Doping-Pong VS Pussy Riot

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KULTUR

„Muschi-Aufstand“ Zwei Jahre Haft für „Pussy-Riot“-Krawallfrauen in Rußland. Westliche „Menschenrechts“-Gruppen beben vor Zorn

Foto: Amnesty International

Westliche Menschenrechtsaktivisten demonstrieren vor der russischen Botschaft in Dublin (Irland) für die Freilassung von „Pussy Riot“.

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roße Empörung vermeldeten westliche Medien nach dem Schuldspruch gegen die drei jungen Frauen von „Pussy Riot“. Nadeschda Tolokonnikowa (22), Maria Aljochina (24) und Jekaterina Samuzewitsch (30) waren Mitte August von einem Moskauer Gericht zu zwei Jahren Straflager wegen „Rowdytums aus religiös motiviertem Haß“ verurteilt worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisierte die Entscheidung als „unverhältnismäßig hart“, das Weiße Haus protestierte, und Organisationen von Amnesty International bis Human Rights Watch zeigten sich erwartungsgemäß empört. In Berlin, Paris und New York wurden Solidaritätskundgebungen abgehalten, und auch in Moskau demonstrierten ein paar Dutzend Anhänger vor dem Gerichtsgebäude. Die „Empörung“ war allerdings überwiegend eine westliche Angelegenheit, dagegen sprachen sich 86 Prozent der Russen vor dem Prozeß für eine Bestrafung der Frauen aus, wie das russische Meinungsforschungsinstitut Lewada ermittelt hatte. Was wurde den Verurteilten vorgeworfen? Am 21. Februar dieses Jahres betraten vier Frauen die Christ-ErlöserKathedrale in Moskau maskiert und in grellbuntem Aufzug, postierten sich vor der mit Ikonen geschmückten Kirchen-

wand, begannen wild herumzuzappeln und ein „Punkgebet“ zu grölen. Dabei forderten sie die Vertreibung Wladimir Putins, der damals noch Ministerpräsident war, beleidigten den Patriarchen und kreischten: „Göttlicher Dreck, Dreck, Dreck“. Dabei muß man wissen, daß die Kathedrale für die russisch-orthodoxen Christen eine ebensolche Bedeutung hat wie beispielsweise der Kölner Dom für die deutschen Katholiken. Das Ganze wurde gefilmt, mit Musik unterlegt und in einem Videoclip veröffentlicht. Seitdem wird „Pussy Riot“ (dt. „Muschi-Aufstand“) im Westen gern als Punkband tituliert. Tatsächlich sind sie von einer Punkband ungefähr genausoweit entfernt wie eine Punkband von einem Symphonieorchester. Es existieren weder Studioaufnahmen der „Band“, noch sind Konzertauftritte bekannt. Das Bild oppositioneller Musikerinnen verkauft sich international natürlich besser als die Wirklichkeit. Tatsächlich gehört „Pussy Riot“ zu einer Gruppe, die sich 2009 von einem Netzwerk anarchistischer Aktions-„Künstler“ namens Woina (dt. Krieg) abgespalten hatte. Sofern man denn Pornographie und Vandalismus als „Kunst“ bezeichnen will. Nadeschda Tolokonnikowa und ihr Mann Pjotr Wersilow waren

