Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 40 – Winter 2013/2014
Jubiläumsnummer 10 Jahre EB Zürich, 40 Mal Rezepte für einen frischen Geist. Souveränität So starten Sie durch in den Aufschwung. Wettbewerb Wer wars? Ordnen Sie Zitate Prominenten zu.
EDITORIAL
40 MAL FRISCHHALTETÜTE 10 Jahre ist es her, seit die EB Zürich aus dem Zusammenschluss von EB Wolfbach und FS Lingua hervorging. Damals, im März 2004, lag auch druckfrisch die erste Ausgabe unseres Weiterbildungsmagazins «EB Kurs» auf. «EB Kurs soll Sie dabei unterstützen, den richtigen Kurs zu halten», stand im ersten Edito. EB Kurs war also von Anfang als «Kurszeiger» oder Wegweiser gedacht. «Nicht GPS-Hightech-Satelliten-gestützt-autoritär, sondern so, dass Sie bei der Lektüre etwas für sich gewinnen.» Nun, rückblickend auf die 39 dieser Nummer vorangegangenen Ausgaben von EB Kurs, finden wir, dass uns das nicht schlecht gelungen ist.
EB KURS Nr. 40 – Winter 2013/2014 Magazin der EB Zürich, Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Zürich, Riesbachstrasse 11, 8090 Zürich TELEFON 0842 843 844 FAX 044 385 83 29 INTERNET www.eb-zuerich.ch E-MAIL marketing@eb-zuerich.ch HERAUSGEBER Serge Schwarzenbach (für die Geschäftsleitung) REDAKTION Christian Kaiser (silbensilber), Guido Stalder GESTALTUNG Giorgio Chiappa MITARBEIT Felix Aeppli, Mitra Devi FOTOS Reto Schlatter, Keystone, EB Zürich ILLUSTRATIONEN Eva Kläui, Jan Zablonier DRUCK Ringier Print
Die Titelgeschichte der 40. Nummer von EB Kurs rekapituliert darum als eine Art «Best of» noch einmal vorgestellte Rezepte, wie wir uns auf den Wandel in der Arbeitswelt einstellen und doch bei uns selber bleiben können (S. 8). Der Leitartikel rund um «Souveränität» verweist u.a. darauf, dass es «Mut zur Veränderung» braucht. Auch damit schliesst sich eine Klammer: Markus Freitag, damals noch Chef einer relativ kleinen Taschenfabrikation mit 35 Mitarbeitenden, hatte im Interview von EB Kurs Nr. 1 gesagt: «Weiterbildung hält geistig frisch. Die Welt ver ändert sich, mit diesen Prozessen soll sich der Mensch auseinandersetzen.» Verändern wird sich auch die Kommunikation der EB Zürich. EB Kurs wird eine Pause einlegen. Aber natürlich werden wir uns weiter für Weiterbildung und geistige Frische engagieren! Wir werden Sie ab Sommer 2014 mit einer neuen Publikation zu unserem Angebot überraschen, um dann ab 2015 mit einem neuen Kundenmagazin an die Öffentlichkeit zu treten. Wir versprechen also bewährt frischen Geist für geistig Frische in rundum erneuerter Verpackung. Herbstlichen Lesespass wünscht Serge Schwarzenbach Herausgeber
TITELBILD Reto Schlatter
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EB KURS Nr. 40
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INHALT 5 PORTRÄT Nourredine Yous saugt Wissen auf wie ein Schwamm – Sprachen, Kommunikation, Computer-Anwendungen. Jetzt ist er fit für die berufliche Selbstständigkeit. 6 EVENT Weiterbildung – wie ich sie will: Die EB Zürich zeigte am Tag der offenen Türen, dass sie ihrem Motto gerecht wird. Und präsentierte auch gleich den aktuellen Preisträger des Schweizer Buchpreises, Jens Steiner. 8 SOUVERÄNITÄT Wie sich auf die künftige Arbeitswelt einstellen, wie vorbereiten, verhalten? Die besten Rezepte aus zehn Jahren Krise taugen auch für den kommenden Aufschwung. Eine Anleitung für mehr Souveränität.
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16 PERSÖNLICH Eine Bildungsinstitution ist so gut wie die Menschen, die an ihr unterrichten. Doch was machen die eigentlich so privat? Einige der über 400 Gesichter der EB Zürich und ihre ungewöhnlichen Passionen als Steckbrief. 20 SFE-TAGUNG Das diesjährige Schweizerische Forum für Erwachsenenbildung widmete sich der «Zukunftsfähigkeit». Der deutsche Karikaturist, Theologe und Bestsellerautor Werner Tiki Küstenmacher reanimierte dafür virtuos ein einfaches Rezept: «Simplify your Future». 23 IM GESPRÄCH Wer hats gesagt? Der Erfinder der FreitagTaschen, die Regierungsrätin, der Starkoch, die Rock-Röhre, der Brotpapst, die Flamenco-Tänzerin oder der Ehren legionär? Die Highlights aus zehn Jahren ProminentenInterviews als kurzweiliger Wettbewerb.
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KURZSTOFFE 4 Gesehen, gehört 15 WeiterBILDung 22 Kolumne 26 Mail an den Experten 27 Alljährlich Tagesthema 28 Kultur 29 Tipps und Tricks 30 Agenda 31 So finden Sie uns
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GESEHEN, GEHÖRT
ZUR FEIER EIN SONG Arbeitsintegration. Viel gelernt und selbstsicherer geworden: Das sagten qualifizierte Migrantinnen zum Pilotkurs «World Wide Women» (WWW). EB Zürich, Stiftung ECAP und Kurszentrum K5 hatten sie während neun Monaten gezielt geschult, und einige haben bereits attraktive Stellen gefunden. An der Schlussfeier diskutierten Regula Zürcher (Bundesamt für Migration), Véronique Polito (Gewerkschaften) und Fiammetta Jahreiss (Migrationskommission), wie man noch mehr herausholen könnte. Und Fernando Benavente, Geschäftsführer des Projekt-Partners IFES, gab live seinen WWW-Song zum Besten, abgekupfert von der Beatles-Nummer «Obladi Oblada». Nächster Kursstart 28. Februar 2014. Infos unter www.ecap.ch und www.eb-zuerich.ch
REICHE BÜCHER-ERNTE Publikationen. Es gibt viel Neues zu lesen von Kursleiterinnen der EB Zürich: Esther Menet legt das kompakte Büchlein «Aussprechen» vor, schön gestaltet, mit wunderbaren Zungenbrechern zum Üben. Beate Rothmaier, Kursleiterin Kreatives Schreiben, schildert in ihrem dritten Roman «Atmen, bis die Flut kommt» eine aussergewöhnliche Vater-TochterBeziehung. Barbara Lukesch, Kursleiterin Journalismus, porträtiert in «Und es geht doch!» dreizehn Familien, in denen sich die Väter an der Kinder betreuung und Hausarbeit beteiligen. Und Aleksandra Gnach, ebenfalls Journalismus, hat in ihrer Doktorarbeit die «Produktion von Fernsehnachrichten» wissenschaftlich untersucht. 4
FREMDSPRACHEN AUSPROBIEREN Schnupperlektionen. Das kann schon passieren: Man geht mit viel Elan daran, eine Fremdsprache zu lernen. Hält tapfer einige Zeit durch, obwohl es nicht so richtig klappen will. Erst nach einiger Zeit steigt man aus, hat Geld und Zeit verloren und erst mal keine Motivation mehr. Um diesen Frust zu vermeiden, gibt es neu an der EB Zürich Schnupperkurse in Griechisch, Russisch, Chinesisch und Brasilianisch-Portugiesisch. Hier kann man ausprobieren, ob einem die Sprache wirklich zusagt und welches der richtige Kurs ist. Und falls es doch nicht passt, ist der Schaden überschaubar: Das Ganze dauert zwei Stunden und kostet vierzig Franken. Nächste Termine im Januar.
IM DIREKTEN DIALOG Generation Y. Sie seien besser als ihr Ruf, die heutigen Jugendlichen (die im Soziologie-Deutsch auch Generation Y genannt werden). Sie hätten eine wesentlich höhere Medienkompetenz als gemeinhin befürchtet. Das ist das Fazit einer gemeinsamen Tagung der EB Zürich und des Schweizerischen Dienstleistungszentrums Berufsbildung und -beratung SDBB. Gemäss dem Motto «Mit Jugendlichen statt über Jugendliche sprechen» diskutierten Berufslernende und Fachleute miteinander. Die Teilnehmenden brachten ihre digitalen Gadgets gleich mit und tauschten ihre Erfahrungen damit aus. EB KURS Nr. 40
PORTRÄT
Verstehen und verstanden werden
Vielseitig. Nourredine Yous hat Kurse und Bildungsgänge an der EB Zürich gesammelt wie kein Anderer: interkulturelle Mediation, Journalismus, Kommunikation, Powerpoint, Word und Excel, Russisch, Deutsche Literatur und Grammatik, Didaktik. Jetzt ist der Finanzfachmann bereit für seine eigene Beratungsfirma. Aufgezeichnet GUIDO STALDER Bild RETO SCHLATTER
«Wenn du eine neue Sprache lernen willst, musst du dein Gehirn damit bombardieren: Fernsehen, Radio hören, Zeitungen lesen. Ich singe dann noch Lieder, begleite mich dazu auf der Gitarre, und beriesle mich im Bus per Kopfhörer. Ich bin in Alger und Marseille aufgewachsen, mit Arabisch und Französisch. Inzwischen kamen noch Englisch, Italienisch, Russisch, Spanisch und Deutsch dazu. Offensichtlich habe ich eine eigentliche Liebe für Fremdsprachen. Russisch war übrigens mein erster Kurs an der EB Zürich. Ich habe in Paris Finanzen und Bankwesen studiert und dort eine Sprachaufenthalterin aus der Schweiz kennen gelernt. Später besuchte ich sie in Zürich – und blieb gleich hier. Wir heirateten und bekamen vier Kinder. Jetzt bin ich schon zwei Drittel meines Lebens in der Schweiz. Natürlich wollte ich auch gleich Deutsch lernen, und zwar richtig. Deshalb sagte ich meinen Kollegen im Fussballclub Bremgarten oder im Tennisclub Zufikon, sie sollen Schweizerdeutsch mit mir reden.
