EB Kurs - Magazin der EB Zürich Frühling 2010

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Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 25 – Frühling 2010

Fruchtbares Netzwerken: Das Web 2.0 unter der Lupe. Brida von Castelberg: Chef-Medizinfrau im Jobsharing.


EDITORIAL

VON NEUEN WÖRTERN UND NEUEN EXISTENZEN Gestern hatte ich noch 18. Aber es werden täglich mehr. Nein, es geht nicht ums Übergewicht, auch nicht um die Anzahl guter Weinflaschen in meinem Keller. Manche haben 700, andere weit über 1500 – Freunde auf Facebook. Sie heissen wie im normalen Leben, oder aber Barbie Gulasch oder Yuyu, und dann tummeln sich da auch noch Firmen oder Figuren (TV-Held Dr. House hat 4 738 000 Freunde!).

EB KURS Nr. 25 – Frühling 2010 Magazin der EB Zürich, Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Zürich, Riesbachstrasse 11, 8090 Zürich TELEFON 0842 843 844 FAX 044 385 83 29 INTERNET www.eb-zuerich.ch E-MAIL marketing@eb-zuerich.ch HERAUSGEBER Serge Schwarzenbach (für die Geschäftsleitung) REDAKTION Christian Kaiser, Fritz Keller (silbensilber, Zürich) GESTALTUNG Giorgio Chiappa TEXTE Janis Berneker, Lea Gottheil, Anouk Holthuizen, Christian Kaiser, Fritz Keller, Guido Stalder, Fritz Franz Vogel, René Worni FOTOS Philipp Baer, Luc-François Georgi, Eva Koenig, Reto Schlatter, Awa Rebstein ILLUSTRATIONEN Andy Fischli, Eva Kläui DRUCK Ringier Adligenswil AG TITELBILD Eva Koenig

Sich austoben und Freunde sammeln, Aktivitäten von Freunden beobachten, über sich informieren, kommunizieren. Nicht ganz ohne Risiko: «Worte sind wie Pfeile: Einmal abgeschossen, kann man sie nicht mehr zurück­ holen» (anonym). Und im Web bleiben sie für sehr lange Zeit sichtbar. Ähnliches gilt auch für die beruflichen Funktionen der sozialen Netzwerke; Geschäftskontakte pflegen, die eigene Reputation aufbauen und pflegen. «Wer etwas ins Facebook reinschreit, muss sich nicht wundern, wenn einer zurückschreit», mahnt Regula Fecker, Werberin des Jahres. Im Artikel ab Seite 8 geht es um die aktive Teilhabe im Internet, um die Chancen des Web 2.0, um die sich auflösende Rollenverteilung von Anbietern und Konsumenten von Information, aber auch um die Frage, was aus der Fülle des Web 2.0 zum Arbeits- und Lernwerkzeug taugt. Immerhin hat «Web 2.0» am 10. Juni 2009 schon mal eine wichtige Hürde geschafft: Der Global Language Monitor (GLM) hat den Begriff zum millionsten englischen Wort erklärt. Laut den Sprachanalysten von GLM wird alle 98 Minuten eine neue Wortschöpfung geboren. Da geht die Geburt einer neuen (virtuellen) Existenz auf Facebook doch deutlich schneller. Serge Schwarzenbach Herausgeber


inhalt

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Porträt

Events

«Schenja» Sobernheim will Tolstoi im russischen Original lesen können.

Silvano Beltrametti berichtet, wie er auf die Erfolgs­ strasse zurückkehrte.

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Hineingezoomt ins Web 2.0

Persönlich

Von Chats über Wikis bis Google Wave – wie die neuen interaktiven Tools uns das Lernen und Arbeiten erleichtern.

Gitta Gsell hat an den Solothurner Filmtagen mit ihrem Dokumentarfilm «Bödälä» den Publikumspreis abgeräumt.

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Kursfenster

Im Gespräch

Viel mehr als nur ein Spielzeug: Wie man das iPhone für professionelle Zwecke nutzt.

«Man kann nicht alles können», sagt Brida von Castelberg, Klinik-Chefin im Triemli-Spital.

Kurzstoffe 4 15 16 17 21

Gesehen, gehört WeiterBildung Rätsel «Wortquadrat» Kolumne Lernen konkret

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Vogelschau Kultur Tipps und Tricks Agenda So finden Sie uns EB Kurs Nr. 25 – Frühling 2010  3


GESEHEN, GEHÖRT

Kaffeegeruch Lernen über die Nase. Sprachencafé, Bistrot des Langues, Tea Time Talk, Tertulia con Café: In ungezwungenem Rahmen seine Fremdsprachenkenntnisse praktizieren. Seit einem Jahr bietet die EB Zürich diese Lernform an und freut sich über das positive Echo der Teilnehmenden. Karenina Baumgartner braucht ihr Französisch in einem Entwicklungsprojekt und nimmt deshalb am Bistrot des Langues teil: «Mir geht es ums Reden, und das ist hier sehr unkompliziert.» Ähnliches sagt Fredy Schönenberger, der regelmässig bei der Tertulia con café mit dabei ist: «Die spanische Grammatik habe ich schon bearbeitet. Hier riechts nach Kaffee und nicht nach Schule, das gefällt mir.» (www.eb-zuerich.ch/lernfoyer/sprachencafe)

Fingerzeig Wenig Geld für Frauen. Vor kurzem hat die Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung den «Bildungsbericht Schweiz 2010» herausgegeben. Darin gibt sie einen Überblick über die Leistungen aller Bildungsstufen in unserem Land. Im Kapitel über Weiterbildung wird festgehalten, dass sich die Schweizer Bevölkerung bezüglich Weiterbildungsbeteiligung im internationalen Vergleich nicht zu verstecken braucht. Frauen sind dabei allerdings aktiver als Männer: «Erwerbstätige Frauen finanzieren ihre Weiterbildung zu 60 Prozent selbst, während die Männer nur für ein Drittel selbst aufkommen müssen.» Da besteht also Handlungsbedarf. (www.skbf-csre.ch)

Fischvogel Neuer Stoff für Leseratten. Ihr Erstling «Caspar» ist mehrfach preis­ gekrönt worden, darum darf man sich auf den zweiten Roman von Beate Rothmaier freuen, der soeben erschienen ist. Fischvogel erzählt die Geschichte der 14-jährigen Mika, die im Sommer 1974 von zu Hause abhaut. Ihre Mutter kümmert sich nur um den schwerkranken kleinen Bruder, und der Vater ertränkt seine Angst über dessen bevorstehenden Tod in Arbeit und Alkohol. Am Ende dieses Sommers ist nichts, wie es war. Wie man längere Erzähltexte schreibt oder an Sprache und Stil arbeitet, das kann man an der EB Zürich lernen – bei Beate Rothmaier höchstpersönlich. (Fischvogel, DVA Belletristik, 2009, 224 Seiten, ca. 32 Franken)

Augenweide Leidenschaft geht übers Bild. Seit vielen Nummern ist der Grafiker Giorgio Chiappa für das klare Layout von EB Kurs verantwortlich. Als selbständiger Gestalter war Chiappa in den letzten Jahren an einem Projekt beteiligt, bei dem seine präzise Arbeitsweise ebenfalls gefragt war: «Passion Bild» ist ein Buch, das die Sammlung russischer Gegenwartskunst seit 1970 von Arina Kowner dokumentiert. Vertreten sind vor allem die sogenannten Nonkonformisten. Chiappa war für das Gestaltungskonzept des Buches zuständig. Wenn die NZZ von einem «exquisiten Band» spricht, so würdigt sie wohl nicht zuletzt auch Chiappas Arbeit. (Passion Bild, Scheidegger & Spiess, Zürich 2009, 344 Seiten, 99 Franken)

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PORTRÄT

Russisch? Oh Gott, ihr Armen Tolstoi auf Russisch. Janine Sobernheim, 27, will in fünf Jahren ein russisches Buch in der Originalsprache lesen können. Dazu kämpft sie sich am Abendkurs lustvoll durch die schwierige Sprache. In einem Kurs, bei dem einiges speziell ist. Aufgezeichnet Guido Stalder  Bild Philipp Baer

«Ich lerne seit letztem August an der EB Zürich Russisch, weil ich ein wenig in Osteuropa verliebt bin; ich habe zwei Austausch-Semester in Litauen studiert. Später bin ich durch Polen und die Ukraine gereist. Sicher werde ich einmal die klassische Strecke mit der Transsibirischen Eisenbahn fahren und dann einige Zeit in einer russischen Stadt leben. Russisch lernen ist wirklich schwierig. Ich bin ja Oberstufen-Lehrerin mit Französisch und Englisch, und jetzt muss ich wie eine Erstklässlerin einzelne Wörter langsam entziffern – Buchstaben für Buchstaben, weil die Schrift ganz anders ist. Und von der Aussprache hat man natürlich am Anfang keine Ahnung. Da müssen wir die Wörter manchmal zehnmal wiederholen, bis es richtig klingt. Wir sind eine witzige Truppe, bunt gemischt. Alle lernen Russisch aus privatem Interesse, zum Teil, weil

sie mit einer Russin zusammen sind. Unsere Kursleiterin Nadja Huonker, eine Kirgisin mit offizieller Russischlehrerin-Ausbildung in Moskau, hat uns zu Beginn angeschaut und uns dann russische Namen gegeben. Darum heissen wir jetzt eben Sascha, Grischa oder Andrej. Ich selber bin die Женя, das spricht sich «Schenja» aus. Nadja Huonker bringt uns Russland auch kulturell näher und erzählt uns viele Alltagsgeschichten. An einem Kursabend im November feierten wir eine russische Teezeremonie. Im neuen Jahr, an einem Sonntag ausserhalb des Kurses, hat sie einmal mit uns zusammen russisch gekocht, mit den typischen Teigtäschchen. Wir haben immer wieder mit unseren kleinen Wodka-Gläschen angestossen, uns alles Mögliche gewünscht und zu zehnt eine kleine Flasche geleert. Einmal war im Schulhaus auch eine Fortgeschrittenen-Klasse. Da haben einige Leute in der Pause ein wenig mit unserer Lehrerin auf Russisch Smalltalk gemacht und zu uns gesagt: ‹Ihr habt erst gerade begonnen? Oh Gott, ihr Armen!› Davon lasse ich mich aber nicht abschrecken: In fünf Jahren will ich ‹Anna Karenina› von Tolstoi auf Russisch lesen, und vielleicht drei oder vier Jahre später wirklich fliessend russisch reden können. Vor kurzem habe ich einige Worte verstanden, die meine russisch sprechende Kosmetikerin am Telefon gesagt hat. Das ist doch schon was.» EB Kurs Nr. 25 – Frühling 2010  5


events

«Ich bin jetzt einfach rollend unterwegs» Von der Olympiahoffnung zum Querschnittgelähmten. Und mit kleinen Siegen zurück ins Leben. Silvano Beltramettis Welt geriet durch seinen Unfall in Val-d’-Isère 2001 jäh aus den Fugen. Am 2. Schweizerischen Forum für Erwachsenenbildung im BiZE sprach Beltrametti darüber, wie man auch nach schweren Schicksalsschlägen wieder Glück und Zufriedenheit finden kann. TEXT Christian Kaiser  BILDER zVg

