EB Kurs - Magazin der EB Zürich Herbst 2012

Page 1

Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 35 – Herbst 2012

Karriereschlüssel Schreiben eröffnet neue Denkund Lernräume ID Schweiz 16 Seiten über Swissness und Identität Delia Mayer Kommissarin, Musikerin; Baggerfahrerin und Kioskfrau?


EDITORIAL

DIE NEUE SCHRIFTLICHKEIT In den USA wurden 1929 über 200 Millionen verschickt, 2005 noch 20 000. Dann wurde aus Mangel an Nachfrage der Dienst eingestellt. Telegramme! 2011 wurden in Deutschland 55 Milliarden (55 000 000 000) SMS gesendet. Tendenz steigend. Der Telegrammstil («Ankomme Freitag Mittag») wurde durch eine noch knappere Schreibcodierung ersetzt. Auf der anderen Seite werden die Werke in den Schaufenstern der Buchhandlungen immer dicker. So ab 400 Seiten schreibt sich offensichtlich leichter.

EB KURS Nr. 35 – Herbst 2012 Magazin der EB Zürich, Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Zürich, Riesbachstrasse 11, 8090 Zürich TELEFON 0842 843 844 FAX 044 385 83 29 INTERNET www.eb-zuerich.ch E-MAIL marketing@eb-zuerich.ch HERAUSGEBER Serge Schwarzenbach (für die Geschäftsleitung) REDAKTION Christian Kaiser, Fritz Keller (silbensilber, Zürich) GESTALTUNG Giorgio Chiappa MITARBEIT Felix Aeppli, Jürg Fischer, Anouk Holthuizen, Ute Ruf, Guido Stalder, Emil Zopfi FOTOS Philipp Baer, Sarah Keller, Miriam Künzli, Reto Schlatter, Emil Zopfi ILLUSTRATIONEN Sämi Jordi, Eva Kläui DRUCK Ringier Adligenswil AG TITELBILD Sarah Keller

2

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

Schreiben (und Lesen) begleitet uns trotz Radio, Fernsehen, Mobile und Internet in noch intensiverem Mass als noch vor einigen Jahren. Dabei gehts nicht bloss um die Konservierung und Distribution von Wissen. Das moderne «papierlose» Büro produziert mehr beschrifteten Papierabfall denn je. Den Wertverlust durch die Schriftlichkeit beklagte schon Sokrates in Platons Dialog «Phaidros». Sokrates war ein Anhänger des «Sprechdenkens». Wie das Schreiben heute mit unserem Denken und Lernen zusammenhängt, erfahren Sie in unserer Titelgeschichte ab Seite 6 über das «Schreibdenken». Nachgedacht und geschrieben haben auch die 10 Absolventinnen und Absolventen des Bildungsgangs Journalismus – zum Thema «ID Schweiz». Die lesenswerten Beiträge rund um «Swissness» und «Identität» finden Sie auf 16 Seiten in der Heftmitte. Und vielleicht inspiriert Sie die Lektüre unseres Magazins ja dazu, selber wieder einmal ganz bewusst zum Stift oder Füller zu greifen. Serge Schwarzenbach Herausgeber


5

INHALT 5 PORTRÄT Kita-Managerin mit Führungsqualifikation: Anja Buchegger führt 20 Leute und ist für 44 Kleinkinder verantwortlich.

6

6 SCHREIBDENKEN Schreiben ist auch ein Denk- und Lernwerkzeug – und ein Schlüssel für den Erfolg im Beruf. Welche Entwicklungsmöglichkeiten im Schreiben stecken und wie man sie entdeckt. 18 PERSÖNLICH Hans-Peter Hauser tritt nach 25 Jahren im Dienst der EB Zürich als Rektor ab. Der Schriftsteller Emil Zopfi hat ihm ein persönliches Porträt gewidmet. 22 KURSFENSTER Auch wie man eine Sache auf den Punkt bringt, statt um den heissen Brei herumzureden, kann man lernen. 24 IM GESPRÄCH Die erste Leidenschaft der TV-Kommissarin Delia Mayer gilt der Musik. Und der Kreativität generell: Dabei könne man einen Ego-losen Zustand erreichen wie in der Meditation.

18 18

KURZSTOFFE 4 15 16 17 21 27 28 29 30 31

24

Gesehen, gehört WeiterBILDung Rätsel «Wortquadrat» Kolumne Auskunft Seinerzeit Tagesthema Kultur Tipps und Tricks Agenda So finden Sie uns

ID SC HWE IZ

Beilage in der Heftmitte ID SCHWEIZ

22

Sind d besc as typis ch h zurü eiden, ord e Schwe ckha izer entl E lt gew issen end, zu ich, freu igenscha ve ndli h ften fleis ch ? sig, a aft, pün rlässig, urch , ktlic ufge bünzl ig, h st , patr ig seriös, ellt, hilfs tradition io bere ruhig sbew it grad tisch, du u , , dem ss spars li rc am, t, gross nig, sozi hschnit okratisc al, tlic h, zügig , sich umwelt h, kritisc langsam b erhe , Wir itsbe ewusst, h, sind n wuss eutr dem al, t nach Beila gega ge zu ngen mM … agaz in EB K urs de

r EB

Züri

ch. H

erbs

t 2012

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

3


GESEHEN, GEHÖRT

ABENTEUER GRAMMATIK Vorlesen. So macht es Spass, eine Sprache zu entdecken. In ihrem Buch «Abenteuer der deutschen Grammatik» hat die in Deutschland lebende und auf Deutsch publizierende Schriftstellerin Yoko Tawada ihr Verständnis / Unverständnis für die Regeln der deutschen Sprache in Gedichtform gegossen. «Als ich dich noch siezte, / sagte ich und meinte damit / mich. / Seit gestern duze ich dich, / weiss aber noch nicht, / wie ich mich umbenennen soll.» Yoko Tawada studierte in Hamburg Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, seit 2006 wohnt sie in Berlin. Am Mittwoch, 27. September 2012 um 19.30 Uhr liest Yoko Tawada an der EB Zürich. Eintritt frei.

BILDER IM DIALOG Ausstellen. An der EB Zürich sind Alf Hofstetter und Max Martin Frei als Kursleiter für digitale Medien tätig. Zusammen bilden sie aber auch das Künstlerduo ALMA. Eine Ausstellung im Kunst(Zeug)haus in Rapperswil würdigt nun das Schaffen der beiden Künstler, deren Zusammenarbeit seit 25 Jahren andauert. Hofstetter und Frei sind nicht gleichzeitig am Werk, sondern reagieren auf eine Vorgabe des jeweils anderen und halten das auf Tafeln im A5-Format fest. Alltägliches findet genauso Eingang in ihr Werk wie politische Themen oder die Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte. Rapperswil, Kunst(Zeug)haus, bis 7. Oktober.

ANGEBOTE IM ÜBERBLICK Weiterbilden. Eben ist das neue Gesamtprogramm der EB Zürich erschienen. Es bietet einen umfassenden Überblick über das breite Weiterbildungsangebot. Über Kurse und Bildungsgänge hinaus bietet die EB Zürich auch Unterstützung bei Weiterbildungsvorhaben. In einer Weiterbildungsberatung können sich Interessierte beraten lassen, welche Angebote für sie besonders sinnvoll sind. Die EB Zürich ermöglicht ihren Kundinnen und Kunden gerne die Weiterbildung, die sie wollen. Programmbestellung unter 0842 843 844 oder mit einem Mail an lernen@eb-zuerich.ch 4

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

LANGLEBIGER PC Reparieren. «Meinst du, da ist noch was zu machen?» Mit dieser Frage präsentierte EB-Zürich-Mitarbeiterin und Fotografin Susanna Anliker ihren neunjährigen Laptop Gérard Pitteloud. Normalerweise gehören ja PCs schon nach drei Jahren zum alten Eisen, und nach ein paar Jahren mehr lässt sich neue Software schon gar nicht mehr installieren. Der Informatik-Experte von der EB Zürich machte seiner Kollegin wenig Hoffnung. Aber er fand es reizvoll, das Unmögliche zu versuchen. Und siehe da: Er brachte das Ding wieder zum Laufen. Und Susanna Anliker kann in einer älteren Version von Photoshop sogar ihre Fotos verwalten. Fürwahr, gelebte Nachhaltigkeit.


PORTRÄT

Wie man 44 Kleinkinder managt Alles im Griff. Hohen Seegang ist sich Anja Buchegger gewohnt – als Leiterin einer Tagesstätte für über vierzig Kleinkinder und als ausgebildete Rettungsschwimmerin. Jetzt hat sie den Bildungsgang zur Führungsfachfrau SVF absolviert und geht an die eidgenössische Prüfung. TEXT Guido Stalder BILD Miriam Künzli

«Ich war ja vorgewarnt. Sie haben ausdrücklich gesagt, es werde streng, man solle sich seriös vorbereiten. Ich habe dann trotzdem bloss so ein Büchlein ‹Buchhaltung in 20 Minuten› gelesen und bin nachher ziemlich auf die Welt gekommen. Das war wirklich ‹tough›: unzählige Stunden für Rechnungswesen, Recht, Projektmanagement und Anderes, und immer wieder Zwischenprüfungen in Bern, Zürich, Zug. Als dann meine schriftliche Arbeit zum Thema Selbstkenntnis abgelehnt wurde, hatte ich wirklich eine Krise. Doch ich habe sie nochmals völlig neu geschrieben und damit bestanden. Geholfen hat mir dabei auch die Klasse, die bunt gemischt war. Nicht nur Leute aus dem Sozialkuchen wie natürlich vorher bei meinen Ausbildungen zur Kleinkinderzieherin und Sozialpädagogin. Und es hatte ungefähr gleich viele Männer wie Frauen. Der Bildungsgang ist seit März fertig, aber mit meiner Lerngruppe treffe ich mich immer noch ab und zu. Bloss brauchen wir nicht mehr zuerst zu lernen, sondern können gleich den Wein öffnen.

Ich bin viel sicherer geworden in allen ManagementAspekten, und vor allem auch viel schneller. Jetzt sind ein Budget und ein Quartalsabschluss kein Problem mehr für mich. Ich kenne die Fachbegriffe (und habe gesehen, dass manchmal nicht halb so viel dahinter steckt, wie man meinen könnte). Das kann ich gut gebrauchen, als Leiterin einer Tagesstätte für 44 Kleinkinder. Wir sind im Kreis 5 in Zürich und betreuen Kinder zwischen drei Monaten und fünf Jahren. Ich führe rund zwanzig Leute – pädagogische Mitarbeitende, Angestellte in Küche und Hauswirtschaft, einen Zivi. Dazu habe ich oft mit den Eltern und Behörden zu tun und verbringe viel Zeit in Sitzungen und mit administrativen Aufgaben. Darum habe ich leider keine eigene Kindergruppe mehr. Aber mir ist wichtig, dass ich immer noch alle Kinder kenne und einen Bezug zu ihnen habe. Das war jetzt die dritte Ausbildung mit nur kleinen Unterbrechungen – ich bin wirklich froh, wenn sie fertig ist und ich wieder mehr Zeit für mich habe. Ich mache sehr gerne Sport: Joggen, Inline-Skaten, Biken, Snowboard, und vor allem Schwimmen. Ich mache wenn möglich jedes Jahr die Zürcher Seeüberquerung und bin gelernte Rettungsschwimmerin. Mit dem Klub (SLRG) in Kloten haben wir wöchentlich Training, das ist aber mehr Spass als Leistung. Im Sommer gehen wir jeden Donnerstag in einen anderen See oder Fluss schwimmen. Und nachher geht es zum Grillplatz oder ins Restaurant. Das kann ich jetzt wieder in vollen Zügen geniessen, und erst noch als ausgebildete Führungsfachfrau.»

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

5


SCHREIBDENKEN

«Wer schreiben kann, macht Karriere» Zum Erfolg mit «Schreibdenken». Noch nie wurde so viel geschrieben wie heute. Souverän schreiben zu können, ist darum längst ein – oft vernachlässigter – Schlüssel für Erfolg im Beruf. Schreiben ist aber auch ein wichtiges Denk- und Lernwerkzeug: Als «Schreibdenken» ist es ein Mittel, um besser zu arbeiten, zu reflektieren, zu erkennen sowie kreative und innovative Lösungen zu finden. Und: Wer seine Schreibkompetenz verfeinert, kann quasi im Vorbeiweg andere für den Berufsalltag wichtige Kompetenzen verbessern. TEXT Christian Kaiser BILDER Sarah Keller

E-Mails, Konzepte, Berichte, Analysen, Arbeitsrapporte, Protokolle, Korrespondenz, Präsentationen, Vorträge, Offerten, Manuals, Werbe- und Webseitentexte usw. – den grössten Teil unserer Arbeitszeit in der Wissensgesellschaft verbringen wir schreibend. Gute Schreibfähigkeiten sind darum wichtiger als jemals zuvor. «Längst geht es nicht mehr darum, überhaupt zu schreiben, sondern hochwertige und prägnante Texte zu verfassen», konstatiert Schreibcoach und Buchautorin Ulrike Scheuermann. Motor fürs Weiterkommen. Darum brauchen wir so viel Schreibkompetenz wie nur irgendwie möglich. Um uns positiv abzuheben. Um überhaupt gelesen zu werden. Um als Arbeitskraft be- und geachtet zu werden. Um uns einen Namen zu machen. Scheuermann findet, dass diesem Zusammenhang zwischen Schreibenkönnen und beruflichem Erfolg viel zu wenig Beachtung geschenkt wird; sie spricht unverblümt von einem vernachlässigten «versteckten Karrierefaktor».

6

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

Scheuermann hat ein Ratgeberbuch geschrieben mit dem etwas reisserischen Titel «Wer schreiben kann, macht Karriere». Im Klappentext steht: «Schreiben im Job kann Spass machen und ein Karrieremotor sein – es bietet beste Chancen für die berufliche Entwicklung.» Im Eingangskapitel zählt sie die Gründe auf, weshalb es sich lohnt, besser schreiben zu lernen: 1. Wer schreiben kann, beeindruckt andere

Vorgesetzte, Kollegen, Mitarbeiterinnen. Souverän zu schreiben bedeutet, in der Lage zu sein, andere von der Qualität der eigenen Arbeit zu überzeugen. «Der Leser schliesst vom Text auf den Autor – auch Sie als Person wirken damit, seriös, fundiert, überzeugend.» 2. Wer schreibt, der bleibt (in Erinnerung)

Der Eindruck, den strukturierte und fundierte Texte hinterlassen, wirkt auch noch nach zwei, drei Jahren nach. Und um sich an wichtige Informationen zu erin-


SCHREIBDENKEN

nern, sei unsere Wissensgesellschaft heute «weitgehend auf das geschriebene Wort angewiesen». 3. Wer schreiben kann, gewinnt Menschen

Für eine Sache, für ein Produkt, für Unternehmensziele, als motivierte Mitarbeitende. Das funktioniert sowohl innerhalb eines Unternehmens als auch in der Kommunikation nach aussen. Texte als Aushängeschilder. Auf die Frage, wie wichtig Schreibkompetenz für den Erfolg im Job denn sei, antwortete Scheuermann EB Kurs: «Karriere macht man auch über einen guten Eindruck. Und den prägt man durch seine Texte.» Denn Leser würden fast automatisch und oftmals unbewusst vom Text auf die Person des Autors schliessen: «Wer klar strukturiert schreibt, wird als klar denkend und kompetent eingeschätzt. Wer seine Texte stimmig formuliert, dem traut man auch zu, sich mündlich souverän und passend auszudrücken. Und wer auf den Punkt schreibt, von dem nimmt man an, dass er sich auch mündlich kurz fassen kann.» Trotz solcher einleuchtender und naheliegender Zusammenhänge wird der Aus- und Weiterbildung von Schreibkompetenz im beruflichen Umfeld nur wenig Beachtung geschenkt: Schlechte Qualität in der Kommunikation wird in Kauf genommen und einfach durch reduzierte Ansprüche an die Mitarbeitenden kaschiert. «Die dadurch verursachten Effektivitätseinbussen und Kosten könnten gemildert werden, wenn Schreiben als wesentliche Schlüsselqualifikation anerkannt und auf brei-

ter Basis ausgebildet würde», heisst es dazu in dem Fachbuch «Schlüsselkompetenz Schreiben». Es gibt kein Schreib-Gen. Diese Erkenntnis scheint sich noch nicht wirklich durchgesetzt zu haben. Wenn Unternehmen Schreibtrainings anbieten, dann geht es meist um Stilfragen oder um ein bestimmtes Schreibprodukt («Wie schreibe ich ein Protokoll?»), vielleicht auch einmal darum, Schreibblockaden zu vermeiden. Aber davon, das Schreiben als modernes Denk- und Lernwerkzeug zu nutzen und in den Arbeitsalltag zu integrieren, davon sind die Aus- und Weiterbildungsprogramme der meisten Unternehmen noch meilenweit enfernt (siehe Interview S. 11) Allerdings sind sich auch viele Berufstätige selbst nicht darüber im Klaren, dass Schreiben nicht einfach eine lästige Pflicht ist, «die nur Zeit frisst und wenig bringt» (Scheuermann). Ein Grund für die Zurückhaltung, die Schlüsselkompetenz Schreiben konsequent zu schulen, mag auch darin liegen, dass man die Fähigkeit zu schreiben für ein quasi angeborenes Talent hält, das man entweder hat oder auch nicht. Ähnlich wie in der

Schriftstellerei. Dieses Klischee ist aber von der Schreibforschung längst widerlegt. Schreiben kann man lernen, und auch wer schon gut ist, kann seine Schreibfertigkeiten immer noch weiter verbessern. In der Gruppe experimentieren. Aber wie? Die deutsche Schreibdidaktikerin und -forscherin Katrin Girgensohn hat darauf eine klare Antwort: «Da sich Schreiben nur durch Schreibpraxis erlernen und verbessern lässt, sind kreative Schreibgruppen eine hervorragende Möglichkeit, um Schreiben zu üben.» Schreiben lernt man also durchs Schreiben, durch üben, üben, üben – in der Gruppe. Claus Mischon, der seit vielen Jahren solche kreativen Schreibgruppen leitet und auch selbst als Studienleiter an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin Schreibgruppenleiterinnen und -leiter ausbildet, versteht seine Schreibwerkstätten als «Labore für das Experiment Schreiben», als «Eingangspforten in die weite Welt des Schreibens». Laut Mischon übt man in der Gruppe, um die eigenen Vorlieben für Textsorten, Themen oder Stile zu erkunden oder aus dem Wunsch, durch das Schreiben die KonzentEB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

7


SCHREIBDENKEN

mit der persönlichen Entwicklung auseinander, erinnert sich biografischer Meilensteine, wird sich der eigenen Stärken, Schwächen, Gefühle und Erfahrungen bewusst und lernt, für sich zu definieren, was wichtig und richtig ist. Diese Funktion des Schreibens erhöht die Selbstkenntnis und die Selbstverantwortung, schafft Sinn und ein neues Selbstwertgefühl.

ration zu schärfen. Mischon: «Wer schreibt, merkt, dass er oder sie dadurch auf andere Gedanken kommt, ja überhaupt erst auf Gedanken kommt: durch dieses Kneten der Buchstaben, dieses Basteln mit den Wörtern, dieses Spielen und Hantieren mit den Sätzen.»

adressatengerechte Form zu bringen – zum Beispiel die eigene (Fach-) Sprache in eine für die (Nicht-Fach-) Leserschaft gut verständliche und leicht verdauliche Sprache zu «übersetzen». Die transaktionale Funktion geht einher mit Sachund Kommunikationskompetenz.

