EB Kurs - Magazin der EB Zürich Herbst 2005

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EBKURS

Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 7 Oktober 2005 – Dezember 2005

eiten Mit 8 S-Journal Journi

THEMA: LERNEN NACH MASS

INTERVIEW: PHILIPP GONON, PROFESSOR


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EB AUF KURS

BIZE-BISTRO: HAUTE CUISINE? Brainfood. Knackige Salate, gut gefüllte Sandwiches, ein feiner Gemüsegratin, zum Abschluss ein kräftiger Espresso. Das Bistro auf dem Dach des BiZE verspricht viel und hält einiges. Über die beeindruckende Aussicht aus dem neuen Bistro im BiZE ist schon viel Lobendes geschrieben worden. Aber von der Aussicht allein hat noch niemand gegessen. Die Gäste, meist Denkarbeiterinnen und Denkarbeiter, erwarten auch gesunde Gerichte zu moderaten Preisen. Wird das Bistro den Ansprüchen gerecht? TEST-ESSEN. Die griechische Reispfanne für Fr. 8.80 ist pikant angerichtet, Feta-Würfel und geschnetzeltes Gemüse geben dem Gericht einen abgerundeten Geschmack. Der Salat dazu ist knackig, die Sauce (französisch) dürfte noch etwas eigenständiger sein. Das Schweinsschnitzel mit Kräuterbutter für Fr. 10.50 ist gut durchgebraten, die Nudelbeilage grosszügig bemessen, nur das Rotkraut ist leicht verkocht. Zufriedene BistroGäste begutachten das Angebot des Zürcher Frauenvereins

START-PROBLEME. Mit der Startwoche war Christel Gerber, Betriebsleiterin, nicht zufrieden: «Dreimal Poulet auf dem Menuplan, damit bin ich nicht einverstanden», sagt sie. Auch die angelieferten FertigSalate hätten zu lange in der Sauce gelegen. Dafür macht sie die üblichen Anfangsschwierigkeiten verantwortlich: «Wir mussten uns zuerst mit den Maschinen und der neuen Küche vertraut machen.» HOHE KÜCHE. Inzwischen haben selber zusammenstellbare Menüs die fixen Gerichte abgelöst, und einige Salate werden frisch zubereitet. Gegen den kleinen Hunger zwischendurch gibt's die üblichen Snacks, unter dem Gebäck zum Kaffee stechen die selbst gemachten FrüchteWähen hervor. Fazit: Nicht gerade Haute-Cuisine, aber allemal hohe Kochkunst, die hier hoch über den Dächern des Seefelds geboten wird. Wie finden Sie Angebot, Preise, Öffnungszeiten im BiZE-Bistro? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an: eb-kurs@eb-zuerich.ch

DAS «JAHR DER ERÖFFNUNG» IM BIZE Im BiZE finden zur Eröffnung folgende spannende Veranstaltungen statt: Open House 26. November 2005 Feier der Sprachkulturen 3. Dezember 2005 Spannungsfeld Bildung 4. Februar 2006 Literaturfest 11. März 2006 Schöne virtuelle Welt 1. April 2006 Der flexible Mensch: Ein Festival der Biografien 13. Mai 2006 Ständig auf eigenen Füssen 20. Mai 2006

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RKEN

ME VOR


EDITORIAL

INHALT

EDITORIAL

Die ideale Lernumgebung Wir sind umgezogen. Erfolgreich und hoffnungsvoll. Täglich schreite ich über das «PingPong»-Spiel des Zürcher Künstlers Jogannes Gees (siehe Titelbild und Artikel S. 29). Seine Leuchtbuchstaben begleiten mich ins Innere des rundum erneuerten Gebäudes: Dieses Haus verströmt Licht und Luft, Grosszügigkeit und Ruhe (selbst bei offenen Fenstern!). Und es beinhaltet die perfekte Infrastruktur für modernes Lernen: Ideal eingerichtete Kursräume etwa oder das neue Lernfoyer mit seinem Angebot für selbst gesteuertes, massgeschneidertes Lernen (siehe Artikel S. 6) Das neue Bildungszentrum im Seefeld setzt neue Massstäbe in der Weiterbildung! Für uns und vor allem für Sie. Wir bedanken uns bei allen, die dies möglich gemacht haben. Auf bald im BiZE! Serge Schwarzenbach, Herausgeber

INHALT

PS Vom Lernen handelt auch die spannende Beilage in der Mitte dieser Ausgabe, die Lernende der EB Zürich gestaltet haben (ab Seite 13).

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Lernberatung

29 Kunst am Bau

Am richtigen Ort nachfragen. 6

Ein Massatelier fürs Lernen Wo jedes Lernbedürfnis seinen Platz findet.

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«PingPong» im BiZE. 13

Beilage Journi-Journal Angehende Journalistinnen und Journalisten schreiben über Facetten des Lernens.

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Freude am Schreiben Wie gute Texte entstehen.

24 Digitale Musik Tonspuren auf dem Computer. 26 Bildungsmanagement Phillipp Gonon im Gespräch.

STANDARDS 02 EB auf Kurs 03 Editorial 04 Bemerkenswert 21 Tipps und Tricks 30 Kultur: Lesen, hören, sehen 31 Comic

22 schreiben

26 managen

IMPRESSUM • EB KURS NR. 7 / OKTOBER BIS DEZEMBER 2005 • MAGAZIN DER EB ZÜRICH • KANTONALE BERUFSSCHULE FÜR WEITERBILDUNG ZÜRICH • FELDEGGSTRASSE 11 . 8090 ZÜRICH • TELEFON 0842 843 844 • FAX 01 267 80 31 • INTERNET WWW.EB-ZUERICH.CH • E-MAIL EB-KURS@EB-ZUERICH.CH • AUFLAGE 33 000 • HERAUSGEBER (FÜR DIE GESCHÄFTSLEITUNG:) SERGE SCHWARZENBACH • REDAKTION CHRISTIAN KAISER, FRITZ KELLER • GESTALTUNG ATELIER VERSAL, PETER SCHUPPISSER TSCHIRREN, ZÜRICH • TEXTE ANJA EIGENMANN, ESTHER GÜDEL, CHRISTIAN KAISER, FRITZ KELLER, MARLISE LEINAUER, EMMY RYE, CHARLOTTE SPINDLER • FOTOS CLAUDIA BRUCKNER, RETO SCHLATTER, NADJA TRATSCHIN • ILLUSTRATIONEN EVA KLÄUI, ALEX MACARTNEY • DRUCK GENOSSENSCHAFT ROPRESS ZÜRICH •

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4 BEMERKENSWERT

GESEHEN, GEHÖRT REBELLION LEHREN AUS GESCHICHTE. Emil Zopfi, Schriftsteller und Kursleiter an der EB Zürich, hat ein neues Buch veröffentlicht: Im historischen Roman «Schrot und Eis» erzählt er, wie am 6. September 1839 einige tausend Religiös-Konservative aus der Zürcher Landschaft die Stadt stürmen. Es kommt zum Kampf, Zürichs liberalradikale Regierung stürzt, für wenige Jahre kommen die Konservativen an die Macht. Entstanden ist eine spannende Geschichte mit einigen überraschenden Parallelen zu aktuellen politisch-gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. «Schrot und Eis – Als Zürichs Landvolk gegen die Regierung putschte», 270 Seiten, 38 Franken.

FUNKTION HAUSMEISTER AUS BERUFUNG. Seit 33 Jahren wirkt Bruno Menti als Hausmeister im Schulhaus an der Feldeggstrasse 11. Dabei hat er manchen Wechsel erlebt, diente doch das Gebäude immer wieder verschiedenen Nutzerinnen und Nutzern. Nun sorgt Menti zusammen mit zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür, dass EB Zürich und KME unter optimalen Arbeitsbedingungen funktionieren können. Wo Probleme mit den Räumen auftauchen, findet Bruno Menti stets eine Lösung und setzt dabei seinen schlagfertigen Humor ein. Auch wenn die Pensionierung langsam näher rückt, bis im Februar 2007 bleibt er Hausmeister mit Leib und Seele.

IMPROVISATION JAZZERIN AUS ZÜRICH. Jetzt ist er fertig, der neue Dokumentarfilm von Gitta Gsell. Die Regisseurin und Kursleiterin im Bereich Video an der EB Zürich zeigt Stationen aus dem Schaffen der Musikerin Irene Schweizer. Die Pianistin und zeitweilige Schlagzeugerin gehört zu den Pionierinnen der freien improvisierten Musik in Europa. Doch nicht nur die Musik steht im Zentrum des Films, Gsell interessiert sich auch für den Menschen hinter der «First Lady des Jazz», zeigt sie privat zwischen Terminen im Ausland oder während Proben. Musikalische Höhenflüge wechseln ab mit der alltäglichen Beziehungspflege und Momenten der Einsamkeit.

PRODUKTION GESCHENK AUS STAHL. Marcel Krämer, Geschäftsführer der Firma Blechtech AG in Rümlang und Teilnehmer des Kurses «SVEB-Zertifikat für Berufsbilder/innen», gestaltete eine Lerneinheit zur Produktion von Pfannenuntersätzen. Eine Frage lautete, wie lange eine Maschine braucht, um einen Untersatz aus einem Stück rostfreien Stahl zu schneiden. Krämer liess sie nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch beantworten: In seiner Firma produzierte er verstellbare Pfannenuntersätze mit dem Logo der EB Zürich. Als Dank für das gute Arbeitsklima im Kurs schenkte Krämer der Kursleitung und allen Teilnehmenden ein Exemplar. Produktionszeit: 30 Sekunden.


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Bild: Nadja Tratschin

PORTRÄT

Weiterbildungsberaterin Regula Brunner im Gespräch mit Yalenka Lichtensteiger aus Peru.

STANDORTBESTIMMUNG HAT MICH WEITERGEBRACHT Fast schon verzweifelt. Für Yalenka Lichtensteiger war die Weiterbildungsberatung an der EB Zürich ein Glücksfall. Sie wollte sich beruflich verändern, wusste aber nicht genau, wie. Von Emmi Rye «Ich bin mit einem Schweizer verheiratet und wohne seit neun Jahren in Zürich.Während den ersten drei Jahren belegte ich an der EB Deutsch für Fremdsprachige. Das half mir, mich relativ schnell zu integrieren. Zwischendurch zogen wir für ein Jahr nach Genf, wo ich zusätzlich Französisch lernte. In Peru habe ich ursprünglich Werbefachfrau studiert, doch diese Ausbildung ist in der Schweiz nicht anerkannt. Deshalb nahm ich eine Stelle in einem Reisebüro an, wo mir meine Sprachkenntnisse sehr zugute kamen. Da gefiel es mir eigentlich gut. Doch nach dem Anschlag vom 11. September 2001 in New York bekamen wir in der Abteilung Kreuzfahrten plötzlich sehr viel zu tun, weil die Leute nicht mehr fliegen wollten. Ich musste immer mehr arbeiten und mehr Verantwortung übernehmen, ohne dafür aber mehr Lohn zu erhalten. Ich hätte kein Schweizer Diplom und könne noch zu wenig Deutsch, sagte mein damaliger Arbeitgeber. Da wurde es mir zu viel, und so kündigte ich vor einem Jahr. Gleich danach belegte ich an der EB einen zweimonatigen Intensivkurs für Deutsch und lernte anschliessend an der University of Miami in Florida während vier Monaten Englisch. Nun wollte ich unbedingt ein schweizerisches Diplom erwerben, wusste aber nicht wie. Deshalb suchte ich eine gute Berufsberatungsstelle. Beim

regionalen Arbeitsvermittlungszentrum RAV konnten sie mir nicht helfen. Sie schickten mich weiter von einer Beratungsstelle zur anderen, alles ohne Erfolg. Zuletzt suchte ich im Internet und stiess auf die Weiterbildungsberatung bei der EB, wo ich spontan anrief. Mir war klar: Dies würde mein letzter Versuch sein! Die Beraterin, Regula Brunner, nahm sich während zwei Sitzungen Zeit für mich. Sie machte eine exakte Bestandesaufnahme meiner Fähigkeiten und Interessen und zeigte mir, in welche Richtung ich gehen könnte. Sehr gerne hätte ich Architektur studiert, doch Regula Brunner riet mir davon ab, weil die Ausbildung mit sieben Jahren viel zu lange dauern würde. Aufgrund meiner kaufmännischen Praxis und der guten Sprachkenntnisse kristallisierte sich bald einmal heraus, dass der Besuch einer Handelsschule für mich am meisten Sinn machen würde. So tat ich in den folgenden Wochen nichts anderes, als dieAngebote verschiedener Handelsschulen im Raum Zürich zu prüfen. Seit kurzem arbeite ich nun als gut bezahlte Sachbearbeiterin und drücke immer samstags die Schulbank. Sobald ich mein Diplom in der Tasche habe, suche ich mir einen Traumjob – wer weiss, vielleicht wieder auf einem Reisebüro.»


