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robbreport.de

Die Seele der Dinge

Deutsche Ausgabe

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Porsche 992 Wie gut ist der neue 911er? Luxus-Report Lernen von den Superreichen

Das Beste vom Besten Ein Heft Ăźber Superlative, mobile Erlebnisse der besonderen Art und die 10 besten deutschen Luxusmarken




Das Statement

Bitte mehr meaningful cars

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Robb Report

Chance auf Sammelbarkeit haben? Wenn in Zukunft der Massenmarkt Automobil wegbricht, was wird aus Sammlerfahrzeugen? Das ist keine Randdiskussion, denn Studien belegen klar, dass das Automobil als sicherste Sachwertanlage gilt, noch vor der Kunst und direkt nach Immobilien. Hierzu hatte ich eine spannende Diskussion mit Dr. Ziebart in München, seinerzeit Wasserstof-Guru bei BMW, der soeben den ersten elektrischen Jaguar serienreif gemacht hat. Er glaubt, dass gerade deren Elektriizierung das Sammeln hochwertiger Autos einfacher machen wird: „Es sind vier Stecker, die Sie lösen müssen, um beim I-Pace den Akku unter dem Fahrzeugboden zu tauschen.“ Ein guter Ansatz, ein nicht fahrbarer Oldtimer gilt schließlich als wertlos, aber so richtig beruhigt das nicht. Es ist ja nicht nur der Ersatzteilmarkt, der sich auch bei elektronischen Bauteilen inzwischen der Gegenwart angepasst hat, sondern die Frage, ob die Luxusmarken erkennen, wo die eigentliche Gefahr besteht. Ich verweise hier auf die Uhren-

Wenn der Automassenmarkt wegbricht, was wird aus Sammlerstücken? welt, die, befreit von der Notwendigkeit mechanischer Zeitmesser, Anfang der 80er-Jahre vom Massen- zum Sammlermarkt avancierte. Hersteller wie McLaren scheinen das bereits erkannt zu haben und setzen auf limitierte Kleinserien ab Werk, meist lange vor Veröfentlichung verkauft. Wir wünschen uns mehr von diesen meaningful cars. Sie könnten das Überleben des Automobils als Luxusprodukt sicherstellen – und Werte bewahren. Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre. joern.kengelbach@robbreport.de

Kazutaka Tsugaoka

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ährend ich diese Zeilen schreibe, gleitet der Flieger zurück von Basel, wo wenige Tage zuvor die erste Grand Basel eröfnet wurde, eine Automobilmesse der anderen Art – die 100 Exponate bester Provenienz wurden präsentiert wie Kunst in Galerien: weiße Wände, Verzicht auf jegliches PS-Geprotze. Hinter dem Konzept – nomen est omen – stecken die Macher der Art Basel, und es wundert daher kaum, dass die Ausstellung automobiler Kultur um die Welt wandern soll: Miami im Frühjahr, Hongkong ist in Planung. Hinter dem Konzept steht aber auch die Frage, das wurde in der Ansprache von Geschäftsführer Dr. Mark Backé deutlich, was sind Autos heute noch? Sind rare Sammlerfahrzeuge wie der gezeigte Lancia Sibilo Bertone von 1978 Kunstwerke? Kulturgüter sind sie allemal, Backé verwendete die Deinition meaningful cars. Unbestritten ist, dass der größte Paradigmenwechsel des Automobils in dessen 132-jähriger Geschichte nicht folgenlos bleiben wird. Der Dieselskandal ist am Ende nur die Randnotiz einer Geschichte, die das Auto vom Status des begehrenswerten Designerstücks, Fetischobjekts und Symbol demokratisch hart erkämpfter Freiheiten zur ferngesteuerten Gondelkabine degradiert. Wie sagte mir doch Daimlers Designchef Gorden Wagener neulich bei der Vorstellung des Markenkonzepts „Progressive Luxury“: „Ich bin jetzt 21 Jahre Designer bei Mercedes-Benz. Aber in den nächsten zehn Jahren verändert sich das Automobil stärker als in den letzten 100.“ Eine spannende Ansage von jemandem, der berulich mindestens eine Dekade in die Zukunft schauen muss. Und sie wirft Fragen auf. Die erste und wohl interessanteste für Robb-Report-Leser: Wird das Automobil im Zeitalter des selbstfahrenden Taxis – siehe Google Car oder Projekte wie die des Staubsaugerherstellers Dyson – überhaupt noch eine



Impressum / Das Team

Deutsche Ausgabe Heft Nr. 10 (4/2018), Erstverkaufstag dieser Ausgabe ist der 16. Oktober 2018 Robb Report erscheint in der Jahreszeiten Verlag GmbH, Harvestehuder Weg 42, 20149 Hamburg Telefon 040/27 17-0 (Zentrale), -36 19 (Redaktion), Fax -21 21, redaktion@robbreport.de

Chefredakteur (v. i. S. d. P.) / Joern Frederic Kengelbach Stellvertretender Chefredakteur / Tim Gutke Art Director / Michael Weies Leitung Bildredaktion / Gesche Wendt Fashion Editor-at-large / Evelyn Sand ( fr.) Editor-at-large / Ralf Eibl ( fr.) Leitender Redaktionsmanager / Bartosz Plaksa Assistentin Chefredaktion / Inge Winterhalter Schlussredaktion / Lektornet Wir danken euch / die freien Mitarbeiter Gisbert L. Brunner (Watch Editor) / Katarina Fischer (Photo Editor) / Jürgen Lewandowski (Automotive Editor) Thorsten Lange (Grafik) / Jürgen Schelling (Aviation Editor) / Séraphine de Lima (Fashion Editor) Robert Kittel (Travel Editor) / Marcus Krall (Yachting Advisor) Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe Jan Hors / Johannes Laubmeier / Matthias Luckwaldt / Fabian Mechtel / Percy Schoeler / Andreas Spaeth / Jan van Rossem / Mario Vigl / Christoph Wöhrle

DIE SEELE DER DINGE

Geschäftsführung / Dr. Ingo Kohlschein / Peter Rensmann / Helma Spieker / Alexander Uebel Verlagsleiter Corporate Business Development / Oliver Voß Objektleitung / Rose Sieberns Gesamtvertriebsleitung / Jörg-Michael Westerkamp Abovertriebsleitung / Christa Balcke Leitung Eventmarketing / Kenny Machaczek Marketing Consultant / Alexander Grzegorzewski Weitere Angaben finden Sie auf Seite 169

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Robb Report

Benjamin Werner

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Lässig-elegant – vom Opernball zum Badesee Evelyn Sand ist eine Person, die man ohne Zweifel als Modeinstanz bezeichnen kann. Seit über 18 Jahren beschätigt sie sich damit, Männermode zu interpretieren und zu visualisieren. Der Meinung unseres neuen Fashion Editor-at-large nach sollte „ein Mann immer efortless aussehen – egal ob im Tuxedo oder in der Badehose“. Verstanden? Nein? Zu sehen ist unser lässig-elegantes Modeverständnis ab jetzt im Robb Report.


Der neue Continental GT. Elegant und faszinierend – der Inbegriff eines Grand Tourers. Entdecken Sie mehr auf BentleyMotors.com/Continental BENTLEY BERLIN Marschner GmbH & CO. Autohandels KG Waitzstraße 14, 10629 Berlin. +49 (0) 30 88 66 78 88 0. Bentley-Berlin.de

BENTLEY DRESDEN Thomas Exclusive Cars GmbH Meißner Straße 34, 01445 Radebeul. +49 (0) 351 40 46 42 60. Bentley-Dresden.de

BENTLEY DÜSSELDORF Gottfried Schultz Premium GmbH Höherweg 95, 40233 Düsseldorf. +49 (0) 211 73 77 74 0. Bentley-Duesseldorf.de

BENTLEY FRANKFURT Bach Premium Cars GmbH Urseler Straße 38, 61348 Bad Homburg vor der Höhe. +49 (0) 6172 49 97 10 0. Bentley-Frankfurt.de

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BENTLEY HANNOVER Kamps in Hannover GmbH & CO. KG Podbielskistraße 322, 30655 Hannover. +49 (0) 511 35 85 50. Bentley-Hannover.de

BENTLEY KÖLN Pon Luxury Cars GmbH Butzweilerstraße 35-39 50829 Köln +49 (0) 221 370 50 510. Bentley.Koeln

BENTLEY MANNHEIM Bach Premium Cars GmbH Graudenzer Linie 113, 68307 Mannheim. +49 (0) 621 77 73 68 00. Bentley-Mannheim.de

BENTLEY MÜNCHEN AM Automobile GmbH München Moosacher Straße 40, 80809 München. +49 (0) 89 28 70 12 20. BentleyMuenchen.com

BENTLEY NÜRNBERG AM Automobile GmbH München Bortenmacherstraße 1, 91154 Roth bei Nürnberg. +49 (0) 9171 89 19 12. BentleyNuernberg.com

BENTLEY SINGEN Alfred Gohm GmbH Georg-Fischer-Straße 65, 78224 Singen. +49 (0)7731 94 63 0. BentleySingen.de

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Kraftstoffverbrauch des neuen Continental GT – EU-Fahrzyklus (l/100 km): innerorts 17,7; außerorts 8,9; kombiniert 12,2. CO₂-Emissionen 278 g/km. Effizienzklasse: F. Der Name „Bentley“ und das geflügelte „B“ sind eingetragene Markenzeichen. © 2018 Bentley Motors Limited. Gezeigtes Modell: Continental GT.


Robb Report / Oktober und November 2018

Inhalt

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DIE SEELE DER DINGE

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01 Was kommt Darauf lohnt es sich für Sie zu warten

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Einstieg / Ein Duft von Porsche, inspiriert von Werkstattluft Die Poesie / Herbstmode zwischen Dünen und Dichtung Die Auswahl / Ein modisches Stillleben am Tegernsee

STANDARDS 004 006 008 014 016 018

Christopher Ferguson

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Das Statement / Welche Autos sammeln wir morgen? Das Team / Wem wir dankbar sind: unser Impressum Der Inhalt Das Upgrade / Ein Fernseher der Extraklasse Kolumne / Der Lounge Lizard: Die Kathedrale von Doha Der Vordenker / Architekt Alberto Kalach gestaltet ein neues Mexico City und formt das Selbstvertrauen in Megacitys Kolumne … Seedepeschen: Der (Alb-)Traum von der Kreuzfahrt Kolumne … First Class Diaries: Muss es wirklich der Privatjet sein? Impressum Das Kleingedruckte / Ausverkaufte Supersportwagen

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Robb Report



Robb Report / Oktober und November 2018

Inhalt

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DIE SEELE DER DINGE

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02 Was ist

Darauf sollten Sie jetzt nicht verzichten

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Einstieg / Wie riecht Racing Green? Der neue Duft von Dunhill Die Kür / Rolls-Royce erschließt mit dem Cullinan das Ultraluxus-SUV-Segment. Ein Werksbesuch bei den Briten Die Testfahrt / Moderator Matthias Malmedie stellt sich dem McLaren Senna auf der Rennstrecke. Es wird persönlich Die Rallye / Der Mythos Mille Miglia lebt, und man kann ihn völlig unterschiedlich erfahren – die zwei Seiten einer Geschichte Die Werkschau / Audi öffnet uns die geheimen Pforten zum Designzentrum – eine persönliche Führung vom Designchef Marc Lichte Der Look / Ein Modeshooting beim Formel-E-Rennen und die Erklärung, was Robb Report damit zu tun hat Der Ingenieur / Eine Probefahrt mit dem Baugruppenleiter des Porsche 911 August Achleitner in seinem neusten Modell Die Anfahrt / Mit einer 659-PS-Corvette über 700 Kilometer zum Rennwochenende nach Le Mans. Eine Sinnsuche

„Man sollte nicht Röhrl oder Webber heißen müssen, um die Vorzüge eines neuen 911ers spüren zu können.“ August Achleitner, Baugruppenleiter Porsche 911

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Robb Report

Robert Grischek

Sätze für die Ewigkeit


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Robb Report / Oktober und November 2018

Inhalt

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DIE SEELE DER DINGE

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03 Was bleibt Darauf können Sie sich verlassen

Einstieg / Der neue Duft von Bentley. Eine Hommage Die zehn Besten / Was macht die besten deutschen Luxusmarken aus? Wir haben die Topmanager gefragt und fotografisch außergewöhnlich in Szene gesetzt Das Ranking / Die Top 50 deutschen Luxusmarken im Vergleich Der Luxus-Report / Die Superreichen: wie sie denken, wo sie investieren und was man von ihnen lernen kann Der Fahrtwind / Formel-1-Legende Alain Prost hat umgesattelt – aufs Rennrad. Eine Ausfahrt auf zwei Reifen

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Ausgabe Nr.

