EB Kurs - Magazin der EB Zürich Sommer 2012

Page 1

Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 34 – Sommer 2012

Selbstmarketing Im Spagat zwischen auffallen und authentisch sein Sprache im Wandel Herausforderung Schreiben im Berufsalltag Gottfried Honegger «Kunst ist hochpolitisch»


EDITORIAL

5

inhalt 5 Porträt  Mit Sprachen in die Welt hinaus: Dino Nuzzo wird an der Fussball-WM 2014 ein Wörtchen mitreden. 6 event  Eva L. Wyss unterscheidet drei Formen des beruflichen Schreibens für mehr Kompetenz am Arbeitsplatz.

Nimm mich! In vielen Fällen nehmen sie erst einmal mehr als 100 Männchen und ihre Höhlen in Augenschein, bevor sie eines zum Partner aussuchen. Die wählerischen kalifornischen Winkerkrabben prüfen männliche Bewerber und ihre «Junggesellenwohnungen», da die Überlebenschance der Nachkommen offenbar eng mit der Grösse des Vaters und, noch wichtiger, der Ausstattung der Bruthöhle zusammenhängt. Die männlichen Winkerkrabben locken die Weibchen an, indem sie vor ihren Höhlen stehen und ihre vergrösserten Scheren schwenken.

EB KURS Nr. 34 – Sommer 2012 Magazin der EB Zürich, Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Zürich, Riesbachstrasse 11, 8090 Zürich TELEFON 0842 843 844 FAX 044 385 83 29 INTERNET www.eb-zuerich.ch E-MAIL marketing@eb-zuerich.ch HERAUSGEBER Serge Schwarzenbach (für die Geschäftsleitung) REDAKTION Christian Kaiser, Fritz Keller (silbensilber, Zürich) GESTALTUNG Giorgio Chiappa MITARBEIT Felix Aeppli, Franziska Bollinger, Kati Dietlicher, Jürg Fischer, Sarah Juric , Ute Ruf, Guido Stalder, Eva L. Wyss FOTOS Philipp Baer, Sarah Keller, Miriam Künzli, Reto Schlatter ILLUSTRATIONEN Sämi Jordi, Eva Kläui DRUCK Ringier Adligenswil AG

8

18 Persönlich  Freitag und Samstag: Christine Mühlberger verkauft ihren Käse in Aussersihl und Altstetten.

6

22 kursfenster  Social Media: Viele Vernetzungen sind möglich, da und dort ist aber Vorsicht geboten.

Anbieten müssen wir uns – Frauen und Männer – immer mal wieder auf dem Arbeitsmarkt. Welches sind da die Kriterien, die ein Zusammenkommen von Arbeitnehmer und Arbeitgeber ermöglichen? Klar ist, dass dieser Selektionsprozess nicht durch die Erbsubstanz festgelegt wird, sondern beeinflussbar ist. Wie bietet man sich auf dem Arbeitsmarkt an? Wie überzeugt man? Wie weit braucht es Anpassung? Darf gemogelt werden? Im Artikel über Selbstmarketing ab Seite 8 erfahren Sie mehr.

24 Im Gespräch  Der Maler und Bildhauer Gottfried Honegger bleibt kritisch und kämpferisch: «Unsere Zeit krankt am Ich, weil das Wir nicht mehr existiert.»

18 Kurzstoffe

Viel Vergnügen bei der Lektüre des ganzen Magazins wünscht Ihnen Serge Schwarzenbach Herausgeber

8 Selbstmarketing  Auf dem Arbeitsmarkt präsentieren wir uns gerne im besten Licht: Darf geschummelt werden oder ist authentisch sein höchstes Gebot?

22

4 Gesehen, gehört 15 WeiterBildung 16 Rätsel «Wortquadrat» 17 Kolumne 21 Auskunft 27 Seinerzeit Tagesthema 28 Tipps und Tricks 29 Kultur 30 Agenda 31 So finden Sie uns

TITELBILD Reto Schlatter

24 2  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  3


GESEHEN, GEHÖRT

PORTRÄT

Die neue Chefin Gewählt. Rektor Hans-Peter Hauser geht im Herbst in den Ruhestand. Als seine Nachfolgerin hat der Regierungsrat im Mai Josefa Haas vor­ gestellt. Haas leitet seit 2006 das Medieninstitut des Verbandes Schweizer Medien, welches Aus- und Weiterbildungsaktivitäten für die Medienbranche organisiert. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden war Josefa Haas als Leiterin der Unternehmenskommunikation der SRG. Mit der Wahl von Haas folgte der Regierungsrat der Empfehlung der Schulkommission. Beworben hatten sich 49 Kandidaten. Haas wird ihr Amt an der EB Zürich, wo sie schon von 1990 bis 1995 als Kursleiterin tätig war, am 1. November 2012 antreten.

Fussballer von Künstlerhand Geklebt. Auch für die Euro 2012 gibt es wieder eine sehr hübsche Alternative zu Panini: das Tschuttiheftli. Künstler haben dafür 310 Kunstwerke von Ländern, Teams und Spielern geschaffen. Dem Comiczeichner von EB Kurs, Samuel Jordi (siehe S. 15), kam die Ehre zu, die Heimmannschaft der Polen zu porträtieren. Jordi liess die Fussballer mit Landkarten oder U-Bahnplänen ihrer aktuellen Wirkungsorte verwachsen; Dortmund, London, Warschau usw. Das Resultat lässt sich sehen. Alle Kunstwerke im Original sind vom 1. Juni bis 1. Juli im Original in der Kunsthalle Luzern ausgestellt. Infos rund um Bezugsorte fürs Heft und Tauschbörsen für Bildli liefert www.tschuttiheft.li.

Hymnen aufs Niemandsland Verirrt. Gemeinsam schrieben die Schreib­ lesezentren der Pädagogischen Hoch­ schule Zürich, der kantonalen Maturitätsschule für Erwachsene KME und der EB Zürich kürzlich einen Schreibwettbewerb mit der Themenvorgabe «Niemandsland» aus. Am 21. Mai 2012 ging in der Aula des Bildungszentrums für Erwachsene BiZE die Preisverleihung über die Bühne. Der Siegertext stammt vom Aargauer Roger Haller. Er überzeugte die Jury mit seinem Text «Irgendwo», in dem ein bekifftes Ich im Wald umherirrt und zuletzt im Rausch auf einer Landstrasse von einem Auto überfahren wird. Die Texte der drei Erstplatzierten können unter www.eb-zuerich.ch heruntergeladen werden. 4  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

Reden können auf der ganzen Welt Süchtig nach www Dominiert. Nach vorsichtigen Schätzungen gibt es in der Schweiz mindestens 70 000 Internet-Süchtige. Süchtig ist, wer sich vom Internet beherrschen lässt, statt es selbst zu beherrschen. Der Bezug zur realen Welt geht verloren und die Betroffenen finden nur noch in der virtuellen Welt ihre Anerkennung und ihre Freunde. An einem Vortrag am 22. Mai an der EB Zürich beleuchtete der Kommunikationsspezialist Heinz L. Wyssling, Beauftragter für Suchtfragen des Kantons Luzern, verschiedene Aspekte der Internetsucht und zeigte Mittel und Wege auf, wie man die Beherrschung über seinen Internet-Konsum behält. Weitere Vorträge rund um «digitale Wirklichkeiten» sind geplant.

Bewegt und sprachgewandt. Was haben Dipl. Ing. Fust, der Tsunami, Sophia Loren und Sepp Blatter gemeinsam? Ganz einfach: Dino Nuzzo, 33, ist allen schon begegnet. Ihm selber begegnet man an der EB Zürich öfters in Sprachkursen – in drei verschiedenen Sprachen. AUFGEZEICHNET Guido Stalder  BILD Sarah Keller

«So was wünscht man sich ja nicht: Mein Lehrbetrieb ging während der Stifti als Detailhändler Konkurs. Zum Glück konnte ich meine Lehre dann bei Dipl. Ing. Fust abschliessen, beim bekannten Unternehmen für Haushaltgeräte und Elektronik. Bei Fust bin ich das erste Mal ‹ausgewandert›, mit knapp zwanzig von zu Hause im Emmental weg zum Hauptsitz nach Oberbüren in der Ostschweiz. Da hielt ich es aber auch nicht sehr lange aus, sondern machte erst mal einen dreimonatigen Sprachaufenthalt in Santa Barbara in Kalifornien. Sprachen haben es mir schon immer angetan. Meine Mutter ist Spanierin, mein Vater Italiener, und das Berndeutsch aus dem Emmental hört man mir noch immer an. Nach Kalifornien wollte ich noch mehr von der Welt sehen und arbeitete als Sport-Animateur für ein Reisebüro in Tunesien, Spanien und auf den Malediven. Das war

das Richtige für mich, vielseitig und international. Als dann der schlimme Tsunami nach Weihnachten 2004 kam, mit einer Viertelmillion Toten, war Schluss mit der Ferienstimmung. Bei uns wurde zwar niemand ernsthaft verletzt, aber das Ferienresort war zerstört. Zurück in der Schweiz betrachtete ich die weite Welt drei Jahre lang vom sicheren Boden aus, als Luftverkehrsangestellter im Flughafen Zürich. Da ist man für die Fluggäste da, wenn sie ein Anliegen haben. Einmal, ziemlich im Stress, ärgerte ich mich über eine Frau, die ausgerechnet im falschen Moment irgendetwas wollte – es war Sophia Loren, die berühmte Schauspielerin, die ich seit jeher bewundere. Ich glaube, ich schaffte es, professionell freundlich zu sein. Klar, dass ich meine Sprachkenntnisse laufend verbessere. An der EB Zürich war ich schon in Englisch-Kursen, übte Französisch-Konversation im Sprachencafé und bin jetzt gerade in einem Abendkurs für neue deutsche Rechtschreibung. Da kommt sicher noch mehr dazu. Im Moment arbeite ich für den Weltfussball-Verband FIFA. Ich organisiere die Geschäftsreisen der Angestellten und Delegierten, aber auch die Flüge von Nationalmannschaften auf der ganzen Welt für unsere Turniere. Dieses Jahr kann ich sechs Wochen in Aserbaidschan dabei sein, für die U17-Weltmeisterschaft der Frauen. Und in zwei Jahren kommt die MännerWM in Brasilien – das wird der absolute Hammer.» EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  5


EVENT

EVENT

Sprache im Wandel: Wir sind gefordert Schreiben am Arbeitsplatz. Sprachlichen Wandel bemerkt man im mündlichen Sprachgebrauch kaum. In schriftlichen Texten hingegen irritieren Veränderungen oder man nimmt sie gar als Fehler wahr. Dies wird im beruflichen Alltag mehr und mehr zu einer Herausforderung für Mitarbeitende, für Betriebe, aber auch für die Weiterbildung. TEXT Eva L. Wyss  BILD Susanna Anliker