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LERNFORMEN

Individuelle Lernberatung schon am Empfang.

MASSGESCHNEIDERTES Neue Schale, neuer Kern: Im Bildungszentrum für Erwachsene BiZE im Riesbach hat die EB Zürich ihr Angebot neu geordnet und erweitert. Das Konzept, das massgeschneidertes Lernen ermöglicht, dürfte in der Schweiz einzigartig sein. Didaktikexperten erwarten mit Spannung die ersten Erfahrungen. Von Anja Eigenmann

In zwölf Monaten Bauzeit wurden rund 22 Millionen verbaut, 430 Fenster ausgewechselt, 5500 Quadratmeter Bodenbeläge und Schallschutzplatten verlegt. Nun ist das neue Bildungszentrum für Erwachsene BiZE von den neuen Besitzern in Beschlag genommen worden, neues Wissen wird aufgebaut, Fertigkeiten angeeignet. Die EB Zürich wählt bei der Wissensvermittlung spezielle Wege: Neben den traditionellen Unterrichtskursen und -Lehrgängen will sie künftig stark das selbst gesteuerte Lernen fördern und stellt dafür die geeignete Infrastruktur zur Verfügung. Jeder Lerntyp soll mit einem massgeschneiderten Angebot auf seine Rechnung kommen, jedes Weiterbildungsanliegen wird ernst genommen. Bemerkenswert: Firmen und staatliche Institutionen, können ihre Mitarbeitenden durch die EB Zürich schulen lassen. Sie können ein Anliegen formulieren und sich Vorschläge für Weiterbildungsveranstaltungen unterbreiten lassen. DIE EB ZÜRICH FLIEGT AUS. Für André Schläfli, Direktor des Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung, entspricht die EB Zürich damit einem klaren Bedürfnis: «Viele KMUs wissen nicht, wohin sie ihre


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Bilder: Reto Schlatter

LERNFORMEN

Moderne Computer-Arbeitsplätze zum Selberlernen.

LERNEN Angestellten zur Weiterbildung schicken sollen. Es braucht neue Angebote oder Kooperationen. Bei den offenen Seminaren, welche traditionell im Markt angeboten wurden, stellen wir einen Rückgang fest.» Auf Wunsch gehen EB-Zürich-Trainer auch auswärts zu KMUs und Institutionen. EB-Zürich-Lehrpersonal ist dabei, eigens für Vereine Unterrichtsmodule zu entwickeln.Weiterhin bietet die EB Zürich die traditionellen Kurse und Lehrgänge in den Bereichen Deutsch, Fremdsprachen, Informatik, Didaktik und Bildungsmanagement sowie Persönlichkeit und Management an.Von Einzelpersonen wird diese Form für den Erwerb von Grundlagen nach wie vor geschätzt. WISSEN ALS ERLEBNIS-TOUR. «Das Niveau der Weiterbildungsangebote in der Schweiz ist im internationalen Vergleich sehr hoch stehend. Dank der grossen Konkurrenz sind wir an der Spitze», erklärt André Schläfli. «Schlechter sieht es bei der Förderung der Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben, Rechnen aus. Dafür ist man in der Schweiz noch zu wenig sensibilisiert.» Mit Alphabetisierungskursen deckt die EB Zürich auch diesen Bereich ab und kann einige Erfolge vorweisen.

An der EB Zürich sind durch jahrzehntelange Tätigkeit in der Erwachsenenbildung vielfältige Erfahrungen zusammengekommen, die meisten Lehrenden kommen aus der Praxis. Damit ist eine wichtige Voraussetzung für lebensechten Unterricht gegeben. Neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung zeigen, dass der Lerneffekt umso grösser ist, je praxisorientierter der Unterricht ist und je mehr die Lernenden die Theorie mit Erlebnissen verknüpfen können.«Eigentlich weiss man schon lange,dass beim Frontalunterricht Lernende am wenigsten profitieren. Dennoch ist er noch immer sehr verbreitet», stellt André Schläfli fest. Auch Agnes Weber, Fachfrau für selbst gesteuertes Lernen, weiss aus Erfahrung: «Der Graben zwischen Theorie und Praxis ist noch immer sehr gross.» Dabei gibt es schon länger Modelle mit gutem Lerneffekt: André Schläfli erwähnt die Harvard-Methode, bei der die Lernenden ein konkretes Problem aus der Praxis lösen müssen, das exemplarische Lernen, Planspiele. KENNTNISSE HER, ABER DALLI! Mit ihrem flexibilisierten, individualisierten Angebot reagiert die EB Zürich auf Kundenwünsche. Regula Brunner von


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Lernen in Kleingruppen im Lernfoyer.

der Weiterbildungsberatung erklärt: «Vermehrt melden sich Leute, die etwas ganz Spezifisches suchen. Jemand arbeitet beispielsweise an einem Projekt und sollte dafür eine Präsentation zusammenstellen. Eine andere Person hat einen neuen Job und muss wissen, wie Excel-Grafiken erstellt werden. Oder jemand soll in kürzester Zeit Grundkenntnisse einer Fremdsprache erwerben, weil er eine Reisegruppe ins Ausland begleiten wird. Für diese Kunden ist ein Kurs, der in zwei Monaten beginnt und zwölf Wochen dauert, nicht geeignet. Sie brauchen schnelle, flexible Angebote.» Solche Leute müssen am ehesten für sich allein Wissen erwerben,«selbst gesteuert lernen»,wie der Begriff in der Didaktik heisst. Darunter wird verstanden, dass eine Person ein eigenes Interesse, ein eigenes Lernanliegen verfolgt. Dadurch ist sie zwar motiviert, aber es ist dennoch nicht einfach für sie, Erfolge zu verzeichnen. LERNEN AN DER LANGEN LEINE. Wo anfangen? Wie vorgehen? Wie am effizientesten lernen? Agnes Weber

weiss aus Erfahrung: «Es braucht geeignete Werkzeuge und Strategien, klare Ziele und Nachweise, damit Ziele erreicht werden können. Und in der Regel braucht es eine Begleitung. Jemand, der einen unterstützt und sagt, wo man steht.» Lerngruppen seien eine geeignete Form dafür, lautet ihre Überzeugung. «Die Mitglieder können einander Feedback geben, einander stärken, miteinander diskutieren.» Selbst gesteuertes Lernen sei auch sinnvoll im Zusammenhang mit einem Kurs, der besucht wird: «Wer selbst gesteuert lernt, muss auch reflektieren. Zum Beispiel muss er oder sie die eigenen Lernfortschritte erkennen, aber auch die Dinge, die noch fehlen», so Agnes Weber. Andreas Meier, der an der Projektierung des Lernfoyers (siehe Box) beteiligt war,wünscht sich,dass sich im Bildungszentrum im Riesbach Lerngruppen finden, zum Beispiel mit Hilfe des schwarzen Brettes: «Es ist unsere Vision, dass sich Leute selbständig zusammentun und gemeinsam lernen.» Esther Schreier, Kursleiterin an der EB Zürich, denkt, dass das funktionieren wird: «Nach meiner Erfahrung finden sich


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Konzentration dank Ruhe und inspiriender Umgebung.

Leute zur Zusammenarbeit,wenn ihnen ein Raum zur Verfügung steht.» FRISCHE BRISE AUS KOPENHAGEN. Selbst gesteuertes Lernen ist in Didaktikkreisen als besondere Form schon länger ins Blickfeld gerutscht. An den Universitäten beispielsweise ist es gang und gäbe, weil die Betreuungskapazitäten von Professoren oft zu klein sind.Es laufen nun aber allgemeine Bestrebungen,das Wissen, das im Selbststudium erworben wurde, offiziell anzuerkennen. Analog zur Bologna-Reform der Hochschulen gibt es den «Kopenhagener Prozess», mit welchem der Bund künftig generell Bildungsleistungen und Kompetenzen anrechnen will. Mit Hilfe des «Kopenhagener Prozesses» können verschiedene Abschlüsse, Zertifikate und Diplome einem Niveau zugeordnet werden.Dieses System erlaubt,einen offiziell anerkannten Abschluss einer Ausbildung zu erreichen, ohne den üblichen Bildungsweg wie beispielsweise eine Lehre absolviert zu haben. Für André Schläfli sind aber die Massnahmen zur Unterstützung

des selbst gesteuerten Lernens zu wenig kräftig: «In der Schweiz wird viel geschrieben, aber wenig gemacht in diese Richtung. Hierzulande bildet man sich immer noch zum grössten Teil traditionell im Rahmen von Kursen an Institutionen weiter», konstatiert er. BIBLIOTHEK ALS BILDUNGSBORN. In Deutschland dagegen haben sich schon seit einiger Zeit Bibliotheken als Orte des selbst gesteuerten Lernens hervorgetan. In ihrem Umfeld sind einige Projekte entstanden, die zum Ziel haben, eigenständige Formen des Lernens zu fördern. Ein Beispiel ist das Selbstlernzentrum Offenbach. Des Weitern hilft die Stadtbücherei Stuttgart Lernwilligen, Wissensquellen zu erschliessen, Netzwerke mit Gleichgesinnten aufzubauen und Lernarrangements zu inszenieren. Auch an der EB Zürich besteht die Vision, den Lernenden mehr und mehr Eigenverantwortung für ihren Wissenserwerb zu übergeben. Zu diesem Zweck wurde im BiZE das Lernfoyer geschaffen, ein Raum,

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Lernprogramme und Linksammlungen stehen zur Verfügung.

in dem sich alle, die sich weiterbilden möchte, individuell holen können, was sie an Unterstützung brauchen: Links aus Online-Linksammlungen, verschiedene Medien aus der Präsenzbibliothek der EBthek und der Mediothek der Kantonalen Maturitätsschule für Erwachsene KME, Hilfe bei der Benützung der Infrastruktur, kürzere und längere Beratungen zu spezifischen Themen, Lernateliers, während derer die Teilnehmenden an den eigenen Projekten arbeiten und sich wenn nötig Hilfe beim Lernbegleiter oder der -begleiterin holen können, Weiterbildungsberatungen, Lern- und Schreibcoaching. Und das Entwicklungsteam des Lernfoyers hofft, dass sich auch Arbeitsgruppen zusammenfinden, in denen sich die Zugehörigen aus den beiden Teilen des BiZE, der KME und der EB Zürich, mischen. «Mir ist in der Schweiz kein Angebot bekannt, das mit dem Lernfoyer vergleichbar ist», sagt André Schläfli. «Ich finde es gut, dass die EB Zürich so etwas auf die Beine stellt. Nun können Erfahrungen damit gesammelt werden.Ich bin gespannt darauf.» Ähnlich sieht es Regula Brunner: «Wir müssen erst noch spüren, was die Leute brauchen, und dann vielleicht Anpassungen vornehmen. An sich hoffen wir, dass sich die Weiterbildungsberatung, das Kursangebot und die Lernateliers gut ergänzen werden.» SELBER LERNEN À LA KIWI. Schweizweit mag das Lernfoyer eine Neuheit sein. Weltweit betrachtet ist das nicht der Fall: Beispielsweise die «Languages International»-Sprachschule in Auckland, Neuseeland, hat Anfang 2003 das «Learning Centre» eingeführt. Wie im Lernfoyer stehen den Studierenden Computer zur Verfügung sowie Lehrpersonal für Hilfestellungen. Insgesamt umfasst es 120 Arbeitsplätze, 52 davon an Computern. Bis zu sechs Lehrer kümmern sich um die Studierenden. Das Lernen im Centre ist fester Bestandteil des Lehrplanes, und alle Studierenden müssen mindestens drei Stunden