Ich arbeite seit vielen Jahren bei der SIX Group, sozusagen im Herzen des Finanzplatzes Schweiz. SIX betreibt die schweizerische Finanzmarkt-Infrastruktur, kümmert sich um Wertschriftenhandel und Zahlungsverkehr und bietet umfassende Wirtschaftsinformationen an. Für SIX bin ich auch in internationalen Gremien. Ich habe den Vorsitz eines Komitees, das die Normen der Finanzindustrie weltweit definiert. Seit der Finanzkrise vor fünf Jahren gibt es viele neue Regeln, da wird hart um die verschiedenen Interessen gerungen. Wenn ich dann einzelne Teilnehmer in ihrer Muttersprache anrede, zum Beispiel in Arabisch oder Russisch, kann ich ihnen oft ein Lächeln entlocken und alles wird entspannter. An der EB Zürich habe ich wirklich viel gemacht, all die Computerkurse und die vielen Sprachkurse. Aber noch wichtiger waren die Bildungsgänge in Kommunikation, Journalismus und interkultureller Mediation. In meinem Leben habe ich immer wieder gesehen, wie wichtig es ist, sich über Grenzen hinweg zu verständigen. Auch in der grossen Finanzwelt habe ich meine Philosophie der armen Leute beibehalten: Nicht verwöhnt zu sein, sondern stolz darauf, arbeiten zu können. Deshalb habe ich jetzt gemeinsam mit meiner Partnerin ein Unternehmen gegründet. Wir nennen es Intermediaction und bieten Schulungen und Beratungen für Firmen und Private an. Im Zentrum ist dabei die Verständigung. Damit ich selber kompetente Schulungen durchführen kann, besuche ich an der EB Zürich noch eine Didaktik-Ausbildung: wie man Lernveranstaltungen mit Erwachsenen durchführt. Ich will ja, dass man mich versteht.»
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EVENT
Vom Sahnehäubchen kosten Umfassendes Angebot. Die EB Zürich öffnete ihre Türen und zeigte, was sie zu bieten hat. Die Schule, die laut Rektorin Josefa Haas Innovation in den Genen hat, präsentierte sich als eine einzige Werkschau. Als Zugabe las Jens Steiner, Gewinner des Schweizer Buchpreises 2013, aus seinem preisgekrönten Roman. Text GUIDO STALDER Bild MARCEL BAPST
«Weiterbildung ist, als ob man einen Raum betritt und den Lichtschalter nicht findet.» Das sagt der Grafiker Karl Sochor von einem lebensgrossen Plakat herab. Er hat das Atelier Web-Design besucht und hoffentlich inzwischen den Schalter gefunden. Auf dem Plakat daneben betont Leyla Herrera (Französisch-Kurse und Zertifikat in Deutsch für den Beruf): «Weiterbildung ist eine Investition, die sich lohnt.» Schliesslich bekennt die Russisch-Lehrerin Anna LangSnegina, Teilnehmerin PC-Einstiegskurs: «Ich habe Freude am Lernen.» Sternstunde Literatur. An den Plakaten vorbei geht es zur Bibliothek, die den stilvollen Rahmen für Lesungen abgibt. Peter Gschwend liest aus seinem Werk «Rosa». Seit acht Jahren besucht er das Atelier «Feedback zum Schreiben», um seine neusten literarischen Texte zu testen. Jetzt, nach seiner Lesung am Tag der offenen Türe, wird er fachkundig befragt von Andrea Vesti, Absolventin des Bildungsgangs Journalismus.
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Dann folgt einer mit Star-Potenzial: Jens Steiner. Sein Roman-Debüt «Hasenleben» schaffte es gleich auf die Longlist des deutschen Buchpreises (unter die besten zwanzig), dieses Jahr auch sein zweiter Roman «Carambole». Beim Schweizer Buchpreis, der höchsten Auszeichnung für aktuelle Schweizer Literatur, ist er bereits unter den letzten fünf. Jens Steiner liest aus seinen Romanen, bringt seine junge, eigene Sprache zum Klingen. Seine Verlegerin und gewissermassen Entdeckerin Sabine Dörlemann ist auch da, im anschliessenden Gespräch erzählen die beiden von ihrer Zusammenarbeit. Man spürt, wie sorgsam sie mit dem Text und miteinander umgehen. Wenige Wochen später erhält Jens Steiner tatsächlich den Schweizer Buchpreis. Dazu bekommt Alice Munro, auch sie im Programm von Sabine Dörlemann, den Nobelpreis. Ein Hauch von Literatur-Nobelpreis also am Tag der offenen Tür. Kreativ-Werkstatt. In der Halle vor der Bibliothek blitzt es, es wird geredet, gerufen, gelacht. Roger Canali EB KURS Nr. 40
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hat sein mobiles Fotostudio aufgebaut und porträtiert alle, die kostenlos eine professionelle Aufnahme wollen. Viele wollen, suchen die optimale Pose und Mimik, kichern verlegen oder blicken stolz. Foto-Dozent Canali hat genauso Spass an der Sache wie die Porträtierten: «Es ist lustig, die Leute aus der Reserve zu locken.» In der Ecke gegenüber laufen Filme, die an der EB Zürich entstanden sind, von Teilnehmenden und Dozierenden. Daneben gibt es eine Kurzeinführung zu «Google and the Cloud», zwei Tische weiter tuckert ein 3D-Drucker vor sich hin und formt ein dreidimensionales Logo. Auch das kann man hier lernen: dreidimensional drucken. Nochmals einige Meter entfernt herrscht wieder reger Betrieb. Im Lernfoyer, dem Selbstlernbereich, gibt es Kostproben quer durch die Themen: Lernen mit iPad, ein E-Portfolio erstellen, selbstständig Fremdsprachen lernen, Computerpraxis für den Alltag. Hier zeugen auch Prospekte, Faltblätter, Fotoarbeiten von kreativen Ateliers und vielerlei individuellen Projekten.
Sahnehäubchen und Bleistiftabsätze. In der Aula, einen Stock höher, läuft den ganzen Nachmittag und Abend «Best of digitale Medien» auf einer grossen Leinwand: Animationsfilme, Videos, Werbespots – alles hier entstanden. Unterbrochen werden die Shows durch die offizielle Begrüssung. Rektorin Josefa Haas betont, die EB Zürich müsse vorwegnehmen, was komme, «immer drei Schritte im Voraus». Man arbeite ja in der beruflichen Weiterbildung, im quartären Bildungsbereich – und das, so Josefa Haas, «ich sage es gerne, das ist wie das Sahnehäubchen».
mer mit Bleistiftabsätzen ist nicht gestattet. Fehlbare haben Fr. 5.– für die Schadendeckung zu bezahlen.»
Im Foyer zeigt eine Ausstellung Interessantes und Amüsantes aus 140 Jahren Gewerbeschulen in Zürich. Die Direktion 1933 zum Thema Appell: «Vielleicht benutzt er (der Lehrer) die Gelegenheit, um in der Klasse das Zusammengehörigkeitsgefühl zu wecken, indem er auf die Pflichten hinweist, die aus diesem Verbundensein resultieren: Fleiss, Pünktlichkeit, Ruhe und Ordnung.» Und die Vorsteherin der Abteilung Frauenberufe 1970: «Das Betreten der Schulzim-
Wieder eine Etage höher entspannen sich einige Leute auf Liegematten und lassen sich in Yoga und Pilates einführen. Später übt eine andere Gruppe, sich mit Achtsamkeit zu entspannen und Kraft zu tanken. Der Beobachter ist hier fehl am Platz. Er steigt wieder ganz nach unten zu den Foto-Blitzlichtern und den grossen Plakaten uns verlässt das Haus der offenen Türen.
Singsang und Stille. Im ersten Stock sitzt eine kleine Gruppe im Halbkreis und versucht sich in chinesischem Alltagsphrasen: Guten Tag – Auf Wiedersehen – Ich trinke einen Kaffee – Vielen Dank. Alles mit viel Hingabe und noch mehr asiatischem Singsang. Kursleiterin Sylvie Xing Chen lobt jeden einzelnen Beitrag und verabschiedet die Gruppe mit einer Extraportion Motivation: «Herzlichen Dank für diese unglaubliche Leistung.»
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SOUVERÄNITÄT
Durchstarten in den Aufschwung Resilienz, Soft-Skills, Uniquability, Selbstmarketing. 10 Jahre EB Zürich, das heisst auch 10 Jahre Krise(n) und Umwälzungen in der Wirtschaft. Wie soll man sich als arbeitendes Individuum auf die neue Arbeitswelt einstellen? EB Kurs lieferte Denkanstösse für mögliche eigene Antworten und immer noch aktuelle Rezepte für mehr Souveränität im Berufsalltag. Ein Blick zurück und voraus: auf das, was wir alles können wollen sollen. Text CHRISTIAN KAISER
Humor ist, wenn man trotz Krise lacht. Es war im Jahr 2009 als die Marke «krisipedia» europaweit angemeldet wurde; das nicht ganz ernst gemeinte «Lexikon der Wirtschaftskrise» versprach «Wissenswertes für angehende Krislinge»: «Praktische Krisenkniffe», «neue Berufsbilder der Wirtschaftskrise» und «viele wertvolle Strategien zur persönlichen Krisenbewältigung.» Für Letzteres wurden auf www.krisipedia.com unter anderem vorgeschlagen: «Aussitzen», «Totstellen», «Aktenvernichten», «der Gang zum Pfandleiher» oder die «Krisencircumvention». Der Sinn des Ganzen: Krisipedia wollte helfen, die «Wirtschaftskrise und ihre Auswirkungen humorvoll zu meistern». Krisipedia ist wieder aus dem Netz verschwunden, aber die Krise hat sich als hartnäckiger und dauernder entpuppt als ihre Vorgängerinnen. Seit 2009 ist vielen das Lachen vergangen, denn die Krise zog immer weitere Kreise: Finanzkrise, Bankenkrise, Eurokrise, 8
Griechenland, Portugal, Spanien am Abgrund. Auch wenn die Schweiz in einem Meer mit emporschnellenden Arbeitslosenquoten und grassierender Langzeitarbeitslosigkeit noch ein vergleichsweise sicherer Hafen blieb – weltweiter Stellenabbau, Outplacements und Reallohnsenkungen machten auch an der Grenze zur Schweiz keinen Halt. Optimismus und Stehauffähigkeit. Ängste, Ohnmacht, das Gefühl des Ausgeliefertseins ergriff viele Menschen. Und diesmal waren selbst die gut ausgebildeten Spezialisten nicht vor dem Stempeln und dem sozialen Abstieg gefeit; es konnte schlicht jede und jeden treffen. Gabi Herzog, Sozialberaterin bei Georg Fischer, konstatierte eine allgemeine Verunsicherung: «Man versteht nicht, was passiert, und es gibt kaum Möglichkeiten auszuweichen; die Krise ist branchenübergreifend, schweizweit und global.» (EB Kurs Nr. 23) Die Appelle, sich nichtsdestotrotz eine opti EB KURS Nr. 40
SOUVERÄNITÄT
mistische Einstellung zu bewahren und die humoristische Sicht aufs Leben nicht zu verlieren, mochten in den Ohren der direkt Betroffenen wie Zynismus klingen. Was in Zeiten solch fundamentaler Umwälzungen vor allem gefragt ist, ist die «Stehaufmännchenfähigkeit» Resilienz. Sie ist die «Krisenkompetenz» schlechthin: Die Fähigkeit, nach niederschmetternden Tiefschlägen wieder aufzustehen und weiterzuschreiten. Und wer mit Humor und Optimismus gesegnet ist, gilt als resilienter. Für den Basler Psychologen Bruno Stocker, der Resilienz-Seminare für Führungskräfte erteilt, ist eine optimistische Lebenseinstellung der wichtigste Treiber für Resilienz. Optimismus hat für ihn aber nichts mit der rosaroten Brille zu
tun: «Optimisten anerkennen die Realität und akzeptieren die unabänderliche Situation.» Mut zu Veränderung und Humor. Erst das gibt einem die Möglichkeit, den Wechselfällen des Lebens zu trotzen: «Resiliente Individuen biegen sich und entwickeln angesichts von Krisen und Widrigkeiten Wachstums- und Überlebenskräfte», schreibt Stocker. In seinen Führungsseminaren fördert er vor allem die Fähigkeit zur Transformation: aus widrigen Umständen zu lernen, an Krisen zu wachsen und sich zu verändern. Wichtig dabei ist es, das Gefühl der Selbstwirksamkeit (wieder) zu gewinnen: «Ich kann etwas bewirken und beeinflussen.» So kann man aus Ohnmacht und Opferrolle her-
Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 23 – Herbst 2009
auskommen und die Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Lebens wieder in die Hand nehmen. Humor kann dabei helfen: «Wenn wir etwas zum Lachen finden, ist es kleiner, schwächer und bedeutungsloser als wir selbst – und genau das ist die Basis, auf der Humor zu einer resilienten Eigenschaft wird.» Das schreibt jedenfalls die deutsche Psychotherapeutin Katja Doubek in ihrem Buch «Was uns nicht umbringt, macht uns stark.» Selbstvertrauen und Durchsetzungskraft. Auch wenn sich die Zeichen langsam verdichten, dass die Weltwirtschaft sich allmählich erholt, bleibt Resilienz eine der Kernkompetenzen in einer Arbeitswelt, die sich immer rascher wandelt: Sich von widrigen Umständen nicht
Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 35 – Herbst 2012
Karriereschlüssel Schreiben eröffnet neue Denkund Lernräume
Krise: Trauma oder Chance? Stefan Fröhlich: Schneller Veloblitz.