Schreiben war für das kompetente berufliche Handeln schon immer sehr wichtig. Die Technisierung der Kommunikation führt in der Arbeitswelt nun aber zu neuen Formen des Schreibens, etwa beim informellen kollegialen Austausch. Mit SMS und E-Mails verschriftet man eine ursprünglich dialogisch organisierte und mündliche Kommunikation. Diese neuen Kommunikationsformen halten selbst in traditionellerweise schreibfernen Berufen

Einzug. So wird die Schreibkompetenz immer mehr zu einem zentralen Faktor für den beruflichen Erfolg. Mehr als Dokumente verfassen. Was überhaupt meint «Schreiben»? Bei genauerem Hinsehen lassen sich drei unterschiedliche Schreibformen festmachen. Neben dem Schreiben von Textdokumenten (Schreiben-1) und dem Aufzeichnen von Gedanken (Schreiben-2) wird die

schriftliche Interaktion (Schreiben-3) immer wichtiger. Sie geht weit über das bekannte Briefeschreiben hinaus. Beim näheren Hinschauen zeigen sich die Unterschiede. Schreiben-1 ist das «klassische» Schreiben. Es verlangt ein Wissen und Kenntnisse über die inhaltliche Strukturierung einer Textsorte und den erwarteten Schreibstil. Damit wird der Text z.B. als Brief, Protokoll oder als Bericht erkennbar. Im Gegensatz dazu wird Schreiben-2 nicht als Textproduktionsprozess wahrgenommen, sondern als Nebenprodukt konzeptioneller Tätigkeit, wenn man zum Beispiel beim Lernen oder bei einer Projektentwicklung Notizen macht. Sowohl das Niederschreiben von Gedanken wie auch das Ordnen von Schlagwörtern in Mindmaps verlangen neben der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit auch die Fähigkeit zur visuellen Strukturierung, die komplexe Abläufe, Prozesse oder Hierarchien veranschaulicht. Während der einfachste Typus, die Liste, als Mängel- oder To-doListe zum Alltagswissen gehört, werden Sprache-Bild-Visualisierungs-Kompetenzen vor allem in Managementseminaren als eine wichtige Domäne der Innovation in Betrieben gelehrt und geübt. Neue Form des Schreibens. Durch die Technisierung der Kommunikation bilden sich neue Schreibpraktiken, die dem informellen Schwatz beim Kaffeeautomaten ähneln oder gewisse Funktionen der so genannten betrieblichen Soft

6  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

Communication übernehmen. Das Schreiben-3 ist ein Schreiben für den beruflich-kollegialen Umgang und betrifft einzelne Textelemente oder auch gesamte Texte. Gerade E-Mails lassen Raum für informelle Signale, wie wir miteinander umgehen. Beispiel Duzen: Eine entsprechende Abmachung liefert zwar eine Grundlage, doch konkreter finden sich solche Signale in locker kolloquialen Anreden («Hoi du»), in gesprochensprachlichen Ausdrucksweisen («Dank für das super Organisieren», «Sorry für die Umstände, gell.») wie auch in sprachspielerischen Grussformeln («Mit gaaaaanz herzlichen Grüssen») oder auch in der Verwendung von dialektalen Formen («Merci vil mol und es schöns Tägli no»). Dazu gehören auch humorvolle Formulierungen, den Text auflockernde Emoticons, Tipps für «geheime» Webseiten sowie Anspielungen und Andeutungen. Schreiben wird in dieser Form immer auch zu einer schriftlichen Networking-Aktivität. Regeln noch unklar. Hört man sich die Erzählungen über missglückte E-Mail-Kommunikation an, wird offensichtlich, dass für das Schreiben-3 die Regeln nicht immer klar sind. Wer darf zum Beispiel welche Witze machen? Nicht allen gelingt die Verlagerung von der mündlichen auf die Ebene der schriftlichen Interaktion gleich gut und sie vergreifen sich im Ton. Oft ist auch die Frage strittig, in welchem Ausmass der Text in E-Mails unausformuliert bleiben darf? Darf die Orthografie vernachlässigt wer-

Der vorliegende Text ist eine gekürzte Fassung eines Vortrags, den die Privat­ dozentin Dr. Eva L. Wyss, Sprachwissenschaftlerin am Deutschen Seminar der Universität Zürich, am 30. März 2012 im Rahmen einer Veranstaltung des SchreibLeseZentrums der EB Zürich hielt. Nächste Veranstaltung des SchreibLeseZentrums: Schriftstellerin Beate Rothmaier liest aus ihrem Werk (6. Juli 2012, siehe Seite 30)

den und müssen offensichtliche Tippfehler korrigiert werden? Wie viel Dialektschreibung ist in betrieblichen E-Mails gestattet? Da sind viele Fragen offen. Damit sich auch für das Schreiben-3 ein Bewusstsein für die sprachlichen Normen bildet, an die sich Schreibende halten, braucht es eine professionelle Auseinandersetzung darüber in Betrieben und in der Ausbildung. Ist eine Informalisierung in meinem Betrieb erwünscht? In welchen Schreibkontexten? Gibt es eine allgemeine Haltung dazu? Auch die Berufsbildung und die berufliche Weiterbildung sind bei der Klärung dieser Fragen gefordert. Durch eine genaue Differenzierung von Schreiben-1, Schreiben-2 und Schreiben-3 und ihren entsprechenden Einsatzgebieten können sich Mitarbeitende zu kompetenten Schreibenden entwickeln, die sich je nach Aufgabe wirkungsvoll und kompetent ausdrücken.

EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  7


SELBSTMARKETING

SELBSTMARKETING

Die Kunst der Selbstvermarktung Sich selber anbieten. Im Bewerbungsprozess gilt: Einerseits auffallen und aus der Masse herausragen, andererseits sich nicht verstellen und «echt» wirken. Wie schaffen Bewerberinnen und Bewerber den Spagat zwischen möglichst attraktiver Verpackung und Authentizität? Der Weg führt über Selbstanalyse und Reflexion. TEXT Sarah Juri´ c  MITARBEIT Christian Kaiser, Fritz Keller  BILDER Reto Schlatter

Ob bei der Lehrstellensuche, einem Jobverlust, bevorstehendem Stellenwechsel oder einem Karriere­schritt – Ratgeberliteratur und Beratungsprofis betonen, wie wichtig cleveres Selbstmarketing ist: «aus der Masse herausragen», «die persönliche Einzigartigkeit herausstreichen» und «sich von der Konkurrenz abheben» lauten die gängigen Rezepte. Martin Emrich von EmrichConsulting aus Stuttgart bringt sie auf eine einfache Formel: «Wer nicht auffällt, fällt durch.» Werbeargumente für sich selbst. Auch wenn es nicht unbedingt empfehlenswert ist, sich dem zukünftigen Chef im Lady-Gaga-oder Superman-Outfit zu präsentieren, so ist es nicht das Schlechteste, sich über seinen Auftritt Gedanken zu machen: Wie schaffe ich einen «Wiedererkennungswert»? Wie sieht der professionelle und überzeugende Mix meiner «Markenpersönlichkeit» aus? Worin mache ich den Unterschied zu anderen Bewerbern aus? Von besonderer Bedeutung sind hierbei Alleinstellungsmerkmale 8  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

wie Talente, Vorlieben, besondere Fähigkeiten und Charaktereigenschaften, bisherige Erfahrungen usw. Oder um im Marketing-Jargon zu bleiben: Was sind die USPs (Unique Selling Propositions – einzigartige Verkaufsargumente) und UAPs (Unique Advertising Propostions – einzigartige Werbeargumente) des Angebotes «Ich»? Sich von den andern abheben. Diese Herausforderung besteht schon beim Eintritt ins Berufsleben: «Junge Menschen werden sich zunehmend bewusst, dass sie einen Weg finden müssen, um sich von der grossen Masse abzuheben», sagt Xavier Nietlisbach. Er ist Leiter der Berufsbildung im Fachbereich Personal und Organisation der Ernst Schweizer AG im zürcherischen Hedingen und wählt die Schnupperlehrlinge und Lehrlinge aus. Dem Bewerbungsschreiben kommt im Auswahlprozess eine grosse Bedeutung zu: Wer vom Standard abweicht, fällt von Beginn an äusserst positiv auf. «Damit verdeutlichen potenzielle Mitarbeitende, dass sie die Fähigkeit haben, selbstständig

zu denken und sich von anderen abzuheben», sagt Nietlisbach. Verpackung statt Inhalt. Die Gefahr zur Übertreibung im Bewerbungsprozess ist jedoch gross. Nietlisbach stellt das in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext: «Bekannte Unternehmen oder Persönlichkeiten verkaufen sich ja auch besser, als sie in der Tat sind, und junge Menschen nehmen dies wahr.» Die Schönfärberei wird zum Kavaliersdelikt, die übertriebene Selbstdarstellung als gang und gäbe wahrgenommen, die schicke Verpackung scheint wichtiger als der Inhalt.

mit einer loyalen und zuverlässigen Einstellung». Um sie zu finden, achtet er auf Echtheit und Engagement: «Wir bei COOP schätzen ein natürliches, authentisches Auftreten sowie die gezielte Auseinandersetzung mit der Stelle im Vorfeld.» Echtes Interesse. Auch Xavier Nietlisbach setzt auf Lehrlinge, die wissen, was sie wollen. Wer aus innerer Überzeugung handelt, anstatt auf vermeintliche Pluspunkte zu schielen, kommt besser an. «Obwohl das Selbstmarketing in der Berufsbildung noch nicht so gross

thematisiert wird, habe ich manchmal das Gefühl, dass zum Beispiel Kurse wie das Babysitterdiplom gemacht werden, weil sie von der Gesellschaft positiv gewertet werden, nicht weil ein inhaltliches Interesse da ist.» Das Internet zählt für ihn dabei mit ins Gesamtbild. Sollten Bilder in sozialen Netzwerken zu sehen sein, in denen sich Bewerber mit Waffen, in Exzessen und knapp bekleidet darstellen, ist dies ein Ausschlusskriterium. Vor allem jüngeren Menschen ist diese Gefahr oft nicht bewusst.

Dabei geraten die eigentlich wesentlichen fachlichen Fragen in den Hintergrund: Was bedeutet es überhaupt Kenntnisse in CAD zu haben? Was ist nachhaltige Unternehmensführung? Verschiedene Auffassungen von der Bedeutung der Begriffe erschweren es, die Anforderungen eines Betriebes oder einer Branche mit den Fähigkeiten der Bewerberinnen und Bewerber abzugleichen. Demaskierung absehbar. Sich besser zu machen als man ist, lohnt sich selten: «Bewerber, welche Kompetenzen vorgeben, über welche sie nicht verfügen, werden in den Vorstellungsgesprächen entlarvt», so Daniel Meier, Leiter Personal am Hauptsitz von Coop in Basel. Und spätestens im Berufsalltag bewahrheite sich, ob die für eine Stelle verlangten Kompetenzen vorhanden seien oder nicht. Meier sucht nach «engagierten, dynamischen und innovativen Persönlichkeiten DIE BILDER Was heisst authentisch sein? Was ist Maske? Die Antwort ist nicht immer klar. Der Zürcher Fotograf Reto Schlatter hat die Spannung zwischen diesen beiden Fragen aufgenommen und in hintergründigen Porträts umgesetzt.

EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  9


SELBSTMARKETING

SELBSTMARKETING

Werte von potenziellen Mitarbeitenden spiegeln sich in ihrem Verhalten, welches am Ende auch zur Unternehmenskultur passen sollte. Echtheit liegt also in beiderseitigem Interesse – sowohl auf Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerseite. Wer sich mit einer Maske in ein Vorstellungsgespräch begibt, tut sich selbst keinen Gefallen, weil so die Gefahr besteht, in einem Job oder in einem Unternehmen zu landen, wo man nicht hinpasst.

Überhaupt ist es in Zeiten sozialer Netzwerke im Internet schwieriger geworden, sich im Bewerbungsprozess einen Anstrich zu geben, der nicht den wirklichen Talenten, Fähigkeiten und Neigungen entspricht. «Auch der richtige Umgang mit beruflichen Netzwerken wie Xing oder Linkedin wird von vielen Personalern überprüft», berichten Franziska Stauffer und Toni Fuchs vom Laufbahnzentrum der Stadt Zürich. Und dabei fällt es natürlich auf, wenn Bewerber und Bewerberinnen Interessen vorgaukeln, von denen in ihren Profilen im Netz überhaupt keine Rede ist. Das Ziel kennen. Für die beiden Experten des Laufbahnzentrums zählt vor allem solides Bewerbungshandwerk: «Viele Stellensuchende verhalten sich sehr passiv und sind in ihren Bewerbungsunterlagen zu wenig professionell.» In erster Linie erwarteten Personaler eine vollständige Bewerbung: Das sei Voraussetzung, um die erste Hürde zu schaffen und zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Um Erfolg zu haben, 10  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

müsse man zudem treffend darstellen können, aus welcher Motivation heraus man die Stelle wolle und weshalb man die richtige Person sei. Dabei helfe eine InserateAnalyse nach den gefragten weichen (sog. Soft-Skills) und harten Kompetenzen (fachliche Fähigkeiten). «Die Bewerbung muss eine überzeugende Antwort auf die Stellenausschreibung sein.» Diese Antwort zu finden, fällt natürlich leichter, wenn man seine eigenen Stärken und Schwächen kennt. Und seine persönlichen Ziele: «Ein häufiger Fehler ist es, eine Stelle zu suchen, ohne wirklich zu wissen, was man will und was man kann», heisst es dazu beim Laufbahnzentrum. Die Angst-Bremse. Der Medienhype um die Pop-Superstars pusht Jugendliche auf Jobsuche, weil die Hemmschwellen zur Selbstdarstellung sinken. Zugleich schüchtert er aber auch ein – die Furcht, an der allgemein erwarteten Grossartigkeit zu scheitern, kann bremsend wirken.

Und Angst kann ein Karrierekiller sein, weil sie einen davon abhält, sich selbst zu sein. Mit dieser Thematik befasst sich Martin Emrich von Emrich-Consulting, der seine Doktorarbeit zum Thema Spiel und Authentizität verfasste. Angst, so Emrich, fasse da Fuss, wo Menschen ein angekratztes Selbstbewusstsein hätten und sich nicht blamieren oder gar von anderen negativ bewertet werden wollen. «Je selbstbewusster ich von innen heraus bin, desto unabhängiger bin ich von der Meinung anderer und umso authentischer und stärker bin ich.»

Selbstanalyse legt Basis. Es darf beim Selbstmarketing nicht darum gehen, eine abstrakte Kunstfigur zu entwerfen; man kann nicht vermarkten, was man nicht kennt. Gute Selbstvermarktung bedeutet: authentisch und stimmig in Körper und Wort zu erscheinen, um einen nachhaltig positiven Eindruck zu hinterlassen und zugleich Interesse für die eigene Professionalität zu wecken. Die eigene Leistung

muss passend dargestellt und belegt werden und je nach Situation angemessen inszeniert werden. Die persönlichen Stärken und Schwächen lassen sich dabei nur über intensive Reflexionsarbeit herausarbeiten. Die kritische Selbstanalyse spielt dabei eine wichtige Rolle (siehe S. 14). Den Ernstfall trainieren. Ob man eine Stelle bekommt oder nicht, hängt auch davon ab, wie viel Feingespür und Rollenflexibilität man in verschiedensten Gesprächssituationen an den Tag legt. Arbeitssuchende, die blauäugig und unvorbereitet in Bewerbungsgespräche gehen und dann prahlen, werden schnell als plump und unseriös ausgemustert. Arbeitssuchende hadern vor Bewerbungsgesprächen aber oft stark mit sich selbst. Der Wunsch nach einem Job ist gross, der Verlust der vorherigen Stelle, schlechte Erfah-

Verhalten spiegelt Werte. Selbstbewusstsein und Authentizität sollten aber nicht mit Sturheit oder Eigenbrötelei verwechselt werden: «Wer sagt ‹Ich bin wie ich bin und ich verhalte mich immer gleich, egal was passiert›, riskiert, daran zu scheitern», sagt Emrich. Es ist also wichtig, auch im Bewerbungsgespräch immer wieder in Kontakt mit sich zu treten, um zu spüren, ob das eigene Verhalten authentisch ist. Denn die menschlichen EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  11


SELBSTMARKETING

rungen oder Krankheit können zusätzlich verunsichern. Berufliche Pausen bringen es mit sich, dass der alltägliche Umgang mit Kolleginnen und Kollegen nicht mehr gegeben ist, und man verlernt, sich locker und flexibel auf das Gegenüber einzustellen. Rollenspiele und Feedback. Daniel Bürki, Eigentümer der Beratungsfirma Coaching-House und Kursleiter an der EB Zürich, betont, wie unerlässlich «das Feedback, die ungefilterte Rückmeldung» über den eigenen Auftritt ist – sowohl beim Training mit Freunden oder der Familie als auch nach Bewerbungsgesprächen. Das Üben von «Perspektivenwechseln» sei überaus wichtig und könne dabei helfen, Ängste abzulegen und sowohl spielerischer als auch bewusster in das Gespräch hineinzugehen. Die Bewerbenden können sich bei solchen Rollenspielen besser in den Arbeitgeber einfühlen und verste-

SELBSTMARKETING

hen lernen, welche Eigenschaften dieser für seine Firma in zukünftigen Mitarbeitenden sucht. Schlagworte wie «Rollenflexibilität» und «situatives Handeln» sind also nicht nur wichtige Kriterien für Führungskräfte, sondern auch für die Selbstvermarktung bei der Jobsuche relevant. Xavier Nietlisbach weist darauf hin, dass die Glaubwürdigkeit von Bewerbenden auf Lehrstellen durch das Üben und Durchspielen von Vorstellungsgesprächen nicht immer verbessert wird, im Gegenteil: «Standardisierte Vorgaben der Lehrkräfte werden einfach aufgegriffen und wiedergegeben.» Auch im Vorstellungsgespräch selbst ist es also wichtig, sich selbst zu bleiben, statt vorgegeben Rezepte anzuwenden. Keine falsche Bescheidenheit. Genauso wie das Auffallen um jeden Preis bei Personalern verpönt ist,

ist auch falsche Bescheidenheit fehl am Platz. André Werner, Leiter Studienberatung bei der Bildungs­ direktion des Kantons Zürich, beobachtet, dass viele Universitätsabgänger und -abgängerinnen zu bescheiden sind. «An der Hochschule wird man auf Hinterfragen und kritische Analyse geschult: Wird das zu sehr auf sich selbst angewandt, kann das bei der Stellenbewerbung kontraproduktiv sein.» Die Fähigkeit zur selbstkritischen Introspektion ist zwar individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt – tendenziell verkaufen sich aber vor allem die Geistes- und Sozialwissenschafter eher unter Wert: «Natürlich hat eine Ökonomin grössere Nähe zu den Gepflogenheiten auf dem Arbeitsmarkt als eine Germanistin», sagt Werner. «Und ein Maschineningenieur kann einfacher die im Studium erworbenen Kompetenzen vermarkten als ein Historiker.» Abhilfe schaffen hier Praktika oder Nebenjobs mit Einblicken in die Arbeitswelt; die Career Services der Universität und der ETH Zürich bieten seit einigen Jahren ein ebenso attraktives wie professionelles Programm für Studierende und Absolventen an. Werner: «Bei Bedarf geben wir auch Hilfestellung bei der Ausarbeitung professioneller Bewerbungsunterlagen und bieten ein Coaching im Hinblick auf wichtige Vorstellungsgespräche.» Branchenkenntnis auch beim Lohn. Eine gut durchdachte Selbstpräsentation fokussiert auf die tatsächlich vorhandenen Erfahrungen, Talente und Kompetenzen. Zu einem überzeugenden Auftritt gehören neben Echtheit und Selbstbewusstsein auch das Wissen um orts-, branchen- und berufsabhängige Löhne. Informationen erhält man zum Beispiel unter salarium.ch oder lohnrechner.ch, teilweise auch bei Verbänden und Gewerkschaf-

12  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

ten. Leider gibt es seitens der Firmen in der Schweiz noch immer so etwas wie ein Lohn-Tabu. Dass auch Führungskräfte auf allen Hierarchiestufen manchmal an ihrem Selbstmarketing arbeiten müssen, um nicht arbeitslos zu werden, bestätigt Coach Daniel Bürki. Kürzlich coachte er ein Geschäftsleitungsmitglied mit gros­ sem Jahressalär, das die Erwartungen der anderen Mitglieder nicht mehr erfüllt. Im Gespräch rückte die Arbeit an sich, seine Einstellung gegenüber seiner Funktion und der Institution in den Vordergrund. Die Hauptfragen lauteten: «Wer wollen Sie sein?» und «Wie weit sind Sie bereit, sich zu reflektieren, um überzeugender wahrgenommen zu werden?» Ehrliche Antworten auf solche Fragen eröffnen neue Perspektiven.

Wer wollen Sie sein? Bürki hat aus Rückmeldungen erfahren, «dass einige Personen schon am nächsten Tag am Arbeitsplatz etwas verändern und damit sichtbar machen, dass eine neue Ära beginnt – sei es indem sie den Arbeitstisch umstellen, den Blickkontakt bewusster einsetzen oder aktiver zuhören». Die Senderperson kann nur an sich etwas ändern, die Wahrnehmung liegt beim Vis-à-vis. Oft werde in der Folge ein selbstbewussteres Auftreten zurückgemeldet und das bedeute auch, dass sich die Gecoachten besser abgrenzen könnten. Bereits kleine Verhaltensänderungen können also grosse Wirkung entfalten, sprich: den MarketingErfolg in eigener Sache und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt gehörig verbessern.

EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  13


SELBSTMARKETING

WEITERBILDUNG

Selbstmarketing will geplant sein Was haben Sie, wohin wollen Sie und warum? Sie wollen sich so präsentieren, dass in einem Bewerbungsgespräch all Ihr Wissen und Ihre Qualitäten sichtbar werden. Mit einer detaillierten Selbstanalyse, entsprechendem Training, Weiterbildung, einem gut geplanten Auftritt und zielgerichtetem Netzwerken schaffen Sie die Grundlagen. 1. Selbstanalyse Die Selbstanalyse hilft Ihnen, Ihre Interessen, aber auch Ihre Stärken und Schwächen zu erkennen. – Neben den beruflichen Fertigkeiten auf der einen Seite – wie gut beherrschen Sie die zu Ihrer Arbeit zählenden Instrumente – stehen die so genannten Soft-Skills, also zum Beispiel Kommunikations- und Teamfähigkeit, Motivation, Belastbarkeit, Konfliktfähigkeit, Flexibilität. Was bringen Sie in beiden Bereichen mit? – Nennen Sie spontan zehn Eigenschaften, in denen vielleicht nur Sie alleine gut sind. Hobbys, Talente, besondere fachliche Kenntnisse oder bestimmte charakterliche Eigenschaften können für einer von nicht zu unterschätzendem Wert sein für eine Anstellung. – Erklären Sie Ihre Vision in einem Bild oder einem Text und lassen Sie Ihr Umfeld daran teilhaben. Warum sind Sie besonders gut in einem Feld, was macht Sie allenfalls eher zum Allrounder oder zur Allrounderin? Reden Sie über die Dinge, die Ihnen Spass machen und für positive Assoziationen sorgen. Kurse «Professionelle Laufbahnplanung in 5 Schritten» «Kompetenzen-Portfolio» «Biografisches Schreiben als Selbsthilfe»

2. Training Mit einem gezielten Training können Sie sich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten. – Beginnen Sie morgens beim Blick in den Spiegel mit dem Training. Wecken Sie ihr Unterbewusstsein, indem sie sich ihre Fähigkeiten, laut vorsprechen. Beobachten Sie selbstkritisch, wie sich Ihre Mimik in bestimmten Sätzen verhält. – Legen sie sich eine Kurzpräsentation zu Ihrer Person zurecht und üben diese in verschiedensten Situationen. – Eines Tages stehen Sie im Aufzug und müssen binnen 30 Sekunden jemanden von sich überzeugen. Die SelbstMarketing-Strategie dazu heisst «Elevator Pitch»: In kürzester Zeit versuchen Sie, mit wenigen Sätzen und durch eine bildhafte Sprache «rüberzubringen», was Sie besonders auszeichnet. Sich diese Kurzvorstellung wohl zu überlegen, setzt einen Klärungsprozess in Gang; Sie müssen sich auf das Wesentliche konzentrieren und kennen so Ihre Vision und Ihre Botschaft immer besser. Kurse «Erfolgreiche Bewerbungsgespräche – Training mit Video» «Inneres Team: Sich selber coachen» «Erfolgreich verhandeln»

14  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

3. Weiterbildung Nicht immer reicht das, was man an (Aus-)Bildung schon mitbringt. Weiterbildung ist gefragt. – Machen Sie eine Standortbestimmung und achten darauf, welche Qualifikationen Ihnen für Ihre weitere Laufbahn fehlen und wie Sie sich diese neu aneignen können. – Suchen Sie jene Angebote auf dem Weiterbildungsmarkt, die Sie in Sachen Inhalt, Dauer und Kosten überzeugen. – Erstellen Sie einen Plan, wie Sie Ihre Weiterbildung mit dem Beruf und Ihrem privaten Alltag in Einklang bringen können. Wenn Sie sich zu viel Druck aufsetzen, kann das kontraproduktiv wirken. Beratungen und Kurse Einzelberatung «Weiterbildungsberatung» Einzelberatung «Bewerbung und Stellensuche» Kurs «Wie lerne ich am besten?»

4. Auftritt Der erste Eindruck wird laut Studien zu 55 Prozent von unserer Kleidung und Körpersprache gepärgt, 38 Prozent macht die Stimme aus und nur zu 7 Prozent bestimmt der Inhalt unserer Rede über Sympathie oder Antipathie. Da lohnt sich ein sorgfältiger Auftritt. – Achten Sie auf Ihre Haltung und Ihre äussere Erscheinung. Es ist wichtig, dass Sie sich in Ihrer Kleidung wohl fühlen. Eine offene und aufrechte Haltung sowie ein stabiler Stand geben Ihnen Sicherheit. – Vermeiden Sie Spielereien mit den Händen. Legen Sie diese lieber gut sichtbar auf den Tisch zu legen, damit Sie ihre Worte mit leichten Gesten unterstreichen können. Aufmerksamkeit und Respekt machen Sie mit einem direkten Blickkontakt deutlich. – Über eine ruhige Atmung mindern Sie Nervosität und Angst und stärken Ihre Selbstsicherheit. Ihre Stimme wird automatisch ruhiger. Kurse «Knigge – korrekter Auftritt, korrekte Kleidung» «Sprechtechnik» «Einführung in die Körpersprache»

5. Netzwerken Ein gutes Netzwerk ist immer hilfreich. Auch hier gilt allerdings: nicht nur auf Eigennutz aus sein, sondern sich selbst bleiben und auch etwas bieten. – Vergessen Sie nicht, frisch geknüpfte Kontakte zu pflegen und vor allem auch zum richtigen Zeitpunkt zu nutzen. – Achten Sie bei Telefonaten auf die Vorgaben. Sitzen Sie am richtigen Ort, oder stören Hintergrundgeräusche möglicherweise den Austausch? – Achten Sie auf eine klare und verständliche Sprache. Wissen Sie genau, was Sie sagen wollen? Notieren Sie sich das Wichtigste. Kurse «Gespräche führen – verstehen und verstanden werden» «Akquisition am Telefon für Kleinunternehmen» «Professionelle PR-Texte schreiben»

EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  15


Wortquadrat von Jürg Fischer

Kolumne 1

5

2

3

6

7

9

8

10 12

11

16

Beleidigt

27

Tut man das? Jemanden unterbrechen, der so flott vom Aufwachen erzählt? Claudine tat es. Ich würde sie langweilen und solle endlich mal zum Punkt kommen. Das war am zweiten Tag in einer Schreibgruppe bei der morgendlichen Erzählrunde.

13

14

15

17 19

4

18 18

20 23

21

22

24

25

26 28

29

30

31

Waagrecht (i = j = y) 5 Wird sehr oft gegen den Strom geleistet 9 Zürcher Gemeinde, in der kleine Männer sich wie zu Hause fühlen sollten 12 War als Papst schon mehrfach unfehlbar 13 Abmachungen mit gefährlichem Schluss 14 Keine Schnapsdrossel, dieser Vogel 15 Ein unversehrter Knochenfund 17 Müssen im Pressewesen nicht immer Federn lassen 18 Ein ziemlicher Krampf im Todeskampf 19 Solcher Zwang: keine Kleidungsvorschrift, sondern Beitrag zur Hundehaltung 21 Gehört zum Vokabular des Käseliebhabers 23 Nur selten freundlich gemeinte amtliche Aufforderung 26 Schreibkraft, gehört vielerorts schon zum Mobiliar 28 Dieser Rotwein kommt uns spanisch vor 29 Aus dem Arbeitsrapport des Schonkostkochs 31 Zum Beispiel: Geschäftspraxis 3 2 Nachwuchs für Blair, Schröder, Hollande …

32

Senkrecht 1 Gehören zum Output des CEO 2 Stamm-Väter in weiten Teilen Europas … 3 … und im indogermanischen Raum 4 Sollte streng genommen in der Wickelkommode statt im Kleiderschrank versorgt werden 5 Vorgriff auf die Sauregurkenzeit: Ungeheuer in der Bäder­ landschaft? 6 Rauschmittel im Allgemeinen … 7 … wozu auch dies zählt, wenn es kein Begleiter in Erkältungszeiten ist 8 Was Hehler zur freien Marktwirtschaft beisteuern 10 Militärische Einheit minus Abschiedsgruss wird zur Alpenstadt 11 Abwechslung für die, die nicht immer auf Granit beissen mögen 16 Hat Profil, sogar zu drei Vierteln unverbraucht 18 Ist im Hafen anzutreffen, häufiger aber noch an der Börse 20 Bereits klassisch gewordene Fehlermeldung 21 Wiederkehrende Beiträge zur Schuldenbekämpfung 2 2 Veranlasst den Dirigenten, sich etwas gemessener zu bewegen 2 4 Damit haben Sie Format, wenn auch nicht allzu viel 25 Der Kurzparlamentarier unter den Anrainern 27 Material für französische Wasserträger 30 Gehört unfreiwillig zum schweizerischen Kurswesen

Schicken Sie das Lösungswort, das sich aus den grauen Feldern ergibt, an raetsel@eb-zuerich.ch. Einsendeschluss: 7. Juli 2012. Die Lösung findet sich ab dem 9. Juli 2012 auf www.eb-zuerich.ch/blog. Unter den richtigen Einsendungen werden 5 Preise verlost. Erster Preis ist ein Bildungsgutschein der EB Zürich im Wert von 100 Franken. Zweiter bis fünfter Preis ist eine EB-Zürich-Tasche.

16  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

Ich zerbiss mir die Lippen. Nie mehr würde für den Rest der Woche ein langweiliger Satz meinem Munde entspringen. Am besten gar keiner mehr. Ich war ja in einem Schreib- und nicht in einem Redekurs. Claudine sah mich frech an mit ihrem spitzen Gesicht und den schwarzen Stoppelhaaren. Ich schaute weg. Würde sie links liegen lassen, nicht in Gruppenarbeit mit ihr treten und schon gar nicht beim Essen neben ihr sitzen. Und natürlich ihre mündlichen Auslassungen unter die Lupe nehmen, immer unter dem Gesichtspunkt langweilig, sehr langweilig oder todlangweilig. Das würde schwierig werden. Stressig. Wollte ich das? Natürlich nicht, aber wenn einen so ein schwarzes Huhn dazu zwingt … Und was wäre mit den Texten von ihr? Literarisch zerpflücken, klar, quasi das Huhn rupfen. Da kam was auf mich zu, du lieber Himmel … und daneben auch noch eigene Texte fabrizieren!! Ich stand auf und gab ihr einen Kuss. Deshalb wurde es doch noch eine prima Woche in Caslano. Ich hatte ein Velo gemietet und musste stets einige Kilometer am Seeufer entlang fahren bis zu meiner Pension. Dort im blühenden Garten sass meine Tochter, die mich begleitet hatte, und lernte auf eine Prüfung. Das Allerschönste waren abends die Lichter am gegenüber-

liegenden Ufer und der orange Mond am Himmel. Am dritten Tag schrieb ich folgendes Gedicht Scharf die Kanten, spitz die Zacken – Verletzung droht dir überall – Nur nicht plump dagegen hacken wehr dich anders nächstes Mal Nimm es ernst, doch nicht so wichtig – im Busch ‘ne kleine Ammer fiept – nichts ist falsch und nichts ganz richtig solang’s orange Monde gibt Mein Kursleiter meinte: «Ich glaube, du hast ein Problem, aber Ressourcen, das heisst, du kannst mit deinem Problem umgehen, indem du deine Freude an der Natur intensivierst. Es ist eigentlich egal, woran man sich hält; bei dir ist es ein oranger Mond.»

