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Die LED-Beleuchtung hat grosses Potenzial

Daniel Cathomen, Marketingleiter Schweiz bei der Zumtobel Licht AG, erklärt im Interview, wie gross das Potenzial der LED-Beleuchtung ist – nicht nur bezüglich der Energieeffizienz, sondern auch in Industrieprozessen.

Interview: Pascal Grolimund, Otto Fischer AG

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Die Beleuchtung hat sich seit den Zeiten der Glühbirne stark verändert. Was sind Ihre Erfahrungen damit? Ich beschäftige mich seit 30 Jahren mit Licht. Und es begeistert mich nach wie vor, denn es steht für Emotionen, es ist persönlich und alle haben eine eigene Meinung und Erfahrung. Zudem ist die Entwicklung, die im Bereich des künstlichen Lichts stattgefunden hat, enorm – beginnend bei der einfachen, technisch orientierten Lichtlösung bis zu heutigen intelligenten Lösungen, die besseres Licht spenden und viel energieeffizienter sind. Das ist für uns besonders interessant, da unser Hauptgeschäft in professionellen Lichtlösungen für den Zweckbau liegt. In diesem Bereich braucht es elektrotechnische Fachkräfte, die die Installationen kompetent durchführen und in Betrieb nehmen, ganz besonders.

Die LED hat die Branche zu Beginn ja ziemlich aufgewirbelt. Mit der LED kam eine völlig neue Technik ins Spiel. Die Optik und die Lichttechnik spielten plötzlich eine noch grössere Rolle. Das entsprechende Know-how mussten sich die Hersteller jedoch zuerst aneignen, speziell, als dann im professionellen Bereich Leuchte und Lampe plötzlich eins wurden. So entstanden Partnerschaften und Allianzen, es gab einen riesigen Umbruch. Dabei war das Timing sehr wichtig, wann man mit welchen Produkten auf den Markt kommt. Zumtobel hat hier den richtigen Zeitpunkt gefunden und konnte sich so rasch als LED-Anbieter mit passenden Produkten etablieren.

Künstliches Licht ist nicht dasselbe wie natürliches Licht. Es wird aber immer wieder versucht, es zu imitieren. Warum? Der Mensch ist auf natürliches Licht hin ausgerichtet, weshalb es unsere Urvorstellung von Licht bedeutet. Deshalb ist das Tageslicht die Referenz für künstliches Licht. Auch deshalb wurde die LED stark weiterentwickelt, und ihr Licht gleicht nun immer mehr dem Tageslicht.

«Das Licht sollte nicht auf die Leuchte reduziert, sondern als Ganzes betrachtet werden.»

Hat denn künstliches Licht einen Einfluss auf die Gesundheit des Menschen?

Welchen Einfluss das Licht direkt auf die

Gesundheit hat, ist schwierig zu erfassen. Das BAG hat jedoch Studien durchgeführt, die aufzeigen, dass das Licht durchaus einen Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen hat. Schlechtes und zu wenig Licht ermüdet das Auge und schliesslich den ganzen Menschen. Wenn hingegen unter guten Lichtverhältnissen gearbeitet wird, ist dies effizienter. Der wechselnde Lichtverlauf, mit dem die verschiedenen Tageslichtsituationen simuliert werden können, gewinnt dabei an Bedeutung.

Warum lohnt es sich nicht, bei der Lichtqualität zu sparen? Leuchten sind immer mehr auch ein Designelement. Deshalb ist es doch extrem schade, wenn eine superschöne Designleuchte kein gutes Licht abgibt. Mit Licht kann zudem die Qualität von Objekten hervorgehoben werden. Im Shopbereich zum Beispiel präsentiert gutes Licht die Waren besser. Wir sind uns in der Schweiz einen hohen Qualitätsstandard gewohnt, deshalb sollten wir dies auch beim Licht berücksichtigen.

Was sagen Sie zur Lichtqualität im Heimbereich? Dort ist es besonders wichtig, zwischen Leuchten und dem Licht zu unterscheiden. Viele Leute suchen im Laden oder im Onlineshop eine schöne Leuchte aus, ohne zu beachten, was für ein Licht sie abgibt. Zu Hause sind sie dann enttäuscht, wenn diese zu wenig oder zu kaltes Licht spendet.