DAS LERNFOYER DER EB ZÜRICH Das Zentrum des selbst gesteuerten Lernens im Bildungszentrum für Erwachsene im Riesbach ist das Lernfoyer. Betritt man das Schulhaus von der Tramstation Feldeggstrassse über den heimlichen Haupteingang im Gartengeschoss, wird man automatisch dort hingeleitet. Erste Anlaufstelle dort ist DIE EMPFANGSTHEKE. Dort formuliert man sein Lern-Anliegen, kann sich über das Angebot informieren, Kurse, Lernateliers oder Beratungen buchen, Computerplätze reservieren und Notebooks ausleihen. DAS KOSTENLOSE GRUNDANGEBOT des Lernfoyers für Kundinnen und Kunden umfasst die Benützung der Präsenzbibliothek mit Lernprogrammen, Nachschlagewerken und Büchern, der Lese-Ecke mit Zeitungen und Zeitschriften, der Computer-Infrastruktur mit festen Arbeitsplätzen und Notebooks. Auf der Website http://lernfoyer.ebzuerich.ch finden sich auch umfangreiche und stets aktualisierte Linksammlungen. Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter bieten Orientierungshilfen bei Fragen rund um das Lernen im Lernfoyer an. In Veranstaltungen referieren interne und externe Fachleute zu aktuellen Themen. Nicht-Kundinnen und Nicht-Kunden der EB Zürich können für 100 Franken Drei-Monats-Abonnemente für die Benützung des Lernfoyers lösen.


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Blended Learning auf dem neusten Stand.

Kostenpflichtige Angebote im Lernfoyer sind: KURZBERATUNGEN. An der Empfangstheke oder per E-Mail kann man einen Fragebogen für Kurzberatung ausfüllen, ein kurzfristiger Termin mit einem Lernbegleiter wird vereinbart. Kurzberatungen dauern eine halbe Stunde und kosten einheitlich 30 Franken. SPEZIALBERATUNGEN. Wenn eine Kurzberatung nicht ausreicht, kann man an der Empfangstheke oder auch direkt bei der Beraterin einen Termin für eine Spezialberatung vereinbaren. Die Beratung dauert mindestens eine Stunde und kostet je nach Thema zwischen 60 und 120 Franken pro Stunde. LERNATELIERS. Im Beisein einer Fachperson arbeitet man selbständig an eigenen Projekten oder vertieft Stoff aus Kursen. Lernateliers gibt es unter anderem zu den Themen Video, Animation und Softwareentwicklung. Ein Einstieg ist jederzeit möglich. Kostenpunkt: für 3 Monate 200 Franken.

pro Woche dort arbeiten. Zusätzlich hält das Lehrpersonal Beratungssitzungen ab für die Englischlernenden. Nach Auskunft von Sally Logan,der Managerin des Learning Centres, sind die Erfahrungen mit diesem selbst gesteuerten Lernen in Kombination mit festen Lektionen sehr gut: «Die Studierenden haben im Learning Centre Gelegenheit, auf ihre individuellen Lernbedürfnisse zu fokussieren. Die Lehrer hingegen finden es gut, dass sie den Schülern spezifisch helfen können; dadurch lernen diese effizienter», erklärt sie. Sally Logan beobachtet, dass das Learning Centre für gewisse Leute anfangs ungewohnt ist, sie brauchen zuerst viel Unterstützung, bis sie damit zurechtkommen. SCHON IN DER COMPUTER-BRONZEZEIT… Die EB Zürich hat auch bereits reiche Erfahrung mit der Unterstützung von selbständig Lernenden, denn es existiert ein Vorläufer des Lernfoyers: Bereits in den Achtzigerjahren bot die EB Zürich den Lerntreff Informatik an. Entstanden war er, weil die EB Wolfbach, wie die EB Zürich damals noch hiess, Computerkurse anbot. Zu dieser Zeit hatte noch fast keiner der Kursbesucher ein solches Gerät zuhause. Die Idee war, einen Raum zu schaffen, in dem Computerfertigkeiten geübt werden können. Mehr und mehr entstanden ergänzende Beratungsangebote in den Bereichen Schreiben, Desktop-Publishing, Web-Publishing und Video, in denen die Beratenden spezifisch Auskunft geben konnten. Der Lerntreff und die Beratungsangebote waren also die Vorläufer der heutigen Lernateliers (siehe Box). STÄNDIGE WISSENS-UPDATES. Esther Schreier, seit zehn Jahren Betreuerin im Lerntreff für die Bereiche PC-Anwendungen und Webprogrammierung, denkt, dass die themenspezifische Lernateliers im Zusammenhang mit Kursen gut funktionieren werden.

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Die Leseecke mit Präsenzbibliothek lädt zum Verweilen ein.

«Eine grosse Herausforderung für jeden Erwachsenenbildner ist, dass die Teilnehmenden eines Kurses sehr verschiedene Niveaus und Erfahrungshorizonte mitbringen», erklärt sie. In den Ateliers können Ausbildner besser auf die individuellen Anliegen der Teilnehmenden eingehen. Ein Kursteilnehmer, der krank war, kann das nachholen, was er verpasst hat. Schreier: «Nach meiner Erfahrung kommen in Ateliers Teilnehmende von Kursen, oder sie kommen nach dem Kurs, um eigene Projekte zu verfolgen. Dabei haben sie konkrete Fragen und wollen konkrete Antworten. Sie finden es toll, dass spezifisch auf sie eingegangen werden kann.» Die Ateliers sind gemäss Schreier für die Lernbegleitenden recht anspruchsvoll: «Es gibt viele sehr versierte Leute in den Ateliers, die Instruktoren müssen immer auf dem allerneusten Stand sein.» Noch einen grossen Vorteil des Lernfoyers sieht Esther Schreier: «Wenn jemand sich für einen Kurs angemeldet hat und dieser kommt wegen zu wenig Teilnehmenden nicht zustande, ist er frustriert. Mit dem Lernfoyer hat die EB Zürich nun die Möglichkeit, anstelle des Kurses eine individuelle Lösung für Interessierte anzubieten.» SOZIALES LERNEN VIA CYBERSPACE. Zusätzlich zu den physischen hat die EB Zürich auf einer OnlineLernplattform virtuelle Räume für die Vernetzung von Lernenden vorgesehen. Während Bildungsinstitutionen mit E-Learning-Projekten weltweit erkennen mussten, dass diese in Reinkultur schlecht funktionieren und extrem kostenaufwändig sind, kommt man mehr und mehr dazu, Online-Lernplattformen als unterstützende Elemente zu benützen. «Blended Learning» wird die Kombination von Präsenzveranstaltungen mit Online-Lernphasen genannt. An der EB Zürich wurden Pilotversuche gemacht, im kommenden Wintersemester werden die ersten regulären Kurse laufen, darunter ein Flash-Aufbau-, zwei Web-

Publishing-Kurse sowie solche für Lehrende. So bald wie möglich sollen weitere Kurse im Bereich Deutsch und Fremdsprachen angeboten werden. Miriam Fischer, Projektleiterin des Blended Learnings: «Ziel ist, die Lernenden über die Plattform zum selbst gesteuerten Lernen anzuleiten. Alle sollen in ihrem eigenen Tempo arbeiten können.» Es wurde erkannt, dass Lernen auch ein sozialer und kooperativer Prozess ist; über die Plattform können die Lernenden sich austauschen und interagieren. Sie umfasst verschiedene E-Learning-Elemente wie themenbezogene Foren,Chats,Datenablagen,Glossare und Wiki,ein Instrument, mit welchem alle Beteiligten am selben Text arbeiten und ihn kommentieren können. LERNEN GEHT AUCH DURCH DEN MAGEN. Agnes Weber weist auf einen wichtigen Faktor hin, welcher das Lernen allgemein fördert: «Die Studierenden müssen sich gut aufgehoben fühlen in ihrer Umgebung.» Dafür ist im Bildungszentrum im Riesbach gesorgt: «Unser Grundsatz lautet: Wir empfangen Gäste», sagt Christa Sieber, Mitglied der Geschäftsleitung der EB Zürich. So stehen in allen Lernräumen Trinkwasser und Becher zur Verfügung, denn wer Hirnarbeit leistet,soll viel trinken.Man darf aber auch seinen Cappuccino aus dem Bistro mitbringen und sein Sandwich neben den Computer legen. Und umgekehrt kann man sein Notebook in die Cafeteria mitnehmen: Im ganzen Haus hat man kabellosen Zugang ins Computernetzwerk. «Das Notebook soll beim Lehren und Lernen zum Alltagsgegenstand werden», erklärt Andreas Meier, Mitentwickler des Lernfoyers. «Am liebsten wäre es uns, wenn unsere Kundinnen und Kunden mit der Zeit mit ihren eigenen Geräten kommen würden.» So wird das Notebook zum Symbol: Die Verantwortung für das Lernen liegt in den eigenen Händen.


Journi-Journal zum Thema «Lernen» Recherchiert, redigiert, fotografiert und lektoriert von den Teilehmerinnen und Teilnehmern des Lehrgangs «Journalismus für Quereinsteigende»


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Die eigene Erfahrung weitergeben Von Len Michel Silvia Herdeg und Adrian Tuchschmid leiten an der EB Zürich seit Jahren Deutschkurse für Erwachsene, die kaum oder nicht lesen und schreiben können. Jetzt haben sie ihre Erfahrungen für andere Kursleitende im Werkbuch «Lesen und Schreiben für Erwachsene» veröffentlicht. Ihr Konzept basiert auf der Pädagogik des Brasilianers Paulo Freire, welche sagt, dass Lernen in der Erfahrungswelt der Lernenden ansetzen muss. Nur logisch, dass die Kursteilnehmenden den Inhalt des neuen Lehrbuches mitgeprägt haben. Die finanzielle Unterstützung durch den Lions Club Bruderholz und den Zürcher Verein «Lesen und Schreiben für Erwachsene» erlaubte eine grosszügige Gestaltung mit Illustrationen von Magi Wechsler. Von der Buchidee bis zum Druck verstrichen drei Jahre. Silvia Herdeg: «Terminstress und Motivationseinbrüche verlangten viel Durchhaltewillen. Wir haben uns aber gegenseitig gut unterstützt und angeregt. Super war auch die Zusammenarbeit mit Verleger, Gestalterin und Illustratorin.» Es war allerdings nicht einfach, einen Verleger zu finden. Im Zytglogge-Verlag hat das Buch jetzt einen Platz gefunden, wo das Thema Sonderpädagogik bereits vor dreissig Jahren grossen Erfolg hatte: Jürg Jegges populärer Titel «Dummheit ist lernbar» ist eben in der 27. Auflage gedruckt worden. Dem sorgfältig gemachten Buch von Silvia Herdeg und Thomas Tuchschmid ist ein ähnlicher Erfolg zu wünschen. Silvia Herdeg / Thomas Tuchschmid; Lesen und Schreiben für Erwachsene, Zytglogge-Verlag 2004

Um erfolgreich zu sein, braucht es mehr als einen hohen IQ. Nur wer auch über ein hohes Mass an Kreativität, Emotionalität und Motivation verfügt, erbringt aussergewöhnliche Leistungen.