«Im Sport habe ich gelernt, klare Ziele zu setzen, Niederlagen einzustecken und Lehren daraus zu ziehen. Als 14-, 15-Jähriger wollte ich Olympiasieger oder Weltmeister werden. Ich hatte eine Vision. Die war zwar noch weit weg, aber im Herzen war sie da. In der Nachwuchsförderung habe ich gelernt, auf solche Visionen hinzuarbeiten, sie hinunterzubrechen auf Jahres-, Monats-, Wochen- und Tagesziele. Mit 19 fuhr ich meine erste Saison im Weltcup. Hier habe ich zum ersten Mal gespürt, dass die Vision des 15-jährigen langsam in greifbare Nähe rückt. Ich wusste: 2002 wird Olympia in Salt Lake City eine ganz grosse Rolle für mich spielen. Darauf habe ich hingearbeitet. Aber es kam anders: Am 8. Dezember 2001 bei der Abfahrt in Val-d’-Isère fand die grosse Veränderung statt. Und zwar mit einem Fahrfehler an einer einfachen Stelle, der mir bei tausendmal hinunterfahren vielleicht einmal passiert. Ich habe frontal das Sicherheitsnetz zerschnitten, bin ohne Bremswirkung durch das Sicherheitsnetz hindurchgeschleudert worden, mein Kopf schlug gegen einen Eisenpfeiler, und ich flog mit dem Rücken auf einen Stein. Das brach mir den Rücken. 6  EB Kurs Nr. 25 – Frühling 2010

Ein brutaler Moment, brutale Stunden. Visionen, Ziele, private Inhalte. In diesem Moment kann man keine positiven Energien mehr abrufen, man steckt zuunterst im Loch. In einer ersten Phase musste ich in die Vergangenheit zurückschauen und mich damit auseinandersetzen, was nicht mehr möglich ist: Ich wusste, dass ich nicht mehr werde Ski fahren können, dass ich im Privaten nie mehr würde eine Treppe hinaufgehen können. Man muss wie in einer Trauerzeit dem, was man verloren hat, nach-

trauern. Aber es ist auch wichtig, dass man sich vom Alten lösen kann. Was war, ist Geschichte, man muss anfangen, sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen, obwohl die Zukunft noch ein Rätsel ist. Die entscheidende Frage lautete: Was ist jetzt noch möglich nach dieser Veränderung? Neue Visionen, neue Ziele. Für die Veränderung braucht es diesen Blick nach vorne. Es braucht aber auch positive Energie, damit der Schritt gelingt. Die bekam ich auf der Intensivstation in Nottwil; ich

Silvano Beltrametti ein Jahr nach dem Unfall an der Unfallstelle.


events

hatte bei mir im Zimmer ein 14-jähriges Mädchen, das ab dem vierten Halswirbel komplett gelähmt war. Sie wird nie mehr allein essen oder alleine auf die Toilette gehen können. Glauben Sie mir: Wenn man so etwas sieht, hadert man nicht mehr mit seinem eigenen Schicksal.

hart gewesen. Doch, du kannst wieder Ski fahren, sagte ich mir. Ich musste wieder lernen, lernen. Am Anfang bin ich mit dem Monoskibob an einem Babylift zwei Meter gefahren und umgekippt. Heute fahre ich mit dem Monoskibob mit meinen Freunden wieder schwarze Pisten hinunter.

Als ich in der Reha von der Intensivstation auf die Bettenstation verlegt wurde, hatte ich einen neuen Traum: Wieder glücklich, zufrieden und selbständig leben zu können. Natürlich war dieser Traum noch sehr weit weg. Aber in dieser Situation war ich ja schon als 15-Jähriger. Diese Erfahrung half: Jahresziele, Monatsziele, Tagesziele! So bestand auch meine Reha in kleinen Zielsetzungen: Zum Beispiel ein T-Shirt anziehen können.

Neue Aufgaben. Zu Hause wusste ich rasch: Ich brauche wieder Aufgaben, die mich auch beruflich fordern. Ich habe im Juni 2002 mit meiner Umschulung angefangen. Ich war gelernter Zimmermann und Spitzensportler. Beides Berufe, die ich nicht mehr ausüben konnte. Ich beschloss: Ich drücke wieder die Schulbank. Handelsdiplom, kaufmännischer Führungslehrgang, technischer Kaufmann – nach drei Jahren konnte ich mit dem eidgenössischen Fachausweis abschliessen.

Neue kleine Siege. Es gab aber auch Momente, wo es sehr wichtig war, ein gutes Umfeld zu haben. Ängste besprechen zu können, Unterstützung zu haben, zu spüren, dass man nicht allein ist. Nach viereinhalb Monaten, als ich wieder nach Hause konnte, war ich wieder selbständig, stand aber noch nicht glücklich und zufrieden im Leben. Davon war ich noch weit entfernt. Dazu brauchte es noch viele weitere kleine Puzzlesteine.

Gleichzeitig bot sich mir die Möglichkeit, ins Sportmarketing einzusteigen. Der Beruf war für mich

ein wichtiger Bestandteil der Veränderung. Heute kann ich wieder Herausforderungen annehmen, wo ich zum Teil auch Rückschläge und Niederlagen erleide. Aber vor allem: Ich kann auch wieder Erfolge feiern. Alles Komponenten, durch die ich heute, acht Jahre nach dem Unfall, sagen kann: Ich bin glücklich, zufrieden und selbständig zurück im Leben. Ich habe gelernt, dass jede Veränderung – auch wenn sie noch so hart ist – sehr viel Positives bringt. Ich gehe heute ganz anders mit Problemen um. Ich bin mir bewusst, dass nichts selbstverständlich ist, nicht einmal ein Händedruck. Und ich bin viel reifer an Erfahrung. Das sind alles Teile von mir, die ich ohne den Unfall nicht bekommen hätte.» Alle Referate des 2. Schweizerischen Forums für Erwachsenenbildung finden sich zusammengefasst in einer spannenden Broschüre. Bezug: www.swissadultlearning.ch

Es ging darum, mit kleinen Siegen zurück ins Leben zu kommen, indem ich mir gewisse Bausteine wieder neu setzte. Ich wusste: Ich brauche Sport als Ausgleich. Ich bin aufgewachsen in einer Ski­ region. An schönen Wochenenden im Winter daheim zu sitzen und Däumchen zu drehen, das wär EB Kurs Nr. 25 – Frühling 2010  7


WEB 2.0

Lernen und arbeiten im weltweiten Netz Interaktives Internet. Im letzten Jahrzehnt hat die Bedeutung des Netzes stetig zugenommen. Und es hat sich auch formal geändert. Es wurde zu einer Plattform, die das aktive Partizipieren fördert. Dies bringt auch neue Möglichkeiten fürs Lernen und Arbeiten. Ein Überblick. TEXT Janis Berneker  BILDER Eva Koenig

In den ersten Jahren seines Bestehens war das Internet eine einseitige Angelegenheit: Nutzerinnen und Nutzer hatten Zugriff auf jene Informationen, die ihnen von bestimmten Anbietern zur Verfügung gestellt wurden. Es blieb also beim Konsumieren. Das änderte sich deutlich mit dem Aufkommen von Web 2.0. Mit Web 2.0 ist eine stärkere Vernetzung im Netz gemeint. Damit einher geht eine veränderte Rolle der Nutzerinnen und Nutzer: Sie wollen nicht mehr nur lesen, sondern auch selbst ihren Teil zum Ganzen beitragen. Möglich gemacht haben dies neue Technologien und Software, die nach und nach entwickelt wurden. Phänomen: Chats. Bereits Mitte der 90er-Jahre wurde das neue Internetzeitalter eingeläutet. Vorreiter des Web 2.0 sind Internetforen und Chats, die jedoch verschiedener nicht sein könnten. Diskussionen in Chats sind schnell, kurzlebig und verschwinden sofort wieder. «Gerade wenn mir langweilig ist, sind Chats ein netter Zeitvertreib», meint Milla Contini, «wirklich ernsthafte Diskussionen sucht man aber meist vergebens.» Das liegt nicht zuletzt an der Anonymität. «Das Problem ist, dass der ange8  EB Kurs Nr. 25 – Frühling 2010

zeigte Name innert Sekunden beliebig geändert werden kann», stellt die Gemeindeangestellte aus dem Tessin fest. Im Internet existieren viele tausend Chats, in denen über die unterschiedlichsten Themen geplaudert wird: Musik, Haustiere, Gesundheit, Geld, Liebe. Reine Chatformen haben heute aber eher an Bedeutung verloren. www.habbo.ch Gerade für Kinder und Jugendliche ist das Habbo-Hotel ein geeigneter Treffpunkt. Anders als in anderen Chats ist dieser grafisch: Man schlüpft in die Rolle einer kleinen Figur, mit der man im Hotel herumläuft und mit anderen sogenannten Habbos spricht. www.swisstalk.ch Für Erwachsene lohnt sich ein Blick auf den ältesten und grössten Chat der Schweiz. Auf swisstalk.ch tummeln sich stets zahlreiche Nutzer auf der Suche nach interessanten Gesprächen.

Phänomen: Internetforen. Um in einem Internetforum mitzudiskutieren, ist meist eine Registrierung notwendig. Dies führt dazu, dass Diskussionen meist deutlich ernsthafter geführt werden. Foren sind verglichen mit Chats zwar träge, haben aber gleichzeitig ei-


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nen bedeutenden Vorteil: Wissen bleibt meist noch über Jahre erhalten. Kein Wunder, stösst man beim Googeln nach Informationen immer wieder auf solche Plattformen. Ob das Aquarium unter Algenbefall leidet oder der Computer nicht mehr richtig funktioniert, irgendjemand im Internet hat garantiert eine Lösung parat. Aber auch wer ganz einfach über Musik, Filme oder Politik diskutieren will, wird fündig. Einen grossen Nachteil haben Foren aber dennoch. Da das Wissen nicht strukturiert vorliegt, ist es meist nur mittels Suchmaschine zu finden. www.pctipp.ch/forum Im Forum der grössten Computerzeitschrift der Schweiz finden sowohl Anfänger als auch Profis nützliche Tipps und Hilfe zu jeglichen PC-Problemen. www.tierforum.de Egal, ob Fische, Pferde oder Spinnen: Im meistbesuchten deutschsprachigen Tierforum gibts garantiert Gleichgesinnte und spannende Diskussionen. Tipp: Es gibt im Internet eine riesige Anzahl von Foren. Um eines zu einem bestimmen Thema zu finden, googelt man einfach nach dem gewünschten Begriff und dem Zusatz «forum».

