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Lernen im KITZ.do-Labor
KITZ.do in Dortmund vermittelt Freude und Wissen rund ums Thema Naturwissenschaften
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene müssen beim Thema Naturwissenschaften nicht gleich Muffensausen bekommen. Das beweist seit vielen Jahren schon das KITZ.doLabor in Dortmund, das auch an der Schwelle von der Schule in den Beruf viele Infos, Tipps und vor allem eine wertvolle Vorbildfunktion geben kann. Uns erzählt Leiterin Ulrike Martin, wie das geht.
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene müssen beim Thema Naturwissenschaften nicht gleich Muffensausen bekommen. Das beweist seit vielen Jahren schon das KITZ.do-Labor in Dortmund, das auch an der Schwelle von der Schule in den Beruf viele Infos, Tipps und vor allem eine wertvolle Vorbildfunktion geben kann. Uns erzählt Leiterin Ulrike Martin, wie das geht.
Authentisch muss es sein!
Lernen im Labor, ganz authentisch und nah dran an der Wirklichkeit der Wissenschaft. Das ist die Idee hinter dem KITZ.doProjekt in Dortmund, mit dem jungen Leuten Spaß gemacht werden soll an Ausbildungsberufen und Studiengängen in der MINT- und IT-Branche. „Es geht darum, nicht nur zuhören zu müssen wie in der Schule. Gerade im MINT- und IT-Bereich gibt es einen großen Fachkräftemangel, Kinder und Jugendliche haben da nicht immer so große Lust darauf gehabt in der Schule und bei der Berufswahl“, so Ulrike Martin. „Es wurden keine Leistungskurse
mehr gewählt, und im Handwerk haben auch Nachwuchskräfte gefehlt und das Interesse ist gesunken.“ Das sei vor mehr als einem Jahrzehnt in Dortmund die Ausgangslage gewesen. „Und dem wollte die Wirtschaftsförderung in der Stadt etwas entgegensetzen.“ Also habe man sich umgeschaut im Land und gesehen, dass es immer mehr Schülerlabore in Deutschland gibt. „Das wollte man in Dortmund dann auch aufbauen.“ Das „Kinder- und Jugend Technologiezentrum Dortmund (KITZ.do)“ sei dann in Kooperation mit der Schulverwaltung aus der Taufe gehoben worden. „Ich war von Anfang an dabei und habe das Labor aufgebaut“, erinnert Ulrike Martin sich, die als promovierte und habilitierte Geophysikerin und Expertin für Vulkanologie selbst genau weiß, wie viel Spaß und Abenteuer im Thema Naturwissenschaften steckt. „Ob man Vorlesungen an der Uni hält oder im Schülerlabor mit Oberstufenschülerinnen und -schülern arbeitet ist kein so großer Unterschied“, so die einstige Privatdozentin.
Fächerübergreifend und von klein bis groß
KITZ.do bietet fächerübergreifend und vom Kindergarten bis zum Abitur Praxiswissen in allen Naturwissenschaften außer Mathe („Da arbeiten wir derzeit dran!“). Nicht mit dem Gefälle zwischen Lehrkräften und Schülerschaft wie in der Schule, so Ulrike Martin. Sondern auf Augenhöhe. Im Labor gibt es nur Arbeitskräfte und kollegialen Umgang. „Die Lehrkräfte melden ihre Klassen an, nachdem sie sich auf unse-
rer Homepage informiert haben, was gerade zu ihrem Unterricht passt. Und dann wird bei uns im Grunde ergänzend zum Schulunterricht gearbeitet, mit unserem
eigenen Team.“ Es sei eine ganz andere Sache, wenn man in der Schule im Chemieunterricht lediglich lerne, welche Elemente mit welchen anderen Elementen zu diesem oder jenem Stoff reagieren, als wenn man im KITZ.do-Labor hautnah erlebe, wie Naturwissenschaft funktioniert und was dabei passiert. „Neben diesen Breitenangeboten machen wir auch eine Art Eliten- oder Schwerpunktförderung für besondere Talente in den Naturwissenschaften in Nachmittagskursen für junge Forschungsgruppen zum Beispiel beim Wettbewerb ‚Jugend Forscht‘“, so die Wissenschaftlerin („Ich wollte immer etwas erforschen, schon als Kind.