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Anreise Nach Le Mans mit der Corvette

Große Verzückung

Ein Heft über Superlative, mobile Erlebnisse der besonderen Art und die 10 besten deutschen Luxusmarken

Robb Report

Luxus-Report Lernen von den Superreichen

Wenn Rolls Royce ein neues Auto entwickelt hat das auch etwas mit Robb Report zu tun Denn es war unser Gründer der vor 42 Jahren dieses Magazin als Empfehlungsschre ben u timativer Luxusprodukte für den Rolls Royce Owners’ Club in den USA gründete Ob der neue Cu linan noch ein Rohdiamant st oder schlicht der beste Ultraluxus SUV der Welt lesen S e bitte ab Seite 58

Das Beste vom Besten

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Porsche 992 Wie gut ist der neue 911er?

Ausfahrt Mit dem Chefentwickler im neuen 911 Einsi ht Darf McLaren ein Auto nach Ayrton Senna benennen?

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Die Seele der Dinge

Das Beste vom Besten Ein Heft über Superlative, mobile Erlebnisse der besonderen Art und die 10 besten deutschen Luxusmarken

Zweimal Robb Das Schöne an besonderen Dingen ist ja manchmal, dass man sie nicht direkt kaufen kann. So beglücken wir bei dieser Ausgabe unsere Abonnenten mit einer exklusiven Titeloptik.

Coverfotos Robert Grischek; Foto oben Andra

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Das Upgrade

Der neue Maßstab in Schärfe und Auflösung – wenn es für den Samsung8K-Fernseher nur die passenden Filme gäbe

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iese Spielregeln hat es in der Geschichte des Fernsehens noch nicht gegeben. Erstmals überholt die technische Entwicklung unsere Sehnsüchte. Oder konkreter: Auf der jüngsten IFA sprach keiner mehr über HDTV oder 4K – 8K war der Slogan der Stunde. Nur für die Vorstellungskraft: Ein 8K-Monitor löst ein Bild mit 7680 zu 4320 Pixeln auf. Die 16-fache Potenz eines gemeinen Full-HD-Fernsehers. Selbst die meisten Kinos können da nicht mithalten. Die Grenzen von analogen Medien in Film und Foto sind weit überschritten. Wer vor einem 8K-Bildschirm steht, wird nur mit einer Grenze konfrontiert – der Aufnahmefähigkeit seines Auges. Es geht nicht besser, nicht brillanter, nicht informationsreicher. Die Tiefenwirkung raubt den Atem, die Schärfe übertrift beste Fotoabzüge. Doch die Angebote hinken hinterher. Heute werden Fußballspiele in Full-HD übertragen, Sky hat sich mit seinem neusten Receiver sogar für eine Bildqualität in 4K entschieden – doch Medieninhalte in 8K gibt es faktisch nicht. Außer jene, die Samsung für die Show-Premiere auf

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der IFA selbst produziert hat. Und wer mag schon diese Vorführstückchen in Endlosschleife sehen? Ein Traumschloss ohne Inneneinrichtung? Mitnichten. Die Magie ist mächtig. Nicht nur Zuschauer werden von ihr angezogen, auch Regisseure in Hollywood – nur das Beste soll der Maßstab sein. So sind beispielsweise die Blockbuster von Guardians of the Galaxy bereits mit 8K-Kameras aufgezeichnet worden. Samsung ist mit seinen Entwicklungen der Endgeräte weit vorn und bietet einen ebenso schönen, wie gewaltigen Monitor an. Der GQ85Q900 – ein Name, der kaum Kopkino erzeugt – verfügt über eine Bildschirmdiagonale von 85 Zoll, umgerechnet 215 Zentimeter. Der Traum vom Kino in den eigenen vier Wänden nähert sich damit der höchsten Ausbaustufe. Zumal Samsung auch bei diesem Modell mit einem kaum merklichen Rahmen und ultradünner Bauweise überzeugt. Im Inneren steckt zudem innovative Technik, die kleinere Formate auf 8K hochzurechnen weiß. Der Preis ist mit 15000 Euro knackig, aber durchaus angemessen. R

Samsung

33 177 600 Pixel für Kopfrechner


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er sich von der Ruhe und Privatsphäre

einer einzeln stehenden Villa mit Privatpool angesprochen fühlt und

exklusiven Service schätzt, der ist hier genau richtig. Das einzige „All-Villa Resort“ steht für sehr persönlichen, exklusiven Service, und ist familiengeführt. Im renommierten Spa gibt es einen indischen Ayurveda-Arzt. 7 Nächte in einer Luxury Suite Pool Villa ab 2.030 € inklusive Halbpension und Privattransfer ab/bis Flughafen Mauritius

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Kolumne / Der Lounge Lizard

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Aber eigentlich möchte ich in einer Lounge nicht in Ort des Glaubens. Das ist das Erste, was mir einfällt, primär staunen und vor Ehrfurcht lüsternd durch als ich den Empfangstresen der Al-Safwa-Lounge auf die Gänge schleichen. Ich möchte mich ausruhen, dem Hamad International Airport in Doha passiere. wohlfühlen, entspannen oder arbeiten. Und: dazu Dies ist nicht irgendeine Lounge auf einem der besten noch gutes Essen und sensationelle Getränke Flughäfen der Welt. Nein, es ist die, die man nur als genießen. Hier dagegen stehen seitlich wie KunstwerFirst-Class-Gast von Qatar Airways oder einer ke aussehende Arrangements verschiedener Sitzmöanderen Oneworld-Gesellschaft betreten darf – eine bel, in denen niemand sitzt. Ich gehe weiter in den Kathedrale. „Hier haben wir etwa 100 Gäste am Tag“, Restaurant- und Barbereich mit über 200 Sitzplätzen. erklärt die Angestellte, die mich hineinbegleitet. Zwei davon sind belegt. Dazu muss man wissen, Ein halbes Dutzend dass Qatar Airways Mitarbeiter tut beschäfausschließlich in ihren tigt. Ich setze mich an gerade mal zehn Airbus einen Tisch und bestelle A380 (von über 200 bei dem netten Kellner Flugzeugen insgesamt) aus Nigeria ein Glas überhaupt eine First-ClassVeuve Clicquot La Kabine anbietet. Schon das Grande Dame 2016. schränkt den PersonenLangsam weicht der kreis sehr ein, macht jeden Hype der Entspannung. Gast hier zum Teil einer Der Blick auf die exklusiven Gesellschaft. Menükarte aber ist eine Und genau so komme ich Enttäuschung, klein und mir auch vor, als ich den Die Lounges der Welt im Test. Dieses Mal: uninspiriert. Das macht Komplex betrete. Er ist die Al-Safwa-Lounge von Qatar Airways in Doha etwa die First-Lounge einschüchternd, die von Etihad in Abu Dhabi mit ofener Schauküche Decken geschätzte acht Meter hoch, die Wände mit wesentlich besser. Meine Tom-Yum-Suppe und die hellem Sandstein verkleidet. Und: Es ist fast menSambusak-Käseteigtaschen sind durchaus essbar, schenleer. Dieses Ambiente hat sicher bisher noch aber weit weg von kreativ. Die Bar ist ebenfalls den ausgebuftesten Viellieger beim ersten Besuch in überschaubar bestückt, etwa im Vergleich zur atemloses Staunen versetzt. Die gesamte Al-SafwaAuswahl im Lufthansa-First-Class-Terminal. Es gibt Lounge soll rund 10000 Quadratmeter groß sein und ein schönes Spa – aber die Nutzung ist nur gegen 530 Menschen fassen – doch so viele Menschen laufen Gebühr möglich. 30 Minuten Massage kosten hier wohl kaum in einer Woche auf. 80 Euro, einmal in den heißen Whirlpool steigen und Das Design ist eng angelehnt an die größte Ikone, danach duschen kostet 47 Euro. Absurd. Dabei geht die Katars Hauptstadt zu bieten hat: das islamische es auch anders: Man nehme sich eines von zwölf Kunstmuseum an der Corniche, gebaut von I. M. Pei. Privatzimmern in der Lounge – gratis, mit Dusche. Ich war oft dort, schon wegen des spektakulären Baus Von Büros, einem privaten Duty-free-Shop bis hin und der tollen Aussicht. Hier in der Al-Safwa-Lounge zum Familienbereich mit Computerspielen ist hier fallen mir sofort die wertvollen Exponate auf. An den an alles gedacht. Doch irgendwie wirkt diese ganze Wänden stehen Glaskästen mit Kostbarkeiten – etwa Kathedrale seelenlos, weil kaum jemand da ist, um sie türkis glasierte persische Kacheln aus dem 13. Jahrmit Leben zu füllen. R hundert. Ein paar Schritte weiter – welch ein Gegensatz – ein kunterbuntes Bild des legendären Keith Haring, des verstorbenen, schwulen Künstlers Fünfmal im Jahr aus New York. Soll das zeigen, wie liberal und umrundet unser Autor weltofen man in Katar gern sein möchte? Jedenfalls Andreas Spaeth die sieht man hier, wofür Unterhändler jahrelang auf Welt im Flieger. Das Kunstauktionen Artefakte aufgekauft haben und macht den 52-Jährigen warum Geld dabei keine Rolle spielte. Aber muss man zum Kenner der Lüfte – solche Schätze in einer Lounge ausstellen, wo sie und Lounges kaum jemand zu Gesicht bekommt?

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Robb Report

Illustration Alexandra Compain-Tissier, Foto Qatar Airways

Die Kathedrale von Doha


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ATMOSPHÄRE ĞġĦĜĝĦ ďġĝ ĦĭĪ ġĦ ĜĝĪ ĈĭĞĬ

EMIRATES FIRST UND BUSINESS đģğ ıģĭĭğĨ Ĩģğý ığĨ đģğ ģĨ įĨĭğĬğĬ ğĦğġěĨĮ ĞğĭģġĨĮğĨ įĨĞ ġĬĩūĴƆġģġğĨ ĀĩĬĞ}ĊĩįĨġğ ĮĬğĠĠğĨý ıŰĢĬğĨĞ đģğ āĩĝĥĮěģĦĭý ğIJĥĦįĭģİğ ĕğģĨğ įĨĞ ĈěĢĬġěĨġĭĝĢěħĪěġĨğĬ ġğĨģğūğĨ~

Āęī ġīĬ ĥĝĠĪ ęĤī ĂĤġĝğĝĦ Ķ Ĝęī ġīĬ Ĝġĝ āĥġĪęĬĝī ýÌÑÉ~


Der Vordenker / Alberto Kalach

Wie das Hochhaus menschlich wird 18

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Der Architekt Alberto Kalach erfindet gerade Mexico City neu. Und als wäre die Arbeit an dem 20-Millionen-Moloch nicht anstrengend genug, definiert er ganz nebenbei, wie die Welt intelligent und entspannt mit den Megacitys der Zukunft umgehen könnte – Zeit für Luftschlösser Robb Report

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Der Vordenker / Alberto Kalach

Noch sind es Luftschlösser – Kalachs Ideen stapeln sich als dicht gedrängte Modelle in den Regalen seines Büros.

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Ziemlich analog geht es zu im Studio von Alberto Kalach. Zwar gibt es Rechner, aber das Bild bestimmen Stifte, Zeichnungen und handgefertigte Modelle Robb Report

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Der Vordenker / Alberto Kalach

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Robb Report


Bauen geschieht bei Alberto Kalach nur im intensiven Dialog mit der Natur.