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Aktivisten dieser Gruppe, einer der Gründer ist Oleg Worotnikow. FAZAutor Moritz Gathmann fühlt sich bei der Gruppe an die deutsche „SpontiSzene in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts“ erinnert. So veranstaltete Woina im Frühjahr 2008 eine Gruppensex-Orgie in einem Moskauer Museum. Mit dabei: Tolokonnikowa – damals im neunten Monat schwanger – und ihr Mann. Auch vor Gewalt und Tierquälerei scheut die Gruppe nicht zurück, etwa wenn ein Polizeiwagen mit Insassen umgeworfen wird oder „Aktivisten“ lebende Katzen über den Tresen einer McDonaldsFiliale schleudern. Supermärkte sind ebenfalls ein begehrtes Ziel für Provokationen. In einem Fall wurden Menschen „symbolisch“ erhängt, in einem anderen stahl eine Woina-Aktivistin ein Suppenhuhn, um es sich so tief es ging in die Vagina zu stopfen und mit ihren Mitstreitern – darunter auch Kinder! – lärmend das Geschäft zu verlassen. Perversion statt Punk! Apropos Kinder: Die werden bei Aktionen skrupellos eingesetzt. Als Oleg Worotnikow bei einer illegalen linksextremistischen Demonstration in St. Petersburg Polizisten mit in Flaschen abgefülltem Urin bespritzte, hatte er dabei seinen zweijährigen Sohn auf dem Rücken. Pjotr Wersilow stellte ein Foto seiner Tochter Gera ins Internet, auf dem das Mädchen ein Plakat hält mit der Aufschrift „Ich gehe auf die Demo, damit meine Mutter entlassen wird.“ Wirklich „Vorkämpfer für die Menschenrechte“ oder doch eher politkriminelle Soziopathen? Sich selbst sehen die „Pussy-Riot“-Angeklagten als „drei Engel gegen Putin“ – ein Etikett, das zahlreiche deutsche Medien dankbar aufnahmen. Ganz so falsch ist die Assoziation zur Fernsehserie Drei Engel für Charly aber gar nicht, denn auch dort hatten die Engel einen geheimen Auftraggeber, jenen „Charly“ eben. Handelt „Pussy Riot“ aus eigenem Antrieb, oder werden die Frauen instrumentalisiert? Eine Frage, die derzeit nicht mit Gewißheit zu beantworten ist. Doch es gibt Indizien. Zum Beispiel eine Petition an den Weltkirchenrat, in der dieser zur Unterstützung der „Punkband“ aufgerufen wird. Die beiden Erstunterzeichner sind Ljudmila Alexejewa, die Vorsitzende der Moskauer „Helsinki-Gruppe“, sowie der ehemalige Priester Gleb Jakunin, ebenfalls Mitglied der Helsinki-Gruppe und Vorsitzender eines „Komitees zum Schutz der Gewissensfreiheit“. Die Moskauer Helsinki-Gruppe wurde bereits 61

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KULTUR 1976 gegründet, um „Menschenrechtsverletzungen“ zu beobachten und zu dokumentieren. Seit kurzem ist in Rußland Gesetz, daß sich „Nichtregierungsorganisationen“, die maßgeblich aus dem Ausland finanziert werden, als „ausländische Agenten“ registrieren lassen müssen (siehe ZUERST! 8-9/2012). Als eine der ersten hatte Ljudmila Alexejewa scharf Hinter den Unterstützern von „Pussy Riot“ steht eine dubiose US-Organisation dagegen protestiert und von den USA und dem EU-Parlament gefordert, die Namen aller Abgeordneten, die dem Gesetz zugestimmt haben, auf eine Liste von Personen zu setzen, die mit Einreise-Sanktionen belegt werden. „Zuvor hatte Alexejewa mitgeteilt, daß sich die Internationale Helsinki-Gruppe unter keinen Umständen als ein ‚ausländischer Agent‘ registrieren lassen würde“, meldete die russische Nachrichtenagen-

tur RIA Nowosti. Dabei zeigt doch gerade diese Drohung mit ausländischen Sanktionen, wie notwendig das Gesetz offenbar ist. Doch weshalb regt sich die alte Dame so auf? Ist es ihr unangenehm oder will sie davon ablenken, daß die Moskauer Helsinki-Gruppe aus den USA finanziell unterstützt wird? Nämlich vom sogenannten „National Endowment for Democracy“ (NED, dt.: Nationale Stiftung für Demokratie). In seinem Jahresbericht für 2011 listet das NED allein in Rußland 74 Gruppen auf, die Geld erhalten haben, darunter die Moskauer Helsinki-Gruppe mit 50.000 US-Dollar. Die Einflußorganisation (Motto: „Supporting freedom around the world“) wird wiederum direkt vom US-Kongreß finanziert. Hinter der Gründung der Stiftung 1983 zur Zeit der Reagan-Administration stand die Idee, künftig das öffentlich zu tun, was der US-Geheimdienst CIA bisher verdeckt getan hatte: im Feindesland westlich orientierte Gruppen und Personen hochzupäppeln. Voraus-

