3 minute read
Tageslicht für Impressionisten
Tageslicht ist vor allem für die Inszenierung der Werke impressionistischer Maler entscheidend. Daher steuern PFC200-Controller auf Basis eines ausgefeilten Algorithmus den Lichteinfall im Erweiterungsbau des Kunstmuseums Zürich.
Text: Remo Marti, Wago Contact SA
Advertisement
Die «Hütte des Zollwärters in Verengeville», der «Seinearm bei Giverny» oder auch die «Felspyramide von Port-Coton bei rauer See» von Claude Monet fangen in einem atemberaubenden Stil die Schönheit der Landschaften ein. Zwar sind diese Werke in Rotterdam, Boston und Moskau ausgestellt, stehen aber exemplarisch dafür, wieso Tageslicht für deren Inszenierung entscheidend ist. «Wir zeigen viele Werke von Impressionisten, die als Maler unter freiem Himmel ihre Farbpalette wählten und die Bilder komponierten», so Kommunikationsleiter Björn Quellenberg vom Kunsthaus Zürich. Kunstlicht würde dieses Zusammenspiel der Farben schlichtweg verfälschen. Aber nicht nur deswegen spielt im Erweiterungsbau des britischen Architekten David Chipperfield das Tageslicht eine wichtige und entscheidende Rolle. «Das Ober- und Seitenlicht entspricht auch den idealen Lichtverhältnissen, das Kunstschaffende in ihren Ateliers bevorzugen», führt Björn Quellenberg ein weiteres Argument an. Ausserdem, sagt er, fühlten sich Besucherinnen und Besucher bei natürlichem Licht sehr wohl, weshalb dieses dem Streben nach einer hohen Aufenthaltsqualität für das Publikum geschuldet sei.
Komplexer Regelungsalgorithmus Mit diesen Vorgaben im Lastenheft trugen die Bauverantwortlichen der Rebsamen
Ein ausgeklügelter Algorithmus setzt die ausgestellten Kunstwerke im ChipperfieldBau ins richtige Tageslicht.
In diesem Ausstellungssaal wird das Oberlicht durch das Zusammenspiel von Beschattungsmarkisen und Lamellen in den Raum geleitet.
jedes einzelnen Ausstellungssaals ebenso dessen Lichteinlässe und idealen LuxMittelwert. Diesen ermittelte das Institut für Tageslichttechnik Stuttgart für jeden der knapp 40 Ausstellungssäle separat. Um die Kunstwerke ins richtige Tageslicht zu setzen, greift ein PFC200-Controller auf die in der Raumdatenbank hinterlegten Werte zurück und steuert gezielt die Lamellen und Markisen an. Im Hintergrund glei-
Technocasa AG in Horw eine Knacknuss auf. Wieso das vor allem steuerungstechnisch eine sehr grosse Herausforderung ist, beschreibt Projektleiter Tancredi Tormen so: «Es gibt im Erweiterungsbau zwei Arten von Ausstellungssälen. Bei den einen wird das Oberlicht durch das Zusammenspiel von Beschattungsmarkisen und Lamellen in den Raum geleitet, bei den anderen über Seitenlichtsäle.» Weil das Tageslicht aber je nach Sonnenstand und Jahreszeit aus unterschiedlichen Winkeln aufs Gebäude fällt, die Kunstwerke aber immer im gleichen Licht erscheinen sollen, genügte die Installation von ein paar Lichtsensoren und das Schreiben eines einfachen Algorithmus nicht. «In dieser Rege-
Fotos: Juliet Haller, Amt für Städtebau Zürich
lung stecken ein paar Tausend Stunden Programmieraufwand», beschreibt Tancredi Tormen deren Komplexität. Der Code integriert zwar Bibliotheken, die für die Lichtsteuerung des Kunstmuseums Basel und der Fondation Beyeler geschrieben wurden, doch letztendlich, so der Projektleiter, sei auch dieser ein Unikat, der nicht per Copyand-paste einfach auf ein anderes Projekt übertragen werden könne.
Tageslichtabhängige Ansteuerung von Lamellen und Markisen Wieso das so ist, lässt sich am Beispiel der Raumdatenbank ganz gut erklären. Sie ist das Herzstück für die Regelungstechnik und integriert neben den Abmessungen
Björn Quellenberg, Kommunikationsleiter Kunsthaus Zürich
chen sich derweil Aussensensoren, die neben der Lichtstärke auch den Sonnenstand erfassen, permanent mit den Lichtsensoren in den Ausstellungssälen ab und korrigieren bei Bedarf die Winkel der Lamellen und Markisen. Ist das einfallende Tageslicht zu schwach, um die Malereien wirkungsvoll zu inszenieren, dimmt die Steuerung so viel Kunstlicht wie erforderlich hinzu. Bei der Umsetzung der Steuerung bezog die Rebsamen Technocasa AG übrigens die für die Lichtplanung verantwortliche Fachkraft des Kunstmuseums mit ein. Sie kann über WLAN aufs komplette Gebäude zugreifen und für jeden Ausstellungssaal die Parameter einzeln festlegen. Dies kann beispielsweise bei einem Wechsel der Ausstellung erforderlich sein, wenn eine neue Anordnung der Kunstwerke eine Anpassung des Lichts erfordern sollte.
www.wago.ch Leading Partner Seite 111
Planung Gebäudeautomation: Rebsamen Technocasa AG, www.rebsamen-technocasa.net