Gibt es Werte, die beim Aussuchen der Leuchten oder bei einer Lichtplanung helfen? Der sogenannte Ra- oder CRI-Wert sagt aus, wie die Farbe eines Gegenstands in künstlichem Licht aussieht im Vergleich zum Tageslicht. Das Sonnenlicht stellt mit einem Wert

von 100 CRI die Referenz für natürliches Tageslicht dar. Ein Leuchtmittel mit einem RaWert von 90 ist schon sehr nahe am natürlichen Licht. Damit diese Qualität erreicht wird, braucht es jedoch die entsprechende Technologie. Hier unterscheidet sich unter anderem die Qualität diverser Anbieter.

Früher war Watt die bewährte Grösse, um die richtige Lampe zu finden. Wie ist das heute? Als Kriterium für das Licht ist heute die Einheit Lumen der wichtige Faktor. Nun muss das Gespür für Lumen statt Watt entwickelt werden. Die Anzahl Lumen gibt jedoch nur die Lichtmenge an, die direkt aus der Leuchte kommt. Wichtig sind dabei auch die Verteilung und die Entblendung durch gute Optiken.

Welche Konsequenzen hat das Verschmelzen von Leuchte und LEDLampe für die Branche? Das war tatsächlich eine Schlüsselherausforderung. Einerseits haben wir nun pro Lichtfarbe ein eigenes Produkt, und die LEDs sind nicht mehr so einfach auszuwechseln. Deshalb ist die Garantieleistung ein wichtiger Punkt, mittlerweile sind 5 Jahre Standard. Wenn also bereits frühzeitig eine LEDLeuchte defekt ist, wird diese ersetzt.

Schon seit einiger Zeit stellen Aussteller OLED oder Filamentlampen mit LCC an den grossen Messen aus. Gibt es da Weiterentwicklungen?

An dieser Technik wird intensiv weiterentwickelt. Doch die LED hat noch ein riesiges Potenzial, das noch nicht voll ausgenutzt ist. Neben der Kernkompetenz, der Beleuchtung, geht man heute mit der LED dank Intelligenz noch viel weiter: Man geht in den Prozess hinein. Zum Beispiel können in der Industrie Logistikprozesse beim Tracking von Waren über die Lichtinstallation unterstützt werden, indem der Lichtpunkt als Datenpunkt zum Erfassen von Daten verwendet wird, der dann an IOT-Systeme angebunden werden kann. Dazu kommt, dass auch die Effizienz der LED immer noch

nicht ausgeschöpft ist.

Was sind die Herausforderungen, um das Energiepotenzial zu optimieren? Die Technik hierzu ist bei den Leuchten bereits vorhanden. Wird dazu eine intelligente Steuerung und Sensorik eingesetzt, kann eine extrem hohe Energieersparnis erreicht werden. Nun ist es also wichtig, das grosse Sanierungspotenzial auszuschöpfen, das vor allem im Zweckbau noch nicht voll genutzt wird. Im Fachverband der Beleuchtungsindustrie (FVB) sind wir daran, eine Kampagne zu lancieren, die dieses Thema aufgreift. Dabei möchten wir aufzeigen, dass Licht nicht nur aufs Produkt, also die Leuchte, bezogen ist, sondern dass die Anwendung als Ganzes betrachtet werden soll. Im Industriebereich können mit einer LED-Beleuchtung 70–80 Prozent Energie gespart werden. Allein das wirkt sich positiv auf die Kosten aus. Dazu kommt, dass für effiziente Lichtlösungen im Zweckbau Fördergelder ausgeschüttet werden. Der FVB beteiligt sich zudem bei «energylight», einem Programm der Schweizerischen Lichtgesellschaft. Gemeinsam verfolgen wir im Zusammenhang mit der Energiestrategie 2050 das Ziel, bis ins Jahr 2025 den Energieverbrauch des Lichts in der Schweiz zu halbieren.

Im Jahr 2009 wurden Glühlampen verboten. Als Nächstes wird dies auch bei den Halogen- und T8-Leuchtmitteln der Fall sein.

Genau, es geht weiter mit diesen wichtigen Schritten im Zusammenhang mit der Energieeffizienz. Für industrielle Anwendungen beispielsweise wird 2023 prägend sein, wenn die klassischen FL-Röhren verboten werden. Das Verbot kann auch als Chance gesehen werden. Denn eine zeitgemässe LED-Lösung zusammen mit Sensorik und Lichtmanagement spart sehr viel Energie und Kosten und kann optional auch prozessunterstützend Teil eines IoT-Gesamtkonzepts sein. Sanieren lohnt sich also.

Zur Person

Name: Daniel Cathomen

Funktion: Marketingleiter Schweiz bei der Zumtobel Licht AG

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