Hochbegabung ist keine Erfolgsgarantie Als hoch begabt gilt, wer über einen IQ von 130 und mehr verfügt. Mit dieser Definition lässt sich zwar einigermassen verlässlich das Potenzial einer Person ermitteln, meistens fehlt aber die ganzheitliche und umfassende Bedeutung. Dass der IQ allein nicht das Mass aller Dinge ist, bestätigt Andrea Beerli von der Schulleitung der LIP-Schule (Lernen ist persönlich) in Zürich. Auf die Frage, ob Hochbegabung ein Garant für beruflichen Erfolg sei, antwortet sie klar mit nein. Auch wenn es darüber keine wissenschaftlichen Studien gebe, sei erfahrungsgemäss beruflich erfolgreich, wer zusätzlich über eine hohe verbale und soziale Intelligenz verfüge. Ganzheitliche Hochbegabung. Persönlichkeiten zu fördern, die in sämtlichen Bereichen unserer Gesellschaft Verantwortung übernehmen können und wollen, hat sich die Schweizerische Studienstiftung zum Ziel gemacht. «Studenten, die als Mitglied aufgenommen werden, brauchen neben einem Notendurchschnitt von 5,3 auch soziale Motivation, Begeisterungsvermögen, Verantwortungsbewusstsein gegenüber anderen und die Bereitschaft, der Gesellschaft etwas zurückzugeben», führt die stellvertretende Geschäftsleiterin Carole Klopfenstein aus. Personen mit Hochbegabung, welche in einem ausgewogenen sozialen und kulturellen Umfeld aufwachsen, seien in der Regel später erfolgreicher als solche, die nur auf schulische Leistungen ausgerichtet würden, sagt Klopfenstein. Talent und Intelligenz. Der Frage, welche Grundlagen zum Erfolg führen, gingen Experten im Rahmen eines Nationalfondsprojektes nach und fanden Überraschendes heraus. Wenn auch Bildung der wichtigste Faktor für eine erfolgreiche berufliche Karriere, ein entsprechendes Ansehen in der Öffentlichkeit und einen überdurchschnittlichen Lohn ist, so kommt doch der Intelligenz ein massgeblicher Stellenwert zu. Denn obwohl sich Tausende auf Fussball- und Tennisplätzen abmühen, erreichen sie nie die Fertigkeiten eines Zinedine Zidane oder eines Roger Federers. Und genauso schaffen viele den erhofften Karrieresprung nicht, auch wenn sie noch so viele Kurse und Seminarien besuchen. Es brauch also das Zusammenspiel verschiedener Faktoren, damit Intelligenz am Ende auch in Erfolg mündet. Erst wer über ein hohes Potenzial kombiniert mit Motivation und Kreativität verfügt, ist in der Lage, Überdurchschnittliches zu leisten. Der Genetiker und Historiker Volkmar Weiss formuliert es so: «Wir dürfen nicht vergessen, dass Intelligenz nur ein Aspekt der Persönlichkeit ist. Kreativität, Emotionalität und Motivation sind Grössen, die von der Intelligenz unabhängig sind, aber in der menschlichen Gesellschaft ebenso wichtig.» Text Gabi Vonlanthen


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Inhalt

E D I TO R I A L

Diese Ausgabe des Journi-Journals widmet sich verschiedenen Facetten des Lernens. Recherchiert und geschrieben haben dafür die Teilnehmenden des Lehrgangs «Journalismus für Quereinsteigende» der EB Zürich. Sie gingen den Fragen nach, ob und wie Lernen abhängig ist von Alter, Kultur und Geschlecht, was Intelligenz ist und ob der moderne Schulhausbau besseres Lernen fördert. Das Resultat ist lesenswert. Man kann dabei etwas lernen und erfährt, was ein hoher Intelligenztest (IQ) aussagt, wie ein Blindenhund lernt und was das Besondere an einer Autofahrschule für Seniorinnen und Senioren ist. Dass die angehenden Journalistinnen und Journalisten dabei selbst viel gelernt haben, ist ein willkommener Nebeneffekt. Ein estnisches Sprichwort sagt: «Der Mensch wird um ein Jahr älter, um zwei klüger.» In hoffnungsvoller Erwartung auf die Erfüllung solcher Weisheit, viel Spass beim Lesen. Christina Pollina

Lesen und Schreiben für Erwachsene

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Begabung und Erfolg

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Eine Koranschule in Schlieren

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Bewegliche Räume

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Hunde in Ausbildung

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Pensionierte als Lernhilfen

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Geistige Fitness im Alter 18 Fahrberatung für Senioren

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Rollenprägung und Laufbahnplanung

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Lernverhalten und Geschlecht

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Chinesisch in Liechtenstein

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Lehrgangsfenster

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IMPRESSUM Diese Beilage wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Lehrgangs Journalismus für Quereinsteigende (3. Semester) erarbeitet. BETEILIGTE JOURNALISTINNEN UND JOURNALISTEN Catherine Allisson, Bernadette Brunhart, Esther Güdel, Regula Hollenstein, Cornelia Lautenschütz, Emmi Rye, Ueli Meier, Len Michel, Christina Pollina, Ralph Schnyder, Nadja Tratschin, Gabi Vonlanthen BILDREDAKTION Christina Pollina, Nadja Tratschin LEHRGANGSLEITUNG Barbara Kopp KONZEPT + GESTALTUNG Peter Schuppisser, Atelier Versal, Zürich


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Unterricht in fremden Kulturen Von Cornelia Lautenschütz Von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt lernen islamische Kinder in ihrer Freizeit ihre Kultur verstehen. In unauffälligen Bürogebäuden finden sich islamische Zentren verschiedenster Nationalitäten. Meistens sind sie in einen religiösen und einen profanen Bereich gegliedert, in dem der Unterricht stattfindet. Ob Türken, Albaner oder Bosnier, überall werden Kinder und Jugendliche von einem Imam in den Koran eingeführt. Die heiligen Verse werden auf Hocharabisch rezitiert. Für die Auslegung des Textes verwendet man die jeweilige Landessprache. Wichtiger Inhalt des Unterrichts sind Rituale und Bräuche, damit der Nachwuchs mit der Herkunftskultur vertraut wird. Im bosnischen Zentrum in Schlieren spielt nebst der Religion auch der landeskundliche Unterricht eine wichtige Rolle. Die Kinder lernen Geschichte und Geografie ihres Landes. Nicht alle Kinder beherrschen ihre Muttersprache gleich gut, weshalb Imam Sakib Halilovic öfters aufs Deutsche zurückgreift. Zweisprachige Lehrmittel wären hochwillkommen, sind aber ein finanzielles Problem. Im Unterricht mit Erwachsenen wird häufig die Frage diskutiert, wie weit sich islamische Vorschriften mit dem schweizerischen Arbeitsalltag kombinieren lassen. Halilovic lacht: «Mir geht es nicht darum, irgendeine abstrakte Glaubensidee zu vermitteln. Wer im Büro nicht beten kann, macht eben abends die dreifache Portion.»

Das neue Schulhaus «Im Birch» in Zürich-Oerlikon zeigt, wie Architektur das Lernen unterstützt. Neue Lernformen erfordern flexible Räume, die vielfältig genutzt werden können.

Lernen in beweglichen Räumen Vom Treppenhaus sieht man durch die Glaswände und Türen quer durchs Gebäude auf die Baustelle nebenan. Ähnlich verhält es sich mit den Schulzimmern. Hier sitzt eine kleine Gruppe von Teenagern an einem Tisch, hinter den Vorhängen sieht es ähnlich aus wie in einer traditionellen Schulstube. Aber nach dem Passieren von zwei Glastüren ist nicht klar, ob man schon im Schulzimmer steht oder immer noch im Gang. Neue Lernformen. Die Abkehr vom Frontalunterricht zur Arbeit in Gruppen erfordert eine feinere räumliche Unterteilung als beim klassischen Schulzimmer. Im Oberstufentrakt sind deshalb immer drei Klassenzimmer zu einer räumlichen Einheit, Cluster genannt, zusammengefasst. Die Grösse der Schulzimmer lässt sich mit Stellwänden, Rollkorpussen und Tischen flexibel gestalten. Die Orientierung im Schulgebäude wird damit nicht einfacher. Jeder Raum hat zwei Türen, so dass man sehr rasch in einer Endlosschlaufe durchs Türenkabinett irrt. Architekt Peter Märkli aus Zürich gewann 1999 den Wettbewerb zur Erstellung der neusten und grössten Schulanlage im Kanton Zürich. «Ursprünglich war ein klassisches Konzept vorgesehen», erklärt Christoph Ansorge, Architekt und Projektleiter. «In der Überarbeitungsrunde zeigte sich aber, dass die Wettbewerbskommission ein flexibleres Raumkonzept wünschte. So wurden die Klassenzimmer der Oberstufe nach skandinavischem Vorbild clusterförmig angeordnet.» Neue Erfahrungen. Das Cluster-Konzept wurde im Unterstufentrakt nicht umgesetzt. Hier werden die Schüler aus pädagogischen Gründen in den herkömmlichen Schulbänken unterrichtet. «Im Nachhinein gesehen war dies vielleicht ein Fehler», meint Christoph Ansorge, «denn die Rückmeldung der Oberstufenlehrkräfte ist enorm positiv.» Noch wirken die Räume etwas kahl und verlassen. Vereinzelt kleben Zeichnungen an den farblos lackierten Sichtbetonwänden. Der pädagogische Erfolg kann nicht garantiert werden. Die Architektur schafft nur Räume. Füllen müssen sie diejenigen, die sich in ihnen bewegen. In diesem Falle: Schülerinnen und Lehrer, Lehrerinnen und Schüler. Text Ralph Schnyder


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Dialog zwischen Alt und Jung

Labradore sind sehr lernfähig und eignen sich deshalb bestens als Führhunde von Blinden und Sehbehinderten. In der Ausbildung eignet sich das Tier einen Grundstock an, auf dem ein Hundeleben lang aufgebaut werden kann.

Scheuklappen erwünscht Links ein schweres Motorrad, das auf dem Trottoir steht, rechts ein Lieferwagen schräg auf den Trottoirrand parkiert. Für alle, die zu Fuss unterwegs sind, bleibt nur wenig Raum. Zielstrebig steuert Pirol, ein achteinhalbjähriger Führhund, eingespannt im Führgeschirr, auf den Engpass zu, hält für einen Augenblick inne und führt gekonnt hindurch. Was aussieht, als sei es für den Hund ein Kinderspiel, ist das Resultat von zeitintensivem Training. Bis der Führhund so weit ist, dass er konzentriert und zuverlässig arbeitet, vergehen in der Regel gut zwei Jahre. Lernen im Alltag. Mit etwa zehn Wochen zeigt sich in einem Test, ob aus einem Welpen einst ein Führhund wird. Ist er geeignet, so übernimmt eine ausgewählte Patenfamilie während eineinhalb Jahren die Sozialisierung des Hundes. Dabei lernt er alle Facetten des Alltags kennen – der Umgang mit Menschen, öffentlichen Verkehrsmitteln, anderen Tieren, Kindern und Baustellenlärm. Nichts und niemand soll den zukünftigen Führhund aus dem Konzept bringen können, denn dies würde Hund und Besitzer in Gefahr bringen. Die effektive Ausbildung zum Führhund findet in einer von vier Schweizer Führhundeschulen statt. In sechs bis acht Monaten lernt der Hund auf spielerische Weise und durch unzähliges Wiederholen etwa 30 Hörzeichen. «Diese Zahl kann beliebig erweitert werden», so Christine Baroni-Pretsch, Leiterin der Führhundschule Brenels. Auch die blinde Yvonn Scherrer, die ihren Labrador Pirol seit sechs Jahren hat, bestätigt dies; Pirol beherrscht mittlerweile gegen 100 Hörzeichen. «Wir sind viermal umgezogen», lacht Yvonn Scherrer und krault den Führhund hinterm Ohr, «er musste einiges lernen.» Alles auf Italienisch. Die Hörzeichen lernt der Hund allesamt auf Italienisch. Christine Baroni-Pretsch erklärt die Philosophie hinter der exklusiven Schweizer Lernmethode: «Erstens kann der Führhund nicht von Passanten abgelenkt werden, zweitens eignet sich das Italienisch hervorragend, weil es eine Sprache mit vielen Vokalen ist, und drittens lernt auch die Besitzerin oder der Besitzer des Hundes die Begriffe bewusst.» Solange Pirol bei der Arbeit ist, interessiert ihn nicht mal das Eichhörnchen, das über den Weg springt. Erst wenn ihm auf das Hörzeichen «Libera!» das Geschirr abgenommen wird, verwandelt sich der Hund mit dem seidig schwarzen Fell und den treuen Augen in ein verspieltes Tier, das über den Rasen tollt. Yvonn Scherrer hält es für sehr wichtig, dass ihr Hund genügend Zeit zum Spielen hat, «nur ein ausgeglichener Hund ist ein verlässlicher Führhund». Text Regula Hollenstein

