Wege zur Weiterbildung Januar 2015 – #2
EBNAVI
(( digital überall
PQ
THEMA Weltklasse Zürich: Digitale Spitzenleistungen auf dem Nährboden der Schweizer Industrie 20 geschichte.
LEUTE Selfie: Sich selbst ins Bild nehmen hat eine lustvolle Tradition. Zehn Seiten voller Beispiele
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SERVICE Jobsuche: Sich digital präsentieren und mit ein paar Klicks den richtigen Job finden.
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EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser Ich hatte sie belächelt, die CD, als sie Ende 1982 auf den Markt kam: keine ernste Konkurrenz für Plattenliebhaber. Schlechte Tonqualität, zu kleines Cover. Immerhin: Sony-Vizechef Norio Ohga wollte, dass mindestens Beethovens 9. auf die Scheibe passt – und zwar nicht in der Einspielung von Karajan (66 Minuten), sondern in der von Wilhelm Furtwängler (74 Minuten). Ziemlich bald hörte ich auf, die CD zu belächeln, sie verdrängte die Analogplatte fast vollständig. Aber auch die CD scheint nur ein Übergangsformat zu sein. Die Frage, ob nun CD oder Schallplatte besser sei, stellt sich nicht mehr. Mit der Digitalisierung ist Musik nicht mehr an ein Medium gebunden, sie lässt sich aus den Wolken runterladen. Die Digitalisierung verändert nicht nur unseren Zugang zum Musikhören. Sie verändert unseren ganzen Alltag. Bis uns Drohnen Pakete nach Hause bringen, scheint es nicht mehr allzu lange zu dauern (➝ Seite 20). Lernen wird ortsunabhängiger, das eröffnet neue Möglichkeiten (➝ Seite 54). Und für Bewerbungen erstellt man schon heute am besten ein Online-Dossier (➝ Seite 66). Aber wem gehören die Daten, die zum Beispiel der Staat über uns erhebt? Nationalrat Balthasar Glättli und der Webunternehmer Hannes Gassert haben für uns diese Frage diskutiert (➝ Seite 12).
IMPRESSUM Herausgeber EB Zürich, Kantonale Berufsschule für Weiterbildung, Serge Schwarzenbach Redaktion Christian Kaiser, Fritz Keller (verantwortlich für diese Nummer), Guido Stalder Mitarbeit an dieser Nummer Marc Bodmer, Hazel Brugger, Erich Rebstein, Susanne Wagner Bilder Christine Bärlocher, Miriam Künzli, Reto Schlatter, Fabian Stürtz, zVg Illustrationen Eva Kläui, Jan Zablonier
Die Digitalisierung beschleunigt unseren Alltag. Mit unserem Magazin EB Navi #2 laden wir Sie ein, kurz innezuhalten und über Folgen und Konsequenzen nachzudenken.
Infografik (Seiten 58–60) Daniel Röttele Generative Gestaltung (Seiten 28–29) Hanna Züllig Gestaltung Giorgio Chiappa
PQ Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Bildungszentrum für Erwachsene BiZE Riesbachstrasse 11 8090 Zürich Telefon 0842 843 844 www.eb-zuerich.ch lernen@eb-zuerich.ch
Dabei wünsche ich Ihnen viel Vergnügen.
Auflage 27 000 Exemplare Druck FO-Fotorotar, Egg ISSN 2297-2307
Serge Schwarzenbach, Herausgeber
Titelbild Regula Michell: Digital I-Ging (# 1-1-2-3), Tusche auf Karo-Papier Abonnierung EB Navi: eb-navi@eb-zuerich.ch PERFOR MANCE
neutral Drucksache No. 01-14-492898 – www.myclimate.org © myclimate – The Climate Protection Partnership
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INHALT
Thema: digital überall
Service
8 Blick zurück Schon vor hundert Jahren schufen Phantasien technologische Wunderwelten
18 Serious Games Was man beim Spielen lernen kann
12 Open Data Daten seien das Öl des 21. Jahrhunderts, so wird gesagt. Wem gehört es? Nationalrat Balthasar Glättli und Webunternehmer Hannes Gassert im Gespräch 20 Digitale Zukunft Von Drohnen, die Pakete nach Hause bringen, und von Dingen, die sich digital verständigen 54 Lernen 2.0 Vom Blended Learning zu den Massive Open Online Courses: mit der Digitalisierung eröffnen sich für das Lernen völlig neue Möglichkeiten
30 Rahmenbilder ade Wie sich analoge Dias ins digitale Zeitalter retten lassen 32 Selber verlegen Ein eBook selber schreiben, publizieren und vermarkten 64 Sag es deinem Tagebuch Neben Moleskine gibt es Tagebücher-Apps für Handy oder Tablet
58 Die digitale Welt auf einen Blick Infografi k: Wo wir digital stehen und wo es digital hingeht
66 Digital Jobhunting Stellensuche im Netz: schnell und effi zient
Leute
Inspiration
6 Am Anfang war eine Online-Party Kursleiterin Madam Monorom kommunizierte schon immer gern übers Netz
35 Phishing for Compliments Spielend erraten, wie gut Sie Ihren Partner, Ihre Partnerin kennen
52 Fortsetzung im Netz Schriftsteller Jens Steiner, Gewinner des Schweizer Buchpreises 2013, stellte zu seinem Buch «Carambole» ein Zusatzkapitel auf seine Website
61 Auch SMS schreiben ist schreiben Slam-Poetry-Meisterin Hazel Brugger ist froh, dass Jugendiche wenigstens Kurzbotschaften verfassen
EB NAVI #2
Wussten Sie, was ein «Ussie» ist? Eine Bilderspur rund ums Selfie ab Seite 39
26 Im Schaufenster Neue 3D-Welten, geschaffen im Bildungsgang «3D-Visualisierung und -Animation»
70 Wer hat das gesagt? Quiz mit Zitaten von Prominenten
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Portfolio
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POR TR ÄT
Geteiltes Lernen ist doppeltes Lernen Gabriela von Wyl alias Madam Monorom schlägt vor, das Gespräch über Skype zu führen. Die Kursleiterin aus dem Bereich Web-Publishing hat viel zu tun. Und sie kennt sich aus mit modernen Tools. Als Quereinsteigerin verbindet sie Erfahrungen aus der analogen und der digitalen Zeit. Text Fritz Keller
Klick – die beiden Computer sind über Skype verbunden, das Gespräch kann beginnen. «Mein Einstieg in die digitale Kommunikation fand im Jahr 1998 statt», beginnt Monorom zu erzählen. «Da bestellte ich mir mein erste Mailadresse: gabriela@ access.ch. Die funktioniert heute nicht mehr.» Das Internet als solches fand sie eher langweilig, einfach nur Infos abzuholen, das war nicht ihr Ding. Aber noch im gleichen Jahr organisierte sie eine Online-Party mit DJ Viola auf einem Chat namens «Palace». An dieser Party konnte man mit einem Avatar teilnehmen, also einem Stellvertreter der eigenen Person, den man nach eigenen Wünschen gestalten konnte. «Diese Form der Kommunikation fand ich auf Anhieb passend zu mir», sagt Monorom. Der quirligen Frau mit den roten Haaren glaubt man das sofort.
lagen. Schnell erkannte Monorom, dass sie ihre bisherigen Berufserfahrungen in der Modebranche gut einbringen konnte. «Ich hatte immer auch Schaufenster gestaltet. Dieses Wissen über Farben und Formen konnte ich bei der Entwicklung von Websites gut umsetzen: Das sind die modernen Schaufenster.» Heute ist Madam Monorom selbstständige Webdesignerin. Dabei versteht sie sich in erster Linie als Frontend-Developer, das heisst, «ich bin für die visuelle Umsetzung und die Benutzerfreundlichkeit zuständig, dafür, wie sich eine Website auf dem Bildschirm präsentiert. Nutzerinnen und Nutzern sollen die gewünschten Informationen möglichst schnell finden. Das verlangt nach einer klaren Struktur der aufbereiteten Daten.» Wie diese Daten technisch an Datenbanken angebunden werden, das übernimmt das sogenannte Backend-Team. «Webdesign ist immer auf gutes Teamwork angewiesen.»
Analoge und digitale Schaufenster
Modetrends im Webdesign
Als ihr die Künstlergruppe etoy, bei der sie bis heute aktiv ist, eine Domain schenkte, auf der sie ihre eigene Website publizieren konnte, gab es für sie kein Halten mehr. «Ich wollte wissen, welche Möglichkeiten sich da auftun und wie ich mich einbringen kann.» In einem Kurs an der EB Zürich lernte sie die Grund6 EB NAVI #2
Was sind die Trends im Webdesign? Monorom schwenkt ihren Schal in den Bildschirm. «Immer wieder entwickeln sich globale (Mode-)Strömungen im Web, die man als Designer nicht ignorieren darf: FlashIntros, Blogs, Web 2.0 und Social Media sind Beispiele. Zurzeit wird die Welt flacher. ‹Form follows func-
ihren Bereich. «Der Schreiner investiert viele Jahre, tion› erlebt ein Revival, ‹Flat Design› ist angesagt, bis er perfekt mit verschiedenen Hölzern umgehen möglichst minimalistische Gestaltung.» Zeitgemässe kann. Wenn sich das Wissen von heute auf morgen Websites müssten auf verschiedenen Endgeräten gut ändert, dann kann Perfektion nicht das Ziel sein.» lesbar sein. «Und ausserdem navigieren wir immer Vielmehr müsse man schnell darauf reagieren, was mehr mit Gesten, das spielt auch eine grosse Rolle.» auf einen zukomme. «Mir gefällt das, so sind wir Es klingelt. Monorom fragt, ob sie auf den Handynah am Leben», sagt sie. Ihr Blick geht zur Uhr. anruf reagieren könne. Nach kurzer Zeit sitzt sie «Reicht das für den Moment?», fragt sie mit einem wieder vor dem Bildschirm. «Was mich nach wie vor Lächeln. Es reicht für den Moment. fasziniert in der digitalisierten Welt, ist die Möglichkeit, mich zu vernetzen und mein Wissen mit anderen Klick – die Computer sind getrennt, die Aufzeichzu teilen. Teilen gehört für mich unabdingbar zum nung beginnt. n Lernen.» Dass der Sharing-Gedanke so wichtig sei, habe auch damit zu tun, dass sich die Technologie heute so schnell entwickle. «Auf sich allein gestellt, steht man auf verlorenem Posten.» So holt sie sich gerne zum Beispiel auf codeAUF KURS BLEIBEN cademy.com nützliche Informationen, Web-Design mit CSS: Grundlagen lädt gleichzeitig Erfahrungsberichte auf Elegantes Design mit Cascading Style Sheets ihre Website intensivstation.ch, wo sie alHTML5, CSS3 und Responsive Design len Interessierten zugänglich sind. «GeInnovatives und zukunftssicheres Webdesign ben und Nehmen gehört zum Lernen.» Bildungsgang «Web-Publisher EB Zürich» Work in Progress statt Perfektion Websites von Grund auf konzipieren und produzieren Der Umgang mit Wissen ist in der digitalen Welt ein anderer geworden. Davon Anmelden: eb-zuerich.ch/digital ist Monorom überzeugt, mindestens für
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TROUVAILLE
Die Zukunft vor hundert Jahren
des Departements Informatik der
Vor 100 Jahren prognostizierte man etwas Wunderbares: Das Mobiltelefon. Damit würden dann nicht nur Kanzler und Monarchen ihre Geschäfte aus der Ferne erledigen können, sondern mit ihm würde auch die Glückszeit der Liebe eintreten – denn forthin wüssten die Ehepaare stets, was der Partner gerade tut. Die Technikprognosen vergangener Zeiten verhiessen noch manch anderes Phantastisches: Lehrmaschinen ersetzen Pädagogen, Farbfaxgeräte und Bildtelefone finden sich in jeder Wohnung und Haushaltsroboter erledigen den Abwasch und servieren Kaffeee. Nur das Web, E-Commerce, Suchmaschinen, SMS, Spielkonsolen, Blogs, Ebay, Fotohandys . . . also all die Segnungen des Informationszeitalters scheint praktisch niemand vorhergesehen zu haben. Oder doch?
ETH Zürich, hat die technischen
Mobile Antenne am Hut
Science-Fiction der Vergangenheit: Prof. Dr. Friedemann Mattern, Leiter
Phantasien vor hundert Jahren zusammengetragen (in «Die Informatisierung des Alltags»). Hier einige Leckerbissen, garniert mit zeitgenössischen Illustrationen.
Text Friedemann Mattern 8 EB NAVI #2
Vor gut hundert Jahren wurde es populär, sich das Jahr 2000 recht phantasievoll auszumalen – zum Beispiel auf bunten Sammelbildern, die als Werbemittel für Kaufhäuser oder teure Genussmittel dienten, oder auf Postkarten, die auf der Pariser Weltausstellung von 1900 zu haben waren. Es handelte sich dabei um meist eher naive Karikaturen, die dem Betrachter wundersame zukünftige Fluggeräte, merkwürdige Sportarten oder die Mechanisierung aller möglichen Tätigkeiten vor Augen führten. Natürlich spielten auch neuere technische Errungenschaften wie die Elektrizität, die Funktelegraphie, das Grammophon und das Telefon in diesen Zukunftsphantasien eine grosse Rolle. So entstand beispielsweise nicht nur ein Büro-Dik
Abbildung 1
tiergerät für den Direktor, sondern auch das «Cinema-Phono-Telescope», eine Mischung aus Bildtelefon und VirtualReality-Einrichtung, das von einem Operateur zu bedienen war und offenbar Videokonferenzen ermöglichen sollte (➝ Abb. 1). Die wundersame Verwendung der drahtlosen Telegraphie im Zukunftsalltag wurde 1906 in einer Karikatur nett und spöttisch so dargestellt: Ein Mann und eine Frau im Park, die ihren persönlichen DIGITAL ÜBERALL 9
Abbildung 2
Abbildung 3
portabeln und drahtlosen Telgraphen apparat (mit mobiler Antenne am Hut) etwa so nutzen, wie man heute seine SMS-Nachrichten liest. Die beiden kommunizieren übrigens nicht miteinander – sie empfängt gerade mit verzücktem Gesicht eine Nachricht von ihrem weit entfernten Liebsten, während er ge-
BUCHTIPPS
Friedemann Mattern (Hrsg.) Die Informatisierung des Alltags – Leben in smarten Umgebungen Springer-Verlag, Berlin, 2007
Arthur Brehmer (Hrsg.) Die Welt in 100 Jahren Olms-Verlag, Hildesheim, 2010
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Abbildung 4
spannt die Ergebnisse des Pferderennens verfolgt (➝ Abb. 2). Eine weitere Karikatur zeigt die damalige Vorstellung des Teleshopping (➝ Abb. 3).
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voneinenader getrennt sein, selbst wenn sie Hundert und Tausende Meilen von einander entfernt sind. Sie werden sich immer sehen, immer sprechen, kurzum, es wird die Glückszeit der Liebe angebrochen sein.» Die Vision des Autors zum drahtlos umsorgten Menschen der Zukunft geht aber noch weiter: «Auf seinem Wege ins Geschäft wird er sich nur mit der gesprochenen Zeitung in Verbindung zu setzen brauchen, und er wird alle Tagesneuigkeiten, alle politischen Ereignisse und alle Kurse erfahren, nach denen er verlangt.» Eines jedenfalls schien gewiss: Wenn schliesslich auch der «gewöhnliche Sterbliche» einen solchen Apparat nutzt, «dann werden dessen Lebensgewohnheiten dadurch noch weit mehr beeinflusst werden, als sie dies schon jetzt durch die Einführung unseres gewöhnlichen Telephones geworden sind.» (➝ Abb. 4)
Glückszeit der Liebe
Im Jahre 1910 erschien ein aus heutiger Sicht bemerkenswertes Buch mit dem Titel «Die Welt in 100 Jahren». Es heisst dort: «Es wird jedermann sein eigenes Taschentelephon haben, durch welches er sich, mit wem er will, wird verbinden können, einerlei, wo er auch ist, ob auf der See, ob in den Bergen, dem durch die Luft gleitenden Aeroplan oder dem in der Tiefe der See dahinfahrenden Unterseeboot.» Das Taschentelephon würde trotz seiner Kompliziertheit ein Wunder der Kleinmechanik sein, nicht grösser als eine Pillenschachtel. Weiter heisst es: «Auch auf die Ehe und die Liebe wird der Einfluss der drahtlosen Telgraphie ein ausserordentlicher sein. Künftighin wird sich die leibliche Gattin stets davon überzeugen können, was ihr Herr Gemahl treibt; aber auch der Herr Gemahl wird ganz genau wissen, wie und ob seine Gattin nur an ihn denkt. Liebespaare und Ehepaare werden nie
Die Stimme von irgendwo
Der britische Physiker Edward Ayrton schrieb 1889: «Einst wird kommen der Tag, da wird das Menschenkind, das mit dem Freund zu sprechen wünscht und
nicht weiss, wo er sich befindet, mit elektrischer Stimme rufen, die allein nur jener hört, der das gleichgestimmte elektrische Ohr besitzt. Er wird rufen: ‹Wo bist Du?› und die Antwort wird erklingen in sein Ohr: ‹Ich bin in der Tiefe des Bergwerks, auf dem Gipfel der Anden oder auf dem weiten Ozean›. Oder vielleicht wird auch keine Stimme antworten, und dann weiss er: Sein Freund ist tot.» Einen der ersten Versuche, nicht rein spekulativ, sondern auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Zukunft zu blicken, stellt das 1927 erschienene Buch «Technik und Mensch im Jahre 2000» des Ingenieurs Anton Lübke dar. Zeitungen gibt es für ihn in Zukunft nicht mehr: «Die Verleger haben sich längst geholfen mit dem elektrischen Fernseher, den sie an ihre Abonnenten verleihen. Ein kleines Pult, das eine Michglasscheibe bedeckt, erstrahlt im Licht. Man sieht Buchstaben, das Neueste vom Tage, Leitartikel, Feuilletons in reicher Auswahl, vielleicht auch bewegliche Bilder im Texte verstreut.» Informationen von allgemeinem Interesse werden darüber hinaus auf öffentlichen Gross-Videowänden dargestellt (➝ Abb. 5). ■ DIGITAL ÜBERALL 11
DIGITAL ÜBER ALL
Wissen teilen, statt monopolisieren Mehr Markt oder mehr Regulierung, mehr Speed oder weniger Tempo, mehr Risiko oder mehr Sicherheit? Nationalrat Balthasar Glättli und der Webunternehmer Hannes Gassert sind sich im Gespräch nicht immer einig, in welche Richtung es gehen soll. Gemeinsam aber plädieren sie dafür, dass die vom Staat erhobenen Daten frei zugänglich sein müssen.
