UT Unterricht Postkorb

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Umsetzungstipp

Postkorb

Aufgaben priorisieren lernen

Publikationsreihe «Umsetzungstipps – Unterrichtsmethoden»

In unserem Vademecum «ÜberUnterrichten» haben wir die Herausforderungen kompetenzorientierter Unterrichtsmethoden vorgestellt und ein Spektrum verschiedener Unterrichtsmethoden aufgezeigt, mit denen Sie Handlungskompetenz in Ihren Unterricht integrieren.

Im Fokus stehen dabei:

> Methoden, um Lernvoraussetzungen zu schaffen

> Methoden zur Vermittlung und Sicherung von berufsrelevantem Wissen und Verständnis

> Methoden zur Vermittlung, zur Anwendung und zur Wissenssicherung von Vorgehensweisen, Fertigkeiten und Techniken

> Methoden zur Förderung und Reflexion des persönlichen, berufsbezogenen Erfahrungswissens

> Methoden zur Festigung von beruflicher Erfahrung

> Methoden, um Auswertung und Abschluss zu gestalten

Die Umsetzungstipps knüpfen an das Vademecum an und vertiefen jeweils eine darin aufgeführte Unterrichtsmethode.

Fokus der Umsetzungstipps – sie tragen ihn bereits im Namen – ist die Umsetzung. Während im Vademecum vor allem das Was ins Zentrum gestellt wurde, so geht es in den Umsetzungstipps nun um das Wie der zentralen Unterrichtsmethoden.

Wir hoffen, Ihnen mit den Umsetzungstipps wertvolle, praxisnahe und vor allem hilfreiche Impulse für die Umsetzung der Unterrichtsmethoden geben zu können.

Die Postkorb­Methode hat ihren Ursprung in der Arbeitsund Organisationspsychologie und ist beispielsweise fester Bestandteil von Assessment­Centern.

Kompetenzen wie strukturiertes Arbeiten und Aufgaben unter Zeitdruck zu erledigen sind in der heutigen Arbeitswelt sehr gefragt. Deshalb lohnt es sich, die Postkorb­Methode im Unterricht zu trainieren.

Folgende Literatur ermöglicht einen theoretischen Einblick in die Methode:

Höft, S. & Funke, U. (2006).

Simulationsorientierte Verfahren der Personalauswahl.

In: Schuler, H. (Hrsg.), Lehrbuch Personalpsychologie.

Göttingen: Hogrefe, S. 147–187.

Musch, J. & Lieberei, W. (1997).

Entwicklung und Validierung einer auswertungsobjektiven Postkorbübung für die Personalauswahl.

In: German Journal of Human Resource Management: Zeitschrift für Personalforschung, 11, S. 317–336.

Wolz, S. (2008).

Darstellung ausgewählter Verfahren des Assessment Centers. Handout zum Referat im Rahmen der Lehrveranstaltung: Personalmarketing und Personalauswahl, Sommersemester 2008, Universität Hohenheim.

tipps für die entwicklung des unterrichtsmaterials

Die Entwicklung des Unterrichtsmaterials bei der PostkorbMethode ist sehr zeitintensiv.

Eine vollständige Postkorb­Aufgabe besteht aus

> einer Aufgabestellung,

> einem Aktionsplan,

> den Dokumenten und Informationen, die die Teilnehmenden ordnen sollen,

> einer Musterlösung.

Aufgabenstellung

Eine vollständige Aufgabenstellung beinhaltet:

> Informationen zum Namen der Firma

> Eine Ausgangslage, die eine berufliche Handlungssituation beschreibt und die ein genaues Planen und Prioritätensetzen erfordert

> Informationen zur Rolle der Teilnehmenden, z. B. in Form eines Organigramms

> Einen Terminplan des zu planenden Tages

> Je nach Schwierigkeitsgrad: einen Zeitplan

Aktionsplan

Nachdem die Teilnehmenden die Informationen analysiert haben, beschreiben sie im Aktionsplan, wie sie die Aufgaben priorisieren. Der Aktionsplan wird in Form einer Tabelle erstellt. Bei erhöhtem Schwierigkeitsgrad müssen die Teilnehmenden zudem eine zeitliche Planung erstellen und darin aufführen, wann sie welche Massnahme treffen und wie viel