Ute Ruf schreibt mit Kindern und gibt Kurse, wie man mit Kindern schreiben kann. Seit über einem Jahrzehnt verfasst sie Kolumnen und macht Interviews und Reportagen. Für die Schweizer und die Zürcher Lehrerzeitung hat sie über 200 Glossen geschrieben, die unter dem Titel «Rufnummer» als Buch erschienen sind (Verlag LCH). Sie ist auch Autorin eines Elternratgebers und von SJW-Heften für Kinder. In Ihrer Freizeit tanzt sie «wahnsinnig gern» Jive! Die EB Zürich kennt Ute Ruf gut: 2002 und 2003 hat sie den Bildungsgang «Literarisches Schreiben» besucht.

EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  17


persönlich

PERSÖNLICH

Rässer Käse, süsser Kuchen Lust an der Vielfalt. Christine Mühlberger liebt die Natur, die Menschen, die Kunst – und den Käse. Und sie liebt die fliegenden Wechsel zwischen ihrer Arbeit als Marktfahrerin mit eigenem Käsestand, dem Unterrichten als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache und ihren künstlerischen Projekten. Text Kati Dietlicher   Bild Miriam Künzli

Wie kann man sie denn finden auf dem Markt, unter all den anderen Marktfahrenden? – «Kein Problem!» Christine Mühlberger lacht. «Man muss einfach nach dem schönsten Stand Ausschau halten!» An diesem kühlen, nassen Samstagmorgen ist nur wenig Betrieb auf dem Lindenplatz in Altstetten. Und so ist der fragliche Stand nicht zu übersehen: Er ist klein und fein, mit einem hübschen, gelb-weiss gestreiften Dach. Das schützt die Auslage – und zaubert einen Hauch von Sonne und Süden in den grauen Tag. Un peu de chèvre de Provence? – Mais non, hier gibt’s keinen französischen Käse! Schweizer Produkte. «Chees und Broot» heisst das Miniunternehmen von Christine Mühlberger, mit dem sie jeweils freitags auf dem Helvetiaplatz und am Samstag in Altstetten präsent ist. Und wer nun denkt, ihre Ware komme vielleicht aus Holland, der täuscht sich erneut: Chees und Broot ist Walliserditsch. Ein Teil des Angebots kommt denn auch tatsächlich aus dem Wallis, Ziegen- und Raclettekäse zum Beispiel. Es gibt aber auch Emmentaler aus Beromünster, Appenzeller aus Schwellbrunn, Schafskäse aus Wädenswil usw. Alle Produkte stammen aus der Schweiz. Und dies nicht etwa aus lokalpatriotischen Gründen, sondern wegen der Nachhaltigkeit. Da ist die Käsehändlerin konsequent: Ihre Marktfahrten unternimmt sie mit einem Elektrobike plus Anhänger, und die Lieferanten schicken ihr die bestellte Ware per Post.

18  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

Christine Mühlberger hat ihr Sortiment sorgfältig zusammengestellt. Sie kennt alle ihre Produzenten persönlich und weiss zu jedem Produkt eine kleine Geschichte zu erzählen. «Meine Kunden sollen wissen, woher all diese Köstlichkeiten kommen und wie ich sie entdeckt habe», erklärt sie. Ihr Konzept scheint zu funktionieren. Selbst an diesem unfreundlichen Samstag stehen die Leute bei ihr an. Viele sind Stammkunden und -kundinnen, zu einigen hat sich sogar ein freundschaftlicher Kontakt ergeben. Geschätzt wird nicht nur der Käse, der hier feilgeboten wird, sondern auch die Wurstwaren – und die Kuchen, die Engadiner Nusstorte, der Früchtecake. Auch sie sind nachhaltig, sprich eigenhändig produziert – in Christine Mühlbergers Küche. Vom Wallis nach New York. Die Liebe zur Natur hat Christine Mühlberger in die Wiege gelegt bekommen. Sie ist im Wallis aufgewachsen, in Crans Montana. Als Kind war sie fast jedes Wochenende in den Bergen unterwegs, zusammen mit ihren Eltern, beide gebürtige Österreicher, und den vier Schwestern. Das habe sie geprägt, erzählt sie, die Bergwelt, das DraussenSein, die Bewegung. Diese Naturverbundenheit bestimmt nicht nur ihre Arbeit als Marktfahrererin, sondern auch ihre Kunst. Denn Christine Mühlberger ist auch Künstlerin. Und eigentlich gehören bei ihr Kunst und Markt seit eh und je zusammen. Sie hat viele Jahre in New York gelebt und schon als junge Kunststudentin auf den Märkten des Big Apple Äpfel

verkauft. Sprachlehrerin ist sie erst später geworden, als ihr das Hin und Her zwischen New York und der Schweiz zu anstrengend wurde, und sie sich nach einem festen Boden unter den Füssen sehnte. Eine Nomadin sei sie aber geblieben: «Eigentlich bin ich mit meinen Schülerinnen und Schülern, die aus aller Welt kommen, jeden Tag auf Reisen», sagt Christine Mühlberger. Sie selber spricht Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch, Portugiesisch, einige Brocken Griechisch und Türkisch. «Ich liebe das Unterrichten», sagt sie, «und ich liebe Sprachen.» Zurzeit lernt sie Japanisch. Unterwegs für die Kunst. Lehrerin, Marktfahrerin, Kunstschaffende – alles, was die energische Frau tut, tut sie mit Leidenschaft. Sie scheint über unerschöpfliche Kräfte zu verfügen und scheut keine Anstrengung, um die Ziele zu erreichen, die sie sich gesteckt hat. Für die Kunst ist sie im vergangen Sommer zum Beispiel von Zürich nach Genua marschiert, unter dem Motto «De la montagne à la mer»: Zur Haustür raus mit leichtem Gepäck und ab in den Süden, in ziemlich forschem Tempo, den Fotoapparat stets griffbereit. Die Reise dauerte 18 Tage, 11 bis 12 Stunden täglich ist sie auf den Beinen gewesen. Von den Schwarz-Weiss-Snapshots, die unterwegs entstanden sind, hat die Künstlerin Laserkopien anfertigen lassen und bearbeitet diese nun mit feinem Sandpapier für eine Ausstellung Ende Juni in Sion. So entstehen filigrane Bilder, mit welchen sie die Bewegung des

Gehens in der Landschaft wiedergeben möchte. Was beschwerlich war, soll leicht wirken und auch die Freude spiegeln, welche die wandernde Künstlerin auf ihrer Reise empfunden hat. Performance auf dem Marktplatz. Dasselbe gilt im Grunde genommen für das Marktfahren. Mit grosser Hartnäckigkeit hat sich Christine Mühlberger vor zweieinhalb Jahren den Traum vom eigenen Marktstand erfüllt, nachdem sie jahrelang am Käsestand eines Kollegen als Verkäuferin Erfahrungen gesammelt hat. Seither unternimmt sie an zwei Tagen pro Woche einen beträchtlichen Kraftakt. Zwischen vier und fünf Uhr morgens geht’s los, um 13 Uhr ist es vollbracht: Mit dem Velo ins Lager fahren, Material laden, zum Markt fahren, Stand aufbauen, Käse verkaufen, Stand abbauen, ins Lager fahren, Material einräumen. «Das ist wie eine Performance!», schwärmt Christine Mühlberger. «Zuerst ist nichts auf dem Platz, dann steht da dieser wunderschöne Tisch, und ein paar Stunden später ist er wieder weg. Es ist einfach schön, etwas zu schaffen aus der eigenen Freude und der eigenen Energie.»

EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  19


Softwareentwicklung

Französisch First Certificate Informatik-Grundlagen

Kommunikation Deutsch als Zweitsprache

Marketing, PR Weiterbildung – wie ich sie will www.eb-zuerich.ch

Fühlen Sie sich in Ihrem Berufsleben zu wenig gefordert und merken, dass Ihre berufliche Entwicklung stark von einer umfassenden Bildung abhängt? Die KME ermöglicht Erwachsenen, die Matura auch berufsbegleitend nachzuholen, um Berufswege neu auszurichten oder zu ergänzen. Seit 1970 hat die KME rund 5000 engagierten Studierenden den Weg zur persönlichen Weiterentwicklung geebnet und das Tor zu einer akademischen Berufslaufbahn geöffnet.

kmeInserat_20120316_ebkurs.indd 1

AUSKUNFT

Mail an den Experten: Was hilft bei Konflikten? Grüezi Herr Christen Konflikte allüberall: draussen in der Welt, zu Hause im Wohnblock. Was genau gehört zu einem Konflikt? Nun, die Definition ist schwieriger, als es auf den ersten Blick scheint. Es wäre unsinnig, jede Meinungsverschiedenheit, jeden Streit oder Differenz als Konflikt zu bezeichnen. Konflikte sind stärker, hier geht es um Sieg oder Niederlage, und sie sind mit grossen Emotionen verbunden. Mindestens eine Partei erlebt die Auseinandersetzung als starke Beeinträchtigung. Umgangssprachlich würden wir sagen, es handelt sich um einen schwierigen und kaum lösbaren Streit. Am besten wäre es also, wir könnten Konflikte vermeiden? Es gibt nur eine Möglichkeit, Konflikte zu vermeiden, ich lebe als Einsiedler und verzichte auf soziale Kontakte. Wo Menschen im Alltag zusammenkommen – im Beruf, in der Familie oder in der Freizeit – da geraten sie auch aneinander. Konflikte lassen sich nicht immer vermeiden, sie gehören zum Leben wie der Atem. Aber ein friedliches und harmonisches Zusammenleben gehört doch zu unseren Wunschvorstellungen. Die Realität sieht anders aus. Jeder Mensch hat eine andere Geschichte, andere Bedürfnisse und Interessen. Alle haben ihren eigenen Blickwinkel. Entsprechend sehen und beurteilen wir Beziehungen und Dinge unterschiedlich, was zwangsläufig zu kleineren oder grösseren Streitereien mit anderen Menschen führt. Aber Konflikte lassen sich doch auch lösen? Sicher. Ich denke, das versuchen wir immer wieder. Leider verwenden wir teilweise Verhaltensweisen, die die Sache eher verschlimmern als verbessern. Zum Beispiel, wenn sich eine Partei zurückzieht und hofft, die Sache löse sich mit der Zeit von alleine. Andere versuchen ihre Sicht der Dinge mit allen Mitteln der Gegenpartei aufzuzwingen, was dann als Angriff empfunden wird und zu einem Gegenangriff verleitet oder in die Flucht treibt. Was wäre besser? Die grösste Chance haben wir, wenn wir direkt auf die andere Partei zugehen und ein klärendes Gespräch mit ihr führen. Dabei sind zwei Dinge wichtig. Erstens: Das klare Bekenntnis, den Konflikt lösen zu wollen. Zweitens: Die andere Konfliktpartei ernst nehmen. Dazu zählt die Fähigkeit, eigene Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und diese in geeigneter Form zu kommunizieren, aber auch aufrichtig und einfühlsam zu sein.