Von Cornelia Lautenschütz Elf Buben und sechzehn Mädchen sitzen in den Schulbänken, die Klassenlehrerin kann sich nicht immer auf alle gleichzeitig konzentrieren. Die Rentnerin Valérie Wild wandert von einer Zweiergruppe zur nächsten, hört zu, wie die Kinder einander die Texte vorlesen. Unterrichtssprache ist vom ersten Tag an Hochdeutsch, nur mit der Klassenhilfe Wild sprechen die Kinder Dialekt. Solche grundsätzlichen pädagogischen Entscheide werden ausschliesslich von der Lehrerin oder dem Lehrer gefällt. Natürlich darf die Rentnerin auch Ideen einbringen. Sie liest Mundartgeschichten vor, zum Beispiel übers Metzgen oder die Schulstube von früher. So lernen die Kinder Dialektausdrücke kennen und erfahren einiges von «damals». Valérie Wild ist als Freiwillige am Projekt «Seniorinnen und Senioren in Schule, Hort und Kindergarten» beteiligt, das vom Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich sowie von der Pro Senectute Kanton Zürich betreut wird. Das Modell, in der Stadt Zürich offiziell Anfang März 2003 eingeführt, stösst in vielen Zürcher Gemeinden auf wachsendes Interesse. «Bei diesem Projekt stehen die Lebenserfahrungen im Zentrum, nicht die pädagogischen Fachkenntnisse», sagt Valérie Wild. Aber nicht nur die Kinder profitieren von den Älteren. Auch Valérie Wild lernt dazu: Früher hätte man viel mehr Wert auf Genauigkeit gelegt und die Kinder in diese Richtung getrimmt, heute werde die Phantasie stark gefördert.


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Lernen ohne Ende Von Regula Hollenstein «Achtung, Senioren am Steuer!» oder «Sollen Alte noch Auto fahren?» Solche Schlagzeilen erhitzen die Gemüter. Laut Statistik ist das Unfallrisiko bei Senioren, gemessen an den gefahrenen Kilometern, höher als bei der mittleren Altersgruppe, aber deutlich tiefer als bei den Jungen. Nun reagiert der Schweizerische Fahrlehrer-Verband und bietet eine Fahrberatung für Senioren und Seniorinnen an. «In der Regel werden die Leute durch den Hausarzt zu uns geschickt, wenn sie ein physisches oder psychisches Problem haben», so Toni Kalberer von der SFV-Geschäftsleitung. Muss Auto fahren im Alter neu gelernt werden? «Nein, aber wir können Tipps geben, wie man mit weniger Beweglichkeit trotzdem gut fährt», sagt Toni Kalberer. In der Fahrberatung wird mit dem eigenen Auto ein Parcours abgefahren, der den Fahrgewohnheiten der Senioren entspricht. «Keine schwierige Strecke», versichert Toni Kalberer, der selber Fahrberater ausbildet. «Wir möchten, dass die Leute so lange wie möglich am Verkehr teilnehmen», fügt er hinzu. Der Parcours ist deshalb spezifisch auf die zu testenden Personen zugeschnitten. Stellt sich heraus, dass jemand nicht mehr Auto fahren sollte, wird dies der Person auch nahe gelegt. Doch; können nicht alle Altersgruppen noch dazulernen im Strassenverkehr? «Ja», bestätigt der Fachmann, «künftig sollen alle Autofahrenden regelmässig getestet werden.»

Lebenslanges Lernen hält Geist, Körper und Seele fit. Silvia Vogt hatte mit 58 Jahren plötzlich Lust, Englisch zu lernen. Sie suchte sich ein entsprechendes Angebot und wurde fündig. Die gemachten Lernerfahrungen beflügeln sie.

Wer nicht rastet, rostet nicht Dass Lernen im Alter zumindest stimulierend wirkt, bestätigt die 58-jährige Silvia Vogt. Sie ist überzeugt, dass sie keineswegs mehr Mühe beim Lernen hat als vor zwanzig Jahren. «Allerdings habe ich mein Leben lang gelernt. Wer nicht rastet, rostet auch nicht.» Geärgert hat sich die gelernte Arztgehilfin bei ihrem Australientrip vor einem Jahr, dass sie sich nicht mit den Leuten unterhalten konnte. Sie entschloss sich, endlich Englisch zu lernen, surfte im Internet und wurde fündig. Englisch in England. Heuer im Mai reiste sie nach Eastbourne an der Südküste Englands zu einem dreiwöchigen Sprachaufenthalt für Seniorinnen und Senioren. «Was tu ich mir nur an?», ging es ihr noch am Flughafen durch den Kopf. Doch kaum in der Gruppe der über fünfzigjährigen Lernwilligen, die Älteste immerhin schon achtzig, waren die Zweifel verflogen. Und warum ein Kurs für Seniorinnen? Konventionelle Sprachkurse besuchen eher Leute, die eine Sprache berufsbezogen lernen wollen oder müssen. Jeder hat einen anderen Hintergrund. «In diesem Kurs», so Vogt, «hatten alle das gleiche Ziel: Sie wollten über Gott und die Welt sprechen können, auf Englisch.» Erfolgserlebnis im Team. Die Unterrichtsmethoden für über Fünfzigjährige unterscheiden sich nicht von jenen für andere Erwachsene. Allenfalls können Inhalt und Programm den spezifischen Interessen einer bestimmten Altersgruppe angepasst werden. In England habe vor allem positiv auf den Unterricht ausgewirkt, dass nicht Jung und Alt zusammen gewesen wären. Davon ist Silvia Vogt überzeugt. «Teamgeist und Hilfsbereitschaft waren bei uns einfach da. Es kam das Gefühl auf, sich schon lange zu kennen. Dabei hatten wir uns doch alle erst getroffen.» Und was hat es gebracht? Sie sei mutiger geworden, traue sich eher, drauflos zu reden. Natürlich verfliege einiges rasch wieder. Bleibend sei aber das Erfolgserlebnis, das zu weiteren Lernschritten verleite. So habe sie sich schon für einen weiteren Kurs im September angemeldet. Und vor allem: «Es bleibt nicht beim ‹einmal werde ich dann…›. Ich will es jetzt wissen!» Text Bernadette Brunhard


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Weg oder Ziel?

Wie verhalten sich Männer und Frauen in Lernsituationen? Worin liegen die geschlechterspezifischen Unterschiede? Wer gendergerecht unterrichten will, braucht Antworten auf diese Fragen.

Mutige Frauen, sanfte Männer Es gibt Unterschiede im Verhalten von Frauen und Männern im Unterricht. «Männern fällt es tendenziell leichter, vor die Klasse zu treten und sich zu äussern», weiss Madeleine Marti, Germanistin und Kursleiterin an der EB. Frauen dagegen seien diejenigen, die für ein konstruktives Gesprächsklima sorgten und Rückfragen stellten. Esther Baur, Psychologin und Modullehrgangsleiterin «Eidg. Diplom Ausbildungsleiter/in», ergänzt: «Frauen sind praxisorientiert. Sie wollen aber auch wissen, auf welcher Theorie eine Anwendung basiert. Ihr Interesse gilt vernetztem Wissen. Männer fragen weniger. Wenn, dann formulieren sie ein Gegenbeispiel oder einen Widerspruch.» Rollenprägung oder Biologie? Warum sich Frauen und Männer anders verhalten, erklären zwei Theorien. Die eine spekuliert, dass alles biologisch festgelegt ist. Frauen könnten besser vernetzt denken, da die Übergänge vom Denken zum Fühlen fliessender seien. Die linke und die rechte Gehirnhälfte kooperieren, bis ein gutes Ergebnis erzielt würde, eine Entscheidung beispielsweise. Bei Männern seien die beiden Gehirnhälften weniger verbunden, Denken und Fühlen demnach stärker voneinander getrennt. Dies begünstige, so die amerikanische Wissenschaftlerin Laura Allen, Gradlinigkeit und schnelle Entscheidungen. Die andere Theorie stützt sich auf die Tatsache, dass männliche und weibliche Babys unterschiedlich behandelt würden. Madeleine Marti und Esther Baur gehen in ihrer Arbeit besonders auf die sozial geprägten Unterschieden ein. «Die aktuelle Hirnforschung kann heute noch keine allgemein gültigen Aussagen machen. Man weiss erst, was man nicht weiss», sagt Madeleine Marti. Esther Baur meint: «Weil die Geschlechter andere soziale Hintergründe erleben, entwickeln sich andere Verhaltensweisen, Vorlieben und Haltungen. In der Neurobiologie hat man erforscht, dass Frauen und Männer auf Grund solcher Rollenausprägungen andere Lernmuster haben.» Optimale Lernbedingungen. Die beiden Kursleiterinnen wollen Frauen ermutigen, neue Verhaltensweisen zu erproben, z. B. ihre Kompetenzen klar darzustellen. Männer hingegen sensibilisieren sie auf den positiven Einfluss von Kooperation und vernetztem Wissen. Sie geben Männern und Frauen ganz bewusst den gleichen Raum. «Wir setzen bei den Stärken von beiden Geschlechtern an und versuchen die Defizite aufzufüllen», sagt Esther Baur. So können Männer von Frauen lernen, ein partnerschaftliches Verhältnis aufzubauen, und Frauen von Männern, etwas auszuprobieren. Text Catherine Allison

Von Ueli Meier Unterschiedliche Lernverhalten und unterschiedliche Vorstellungen von Laufbahnplanung beeinflussen die Rollen der Geschlechter. Männer planen ihre Karriere zielorientiert, Frauen wegorientiert. Die Basler Laufbahnplanerin Pat Schnyder erklärt: «Meist planen Männer ihre Karriere mit der Firma, in der sie angestellt sind. Sie belegen auch öfter betriebsinterne Weiterbildungen.» Ganz anders erlebt Pat Schnyder Frauen: «Oft verheimlichen sie an ihrer Arbeitsstelle Weiterbildungen. Frauen planen ihre Karrieren in kleinen Schritten. Sie mögen keine Lehrgänge, die mehrere Jahre dauern. Der Neunmonatsrhythmus einer Schwangerschaft beeinflusst auch ihre Laufbahnplanung. Weiterbildungen mit modularem Aufbau kommen ihnen entgegen.» Gilt das auch für das Verhalten von jungen Frauen? Schnyder ernüchtert: «Zwar planen junge Frauen ihr Leben selbstbewusst. Später, mit festem Partner und dem Wunsch nach Kinder, rücken die Berufswünsche aber wieder in den Hintergrund.» Auf den Männern lastet hingegen oft die Rolle des Geldverdieners. Der Winterthurer Laufbahnberater Peter Glauser erklärt: «Karriereschritte, die mit einer Lohneinbusse verbunden sind, schrecken Männer ab. Dazu kommt: Die schlechte Konjunktur bremst die Risikofreudigkeit in der Laufbahnplanung.» Sowohl bei Frauen und Männern verstecken sich in den Hinterköpfen immer noch alte Wertvorstellungen. Laufbahnplanung kann dazu dienen, diese zu erkennen, neue Ziele anzuvisieren und neue Wege zu begehen.