Moderation Fritz Keller, Christian Kaiser Bilder Christine Bärlocher
Balthasar Glättli, als Nationalrat der Grünen Partei gehören Sie zum Kernteam der parlamentarischen Gruppe für digitale Nachhaltigkeit. Was heisst digitale Nachhaltigkeit? Glättli: Ein grundlegendes Nachhaltigkeitsprinzip besagt, dass die Bedürfnisse aller und auch der kommenden Generationen berücksichtig werden müssen. Das versuchen wir, auf die Ebene der IT zu übertragen. Dabei geht es um die Frage, wie Wissen in Form von Daten auch in Zukunft verfügbar ist. Dafür braucht es drei Dinge. Erstens: Open Standards; sie stellen sicher, dass Daten später wieder gelesen werden können. Zweitens: Open Source; also die Offenlegung von Programmen. Drittens: Open Data; das heisst, die vom Staat erhobenen Daten müssen frei zugänglich sein. 12 EB NAVI #2
Hannes Gassert, Sie haben Informatik und Medien wissenschaften studiert. Heute sind Sie Unternehmer mit verschiedenen Startups im Webbereich, ausserdem Vizepräsident von opendata.ch. Einer Ihrer Leitsätze lautet: Technologie ist Kultur. Was meinen Sie damit? Gassert: Wir dürfen technologische Entwicklungen nicht unabhängig davon denken, was in der Gesellschaft, in der Kultur passiert. Technologie kommt nicht einfach aus einem luftleeren Raum, es wirken immer gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Strömungen zusammen. Im Silicon Valley trafen zum Beispiel die Nasa und die Hippie-Bewegung aufeinander; der Freiheitsgedanke und die Vorstellung von einer Zukunft mit verlockenden technischen Möglichkeiten prägen bis heute die Situation, in der wir uns befinden.
Wie beeinflusst die Kultur die Technologie konkret? Gassert: Hätten zum Beispiel die Chinesen den Computer erfunden, dann hätten wir keine Tastatur, weil man das chinesische Alphabet mit seinen vielen tausend Zeichen gar nicht auf eine Tastatur kriegt. Die Chinesen hätten wohl von Anfang an einen Stift für die Eingabe entwickelt. – Ob Hardware oder Software, das sind kulturelle Artefakte. Deshalb ist es auch wichtig, Fragen rund um die technologische Entwicklung interdisziplinär zu diskutieren. Für Sie beide ist Open Data ein wichtiges Thema. Was genau muss man darunter verstehen? Glättli: Open Data beruht auf der Idee, dass Wissen zu den wenigen Errungenschaften zählt, die mehr werden und nicht weniger, wenn man sie teilt. Wis
sen hat einen Nutzen für alle, Wissen sollte deshalb kein Privateigentum sein. Einen materiellen Gegenstand kann man nur einmal haben, derjenige der ihn besitzt, der profitiert davon. Heute versucht man über Patentgesetze und Gesetze zum geistigen Eigentum, Wissen zu privatisieren und unter das Dispositiv der Knappheit zu zwängen. Das ist der falsche Weg. Gassert: Unser Staat, der Bund, besitzt grosse Datensammlungen von herausragender Qualität, die er aber unter Verschluss hält. Das widerspricht dem Prinzip von Open Data. Einerseits aus der Perspektive einer Zivilgesellschaft, die wissen will, wofür ihre Steuern verwendet werden. Da geht es um Transparenz. Dann steckt in diesen Datensammlungen auch ein Potenzial an Wertschöpfung: Wenn man es wirtDIGITAL ÜBERALL 13
schaftlich nicht nutzt, dann verfällt es. Wenn hingegen mit diesen Daten gearbeitet werden kann, dann führt das zu einem Innovationsschub, weil neue Produkte entstehen. Glättli: Ganz wichtig: Open Data heisst keinesfalls, dass der Staat alle privaten Daten, die er über uns gesammelt hat, veröffentlichen muss. Wenn wir Open Data sagen, dann geht es um anonyme Daten, die einen Nutzen haben, sei das kulturell, wirtschaftlich oder für die Innovationsförderung. Schaut man sich Ihre Publikationen an, geht es nicht nur um ökonomische Dinge, Sie wollen auch die Welt verbessern? Wie? Gassert: Selbstverständlich muss man die Welt verbessern (lacht). Dafür muss man sie beschleunigen. Glättli: Ich bin für verlangsamen. Gassert: Die technologische Entwicklung kann man nicht aufhalten. Sich ihr in den Weg zu stellen, ist einfach nicht produktiv. Klar ist nicht alles gut, was machbar ist. Dass Technologie nicht nur viele Arbeitsplätze in Industrie und Produktion «aufgefressen» hat, sondern dies auch im Dienstleistungssektor tun wird, steht uns fraglos bevor. Das ist Teil der Beschleunigung. Aber dafür können wir uns auf die wirklich wichtigen Sachen konzentrieren. Dass der Produktionsgewinn nicht einfach dazu führt, dass wir alle arbeitslos sind, das muss das Ziel sein. Auch müssen wir uns dafür einsetzen, dass der Produktivitätsgewinn nicht noch mehr Raubbau an Mensch und Natur ist. Aber wenn man heute von der «economy of speed» spricht, laufen wir da nicht in eine Überforderung des Menschen hinein? Gassert: Der Mensch muss mitkommen, darauf müssen wir achten. Dass man nicht einfach den Menschen zum Instrument und zum Sklaven der
Maschine machen soll, da sind wir uns einig. So humanistisch sind wir alle eingestellt. Aber zu sagen, wir sind gefangen in einer sich immer beschleunigenden Wirtschaft und Technologie und wir müssen einen Schraubenschlüssel ins Zahnwerk der Technologie werfen, um stopp zu sagen, das ist keine Lösung. Das Stichwort Silicon Valley ist gefallen. 2013 hat der Stadtrat beschlossen, Zürich soll bis ins Jahr 2025 zum neuen Silicon Valley werden. Kann das funktio nieren? Gassert: Ein zweites Silicon Valley wird es nie und nirgends geben. Alle, die dieses Phänomen nachahmen wollen, sind auf dem falschen Weg, sie müssen etwas Neues erfinden. Was wir in Zürich dem Silicon Valley voraushaben, das ist die Kultur. Silicon Valley ist ein kulturloser Ort, verglichen mit hier. In Zürich ist all das, was in der Kreativwirtschaft in der Vergangenheit geschaffen wurde, ganz wichtig für die Zukunft. Da müssen wir anknüpfen. Wenn wir etwas vom Silicon Valley lernen können, dann ist es die Risikokultur, die dort gelebt wird. Das ist aber nochmals was ganz anderes. Sie denken an die Gründermentalität. Gassert: Das gehört sicher dazu, ja. Glättli: Bei uns herrscht eher eine Risikoaversion. Man finanziert gerne Dinge, von denen man weiss, dass sie eh erfolgreich sind. In diesem Zusammenhang finde ich das Buch «Kapital des Staates» von Mariana Mazzucato zentral, das die Frage stellt, wie Innovation funktioniert und welche Rolle der Staat hat. Ich glaube, der Staat muss die Grundlagen schaffen, gewissermassen das Biotop anlegen, auf dem Innovationen wachsen können. Das kann der Staat, weil er fähig ist, andere Risiken zu tragen als private Investoren.
Hannes Gassert, 33, studierte Informatik und Medienwissenschaften. Heute ist er als Unternehmer an der Schnittstelle zwischen Medien, Kultur und Technologie tätig. Als Mitgründer und Verwaltungsrat von Liip oder in Startups wie skim.com oder wemakeit.com ebenso wie als Strategieberater oder
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Gassert: Mazzucato fokussiert stark auf die wissenschaftliche Seite der langfristi Auch als Politiker muss ich gen Investitionen. Gerade in der Schweiz mir doch die Frage stellen: Welche haben wir natürlich eine ausgeprägte wissenschaftliche Community, aber wir Technologien sind demokratiefähig haben auch die kulturelle Community, und da kann auch viel an Wertschöpfung und geeignet, mit den Ideen der erzielt werden. menschlichen Freiheit in Deckung Glättli: Ich finde es korrekt, dass du den ökonomischen Nutzen erwähnst. Aber gebracht zu werden? man sollte nicht alles darauf reduzieren, dass es am Schluss auch noch eine gute balthasar glättli Rendite abwirft, sonst verpasst man etwas ganz Wesentliches. Gassert: Ja, aber sich dem Markt komWie soll sich das ändern? plett zu entziehen, das führt zu seltsamen KonstellaGassert: Der Staat soll nicht Datenhändler sein. Er tionen. Ich habe kürzlich einen Künstler kennen gemuss das Gemeingut, die Daten, die er erhebt, öffentlernt, der Unternehmer geworden ist, und er sagt imlich machen, damit alle damit arbeiten können. Eine mer: «Wir dürfen den Kapitalismus nicht den Banauf dem Allmend-Gedanken beruhende Lösung ist ken überlassen.» Das ist ein absolut wichtiger Punkt: viel wirksamer als das Einbunkern der Daten. Ziel Wir müssen das Kapital produktiv machen, das wir muss sein: produktiv machen, die Dinge ankurbeln haben. und beschleunigen, Steuereinnahmen generieren, die dann wieder verteilt werden können. Man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass die Glättli: Diese volkswirtschaftliche Sicht meint eben wertvollen Daten, die Sie zugänglich machen wollen, das Gegenteil von dem, was man im New Public Mamit Steuergeldern erhoben worden sind. Wenn man nagement praktizierte. Dort hatte man gesagt, jede diese Daten Internet-Unternehmern wie Herrn Gassert einzelne staatliche Abteilung ist auch eine Art kleines als Rohstoff zur Verfügung stellt, resultiert eine private Unternehmen, das versuchen muss, seine Produkte Rendite. Wer profitiert von Open Data? Und in welcher möglichst teuer zu verkaufen. Aber wenn man die Form fliesst der Gewinn zurück? Bürgerinnen und Bürger nur als Kunden sieht, und Gassert: Ich gebe ein Beispiel, wie es in der Schweiz bei den Daten nur an potenzielle Konsumenten funktioniert. Nehmen wir die Daten von den SBB. denkt, dann ist das falsches Schubladendenken. Offiziell kommt niemand an diese Daten heran. Wer hat zuerst vor Jahren diese Daten bekommen? Was sagen Sie denn dem Logistiker, wenn es ihn voraus Google. Weil nur Google die Macht hatte, um überall sichtlich schon in fünf, zehn Jahren nicht mehr braucht? zu weibeln, überall zu zahlen. Das System funktioGlättli: Eine Vision nicht nur des Sozialismus, sonniert offenbar so, dass der Mächtigste den Zugang dern schon der alten Griechen war es, den Menschen bekommt.
Balthasar Glättli, 42, studierte Philosophie und Germanistik. Seit 1992 ist er Mitglied der Grünen und war von 1998 bis zu seiner Wahl in den Nationalrat Gemeinderat in Zürich und von 1998 bis 2004 dort Fraktionschef der Grünen. Von 2004 bis 2008 war Glättli Ko-Präsident der Grünen Kanton Zü-
Vorstand von Opendata.ch und /ch/open setzt er sich für neue Technologien und langfristiges Denken ein. Open Government Data, Open Source und offene Standards sind für Gassert Treiber nachhaltiger Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft. Auf tagelangen Wanderungen ist er auch gerne mal offline.
rich. Er verfügt über vielfältige Berufserfahrungen im IT-Bereich und arbeitete unter anderem als Geschäftsführer von Solidarité sans frontières und als Kampagnenleiter beim Verband öffentliche Dienste VPOD. Luxus sind für Glättli die Momente, in denen er auf den Mailcheck verzichtet.
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von der Arbeit zu befreien. Befreiung von der Arbeit hat aber heute oft ein anderes Gesicht: das der Freistellung in die Arbeitslosigkeit. Das zeigt sich auch in der Debatte rund um das garantierte Grundeinkommen. Auf der einen Seite ist da die unterstützenswerte Vision, allen Menschen ein Leben in Würde zu erlauben, weil sie materiell abgesichert sind. Aus einer anderen Perspektive kann man kritisieren: Da werden die Leute einfach ruhig gestellt.
Mensch näher zusammenbringen kann, und zwar so, dass der Mensch im Zentrum steht. Glättli: Für mich wird die Auseinandersetzung darüber, was wir wollen, noch nicht richtig geführt, aus ser vielleicht von ein paar Technikphilosophen. Aber die Kultur, die hat sich diesem Thema noch gar nicht richtig angenommen. Sie hat noch nicht gefragt: Wohin geht die Reise, was hat das für Folgen. Auch als Politiker muss ich mir doch die Frage stellen, welche Technologien sind demokratiefähig und geeignet, mit den Ideen der menschlichen Freiheit in Deckung gebracht zu werden? Einerseits ist die Politik als kleines Subsystem noch nicht auf der Höhe der Zeit und als etwas grösseres Subsystem auch die Kultur noch nicht.
Haben Sie eine Vision, was mit der Digitalisierung noch alles auf uns zukommen könnte? Gassert: Ich bin ziemlich sicher, dass der PC, vor dem wir sitzen, in dieser Form verschwinden wird. Dass man vor einem Gerät sitzt, auf welches der ganze Arbeitsplatz genau ausgerichtet ist – ergonomisch in Anführungszeichen –, damit ich mich genau auf die Maschine konzentrieren kann, das ist vorbei. Die technologische Entwicklung Glättli: Das ist jetzt aber eine kleine Vision ... kann man nicht aufhalten. Gassert: Ja sicher, aber irgendwo muss man anfangen Selbstverständlich kann Sich ihr in den Weg zu stellen, es weitergehen. Ich kenne innovative For ist einfach nicht produktiv. Klar scher, die direkt im Hirn arbeiten, um für Leute mit Behinderungen Fortschritte zu ist nicht alles gut, was machbar ist. erzielen, dass sie wieder hören können, wieder reden, sich wieder bewegen. Das hannes gassert sind Visionen, wie man Technologie und 16 EB NAVI #2
Gassert: Wenn wir diese Debatte führen, werden wir über kurz oder lang zu neuen Ideen kommen. Zum Beispiel könnte es in Zukunft möglich werden, dass ich bei Wahlen meine Stimme nach Sachgebieten vergebe und nicht einfach eine Person mit einem Blankocheck ausstatte. Solche Systeme wären vielleicht komplizierter als das jetzige, aber sie würden den Weg zu einer direkteren Demokratie öffnen. Glättli: Das sind sicher spannende Möglichkeiten. Mir ist wichtig hinzuzufügen, dass in Zeiten von Big Data auch dem Querdenken eine wichtige Schlüsselfunktion zukommt. Die Technik entwickelt sich und doch braucht es das Menschliche darin, das Unerwartete, das Unwahrscheinlich, das Schräge. Kommen wir nochmals zurück auf den Allmend-Ge danken, den Sie immer wieder ins Spiel bringen, also den gemeinsamen Besitz von Daten und Wissen und de ren Verwertung. Ist das ein Ziel, das erreichbar ist? Glättli: Für mich ist das Problem im Moment, dass wir zwar eine Plattform-Ökonomie, eine SharingÖkonomie anstreben und aufbauen, die Allmend jedoch meist jemandem Privatem gehört. So gesehen ist das keine Allmend, sondern nur ein verlogenes Versprechen. Vorhin sagten Sie, der Staat könne helfen. Glättli: Mindestens braucht es jemand, der das reguliert. Natürlich kommt der Politiker immer damit,
das ist etwas vom wenigen was er kann, er kann regulieren und er kann verbieten. Aber er kann eventuell auch selber machen, und das ist vielleicht das, was heute zu kurz kommt. Entweder selber machen, oder es muss reguliert sein. Es kann doch nicht sein, dass Google als ein Hauptzugang auf extrem viel Wissen am Schluss einfach sagen kann: «Jetzt zensurieren wir ein bisschen oder stellen die Quelle XY ganz ab.» Gassert: Die Alternative zum blossen Regulieren ist das gemeinschaftliche Unternehmertum. Momentan sind zum Beispiel Datengenossenschaften am Entstehen. Die verwalten ihre Daten selber nach gewissen Prinzipien. Das ist ein Modell, bei dem die Partizipation einen hohen Stellenwert hat. Glättli: Stimmt, da ist nicht das Verwertungsinteresse des Investors im Zentrum, sondern alle haben eine Stimme. Gassert: Ja, das sind grundlegende Demokratiegedanken die da reinkommen, da braucht es an vielen Stellen ein Umdenken. Und vor allem auch ein neues Tun. Glättli: Das fände ich eine spannende Idee: Wir schreiben jetzt das Datenschutzgesetz so um, dass niemand die Daten eines andern bearbeiten darf, ausser der Betroffene mache in einer Form als Miteigner mit, gewissermassen als Zwangsaktionär. Das wäre doch eine Vision. n
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AUF KURS BLEIBEN
SERIOUS GAMES
Schöne neue Welt Videospiele sind das erste rein digitale Unterhaltungsmedium und prägen das Bild der Zukunft mit. Marc Bodmer, Experte für digitale Medienkompetenz und Kursleiter an der EB Zürich, präsentiert eine spezielle Auswahl.
Jenseits von Tamagotchi
Tomodachi ist das japanische Wort für Freunde. In «Tomodachi Life» sind diese virtueller Natur, leben auf einer Insel und heissen Miis. Man kann sie von Grund auf und mit einer Porträtfotografie kre ieren, mit eigenen Stimmen und Bedürfnissen wie Essen oder Sichkleiden. Je mehr Miis das Eiland bevölkern, desto interessanter und unberechenbarer werden ihre Interaktionen. Man agiert als eine Art Social Coach – mit beschränktem Einfluss. Das Ganze entwickelt eine unterhaltsame Eigendynamik, die zu ziemlich eigenwilligen Situationen führt. ➝ Tomodachi Life. Nintendo 3DS
Games – virtuelle Welten, fremde Welten Wie nützlich oder gefährlich Video-Games sind Round Table: Gamen – Spass oder Sucht Erfahrungsaustausch für Berufsbildende Mobiles Lernen in der Erwachsenenbildung Mit Smartphones und Tablets unterrichten Soziale Medien gezielt nutzen Individuelles Lernen mit Social Media Anmelden: eb-zuerich.ch/digital
Das digitale Herz der Stadt
In fünf bis zehn Jahren werden «smarte» Städte ein zentrales Betriebssystem haben: «Es ist der effizienteste Weg», sagt Thomas Geffroyd, verantwortlich für den Inhalt des Actionsspiels «Watch Dogs». Man schlüpft in die Rolle eines rabiaten Hackers, der die vernetzte Stadt zu seinen Gunsten nutzt und auch als Waffe einsetzt. Drei Jahre Forschung und Zusammenarbeit mit Sicherheitsexperten von Firmen wie Kapersky sorgen für eine bedrohliche Vision und zeichnen Schattenseiten der Digitalisierung. ➝ Watch Dogs. PlayStation 4, PlayStation 3, Xbox One, Wii U, Xbox 360, Windows
Überwachungsstaat pur
Willkommen in Arstotzka – oder wohl eher doch nicht. Nach sechs Jahren Krieg «öffnet» die kommunistische Diktatur ihre Grenzen für rückkehrende Bürger. Als Immigrationsbeamter muss man die vorgelegten Dokumente überprüfen. Bezahlt wird man im Akkord, aber Fehler können fatal sein – für einen selber oder die Familie. «Papers, please» ist eine zynische Vision, in der staatliche Kontrolle keine Grenzen kennt. Das Game ist in einer nostalgischen Pixelgrafik gehalten und wartet mit zwanzig verschiedenen Enden auf. Lucas Pope wurde dafür international mehrfach preisgekrönt. ➝ Papers, Please. Windows, Mac und Linux
Klassiker wird futuristisch
Interaktives Buch oder Game? Jules Vernes Klassiker «In 80 Tagen um die Welt» wird neu in eine Steampunk-Welt versetzt. Da treffen Roboter, futuristische Fliegapparte und ein viktorianisches Gesellschaftsmodell aufeinander. Als Passepartout stehen einem ein paar tausend Britische Pfund Reisebudget zur Verfügung. Fortzu gilt es, die Reise und Routen zu planen, die das ungleiche Paar rund um den Globus bringt. Dabei muss man vielerlei im Auge behalten wie die Gesundheit von Phileas Fogg oder unberechenbare neue Bekanntschaften. ➝ 80 Days. iOS 18 EB NAVI #2
Marc Bodmer ist Jurist, Journalist und Experte für digitale Medienkompetenz. Unter anderem berät er Schulen, Eltern und Behörden im Umgang mit digitalen Medien. An der EB Zürich zeigt er im Kurs «Games – virtuelle Welten, fremde Welten» die Chancen und Gefahren für Ausbildende und Erziehende. Bodmer ist verheiratet und Vater eines zehnjährigen Sohnes.