Heute kann ich sagen, dass ich mir meine beruflichen Sterne vom Himmel geholt habe. Ariana Kuster Ärztin und Mutter

KME Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene Bildungszentrum für Erwachsene Mühlebachstrasse 112 8008 Zürich Telefon 044 266 14 14 kme@kme.ch

Das klingt einfach. Wieso gibt es trotzdem so viele Konflikte? Was einfach klingt, ist nicht immer einfach umzusetzen. Da sich beide Seiten oft stark verletzt fühlen, werden sie wütend und sind emotional aufgebracht. Es fällt dann schwer, ruhig zu bleiben, offen und aufrichtig auf die andere Seite zuzugehen, ihr zuzuhören und ihr auch wertschätzend zu begegnen. Gelingt dies aber, bestehen die beste Chancen, einen Konflikt konstruktiv zu lösen. Besten Dank für Ihre Ausführungen.

Hans Christen ist selbstständiger Berater und Trainer. An der EB Zürich unterrichtet er Rhetorik und Kommunikation. Wichtig ist ihm, theoretische Einsichten immer in der Praxis zu überprüfen. Kurs Konflikte erkennen – Konflikte lösen Strategien der Konfliktlösung erweitern die eigenen Fähigkeiten, friedlich mit anderen und mit sich selbst umzugehen. Beginn: 21. August 2012 Sechs Dienstagabende, 18.30–21.30 Uhr Weitere Informationen: www.eb-zuerich.ch

01.02.12 17:03

EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  21


kursfenster

kursfenster

Wie privat ist mein Foto auf Facebook? Viel wert!? Mit rund 104 Milliarden Dollar wurde Facebook beim Börsengang im vergangenen Mai bewertet und stellte damit einen neuen Rekord auf und zeigt die wirtschaftliche Bedeutung von Facebook. Aber welchen Wert haben Facebook und andere soziale Netzwerke im Alltag der Nutzerinnen und Nutzer? Der Kurs «Social Media: Facebook, Twitter & Co.» bietet Orientierungshilfe. TEXT Fritz Keller  BILD Sarah Keller

«Wer kann sich das Foto anschauen, das ich bei Facebook hinauflade? Kann das die ‹ganze Welt› oder können das nur meine FacebookFreunde?» Die Teilnehmenden bringen zu Beginn des zweiten Kursnachmittages konkrete Fragen zum Thema «Social Media» ein. Sie haben schon einige Anwendungsmöglichkeiten kennen gelernt, ganz den Überblick haben sie noch nicht. Es sind ja auch keine «Digital Natives» hier im Kurs, niemand von ihnen ist mit dem Computer aufgewachsen. Sie alle haben vierzig, fünfzig sechzig, ja siebzig Lenze hinter sich und wollen erfahren, was es mit diesen «neumodischen» Facebook, Twitter, Xing und anderen sozialen Netzwerken auf sich hat. Selber den Weg finden. Die beiden Kursleitenden Martina Würmli und Lorenz Imhof verstehen ihren Kurs denn auch mehr als Orientierungsangebot und weniger als Gebrauchsanleitung. «Wir zeigen nicht Schritt für Schritt, wie man in Facebook zu diesem oder jenem Resultat kommt», sagen sie. «Wir wollen den Teilnehmenden ermöglichen, selber zu Lösungen zu kommen, selber zu entscheiden, was sie wollen.» In den Übungsphasen vertei22  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

len sie sogenannte Forschungsfragen, die einen Auftrag enthalten, z.B.: Laden Sie einen Freund zu einer Veranstaltung ein. Mit ein paar Hinweisen, sollen die Teilnehmenden selber herausfinden, wie sie dieses Problem lösen können. Wo ist die Nachricht? Die Teilnehmenden scheinen diese Arbeitsform zu schätzen. Sie stecken ihre Köpfe zusammen und diskutieren intensiv, was da hinter der Bildschirmoberfläche alles abgeht. Dabei tauchen auch Probleme auf: «Ich habe dir ein Mail geschrieben», sagt eine Frau zu ihrer Kollegin, die gleich am Computer neben ihr sitzt. «Hast du es schon erhalten?» Die zweite Frau lässt ihren Blick über ihren Bildschirm schweifen und kommt dann zu einer negativen Antwort. «Vielleicht hat es damit zu tun, dass du noch gar nicht eingeschrieben bist in diesem Netzwerk.» Sie diskutieren weiter, machen Eingaben auf ihrer Tastatur, und siehe da, nach einiger Zeit taucht das Mail tatsächlich auf dem benachbarten Bildschirm auf. Eigentlich sind diese sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, Xing und andere gemacht für den

einfachen und schnellen Austausch von verschiedensten Informationen zwischen Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern. Die Kommunikation auf diesen Plattformen erlaubt den gegenseitigen Austausch von Meinungen, Eindrücken und Erfahrungen. So kann man auch Gespräche führen (chatten), Fotos zeigen und auf Veranstaltungen hinweisen. Und man kann Gruppen bilden, sei es aus gemeinsamen Interessen heraus oder um politisch Druck zu machen. Als vor einiger Zeit bekannt wurde, dass sich die Mammut AG gegen ein griffiges CO2-Gesetz stellte, bekam das Unternehmen den Druck aus Facebook zu spüren und änderte daraufhin seine Position.

Vorsicht ist Trumpf. Martina Würmli und Lorenz Imhof laden die Teilnehmenden ein, die verschiedenen Möglichkeiten weiter auszuprobieren. «Mit der Zeit bekommt ihr das Gespür, was für euch von Bedeutung ist», sagen sie. Einen klaren Ratschlag aber geben sie allen noch mit auf den Weg bezüglich Datenschutz: «Gebt nur so viel von euch preis, wie ihr preisgeben mögt. Einmal ins Netz gestellt,

sind Einträge kaum mehr rückgängig zu machen.» Das erinnert an ein geflügeltes Wort, das schon vor dem Internetzeitalter Gültigkeit beanspruchte: «Ein gesprochenes Wort holen vier Pferde im Galopp nicht ein.»

Orientierungspunkte gefunden. Solche Vorgänge interessieren auch den 50-jährigen Martin Better. Er ist Berufsschullehrer und will wissen, «was wichtig ist und was nicht, für mich persönlich, aber auch für meine Schülerinnen und Schüler.» Was ist Hype und was ist Trend und was kann man wieder vergessen? «Bis jetzt habe ich es noch nicht ganz herausgefunden», sagt er, «es gibt offenbar keine schnellen Antworten.» Sie zu finden, sei wohl sehr zeitaufwändig. Weiss die 44-jährige Christine Barta schon mehr? Die im Marketing tätige Frau will erfahren, wie man Facebook in ihrem Bereich einsetzen kann. Und auch welche Gefahren allenfalls auftauchen können, wenn sich ihre Kinder in diesen sozialen Netzwerken tummeln. Ein klares Bild hat auch sie noch nicht bekommen, aber vieles kann sie besser einordnen. EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  23


im gespräch

IM GESPRÄCH

«Der öffentliche Raum ist keine Spielwiese» Kein bisschen leise. Gottfried Honegger, Zürcher Künstler von Weltrang und Mitglied der französischen Ehrenlegion, hat eine Skulptur an prominenter Lage aufgestellt: zwischen Opernhaus und NZZ-Gebäude beim Sechseläuten-Platz. Als 95-Jähriger ist er so kritisch und kämpferisch wie er es bisher war: Mit einer Banknote geehrt werden möchte er nie. INTERVIEW Guido Stalder  BILDER Philipp Baer

Ihre neue Biografie heisst «34 699 Tage gelebt». Auf welchen Tag sind Sie besonders stolz? Auf einen Tag in New York. Da habe ich für eine Firma gearbeitet, als Grafiker. Ich hatte eine Stelle, von der man nur träumen kann, vierhundert Angestellte unter mir und machte die Werbung für ganz Kanada, Nord- und Südamerika. Dann machte diese Firma Sachen, die ich nicht verantworten konnte. Ich habe sofort gekündigt, darauf bin ich wirklich stolz. Denn erstens habe ich auf sehr viel Geld verzichtet, und zweitens hat das andere junge Leute dazu angeregt, ebenfalls Stellung zu beziehen.

so war eben New York für mich. In Paris versuchte ich vom Rot wegzukommen und machte schwarzweisse Reliefs. Als ich später in Cannes lebte, ging auch das nicht mehr. Mit dem Meer, der Sonne den ganzen Tag, mit dem Weintrinken, dem Essen, mit dem fröhlichen Leben kann man nicht schwarzweiss malen. Da draussen vor meinem Atelier stehen noch zwei Skulpturen aus Cannes. Natürlich sind sie farbig und fröhlich. Die ganz neuen Skulpturen sind metallen oder weiss – ich bin eben wieder in Zürich. Die Kunst spiegelt die Gesellschaft, das ist ja ihre Aufgabe.

Die Kunst gehört ohnehin allen, sagen Sie. Das war schon immer meine Überzeugung. Während der Französischen Revolution haben sie den Louvre besetzt und damit die Kunst öffentlich gemacht. Aber wir leben heute in einer Welt der Rendite, auch im Kunstmarkt. Für mich ist es kriminell, die Kunst so teuer zu machen, dass sie nur noch die Superreichen kaufen können. Sehen Sie, jetzt kaufen einige Leute noch schnell ein paar Sachen vom alten Honegger, der ist ja schon 95-jährig. Also werden die Preise schon bald deutlich steigen. All das ist kriminell, damit machen wir uns selber kaputt.

Und Stolz auf etwas aus Ihrem grossen Werk? Ach, beim Werk, da geht es darum, wie man sich selber einschätzt: Bin ich erste Liga, oder zweite, oder dritte? Ich möchte nicht, dass man mein Werk so einstuft, im Stil von: Der ist beinahe so gross wie Hodler, oder fast so gross wie Max Bill oder weniger gross, oder was auch immer. – Ich möchte von meinem Werk sagen können: Ich habe nie getrickst. Mein Werk ist immer zuerst einmal eine Verpflichtung an die Gesellschaft. Viele Künstler machen heute Ich-Malereien, ich dagegen mache Wir-Malerei. Unsere Zeit krankt am Ich, weil das Wir nicht mehr existiert.