Phänomen: Instant Messengers. Instant Messengers wie Windows Live (ehemals MSN) oder Skype machen das Chatten erstmals richtig produktiv. Denn neu spricht man nicht mehr mit völlig unbekannten Gesichtern. Jeder Nutzer besitzt eine eigene Freundesliste und kommuniziert in der Regel nur mit bereits bekannten Personen – ein Netzwerk von Freunden entsteht. «Als Austauschstudent habe ich viele Kontakte im Ausland», meint David Eberle, der gerade sein Masterstudium in Rotterdam abschliesst, und ergänzt: «Mit Skype bleibe ich in Kontakt und spare dabei sogar immense Telefonkosten.» Denn Windows Live und Skype unterstützen mittlerweile weit mehr als nur Textchat. Auch telefonieren über den Computer ist rund um den Globus kostenlos möglich – auf Wunsch sogar mit

Video. «Nutzt jemand keinen Instant Messenger, rufe ich notfalls mit Skype aufs Festnetz an. Das ist zwar nicht mehr gratis, aber kostet zum Glück nur wenig», stellt der Wirtschaftsstudent fest und fügt hinzu: «Seit mein iPhone Skype unterstützt, brauche ich dazu nicht einmal mehr einen Computer.» Auch auf anderen Handys laufen Skype und Windows Live dank der Freeware Fring und dienen nicht zuletzt als kostenloser SMS-Ersatz. Dass Instant Messaging im Beruf ebenso hilfreich sein kann, zeigt Nadine Bucher. Die Architektin nutzt Skype nicht nur zum Telefonieren, sondern stellt Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern darüber auch gleich Entwürfe vor. Hierfür steht im Instant Messenger eine Funktion «Bildschirminhalt übertragen» bereit. «Gerade wenn wir in Gruppen Entwürfe diskutieren,

Die Bilder: Ein Netz kann mehr als die Summe seiner Teile Blattadern (oder Blattnerven) bilden komplexe Netze, in denen Wasser und Nährstoffe befördert werden. Jede Baumart hat ihr eigenes Adernetz aus Haupt- und Nebennerven entwickelt. Das Wassertransportnetz von Pflanzen funktioniert durch den Transpirationssog: An den Spaltöffnungen der Blätter verdunstet Wasser, und so entsteht ein Sog, der das Wasser aus der Wurzel nach oben zieht. So lassen sich wider die Schwerkraft enorme Höhen überwinden. Die Zürcher Fotografin Eva Koenig hat einige dieser Netze für EB Kurs mit der Linse eingefangen.

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ist Skype sehr praktisch. Denn alle Beteiligten sehen genau das, was ich auf meinem Bildschirm habe.» So können alle Teilnehmenden gleichzeitig über den Entwurf diskutieren und alternative Vorschläge anschauen. «Per E-Mail müssten wir allen viele Anhänge verschicken, was die Sache erschwert. Mit Skype gehts viel unkomplizierter», fügt Bucher hinzu. www.fring.com Dieses Programm läuft auf vielen Handys und ermöglicht das Chatten sowie Telefonieren über zahlreiche Netzwerke wie Windows Live, Skype, Facebook, ICQ, SIP und viele mehr. www.skype.com Zwar kann man per Skype auch Textnachrichten verschicken, allerdings zeichnet sich der Dienst besonders durch seine Telefonfunktion aus. Für rund 2,6 Rappen pro Minute sind sogar Telefonate aufs Festnetz der meisten Länder möglich. Windows Live Messenger – http://download.live.com Dieses Chatprogramm von Microsoft machte sich als MSN Messenger einen Namen und ist besonders verbreitet. Praktisch: Man kann auch Freundinnen und Freunden Nachrichten schicken, die gerade nicht online sind. Sobald sie sich einloggen, werden sämtliche Mitteilungen zugestellt.

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Phänomen: Social Networks. In den letzten Jahren schossen sogenannte soziale Netzwerke – aus dem englischen Social Networks – wie Pilze aus dem Boden. Insgesamt gibts bereits mehrere hundert solcher Plattformen. Dennoch tummeln sich die meisten Nutzerinnen und Nutzer auf einigen wenigen davon. Dies stellt auch Sabere Wardek fest: «Als Studentin war die Mitgliedschaft bei studiVZ nahezu Pflicht, um auf dem Laufenden zu sein. Auch Gruppenarbeiten wurden oft darüber organisiert.» Eigentlich sieht die Universität dafür eine eigene Plattform vor. Gerade weil Nutzerinnen und Nutzer aber nicht auf Dutzenden von Plattformen aktiv sein wollen, werden oft bestehende Kanäle genutzt: E-Mail, Instant Messenger und eben die bereits genutzten Social Networks. Bietet ein spezialisiertes soziales Netzwerk also keinen nennenswerten Vorteil, wird auf verbreitetere Alternativen ausgewichen. Darin liegt auch der Erfolg von Face­book, meint die Studentin: «Da sich studiVZ nur an Studierende richtet, mussten sich meine berufstätigen Freunde nach einer anderen Plattform umsehen und

fanden Facebook. Mittlerweile sind auch meine Uni-Kollegen und -Kolleginnen nur noch auf dieser Seite aktiv.» Die Stärke von Facebook ist aber nicht nur die Verbreitung durch alle Gesellschaftsgruppen, sondern auch der weltweite Bekanntheitsgrad. Über 350 Millionen Nutzerinnen und Nutzer sind regelmässig online, mehr als die Hälfte davon sogar täglich. Dies geniesst auch Wardek: «Meine Familie ist über die ganze Welt verstreut. Dank Facebook sehe ich dennoch, was wo los ist, und kann die Kontakte besser pflegen.» Doch nicht nur für die Freizeit sind soziale Netzwerke sinnvoll, auch bei der Arbeit können gute Kontakte einen Mehrwert bringen. Facebook ist in Unternehmen in der Regel zwar nicht gern gesehen und oftmals verboten, da Angestellte für private Zwecke zu viel Zeit darin verbringen. Andere Plattformen haben sich aber extra auf das Berufsleben spezialisiert und werden auch in Unternehmen genutzt. Im deutschsprachigen Raum hat sich besonders Xing etabliert, während LinkedIn international verbreiteter ist. Diese Netzwerke zeichnen sich im Vergleich zu Facebook durch eine höhere Se-


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riosität aus und bieten darüber hinaus die Möglichkeit, mit einer gewünschten Person eines Unternehmens Kontakt aufzunehmen, was für Networking und den Austausch von Know-how besonders sinnvoll ist. Dennoch bringen soziale Netzwerke auch Risiken mit, schliesslich leben sie von der Offenheit der Nutzerinnen und Nutzer. Wer also Informationen oder Fotos publiziert, muss sich stets bewusst sein, dass diese von anderen eingesehen und je nachdem sogar nicht mehr gelöscht werden können. In der Schweiz gabs 2008 bereits einen bekannten Fall, der einer Baslerin den Job kostete. Sie hatte sich beim Arbeitgeber krankgemeldet, weil sie wegen Migräne nicht am Computer arbeiten könne und das Bett hüten müsse. Als der Chef bemerkte, dass sie stattdessen auf Facebook aktiv war, wurde sie entlassen. Solche Vorfälle sind zwar selten, dürften sich in Zukunft aber häufen. Dass Bewerberinnen und Bewerber vor dem Vorstellungsgespräch gegoogelt werden, ist dagegen bereits heute gängige Praxis.

www.facebook.com Auf dem grössten Social Network tummeln sich Millionen von Nutzerinnen und Nutzern aus der ganzen Welt. Austauschen von Kommentaren, Präsentieren von Fotos oder beobachten, was bei den Freunden passiert. http://suicidemachine.org Diese Seite hilft beim Ausstieg. Die «Web 2.0 Selbstmord-Maschine» löscht sämtliche Informationen von Facebook, MySpace, LinkedIn sowie Twitter und ändert die Passwörter, so dass auch bei einem erneuten Schwächeanfall ein Konto nicht wiederhergestellt werden kann. www.studivz.net Diese Plattform richtet sich insbesondere an Studierende. Für Schülerinnen und Schüler stehen dagegen www.schuelervz.net, für alle anderen www.meinvz.net bereit. http://twitter.com Auf Twitter können Nutzer zwar nur Kurzmeldungen veröffentlichen, dennoch ist der Dienst sehr populär geworden. Besonders Gerüchte verbreiten sich rasend schnell über die Plattform. www.xing.com Xing ist besonders für Business-Kontakte interessant. Im Gegensatz zu Facebook sind darauf keine Spiele zu finden, dafür aber werden die jeweiligen Arbeitgeber und Positionen angegeben.

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Phänomen: Wikis. In Internetforen ist zwar viel Wissen vorhanden, allerdings stark zerstreut und somit nur schwer auffindbar. Diesen Nachteil versuchen Wikis aus der Welt zu schaffen, indem sie den Aufbau von Lexika kopieren. Gegenüber ihren Konkurrenten aus dem Bücherregal sind Wikipedia und Konsorten dafür nicht nur deutlich umfangreicher, sondern auch aktueller. Dies geniesst auch Sabere Wardek: «Wenn ich Arbeiten schreibe, konsultiere ich meist Wikipedia, um mir einen Überblick über die Thematik zu verschaffen.» Denn hier liegt ein weiterer Vorteil von Wikis: In Beschreibungen sind wichtige Stichwörter wiederum verlinkt, so dass man sich laufend von Artikel zu Artikel weiterhangeln kann. Dass Wikis ganz im Sinne von Web 2.0 von jedem bearbeitet und ergänzt werden können, bringt aber nicht nur Vorteile mit sich, weiss auch die Studentin: «Aufgrund der oftmals fehlenden Quellen ist es schwierig, die Echtheit einzelner Artikel einzuschätzen. Somit bringt Wikipedia meist nicht mehr als eine Übersicht. Schlussendlich müssen dann doch normale Lexika, Bücher oder Zeit12  EB Kurs Nr. 25 – Frühling 2010

schriften herhalten.» Neben dem Wiki-Primus Wikipedia gibts noch viele andere Wikis, die aber meist auf einzelne Themengebiete spezialisiert sind. Besonders in Schulen oder Kursen sind sie ein beliebtes Hilfsmittel, um gemeinsam eine kleine Website zu einem bestimmten Thema zu erstellen oder Projekte zu dokumentieren. Auch Organisationen und Firmen nutzen Wikis verstärkt als Mittel zum Online-Wissensmanagement, wobei diese entweder nur intern oder auch öffentlich zugänglich sind. So setzen etwa Software-Entwickler vermehrt darauf, um Nutzern bei der Problemlösung zu helfen. Auch Internetforen versuchen zunehmend ihr gesammeltes Wissen mit einer separaten Wiki-Datenbank zu ordnen. Da liegt sicher noch viel Potenzial. http://pbworks.com Auf dieser Seite lässt sich für private Zwecke und kleinere Gruppen kostenlos selbst ein Wiki erstellen. http://www.schulwiki.org/wiki.cgi? SchulWikiVerzeichnis Auch Schulen setzen immer öfter Wikis als Lernmethode ein. Eine Liste verschiedener Wiki-Datenbanken von Schulen finden Sie auf dieser Website.

http://de.wikipedia.com Das Online-Lexikon zeichnet sich durch einen riesigen Informationsgehalt aus und übertrifft wohl jedes Lexikon im Bücher­ regal. Doch Vorsicht: Wikipedia ist zwar aktuell und umfangreich, doch muss nicht alles stimmen, was darin steht.

Phänomen: Blogs. Einen weiteren Meilenstein bei der Revolution des Internets stellen Blogs dar. Diese auch Weblogs genannten Seiten sind schnell erstellt und ermöglichen das Veröffentlichen von Texten, Fotos und Videos. Über Nacht wurde jeder Surfer zum Meinungsmacher und konnte selbst Kommentare oder Nachrichten zu jeglichen Ereignissen veröffentlichen, was zuvor Medien vorbehalten war. 2004 wurde «Blog» in den USA sogar zum Wort des Jahres gewählt. Der Amateur-Journalismus war geboren. Blogs dienen aber nicht nur als Sprachrohr, sondern auch als öffentliches Tagebuch. Gerade auf Reisen stellen sie eine komfortable Möglichkeit dar, die aktuellen Geschehnisse zu dokumentieren und mit Fotos zu hinterlegen. Dies nutzt auch Wirtschaftsstudent David Eberle: «Als Weltenbumm-


ler stelle ich seit Jahren all meine Erlebnisse in meinen Blog. Auch meine Uni-Arbeiten publiziere ich regelmässig. Mittlerweile verfolgen bereits viele Verwandte und Bekannte meine Einträge.» www.davideberle.com So sieht ein gewöhnlicher Blog aus. Der Wirtschaftsstudent berichtet bereits seit knapp zwei Jahren von seinen Reisen. www.blogger.com Auf dieser Seite kann jeder mit wenigen Klicks einen eigenen Blog einrichten. Gerade für Anfänger und Gelegenheitsnutzer ein sehr guter Dienst. http://de.wordpress.com Wer einen Blog in seine bereits bestehende Seite einbinden will, ist mit dem sehr leistungsfähigen Wordpress gut bedient.