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Zürich und Winterthur erfinden die digitale Zukunft
Zürich-Oerlikon ist ein Hotspot der Schweizer Industriegeschichte – und dürfte bald wieder international abheben. Unzählige Arbeiter stellten am Eisenbahn-Knotenpunkt Oerlikon während Generationen «Swiss Quality» her: Maschinen, Lokomotiven, Werkzeuge. Die legendäre «Krokodil»-Lokomotive stammte von hier, auf der benachbarten SBB-Strecke fanden wegweisende Versuche zur Elektrifizierung der Bahn statt. Inzwischen sind die Industriehallen grösstenteils abgebrochen. Im Frühling 2012 gab es beim Bahnhof Oerlikon eine spektakuläre Aktion. Das grosse ehemalige Verwaltungsgebäude der Maschinenfabrik Oerlikon MFO wurde um sechzig Meter verschoben, live übertragen vom Fernsehen. Das ist doppelt symbolträchtig: Das Gebäude war längst umgenutzt und bloss noch ein Zeuge der einst stolzen Industrie. Und Platz machen musste es für zusätzliche Bahngleise. Kleine Flugobjekte ganz gross
Jetzt bauen einige Schritte weiter wieder Top-Entwickler an einer Technik der Zukunft. Sie entwickeln Drohnen, die selbstständig starten, fliegen, landen und sogar «sehen» können. Das Team von Uni-Professor Davide Scaramuzza arbei-
Die Zukunft liegt vor unserer Haustüre: An der Uni Zürich entwickelt ein Forschungs team die neusten Drohnen – Amazon ist sehr interessiert. In Winterthur ist ein junges
tet in einem unscheinbaren Bürogebäude gleich neben der SBB-Linie. Der lange Korridor im dritten Stock ist auf beiden Seiten zugepflastert mit grossen Schaurahmen, die von wuselndem Forschergeist zeugen. Arbeiten über Navigationssysteme sind dargestellt, Aspekte der Flugsteuerung, mit vielen grafischen Darstellungen. Dazwischen stolz eine Urkunde: Drei Mitglieder der Forschungsgruppe haben kürzlich einen Innovationspreis für Roboter-Technologie in München gewonnen. Davide Scaramuzza selber erhielt den «early carreer award» des internationalen Berufsverbandes IEEE. Ganze 170 Gramm leicht sind die preisgekrönten Drohnen, ihr Durchmesser ist 18 Zentimeter. «Sehen» können sie dank Kameras, mit denen sie ihre Umgebung selber erkunden, eigene Karten erstellen und sich orientieren. Damit sind sie unabhängig vom Navigationssystem GPS und können auch im Innern von Gebäuden funktionieren. «Das ist entscheidend, wenn sie in einem Katastrophengebiet arbeiten», sagt der 32-jährige Professor. Die cleveren Drohnen können aus der Luft einem Bagger Befehle geben, wo er welche Hindernisse wegräumen oder umfahren soll.
Uni-Professor Davide Scaramuzza mit einer Drohne auf Testflug. Seine Entwicklungen werden weltweit beachtet.
Unternehmen daran, die Dinge digital mit einander reden zu lassen. und verblüfft die internationale Fachwelt. Und nochmals in Zürich befassen sich Künstler und Denker damit, wie wir diese Veränderungen gesellschaftlich aufnehmen werden. Ein regionaler Rundgang durch die Zukunft.
Text Guido Stalder 20 EB NAVI #2
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Professor Scaramuzza hält sein Smartphone in die Höhe. «Ohne das hier», sagt er, «wären unsere Drohnen gar nicht möglich.» Die Smartphone-Industrie hat exakt diejenigen Teile kleiner, billiger und schneller gemacht, die Scaramuzza braucht: Mikrochips, Bewegungssensoren, Kameras und Batterien. Und die Entwicklung läuft weiter. Amazon was here
Im Aufenthaltsraum liegt die Fachzeitschrift «Robotics & Automation» auf – aktuelle Titelgeschichte ist die Arbeit des Teams Scaramuzza. In einem Wandregal lagern Teile von humanoiden Robotern, wie ein Ersatzteillager von «Toy Story». Es sind die Überreste der zweiten TopForschergruppe der Universität Zürich, die bis vor wenigen Monaten hier war: Rolf Pfeifers Team, berühmt geworden durch den Roboter «Roboy». Professor Pfeifer ist inzwischen pensioniert und nach Asien ausgewandert, sein «Roboy» nach Deutschland. An Pfeifers ehe maligem Büro hängt noch immer sein Namensschild. Praktische Anwendungen für die Drohnen aus Zürich-Oerlikon werden konkret: Die internationale Atomenergiebehörde in Wien pfüft, ob man damit in den Katastrophen-Atomkraftwerken Fukushima oder Tschernobyl gefahrlos Radioaktivität messen könnte. Kantonale Polizeikorps überlegen sich ihren Einsatz genauso wie die schweizerische Rettungsflugwacht Rega. In den letzten Monaten erhielt das Drohnen-Team mehrfach speziellen Besuch. Vertreter von Amazon waren gleich dreimal hier, um sich über die neusten Entwicklungen zu informieren. Amazon und Google konkurrieren darum, wer schneller so weit ist, Pakete aus der Luft zu verteilen. Diese Pläne seien sehr seriös, sagt Scaramuzza, und würden bald Realität. Die Amazon-Leute waren so angetan von der Arbeit der Zürcher Forscher, dass sie einen von ihnen gleich mitnahmen. Er arbeitet jetzt für sie.
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Dinge werden wie Butler
Digital-Entwickler Matthias Aebi (rechts) demonstriert einem Kunden seine Benutzeroberfläche, Sie verbindet Gegenstände digital miteinander.
Zweiter Hotspot: Winterthur, SulzerStadt. Die Firma «Dizmo», die Digitalgeschichte schreiben könnte, befindet sich aber nicht im ehemaligen Sulzer-Areal, sondern etwas ausserhalb des Stadt zentrums in Museumsumgebung. Ein beschauliches Wohnquartier, mit schmiedeisernen Gartengittern, Steinmäuerchen und Efeuranken. Der «Dizmo»-Sitz selber gäbe mit seinem Backstein- und Riegelgebäude mitsamt englischem Garten eine perfekte Kulisse für einen barocken Kostümfilm. «Dizmo» ist eine Wortschöpfung aus «gizmo» (englisch für Ding) und digital, also ein «digitales Ding». Diese «digitalen Dinge» können alles sein, was man im Alltag braucht: einfache Notizzettel, Fernbedienungen, die eigene Facebook-Seite, Wikipedia, Waschmaschine, Kühlschrank, Heizung, Lampen, Agenda, Telefon. Gründer und Geschäftsleiter Matthias Aebi hat mit seinen vier Mitarbeitern eine Computer-Oberfläche geschaffen, auf der die «Dizmos» abgebildet sind und behandelt werden können wie reale Gegenstände. Man kann sie verschieben, drehen, stapeln, aneinanderkoppeln. Und vor allem: miteinander verbinden und auf eigene Wünsche einstellen. Eine Lampe im Wohnzimmer meldet dann mit einer anderen Farbe, wenn die Wäsche fertig ist. Oder die Heizung im Werkraum schaltet tiefer, sobald sich eine Viertelstunde lang niemand mehr darin aufhält. Wenn man Inches in Meter umrechnen will oder englische Pfund in Schweizer Franken: Das Umrechner-«Dizmo» ans Zahlen dokument-«Dizmo» schieben, und schon arbeiten die beiden miteinander. Die Anwendungen sind unbegrenzt. Matthias Aebi: «Die Geräte sollen sein wie ein Butler. Sie kennen meine Vorlieben, handeln von sich aus und vorausschauend.» Gleichzeitig behält man jederzeit die Kontrolle: «Unsere Umgebung soll smart sein, aber nicht überschlau.» Es funktioniert auf allen erdenklichen Oberflächen, auf Computer-Bild-
schirmen, Tablet, Smartphone. Möglich sind verschiedenste Eingabe-Techniken: Touch-Screen, Kontroll-Stift, auch Gesten und Sprachsteuerung. Sogar mit der «old fashioned» Computer-Maus geht es, sagt das Werbe-Video. Und man kann von jeder Oberfläche auf jede andere wechseln. Die einzelnen «Dizmos» entwickeln freie Entwickler oder die Gerätehersteller selber (eine einfache Sache, sagt Aebi), den Rest übernimmt die Software. Schon oft Vorreiter
Matthias Aebi ist kein Computer-Freak, der sich in unrealistische Träume verirrt, sondern ein Vordenker der Szene. Schon vor zwanzig Jahren lancierte er mit Internet Access den ersten kommerziellen Internetprovider der Schweiz. Er verkaufte ihn an DiAx, die heutige Sunrise. Fast gleichzeitig präsentierte er eine WebmailLösung, die aber am Markt nicht ankam. Und bereits 2003 entwickelte er ein Tool, um online Fotos zu verwalten und zu teilen. Aebis Problem: Er war der Zeit voraus, den Profit machten nachher Andere wie Hotmail oder Flickr. Wer zu früh kommt, den bestraft manchmal das Leben.
Die Fachwelt interessiert sich sehr für «Dizmo», und sie lässt es sich auch etwas kosten. Schon eine Aktion über den weltweit grössten Crowdfunding-Anbieter «Kickstarter» brachte innert kurzer Zeit mehr ein als erhofft. Und im in den letzten 18 Monaten investierten drei Schweizer Investoren gut zwei Millionen in die Winterthurer Entwicklung. Inzwischen ist «Dizmo» auf dem Markt, die praktischen Anwendungen vermehren sich laufend. Beim offiziellen Start Mitte Oktober waren die ersten hundert freien Lizenzen in wenigen Stunden weg. Hunderte von Benutzern rund um den Globus haben «Dizmo» inzwischen heruntergeladen. Offensichtlich, so Matthias Aebi, kämen sie auf Anhieb sehr gut damit zurecht: «Technologie ist für uns dann am besten, wenn man sie ohne Lernaufwand nutzen kann.» Wenn es funktioniert, kommt dann der goldene Verkauf an einen Grossen der Branche? Matthias Aebi: «Ich werde ‹Dizmo› sicher nicht leiten, bis ich siebzig bin.» Er verweist auf Klaus Wellershoff, den langjährigen Chef-Ökonomen der UBS und heutigen Inhaber eines eigenen Beratungsunternehmens. Die kleinen DIGITAL ÜBERALL 23
AUTOMATION IN AUTOMOTION Firmen, so Wellershoff, sollten die Innovationen liefern, und die Grossen nachher konstante Qualität und günstige Preise für alle garantieren. Falls das mit «Dizmo» so funktioniert, können wir uns darauf freuen, von Matthias Aebi in einigen Jahren wieder mit etwas Bahnbrechendem überrascht zu werden. Wie man das mental hinkriegt
Letzte Station unseres Rundgangs: wieder in Zürich, Museum Bärengasse. Gleich hinter dem Paradeplatz, Inbegriff des Finanzplatzes Schweiz. Die Banken, sagen verschiedene Zukunftsprognosen, werden viele Stellen abbauen, weil ihre Dienstleistungen durch digitale Services ersetzt werden. Algorithmen übernehmen Beratungsgespräche. Vor dem Museum Bärengasse wartet eine kleine Gruppe auf die Führung durch die Ausstellung «Die Zukunft ist unser». Sie beschäftigt sich damit, wie wir künftig essen, arbeiten, wohnen, alt werden. Der Think Tank W.I.R.E. (an dem ETH und Universität Zürich beteiligt sind) stellt dabei eher Fragen, als fertige Prognosen zu stellen. Man habe immer mehr Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten, sagt Kuratorin Senem Wicki. Die Hauptfrage sei oft: «Will ich das oder will ich das nicht?». Man solle die Zukunft aktiv gestalten, statt sie einfach hinzunehmen. Als Willkommensdrink gibt es einen Fruchtsaft – in einem Reagenzglas, das man aus einem Laborhalter nehmen kann. Die Zukunft der Nahrung lässt
BUCHTIPP
W.I.R.E. (Hsg.) Die Zukunft ist unser – Szenarien für den Alltag von übermorgen Zeitschrift Abstrakt No 13 Verlag NZZ, Zürich, 2014
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grüssen. Und die Hauptfrage schwingt gleich mit: Will ich das, aus einem Reagenzglas trinken? Unabhängig, funktional, lustvoll
Künstlich gegen natürlich, funktional gegen lustvoll: Diese Gegensätze ziehen sich durch die ganze Ausstellung. Und was ist denn eigentlich Lebensqualität? Dank fortgeschrittener Technik autonom sein, Nahrungsmittel selber anbauen, seine Dinge aus dem eigenen 3D-Drucker produzieren? Oder sich einen Liebesroboter halten, den man bequem auf sich selber programmieren kann? Eine absurde Vorstellung? Mehr als ein Drittel der Schweizer Erwachsenen kann sich eine emotionale Beziehung zwischen Mensch und Maschine vorstellen. Das zeigt eine Umfrage im Juni 2014 unter Leitung des Luzerner Zukunftsforschers Georges T. Roos. Bei den Unter-Dreissigjährigen ist es beinahe die Hälfte. In der Begleitpublikation zur Ausstellung (➝ Buchtipp) ist ein exemplarischer Lebenslauf dargestellt, durchaus provokant. Danach verliebt man sich tatsächlich zwischen zehn und zwanzig Jahren erstmals in eine künstliche Intelligenz. Das erste Kind wird nach fünfzig geboren, das zweite nach achtzig (in künstlichen Gebärmüttern). So gegen hundert wird das Gehirn transplantiert, wegen zunehmender Demenz. Und mit hundertzwanzig gibt es das Lebensabschiedsfest, gefolgt vom Download der Erinnerungen auf eine digitale Gedenkstätte für die Angehörigen. Kann man die Zukunft eigentlich trainieren? In gewisser Weise schon, sagt Kuratorin Senem Wicki. Das Hauptproblem sei ja, dass man in der Flut der Möglichkeiten unterzugehen drohe. Wicki: «Man braucht einen guten Filter, womit man sich auseinandersetzen will.» Man könne sich Reflexionsräume schaffen – Zeiten, in denen man sich zurückzieht. Und sich überlegt, wie man die Zukunft aktiv gestalten will. n
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SCHAUFENSTER
Visualisiert und animiert Draumur von Jasmin Schierle, 22, Hochbauzeichnerin, Tanzlehrerin
In unserer Rubrik «Schaufenster» stellen wir Kursteilnehmende der EB Zürich mit Werken aus ihren Ausbildungen vor. Den Start machen Diplomarbeiten aus dem Bildungsgang 3D-Visualisierung und -Animation. Zu sehen sind die Videos unter eb-zuerich.ch/blog/abschlussarbeiten.
Steiacher von Monica Lopez, 31, Hochbauzeichnerin «Meine 3D-Diplomarbeit ist eine Architektur-Visualisierung: Ich habe die Wohnbausiedlung ‹Steiacher› in Mumpf (Kanton Argau) ausgewählt, an der ich als Hochbauzeichnerin und Projektleiterin selber beteiligt bin. Im 3D-Bildungsgang habe ich natürlich verschiedenste Animationen ausprobiert und bin dann doch bei meinem Stammthema geblieben. Möglicherweise kauft mir der Investor der Siedlung die Arbeit ab, um sie für die Vermarktung der Wohnungen zu verwenden. Die Ausbildung war sehr lehrreich, aber auch anspruchsvoll. Andere Teilnehmer haben dafür das Arbeitspensum reduziert. Das lag bei meinem Arbeitgeber nicht drin.»
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Delta Tower von Thomas Redecker, 39, Kunststofftechnologe «Ich pendle beruflich zwischen Kunststofftechnologie, Foto-/Bildbearbeitung, 3D-Druck und jetzt eben auch noch 3DVisualisierung und -Animation. Für meine Diplomarbeit habe ich etwas daraus gewählt, den 3D-Drucker ‹Delta Tower›. Bei mir steht natürlich auch einer davon, und der arbeitet hochpräzise – beste Schweizer Qualität. Die zweijährige Ausbildung brauchte viel Disziplin und Durchhaltevermögen, und Murphys Gesetz stimmt schon: ‹Alles was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.› Aber irgendwie ging es immer weiter. Geholfen haben dabei die Dozenten genauso wie die Kolleginnen und Kollegen.»
Supersort von Roland Weidmann, 36, Geomatiker
The Rabbit von Patrizia Wittmer, 30, Grafikerin Print / Web
«Ich war schon erstaunt zu sehen, dass man mit 3D-Technik fast alles machen kann. Aber so lange am PC zu sitzen, bin ich mir nicht gewohnt: Ich arbeite als Geomatiker, da bin ich die Hälfte der Arbeitszeit draussen, mache Messungen und kümmere mich um Maschinen. ‹Supersort› ist die Maschine, die in der Deponie in Lufingen bei Kloten im Einsatz ist. In meiner Diplomarbeit habe ich Drohnen-Aufnahmen der Deponie verwendet, und auf der anderen Seite auch das Innenleben der Maschine animiert. Wir waren an der EB Zürich eine super Gruppe, ich habe mich immer auf den Freitagnachmittag gefreut.»
«Ich fand ‹Wenn schon, denn schon› und versuchte mich an einer CharakterAnimation. Dass ich mir damit nicht gerade die leichteste Aufgabe gestellt habe, war mir schon im Vorhinein klar. Um die Renderzeit etwas in Grenzen zu halten, habe ich mich für einen trickfilmartigen Stil entschieden. Und trotzdem hat mein Rechner zwischendurch nicht mehr mithalten können. Aber es hat riesigen Spass gemacht, meinen Figuren Leben einzuhauchen. Die zwei Jahre an der EB Zürich waren extrem schnell vorbei – schade eigentlich! Aber ich habe bereits die nächste Weiterbildung in Angriff genommen: Kommunikationsund Interaction-Design an der Höheren Fachschule in Bern.»