Zeit dies in Anspruch nimmt.

tipps für die entwicklung des unterrichtsmaterials

Dokumente und Informationen

Die Komplexität eines Postkorbs wird vor allem durch die Art der Dokumente und Informationen beeinflusst, die den Teilnehmenden zur Verfügung stehen. Je nach Schwierigkeitsgrad enthält der Postkorb 15 bis 40 Schriftstücke. Für Schriftstücke eignen sich z. B. E­Mails, Telefonnotizen, Briefe, Anliegen von Kund/innen oder vertrauenswürdige Mitteilungen. Zudem sollten die Schriftstücke echt aussehen, unterschiedlich relevant und dringlich sein.

Musterlösung

Zu einem Postkorb gehört auch immer eine Musterlösung. Das, obwohl es bei Postkorb­Übungen nicht nur eine einzige richtige Lösung gibt. Eine Musterlösung schafft eine Diskussionsgrundlage und befähigt die Teilnehmenden, die Aufgaben gegebenenfalls selbstständig zu kontrollieren.

Es ist zu empfehlen, den Postkorb zu testen, bevor er im Unterricht verwendet wird. Idealerweise übernimmt diese Aufgabe eine Person, die an der Entwicklung des Postkorbs nicht beteiligt war, mit der Materie aber gut vertraut ist.

Die Postkorb­Methode wird grundsätzlich schriftlich durchgeführt. Nach Bedarf kann ein mündlicher Teil eingebaut werden, in welchem die Teilnehmenden ihre Lösungen und Massnahmen erläutern sowie verteidigen.

Bearbeitung durch die Teilnehmenden

Die Teilnehmenden erhalten eine ganze Reihe schriftlicher Dokumente und Informationen (Schriftstücke), welche in ähnlicher Weise im realen «Postfach» zu finden sind. Im Aktionsplan priorisieren sie die Schriftstücke, leiten ab, was zu tun ist, und begründen ihre Priorisierung. In ihrem Aktionsplan beschreiben die Teilnehmenden die Reihenfolge der einzelnen Schritte und begründen das gewählte Vorgehen bzw. die Priorisierung.

Die Ergebnisse besprechen

Es sollte für die Besprechung der Ergebnisse genügend Zeit eingeplant werden, da ein Postkorb oftmals keine eindeutige Lösung hat. In der Diskussion erläutern die Teilnehmenden, warum sie wie vorgegangen sind. Sie beschreiben, welche Überlegungen sie bei der Priorisierung angestellt haben. Generell sollte die Priorisierung anhand der Kriterien «Wichtigkeit» vor «Dringlichkeit» nachvollziehbar sein.

Kompetenzorientierter Unterricht auf den Punkt gebracht. Ohne Fragezeichen? Denn obschon das Vermitteln, Sichern und Anwenden von Kompetenzen in aller Munde und Bestandteil jedes zeitgemässen Unterrichtskonzepts ist, zeigen sich die Schwierigkeiten oft erst bei der Umsetzung.

In unserer Reihe «Umsetzungstipps» unterstützen wir Sie bei der Ausgestaltung kompetenzorientierter Bildungsmassnahmen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie kompetenzorientierte Unterrichtsmethoden punktgenau im Unterrichtsalltag umsetzen können.

Unsere Publikationsreihe umfasst ein Spektrum von rund 40 Unterrichtsmethoden. Diese werden laufend publiziert.

Im Bereich «Fertigkeiten und Handlungswissen anwenden und trainieren» bietet die Publikationsreihe Umsetzungstipps zu folgenden Unterrichtsmethoden:

Rollenspiel

Handlungssimulation

Geleitete Fallarbeit

Postkorb

Erfolgskritische Situationen (Critical Incidents)

Sie finden unsere Umsetzungstipps jeweils nach Erscheinen auf unserer Homepage unter www.ectaveo.ch/publikationen Dort können Sie die Publikationen online lesen, oder gedruckt zu sich nach Hause bestellen.

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