Von der begrünten Dachterrasse seines Studios blickt man über den Bosque de Chapultepec. Das ist der Central Park von Mexico City und Inspiration für den Architekten Robb Report

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Der Vordenker / Alberto Kalach

D Fotos von Robertino Nikolic (Porträts) und Nin Solis (Architektur) Text von Jan van Rossem

„Natur macht Architektur besser, lebenswerter, sanfter.“ Alberto Kalach

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er südliche Rand des Bosque de Chapultepec, dem Central Park von Mexico City, ist nicht unbedingt die heimeligste Gegend der Metropole. Auf der sechsspurigen Straße gibt es kaum Lücken zwischen zwei Autos, die aber selten schneller vorankommen als im gehobenen Schritttempo. Der Park ist von hier aus nahezu unzugänglich, von hohen, schwarz lackierten Eisengittern eingezäunt. Die Straßen säumen kleine Einfamilienhäuser, die sich schon seit Längerem nicht mehr gegen den Verfall zu erwehren wissen. Geschäfte und Restaurants sind ehemalige. Die Rollläden werden nicht mehr hochgezogen. Eine Tankstelle, eine Autowerkstatt, ein Oxxo-Kiosk für das Nötigste – und eine architektonische Ofenbarung. Inmitten dieser Melancholie erhebt sich auf einem schmalen Grundstück purer Optimismus – ein zehnstöckiges Haus, ein schlanker Turm auf schiefer, dreieckiger Grundläche. Die kurze Seite ist bis auf einen kleinen Schlitz pro Etage eine geschlossene Steinfassade. Die beiden Schenkel sind voll verglast, wobei sich die der Straße zugewandte Glasfront in den oberen Etagen noch einmal einen dreieckigen Ausbruch aus der Flucht erlaubt. Und in den unteren beiden ein üppiges Nichts: Den Eingang bilden zwei Luftgeschosse, die es aber in sich haben. Hinter einem Sichtschutz aus Nirosta-Stahl und einem dunklen Holztor versteckt sich der gegenüberliegende Stadtpark in Klein. Ein Dschungel als Foyer. Mittendrin ein Pförtnerhäuschen und ein Aufzug, den nur der Pförtner bedienen kann. Hier im Torre 27 ist man sofort angekommen in der Welt des Alberto Kalach, dem interessantesten Architekten Mexikos und – wie das Magazin Architektur & Wohnen soeben konstatierte – „Architekt des Jahres 2018“. In der ersten Etage über den Luftgeschossen hat sich Alberto Kalach sein Studio eingerichtet. Genauer gesagt ist es so, dass man sich beim Verlassen des Fahrstuhls schon wieder in einer Art Urwald beindet. Diesmal aus dekorativen Palmen – und inmitten einer dreistelligen Anzahl ganz eigentümlicher Gewächse, die Botanikern nicht bekannt sein dürften. Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von übereinandergetürmten Architekturmodellen, mal aus Wellpappe, mal aus dünnem Sperrholz, so viele, dass ein renommiertes Architekturmuseum stolz auf die Sammlung sein könnte. Mitarbeiter sieht man erst auf den zweiten Blick. Besonders viele sind es nicht. Am ersten Tisch: Lorenza Lunas, Pressesprecherin und Büro-Organisatorin. An einer Längsseite steht eine Werkbank, an der ein Mitarbeiter die Modelle baut. Einer! Ein paar, weniger als 20, sitzen vor Bildschirmen und konstruieren virtuell. Und eine redselige Gruppe um einen runden Tisch: Projektleiter, Klienten und ein drahtiger Typ, graues T-Shirt, ausgebleichte schwarze Jeans, Boots, kurz geschorener grauer Hinterkopf – der Chef. Dass von Alberto Kalach selbst bis hierhin noch nichts zu hören


Zurückhaltung und Dankbarkeit: das sind zwei Wesenszüge, die Alberto Kalach in der sich rasant verändernden Metropole Mexico City erden

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Der Vordenker / Alberto Kalach

Der Schreibtisch des Architekten ist oft unbesetzt. Seine Arbeit nennt der 58-Jährige Problemlösung – vorwiegend im Gespräch mit dem Klienten. Beim Studiogebäude (unten) war es ein Selbstgespräch

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Die Lichtgestalt scheut das Rampenlicht.

ist, liegt daran, dass er Interviews zu vermeiden versucht. Und Fotoshootings auch. Die Lichtgestalt scheut das Rampenlicht. Lorenza erinnert ihren Chef an den lange verabredeten Termin, was der äußerst überrascht zur Kenntnis nimmt. Lorenza rollt mit den Augen. Das kennt sie schon. Aber nach ein paar weiteren nicht sehr überzeugenden Fluchtversuchen stellt er sich. Auf dem Dach. Auch das ein kleiner Park mit noch ein paar Metern mehr Höhenluft, als sie die Metropole auf 2250 Metern ohnehin zu bieten hat. Und mit Blick über das satte Grün des Bosque de Chapultepec. Den Platz hier oben hat Alberto Kalach gewählt. Nicht zufällig. Inmitten des Grüns fühlt er sich wohl. Planzen inspirieren und animieren ihn. „Natur macht Architektur besser, lebenswerter, sanfter“, sagt Kalach mit sonorer Stimme, die Worte in Stein zu meißeln scheint. Oder im Fall der modernen mexikanischen Architektur: in Beton. Und er beschreibt damit gleichzeitig eines der entscheidenden Elemente der hiesigen Baukunst. Alberto zeichnet mit der Stiefelspitze undeinierbare Formen in den Sand. Er erweckt den Eindruck, als mache es ihn verlegen, von seinem ersten Job als Student zu sprechen. Ein kleines Gebäude, eine einfache Struktur, ein Raum für Partys. Nur langsam, Stück für Stück, ging es voran. „Es dauerte drei Monate, bis wir halbwegs fertig waren damit. Aber an dem Tag, als wir die Planzen reinbrachten, verwandelte sich das ganze Gebäude mit einem Schlag. Das war die wichtigste Veränderung – in ein paar Stunden.“ Mit dem geringsten Aufwand die größte Wirkung erzielen. Auch dieser Aspekt ist sehr nach dem Geschmack von Alberto Kalach. Das Grün am und im Gebäude ist für den Architekten in vieler Hinsicht ein wesentlicher Faktor. „Ich muss malen, um mich auszudrücken, um zum Beispiel die Wirkung und das Zusammenwirken von Farben zu erkennen. Ein Gärtner malt mit Planzen. Ich hätte auch Gärtner werden können.“ Aber er wurde Architekt. Das lag wesentlich an seinem Vater, einem Ingenieur mit großem Faible für besondere Bauwerke. „Mein Vater führte mich in die Welt der Architektur ein, zeigte mir bei Spaziergängen interessante Gebäude, schwärmte, lobte, pries. Irgendwann stellte ich mir ein Traumhaus vor, das auf einem Kissen log.“ Gar nicht so weit entfernt von dieser jugendlichen Fantasie war ein Foto, dessen

ersten Anblick Alberto Kalach als eine seiner Initialzündungen beschreibt. Er sah in einem Buch Frank Lloyd Wrights Ikone Fallingwater. „Da dachte ich: Ein Haus über einem Wasserfall – das muss Spaß machen, so etwas zu entwerfen.“ Noch ein sehr wichtiges Kriterium für seinen Beruf. „Man braucht Spaß bei der Arbeit!“ Seine Wohnung, zwei Blocks entfernt von seinem Studio, ist so ein wenig die Realisation seiner ersten Architekturfantasie. Nicht auf einem Kissen, nicht über einem Wasserfall, aber auf den Dächern zweier benachbarter Stadthäuser hat er sich sein privates Reich geschafen, das tatsächlich ein wenig über den Dingen schwebt. „Der Fußboden ist schwimmend verlegt auf dem alten Dach, nicht fest verbunden. Er bewegt sich ein wenig, erst durch den Einbau der Bücherregale bekommt er mehr Stabilität“, erzählt er, während er sich wieder mal eine Zigarette dreht und den Besuchern und sich einen Mezcal einschenkt. Ist ja schon früher Nachmittag in Mexiko, warum eigentlich nicht. Eine enge Treppe führt hinauf aufs Dach, am Wegesrand beinden sich noch zwei kleine Zimmer, ein Gästezimmer, das meist die längst erwachsenen Kinder, Sohn und Tochter, bei ausgedehnteren Besuchen nutzen, und das Foyer, wenn man die ehemalige Garage, die den Eingang bildet, so bezeichnen will. Hier haben ein Klavier Platz gefunden und in Dreierreihen Bilder von der Tochter, die Künstlerin ist. Der Dachaubau ist Kalach pur: Genau genommen ist es ein üppiger Dachgarten, der netterweise noch ein wenig Platz für ein paar Holzstrukturen mit großen Glaslächen lässt, die als Wohn-/Ess-/Arbeitsraum mit Kochecke, Schlafzimmer und kleines Duschbad nutzbar sind. Das Ganze hat den Charme eines Ferienhauses. Das dachte sich auch der Architekt und nutzte den Entwurf gleich noch einmal identisch für sein Beachhouse am Paziik. Die Planzenwelt auf dem Dach ist so üppig, dass einige bis an die Scheibe des Wohnraums drängeln. Eines der Lieblingsdetails von Alberto Kalach. „Ich kann ganz nah an das Fenster gehen und die Bienen in den Blüten beobachten. Sie können mich wegen der Relexion nicht sehen. Das ist wunderbar, sie aus nächster Nähe zu sehen, wenn sie sich putzen.“ Kalach als naturverliebten Träumer oder Poeten zu bezeichnen wäre aber höchstens die halbe Wahrheit.

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Der Vordenker / Alberto Kalach einziges mit Büchern gefülltes Hochregal, auf das ein Versandriese wie Amazon neidisch sein könnte. Mit diesem Geniestreich schaft Kalach zweierlei: einen Ehrfurcht gebietenden Auftritt des gewaltigen Buchreservoirs und gleichzeitig eine transparente Leichtigkeit, die den Besuchern die Befangenheit wieder nimmt. Ähnlich stilprägend für sein Werk und das Gesicht der Megametropole ist das Gebäude für die bedeutendste Kunstgalerie von Mexico City, die nach ihren Gründern Kurimanzutto heißt. Sie wird jedem Besucher in Erinnerung bleiben dank des ofenen, expressiven hölzernen Dachstuhls im Ausstellungsraum, der aber trotzdem der Kunst in keiner Sekunde die Schau stiehlt. Hier versammeltKalachalles,wasseine Architektur ausmacht: Betonräume, grüne Oasen, Innenhöfe, ofene Strukturen, größtmögliche Durchblicke und Übersicht.

So kann man sich täuschen: Was wie eine Oase der Entspannung aussieht, ist die Eingangshalle des Studios

Mindestens ebenso charakteristisch ist sein lakonischer Pragmatismus. So überraschend es klingen mag: Struktur ist eines der entscheidenden Grundelemente seiner Architektur. „Für mich muss ein Bauwerk wie ein ofenes Buch sein. Man muss es verstehen können.“ Augenscheinlicher als bei seinem ersten kommerziell erfolgreichen und Ruhm begründenden Projekt, der Biblioteca pública de México José Vasconcelos, kann dieses Statement nicht belegt werden. Bei dem von außen nicht besonders einladenden Bau hat Alberto Kalach sein gesamtes Engagement auf die inneren Werte gelegt. Der gewaltige Baukörper ist gefüllt mit einer grün gestrichenen Eisenstruktur, die sich zur Decke hin verdichtet. Das Haus ist im Inneren ein

Und noch etwas liegt ihm am Herzen: Seine Gebäude sollen Emotionen wecken. Selbst wenn er ein Hochhaus baut. „Die Stadt ist so chaotisch. Meine Häuser sollen dem Bewohner Ruhe, Entspannung, Intimität vermitteln.“ In seinem neuesten Werk, dem Wohnturm Reforma 27, prominent an der Hauptverkehrsader Paseo de laReformagelegen,setzterdasschon im Eingangsbereich um, der eher an ein gemütliches Wohnzimmer erinnert. Die einzelnen Apartments sind funktional und doch, dank der geschmackvollen Holzeinbauschränke und des dahinter integrierten Bades, auch ohne weitere Einrichtung schon wohnlich. Aber erst auf dem Dach zeigt sich wieder einmal, was in dem Architekten steckt: Auf einer Längsseite lockt ein 25-Meter-Pool unter Palmen, auf der anderen ein Garten mit Bar – und grandiosem Blick über die Stadt. Aber auch von außen ist es ein Blickfang. Das Reforma 27 ist ein einziges strenges Raster aus Beton, nur von der Seite erkennt man, dass der Turm in der Mitte geteilt ist, die vordere Hälfte mündet im Pool, die hintere in der Gartenbar. Genauso aufällig ist das erdige Rot, mit dem der Neuankömmling an der Reforma die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der getönte Beton ist auch etwas sehr Mexikanisches und sehr Kalach: „Die Zeit interagiert mit Architektur. Regen und Sonne verändern die natürlichen Farben des Materials. Ich mag diese Form von Patina. Ich möchte sie nur ein bisschen mitbestimmen.“ Dieses Bisschen könnte bald den entscheidenden Unterschied machen zwischen dem Moloch Mexico City heute und der menschlicheren Metropole von morgen. R