«Mich hat ‹Kosmonaut› sofort gepackt, eine Charakter-Animation aus einem früheren Bildungsgang. Ich sagte mir: Das will ich auch können. In ‹Draumur› erzähle ich die Geschichte eines träumenden isländischen Malers. Dafür habe ich monatelang am Computer modelliert und animiert – und erst am Schluss gesehen, dass es wirklich passt. Die Ausbildung an der EB Zürich war sehr vielseitig, man hat einen Überblick über die vielen Techniken erhalten. Jetzt will ich noch einen Schritt weitergehen: Inzwischen wohne ich in Berlin, suche mir einen Job in der 3D-Branche und bereite mich auf die nächste Weiterbildung vor.»
Fightopus von Fabian Amstalden, 35, Grafikdesigner, Mikrotechnik-Ingenieur «Das Schönste ist, wenn die Leute an den richtigen Stellen lachen. Dann weiss man, dass die Charakter-Animation funktioniert hat. In maximal drei Sekunden muss die Figur klar sein und der entscheidende Funken springen. Auch die Dramaturgie muss stimmen, damit die Story wirklich lustig wird. Das frisst sehr viel Zeit, der man irgendwann eine Deadline setzen muss – auch wenn man alles noch schöner, noch emotionaler machen könnte. Im Bildungsgang haben wir viele Programme und Techniken kennen gelernt. Das kann ich perfekt auf meine berufliche Situation übertragen und den Weg vom Techniker zum Grafiker weitergehen.»
AUF KURS BLEIBEN 3D-Grundlagen Einstieg/ Aufbau / Beratung Einfache 3D-Bilder und -Filme erstellen 3D Figuren animieren /Architektur visualisieren Konkrete Anwendungen realisieren Bildungsgang 3D-Visualisierung und -Animation Umfassende Ausbildung mit neusten 3D-Werkzeugen Anmelden: eb-zuerich.ch/digital
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BER ATUNG
Von Rahmenbildern und Handy-Fotos Analoge Daten ins digitale Zeitalter hinüberzuretten, ist nicht immer einfach. Der Spezialist Erich Rebstein weiss Rat, wenn er darum geht, Bilder nachzubearbeiten und zu archivieren.
Mein Handy-Kamera hat eine hohe Auflösung, ich kann die Bilder auch gleich bearbeiten. Warum soll ich überhaupt noch ein Bild bearbeitungsprogramm auf dem PC benutzen? Toni B., Seuzach
Jedes Mal wenn ich den Kasten in der Abstellkammer öffne, springen sie mich wie ein Vorwurf an: 32 Schachteln mit je 100 Dias aus der Zeit, als ich noch jung war. Hin und wieder nehme ich eines raus und halte es ans Licht und erinnere mich dann an meine ersten Ferien in Portugal. Schön, aber die Farben verblasst. Einen Projektor habe ich schon lange nicht mehr. Deshalb die Frage: Soll ich die Dias weg schmeissen oder gibt es einen ver nünftigen Weg, sie in die Gegenwart hinüberzuretten? Nicole S., Baden
In der Tat, Handys, heute auch Smartphones genannt, haben sich in vielen Bereichen zu echten PC-Ersatzgeräten entwickelt. Staunend stelle ich fest, dass diese Dinger qualitativ hochstehende Bilder erlauben. So stellt sich auch mir die Frage, welches Gerät für welche Aufgabe am besten geeignet ist. Smartphones finden locker in jeder Tasche Platz, sind einfach in der Handhabung, bieten viele automatische Funktionen und Spezialeffekte. Aufnehmen und Publizieren gehen locker Hand in Hand. Dabei denke ich an Instagramm, Twitter, Facebook und Co. Die Arbeit an einem PC drängt sich auf, wenn Fotos retuschiert und dann mit einem Layoutprogramm wie InDesign weiterverarbeitet werden. Auch das Verwalten und Archivieren von grösseren Bildbeständen ist auf dem PC um einiges einfacher. So toll die hohen Auflösungen der Smartphones heute auch sind – ein entspanntes, längeres Arbeiten ist damit aber kaum möglich.
Die Frage nach dem Wegschmeissen Ihrer Diasammlung kann ich erst nach einer persönlichen Sichtung Ihrer Sammlung seriös beantworten. Aber ich denke, dass Ihnen allein die Ferienerinnerungen wert sind, die Dias in die digitale Welt zu retten. Doch bevor Sie planlos irgendwie zu digitalisieren beginnen, können Sie sich ein paar relevante Gedanken zu diesem Vorhaben machen: Sollen Sie die Arbeit selber machen oder dafür eine Dienstleistungs firma beauftragen? Entscheiden Sie sich, dies in Auftrag zu geben, empfehle ich Ihnen, zuerst wenige ausgesuchte Dias zu Testzwecken einscannen zu lassen, da Qualität und Preis sehr unterschiedlich ausfallen können. Scannen Sie die Dias selbst, wird es richtig spannend! Die Auswahl an brauchbaren Scannern ist heute eher gering. Legen Sie Wert auf hohe Qualität, nehmen Sie besser Abstand von Flachbett-Scannern. Dia-Scanner bieten höhere Auflösungen, Schärfe und Dynamikumfang (mehr Details in dunklen und hellen Stellen), wie auch ein integriertes Colormanagement. Achten Sie unbedingt darauf, dass beim Scannen gleich Staub und Kratzer automatisch entfernt werden – dies erspart später viel Zeit und Ärger. Zur Auswahl stehen auch Scanner, die ein ganzes Magazin unbeaufsichtigt einscannen. Was ist der Verwendungszweck (Bildschirm-Ausgabe, Fotoabzüge, Posterdruck) nach der Digitalisierung? Einmal digitalisiert, stellt sich die Frage, wie Sie die Bilder weiterverwenden und diese im Computer sinnvoll ablegen. Dafür empfehle ich Ihnen, ein Programme mit integrierter Datenbank zu verwenden. Bewährt hat sich das preiswerte Photoshop Lightroom von Adobe. Entwickelt für Fotografen, ist es ein ideales Werkzeug für Ihr Projekt. Stichwörter, Zeitstempel und Alben sind nur einige Organisations mittel. Und nicht zuletzt können Sie, je nach Lust und Laune, damit Ihre digitalisierten Bilder drucken, mit einer lustvollen Diashow präsentieren, als Fotobuch ausgeben und bei Bedarf die Fotos noch weiter optimieren.
AUF KURS BLEIBEN Photoshop Lightroom Bilder verwalten und in Präsentationen einbauen Fine Art Printing Museumstaugliche Bilder drucken Beratung «Digitales Bild» Individuelle Beratung vom Fachmann
Erich Rebstein ist Mitarbeiter der IT-Dienste der EB Zürich. Daneben vermittelt er sein profundes Wissen in Kursen rund um die Fotografie. Im vergangenen Sommer fotografierte er die Natur in Finnland.
Anmelden: eb-zuerich.ch/digital
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SERVICE
Digitale Publikationen und eBooks eBooks überholen gedruckte Bücher auch in den Bestsellerlisten. Autorinnen und Autoren bieten sich neue Chancen: Ein Laptop genügt, um eBooks im Alleingang herzustellen und in einem Internetverlag zu publizieren. Für angehende eBook-Produzentinnen und -Produzenten hier eine Checkliste in 6 Schritten: zusammengestellt vom Büchermacher und Verleger Fritz Franz Vogel, der an der EB Zürich Kurse für die Produktion von eBooks erteilt. 1. Das eigene Nutzungsverhalten reflektieren
2. Die Idee für die digitale Publikation klären
Gute Anwenderkenntnisse erleichtern den Start: –– Kenne und nutze ich selber bereits eBooks? Lese ich auf einem mobilen Gerät? –– Was spricht mich dabei an, welche formalen und ästhetischen Vorlieben habe ich? –– In welchen Programmen verwalte ich meine digitalen Produkte? (iBooks, Kindle, Calibre, Adobe Digital Editions) –– Kenne ich Bibliotheken wie iBooks, KindleforMac? Nutze ich .mobi- oder .epub-Produkte? –– Kenne ich Leute, die digitale Publikationen herstellen? Oder Programme, die dafür nötig sind? (z.B. eMagStudio, iBooksAuthor)
Grundsatzfragen weisen den Weg: –– Welches Produkt möchte ich herstellen? Ein eBook, ein Online-Magazin, einen Newsletter? –– Ist meine Idee für ein digitales Produkt ausgereift? –– Welche Zielgruppe habe ich vor Augen? –– Welchen Nutzen soll mein Produkt erfüllen? –– Wen soll mein Produkt wie erreichen? –– Habe ich zeitliche Ressourcen fürs Schreiben, Gestalten, Veröffentlichen? –– Welche Inhalte möchte ich publizieren, was habe ich bereits verfügbar? –– Welchem Genre ist die Publikation zuzuordnen: Belletristik, Kochbuch, Kinderbuch, Biografie, Erlebnisbericht und Abenteuer, Fachbuch, Comic, interaktive App … –– Ist das Produkt einmalig? Soll es Fortsetzungen haben? –– Schreibe ich unter dem echten Namen oder unter Pseudonym? –– Soll man die Publikation auch als echtes Buch kaufen können? –– Bin ich selber ein Verlag? Will ich mehrere Publikationen machen? –– Gibt es eine Geschäftsidee dafür, wie komme ich zu Inhalten auch von anderen Personen?
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3. Sich mit den Eigenheiten von eBooks befassen
4. Mögliche Unterstützung und Fremdleistungen prüfen
Für die Umsetzung braucht es spezifisches Know-how: –– Welche Nutzungsmöglichkeiten muss ein Nutzer haben: markieren, kommentieren, kopieren, versenden, ausdrucken? –– Welche Interaktivität muss möglich sein: variabler Textfluss, Zoomfunktionen, Volltextsuche? –– Hat mein Produkt interaktive Elemente? Verknüpfungen, Musik, Filme, 3D-Objekte, interaktive Spiele? –– Reicht für meine Zwecke allenfalls ein interaktives PDF? –– Welches Endformat ist sinnvoll, wenn ich mein Produkt als Hardcover, Broschur und eBook aus einer einzigen Datei erstellen lassen will? –– Was eignet sich mehr für meine Zwecke: ein proprietäres Format (.iBooks, .mobi, .azw) oder ein allgemeiner Standard (.pdf, .epub)? –– Kenne ich die Abläufe, um eine Publikation herzustellen? –– Kenne ich die Funktionen in einem Layoutprogramm, um eBooks herzustellen? –– Muss ich mir erst technisches Wissen aneignen? Woher? Bei wem?
Experten beiziehen und Dienstleistungen auslagern führt schneller zum Ziel: –– Kenne ich jemanden, der bereits ein eBook publiziert hat? Mit welchen Erfahrungen? –– Brauche ich Unterstützung bei der Herstellung des Dokuments? –– Kann ich auf Angebote oder Personen zurückgreifen, die mir bestimmte Dinge erklären? –– Reichen mir Tutorials im Netz oder brauche ich eine Weiterbildung von Angesicht zu Angesicht? –– Möchte ich alles selber machen oder bestimmte Teile auswärts geben? –– Kenne ich fremde Dienstleister? Fachleute für Lektorat, Gestaltung, Distribution? –– Ist es sinnvoll, mit einem Dienstleister zusammenzuspannen? –– Was kosten verschiedene Publikationspakete? –– Kenne ich Anbieter, Dienstleister, Verlage und deren Angebote, Bedingungen, Kosten? –– Mit welcher Plattform will ich publizieren? Bei Amazon, bei Apple, bei andern Anbietern? –– Kenne ich Alternativen für das eigene Publizieren: www.tao.de (Körper, Geist, Seele), www.bookrix.de (Belletristik, Fantasy, Kinder- und Jugendbuch), www.bod.de (Belletristik, Kochbücher u.a.), www.blurb.de (Fotobücher, BildAUF KURS BLEIBEN bände, Kunst), www.tigercreate.com Elektronisch publizieren: Ein Überblick (animierte Kinderbücher) Beurteilen, was es für ein eigenes eBook braucht –– Kenne ich Alternativen für ganze iBooks-Author – in Eigenregie zum eBook Verlagslösungen: www.tredition.de, Ein eigenes eBook erstellen und veröffentlichen mit iBooks Author www.openpublishing.com, InDesign: Grundlagen www.readbox.net, www.winterwork.de, Drucksachen gestalten und für den Druck vorbereiten www.feiyr.com Atelier oder Beratung «Drucksachen gestalten» –– Brauche ich Informationen zum digitaTechnische und gestalterische Hürden mit Unterstützung überwinden len Publizieren: www.ebookboss.de PDF und Präsentationen Daten für den Druck und für Präsentationen aufbereiten Anmelden: eb-zuerich.ch/digital
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5. Gestaltung festlegen Eine attraktive Aufmachung ist mindestens so wichtig wie der Inhalt: –– Schwebt mir eine bestimmt Form vor? –– Welche Schriften wähle ich? Was ist eine gute Gestaltung? –– Wie kann ich die Darstellung bei einem eBook überhaupt beeinflussen? –– Wie umfangreich ist das Buch? –– Kenne ich den sinnvollen Buchaufbau? Titelseite, Impressum, Inhaltsverzeichnis, Index? –– Welchen Anteil Bilder und/oder Grafik hat die Datei? –– In welchem Format liegen die Bilder vor? Muss ich diese bearbeiten? –– Muss ich Bildmaterial herstellen lassen? –– Kenne ich die Rechtslage, falls ich Fremdbilder aus dem Internet nutze? –– Ist der Text fertig und korrigiert? Wer übernimmt das Lektorat? –– Welche formalen Qualitäten muss mein eBook aufweisen? Umfang, Auflösung etc.? –– Welches Format soll meine Publikation haben? .pdf, .mobi, .epub, .azw? –– Soll mein Inhaltsverzeichnis interaktiv sein, sodass man auf Anker springen kann? –– Mit welchem Programm arbeite ich? Word, InDesign, einem andern Texteditor wie Scrivener oder Jutoh (englisch)?
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6. Geschäftsmässiges und Vertrieb durchdenken Wie das Endprodukt zum Leser findet – und umgekehrt: –– Sollen meine Produkte etwas kosten? Wenn ja wie viel? –– Bin ich besser bedient mit einem billigen oder einem teuren Buch? –– Wer soll mein Buch kaufen? Wo soll es gelistet sein? –– Gibt es Werbemöglichkeiten? Was kann ich selber tun? –– Gebe ich mit meinem Buch die Rechte an den Verlag ab? –– Was ist eine ISBN? Wer besorgt mir diese? Zu welchen Kosten? –– Brauche ich überhaupt eine ISBN? Brauche ich einen Barcode? Was ist eine ASIN? –– Brauche ich ein Impressum und was steht da drin? –– Wer stellt mein Endprodukt auf die verschiedenen Vertriebsplattformen? –– Wo muss man zwingend vertreten sein? Genügt Amazon? –– In welcher Sprache erscheint die Publikation? In welchen Ländern soll sie erhältlich sein? –– Wer macht Werbung? Wie, über welche Kanäle? –– Wer schreibt einen guten Klappentext? –– Wie findet man meinen Titel, meine Verlags produkte? –– Welche Suchstrategien sind nützlich? Welche wende ich selbst an? –– Sollen Lesungen stattfinden? Buchpräsentationen? –– Lohnt sich das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag?
Wie gut kennen Sie Ihren Partner? Gut genug, um auch seine Zugangsdaten zu knacken? Wir haben einige der gängigsten Sicherheitsfragen im Internet ausgewählt und daraus ein Partnerspiel gebastelt. Das Ziel: Wer die Antworten des anderen besser kennt, erhält als erster Zugang zum Account, sprich eine vorher zu vereinbarende Siegprämie. Ganz nebenbei werden Sie dabei einiges erfahren, was Sie noch nicht über Ihren Partner oder Ihre Partnerin gewusst haben. Bei «Phishing» geht’s ja nicht um Fisch, sondern um den Versuch, an persönliche Informationen zu gelangen. Und vielleicht können Sie sogar Komplimente einheimsen für das, was Sie alles über sie / ihn wissen.
36 Phishing-Fragen Spielumfang: 18 Karten mit je 2 Sicherheitsfragen (Karten ausschneiden). 2 Jokerkarten, womit Sie spontan eigene (beantwortbare) Fragen formulieren dürfen. Wenn Sie möchten, dürfen Sie zusätzlich einen Telefonjoker (Freunde, Verwandte) vereinbaren, den Sie bei Unsicherheit zweimal anrufen dürfen.
So wird gespielt Karten ausschneiden Eine Siegprämie (z.B. angenehme Offline-Aktivitäten) aushandeln Zwei Spielfiguren an der Start setzen Karten mischen und auf einen Stapel in die Mitte legen Der Spieler / die Spielerin, die weniger Zeit online verbringt, beginnt; hebt die oberste Karte ab, wählt eine Frage aus und schreibt die korrekte Antwort auf einen Zettel. Er oder sie liest die Frage seinem Gegenüber vor, dieses muss die Frage beantworten Ist die Antwort richtig (bitte nicht pingelig sein!), so darf der Antwortende seine Spielfigur ein Feld vorziehen und bekommt die nächste Frage gestellt Ist die Antwort falsch, ist der andere mit Antworten am Zug; er bekommt eine Frage auf der nächsten Karte gestellt Anekdoten rund um richtige und falsche Antworten erzählen erwünscht Bei Jokerkarten zählt die richtige Antwort doppelt (2 Felder) Wer als Erster seine Figur ins Ziel rücken kann, hat den Zugang geknackt und darf die Siegprämie einheimsen.
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Wie hiess Ihr bester Freund, als Sie Teenager waren?
Was war das erste Gericht, als Sie kochen lernten?
Wie hiess Ihr erstes Haustier?
Was war der erste Film, den Sie sich im Kino anschauten?
Was war das Ziel Ihrer ersten Flugreise?
Was ist Ihr Traumberuf?
Wie hiess Ihr Lieblingslehrer in der Grundschule?
Was ist Ihr Lieblingskinderbuch?
Was war das Modell Ihres ersten Motorfahrzeugs?
Wer war Ihr Lieblingsfilmstar, als Sie zur Schule gingen?
Welchen Spitznamen trugen Sie als Kind?
Wie hiess Ihre Lieblingsband oder Ihr Lieblingssänger zur Schulzeit?
Wo haben sich Ihre Eltern kennengelernt?
In welcher Strasse sind Sie aufgewachsen?
Wie hiess Ihr erster Vorgesetzter?
Wie heisst der erste Strand, den Sie jemals gesehen haben?
Was war das erste Musikalbum, das Sie kauften?
Wie lautet der Geburtsname der Mutter?
Wie heisst Ihre Lieblingssportmannschaft?
Wie hiess Ihre Lieblingsband oder Ihr Lieblingssänger zur Schulzeit?
Ihr Lieblingsfilm?
Wie lautet der Vorname der Person, die Sie als erste geküsst haben?
Wie heisst Ihr Haustier?