Spielen, sich spiegeln, lernen. Das Schreiben als Werkzeug kann also viel mehr, als nur bereits im Kopf vorgefertigte Gedanken festzuhalten. Die Schreibforschung unterscheidet vier Funktionen des Schreibens:

Spielerische Funktion (hedonistische Funktion) Sie bedient das menschliche Grundbedürfnis zu spielen, Möglichkeiten auszuprobieren. Schreiben in diesem Sinne ist eine Kreativitätsund Innovationstechnik, ein erstes Austesten von neuen Lösungswegen auf Papier oder am Bildschirm; Schreiben als kreativer Prozess fördert die Fähigkeit «im Kopf weiter zu kommen» und so Neues zu schaffen. Das erhöht die Kreativitäts- und Innovationskompetenz.

Wissen-darstellende Funktion (transaktionale Funktion) Wissen und Informationen werden festgehalten, um sie weiterzugeben. Diese Funktion ist vor allem für die adressatengerechte Darstellung von Sachtexten wichtig. Dafür braucht es neben Sachkompetenz und Sprachkenntnis und der Fähigkeit, logisch zu argumentieren, auch weitere «Schreibskills»: den richtigen Umgang mit verschiedenen Informations- und Schreibmedien (Medienkompetenz, Technologiekompetenz, aber auch Darstellungs- und Übersetzungskompetenz). Letztere beinhaltet die Fähigkeit, Informationen in die richtige 8

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

Persönlichkeitsentwickelnde Funktion Schreiben birgt Entdeckungspotenzial; Unbewusstes und Vorbewusstes wird erkannt, Lebensthemen tauchen auf. Schreiben hilft, die eigenen Absichten, das eigene Handeln zu reflektieren und zu klären. Diese Funktion verbessert die Selbst- und Biografiekompetenz: Schreibend setzt man sich

Gedanken-entwickelnde Funktion (epistemisch-heuristische Funktion) Schreiben ist ein eigentliches Medium zum Entwickeln von Gedanken. Ein «Denken auf Papier», ein Mittel, um zu neuen Einsichten und Erkenntnissen zu gelangen, die man im Kopf nicht gehabt hätte. Wer dieses «Think on paper» – ein Ausdruck aus der amerikanischen Schreibpädagogik – beherrscht, kann sein Handeln detaillierter erinnern, gezielter weiterdenken, fokussiertere Fragen stellen, den aktuellen Arbeitsstand konkreter einschätzen und weiss genau, welche Ressourcen für den weiteren Arbeitsprozess benötigt werden (Gerd Bräuer). Oder anders ausgedrückt: Schreiben ist ein Denk- und Lernwerkzeug, das die Reflexions- und Lernkompetenz erhöht. Die Schreibkompetenz jedes einzelnen hängt nun gewissermassen davon ab, wie er oder sie diese einzelnen Teilfunktionen des Schreibens beherrscht. Schreibkompetenz ist die Summe der darin enthaltenen Teilkompetenzen. Und umgekehrt gilt: Wer an seiner Schreibkompetenz arbeitet, verbessert gleichzeitig – quasi im Vorbeiweg – auch alle anderen darin enthaltenen Teilkompetenzen, die heute auf dem Arbeitsmarkt so wichtig sind: Kommunikations-, Kreativi-


SCHREIBDENKEN

täts-, Selbst- und Lernkompetenz usw. Mit entsprechenden Schreibmethoden und Übungen lassen sich diese gezielt weiter vebessern. Entwicklung dank Schreibdenken. Ulrike Scheuermann hat das verinnerlicht, wenn sie uns noch einen weiteren Grund dafür liefert, weshalb, wer wirklich gut schreiben kann, alle Voraussetzungen dafür mitbringt, im Job Erfolg zu haben: Sie nennt es «die persönliche – geistige und emotionale – Entwicklung durch Schreiben»: Wer schreibt, arbeite besser, weil er sich dabei auf sich selbst besinnt. Und: «Wer das Schreiben nutzt, um weiterzudenken, kann damit neue Ideen und Visionen entwickeln und zum Vordenker für Innovationen werden.» Für dieses reflektierende oder entdeckende Schreiben, wie es die Schreibforscher nennen, hat sie einen neuen Ausdruck geprägt: Schreibdenken. Diesem Schreibdenken hat sie ihr letztes, kürzlich erschienenes Buch gewidmet.

überhaupt zu denken, Gedachtes weiterzuspinnen und zu verändern. So lasse sich «besser denken, lernen, lehren, schreiben und durch den beruflichen Alltag navigieren». Laut Scheuermann ist Schreibdenken nicht nur ein «effektives Selbst-Coaching-Werkzeug, mit dem Sie auch schnell zwischendurch mal innehalten und in eine neue Richtung denken können», sondern auch ein «optimales Instrument für selbstgesteuertes Lernen» (siehe Interview S. 11). Schreibend lernen. Dass Schreiben ein zentrales Lernmedium sein kann, das hat die Schreibdidaktik in den USA längst begriffen: Das «Writing to learn» wird dort schon seit Jahrzehnten an Hochschulen propagiert und betrieben. Im deutschsprachigen Raum sind

Parallel denken und schreiben. Der Ausdruck «Schreibdenken» verweist auf die menschliche Fähigkeit, schon weiterzudenken, während wir Wörter und Sätze formulieren. Diese Fähigkeit kommt uns nicht nur beim Sprechen (Sprechdenken), sondern auch beim Schreiben (Schreibdenken) zugute. Wir sehen uns bei dieser Methode quasi selbst beim Denken zu. Und unser Denken verändert sich dabei durch das Schreiben. Der amerikanische Pulitzer-Preisträger Edward Albee sagte es so: «Ich schreibe, um herauszufinden, worüber ich nachdenke.» Beim Schreibdenken wird das Schreiben gezielt genutzt, um EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

9


SCHREIBDENKEN

aber erst ganz wenige Universitäten und Hochschulen daran, dieses «Schreibend lernen» als Chance zu erkennen und in ihre Lehrpläne zu integrieren. Eine Vorreiterrolle nimmt dabei die Viadrina-Universität in Frankfurt (Oder) ein, an der eines der besten und innovativsten Schreibzentren Europas angesiedelt ist. Katrin Girgensohn, die Gründerin und ehemalige Leiterin dieses Schreibzentrums, vertritt in ihren Forschungen die Überzeugung, dass sich Schreibkompetenz nur im Zusammenspiel der verschiedenen Funktionen des Schreibens entwickeln lässt. Wer also die Schreibkompetenz entwickeln wolle, müsse an den vier verschiedenen Funktionen des Schreibens gleichzeitig arbeiten. Girgensohn geht noch weiter: Die einseitige Ausrichtung auf die transaktionale, Wissen-vermittelnde Funktion sei zwar heute die Regel – sowohl an Schulen, Hochschulen wie auch in der Berufswelt –, dieser einseitige Fokus fördere aber die Schreibkompetenz nicht, sondern erschwere deren Entwicklung sogar! Drei Fliegen mit einer Klappe. Umgekehrt kann man aber mit einem Ausbildungskonzept, das auf dem «Writing to learn»-Ansatz basiert, nicht nur die Schreibkompetenz gesamthaft verbessern, sondern auch weitere Lernziele erreichen. Als Beispiel: Gemeinsam mit drei anderen Schreibdidaktikerinnen hat Katrin Girgensohn an der Viadrina das Seminar «Schreiben(d) lernen im Team» konzipiert und umgesetzt. Dabei sollten die Studenten nicht nur schreiben lernen, sondern eben auch schreibend lernen. Das didaktische Ziel: drei wichtige Schlüsselkompetenzen 10

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

vermitteln, die den Teilnehmenden in Wissenschaft und später im Beruf zugute kommen; Schreibkompetenz, Teamkompetenz und interkulturelle Kompetenz. Der Schreibdidaktiker Gerd Bräuer hat das innovative Projekt evaluiert und bezeichnet «Schreiben(d) lernen» als «effektive Methode», die gesetzten Lernziele zu erreichen. Und empfiehlt es zur Nachahmung. Für Bräuer ist Schreiben schlicht «Schlüsselkompetenz für fächerübergreifendes, ja sogar lebenslanges Lernen». Oder anders ausgedrückt: Man kann beim Schreiben gar nicht nicht lernen. BUCHHINWEISE Ulrike Scheuermann: «Schreibdenken – Schreiben als Denk- und Lernwerkzeug nutzen und vermitteln». UTB, 2012 Ulrike Scheuermann: «Wer reden kann, macht Eindruck – wer schreiben kann, macht Karriere: Das Schreibfitnessprogramm für mehr Erfolg im Job.» Linde, 2009 Schreiben(d) lernen im Team: Ein Seminarkonzept für innovative Hochschullehre. Springer VS, 2012 Katrin Girgensohn/Nadja Sennewald: Schreiben lehren, Schreiben lernen. Eine Einführung. WBG Darmstadt, 2012


SCHREIBDENKEN

«Schreiben ist eines der besten Denk- und Lernwerkzeuge»

Ausatmen auf Papier. Ulrike Scheuermann ist Diplom-Psychologin, Coach und Dozentin für kreatives und berufliches Schreiben. Seit 15 Jahren unterstützt sie Wissenschaftlerinnen, Sachbuchautoren und Berufstätige beim Schreiben und Publizieren. In ihrem neusten Buch wirbt sie dafür, Schreiben ganz neu als Denk- und Lernwerkzeug zu sehen, und zeigt Wege auf, wie man dieses «Schreibdenken» vermitteln kann. INTERVIEW Christian Kaiser

Frau Scheuermann, Ihr neustes Buch heisst «Schreibdenken». Schreiben ist also nicht nur ein Werkzeug, um im Kopf formulierte Gedanken festzuhalten, sondern auch ein Instrument, um überhaupt zu denken? Schreiben ist eines der besten Denkwerkzeuge – neben dem Denken im Kopf, also ohne Hilfsmittel – und dem Weiterdenken im Gespräch. Welche Denkform für jemanden am besten passt, hängt auch von den Vorlieben und der Persönlichkeit ab: Gerade Introvertierte – und das sind ungefähr die Hälfte aller Menschen – können im Austausch mit anderen Menschen oft nicht so gut weiterdenken. Sie lassen sich leicht vom Eigenen ablenken. Schreibdenken ist dann eine gute Alternative. Beim Denken im Kopf verlieren sich zudem viele in ihren Assoziationen und es fällt ihnen schwerer, sich zu konzentrieren. Beim Schreibdenken dagegen schreiben Sie in einem ruhigeren Tempo, Sie bemerken in der Regel sofort, wenn Sie abschweifen und statt über Ihr neues Projekt über das schreiben, was Sie heute Nachmittag noch einkaufen wollen. Sie schreiben, Schreibdenken verbessere die Schreibkompetenz, ermögliche es, Sachthemen weiterzuentwickeln und diene zugleich der Selbstreflexion und dem Selbstcoaching. Klingt nach einem Allheilmittel, einer eierlegenden Wollmilchsau … … die im deutschsprachigen Raum bisher viel zu wenig bekannt ist. In anderen Ländern, allen voran den USA, wird Schreiben längst für alle diese Ziele eingesetzt. An Schulen und Hochschulen, in der beruflichen Weiterbildung. Unser Sein ist von Sprache und Kommunikation durchdrungen.

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

11


SCHREIBDENKEN

Sie sagen, mit Schreibdenken lasse sich auch besser lernen. Wie funktioniert das genau? Lernen bedeutet, sich etwas zu eigen zu machen, was Sie zuvor nicht verstanden, gewusst oder gekonnt haben. In diesem Lernprozess gibt es zwei Phasen: Beim «Einatmen» nehmen Sie Neues auf. Beim «Ausatmen» setzen Sie neue Informationen in Aktivität um. Sie erinnern das neu Aufgenommene, geben es wieder und integrieren es in Ihr Denken. Und genau dort ist das Schreibdenken im Lernprozess angesiedelt: Wenn Sie über das schreiben, was Sie gehört, gelesen oder erfahren haben, so setzen Sie sich aktiv damit auseinander. Heisst das auch, dass man umso besser lernt, je besser man schreibt? Oder anders: Haben Menschen mit Schreibschwäche mehr Mühe zu lernen? Nein. Beim Schreibdenken spielen Stil, Struktur keine Rolle. Es geht nicht um das Produkt – einen tollen, wohldurchdachten Text, sondern ausschliesslich um ein Schreiben im Sinne eines schriftlichen Denkens. Das kann jeder. Ist Schreibdenken eher ein Denken auf Papier oder am Computer? Sie können am Computer oder auf Papier schreiben. Ich empfehle in Coachings und Seminaren, wieder mehr das handschriftliche Schreiben zu kultivieren, ob nun mit Papier oder einer Tablet-Oberfläche. Schreibdenken mit Papier und Stift lädt dazu ein, auch visuell zu denken; die Arbeit mit der Tastatur fördert dagegen das rein sprachliche Denken. Beim Schreibdenken auf Papier können Sie schnell mal eine Denkskizze einfügen, also mit Text und Bild arbeiten; Bezüge kennzeichnen, Kommentare und 12 EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

Symbole einfügen. Es entsteht ein Textbild, das sich viel besser einprägt. Ich suche fürs Schreibdenken immer nach dem einfachsten, niedrigschwelligsten Weg: Ein Notizbuch zur Hand zu nehmen, während ich gerade in der S-Bahn sitze – so lässt sich eine gerade aufgetauchte Idee direkter weiterdenken, als wenn ich erst mein Notebook aufklappen und die Finger auf die Tastatur setzen muss. Das Konzept des «schreibend lernen» haben Schreibdidaktiker aus der Tradition des «writing to learn» an amerikanischen Universitäten auf Hochschulen im deutschsprachigen Raum übertragen. Lässt es sich auch für Lernprozesse im beruflichen Umfeld nutzen? Ja, unbedingt. Mein Wunsch und mein Ziel ist es, Schreibdenken im beruflichen Bereich mehr zu etablieren. Auch hier gilt es ständig, Ideen weiterzuentwickeln und zu konkretisieren. Auch hier müssen neue Informationen in das eigene Denken integriert werden, müssen Entscheidungen vorbereitet, Bewertungen getroffen, komplexe Sachverhalte durchdacht, Projekte geplant werden. Und die Anwendungsmöglichkeiten für Selbstcoaching zu beruflichen Themen sind mannigfaltig – der Konflikt mit dem Kollegen, der Umgang mit überfordernden Situationen, die Entscheidung für oder gegen einen Jobwechsel usw.


SCHREIBDENKEN

Der Schreibforscher Otto Kruse konstatierte 2003 für die deutschsprachigen Hochschulen einen Rückstand von mehreren Jahrzehnten auf die Schreibdidaktik in den USA. Gilt das noch immer? Die Hochschulen holen auf, das Interesse an schreibdidaktischen Ansätzen wächst auch in Europa. An vielen Hochschulen gibt es Schreibzentren – und es werden immer mehr – die Studierende, Promovierende und andere Hochschulangehörige beim Schreiben unterstützen. In diesem Rahmen finden viele schreibdidaktische Entwicklungen statt. Und wie steht es in Bezug auf das berufliche Schreiben? Im beruflichen Umfeld sieht das noch anders aus. Hier bedeutet es bereits einen Fortschritt, wenn Organisationen für ihre Mitarbeitenden ein Schreibtraining zur Verbesserung der Schreibkompetenz anbieten. Da dreht es sich dann meist um Stil- und Strukturierungsfragen, manchmal auch um Schreibblockaden. Moderne Ansätze prozessorientierten Schreibens und das Schreibdenken sind da noch weitgehend unbekannt.

Sie schreiben, der Rückstand hänge damit zusammen, dass im deutschsprachigen Raum vor allem das Schreiben am Produkt gelehrt wird und nicht der Prozess. Also: Wie schreibe ich ein Protokoll oder ein Konzept, statt; welche Methoden stehen zur Verfügung, um möglichst ertragreich zu schreiben. Müssen die Schreibpädagogen und Schreibdidaktikerinnen also selbst erst einmal umlernen? Prozessorientiert zu schreiben bedeutet, dem Weg statt dem Ziel Aufmerksamkeit zu schenken, ständig nach passenden Vorgehensweisen zu suchen und die Früchte – sprich Ideen – am Wegesrand zu ernten. Ausgebildete Schreibdidaktiker haben diesen Fokus gelernt. Traditionell herrscht bei uns jedoch die Produktorientierung vor. In der Schule etwa schreiben wir Klausuren und geben eine Version ab, die noch Erstfassung ist – ein Rohtext, der erst durch vielfältige, kreative Überarbeitungsdurchgänge zur Endfassung werden würde. Eine Fokussierung auf den Prozess ist eine neue Ausrichtung, die jeder von uns neu lernen muss.

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

13


SCHREIBDENKEN

Schreiben und Lesen üben Das SchreibLeseZentrum der EB Zürich Das SchreibLeseZentrum SLZ der EB Zürich besteht seit Mai 2011. Lesen und Schreiben gehören zu den Schlüsselkompetenzen, die wir im beruflichen wie im privaten Alltag immer wieder brauchen. Das SLZ fördert mit verschiedenen Anstössen die Kompetenz und die Sicherheit im Umgang mit Texten. Profitieren können Erwachsene, die Sprache gerne mögen, die beruflich schreiben müssen, Konzepte ausarbeiten, Berichte verfassen, an einer Abschlussarbeit sind oder bestimmte Text lesen und verstehen wollen. Das vielfältige Angebot im SchreibLeseZentrum erlaubt es allen, sich da Unterstützung und Anregungen zu holen, wo sie es gerade brauchen und als sinnvoll erachten. Beratung zum Schreiben und zur Textarbeit

Im SchreibLeseZentrum können Sie sich individuell beraten lassen bei allen Fragen rund um das Schreiben und Verstehen von Texten. Zum Beispiel, wenn Sie an einem Text arbeiten, wenn sie im Beruf oder in einer Weiterbildung mit noch unvertrauten Textarten konfrontiert werden, wenn Sie einen Text genau lesen und verstehen wollen, wenn sie einen literarischen Text entwickeln. Profitieren Sie von einer Beratung, wenn Sie Fragen zu Ihren Texten haben, zu Sprach- oder Strukturfragen, Planungsideen, Arbeitsphasen am Text, oder wenn Sie eine Textanalyse oder ein Feedback möchten. Beraten werden Sie von fachlich bestens qualifizierten Beraterinnen und Beratern mit entsprechenden Schwerpunkten in beruflichem, wissenschaftlichem oder literarischem Schreiben. Beispiel: Flurije Krasniqi stammt aus dem Kosovo. Sie studierte dort Bauingenieurwissenschaften. Sie kam als Flüchtling in die Schweiz und war dann später im Asylbereich als Übersetzerin tätig. Ihre Deutschkenntnisse verbesserte sie in Kursen und auch bei der täglichen Arbeit. Flurije Krasniqi wollte weiter im Sozialbereich tätig sein und absolvierte die Ausbildung zur Sozialarbeiterin. Nach Abschluss bewarb sie sich um eine Stelle bei den sozialen Diensten einer grösseren Schweizer Stadt. Sie erhielt die Stelle mit der Auflage, sie müsse ihre schriftlichen Deutschkenntnisse verbessern. Es gehörte zu ihrem Pflichtenheft, dass sie regelmässig Berichte schreiben muss. So besuchte sie weitere Deutschkurse. Flurije Krasniqi arbeitet inzwischen das fünfte Jahr für den selben Arbeitgeber. «Mein Deutsch ist deutlich besser geworden», sagt sie. Aber manchmal sei sie froh, wenn jemand von aussen auf ihre Texte schaue und ihr ein paar Tipps und Tricks zeige, wie sie noch präziser und genauer schreiben könne. Deshalb kommt sie einmal im Monat zu einer Beratung an der EB Zürich vorbei.