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Chinesisch im Land des Fürsten Von Bernadette Brunhart «Ziel der Erwachsenenbildung wäre, einen Beitrag zur geistigen Entfaltung des Einzelnen und zu vermehrter Anteilnahme der Bevölkerung an Zeitproblemen zu leisten.» So sah es der Abgeordnete Josef Biedermann vor 25 Jahren, als die gesetzlichen Grundlagen der Erwachsenenbildung in Liechtenstein im Landtag debattiert wurden. Im Haus Stein-Egerta in Schaan wurde kurz darauf ein Bildungs- und Tagungsort eröffnet. Das Haus liegt in Waldnähe und ist umgeben von einem Hof mit Garten und einem Park. Weit genug vom Alltag entfernt, ist es ein Ort der Ruhe und der Konzentration. Lebenslanges Lernen ist heute für das Leitungsteam das oberste Ziel der Erwachsenenbildung Stein-Egerta. Und ihre Arbeit soll einen aktuellen Bezug haben: «Das Kursangebot orientiert sich an den Bedürfnissen der Lernenden, der Öffentlichkeit und den Erfordernissen der Zeit.» 6216 Kursteilnehmende zählte die öffentlichrechtliche Stiftung im 25. Jubiläumsjahr. 676 Kurse in den Bereichen Sprachen, Computer, Freizeit und Erwachsenenbildung wurden angeboten. 175 Gruppen mit 3427 Teilnehmenden nutzten die Seminarräume. Beeindruckende Zahlen, zieht man in Rechnung, dass Liechtenstein lediglich 34 294 Einwohner zählt. Die für Herbst angebotenen 500 Kurse stehen unter dem Motto «erwachsen – erleben – bilden». Ihr Spektrum reicht von Gesundheit über Nähen, Französisch, Chinesisch, Kunst, Literatur, Musik bis hin zu Geschichte und Wirtschaft.

Seit Frühjahr 2004 besuchen wir den Lehrgang «Journalismus für Quereinsteigende» an der EB Zürich unter der Leitung von Barbara Kopp. Wo wir am Anfang standen und was wir heute können.

Auf der Zielgeraden Wir sind 12 Frauen und Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Vom Schreiner bis zur Sachbearbeiterin, von der Hausfrau bis zum Architekten. Und doch haben wir ein und dasselbe Ziel – wir wollen uns vermehrt dem Schreiben widmen. Mehr noch, wir wünschen uns, mit Schreiben Geld zu verdienen. Alle haben «ein Bein» im Journalismus – sei dies bei einer Hauszeitung, einem Regionalblatt oder einer Gewerkschaftszeitung. Am ersten Kurstag wird schnell klar: Wir besuchen den Lehrgang, weil wir hoffen, in Zukunft effizienter und professioneller zu recherchieren und schreiben. Anspruchsvoll. Das Kursprogramm ist sehr dicht, jeden Montagnachmittag verbringen wir vier Stunden an der EB Zürich. Barbara Kopp oder weitere hinzugezogene Fachpersonen bauen Montag für Montag unser Wissen und Können rund ums Schreiben auf. Wir unterscheiden Bericht von Nachricht, verfassen beide Textsorten, mit der Zeit werden die Aufgaben immer kniffliger: Wir porträtieren einen Menschen, lernen, wie wichtig (und schwierig) Titel und Lead sind, schreiben eine Kolumne, feilen an Sprache und Stil und gestalten in einem zweitägigen Semesterprojekt eine Aktionszeitung. Bei der Aktionszeitung wird uns bewusst, was es heisst, im Team zu schreiben: Gemeinsam suchen wir Fotos, legen das Layout fest, redigieren, korrigieren und streiten auch mal, ob eine Formulierung auf diese oder jene Weise schöner klingt. Theorie und Praxis. Nebst praktischen Tipps bekommen wir auch eine Menge theoretisches Wissen vermittelt. Wir lernen, wie wir unseren Schreibfluss in Gang bringen können. Zwei Redaktionsbesuche zeigen uns einen Ausschnitt aus dem Journalistenalltag. Wir haben eine Ahnung, was auf uns zukommt, wenn wir als Freie unser Brot verdienen wollen. Nicht nur das Schreiben, auch die Vermarktung eines Textes will gelernt sein. Nun stehen wir mitten im dritten Semester, vor uns die Schlussarbeit, eine mehrseitige Reportage. Die Themen stehen fest – und könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch wir haben alle ein und dasselbe Ziel: Das Finale soll möglichst bravourös werden. Text Regula Hollenstein und Cornelia Lautenschütz


TIPPS UND TRICKS

Illustration: Eva Kläui

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RICHTIG LERNEN Lerntypen. Menschen lernen verschieden: durch die Augen, über das Gehör oder über aktives Handeln. Welcher Lerntyp sind Sie? Konfuzius sagt: «Sage es mir, und ich vergesse es; zeige es mir, und ich erinnere mich; lass es mich tun, und ich behalte es.» Demnach war Konfuzius eher der handlungsorientierte oder kinästhetische Lerntyp. Doch was für Konfuzius gilt, stimmt längst nicht für alle; folgende Lerntypen werden unterschieden:

1. Visuelle Lerntypen (Sehen) Sie lesen gerne, schauen bevorzugt Bilder, Illustrationen oder Grafiken an, um Sachverhalte zu verstehen. Visuell Lernende gestalten sich gerne eine schöne Lernumgebung, brauchen Ruhe und Ordnung und arbeiten gerne mit schriftlichen Unterlagen. Diese Lerntypen erinnern sich besonders an das, was sie selbst gelesen und gesehen haben.

2. Auditive Lerntypen (Hören) Sie lernen am besten, wenn sie den Lernstoff hören können, z.B. auf Kassettenprogrammen, indem sie sich die Texte selbst laut vorlesen oder anderen zuhören. Auditive Lerntypen lernen gerne im kommunikativen Austausch mit anderen. Speziell ausgesuchte Hintergrundmusik kann das Lernen stimulieren, unwillkommene Geräusche aber lenken ab.

3. Kinästhetische Lerntypen (Handeln) Sie lernen am leichtesten, wenn sie selbst etwas ausführen können, zum Beispiel durch Ausprobieren, Rollenspiele und Gruppenaktivitäten. Sie prägen sich den Lernstoff am besten ein, wenn sie beim Lernen aktiv und in Bewegung sein können. Solche Menschen lernen gut durch Unterstreichen und Malen. Keiner der drei Typen kommt in Reinform vor, vielmehr sind Mischtypen die Regel. Dennoch lässt sich das vorherrschende Lernmuster mittels eines Tests einfach ermitteln. Beispiele: http://www.lernsee.de/serviceberatung/lerntypentest oder www.berufliche-weiterbildung-hh.de (oben rechts «Lerntypentest» auswählen). Wer weiss, zu welchem Lerntyp er gehört, kann seine Lernmethoden entsprechend anpassen und verfeinern. Die Lernpsychologie kennt jedoch noch weitere Modelle und Unterscheidungen. Der amerikanische Psychologe David Kolb etwa teilt Lernende je nachdem ein, wie sie Erfahrungen zu neuen Erkenntnissen verknüpfen. Kolb unterscheidet zwischen Akkommodierern, Divergierern, Konvergierern und Assimilierern (vgl. http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at).

Kurse aus dem Bereich Persönlichkeit und Management Wie lerne ich am besten Konkrete Experimente und Übungen zeigen, wie massgeschneidert gelernt werden kann. Kritisch lesen und besser verstehen Anhand von ausgewählten Texten wird der produktive Umgang mit Sachtexten trainiert. Weitere Infos und Anmeldung unter www.eb-zuerich.ch


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PERSÖNLICH

«DIE FREUDE AM SCHREIBEN WEITERGEBEN» Mitte August ist ihr erster Roman erschienen: Beate Rothmaier zeichnet darin die Geschichte des Findelkinds Caspar nach. An der EB führt die Autorin und Texterin eine Schreibwerkstatt. Von Charlotte Spindler

Übers Schreiben reden? Beate Rothmaier ist zurückhaltend: Viel Handwerkliches gehöre dazu, Disziplin auch. Morgens rasch an den Schreibtisch, wenn die Kinder aus dem Haus sind, und den Haushalt erst mal vergessen. Die Abende dann gehören ganz der siebenjährigen Anna und dem elfjährigen David, die beide mittags nicht nach Hause kommen. «Ich bin ein Morgenmensch», sagt Beate Rothmaier, «wenn die Kinder abends im Bett sind, setze ich mich nicht mehr so gern an die Arbeit, denn anderntags stehen wir alle wieder um halb sieben auf.» Die kreativen Höhenflüge irgendwann zwischen Mitternacht und morgens um vier Uhr leisten sich allein erziehende erwerbstätige Mütter wohl nur selten.

Beate Rothmaier, in Süddeutschland aufgewachsen, ist frei erwerbende Texterin und arbeitet für Werbe- und Kommunikationsagenturen. Sie hat in München und Tübingen Germanistik, Romanistik, Kommunikations- und Theaterwissenschaften studiert, unterrichtete zwischendurch Deutsch an einem Lycée im elsässischen Colmar und jobbte während der Studienzeit in Verlagen und am Theater, unter anderem am Schauspielhaus Zürich. Hierher gekommen sei sie aber wegen der Liebe, sagt sie. Das war Anfang der Neunziger. Seither lebt sie hier und findet sich nach 13 Jahren in Zürich schon ziemlich verschweizert, wie sie lachend anmerkt. Ihr Hochdeutsch mit einem charmanten kleinen süddeutschen Akzent hat sie beibehalten; mit den Kindern hat sie eine eigene Mischform von Mundart und Schriftsprache gefunden. Schweizerdeutsch zu sprechen, das erfordere jedes Mal eine Übersetzungsleistung, sie lässt das bleiben. DER FINDELBUBE CASPAR. Insgesamt sechs Jahre, wenn auch mit Unterbrüchen,hat Beate Rothmaier an ihrem Erstlingsroman gearbeitet, der diesen Sommer erschienen ist. Auf die Geschichte des jungen Caspar Schwartz, der Ende des 18. Jahrhunderts in Württem-


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Bilder: Nagel & Kimche

PERSÖNLICH

Beate Rothmaier vermittelt in Erzählwerkstätten Handwerkszeug.

berg von seinen Eltern ausgesetzt wird, mit sechs Jahren als Verdingkind zu einem Bauern kommt, gerne aber Porzellanmaler wie sein Vater werden möchte, ist die Autorin zufällig gestossen. «Das Bild dieses Jungen hat mich nimmer los gelassen», erzählt sie. Sie begann zu recherchieren, fand Briefe und amtliche Dokumente über den Findelbuben, und wollte genauer wissen, was hinter dieser Lebensgeschichte stand und was das überhaupt für eine Zeit war, in die das Kind Caspar geboren wurde. «Was hat man damals gegessen, was für Kleider getragen, wie war das Wegnetz? Mit solchen Fragen habe ich mich intensiv auseinander gesetzt und zeitgenössische Quellen studiert, gleichzeitig aber wollte ich entschieden keinen historischen Roman schreiben und versuchte, einen zeitgemässen sprachlichen Umgang mit der Geschichte Caspars zu finden.» Unterstützend war ein vom Literaturhaus München ausgeschriebenes Seminar für Autorinnen und Autoren, die mit historischen Stoffen arbeiten: über zwei Jahre hinweg traf sich die Gruppe von Schreibenden aus Deutschland und der Schweiz zu Austausch und Reflexion. Caspars Schicksal nimmt eine Wendung, die historisch nicht belegt ist. «Für mich war sein Leben bestimmt durch die Suche nach einem eigenen Weg in die Gesellschaft», meint die Autorin; sie hat sich von der Figur des Jungen mittragen lassen und die Geschichte so weiter geschrieben, wie sie hätte sein können. Mehr will sie nicht verraten. Das geheimnisvolle Findelkind wird Beate Rothmaier noch eine Weile begleiten: Lesereisen werden folgen, und in diesem Bücherherbst wird das bei Nagel & Kimche verlegte Erstlingswerk nicht unbe-

achtet bleiben. Aber dann? An den nächsten grossen Stoff will sie sich vorerst nicht machen, obwohl Ideen vorhanden sind. «Ich muss mich erst vom letzten halben Jahr etwas erholen; von der letzten Fassung Anfang Februar bis zur Drucklegung ging alles ungeheuer schnell.» Vorerst wird sie sich den Erzählungen zuwenden, von denen sie einige bereits publiziert hat. Auch an Erzählwettbewerben nimmt sie regelmässig teil. SPIELERISCHER UMGANG MIT SPRACHE. Im Herbst beginnt auch ihre neue Schreibwerkstatt an der EB Zürich, ein Kurs, der sich an Schreibende richtet, die ihre ersten Schritte in literarischen Texten wagen. Darüber hinaus bietet sie mit der Erzählwerkstatt ein Nachfolgeprojekt früherer Schreib- und Textseminare an. «Im Gegensatz zu den USA, wo Creative Writing überall an den Hochschulen gelehrt wird, sind im deutschen Sprachraum Ausbildungen für Schreibende erst seit kurzem entstanden», erklärt Beate Rothmaier; sie führt dies auf ein Literaturverständnis zurück, das am Geniegedanken eines Goethe hängen geblieben ist und den handwerklichen Aspekt des Schreibens bislang vernachlässigt hat. Sie selber hat vom Kursangebot an der ETH Zürich und der EB profitiert und sich im Übrigen learning by doing weiter gebildet. Kreativitätstechniken, den spielerischen Umgang mit der Sprache, Tricks für das Überwinden von Schreibhemmungen – das gibt sie ihren Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern gerne mit: «Ich möchte ihnen die Freude am Schreiben vermitteln.» Beate Rothmaier, Caspar, Nagel & Kimche, Zürich 2005, Fr. 32.50