Wie lautet der Name des Lehrers, der Ihnen die erste ungenügende Note gegeben hat?
Wie heisst der Ort, an dem Ihre Hochzeit stattfand?
Was war die Marke und das Modell Ihres ersten Autos?
Wie heisst die Stadt, in der Sie geboren wurden?
Wie lautet der Vorname Ihres Grossvaters mütterlicherseits?
Wo wohnt jener Geschwisterteil, der am nächsten von Ihnen wohnt?
Zu welcher Tageszeit sind Sie geboren?
Wie hiess Ihre erste Puppe oder Ihr erstes Sofftier oder Ihre erste Actionfigur?
Was war Ihr Lieblingsplatz als Kind?
Was wäre das Land für Ihren absoluten Traumurlaub?
Was ist Ihre Augenfarbe?
Wie hiess Ihr Lieblingslehrer?
Was ist Ihr Lieblingssport?
JOKER 36 EB NAVI #2
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PORTFOLIO
Selfies: Neckisches Spiel mit sich selbst Selbstbespiegelung auf Armlänge. Eigentlich ist das Selfie nur die Fortsetzung von etwas Uraltem mit neuen technischen Mitteln; dem Hang des Menschen zur Selbstdarstellung. Die fotografischen Vorläufer hiessen Spiegelselbstporträt, Sofortbild oder Automatenfoto. EB Navi ist dem Phänomen nachgegangen.
Text Christian Kaiser, Fritz Franz Vogel
«Selfie» kommt von «Es-sich-selber-machen»: In den 70ern war damit im umgangssprachlichen Englisch noch die körperliche Selbstbefriedigung gemeint, heute (nur noch) die mediale. 2013 hat der Ausdruck Eingang in den Oxford English Dictionary gehalten: «Ein Photo, das jemand von sich selbst macht, typischerweise mit einem Handy oder einer Webcam, und über soziale Medien verteilt.» Und im November 2013 hat der Oxford Dictionary das Selfie sogar zum «Wort des Jahres 2013» gekürt. Längst ist das Selfie zum narzisstischen Massenphänomen geworden. Es lässt Menschen vor der Linse die wunder38 EB NAVI #2
Bildrecherche Fritz Franz Vogel
samsten Dinge tun. Heute ist das Selfie auch nicht mehr nur ein Selfie, sondern es hat schon die absurdesten Kinder geboren: Suglie (das hässlichste Selfie), Dronie (ein mit einer fl iegenden Drohne geschossenes Selfie) oder das Ussie (ein Gruppen-Selbstporträt) heissen einige der neusten Wortschöpfungen. Die Selfie-App Instagram, die es auch ermöglicht Selfies via soziale Netzwerke wie Flickr, Twitter oder Facebook zu verbreiten, soll inzwischen weit über 150 Millionen Nutzer haben, die jeden Tag 20 Millionen neue Bilder in den digitalen Orbit schicken.
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Selfie, Belfie oder Shelfie?
Die Schamgrenzen scheinen sich dabei im Nirgendwo aufzulösen, wie ein Blick auf einige der beliebtesten Selfie-Trends 2014 zeigt: Dazu gehören etwa das AfterSexSelfie, das Belfie (der eigene Hintern im Spiegel, von engl. butt), das Bifie (ein Selfie im Bikini) oder das Shower-Selfie (unter der Dusche). Letzteres darf nicht verwechselt werden mit dem Shelfie (von engl. shelf, dem Regal), denn dieses bezeichnet die Selbstdarstellung anhand von Objekten auf Bücherregalen, Fenstersimsen oder Bürotischen. Auch ist heute niemand mehr davor sicher, dass seine DuringSex- oder NacktSelfies auf irgend einem Computer oder einem Handy gehackt und crossmedial verbreitet werden, wie das kürzlich einigen Vertreterinnen und Vertretern der amerikanischen Prominenz passiert ist. Früher war das ziemlich anders: Die Sofortbildkamera SX 70 von Polaroid, man beachte den Namen, war eigens dafür entwickelt worden, dass niemand die Selbst-Fotos aus dem Schlafzimmer oder von heiklen Körperpartien zu Gesicht bekam. Dank Sofortentwicklung des Polaroid-Bildes ersparte man sich den Gang ins Fotogeschäft und peinliche Situationen: Weder der Fotoladenbesitzer um die Ecke noch sein Laborant sollte sich ein Bild davon machen können, was da in den eigenen vier Wänden ablief.
Typisches Selfie um 1930: Selbstporträt im Spiegel (anonym, Sammlung Krause, Berlin)
tion von x Megapixeln wieder künstlich herzustellen. Mit Verfremdungstechniken, welche die neuen Bilder auf alt, weichgezeichnet oder überbelichtet machen. Apps wie Hipstamatic machen es möglich: Lichteinfall, Farbfehler, Ausbleichen, ausfransende Ränder – alles kein Problem. So alt wie die Fotografie
Solche für alte Sofortbild- und Kompaktkameras typischen Effekte bringen uns auch etwas von der Wärme und der Imperfektion der analogen Zeit zurück.
Pola-Effekte für Digitalbilder
Und trotzdem ist das Polaroid-Foto natürlich ein analoger Vorläufer des digitalen Selfies: Pola-Kamera auf Armlänge vors Gesicht halten und Klick. Dann die zwischen Daumen und Zeigefinger eingeklemmte Aufnahme etwas durch die Luft schwenken, bis die Entwicklerflüssigkeit unter der Schutzschicht allmählich erste Konturen und Farben zu Tage fördert – und fertig war das (analoge) Selfie der 70er und 80er. Das waren noch Zeiten, als die Entstehung eines Selbstporträts eine sinnliche Erfahrung war! Ja, die Sinnlichkeit – man versucht sie im Zeitalter digitaler Perfek40 EB NAVI #2
AUF KURS BLEIBEN Porträt-Fotografie mit der Digitalkamera Technik, Stimmungen, Bildwirkung für Porträt-Aufnahmen Digitale Fotografie: Einstieg und Aufbau Die Vorteile der digitalen Fotografie ausloten und nutzen Ich und die Fotografie Die eigene Bildsprache entwickeln und anwenden Atelier Bildkommunikation Mit einer Fachperson fotografische Projekte planen und umsetzen Anmelden: eb-zuerich.ch/digital
Kein Wunder also, dass bei Instagram dafür zahlreiche Filter zur Verfügung stehen und dass sich auch das quadratische Format der Bilder bei Instagram an den analogen Kameravorbildern Polaroid und Kodak Instamatic orientiert. Fotografische Selbstaufnahmen gibts also nicht erst, seit jeder ständig sein drittes Auge in Form von Handy mit Vorund Rückseitenlinse, Digitalkamera oder Webcam dabei hat. Das digitale Selfie setzt nur eine lange Tradition fort. Eine der ersten Fotografien überhaupt war ein Selfie: 1840 stellte sich Hippolyte Bayard als aus der Seine gezogener Ertrunkener dar, nachdem er erfahren hatte, dass die Erfindung der Fotografie seinem Konkurrenten Daguerre zugesprochen wurde statt ihm. Und davor? Das Bedürfnis, sich selber abzubilden und sich anhand des eigenen Bildnisses wahrzunehmen und zu zeigen, dürfte fast so alt sein wie die Menschheit selbst (siehe Höhlenmalerei). Selbstbespiegelung durch die Linse
Vor der Erfindung des Selbstauslösers musste dafür allerdings ein Spiegel herhalten (oder eine Wasseroberfläche). Das Spiegelselbstporträt schummelt nicht: Es beweist quer durch die Fotografiegeschichte, dass die abbildende und die abgebildete Person identisch sind. Das Spiegelbild ist die Rückversicherung, dass man just in diesem Moment existiert. Auch heute noch werden viele digitale Selfies vor dem Spiegel produziert. Denn das Spiegelselbstporträt hat noch weitere Vorteile: Im Gegensatz zum «normalen» Selfie ist die Perspektive auf einen selber nicht auf eine Armlänge reduziert – und es setzt den fotografischen Akt selbst mit ins Bild. Eine weitere technische Möglichkeit für das analoge Selfie boten die Fotoautomaten: Sie waren für viele Schülerinnen und Schüler, die in den 80er oder 90er Jahren zur Schule gingen, vergnüglicher Zeitvertreib schulfreier Nachmittage. Spannend daran war das Überraschungsmoment: Bis man den säuerlich riechenden, von warmem Föhnwind getrockne
ten Fotostreifen anfassen und begutachten durfte, dauerte es immer einige Minuten. Jeder (s)ein Meister
Das Selfie taugt also gut als Sinnbild dafür, dass die Digitalisierung einfach eine Entwicklung fortschreibt, welche schon früher angelegt war. Neu daran ist nur das Massenphänomen: dank neuer Technologie und unglaublicher Verbreitungsmacht der sozialen Medien. Die menschlichen Sehnsüchte und Bedürfnisse dahinter sind dieselben geblieben. Wer es sich leisten konnte, liess sich schon bei den alten Griechen in Stein meisseln oder in der Renaissance von einem Meister in Öl auf Leinwand bannen. Schon damals hat das Medium die Realität gern etwas beschönigt. n
Das Fotokonzept: Sich selbst ins Bild setzen – analog und digital Die preisgekrönte Zürcher Fotografin Miriam Künzli hat für die Bildstrecke im EB Navi ihr Netzwerk mobilisiert: Sie hat Freunde und Bekannte darum gebeten, sich fotografisch selbst darzustellen und etwas über ihren persönlichen Bezug zum Selfie auszusagen. Sowohl mittels digitaler Technik als auch mit analogen Mitteln. Einige ihrer Fotografenfreunde haben sich im Spiegel mit einer analogen Hasselblad-Mittelformatkamera selbst porträtiert (➝ Seite 46), andere haben sich für ein klassisches Sofortbild entschieden, wobei es mittlerweile nicht ganz einfach ist, für eine Polaroidkamera überhaupt noch (qualitativ gute) Filme zu bekommen ( ➝ Seite 44–45). Nach wie vor 1-a-Qualität in Schwarzweiss liefert der analoge Foto automat am Zürcher Goldbrunnenplatz, der seit einer halben Ewigkeit dort steht – und das Shooting im Kasten scheint immer noch Spass zu machen ( ➝ Seite 42–43). Die grosse Mehrheit entschied sich jedoch – ganz in der Tradition des vordigitalen Zeitalters – für ein digitales Spiegelbild, wobei einige nicht auf die attraktiven Verfremdungs- oder Solarisationseffekte alter Kameras oder abgelaufenen Filmmaterials verzichten wollten. Aber dafür gibts ja heute Apps ( ➝ Seite 47–50). Miriam Künzli selbst fährt auf Purikura ab: Das sind digitale Fotoautomaten in Japan, die einen auf verschiedenste Art und Weise verschönern und verschnörkeln können. «Purikura macht süchtig», sagt sie. HightechBildbearbeitungstechnik lädt dabei zu Spielereien ein: Man kann sich die Haare ondulieren, eine Brille aufsetzen und von Facelifting über Nasenund Augenveränderungen jede erdenkliche Schönheitsoperation durchführen ( ➝ Seite 51).
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A nna Wä
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rich, und Sara Bir chler, 3 2 einen gem sie begleit , Zürich « einsamen en einen e Die Fotos Moment fe in Leben la halten st, ng und eri nnern an unsere Te eniezeiten .»
uns sind kon «Für fi p O 5.» , 6 1 h t s o 0 81 lantas ist und nic sefoni B r lt a e P o s d d n s un n, u Wetziko warz weis mer, 16, eil es sch s w a , ll W e e zi e sp Jasmin tporträts erinnern von Selbs rt A e s Passfotos ie d n e lt a en ie ch «D ten mach da 4, Züri Geschich e e B g in it in le g k m s , 0 nnte un d e Völlm, 4 it. Man ko die Bilder ze ir ie n n e w e h S u s an ne n e c e T s lt is eine mme ein b mich an m nseitig sa h ab e n ; s o e g .» e zu g G lo . to a n n fo e a s g P as , nur Serienbo F a c eb o o k Leuten ein n n o le v auf einem r ie e v g t n s n möglich che Vorgä e und fre darum, vo der lustig
2 , Zürich Nekkaz, 2 i d .» a K d n u teilen kann Zürich, ng, die man ru erger, 2 1, e n b n n ri e E g e g E fest Jasmin d eine hand streifen sin ie Passfoto
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Florian Trepp, 32, Zürich (mit Mila 1) «Streifen aus dem Photoautomat sind eine Erinnerung auf die Hand. Ich habe nur vier Möglichkeiten und nicht so unendlich viele, die ich wieder lösche.»
(von lin k s nach r e ch t s ) F r an k Hüber, 3 4 , Z üri how ric ch «Tak h realit ing a y t r O s nab rück «A uly is.» (Zitat A n image, freez in nony mo p hot o g A mir B r ap us ) D a n g a m o m e n t , r it tner, eveals iel M ü 3 4, Ulm h is the pause don’t ha n d e r le bu t t on «The w v e t o ex in , o h 35 n ole poin plain th life.» (Z t itat von , ings in words.» of taking pictu T y Hollan res is s (Zitat v d) o t hat y on Ellio ou t t Er wit t) Saskia Rö
thlisberge r, 3 5, Züric zu machen, h «Unverge ssliche Pho war in der Te toautomate eniezeit Mit npor träts twochnachm it tagprogram m.»
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43
Rocco Picuccio, 53, Wädenswil «Porträts mit Polaroidmaterial machen einfach Spass.» Hossain Vered, 32, Zürich «Polaroids machen ist lustig, es ist alt und neu zugleich.»
Laila Borghi (links), 19, Zürich «Die Zeit, die es braucht, bis das Polaroid fertig entwickelt ist, macht diese Art von Spassfotografie sehr spannend und es ist lustig zu sehen, was dabei herauskommt.» Andrina Caduff (rechts), 18, Zürich «Polaroids haben und vermitteln eine ganz eigene Stimmung.»
Amede Berli, 23, Zürich «Bei Porträts mit einer Polaroidkamera nimmt man sich mehr Zeit, es wird nicht einfach drauflos geknipst.»
Ati Akkan, 21, Ennenda, und Olivier Maurer, 21, Richterswil «Polaroids von sich zu machen, ist eine coole Idee, um sich an einem speziellen Ort zu zeigen.» Zoë Bürgi, 19, Eglisau «Polaroidkameras sind etwas Nostalgisches, und die Art und Weise, wie man einen Moment festhalten kann, ist lustig.» 44
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Andreas Eggenberger, 42, Fällanden «Bei zig Porträts, die man als Fotograf macht, erzählt man seinem Gegenüber, wie einfach es sei vor der Kamera. Wenn ich mich dann selber inszeniere, merke ich, wie schwierig diese Herausforderung tatsächlich ist.»
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Roberto Crevatin, 41, Winterthur «Ich nutze Selbstporträts weniger zur Selbstdarstellung, sondern mehr als eine Möglichkeit, ein entdecktes Motiv durch meine Einbindung spannender zu gestalten. Oft wären die Bilder ohne Spiegelung meiner selbst auch völlig uninteressant. Seit ich aus spielerischem Reiz damit begonnen habe, hat sich der Blick auf geeignete Situationen und Motive geschärft, was mir generell in meinem fotografischen Schaffen Mehrwert bringt. Auch das Verständnis und die Vorstellung, was ein Model vor der Kamera liefern kann, ist gewachsen, da gute Selbstportäts aus der Hand mitunter gar nicht so einfach zu bewerkstelligen sind. Ich arbeite bevorzugt mit Spiegelungen aller Art und auch mit Eigenschattenmotiven».
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Frederik Linke, 38, Zürich «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.»
Markus Forte, 37, Zürich «Selbstporträts sind nicht leicht, ich stehe lieber hinter der Kamera.»
Linda Wyss, 26, Bern «Bei einem Selbstporträt im Spiegel denke ich an die unzähligen Personen, die vorher in den gleichen Spiegel geschaut haben. Spannend ist die Veränderung des Gesichts durch die Oberfläche des Spiegels.»
Florian Streit, 39, Zürich «Spieglein, Spieglein an der Wand. Es ist interessant zu experimentieren.»
Johanna Bossart, 37, Zürich «Selfies mache ich, um mich später besser an meine Stimmung an diesem Ort in diesem Moment zu erinnern.»
Samuel Künzli, 69, Zürich «Ein Selfie ist für mich die Möglichkeit, situationsgebunden ein Foto zu machen ohne Qualitätsansprüche und für den Augenblick, wenn ich keine andere Kamera zur Hand habe.»
Tom Walder, 24, Wallisellen «Ich pumpe täglich und zeige meinen Freunden auf FB gerne, wie toll in Form ich bin.» 48
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Ueli Christoffel, 37, Zürich «Das coole am Sichselbstporträtieren ist, dass man sich dabei mit niemandem als sich selbst unterhalten muss.»
Iwan Schauwecker, 34, Zürich «Im Selfie spiegelt sich nicht nur unser Antlitz, sondern auch das Zeitalter des überschätzten Ichs.» DIGITAL ÜBERALL
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Dominique Baumann (links), 19, Uster „Mit Selfies kann man sich selbst ironisieren.“ Pia Böhme (rechts), 18, Männedorf „ Wenn ich nicht den richtigen Smiley habe, schicke ich ein Selfie.“
Fatime Ajrov, 26, Zürich «Ich mache ständig Fotos – und Selfies sind einfach super.»
Julian Lindt, 26, Zürich «Selfies sind für mich lustige Momentaufnahmen, um sie zu verschicken und wieder zu vergessen; ich lade sie nie auf meinen Computer.»
Larissa Di Feo, 18, Uster «ich finde Selfies super und benutze sie für Snapchat.» 50 EB NAVI #2
Miriam Künzli, 38, Zürich «Purikura macht süchtig.» Otto Künzli, 66, München «Man kann die Porträts mit Stempeln und Texten ausstatten, die Hintergründe wechseln, sich die Haare ondulieren, eine Brille aufsetzen und von Facelifting über Nasen- und Augenveränderungen jede erdenkliche Schönheitsoperation durchführen. So richtig Spass macht mir dies nur mit meiner Tochter Miriam.»
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15 MINUTEN, DIE MEIN LEBEN VER ÄNDERTEN
Jens Steiner: Das Verwerfen ist wichtig
Jens Steiner, geboren 1975 in Zürich. Er studierte Germanistik und Philosophie, arbeitete später sechs Jahre lang als Lehrer und als Lektor. Heute lebt er als Autor. 2013 erhielt Steiner den Schweizerischen Buchpreis für sein Buch «Carambole», dem die Jury « grosse poetische Kraft» attestierte. Steiners Beschreibungen von Schuld und Scham in einer Dorfgemeinschaft klängen ungerührt und berührten gerade dadurch. Jens Steiner wirkte auch schon als Gastreferent im Bildungsgang «Literarisches Schreiben» an der EB Zürich. Seine Bücher Hasenleben (2011) und Carambole (2013), beide erschienen im Doerlemann Verlag.
