Zwangsstörung
Was steckt hinter einer OCD?
Bei dieser psychischen Dysbalance sind die Impulse stärker und die Erkrankten haben häufig das Gefühl, diese kontrollieren oder hinterfragen zu müssen. Diskussionen mit dem Zwangsgedanken machen allerdings alles noch schlimmer. Der innerliche Druck vergrößert sich, der Spannungszustand steigt. Im weiteren Verlauf engt die Zwangsstörung den Alltag immer mehr ein und die Bewältigung der Aufgaben im Job wird immer schwieriger. Die Konzentration auf das Wesentliche lässt nach, die innerliche Beschäftigung wird vom Zwang geradezu absorbiert. Menschen, die an dieser Störung leiden, wissen, dass der Gedanke von ihnen selbst kommt. Mit Schizophrenie hat diese Erkrankung nichts gemein. Dennoch fällt das Loslassen unendlich schwer. Eine Zwangsstörung gilt dann als diagnostisch gesichert, wenn der Leidensdruck der Betroffenen so groß ist, dass das soziale Leben, die Lebensfreude und der Berufsalltag deutlich eingeschränkt sind. Wie können Betroffene aus diesem destruktiven Kreislauf aussteigen?
leiden daran, doch die wenigsten bekennen sich dazu. Vielen ist ihre Erkrankung peinlich, da sie vom Verstand her wissen, dass die mit ihren Gedanken verknüpften Vermeidungstaktiken unsinnig sind. OCD macht auch vor einem hohen IQ nicht Halt. Merkzwänge, das ständige Sorgenkarussell, aggressive Gedanken oder solche mit sexuellen Inhalten, ständiges Überprüfen von Herd, Haustür oder zwanghaftes Händewaschen gehören zu den typischen Symptomen einer Zwangserkrankung.
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Ausgabe 11 – Juni 2023
WOHER KOMMT EINE ZWANGSSTÖ -
RUNG UND WER ERKRANKT DARAN?
Eine Zwangsstörung ist oft mit Scham besetzt. Gerade Menschen mit großem Pflichtbewusstsein, Hang zum Perfektionismus und schonungsloser Selbstkritik neigen zu dieser psychischen Erkrankung. Die innere Sicherheit fehlt und wurde in der Kindheit nicht ausreichend vermittelt. Es kann auch eine genetische Disposition für die Zwangsstörung vorliegen. OCD geht oft Hand in Hand mit Angsterkrankungen oder Depressionen. Wer angstauslösende Dinge vermeidet oder sich „Neutralisierungen“ gegen die Panik sucht, scheitert oft an dieser „Haltekrücke“. Viel besser ist es, die Angst auszuhalten oder sich ihr zu stellen. Schließlich entspringen die Dinge dem eigenen Kopfkino und haben nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Sie sind irrational.
HIRNFUNKTIONELLE ANOMALIE
Gibt es einen Trigger im Gehirn? Da es sich um eine neuropsychische Erkrankung handelt, ist diese mittels neuroradiologischer Verfahren nachweisbar. Menschen mit einer Zwangsstörung zeigen eine Überaktivität des Frontalhirns. Diese Region reguliert die Basalganglien, die für die Motorik zuständig sind. Sie empfangen ihre Impulse von der Großhirnrinde und dem peripheren Nervensystem. Der Signalweg zwischen Basalganglien, Frontalhirn und limbischem System (Steuerung der Emotionen) ist bei einer Zwangserkrankung aufgrund der vorliegenden Hyperaktivität in seinen Funktionen beeinträchtigt. Wenn ein molekularer Signal-Transfer in der Gehirnregion Amygdala eine Überreaktion provoziert, kann dies eine Zwangsstörung auslösen. Es liegt eine Diskrepanz zwischen dem direkten und indirekten Schaltkreis vor. Hierauf gründet auch die fehlende Flexibilität,
Verhaltensweisen (kognitiv und motorisch) an geänderte Situationen anzupassen. Darüber hinaus ist der Serotonin-Status weit unterhalb der Norm. Dieser Neurotransmitter ist wichtig für die reibungslose Übertragung und Verarbeitung von Informationen. Fehlt Serotonin, muss der Botenstoff ersetzt werden.