ID Schweiz 16 Seiten über Swissness und Identität Delia Mayer Kommissarin, Musikerin; Baggerfahrerin und Kioskfrau?
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SOUVERÄNITÄT
aus der Bahn werfen zu lassen und sich anpassen zu können, wird auch künftig gefragt sein. In den USA ist Resilienz seit längerem ein wichtiges Thema, und Führungskräfte und Angestellte werden auch gezielt darin geschult. Die American Psychological Association (APA) ist davon überzeugt, dass man alle zur Resilienz beitragenden Eigenschaften auch lernen kann: – eine positive Selbsteinschätzung und Vertrauen in die eigenen Kräfte und Möglichkeiten – die Fähigkeit realistische Pläne zu machen und Schritte zu ihrer Verwirklichung zu unternehmen – Kommunikations- und Problemlösungskompetenz – die Fähigkeit starke Gefühle und Impulse zu managen
Fachkenntnisse und «Soft Skills». Auch an der EB Zürich lassen sich diese Kompetenzen gezielt schulen (siehe Kasten S. 13) Im ResilienzTraining an der EB Zürich forschen die Teilnehmenden beispielsweise nach stärkenden Ressourcen und Schutzmechanismen, die sie ins Arbeitsleben einbringen können: «Schatzsuche statt Fehlerfahndung» lautet die Devise. Wichtig dafür ist auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie; entsprechende biografische Schreibtechniken können diesen Prozess gezielt unterstützen. Das Schreibenkönnen in all seinen Facetten entpuppt sich sowieso je länger je mehr als eine der Schlüsselressourcen für Erfolg und Karriere (EB Kurs Nr. 35); Noch nie wurde im Job so viel geschrieben und schreibend nachgedacht wie heute.
Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 21 – Frühling 2009
Dass Fachkenntnisse und Fremdsprachen (EB Kurs Nr. 21 / 39) allein aber längst nicht mehr ausreichen, damit man auf dem Arbeitsmarkt gefragt ist, bestätigten die beiden damals beliebtesten Schweizer Arbeitgeber Google und ABB in einer Titelgeschichte vom Sommer 2008 (EB Kurs 18): Sie setzen immer mehr auch auf soziale Kompetenzen. Eine wissenschaftliche Auswertung von Stelleninseraten hatte gar ergeben, dass die Anforderungen an die «Soft Skills» zwischen 1990 und 2007 um 180 Prozent gestiegen sind. Selbstmotivation und Selbstorganisation. «Soft Skills werden heute massiv häufiger verlangt», sagte Alexander Salvisberg, Co-Autor der Studie des Soziologischen Instituts der Uni Zürich im Interview. «Und zwar nicht nur ‹moderne›
Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 39 – Herbst 2013
Fremdsprachen Vielsprachig zuhause – erfolgreich in der Welt?
Fremdsprachen: Neue Lernformen. Mona Vetsch: Immer auf Empfang.
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Jagdfieber Eine journalistische Pirsch auf 16 Seiten. Antonio Colaianni Spitzenkoch auf der Suche nach Einfachheit.
EB KURS Nr. 40
SOUVERÄNITÄT
Magazin der EB Zürich
Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 18 – Sommer 2008
Soft Skills: Was Google & Co. verlangen. Prisca Steinegger: Teamchefin mit viel Zug aufs Tor.
wie Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit und Kreativität, sondern auch ‹klassische› wie Belastbarkeit, Fleiss und Verantwortungsbewusstsein.» Salvisberg betonte vor allem die gestiegenen Ansprüche an die Anpassungsfähigkeit: Tugenden wie Stressresistenz, Teamfähigkeit, Selbstmotivation (EB Kurs Nr. 38) und Selbstorganisation, Engagement und Dynamik stünden heute ganz oben auf der Wunschliste der Arbeitgeber. Schatzsuche statt Fehlerfahndung. Schon erstaunlich, was wir heute alles können sollen – und so wie es aussieht, wird es in nächster Zeit nicht weniger werden. Vielleicht kein schlechter Zeitpunkt, um sich nicht nur mit dem Soll, sondern auch einmal mit der Habenseite des eigenen Könnens zu befassen. Einmal Bilanz zu ziehen, was man eigentlich so alles draufhat; mit einer Standortbestimmung (EB Kurs Nr. 16). «Die Menschen konzentrieren sich viel zu sehr auf ihre Defizite», sagte die Schriftstellerin
Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 16 Winter 2007/08
Standortbestimmung: Wie kompetent sind Sie? Ziehen Sie Bilanz Vera Kaa: Vom Männerblues zum Frauenblues
Michèle Minelli, 2008 noch Leiterin des Zentrums für Kompetenzenbilanz. Minelli: «Ständig fragen wir uns: ‹Was kann ich nicht?›, statt uns zu vergewissern, was vorhanden ist.» Was man alles kann, lässt sich in einem ersten Schritt zum Beispiel anhand folgender acht Fragen zusammentragen: 1. Was gelingt mir immer wieder? 2. Wofür werde ich häufig gelobt? 3. Welche Arbeiten liegen mir am meisten? 3. Auf welchen Fachgebieten fühle ich mich besonders kompetent? 4. In welchen Situationen habe ich das bewiesen? 5. Meine Bekannten sagen, ich hätte … (Organisationstalent, Humor, Ausdauer …) 6. Wo habe ich Schlüsselkompetenzen wie Konfliktfähigkeit, Kommunikationstalent oder Führungsqualitäten unter Beweis gestellt? 7. In welchen Schulfächern war ich besonders gut? 8. Womit beschäftige ich mich gern in der Freizeit?
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SOUVERÄNITÄT
Magazin der EB Zürich
Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 34 – Sommer 2012
Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 17 Frühling 2008
Selbstmarketing Im Spagat zwischen auffallen und authentisch sein Sprache im Wandel Herausforderung Schreiben im Berufsalltag Gottfried Honegger «Kunst ist hochpolitisch»
Erfahrung und Engagement. Als Quelle für den Blick auf die Aktivseite der Biografie dienen Lebenslauf, Tätigkeiten, Stellenprofile. Aber auch in der Freizeit, in der Familie und oder bei nebenberuflichen Engagements haben wir die Möglichkeit, wichtige Erfahrungen zu sammeln. «Auch dieses Erfahrungswissen gehört zu unserer persönlichen Bilanz», betonte Laufbahnberaterin Elisabeth Bertschi. Der Tipp dazu aus EB Kurs Nr. 34 lautete: «Nennen Sie spontan zehn Eigenschaften, in denen Sie richtig gut sind; auch Hobbys, Talente, besondere fachliche Kenntnisse oder bestimmte charakterliche Eigenschaften können von nicht zu unterschätzendem Wert sein für eine Anstellung.» Einzigartigkeit! Sich sein Können bewusst zu machen, stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, man kann so seiner Einzigartigkeit auf die Spur kommen. Das birgt eine grosse Chance: Ob in Bewerbungen, im Vorstellungsgespräch, in 12
Lohnverhandlungen oder einer Laufbahnberatung – selbstbewusst vertreten und kommunizieren kann man nur, was man auch kennt. Geht es nach den Trendforschern, so liegt in der persönlichen Einzigartigkeit heute überhaupt der Schlüssel für Erfolg in der neuen Arbeitswelt (EB Kurs Nr. 17). Um in der Wirtschaft von heute und morgen bestehen zu können, muss man seinen ureigenen Mix an Stärken und Talenten kennen und seine Berufslaufbahn danach ausrichten. Denn: In einer Zeit, in der Unternehmen das «Hire and Fire» (Anstellen und Rausschmeissen) praktizieren und niemand verlässlich weiss, welche Fachkompetenzen in ein paar Jahren auf dem Markt gefragt sein werden, wird die «Uniquability» zur einzig wirklich verlässlichen Richtschnur. «Wenn ich keine Garantien mehr habe, kann ich gleich machen, was ich will», bringt es die Trendforscherin und Unternehmensberaterin Imke Kei-
Creative Work: So arbeiten wir in zehn Jahren. Bastien Girod: Jung und gelockt im Nationalrat.