Mit dem geringsten Aufwand die größte Wirkung erzielen. Dieser Aspekt ist sehr nach dem Geschmack von Alberto Kalach. 28

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Kapitel

01 Was kommt

Darauf lohnt es sich fĂźr Sie zu warten

Benjamin A. Monn, Porsche

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DIE SEELE DER DINGE

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Darf Parfüm nach Werkstatt riechen? Porsche Design präsentiert seinen Herrenduft 180, mit Noten von kaltem Kaffee. Da hätten wir ein paar Fragen an Parfümeur Nicolas Beaulieu. Sie haben bisher Parfüms für Modehäuser wie Salvatore Ferragamo und Comme des Garçons kreiert. Fiel es Ihnen schwer, einen Duft für eine Marke mit Automobilerbe zu entwickeln? Im Gegenteil. Ich finde das Erbe von Porsche extrem inspirierend. Kaum jemand schafft die Balance zwischen technischer Meisterleistung und reduziertem Design so gut. Ähnlich funktioniert auch die Welt der Parfümerie. Sie ist die Kreuzung zwischen bildender Kunst und handwerklicher Präzision. Wie haben Sie die Welt von Porsche Design in einen Duft übertragen? Mir war wichtig, dass jede Zutat eine Funktion erfüllt – eben wie die Einzelteile eines Autos. Der kräftige Akkord aus Hölzern und Amber übernimmt dabei die Rolle des (Duft-)Motors. Und die säuerliche Ananas bekommt durch die Vanilleschote einen süßlichen Counterpart. Die Duftnote „iced coffee“ ist aber eine ungewöhnliche Wahl. Dahinter steckt eine persönliche Geschichte. Mein Bruder repariert Oldtimer. Als ich ihn in seiner Garage besuchte, standen überall leere Kaffeetassen herum. Zusammen mit dem Geruch von Öl und Schlamm entwickelten die kalten Kaffeereste einen verblüffenden, gar süchtig machenden Duft. Diese Melange wollte ich auf Porsche übertragen. R 100 ml Eau de Toilette, 89 Euro; porsche-design.com

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Immer nie am Meer

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llein an Deck stehen, bei Wind und Wetter auf den Horizont blicken, den Sturm spüren, das bedrohliche Grollen des Meeres hören, die Seeluft riechen. Als Kind war meine Deinition vom perfekten Moment schnell klar. Gefühlt fand ich ihn an Bord eines Traumschifs, meiner damaligen Lieblingsserie. Eines Tages passierte es. Oder besser: etwas. Gerade 18 Jahre alt geworden, verbrachte ich mit meiner Familie drei Wochen an Bord meines damaligen Lieblings, bekannt durch eben jene TV-Serie. War es beim Auftritt des beliebten deutschen Schlagerstars am Weihnachtsabend? Bei der Schlacht am großen Galabufet? Oder beim Kostümfest unter karibischen Sternen? Irgendwo zwischen diesen drei Ereignissen jedenfalls wurde mir bewusst: Das hier, das ist nicht deine Welt. Als ich damals von Bord ging, stand somit fest: nie wieder Kreuzfahrt. Zumindest nicht, bis du 70 bist. Kreuzfahrten in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren, sie liefen tatsächlich genauso ab, wie man sich das noch bis heute gemeinhin vorstellt. Captain’s Dinner, Eisbombe mit Wunderkerzen, schlecht sitzende, doppelreihige Smokings mit breitem Revers. Eine meist zwei- bis dreiwöchige permanente Galakostümierung mit sechs bis sieben Mahlzeiten am Tag, ordentlicher Gewichtszunahme

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und täglichem Kampf um die besten Plätze im Auslugsbus. Am Ende verliebt sich eine der älteren Damen nach einem spontan einsetzenden Anfall der Ohnmacht in den Schifsarzt. Immer. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich das einstige Nischenprodukt für wohlhabende Menschen im Pensionsalter allerdings zu einer der am stärksten boomenden Bereiche der Tourismusbranche gewandelt. DIE typische Kreuzfahrt, es gibt sie nicht mehr. Wer auf die einstigen Rituale einer Seereise nicht verzichten mag, der indet diese zwar auch heutzutage noch an Bord der klassischen Schife, doch sind sie inzwischen zu einer absoluten Seltenheit geworden. Urlaub auf See lässt sich heutzutage fast genauso individuell verbringen wie an Land. Woher ich das weiß? Weil ich dann doch nicht bis 70 warten konnte, um wieder an Bord zu gehen. Wenn einen die Sehnsucht nach Meer nämlich erst einmal gepackt hat, dann kommt man gar nicht mehr so einfach von ihr los. So lernte ich in den vergangenen zehn Jahren die verschiedenen Konzepte der modernen Kreuzfahrt kennen. Um ehrlich zu sein, nicht alle fand ich überzeugend. Meine Zeit zusammen mit viereinhalbtausend partywütigen Mitreisenden zu verbringen hätte mich damals, mit 18, sicherlich in große Verzückung versetzt. Mit Anfang 40 allerdings entspricht dies nicht mehr ganz meiner Deinition eines perfekten Urlaubs. Deutlich mehr nach meinem Geschmack sind da Reisen auf kleinen, exklusiven Schifen für vier- bis fünhundert Passagiere – mit perfektem Service, wunderbarem Essen und in einer traumhaft schönen Veranda-Suite. Ja, sogar die Kombination aus vermeintlich unvereinbaren Extremen kann reizvoll sein. Sogenannte Schif-im-Schif-Konzepte machen es möglich. Mit ihnen genießt man die Vorteile eines großen Schifs, wie zum Beispiel die oft sensationellen Shows, einen großen Wellness-und-Sport-Bereich oder das breite Angebot an Bars und unterschiedlichen Restaurants, kann sich bei Bedarf aber jederzeit wieder in seinen kleinen, exklusiven Bereich abseits der Massen zurückziehen. Und mein perfekter Moment? So unterschiedlich die Konzepte auch sind, die eingangs beschriebene Urgewalt des Meeres kann man überall noch erleben. Lediglich eine Voraussetzung, die sollte man damals wie heute mitbringen: Seefestigkeit. R

Etwa 30 Kreuzfahrten hat Percy C. Schoeler schon absolviert. Seefest und meinungsstark – unser Kolumnist

Illustration Alexandra Compain-Tissier, Getty Images

Kolumne / Seedepeschen


S i e w e rd e n s i c h n i c h t n u r i n n e u e Lä n d e r v e r l i e b e n. S o n d e r n a u c h i n d i e Re i s e d o r th i n. Willkommen an Bord einer Kreuz fahr t flot te, die jedem Vergleich vorausfähr t – mit kleinen, individuellen Schif fen und größter persönlicher Freiheit. Mehr über unsere Luxus- und Exp editionsreisen erfahren Sie unter w w w.vor-uns-die-welt.de

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Kolumne / First Class Diaries

Mit dem Privatjet von Mallorca bis vor die Haustür? Foto von Robert Kittel Text von Andreas Spaeth

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usgerechnet Malle, die absolute Rennstrecke, wo Flüge die reinste Massenware sind. Hingelogen bin ich dann auch für 53 Euro mit Ryanair. Schon um mich nicht dem Vorwurf des Snobismus auszusetzen. Ich muss zugeben: war auch völlig fein. Aber zurück, das wird oberfein. Im Privatjet. Allerdings ist selbst das auf dem Flughafen von Palma nicht ganz so luxuriös wie anderswo. Das kleine Geschäftsliegerterminal präsentiert sich ziemlich eng und verschachtelt. Ein paar Piloten schauen Fußball im Fernsehen. Unter Verspätungen, sonst eher seltener ein Problem bei

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Privatliegern, leiden wir heute während der Hauptsaison auch. Schließlich gehören die Nord-Süd-Luftstraßen über Südfrankreich zu den am dichtesten belogenen in ganz Europa, und wenn dann noch Streiks dazukommen, gerät der Verkehrsluss ins Stocken – ganz gleich ob Charterlieger oder Privatjet. Ein Highlight ist die Sicherheitskontrolle. Dass ich so etwas überhaupt mal denken könnte, erstaunt mich selbst. Sie dauert nur Sekunden, das Personal ist freundlich, kein Anstehen, und es ist kein Problem, die Flasche des leckeren Rotweins im Handgepäck


Der alte Traum vom Heimfliegen. Oder besser: vom Daheimlanden. Ohne Umwege und viel Stress geht das in Deutschland an über 100 Kleinflughäfen – mit einem Privatjet. Doch lohnt es sich?

mitzunehmen, den ich eben noch erworben habe. Wow, so macht Fliegen schon am Boden Spaß. Ein Kleinbus bringt uns zusammen mit den Piloten zu einem schnittigen kleinen Jet. Heute liegen wir mit einer sechssitzigen Embraer Phenom 300 nach Hamburg. Betrieben wird der Zweistrahler von NetJets, dem Weltmarktführer in diesem Segment, der rund um den Globus über 700 Privatjets betreibt. Bei NetJets muss man mindestens ein Sechzehntel an einem Jet erwerben, für den kleinsten, die Phenom 300, sind dafür etwas über eine halbe Million

Euro an Investment plus weitere monatliche Gebühren nötig. Dafür gibt es innerhalb eines Jahres 50 Flugstunden abzuliegen – in wenigen Stunden ist ein Flieger überall in Europa einsatzbereit. Fractional Ownership heißt diese Methode des Anteilserwerbs an einem Privatjet. In diesem Leben werde ich mir das vermutlich nicht mehr leisten können. „Ja, wir sind teuer“, sagt Pilot Kris Jensen, „aber dafür bieten wir eben auch eine Menge.“ Natürlich kann man auch einfach direkt einen Privatjet chartern – die Faustregel besagt, dass eine Flugstunde alles inklusive in einem kleineren Jet rund 2500 Euro kostet. Auf Langstrecken würde ich dennoch immer ein Premiumabteil an Bord eines Großraumlugzeugs den meist engeren Privatjets vorziehen. Das machen auch Leute so, die sich beides leisten können. Auf Mallorca traf ich Wimbledon-Siegerin Angelique Kerber, die mir sagte: „Es ist großartig für mich, mit dem Privatjet die Flexibilität zu haben, direkt nach einem Match nach Hause bis nach Kiel liegen zu können. Zeit ist für mich ein großer Luxus.“ Klar, Privatjets können in Deutschland auf weit über 100 Pisten landen, abseits der großen Verkehrslughäfen. Aber zu Turnieren nach Dubai oder Australien liegt auch Angelique Kerber lieber mit einem großen Flieger. Beim Einsteigen in die Phenom 300 muss ich leicht den Kopf einziehen und etwas gebückt durch die nach feinem Leder duftende Kabine gehen, das ist eben kein Großraumlugzeug. Für einen Kerl wie mich, der gern Tetris spielt, ist es beeindruckend, wie perfekt der wenige Platz an Bord für ultimativen Luxus genutzt wird. Etwa in der kleinen Bordküche mit Selbstbedienung ist jeder Zentimeter clever verbaut. Ich mache mir einen Spaß und spiele für meine beiden Reisegefährtinnen an Bord Flugbegleiter. In einer Schublade inde ich die Mahlzeiten, die wir vor der Abreise aus einem Menü ausgewählt haben: Salate, Canapés und Früchte. In einer anderen liegen Getränke in der Kühlung – zwei Sorten RuinartChampagner und mehrere gute Weine. Wir haben gerade die Côte d’Azur überlogen, als ich meinen weichen Ledersitz fast unbedacht in die Horizontale zum Bett ausfahre. Stopp, denke ich mir. Ich liege zu selten in einem solchen Flugzeug, als dass ich davon auch nur eine Minute verschlafen wollte. Mein Weg führt mich aus dem Sitz in Richtung Cockpit, wo Passagiere jederzeit willkommen sind. Captain Jensen zeigt mir eine Datenbankfunktion, über die er mir per Satellitentelefon aus der Luft eine Limousine bestellen oder ein Hotelzimmer buchen könnte. „Also ein Concierge im Cockpit“, sage ich, und Jensen lacht. Dann muss ich mich schon anschnallen, denn wir sind bereits im Anlug auf Hamburg. Das ging schnell, dabei hatte ich mit dem Genießen noch gar nicht so richtig angefangen. R