14

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

Atelier

Zum SchreibLeseZentrum gehören auch sogenannte Ateliers. Das Atelier ermöglicht individuelles Lernen im Verbund mit andern Teilnehmenden – dabei werden Sie massgeschneidert von einer Fachperson unterstützt. Speziell geeignet zum Üben und Vertiefen von Wissen und Fertigkeiten sowie zum Arbeiten an eigenen Projekten. Beispiel: Sandra Stählin ist 35-jährig. Sie arbeitet als Marketingfachfrau in einem Grosshandelsunternehmen, das kleinere Detailläden mit Waren versorgt. Sie ist zusammen mit einem Kollegen für den Einkauf verantwortlich. Deutsch sei nie ihre grosse Stärke gewesen, aber ihr Job verlange nun mal, dass sie immer mal wieder ein Konzept, einen Bericht oder ein Protokoll schreiben müsse. Sandra Stählin bekommt keine negativen Rückmeldungen auf ihre Texte, sie ist aber überzeugt, dass es an ihren Texten einiges zu verbessern gibt. Sandra Stählin bringt Texte aus ihrer Praxis ins Atelier mit. Sie ist einverstanden, dass die anderen Teilnehmenden diese lesen und ihr ein Feedback geben. «Versteht man, was ich meine?», fragt sie. Neben positiven Rückmeldungen werden auch ein paar Einwände geäussert. Gemeinsam diskutieren die Teilnehmenden, was man besser machen könnte. «Jetzt weiss ich viel genauer, wie meine Texte wirken», sagt Sandra Stählin. Weil sie weiss, dass es mit dem Schreiben Geduld braucht, meldet sie sich noch einmal für ein Semester an. Fritz Keller, Leitung SchreibLeseZentrum Weiteres Interview zum Thema «Schreibdenken» auf www.eb-zuerich.ch/eb-kurs


WEITERBILDUNG

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

15


WORTQUADRAT von Jürg Fischer 1 4

5

2

3

6

7

8

9

10

11 12

13

14

15

17

18

19

22 26

16 20

23

24

21 25

27

28

29 30 32

4 11 12 13 14 15 16 17 20 22 26 27 28 29 30 31 32 33

31 33

WAAGRECHT (I = J = Y) Ein Tick beim Joggen? Ist nicht gut im Strumpf Worin man steckt, wenn man noch nicht weit gekommen ist Goethische Fragestellerin in Kurzform Kann gegründet werden auf dem Weg in die Selbständigkeit Langzeitraum Wo man beim Rheinfall nicht ans Versagen denkt (Abkürzung) Sein Name ist in der Kunstwelt konkret bekannt, macht aber keinen sehr festen Eindruck Damit haben Vegetarier niemals Probleme Dieser Fluss, unweit der Schweiz entspringend, wirkt ausgesprochen schadenfreudig Beinahe, auch im Alltag brauchbare Qualifikation Wenig erstaunlicher Name für einen Pfarrerssohn Ist immer sehr dreidimensional Für Tunnelbauer ungeeignetes Löcherinstrument Lauter direkteste Wege abwärts Wenn der Sound zum Ärgernis wird Kommt aus England und ist im Tourismus gern gesehen Untereinheit von 14 waagrecht Ärger als Ärger

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 18 19 21 23 24 25

SENKRECHT In der Politik wirkt es häufig überladen Gehört zu den Aussenlinien Dieser kleine Durchlass sprüht offenbar nicht gerade vor Energie Wird am Tabellenende zur Zitterpartie Unfeine Art der Kontaktaufnahme (Noch?) eurokompatibler Käse Mögliche Feststellung bei Tierspurenanalyse Wohnt mit Vorlliebe im Durcheinandertal Häuptlingsaussage Findet ohne Jaworte nicht statt Adresse für den Mann, der mal muss und nicht kann Früh für Londoner, aber nicht zu früh So siehts aus, wenn sich Micky Maus die Nase putzt Märchenhafter Nudist Sollte in der Anlage stets empfangsbereit sein, um zu funktionieren Zerlegt den Mageninhalt

Schicken Sie das Lösungswort, das sich aus den grauen Feldern ergibt, an raetsel@eb-zuerich.ch. Einsendeschluss: 28. September 2012. Die Lösung findet sich ab dem 1. Oktober 2012 auf www.eb-zuerich.ch/blog. Unter den richtigen Einsendungen werden 5 Preise verlost. Erster Preis ist ein Bildungsgutschein der EB Zürich im Wert von 100 Franken. Zweiter bis fünfter Preis ist eine EB-Zürich-Tasche.

16

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012


ID SCHWEIZ

Sind das typische Schweizer Eigenschaften? bescheiden, ordentlich, freundlich, zurückhaltend, zuverlässig, urchig, gewissenhaft, pünktlich, traditionsbewusst, fleissig, aufgestellt, hilfsbereit, sparsam, bünzlig seriös, ruhig, demokratisch, langsam, patriotisch, durchschnittlich, kritisch, gradlinig, sozial, umweltbewusst, neutral, grosszügig, sicherheitsbewusst Wir sind dem nachgegangen… Beilage zum Magazin EB Kurs der EB Zürich. Herbst 2012


EDITORIAL

Grüezi! Bis zu einem Kristall muss man sich in der Regel tief in den Berg graben. Schön, dass Sie bis zu uns vorgedrungen sind. Wir, Teilnehmende im Bildungsgang Journalismus der EB Zürich, haben die folgenden 16 Seiten gestaltet, als Beilage zum offiziellen Kundenmagazin. Beilagen landen oft auf dem Altpapier, bei Ihnen offenbar nicht. Danke. Wir hoffen, dass sich Ihre Ausdauer bezahlt macht, und Sie mit einer reichen Ausbeute belohnt werden. Dafür zeigen wir Ihnen einen besonderen Kristall, in dessen Zacken sich das Licht zu einer bunten Farbpalette bricht. Wir befördern beispielsweise Überraschendes über den Schweizer Humor ans Tageslicht. Vielleicht erhalten Sie beim näheren Betrachten auch einen neuen Blick auf das Schweizer Filmschaffen. Und wussten Sie, dass sich eine Firma im Thurgau auf ein einziges Produkt konzentriert, um dieses möglichst perfekt herstellen zu können? Falls Sie sich nach der Lektüre auch über Schweizer Eigenarten gewundert, amüsiert oder gefreut haben, geben Sie uns ein Zeichen: Tun Sie etwas Schweizerisches! Essen Sie einen Cervelat, gehen Sie das Obligatorische schiessen, recyceln Sie eine Aludose! Alles andere ist Beilage. Uf Widerluege! Nina Huber, Jürg Wattenhofer

Inhalt Editorial II III Slow down – mix it up Berner Bären unterwegs IV auf Amerikas Strassen Wie viel Fremdes V erträgt Swiss Made? Swiss Beatle Toni Vescoli: 70 und kein bisschen VI leiser Ein guter Riecher für VIII Schokolade Schweizer Zukunftsmöbel IX Filmlandschaft Schweiz – öde Wüste oder X sattes Grün? XII Wer häts erfunde … ? Vom Vorteil XII der Hungrigen ... Kleines Land – XIII grosses Herz Im Kampf für XIV das Rätoromanisch L’humour suisse XV n’existe pas XV Der Ur-Schweizer Ein Lernmarathon mit XVI Höhen und Tiefen II

ID SCHWEIZ

V.l.n.r.: Marijan Markotic´, Fabienne Graber, Jürg Wattenhofer, Nathalie Cajacob, Christa Kostgeld, Judith Brandsberg (hinten), Nina Huber (vorne), Peter Inderbitzin, Michael von Felten, Brigitte Widmer

BILD

Reto Schlatter


Werkplatz Schweiz: Konzentration und Handarbeit sind Teil eines Erfolgsmodells.

Slow down – mix it up

Eine Manufaktur in der Ostschweiz kennt ein Rezept gegen die Krise: Man nehme Konzentration auf ein einziges Produkt, Schweizer Präzision, aussergewöhnliches Marketing und ferne Absatzmärkte. Man mische das Ganze – mit einem Stabmixer. Einmal pro Stunde fährt das Postauto von Weinfelden in den Fernen Osten der Schweiz. In einer Senke des Thurgauer Hügellandes liegt Mettlen. Am Ortseingang, nach dem Zuckerrübenfeld, wird der Bamix produziert. Von hier aus werden die Küchen der Welt mit dem Rolls Royce der Stabmixer beliefert. Er liegt schlank in der Hand, püriert, mixt, schlägt und hackt wie kein anderer. Erich Eigenmann ist der Patron der Manufaktur und denkt nicht daran, die Produktion weiter nach Osten zu verlagern, denn der Produktionsstandort Schweiz ist einer seiner besten Trümpfe. Krisenresistent. Swissmem, der Verband der Schweizer Metall-, Elektro- und Maschinenindustrie beklagt zwischen Mai 2011 und Mai 2012 einen Umsatzrückgang im Bereich Elektroapparate von 15 Prozent. Diese Zahl entlockt Eigenmann ein Lächeln: «Wir fahren zurzeit mit leicht angezogener Handbremse, zu jammern haben wir nichts.» Lang bewährte Prinzipien machen das Unternehmen krisenfest. Seit sechzig Jahren wird hier ein einziges Produkt hergestellt. 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produzieren bis zu 2000 Stabmixer pro Tag. Der Bamix ist einfach aufgebaut, aber perfekt konstruiert. Die Teile werden zu neunzig Prozent im Haus oder von Schweizer Zulieferern hergestellt. «Mehr Schweiz geht nicht. Da in der Schweiz leider keine Kautschukbäume wachsen, kaufen wir die Kabel im Ausland ein», sagt Eigenmann. Nur durch die Nähe zu den Lieferanten hat er direkten Einfluss auf die Qualität und kann schnell reagieren, wenn von einem Tag auf den anderen die Nachfrage in Australien explodiert, weil ein Fernsehkoch zum Bamix gegriffen hat. Köstlich. Spitzenköche und Hausfrauen sind die Pfeiler der Marketingstrategie. Der Deutsche Alfons Schuhbeck, ausgezeichnet mit 17 Gault-Millau-Punkten, und der Brite Gordon Ramsay, der «Chef ohne Gnade»,

geben ihren Namen für eine Signature-Edition des Zauberstabes. Seine 18 Gault-Millau-Punkte wirft auch Wolfgang Kuchler vom Schäfli in Wigoltingen als Bamix-Botschafter für die Schweiz in die Waagschale. Die Japanerin Yoko Arimoto, der Chinese Yeung Koon Yat und der Finne Harri Syrjaenen, alles Spitzenköche in verschiedenen Absatzmärkten, lassen sich mit dem Bamix in der Hand ablichten. Den alltäglichen Gebrauch des Gerätes führen Hausfrauen auf Messen vor. Sie entwickeln zuhause Rezepte für das Rezeptbuch. Sie zeigen dem Messepublikum rund um den Erdball die Vorzüge des Gerätes und lassen von den Kreationen kosten. Das Konzept hat seit der Geburt des Bamix Bestand. Konsequent. Eigenmann sieht die Firma als Marathonläufer, nicht als Sprinter. Das Gerät wird in Mettlen solid und dauerhaft gebaut und unauffällig weiterentwickelt. Mittels «tüfteln, tüfteln und nochmals tüfteln» (Eigenmann) wurde beispielsweise ein Verfahren entwickelt, den Kupferdraht der Wicklung am Elektromotor so zu befestigen, dass er den hohen Drehzahlen jahrzehntelang standhält. Dabei geht es um eine Kupferlasche von einem halben Quadratmillimeter Grösse. Wenn am Motor, der Ergonomie oder dem Design gefeilt wird, wird das Grundkonzept beibehalten. Man baut modular: Der Stabmixer von 1957 passt auf die Mühle, die vierzig Jahre später entwickelt worden ist. Darin ist man Vorreiter und wird von Herstellern kopiert, die für die Wegwerfgesellschaft produzieren. Vor der Manufaktur wiehert ein Pferd, und ein Traktor dröhnt an der Haltestelle vorbei. Gleich fährt hier das Postauto nach Weinfelden. Es nimmt den Weg, vorbei an den Zuckerrüben, den morgen ein Lastwagen mit 2000 Stabmixern für Japan nehmen wird. TEXT UND BILD

Jürg Wattenhofer

ID SCHWEIZ

III


Berner Bären unterwegs auf Amerikas Strassen Als Kurt Hauser im Juni 1976 nach Kanada aufbrach, ahnte niemand, dass er 25 Jahre später mit «Road Bear» eine der grössten Wohnmobil-Vermietungen der USA besitzen würde. Begonnen hat sein Abenteuer auf einer Milchfarm in Kanada. «Ich wollte weg aus dem bernischen Schwarzenburg. Nicht, weil es mir dort nicht gefallen hätte, im Gegenteil. Jedoch strebte ich Nordamerika an, um Englisch zu lernen. Ich war schon öfters dort im Urlaub. Nun plante ich eine längere Reise, vielleicht für ein oder zwei Jahre. Durch einen Kollegen hatte ich erfahren, dass ein Milchbauer in Kanada einen Hilfsarbeiter suchte. Binnen zweier Wochen hatte ich den Job, ein Visum und ein Flugticket. Ich kündigte meine gut bezahlte Stelle als Spengler und flog nach Quebec. Ein halbes Jahr blieb ich auf der Milchfarm. Dann zog ich weiter zu einem Schweinezüchter. Mein Weg von der Milchfarm über die Schweinezucht hin zur Autovermietung führte über meinen selbst umgebauten VW-Bus. Besuchten mich Freunde oder Bekannte in Kanada, haben sie sich immer meinen Bus ausgeliehen. Also kaufte ich einen zweiten Bus, baute diesen aus und vermietete ihn bei Bedarf. Zwei Jahre später besass ich fünf Busse und gründete meine eigene kleine Firma «Kurt’s Van Rental». Laufend kaufte ich Busse oder Wohnmobile und baute diese in meiner kleinen Garage aus. Vier Jahre später war meine Flotte auf 50 Stück angestiegen. Nächtelang brütete ich über neuen Konstruktionen, entwarf Wohnmobile nach meinen Vorstellungen und fertigte diese in einer Werkstatt an.

Kurt Hauser an einer Autoshow.

IV

ID SCHWEIZ

Ende der Achtzigerjahre gründete ich zusammen mit meiner Ehefrau Marlies, die ich 1978 an einer 1.-August-Feier in Kanada kennenlernte, eine Aktiengesellschaft. Aus «Kurt’s Van Rental» wurde «Hauser Rental Camper Corporation». Wir expandierten und gründeten Filialen in Vancouver, San Francisco und Los Angeles. Aber ich brauchte mehr Platz für meine Träume. Zudem sagte meiner mittlerweilen fünfköpfigen Familie das Klima in Kalifornien besser zu als jenes in Kanada. Wir verkauften die Hälfte der Flotte und zogen mit den restlichen Fahrzeugen nach Los Angeles. Um auch in Kalifornien ein Stück Heimat bewahren zu können, integrierten wir im neuen Firmenlogo das Wappen unseres Heimatkantons Bern. ‹Road Bear› war geboren. Innerhalb kürzester Zeit verdreifachten wir die Flotte und eröffneten Niederlassungen in New York, Las Vegas, San Francisco und Denver. Noch immer tüftelte ich wochenlang an neuen Modellen und baute diese in meiner Werkstatt zusammen. Im Jahr 2001 war die Zeit reif für eine Veränderung. Meine Frau und ich verkauften ‹Road Bear›. Zur Ruhe setzen war aber keine Option. Die ersten Jahre nach dem Verkauf habe ich weiterhin für ‹Road Bear› Wohnmobile konstruiert und produziert. Jetzt springe ich nur noch ein, wenn Not am Mann ist. Ich widme mich einer neuen Geschäftsidee: Anfertigung auf Kundenwunsch. Egal ob fahrende Hundesalons oder mobile Büros, jedes Fahrzeug ist eine Einzelanfertigung. Ich bin viel unterwegs, fahre öfters mit Freunden in die Wüste, um dort mit Quads durch die Sanddünen zu flitzen. Und natürlich hege ich noch immer eine grosse Begeisterung für Fahrzeuge. Meine neuste Leidenschaft gilt den Geländelastwagen. Erst vor ein paar Monaten habe ich einen solchen umgebaut und bei einer Autoshow vorgeführt. Auf der Frontseite ist die Schweizer Flagge angebracht. Denn noch immer schlägt ein rot-weisses Herz in meiner Brust. Die Schweiz ist und bleibt meine Heimat. Eine Rückkehr kann ich mir zurzeit aber nicht vorstellen. Nächste Woche fahren meine Frau und ich nach Kanada. Wir haben dort vor einigen Jahren eine Farm gekauft und diese renoviert. Es handelt sich dabei um jene Milchfarm, in welcher ich vor 36 Jahren gearbeitet AUFGEZEICHNET VON Fabienne Graber BILD zVg habe.»