cher auf den Punkt. Schliesslich könne heute niemand mehr darauf setzen, dass er oder sie den «richtigen» Beruf wählt, mit dem sich ein ganzes Arbeitsleben ab sichern lässt. Innensicht und Kreativität. Für Keicher tritt die Uniquability deshalb unweigerlich an die Stelle der Employability (Arbeitsmarktfähigkeit) als Erfolgsfaktor. Die Employability schielt nur auf die im Markt gefragten Fähigkeiten, Methoden und Tools. Die Uniquability ist hingegen eine Orientierung von innen heraus: «Wer bin ich?», «Was gibt mir Energie?», «Mit wem will ich arbeiten?» lauten die entscheidenden Fragen. Und in der Arbeitswelt von morgen, so Keicher, brauche es einzigartige, nicht austauschbare Fähigkeiten. Dazu gehört vor allem auch Kreativität. Keicher: «Alle Menschen haben kreatives Potenzial, nur nutzen sie es häufig kaum am Arbeitsplatz.» Für Keicher ist das Business der EB KURS Nr. 40
SOUVERÄNITÄT SOUVERÄNER WERDEN MIT DER EB ZÜRICH: KURSE ZUM THEMA 1. Resilienz und Soft Skills Resilienz-Training Erkennen Sie Ihre Risiko- und Schutzfaktoren und planen Sie Ihren Umgang mit Anforderungen entsprechend. Ist meine Realität «die Realität»? Erkennen, was einen ängstlich werden lässt und wie daraus Konflikte entstehen. Inneres Team: Sich selber coachen Sich selber effizient und liebevoll coachen lernen. Mentaltraining in Beruf und Alltag Erfolgsorientiert mentale Strategien anwenden. Respekt am Arbeitsplatz Respekt einfordern und einen respektvollen Umgang pflegen. 2. Standortbestimmung, Laufbahn- und Weiterbildungsberatung Professionelle Laufbahnplanung in 5 Schritten Ausgehend von einer Standortbestimmung die weitere Laufbahn planen. Berufliche Lebensziele bestimmen und planen Sinnvolle Ziele für die eigene Lebenszufriedenheit setzen. Bildungsgang «Perspektiven in der Familienphase» Eine Perspektive für die persönliche und berufliche Zukunft entwickeln. Schreiben zur Selbsterkenntnis Biografische Schreibtechniken für sich nutzen. Weiterbildungsberatung In einem Beratungsgespräch Szenarien für die berufliche Laufbahn entwickeln und Umsetzungsschritte planen. 3. Selbstmarketing und Kommunikation Assessment Kommunikation Sein eigenes kommunikatives Potenzial erkennen. Redetraining Kompetent auftreten bei Reden und Präsentationen. Gespräche führen – verstehen und verstanden werden Sich in einer mündlichen Kommunikation wirkungsvoll einbringen. Einführung in die Körpersprache Körpersprache gezielt einsetzen. Eine Sache auf den Punkt bringen Kommunikationsblockaden erkennen und auflösen. Der erste Eindruck entscheidet – der letzte bleibt Sich korrekt und selbstsicher an gesellschaftlichen Anlässen bewegen. Mit E-Portfolio potenzielle Arbeitgeber überzeugen Mithilfe von E-Portfolios berufsrelevante Kompetenzen darstellen und überzeugend kommunizieren. Einzelberatungen zu Bewerbungsdossiers und E-Portfolios Die eigenen Kompetenzen zeitgemäss, korrekt und überzeugend kommunizieren. Weitere Kurse und Infos auf www.eb-zuerich.ch
Zukunft darum eines des «Creative Work», und wir stecken schon mitten drin. Viele Routinearbeiten können auch Computer oder Arbeitskräfte in Billiglohnländern schneller und günstiger erledigen; die «Jedermann-Jobs», die jeder erledigen kann, sterben auch hierzulande allmählich aus. Exzellenz und Intelligenz. Was es heute braucht, ist «Exzellenz» auf irgendeinem Gebiet, «wahre pro-
fessionelle Meisterschaft», wie Gunter Dueck es nennt. Der ehemalige Chief Technology Officer von IBM fordert von uns allen mehr «Professionelle Intelligenz» (EB Kurs 32). Professionelle Intelligenz ist für Dueck die Summe von sechs Teil-Intelligenzen, die künftig gefragt sein werden: der IQ (Intelligenz des Verstandes) ist dabei nicht wichtiger als der EQ (emotionale Intelligenz), der CQ (Intelligenz der Kreativität), der AQ (Intelligenz der Anziehung oder Sinnlichkeit), der VQ (vitale Intelligenz) und der MQ (Sinn für Sinn; Sinnstiftung und Intuition von engl. «meaning»). «Diese sechs Intelligenzen helfen dabei zu erklären, was künftig im Berufsleben gefordert sein wird», sagt Dueck. Sie sind der Massstab, an dem sich unsere Exzellenz im Beruf messen lässt. Duecks Message: «Der Erfolg liegt in dir!» Ob verpackt als «Uniquability» oder «Professionelle Intelligenz» – unsere Palette an einzigartigen Fähigkeiten zu entdecken und zu fördern, scheint der erfolgsversprechendste Weg, um im auf uns zukommenden Zeitalter der «Creative Work» zu bestehen. Keicher: «Wer an seinen Stärken und Talenten arbeitet, hat mehr Freude am Arbeiten, und diese Freude ist eine unschätzbare Energiequelle und ein Kreativitätsbooster.» Die zentralen Fragen für den Arbeitsalltag im Jahr 2015 müssten deshalb lauten: – Was ist mein besonderes Talent? – Aus welcher Arbeit schöpfe ich Energie? – Was begeistert mich? – Wo liegen meine kreativen Stärken? Marketing für die Marke «Ich». Wer seine Uniquability in seiner Arbeit nutzen und pflegen könne, sei zudem belastbarer und leistungsfähiger und darum auch für Arbeitgeber attraktiver, sagte Keicher im Interview rund um die Arbeitswelt von morgen (EB Kurs Nr. 17). Sie ortete in den Umwälzungen auch grosse Chancen, beispielsweise
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SOUVERÄNITÄT
Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 32 – Winter 2011/2012
durch neue Berufsbilder in den Entwicklungsfeldern Umwelt/Energie, Gesundheit, Bildung, Pflege oder im Management. Als Beispiele nannte sie etwa den «Corporate Teenager», der den Unternehmen hilft, den Dialog mit der jugendlichen Aussenwelt aufrechtzuerhalten und immer neue Impulse ins Unternehmen zu bringen. Oder den «Biografie-Designer», der ausgehend von der eigenen Uniquability bei der Gestaltung einer ganzheitlichen Lebens- und Arbeitsbiografie hilft – inklusive SuchmaschinenErscheinungsbild. Das hervorragendste Portfolio an einzigartigen Talenten nützt allerdings nichts, wenn niemand davon erfährt. Damit die persönliche Einzigartigkeit auch wahrgenommen wird, bedarf es einer guten Portion an cleverem Selbstmarketing (EB Kurs Nr. 34). Wer nicht auffällt, fällt durch. «Aus der Masse herausragen» und «sich von der Konkurrenz abheben» lauten die gängigen Rezepte der Ratgeberlite14
Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 29 – Frühling 2011
Exzellenz im Beruf Darauf kommt es morgen an!
Orientierung: Wie finde ich die richtige Weiterbildung?
Roger Schneider Vom Asphalt aufs Glatteis
Franz Hohler: Reiseleiter in Gegenwelten
ratur. Dabei spielt auch der Auftritt der «Marke Ich» eine nicht zu unterschätzende Rolle: Wie schaffe ich einen «Wiedererkennungswert»? Wie sieht der professionelle und überzeugende Mix meiner «Markenpersönlichkeit» aus? Worin mache ich den Unterschied zu anderen Bewerbern aus?
muss; der Spagat zwischen auffallen und authentisch bleiben, ist auch in einer krisenanfälligeren Arbeitswelt mit härterer Konkurrenz zu schaffen. Eine Weiterbildungsberatung kann klären, wo die Lebenszeit und das Ersparte am besten in die eigene Marke investiert ist (EB Kurs 29).
Auffallen und doch authentisch bleiben. Oder um im Marketing-Jargon zu bleiben: Was sind die USPs (Unique Selling Propositions – einzigartige Verkaufsargumente) des Angebotes «Ich»? Jede und jeder wird in diesem Umfeld notgedrungen zum Marketing-Leiter seiner Ich-AG, seines Lebensunternehmens. Und benötigt auch entsprechendes Marketing-Know-how; Bewerbungstrainings, Kurse für Kommunikation, Rhetorik und Sprechtechnik oder korrekten Auftritt und Körpersprache können hilfreich sein, damit die persönliche Einzigartigkeitsbotschaft auch richtig ankommt – ohne, dass man sich dafür verstellen
Übrigens: Das Krisenlexikon Krisipedia schlug als Krisenrezepte vor: «Dreierlei vom Kris», einfache, sättigende Mahlzeiten wie «Krisbrei oder Krispudding». Im kommenden Aufschwung darfs dann vielleicht ein Boom-Steak mit KonjunkturTinktur und als Beilage ein RallyRisotto (mit Optionen) sein. Alle Titelgeschichten von EB Kurs sind abrufbar unter www.eb-zuerich.ch > Aktuell > EB Kurs – Magazin der EB Zürich
EB KURS Nr. 40
WEITERBILDUNG
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PERSÖNLICH
Die Gesichter der EB Zürich Zweitens Standbein Kunst, Kultur, Sport. Der Mensch hinter den Wissens vermittlern: Wo holen sich die Kursleitenden an der EB Zürich ihre Inspiration, was sind ihre Tankstellen, was reizt sie am Unterrichten? EB Kurs hat in 10 Jahren 39 Kursleiterinnen und Kursleiter porträtiert – anhand einer ungewöhnlichen Passion, eines Hobbys oder Zweitberufs. Eine Auswahl.