Phänomen: Arbeiten im Web. Nachdem die ersten Web-2.0-Phänomene besonders auf Spass und Freizeit ausgelegt waren, geht der Trend zunehmend in Richtung Produktivität. Schliesslich ermöglichen die neuen Technologien und die zunehmende Vernetzung auch mehr Effizienz bei der Arbeit in Gruppen. Besonders Google ist hier an mehreren Fronten aktiv. So ist es mit

Google Docs möglich, Textdokumente und Tabellen direkt im Internet zu bearbeiten. Der Vorteil: Da die Dateien standardmässig nicht auf dem Computer, sondern im Internet gespeichert sind, kann man von jedem PC aus darauf zugreifen. Sabere Wardek nutzt den Dienst auch für Gruppenarbeiten: «Wenn man zu viert an einem Text arbeitet, braucht man normalerweise viel Zeit zum Zusammenkopieren der einzelnen Passagen. Deshalb setze ich seit kurzem Google Docs ein. Damit können alle Beteiligten direkt am gleichen Dokument arbeiten. Sie müssen sich nicht mal registrieren.» Einen Schritt weiter geht Google mit dem neusten Projekt Wave. Dabei handelt es sich um eine einzige grosse Kommunikationszentrale, in der sich Mitglieder Nachrichten schicken, chatten oder gemeinsam an einem Text arbeiten können. Das Nutzen verschiedener Dienste für E-Mail und Instant Messenger ist somit nicht mehr nötig. Auch Texte können damit zur gleichen Zeit von mehreren Personen bearbeitet oder mit Kommentaren versehen werden. Alle Änderungen sind dabei Zeichen für Zeichen live ersichtlich. Gleich-

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zeitig können alle Beteiligten nebenbei Nachrichten austauschen, um etwa einzelne Passagen zu diskutieren. Doppelspurigkeiten beim Bearbeiten werden so vermieden, das erleichtert die Arbeit. Microsoft wird im neusten Office (2010) einen ähnlichen Weg einschlagen. Überhaupt ist zunehmend eine Verschiebung der Daten sowie der Programme vom Computer ins Internet zu beobachten. Der schnelle Zugriff ist ein wichtiger Vorteil, mögliche Sicherheitsprobleme der Nachteil. http://docs.google.com Zwar ist die Textverarbeitung noch nicht so leistungsstark wie die Office-Alternativen auf dem Computer, dennoch reicht Google Docs für kleine Änderungen längst aus. Sinnvoll: Dokumente können auf Wunsch auch von anderen Personen eingesehen oder bearbeitet werden. http://wave.google.com Mit diesem Dienst wird das gleichzeitige Arbeiten mehrerer Personen an einem Dokument endlich möglich. Alle Änderungen sind sofort ersichtlich. Noch befindet sich dieser Dienst in der Testphase und steht nicht jedem offen. Mit einer Mail an googlewave@berneker.ch erhalten die ersten 25 Personen eine Einladung für den Dienst.

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WEB 2.0

www.dropbox.com Mit diesem kostenlosen Programm können Sie «Eigene Dateien» automatisch auf mehreren PCs abgleichen und einzelne Verzeichnisse mit anderen Nutzerinnen und Nutzern teilen. Wird etwas abgespeichert, erscheint die Datei automatisch auch im Verzeichnis der anderen Person.

Phänomen: Lernen im Web 2.0. Das neue Internet bietet neben neuen Formen der Zusammenarbeit auch ganz andere Lernmöglichkeiten. Davon profitiert zum Beispiel der in Rotterdam studierende David Eberle: «Seit einigen Monaten absolviere ich einen Französischkurs, der fast ausschliesslich auf E-Learning basiert. Das ist für mich besonders praktisch, da ich so meine Zeit besser einteilen kann. Wann immer ich Zeit finde, kann ich mit meinen Übungen fortfahren – egal, ob ich mich in Holland oder in der Schweiz aufhalte.» Zudem kann bei E-Learning das Tempo sehr gut an die jeweilige Person angepasst werden, etwa indem Mühe bereitende Aufgaben wiederholt werden. Dennoch ersetzt E-Learning den Präsenzunterricht noch nicht, sondern dient meist als Ergänzung. Dies trifft auch auf Eberles Kurs zu: «Obwohl das Lernen gröss14  EB Kurs Nr. 25 – Frühling 2010

tenteils im Internet stattfindet, muss ich etwa die Abschlussprüfung mündlich vor Ort ablegen.» Auch die EB Zürich nutzt je nach Kurs begleitend eine E-LearningPlattform. Obwohl sich die Teilnehmenden registrieren müssen, enthält Moodle einige Elemente von Web 2.0. Und Projektleiterin Miriam Fischer will denn auch einiges mehr als eine Plattform, auf der Unterlagen abgelegt werden können. «Unser Ziel sind spannende Lernlandschaften, die den offenen und effizienten Austausch auf der sozialen und auf der fachlichen Ebene ermöglichen.» Entsprechend sollen Kursleitende noch mehr angeregt werden, diese Elemente für ihre Lernangebote zu nutzen. http://moodle.eb-zuerich.ch > Offen für Gäste Sehen Sie hier, wie EB Zürich Moodle einsetzt, und testen Sie die Plattform ganz ohne Registrierung.

Vernetzung ist Zukunft. Die Tendenz ist klar: Stand Web 2.0 anfangs noch ganz im Zeichen der Unterhaltung, dient die Vernetzung immer mehr der Bündelung von Fähigkeiten. Jede Nutzerin und jeder

Nutzer ist Teil eines grossen Netzwerks und trägt ihren oder seinen Part dazu bei – sei es wie im Falle von Wikipedia beim Sammeln von Wissen oder einfach bei dem gemeinsamen Arbeiten im Team. Spielerei war gestern. Das Web 2.0 wird erwachsen.


WEITERBILDUNG

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Wortquadrat von Jürg Fischer 1 4

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Waagrecht (i = j = y) Der Jogging-Tick? Ist nicht gut im Strumpf Worauf ein Projekt in der Pionierphase fusst Eine klassische Fragestellerin in Kurzform Muss noch wachsen bis zum KMU, dieser Schritt in die Unabhängigkeit (2 Teile) Langzeitabschnitt Hier hat der Rheinfall nichts mit Versagen zu tun (Abk.) Ist in Zürich konkret bekannt, tönt aber nicht gerade fest Kraut und Rüben zum Beispiel Der Fluss, der ausgesprochen schadenfreudig wirkt Was Erfahrungen im Gegensatz zur Theorie eigentlich immer sind Es erstaunt nicht, wenn der Pfarrerssohn so heisst Dreidimensional, aber grundsätzlich inhaltsleer Wird nicht im Tunnelbau eingesetzt, obwohl sie löchern soll Paradox an dieser Stelle: lauter Senkrechte Qualifizierung des Sounds, wenn er zum Ärgernis wird Kommt aus dem angelsächsischen Raum, der im Tourismus gern Gesehene Ein abgeschlossener Zeitraum, jedenfalls kürzer als 14 waagrecht Ärger als Ärger

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Senkrecht Ein Synonym für Macht, es sei denn für Galeerensklaven Verleiht dem Profil Profil Ein kleiner Durchlass, der nicht gerade vor Energie zu sprühen scheint Saisonales Minimalziel der Fussballelite Kontaktaufnahme der ruppigen Art Ein Käse als umgebauter Wirtschaftsraum Feststellung angesichts kriecherischen Verhaltens Nach ihm das Durcheinander Hauptwort unter Häuptlingen Sanktioniert eine Zweierkiste (oder beendet sie?) Adresse für den Mann, der mal muss und nicht kann Das ist früh für Londoner, aber nicht zu früh Comicartiges Naseputzgeräuschwort Märchenhafter Nudist Sollte stets empfangsbereit sein, um zu funktionieren Kann einem in der Zitrone blühn

Lösungswort

Schicken Sie das Lösungswort, das sich aus den grauen Feldern ergibt, an raetsel@eb-zuerich.ch. Einsendeschluss: 9. April 2010. Die Lösung findet sich ab dem 12. April auf www.eb-zuerich.ch > Magazin EB Kurs. Unter den richtigen Einsendungen werden 5 Preise verlost. Erster Preis ist ein Bildungs-Gutschein der EB Zürich im Wert von 100 Franken. Zweiter bis fünfter Preis ist eine EB-Zürich-Tasche.

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Kolumne

Lea lernt: Bildung in Stücken Wo war ich? Beim Postboten, der ein Paket für die Nachbarn abgeliefert und bei mir geklingelt hat. Just in dem Moment, als ich diese Kolumne schreiben wollte. Auf dem Rückweg in meine Wohnung ist mir eingefallen, wie ich als Sekundarschülerin von Schultag zu Schultag besser Klavier gelernt habe. Ich musste die Mathematikübungen immer wieder durch Musik unterbrechen, um für x eine Zahl zu erhalten, manchmal sogar die gewünschte. Klavier und Mathe machten mich so hungrig, dass ich mir Käsebrote strich und also ständig die Hände waschen musste, weil ich Käse an den Fingern hatte. (Und wenn man schon im Badezimmer ist, guckt man sich im dreiteiligen Spiegel sein Profil an und findet es immer noch nicht schön.) Die Hausaufgaben verzögerten sich mit all den Unterbrechungen bis weit in die Abendstunden. Schwärmten meine Schulkameradinnen von der neuen Schwarzwaldklinik-Serie, guckte ich zum Fenster raus, wartete auf das Klingelzeichen zur nächsten Stunde, machte auf geheimnisvolle Mauerblume. Ich hatte keine Zeit für Sascha. Und den Prüfungsstoff intus. Und doch habe ich es gelernt: Lernen ohne Unterbrechungen. Während meiner Buchhändlerlehre war ich derart leseverfressen, dass ich die Hausaufgaben erledigt habe,

um sofort die Yoshimoto, den Kästner fertig lesen zu können. Hausaufgaben wie Bücher lagen schwer unverdaut in meinem Kopf, und wenn mich Kunden nach Inhalten gefragt haben, habe ich platt Auskunft gegeben: Die Stimmung in diesem Buch gefällt mir sehr gut. Hätte ich in einer Bäckerei gearbeitet, hätte ich nur sagen können: Dieser Kuchen schmeckt süss, er ist fein. Heute geht das so: Wenn ich einen Film gucke, schaue ich die ersten 10 Minuten sehr konzentriert. Denn ich weiss, jederzeit meldet sich der Hunger meines sehr kleinen Kindes. Und er meldet sich. Ich füttere es. Bevor ich auf die Taste drücke, die mich wieder in den Film einlädt, überlege ich mir, welche Personen da mitspielen, weshalb und was ihre Funktion, Absicht usw. ist. Dann gucke ich wieder. Eine Viertelstunde. Das Telefon klingelt. Meine Mutter will wissen, wie es dem Kleinen geht. Gut. Ich fahre weiter mit Gucken. Rekonstruiere die vergangene Szene. Diesmal 7 Minuten. Mein Kind

will Liebe. Ich verküsse es, lege es wieder ins Bettchen. Fragt man mich später nach den Geschehnissen, gar Dialogen des Films – ich kann einiges wiedergeben. Und komme zum Schluss: Unterbrechungen sind für Lernprozesse unentbehrlich! Etwas wollte ich noch hinzufügen, aber das Teewasser hat gekocht … wo war ich? Ja! Aus der Schwemme von Zeitungsartikeln picke ich nur den heraus, der mich wirklich interessiert, lese ihn hochkonzentriert, häppchenweise und kann noch einige Tage später darüber diskutieren! Weil ich dazwischen Flaschen ausgekocht und den Krippenplatz gesucht habe. Auch daraus schliesse ich, dass … ich wollte noch nachschauen, ob wir genug Brot haben. Ja, daraus schliesse ich, dass während der Unterbrechungen in kurzer Zeit der Stoff repetiert wird, dass man … ich brauche ein Geburtstagsgeschenk für meine Schwester … das Gelernte mit in die Waschküche nimmt … ins Leben.