“) weiter. Aber es gibt auch spezielle Gruppenangebote für Mädchen und für benachteiligte Kinder und Jugendliche bei KITZ.do. „Wir haben auch in der CoronaKrise weitergemacht und konnten unsere Angebote relativ schnell auf den Online-Bereich umstellen. So konnten wir alle Gruppen gut bei der Stange halten.“ Schließlich wolle man ja das Selbstbewusstsein vermitteln, dass Naturwissenschaft „nicht schwer“ und deshalb machbar ist. Ein weiterer Baustein im KITZ.do-Projekt ist die Fortbildung vor allem für Grundschullehrerinnen, die oft nur wenig bewandert sind in naturwissenschaftlichen Fragen. „Denen muss man die Angst vor Experimenten und Naturwissenschaft nehmen, damit sie unsere Themen in den Sachkundeunterricht einzubinden lernen.“
Von Vorbild- und Geschlechterrollen
Ulrike Martin weiß, wovon sie spricht: Vor ihrem Physikstudium hat sie eine Ausbildung zur Chemielaborantin absolviert. Im Labor fehlte ihr allerdings der Praxisbezug, weshalb sie das Studium als Vulkanologin noch draufsattelte und so draußen unterwegs sein und forschen konnte. Etwas anderes als ein MINT-Beruf hat sie so oder so offenbar nie interessiert. „Das war immer mein Ding, das fand ich irgendwie cool!“ Die Vorbildfunktion, die sie damit heute speziell für Mädchen und junge Frauen einnimmt, ist im KITZ.doKonzept fest verankert: „Wir haben hier viele studentische Hilfskräfte, die mit den Schülerinnen und Schülern arbeiten und ihnen so vorleben wie es ist, wenn man sich für eine Ausbildung oder ein Studium in den Naturwissenschaften entscheidet. Da redet man einfach mal darüber, wie so ein Physikstudium läuft.“ Manchmal würde sie sich rückblickend wünschen, dass das auch zu ihrer Studienzeit schon so gewesen wäre: „Da gab es keine einzige
Professorin in meinem Fachbereich. Da hat man sich schon einsam gefühlt!“ Noch heute sei es so, dass Jungs anders und oft auch selbstbewusster an naturwissenschaftliche Aufgaben herangehen. „Die gehen nach vorn und legen los. Mädchen stehen oft eher an der Seite und schauen erst einmal. Und wenn die Jungs dann losgelegt haben, dann trauen sich die Mädchen nicht mehr.“ Auch deshalb gebe es bei KITZ.do Gruppen, in denen Mädchen für sich forschen und experimentieren können.
KITZ.do gibt Vollgas!
Beim Thema KITZ.do wird in Dortmund nicht gekleckert, sondern geklotzt: Neben einem Dutzend Beschäftigten arbeiten 15 wissenschaftliche Hilfskräfte mit. Für die Grundfinanzierung sorgt die Stadt Dortmund, die auch das Gebäude des Projekts zur Verfügung stellt. „Aber wir werben auch Drittmittel ein und haben einen Förderverein, in dem sich Unternehmen für unsere Arbeit stark machen und uns unterstützen“. Mit einigem Erfolg, wie Ulrike Martin betont: „Wir haben unsere Arbeit evaluieren lassen und festgestellt, dass das Interesse an Naturwissenschaften durch unsere Arbeit schon gesteigert wird. Bundesweite Untersuchungen bestätigen unsere Erfahrung hier in Dortmund.“ Die Rückmeldung sei jedenfalls überwiegend „super“: „Die Gruppenarbeit in den Laboren bei uns ist eben motivierend. Manchmal kommt ein Lehrer zu uns und sagt, dass er da nun eine „schwere Klasse“ habe für uns. Aber wenn die Jugendlichen erst einmal loslegen, dann hört man keinen Mucks mehr!“ Berufsorientierung mit KITZ.do Bei KITZ.do können junge Leute Berufe in Naturwissenschaft, Technik und Umwelt entdecken und herausfinden, welche Traumjobs in den Naturwissenschaften auf sie warten. KITZ.do informiert über die Möglichkeiten, die es in der Ausbildung, im dualen Studium und an der Uni oder anderen Hochschulen gibt. Auch Schulpraktika, naturwissenschaftliche Workcamps in „grünen“ Berufsbildern und Sprachkurse sind bei KITZ.do möglich und helfen bei der Orientierung. www.kitzdo.de