Wie viel Fremdes erträgt Swiss Made? Fremdländische, kulinarische Köstlichkeiten sind in der Schweiz gefragt. Gewürze und die Kunst der Zubereitung stammen oft aus dem Ausland. Doch wie viel Fremdländisches erträgt der Schweizer Gaumen? Saga Khan, so lautet der klangvolle Name eines mongolischen Restaurants in Mägenwil. Es ist nur ein Beispiel für asiatische Kochkunst in der Schweiz. Die ehemalige Beiz für Lastwagenfahrer befindet sich nahe der Autobahnausfahrt Mägenwil im Kanton Aargau auf der A1. Das Lokal wurde 1989 mit fünf weiteren Schweizer Restaurants in ein mongolisches Barbecue verwandelt. Es war der Beginn der Schweizer Erlebnisgastronomie. Nur ein Name. Die Restaurantkette zog zu wenig, einzig das Saga Khan in Mägenwil überlebte. Hier arbeitet seit achtzehn Jahren der Geschäftsführer Peter Kaufmann. Der ehemalige Metzger und heutige Vollblutwirt macht kein Geheimnis daraus: «Mongolisch ist hier fast nur der Name.» Ein riesiger Buddha im Eingangsbereich oder asiatische Leuchten an den Decken wurden aus Hong Kong importiert. Farben wie Safran und Rot dominieren im grossen Raum. Ein angenehmes Ambiente und dennoch, man kann die ehemalige Chauffeurbeiz noch immer spüren. Auffallend im Restaurant ist die «Plancha». Die Platte ist verwandt mit den traditionellen mongolischen Kochsteinen und befindet sich mitten im Restaurant. Ihre Einrichtung war der zentrale Akt damals beim Umbau. Heute bildet sie das Herzstück des Lokals. Auf der heissen Plancha werden Gemüse, Fisch, Krustentiere und unzählige Sorten Fleisch sowie Geflügel gebrutzelt. Die eigentliche Küche wird nur noch zum Rüsten benützt. Einzigartig – fremdartig. Mehrere tamilische Angestellte arbeiten seit über zwanzig Jahren im Restaurant. «Damals stellte man Menschen aus Sri Lanka ein, weil die Hautfarbe hinter die Plancha passte»,

sagt Peter Kaufmann schmunzelnd. Heute beschäftige er die Männer, weil sie einen aussergewöhnlich guten Charakter haben. Man spürt, der Chef hat die Mitarbeiter ins Herz geschlossen. Das Konzept im Erlebnislokal unterscheidet sich zu herkömmlichen Restaurants. Der Gast sucht sich die Speisen aus gluschtig hergerichteten Vitrinen aus und bringt sie zum Braten an die Plancha. Während der Wartezeit wird geplaudert oder es werden die gekonnten Handgriffe der Köche beobachtet. Anders als daheim. Was würde ein Gast aus der Mongolei zum Schweizer Betrieb sagen? Peter Kaufmann lacht. «Wir hatten tatsächlich Gäste aus der Mongolei. Sie sagten, das Essen sei ganz anders als bei ihnen zuhause.» Kein Wunder, die Mongolei ist ein karges Land. Für den Anbau von Gemüse und Früchten ist der Boden ungeeignet. Die Menschen leben praktisch nur von Viehhaltung. Die fettige mongolische Küche liegt nicht im europäischen Trend. Peter Kaufmann erklärt das mit der Geschichte: Früher reichte das Mongolische Reich über Indien bis nach Europa. Die Esskultur war riesig. Das heutige Angebot im Saga Khan ist eine Mischform damaliger Genüsse und aktueller kulinarischer Vorlieben. Anders gesagt, die mongolische Esskultur wurde auf Schweizer Gaumen getrimmt. Selbstbedienung. Nicht jeder Gast schätzt es, sein Essen selber an der Theke zu holen. Doch jenen, welchen es passt, trägt Peter Kaufmann Sorge. «Ich bin ein Tüpflischisser!», sagt er. Er legt Wert auf Perfektion bis ins Detail. Schweizer Perfektion, eine weitere helvetische Zutat im mongolischen Restaurant. TEXT

Brigitte Widmer

BILD

zVg

Tamilische Köche verwöhnen die Gäste an der Plancha.

ID SCHWEIZ

V


Swiss Beatle Toni Vescoli: 70 und kein bisschen leiser «Les Sauterelles» schrieben als «The Swiss Beatles» Schweizer Musikgeschichte. Diesen Monat feiern sie ihr 50-jähriges Bestehen, im Juli beging ihr Gründer und Bandleader Toni Vescoli seinen 70. Geburtstag. Toni Vescoli, im September 1962 wurden «Les Sauterelles» gegründet. Wie kam es dazu? Ich war von der Musik der Gruppe «Shadows» fasziniert und um diesen Gitarrensound zu spielen, brauchte es eine Band. Zufällig traf ich zwei Studenten aus der französischsprachigen Schweiz und zusammen mit dem Schlagzeuger François Garzoni gründeten wir «Les Sauterelles». Bereits nach zwei Proben fanden aber die Welschen, ich gäbe zu viel Gas. Sie hatten weniger Ambitionen und stiegen wieder aus. Den Namen durfte ich aber behalten. Gefiel Ihnen der französische Name? Ich dachte zuerst auch, na ja, man sollte doch einen englischen Namen tragen. Damals schossen Bands mit englischen Namen wie Pilze aus dem Boden. Mit der Zeit fand ich genau dies speziell, nicht wie die andern zu heissen.

Zehn Fragen an Toni Vescoli auf die Schnelle Beatles oder Stones? No comment – bin neutral, oder schizophren Mundart oder Englisch? Mundart Zürich oder Liverpool? Zürich Tagesschau oder MTV? Tagesschau Cervelat oder T-Bone-Steak? Steak Whiskey oder Valserwasser? Schwierig … also Valser Gölä oder Polo Hofer? Hmmmmm … Altersfrage Gitarre oder Mundharmonika? Gitarre SVP oder SP? Ein Pendel muss nach links und rechts ausschlagen können, nur so läuft die Uhr, nur so bleibt alles in Bewegung. Ruthli oder Groupie? Ganz klar: Ruthli! VI

ID SCHWEIZ

Für viele Fans waren Sie einfach «The Swiss Beatles». Das war eine Marketing-Idee von unserem ersten Impresario. Er meinte, mit «Les Sauterelles» könnten die Leute nichts anfangen, mit «Swiss Beatles» aber wüssten sie, worum es gehe. Ich habe mich grausam genervt, als ich den Namen das erste Mal auf einem Plakat sah, denn wir hatten nur zwei, drei BeatlesSongs im Repertoire. Aber Ihnen gefielen die Beatles und Sie liessen sich von ihnen beeinflussen? Ja natürlich. Ich hatte grosse Erwartungen, als ich das erste Mal von ihnen hörte. So ging ich in ein Restaurant und wählte in der Jukebox «Twist and Shout». Ich fand den Song aber primitiv, verglichen mit den «Shadows» und deren Solos und Harmoniewechseln. Später kaufte ich die ganze LP und wurde von den Beatles stark beeinflusst. Weitere Einflüsse? Ganz viele. Die Musik aus Peru, wo ich einige Jahre gelebt habe, der Rock’n’Roll, Beat, Folk, die AmericanaMusik der Südstaaten, einzelne Songwriter wie Bob Dylan oder Ry Cooder. Ich sage es jeweils so: Die vier Beine meines musikalischen Tisches sind Elvis, die Beatles, die Stones und Bob Dylan. Und was ist das Schweizerische an den «Swiss Beatles»? Bei der Band sind das zum Beispiel die Pünktlichkeit und der Fleiss. Wenn wir einen Auftritt haben, dann treffen alle Bandmitglieder mit ihren Autos in den gleichen fünf Minuten ein. Die Veranstalter staunen auch immer, wie diszipliniert wir unseren Soundcheck durchführen. Wir hatten auch viel Erfolg mit dem mehrstimmigen Gesang. Das ist eine Fleissarbeit, denn das muss präzis sein, will geprobt werden. Und bei Ihnen? Bei mir ist es auch so: Ich bin ein Fleissiger. Ich denke, mein Erfolg gründet darauf, nicht nur auf Talent. Ich bereite mich immer sehr gut vor und zeige Konstanz, eine gleichbleibende Qualität. Es ist nicht so, dass der eine Auftritt grossartig ist, während der andere abfällt, nur weil ich nicht gut aufgelegt bin. Das sind meine typischen Schweizer Eigenschaften.


Nichts gegen Fleiss. Aber wo bleibt «Sex, Drugs and Rock’n’Roll»? Harte Drogen habe ich gar nie konsumiert. Das hat mich nicht interessiert, ich hatte auch zu viel Respekt. Etwas Cannabis ja, spielte aber eine untergeordnete Rolle. Zudem bin ich Nichtraucher. Mit 19 hatte ich mal eine Alkohol-Vergiftung, das hat mir gereicht. Ich bin wohl seit vierzig Jahren nicht mehr betrunken gewesen. Alles mit Mass, keine Exzesse. Haben Sie deshalb in der Schweiz einen derartigen Erfolg? Ja, ich glaube, dass es auch daran liegt, dass ich ein typischer Schweizer bin, ein anständiger, fleissiger, gesunder, ohne Grössenwahn. Das gefällt den meisten Schweizern. Nicht, dass ich das extra mache. Ich bin einfach so. Ich sehe gar nicht ein, weshalb ich bestimmte Sachen machen sollte, nur um mich hervorzuheben. Ich finde, ich muss durch meine Musik überzeugen, nicht durch mein Benehmen oder durch Schlagzeilen. Der typische Normalo sind Sie nun auch nicht. Spätestens seit 1968 und dem Sauterelles-Hit «Heavenly Club» sind Sie ein Star. An 1968 erinnere ich mich gerne. Mit «Heavenly Club» landeten wir einen grossen Hit, und in der JahresBestseller-Liste lagen wir vor den Beatles mit «Hey Jude». Stars waren wir übrigens schon früher, in der damaligen Tschechoslowakei. Englische oder andere westliche Bands durften ja dort nicht auftreten, wir als neutrale Schweizer schon. Die Fans dort haben uns fast gefressen. Gefiel es Ihnen, im Ausland ein Star zu sein? Es geht. Ich habe gemerkt, dass es nicht immer erstrebenswert ist. Es genügt, in der Schweiz ein beliebter Musiker und Mitglied einer bekannten Band zu sein. Wir haben es doch sehr schön in der Schweiz, man wird nicht belästigt, kann überall hingehen. Das

hat mir auch ein berühmter Star wie Joe Cocker gesagt. Er beneidet uns um unsere Freiheit, und er findet es lässig, dass man bei uns nicht so bedrängt wird. Je berühmter man ist, desto mehr Probleme hat man. Aber die Vorteile des Promi-Daseins geniessen Sie auch? Es genügt mir, so bekannt zu sein, dass ich Auftritte habe und engagiert werde. Dies war mir immer wichtig, nicht der Rummel um die eigene Person. Wenn ich jetzt wieder eine neue CD rausgebe, gehe ich natürlich zu den Medien. Dann bin ich froh, dass man darüber schreibt. So interessieren sich die Leute für dein Produkt und wann du wo auftrittst, nicht so sehr für die Person. Letzten Monat haben Sie mit den «Sauterelles» in Liverpool an der «Beatles Week» gerockt. Da standen etwa 250 Jahre auf der Bühne … Sie spielen auf unser Alter an. Da machen wir selber Sprüche, wie «Jetzt müssen wir eine Pause machen, denn die Krankenschwester wartet hinten mit den Sauerstoffflaschen.» Im Ernst: Wir sind alle gesund und spielen besser als je zuvor. Wir haben alle seit den 60er Jahren dazugelernt. Zudem spielen wir aus Freude. Wir sind einfach hungrig darauf, auf die Bühne zu gehen. Den pensionierten Toni Vescoli wird es nicht geben? Den kann ich mir gar nicht vorstellen. Natürlich muss ich mehr auf mich achten, mehr tun, damit ich fit bleibe. Ich probe auch mehr vor den Auftritten – als ich 30 oder 40 war, ging das noch ohne zu üben. Vielleicht muss ich mal mit den Auftritten kürzer treten, dann würde ich eben andere Dinge tun, mehr malen und an meinem Buch weiterschreiben. Ich bin tatsüchtig und habe noch viele Ideen. Und wie alle Sauterelles habe ich das Virus, das einen in der Jugend mal angesteckt hat, immer noch in mir drin. INTERVIEW UND BILD

Peter Inderbitzin

ID SCHWEIZ

VII


Ein guter Riecher für Schokolade

Stefan Bruderer hat definitiv einen Schoggi-Job. Er ist Maître Chocolatier bei Lindt und Sprüngli. Um immer wieder neue Produkte entwickeln zu können, braucht er eine gute Nase und viele Ideen. Wenn man in Kilchberg am Gebäude der Schokoladenfabrik Lindt und Sprüngli vorbeifährt, riecht es oftmals herrlich nach Schokolade. So müsste jemand mit einer feinen Nase also herausfinden können, welche Schokolade gerade produziert wird. Das ist aber nicht einmal für eine Hundenase möglich, denn der Duft beinhaltet auch die noch unerwünschten Aromen, welche während dem Conchieren ausgeschieden werden. Bevor Rodolphe Lindt im Jahre 1879 die Conche erfunden hatte, war Schokolade eine leicht sandige, bitterschmeckende Masse: Durch das stundenlange Rühren der Schokoladenmasse wird die schmelzende Konsistenz erreicht und die einzelnen Bestandteile werden geschmacklich miteinander verbunden. Kreation durch Zufall. Neben einer gute Nase braucht Maître Chocolatier Stefan Bruderer für seinen Job in der Produktentwicklung lange Erfahrung als Konditor und eine grosse Portion Kreativität. «Die Nase kann man zu einem gewissen Mass auch trainieren», sagt er. Durch das viele Degustieren werden die Sinne geschult. Ideen für neue Kreationen gibt es mehr als genug, denn es ist ein ganzes Team für die Entwicklung neuer Produkte zuständig. Er selbst hat die besten Einfälle beim Joggen. «Der erhöhte Puls hilft meinem Hirn anscheinend, sehr effizient zu arbeiten», meint er. Es kann aber auch eine neue Mischung durch Zufall entstehen. Bruderer hat schon Ingredienzen zusammengemischt, die für etwas ganz anderes geplant waren, und es passte dann perfekt in eine Rezeptur, an die er nie gedacht hätte. Man mag sich fragen, welche Art von Menschen Kombinationen wie zum Beispiel mit Chili oder Meersalz mögen. Diese sind für den Geniesser und werden nur in kleinen Mengen verspeist. Im Gegensatz dazu kann eine Tafel Milchschokolade innerhalb von Minuten im Mund verschwinden. Aber gerade beim Chili ist zu erwähnen, dass er speziell gut zu Schokolade passt. Schon die Azteken haben ihr Getränk mit Kakaobohnen und Chili genossen. Flops vermeiden. Stefan Bruderer muss die neuen Kreationen auch kosten. Um zwischen zwei Degustationen die Geschmacksknospen etwas zu neutralisieren, trinkt er Wasser oder lauwarmen Hagenbuttentee. Wenn eine grosse Anzahl von Degustationen ansteht, VIII

ID SCHWEIZ

Maître Chocolatier Stefan Bruderer hat eine gute Nase und kreative Ideen.

spuckt der Maître auch mal die Schokolade wieder aus. Trotzdem ergibt das an einem Arbeitstag etwa 150 bis 200 Gramm Schokolade. Der schlanke, sportlich aussehende Mann kann dann durchaus noch an einem Abend zu Hause eine Tafel seiner Lieblingsschokolade mit ganzen Nüssen verspeisen. Bevor eine neue Schokolade oder eine Praline auf den Markt kommt, werden Umfragen und Degustationen mit Testkonsumenten durchgeführt. So können Flops zwar nicht zu hundert Prozent abgewendet werden, aber die Rate ist sehr tief – leider wollte der Maître kein Beispiel verraten. Der Innovation sind gemäss Stefan Bruderer keine Grenzen gesetzt. Das ist wie in der Mode. Es kommen immer wieder neue Trends auf den Markt, welche für die Schokoladekreationen gebraucht werden können. PS: Der Maître Chocolatier hat noch einen speziellen Tipp für jene, die Chili-Schokolade nicht mögen, aber einmal etwas Neues ausprobieren möchten: Brechen Sie ein kleines Stück der Schokolade ab und schmelzen Sie dieses in einer Glasschale in einer Pfanne mit heissem Wasser. Dann nehmen Sie eine Erdbeere und tauchen sie in die flüssige Masse. Dazu ein Glas Prosecco. Das ist ein Gaumenschmaus! TEXT

Judith Brandsberg

BILD

zVg


Schweizer Zukunftsmöbel

Die Schweiz hat kein Erdölvorkommen, keine Kohleminen und kaum Torf. Diese Ressourcen müssen also importiert werden. Doch früher oder später werden sie aufgebraucht sein. Ein Schweizer Designkollektiv rüstet sich jetzt schon für diese Epoche und nennt sich entsprechend Postfossil. Drei Frauen und zwei Männer möchten die Gesellschaft umerziehen. Die Designgruppe Postfossil entwirft nur Produkte, die möglichst ohne fossile Brennstoffe hergestellt werden können, und fordert ausserdem die Verbraucher dazu auf, festgefahrene Verhaltensmuster zu überdenken. «Es reicht uns nicht, einfach nur schöne Sächeli zu entwerfen», sagt Daniel Gafner, einer der Gründer von Postfossil. Also suchten sie nach einem Ansatz mit gesellschaftlicher Relevanz. Und sie kamen schnell darauf, dass die Frage nach dem richtigen Umgang mit Ressourcen ihr Konzept liefern sollte. In ihren Produkten steckt immer noch ein zusätzlicher Gedanke. Der «Bremer» beispielsweise ist ein Kleiderständer, der dazu dient, getragene Kleider auszulüften und nochmals anzuziehen, bevor sie in die Waschmaschine gesteckt werden. Ein anderes Beispiel ist «For Seasons», ein Set von vier Schneidebrettchen, in die jene Früchte und Gemüse eingraviert sind, die in der entsprechenden Jahreszeit erhältlich sind. Form und Material der Brettchen sind den saisonalen Produkten angepasst. Möbeltransport per Velo. Postfossil will auch die Kontrolle über die nachhaltige Produktion haben und stellt daher die Produkte selber her. Die Gruppe achtet auch auf kurze Transportwege. Das stapelbare Regalsystem aus Holzkisten etwa liefert Daniel Gafner auch schon mal eigenhändig per Velo in den Laden «Einzigart» an der Josefstrasse, wo es dann weiterverkauft wird. Massenproduktion ist so natürlich nicht möglich. Aber schliesslich kämpft Postfossil ja auch gegen übermässigen Konsum und die Wegwerfmentalität an. Das bedeutet für das Kollektiv allerdings auch,

mit dem Paradox leben zu müssen, dass sie einerseits gegen Konsum antreten, andererseits selber davon leben. Unschweizerisch hart in Kritik. Die Kollektionen von Postfossil entstehen in ständigem Austausch unter den Mitgliedern. Da nebenbei alle auch noch eigene Projekte verfolgen und nur Teilzeit für das Kollektiv tätig sind, haben sie kein gemeinsames Atelier. Sie kommunizieren über einen internen Blog und bei monatlichen Treffen. «Die Befriedigung, in der Gruppe etwas aufzubauen, ist viel grösser, als wenn man alleine für sich etwas werkelt», sagt Gafner. Zudem helfe man sich gegenseitig aus, sei es mit konkreten Tipps oder durch Motivation. Nicht zuletzt die Reibereien bringen einen weiter, meint Gafner: «Mit der Zeit haben wir gelernt, kritikfähig zu sein, und zwar auf beide Seiten: Wir können bei den anderen konstruktive Kritik anbringen, aber Kritik auch selber annehmen – eigentlich völlig untypisch schweizerisch, haben wir Schweizer doch eher Mühe mit direkter Kritik.» Schweizerisch sind die fünf Kreativen allerdings in ihrer Gestaltung und in ihrem Qualitätsbewusstsein. «Wir sind alle sehr genau im Arbeiten und pünktlich bei Abmachungen», sagt Gafner. Das Schweizerische widerspiegelt sich auch in der Formensprache von Postfossil, die eher bodenständig und unprätentiös ist. «Wenn wir zwischen opulent und nüchtern wählen können, wählen wir immer nüchtern», meint Gafner. Schweizer Design hat einen reichen Fundus und eine lange Tradition. Postfossil ist dabei, diese Geschichte erfolgreich weiterzuschreiben. TEXT

Nina Huber

BILD

zVg

Schneidebrettchen «For Seasons» und Kleiderständer «Bremer» von Postfossil.