TITEL «Stress fängt in den Gedanken an» NAME Evi Giannakopoulos FUNKTION Selbstständiger Stresscoach PASSION Entspannungstechniken und Mental-
training GIBT KURSE FÜR Stress-Management, Achtsamkeit, TITEL «Nicht ohne meinen Partner» NAME Alf Hofstetter und Max Frei FUNKTION Künstlerkollektiv ALMA PASSION Kunst im Dialog entwickeln GEBEN KURSE FÜR Web-Design ZITAT «Cowboys und Fussballer sind mu-
gesunde Ernährung ZITAT «Davon hatte ich immer geträumt:
Ich wollte mit dem Thema Gesundheit und mit Menschen zu tun haben.» QUELLE EB Kurs 36
tig, wir sind Angsthasen.» QUELLE EB Kurs 19
TITEL «Rässer Käse, süsser Kuchen» NAME Christine Mühlberger FUNKTION Marktfahrerin mit exquisitem Käse-
stand und Künstlerin PASSION «Chees und Broot», Performances,
Fremdsprachen GIBT KURSE FÜR Deutsch für Fremdsprachige ZITAT «Es ist einfach schön, etwas zu schaffen –
aus der eigenen Freude und Energie.» QUELLE EB Kurs 34
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EB KURS Nr. 40
PERSÖNLICH
TITEL «Der Porträtierer der Welt» NAME Roger Canali FUNKTION Weltgewandter Fotograf PASSION Reisefieber, Reisebilder und humanitä-
res Engagement GIBT KURSE FÜR Digitale Fotografie ZITAT «Ich möchte meine Leidenschaft für
das Fotografieren weitergeben.» QUELLE EB Kurs 32
TITEL «Bilderjägerfotosammlerhausmann» NAME Fritz Franz Vogel FUNKTION Büchermacher, Kunsthistoriker, Foto-
graf, Ausstellungsmacher PASSION Handkolorierte Bromsilberpostkarten und erotische Fotografien sammeln GIBT KURSE FÜR Online-Publishing, EBooks, Indesign, Mac-Kurse ZITAT «Ein bisschen perfekt darfs schon sein.» QUELLE EB Kurs 9
TITEL «Die Blütenzüchterin» NAME Hanna Züllig FUNKTION Web-Entwicklerin und virtuelle Archi-
tektin PASSION Gestaltung mit Herz, Strukturen in der Natur GIBT KURSE FÜR Generative Gestaltung mit Processing ZITAT «Das ist das Spannende am Programmieren: Man muss das zugrunde liegende Muster erkennen.» QUELLE EB Kurs 33
TITEL «Die Langsamerzählerin» NAME Jacqueline Zünd PASSION Freischaffende Filmemacherin, filmische Experimente zwischen Do-
kumentar- und Spielfilm GIBT KURSE FÜR Video: Imagefilm für Unternehmen ZITAT «Die Einladung nach Cannes kam völ-
lig überraschend, das bestärkt einen ungemein.» QUELLE EB Kurs 31
TITEL «Cobra, Salsa und spanische Konver-
sation» NAME Enrique Laitano FUNKTION Tramführer VBZ und Literaturwissen-
schafter PASSION Latin-Dance: Salsa, Merengue & Co. GIBT KURSE FÜR Spanisch und Sprachencafé Spanisch ZITAT «Jeder Tag ist wieder anders; es wird
einem in der Fahrerkabine nie langweilig.» QUELLE EB Kurs 22
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PERSÖNLICH TITEL «Theater zwischen Zürich und Burkina Faso» NAME Roger Nydegger FUNKTION Theatermacher und Kommunikationstrainer PASSION Tanztheater, Schauspielerei und Regie, Theater
aufführungen für Kinder in Afrika GIBT KURSE FÜR Einführung in die Körpersprache, schlagfertig und
spontan reagieren ZITAT «Theaterspielen könnte ein universelles Heilmittel
sein, wenn es uns gelingt, dem Spieltrieb in uns wieder Leben einzuhauchen.» QUELLE EB Kurs 11
TITEL «Dr. Rolling Stone» NAME Felix Aeppli FUNKTION Historiker, Autor und Filmkritiker PASSION Sammler und Diskograf der Rolling
TITEL «Tänzerin zwischen den Welten» NAME Sylvie Xing Chen FUNKTION Künstlerin PASSION Kalligraphie, Tanz (Körperkalligra-
phie), Taoismus und Zen
Stones GIBT KURSE FÜR Allgemeinbildung, Themen und Motive des Schweizer Films ZITAT «Die Medienbeachtung der Stones verhält sich umgekehrt proportional zu ihrer musikalischen Qualität.» QUELLE EB Kurs 26
GIBT KURSE FÜR Chinesisch ZITAT «Viele Konflikte entstehen aus einem
TITEL «Ich bin ein Potpourri» NAME Marinella Papastergios Pedevilla FUNKTION Leiterin des Bereichs Deutsch als
TITEL «Die fragende Reiseleiterin» NAME Anna-Lydia Florin FUNKTION Dokumentarfilmerin und Forscherin PASSION Der Einbau von Interviews in beweg-
Zweitsprache PASSION Menschen mit verschiedenen kultu-
rellen Hintergründen über die Sprache zusammenbringen GIBT KURSE FÜR Deutschkurse; Wortschatz und Konversation ZITAT «Heimat ist weniger ein Ort als die Menschen, mit denen ich mich wohl fühle. Oder die Sprache.» QUELLE EB Kurs 38
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Missverständnis der kulturellen Unterschiede heraus. Kunst überwindet Grenzen.» QUELLE EB Kurs 28
te Bildwelten GIBT KURSE FÜR Drehbuchschreiben, Essayfilm, Video ZITAT «Ich erachte es als grosses Privileg,
den Leuten ein Loch in den Bauch fragen zu dürfen.» QUELLE EB Kurs 39
EB KURS Nr. 40
PERSÖNLICH
TITEL «Organisationsberater statt Busch-
pilot» TITEL «Schräger Vogel mit Platten am Kin-
derwagen» NAME Eva Bühler FUNKTION Sportlerin und Bibliothekarin PASSION Alle Formen der Bewegung, Haupt
sache Sport GIBT KURSE FÜR Pilates und Lernberatung ZITAT «Ich weiss nicht, ob der Sport der Ausgleich ist zum Beruf oder umgekehrt.» QUELLE EB Kurs 30
TITEL «Lust am Verborgenen» NAME Elena Schaidl FUNKTION Logopädin und Malerin PASSION Gegenstände und Eindrücke sammeln
und in Schichten auf die Leinwand bringen GIBT KURSE FÜR Rechtschreibung, Lesen und Schreiben für Erwachsene ZITAT «Vielleicht male ich, weil ich manche Sachen nicht begreife. Über die Bilder kann ich mich ihnen annähern.» QUELLE EB Kurs 27
NAME Hans Peter Gächter FUNKTION Organisationsberater und Friedens-
richter PASSION Gleitschirmfliegen, Töfffahren, Pilze
sammeln GIBT KURSE FÜR Bildungsgang Management in Non-
Profit-Organisationen ZITAT «Nach dem Gymnasium wollte ich ei-
gentlich Buschpilot werden – fast hätte ich es geschafft.» QUELLE EB Kurs 18
TITEL «Auf Spurensuche» NAME Gitta Gsell FUNKTION Preisgekrönte Spiel- und Dokumen-
tarfilmerin PASSION Das Zusammenspiel von Mensch und
Musik filmisch beschreiben GIBT KURSE FÜR Video und Dokumentarfilm: Kamera,
Schnitt, Filmsprache ZITAT «Im Dokumentarfilm muss ich mit
dem Material arbeiten, das sich ergibt; die Dramaturgie entsteht erst am Schnittplatz, während sie im Spielfilm bereits im Drehbuch festgelegt ist.» QUELLE EB Kurs 25
TITEL «Auch Gummi-Hirschkäfer leben» NAME Deny Fousek FUNKTION Grafiker und 3D-Animateur PASSION Ferngesteuerte Flugzeuge und Kurzfilme
basteln GIBT KURSE FÜR Bildungsgang 3D-Visualisierung und -Animation ZITAT «3D-Animation fasziniert mich total;
es gibt ständig was Neues zu entdecken, alles entwickelt sich ununterbrochen weiter.» QUELLE EB Kurs 29
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SFE-TAGUNG
Die Zukunft vereinfachen mit Limbi Glücksfaktor Lebensvereinfachung. Der deutsche Bestsellerautor und Karikaturist Werner Tiki Küstenmacher liefert Tipps für die richtige «Limbi»Haltung. Das Schweizerische Forum für Erwachsenenbildung SFE hatte ihn an die EB Zürich eingeladen, um über «Zukunftsfähigkeit» zu sprechen. Seine heitere Präsentation rund um mehr Einfachheit hatte durchaus Tiefgang. Text CHRISTIAN KAISER Foto RETO SCHLATTER
Fürs Schlussbouquet der diesjährigen Tagung des SFE trat ein ausgewiesener Experte in Sachen Einfachheit ans Rednerpult und nahm den Stift in die Hand: Werner Tiki Küstenmacher, Karikaturist, Buchautor und evangelischer Pfarrer aus Deutschland. Seine Bücher heissen «Simplify your Life», «Simplify your Love», «Best of Simplify» usw. Über sechs Millionen Bücher soll er verkauft haben, allein von «Simplify your Life» gingen laut Wikipedia weltweit über vier Millionen Exemplare über den Ladentisch. Mehr als 40 Auslandsausgaben gibts von dem Buch – sein Leben zu vereinfachen scheint ein universelles Bedürfnis zu sein, das der Pfarrer aus Bayern genialisch bedient. Besonders auch dann, wenn er live vor Publikum zeichnet: Seine Vorträge sind eine Mischung aus Karikaturperfomance, Kabarett und beherzten Predigten für ein besseres Leben. 2009 wurde er für seine unkonventionelle Präsentationstechnik von der «German Speakers Association» in die «Hall of Fame» aufgenommen. 20
Das Wuscheltier in uns. Die Botschaft, die er für das Publikum am SFE 2013 parat hatte, lautete schlicht «Simplify your Future». Sein Einstiegsbild: Eine «Bimmelbahn» (nach James Krüss), die gerade munter aus den Schienen hüpft, garniert mit dem Slogan: «Überlege, was dich aufblühen lässt. Dem gehe nach.» Küstenmacher benennt auch gleich die schwierigen Felder, auf welchen wir uns bewegen, etwa die «Belastung im Berufsleben» oder das «komplizierter werdende Verhältnis zwischen Mann und Frau». Und kommt auf das eigentliche Ziel zu sprechen, das aus dem Blick geraten kann: in Zukunft einfacher und glücklicher zu leben. Wobei er hier den Komparativ betont; absolut einfach und glücklich gehe nicht, doch etwas mehr von beidem sehr wohl. Der Comic-Star, der uns den Weg dorthin weist, heisst «Limbi». Küstenmacher lässt ihn in wenigen Strichen auf dem Papier entstehen. «Limbi» ist kein Limburger
Käse, sondern sieht aus wie eine Mischung aus Schosshündchen und Schaf und steht für das limbische System, eine Gehirnregion rund um unser Stammhirn. «Es ist entstanden, als wir alle noch kleine Säugetiere waren – daher stelle ich es mir klein und wuschelig vor.» Limbi ist unglaublich schnell, er sieht schwarz-weiss und reagiert völlig emotional. Küstenmacher: «Limbi ist ein Hedonist, er will geniessen oder Schmerzen vermeiden.» Regierungssprecher und Opposition. Limbi kommuniziert mit uns über unseren Körper: Wenn ihm etwas gefällt, fühlen wir uns wohl. Passt ihm etwas nicht, geraten wir in Panik oder spüren Schmerz, Unlust, Müdigkeit usw. Oft tritt Limbi in Opposition zu unserem Grosshirn (Neokortex), das uns ermöglicht, sehr differenziert zu analysieren, abzuwägen und zu entscheiden. «Das Grosshirn funktioniert wie ein Regierungssprecher», sagt Küstenmacher, «egal wie er eine Entscheidung findet, er muss sie nach EB KURS Nr. 40
SFE-TAGUNG
aussen vertreten und kommunizieren.» Und der Neokortex tut das kompromisslos und stur – und manchmal eben ganz gegen den Willen der Limbi-Opposition. «Limbi wird gewürgt», sagt Küstenmacher, diese Würgetechnik nenne man dann «den inneren Schweinehund überwinden» (eine Formulierung aus dem 3. Reich!), sich zusammenreissen oder Selbstdisziplin. Der Haken dabei: Der Limbi-Würgegriff funktioniert auf Dauer praktisch nie. «Der Wirkungsgrad ist erschreckend gering, das klappt höchstens in fünf Prozent der Fälle und nur unter optimalen Bedingungen.» Zu diesem Schluss kämen sämtliche neurowissenschaftlichen Untersuchungen. Trotzdem würden wir in der Selbstmotivation, in der Pädagogik und der Motivation von Mitarbeitenden immer noch an diesem längst widerlegten Rezept festkleben. Limbi dein Freund und Helfer. Ob beim Ausfüllen der Steuererklärung, beim Vorsatz häufiger zu
joggen oder im Hinblick auf unsere grossen Lebensziele – für Küstenmacher gibt es nur einen erfolgversprechenden Weg: Statt den Limbi wie einen Schweinehund zu behandeln oder wegzusperren, sollten wir ihn zu unserem Freund machen und mit ihm zusammenarbeiten. «Wer das schafft, dem gelingen auch schwerste Aufgaben scheinbar mühelos.» Aber wie können wir Limbi zum Mitmachen bewegen? Küstenmacher: «Das Geheimnis einer erfolgreichen, gesunden und glücklichen Zukunft für uns alle wird darin liegen, die Lebensziele limbifreundlich zu formulieren.» Wenn Limbi ein Projekt gut finde, seien selbst Wunder möglich. Also muss man den Limbi mit dem ködern, was ihm Freude bereitet. Häufig genüge es, so Küstenmacher, dem Limbi einen positiven Aspekt mitzuliefern, der die Anstrengung in den Hintergrund rückt; zum Beispiel die Freiheit oder die Zeit für sich selber beim Joggen.
