10. NOVEMBER 2010
EINE AUFKLÄRUNGSKAMPAGNE DES BERUFSVERBANDES DER FACHÄRZTE FÜR ORTHOPÄDIE UND UNFALLCHIRURGIE E.V.
www.aktion-orthofit.de
10 Nov.
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IMPRESSUM Herausgeber BVOU – Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. Kantstraße 13 10623 Berlin Fon 030. 797 444-44 bvou@bvou.net Auflage: 25.000 Exemplare September 2010 Layout & Design Early & Bird Agentur für Kommunikation GmbH, www.earlyandbird.de Illustration Tausendfüßler NICPIC Design, www.nicpic.de Druck Druckerei Hassmüller Graphische Betriebe GmbH & Co. KG Frankfurt am Main www.hassmueller.de Alle Rechte sowie auszugsweiser Nachdruck sind vorbehalten.
Dr. med. Andreas Gassen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Rheumatologie Sportmedizin, Düsseldorf
VORWORT
LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER, Berlin, den 20. September 2010 die Gesundheit unserer Kinder ist eine der größten aktuellen Herausforderungen. Immer mehr junge Menschen leiden unter Haltungsfehlern, häufig bedingt durch Bewegungsmangel und fehlende frühzeitige Vorsorgeuntersuchungen. Dies kann zu Haltungsschäden und langfristig zu Verschleißerkrankungen führen. Das muss nicht sein: Gerade im jungen Kindesalter stehen die Chancen sehr gut, durch Aufklärung und rechtzeitige Erkennung Fehlentwicklungen entgegenwirken zu können. Mit der Aktion Orthofit stellt der Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen e.V. (BVOU) Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt. Wir möchten damit aufzeigen, wie wichtig kontinuierliche Bewegung und Vorsorge ist, um bleibende Schäden und drohende Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zu vermeiden. Im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages in diesem Jahr in den ersten Klassen der Grundschulen (Motto: „Zeigt her eure Füße“) erfahren die Kinder dabei auf spielerische Art, wie wichtig Füße für ihren Körper sind. Diese Broschüre soll insbesondere Eltern konkrete Informationen zur orthopädi-
schen Untersuchung ihrer Kinder liefern. Dafür haben wir einen medizinischen Vorsorgekalender entwickelt, den Sie in der Heftmitte finden und heraustrennen können. Betrachten Sie diesen als „Fahrplan“ für die rechtzeitige Begleitung Ihres Kindes durch einen fachkundigen Orthopäden. Außerdem erfahren Sie an anderer Stelle in einem Fachartikel, dass Füße mehr sind als nur „Fortbewegungsmittel“ und daher besondere Aufmerksamkeit brauchen. Neben dieser Fachinformationen finden Sie auch ein Malbild sowie eine Kurzgeschichte für Kinder, die von unserem Aktions-Maskottchen, dem Tausendfüßler „Tippi“ handelt. Sollten Sie Fragen oder Anregungen haben, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme. Eine Liste der an der „Aktion Orthofit“ beteiligten Orthopäden sowie weitere Informationen zur Aktion finden Sie auf der Webseite: www.aktion-orthofit.de Vielen Dank für Ihr Interesse und gute Unterhaltung beim Lesen wünscht Dr. med. Andreas Gassen Vizepräsident BVOU e.V.
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GESUNDHEIT
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GESUNDE FÜßE = GESUNDE KINDER
Dr. med. Hartmut Gaulrapp Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Kinderorthopädie, München
ERST KRABBELN, DANN TAPSEN, DANACH LAUFEN, GEHEN, STEHEN, RENNEN, HÜPFEN UND KLETTERN. FÜSSE TRAGEN UNS IM LAUFE UNSERES LEBENS CA. 282 743 KILOMETER, ETWA VIER MAL UM DIE ERDE – SCHRITT FÜR SCHRITT.
Deshalb ist es wichtig, dass Füße von Geburt an gesund wachsen. Um dies zu gewährleisten ist rechtzeitige Prävention besonders wichtig: Gerade im jungen Kindesalter ist die Entwicklung der Füße bestmöglich beeinflussbar. Ein frühzeitiger Besuch beim Orthopäden kann daher angeborene Fehler erkennen helfen und Schäden und Erkrankungen vorbeugen.
