guido Walch, 6464 Tarrenz, Kappenzipfl 14a. Herstellung: Michael Bergmeister. Lithographie: Red Bulletin GmbH. Druck: Druckerei Odysseus, 2325 Himberg. Auflage: 40.000 Exemplare. Offenlegung laut § 25 Mediengesetz: Eigentümer zu 100 Prozent und Herausgeber ist Ötztal Tourismus, Gemeindestraße 4, 6450 Sölden, Tel.: +43 057200, Fax: +43 057200-201, info@oetztal.com, www.oetztal.com. Direktor: Mag. Oliver Schwarz. Verleger: CSV Verlags GmbH, 3710 Fahndorf, info@csv.at, www.csv.at. Geschäftsführer des Verlags: Christian Seiler. Blattlinie: Information der Öffentlichkeit über Vorzüge, Geschichte und Eigenheiten der Tourismusregion Ötztal.
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