Toegye Als der Hahn im Dorf...

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Edition Delta

Toegye

Als der Hahn im Dorf am FluĂ&#x; krähte, hing der Mond noch im Dachgesims



Edition Delta Koreanische Literatur Herausgegeben von Juana Burghardt


Die Veröffentlichung dieser Werkauswahl von Toegye erfolgt mit freundlicher Förderung des Koreanischen Instituts für Literaturübersetzungen (KLTI) in Seoul

www.edition-delta.de info@edition-delta.de © 2011 Edition Delta, Stuttgart. Alle deutschsprachigen Rechte Titelbild: Juana Burghardt Herstellung und Druck in Baden-Württemberg ISBN 978-3-927648-34-0


Toegye Als der Hahn im Dorf am FluĂ&#x; krähte, hing der Mond noch im Dachgesims (Gedichte 1515-1570)

Deutsche Fassungen von Tobias und Juana Burghardt auf der Grundlage der Vorarbeit von Doo-Hwan und Regine Choi und mit einem Nachwort von Tobias Burghardt

Edition Delta


INHALT

Auftakt (1515) Der Krebs (1515)

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Im Dienst des Königs unterwegs (1533-1541) Bei der Gedenkstätte des Meisters Giljae (1533 – Wasser-Schlange-Jahr – Gaesa) Mondschattenfelsen – Uolyongdae (1533) Pavillon auf dem Felsvorsprung – Chokseoklu (1533) Mit Bürgermeister Lee Gongsun von Yeoju und dem Privatgelehrten Lee Yoe im Tempel Shinruk (1535 – Holz-Schaf-Jahr – Eulmi) Beim Windempfangenden Pavillon – Impunglu (Zum Chilseok) (1535) Pavillon in Yongnam (1535) Frühlingsstimmung (1536 – Feuer-Affe-Jahr – Byongshin) In Andong im Haus der Lotosliebe – Aeyeondang (Mit einer Einleitung) (1536) Aufenthalt in Shinbeonhyon wegen Regens (1536) Gedanken beim Lesen eines Briefes aus der Heimat, der zum Jahresende kam (1536) Der Grenzfluss Amnokgang (1541) Kommandopavillon – Tonggunjeong (1541) Pavillon Schönster Landschaften – Chuisungjeong (1541)

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Die Zeit im Lesehaus (1541-1550) Im Lesehaus. Nach dem Gedicht »Herbstgedanke« von Kim Ungrim (1541) Ich las die Geschichte des Reiches im Osten und schrieb dieses Gedicht im Stil von Ungrim (1541) Nach dem Abendregen für Ungrim und Kyongseol im Boot gedichtet (1541) Der Pflaumenbaum am Jadehaus – Okdang (1542) Nach einer kleinen Versammlung am Lotospavillon – Yeonjeong (1542) Ich stieg mit Freunden auf den Felshügel hinter dem Kranichpavillon – Abgujeong (1542) Früh erwacht im Seehaus. Nach »Mondnacht im Tempel Jeonghaeuon« von So Dongpa (1544) Beim Aufstieg zum Kranichpavillon dachte ich an Ungrim, Sasu und Giluon, dabei verfaßte ich vier Stücke (1-4) (1544) Besuch beim Pflaumenbaum (1546) Nach der königlichen Weinzeremonie Seonon reite ich zum Lesehaus, wo Kyongyeol, Ungrim, Jayong und Kyongrim auf mich warten (1547) Yosan Nam Kyongrim sandte mir ins verschneite Lesehaus Pinienwein und ein Achtzeilen-Poem. Ich antwortete sofort mit einem Gedicht in seinem Stil (1547) Auf dem Pferd (1548) Meister Lee besuchte mich in der Hanseoam (1550)

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Das ersehnte Landleben (1550-1555) Toegye (1550) Zwanzig Stücke nach den Trinkliedern von Do Yeonmyong (1-6, 8, 11, 18) (1550) Am elften Abend trank ich mit Meister Nongam im Mondschein unter dem Aprikosenbaum und dichtete im Stil von So Dongpa (1551) In Büchern treffe ich Heilige und Weise (1552) Vorlesung über das Dao (1555) Bergwanderung. Gedichte nach dem Werk »Ungokja-Byong« von Chu-Hi (1555) Bergsteigen Begegnung mit dem Wind Den Mond genießen

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Lehrer in der Heimat (1557-1570) Lob der Pflaumenblüte auf dem Gosan (1557) An Lee Sukheon (1558) Entstehung des Gedichts (1559) Pinienwald in der Schneenacht (1562) Zurückgezogen im Dorf Yulri (1563) Mitternachts am Do-Berg. Nach Donner und Regen ging der Mond herrlich hell auf (1564) Lesen gleicht dem Bergwandern (1564) Antwort auf das Gedicht »Die Augen werden schwach und taub die Ohren« von Baek Nakcheong (Gedichtet mit 64 Jahren) (1564)