Aufgezeichnet von Susanne Wagner Bild Reto Schlatter
www.jenssteiner.ch
Es war wie ein kleines Wunder. Meine heutige Verlenicht gewusst, dass der Verlag in jenen Tagen begerin Sabine Dörlemann kam vor fünf Jahren an schloss, vermehrt Bücher aus der Schweiz zu publider Frankfurter Buchmesse auf mich zu und fragte zieren. mich, ob sie mein Manuskript lesen dürfe. Es war Zuvor war ich unter anderem als Lektor in verdie ideale Situation, die man eigentlich nie erlebt als schiedenen Zürcher Verlagen tätig und unterrichtete Autor. Ich versuchte, so cool wie möglich zu tun, an Schulen Deutsch. Geschrieben habe ich eigentaber innerlich bebte ich. Wir hatten eigentlich gar lich immer, schon während des Germanistikstudikeine Ruhe, wir standen mitten im Gewusel der rieums. In den Neunzigerjahren hatte ich an der Lesesigen Messehalle 4 und konnten uns zwischen den reihe Holozän der ETH Zürich eine erste Lesung vor Leuten, die an uns vorbeihetzten, gerade so verstänPublikum. Dann schrieb ich viele Jahre lang für digen. Ich sagte, ja, das Manuskript gebe es, und mich, aber nie in der grossen Hoffnung auf eine Pubsie dürfe es selbstverständlich lesen. Das war vor likation. Es war gut, dass ich mir die Zeit liess und fünf Jahren, und in der Zwischenzeit habe ich zwei nicht direkt auf die Veröffentlichung schielte. In Bücher im Dörlemann Verlag herausgegeben. Im jener Zeit konnte ich ganz viele Sachen ausprobieren nächsten Frühling wird das dritte erscheinen. und wieder verwerfen – das Verwerfen ist sehr wichKurz vor jenem Gespräch hatte ich für einen tig für einen Autor. Es braucht einfach Jahre, das Text einen Förderbeitrag des Kantons Zürich behabe ich offenbar verinnerlicht. Einen Roman traute kommen. Sabine Dörlemann hatte davon erfahren ich mir damals noch nicht zu; ich arbeitete vor allem und war neugierig auf meinen Text. Es ist etwas an kürzeren Prosastücken. Es gibt im ersten Buch vom Schwierigsten als Autor, den Fuss in der Türe zu haben, den Sprung zu einer Publikation zu schaffen. Nachher ist es Zu meinem letzten Roman viel einfacher. Es braucht auch Glück, aber sicher nicht nur. Ich hatte schon habe ich einen Nachtrag geschrieben, länger auf eine Buchpublikation hingearbeitet und versucht, mein Manuskript auf die Website gestellt und bei anderen Verlagen unterzubringen – leider ohne Erfolg. Ausgerechnet beim das Buch auf diese Weise medial Dörlemann Verlag hatte ich es nicht ver ins Internet verlängert. sucht, da dieser Verlag bis anhin kaum Schweizer Autoren verlegte. Ich hatte
Teile, die schon recht früh entstanden sind und die man archäologisch zurückverfolgen könnte. Ich brauchte einige Zeit, um mich wie selbstverständlich Autor zu nennen. Bei jenem ersten Gespräch mit der Verlegerin hatte ich plötzlich die Gewissheit, dass das, was ich schreibe, etwas wert ist. Nie vergessen werde ich auch die 15 Sekunden, als mir klar wurde, dass ich 2013 den Schweizer Buchpreis gewonnen hatte – für mein Buch Carambole. Ich ging relativ ruhig dorthin, weil ich dachte, jemand anderer sei der Favorit. Als ich dort in der ersten Reihe des Basler Theaters sass, mein Name fiel und ich sekundenlang vom Blitzlicht der Fotografen geblendet wurde, war es ein extrem surrealer Moment. Es hat meinen Alltag als Autor komfortabler gemacht, dass ich diesen Preis gewonnen habe. Es ist einfacher geworden, mich dem Schreiben zu widmen. Am Anfang ging ich beim Schreiben vor allem von der Sprache aus, doch immer mehr faszinieren mich Situationen, die man zu einer Geschichte machen kann. Ich betreibe eine eigene Website und einen Blog, auf dem ich mit Textformen spiele und auch spannende Rückmeldungen von Leserinnen und Lesern erhalte. Das verändert meinen Blick auf meine Texte oft noch zusätzlich. Zu meinem letzten
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Roman habe ich einen Nachtrag geschrieben, auf die Website gestellt und das Buch auf diese Weise medial ins Internet verlängert. Ab und zu nehme ich mir auch die Freiheit heraus, meine bereits gedruckten Texte während Lesungen oder für die Audioversion auf dem Internet abzuändern. Auch wenn es ziemlich anstrengend ist, eine Geschichte voranzutreiben, ist es doch der Teil der Arbeit, der mich am meisten interessiert. Ich habe noch so viele Ideen, teils im Kopf, teils auf Entwurfsblättern. Ich möchte in Zukunft neben den Romanen noch ganz verschiedene Textsorten umsetzen. Ich arbeite an einem Kinderbuch, es würde mich reizen, ein Theaterstück zu schreiben, und vor kurzem ist mein erstes Hörspiel am Radio gesendet worden. n
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Mit der digitalen Vernetzung werden neue Lernformen möglich: Mobile Learning, Blended Learning, MOOCs. Machen sie das Lernen einfacher, intensiver, nachhaltiger? Während sich einige dieser Formen schon bewährt haben, stossen andere eher auf Skepsis. Ein Überblick.
Digitales Versprechen: Lernen wird einfacher
Zum Abschluss des ersten Kurstages erhalten die Teilnehmenden des Kurses «Attraktiv und verständlich schreiben» eine Hausaufgabe. Sie sollen bis in einer Woche eine Zusammenfassung eines Zeitungsartikels über die touristische Entwicklung in den Berggebieten schreiben und diesen danach auf die Lernplattform «Moodle» hochladen. Sie haben jederzeit Zugang auf diese webbasierte Plattform, wenn sie über eine Internetverbindung verfügen. In den zwei Wochen , die bis zum nächsten Kurstag in Präsenz noch bleibt, sollen die Teilnehmenden dann je drei Kolleginnen und Kollegen eine Rückmeldung auf deren Lösung geben – ein sogenanntes Peer-Review-Verfahren. Am zweiten Kurstag, werden im Plenum die Texte und Rückmeldungen besprochen. Daraus entsteht eine Checkliste, was in einer guten Zusammenfassung stehen muss.
dann online an ihrem Computer lernen, haben sie ein Bild von den andern und sind mit diesen verbunden. Gleichzeitig profitieren sie vom Vorteil des Onlinelernens und können ihre Aufgaben dann erledigen, wenn sie dafür Zeit haben. Vielfältige Lernformen möglich
Lernplattformen gibt es verschiedene: kommerzielle Produkte von kommerziellen Softwarefirmen oder eben «Moodle», ein weit verbreitetes Open-Source-Produkt. All diese Lernplattformen bieten weit mehr Möglichkeiten, als eingangs skizziert wurde. «Es braucht einiges an didaktischem Wissen, um all diese Formen sinnvoll in einen Kurs einzubinden», sagt Miriam Fischer, die an der EB Zürich für die Entwicklung des elektronisch unterstützen Lernens verantwortlich ist. «Technisch ist vieles möglich. Zentral für den Erfolg einer BlendedLearning-Veranstaltung aber ist eine gute Moderation.»
Analog und Digital
Text Fritz Keller 54 EB NAVI #2
Blended Learning wird dieses Lernsetting genannt, bei dem sich Präsenzveranstaltung mit Onlinephasen abwechseln und verbinden. Diese Form des Lernens wird heute vielerorts praktiziert, weil sich in ihr bewährte Lehrszenarien mit neuen Elementen des vernetzten Lernens verbinden lassen. In den Präsenzphasen ist der unmittelbare soziale Austausch möglich, die Lernenden lernen einander kennen, trinken in der Pause miteinander Kaffee, diskutieren im Kurs intensiv über Fachfragen. So entsteht ein Vertrauen, ohne das gemeinsames Lernen kaum möglich zu sein scheint. Wenn die Teilnehmenden
AUF KURS BLEIBEN Blended Learning mit Moodle Lernszenarien mit Moodle planen und umsetzen Lerncoaching professionell gestalten Lernende beim Selberlernen unterstützen Beratung «Blended Learning» Individuelle Tipps von der Fachfrau Anmelden: eb-zuerich.ch/digital
Dieselbe Ansicht vertritt auch Ricarda T.D. Reimer, Leiterin der Fachstelle Digitales Lehren und Lernen in der Hochschule an der Pädagogischen Hochschule Fachhochschule Nordwestschweiz. «Nur weil ein Tool zur Kommunikation online zur Verfügung steht, ist ein Diskurs noch nicht angeregt..» Der Erfolg oder Misserfolg einer bestimmten Intervention lässt sich auch in Zahlen ablesen. Ein Protokoll kann Aktivitäten der Teilnehmenden festhalten, «so kann man erfahren , welche Intervention positive Lernanstrengungen auslöst», so Reimer. Professionell umgesetzte Blended-Learning-Veranstaltungen sind nur mit einem beschränkten Teilnehmendenkreis möglich, da sie für die Präsenzphasen ein genügend grosser Raum benötigt wird. Bildung für alle
Einen physischen Raum brauchen die sogenannten MOOCs nicht. Diese Massive Open Online Courses sind unter anderem auch dadurch entstanden, weil die Hörsäle in Universitäten und Hochschulen ständig überfüllt waren. Kurzfristig übertrug man eine Vorlesung mit Video in einen zweiten Raum. Aber schnell kam die Idee auf, die Aufnahmen solcher Lehrveranstaltungen einem noch grösseren Publikum zugänglich zu machen und sie ins Netz zu stellen. So vermittelte Inhalte konnte plötzlich unabhängig von Ort und Zeit aufgesogen und angeeignet werden. Einer der Pioniere in Sachen MOOC ist der deutsche Professor Sebastian Thrun, der an der Stanford University in DIGITAL ÜBERALL 55
SERVICE Stichworte zum digitalen Lernen Blended Learning: Mischung aus Präsenzveranstaltungen und Onlinephasen, wodurch die bekannten Lernformen durch neue Möglichkeiten ergänzt werden. Klassisches Szenario: Auftaktveranstaltung vor Ort, anschliessend kooperative oder kollaborativ ausgerichtete, Onlinephasen mit Anteilen des Selbstlernens, kombiniert etwa mit Chats oder Foren-Kommunikationen, dann wieder Präsenztage etc. Computer Based Training (CBT) oder Web Based Training (WBT): Auf Datenträgern oder direkt im Internet werden Lernsequenzen zur Verfügung gestellt. Lernende können dann einen Test absolvieren und bekommen eine Rückmeldung auf ihre Lernleistung. Gelten als eher veraltete Lernformen. Flipped Classroom (umgekehrter Unterricht): Wenn sich die Lernenden anhand von geeigneten Unterlagen – auch Videos und Podcasts – das Wissen selber aneignen, bleibt in der Präsenzphase mehr Zeit für die Diskussion und die Anwendung des erarbeiteten Stoffs.
den USA lehrte. Thrun bot Ende 2011 seine «Einführung in die Künstliche Intelligenz» als MOOC an. 160 000 Teilnehmende meldeten sich an, 23 000 von ihnen nahmen an einem Online-Abschlussexamen teil. Nach diesem ersten grossen Erfolg kündigte Thrun darauf seine Professur und gründete zusammen mit weiteren Professoren die Online-Akademie Udacity. Inzwischen gibt es verschiedene solcher MOOC-Plattformen, neben Udacity sind das zum Beispiel Coursera, EdX, OpenMooc oder im deutschen Raum iversity. Zu hohe Erwartungen?
Die Euphorie für MOOCs scheint allerdings schon wieder etwas gebrochen. Ricarda T.D. Reimer spricht von einem Hype, der sich nicht aufrecht halten las56 EB NAVI #2
E-Learning: Oberbegriff für verschiedene Formen des Lernens mit Unterstützung von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien. Gamification (Gamifizierung): Bezeichnet die Anwendung von Spielen zum Beispiel im Lernumfeld ( ➝ Beitrag Serious Games auf Seite 18). Spielerische Elemente sollen die Lernmotivation unterstützen; Erfolgsmeldungen und Ranglisten gehören mit dazu.
mitteln; am Schluss können die Teilnehmenden meistens mit Multiple-ChoiceTests überprüfen, ob sie den Stoff verstanden haben. Moderner sind die cMOOCs (das c steht für connectivism), die eine Vernetzung der Teilnehmende in Gruppen vorsehen und auch eine Betreuung durch Tutorinnen und Tutoren zur Verfügung stellen. Dass das Geld braucht, versteht sich von selbst – insofern sind viele dieser neueren MOOCs nicht mehr kostenlos. Damit geht das Ideal der frei zugänglichen Bildung ein Stück weit verloren, aber die Irritation des Bildungs systems durch diese Veranstaltungsform wird sicher weiterwirken.
Learning Management System (LMS): Gemeint sind damit Lernplattformen wie Moodle, OLAT, ILIAS. Lernplattformen erlauben es, Lernenden Inhalte in verschiedenster Form (Text, Audio-Datei, Video-Datei, Spiele/Games) zu vermitteln und als einen gemeinsamen Lernprozess zu initiieren. Massive Open Online Course (MOOC): Online-Kurse für eine grosse Zahl von Teilnehmenden, die in der Urform für alle offen und frei zugänglich sind und auch nichts kosten. Aktuell gibt es verschiedene Formen von MOOCs, tendenziell wird die Betreuung der Teilnehmenden ausgebaut, dafür werden gewisse Gebühren verlangt.
Offene Fragen, spannende Antworten
Ein immer wiederkehrendes Thema in Zusammenhang mit MOOCs sind die Fragen nach dem Datenschutz. Was über digitale Kanäle läuft, kann später exakt nachvollzogen und überprüft werden. So können die Lehrenden Einsicht in die Aktivitäten der Teilnehmenden auf der Lernplattform bekommen, wissen, wer wann was gemacht hat. Aber auch die Pyramide hoch ist Kontrolle denkbar. Wenn eine Schulleitung wissen will, wie oft ihr Lehrbeauftragter seine Mentorentätigkeit wahrgenommen hat, das ist überprüfbar. Da ist unbedingt Transparenz nötig, damit der Druck für alle Beteiligten nicht zu gross wird. In diesem Spannungsfeld organisierte die Fachhochschule Potsdam im letzten Jahr einen MOOC zum Thema «The Future of Storytelling». Dieser MOOC
se, weil die Erwartungen an diese Art von Lernveranstaltungen viel zu hoch (gewesen) seien. Kritik wurde und wird vor allem an der mangelnden Betreuung der Teilnehmenden geäussert. Das verhindere ein nachhaltiges Lernen. Auch Thrun räumte im Frühling dieses Jahres in einem Interview mit «Zeit online» ein, dass die Erfolgsquoten bei näherem Hinsehen nur bei etwas drei bis zehn Prozent liege. «Es hat sich herausgestellt, dass die erste Version, der MOOC 1.0, einfach noch nicht gut genug ist.» Nunmehr zeigt sich vielmehr eine Ausdifferenzierung von Umsetzungsszenarien – überall wird an neuen Formen von MOOCs gearbeitet. Als grosse Unterscheidung gibt es die xMOOCs (das x steht für extension), die einen Stoff ver
gehörte zu den Preisgewinnern eines Wettbewerbs, den die deutsche MOOCPlattform iversity zusammen mit dem Stifterverband ausgeschrieben hatte. Die besten zehn Projekte wurden mit 25 000 Euro für die Produktion unterstützt. 93 000 Interessierte schrieben sich für diesen MOOC «Storytelling» ein. «Das war eine riesige Überraschung für uns», sagt die Dozentin Christina Maria Schollerer, «aber natürlich soll sich Erfolg nicht nur an einer Zahl messen.» Auch inhaltlich seien unheimlich viele gute Ideen zusammengekommen, gerade auch weil Interessierte aus verschiedenen Ländern teilgenommen hätten und ihren speziellen Hintergrund mit eingebracht hätten. Miriam Fischer hat vor kurzem am MOOC «Designing New Learning Environments» der Stanford University teilgenommen. Auch sie streicht hervor, dass sie von diesem internationalen Austausch profitiert habe. Dazu gehörte der Einblick in andere (Lern-)Realitäten. «In meiner Untergruppe war ich mit einem pakistanischen Lehrer zusammen. Um endlich an einem Computer online zu sein, musste er etliche Hindernisse überwinden», sagt Miriam Fischer. Und dann weist sie noch auf eine Problematik hin: «Wer an einem MOOC teilnehmen will, muss vielfach Englisch sprechen.» Trotz dieser Einschränkung glaubt Miriam Fischer an die Zukunft der MOOCs. «Die MOOCs werden sich sicher noch entwickeln und sich den Bedürfnissen der Lernenden anpassen. Spannend ist diese Art des vernetzten Lernens allemal.» n DIGITAL ÜBERALL 57
Die digitale Welt von heute und morgen
6
Digitale Technologien an der Spitze: Diese zwölf Bereiche sollen die Welt und Wirtschaft von morgen grundlegend verändern Eine McKinsey-Studie schätzt das ökonomische Potenzial von 12 neuen Technologien für das Jahr 2025 in Szenarien ab. Lesebeispiel: Die Wertschöpfung des mobilen Internets wird zwischen 3,7 und 10,8 Billionen Dollar pro Jahr betragen. Szenario niedrige ökonomische Auswirkung Szenario hohe ökonomische Auswirkung
Schneller, vernetzter, mobiler – so krempeln digitale Technologien unser Privatund Wirtschaftsleben um.
Mobiles Internet
Text Christian Kaiser Infografik Daniel Röttele
Automatisierung von anspruchsvollen Aufgaben Internet der Dinge
1
2
Welche Medien nutzt die Schweizer Bevölkerung und wie lange?
Anteil an Schweizer Internetnutzern, die folgende Medien unter der Woche nutzen sowie die Dauer pro Tag: Mediennutzung in %
Fernseher
61%
Smartphone
59%
Tageszeitung
51%
Radio
50%
Zeitschriften
Mediennutzung in Minuten
39%
Tablet
3
Anteil an Schweizer Internetnutzern, die folgende Tätigkeiten im Internet als für sich sehr wichtig einstufen:
36%
Mobiltelefone sind heute überall
Mit Freunden/Bekannten in Kontakt bleiben
75%
Das aktuelle Tagesgeschehen verfolgen
88%
Computer
Wofür nutzt die Schweizer Bevölkerung das Internet?