Ihre neue Skulptur in Zürich ist auch aus Metall und besteht aus drei grossen offenen Kreisen. Was spiegelt das? Die drei Kreise symbolisieren Kultur, Information und Verkehr. Sie stehen ja zwischen Opernhaus und NZZ-Gebäude und über dem Eingang des Parkhauses. Dass sie verschiedene Stellungen haben, soll auch so etwas wie Bewegung symbolisieren. Ich möchte mit dieser Skulptur diesem Ort gleich neben dem Sechseläuten-Platz einen Charakter geben, der mehr ist als eine Durchgangsverbindung.

Sie selber mischen sich immer wieder ein. Die Zürcher Kunst haben Sie auch schon als infantil bezeichnet. Das hat man mir wirklich übel genommen. Ich habe dabei vom Hafenkran am Limmatquai geredet. 800 000 Franken für diesen Kran als zeitlich begrenzte Touristen-Attraktion – also dafür könnte man ja eine Picasso-Skulptur haben. Wir brauchen doch etwas, das bleibt. Die haben nicht begriffen, worum es geht. Der öffentliche Raum ist keine Spielwiese. Der öffentliche Raum ist ein Klima, das die Menschen prägt, die hier leben. Wenn ich sie prägen will, muss ich eine Kultur bringen, die bleibend ist, die hält.

Sie betonen immer auch, wie sehr die Umgebung Ihre Kunst prägt. Natürlich. In New York habe ich zum Beispiel lauter rote Bilder gemalt. Fragen Sie mich nicht warum – 24  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

Warum hat die Skulptur keinen Namen? Ich hoffe, dass die Leute dem Werk selber einen Namen geben. So nehmen sie das Kunstwerk in Besitz, so entsteht Identität.

Wenn Kunst öffentlich ist, warum hört man die Künstler so wenig? Es ist tatsächlich eine Verantwortung der Intellektuellen, ob Maler, Musiker oder Schriftsteller, gesellEB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  25


IM GESPRÄCH

schaftlich Stellung zu beziehen. Aber nur noch sehr wenige nehmen diese Verantwortung wirklich wahr. Die Generation von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt ist vorbei. Dabei ist Kunst hochpolitisch. Picasso hat einmal geschrieben, er male nicht, um die Wand oberhalb des Sofas zu dekorieren, sondern er male gegen den Feind. Davon zeigt zum Beispiel sein Bild «Guernica», mit dem er gegen die Zerstörung der Stadt Guernica im spanischen Bürgerkrieg protestiert hat.

seinerzeit tagesthema

Sie haben die meisten Künstler auf den Schweizer Banknoten persönlich gekannt. Möchten Sie selber auch einmal so geehrt werden? Auf keinen Fall. Sehen Sie, Alberto Giacometti, Le Corbusier und Arthur Honegger haben in Paris gelebt wie ich. In der Schweiz konnten Sie keinen Rappen verdienen. Das einzige Konzert, das Arthur Honegger damals in der Schweiz aufführen konnte, habe ich organisiert. Und Sophie Täuber-Arp hat man das Leben schwer gemacht, weil sie bei dadaistischen Aktionen dabei war.

Die Rolling Stones im Hallenstadion Zürich (1967)

Aber eine Gedenkmünze, wie sie Max Frisch letztes Jahr zum 100. Geburtstag erhalten hat? Nein. Als Max Frisch aus Rom nach Zürich zurückkam, hetzte die Presse: Gebt diesem Nestbeschmutzer keine Wohnung. Für die Wohnung, die er dann doch fand, musste ich den Mietvertrag unterschreiben. Der Besitzer wollte nicht, dass in diesem Vertrag der Name Max Frisch steht. Und jetzt ehrt man all diese grossen Künstler mit Banknoten und Gedenkmünzen!

GOTTFRIED HONEGGER wurde 1917 in Zürich geboren, lernte Schaufenster-Dekorateur und arbeitete einige Jahre als Werbe­ grafiker. Von 1960 an arbeitete er als Maler und Bildhauer in Paris, Cannes und Zürich. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter und Mitbegründer der konstruktiv-konkreten Kunst zusamme mit Max Bill und Paul Lohse. Honegger erhielt 1987 den Zürcher Kunstpreis. Durch den französischen Kulturminister Jack Lang wurde er mit dem Ordre des Arts et des Lettres ausgezeichnet, seit 1999 ist er Mitglied der Ehren­ legion. In Südfrankreich hat er ein Museum für konkrete Kunst mitbegründet. In Zürich sind Werke von Honegger unter anderen an der ETH Zentrum und ETH Hönggerberg zu sehen. Im S-Bahnhof Stettbach hängt ein 250 Meter langes Wandbild mit 840 farbigen Platten von ihm. Aktuell erschienen ist die Autobiografie «34 699 Tage gelebt» im Zürcher Limmat Verlag.

26  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

In Frankreich haben Sie höchste Ehrungen gerne angenommen. Ich bin Mitglied der Legion d’honneur und Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres. Kürzlich bin ich von Paris nach Nizza geflogen und hatte Probleme am Flughafen. Als die Polizei meine Papiere sehen wollte, habe ich das hier gezeigt: den Ausweis der Ehrenlegion. Die Polizisten haben sofort militärisch salutiert, sich entschuldigt und mich persönlich durch die Kontrolle geführt. In Frankreich werden die Intellektuellen geschätzt und in der Schweiz nicht. Wenn ich in Frankreich etwas kritisiere, nimmt man mir das nicht übel. Ich habe Präsident Sarkozy einen bösen Brief wegen einer kulturpolitischen Frage geschrieben, und er hat mir sofort schriftlich geantwortet. Hier in Zürich würde ich gar keine Antwort bekommen. Sie haben eine eigene kleine Schriftenreihe. Worum geht es im neusten Büchlein? Es geht um unsere verschwenderische Lebensart mit viel Luxus und viel Konsum. Es ist ein kritisches Buch, und viele werden sagen, jetzt nörgelt er wieder. Aber ich kann nicht anders. Ich werde nicht schweigen, bis ich sterbe. Und ich bin mir nicht einmal wirklich sicher, ob ich nicht doch noch weiter rede, wenn ich tot bin.

Ein Schwarzweiss-Schnappschuss aus der Frühphase von Flower Power. Fast wie eine Schülerband nehmen sie sich aus, Sänger Mick Jagger, leicht tänzelnd in seinen extravaganten Schuhen, und die beiden Gitarristen Keith Richards und Brian Jones (leicht verdeckt). Im Hintergrund verfolgen drei Helfer in Anzug und Krawatte aus gesichertem Abstand das Geschehen. Zahlreiche Wurfgeschosse sind auf der Bühne gelandet; hier liegt auch der Nelkenstrauss bereit, den Mick Jagger zum Abschluss des Konzerts ins Publikum werfen wird. Der erste Schweizer Auftritt der Rolling Stones am 14. April 1967, einem bedeckten Freitag, war ein mediales Grossereignis. Dutzende von Reportern (darunter viele Polizeiberichterstatter), Fotografen und Kameraleute waren auf dem Flughafen Kloten zugegen, als die Band pünktlich um 10.25 Uhr mit der Kursmaschine aus Warschau landete. Am Nachmittag fand im «Hazyland» eine Pressekonferenz statt, für die es – eine absolute Neuerung für Zürich – Zulassungskarten gab. Die Atmosphäre beim abendlichen Konzert im seit Wochen ausverkauften Hallenstation war extrem aufgeheizt: Ein Spalier von Schäferhunden säumte die Eingänge, Polizisten in Uniform hatten vor und unter der holzverkleideten Bühne Aufstellung bezogen, und zahlreiche Beamte in Zivil sich unters Publikum gemischt. Nach Konzertschluss eskalierte die Situation in Minutenschnelle: Im Innenraum der Halle ging ein Grossteil der Klappstühle (!) zu Bruch, und rund um das Stadion kam es in den Worten der Neuen Zürcher Zeitung «zu Tumulten, die zum Schluss gravierende Formen annahmen». Der Aufritt der Rolling Stones 1967 im Hallenstadion markiert den Vorläufer dessen, was sich 1968 in Zürich – und in weiteren Städten Westeuropas und der USA – abspielen sollte. Freilich liessen sich die Unruhen im Folgejahr nicht mehr auf eine einzige Nacht beschränken. Felix Aeppli

Felix Aeppli, Historiker und Filmexperte, erteilt an der EB Zürich einen Kurs über den Schweizer Film. Mit «Seinerzeit Tagesthema» wirft er einen Blick auf spezielle Ereignisse aus der Geschichte von Stadt und Kanton Zürich.

EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  27


kultur

tipps und tricks

Kursleitende und Mitarbeitende der EB Zürich geben Tipps zu interessanten Büchern, CDs und Filmen.

François Lelord Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück 2004

Lesen Selbstverschuldet (un-)glücklich. Wovon hängt das Gefühl ab, glücklich zu sein? Auf der Suche nach einer Antwort reist Hector nach China. Im Flugzeug beobachtet er einen anderen Passagier, der unzufrieden darüber ist, weil er nicht den Komfort der First Class geniessen kann. Flugs formuliert Hector ein erstes Gesetz: «Vergleiche anzustellen, ist ein gutes Mittel, sich sein Glück zu vermiesen.» Alle Menschen, die er auf seiner langen Reise trifft, fragt er, ob sie glücklich seien. Die Antworten hält er in seinem Notizbuch fest und kehrt mit dreiundzwanzig Lehrsätzen über das Glück zurück. – Das Buch regt dazu an, über die eigene Sicht der Dinge und das eigene Glück nachzudenken.

KRISTIN MOCK Kursleiterin Management und Kommunikation

28  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

Hujässler Mälchfett 2006

Hören Grenzenlos bodenständig. Ein Publikum, das früher die Existenz von Schweizer Volksmusik igno­ riert hat, hört mit Verzückung Innerschwyzer Ländler, wenn die Hujässler sie spielen. In «Mälchfett» sind es lauter Eigenkompositionen, unverwechselbar urchige Schwyzer Hudigäggeler. Die Klarinette trällert und röhrt, begleitet von Schwyzerörgeli, Kontrabass ­ -pä M-pä. und Klavier. Mtätä und M Selbstverständlich, frisch und virtuos, nuanciert und facettenreich, witzig und melancholisch. Dann gesellen sich zunehmend ungewohntere Töne dazu. Unbekümmert um Genregrenzen spielen die Hujässler ihre Musik an der Chilbi und im KKL und mischen die Innerschweizer Fol­ klore neu auf.