DER KINDERFUß – EIN FILIGRANES BAUWERK Unsere Füße bestehen aus 28 Knochen, vielen Bändern und Sehnen. Muskulatur und Koordination des Gangbilds sind im Kindesalter noch nicht vollständig entwickelt und müssen regelmäßig trainiert werden, denn bei jedem Schritt muss der Fuß ein Mehrfaches des Körpergewichts abfedern, um Wirbelsäule und Gelenke zu entlasten. Verschiedenste Übungen helfen bei der
gesunden Entwicklung eines Kinderfußes: Barfußlaufen, Klettern, sportliche Aktivitäten, Gleichgewichtsübungen, Trampolinspringen, Fußgymnastik usw. Mit Freude und Vergnügen kann das Zusammenspiel der einzelnen Elemente trainiert werden und so eine gesunde Entwicklung gefördert werden. Die positive Folge ist eine aktive und schmerzfreie Fortbewegung. Warum das so wichtig ist? Wenn etwas mit den Füßen „nicht stimmt“, wirkt sich das auf den ganzen Körper des Kindes aus. Gleichgewicht, Fortbewegung und Konzentration können so beeinträchtigt werden. Deshalb ist es unerlässlich, dass Kinderfüße gesund wachsen, schließlich bilden sie das Fundament für jegliche Bewegungsformen – ob Fußballspielen, Toben oder Fahrradfahren mit der Familie. Ob die Kinderfüße Stehen und Gehen gut gewachsen sind, kann der Orthopäde als Experte für die Bewegungsorgane sagen.
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Füße sind eng mit dem Gehirn verbunden. Tausende Nerven enden im Fuß und versorgen das Gehirn eines Kindes ständig mit Impulsen, damit es sich auf die gewünschte Weise fortbewegen kann. Ohne gesunde Füße ist dies kaum oder gar nicht möglich! Sie sorgen für Gleichgewicht und geben Standfestigkeit. Zudem fördern Bewegung und die Aktivierung der Nerven in den Füßen Konzentration, Kreativität und Aufnahmefähigkeit der Kinder.
AUCH AUF DIE RICHTIGEN SCHUHE KOMMT ES AN Auch das richtige Schuhwerk spielt eine Rolle für eine gesunde Fußentwicklung: Kinderfüße wachsen ab dem sechsten Lebensjahr im Schnitt zwei bis drei Zentimeter pro Jahr, manchmal aber auch viel schneller – erst mit dem 16. Lebensjahr hat ein Fuß seine volle Größe erreicht. Gestaltwandel und akzeleriertes Längenwachstum können dazu führen, dass Funktion und Form der Füße auffällig werden. Das Nervensystem und somit das Empfinden ist bei Kindern noch nicht so weit entwickelt wie bei Erwachsenen, daher merken sie oft nicht, wenn der Schuh drückt. Die Folge: Die Füße passen sich auch an zu kleine und drückende Schuhe an, da sie noch verhältnismäßig weich und formbar sind. Regelmäßige Fußmessungen vor Schuhkäufen sind daher ein Muss. Die Fersenkappe soll ein Abknicken der Ferse nach innen verhindern. Die Sohle soll das natürliche Abrollen unterstützen, aber nicht stören.
GESUNDE FÜßE FÜR EIN GESUNDES LEBEN Zwar kommen 99 Prozent aller Kinder mit gesunden Füßen zur Welt, aber nur ein Drittel wird auch mit gesunden Füßen erwachsen. Die Aktion Orthofit unter dem Motto „Zeigt her eure Füße“ möchte hier für Aufklärung sorgen und zeigen, wie wichtig eine rechtzeitige Untersuchung durch einen Orthopäden ist. Die Orthopäden des BVOU sehen sich als Begleiter des Wachstums Ihres Kindes – damit es erst krabbeln, dann tapsen, danach laufen, gehen, stehen, rennen, hüpfen und klettern kann – im ganzen Leben etwa vier Mal um die Erde!