ID SCHWEIZ

IX


Filmlandschaft Schweiz – öde Wüste oder sattes Grün? Was machen wir Schweizer in unserer Freizeit? 15 256 189 Tickets 2011 beweisen: Wir gehen gerne ins Kino! Eher selten für einen Schweizer Film. Dann schon lieber Hollywood. Wenn 2011 ein Ticket für einen Schweizer Film gelöst wurde, gingen gleichzeitig vierzehn Tickets für einen US-amerikanischen Film raus. Sind Schweizer Filme schlecht? Die Zuschauerzahlen in den Schweizer Kinos bleiben stabil. Im Vergleich zum Vorjahr haben sie 2011 sogar zugenommen. Abgenommen hat allerdings die Anzahl Eintritte bei Schweizer Filmen. Bei einem Marktanteil 2010 von 5,46 Prozent waren es 2011 noch 4,44 Prozent. Betrachtet man diese Zahlen über die letzten zehn bis fünfzehn Jahre, so dümpelt der Schweizer Marktanteil bei 3 bis 5 Prozent. Im europäischen Vergleich gehört die Schweiz hier zu den Schlusslichtern. Ist unser Land tatsächlich öde Wüste? Wissen unsere Filmschaffenden, nicht wie’s geht? Nein, die Gründe für dieses schlechte Abschneiden sind anderswo zu suchen. Denn die Schweiz verfügt über eine langjährige, fest verankerte, nationale Filmkultur.

Grosse Namen und Meisterwerke

Grosse Namen und filmische Meisterwerke gingen und gehen heute noch aus ihr hervor. Schauspieler,

Regisseure, Produzenten. Autoren, Filmtechniker … Allesamt natürlich auch weiblichen Geschlechts und einige sogar weltbekannt und mit den höchsten filmischen Auszeichnungen geehrt. Von öder Wüste kann demnach nicht gesprochen werden. International betrachtet war und ist die Schweiz ein kleiner Fisch im riesigen Becken und wie alle anderen Nationen auch, nicht gefeit vor grossen Krisen.

Die Gegenwart

Woher nun also die schlechten Zahlen? Nach wie vor ist «Die Schweizermacher» von 1978 der erfolgreichste Schweizer Film. Mit Abstand. Bei den hiesigen Filmschaffenden ist alles Know-how vorhanden. Es fehlt weder an kreativen Köpfen mit innovativen Ideen, noch an professionellen Produktionsstätten, Produktionsfirmen, Verleihern und spezialisierten Firmen. Klar,

Der erfolgreichste Schweizer Film: Die Schweizermacher (1978)

X

ID SCHWEIZ


Ein Beispiel aus neueres Zeit: Der Sandmann (2011)

auch hier werden weniger gelungene Filme produziert, genauso wie anderswo. Letztlich mangelt es schlicht und einfach an Geld. An richtig verteiltem Geld. Am Mut, es richtig zu verteilen. Das Schweizer Filmschaffen ist angewiesen auf öffentliche Fördergelder. Es gibt keine riesige, sich selbsttragende Industrie wie in Hollywood oder Indien. Dazu kommt, dass die Fördergelder eher gering ausfallen. Den Löwenanteil daran tragen der Bund, das Schweizer Fernsehen und die kantonalen Förderstellen. «Achtung, fertig, Charlie», «Sternenberg», «Die Herbstzeitlosen» oder «Mein Name ist Eugen» – Kassenschlager der letzten Jahre. Sie alle sind leichte, gut bekömmliche Kost, die das Publikum in Scharen ins Kino gelockt hat. Und sie wurden alle in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Fernsehen produziert. Mindestens drei waren sogar ursprünglich als TV-Film konzipiert. Der Blick des Schweizer Fernsehens auf Fernsehtauglichkeit plus die Förderinstrumente des Bundes, ganz auf den Erfolg beim Publikum zugeschnitten, ergeben zusammen die logische Konsequenz: Wenn ein Projekt mehr Publikum verspricht, dann hat es gegenüber einem «exotischeren, riskanteren» Projekt automatisch die besseren Chancen auf ein grosses Stück vom Geldkuchen.

Die Lösung?!

Was ist falsch daran, könnte man sich fragen. Solche Kassenschlager braucht es doch, damit der Marktanteil steigt. Dieses Argument hat zwar seine Berechtigung, allerdings sind solche Erfolgsfilme dünn gesät. Und wir haben es hier mit Geschichten zu tun, die auf Schweizer Tradition, Brauchtum, «Swissness» setzen. Die Berechtigung solcher Werke streitet niemand ab. Nur interessieren sie im Ausland niemanden. Und

das Ausland ist wichtig. Bessere Akzeptanz des Schweizer Films über die Landesgrenzen hinaus macht unsere Filmindustrie interessanter für internationale Co-Produktionen. Was mehr Gelder, mehr Filme und mehr Arbeit für die Filmindustrie bewirken würde. Ein längerer Prozess, nur entwickelbar, wenn der Schweizer Film mit innovativen, gehaltvollen, gut gemachten Werken aufwartet, welche auch im Ausland verliehen werden. Hierfür braucht es folgende Voraussetzung: Mehr Mut zum Risiko – in der Politik, bei den Behörden, bei den Filmschaffenden selber.

Ein konkretes Beispiel

Der geniale, herrlich erfrischend-skurrile Film «Der Sandmann» von Peter Luisi wurde von der staatlichen Filmförderung nur bescheiden unterstützt. Der Film hat sich weitgehend selbst finanziert und es standen nur knappste Mittel für die Vermarktung zur Verfügung. Der erste Schweizer 3D-Horrorfilm «One Way Trip 3D» hingegen, stellte eine Pionierleistung dar und wurde grosszügiger unterstützt, nicht nur staatlich. Das Resultat fiel zwiespältig aus. Man muss den Machern Respekt zollen für ihren Mut und für ihr Handwerk. Der Film und insbesondere die 3D-Effekte wurden «State of the Art» produziert, Cast, die Geschichte und deren Dramaturgie wurden allerdings sträflich vernachlässigt. Der Film folgt den gängigen Genre-Regeln und bietet nichts, was man nicht schon oft gesehen hat. Aber es ist der erste 3D-Film aus der Schweiz! Beide Filme haben praktisch die gleichen Zuschauerzahlen erreicht. «Der Sandmann» allerdings avancierte zum Festival-Hit und wurde mit Preisen überhäuft. Was wäre hier möglich gewesen mit der Unterstützung, die «One Way Trip 3D» erhalTEXT Michael von Felten BILDER zVg ten hat?

ID SCHWEIZ

XI


Wer häts erfunde … ? Alphorn (um 1300), Hackbrett (1447), Kaiserschnitt (1500), Bleistift (1565), Entfernungsmesser (1592), Illustrierte Zeitung (1635), Divisionszeichen ÷ (1659), Fondue (1699), Schwefelsäure (1778), Öllampe (1784), Wachsfigurenkabinett (1802), Glühlampe (1820), Würfelzucker (1843), Hustentabletten (1846), Rotes Kreuz (1864), Milchpulver (1867), Verbandwatte (1871), Druckluft-Bohrmaschinen (1872), Grammophon (1877), Flüssiger Sauerstoff (1877), Velokette (1880), Klimaanlage (1884), Maggi-Würze (1886), Beutelsuppen (1886), Helikopter (1905), Cellophan (1908), Fahrzeug-Dieselmotor (1908), Schmelzkäse (1911), Dünne Aluminiumfolie (1912), V-8-Flugzeugmotor (1914), Reissverschluss (1923), Senf in Tuben (1930), Skilift mit Bügel (1934), Telefonbeantworter (1936), Waage mit einer Waagschale (1946), Glückskette (1946), Elektrische Stichsäge (1947), Wäschespinne Stewi (1947), Schnellkochtopf (1948), Stabmixer Bamix (1950), Knoblauchpresse (1950), Tragbares Tonbandgerät (1951), Klettverschluss (1951), Kartoffelchips (1955), Lattenrost (1956), Closomat (1957), Dekompression bei Tiefseetauchern (1959), Elektrische Zahnbürste (1960), Künstliches Hüftgelenk (1960), Zahnpasta mit Aminfluorid (1962), Lawinenverschütteten-Suchgerät (1968), Dosen- und Flaschenöffner (1971), Kaffee in Kapseln (1976), Fettabsaugung (1976), WC-Ente (1980), Computermaus (1981), Robidog (1983), Solarmobil (1990), Partyzelt (1992), Prepaid Karte (1996), Maxon-Motoren für den Mars-Rover (1997), Einkaufswagen mit herunterschiebbarer Frontseite (2011), Doppelstöckige Bergbahn, Stanserhorn Cabrio (2012), ...die Schweizer! XII

ID SCHWEIZ

Innovation: Mit dem Cabrio auf den Gipfel des Stansenhorns.

Vom Vorteil der Hungrigen … Erfolg beginnt im Kleinen. Viele grosse Schweizer Ideen begannen mit der Skizze auf einem Bierdeckel oder dem Tischset. Die Weltneuheit Cabrio-Bahn auf das Stanserhorn ist so eine Geschichte. Die Befestigung der Gondeln stellte die Seilbahnfirma bestimmt vor grosse Herausforderungen. Trotzdem, das Gekritzelte auf dem Bierdeckel wurde hartnäckig weiter verfolgt und in die Realität umgesetzt. Diesen Sommer wehte den Besuchern auf der Seilbahn frischer Wind um die Nase. Die Idee hätte auch schiefgehen können. Doch die Initianten beurteilten die Erfolgschancen als intakt. Innovation lässt sich planen – zumindest bis zu einem gewissen Grad. Erfolg ist, jedenfalls auf Dauer, keine Glückssache. Um erfolgreich zu bleiben braucht es Offenheit, einen starken Willen und die Kraft zum Durchhalten. Ausserdem braucht es die Bereitschaft zum Risiko. Wer wagt gewinnt! Aber Risiko darf nicht mit Gier verwechselt werden. Risiken kalkulieren und Sicherheiten einbauen – diese beiden Begriffe sind unverzichtbar im Spiel um den Erfolg. Leider wird die Schweiz in der Welt zunehmend mit der Optimierung von Geld in Verbindung gebracht. Doch Geld einfach nur zu verschieben ergibt keinen Mehrwert. Banker geben ein falsches Bild der Schweiz ab. Die Schweiz hat sich ihr Ansehen durch präzise und ausdauernde Schaffer erarbeitet. Das ist für mich die richtige Schweiz. Schweizer waren immer Erfinder. Wir leben in einem Land, mit hoher Anzahl eingetragener Patente. Solche Werte machen sympathisch.

… und vom Nachteil der Satten

Doch unser Lorbeerkranz begann zu welken, ohne dass wir es richtig wahrgenommen haben. Wir sind in vielen Bereichen auf ein Mittelmass gerutscht. Vielleicht weil wir geglaubt haben, ewig vom guten Namen zehren zu können? Wir haben uns zu wenig bewegt. Wir sind fett geworden. Die meisten von uns sind satt. Wer noch ein bisschen Hunger hat, der ist wacher und sucht intensiver. Die Hungrigen haben eine Art Sehnsucht. Sie lehnen sich nicht zurück. Sie suchen und öffnen sich. Die Erfinder der Cabrio-Bahn werden mit ihrer Innovation vielleicht nicht extrem reich werden. Für mich sind sie trotzdem Sieger. Sie haben gespürt, dass sie mit ihrer Erfindung vielen Menschen eine grosse Freude bereiten. Freude, die in die Welt hinausgetragen wird. Bestimmt waren sie so hungrig, das ungewöhnlich Erscheinende möglich zu machen, was sie TEXT Brigitte Widmer BILD zVg auf dem Bierdeckel zeichneten.


Kleines Land – grosses Herz

Die Glückskette sammelt Spendengelder und ermöglicht somit weltweit die humanitäre Katastrophenhilfe. Dabei ist sie auf die Grosszügigkeit vieler Menschen angewiesen. Bei den grössten Katastrophen zeigt sich das Schweizer Volk von seiner schönsten Seite. Die Not macht betroffen und erfinderisch. In der Nachkriegszeit, als Europa vom Zweiten Weltkrieg zutiefst gezeichnet war, lancierte das Schweizer Radio eine originelle Sammelaktion als Kette der Solidarität – die Glückskette. Seit ihrer Gründung 1946 ist sie eine einzigartige Erfolgsgeschichte, die die humanitäre Tradition der Schweiz zum Ausdruck bringt. An der Basis ihres Engagements steht die Schweizer Bevölkerung, die sich immer wieder solidarisch zeigt mit Menschen in Not. Dabei geht es nicht primär darum, wie viel man gibt, sondern dass möglichst viele etwas geben. Für manche Menschen bedeutet das Geldspenden eine Möglichkeit, um konkret etwas gegen die Notlage anderer zu tun. Swiss Solidarity. Die «kleine» Schweiz liegt an der Weltspitze der Pro-Kopf-Spenden. Das belegen zum Beispiel die Sammelaktionen für die Opfer des Tsunami 2004 oder des Erdbebens in Haiti 2010. Hier zeigt sich die Schweiz von ihrer schönsten Seite: ein kleines Land mit grossem Herz! Im Ausland ist die Glückskette als Swiss Solidarity bekannt. Dank dem humanitären Engagement geniesst die Schweiz weltweit ein hohes Ansehen. Denn viele Länder und betroffene Menschen staunen darüber, wie grosszügig und effizient die Nothilfe aus der Schweiz ankommt. Mit anderen Worten: Auf die Schweiz kann man sich verlassen, sie lässt die Opfer nicht im Stich.

Glückskette: eine Erfolgsgeschichte

Die fünf grössten Sammelaktionen: 1 Seebeben Asien (Tsunami), Dezember 2004: 227 Millionen Franken 2 Unwetter in der Schweiz (Wallis und Tessin), Oktober 2000: 74 Millionen Franken 3 Erdbeben Haiti, Januar 2010: 66 Millionen Franken 4 Kriegsopfer im Kosovo, April 1999: 49,5 Millionen Franken 5 Unwetter in der Schweiz (Zentralschweiz, Berner Oberland und Graubünden), August 2005: 49,5 Millionen Franken In den letzten dreissig Jahren gingen 25 Prozent der Spendengelder an die Hilfsbedürftigen in der Schweiz (Unwetter, Kinderhilfe, Sozialhilfe), 69 Prozent an die Katastrophenhilfe im Ausland und 6 Prozent an die Kinderhilfe im Ausland. Gemäss Jahresbericht 2011 hat die Glückskette 62 Millionen Franken an Spenden erhalten. Davon hat sie 54 Millionen Franken weltweit für 224 Hilfsprojekte eingesetzt. Die Unterstützung für die hilfsbedürftigen Menschen in der Schweiz betrug 1,33 Millionen Franken.

Swiss Solidarity – internationales Kennzeichen für die nachhaltige Hilfe aus der Schweiz.