Tipps für die Limbi-Haltung. Limbi mag Wahlfreiheit, er freut sich über kreative, spielerische Umwege, die ihm die Wartezeit bis zum Ziel verkürzen. Friss-oder-stirbVorgaben und Verbote hasst Limbi hingegen, und wenn Gefühle von einem selbst oder anderen unterdrückt werden, dann verkümmert er schlicht. Wer sich zusammen mit seinem Limbi zu ganz neuen Höhen von Lebensglück emporschwingen möchte, sollte sich also vor allem zwei Fragen stellen: «Wie formuliere ich Ziele so, dass sie dem Limbi gefallen?» «Und wie gestalte ich die Wege dorthin so, dass Limbi ausreichend Gelegenheit findet, sich zünftig zu freuen?» Simplify your Future heisst, gut für seinen Limbi zu sorgen. Mehr Informationen zu den Referaten am diesjährigen SFE zum Thema «Zukunftsfähigkeit – den Wandel selbst gestalten» vom 21. November 2013 finden Sie unter www.swissadultlearning.ch
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KOLUMNE
Positive Pessimisten Laut einer Studie leben Optimisten nicht nur länger, sondern auch entspannter, zufriedener und gesünder. Sie leiden weniger an Selbstzweifeln, Haarausfall und Reizdarm, geschweige denn an Schweissfüssen. Optimisten stecken Stress besser weg, pflegen erfüllte Beziehungen, finden Befriedigung in ihrer Arbeit und ziehen wohlgeratene Kinder gross, die sich gern die Zähne putzen, motiviert zur Schule gehen und später einen sozialen Beruf ergreifen. Optimisten besitzen höchst wahrscheinlich Autos, die nicht rosten, Hunde, die nicht bellen, und Geranien, die nicht welken. Denn ihre Einstellung formt die Wirklichkeit. Unzählige Ratgeber füllen die Regale der Buchhandlungen mit Titeln wie «Wer will, der kann», «Glückseligkeit leicht gemacht» und «Mit Suggestionen in drei Tagen zum Idealgewicht». Ihnen allen gemeinsam ist, dass es auf die innere Haltung ankommt. Der Rest ergibt sich von allein. Selber schuld, wer krank und erfolglos ist. Mit der richtigen Affirmation wäre das nicht passiert. Denk dich frei. Sing dich heil. Lach dich jung. Stimmt alles nicht. Ich bin von Geburt auf pessimistisch. Und glücklich damit. Im Gegensatz zu den Optimisten, die stets das Gute erwarten und – seien wir doch ehrlich – täglich enttäuscht werden (ich sage nur Wetterprognose und Börsenbericht), erlebe ich Gefühle, von denen das Gegenlager nur träumen kann. Da ich immer vom Schlimmsten ausgehe (das meistens auch eintritt), erfüllt mich erfreulich oft die Genugtuung, Recht gehabt zu haben. Was, wie man weiss, zu einer Spontanausschüttung Serotonin führt. Mit Mühsal, Pein und Weh hab ich gerechnet; Mühsal, Pein und Weh sind eingetroffen – wie wunderbar. Keine bösen Überraschungen, keine unangenehmen Wendungen. Ereignet sich doch einmal etwas Positives, geniesse ich die unerwartete Gabe des Schicksals. Ich bin ja kein Masochist. Mehrmals habe ich mit eingefleischten Optimisten der Sorte «You can get it if you really want» über dieses Phänomen gesprochen, doch egal wie fundiert ich argumentiere, sie wollen nicht von ihrer schädlichen Lebenseinstellung lassen. Dabei ist es so offensichtlich: Optimisten werden zwar in Studien erwähnt, doch glücklicher sind die Pessimisten.
MITRA DEVI ist Krimiautorin, bildende Künstlerin und Journalistin und hat vor kurzem ihren ersten Dokumentarfilm «Vier Frauen und der Tod» gedreht. Sie veröffentlichte dreizehn Bücher. Nebst schwarzhumorigen Short Stories, von denen einige als «Schreckmümpfeli» von Radio SRF gesendet wurden, hat sie sich mit der Nora-Tabani-Serie einen Namen gemacht. Im neuesten Roman «Der Blutsfeind», der mit dem Zürcher Krimipreis ausgezeichnet wurde, lässt sie ihre Detektivin bei einem Bankraub am Paradeplatz ermitteln.
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EB KURS Nr. 40
IM GESPRÄCH
Wer hat das gesagt? Wettbewerb. Zehn Jahre lang kamen hier aussergewöhnliche Personen zu Wort. Prominente aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik und Medien liessen uns an ihren Gefühlen und Einsichten teilhaben. Wir haben Rosinen gepickt und Zitate aus den ausführlichen Interviews ausgewählt. Welche Aussage gehört jetzt zu wem? Folgen Sie den Gedankengängen und versuchen Sie, sie den Personen zuzuordnen. I «Kreativität muss man nehmen, wenn sie da ist. Vielleicht kann man lernen, sie ein bisschen einzuteilen. Aber Kreativität hat man oder man hat sie nicht. Ich denke, ich hatte sie immer schon, ich werde sie auch nicht verlieren.»
O «Mit dem Kopf aktiv sein und sich auf Unbekanntes einzulassen, scheint mir der Königsweg zum Glück. Ermüdend sind für mich die Tage, an denen ich nicht weiss, was ich anfangen soll. Ich werde unzufrieden, wenn ich geistig nicht gefordert bin.»
E «Ich lasse mich etwas treiben, auch weil ich weiss, dass man Inspiration nicht erzwingen kann, sie kommt einfach oder kommt eben nicht. Wenn es gut geht im Kopf, funktioniert der Rest von alleine.»
LÖSUNGSWORT Ordnen Sie den Prominenten die Aussagen zu und tragen Sie den entsprechenden Buchstaben in die Kreise ein. Schicken Sie das Lösungwort an raetsel@eb-zuerich.ch.
B «Für mich ist der Dialekt Identifikation. Durch die Sprache verstehe ich mich als Appenzeller, ich denke so, ich träume so. Es käme mir nicht in den Sinn, auf der Bühe eine andere Sprache zu verwenden. Das ist nichts als ehrlich, wenn ich mich in meiner eigenen Sprache mitteile.»
Einsendeschluss ist 6. Januar 2014. Die Lösung findet sich ab dem 8. Januar 2014 auf www.eb-zuerich.ch/blog. Unter den richtigen Einsendungen werden drei Bildungsgutscheine im Wert von je 200 Franken verlost.
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Markus Freitag Freitag-Taschen (Frühling 2004)
Sandra Studer TV-Moderatorin / Sängerin (Sommer 2004)
Simon Enzler Kabarettist (Frühling 2005)
Christa de Carouge Mode-Designerin (Winter 2005)
Nina Corti Flamenco-Tänzerin (Sommer 2006)
Karin Thüring Ironwoman (Winter 2006)
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IM GESPRÄCH
N «Es ist ungeheuer spannend zu erfahren, was der andere macht und was ich von ihm lernen kann. In solchen Momenten entstehen wunderbare Begegnungen und man ist kreativ, und am Schluss steht ein Resultat da, das gewachsen ist in dieser Zeit, das neu ist.»
H «Meine Eltern sagten ja immer, dass aus mir nichts werde. Also wollte ich erst mal meinen Eltern das Gegenteil beweisen. Später wollte ich es immer besser machen als die andern.»
L «Wir wissen übers Herz, die Muskeln und den Bauch viel, aber über das Gehirn wissen wir relativ wenig. Wir kennen die grundsätzlichen Funktionsprinzipien. Aber wenn es darum geht, unser Dasein oder unser Bewusstsein zu erklären, da beginnen wir zu straucheln.»
E «Ich lerne ständig dazu, vielleicht ähnlich wie ein Chemiker oder eine Köchin, die fortwährend Neues ausprobieren. Ich suche auch immer wieder nach neuem, waschbarem Material. Ich habe darum hier im Atelier eine Waschmaschine und einen Tumbler, um Versuche zu machen.»
P «Die Erotik der Bildung besteht darin, dass das Erlangen von Erkenntnis zu geistigem und körperlichem Wohlbefinden führt. Ich freue mich, wenn ich lange gegrübelt und die Lösung gefunden habe. Auch eine angeregte Diskussion auf hohem Niveau ‹törnt› mich an.»