Lea Gottheil, 34, ist Autorin in Zürich. Für ihre Kurzgeschichten und Gedichte hat sie im In- und Ausland Auszeichnungen erhalten. Kürzlich ist im Arche-Verlag ihr erster Roman «Sommervogel» erschienen. Von Mai 2002 bis Juli 2003 hat sie an der EB Zürich den Lehrgang «Literarisches Schreiben» besucht.

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persönlich

Auf Spurensuche Festhalten. Gitta Gsell realisiert Spiel- und Dokumentarfilme und gibt Videokurse an der EB Zürich. An den vergangenen Solothurner Filmtagen hat sie mit ihrem neusten Projekt den Publikumspreis geholt. TEXT Anouk Holthuizen  BILDER Reto Schlatter

Der Boden in Gitta Gsells Atelier ist marineblaues Linoleum. Egal, ob man mit Turn- oder Stöckelschuhen darüber läuft: Jegliches Aufsetzen von Schuhsohlen erzeugt das gleiche gummige Knirschen. Facettenreicher ertönt das Zusammenspiel von Schuhen und Böden aus den Lautsprechern von Gsells Computern: im letzten Jahr immer und immer wieder. An diesen Computern entstand der Publikumsliebling der Solothurner Filmtage 2010. «Bödälä – Dance the Rhythm» läuft derzeit in den Schweizer Kinos. Der Dokumentarfilm handelt von Tänzen, in denen die Füsse ein kraftvolles Ausdrucksinstrument sind. Von Tanzformen wie dem Urschweizer «Bödälä», von Stepptanz und Irish Dance und von Flamenco. Die ausverkaufte Premiere in Solothurn wurde mit begeistertem Applaus und Jauchzern bedacht. Gitta Gsell gewann den Publikumspreis in der Höhe von 20 000 Franken. Ausgegraben. Die Filmemacherin selber schwingt das Tanzbein nicht so gern. Aber als ihr vor fünf Jahren eine Bekannte erzählte, dass sie einen Kurs «Steppen ab 60» besuchte, wollte die Regisseurin sich das aus der Nähe ansehen. «Ich war total fasziniert. Da stampften Leute zwischen 60 und 90 Jahren mit ihren Füssen leidenschaftlich einen Takt auf den Boden. Das hatte was Ursprüngliches. Wie kleine Kinder, die stampfen ja auch auf, wenn sie heftige Gefühle ausdrücken.» Auf dem Nachhauseweg überlegte Gsell, ob es eine ähnliche Art der amerikanischen Tanzform auch in der Schweiz gebe. Sie begann zu recherchieren. Das Internet lieferte kaum Ergebnisse. «Ich musste mich richtig durchfragen!» So hörte Gsell zum ersten Mal vom «Bödälä» und «Gäuerle», von Volkstänzen aus der Innerschweiz, die kraftvoll und archaisch sind, deren Namen ausserhalb der Kennerszene aber entweder ratloses Stirnrunzeln oder SVP-Assoziationen hervorrufen. 18  EB Kurs Nr. 25 – Frühling 2010

Beobachterin. Es ist nicht der erste Film, den Gitta Gsell über Menschen und Musik realisierte. Vor fünf Jahren dokumentierte sie zum Beispiel ebenfalls fürs Kino die Welt der Jazz-Pianistin Irène Schweizer. «Musik und Tanz sind nebst der Sprache eines der wichtigsten Kommunikationsmittel», begründet sie ihr Interesse. Bevor sie 1980 zu filmen begann, führte sie viele Jahre Regie in einer Multimedia-Theatergruppe in New York, in der Tanz und Musik wichtige Elemente waren. Als Schauspielerin auf der Bühne fühlte sich Gsell nicht wohl. Sie sagt: «Ich stehe lieber hinter den Kulissen.» Schreiben war das liebste Ausdrucksmittel vom Kind Gitta. Ein kreativer Beruf kam für die Tochter einer Arbeiterfamilie aber nicht in Frage. «Für meine Eltern waren künstlerische Berufe zu brotlos», erzählt sie, die in Zürich aufgewachsen ist. «Das war überhaupt kein Thema.» Also machte sie zunächst eine anständige Lehre als kaufmännische Angestellte. Das Interesse für künstlerische Ausdrucksformen drückte trotzdem durch. Als Gsell 20 Jahre alt war, begann sie eine Ausbildung an der F+F, Schule für experimentelles Gestalten, in Zürich. Gleich danach ging sie an die School of Visual Arts in New York und lebte dann von 1980 bis 1990 in der amerikanischen Kulturmetropole. Ihr erster längerer Film basiert auf dem Stück «DIG» ihrer Theatergruppe. Aus der Idee, ein Demotape für eine Europatournee zu machen, entstand schliesslich der 60-minütige Spielfilm «Don’t Stand on the Ocean». Puzzeln. Gsell wäre gerne in New York geblieben, aber familiäre Umstände zwangen sie zurück nach Zürich. Hier habe sie erst wieder den Boden unter den Füssen finden müssen. Zurück in der Schweiz, begann sie zu unterrichten. Zuerst mit Workshops in der Videowerkstatt und seit 1995 an der EB Zürich, wo sie verschiedene Videokurse anbietet (Kamerafüh-


PERSÖNLICH

rung, Schnitt und Dokumentarfilm). Daneben drehte sie mehrere eigene Dokumentar- und Spielfilme und wirkte in zahlreichen anderen Filmen als Produktionsleiterin mit. Was gefällt ihr am Filmen? «Alles! Es geht um Ton, Sprache, Bewegung, Musik. Es ist eine enorme Fülle an Elementen, die man zusammenfügen muss, und zwar so, dass es Zuschauerinnen und Zuschauer verstehen und interessant finden.» So montierte Gsell beispielsweise bei «Bödälä – Dance the Rhythm» zusammen mit dem Cutter Bernhard Lehner 60 Stunden Filmmaterial auf 78 Minuten zusammen. «Diese Komplexität macht die Arbeit enorm anspruchsvoll.» Das Switchen zwischen Dokumentarfilm und Spielfilm findet Gsell befruchtend. «Im Dokumentarfilm muss ich mit dem Material arbeiten, das sich ergibt. Da sagen die Menschen nicht wie im

Spielfilm, was in der Vorlage steht. Die Dramaturgie entsteht erst am Schnittplatz, während sie im Spielfilm im Drehbuch bereits festgelegt ist.» Unermüdlich. In ihr ruhiges Atelier in Zürich Altstetten zieht sich Gitta Gsell immer wieder gern zurück. Nach Wochen des Herumreisens und Filmens, nach vielen Stunden mit vielen Menschen geniesst sie das Arbeiten für sich allein. Bereits entwickelt sie wieder neue Projekte: einen Spielfilm, der im Zürcher Kreis 4 handelt, zwei Dokumentationen. Eine über ein Bodenxylophon, das sie bei den Dreharbeiten zu «Bödälä» entdeckt hat. Die andere über die rosarote Welt des Schweizer Schlagers. Die Computerlautsprecher stehen still bereit.

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Weiterbildung – wie ich sie will www.eb-zuerich.ch


LERNEN KONKRET

Mail an die Expertin Grüezi Frau Maeder Gibt es viel «Bschiss» im Internet? Der meiste Online-Handel läuft problemlos ab. Die meisten Web­ sites im Internet sind seriös, z.B. von bekannten Schweizer Firmen. Hingegen tummeln sich die schwarzen Schafe gehäuft dort, wo Inserate gratis oder gegen wenig Geld veröffentlicht werden können und die Kontrolle lasch ist. Was ist überhaupt «Bschiss»? «Bschiss» wird landläufig mit «Betrug» übersetzt. Betrug muss in der Schweiz nebst dem Tatbestand der Täuschung auch Arglist beinhalten. Häufig ist es schwierig, eine Abgrenzung der straf­ baren arglistigen Täuschung von der nicht strafbaren einfachen Lüge zu machen. Die Idee hinter dieser zusätzlichen Forderung ist, dass strafrechtlich nicht geschützt werden soll, «wer sich mit einem Mindestmass an Aufmerksamkeit selbst hätte schützen» bzw. «den Irrtum durch ein Minimum an zumutbarer Vorsicht hätte vermeiden können». Wie gehen die Betrügerinnen und Betrüger vor? Üblicherweise bieten sie «begehrte Produkte» zu sagenhaften Konditionen an. Wobei das begehrte Produkt alles Mögliche sein kann von der billigen 4, 5-Zimmer-Wohnung in Zürich bis zur gut bezahlten (Heim-)Arbeit, vorzugsweise gegen Anzahlung - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!

Susanne Maeder ist InformatikFachfrau und Ausbilderin mit Fachausweis. Sie ist seit mehreren Jahren für die Informatikdienste der EB Zürich tätig und unterrichtet in Computerkursen, insbesondere zu den Themen Netzwerke, OnlineHandel und Sicherheit im Internet. Betrügereien im Internet erkennen 17. Mai, 18.00–21.30 Uhr 3. Juli, 8.30–12.00 Uhr 80 Franken

Kann ich auch als Opfer nebst Geldverlust weitere Probleme bekommen? Wenn ich ein Produkt per Vorkasse bestelle, und das Produkt kommt nicht an, ist mein Geld weg. Hingegen beinhaltet das aus Mails bekannte «Geschäftsmodell» des Geldtransfers aus Afrika auf ein Schweizer Konto immer Betrug und Geldwäscherei. Geld­ wäscherei wird in der Schweiz bestraft. Wie vermeide ich, das Geld aus dem Fenster zu werfen? In der Theorie ist es einfach: Ich darf mich nicht von meiner Gier nach einem supergenialen Schnäppchen blenden lassen. Das in die Praxis umzusetzen, ist erfahrungsgemäss schwieriger. Wer die Tricks der Betrügenden kennt, geht weniger Risiken ein.