74%
179 146
Bestellen/Kauf von Produkten
67%
Informationen und Services von Behörden nutzen
100
Buchen von Reisen/Ferien
33 149 33 96
1992 1,6 Abos
Verwalten von Finanzen
4
Private Nutzung sozialer Netzwerke am Arbeitsplatz nimmt zu
85%
Übergang von beruflichen und privaten Kontakten wird fliessender 76%
64%
Respekt vor Privatsphäre geht schneller verloren 60% Umgangston wird insgesamt lockerer
58%
Sich über Gesundheitsthemen informieren 47%
Konzentrationsfähigkeit nimmt ab
Sich auf Veränderungen im Leben vorbereiten 44%
Persönliche Kommunikation in Arbeitspausen nimmt stark ab 32%
Anzahl Handy-Abos auf 50 Einwohner in der Schweiz
Autonome Fahrzeuge
Smileys und Abkürzungen halten stärker Einzug in die Kommunikation 80%
Beschäftigung mit dem Smartphone in Sitzungen nimmt zu 74%
2012 65,7 Abos
Fortgeschrittene Robotik
Anteil an Experten der Online-Branche, die folgenden Aussagen zustimmen:
64%
56%
CloudTechnologie
Die Digitalisierung verändert auch das Verhalten am Arbeitsplatz
5
54%
Wichtige Fakten zu Internet, Smartphone und Co.
87%
der Schweizer Bevölkerung ab 14 Jahren nutzen das Internet. Im weltweiten Vergleich steht die Schweiz damit an 18. Stelle.
72% 69%
der Smartphone- und Handy-Besitzer spüren hin und wieder ein «Phantomvibrieren».
58
EB NAVI #2
* im Alter von 15 bis 74 Jahren
Quellen: BVDW/IAB Austria/IAB Switzerland (1, 2), BfS (3, 5), ibi research an der Universität Regensburg (4, 5),
der Schweizer* haben heute ein Smartphone. Vor zwei Jahren waren es erst 48%.
Gentechnologie der nächsten Generation Speicherung von Energie 3DDrucken Fortschrittliche Materialien Neue Ausbeutungsmethoden zur Förderung von Öl und Gas Erneuerbare Energien 0
1
2
3
4
5
6
7
8
9 10
66%
der Online-Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sind der Ansicht, dass Facebook in der Arbeitswelt nicht sinnvoll ist.
61% 39%
Comparis/Marktforschungsinstitut Link (5), International Telecommunication Union (5), McKinsey Global Institute (6)
der Smartphone-Besitzer schützen ihr Gerät nicht mit einem individuellen Passwort. der Schweizer Bevölkerung* besitzen ein Tablet. Vor zwei Jahren waren es erst 14%. DIGITAL ÜBERALL
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Die kommende Generation … Die 16- bis 25-Jährigen sind die kommende Generation im Berufsleben. Ihr Umgang mit Medien und ihre Forderungen an die Politik sind wegweisend für die digitale Entwicklung.
80% Internet allgemein
1
51% Blogs, Chats, DatingPlattformen, WhatsApp/iO/ Threema
… chattet immer mehr und kehrt Facebook den Rücken
Anteil an Schweizer Jugendlichen, die folgende Medien an einem durchschnittlichen Tag eine bis zwei Stunden privat nutzen 80%
44% Fernsehen mit einem TV-Gerät
70% 60%
43% YouTube, Fernsehen/ Filme anschauen mit dem Computer
50% 40% 30%
25% Facebook
20% 10%
16% Gamen
… nutzt vor allem Gratiszeitungen und News-Apps, um sich zu informieren
Anteil an Schweizer Jugendlichen, die sich über folgende Medienkanäle über das Tagesgeschehen informieren (die acht wichtigsten)
80%
76% Gratiszeitungen
70% 55% News-Apps 54% TV
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52% Radio, 52% Newsseiten
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37% Facebook
30% 23% Tageszeitungen
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… verlangt von der Politik besseren Schutz im Internet
Anteil an Schweizer Jugendlichen, die sich folgende Massnahmen/ Gesetze von der Politik wünschen (die acht wichtigsten) Schutz vor kriminellen Übergriffen auf digitale Daten
94%
Besserer Schutz persönlicher Daten und Fotos
60%
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Die Rebellen und die Revolution
Schutz vor Werbung im Internet
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Strafrechtliche Verfolgung bei Angriffen auf digitale Identität 80% Mehr Kontrolle bei Veröffentlichung von Bildern/Fotos
79%
Internat. Gesetze zur Nutzung und Überwachung des Netzes 68% Kostenloses Kopieren/Herunterladen soll erlaubt sein 66% Gratis Internet überall 61% Quelle: gfs.bern, Credit-Suisse-Jugendbarometer Schweiz 2014
Text Hazel Brugger Die Slam-Poetin Hazel Brugger aus Winterthur hat für EB Navi diesen Essay rund um Digitalisierung geschrieben, obwohl sie von sich selbst sagt, dass sie auf diesem Gebiet eine «richtige Niete» sei, das müsse aber ja niemand wissen: «Ich hasse es, wenn ich sehr viel Zeit in etwas investiere, in dem sehr viele Leute sehr viel besser sind als ich.» Sie engagiere dafür lieber Leute, die es wirklich können. Ab und zu sieht sie vor lauter Digitalisierung die Zeichen nicht mehr, vor allem, wenn sie übermüdet und überarbeitet ist oder wenn sie wegen einer Nebenhöhlenentzündung ihren Computer mit ins Bett nimmt. Dann braucht es etwas mehr Zeit, und es entstehen Texte wie dieser: analytischer und weniger erzählerisch als man es von ihr gewohnt ist.
Zu gerne wäre ich dabei gewesen, als der Buchdruck unter die Leute kam, hätte mit Freude erlebt, was scharfe gegnerische Zungen über ihn sagten und wie die schwarzmalerischen Prognosen klangen, die der Jugend das Geschichtenerzählen für immer abschreiben und sie als hoffnungslos und unrettbar darstellen wollten. Dann hätte ich den Schwarzmalern von damals sagen können, dass alles noch viel schlimmer wird. Steht man selbst in einer technologischen Revolution, ist es immer sehr schwierig, zuzuordnen, was denn nun wie relevant ist. Frei nach dem Motto: Später ist man immer klüger – es sei denn, man stirbt, dann hat das Ganze wohl nicht geholfen. Ein bisschen ist das Dabeisein also so, wie wenn man im IMAX-3D-Kino in der ersten Reihe sitzt, mittendrin statt nur dabei, und die Doku über Wald und Bäume nicht verstehen kann, weil man vor lauter Rinde den Ast nicht mehr sieht. Zukunftsprognosen in Sachen Technologie und allgemein sind also nicht nur sehr schwierig, oft bringen sie auch einfach nichts. Was hilft ist, einen Schritt zurückzuwagen und sich zuerst einmal die Bauweise des Kinos anzuschauen, ganz ohne 3D-Brille, bevor man sich auf einen Sitzplatz festlegt. Oder zu warten, bis der Film auf DVD rauskommt, sich dann die Bilder ganz in Ruhe und mit der Stopptaste in der Hand zuhause anzuschauen. Dass der Buchdruck schädlich ist und der Jugend die Freude am Wort nimmt, würde heute hoffentlich niemand mehr behaupten. Erschlägt eine Frau ihren Hund mit einem Hammer, würde schliesslich niemand (oder genauer: niemand Nicht-Amerikanisches) den Hammer vor Gericht zerren, sondern man ist sich einig, dass die Täterin der Mensch ist. DIGITAL ÜBERALL
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Genau so ist es mit der wachsenden Digitalisierung und der vermeintlich bösen, abgestumpften, dummen und unkreativen Jugend von heute. Dabei ist das Problem an der Jugend nie nur die Jugend an sich, logisch. So wie das Wasser nicht schuld daran ist, wenn die sonnenverbrannte Haut unter der Dusche schmerzt. Das Problem an der Jugend ist immer nur die ihr fehlende Zeit, die sie noch jugendlich sein lässt, und der allgemeine Zeitgeist, der ihr gleichzeitig sagt, dass sie bald nicht mehr jung sein wird. Der Touchscreen ersetzt oftmals die Berührung, der bunte Smiley ein ehrliches Lachen und ganze Sätze werden lieblos zu Akronymen verwurstet. Natürlich sind Handschriften aussagekräftiger als Times New Roman oder Comic Sans, und klar ist das Blättern im Buch ein haptisch viel wertvolleres Erlebnis als der müde Wisch über den matten Bildschirm. Schallplatten verursachen Störgeräusche nicht zuletzt, weil das Leben selbst ein einziges Störgeräusch ist – aber was nicht vergessen werden darf, ist, dass das Alte nie komplett verloren geht, es bietet nur Podestraum für das Neue, das stetig hinzukommen will.
ten, nein, ich könnte sogar schwören, die Arme der Schüler und Schülerinnen werden auf fast schon pränatal flexible Weise in den Torso zurückgesaugt, damit auch ja niemand auf die Idee kommt, jemand hier könnte in seiner Freizeit schreiben. Ich erweitere die Frage dann immer kompromissbereit auf ein: «Na, wer schreibt denn in seiner Freizeit beispielsweise SMS?» und der Saal explodiert. Die Händchen schnellen in die Höh’ und es wird laut erleichtert geatmet. Erleichtert darüber, dass nicht geurteilt wird über das Wie, sondern nur über das Was, das klar im Vordergrund stehen sollte. Es gibt also durchaus Gründe, der Jugend in Zeiten der fremdverschuldeten Unbändigkeit ein gewisses Mass an Grundvertrauen entgegenzubringen – und Buchdruck hin oder her, ein schlechtes Buch ist immer noch schlecht, da braucht es keine Kompromisse. Ob es nun ins LED-Licht gestanzt oder mühsam von mönchischer Handarbeit in ausgewalzte Schweinehaut geritzt wurde, ist piepsegal. Und wer vor lauter Jetztkritik die schönen Dinge verpasst, der möge wenigstens Spass daran haben, die Gegenwart zu verdammen. Denn auf irgendeine entfernte Art ist Kommunikation doch immer noch Kommunikation. Solange nur der Augenkontakt bitte nie komplett verloren geht, denn schade ist es schon, wenn man den Wald vor lauter Bildschirm nicht sieht.
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Foto Fabian Stürtz
Manchmal gehe ich in Schulen, sekundar und gymnasial, und beschäftige mich ein paar Lektionen lang mit Schülerinnen und Schülern. Wir schreiben gemeinsam und üben dann, wie man die selbst geschriebenen Worte danach wohl am besten vorträgt. So, dass es nicht langweilig und nicht aufgesetzt wirkt, dass es einen selber interessiert und die anderen zumindest nicht langweilt. Auf den ersten Blick also eine sehr einseitig-kommunikative Übung, bei der hauptsächlich beschallt wird, sowohl im Prozess als auch in der Durchführung später. So weit, so gut, das ist an sich extrem normal und hat mit Zeitgeist oder GenerationXY-Schiessmichtot überhaupt nichts zu tun, denn Monologe gibt es schon seit jeher und das Zuhören ist nichts, das mit dem neuen Millennium per se verlernt wurde. Im Gegenteil, das Zuhören wurde revolutioniert, es ist eher das genaue Hinhören, das bei so vielen ablenkenden Kanälen schwerer fällt. Immer, wenn ich vor der Schulklasse frage, wer denn in seiner Freizeit schreibt, sind keine Hände im Raum zu sehen. Nicht nur werden keine Hände hochgehal-
Hazel Brugger war 2013 Schweizer Meisterin im Poetry Slam und lebt in Winterthur. Sie ist eine konsequente Fragenstellerin, die sich nicht ziert, auch bissige Antworten zu servieren – kein Wunder hat sie sich nach der Matur für ein
Philosophiestudium an der Uni Zürich entschieden. Seit sie vor drei Jahren, damals noch Schülerin an der Kanti Bülach, angefangen hat, ihre Texte auf Bühnen vorzutragen, hat sie zahlreiche Preise im In- und Ausland eingeheimst. Einen Eindruck von ihren Performances liefert Youtube. Zur Digitalisierung hat sie ein ambivalentes Verhältnis: «Es ist nicht so, dass ich absolut hilflos bin am Computer. Ich kann auch Filme schneiden und Fotos bearbeiten, aber einen Computer zu programmieren liegt nicht drin, und das obwohl die in der Schule (war im mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymi) versucht haben, uns das reinzuprügeln.»
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APPS
Tagebuch: Meine Geheimnisse
Remembary
Tagebuch
Text Fritz Keller
Ein Tagebuch geschrieben, das hätten sie in der Pubertät gemacht. Das sagen viele. Sich im Zimmer eingesperrt und dann unlinierten, linierten oder karierten Seiten die geheimsten Geheimnisse anvertraut. Wehe, wenn das Tagebuch dann mal in falsche Hände gelangt ist. Nun gut, tempi passati für viele. Aber warum nicht in reiferen Jahren noch Tagebuch schreiben, sich in einem ruhigen Moment zu vergewissern,
Mein Tagebuch
was am Tag gelaufen ist, schriftlich festzuhalten, was wichtig war. Digitale Tagebücher lassen noch viel mehr zu und lassen sich auch einfach zum Lerntagebuch ausbauen. Sie können mit Fotos, Videos oder Audio-Dateien bereichert werden, einige kann man auch auf Facebook teilen. Wem das zu wenig Intimität bietet, kann immer noch auf das anologe Tagebuch zurückgreifen.
Einfach gehaltene Tagebuch-App, die aber das Wesentliche möglich macht: Texteinträge selbstverständlich, der Import von Bildern und Audiodateien. Dazu ein bisschen Schnickschnack wie einfache Icons, die wohl kaum jemand braucht. Dann aber wieder nützlichere Funktion wie der Export einzelner Tage oder des ganzen Tagebuchs über iTunes Filesharing. Auch der Export zu Dropbox funktioniert gut. Mein Tagebuch stellt verschiedene Oberflächen zur Verfügung: eine klassische, eine speziell für Reisen und eine für das Baby-Tagebuch. Also ideal für die Hochzeitsreise. ➝ Für iOS, Grundversion gratis
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Diario
Auf Amazon bringt es dieses kostenlose Tagebuch-App auf immerhin viereinhalb Sterne. «Das Tagebuch bietet alles, was man braucht. Für eine kostenlose App ausreichend Features vorhanden. Auch Bilder kann man ohne grosse Probleme einbinden», schreibt zum Beispiel TDunzweiler. Tatsächlich ist Diario solide gemacht, sehr gut sind die vielen eingebauten Filter, nach denen sich Inhalte suchen lassen. Das ist umso hilfreicher, desto umfangreicher das Tagebuch wird. Noch etwas: Diario kann man online in einem Browser bedienen und nachher wieder mit dem Handy syncen. ➝ Für Android, Grundversion gratis
Eine interessante Möglichkeit bietet Tagebuch: Mit einem Link können You-Tube-Videos eingebunden werden. Statt schreibend den Tag zusammenzufassen, setzt man sich also am Abend hin und überlegt sich, welcher Song denn nun zum vergangenen Tag am besten passt. Etwa «It’s a beautiful day», eine Komposition der gleichnamigen Hippy-Band aus Kalifornien. Oder mit «Mauvaise journée» zu leiden mit dem grossen Daniel Darc, der leider viel zu früh gestorben ist. Tagebuch lässt diese Höhen und Tiefen zu, die Zahl der Einträge ist limitiert, wer mehr will muss als In-App die Vollversion kaufen. ➝ Für Android / IOs, Grundversion gratis
Hat ihren Preis, diese App, bringt auch Leistung, vor allem in der Vernetzung mit Social Media. Wer täglich auf Facebook oder Twitter mitteilungsmässig unterwegs ist, und das gerne in seinem Tagebuch integriert hätte, fährt mit Remembary nicht schlecht. Vom Design her nicht gerade grossartig, immerhin hat man die Auswahl zwischen fünf Oberflächen. Nicht immer funktioniert alles auf Anhieb, auch der Austausch von Daten zwischen iPad und iPhone ist nicht einfach. Hinter Rembary stehen aber offenbar freundliche Kanadier, die über ihre Website guten Support leisten ➝ Für iOS, 10 Franken
Moleskine
Nein, das ist keine App. Das ist ein reales Tagebuch, geleimt und geheftet, aus der Serie Moleskine. Es ist systemunabhängig und steht überall zur Verfügung, wenn man es bei sich hat, dazu braucht es natürlich einen Stift. Der grosse Vorteil ist, dass man kein Passwort eingeben muss, wer denn will, kann das Schloss betätigen, vor Hackern dürtfte das keine Sicherheit bieten. Aufs Design legt man sich schon beim Kauf fest, dieses später zu verändern ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, Fotos muss man von Hand einkleben. Sicher ist aber: Die Daten werden auch in hundert Jahren von den Ururenkeln noch zu lesen sein. ➝ Systemunabhängig, ca. 30 Franken
DIGITAL ÜBERALL
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Überrascht hat mich der starke Bedeutungs-Anstieg von Social Networks.
DIGITAL ÜBER ALL
Welche Kanäle nutzen Sie zur Stellenausschreibung /-suche?
Welche Kanäle nutzen Sie zur Stellenausschreibung/-suche 100%
Clever unterwegs bei der digitalen Jobsuche Digitale Medien haben den ganzen Suchprozess nach einer neuen Stelle grundlegend verändert. Die gute Nachricht: Der digitale Raum bietet auch neue Werkzeuge, um den passenden Steckbrief im Datenhaufen zu finden. Kursleiter Joachim Maier gibt Tipps, wie die digitale Jobjagd mit überschaubarem Aufwand zum Erfolg führt.
