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Waldbaden

Wald-Yoga empfiehlt die Entspannungstherapeutin und vielfache Buchautorin Gabriele Rossbach. Den Wald richtig „atmen“, solle man mehrmals in der Woche. Vitamin wollte von der Pädagogin, Yoga- und Meditationslehrerin mehr wissen über die Kraftquelle Wald.

Warum soll es zum Krafttanken in den Wald gehen? Reicht nicht auch eine Wiese?

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Gabriele Rossbach: Yoga in der Natur ist unglaublich heilsam und harmonisierend. Natürlich kann man dazu auch auf eine Wiese gehen. Doch meiner Erfahrung nach ist das die zweitbeste Lösung. Im Wald, unter den Bäumen, entfaltet sich erst die doppelte Wohltat. gibt es tausend unterschiedliche, vor allem in Nadelwäldern. Die Dosis ist so fein, dass wir sie kaum bewusst wahrnehmen. Doch die Mediziner haben nachgewiesen, dass diese Terpene unser Immunsystem und die Neurotransmitter stimulieren.

Für Skeptiker klingt das so ein bisschen nach Hokuspokus, oder?

Gabriele Rossbach: Nein, das ist wirklich wissenschaftlich erwiesen, die Japaner haben schon seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts umfangreiche Erkenntnisse zum soge

nannten Waldbaden gewonnen. Dessen heilsame Wirkung ist dort inzwischen gründlich erforscht, es gibt sogar seit 2012 ein eigenes Fachgebiet, das nennt sich Waldmedizin.

Was hat man herausgefunden über die gesundheitliche Wirkung des Waldbadens?

Gabriele Rossbach: Eine ganze Menge. So können beispielsweise typische Zivilisationskrankheiten wie hoher Blutdruck, Diabetes, Nervosität oder Schlafstörungen durch ausgiebiges Waldbaden gelindert und sogar geheilt werden. Bei ihren Studien fiel den Forschern auch auf, dass Herzfrequenz und Blutdruckwerte nach kurzer Zeit im Wald deutlich nachweisbar absinken und verstärkt Cholesterin abgebaut wird.

Man kann also besser schlafen, wenn man im Wald gewesen ist?

Gabriele Rossbach: Es ist tatsächlich so. Forscher haben eine Versuchsgruppe in einem Zimmer schlafen lassen, in dem die Atemluft über Nacht mit Terpenen angereichert wurde. Die andere Probandengruppe schlief mit gewöhnlicher Luft. Die Blutabnahme zeigte ein verblüffendes Ergebnis: Bei den Teilnehmern, die nachts Terpene eingeatmet hatten, zeigte sich eine deutliche Steigerung in der Aktivität und Anzahl der natürlichen Killerzellen. Ebenfalls erhöht war der Gehalt bestimmter Proteine, die Killerzellen benötigen, um potenzielle Tumorzellen unschädlich zu machen.

Wie soll man nun richtig im Wald baden?

Gabriele Rossbach: Wichtig ist zunächst einmal das Atmen. Wir atmen alle immer zu flach, tauschen nicht die gesamte Atemluft aus, nur ca. ein Drittel kommt wirklich frisch hinzu. Das Tiefatmen ist daher wichtig, wirklich restlos ausatmen und tief die Waldluft einsaugen. Das zweite ist, sich wirklich auf den Wald, die Bäume, seine Geräusche, die Stärke, die von den Baumstämmen ausgeht, einzulassen.

Also kein Joggen mit Ohrstöpseln und Musik oder Hörbuch?

Gabriele Rossbach: Nein, damit tut man sich keinen Gefallen. Im Wald ankommen, tief durchatmen, die Aufmerksamkeit zu den Bäumen lenken, sie anfassen, sich gegen einen Stamm lehnen. Sie glauben gar nicht, wie unfassbar gut das tut. Ich kann nur davon schwärmen und andere motivieren, es auszuprobieren. Das Walderleben, mit oder ohne Yogaübungen, schenkt Seelengesundheit, stabilisiert die Psyche und sorgt für guten Schlaf. Probieren Sie es einfach aus!

Wer gern mehr wissen möchte zum Thema: Den Wald atmen, Meditative Atem-Methoden und heilsames Wald-Yoga von Gabriele Rossbach, Windpferd-Verlag März 2020, ISBN: 978-3-86410-227-1

Bäume senden Terpene aus, das sind bestimmte Duftstoffe, die wir bewusst kaum wahrnehmen. Sie wirken in vielfältiger Weise heilsam auf Körper und Psyche. In Japan ist die Wirkung des Waldbadens seit Jahrzehnten gründlich erforscht. Es gibt dort sogar seit 2012 ein eigenes Fachgebiet, die Waldmedizin.

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