gegangen war eine Reihe von Geheimdienst-Skandalen. Der damalige NEDChef Carl Gershman wurde 1986 von der New York Times zitiert: „Es wäre doch schrecklich für demokratische Gruppen in der ganzen Welt, als von der CIA subventioniert angesehen zu werden.“ Deshalb sei die Stiftung gegründet worden. Folgt man dieser Indizienkette, liegt die Vermutung gar nicht so fern, daß das ganze Pussy-Riot-Theater aus dem Westen gefördert, wenn nicht gar lanciert wurde, um das „Regime“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu destabilisieren. Pussy-Riot-PR für Demokratie und Menschenrechte, die Chiffren für die globale Hegemonie der USA und ihren „way of life“. Übrigens: Auch in der Bundesrepublik Deutschland kann verurteilt werden, wer in einem Gotteshaus „beschimpfenden Unfug“ veranstaltet (§ 167 StGB: Störung der Religionsausübung). Dafür drohen bis zu drei Jahre Haft. FALK TIEDEMANN

„Provozierter Skandal“

Foto: Privat

„Pussy Riot“: Der russische Künstler Dima Mishenin erklärt im ZUERST!-Interview, warum er die Punkband für eine Luftnummer hält

Dima Mischenin ist einer der Köpfe der russischen Künstlergruppe DopingPong. Die Gruppe bekam den Auftrag, die Werbemotive für das Bauprojekt des russischen Skikurortes Gorki-Gorod zu erstellen. Der 1972 in St. Petersburg geborene Künstler ist verheiratet und hat einen Sohn.

Sind „Pussy Riot“ tatsächlich politisch verfolgt? Mishenin: Wenn Sie irgendein Haus stürmen und in ein Wohnzimmer scheißen, ist das ganz banales Rowdytum. Sogar dann, wenn Sie diesen Haufen, den Sie in Anwesenheit von Kindern und Alten in das Haus gesetzt haben, später „Protest gegen den Totalitarismus“ nennen. Aber wenn Sie ein schönes Kunstwerk schaffen, dessen In62

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spirationsquelle beispielsweise der sowjetische Futurismus ist, und Sie dann einer politischen Hetzjagd ausgesetzt werden – dann ist das eine politische Verfolgung. Der Westen sieht in der Gruppe Vorkämpferinnen für Meinungsfreiheit… Mishenin: Ich bitte Sie. Das sind keine Künstlerinnen, das sind komplexbeladene Vandalinnen. Sie wollen „Widerstand“ spielen und trotzdem Geld und Ruhm. Ihre sogenannte „Performance“ in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau, für die die Mädchen verurteilt wurden, war rational geplant und zynisch. Das waren ihre früheren Aktionen übrigens auch schon… Dieser Opferkult um „Pussy Riot“ nimmt nun bizarre Züge an: Eine 76jährige Frau und ihre 38jährige Tochter sind vor einigen Tagen in Kasan, der Hauptstadt der Teilrepublik Tatarstan, in ihrer Wohnung getötet worden. Der mutmaßliche Täter hat dabei „Free Pussy Riot“ mit ihrem Blut an die Wand geschmiert. Sie sagen, „Pussy Riot“ seien gar keine Künstlerinnen…

Mishenin: Sie sind Berufsprovokateure, die sich wie Rowdies benehmen. Ihre Schändung der Christ-Erlöser-Kathedrale war alles andere als „künstlerisch wertvoll“ oder „kreativ“. Erst haben sie die russisch-orthodoxe Kathedrale gestürmt und geschändet, dabei alles auf Video aufgenommen. Das provokante Lied wurde danach dem Video hinzugefügt. Ich finde es geradezu ekelhaft, daß die Mehrheit der Menschen im Westen denkt, es habe sich um einen spontanen Protest verfolgter junger Künstlerinnen gehandelt. Es ist traurig mit anzusehen, wie naiv der Westen doch ist. Ist die Schändung einer Kirche Kunst? Mishenin: Renommierte Kunstwissenschaftler rühmen als Vorbilder für moderne Kunst einen „Künstler“, der in Kirchen alte Ikonen einfach zerhackte. Die „Kunstkritiker“ sahen darin einen „konzeptionellen Akt“. Ich frage Sie nun: Was ist Kunst? Das Zerstören oder das Schaffen von Ikonen? Jedes kleine Kind weiß die Antwort! Herr Mishenin, vielen Dank für das Gespräch.

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