Einen attraktiven Bewerbungsbrief schreiben, einen möglichst perfekten Lebenslauf auf hochwertiges Briefpapier drucken und beides im Deux-Piece oder im Anzug mit Krawatte beim Wunsch arbeitgeber vorbei bringen – die Zeiten sind längst passé. Wer heute leibhaftig beim Wunscharbeitgeber einmarschiert, begeht heute ein echtes «No-Go». Im virtuellen Zeitalter kommt man fast nur noch digital zu einem realen Job: Die Jobsuche beginnt online und auch der Kontakt zum Arbeitnehmer in spe läuft praktisch ausschliesslich über Datenleitungen. Fangen wir mit dem wenigen an, was gleich geblieben ist: Ein durchdachtes CV und ein souveränes Interview sind unverändert Schlüsselerfolgsfaktoren, um zur Wunschstelle zu kommen. Aber selbst die Darstellung des CVs hat sich den digitalen Gepflogenheiten angepasst – und auch da sollten Stellenbewerberinnen und -bewerber zeigen, dass sie up-to-date 66 EB NAVI #2
sind (➝ Kasten Seite 68). Für den Rest gilt: nichts ist wirklich einfacher geworden, aber vieles ganz anders. Sowohl auf Seiten der Bewerber als auch in den Personalabteilungen. Zeitfresser Angebotsflut
Denn: Wenn die Recruiter offene Stellen immer häufiger nur noch auf der eigenen Website, in einer Online-Stellenbörse oder in Social-Networks ausschreiben, dann muss man auch dort danach suchen (➝ Grafik 1). Gemäss dem Trend-Report Online-Recruiting ist eine Bewerbung auf Papier bereits bei 60 Prozent der Arbeitgeber nicht mehr zugelassen oder unbeliebt. Rund die Hälfte aller Arbeitgeber nutzt heute bereits Social-Networks, um Stellen auszuschreiben. Am beliebtesten sind nach wie vor Bewerbungen per E-Mail oder via ein standardisiertes Formular auf der Firmenwebsite (➝ Grafik 2). Sicher ist: Man kann sich in der digi-
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talen Flut an Jobangeboten verlieren. 60% Es gibt Tausende scheinbar relevante Quellen. Die Online-Jobsuche ist darum 40% für viele ein zeitintensiver, mühsamer und copyright by Dr. Joachim copyright Maier, Zollikon by Dr. Joachim (CH)! Maier, ! Zollikon! (CH)! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! vielfach entmutigender Prozess. Die rich20% durchdachte Derund durchdachte ein souveränes CV undJobinterview ein souveränes sind Jobinterview unverändert Schlüsselerfolgsfa sind unverändert S tige JobausschreibungDer scheint immer ge-CV ist einfacher geworden. ist einfacher Nur der geworden. Suchprozess, Nur der dasSuchprozess, Jobhunting hat das sich Jobhunting grundlegend hat rade dort zu lauern, woNichts man gerade nochNichts 0% nicht gesucht hat: auf Firmenwebsites, und ist dabei, sichund vollständig ist dabei,virtuell sich im digitalen Raumim abdigitalen zu spielen. Raum Wer ableibhaftig zu2014 spielen. beim W 2010 vollständig 2011 virtuell 2012 2013 Karriereseiten, in Zeitungsannoncen oder Wunscharbeitgeber Wunscharbeitgeber einmarschiert, begeht einmarschiert, heute ein echtes begeht «No-No». heute ein echtes Die Jobsuche «No-No». beginn Die Nischenwebsites für bestimmte Industrien fast jedem Fall online. fast jedem Und auch Fall online. der Kontakt Und auch mit dem derArbeitnehmer Kontakt mit dem in Spe Arbeitnehmer läuft zunehmen in Sp oder Berufsgruppen. Praktisch alle Teilnur noch digital. nur noch digital. Grafik 1 © Trend Report 2014 nehmenden meiner Workshops verbrachWer als Arbeitssuchende vor 20 Jahren unterwegs war, verbrachten ihre Zeit damit, eine ten mehr als eine Stunde pro Tag mit CV auf hochwertiges Briefpapier zu bringen. Nicht unüblich war es, die Bewerbungsmapp der Jobsuche im digitalen Raum – einige Piece Welche direkt beim Wunscharbeitgeber bringen und auf den Anruf zum alles ents Welche Bewerbungsarten lassen Bewerbungsarten Sie zu? (Arbeitgeber) lassenvorbei Sie zu?zu(Arbeitgeber) Welche Bewerbungsarten lassen Sie zu? (Arbeitgeber) sogar fünf Stunden und mehr. Doch: Interview zu warten. Wer nicht rechtzeitig aufhört zu Soziale suchen, ni nicht zugelassen 32% 32% 21.7% 28.6% 28.6% 2010 2010 17.7% 17.7% 21.7% Netzwerke Soziale Netzwerke 33.5% (Prolbewerbung) 11% 37.4% 33.5% 18.1% 11% 2011 37.4% 18.1% 2011 verschwendet nur seine Zeit. Und(Prolbewerbung) wer unbeliebt 38.5% 24.2% 38.5% 24.2% 24.5% 24.5% 12.8% 2012 12.8% 2012 gerne am falschen Ort sucht, ebenfalls. 30.5% 26.7% 30.5% 26.7% 37.4% 37.4% 2013 2013 Online-Stellenbörse Suche
Print Suche
Firmen-Webseite Suche
Social Networks Suche
Online-Stellenbörse Angebot
Print Angebot
Firmen-Webseite Angebot
Social Networks Angebot
© Trend Report 2014, Prospective Media Services AG, Zürich, www.trendreport.prospective.ch, www.prospective.ch
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Die richtigen Keywords als Schlüssel
Formularbewerbung (standardisiertes Formular)
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Meine Empfehlung lautet: Mit der richti26.4% 15.9% 57.7% 26.4% 15.9% 2014 57.7% 2014 gen Suchstrategie reichen 15 Minuten Online-Stellenplattform 18.4% Online-Stellenplattform 13.6% 53.7%18.4% 13.6% 53.7% 14.3% 14.3% 2010 2010 18.7% (CV-Datenbank)58.7% 11% 11% 18.7% 11.6% 2011 58.7% 11.6% 2011 pro Tag vollkommen. Dafür muss (CV-Datenbank) man 23.4% 22.7% 44.3% 44.3% 23.4% 22.7% 9.5% 2012 9.5% 2012 sich allerdings vorab die wesentlichen 26% 27.3% 42.8% 26% 27.3%2013 42.8% 2013 28.4% 24.9% 46.7% 28.4% 24.9% 46.7% 2014 2014 Fragen stellen. Als ersten Schritt gilt es, 2010 2010 27.9% 69.4% Papier Papier 69.4%27.9% sich genau zu überlegen, was man eigent2011 2011 35.5% 61.3% 35.5% 61.3% lich sucht. Das Was bestimmt das Wo. 6.2 41.8% 6.2 50.5% 41.8% 50.5% 2012 2012 44.9% 13.3 13.3 39.6% 44.9% 2013 39.6% 2013 Das Mantra der digitalen Welt lautet: 43.3% 16.9% 16.9% 39.8% 43.3% 2014 39.8% 2014 «Du wirst bekommen, wonach du suchst – E-Mail 10.2% E-Mail 89.1%10.2% 89.1% 2010 2010 9.0% 89.0%9.0% 89.0% 2011 2011 aber wenn du nach allem suchst, wirst 14.3% 82.1% 14.3% 2012 82.1% 2012 du am Ende mit nichts dastehen.» Nur 13.9% 79.1% 13.9% 2013 79.1% 2013 6.5 19.4% 6.5 19.4% 74.1% 74.1% 2014 2014 wer weiss, wonach er sucht, kann die passenden Suchwörter kennen und jene Grafik 2 © Trend Report 2014 Karrierewebsites finden, die geeignete Die gute Nachricht: Dieder gute digitale Nachricht: Raumder folgt digitale eigenen Raum Regeln folgtund eigenen bietetRegeln neue Werkzeuge. und bietet ne D Job-Profile ausschreiben. Um seine Suchbegriffe zu finden, Diese vier Szenarien kann man in allen Kulturtechnik der Kulturtechnik digitalen Jobjagt der verändert digitalen Jobjagt sich, in verändert Amerika etwas sich, in schneller Amerikaals etwas in der schn Sch kann es hilfreich sein,Blick in Szenarien zu BlickDetails seinem inneren vorbeiauf die Infographiken auf die aufvor Infographiken meiner Webseite auf Auge meiner zeigen Dir Webseite im Blickzeigen über den Dir im Atlantik, Blick über in we denken. Die Ausgangsfrage dafür lautet: ziehen lassen, am besten mit seinem Richtung es gehen Richtung wird. Nimm es gehen dir 5 Minuten wird. Nimm Zeit,dir verschaff 5 Minuten dir Zeit, einenverschaff Überblick dirder einen wichtig Übe Wie sieht meine berufliche Situation in Lieblingslied aus den Kopfhörern in den Arbeitsmarkt-Trends Arbeitsmarkt-Trends in den letzten Jahre in den und letzten versuche Jahre zu reflektieren, und versuche welche zu reflektieren, der beschrie w einem halben Jahr aus? Die vier mögliOhren – und gleich darauf auf Papier chen Szenarien heissen: festhalten, man gesehen hat. Jedes Phänomene dir vertraut Phänomene vorkommen. dirwas vertraut Welche vorkommen. Entwicklungen Welche begrüsst Entwicklungen du und wo begrüsst regen sic du 1. A lles beim Alten: «same as it ever was»Widerstände? Szenario erhält einen Jobtitel oder eine Widerstände? 2. Alles wird gut: «best case» passende Überschrift, darunter wird der Dieals Online-Jobsuche ist für viele ein zeitintensiver, ist für viele mühsamer zeitintensiver, und vielfach mühsamer entmutigender und vielfac 3. Es kommt schlimmer, man denkt: Die Online-Jobsuche Berufsalltag festgehalten: Wieein verbringe Es gibt tausende scheinbar Es gibt scheinbar Quellen. Die richtige Quellen. Jobausschreibung Die richtige Jobausschreib scheint imme «worst case» ichtausende dierelevante Tage? Womit bin relevante ich beschäftigt? 4. Traumjob: «dreamsdort come true» Was begeistert mich? Welche besonderen zu lauern, wodort du gerade zu lauern, noch wonicht du gerade gesucht noch hast: nicht auf gesucht Firmenwebseiten, hast: auf Firmenwebseit Karriereseiten 24.6%
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© Trend Report 2014, Prospective Media Services © Trend AG,Report Zürich,2014, www.trendreport.prospective.ch, Prospective Media Services www.prospective.ch AG, Zürich, www.trendreport.p
ZeitungsannoncenZeitungsannoncen oder Nischenwebseiten oder Nischenwebseiten für bestimmte Industrien für bestimmte oder Berufsgruppen. Industrien oderW DIGITAL ÜBERALL 67 du nur mit der Suche du nur einsteigen? mit der Suche Meineeinsteigen? Empfehlung: Meine überleg Empfehlung: dir genau,überleg was dudir eigentlich genau, bevor du überhaupt bevor mit du derüberhaupt Suche beginnst. mit der(Quelle: Suche beginnst. http://www.collegeaftermath.com/jobs (Quelle: http://www.collegea
AUF KURS BLEIBEN
Fertigkeiten kann ich einsetzen? Mit wem arbeite ich zusammen: Wer sind meine Kolleginnen und Kollegen, Chefs, Kundinnen? Auf das Richtige fokussieren
Wenn diese Arbeit einmal gemacht ist, dürfte es nicht mehr schwer fallen, zu jedem Szenario fünf bis acht relevante Suchbegriffe zu definieren. Ob die erhaltene Kombination an Suchbegriffen wirklich zu brauchbaren Resultaten führt, sollte man allerdings im Reality-Check testen. Dafür empfehle ich die Plattform indeed.ch. Indeed ist die wichtigste Karriereseite in den USA und funktioniert auch in der Schweizer Version hervor ragend als Datenkrake; sie liefert i.d.R. sehr viele Suchergebnisse. Wer seine Suchbegriffe kombiniert bei Indeed eingibt, erhält dort eine erste Antwort auf die Frage, wie brauchbar der gewählte Suchfokus ist. Meine Faustregel: Mehr als 150 Suchresultate pro Anfrage deuten auf einen zu weiten, weniger als fünf Resultate auf einen zu engen Fokus hin. Nach allfälligen Anpassungen bei den Keywords bietet Indeed in den meisten Fällen ein gutes Grundrauschen: ein Grundbild an passenden Stellenausschreibungen. Zumindest zwei bis drei viel versprechende Stellenausschreibungen sollten sich mit Indeed finden lassen. Zum Ziel führen können neben solchen Mega-Job-Plattformen aber auch Nischenwebsites, welche es für praktisch jede Berufsgruppe oder Branche gibt: z.B. für Jobs im pädagogischen Bereich, bei der Stadtverwaltung oder für ManagementTrainer. Die Perspektive der HR-Profis
Solche spezifischen Job-Portale lassen sich auf einfache Weise ausfindig machen: Stellentitel, Arbeitsort und allenfalls weitere Informationen aus einer der bereits auf Indeed gefundenen, pas68 EB NAVI #2
senden Annoncen in Google eingeben – um herauszufinden, wo die Anzeige noch publiziert worden ist. Wie nützlich die so ausfindig gemachten Karriereplattformen für die eigenen Zwecke sind, lässt sich dann dort mit der entsprechenden Keywordsuche überprüfen. So sollten sich mindestens zwei Nischenwebsites finden lassen, die gut zum eigenen Suchfokus passen und bessere, mehr oder schlicht andere Stellenausschreibungen liefern. Wer sich online auf ein Jobangebot bewirbt, sollte die Perspektive wechseln und sich erst einmal mit dem befassen, worauf die Recruiter achten. Jeder HR-Profi wird sein Augenmerk auf vier Punkte richten: 1. Macht der Kandidat einen guten ersten Eindruck? 2. Bringt er die passenden Kompetenzen und Erfahrungen mit? 3. Ist der Kandidat motiviert und bereit, sich zu engagieren? 4. Stimmen die Vorstellungen übers Gehalt überein? SERVICE International und übersichtlich: der CV von Europass Neben einem Kurzprofil auf dem Deckblatt von der Länge eines LinkedInProfils (140 bis 200 Zeichen) setzen sich allmählich auch die Richtlinien der EU-nahen Organisation Europass für die Darstellung eines guten CV durch: – L änge: Maximal 2 Seiten – Mit dem CV belegen Sie Ihre Kompetenzen – die bisherigen Berufs stationen aufzuzählen ist nicht genug – Beschreiben Sie Funktionen und Verantwortlichkeiten in früheren Karrierestationen – Belegen Sie, wie in den USA schon lange üblich, das, was Sie alles erreicht haben mit Zahlen. Bsp.: «Ich habe das Thema x mit einem Budget von y verantwortet, die Kundenzufriedenheit um 30 Prozent erhöht und wurde als drittbester von 20 Mitarbeitern beurteilt.»
Ein gutes Online-Dossier überzeugt auf allen Ebenen, die Spreu vom Weizen getrennt wird aber schon beim ersten Eindruck. Deshalb gilt es, da keine Fehler zu machen. Sich selbst ein Profil geben
Heute noch viel mehr als früher gilt: Kürze gibt Würze. Die digitalen Leitformate SMS und Twitter mit ihren Beschränkungen auf Kurznachrichten haben unsere Lese- und Sehgewohnheiten verändert: Wir sind vielfach nicht mehr bereit, ein briefähnliches E-Mail oder einen ausführlichen Cover-Letter zu lesen. Ein kurzes, knackiges Profil auf der ersten Seite des Dossiers bringt gleich auf den Punkt, worauf es ankommt. In den USA hat es sich schon eingebürgert, dem Dossier ein Deckblatt voranzustellen, dass ungefähr einem Twitter-Profil entspricht: maximal 200 Zeichen, plus ein ansprechendes Bild sowie die Koordinaten das Bewerbers. Digitale Visitenkarte
Wichtig ist auch die Einsicht, dass die Personalverantwortlichen ein Dossier zu jedem Zeitpunkt beiseite legen und den Namen einer Bewerberin oder eines Bewerbers in eine Suchmaschine, auf Facebook oder in ein berufliches Netzwerk wie LinkedIn eingeben können. Vielleicht sogar in der Hoffnung, sich einen schnelleren oder leichter verdaulichen Eindruck zu verschaffen, als ihn die
Digital Jobhunting Digitale Jobsuche mit allen wesentlichen Stationen in 15 Minuten pro Tag Mit E-Portfolio potenzielle Arbeitgeber überzeugen Mithilfe eines E-Portfolios seine Kompetenzen überzeugend kommunizieren Beratung Bewerbungsdossier Das Bewerbungsdossier digital oder in Papierform auf den neusten Stand bringen. Gelungene Rekrutierung – gelungene Lehrzeit Eignung und Persönlichkeit einschätzen für Lehrbetriebe Anmelden: eb-zuerich.ch/digital
Bewerbungsunterlagen bieten. Ein Profil im Netz, das einen schiefen ersten Eindruck vermittelt, kann einen darum in jeder Phase des Bewerbungsprozesses aus dem Rennen werfen. Zum Beispiel dann, wenn auf der LinkedIn-Seite nichts von den geforderten Kompetenzen steht oder aus den Einträgen auf Twitter hervorgeht, dass sich die oder der Stellensuchende nicht wirklich für die Themen interessiert, die mit seiner neuen Position verbunden wären – oder weil er oder sie offensichtlich kein zum Job passendes Netzwerk mitbringt. HR-Profis sowie zukünftige Kolleginnen und Kollegen beziehen den digitalen Auftritt immer ins Gesamtbild mit ein. Jede Jobhunterin und jeder Job hunter sollte darum mindestens über ein gut gepflegtes LinkedIn- (oder Xing-) und Twitter-Profil verfügen. Und man sollte seinen digitalen Fingerabdruck unbedingt regelmässig überprüfen und aktualisieren. n
Joachim Maier gibt an der EB Zürich Kurse rund ums «Digital Jobhunting». Kürzlich hat er zu dieser Thematik bei Amazon ein E-Book publiziert. Er ist Diplom-Betriebswirt und Dr. der Humanwissenschaften und widmet sich als Trainer und Coach seit Jahren der Vermittlung von digitalen Kompetenzen. In seiner Firma «Filmreif Beraten» nutzt er das Medium Film zur Team-, Organisations- & Führungsentwicklung.
Vorlage und Leitfaden zum Europass CV finden sich im Netz: www.europass.cedefop.europa.eu
DIGITAL ÜBERALL 69
QUIZ
VORSCHAU
Wer hat das gesagt?
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«Das Internet? Gibts diesen Blödsinn immer noch?»
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Virginia Romett Chefin IBM 2014
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«Den Menschen ist nicht klar, was hinter dem Bildschirm passiert.»
«Man kann Menschen nicht kontrollieren.»
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«Das Telefon ist eine erstaunliche Erfindung.» Aber wer sollte sie je benutzen wollen?
«Das Internet ist nur ein Hype.»
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Solchen und anderen Fragen widmet sich EB Navi #3.
«Die Schweiz ist das Silicon Valley der Robotik.»
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«Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt.»
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«E-Mail ist ein absolut unverkäufliches Produkt.»
Ist das wirklich alles oder gäbe es da allenfalls noch mehr? Und worin bestünQuaibrücke de eigentlich der Sinn der Arbeit, wenn es einen gäbe? Und wie lässt sich der Sinn finden?
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«Wir sollten Daten als die neuen Rohstoffe ansehen.»
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«Die Robotik wird in den nächsten zehn Jahren verstärkt Einzug halten in unseren Häusern und unseren Leben.»
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«Das Fernsehen hat keine Zukunft. Es ist nur ein Strohfeuer.»
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EB Zürich Wege zur Weiterbildung
Das Sinn-find-Ding «Also, nun kommt der Sinn des Lebens. Nun, es ist wirklich nichts Besonderes. Rathausb r. Versuch einfach nett zu den Leuten zu tr. iess Die EB Zürich ist die grösste Weiterbildungsinstitution sein, vermeide fettes Essen, lese ab inw Ste rstr. und zu ein gutes Buch, lass dich mal bePfauen Kunsthaus lde Do Tram 3, 5, 8, 9, dererbr. Schweiz, die von der öffentlichen Hand getragen wird. suchen, und versuch mit allen Rassen Bus 31 Kunsthaus Münst und Nationen in Frieden und Harmonie Paradeplatz zu leben.» Monty Python: The meaning of life 15 9 Ka nto n
Ordnen Sie den Prominenten die Aussagen zu und tragen Sie den entsprechenden Buchstaben in die Kreise ein. Schicken Sie das Lösungwort an quiz@eb-zuerich.ch. Einsendeschluss ist 20. Februar 2015. Die Lösung findet sich ab dem 23. Februar 2015 auf www.eb-zuerich.ch/blog. Unter den richtigen Einsendungen werden drei Bildungsgutscheine im Wert von je 100 Franken verlost.
EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Bildungszentrum für Erwachsene BiZE Riesbachstrasse 11 8090 Zürich
Kate Darling Forscherin MIT Boston 2014
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