Tradition. Laut Priska Spörri, Leiterin Kommunikation Glückskette, ist der ausgeprägte Solidaritätssinn in der Schweiz auf folgende Faktoren zurückzuführen: demokratisches System, politisch-wirtschaftliche Stabilität, hoher Lebensstandard, Sensibilität und Engagement für die Menschenrechte, Medienfreiheit und technologische Fortschritt, welcher es ermöglicht, die Katastrophenopfer weltweit rasch und effizient zu erreichen. Zudem verfügt die Schweiz über langjährige Erfahrung in der zivilen Not- und Überlebenshilfe und beherbergt auf ihrem Gebiet zahlreiche humanitäre Organisationen aus aller Welt. Hinter der Erfolgsgeschichte der Glückskette steht eine globale Vision der Menschheit: Menschen, denen es finanziell und gesundheitlich gut geht, bilden eine Solidaritätskette mit jenen, denen es wegen einer Naturkatastrophe oder sonst einer Krise schlecht geht. Komplexe Aufgabe. Mit dem Geld alleine ist es noch lange nicht getan. Eine gezielte und wirkungsvolle Hilfe ist dank erfahrener Schweizer Hilfswerke möglich und bedingt ein breites internationales Netzwerk bestehend aus Experten und Partnern vor Ort. Nach einem tragischen Ereignis im In- oder Ausland ruft die Glückskette via Radio, Fernsehen und Printmedien einen nationalen Sammeltag aus. Das eingesammelte Geld wird nicht einfach verteilt, sondern eine Expertenkommission prüft alle Hilfsprojekte und setzt die Prioritäten. Im Durchschnitt werden rund 15 Prozent für Nothilfe, 70 Prozent für Rehabilitation und Wiederaufbau und etwa 15 Prozent für nachhaltige Entwicklungsprojekte eingesetzt. Die bewilligten Projekte werden in Raten und je nach Fortschritt finanziert, fachlich begleitet und von unabhängigen Experten vor Ort überprüft. Die zweckgebundene Verwendung von Spendengeldern ist die Garantie für die Glaubwürdigkeit und fürs Vertrauen in die GlücksTEXT Marijan Markotic ´ BILD zVg kette. ID SCHWEIZ

XIII


Im Kampf für das Rätoromanisch Ein Stück Schweizer Kulturgut verschwindet: Nur noch 36 000 Menschen geben Rätoromanisch als ihre Hauptsprache an, 50 000 sind der Sprache mächtig – Tendenz sinkend. Als Mitglied der Hip-Hop-Gruppe «Liricas Analas» setzt sich der Deutsche Johannes Just mit romanischen Texten für den Erhalt der Sprache ein. Johannes Just, ein Online-Portal schrieb kürzlich, «Liricas Analas» seien vielleicht die Retter der romanischen Sprache . Eine Band kann keine Sprache retten. Für mich hat der Untergang der romanischen Sprache nicht nur sprachliche, sondern vor allem demografische Gründe. Konkreter? Das Problem ist nicht nur die Abwanderung, sondern auch die Tatsache, dass sich die Sprache nicht durchsetzen kann. Wenn beispielsweise eine romanisch sprechende Frau einen deutschsprachigen Mann heiratet, dann wird zuhause Deutsch gesprochen – auch im rätoromanischen Gebiet. Durch diese Vermischung geht das Romanisch verloren. Es dauert noch fünf bis sechs Generationen, dann ist es vielleicht vorbei. Was kann man dagegen tun? Es gibt kein pauschales Rezept. Im kleinen Rahmen liegt es bei den Familien. Und dort zeigt sich die Schwierigkeit: Da ausser im Bündner Oberland das Umfeld meist Deutsch spricht, bleibt das gesprochene Rätoromanisch innerhalb der Familie. Es fehlt die Anwendung der Sprache. Somit ist das Erlernen eine familieninterne Angelegenheit. Das macht die Sache schwierig. Bei öffentlichen Auftritten wirkt es, als wären gerade Sie derjenige, dem das Thema am meisten am Herzen liegt. Dabei sind Sie ja eigentlich Deutscher … Ich habe meine Kindheit im Bündner Oberland verbracht. Ich habe zwar auch einen deutschen Pass, aber ich fühle mich zu hundert Prozent als Bündner Oberländer. Rätoromanisch ist für mich eine sehr wertvolle Sprache, weil sie nicht selbstverständlich ist. Vielleicht setze ich mich deshalb intensiver damit auseinander. Die Kulturförderung des Kantons Graubünden unterstützt die Band finanziell. Ist die «Missiun Romontsch» deshalb auch ein bisschen Pflicht geworden? Nicht wegen der finanziellen Unterstützung. Es ist ein Grundsatzentscheid, den wir ganz am Anfang gefällt

Liricas Analas (Dt. «Arschreime») ist eine Bündner Hip-Hop-Band, die ihre Texte in Rätoromanisch schreibt. Mit «Analogia» veröffentlichten sie 2004 ihr erstes Album. Es folgten «AnalFaBad» (2006) und «Analectrica» (2009). 2010 wurden sie für den Swiss Music Award in der Kategorie Newcomer National nominiert. Im Juni 2012 ist das vierte Album «Analium» erschienen. www.liricas.ch XIV

ID SCHWEIZ

haben. Aus Authentizitätsgründen und für die Marke «Liricas Analas» ist das Rätoromanische eine Pflicht geworden. Wir werden nie auf Deutsch oder Englisch rappen. Rätoromanisch macht euch einzigartig? Genau. Gerade die Diskrepanz, eine alte Sprache wie Romanisch mit modernen Musikstilen zu mischen und mit neuen Einflüssen zu verbinden, macht es im Endeffekt aus. Wieso kommt rätoromanischer Hip-Hop auch ausserhalb Graubündens gut an? Romanisch wird als «Swissness» und Schweizer Kulturgut angesehen. Zudem kennt Musik keine sprachlichen Grenzen. Ich glaube, die Leute mögen das Gesamtpaket und nicht explizit die romanischen Texte. Was sagen Sie zur Diskussion über die Einheitssprache Rumantsch Grischun? Als langfristige Konserve des Rätoromanischen ist es eine sinnvolle Sache. Ich finde es allerdings nicht gut, Rumantsch Grischun als lebendige Sprache einführen zu wollen. Die Surselva und das Engadin beispielsweise verstehen sich wegen der grossen Unterschiede bei den Dialekten kaum. Trotzdem finde ich, die Leute sollten ihr «Idiom» sprechen und auch in der Schule lernen. Rumantsch Grischun sollte parallel weitergeführt werden. Die extreme Forcierung ist jedoch verpuffte Energie, weil es nie ganz akzeptiert sein TEXT UND BILD Nathalie Cajacob wird.


Der Ur-Schweizer

«Lustige» Schweizer Kuhglocke aus dem Souvenirshop.

L’humour suisse n’existe pas Die Schweiz hat keinen Mittermeier, der stand-up-mässig die grossen Hallen zum Lachen bringt. Aber auf den zweiten Blick scheint es um den Schweizer Humor doch nicht so schlecht bestellt. Was bewegt das helvetische Zwerchfell? «Einmal pro Tag sollte man lachen können» – unter diesem Motto hat der Werbetexter und Journalist Hans Peter Brugger im Sommer 2011 alle Schweizer Parlamentarierinnen und Parlamentarier per Mail angeschrieben und sie um ihren Lieblingswitz gebeten. Es hätte Material für einen amüsanten Zeitungsartikel in der Sauregurkenzeit geben sollen. Die Resonanz der oft als humorlos bezeichneten Politiker war jedoch so gross, dass im Herbst 2011 ein 176-seitiges Buch mit deren Lieblingswitzen erschienen ist. Wortgewandt, subtil und voller Selbstironie haben die Angeschriebenen mit dem Autor hin- und hergewitzelt. Die schnellsten Reaktionen kamen aus Basel und Zürich. Die Innerschweizer gaben sich etwas bedeckter. Scheinbar hat Brugger mit seiner Anfrage sowohl bei den Parlamentariern als auch bei den Leserinnen und Lesern einen Nerv getroffen. Die Verkaufszahlen sind erfreulich: Das rot-weisse Büchlein wird nicht nur in Politikerkreisen rege gekauft und weiterverschenkt, sondern hat auch beim Volk schon einige Lacher ausgelöst. Die Fortsetzung findet auf Facebook statt. Neue Witze werden erzählt, gepostet und geteilt. So zum Beispiel: «Ogi sitzt vor einem Kreuzworträtsel. Verzweifelt sucht er nach einem Bundesrat mit drei Buchstaben. Da kommt ihm die Erleuchtung, und er schreibt in die Spalte: Ich.» Humor mit Tiefgang. Läuft der Schweizer Humor erst auf Hochtouren, wenn man anklopft, nachfragt oder herauskitzelt? Schnell, direkt und laut – das sind nicht wirklich typische Eigenschaften von uns Eidgenossen. Dies kann auch Heidrun Abels bestätigen, die das Management für verschiedenste Deutsche Kabarett- und Comedy-Künstler macht: «Die Schweizer widmen sich gerne dem anspruchsvollen Humor, der möglichst überraschend und in Poesie eingepackt daherkommt». Passend dazu kann die Schweiz auf eine lange Clown-Tradition zurückschauen: Clowns wie Dimitri, Pic und Gardi Hutter dürfen sich schon seit einigen Jahrzehnten über ein starkes Publikumsinteresse freuen. Auch weit ausserhalb der Schweiz. Emil als Vorreiter. Wenn man vom typischen Schweizer Humor spricht, so bewegen wir uns nicht nur in der Liga des plumpen Schenkelklopfens. Das Schweizer Volk – und nicht nur der grossstädtische Kulturgänger – lacht überdurchschnittlich gerne über Feines und Poetisches. Denken wir an Emil, der die Massen seit einem halben Jahrhundert begeistert: ob als Postbeamter, als Eisverkäufer im Circus Knie oder als werdender Vater. So sind es die Zwischentöne und unausgesprochenen Pointen, die die Schweizer zum herzhaften Lachen TEXT Christa Kostgeld BILDER zVg bringen.

Diese Woche bin ich kaum einen Abend zuhause. Ich hatte gestern einen Höck. Heute tagt das OK. Morgen habe ich Training und am Freitag Vorstandssitzung. Am Wochenende stand ich in der Festwirtschaft am Grill. In einer Woche ist der wichtigste Wettkampf des Jahres. Im Sommer gehe ich ins Behindertenlager und im Herbst an den Brauchtumsumzug. Ich erhole mich dabei vom Alltag. Ich habe Organisationstalent, kann gut improvisieren und habe es gerne gemütlich. Ich leiste zusammen mit meinen Kameradinnen und Kameraden einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Ich mache Badewache, stelle Festhütten auf, pflege das einheimische Kulturgut und halte die Jungen davon ab, im Drogensumpf zu versinken. Ab und zu trinke ich einen über den Durst. Manchmal fühlt sich all die Freiwilligenarbeit wie Arbeit an. Dann sage ich, es sei Zeit, die Aufgaben an einen Jüngeren weiterzugeben. Ich werde zwar belächelt, aber mein Engagement hilft mir womöglich bei den nächsten Gemeinderatswahlen. Plötzlich bin ich in der richtigen Seilschaft und kenne die richtigen Leute, um mehr zu werden als Aktuar. Ich halte das Schweizer Milizsystem am Laufen. Seit über siebenhundert Jahren gründen drei Schweizer, die zusammenkommen, einen Verein. Die ersten waren seinerzeit Arnold von Melchtal, Walter Fürst und Werner Stauffacher auf dem Rütli. Ich bin ein Ur-Schweizer. Mein Name ist Meier – Vereins-Meier. TEXT

Jürg Wattenhofer

ID SCHWEIZ

XV


Impressum Die Beilage «ID Suisse» entstand als Projekt der Teilnehmenden der 22. Durchführung des Bildungsgangs «Journalismus» der EB Zürich. Diese Weiterbildung endet im Oktober 2012 nach drei Semestern berufsbegleitendem Unterricht. Text und Bild Judith Brandsberg Nathalie Cajacob Fabienne Graber Nina Huber Peter Inderbitzin Christa Kostgeld Marijan Markotic´ Jeanette Strebel Michael von Felten Jürg Wattenhofer Brigitte Widmer Leitung Guido Stalder (Lehrgansleitung) Fritz Keller (Redaktion) Reto Schlatter (Bilder)

Ein Lernmarathon mit Höhen und Tiefen Kann man das Handwerk des Journalismus erlernen? – Schreiben ist nur zu einem Teil Talent. Es gibt genaue Formen und Regeln, die eingehalten werden müssen, damit der Leser einen Text mit Freude liest. In diesem Bildungsgang haben wir vieles erlebt: vom Erfolgserlebnis bis zum Frust. Aber das, was am Schluss wirklich zählt, ist der Lernerfolg. Er ist – je nach Situation und Textform – unterschiedlich ausgefallen. Eines wurde nie in Frage gestellt: die Motivation, die Leidenschaft für gute Texte und die Lernfreude. Es werden Arbeitstechniken geübt wie Recherchieren, Redigieren, einen Titel und Lead kreieren. Hilfreich ist die Ecriture automatique, und ganz wichtig sind der rote Faden und die Spannungskurve. Zu den verschiedenen Textformen wie Nachricht, Bericht, Interview, Porträt, Kommentar und Reportage werden eigene Texte geschrieben. Wissen zu Medienrecht, Publizistik wird vermittelt und auch die Technik des Fotografierens sollte der Journalist künftig auf seine Porträt-Opfer anwenden können. Die Lern- und Arbeitsmethoden des Bildungsgangs beruhen auf dem aktuellsten Stand der Medien, die eine rasante technologische Entwicklung durchmachen. Die Stärke des Bildungsgangs sind die Journalist/innen, Redaktor/innen, Autor/innen, Medienlinguistiker/innen, die als Dozentinnen und Dozenten tätig sind. Sie üben ihren Beruf im Alltag leidenschaftlich aus und brachten uns aus erster Hand das nötige Know-how bei. Nun verfügen wir über eine solide Grundlage, auf welcher sich aufbauen lässt. TEXT

XVI

ID SCHWEIZ

Judith Brandsberg, Marijan Markotic´

BILDER

Reto Schlatter


KOLUMNE

Julia und Romeo und die Mutter

Meine Tochter und ich sassen vor dem Fernseher und zappten. Bei einem Film blieben wir hängen. Es schien ein klassisches Stück zu sein, und plötzlich, als ich den steinigen Acker sah, schrie ich: «Das ist ‹Romeo und Julia auf dem Dorfe›!» Isabelle: «Kenn ich nicht.» «Aber ich! Ist von Gottfried Keller, eine Liebesgeschichte, bei der die beiden wie in Shakespeares Drama nicht zusammenkommen können, weil die Eltern zerstritten sind.» «Aha.» «Mehr verrate ich nicht.» «Na ja.» Es war ein schöner Film und ich hielt meistens den Mund. Aber dann, als Isabelle sagte: «Hoffentlich hauen die endlich ab von Zuhause», da erklärte ich: «Es geht schlecht aus, hab ich doch gesagt. Früher durfte man die Eltern nicht im Stich lassen, sonst hätte man sich versündigt.» «Gut, dass das heute nicht mehr so ist.» «Ja und jetzt – siehst du das Boot? Da steigen sie gleich ein und finden einen rauschhaften Liebestod.» «Wie literarisch du dich plötzlich ausdrückst.» «Ob du’s glaubst oder nicht: Ich hab darüber eine Facharbeit in der Schule geschrieben und die Formulierung ‹rauschhafter Liebestod› ist mir geblieben. Ich such nachher die Arbeit.» Die Liebenden bestiegen nun also im Fernsehen das Boot. Es war eine sehr berührende Szene, und nachdem ich mir die Augen getrocknet hatte, ging ich an den Bücherschrank. «Hier – das Thema: ‹Verkettung von Schuld, Liebe und Tod›, und jetzt les ich dir mal meinen genialen Satz vor. Also: ‹Die Liebenden besteigen voll schmerzlicher Glückseligkeit ein mit Heu beladenes Schiff und finden einen rauschhaften Liebestod.› Wenn das nicht

Literatur in höchster Vollendung ist! Da hab ich lange daran gefeilt.» Gottfried Keller war auch in der mündlichen Matur mein Thema. Die Prüfer fragten: «Welche weiblichen Personen waren für Gottfried Keller sehr wichtig?» Ich zählte seine Geliebten auf, alle. Und dennoch waren die Prüfer nicht zufrieden. «Es fehlt eine.» Mir fiel keine mehr ein. Die Prüfer: «Es war seine Mutter.» Ich: «Seine Mutter war seine Geliebte?» «Nein, wir fragten nach einer weiblichen Person, die für ihn wichtig gewesen ist.» «Ach so.» Ich wollte Isabelle nun davon berichten, wie wichtig eine Mutter im Leben eines Menschen ist, nämlich genauso wichtig wie sämtliche Liebhaber, doch sie war bei «Dr. House» angelangt. Da konnte ich natürlich nicht stören.

Ute Ruf schreibt mit Kindern und gibt Kurse, wie man mit Kindern schreiben kann. Seit über einem Jahrzehnt verfasst sie Kolumnen und macht Interviews und Reportagen. Für die Schweizer und die Zürcher Lehrerzeitung hat sie über 200 Glossen geschrieben, die unter dem Titel «Rufnummer» als Buch erschienen sind (Verlag LCH). Sie ist auch Autorin eines Elternratgebers und von SJW-Heften für Kinder. In Ihrer Freizeit tanzt sie «wahnsinnig gern» Jive! Die EB Zürich kennt Ute Ruf gut: 2002 und 2003 hat sie den Bildungsgang «Literarisches Schreiben» besucht.

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

17


PERSÖNLICH

«Wir wollen die Besten sein» Ein Vierteljahrhundert Rektor. Hans-Peter Hauser hat sich 26 Jahre lang für die EB Zürich und ihre Vorgängerin engagiert. Nun tritt er ab. Der Schriftsteller Emil Zopfi, Wegbegeleiter, Freund und Kletterkonkurrent, hat aus diesem Anlass ein sehr persönliches Porträt verfasst. TEXT Emil Zopfi

BILDER zVg

zuschieben, die Karten mischen, auftrumpfen und Stiche machen. Hans-Peter gab die Karten jedenfalls nie aus der Hand und spielte so meisterhaft wie an jenem Regentag, beharrlich, intelligent, risikofreudig und mit ganzem Einsatz. Wenn er von seiner Arbeit erzählte, spürte man eine grosse Leidenschaft für die Sache der Weiterbildung, aber auch eine grosse Lust am Spiel der verschiedenen Interessen. Für mich «Ich wünsche Hans-Peter Hauser, dass er so viel Glück manchmal fast nicht nachvollziehmit seinen Nachfolgern hat, wie ich mit ihm hatte. bar, denn oft, wenn wir an schönen Ich musste ihn ja etwas bearbeiten, dass er den Job übernahm. Tagen in den Bergen unterwegs waren, dachte ich an Hans-Peter, der Er hat die EB Zürich zu dem gemacht, was sie heute ist.» gerade an einer Sitzung das Budget «seiner» Schule verteidigte oder Dr. Paul Baillod, ehemaliger Rektor im Büro über einem Bericht zu Handen des Regierungsrates brühabe ich oft erzählt, wenn von Hans-Peter die Rede tete. Eine Vision bewegte ihn, eine Mission beinahe. war. Nicht dass ich ihn als Spieler charakterisieren Ich bin überzeugt, ohne Hans-Peter gäbe es die EB Zümöchte, aber in all den Jahren als Rektor der heuti- rich nicht in ihrer heutigen Vielfalt, Qualität und gen EB Zürich hatte er nicht immer die besten Karten Grösse. in der Hand – und erreichte doch fast immer sein Ziel. Und sein Ziel war von allem Anfang an klar: Ein Mathe und Politik. Sein Engagement für die Weiterbilfür alle zugängliches staatliches Angebot an Weiter- dung hat sicher Wurzeln in seiner Biografie. Nach eibildung zu schaffen, das die Bedürfnisse der Berufs- ner Berufslehre als Stahlbauzeichner absolvierte er tätigen und der Unternehmen abdeckt, und zwar zu die Matura berufsbegleitend am Institut AKAD und studierte anschliessend Soziologie und Mathematik. erschwinglichen Kosten und in hoher Qualität. Dass er sich während des Studiums auch als Jasser Lust am Spiel. Man kann Bildungspolitik durchaus als weiterbildete, ist ein Gerücht, aber wichtiger ist siSpiel zwischen staatlichen Ämtern, privaten Anbie- cher, dass er als Soziologe das politische Bewusstsein tern, Politikern und Schulleitungen betrachten, die entwickelte, dass berufliche Weiterbildung eine vorsich Aufgaben, Finanzen und Verantwortlichkeiten rangige Aufgabe des Staates sein muss und nicht ausEs war vor Jahren irgendwo in den Bergen, wir waren zu viert und jassten «Schieber». Wie auch immer die Karten verteilt waren, Hans-Peter und sein Partner gewannen jede Runde. Ehrlich gesagt, es war ziemlich frustrierend, zum Glück stellte sich besseres Wetter ein und wir konnten klettern gehen. Diese Anekdote

18

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012


PERSÖNLICH

schliesslich privaten Marktkräften überlassen werden darf. Als Mathematiker erkannte er die Bedeutung der neuen Technologien, von Computern und neuen Medien, die während der Jahrzehnte seines Wirkens unsere Gesellschaft und das Bildungswesen radikal veränderten.

die Grundlagenkurse in Informatik in der Erwachsenenbildung. Er war nun also mein Chef. Raum für Gestaltung. Auf der Rückfahrt von Kletterferien in Südfrankreich erkundigte ich mich schüchtern, was er von meinem Kurs erwarte. «Mach, was du willst. Es muss einfach gut sein.» Die Antwort habe ich nie vergessen, und sie prägte unsere Zusammenarbeit während etwa 25 Jahren. Er gewährte grossen Freiraum, verlangte dafür aber hohen Einsatz und ein gutes Resultat. So habe ich ihn als Chef immer

Klettern durchs Bildungsgebirge. Wie im Spiel, so ist auch im Leben vieles Zufall. Als die Personalcomputer aufkamen, beschaffte das kantonale Amt für Berufsbildung einige Geräte. Ich bekam den Auftrag, im Schulhaus Wolfbach einen Kurs für Berufsschullehrer durchzuführen. Verantwortlich für die «Hans-Peter Hauser ist ein begnadeter Taktiker. Das hat PCs sei ein Herr Hauser, stellver- ihm und der EB Zürich in vielen schwierigen Situationen geholfen. tretender Leiter der Abteilung ErManchmal aber drohte sich das auch gegen ihn zu wenden. wachsenenbildung der Berufsschulen. Es stellte sich heraus, Wenn er einmal alle Karten auf den Tisch legte und volle dass wir schon miteinander auf Transparenz schuf, fragten sich sofort alle, ob das jetzt nicht Klettertouren gewesen waren, und einfach eine noch raffiniertere Taktik sei.» so begann unsere gemeinsame Tour durchs Bildungsgebirge. Hans-Peter engagierte mich für Ruedi Winkler, langjähriger Leiter der Schulkommission und Freund EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

19


PERSÖNLICH

Eine legendäre Exkursion des EB-Informatikteams zu Olivetti in Ivrea 1986. Emil Zopfi schreibt dazu: «Ja, das Foto habe ich in einen Ordner abgelegt. Die EB hatte einige PC von Olivetti angeschafft. In Ivrea zeigte man uns dann aber nicht das, was eigentlich versprochen war, es gab auch Klamauk wegen dem Fotografen, der mit dabei war. Also kam es unter altlinker Leitung zu einem Sitzstreik vor dem Hauptsitz von Olivetti. Der damalige Rektor Favini (Hans-Peter Hauser war sein Stellvertreter) und ich, des Italienischen mächtig, führten Verhandlungen. Am nächsten Tag gab es dann doch noch einen interessanten Vortrag.»