P E «Als Sprache würde ich Schwedisch lernen. Und was mir ebenfalls gefallen würde, wäre ein Theologie-Studium, nicht um Pfarrerin zu werden, sondern weil es alles enthält: Religion, Psychologie, Philosophie, Ethnologie und Sprachen.»
«Ich bin ein Sprachbeobachter. Sprache macht das Denken und das Gestalten überhaupt erst möglich. Für mich ist Sprache etwas, das gleich nach der Luft und dem Wasser kommt.»
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Regine Aeppli Regierungsrätin (Sommer 2007)
Fredy Hiestand Brotpapst (Herbst 2007)
Vera Kaa Sängerin (Winter 2007)
Lutz Jäncke Neuropsychologe (Winter 2008)
Mona Vetsch Radio-/ TV-Moderatorin (Frühling 2009)
Dieter Meier Musiker / Künstler (Sommer 2009)
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EB KURS Nr. 40
IM GESPRÄCH
L «Es war wirklich ein ‹learning by doing›. Im meinem Fall war das ein Vorteil, dass ich vor nichts zurückschrecke und mir sagt, na, kaufen wir mal ein Stück ‹Blache› und eine Nähmaschine. Gut, wir hätten auch überlgen können, wo holen wir das Know-how. Aber wir sind mehr die Bastler.»
O «Die Erwartung ist oft, dass man immer präsent ist. Ich wäre für eine konsequente Sieben-Tage-Woche. Dieses Pensum könnte niemand zu 100 Prozent erledigen. Dann wären alle irgendwie Teilzeitler.»
S «Das Leben ist für mich ein Staunen, ein Sichwundern, ein Vorwärtsschreiten oder eben der Versuch, mich in verschiedenen Aufgaben zu erleben. Das ganze Leben ist für mich nicht Mittel zum Zweck, sondern Selbstzweck.»
H «Um eine professionelle Tänzerin zu sein, muss man schon einen eigenen Kopf haben und mit dem durch die Wand wollen. Das gilt aber wohl für alle, die es in der Kunst weit bringen wollen. Es braucht enorm viel Wille und Leidenschaft.»
S I «Viele werden sagen, jetzt nörgelt er wieder. Aber ich kann nicht anders. Ich werde nicht schweigen, bis ich sterbe. Und ich bin mir nicht einmal wirklich sicher, ob ich nicht doch noch weiter rede, wenn ich tot bin.»
«Am Anfang von Misserfolgen stehen Fehler. Man lernt, sie nicht zu wiederholen.Niederlagen machen aber nicht einfach stark. Eine Niederlage ist eine Niederlage, auch im Kopf. Die gute Seite ist, dass man den Erfolg wieder mehr schätzt.»
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Stefan Fröhlich VelokurierEuropameister (Herbst 2009)
Franz Hohler Schriftsteller (Frühling 2011)
Nora Dürig Balletttänzerin (Sommer 2011)
Gottfried Honegger Künstler (Sommer 2012)
Antonio Colaianni Sternekoch (Herbst 2013)
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MAIL AN DEN EXPERTEN
Machen Games gewalttätig und einsam? Grüezi Herr Bodmer Machen Baller-Games Jugendliche gewalttätig? Nein, dieses Vorurteil ist widerlegt. Unzählige Gamer spielen seit Jahren auf der ganzen Welt, ohne irgendein Problem. Es gibt eine sehr kleine Minderheit, die schon selber Gewalt erlebt hat, wenig Frustrationen erträgt und eigene Gewaltfantasien hat. Diese Fantasien kann sie natürlich mit Games pflegen, aber genauso gut mit Videos, Comics oder einschlägigen Internet-Seiten. Es ist ein sehr grosser Schritt, das Ganze in die Realität zu übertragen. In brutalen Games kann man doch üben, wie man mordet und foltert. Die Gewalt wird in disen Games bewusst hochstilisiert und überzeichnet. Die allermeisten Spieler wissen immer, dass sie sich in einer virtuellen Welt bewegen. Gamen baut Aggressionen eher ab und nicht auf. Und die billigen Klischees von üblen Typen, die Autos knacken, rumballern und sich leichte Frauen angeln? Gerade dass man gegen die – sinnvollen! – gesellschaftlichen Normen verstossen kann, macht den Reiz dieser Spiele aus. Das hat durchaus mit Psychohygiene zu tun. Wir verdächtigen ja auch nicht jeden, der sich Krimis ansieht. Dass man süchtig werden und sich in eine Scheinwelt flüchten kann, das bestreiten Sie aber nicht? Natürlich kann man das. Dann spielen die gleichen Mechanismen wie bei anderem Suchtverhalten auch: Rückzug, geringes Selbstwertgefühl, häufig begleitet von schlechten Leistungen in der Schule oder an der Arbeit. Hier muss das Umfeld reagieren und das Problem ansprechen. Es gibt Eltern, die Jugendlichen Ballerspiele verbieten wollen. Das macht keinen Sinn. Eltern sollen sich die Spiele selber anschauen, damit sie wissen, worum es geht. Dann können sie auch eine sinnvolle Grenze ziehen, was sie zulassen wollen. Am besten spielen sie selber mit. Und schiessen die eigenen Kinder mit dem Maschinengewehr über den Haufen? Nicht ihre Kinder, sondern deren Spielfiguren. Auch bei vielen traditionellen Spielen wie Schach oder Eile mit Weile erledigt man die Figuren der Gegner, bloss etwas weniger pompös. Also keine Probleme bei Games? Doch. Games können dazu verführen, sich von der Realität abzukoppeln. Deshalb gehört zur kompetenten Mediennutzung auch das Gamen. Besten Dank für Ihre Ausführungen.
MARC BODMER ist Jurist, Gamer und Experte für digitale Medienkompetenz. In seinem Spezialgebiet Videogames publiziert er und berät Schulen, Eltern und Behörden. An der EB Zürich gibt er in einem neuen Kurs Einblick in die Welt der Games. Bodmer ist verheiratet und stolzer Vater eines neunjährigen Sohnes. KURS ZUM THEMA Games: Virtuelle Welten – fremde Welten Chancen und Risiken von Videogames 3 Halbtage 18./25. Januar, 1. Februar 2014 vormittags 12./19./26. September 2014 nachmittags Weitere Informationen: www.eb-zuerich.ch
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ALLJÄHRLICH TAGESTHEMA
Foto: Keystone, Weihnachten 1958
Das Märli-Tram wird 55
Wer möchte sich nicht vom Samichlaus in einem Oldtimer-Tram durch Zürich chauffieren lassen? Er steht am Steuer des Märli-Trams, welches in der letzten Novemberwoche seinen Betrieb aufnimmt und bis Weihnachten werktags zwischen 14 und 19 Uhr auf einer Rundstrecke in der weihnachtlich geschmückten Innenstadt verkehrt. Fünfundzwanzig Minuten dauert die Fahrt vom Bellevue via Limmatquai, Central, Bahnhofbrücke, Bahnhofstrasse, Bürkliplatz zurück zum Ausgangspunkt. Doch Zutritt und Sitzangebot sind begrenzt: Im festlich bemalten Tram – früher in Weiss, heute in Rot – dürfen nur 24 Kinder zwischen vier und zehn Jahren Platz nehmen. Sie werden während der Fahrt von zwei Engeln mit Weihnachtsmärchen unterhalten und erhalten von diesen zum Abschied ein himmlisches Gebäck in Form eines Tirggels. Die erste Fahrt des Märli-Trams fand am 25. November 1958 statt. Mit dem Sonderfahrzeug wollten die Verkehrsbetriebe ursprünglich auf die nahenden Festtage hinweisen. Die Stadtpolizei Zürich bewilligte den Betrieb, da «bei diesem kleinen Wagen keine Verkehrsbehinderungen zu erwarten» waren. Der Zweiachser mit Baujahr 1912 ist das älteste Fahrzeug in der VBZ-Flotte (die Wagen des Tram-Museums ausgenommen). Bis heute hat das Märli-Tram über eine halbe Million junge Zürcher und Zürcherinnen transportiert, wobei wohl einige Glückliche in den Genuss mehrerer Fahrten gekommen sind. Organisiert wird der Fahrbetrieb von der Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse gemeinsam mit den VBZ. Tickets für die begehrten Rundfahren gibt es beim Kundendienst des Warenhauses Jelmoli. Felix Aeppli Felix Aeppli, Historiker und Filmexperte, erteilt an der EB Zürich einen Kurs über den Schweizer Film. Mit «Seinerzeit Tagesthema» warf er in den letzten zwei Jahren einen Blick auf spezielle Ereignisse aus der Geschichte von Stadt und Kanton Zürich.
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KULTUR
Mitarbeitende der EB Zürich geben Tipps zu interessanten Büchern, CDs und Filmen.
Haruki Murakami 1Q84 (Buch 3) DuMont Buchverlag, 2012
Lesen
Jonathan Levine Warm Bodies 2013
Sehen
Heather Nova 300 Days at Sea Embassy of Music, 2011
Hören
Bedrohlich. Der Roman spielt im Jahr 1984 und in der Parallelwelt 1Q84, in der sich die Hauptfiguren bewegen: Aomame, kaltblütige Auftragskillerin an verwerflichen Männern, und Tengo, Schriftsteller mit dem Auftrag, den ungelenken Roman einer 17-Jährigen für einen Literaturpreis aufzupeppen. Plötzlich scheint der Inhalt dieses Romans real zu werden, während 1Q84 sich zusehends von der Wirklichkeit entfernt. Alle und alles sind in Murakamis Roman miteinander verwoben, doch niemals führt ein direkter Pfad von einem Punkt zum anderen. Eine nüchterne Sprache lässt Realität und Fantasie durcheinander gehen, als sei das völlig normal. Faszinierend bis zur letzten Seite.
Warmherzig. «Igitt, ein Zombiefilm??!» Doch «Warm Bodies» zeigt nicht die üblichen Gemetzel, sondern eine zarte, speziesübergreifende Romeo-und-Julia-Romanze. Folglich heissen die Protagonisten R (der junge Zombie kann sich nur mehr an den Anfangsbuchstaben seines Namens erinnern) und Julie, Tochter des Bürgermeisters und erbittertsten Zombiehassers der letzten menschlichen Bastion (hervorragend: John Malkovich). R steckt in einer Sinnkrise, sehnt sich nach Kontakten, die ihm seine dumpfen Mitzombies nicht geben können. Auf einem Nahrungsstreifzug sieht er Julie und das Schicksal nimmt seinen Lauf ... Ein warmherziger, witziger kleiner Film.