VORSORGE
ORTHOPÄDISCHE BETREUUNG FÜR EIN GANZES LEBEN
DER PROZENTUALE ANTEIL VON HALTUNGSSCHÄDEN BEI KINDERN HAT IN DEN LETZTEN 50 JAHREN ERHEBLICH ZUGENOMMEN, ERKLÄRT HELMUT MÄLZER, PRÄSIDENT DES BERUFSVERBANDES DER FACHÄRZTE FÜR ORTHOPÄDIE UND UNFALLCHIRURGIE. UM HALTUNGSSCHÄDEN FRÜHZEITIG ZU ERKENNEN UND ZU BEHANDELN, WURDE EIN SPEZIELLER ORTHOPÄDISCHER VORSORGEKALENDER ENTWICKELT. Ob morgens in der Schule, mittags beim Essen oder nachmittags bei den Hausaufgaben: Rund 8,5 Stunden sitzen unsere Kinder jeden Tag. Helmut Mälzer, Präsident des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie (kurz: BVOU) und niedergelassener Facharzt in Berlin, rät daher gerade dem Nachwuchs, sich ausreichend zu bewegen. „Bereits im Kindergartenalter sollte für viel Bewegung und eine gute aufrechte Haltung gesorgt werden. Kinder wachsen mit großen Schritten heran, gerade für sie ist eine aktive Lebensweise wichtig.“ Sorge bereitet dem Orthopäden die Tatsache, dass sich immer weniger Kinder für aktiven Sport begeistern. Die Folgen des zunehmenden Bewegungsmangels sind verheerend: Jeder Zweite über 30 leidet an Rückenproblemen, jeder Dritte über 40 an Arthrose.
CHER S I D Ä P O ORTH GER O S R O V ER KALEND
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WAS?
WARUM?
ZWISCHEN 4. UND 6. WOCHE
Orthopädische Säuglingsuntersuchung: Bewegungsorgane inkl. Hüftsonographie (Ultraschalluntersuchung) erkennt Hüftgelenksfehlanlagen
Erkennung von Fehlentwicklungen (Hüftdysplasie oder sogar Hüftgelenksverrenkung – kann später Hüftgelenkverschleiß verursachen)
1. JAHR
Schräglage („schiefer Säugling“)
Entwicklungsverzögerungen Säuglinge sollten sich frei entfalten können, z.B. nicht nur auf einer Seite liegen. Sie wachsen sonst so schief, wie sie liegen
6–7 JAHRE
Orthopädische Schuleintrittsuntersuchung / Eingangsuntersuchung auf Besonderheiten mit orthopädischem Sachverstand
Die individuellen Voraussetzungen für den Schulbesuch müssen beachtet werden, manche Kinder können schon 5 Stunden sitzen, andere nur 2 Stunden
11 – 13 JAHRE
Orthopädische Untersuchung bei Einsetzen der Pubertät
Körperliche Veränderung durch Pubertät frühzeitig erkennen
14 – 16 JAHRE
Orthopädische Berufseignungsuntersuchung
Zum Ende der Wachstumsphase Gesundheit und richtige Haltung überprüfen
Zum Heraustrennen
EINE EMPFEHLUNG DES BERUFSVERBANDES DER FACHÄRZTE FÜR ORTHOPÄDIE UND UNFALLCHIRURGIE E.V.
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WELCHE ERKRANKUNGEN DROHEN?
WAS KANN MAN TUN?
Hüftdysplasie, Hüftgelenksverrenkung
In Abhängigkeit vom Grad der Dysplasie: Behandlung vom breiten Wickeln bis zu Schienen, Bandagen, in Ausnahmefällen Operation
Schädelasymmetrie, Schiefhals, Brustverformung, Beckenschräge, Hüftdysplasie, Fußverformung
Motorische Förderung kann Fehler korrigieren
Haltungsfehler, wenn die Schultasche falsch getragen wird (einseitige Belastung) etc.