Hans-Peter Hauser beim Klettern in der Route «L’ Arco dei Guaitechi» am Settore Centrale des Monte Sordo bei Finale Ligure, ca. 1986. Zopfi dazu: «Nicht gerade in Starpose, aber man kann ja nicht immer und überall der Beste sein.»

20

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

Gemäss Winston Churchill liegt das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde. Mit Lermontov, der vaterseits von einem stolzen russischen Achal-Tekkiner abstammt, wird es HP ausserhalb der EB Zürich nie langweilig.


PERSÖNLICH

wieder erlebt: offen für Ideen, neue Kursformen, Techniken und Themen, schuf er den Raum dafür – physisch, finanziell und politisch. Aber er erwartete Engagement und zufriedene Kursteilnehmende. Der Superlativ als Mantra. Die Abteilung Erwachsenenbildung war noch klein, das bescheidene Programmheft nannten wir «Milchbüchlein». Sollte die Schule wachsen – und das war Hans-Peters Absicht – musste sie einen einprägsamen Namen bekommen und einen attraktiven Auftritt. Er setzte durch, dass das Programmheft der EB Wolfbach ein grosses Format bekam – so wie es sich noch heute präsentiert, einfach noch nicht so dick. Immer wieder sagte er: «Wir wollen die Besten sein!» Das war so etwas wie ein Mantra für ihn. Vielleicht «self-fulfilling prophecy». Wohl auch das Resultat interner Weiterbildung für die Kursleiter/innen, die er vorantrieb. Auch wir sollten das lebenslange Lernen pflegen, für das wir uns stark machten.

Das letzte Herbstfest im Wolfbach, 4. September 2004

wir wanderten, redeten, er überzeugte mich für eine Lösung, die ich akzeptieren konnte. Spurenleger. Eine Zäsur war sicher der Umzug der Schule ins Bildungszentrum für Erwachsene BiZE: Abschluss einer Pionierphase und Entwicklung einer neuen, grösseren Dimension. Ich nahm an diesem Prozess nicht mehr teil, gab gelegentlich noch einen Kurs am neuen Ort. Doch in vielen Details der Ausgestaltung und Einrichtung des neuen Bildungzentrums glaubte ich etwas von den Visionen der Weiterbildung

Gewiefter Taktiker. Hans-Peter nahm an einem meiner ersten Computer-Grundlagenkurse teil. Zur Auflockerung organisierte ich jeweils eine Art Planspiel in zwei Gruppen. Gruppe A musste Gruppe B von einer Lösung für computergestütztes Lernen überzeugen. Es gab ein Streitgespräch, doch in keinem der Kurse gelang es Gruppe A, ihr Ziel zu erreichen – ausser in jenem, in dem Hans-Peter dabei war. Seinem aus«Endlich kommt Hans-Peter Hauser dazu, das Hospicium serordentlichen Verhandlungsge‹Weiterbildung›, an dem er 25 Jahre als Architekt und Konstrukschick, seiner Taktik hatte offenbar teur mitgewirkt hat, selber zu betreten und in der Kutte des niemand etwas entgegenzusetzen – im Spiel wie oft auch in der Wirk‹Scholars› zu prüfen, ob das Werk gut ist. Wenn nicht, werden wir lichkeit.

bestimmt wieder von ihm hören … Alles Gute im neuen Status!»

Empfänglich für Kritik. Idealisiere ich jetzt? Selbstverständlich gab Regine Aeppli, Regierungsrätin und Bildungsdirektorin es auch Krisen und Konflikte. Unsere Beziehung war nicht einfach: Wir waren Freunde und Konkurrenten in einem leis- zu erkennen, die wir in Gesprächen im Café oder auf tungsorientierten Sport, Chef und Mitarbeiter im Be- Bergtouren entwickelt hatten. Hans-Peter hat auch ruf, Partner in Projekten – etwa der gemeinsamen diese Runde geschafft, und wenn er nun die Karten Entwicklung eines ersten Grundlagenlehrmittels in abgibt, so hinterlässt er doch Spuren, sichtbare und Informatik. Zeitweise war er der stärkere Kletterer, noch viel mehr unsichtbare. dann wieder ich. Er liess sich führen im Fels, und er schickte mir Texte zur harten Kritik, die er stets ak- Einst sassen wir in einem Restaurant in Basel, als ihn zeptierte, was ich bewunderte. Auch ich steckte ein, der Chef de Service erkannte und begrüsste. Er hatte wohl nicht so geduldig und lernfähig wie er. Ich bin bei Hans-Peter die Berufsschule besucht. Im Scherz nicht der, der die Karten in der Hand behält, einmal fragte ich: «Und, wie war er als Lehrer?» Der junge warf ich sie hin. Sogleich fuhr er zu mir in die Berge, Mann überlegte nicht lange: «Er war der Beste.» EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

21


KURSFENSTER

Wie viele Dimensionen hat ein Punkt? Kommunikative Punktlandungen. Wer kennt das nicht? Man weicht Konflikten aus, redet um den Brei, bringt kein Kompliment zustande. Dass es auch anders geht, zeigt der Kurs «Eine Sache auf den Punkt bringen». Mit erstaunlichen Resultaten in nur vier Abenden. TEXT Guido Stalder BILD Philipp Baer

Die Übung heisst «Charakterisiere dich», und sie hat es in sich. Kursleiterin Amba Kaufmann verteilt ein Blatt mit vier Dutzend Begriffen. Davon soll man je zwei positive und negative aussuchen, die auf einen zutreffen. Das sind Wörter wie: leidenschaftlich, bescheiden, berechnend, scheu, Mut, entfalten, ungewiss, Angst, spielen. Wer die vier Wörter gewählt hat, muss mit einem davon einen Satz bilden. Schwieriger, als man zunächst denkt. Die acht Teilnehmenden arbeiten konzentriert, wählen aus, formulieren, verwerfen wieder, finden endlich ihren Satz. Den erzählen sie sich in Zweiergruppen gegenseitig, und lassen ihn auf sich wirken. «Gut zuhören», sagt Amba Kaufmann, «nicht nur mit den Oh22 EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

ren, sondern mit dem ganzen Körper.» Die Sätze werden wiederholt, im Tonfall variiert, vom Gegenüber kommentiert. Bis sie sitzen, authentisch klingen. Gruppe als Testpublikum. Jetzt setzen sich alle Teilnehmenden in zwei Reihen gegenüber und sprechen ihren Satz in der ganzen Gruppe. Einer beginnt: «Durchsetzen ist schwierig für mich, die anderen hören mich nicht.» Die Gruppe will mehr hören, emotional mehr. Es folgen mehrere Versuche, der Teilnehmer wirkt zunehmend genervt. Dann kommt der Satz wie ein Pfeil, gerade, kompakt, klar. Alles klar, verstanden. Zweites Beispiel: «Auf meine Zuverlässigkeit bin ich richtig stolz.» Auch das überzeugt nicht auf Anhieb, das Wort «richtig» stört. Amba Kaufmann: «Füllwörter wie ‹eigentlich›, ‹irgendwie› oder hier ‹richtig› schwächen die Aussage – einfach weglassen.» Bei allen wird nachgebessert. Eine Teilnehmerin behauptet in ihrem vorbereiteten Satz, sie sei unabhängig im Denken und Handeln. Klingt nicht überzeugend, findet die Gruppe, schon eher schlapp. Erst als sie auf Anregung der Kursleiterin aufsteht und mit dem Fuss tüchtig auf den Boden stampft, sagt sie plötz-


KURSFENSTER

lich ganz deutlich: «Ich bin unabhängig im Denken und Handeln!» Da gibt es nichts mehr zu fragen, alle wissen es. Bewusster und offener. Kursleiterin Amba Kaufmann ist ausgebildete Psychologin mit eigener Praxis in Zürich. In diesem Kurs gehe es darum, emotional klarer zu reden, sagt sie, und das Gesagte auf allen Ebenen wahrzunehmen: mit der Sprache, den Gefühlen, den eigenen Erwartungen, in seinem Körper. Das brauche Übung und auch die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Aber man könne jederzeit «Stopp» sagen, betont die Kursleiterin: «Jeder bestimmt selber, wie weit er gehen will.» Etwas Theorie gehört zum Kurs, etwa über das Ich, das Selbst, das Unbewusste und das Kollektiv. Die Theorie wird jeweils an Übungen gekoppelt, etwa wenn man sich fragt: Welche Alltagswahrheiten glaube ich, ohne sie zu hinterfragen? Vielleicht: «Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen»? Und wenn ich das nicht mehr glauben würde? Einfach so? Kaufmann: «Da lasse ich die Leute oft ins kalte Wasser springen – aber ich stehe immer mit dem Schwimmgurt da.» Vielfältig. Die Leute kommen aus verschiedensten Berufsfeldern: Per-

sonalwesen, IT-Beratung, Bank, Unternehmensführung, Sozialarbeit, technische Planung, Heilpädagogik. Genauso unterschiedlich sind ihre Anliegen, wie sie in der Kurspause erzählen. «Mir geht immer wieder gleich», heisst es da, «ich werde falsch wahrgenommen.» Oder schlimmer: «Häufig komme ich gar nicht erst zu Wort.» Und, ein weiterer Klassiker: «Mir fällt es in der Regel sehr schwer, meine Sachen kurz und prägnant zu formulieren, das ist schon ziemlich lange so ein Problem von mir.» Der Kurs wirke, sagen die Teilnehmenden. Es sei erst schon mal erleichternd, dass man mit seinen Kommunikationsproblemen nicht alleine stehe. Amba führe sehr gut, stelle die richtigen Fragen, unterstütze einen – und bringe die Sache unkompliziert auf den Punkt.

Manchmal gibt es spektakuläre Resultate, wie beim Teilnehmer, dem in einem Rollenspiel klar wurde, dass er in seinem Job am falschen Ort war. Er wechselte tatsächlich die Stelle. Eine andere Kursteilnehmerin erlebte das Gegenteil: Sie litt darunter, dass sie in ihrem Beruf Bussen verteilen musste. Im Kurs akzeptierte sie, dass das eben dazu gehört, und macht es jetzt – zwar ohne Begeisterung, aber auch ohne Qualen. Kreativer Abschluss. Es ist der letzte Abend, und die Teilnehmenden haben eine Dankeskarte mit der philosophischen Frage gebastelt: «Wie viele Dimensionen hat ein Punkt?» Die erhält Amba Kaufmann, zusammen mit einer rot-weiss gepunkteten Tasse. Darin Schockolade-Maikäfer, mit Konfetti-Punkten zugedeckt. Als Schluss. Punkt. EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

23


IM GESPRÄCH

«Ich will mich nicht schubladisieren» Multitalent. Die Schauspielerin Delia Mayer will sich nicht auf ihre Rolle als Tatort-Kommissarin reduzieren lassen. Neben Auftritten in Filmen und im Theater ist ihr das Musikmachen als Sängerin besonders wichtig. Zudem ist sie Mutter einer achtjährigen Tochter. Der 43-jährigen Zürcherin gelingt es, alles unter einen Hut zu bringen. INTERVIEW Anouk Holthuizen

BILDER Miriam Künzli

Auf Ihrer Webseite nennen Sie als Zukunftsträume nebst Neuro-Philosophin und Bestsellerautorin auch Baggerfahrerin und Kioskfrau. Welche Sehnsüchte stecken hinter den letzten beiden Berufswünschen? Das soll ausdrücken, dass ich immer in alle Richtungen schaue, um zu sehen, was ein Leben komplett macht. Ich möchte damit auch unterstreichen, dass für mich Intellektualität genauso wichtig ist wie Bodenhaftung. Für die Medien sind Sie zurzeit vor allem die Kommissarin Liz Ritschard aus der Fernsehserie «Tatort». Passt Ihnen das? Das ist okay so. Das wechselt mit den Produktionen, die man macht. Als meine Platte «These Days» erschienen ist, war diese das Thema der Medien. Der «Tatort» ist für mich ein Fenster, durch das man das Gesamtpaket Delia Mayer sehen kann. Ihr Lebenslauf schwappt beinahe über vor Aktivität: Sie singen, schauspielern, dozieren und sind Mutter. In welcher Rolle fühlt sich Delia Mayer am wohlsten? In jeder. Die Rollen wechseln sich ja zeitlich ab, und ich bin jedes Mal mit ganzem Herzen bei der Sache. Und doch fliessen sie alle zusammen und befruchten einander. Musik ist für mich eine Art Heimat. Da auch meine Vater Musiker war, prägte sie mich schon in meiner Kindheit. Ohne Schauspielerei kann ich für längere Zeit sein, nicht aber ohne Musik. 24

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

Welche Rolle war bisher Ihre liebste? Das kann ich so nicht beantworten – es gibt viele Momente, die mich berührt und geprägt haben. Das waren aber nicht unbedingt Rollen, sondern besondere Konstellationen in der Zusammenarbeit mit Menschen. Oft sind das Momente, in denen ich Musik mache. Welche Musik hat Sie geprägt? Ganz viele. Janis Joplin, Jimi Hendrix, Beatles, Earth Wind and Fire, Miles Davis, Chet Baker, Billie Holiday, Sarah Vaughan, Frank Sinatra, Rickie Lee Jones, Joni Mitchell, Tom Waits … Wenn Sie auf der Bühne singen oder spielen: Was geschieht da mit Ihnen, konzentrieren Sie sich voll auf die Gesangstechnik oder trägt es Sie zuweilen auch fort? Darüber könnte man lange diskutieren. Letztlich geht es darum, beides zuzulassen und verbinden zu können. Ich muss gleichzeitig meine Stimme – oder im Schauspiel meinen Körper – im Griff haben und mich in die Situation fallen lassen können, um mich von ihr tragen zu lassen. So entstehen Dinge, die man nicht planen kann, die einen selber und andere überraschen: Das ist Kreativität. Ich glaube, das kann einem Zustand der Meditation gleichkommen. Man gibt sein Ego vollkommen auf. Im September werde ich genau über diese Frage in einem «Science Talk» öffentlich mit dem Neuropsychologen Lutz Jäncke diskutieren.


IM GESPRÄCH

Welcher Gesang ist die grösste Herausforderung für Sie? Früher war es sicherlich die klassische Technik und die klassische Musik. Den stimmtechnischen Anspruch zu erfüllen und gleichzeitig frei für die Musik zu sein ist in diesem Bereich die grösste Herausforderung. Aber in den letzten Jahren fühlte ich mich zunehmend vom «losgelösten» Musikmachen angezogen. Man kann auch mit zwei kratzigen Tönen ein Innenleben ausdrücken. Die Perfektion interessiert mich heute weniger. Hatten Sie nie das Bedürfnis, sich für einen Bereich zu entscheiden? Verliert ein Hansdampf in allen Gassen nicht an Profil? Das ist eine typisch europäische Frage, sie würde in den USA und in England nie gestellt. Das Bedürfnis, einen Menschen in eine gewisse Ecke zu stellen, existiert hier in der Schweiz viel stärker, aus für mich unbekannten Gründen. Das konfrontiert mich überhaupt erst mit dieser Frage. Ich interessiere mich für Zwischenräume. Auch wenn ich mir manchmal gewünscht hätte, mich für eine Richtung entscheiden zu können – ich kann mich nicht schubladisieren, selbst wenn ich das gern tun würde.

Das müssen Sie mir genauer erklären. Ich finde es interessant, wenn Synergien zwischen den Bereichen entstehen. Oft fühle ich in einem Bereich jenen Teil in mir, der gerade nicht zum Zug kommt. Das empfinde ich dann als einengend. Als Kind haben Sie Ihren Vater und Ihren Bruder zu deren Auftritten begleitet. Die Mutter sass als Managerin mit im Auto. Wie war das für Sie? Manchmal schlief ich im Auto, während sie noch auf der Bühne spielten. Oder ich blieb hinter der Bühne, war todmüde und fand doch alles aufregend. Mir war bewusst, dass ich ein ganz anderes Leben führte als die meisten Kinder um mich rum. Das war einerseits lustig, andererseits sehnte ich mich manchmal nach Normalität. Trotzdem traten Sie in die Fussstapfen Ihrer Eltern. Es war lange nicht klar, wohin es gehen sollte. Bevor ich die Matura machte, wollte ich Meeresbiologie studieren oder Verhaltensforscherin werden. Doch die Lust auf Musik, Schauspiel und damals noch Tanz drückte immer wieder durch, ich konnte nicht anders. Doch wer auf der Bühne steht, betreibt

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

25


IM GESPRÄCH

letztlich auch eine Art von Verhaltensforschung: Man ist extrem mit dem Wesen des Menschen beschäftigt, nur schon, weil man ja in verschiedene Rollen schlüpft. Als Kind konnten Sie nicht stillsitzen. Geht das jetzt besser? Ich kann es besser, aber nicht wirklich gut. Wenn ich an etwas dran bin, bin ich voll konzentriert.