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Was kommt / Die Poesie

Natürlich geht es diesen Herbst auch um bequeme Looks, weiche Silhouetten, reichhaltige Stoffe und naturnahe Farben. Was lässig wirkt und doch Haltung verspricht, macht uns poetisch. Oder um es mit Christian Morgensterns berühmten Anfangszeilen von Am Meer zu fragen: „Wie ist dir nun, meine Seele?“ Fotos von Christopher Ferguson Styling von Alex Badia

Sakko und Flanellhose BOGLIOLI Preise auf Anfrage boglioli.it Hemd SALVATORE FERRAGAMO 490 Euro ferragamo.com Krawatte RICHARD JAMES Preis auf Anfrage richard-james.com Krawatte ELEVENTY 89 Euro eleventy.it

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Am


Sakko und Hose BOGLIOLI Preise auf Anfrage boglioli.it Hemd MSGM 210 Euro msgm.it Rollkragenpullover CORNELIANI 550 Euro corneliani.com Krawatte PAUL SMITH 125 Euro paulsmith.com

Meer

Mantel und Rollkragenpullover CORNELIANI 1330 Euro/195 Euro corneliani.it Sakko und Hose BOGLIOLI Preise auf Anfrage boglioli.it Hemd POLO RALPH LAUREN 99 Euro ralphlauren.de Krawatte PAL ZILERI 135 Euro palzileri.com

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Was kommt / Die Poesie Ledersakko und Hemd BERLUTI Preise auf Anfrage berluti.it Sakko CANALI 310 Euro canali.it Rollkragenpullover und Hose PAL ZILERI Preise auf Anfrage palzileri.com

Lederjacke und Anzug BERLUTI Preise auf Anfrage berluti.com Hemd und Rollkragenpullover COACH Preise auf Anfrage coach.com

Unermesslich und unendlich, Glänzend, ruhig, ahnungsschwer, Liegst du vor mir ausgebreitet, Altes, heil’ges, ew’ges Meer! Anastasius Grün, 1806–1876, Begrüßung des Meeres 38

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Wollblazer und Hose CANALI 1490 Euro/330 Euro canali.com Hemd OFFICINE GÉNÉRALE 235 Euro officinegenerale.com Schal ETON 69 Euro etonshirts.com Hut BROOKS BROTHERS Preis auf Anfrage brooksbrothers.com

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Was kommt / Die Poesie

Vicuña-Regenmantel KITON Preis auf Anfrage kiton.it Kaschmirpullover BRUNELLO CUCINELLI 840 Euro brunellocucinelli.com Hemd OLYMP 100 Euro olymp.com Hose BILLY REID 426 Euro billyreid.com Hut BROOKS BROTHERS Preis auf Anfrage brooksbrothers.com Sonnenbrille SPEKTRE Preis auf Anfrage spektresunglasses.com Schal ELEVENTY410Euro eleventy.it

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Mantel und Lederblouson DUNHILL Preise auf Anfrage dunhill.com Brille RAY-BAN 142Â Euro ray-ban.com

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Was kommt / Die Poesie

Mantel GUCCI 2780 Euro gucci.com Hose CORNELIANI 290 Euro corneliani.com Handschuhe RÖCKL 100 Euro roeckl.com

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Gerrit Engelke, 1890–1918, Am Meerufer

Und Welle kommt und Welle fliegt, Und der Wind stürzt sein Lied, Schaumwasser spielt an deine Schuhe, Knie nieder, Wandrer, ruhe.

Wollblazer GUCCI Preis auf Anfrage gucci.com Hemd BERLUTI 490 Euro berluti.com Rollkragenpullover CANALI 390 Euro canali.com Hose CORNELIANI 290 Euro corneliani.com Hut BROOKS BROTHERS Preis auf Anfrage, brooksbrothers.com Sonnenbrille SMOKE x MIRRORS 295 Euro smokexmirrors.com Schal ISAIA Preis auf Anfrage isaia.it Gürtel TOM FORD 650 Euro tomford.com

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Was kommt / Die Poesie

Wir gehen am Meer im tiefen Sand, Die Schritte schwer und Hand in Hand. Das Meer geht ungeheuer mit, Wir werden kleiner mit jedem Schritt. Max Dauthendey, 1867–1918, Wir gehen am Meer im tiefen Sand

Strickpullover und Hemd HERMĂˆS 1090 Euro/390 Euro hermes.com

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Wollmantel, Sakko, Sweatshirt und Rollkragenpullover MR P. Preise auf Anfrage mrporter.com Handschuhe 175 Euro ELEVENTY eleventy.it

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Was kommt / Die Poesie

Anzug ISAIA Preis auf Anfrage isaia.it Sweater EXEMPLAIRE 690Â Euro exemplaire.com, Hut BROOKS BROTHERS Preis auf Anfrage brooksbrothers.com, Brille GIORGIO ARMANI Preis auf Anfrage giorgioarmani.com Schal BEGG & CO (Clova) 100 Euro beggandcompany.com Handschuhe 175 Euro ELEVENTY eleventy.it

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Anzug BRUNELLO CUCINELLI 3470 Euro brunellocucinelli.com Hemd BOGLIOLI Preis auf Anfrage boglioli.it Rollkragenpullover BALLY 650 Euro bally.com

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Was kommt / Die Poesie Links: Mantel SALVATORE FERRAGAMO 4100 Euro ferragamo.com, Pullover CANALI 310 Euro canali.com Hemd HAMILTON 193 Euro hamiltonshorts.com Hose KOLOR Preis auf Anfrage kolor.com Hut BROOKS BROTHERS Preis auf Anfrage brooksbrothers.com Sonnenbrille RAY-BAN 142 Euro ray-ban.com Gürtel PAUL SMITH 125 Euro paulsmith.com Schuhe CORNELIANI 630 Euro corneliani.com Mitte: Mantel, Hemdjacke und Hemd SALVATORE FERRAGAMO 2400 Euro/530 Euro/430 Euro ferragamo.com Hose CORNELIANI 290 Euro corneliani.com Schuhe DRIES VAN NOTEN 610 Euro driesvannoten.be Rechts: Mantel und Hose SALVATORE FERRAGAMO 2100 Euro/760 Euro ferragamo.com, Cardigan KINROSS 227 Euro kinrosscashmere.com Brille GIORGIO ARMANI 300 Euro armani.com, Schuhe ELEVENTY 819 Euro eleventy.it

Tiefe Stille herrscht im Wasser, Ohne Regung ruht das Meer, Und bekümmert sieht der Fischer Glatte Fläche ringsumher. Johann Wolfgang von Goethe, 1749–1832, Meeresstille 48

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1919 Chronotimer Flyback Brown & Leather

MAN K ANN AK ZENTE SE T ZEN. ODER EIN ZEICHEN. www.porsche-design.com/1919flyback


Was kommt / Die Auswahl

Stil Leben

Feines Material verlangt ein feines Umfeld. Erst im Zusammenspiel kommt beides voll zur Geltung. Deshalb inszenieren wir die besten Stücke des Herbstes am Tegernsee im Hotel Bachmair Weissach Fotos von Benjamin Werner Styling/Produktion von Evelyn Sand

Nachtblauer Mantel aus Wolle mit Stickereien aus der Snowriting-Kollektion von ERMENEGILDO ZEGNA 3490 Euro zegna.de Hut aus Kaninchenfilz HERMÈS 435 Euro hermes.com

Vasen Lago aus Muranoglas je 450 Euro und Tablett aus Kalbsleder 480 Euro ARMANI CASA armani.com Hotel Bachmair Weissach, fotografiert in der Suite ab 1499 Euro pro Nacht inklusive Frühstück bachmair-weissach.com

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Limits? Gibt es nicht. #LifeBeyondOrdinary

Die neuen Miele G 7000 GeschirrspĂźler

Miele. Immer Besser. g7000.miele.com


Was kommt / Die Auswahl Hemd mit Kentkragen 370 Euro und Sneakers America’s Cup aus Kalbsleder 490 Euro PRADA prada.com

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NEXSYS BODENEBENES DUSCHEN NEU ERFUNDEN.

kaldewei.de


Was kommt / Die Auswahl Skulptur aus Biskuitporzellan aus der limitierten Edition Collision von Joep van Lieshout NYMPHENBURG Preis auf Anfrage nymphenburg.com Bordeauxfarbene Stiefelette Lucas aus Vachetteleder JIMMY CHOO 825 Euro jimmychoo.com

Aktenmappe aus Evercolor-Kalbsleder 1600 Euro und cognacfarbene Lederschale aus Zaumleder 400 Euro HERMĂˆS hermes.com Blatt-Anstecknadel Laurel aus Silber 400 Euro und Anstecknadel Mistletoe mit einem Mondstein 430 Euro BRIONI brioni.comi

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se eit über 60 Jahren Raum für Inspiration

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02 Kapitel

Was ist Darauf kรถnnen Sie sich verlassen

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DIE SEELE DER DINGE


Dunhill, Getty Images

Die Farbe der Rennstrecke Der Brite Alfred Dunhill übernimmt 1893 den väterlichen Sattlereibetrieb in London. Er begeistert sich für den aufkommenden Motorsport und beginnt, Automobilzubehör und die dazu passende Kleidung herzustellen. Schon wenige Jahre später gibt er den Autozubehörhandel aber wieder auf, um in der Duke Street ein Tabakgeschäft zu eröffnen. Erst in den 1970er-Jahren wird die Fertigung von Ledermode wieder aufgenommen. Mit dem Herrenduft Icon Racing kehrt die britische Marke nun auch olfaktorisch zu ihren Wurzeln zurück. Der maschinengedrehte Flakon, dessen Metallrelief schon 1924 bei den Dunhill-Feuerzeugen Verwendung findet, ist in British Racing Green gehalten. Der tiefgrüne Farbton ist seit dem Gordon Bennett Cup 1903 in Irland das Erkennungszeichen englischer Rennfahrer. Das Austragungsland ist damals noch Teil des Vereinigten Königreichs. In England waren aber keine Rennen erlaubt. Bei der Wahl der Wagenlackierung griffen die Gastgeber auf das irische Grün zurück, weil Weiß und Blau als Farben bereits von den USA belegt sind. Das erste internationale Rennen bestritt ein Bugatti Type 35C beim großen Preis von Monaco im Jahr 1929 in diesem Farbton. Die Farbe wird Kult. Auch das Parfüm wird diesem Erbe gerecht. Icon Racing ist eine rasante Mischung aus Bergamotte, Grapefruit und Kardamom, ergänzt durch maskuline Noten von schwarzem Pfeffer und Lavendel. R 100 ml Eau de Parfum, circa 95 Euro; dunhill.com


Was ist / Die Kür

Das beste Auto der Welt?

