„BERUF NEONAZI“ ANKLAGESCHRIFT gegen B. E. ALTHANS
LANDGERICHT BERLIN Inhalt: 1. Anklageschrift
2. Sicherheitsverfügung 3. Kammer-Besetzung
Am 6. Juli 1995 begann der Prozess gegen B. E. Althans. Zu seiner juristischen Geschichte: https://vimeo.com/15692615
Nach seinen ersten Aufführungen 1993 provozierte Bonengels Dokumentarfilm um den jungen Münchener Neonazi Eward Althans einen veritablen Skandal: Es hagelte Verisse von Spiegel bis
Konkret, Ignatz Bubis, damals Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, forderte ein Verbot, die hessische Innenministerin Evelies Mayer gar die Rückzahlung des Förderungsgeldes
und im Dezember selbigen Jahres erfolgte eine kurzzeitige Beschlagnahmung. Die Anklagepunkte waren relativ identisch: Zu wenig Distanz zur portraitierten Figur führe unter Umständen zur
Identifikation und böte so Althans ein gern in Beschlag genommenes Forum zur Verbreitung seiner Ansichten und Glorifizierung seiner Person.
Bonengel verzichtet gänzlich auf einen belehrenden oder kontextualisierenden Kommentar, lässt von den Eltern bis Ernst Zündel alle wegweisenden Personen im Leben Althans’ zu Wort kommen
und verschafft durch dieses Mittel überhaupt erst das, was ein Dokumentarfilm, der ein bisschen mehr möchte, als dem Rechtsextremismus gutwillig und voll überschäumender Entrüstung auf die Finger zu klopfen oder vielmehr: durch Dämonisierung seines Gegenstands in erster Linie die
moralischen Prämissen der Macher in den Mittelpunkt zu rücken, dem Thema eine angemessene,
wie abstoßende Sperrigkeit. Eine unmittelbare, regelrecht forcierte Reaktion auf das Gezeigte wäre wohl Reflexion. So viel sollte klar sein: Wer in Althans’ Reden, bspw. seine vor sichtlich
beschämtem Publikum vorgetragene Leugnung der Shoah inmitten der Gaskammern von Auschwitz-Birkenau, einen verführerischen Kern ausgemacht zu haben glaubt, sollte vornehmlich
seine Birne einer selbstkritischen Neubewertung unterziehen und anständig genug sein, dem nächsten Aufstand der Anständigen durch ein paar zackig deklamierte Reden aus dem Arsenal des Nazijargons einen anständigen Prüfstein feilzubieten. Der
ausbleibende
Kommentar
suggeriert
keine
insgeheime,
wenn
auch
unfreiwillige
Komplizenschaft, sondern er ermöglicht einen unzensierten und schon deshalb wesentlich
wahrhaftigeren Einblick in das Schaffen eines auf höchstem Niveau organisierten Neonazikaders,
als es das strukturell eingeschränkte Fernsehfeature, mit seinen politisch kritischen Nachfragen und didaktischem Wankelmut, je erreichen könnte. Mal ungeachtet dessen, dass kritische Stimmen in dem Film durchaus zu hören sind. Der besagten Rede inmitten Birkenaus folgt etwa die
Auseinandersetzung mit einem ansässigen Besucher, dessen ausländische Herkunft ihn jedoch als
den Archetyp des couragierten, aus der Geschichte geläutert hervorgegangenen Musterdeutschen, wie er so gerne imaginiert wird, schlicht disqualifiziert. Aber dazu später mehr. Trotzdem scheint
es lohnenswert diese Szene näher zu beleuchten, denn sie bietet einen aufschlussreichen Einblick in die Methode eines Althans. "You are rude" entgegnet er dem bemitleidenswerten Kontrahenten,
als dieser sich anschickt, in Althans’ gewaltigen Wortschwall zu intervenieren und ihn des Ortes verwiesen sehen möchte. "Sie verbrennen andere Menschen, wenn sie nicht ihrer Meinung sind."
Ein plumpes, stets anzutreffendes Verfahren der Umkehrung, mit dessen Hilfe, durch den Rekurs auf universell geltende Prinzipien wie dem der Meinungsfreiheit, ein Schlupfloch gesucht wird, um der Analye zu entgehen und die krude Ideologie hoffähig zu machen. Durch Aufklärung antiaufklärerisch zu wirken, hat sich als eminent probates Mittel in rechten Kreisen etabliert, und
wie gezielt es zum Einsatz kommt, zeigt der Film in zahlreichen Sequenzen mit gnadenloser Schärfe. Quelle: ANTIFA EIFFEL
Der komplette Film []Kurzversion]: https://vimeo.com/71717236