Neuer Kurs: «So publiziere ich richtig» Zwischen zwei Buchdeckeln. Bis Informationen schön verpackt Leserinnen und Leser ansprechen, braucht es einige Arbeitsschritte. Ob Geschäftsbericht, Programmheft, Jubiläumsschrift, Fotoband oder ein ganzes Sachbuch: Eine professionelle Publikation stellt besondere Anforderungen. Von der Konzeption bis hin zu Druck und Vertrieb müssen alle Schritte geplant, koordiniert und überwacht werden. Da sind Ratschläge von Fachleuten nützlich. Die beiden Kursleiterinnen wissen, wovon sie reden. Marion Elmer produziert als selbständige Bü-

chermacherin Werke für namhafte Verlage. Madlaina Bundi ist als Projektleiterin im Verlag Orell Füssli tätig. Warum der Kurs? «Die Entstehung eines Buches ist für mich immer wieder ein kleines Wunder und eine bereichernde Erfahrung, die ich gerne mit anderen teilen möchte», sagt Marion Elmer. Wichtig ist, so die beiden Frauen, ein Buchprojekt von Anfang an genau zu planen. Es reicht nicht, eine gute Idee zu haben. Immer stellt sich auch die Frage, an wen sich der Inhalt richtet und wie die entsprechenden Leserinnen und Leser am besten zu erreichen sind. Steht mal ein klares Konzept, lassen sich die verschiedenen Arbeitsabläufe bei einem Buchprojekt reibungslos koordinieren.

Besonders geeignet für verantwortliche Projektmanager/innen aus Wirtschaft und Kultur sowie selbständige Werbetexter, Grafiker, Journalistinnen. Literarische Veröffentlichungen werden nicht behandelt. SCHWERPUNKTE DES KURSES – Konzeption und Finanzierung – Bildauswahl und Bildbeschaffung – Textredaktion – Druck und Vertriebsmöglichkeiten DATEN, DAUER UND KOSTEN 17. und 24. April, 8.30–16.30 Uhr oder 3. und 10. Juli, 8.30–16.30 Uhr 420 Franken

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KURSFENSTER

Warum Wolken für iPhones nützlich sind Spielzeug für Profis? Das Kulthandy von Apple erfreut sich wachsender Beliebtheit. Dass man es nicht nur zum Spielen und Musikhören nutzen kann, lernt man im neuen Kurs «Das iPhone professionell nutzen». TEXT René Worni  BILD Reto Schlatter

Das iPhone hat spätestens seit dem Launch des neuen Modells 3GS im vergangenen Sommer seinen Status als schickes Gadget für Wichtig­ tuer verloren. Immer mehr Leute, ganz unabhängig von Geschlecht, Alter und Beruf, nutzen das multimediale Gerät als praktisches Kommunikations- und Unterhaltungsinstrument für schier jede Lebenslage. Im Kurs «Das iPhone professionell nutzen» geht es da­ rum weniger um den Aspekt der Unterhaltung, sondern mehr um den Einsatz im Berufsalltag. Der Altersdurchschnitt der Teilnehmenden dieses ersten Kurses liegt deutlich über 40, was beweist, dass das Gerät nicht bloss Computerkids und Apple-Freaks fasziniert. Doch die Bedürfnisse der vier Frauen und fünf Männer könnten unterschiedlicher nicht sein. So möchte die Körpertherapeutin, die bisher mit dem iPhone bloss SMS verschickt und telefoniert hat, endlich die Installation des Mailkontos erklärt bekommen. Der «Mac-Mensch» – so bezeichnet 22  EB Kurs Nr. 25 – Frühling 2010

sich ein Teilnehmer – liest ungern Handbücher und will wissen, wie er das Gerät als Modem nutzen kann. Abgleichprobleme lösen. Auch der Malermeister findet «noch nicht überall den Rank», und die Programmiererin steht mit ihrem iPhone und der Mail-, Adress- und Terminsoftware Outlook aus der Windows-Welt auf Kriegsfuss. Der Kantilehrer für Philosophie und Germanistik («Ich bin offen für Neues») besitzt mit dem iPhone sein erstes Mobiltelefon und will damit die schöne neue Welt der mobilen und multimedialen Kommunikation erkunden. Und die Kaderfrau schliesslich kann ihr iPhone nicht zuverlässig mit iTunes synchronisieren: «Das ist ziemlich frustrierend.» Gleich zu Beginn macht Kursleiter Nicolò Paganini klar, wo die Schwächen des iPhone liegen: «Es hapert mit der Verbindung zur PCWelt. Die Probleme sind zwar vielfach lösbar, doch mit Outlook von

Microsoft ist das iPhone nur schwer synchronisierbar.» In der Mac-Welt hingegen funktioniere das Gerät perfekt. «Es macht genau das, was ich will.» Datensicherung auf der Wolke. Während des eintägigen Kurses leitet Paganini seine iPhone-Zöglinge durch die verschiedenen Stufen bis zum Kennenlernen komplexer Funktionen und Einsatzmöglichkeiten. Zunächst geht es um die Registrierung in iTunes, damit das iPhone überhaupt mit der Software kommunizieren kann. iTunes verwaltet sämtliche Daten auf dem Gerät. Doch die Synchronisation braucht Zeit, und wenn man im iTunes-Menü die Häkchen nicht an der richtigen Stelle setzt, kann es passieren, dass wichtige Daten versehentlich mit denen aus dem Computer überschrieben werden. Trotzdem empfiehlt der Kursleiter, die Adressen und Termine am besten am Computer und nicht am iPhone direkt zu verwalten. «Ihr erspart euch damit viel Zeit und Mühe.» Auch ein weiterer Nachteil wird offenbar: Das iPhone ist nur mit einem Computer, sozusagen mit der Heimbasis, synchronisierbar. Bei der Synchronisation mit «fremden» Computern überschreibt iTunes die gespeicherten Daten des iPhone. Empfehlenswert für den Datenaustausch ist deshalb eine sogenannte Wolken-Lösung, eine «Cloud» wie beispielsweise MobileMe von Apple. Daten wie Adressen, Termine,


kursfenster

Mails, aber auch Fotos lassen sich auf dem Server des Anbieters speichern. Das iPhone lässt sich so mit bis zu fünf Computern synchronisieren. Sogar gestohlene iPhones kann man aus der Ferne sperren

oder sogar ganz löschen. Die Sache ist jedoch kostenpflichtig und hat den Nachteil, dass der Nutzer seine Daten nicht in eigenen Geräten gespeichert und sie damit nicht restlos unter Kontrolle hat.

Auch kann es passieren, dass über den Computer und via «CloudComputing» synchronisierte Daten zu Doppeleinträgen zum Beispiel im Adressbuch führen können. Mehr Funktionen dank Apps. Nebst der Erklärung der Einstellungen und Funktionen des iPhone kamen auch die Erweiterungsmöglichkeiten mit den sogenannten Apps zur Sprache, von denen sich maximal 176 sichtbar auf das iPhone speichern lassen. Derzeit gibt es über 65 000 dieser Kleinstprogrämmchen, die bereits 150 Millionen Mal verkauft wurden. Nützliche Apps sind zum Beispiel Fahrpläne des öffentlichen Verkehrs (in Zürich auch für die VBZLinien), Adressbücher, Newsportale, Wetterprognosen, Flickr, YouTube und Weiteres mehr. Das iPhone lässt sich aber auch firmengerecht nutzen, indem man eine bestimmte Anzahl von iPhones speziell konfiguriert und per VPNVerbindung mit den Servern eines Unternehmens zum Kommunizieren befähigt. Und seit einiger Zeit erfreuen sich Business-Anwendungen wie Quickoffice, Evernote oder Skype auf dem Gerät wachsender Beliebtheit. Wenngleich an einem Tag nicht alle Fragen eine Antwort finden, die Teilnehmenden sind für den iPhone-Alltag gerüstet.

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IM GESPRÄCH

Jobsharing ist die ideale Lösung Führungsverantwortung teilen. Brida von Castelberg leitete die Frauenklinik des Triemli-Spitals in Zürich lange Jahre alleine, bis es ihr zu viel wurde. Auch Ärztinnen und Ärzte müssten Zeit haben, um über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. INTERVIEW Fritz Keller  BILDER Reto Schlatter

Frau von Castelberg, Sie sind Chirurgin und Gynäko­login. Waren das als Kind schon Ihre Traumberufe? Medizin war schon als Kind mein Traumberuf. Ich wurde mir dann noch als Kind kurz untreu, als ich mich für Zoologie interessierte. Aber dann kehrte ich zur Medizin zurück. Was hat Sie zur Chirurgie gezogen? Ich praktizierte im Wahlstudienjahr in der Chirurgie. Das hat mir so gut gefallen, dass ich wusste: Das ist es. Ursprünglich stellte ich mir vor, Hausärztin zu werden, das verband ich mit Medizin: Den Doktor, der zu den Patienten nach Hause kommt, sie beruhigt und die Decke zurechtdrückt. Noch einmal vor die Berufswahl gestellt, würden Sie gleich entscheiden? Ich bin nicht sicher. Die Arbeit mit den Patientinnen gefällt mir sehr, was es darum herum zu tun gibt, mag ich gar nicht. Sicher mehr als die Hälfte meiner Arbeit besteht aus administrativen Dingen. Die Freiheit des Berufes ist sehr eingeschränkt. Deshalb würde ich es wohl nicht mehr machen. Wo ist der Anteil, der Ihnen heute noch gefällt? Sicher der Patientenkontakt. Damit verbunden «das ganz Dumme»: das Helfenkönnen. In den meisten Fällen kann man etwas Positives für die Patientin tun. Auch wenn es nicht immer heilen ist, aber man kann einen neuen Weg aufzeigen. Das befriedigt mich. Und natürlich ist es auch wissenschaftlich sehr interessant. 24  EB Kurs Nr. 25 – Frühling 2010

Als Sie studiert haben, waren wohl noch mehrheitlich Männer in der Medizin eingeschrieben? Heute beträgt der Frauenanteil in diesem Fach an der Universität Zürich etwa 60 Prozent. Die Medizin wird immer weiblicher. Was sagen Sie dazu? Es ist eine Tatsache, es gibt immer mehr Frauen, die in der Medizin arbeiten. Die Frage ist, ob sie dadurch auch weiblicher wird. Absolut gesehen nimmt die Zahl der Frauen zu, aber mit steigender Hierarchiestufe nimmt der Frauenanteil ab. Das ist nicht nur eine Folge der Alterspyramide, dass Frauen weniger Leitungspositionen haben. Ich meine, die Medizin wird erst dann weiblicher, wenn auch vermehrt Frauen leitende Positionen innehaben. Sie führten vor eineinhalb Jahren das JobsharingModell ein und teilen sich nun die Verantwortung mit Stephanie von Orelli. Was war der Grund zu diesem Schritt? Es ist mir zu streng geworden. Ich hatte keine Zeit mehr für mich. Das merkte ich besonders, als einige Freunde gestorben sind. Das Spital ging immer vor. Meine Partnerin ist eine Vollblutklinikerin, die von morgens früh bis abends spät im Spital arbeiten könnte, aber sie hat zwei kleine Kinder. Sie will nicht, dass die Kinder nur noch ihren Mann kennen. Deshalb machten wir dieses Jobsharing; es funktioniert sehr gut. Gibt es keine Konflikte? Nein, eigentlich nicht. Das einzig Negative: Wir machen einfach mehr als das, wofür wir angestellt