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ORIENTIERUNG

DER GUTE TON Ton trifft Bild. Erst der Soundtrack macht den Film zum Erlebnis, erst die Originaltöne machen aus dem Vortrag eine Show. Nicolò Paganini zeigt im Kurs «Tonspuren», wie. Von Esther Güdel

Johnny Depp, alias Jack Sparrow, segelt mit seinem Schiff «Black Pearl» dem Horizont entgegen. Ohne musikalische Untermalung wirkt der Ausschnitt aus dem Film «Fluch der Karibik» nicht. Es scheint schlicht eine Szene zu sein, wie ein heruntergekommener Mann sein heruntergekommenes Schiff steuert. Die Filmproduzenten in Hollywood wissen, dass der Ton zum Bild die Emotionen verstärkt.Sie investieren einen grossen Teil ihrer Gelder in den Soundtrack. So interpretieren die Zuschauer im Kino, dass Kapitän Jack Sparrow erhaben auf der stolzen «Black Pearl» der Sonne entgegengleitet. Meeresrauschen, Möwengekreisch und Musik, die von seinem Triumph, dem Sieg über Geoffrey Rush, alias Barbossa, zeugt, begleiten ihn.

OHREN AUF. Die Bedeutung des Tones und seiner Feinheiten vermittelt Nicolò Paganini im Kurs «Tonspuren für Einsteiger» an der EB Zürich. Die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer lernen, ihre Ohren zu brauchen und suchen nach dem idealen Ton für ihre Bilder. «Ich mache das fürs Stöckli», sagt Kursteilnehmerin Priska Heuberger. Die Warenkundelehrerin für angehende Musik-Fachangestellte sorgt vor, denn sie wird in zwei Jahren pensioniert. Dann hat sie mehr Zeit für ihre Leidenschaft: das Filmen. «Ich drehe Dokumentarfilme über Familie und Ferien.» Im Kurs «Tonspuren» vertont sie zum ersten Mal ihre Bilder professionell. Sie hat den Film einer Reise nach Venedig mitgebracht. Man sieht Gondeln, Kanäle, den Dogenpalast. In Gedanken fügt sie die Bilder schon beim Drehen mit der Musik zusammen. Denn sie verfügt von Berufes wegen über grosse Musikkenntnisse. Für den Venedig-Film wird es Musik von Albinoni und Vivaldi sein. Die Kunst besteht darin, die Musik harmonisch mit dem Bild zu kombinieren, sodass ein Fortissimo die Fahrt auf einem stillen Kanal nicht stört. G-DUR ODER E-MOLL. Jeweils am Samstagmorgen treffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Kurs «Tonspuren». Nicolò Paganini erläutert Techniken, gibt Tipps und erklärt Programmfunktionen,


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Bilder: Nadja Tratschin

ORIENTIERUNG

Soundtracks und Hörbücher entstehen heute am Laptop.

die mancher Laie erst nach langer Nutzung des Programmes oder gar nie findet. Wie klingt ein Raum, und wo wird das Mikrofon ideal platziert? Wie wird ein Loop, eine unendliche Tonschleife produziert und wie wird am Computer abgemischt? Kursleiter Nicolò Paganini schwärmt von den technischen Möglichkeiten, den Ton zu verändern: «Filterfreunde freut euch!» Mit die Programm «Soundtrack» können fast unzählige Filtereffekte eingebaut werden. Am Computer Sound zu gestalten gleicht dem Kochen eines Eintopfes. Zutat um Zutat wird beigemengt, jede einzelne verändert das Ganze, und erst am Schluss weiss man, wie es wirklich schmeckt. Der Anwender bestimmt, ob sein Ton echoen, hallen oder nach Bollywood klingen soll. Dudelsack, Sitar oder E-Gitarre gefällig? Das Ganze in G-Dur oder e-moll? Aber anders als beim Kochen können störende Zugaben im Klangeintopf per Mausklick entfernt werden. LUST AUF MEHR. Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bearbeiten eigene Tonprojekte und haben spezielle Fragen. Eine Künstlerin will ihre dreidimensionalen Filme am Computer vertonen.Ein anderer Teilnehmer seinen Kurzfilm. Viele, auch Priska Heuberger, haben bereits Kurse zu Drehbuch, Filmsprache und Montage besucht. «Es ist ein Rattenschwanz», sagt sie, «man will immer mehr können.»

Und je besser die Kenntnisse werden, desto mehr wird in Hard- und Software investiert. HÖREN STATT LESEN. «Ich habe für meinen Roman keinen Verleger gefunden», erzählt Bernhard Sutter, «jetzt mache ich eben ein Hörbuch daraus.» Auf der Grundlage seines 500-seitigen Romanes über eine Geigerin hat Bernhard Sutter das Drehbuch geschrieben. Jetzt befasst er sich mit der Vertonung. Eine Schauspielerin wird den Text lesen, begleitet von Musik. Der freischaffende Journalist mit Radio-Erfahrung sieht auch beruflich Möglichkeiten, das neue Wissen zu nutzen. Er erinnert sich: «In meiner Zeit beim Radio war ein ganzes Technikstudio nötig, um Text und Ton zusammenzubringen.» Heute könnte er mit Notebook, Minidisc-Player und ein wenig Musik ein Radio-Feature zusammenstellen und das Ergebnis per E-Mail an die Radiostation schicken. Nach der Pause ist es ruhig im Kursraum. Zehn Menschen setzen sich konzentriert mit Tönen und Musik auseinander. Kopfhörer übergestülpt starren sie auf die Monitore.Im zweiten Teil des Kursmorgens arbeiten sie selbständig weiter. Jemand klatscht drei Mal nacheinander in die Hände und nimmt es auf. Eine Frau schliesst ein Keyboard an ihren Rechner an. Dann gleiten ihre Finger über die schwarz-weissen Tasten. Lautlos. Ein Bild ohne Ton.


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INTERVIEW

BETRIEBE ZU BILDUNGS TRANSFORMIEREN Management erzeugt Innovation und Wachstum – auch in der Weiterbildung, sagt Phillipp Gonon. Der Professor für Berufsbildung ortet sowohl bei Betrieben als auch bei Schulen Nachholbedarf. Interview: Christian Kaiser und Marlise Leinauer

EB Kurs: Herr Gonon, Sie referierten vor kurzem über die Notwendigkeit, Bildung zu managen. Weshalb muss Bildung gemanagt werden? Wird nicht schon zu viel gemanagt, jetzt auch noch Bildung? Phillipp Gonon: Das Thema Management ist im Bildungsbereich relativ neu. Bis in die 90er Jahre wurde Management als etwas angesehen, das mit Bildung nicht vereinbar ist. Management wird ja häufig mit Effizienz gleichgesetzt. Die traditionelle Pädagogik geht jedoch davon aus, dass alles, was effizient ist, den Bildungsauftrag gefährdet, weil Bildung Zeit braucht, Spielräume, Freiheiten und keine engen Zielsetzungen. Management behindert aus dieser Sicht also eher die Bildung. Ich halte diese traditionelle Skepsis gegenüber dem Management für überängstlich und falsch. Denn es gibt auch in der Pädagogik Effizienzüberlegungen.


Bilder: Claudia Bruckner

INTERVIEW

schaft selbst organisieren, sondern sie können so auch die Bildungsaktivitäten passgenauer auf ihre Bedürfnisse ausrichten. Worin besteht der Nutzen, wenn sie die Weiterbildung professionell managen? Der Hauptnutzen besteht darin, dass sich Unternehmen klar darüber werden, wo sie investieren, in welchem Bereich sie ihre Leute qualifizieren wollen, welche Weiterbildung sie für ihre betriebliche Strategie benötigen. Bildung bringt auch Kultur in einen Betrieb, erzeugt Visionen, fördert die Kommunikationskultur, legitimiert die eigenen Aktivitäten. Man trägt etwas zum Wohlfühlen der Arbeitnehmerschaft bei. Auch das sind Gründe, weshalb Unternehmen motiviert sind, sich Bildung zu leisten. Längst nicht alle Firmen leisten sich diesen Luxus. Wir haben eine Untersuchung bei KMUs durchgeführt und festgestellt, dass Betriebe die Frage der Weiterbildung strategischer angehen, als man allgemein annimmt. Viele entscheiden sich dafür, aber es gibt andere, die bewusst darauf verzichten, weil sie es sich nicht leisten können oder weil ihnen die Zeit oder das Know-how fehlen. Einige versuchen jedoch, das fehlende Know-how gezielt von aussen zu holen oder mit externen Bildungsanbietern zu kooperieren. Das halte ich für ein viel versprechendes Modell. Es gibt also durchaus Betriebe die sagen: Es lohnt sich nicht, dass wir selbst Bildung betreiben, uns fehlt die Infrastruktur, Bildungsinstitute können besser bilden als wir, wir müssen das outsourcen.