Als bekannt wurde, dass Rolls-Royce einen SUV plant, war die Aufregung groß. Wie will man so viel Luxus ins Gelände bringen? Nun ist der Cullinan fertig, und ein Gefühl macht sich breit, als hätte man in Goodwood nie etwas anderes gefertigt 58

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Was ist / Die KĂźr

Mehr als 1000 Fiberglaskabel werden in Goodwood in Rolls-Royce’ einzigartigem Sternenhimmel verbaut (oben). Gerade im Watt zeigt sich der Rolls-Royce dank Vierradantrieb und Vierradlenkung wendig (unten)

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Lederjacke KARL LAGERFELD 1399 Euro karl.com Cardigan aus Kaschmir und Wollhose ERMENEGILDO ZEGNA 3400Euro/ 3790 Euro zegna.de

In der Fabrikhalle in Goodwood wartet ein Cullinan auf seinen 6,75-Liter-V12-Motor (unten). Ohne Roboter: Die Fahrzeuge werden per Hand von Station zu Station zu Station geschoben – ganz Manufaktur eben

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Was ist / Die Kür

Fotos von Robert Grischek Text von Donatello Fischer

„Der Cullinan ist der Rolls-Royce unter den SUVs.“

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an sieht die Landstraße vor sich liegen, verbeult, am Rand zerbröselt, aber man spürt sie nicht. Links und rechts des Weges verwischen Hecken, Schaherden verstecken sich unter verkrümmten Bäumen vor dem Wetter. Wie auf Wolken zieht der Wagen durch den englischen Spätsommer – immer der Spirit of Ecstasy hinterher, der berühmtesten Kühlerigur der Welt. Wie sehr man sich wünschte, man könnte jetzt ausbrechen. Könnte das ledergefasste Lenkrad leicht, ganz leicht nur, nach rechts antippen und irgendwo zwischen dem Golfplatz, der Rennstrecke und dem Flugplatz von der Straße in die südenglischen Ländereien um Goodwood House entkommen. Denn natürlich fährt man hier gerade einen Rolls-Royce. Aber man fährt eben auch einen Geländewagen. Als Rolls-Royce 2015 ankündigte, einen SUV bauen zu wollen, war das eine kleine Sensation. Schließlich waren die Fahrzeuge des britischen Autoherstellers bisher vor allem für ihren luxuriösen Auftritt und nicht für ihre Geländegängigkeit bekannt. Mit dem Cullinan, der am 10. Mai 2018 vorgestellt wurde, soll sich das jedoch ändern. Mit seinem neusten Modell, benannt nach dem größten je gefundenen Diamanten, stoßen die Briten in ein Feld vor, in dem in den letzten Jahren fast alle Autobauer versucht haben, ihr Geschäft weiterzuentwickeln. Doch der Konzern sucht natürlich nicht nur einen Platz irgendwo in diesem Feld. Ziel ist es, einen SUV der absoluten Oberklasse anzubieten. Als „unvergleichlich“ bezeichnet CEO Torsten Müller-Ötvös den jüngsten Zuwachs zur Modellreihe, als „Neudeinition der Parameter des superluxuriösen Reisens“. Den „Rolls-Royce unter den SUVs“ nennt Müller-Ötvös sein Baby immer wieder. Um zu zeigen, dass ihnen das auch gelungen ist, hat Rolls-Royce wenige Tage vor der oiziellen Markteinführung nach Goodwood geladen. In einem lachen Gebäude mit großen Glasfronten und viel Holz fertigt Rolls-Royce dort auf den Ländereien des Duke of Richmond seit 2003 Phantom, Ghost, Wraith und Dawn – und seit Kurzem auch den Cullinan. Das Erste, was aufällt, wenn man die Produktionshalle betritt, ist eine ungewöhnliche Stille. An nur einer Produktionslinie entstehen hier alle Modelle. Die meisten Arbeitsschritte in Goodwood werden per Hand erledigt, und die Fahrzeuge werden händisch von einer Station zur nächsten geschoben. Die Liebe zum Detail, die bei Rolls-Royce in die Arbeit an den Autos ließt, sieht man auch an der Umgebung in der lichtdurchluteten Halle. Statt nur Nummern haben die Arbeitsstationen Namen: „Deining Moment“ heißt eine, „Crafting Tranquility“ eine andere. Wieder andere heißen „The Magic Carpet“ und „Unmistakable Luxury“. Hier wird, das ist das Gefühl, das einen beim Gang durch die Halle überkommt, nicht bloß an einem Auto gearbeitet. Die Menschen, die hier in der Manufaktur und im angrenzenden Bürokomplex arbeiten, bauen an einem Gefühl – und die Kunden wissen genau das zu schätzen. Manche, wird


Viel dran und noch mehr drin: Der Cullinan ist der erste SUV der Briten, aber längst nicht das erste Auto im schweren Gelände. Allerdings gibt es zum ersten Mal in über 100 Jahren Firmengeschichte nun einen Rolls mit Allrad – und einer Heckklappe Robb Report

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Was ist / Die Kür

Am Ende aller Fertigungsschritte bekommt jeder Rolls-Royce die Spirit of Ecstasy aufgesetzt. Die Figur der Verzückung gibt es wahlweise auch in Silber, Gold oder Kohlefaser (oben)

Rollkragenpullover DRIES VAN NOTEN 670 Euro driesvannoten.be

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Lederjacke HEINZ BAUER 1899 Euro heinzbauer.com Strickpullover HACKETT LONDON 250 Euro hackett.com Jeans FRAME 280 Euro frame-store.com

Ein bisschen wie ein Phantom, nur wilder. Der Cullinan soll eine jĂźngere Kundschaft ansprechen (oben). Die deckenhohen Glasfronten lassen viel Licht in die Fabrikhalle in Goodwood (unten)

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Was ist / Die Kür

Auch bei seinem ersten SUV verwehrt der Luxusautohersteller Kunden kaum einen Wunsch. in den Hallen von Goodwood erzählt, bitten bei der Übergabe des Wagens die Associates, wie die Arbeiter hier genannt werden, unter der Kühlerhaube zu unterschreiben. Im Gang zur Kantine läuft ein Film in Endlosschleife, in dem ein Kunde sich wortreich bei den Mitarbeitern für seinen in einer von ihm selbst entwickelten Farbe gehaltenen Phantom bedankt. Und so ist auch der Cullinan nicht nur ein Fortbewegungsmittel. Sicher, man könnte ihn auf seine Fakten reduzieren: 5,30 Meter lang, 1,84 Meter hoch, ein richtiger Koloss von einem Wagen. 2660 Kilogramm Leergewicht und 571 PS, dazu 250 km/h Höchstgeschwindigkeit – elektronisch begrenzt. Wenn man die Fakten so liest, fragt man sich, warum man mit einem solchen Panzer überhaupt in die Wildnis wollen sollte. Die Fakten helfen, aber sie allein beschreiben dieses Auto ungefähr so adäquat wie die Stichpunkte „Streifen, Fell und Zähne“ einen bengalischen Tiger. Das wird spätestens dann klar, als der Cullinan auf dem Brunnenhof vor dem Haupteingang der Rolls-Royce-Manufaktur steht. Fast raubtierhaft thront er über dem Asphalt. Die Kühlerhaube – lang gestreckt, mit ließendem Übergang zur Windschutzscheibe – gibt ihm den klassischen Look eines Rolls-Royce, nur bulliger als seine Geschwister ist er. Ein wenig sieht er von vorn aus wie ein auf Krawall gebürsteter Phantom. Allerdings für eine weit jüngere Zielgruppe. Junge Familien könnte man sich in ihm vorstellen oder Entrepreneure, irgendwo zwischen 30 und 40. Von hinten ist der Cullinan ganz SUV. Das Heck fällt steil ab, nur ein kleiner Buckel unter der Scheibe erinnert an die Zeiten, als man sein Gepäck noch in ans Auto geschnallten Kofern transportierte. Und mit der Erinnerung an diese Zeit erschließt sich der Cullinan seinem Betrachter. Schließlich ist Fortbewegung abseits asphaltierter Straßen nichts Neues in der Geschichte von Rolls-Royce. Bevor sich die Firma ihren gegenwärtigen Ruf als Hersteller feinster Straßenkreuzer erarbeitete, war sie vor allem für ihre Verlässlichkeit bekannt. Autos von Rolls-Royce nahmen bei den Scottish Reliability Trials von 1907 und den Alpine Trials von 1913 teil, bei denen sich Fahrzeuge ohne die technischen Finessen der Neuzeit auf unbefestigten Straßen beweisen mussten. Und dann geistert da ein Foto von 1918 im Internet herum. Die britische Armee fährt nach dem Sieg gegen das Osmanische Reich in Damaskus ein – stolze Gesichter am Straßenrand. Auf dem Beifahrersitz eines Wagens sitzt ein Europäer in traditionellem arabischem Gewand und schaut zufrieden in die Menge. Der Mann

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ist T. E. Lawrence, bekannt als Lawrence von Arabien. Sein Wagen: ein Rolls-Royce. „Ein Rolls-Royce in der Wüste“, hat Lawrence in seinen Aufzeichnungen festgehalten, „ist mehr wert als eine Handvoll Rubine.“ Das Auto als Entdeckerfahrzeug – in dieser Tradition sieht Rolls-Royce den Cullinan. Vor der oiziellen Vorstellung wurde das Auto unter härtesten Bedingungen getestet. Gemeinsam mit National Geographic schickten seine Entwickler ihn um die ganze Welt, von den österreichischen Alpen über die Wüsten des Nahen Ostens bis in die Salzwüste von Utah wurde der Cullinan bis an den Anschlag gebracht – und kam zurück. Der RollsRoyce unter den SUVs sollte nicht nur aussehen wie ein Geländewagen. Er sollte wirklich einer sein. Doch Rolls-Royce wäre nicht Rolls-Royce, wenn der Cullinan neben seiner extremen Belastbarkeit in abwegigem Terrain nicht auch die traditionellen Annehmlichkeiten der Marke bieten würde. Auch bei seinem ersten SUV verwehrt der Luxusautohersteller Kunden kaum einen Wunsch. Im Innenraum dominiert feinstes Leder, das RollsRoyce nur von den besten Rinderzüchtern im Alpenvorland importiert. Komplettiert wird die schlichte Eleganz von mit komplizierten Furniermustern belegten Echtholzelementen. Über den Köpfen der Fahrer erstreckt sich ein Sternenhimmel aus Lichtpunkten, den sich jeder Kunde auf Wunsch nach eigenen Vorstellungen gestalten lassen kann. Der erste große Koferraum eines Rolls-Royce lässt sich entweder mit einem Recreation Module mit maßgeschneiderten Einsätzen für Drohnen, fürs Fliegenischen oder Fotografieren ausstatten, oder er wird mit der Viewing Suite zur Aussichtsplattform mit Cocktailtisch. Innen wird jeder Cullinan zum Ausdruck eines ganz persönlichen Luxusverständnisses. Nimmt man hinter dem Lenkrad Platz, schiebt der 6,75-Liter-V12-Motor den Wagen massiv nach vorn, Anfahren wird zum dehnbaren Begrif. Die selbstnivellierende Luftfederung lässt eher an ein schwebendes Flugzeug denken, das einen sofort gedanklich abschweifen lässt. Mit dem Cullinan träumt man sich auf Dünen in der Wüste am Morgen, auf Dschungelpässe im Regen. Und man realisiert, dass es vielleicht genau das ist ,was Torsten Müller-Ötvös meint, wenn er von „efortless, everywhere“ spricht. Mein Wunsch bleibt, jetzt irgendwo zwischen Golfund Flugplatz von der Straße auszubrechen. Doch ich lasse es bleiben. Den Lack am mindestens 315 350 Euro teuren Wagen will ich nicht verkratzen. Das wäre mir am Ende zu unbritisch.