IM GESPRÄCH

sind. Vielleicht ist das typisch weiblich. Mit einem Jobsharing hat man mehr Freizeit, und die kann man füllen, zum Beispiel wieder mit Arbeit. Dann ist das Jobsharing nicht die ideale Lösung? Sie ist ideal. Man muss einfach nein sagen können, und das muss man lernen. Hat diese Idee des Jobsharings auf höchster Ebene ausgestrahlt in andere Spitäler? Ja, wir werden oft angefragt, wie man das organisiert. Ich bin skeptisch, ob sich das einfach übertragen lässt. Man muss sich sehr gut mögen. Und man muss eine ähnliche Denkweise haben, sonst geht es nicht. Wir haben uns zum Beispiel noch nie auf einer Visite widersprochen. Nicht weil es nicht vorkommen könnte, sondern weil wir sehr ähnlich denken. Haben Sie Angst vor Konflikten? Ich kann ganz schlecht mit Konflikten umgehen. Sie sind also froh, dass es keine gibt? Ja, aber es stimmt, dass es keine gibt. Ich tue nicht nur so, damit ich sie nicht austragen muss. Sie führen ein Team mit etwa zwanzig hochqualifizierten Mitarbeitenden. Nach welchen Prinzipien führen Sie? Nicht nach Prinzipien. Ich habe schon mal gelernt, was es für Vorgaben gibt. Ich führe, indem ich Vorbild sein will. Es kommt zum Beispiel nie jemand zu spät, weil ich auch nie zu spät komme. Pünktlichkeit ist Ihnen wichtig. Sie steht nicht im Zentrum, aber da kann man es messen. Wir haben zwei Rapporte pro Tag, und seit

15 Jahren kommt niemand zu spät. Wenn man etwas lebt, funktioniert es, und alle machen mit. – Auch im Umgang mit den Patienten habe ich Vorbild­ funktion, sei es auf der Visite oder beim Eintritts­ gespräch. Aber es ist nicht so, dass ich das einzige Vorbild bin, es gibt noch viele andere Kaderärzte, die für die Jungen Vorbilder sind. Sie wirken sehr ruhig. Können Sie auch laut werden? Irrsinnig selten. Ich werde nervös, wenn ich unter Druck komme. Wenn ich merke, dass ich zwei, drei Termine gleichzeitig habe, weil alles auf mich geladen wird. Dann fühle ich mich missbraucht und in die Enge getrieben. Aber dann werde ich nicht laut, ich verstumme dann eher. Von Ihnen hört man, dass Sie bis zu 90 Stunden pro Woche gearbeitet hätten. Stimmt das? Ja, aber das war absurd. Das kann man sich nicht mehr vorstellen. Wie sieht das für die jungen Ärztinnen und Ärzte aus? Die haben es viel besser, die haben fixe Arbeitszeiten. Die können ihre Überzeiten kompensieren, und wenn sie eine Woche Nachtschicht gemacht haben, dann haben sie nachher eine Woche frei. Was verlangen Sie von Ihren Mitarbeitenden: Genügt es, wenn sie ihren Job normal erfüllen, oder fordern Sie Spitzenleistungen? Ich habe mir das schon oft überlegt: Wir haben wahnsinnig gute Mitarbeitende. Entweder haben Frau von Orelli und ich ein gutes Händchen beim Auswählen, oder sie motivieren sich gegenseitig. Oft denke ich, dass die jungen Assistentinnen viel bes-

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IM GESPRÄCH

nicht erfassen, wenn man nicht selber einen breiten Horizont hat. Das habe ich damals auch als Argument für kürzere Arbeitszeiten vorgebracht: Eine Ärztin, die weder ins Theater noch ins Kino, noch ins Niederdorf geht, ist keine gute Ärztin. Jetzt ist es aber leider so, dass alle nur noch Kinder machen. (Lacht) Nur noch Kinder machen? Meine leitende Ärztin bekam vor kurzem ihr drittes Kind, die eine Oberärztin hat vier, die andere ist mit dem vierten schwanger. Das fällt dann immer auf einen zurück, weil die Frauen immer für vier Monate ausfallen. Aber das ist nun mal so.

Dr. Brida von Castelberg, 57, ist Fachärztin für allgemeine Chirurgie und Gynäkologie und Geburtshilfe. 1993 übernahm sie die Leitung der Frauenklinik des Zürcher Triemli-Spitals und war damals eine der ersten Frauen in einer solchen Funktion. Seit März 2008 teilt sie sich die Führungsverantwortung mit Dr. Stephanie von Orelli und führte ein entsprechendes JobsharingModell ein. Sie ist überzeugt, dass solche Teilzeitmodelle mit dem wachsenden Frauenanteil in der Medizin zunehmen werden. An der Frauenklinik im Triemli arbeiten 10 Kaderärzte/Kader­ ärztinnen (ohne Chefärztinnen), nur 2 von ihnen zu 100 Prozent.

ser sind als ich in diesem Alter, auch viel seriöser, gar nichts von faul. Es gibt ganz selten solche, die nicht in diese Aufgaben hineinwachsen. Worauf achten Sie bei einem Einstellungsgespräch? Die Bewerbungsunterlagen sagen nicht allzu viel aus, die ähneln sich zu sehr. Am ehesten achte ich aufs Bild, ich weiss dann visuell schon, was auf mich zukommt. Bei einem allfälligen Bewerbungsgespräch ist der erste Eindruck wichtig, wie schaut mich jemand an. Dann frage ich natürlich nach, was die Bewerber­innen wollen, prüfe, ob das mit unseren Bedürfnissen übereinstimmt. Und sage allen, dass es streng werden wird, vor allem wenn es Frauen sind. Ich merke mir dann, wie sie reagieren. Und wenn ich die Bewerberinnen anschliessend durch die Klinik führe, sehe ich, wie sie auf Pflegende und Patientinnen reagieren. Da scheint sehr viel Intuition dabei zu sein? Ja. Natürlich gibt es auch sachliche Argumente, die für oder gegen eine Anstellung sprechen. Zum Beispiel sollte es nicht sein, dass alle im selben Ausbildungsstadium sind. Sie haben in einem Interview gesagt, dass Sie darauf achten, dass Mitarbeitende nicht eindimensional denken: Was heisst das für Sie? Medizin geschieht zwischen Mensch und Mensch. Man kann das Spektrum von jemand anderem 26  EB Kurs Nr. 25 – Frühling 2010

Sie selber sind auch noch ein bisschen in der Ausbildung tätig. Wird dieser Breite des Horizonts genügend Bedeutung zugemessen, oder ist alles auf Spezialisierung ausgerichtet? In unserer Klinik ist das zentral. Alle sechs Wochen machen wir eine entsprechende Weiterbildung, bei der auch die Pflegenden dabei sind. Wenn es um die Interaktion mit den Patientinnen geht, gibt es manchmal schwierige Fälle. Darauf muss man vorbereitet sein. Medizin wird immer weiblicher, sie wird aber auch immer technischer. Ist das auch Ihr Eindruck? Ich kann nur von meinem Spital sprechen, weil ich nur dieses kenne. Es wird einerseits technischer, weil die technischen Möglichkeiten besser werden. Der Ultraschall wird besser, die Laparoskopie, dieses Schlüsselloch-Operieren, wird extrem viel besser. Da ist die Technik sehr weit. Dann aber hat es einen gewaltigen Schub gegeben, dass viele gemerkt haben, dass es eine psychosoziale Komponente gibt in der Medizin. Was heisst das? Neben dem medizinischen Teil gibt es immer auch einen psychologischen Teil. Wir haben deshalb eine Psychologin und eine Sozialarbeiterin, die auf die Visite mitkommen. Das hat sich sehr bewährt. Man sieht dann allenfalls, dass Schmerzen im Bauch mehr mit einer Migrationsproblematik und einer Depression zu tun haben und nicht organisch begründbar sind. Die Entwicklung verläuft also in verschiedene Richtungen? Ja, die technischen Hilfsmittel sind besser, das ist auch gut so. Aber das Bewusstsein für eine umfassendere Betrachtungsweise ist auch gewachsen. Wenn sich die Technik so rasant entwickelt, besteht ein grosser Weiterbildungsbedarf. Kommt man da überhaupt nach? Nicht überall, nein. Ich habe auch gewisse Dinge aufgegeben, das überlasse ich jenen, die das am besten können. Weiterbildung ist schon wichtig, aber es gibt auch Grenzen: Man kann nicht alles können.


Populärfotografie, 1990, 9 × 13 cm, Sammlung FFV

VOGELSCHAU

Der Raucher Rauchen ist erlaubt, aber nicht (mehr) an allen Orten. Suizid ist ja auch nicht strafbar, die Selbstbestimmung ist gesetzlich verankert, mit oder ohne Sterbehilfe. Wenn der LacosteMann hier also seine Nase rümpft, Faxen und Schnuten macht, dann beisst ihn wohl der Rauch. Und wo Rauch ist, ist Feuer. Für die einen ein Vergnügen, für die andern eine Last, für die Dritten ein Akt der Macht – der Glimmstängel ist ein Brennpunkt des Zusammen­ lebens, egal in welche Körperöffnung man ihn steckt, um das Höhlen- und Kanalsystem der Körpers zu testen. Fritz Franz Vogel

Der Bilderforscher und Bildersammler Fritz Franz Vogel ist Kursleiter an der EB Zürich im Bereich digital gestalteter Drucksachen. Für EB Kurs verfasst er Bildkolumnen über inszenierte Fotografie, eines seiner zentralen Forschungsgebiete.

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Kultur

Kursleitende und Mitarbeitende der EB Zürich geben Tipps zu interessanten Büchern, CDs und Filmen.

Carlos Ruiz Zafón Im Schatten des Windes Suhrkamp-Verlag, 2004

Lesen

Leela James A Change Is Gonna Come 2005

Hören

Bill Forsyth Local Hero 2006

Sehen

Geheimnisvoll. Zafón erzählt die Geschichte von Daniel Sempere, Sohn eines Buchhändlers, der mit seinem Vater den Friedhof der verlassenen Bücher in Barcelona besuchen und ein Buch auswählen darf. Ab diesem Moment ist das Leben des Jungen eng mit dem ausgewählten Roman «Im Schatten des Windes» verbunden. Daniel versucht über Jahre, mehr über Julián Carax, den mysteriösen Autor, und dessen Schicksal herauszufinden. Sein Schicksal verwebt sich mehr und mehr mit dem von Carax. Daniel bringt sich dadurch selbst in Gefahr, denn Julián Carax wurde von seinen Feinden niemals vergessen. Ein Buch für alle, die Barcelona und packende, leicht unheimliche Romane lieben.

Kraftvoll. Eine heisse Mischung aus Soul und R&B verspricht das musikalische Energiebündel Leela James. Wer die Stimme der noch jungen Leela hört, kann nicht behaupten, dass Black Music am Aussterben ist. Ihre Musik versetzt den Zuhörer in neue Dimensionen. Kraftvoll und mit satten Beats hat sich die US-amerikanische Sängerin einen Namen gemacht. Nicht umsonst setzten sich Weltstars wie Wyclef Jean, Raphael Saadiq oder Kanye West mit ihr ins Aufnahmestudio. Schon mit jungen acht Jahren war Leela mit einer überzeugend reifen und rauen Stimme aufgefallen. Heute wird das Wunderkind sogar mit Aretha Franklin oder Chaka Khan verglichen. Reinhören lohnt sich auf jeden Fall.