Für die Serotonin-Produktion benötigt der Organismus Tryptophan. Die L-Aminosäure steckt unter anderem in Parmesan, Brie, Cheddar, Edamer, Linsen, Quark, Geflügel, Thunfisch, Nüssen und Eiern. Tryptophan wird zuerst zu 5-Hydroxytryptophan oxidiert. Danach folgt die Umwandlung in Serotonin.
OCD UND MIKRONÄHRSTOFFE
Bei Menschen mit einer OCD ist meist der oxidative Stress sowie der Homocystein-Spiegel erhöht. Die Abwehr freier Radikale funktioniert nicht ausreichend. Die Vitamine B6, B12 sowie Folsäure können dem HomocysteinÜberschuss entgegenwirken. Eine optimale Zufuhr von Mikronährstoffen ist elementar zur Gewährleistung der kognitiven Funktionen und der seelischen Gesundheit. Ein Mangel an Vitalstoffen kann eine OCD begünstigen oder diese verstärken. Daher ist es von großer Wichtigkeit, den Mikronährstoffspiegel auszugleichen.
Das Antioxidans N-Acetyl-Cystein (NAC) spielt eine bedeutende Rolle für die psychische Stabilität und sollte im Bedarfsfall supplementiert werden, da es in Lebensmitteln nicht vorhanden ist. Zusammen mit Vitamin D hat NAC einen positiven Effekt auf Zwangserkrankungen. Vitamin D regt die Glutathion-Produktion im Gehirn an. Die Aminosäure wird im Körper zu Cystein transformiert. Bei Cystein handelt es sich um einen Glutathion-Vorläufer.
NAC hat eine gute Bioverfügbarkeit, mobilisiert den Glutathion-Wert im Gehirn und dämpft Glutamat.
Die Aminosäure Glycin kann bei einer Zwangsstörung zur Linderung der Symptome beitragen. Es mobilisiert den Stoffwechsel. Glycin beruhigt ein hypersensitives Nervensystem. Die Aminosäure wird vom Körper selbst hergestellt, steckt aber auch in Fisch, Seafood, Fleisch, Hülsenfrüchten, Erdnüssen und Walnüssen.
Menschen mit einer Zwangserkrankung zeigen oft neben einem Defizit an Vitamin B12 einen Mangel an Vitamin E, Selen, Zink, Eisen und Magnesium.
MAGNESIUM BEI ZWANGSSTÖRUNG
Auf der körperlichen Ebene wird eine Zwangsstörung als massiver Druck empfunden, der sich auch in einer muskulären Verhärtung zeigt. Das macht sich mit Schmerzen in Nacken und Schultern bemerkbar. Magnesium ist wichtig für die Nerven und die Muskeln. Der Mineralstoff dient als natürliches Entspannungsmittel und reduziert das Stresshormon Cortisol. Außerdem beeinflusst es den Serotonin-Status günstig.
QUELLEN:
Dr. Rath Health Foundation (2017). Klinische Studie zeigt, dass ergänzendes Magnesium eine Alternative zu Antidepressiva sein könnte. Abgerufen 02.05.2023, von www.dr-rath-foundation.org
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https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32215361/
J. Sarris et al. Complementary medicine, selfhelp, and lifestyle interventions for obsessive compulsive disorder (OCD) and the OCD spectrum: a systematic review. J Affect Disord. 2012 May;138(3):213-21.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21620478/
F. di Michele et al. N-Acetyl Cysteine and Vitamin D Supplementation in Treatment Resistant Obsessive-compulsive Disorder Patients: A General Review. Curr Pharm Des. 2018;24(17):1832-1838.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29663874/
Ausgabe 11 – Juni 2023 #1217/01-010623/DE/
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