INNERE RUHE WENN ZEIT KEINE ROLLE SPIELT

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Visionär und kundennah: Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös holte sich für die Neuausrichtung von Rolls-Royce immer wieder Rat bei denen, die den Cullinan am Ende fahren werden

Ja, das war ein Abenteuer Warum sich Rolls-Royce mit einem SUV so viel Zeit gelassen hat und das Ergebnis dennoch praktisch sein darf. CEO Torsten Müller-Ötvös im Gespräch

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err Müller-Ötvös, was bedeutet Abenteuer für Sie? Über die Limits hinausgehen. Etwas im Unbekannten unternehmen. Das gänzlich sichere Gelände verlassen und etwas tun, das auch schiefgehen kann. Ein Risiko eingehen. Und dafür mit jeder Menge Adrenalin belohnt werden. Also ein bisschen so, wie einen Cullinan zu entwickeln? Hundertprozentig. Es gab dafür keine Blaupausen, nichts. Also ja: Das war ein Abenteuer. Warum haben Sie mit dem Cullinan denn dann so lange gewartet? Die große SUV-Welle ist ja nun schon ein paar Jahre her. Ja, wir haben uns bewusst Zeit gelassen. Ich persönlich würde nie schon in den ersten Stunden zu einer Party gehen. Ich komme, wenn sie voll im Gange ist. Wir haben

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uns nie drängen lassen. Jetzt sieht es naheliegend aus, aber wenn man anfangs mit der Frage „Wie sieht ein Rolls-Royce als SUV aus?“ vor einem leeren Papier sitzt, dann braucht das seine Zeit. Wir haben exzessiv daran gearbeitet, bis wir absolut überzeugt waren, dass alles perfekt ist. Bis dahin unterhielt ich mich viel mit unseren Kunden – darüber, welche Funktionalität sie erwarten, wie wichtig der Sitzkomfort der Rückbank für sie ist oder welchen Stellenwert Geräumigkeit einnimmt und wie wichtig Flexibilität ist. Und deshalb ist der Cullinan auch der einzige Rolls-Royce, bei dem es ein rationales Argument für den Kauf gibt. Auch in der Kategorie von Superluxus-SUVs ist er, glaube ich, das praktischste Modell. Ein SUV von Rolls-Royce. Das klingt erst einmal nach einer komischen Idee …


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Wie wird sich die Marke Rolls-Royce durch denCullinan verändern? Sie wird sich weiter verändern, glaube ich. Rolls-Royce wird in Zukunft noch jünger, noch lässiger, noch entspannter werden. Wir haben das ja bereits mit Dawn und Wraith gesehen, besonders bei der Black-BadgeSerie. 30 Prozent unserer verkauften Autos sind heute Black Badge – das hat unsere Erwartungen weit über-

trofen. Diese dunklere, bedrohlichere Seite der Marke ist sehr gefragt. Luxus und Abenteuer spielen eine riesengroße Rolle beim Cullinan. Schließt sich das nicht gegenseitig aus? Da muss ich widersprechen. Es gibt einen interessanten Trend: glamouröses Campen. Beispielsweise in superluxuriösen Wüstencamps, wo man ein gekühltes Glas Champagner trinken kann und gleichzeitig mitten in einem Abenteuer steckt. Das ist gerade sehr in Mode. Und genau da positionieren wir den Cullinan. Er ist luxuriös und gleichzeitig extrem leistungsfähig. Ein Gedankenspiel: Was wäre Ihr ganz persönliches Abenteuer im Cullinan? Ich würde Australien von Westen nach Osten durchqueren,wennichdieZeithätte.Mittendurch.Ganzentspannt, in 15 Tagen, mal hier, mal da in kleinen Dörfern anhalten. Dann wieder einfach fahren, vorbei an diesen großen Güterzügen, die dort durch den Sand fahren. Und wenn ich am Ende ankomme, könnte ich nach einer Autowäsche mit dem Cullinan ohne Probleme am selben Abend noch zur Oper fahren. R

„Ja, wir haben uns bewusst Zeit gelassen. Ich persönlich würde nie schon in den ersten Stunden zu einer Party gehen.“ Torsten Müller-Ötvös

Ein selbstbewusstes Modell: Der Cullinan ist in einem Segment positioniert, das eng ist. Dennoch sind die Briten überzeugt, ihre Nische gefunden zu haben – den Luxusabenteurer 70

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Photo Assistent Leon Krack, Model Robert Cox c/o Models1 (models1.co.uk), Styling Séraphine de Lima (seraphinedelima.com), Grooming Valentina Creti (valentinacreti.com)

Das stimmt – aber nur, wenn man nicht mehr als die letzten 80 Jahre betrachtet. Wenn man weiter in die Geschichte zurückblickt, sind wir die Einzigen, die glaubwürdig behaupten können, dass SUVs Teil unseres Erbes sind. Man muss nur an Lawrence von Arabien denken, an die Maharadschas in Indien oder die Autos, mit denen das australische Outback bezwungen wurde. Da stößt man immer wieder auf Rolls-Royce. Warum? Das waren schlicht superverlässliche Autos. Die Ursprungsidee von Sir Henry Royce und Charles Rolls war nie, das luxuriöseste Auto der Welt zu bauen – sondern das beste Auto der Welt. Und das führte RollsRoyce in alle Teile der Welt: Wüsten, Dschungel – suchen Sie es sich aus.


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In Schale geworfen: Autotester und Moderator Matthias Malmedie in seiner gewohnten Arbeitskluft

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hine Dieses Auto ist fast waffenscheinpflichtig. Von null auf 300 schieĂ&#x;t der McLaren Senna in 17,5 Sekunden

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Der McLaren Senna lädt Matthias Malmedie zur Rundfahrt auf den Circuito do Estoril, 30 Kilometer westlich von Lissabon, ein

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Der McLaren Senna ist der Extremist unter den Supersportwagen: radikal auf Funktion getrimmt, brachiale Leistung, kompromissloser Preis. Und trotz 340 km/h Topspeed für die Straße zugelassen. Selbst Grip-Moderator Matthias Malmedie fährt hier am Limit. Zumindest wenn man ihn lässt

D Fotos von Benjamin A. Monn Protokoll von Mario Vigl

a steht er also, der Senna. Babyblau. Diese Farbe haben Strampelhosen für Zweijährige im Ökoladen. Sportwagen sehen normalerweise so aus: knallrot, tiefschwarz, vielleicht mit Mattlack, und wenn schon blau, dann bitte metallic. Und nun hier, auf dem heißen Asphalt des Autódromo do Estoril: ein Geschoss, 800 PS, 800 Kilo Abtrieb bei 250 km/h, von null auf hundert in 2,8 Sekunden. Maximaltempo? 340 Kilometer pro Stunde. Punkt. Der radikalste McLaren mit Straßenzulassung, den es je gab. Stramplerfarben. Absurd? Ich inde es großartig. Wirklich. Ich teste selten Autos unter 200 PS. Ich habe das Privileg, in meiner TV-Sendung Grip auf RTL 2 extrem rare Supersportwagen fahren zu dürfen. Extrem vom Design, von der Leistung, vom Preis. Der neue Passat, das können andere besser. Koferraum auslitern und solche Sachen, dafür braucht es Zahlenmenschen.

Der McLaren Senna ist in der Kategorie der Supersportwagen auf den ersten Blick richtig aufgehoben, irgendwie aber auch nicht: Er ist der einsame Superheld unter den Supersportwagen, der Extremste unter den Extremen. Das Auto ist eine einzige Besonderheit. Beim Quartett haust du damit alle weg, im richtigen Leben sowieso. Es geht gar nicht darum, ob du die 922 250 Euro hast, die McLaren für den Senna aufruft. Es geht darum, ob du die Summe bezahlen darfst. Ob du zu dem erlauchten Kreis gehörst, der überhaupt als Käufer des handgefertigten Kunstwerks infrage kommt. Ich würde gerne wissen, ob die exakt 500 Exemplare, die es gibt (natürlich ist der Senna längst ausverkauft), in marmornen Tiefgaragen gelandet sind, dick eingepackt in den Freizollhäfen oder ob sich Menschen extra ganze Häuser drum herum bauen ließen – wundern würde mich das nicht. Der Wagen spielt in einer eigenen Liga, seine Besitzer auch.

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Zum Dreipunktgurt gesellen sich die Renngurte – der OberkÜrper des Fahrers soll kein Spiel haben. Carbon ist der Werkstoff der Wahl. Der Senna bringt so nur 1198 Kilo auf die Strecke

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„Freunde haben mir gesagt, der Wagen sei hässlich. Ich finde ihn megaschön.“

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„800 Kilo Abtrieb bei Tempo 250 machen es möglich, Kurven zu fahren wie im Film Tron. Surreal.“

Ich würde ihn mir auch gern ins Wohnzimmer stellen (aber nur wenn ich von dort direkt auf die Straße komme und keinen Kran brauche, wenn ich loswill). Eine wunderbare Vorstellung, den Senna jeden Abend zu sehen. Viele Freunde haben mir gesagt, der Wagen sei hässlich. Ich weiß, was sie meinen, aber ich sehe es ganz anders: Der Senna ist megaschön. Alles an ihm ist Funktion, jede Ecke, jede Kante, jede Kühlluftöfnung. Dieses Auto soll schnell sein, nicht schön, und genau das inde ich so megaschön. Die Aerodynamiker hatten ganz klar Vorrang vor den Designern. So radikal hat das noch kein Hersteller durchgezogen. Beim Porsche 911 GT3 RS ist zwar der Flügel reine Funktion, aber der Rest des Autos ist eben auch Design. Die Radikalität des McLaren Senna beschert ihm Eigenschaften, die es eigentlich gar nicht gibt. Er wiegt

lediglich 1198 Kilo, und die 800 Kilo Abtrieb bei Tempo 250 machen esmöglich, Kurven zu fahren wie im Film Tron. Surreal. Das will ich spüren heute. Die Carbonschale, vier Kilo leicht, ist überraschend bequem. Ihr einziger Zweck: mich präzise in Position halten, wenn die irren Beschleunigungskräfte an mir zerren. Dreipunktgurt, Sechspunktgurt („only for track use“), fest verzurrt sitze ich vor dem eckig-runden Lenkrad. Die Knöpfe für Start und Launch Control rechts von mir bewegen sich mit, als ich die Schale nach hinten fahre. Auch das reine Funktion, sie sollen am perfekten Platz sein. Nach vorn beugen kann sich im Senna keiner mehr, wenn er angeschnallt ist. Der Name Senna ist ein Statement. Den Wagen so zu nennen inde ich mutig, weil er höchste Erwartungen weckt. Ich inde ihn passend – auch wenn ich erst über-

Wie auf Schienen fährt der McLaren Senna durch die Kurven von Estoril. Nur das ESP nervt den ambitionierten Fahrer

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„Mein Verstand sagt, geht nicht, mein Hintern sagt, kenn ich nicht, mein Nacken sagt, pack ich nicht.“

rascht war. McLaren hat damit die eigene Nomenklatur verlassen, bisher hießen die Wagen eher sperrig MP4-12C oder ganz knapp 27S. Noch nie hat die Rennwagenmanufaktur ein Fahrzeug nach einem Menschen benannt. Wobei Ayrton Senna, der dreimalige Weltmeister für McLaren, der 41-fache Grand-Prix-Sieger, sowieso als Rennfahrer mehr Übermensch als Mensch war. Sennas Kompromisslosigkeit als Pilot ist es, die seinen Namen für dieses Auto rechtfertigt, das selbst ohne jeden Kompromiss gefertigt wird. Eine Legende leiht ihren Namen einem Auto, das mit Macht alles daransetzt, selbst Legende zu sein. Seinen tödlichen Unfall in Imola habe ich 1994 live am Fernseher erlebt. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mich nach dem Crash minutenlang fragte: Warum verdammt noch mal steigt er nicht aus? Es war einer der schwärzesten Momente des

Rennsports, und ich verlor den Helden meiner Jugend. Damals habe ich zum ersten Mal kapiert, wie gefährlich der Sport sein kann. Grandios und lebensgefährlich. Natürlich ist eine Ausfahrt mit einem raren Supersportler wie dem Senna ein Versprechen darauf, Grandioses zu erleben. Das Gegenteil von Alltag. Auch für mich ist dieser Tag etwas Besonderes. Ich habe mich dennoch auf den Moment des Starts so vorbereitet wie immer, wenn die PS fast vierstellig werden: in einem VW Käfer von 1972. Ich blitzdingse auf diese Art die Brachialgewalten aus meinem Hirn, die ich eigentlich so gut kenne. Richtig schön langsam, keinerlei Beschleunigung spüren. Wenn es sein muss, geht das auch in einem 40 Jahre alten 911er, 180 PS, auch der ist reine Gemütlichkeit. Alles andere wäre Quatsch. Ich steige nie von einem krassen Renner in den nächsten. Das ist

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Die Aerodynamiker hatten die Licence to thrill: Baut den Wagen so radikal auf Abtrieb, wie es nur geht.