Kinder sollten sich täglich so viel wie möglich bewegen
Skoliose (Fehlstellung der Wirbelsäule, vor allem im Kindes- und Jugendalter) wird oft zu spät entdeckt, da im Frühstadium keine Beschwerden
Epiphysenlösung (Verrutschen oder Lösen der Wachstumsbereiche eines Knochens), tritt vor allem in der Wachstumsphase zwischen 9. und 15. Lebensjahr auf.
Spezielle Krankengymnastik am besten im 1. Lebensjahr, denn ab dem 2. Lebensjahr wächst das Kind langsamer
Von Anfang an auf richtige Schulmöbel achten Behandlung mit Krankengymnastik, Korsett oder operativ
Fixation der Epiphyse oder Umstellungsoperation Skoliose: Krankengymnastik, Korsett oder operativ
Skoliose
Bei bisher unerkanntem Fehlwachstum der Gelenke droht vorzeitiger Gelenkverschleiß
Beratung Krankengymnastik, etc.
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AUSREICHENDE BEWEGUNG UND RECHTZEITIGE VORSORGE SCHÜTZEN VOR BLEIBENDEN SCHÄDEN
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Doch ausreichende Bewegung alleine genügt nicht. Um Haltungsschäden frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, ist eine rechtzeitige Vorsorgeuntersuchung bei einem Orthopäden zu empfehlen. Als Hilfestellung für Eltern und Kinder hat der BVOU dafür einen speziellen orthopädischen Vorsorgekalender entwickelt. „Für die vierte bis sechste Lebenswoche empfehle ich generell eine orthopädische Säuglingsuntersuchung“, rät Prof. Dr. Fritz-Uwe Niethard von der Aachener Universitätsklinik. „Besonders wichtig ist diese umfangreiche Untersuchung der Bewegungsorgane, um eine mögliche Fehlstellung des Hüftgelenks oder Fehlentwicklungen der übrigen Bewegungsorgane frühzeitig zu erkennen und entsprechend therapieren zu können.“ Die Experten sind sich einig, dass gerade im jungen Kindesalter Schäden noch mit einfachen Maßnahmen erfolgreich erkannt und behandelt werden können. Auffällig ist, dass bei Schulkindern häufig die Wirbelsäule nicht richtig belastet wird. Geschieht dies über einen längeren Zeitraum, steigt das Risiko von Folgeerkrankungen. Ein Orthopäde gibt hier hilfreiche Tipps, etwa zum richtigen Gewicht des Schulranzen. Doch auch Achsfehlstellungen der Beine (O- und X-Bein-Entwicklung) oder Fußdeformitäten bedürfen einer besonderen Beurteilung. „Während der Schulzeit sollten Eltern immer darauf achten, dass ihre Kinder rückenfreundliche Arbeitsmöbel haben“, erklärt Prof. Niethard.
Vorsorge und Bewegung sind jedoch nicht nur für Sprösslinge im Grundschulund Kindergartenalter wichtig: Auch zum Ende der Wachstumsphase (in der Regel mit 14 bis 16 Jahren) raten Orthopäden zu einem erneuten Besuch. Sollten bis dahin ein unerkanntes Fehlwachstum oder eine unzureichende Knochenentwicklung aufgetreten sein, können diese dann von Fachleuten für Haltungs- und Bewegungsorgane rechtzeitig behandelt werden. Der Vorsorgekalender liefert detaillierte Hinweise auf mögliche alterstypische Risiken und zeigt auf, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Der Kalender gibt damit sinnvolle Empfehlungen von Orthopäden für Eltern und Kinder, verbindlich ist er jedoch nicht. Eine genaue, individuelle Einschätzung kann nur durch den Besuch eines fachkundigen Experten vorgenommen werden.