STÄTTEN Didaktik und Methodik etwa richten sich ebenfalls an Effizienz aus. Management und Bildung sind also nur scheinbar Widersprüche. Es ist faszinierend zu sehen, dass Organisationen durch Management Innovationen erzeugen und wachsen können. Wenn heute Schulbetriebe stärker marktwirtschaftlichen Gesetzen ausgesetzt werden, ist es zwingend nötig, dass auch sie sich Managementperspektiven aneignen. Bleiben wir bei den Unternehmen, welche ja die Managementgesetze bereits verinnerlicht haben. Weshalb müssen sie sich für die Ausbildung ihrer Mitarbeitenden engagieren? Sie müssen überhaupt nicht, aber es hat sich gezeigt, dass Unternehmen im Zuge von Wissens- und Informationsgesellschaft sowie technologischem Wandel selbst zur Einsicht gelangen, dass sie sich um die Weiterbildung kümmern müssen. Nicht nur ist es für sie kostengünstiger, wenn sie die Bildung ihrer Beleg-

Stimmt das? Sind Berufsschulen, Fachhochschulen oder Universitäten besser geeignet, berufliche Bildung zu vermitteln als Unternehmen? Die Disziplinen der Berufspädagogik und der betrieblichen Weiterbildung haben ein so genanntes Lernortkonzept entwickelt. Lernen passiert nicht nur in der Schule: Es müsste darum das Ziel der beruflichen Bildung sein, Arbeitsplätze und Betriebe lernhaltiger zu gestalten. Fragestellungen wie «Wo ist Lernen sinnvoll und gehaltvoll?», «Wo kann man das Publikum abholen?» führen zur Forderung, dass man Betriebe in Bildungsstätten transformieren muss. Einen Arbeitsplatz lernhaltiger zu gestalten, würde beispielsweise bedeuten, interaktive Lernprogramme an einer CNCMaschine einzubauen oder Übungsmöglichkeiten mit Vorgesetzten und Kollegen zur Verfügung zu stellen, statt die Leute in externe Kurse zu schicken. Ist das nicht Wunschdenken? Berufspädagogen möchten Weiterbildung in den Unternehmen ansiedeln, während manche Firmen die Bildung auslagern oder ganz darauf verzichten. Wie passt das zusammen? Die Frage, ob Bildung im Betrieb passieren soll, lässt sich nicht generell beantworten. Man sieht in der Schweizer Wirtschaft eben alles. In unserer Untersuchung haben wir festgestellt, dass Betriebe mit grossen Ressourcen mehr Weiterbildung betreiben als solche mit kleinen Ressourcen. Der wichtigste Faktor dabei ist die Grösse des Umsatzes. Es gibt aber durch-

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INTERVIEW

aus kleinste Informatikbetriebe, die sich sehr aktiv in der Weiterbildung ihres Personals engagieren. Denn auch das Qualifikationsniveau spielt eine Rolle; Betriebe, die Akademiker oder höher qualifizierte Arbeitskräfte beschäftigen, sind eher bereit, Weiterbildung zu fördern. Es tut sich also eine Weiterbildungs-Schere zwischen den Grossbetrieben und den KMUs auf? Nein, die Schere besteht vielmehr zwischen grossen, mittleren und kleinen Betrieben auf der einen und den Kleinstbetrieben auf der anderen Seite. 88 Prozent der Schweizer Unternehmen sind Kleinstbetriebe von 1 bis 9 Arbeitnehmenden. Hier gibt es wenig Weiterbildungsangebote. Die Schere öffnet sich also zwischen den Mitarbeitenden bei solchen Kleinstbetrieben und dem Rest. Fehlt den Kleinfirmen das Bewusstsein, dass sie am Ausbildungsstand ihrer Mitarbeitenden arbeiten müssten? Das war eben eines der überraschenden Resultate unserer Untersuchung: Die Unternehmen sind sich sehr wohl bewusst, dass sie mehr in die Bildung investieren müssten. Es fehlt ihnen aber oft an Geld und Zeit. Das Schlagwort vom «lebenslangen Lernen» wird ja heute fast zum Sozialzwang. Ein Betrieb, der behauptet, unsere Leute haben gar keine Weiterbildung nötig, ist in einem solchen Umfeld als Arbeitgeber wenig glaubwürdig und attraktiv. Dementsprechend sind Stellen beispielsweise im Gastgewerbe, wo kaum jemand Weiterbildungsmöglichkeiten erwartet, auch weniger gesucht. Investitionsentscheide werden heute aufgrund harter Kalkulationen gefällt. Stellt da die mangelnde Messbarkeit des Weiterbildungserfolgs eine Hürde dar? Das ist so. Das sind die spannenden Fragen im Bildungsmanagement. Welche Bildung hat sich für wen wie gelohnt? Es gibt bisher kein überzeugendes Con-

Ein ausgewiesener Berufsbildungsforscher. Prof. Dr. Philipp Gonon, 50, ist seit April 2004 Professor für Berufsbildung an der Universität Zürich. Von 1998 bis 2004 lehrte er an der Universität Trier als Professor für berufliche, betriebliche Weiterbildung. Seine Arbeitsschwerpunkte sind berufliche Weiterbildung, international vergleichende Bildungsforschung, Theorie und Geschichte der Berufsbildung. Im Juli erschien seine aktuelle Studie zur Weiterbildungssituation in Schweizer KMUs: Philipp Gonon/Hans-Peter Hotz/Markus Weil und André Schläfli: KMU und die Rolle der Weiterbildung. Eine empirische Studie zu Kooperationen und Strategien in der Schweiz. Bern: h.e.p. Verlag 2005

trolling. Möglich sind aber grobe Abschätzungen wie die Erhebung der Mitarbeiterzufriedenheit. Auch mittelfristige Werte wie Betriebstreue oder Motivation liefern Hinweise. Aber kurzfristige Renditeüberprüfungen sind in der Tat schwer zu bewerkstelligen. Kann das dazu führen, dass Firmen lieber in Maschinen investieren als ins Personal, weil dort die Rendite einfacher berechenbar ist? Ja. Hier kommt auch das Schweizer Berufsbildungssystem zum Tragen. Man überlässt es den Angestellten, sich auf eigene Initiative bei ihrem Berufsverband weiterzubilden. Auch das ist ein Weiterbildungskonzept. Die Teilnahmequoten in der beruflichen Weiterbildung waren in den letzten Jahren ja sogar leicht rückläufig. Wie erklären Sie das? Für mich ist die plausibelste Ursache die wirtschaftliche Stagnation der letzten Jahre. Qualifizierte Arbeitskräfte waren relativ günstig zu haben. Das sind natürlich Faktoren, die Firmen eher bremsen, selbst Weiterbildung zu betreiben oder zu finanzieren. Ich betrachte das als konjunkturelles Phänomen. Leiden unter diesen Sparanstrengungen nicht besonders diejenigen, welche Weiterbildung am nötigsten hätten? Das ist eine der zentralen Fragen in der Weiterbildung: Wie bringt man weniger gut Ausgebildete dazu, an Weiterbildung teilzunehmen? Wie schafft man die nötigen Anreize? Skandinavische Länder zum Beispiel haben das besser im Griff. In der Schweiz ist die Teilnahmequote international gesehen nur Mittelmass. Hier könnte die öffentliche Hand mehr leisten, mehr niederschwellige Angebote zur Verfügung stellen. Im Moment gehen die Bestrebungen leider jedoch eher in die andere Richtung: Man will die öffentlichen Bildungsangebote Marktpreisen aussetzen und nur rentable Kurse anbieten. Welche Anreizsysteme gäbe es, um die Unternehmen vermehrt zur Weiterbildung zu bewegen? Steuererleichterungen für Firmen, die sich in der Weiterbildung engagieren, wären sicher ein wirksames Instrument. In unserer Umfrage wurden solche Steuervorteile als Fördermittel von den Unternehmen begrüsst. Auf Seiten der Mitarbeitenden könnten verbesserte steuerliche Abzugsmöglichkeiten oder staatliche Bildungsgutscheine die Weiterbildungsquote erhöhen und den Abstand zu den skandinavischen Ländern verringern. In der Praxis weichen die Bildungsbedürfnisse der Mitarbeitenden manchmal erheblich von den Bildungszielen des Managements ab. Wer soll bestimmen, welche Kompetenzen erworben werden? In einem traditionell geführten hierarchischen Unternehmen wissen selbstverständlich immer die Oberen am besten, was die Untergebenen brauchen (lacht). Nein, im Ernst, zu erwerbende Kompetenzen und Fertigkeiten sollten natürlich Gegenstand gemeinsamer Verhandlungen sein. Ein gutes Management zeichnet sich ja dadurch aus, dass es auch Anliegen Ernst nimmt, die nicht gerade in ihrem primären Fokus liegen.


WEITER GEHTS

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WORT-PINGPONG AUS LICHTERN

Bild: Reto Schlatter

Kunst am Bau. Eine preisgekrönte Lichtinstallation begrüsst die Besucherinnen und Besucher des BiZE und reagiert sogar auf sie.

Für die künstlerische Gestaltung der zwei Eingangsbereiche des neuen BiZE veranstaltete das Hochbauamt des Kantons Zürich einen Wettbewerb. Als Sieger ging der Zürcher Künstler Johannes Gees hervor, dessen Projekt «PingPong» nun realisiert worden ist. Die interaktive Licht- und Rauminstallation lässt die beiden Eingänge direkt miteinander kommunizieren und sorgt gleichzeitig für Orientierung in der nicht leicht entzifferbaren Struktur der Korridore, Pausenräume und Treppenhäuser. In unmittelbarer Nähe der Eingänge sind zwei LED-Panels in den Boden eingelassen. Auf jedem der beiden Panels leuchten Worte oder Wortteile, die elektronische Impulse in Form von Leuchtwürmchen auf LED-Schienen ins Gebäude hineinschicken. Auslöser für die Wanderung der Buchstaben ist die Bewegung der Personen im Gebäude. Jedes Durchschreiten der Eingänge löst – erfasst durch Lichtschranken – eine Veränderung auf dem entsprechenden Panel aus. Ist an den Eingängen keine Bewegung zu verzeichnen, so folgen Entstehung und Auflösung der Wörter einem eigenen Rhythmus. Die entstehenden Wörter seien hier nicht verraten. Wer ein bisschen Geduld hat, kann sie sich selbst «abholen».


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KULTUR

LESEN, HÖREN, SEHEN Kursleitende und Mitarbeitende der EB Zürich geben Tipps zu interessanten Büchern, CDs und Videos.

LESEN

Ursula Kindler Bereichsleiterin Programm

MISCHA. Ein Pinguin als Haustier. Sehr ungewöhnlich. Nicht so in Kiew. Viktor, der Journalist, wohnt und lebt mit Mischa, dem Pinguin, zusammen. Mischa begleitet uns durch das ganze Buch. Mal versetzt er Fischer in Erstaunen, mal watschelt er durch die Strassen von Kiew. Oder er leidet unter Herzproblemen. Oder er geniesst ein eiskaltes Bad in der Badewanne seiner Wohnung. Und ist trotzdem nur eine Nebenfigur. Die eigentliche Hauptfigur ist Viktor, der Nekrologe über berühmte Leute von Kiew schreibt, die gar noch nicht gestorben sind. Und natürlich die Mafia. Ein spannender Roman bis zum Schluss, der dank Pinguin immer menschlich bleibt. Andrej Kurkow Picknick auf dem Eis 2000

HÖREN

Maurice Codurey Kursleiter Marketing und Werbung

EINHORN. «Hört von den sieben Vaganten, die Ihr Glück in der Hölle fanden, behangen mit Fetzen und Schellen, die so laut wie Hunde bellen.» Mit diesen Worten eröffnet das «Letzte Einhorn», Sänger der deutschen Band «In Extremo», ein Mittelalterrock-Gewitter der mitreissenden Art. Noch immer ist das Werk «Verehrt und angespien» ein Meisterstück mit uralten Texten und einem Instrumentenmix aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Dudelsack, Flöte, Harfe. Prägend sind mehr harte als sanfte Töne, mehr rauer als lieblicher Text. Lieder wie «Herr Mannelig», «Spielmannsfluch» und «Werd ich am Galgen hochgezogen» machen nach dem ersten Hören Lust auf mehr.

In Extremo Verehrt und angespien 1999

SEHEN

Martina Würmli Kursleiterin Informatik

RAMÓN. «Mar adentro» beruht auf der Biografie des Spaniers Ramón S. Durch einen fatalen Sprung ins Meer wird der junge Mann zum Tetraplegiker und ist seit diesem Unfall ans Bett gefesselt. 28 Jahre lang kämpft er für einen selbst bestimmten Tod. Der Film zeigt auf, wie kontrovers das Thema Sterbehilfe ist und liefert einige Denkanstösse, ohne je moralisch zu wirken. Schon bald nachdem man Ramón im Film kennen lernt, glaubt man zu verstehen, warum er sterben will. Doch berührt durch seine liebenswürdige und humorvolle Art, gerät das Publikum mehrmals ins Schwanken, und mit der Zeit fällt es einem schwer, diesen Mann in den Tod gehen zu lassen.

Alejandro Amenábar Mar adentro 2004


WEITERBILDUNG

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e eiten Mit 8 S-Journal Journi

EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Bildungszentrum für Erwachsene BiZE Riesbachstrasse 11 8090 Zürich Telefon 0842 843 844

Weiterbildung – wie ich sie will

www.eb-zuerich.ch

lernen@eb-zuerich.ch


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