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Alleine in Nungundae (1-2) (1565) 83 Im Einklang mit den 4 Jahreszeiten im Gebirge – Je 4 Lieder (1565) Frühlingslied 85 Sommerlied 89 Herbstlied 93 Winterlied 97 Am Dosan besuchte ich den Pflaumenbaum (1566) 101 Ich antworte für die Pflaumenblüte (1566) 102 Ich besuche wieder die Pflaumenblüte am Dosan (1567) 103 Traumwanderung am Cheongryang-Berg (1568) 104 Auf einem Schiff im Östlichen See dichteten mir zuerst Gi Myongeon, danach Pak Huasuk einen Vierzeiler, die anderen an Bord widmeten mir Abschiedsworte. Da ich nicht jedem einzelnen antworten konnte, bedankte ich mich mit zwei Vierzeilern im Stil der beiden Dichterfreunde (1-2) (Im März 1569) 105 Abendgong des Bergtempels (1570) 107 Dorf der spielenden Götter – Seonyudong (1570) 108 Blick auf den Cheongryangsan (1570) 109 In einer Mondnacht erwachte ich in meinem Zimmer am Bach und sang für die Pflaumenblüte (1570) 110 Auf die Stille des Wassers lauschen (1570) 111 Bücherlesen (1570) 112 Glossar

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Jadeperlen. Tobias Burghardt

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AUFTAKT (1515)



DER KREBS

Er versetzt Steine, wühlt im Sand, baut ein Haus, mehrere Beine tragen ihn vorwärts und rückwärts, sein ganzes Leben weilt er am Ufer eines Baches und fragt nicht, wieviel Wasser vorbeifließt.

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IM DIENST DES KÖNIGS UNTERWEGS (1533-1541)



BEI DER GEDENKSTÄTTE DES MEISTERS GILJAE1 (1533 – WASSER-SCHLANGE-JAHR – GAESA)

Morgens wanderte ich am Naksu2, der Naksu strömt so langmütig dahin! Am Mittag rastete ich am Fuße des Osan3, der Osan erscheint so prächtig grün! Tief aus der Erde erfrischendes Quellwasser, hoch in den Himmel ragende Felsenwand. Zwischen Berg und Fluß: ein kleines Dorf, das Pfauental Bonggye, in das sich der Meister zurückzog. Der König setzte ihm ein Denkmal, auf daß die Treue Gerechtigkeit4 nicht wanke und niemand meine, er floh bloß vor der staubigen Welt! Über tausend Jahre wehte der Geist des Anglers am Weiher, jener Geist von Jode5 wirkt nun auch am Han im Osten. Den Untergang des Reiches konnte er nicht verhindern, seine Lehren jedoch überdauern felsenfest und weise. Der redliche Mensch schätzt die Gerechte Treue, der unedle Mensch wird sie nie begreifen. Hört mir nun alle zu, ich sage euch nämlich, hängt euer Leben nicht nur an hohe Ämter. 17


MONDSCHATTENFELSEN – UOLYONGDAE

Alte Bäume, bizarre Steine im Meeresdunst, Nebel verschleiert die Spuren der Einsamen Wolke6, allein der Mond sitzt hoch über dem Felsen und beschenkt mich mit seiner Weisheit.

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PAVILLON AUF DEM FELSVORSPRUNG – CHOKSEOKLU7

Wie lange verweile ich schon am Nam-Fluß? Manchmal singe ich oder steige zum Pavillon hinauf. Vorübergehend rauscht schräg fallender Regen. Ewiglich fließt der lange Fluß vor meinen Augen. In den Hintergrund schwindet ein altes Kranichnest, Vergangenes. Über die Weite schwebt des Wanderers Gemüt wie Wolken. Nach unten, auf den blauen Strom, schaue ich leise lächelnd. Ja, der emsige Alltag paßt nicht in die Welt der Dichter.

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MIT BÜRGERMEISTER LEE GONGSUN VON YEOJU UND DEM PRIVATGELEHRTEN LEE YOE IM TEMPEL SHINRUK8 (1535 – HOLZ-SCHAF-JAHR – EULMI)

Der staubige Wind der Hauptstadt – ein langer Alptraum. Ich folge dem Meister und wahre die Stille. Ein Gemälde mit Fluß und Bergen im Morgentau. In der Junifrische erwacht der schattenkühle Pavillon. Unser Gespräch vertieft sich immer mehr ins »Ligul9«, kreist um Bergweisheiten, meidet Alltägliches, so treiben wir im leichten Boot allmählich zurück, erreichen die Möwen und sind froh. Meister Gongsun beendete nach 20 Jahren seinen Kommentar zum Werk »Hwanggok-Naepun10« und hält heute eine Vorlesung über die Methode seines Buches, wie das Werk »Chamdonggae10« studiert werden kann.

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BEIM WINDEMPFANGENDEN PAVILLON – IMPUNGLU (ZUM CHILSEOK11)

Auch der Himmel geizt mit schönen Dingen, heißt es. Kurz bleibe ich beim Windempfangenden Pavillon. Bäume lindern die Tageshitze, der Wind weht kühl. Durch schwere Wolken strahlt die Sonne auf die Berge. Wasser trinkt der alte Kranich wie der Durstige den Wein. Erfrischend zirpt die Zikade, als versuche sie zu dichten. Um den Weiher sprießen Bambusstauden. Welch eine Freude: frei vom Staub der Stadt!

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Edition Delta

ISBN 978-3-927648-34-0


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