Zuversichtlich. Heather Novas gefühlvoller Gesang, die besondere Verbindung von melodiösem PopRock und ganz leisen, ruhigen Tönen lassen mich nach einem intensiven Arbeitstag in eine andere Welt ein- und abtauchen. Heater Novas aktuelles Album «300 Days at Sea» gibt Einblicke in ihre Biographie, verbrachte sie doch einen grossen Teil ihrer Kindheit auf einem Segelschiff. Die Familie überquerte gemeinsam den Atlantik und durchkreuzte viele Male die Karibik. Heather Nova verkörpert für mich eine Art moderne Meerjungfrau. Ihre Musik ist natürlich und authentisch. Die Texte ökopolitisch kritisch – aber letztlich schimmert immer ein Funke Hoffnung und Zuversicht durch.
CHRISTIAN FLURY Teilbereichsleiter Informatik
DORIS ZÜGER Kursleiterin Deutsch als Zweitsprache
REBEKKA PFISTER Co-Leiterin Bildungsgang Perspektiven in der Familienphase
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TIPPS UND TRICKS
Entscheiden ohne Bauchweh
Herz oder Hirn, Bauch oder Kopf? Wie können wir selbst entscheiden, was für uns gut und richtig ist? Der Bauch entscheidet in 200 Millisekunden, der Verstand braucht deutlich länger. Besonders bei einem «Anfängerbauch» sollte aber auch der Verstand zum Einsatz kommen. Text CHRISTIAN KAISER Illustration EVA KLÄUI
Brötchen oder Müsli? Velo oder Bus? Telefonieren oder mailen? Couch oder Kino? Karriere oder auf Reisen gehen? An die 10 000 Entscheidungen muss ein Mensch täglich treffen, so die Wissenschaft. Alle 10 Sekunden ist von ihm ein Ja oder Nein gefragt. Doch oft stehen wir mit einem «Jein» oder «vielleicht» im Kopf neben den Schuhen. Was tun? Eine Freundin, einen Ratgeber fragen oder eine Münze werfen? Online Tarotkarten ziehen oder das Smartphone schütteln, um ein Ja oder Nein zu erhalten (App: Decide it now!). Schicksal spielen. Wollen wir die Spielräume in unserem Leben wirklich dem Zufall oder den andern anvertrauen? Nicht viel weiter helfen oft betriebswirtschaftliche Ansätze wie Entscheidungsbäume oder Nutzwertanalysen, um einzelne Optionen zu bewerten und ganz in Ruhe gegeneinander abzuwägen. Denn eines der Ziele solcher Verfahren ist, Bauchentscheide zu vermeiden. Und wer entscheidet schon gern gegen seinen Bauch? Der Körper als Botschafter. Denn der eigene Körper ist schlicht das wichtigste Hilfsmittel, um kluge Entscheidungen zu treffen: «Kribbeln im Bauch», «Stiche in der Magengegend», «Weite und Freiheit in der Brust», «Klösse im Hals», «ein heller Blitz im Kopf», «zittrige Beine» usw. – das sind alles «Stop»- und «Go»-Signale
bei unseren Entscheidungsprozessen, so die Gehirnforschung. «Wir handeln und entscheiden erst, wenn aus dem Unbewussten das entscheidende Gefühl auftaucht», schreibt die Psychoanalytikerin Maja Storch. Experten- oder Anfängerbauch? Diese Signale auch zu hören und zu deuten, das kann man lernen und üben. Das lohnt sich: Denn richtig zu entscheiden, fällt all jenen leichter, die ihre Körpersignale in ihre Entscheidfindung miteinbeziehen. Wobei hier die Betonung auf dem «mit» liegt, weil auch reine Bauchentscheide in die Irre führen können. Das Bauchgefühl ist nur dann wirklich verlässlich, wenn man auf dem betreffenden Gebiet auch ausreichend Erfahrung hat: «Nur ein Expertenbauch ist ein guter Bauch», sagt Maja Storch. Herz und Hirn Hand in Hand. Wer rasch entscheiden muss, sollte sich also vorher überlegen, ob der eigene Bauch als Ratgeber über ausreichend Expertise verfügt. Falls nicht, muss auch Verstand zum Einsatz kommen und eine Antwort auf die Frage liefern, was zu tun ist. Klug zu entscheiden heisst: Die Signale aus dem im Körper gespeicherten «emotionalen Erfahrungsgedächtnis» und die bewusste Verstandestätigkeit miteinander zu koordinieren. Erst wenn Bauch und Kopf richtig aufeinander abgestimmt sind, ist eine Entscheidung wirklich gut: «Die Intuition ist ein göttliches Geschenk, der denkende Verstand ein treuer Diener», wusste schon Albert Einstein. KURSE ZUM THEMA Neu: Entscheidungen treffen Rasch richtige Entscheidungen fällen Neu: Probleme sind zum Lösen da Alltägliche Hindernisse gezielt beseitigen Glück ist lernbar Durch positives Denken das Glück beeinflussen
Winter 2013/2014 29
AGENDA
Infos aus erster Hand Was auch immer es über Kurse, Ateliers oder Bildungsgänge der EB Zürich zu fragen gibt – die Antworten kommen an den Info-Abenden von denen, die es am besten wissen: Die Dozentinnen und Dozenten sind selbst da und beraten quer durch das Angebot, individuell im direkten Gespräch. Damit man dank gezielter Weiterbildung beruflich am Ball bleibt. INFO-VERANSTALTUNGEN Montag, 27. Januar 2014 Dienstag, 11. März 2014 Dienstag, 17. Juni 2014 jeweils 18 bis 19 Uhr, Aula
Storytelling: bildhaft erzählen
Weshalb geht die eine Geschichte unter die Haut, und eine andere lässt völlig kalt? Was ist das Geheimnis von Storytelling, dem öffentlichen Geschichtenerzählen? Die Rektorin der EB Zürich, Josefa Haas, kennt die Antworten aus eigener Erfahrung und verschiedenen Medien. Sie arbeitete als Journalistin bei «Tages-Anzeiger» und «Cash», hatte Regie-Assistenzen in Film und Theater, leitete die Unternehmenskommunikation der SRG SSR idée suisse. Wie man das Publikum mit Storytelling packt, zeigt sie in ihrem Vortrag mit vielen aktuellen Beispielen. STORYTELLING Vortrag Josefa Haas, Rektorin EB Zürich Dienstag, 8. April 2014, 19 Uhr, Aula
Tagebücher und Pseudo-Schwedisch Der Schweizer Schriftsteller Michael Stauffer ist ein begnadeter Sprachkünstler und schreibt Hörspiele, Theaterstücke, Prosa und Lyrik. Stauffer hat keine Angst davor, sich zwischen Non-Sense und inhaltlichen Höhenflügen frei zu bewegen. Seine Lesung an der EB Zürich verspricht lustig zu werden, aber auch tiefsinnig. Neben Schweizerdeutsch und Hochdeutsch liest Stauffer auch in anderen Sprachen, wenn er ein eigenes Gedicht auf Türkisch oder Schwedisch übersetzt – oder zumindest, was er dafür hält. Zwischen ernsthaft und augenzwinkernd dürfte auch der Nachmittags-Workshop vor der Lesung werden. Da geht es um die seltsame Literaturgattung des Tagebuchschreibens (Stauffer: «Jeder und jede hat es schon mal getan. Und das ist gut so.») Zwei Wochen vor dem Workshop gibt es für die Teilnehmenden eine lustvolle Tagebuchaufgabe. TAGEBÜCHER Schreibworkshop mit Michael Stauffer Mittwoch, 14. Juni 2014, 14 bis 17 Uhr Lesung Michael Stauffer Mittwoch, 14. Juni 2014, 19 Uhr, Aula
Coaching unter der Lupe Prof. Dr. Dietmar Treichel ist Leiter des Luzerner Instituts für Kommunikation & Führung IKF und gibt Einblick ins Coaching bei einer Online-Weiterbildung: Welche Formen von Coachings werden praktiziert – fachliche Unterstützung, Lernbeglei tung? Online, am Telefon, via Chat, oder ganz traditionell in Präsenz? Welche didaktisch-methodischen Ansätze haben sich bewährt, und wo liegen Stolpersteine? Die anschliessende Diskussion gibt Gelegenheit, auf die Ausführungen des Referenten zu reagieren und einzelne Aspekte zu vertiefen. COACHING – FÜR ALLE UND ALLES GEEIGNET? Input und Fachgepräch mit Prof. Dr. Dietmar Treichel Moderation Martin Zentner, Bildungsgangsleiter EB Zürich Mittwoch, 19. März 2014, 18 bis 19.30 Uhr, Aula
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EB KURS Nr. 40
WEITERBILDUNG – WIE ICH SIE WILL
Weiterkommen mit der EB Zürich Mit jährlich 16 000 Kundinnen und Kunden ist die EB Zürich die grösste von der öffentlichen Hand getragene Weiterbildungsinstitution der Schweiz. Der erste Schritt zu neuen Horizonten: – Bestellen Sie unser neues Programm mit über 400 Kursen und Bildungsgängen. – Besuchen Sie eine unserer Informationsveranstaltungen. – Lassen Sie sich über unser Angebot beraten. – Nutzen Sie unsere Lern- und Arbeitsplätze im Lernfoyer. – Buchen Sie eine Weiterbildungsberatung und klären Sie Ihre Ziele. – Machen Sie Selbsteinstufungstests auf unserer Website. – Lernen Sie anhand unserer Imagebroschüre unsere Werte kennen. – Verfolgen Sie unsere Aktivitäten auf Facebook oder Twitter. – Fragen Sie telefonisch oder per Mail bei uns nach. – Kommen Sie vorbei und lernen Sie uns kennen. – Informieren Sie sich auf www.eb-zuerich.ch.
Weiterbildung liegt im Interesse des Wirtschaftsstand ortes Zürich und muss darum für alle zugänglich sein – unabhängig vom finanziellen oder sozialen Status. Seit 40 Jahren unterstützt die kantonale Berufsschule für Weiterbildung deshalb Berufsleute aus allen Branchen und Bildungsschichten dabei, beruflich am Ball zu bleiben; Lehrabgänger und Akademikerinnen, Handwerker und kaufmännische Angestellte, Kader und Berufseinstei gerinnen lernen neben- und miteinander. Der persönliche Weg zum Ziel: Der Weg zum Lernerfolg ist individuell. In Weiterbildungs- und Lernberatungen werden die Ziele geklärt und geeignete Lernmethoden und -formen aufgezeigt. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch immer mehr Personalchefs und Weiterbil dungsverantwortliche vertrauen darum auf den Slogan der EB Zürich:
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«Weiterbildung – wie ich sie will»
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Weiterbildung – wie ich sie will
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