Stimmungsvoll. Der leicht exzentrische und astronomiebegeisterte Ölmagnat Happer schickt seinen Manager MacIntyre aus dem geschäftigen Texas in ein abgelegenes schottisches Fischerdorf, um es aufzukaufen. An der idyllischen Bucht soll eine gigantische Öl­ raffinerie entstehen. MacIntyre (trotz des Namens ohne schottische Wurzeln!) und sein tollpatschiger Begleiter Danny Oldsen verfallen jedoch bald der Magie des Dorfes und dem etwas rauen Charme seiner Bewohner, die bereits das grosse Geld wittern. Der stimmungsvolle Film wird untermalt von der herrlichen Musik Mark Knopflers (Dire Straits), die noch lange nach dem etwas melancholischen Ende nachklingt.

BARBARA CHRISTEN Kursleiterin Didaktik und Bildungs­ management

LAURENT SCHÜTZ Lernender Administration

DANIELA WEBER Kursleiterin Persönlichkeit und Management

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tipps und tricks

Gut gewürzt heisst gut gekürzt Wirkungsvolle Rhetorik. Weniger ist mehr, auch beim Redenhalten: «Eine gute Rede hat einen guten Anfang und ein gutes Ende – und beide sollten möglichst dicht beeinanderliegen», brachte der amerikanische Schriftsteller Mark Twain die Kunst der Rede auf den Punkt. Text Christian Kaiser  Illustration Eva Kläui

Auch Winston Churchill war ein Freund von Kürze: «Eine gute Rede soll das Thema erschöpfen, nicht die Zuhörer.» Dass eine kurze, konzentrierte Rede aber umso mehr Vorbereitungszeit beansprucht, wusste schon Cäsar: «Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich mich kürzer gefasst», entschuldigte er sich. Und nach Montesquieu pflegen schlechte Redner einfach durch Länge zu ersetzen, was ihnen an Tiefe fehlt. Durchaus sinnvoll also, dass man sich im Zeitalter von einstündigen PowerPoint-Präsentationen an die Erfolgsrezepte der Meister erinnert: 1. Der gute Anfang Die Rednerin schlägt eine Brücke zwischen sich und der Zuhörerschaft. Der Anfang legt das Sympathiefeld, auf welchem man das Publikum überzeugen kann. Dafür eignen sich Witz, Überraschung, Zitate oder persönliche Anekdoten. Der Redner erklärt auch, in welchem Bezug er zum Thema steht. 2. Ein gut aufgebauter, kurzer Hauptteil Eine klare und saubere Gliederung, die am Anfang kurz erläutert wird, ist hier das A und O. Dafür muss

man ein Ziel vor Augen haben, eine Quintessenz, auf die alles hinausläuft. Was ist meine Kernaussage? «Wer seine zentrale Botschaft nicht in einem Satz aus dem Fenster brüllen könnte, der weiss (noch) nicht, worauf er/sie eigentlich hinaus will» (Konstantin Jacoby). Mit dieser Brille soll der Vortragstext er- und überarbeitet werden: Bringen die einzelnen Informationen wirklich Erkenntnisgewinn im Hinblick auf mein Ziel – oder beschreite ich Nebengeleise? Sind die Gedanken einfach und klar? «Wers nicht einfach und klar sagen kann, soll schweigen und weiterarbeiten, bis ers klar sagen kann» (Karl Popper). 3. Der gute Schluss Eine gute Rede hallt nach. Dafür reicht es nicht, die Fäden aus dem Hauptteil noch einmal aufzunehmen. Der Kern der Rede soll hier noch einmal in gesteigerter, zugespitzter Form daherkommen, so, dass unter der Zuhörerschaft Stimmung und/oder Lust zu handeln entsteht. Besonders der letzte Satz sollte den Zuhörern im Gedächtnis bleiben. Übrigens: Nicht immer ist der Applaus des Publikums am Ende eines Vortrags ein gutes Zeichen: Robert Lembke vermutete, 90 Prozent des Beifalls beim Zusammenfalten des Manuskripts seien bloss ein Ausdruck der Erleichterung. KURSE ZUM THEMA – Rhetorik: Reden vor Publikum – Rhetorik – für Frauen – Redetraining – PowerPoint: Einführung Weitere Infos und Anmeldung unter www.eb-zuerich.ch

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AGENDA

Vormerken! Informationsveranstaltungen zu Bildungsgängen und Kursen im Bildungszentrum für Erwachsene BiZE, Riesbachstrasse 11, 8008 Zürich

Ein Bild ist ein Bild ist (k)ein Bild Digitale Bilder sind leicht zu handhaben und können beliebig verändert werden. Im Lernfoyer des BiZE vermitteln Fachleute aus dem Bereich Fotografie Knowhow rund ums digitale Bild. Es muss nicht immer ein mehrteiliger Kurs sein. Manchmal reicht ein kleiner Input, um Antworten auf seine Fragen zu bekommen. Das ist gerade auch im Umgang mit digitalen Bildern so. Kursleiterinnen und Kursleiter aus dem Bereich Fotografie bieten deshalb in nächster Zeit Spezialveranstaltungen an, in denen besondere Aspekte rund ums Fotografieren spotartig beleuchtet werden: Adobe Camera Raw Sie lernen neue Optionen und Möglichkeiten der Bildbearbeitung im Umgang mit Fotos im RAW-Format kennen. Leitung: Franziska Bollinger Datum: Montag, 22. März 2010 Zeit: 18.00–21.00 Uhr Adobe Bridge CS4 Mit dem Programm Bridge aus der Adobe Creative Suite eröffnen sich effiziente Arbeitstechniken, die weit über die Funktionen vom Finder unter Mac OS X oder Explorer unter Windows gehen. Leitung: Erich Rebstein Datum: Montag, 29. März 2010 Zeit: 18.00–21.00 Uhr Panorama mit Photoshop CS4 Automatische Funktionen in Photoshop ermöglichen es, mit wenig Aufwand Bilder in hoher Qualität zusammenzusetzen, farblich und in der Helligkeit anzugleichen sowie in Höhe und Breite zu ändern. Leitung: Erich Rebstein Datum: Montag, 12. April 2010 Zeit: 18.00–21.00 Uhr

Alle Veranstaltungen finden im Lernfoyer der EB Zürich statt. Kosten: Fr. 45.–/Veranstaltung (zu bezahlen an der Theke im Lernfoyer).

Anwendungen am Arbeitsplatz Kurs «ECDL»-Start Kurs «Informatik-Anwender/in I SIZ» und «ECDL-Start» Kurs «Informatik-Anwender/in II SIZ» Bildungsgang «ICT Power-User SIZ» Publishing und Digitale Medien Bildungsgang «Web-Publisher EB Zürich» Bildungsgang «3D-Visualisierung und Animation» Programmieren und Systeme Bildungsgang «WebProgrammer PHP» 2.0 Bildungsgang «Java (Sun Certified Java Programmer)» Bildungsgang «Microsoft MCTS Web Applications» Kurs «Linux-Systemadministration Basis (LPIC-1)» Kurs «Linux-Systemadministration Aufbau (LPIC-2)» Die aufgeführten Kurse und Bildungsgänge werden alle in einer Veranstaltung vorgestellt. Mittwoch 3. März 2010 Donnerstag, 8. April 2010 Mittwoch, 26. Mai 2010 jeweils 18.00–19.30 Uhr

Persönlichkeit und Management Bildungsgang «Kommunikation» Bildungsgang «Management und Leadership» Bildungsgang «Leadership kompakt» Bildungsgang «NPO-Management» Bildungsgang «Projektmanagement» Bildungsgang «Marketingkommunikation» Bildungsgang «Textpraktiker/in» Bildungsgang «Mediation im interkulturellen Umfeld» Bildungsgang «Journalismus» PR-Fachfrau / PR-Fachmann – in Zusammenarbeit mit KV Business School Bildungsgang «Weiterbildung in der Familienphase» Die aufgeführten Kurse und Bildungsgänge werden alle in einer Veranstaltung vorgestellt. Montag, 8. März 2010 Dienstag, 20. April 2010 Mittwoch, 12. Mai 2010 jeweils 18.00–19.30 Uhr

Didaktik und Bildungsmanagement SVEB, Eidg. Fachausweis Ausbilder/in und Eidg. Diplom Ausbildungsleiter/in Dienstag, 30. März 2010 Dienstag, 25. Mai 2010 jeweils 18.30–20.00 Uhr

Weitere Informationen www.eb-zuerich.ch/agenda

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Beruflich weiterkommen mit der EB Zürich Mit jährlich 16 000 Kundinnen und Kunden ist die EB Zürich die grösste von der öffentlichen Hand getragene Weiterbildungsinstitution der Schweiz. Weiterbildung liegt im Interesse des Wirtschaftsstandortes Zürich und muss darum für alle zugänglich sein – unabhängig vom finanziellen oder sozialen Status. Seit über 35 Jahren unterstützt die kantonale Berufsschule für Weiterbildung deshalb Berufsleute aus allen Branchen und Bildungsschichten dabei, beruflich am Ball zu bleiben; Lehrabgänger und Akademikerinnen, Handwerker und kaufmännische Angestellte, Kader und Berufseinsteigerinnen lernen neben- und miteinander. In über 400 Kursen und Lehrgängen können sie (fast) alle Fähigkeiten erwerben, die sie brauchen, um ihren Berufsalltag erfolgreich zu meistern.

sse tra s h Für jedes Kompetenzniveau. Das lic öh attraktiven EinProgramm reichtFrvon

steigerkursen bis hin zu professionellen Lehrgängen auf höchstem Niveau. Ob Informatikanfänger oder -crack, Illettrist oder professionelle Texterin, Englisch-Einsteigerin oder Proficiency-Anwärter – an der EB Zürich finden alle ein passendes Angebot. Die Zukunft gestalten. Die über 350 Erwachsenenbildnerinnen und -bildner sind nicht nur fachlich, sondern auch in Didaktik und Methodik auf dem neusten Stand. Die EB Zürich verfolgt die Trends in Wirtschaft und Gesellschaft genau und entwickelt laufend neue Konzepte und Inhalte, die auf die kommenden Bildungs­ bedürfnisse ausgerichtet sind.

Der persönliche Weg zum Ziel. Der Weg zum Lernerfolg ist individuell. In Weiterbildungs- und Lernberatungen werden die Ziele geklärt und geeignete Lernmethoden und -formen aufgezeigt. In Frage kommen auch verschiedene Formen des eigenverantwortlichen Lernens, wie sie im Lernfoyer zur Verfügung stehen. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch immer mehr Personalchefs und Weiterbildungsverantwortliche vertrauen darum auf den Slogan der EB Zürich: «Weiterbildung – wie ich sie will»

Partnerin der Wirtschaft. Die EB Zürich fungiert als die Weiterbildungsstufe für all jene Berufstätigen, welche den «klassischen» Weg der Berufsbildung beschritten haben. Auch zahlreiche KMU und Institutionen mit und ohne eigene interne Weiterbildungsabteilung vertrauen auf die jahrzehntelange Erfahrung in der Erwachsenenbildung. EB Kurs Nr. 25 – Frühling 2010  31


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Weiterbildung – wie ich sie will

Kantonale Berufsschule für Weiterbildung W Bildungszentrum für Erwachsene BiZE Riesbachstrasse 11, 8090 Zürich Telefon 0842 843 844 www.eb-zuerich.ch lernen@eb-zuerich.ch


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