Dazwischen bin ich sehr ruhelos. Doch das ist meine Treibkraft. Ich bin zudem viel zäher geworden. Durch die Arbeit? Der Beruf verlangt das ab. Als Künstlerin muss ich einerseits offen und sensibel sein, andererseits habe ich nie Sicherheit. Man entwickelt aus sich selbst heraus, beim Schreiben von Texten, beim Singen, beim Spielen. Man hat keine Ahnung, was entstehen wird. Natürlich gibt es ein Drehbuch, Texte und Anweisungen des Regisseurs, aber das muss man kreativ umsetzen. Die Arbeit ist zudem unregelmässig, man weiss nie, was in einem Jahr sein wird. Kreieren ist ein konstanter freier Fall. Sie haben eine achtjährige Tochter. Ist sie so präsent in Ihrem Berufsleben wie Sie damals bei Ihren Eltern? Nein. Ich lasse sie sehr in Ruhe und arbeite nur, wenn sie nicht da ist. Ist sie daheim, nehme ich mir viel Zeit für sie, sie sieht mich selten in Aktion. So kann sie ganz normal aufwachsen. Ich möchte auch nicht, dass sie ein halbes Dutzend Kurse besucht, um irgendwelche Talente zu fördern. Sie soll mit Freiräumen umgehen können. Ist die Trennung von Beruf und Familie ein bewusster Entscheid aufgrund der eigenen Erfahrungen? Nicht wirklich bewusst, aber es fühlt sich so für mich richtiger an. Obwohl ich manchmal denke, ich müsste sie mehr in meine Berufswelt miteinbeziehen. Für Kinder ist es natürlich toll, am Set mit dabei zu sein oder die Eltern auf der Bühne zu sehen.

Delia Mayer ist in Hongkong geboren und in Zürich aufgewachsen. Nach der Wirtschaftmatur studierte sie Tanz, Pop- und Musicalgesang sowie Schauspiel in Wien. Es folgten ein Nachstudium für klassischen Gesang am Konservatorium Zürich und an der Opernschule BGZ sowie Schauspielunterricht in New York. Delia Mayer spielte in zahlreichen Musik-, Opern- und Theaterproduktionen sowie in Film und Fernsehen. Zuletzt zu sehen war sie als Komissarin Liz Ritschard in den «Tatort»-Folgen «Skalpell» und «Hanglage mit Aussicht».

26

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

Sie haben seit 2005 keine Platte mehr gemacht. Warum? Ich hatte keine Zeit. In den ersten Jahren danach war meine Tochter noch sehr klein. Zudem gab ich aufgrund des Albums Konzerte und spielte und sang in zahlreichen Produktionen, zuletzt am Burgtheater in Wien. Erst jetzt bin ich wieder dabei, Texte und Musik zu schreiben. Doch das ist gar nicht so einfach. Die kreativen Schreibmomente kommen ja irgendwann, die kann ich nicht künstlich herbeischaffen. Sie kommen, wenn der Kopf dafür Platz hat, aber seit ich ein Kind habe, ist der Platz viel rarer geworden. Zudem verlang der gegenwärtige Zeitgeist viel Effizienz, aber das ist gefährlich für Kreativität.


SEINERZEIT TAGESTHEMA

Unfall bei der Tramendstation in Zürich-Seebach (1943)

Der Triebwagen eines Tramzugs ist in ein Bachbett gestürzt. Auch der Anhänger wurde aus den Schienen gehievt und steht nun an der Endhaltestelle der Linie 14 in Zürich-Seebach quer über der Böschung des Katzenbachs. Aus dem Hintergrund verfolgt eine grössere Menschenmenge das spektakuläre Geschehen. Glücklicherweise waren die Folgen des Unfalls nicht allzu gravierend: Lediglich sieben Personen – vier Passagiere (wovon zwei im Anhänger), der Wagenführer, ein Fahrschüler und eine Billetteuse – waren am Mittwoch, den 27. Oktober 1943, gegen 13 Uhr in der Strassenbahn unterwegs, welche aus ungeklärten Gründen mit mehr als fünfzig Kilometern pro Stunde in die Endhaltestelle Seebach einbog. Sie alle kamen mit leichten Verletzungen davon; einzig der Chauffeur wurde zur Beobachtung für eine Nacht hospitalisiert. Gleichwohl wäre dieser Unfall tragisch verlaufen, hätte er sich eine Stunde früher zugetragen mit all den Werktätigen an Bord, die zum Mittagessen nach Hause zurückkehrten. So aber wandte sich die Bevölkerung nach dem Unglück innert Kürze wieder dem (Kriegs-)Alltag zu mit den Nachrichten über das Vorrücken der Roten Armee im Dnjeperbogen oder den Vorstoss der Alliierten hundertfünfzig Kilometer südlich von Rom. – Am Wochenende nach dem Unfall fanden eidgenössische Wahlen statt, welche den Sozialdemokraten erhebliche Sitzgewinne im Parlament und sechs Wochen danach erstmals einen Bundesratssitz eintrugen. Und die Zürcher Strassenbahnen suchten per Inserat weiterhin eine «grössere Anzahl Frauen und Töchter», um sie als Billetteusen auszubilden und danach temporär anstelle jener Kondukteure einzusetzen, welche Aktivdienst leisteten. Felix Aeppli

Felix Aeppli, Historiker und Filmexperte, erteilt an der EB Zürich einen Kurs über den Schweizer Film. Mit «Seinerzeit Tagesthema» wirft er einen Blick auf spezielle Ereignisse aus der Geschichte von Stadt und Kanton Zürich.

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

27


KULTUR

Kursleitende und Mitarbeitende der EB Zürich geben Tipps zu interessanten Büchern, CDs und Filmen.

Sunil Mann Fangschuss 2010

Lesen

B. B. King Live at the Royal Albert Hall 2012

Hören

Richard Eyre Iris 2003

Sehen

Viel Humor. V.J. Kumar heisst der Protagonist von Sunil Manns Kriminalroman «Fangschuss». Der frisch gebackene Privatdetektiv mit indischen Wurzeln löst in dieser Geschichte seinen ersten Fall. Auf der Suche nach einem verschwundenen jungen Mann gerät Kumar in dubiose Kreise der Zürcher Langstrassen-Szene und wird selbst Opfer gefährlicher Verfolgungsjagden. Neben der spannend erzählten Story erfahren wir viel über Kumars Schwierigkeiten, zwischen familiären indischen Wurzeln und dem Schweizer Leben einen eigenen Weg zu finden. Vor allen Dingen besticht dieses Buch durch seinen trockenen Humor, der den Nagel allzu häufig auf den Kopf trifft.

Viel Energie. B.B. Kings CD «Live at the Royal Albert Hall» vermittelt einen spannenden Überblick über Kings langjähriges Schaffen. Einerseits sind bekannte Klassiker wie «Key To The Highway», «When The Saints Go Marching In» oder «The Thrill Is Gone» darauf zu hören, anderseits spielen auch Musiker wie Mick Hucknall (Simply Red), Ronnie Wood (Rolling Stones) oder Slash (ExGuns’n’Roses) mit, welche alle von B.B. King beeinflusst wurden. Zudem zeigt diese CD auch, wie viel Energie der 87-jährige Bluesmusiker immer noch besitzt. Live bewies dies B.B. King mit einem mitreissenden Konzert am 9. Juli am «Live at Sunset»-Festival in Zürich.

Viel Liebe. Die brillante Schriftstellerin und Philosophin Iris Murdoch erleidet den Verlust ihrer kognitiven Fähigkeiten durch Alzheimer. Durch die Gegenüberstellung ihres Lebens als junge und leidenschaftliche Frau mit ihrem Leben als zunehmend kranke und verwirrte Dame wird der Verlust, den sie und ihre Umfeld erleidet, gnadenlos bildhaft und gleichzeitig sehr empathisch dargestellt. Trotzdem ist es kein Film über die Krankheit Alzheimer, sondern die Geschichte einer grossen Liebe zwischen zwei sehr unterschiedlichen Menschen, die 40 Jahre andauert und deren Grundlage die Fähigkeit ist, den anderen so anzunehmen, wie er ist.

CAROLIN BERNARDELLI Kursleiterin Deutsch als Zweitsprache

JÜRG MARTIN MEILI Kursleiter Englisch

SUSANNE FUCHS Mitarbeiterin Logistik

28

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012


TIPPS UND TRICKS

Der Notizblock in der Wolke

Virtuelle Post-its. OneNote ist ein digitaler Notizblock, der viel mehr kann als einer aus Papier: Neben Texten hält er auch Bilder und Töne fest. Und weil die Einträge in der Wolke gespeichert sind, kann man von überall her auf sie zugreifen. TEXT Peter Huber, Christian Kaiser ILLUSTRATION Eva Kläui

Sie stehen im Laden und haben den Einkaufszettel zuhause auf dem Küchentisch liegen gelassen? Was stand nun schon wieder auf der wichtigen Notiz, welchen Sie am Vorabend mit Magnet am Kühlschrank befestigt hatte? Mit OneNote kann Ihnen das nicht mehr passieren – vorausgesetzt, Sie haben Ihr Smartphone, Ihren PC oder Ihr Tablet mit dabei. Wichtige Infos immer griffbereit Und so funktionierts: Egal vor welchem Computer Sie gerade sitzen oder welches digitale Eingabegerät Sie gerade dabei haben – jede von Ihnen in OneNote erstellte Notiz wird auf einem geschützten Server im Internet gespeichert. Beispiel Poschtizettel: fehlende Lebensmittel auf dem Laptop zu Hause, das Geburtstagsgeschenk für den Göttibuben im Handy auf dem Zug und ein paar Papeterieartikel im Computer im Büro eintragen – und wenn Sie dann im Laden stehen, haben Sie Ihre ganze Einkaufsliste auf dem Smartphone. Sogar das Waschmittel und die Putzschwämme sind drauf, die Ihre Frau von Ihrem Tablet aus noch nachgetragen hatte. Notizbücher gemeinsam führen Denn am selben Notizbuch können über die Wolke auch mehrere Personen gemeinsam arbeiten: Jede und jeder deponiert seine Notizen, Beiträge und Recherchen im gemeinsamen Notizbuch. Alle sehen sofort,

wenn jemand neue Inhalte gespeichert hat, und erkennen auch sofort, von wem. Das kann für verschiedene wichtige Dinge ganz nützlich sein: zum Beispiel, um die Traktanden für die nächste Vereins- oder Bürositzung zusammenzutragen oder um die gemeinsamen Ferien mit der Freundin in Paris zu planen. Und wenn Sie dann in der besagten Sitzung sitzen, haben Sie die Traktandenliste automatisch dabei. Und in Paris die Ergebnisse Ihrer Recherchen: Stadtpläne, wichtige Webseiten, Audio-Führer oder Videos – all das hält Ihr Notizbuch vor Ort für Sie bereit. In MS Office integriert Wenn Sie Microsoft Office für Windows (für Mac gibt es nur ein App für iPhone/iPad) installiert haben, stehen Ihnen alle Dienste von OneNote zur Verfügung. Falls nicht, können Sie eine abgespeckte OneNoteVersion über den Browser verwenden; dafür brauchen Sie nichts weiter als ein kostenloses SkyDriveKonto. In dieser Basis-Version können Sie aber keine Dateien ins Notizbuch einbinden. Drucken ins papierlose Büro OneNote funktioniert auch als Drucker und wird in Ihrer Druckerliste angezeigt. Alles was Sie von Word, Excel oder beliebigen anderen Programmdateien aufbewahren möchten, können Sie als Druckfile zu OneNote senden, statt es zu drucken. Dort werden Ihre Arbeitspapiere elektronisch gestapelt. Wenn eines davon später wirklich noch auf Papier muss, druckt es Ihnen OneNote problemlos aus. KURSE ZUM THEMA OneNote – die Online-Zettelwirtschaft One Note für Aufgabenlisten, Notizen und vieles mehr einsetzen. Outlook: Einführung Ein- und ausgehende Post steuern und Agenda verwalten. Weitere Infos und Anmeldung unter www.eb-zuerich.ch

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

29


AGENDA

Die 5. SFE-Tagung: «CONNECTED»

Sprachencafé Bistrot des langues Circolo delle lingue Late Tea Time Talk

CoNNECTED Vom E im E-Learning mittwoch, 26. september 2012 09.00 – 16.45 uhr Bildungszentrum für Erwachsene BiZE

Lernfoyer

Tertulia

sprachencafe_2012.indd 1

Sprachenlernen im Sprachencafé

27.06.12 15:22

Ob Spanisch, Französisch, Englisch, Italienisch oder Deutsch. Das Sprachencafé ist eine lebendige Art, eine Sprache zu lernen: Interessierte an fremden Sprachen und Kulturen treffen sich in entspannter Atmosphäre und praktizieren und vertiefen ihre mündlichen Sprachkenntnisse. Bildungszentrum für Erwachsene Riesbachstrasse 11 8008 Zürich www.bize.ch

Wer mit Aus- und Weiterbildung zu tun hat, kommt nicht um das Thema E-Learning herum: Wie damit umgehen? Konventionelle Kurse und E-LearningTools nebeneinander herlaufen lassen oder am Ende ganz auf das E im Learning setzen? Was sind die Vor- und Nachteile, wofür eignen sich digitale Lernformen und wofür nicht? Unter dem Titel «CONNECTED – Vom E im E-Learning» widmet sich das diesjährige Schweizerische Forum für Erwachsenenbildung solchen und anderen Fragen: Martin Raske von der Credit Suisse erklärt, weshalb heute auf das E beim Learning nicht mehr verzichtet werden kann, und Professorin Andréa Belliger hat sich Gedanken darüber gemacht, was dieses E heute bedeuten sollte: Sie tendiert zu «empowered» statt zu «electronic». Dieter Euler von der Uni St. Gallen wird versuchen, den «Marketingspeck» im Bereich der digitalen Medien von der Substanz zu trennen. Und Heide Lukosch, Professorin für Spielen und Simulation, wird über die Möglichkeiten von Mictrotraining und spielbasiertem Lernen berichten. Ausserdem besteht die Gelegenheit, Gilbert Gress einmal live zu erleben – im Zwiegespräch mit Röbi Koller. Datum Mittwoch, 26. September 2012, 09.00 bis 17.00 Uhr Ort Aula des BiZE, Riesbachstrasse 11, 8090 Zürich Infos www.swissadultlearning.ch

30 EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012

In Gruppen plaudern, diskutieren oder debattieren die Teilnehmenden über aktuelle Themen, kulturelle Besonderheiten, schöne Orte, die Gastronomie und anderes. Eine Fachperson begleitet jede Sprachgruppe und gibt Impulse und Hinweise sowie Feedback zu sprachlichen, kulturellen und lernmethodischen Aspekten. Einstieg jederzeit möglich! Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch (ab Niveau B1/B2) Zeit Donnerstag, 18.00 bis 21.00 Uhr Ort EB Zürich, im Lernfoyer des BiZE Preis Fr. 250.– für drei Monate Infos www.eb-zuerich.ch/sprachencafe


WEITERBILDUNG – WIE ICH SIE WILL

Weiterkommen mit der EB Zürich Mit jährlich 16 000 Kundinnen und Kunden ist die EB Zürich die grösste von der öffentlichen Hand getragene Weiterbildungsinstitution der Schweiz. Der erste Schritt zu neuen Horizonten: – Bestellen Sie unser neues Programm mit über 400 Kursen und Bildungsgängen. – Besuchen Sie eine unserer Informationsveranstaltungen. – Lassen Sie sich über unser Angebot informieren. – Nutzen Sie unsere Lern- und Arbeitsplätze im Lernfoyer. – Buchen Sie eine Weiterbildungsberatung und klären Sie Ihre Ziele. – Machen Sie Selbsteinstufungstests auf unserer Webseite. – Lernen Sie anhand unserer Imagebroschüre unsere Werte kennen. – Informieren Sie sich auf www.eb-zuerich.ch. – Fragen Sie telefonisch oder per Mail bei uns nach. – Kommen Sie vorbei und lernen Sie uns kennen.

Weiterbildung liegt im Interesse des Wirtschaftsstandortes Zürich und muss darum für alle zugänglich sein – unabhängig vom finanziellen oder sozialen Status. Seit bald 40 Jahren unterstützt die kantonale Berufsschule für Weiterbildung deshalb Berufsleute aus allen Branchen und Bildungsschichten dabei, beruflich am Ball zu bleiben; Lehrabgänger und Akademikerinnen, Handwerker und kaufmännische Angestellte, Kader und Berufseinsteigerinnen lernen neben- und miteinander. Der persönliche Weg zum Ziel: Der Weg zum Lernerfolg ist individuell. In Weiterbildungs- und Lernberatungen werden die Ziele geklärt und geeignete Lernmethoden und -formen aufgezeigt. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch immer mehr Personalchefs und Weiterbildungsverantwortliche vertrauen darum auf den Slogan der EB Zürich:

Ka nto n

se ras

matquai

Rathausbr.

ssc hu

«Weiterbildung – wie ich sie will»

. sstr wie n i e St

Pfauen Kunsthaus Tram 3, 5, 8, 9, Bus 31 Kunsthaus

Münsterbr.

rstr. lde Do

platz sse

Ze ltw eg

ra

se

as str

ist

m

ras rst te

ea

Bhf. Stadelhofen 11 15

se

s K lo

ba

s ch

sse

tra

sse

So finden Sie uns im Netz www.eb-zuerich.ch

2 4 Kreuzplatz

e ass str uz

So kontaktieren Sie uns lernen@eb-zuerich.ch Telefon 0842 843 844 a lstr As y

Th

2 11 ke c ü r ib Qua

5 Bellevue

9

8

rva

4

ine M

15

So erreichen Sie uns Tram Nummer 4/2 bis Feldeggstrasse Bus 33 bis Höschgasse

Klusplatz

F se as

qua

str ch or

U to

Kre

i M

sse tra e rs sse llik ta.s Zo hs ac leb üh

e ass rstr fou Du

EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Bildungszentrum für Erwachsene BiZE Riesbachstrasse 11 8090 Zürich

Zürichsee

v leri Be l

sse e tra hs strass ac sb eld Rie Seef

tr. eggs P Feld 2 Tram 2/4 bis Feldeggstrasse 4

e st e

s ras H

hg ö sc

ass

e

33 Bus 33 bis Höschgasse

EB Kurs Nr. 35 – Herbst 2012 sse

31


S R

Weiterbildung – wie ich sie will

Kantonale Berufsschule für Weiterbildung W Bildungszentrum für Erwachsene BiZE Riesbachstrasse 11, 8090 Zürich Telefon 0842 843 844 www.eb-zuerich.ch lernen@eb-zuerich.ch


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.