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TIPPI UND TOM – TAUSEND UND ZWEI FÜßE 12
TOM WOHNT AM WALD, SEIN FREUND IST TIPPI, EIN TAUSENDFÜSSLER. SIE BESUCHEN SICH GEGENSEITIG, HABEN VIEL SPASS MITEINANDER UND MANCHMAL ERLEBEN SIE AUCH (KLEINE) SPANNENDE ABENTEUER. HIER LEST IHR EIN NEUES ABENTEUER MIT TOM UND TIPPI. „Tippi! Tippi!“ Keine Antwort. „Tiiiiippiiii, wo steckst du?“ „Such mich doch, Tom!“ „Ach komm, ich weiß doch, wie gut du dich verstecken kannst. Ich find‘ dich doch nie!“ „Ja, ja, ich weiß. Ihr Menschen findet euch im Wald nicht so gut zurecht wie wir Tiere. Ich gebe dir einen Tipp. Geh bis zur dicken Eiche. Da sitze ich auf Ast drei rechts, Zweig sieben.“ „Ja, jetzt sehe ich dich. Gut getarnt, Tippi. Komm doch runter! Wir können am Bach entlang bis zu unserer Baumbude gehen und nachsehen, ob sie noch steht.“ „Gute Idee, Tom. Warte, ich kletter runter!“ Vorsichtig, aber ziemlich flink krabbelt Tausendfüßler Tippi am Baumstamm entlang nach unten. Als er gerade am untersten Ast angelangt ist, rutscht er aus und fällt mit einem lauten Schrei auf den Boden, Gott sei Dank ins weiche Moos. Weil Tippis Luftsalto so lustig aussah, muss Tom lachen.
„Das ist mir ja noch nie passiert. Musst gar nicht so blöd lachen.“ „Entschuldige, Tippi, aber es sah so lustig aus“, sagt Tom und hilft Tippi wieder auf die Füße. Sie gehen am Bach entlang Richtung Baumbude. Kurz vor ihrem Ziel müssen sie den Bach überqueren. Der Förster hat dort einen Baumstamm als Steg über den Bach gelegt. „Geh du vor, Tom!“, sagt Tippi. Tom geht los, setzt vorsichtig einen Fuß vor den anderen und ist schon fast am anderen Ufer – da hört er plötzlich wieder Tippis Schrei und dann ein lautes Platschen. Tom dreht sich erschrocken um und sieht Tippi wild im Wasser herum strampeln. Tom weiß, dass Tippi super schwimmen kann, viel besser als er. Tippi ist sogar noch eher am anderen Ufer, natürlich klatschnass und richtig sauer. „Ich bin noch nie abgerutscht. Und jetzt schon das zweite Mal an einem Tag. Ich verstehe das nicht. Dabei habe ich gestern noch tausend neue Schuhe vom Waldschuster Balduin bekommen - mit super rutschfesten Sohlen.“ „Lass mal sehen“, sagt Tom. Tom und Tippi sehen sich die Schuhe genau an.
„Mensch, Tippi“, ruft Tom, „alle Schuhe sind Größe 5, nur einer nicht, der hat Größe 4.“ „Richtig!“, sagt Tippi, „Nummer 99 passt nicht! Der ist zu klein. Der Fuß tut mir den ganzen Tag schon weh. Und die Zehen sind ganz rot und geschwollen. Jetzt wird mir klar, warum ich zwei Mal abgerutscht bin. Da hat Schuster Balduin sich vertan und nicht aufgepasst.“ „Oder du“, sagt Tom und gibt Tippi einen leichten Klaps auf die Schulter. „Weißt du was, wir gehen am besten zu Balduin und zeigen ihm das.“ Bald sind sie an Balduins Werkstatt angekommen. „Wie konnte mir das nur passieren?“, sagt Balduin. „Zu kleine und zu enge Schuhe machen die Füße krank, sodass sie dir beim Laufen nicht mehr genug Halt geben. Und wenn man es zu spät merkt, kann der Fußarzt die Füße nicht mehr wieder gesund machen.“ Balduin schämt sich ein bisschen, dass er Tippi für Fuß 99 einen zu kleinen Schuh gegeben hat. Er ist froh, dass Tippi und Tom es noch rechtzeitig bemerkt haben. Erleichtert gibt er Tippi den passenden Schuh. Voller Freude läuft Tippi sofort auf den nächsten Baum zu, klettert hoch und läuft wieder herunter. „Abrutschen war einmal!“, ruft er. „Komm, Tom, wir wollten doch zu unserer Baumbude.“
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