ERIKA ZIMMERMANN Kursleiterin Publishing und Digitale Medien

Sommerzeit – Fotozeit

Tim Burton Dark Shadows 2012

Sehen Leider misslungen. Der reiche Adlige Barnabas Collins (Johnny Depp) muss als Opfer einer eifersüchtigen Hexe zusehen, wie seine Liebe für eine schöne Frau ein tragisches Ende erleidet, wird zum ewigen Leben als Vampir verdammt und für ein paar Jahrhunderte im Wald begraben. Per Zufall wird er aus seinem Sarg befreit und findet sich in den farbigen 1960er Jahren wieder. – Tim Burtons Verfilmung der erfolgreichen TV-Serie aus den 60er-Jahren ist trotz gelungenem Ambiente und einigen witzigen Begegnungen des 300 Jahre alten Vampirs mit der modernen Welt leider keine Offenbarung. Der Regisseur schafft es nicht, den Zuschauer mit der Geschichte zu fesseln. Schade.

ANGELICA WETTER Mitarbeiterin Kundensupport

Nachbearbeitung: Erinnerungsbilder aus den Ferien gehören einfach dazu. Beim schnellen Knipsen kann es schon mal vorkommen, dass ein Bild nicht optimal gelingt. Photoshop machts möglich: Eine kleine Retusche da, eine andere dort und schon lässt sich das «Problembild» in die Diashow einbinden. Text Franziska Bollinger, Fritz Keller  Illustration Eva Kläui

Mehr Haare auf dem Kopf, schmalere Hüften oder längere Beine: Die Werbung zeigt hier keine Skrupel. Manche finden das fragwürdig und diskutieren darüber, was erlaubt sein soll und was nicht erlaubt sein soll. Im privaten Bereich ist das Retuschieren weniger problematisch: Ein paar Unzulänglichkeiten zu verbessern ist keine Frage der Ethik. Photoshop CS und Photoshop Elements stellen fürs Retuschieren verschiedene Werkzeuge zur Verfügung. Dazu zwei Möglichkeiten: 1. Mit dem Kopierstempel Mit dem Kopierstempel lassen sich unerwünschte Bildelemente entfernen. Dazu werden an einer «gesunden» Stelle des Bilds Pixelpunkte aufgenommen und an der zu retuschierenden Stelle wieder eingefügt. Diese Methode eignet sich besonders für Bilder mit diffusen Strukturen wie Gras, Wasser (Landschaftsaufnahmen) oder Fell (Tieraufnahmen). Vorgehen Das Werkzeug «Kopierstempel» aufrufen und Optionen (z.B. Pixelgrössen) festlegen. Dann die Reparaturpixel aufnehmen, indem die Taste Alt gedrückt und gleichzeitig auf die Partie des Bilds gedrückt wird, das über die «ungesunde» Stelle des Bilds kopiert werden soll. Wird nun – ohne die Alt-Taste zu drücken –

auf die reparaturbedürftige Stelle des Bilds geklickt, wird der eben aufgenommene Bildausschnitt an diese Stelle kopiert. Mit weiteren Klicks lässt sich dieser Vorgang wiederholen. 2. Mit den Reparatur-Pinseln Die Reparatur-Pinsel tragen nicht einfach zuvor definierte Bildpixel an anderer Stelle wieder auf, bei diesem Vorgehen werden die Pixel des zu korrigierenden Bildbereichs mit den dorthin übertragenen Pixeln vermischt. Weil diese Methode feiner ist, eignet Sie sich besonders für das Retuschieren von Gesichtern. Vorgehen Das Werkzeug «Reparatur-Pinsel» aufrufen und die Werkzeugspitze und andere Optionen wie z.B. den Modus einstellen. Zunächst auch hier durch Mausklick und bei gehaltener Alt-Taste den Bereich des Bildes aufnehmen, der an die zu retuschierende Stelle kopiert werden soll. Dort mit der Maus resp. dem Reparatur-Pinsel «malen». So können Stück für Stück kleinere und grössere Reparaturen durchgeführt werden. KURSE ZUM THEMA Digitale Fotografie: Aufbau Sie können die Vorteile der digitalen Fotografie nutzen. Photoshop Elements: Grundlagen Sie können mit Photoshop Elements digitale Bilder bearbeiten und verwalten. Photoshop Grundlagen Sie können mit Photoshop digitale Bilder bearbeiten. Photoshop: Bild-Compositing Sie können mit Photoshop Bildmontagen herstellen. Ein Fotobuch gestalten – mit PC Sie können ein Fotobuch gestalten. Weitere Infos und Anmeldung unter www.eb-zuerich.ch

EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  29


agenda

WEITERBILDUNG – WIE ICH SIE WILL

Ausstellung «Chueauge und Stieregrinde»

Mit jährlich 16 000 Kundinnen und Kunden ist die EB Zürich die grösste von der öffentlichen Hand getragene Weiterbildungsinstitution der Schweiz.

Galerie EB Zürich 13. Juni bis 15. Juli 2012

Chueauge und Stieregrinde

2005 erschien ihr Debütroman «Caspar», für den sie den Friedrich-Hölderlin-Förderpreis erhielt. Für ihren zweiten Roman «Fischvogel» wurde Beate Rothmaier 2010 mit dem Werkjahr der Stadt Zürich ausgezeichnet. Derzeit arbeitet sie an ihrem dritten Roman, der im Herbst 2013 bei der DVA erscheinen wird.

Der persönliche Weg zum Ziel: Der Weg zum Lernerfolg ist individuell. In Weiterbildungs- und Lernberatungen werden die Ziele geklärt und geeignete Lernmethoden und -formen aufgezeigt. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch immer mehr Personalchefs und Weiterbildungsverantwortliche vertrauen darum auf den Slogan der EB Zürich: «Weiterbildung – wie ich sie will»

. sstr wie n i e St

Pfauen Kunsthaus Tram 3, 5, 8, 9, Bus 31 Kunsthaus

rasse

So erreichen Sie uns Tram Nummer 4/2 bis Feldeggstrasse Bus 33 bis Höschgasse

Ze ltw eg

rva se

as str

m

sse

ra

ist

rstr. lde Do

ine M

5 Bellevue

9

8

ras rst te

ea

Bhf. Stadelhofen 11 15

se

s K lo

ba

s ch

sse

tra

sse

So finden Sie uns im Netz www.eb-zuerich.ch

2 4 Kreuzplatz

e ass str uz

So kontaktieren Sie uns lernen@eb-zuerich.ch Telefon 0842 843 844 a lstr As y

Th

«Chueauge und Stieregrinde – Das Herdebuch von Arthur Zeller» 13. Juni bis 15. Juli 2012, Galerie EB Zürich

se ras

matquai

h o fst Bahn

Fotohistoriker und Kursleiter Fritz Franz Vogel hat für die Galerie der EB Zürich wieder eine FotoRathausbr. ausstellung der ganz besonderen Art konzipiert. Zu sehen sein werden ausschliesslich Rindviecher in allen Grössen und ihre stolzen Besitzer – in Schwarzweiss. Abgelichtet hat sie der Fotograf Arthur Zeller (1881–1931) für das Simmentaler Herdebuch: eine Münsterbr. bahnbrechende dokumentarische Fotoarbeit zum Paradeplatz Fortgang der Zucht der Simmentaler Rasse. Fritz Franz Vogel geht sogar so weit, Zellers Fotoarbeit in 15 einen Kontext mit der dokumentarischen Fotografie 4 von Bernd und Hilla Becher zu stellen. Auf jeden Fall eine gute Gelegenheit, sich mit den bäuerlichen 2 11 Quaibrücke Wurzeln unserer Kultur und Gesellschaft auseinanke c ü r ib derzusetzen. Qua

ssc hu

Das neue SchreibLeseZentrum der EB Zürich wartet mit spannenden Veranstaltungen und Vorträgen auf: am 6. Juli 2012 wird die preisgekrönte Autorin Beate Rothmaier aus ihren Romanen lesen.

Der erste Schritt zu neuen Horizonten: – Bestellen Sie unser neues Programm mit über 400 Kursen und Bildungsgängen. – Besuchen Sie eine unserer Informationsveranstaltungen. – Lassen Sie sich über unser Angebot beraten. – Nutzen Sie unsere Lern- und Arbeitsplätze im Lernfoyer. – Buchen Sie eine Weiterbildungsberatung und klären Sie Ihre Ziele. – Machen Sie Selbsteinstufungstests auf unserer Webseite. – Lernen Sie anhand unserer Imagebroschüre unsere Werte kennen. – Informieren Sie sich auf www.eb-zuerich.ch. – Fragen Sie telefonisch oder per Mail bei uns nach. – Kommen Sie vorbei und lernen Sie uns kennen.

Weiterbildung liegt im Interesse des Wirtschaftsstandortes Zürich und muss darum für alle zugänglich sein – unabhängig vom finanziellen oder sozialen Status. Seit bald 40 Jahren unterstützt die kantonale Berufsschule für Weiterbildung deshalb Berufsleute aus allen Branchen und Bildungsschichten dabei, beruflich am Ball zu bleiben; Lehrabgänger und Akademikerinnen, Handwerker und kaufmännische Angestellte, Kader und Berufseinstei­ gerinnen lernen neben- und miteinander.

Ka nto n

Beate Rothmaier liest

Beate Rothmaier (* 1962 in Ellwangen / Deutschland), studierte Germanistik, Romanistik, Theaterund Kommunikationswissenschaften. Sie arbeitete für verschiedene Theater und Verlage und als Texterin in einer Werbeagentur. Die freie Autorin lebt heute mit ihren beiden Kindern in Zürich. Beate Rothmaier unterrichtet seit 2002 an der EB Zürich Literarisches Schreiben: Textwerkstätten, Roman­ schreiben, Schreiben zwischen Leben und Fiktion, Spracharbeit und Stilistik.

Weiterkommen mit der EB Zürich

Klusplatz

F se as

qua

str ch or

U to

Kre

i e

sse tra e rs sse llik ta.s Zo hs ac leb üh

ass rstr fou Du

EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Bildungszentrum für Erwachsene BiZE Riesbachstrasse 11 8090 Zürich

M

Zürichsee

sse e tra hs strass ac sb eld Rie Seef

tr. eggs P Feld 2 Tram 2/4 bis Feldeggstrasse 4

v leri Be l

Öffentliche Lesung von Beate Rothmaier Freitag, 6. Juli 2012 18.30 Uhr in der Aula des Bildungszentrums für Erwachsene BiZE

e st e

s ras H

hg ö sc

ass

e

33 Bus 33 bis Höschgasse

30  EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012

EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012  31 sse


S R

Weiterbildung – wie ich sie will

Kantonale Berufsschule für Weiterbildung W Bildungszentrum für Erwachsene BiZE Riesbachstrasse 11, 8090 Zürich Telefon 0842 843 844 www.eb-zuerich.ch lernen@eb-zuerich.ch


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.