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Abschied ist ein wenig wie Sterben: Den ultraseltenen McLaren Senna fährt wohl auch Matthias Malmedie nur einmal

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Was ist / Die Testfahrt wie bei einer Weinprobe, du musst den Geschmack neutralisieren. Von einem Senna unmittelbar in einen Mercedes E63 AMG wechseln, da denkst du, der ist kaputt. Man muss sich auf null setzen, wenn man diese Autos wirklich fühlen will. Dann geht’s endlich los auf dem Kurs. 4,36 Kilometer Streckenlänge, von 1984 bis 1996 fuhr hier die Formel 1. Ein Grollen. Und eine Beschleunigung wie … ja, wie eigentlich? Nicht wie ich es erwartet habe. Sie ist zwar heftig für ein heckgetriebenes Fahrzeug, aber der Porsche 911 GT2 RS braucht genauso kurz, um auf 100 km/h zu kommen – und der Porsche wiegt gut die Hälfte mehr. Liegt wohl an der besseren Traktion des 911ers und der viel längeren Erfahrung der Zufenhausener beim Bauen von Supersportwagen. Eine kleine Enttäuschung, das Sprintvermögen des dreimal so teuren Engländers. Die erste Kurve: hartes Anbremsen, messerscharfes Einlenken. Aber im weiteren Verlauf der Kurve meldet sich lautstark die Vorderachse. Warum untersteuert der Senna so? Die Antwort ist einfach: Meine algorithmischen Freunde von der ESP-Fraktion haben das Kommando übernommen, und zwar ziemlich autoritär. Wo kann ich das bitte abschalten? Bevor ich es herausinden kann, ist die Runde zu Ende, und ich kann die Kollegen vom McLaren-Team fragen. Darf ich nicht ausschalten, sagen sie. Wie bitte? Erst Hirn auf null, jetzt meine Laune. Wie soll ich den Wagen spüren, wenn die Elektronik mich so runterregelt, als säße ich im Golf GTI? Wir diskutieren ein bisschen und noch ein bisschen, wir kommen nicht weiter, schließlich kommt der Automotive-Chef von McLaren dazu. Er sagt: „Okay, abschalten.“ Puh. Das ist ja noch mal gut gegangen. In diesem Moment wird mir aber auch klar: McLaren hat den Senna so brachial als Rennwagen konzipiert, dass eine Wafe daraus geworden ist. Ohne ESP kriegst du das nicht entschärft. Das Auto wird durch die Elektronik domestiziert, so wie ein Golf GTI auch – auf einem sehr viel höheren Level. Ist sicher besser so, sonst wären die ersten Sennas wohl schon in ihren Tiefgaragen zerschellt. Das ist also der mutigste Moment in diesem

Auto: die Elektronik ausschalten und sich selbst vertrauen. Mensch, Maschine. Maschine, Mensch. Für mich ist jetzt wieder alles auf Anfang. Ich denke kurz an die Urkräfte meines Käfers, blitzdingse mich, dann los. Der Senna fordert mich unmittelbar und komplett. Nicht weil er schwierig zu fahren ist. Sondern weil plötzlich die Linien möglich sind, die nicht möglich sind. Wie auf Schienen schneidet der McLaren durch die Kurven, als wären es Geraden, als sei Physik besiegbar. Ich spüre die Aerodynamik überdeutlich, die Luft drückt das Auto massiv auf den Asphalt. Mein Verstand sagt, das geht nicht, mein Hintern sagt, das kenn ich nicht, mein Nacken sagt, das pack ich nicht. Wundervoll. Mit allen Muskeln arbeite ich dagegen, wie Pudding durchs Cockpit zu liegen. Ich gehe eine Kurve schnell an, die über eine Kuppe führt, bleibe am Gas, weil danach eine kleine Gerade kommt, die ich gut kenne. Es feuert den Senna und mich raus, dass alles zu spät ist, und dann lege ich einen Slide hin, in dem die Zeit stillsteht. Alles oder nichts mehr. Rasierklingenritt, perfekt am Limit. Heißt aber auch: Der kleinste Fehler bedeutet 922250 Euro in der Leitplanke. Ich lenke gegen, der rechte Hinterreifen küsst die Curbs, und wunderbarer Pirelli-Smoke steigt auf. Ich bleibe on track. Mein Team hat alles geilmt, und Kameramann Sebastian sagt über Funk: „Alter, das war geil.“ Das sagt er alle drei Jahre. Super, Senna. Jetzt hab ich dich endlich gespürt, und zwar sehr intensiv. Auf den letzten Metern denke ich: Wahrscheinlich werde ich nie wieder in diesem Auto sitzen. Es ist zu selten. Das dürfen jetzt nur noch die Milliardäre, und die meisten von ihnen werden höchstens 5000 Kilometer auf den Zähler bringen. Was würde ich mit dem Senna anstellen, wenn ich dürfte? Nürburgring-Nordschleife, klar, ein Traum. Aber eigentlich würde ich was anderes machen: einen Roadtrip. Nachts um zwei mit meinem besten Kumpel los zum Atlantik, alle Tempolimits einhalten, den Wahnsinn des Autos im Alltag spüren. Dieses Erlebnis teilen, gemeinsam aufsaugen, denn erklären kannmandenSennaeigentlichnicht.Daswär’s. Morgens am Strand ankommen. Babyblau. Wow. R

„Am liebsten würde ich mit dem Senna einen Roadtrip zum Atlantik machen und den Wahnsinn mit meinem besten Kumpel teilen.“ 84

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Ayrton Senna prägte als dreimaliger Formel-1-Weltmeister für McLaren eine Ära. Dass der radikalste Straßensportwagen jetzt seinen Namen trägt, ist eine Verbeugung und ein Vermächtnis

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Wie ich plötzlich die Mille fuhr Es gibt Ereignisse im Leben, die sind mit Geld schwer zu bekommen. Unbezahlbar jedoch werden sie durch die Verkettung des Unmöglichen mit dem völlig Abwegigen. So etwas bringt unseren Autor als Gast von Hauptsponsor Chopard dann hinters Steuer bei der legendären Mille Miglia Fotos von Benjamin A. Monn Text von Tim Gutke

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urz bevor Adrien Brody den Platz hinter dem Lenkrad einnimmt, sieht es so aus, als würde der Himmel zu weinen beginnen. Das erste Mädchen des Tages kreischt. Öl ist dicker als Blut, denke ich und steige aus. Genieße den Ruhm, Adrien. Genieße deine paar Meter bei der Mille Miglia. Langsam schiebt sich der Porsche 356

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Auch wenn Oscar-Preisträger Adrien Brody nur wenige Kilometer im Porsche für Chopard gefahren ist, bleibt seine Leistung am eindrücklichsten. Am Arm: der Mille Miglia Chronograph, den die Teilnehmer erhalten

Speedster die hölzerne Startrampe hoch. „Am Steuer mit der Startnummer 301: Oscar-Preisträger Adrien Brody“, brüllt es aus den Lautsprechern. Das Gekreische der Menge lässt den Boxer im Heck fast verstummen. Über die Mille Miglia ist schon so ziemlich alles gesagt, gedacht und geschrieben worden. Und wie so oft bei Dingen, die gesagt, gedacht oder geschrieben werden, hat das am Ende wenig mit der Realität zu tun. Zumindest mit der eigenen. Denn wer die Mille einmal erlebt, schreibt seine ganz eigene Rallye-Geschichte. Die Sonne steigt mit Hingabe über Brescia auf, die lombardische

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Klosterstadt ist von der Natur seit jeher mit viel Liebe bedacht worden. Doch diesen Morgen bekommt die Schöpfung direkte Konkurrenz – es reiht sich von Menschenhand Gefertigtes Stoßstange an Stoßstange. In den Ohren ein Trommelwirbel aus vier, sechs, acht und zwölf Zylindern im Standgas. Es ist Punkt sieben Uhr morgens, Mille-Startzeit – und ich sitze nicht im Auto, sondern auf der Tribüne vor der berühmtesten Startrampe Italiens. Noch. 91 Jahre Automobilgeschichte stecken in einem der abenteuerlichsten Oldtimer-Straßen-Rennen unserer


Öl ist dicker als Blut, denke ich und steige aus. Genieße den Ruhm, Adrien. Genieße deine Meter bei der Mille Miglia.

Eine Zeitreise? Dieses Bild könnte schon mehr als 80 Jahre alt sein. Für die Nähe zwischen Publikum, Autos und Fahrern ist die Mille Miglia berühmt – und für die außergewöhnliche Landschaft auf den 1600 Kilometern

Tage. Die Geschichte ist kurvenreich wie die namensgebenden 1600 Kilometer, die sie heute noch lang ist. Unfälle, unfassbare Durchschnittsgeschwindigkeiten und unsinnige Rennen mitten im Zweiten Weltkrieg. Dann Einstellung wegen zahlreicher Toter und Wiederauferstehung als Mille Miglia Storica im Jahr 1977. Der Clou: mit genau jenen historischen Fahrzeugen, deren Typen einst tatsächlich teilgenommen hatten. Seit 30 Jahren ist die Schweizer Uhrenmanufaktur Chopard Zeitnehmer und oizieller Sponsor des Rennens, bei dem nicht mehr auf Höchstgeschwindigkeit gefahren

wird, sondern auf Gleichmäßigkeit. Firmenchef KarlFriedrich Scheufele ist selbst mit einem Spyder 550 A dabei, bis auf das eine Jahr, dem seiner Hochzeit, fuhr er immer mit. Aber was zeichnet ein Rennen aus, das streng genommen gar keins mehr ist? Als der von Chopard eingeladene Hollywoodstar Brody die hölzerne Rampe wieder hinunterrattert und den Porsche von 1955 zwei Kilometer weiter vor einer Kurve zum Stehen bringt, kommt mein erster Mille-Moment. Wir tauschen die Plätze. Wir, das sind Timo Bernhard, FIA-Langstreckenweltmeister, Adrien Brody und ich.

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Was ist / Die Rallye Brody hat seinen Job erledigt, der Flieger wartet. Ich aber werde nun Co-Pilot im Porsche. Mein Job für die kommenden zwei Tage: Uhr und Klemmbrett links, Karte rechts, zwischen den Beinen eine Flasche Wasser. Timo Bernhard spult Kilometer für Kilometer im Porsche ab. Bereits fünfmal ist dieses Auto diese Strecke gefahren – kleine Bleiplomben an der Lenksäule belegen das. „Es ist beängstigend“, sagt Bernhard, „wie viele schlechte Autofahrer hier am Limit fahren.“ Nach wenigen Kilometern stimme ich ihm zu: Immer wieder stürzen sich Mercedes-Flügeltürer oder Bentleys aus Vorkriegstagen in enge Haarnadelkurven, um dann gerade noch in einem Stück den Scheitelpunkt zu passieren. Hier fährt viel Glück im Handschuhfach der Millionäre mit. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen scheinen ausgesetzt, die Polizisten bestärken uns, schneller zu fahren. „Più veloce!“, rufen sie, anstatt den Verkehr zu regeln. Fahrtwind zerzaust unsere Haare, Regen piliert die Stirn. Die unberechenbare Natur auf nasser Straße ist neben – früher selbstverständlichen, heute ungewohnten – Herausforderungen wie Kartenlesen und Zeitennehmen unser strengster Kontrolleur. Durchfahrt Ferrara, die Sause durch die Emilia-Romagna wird für einen Stempel ins Fahrtenbuch unterbrochen. Zur Präsentation der Fahrzeuge brüllt eine Stimme aus den Lautsprechern. „Im Wagen mit der 301: Oscar-Preisträger Adrien Brody!“ Zunächst Gekreische, nach genauerem Hinsehen hölicher Applaus. Timo Bernhard winkt und gibt als Adrien Brody ein druck-

reifes Interview. Wir verlassen die Stadt und hinterlassen Verwirrung. „Die Mille ist doch Teamarbeit“, sagt Bernhard und grinst. Wenn sie Brody wollen, kriegen sie ihn. Wir lachen laut in den Fahrtwind. Kurven. Wälder. Kurven. Asphalt. Noch mehr Kurven. Benzingeruch. Regen. Weite Kurven. Fliehkräfte – so inden wir unseren Rhythmus der langen Rennstrecke. Das Tagesziel nach etlichen Gleichmäßigkeitsprüfungen und Blechgerangel auf Serpentinen ist Cervia Milano Marittima an der Adria. Augen und Rücken schmerzen – schöner kann eine Reise mit dem Auto kaum ermüden. An der Hotelbar lassen wir uns auf ein Peroni nieder. Timo Bernhard erzählt von einer langen Rennsaison, der Rücken lockert sich. Bernhards Telefon klingelt. Kurzer Blick zu mir, er legt auf: „Ich muss nach Hause“, sagt er. „Bei meiner Frau haben die Wehen eingesetzt. Du musst es jetzt zu Ende bringen.“ Er drückt mir den Schlüssel des 356 Speedster aus dem PorscheMuseum in die Hand, der geduldig im Innenhof des Hotels parkt. Die Nacht wird kurz, ich mache kein Auge zu vor Aufregung. Pesaro, San Marino, Sansepolcro, Italien von seiner schönsten Seite. Der Fahrerseite. Durchfahrt durch die engen Gassen von Arezzo. Stempelpause. Ich pilotiere den Wagen nach vorn. Präsentation der Fahrzeuge: Eine Stimme brüllt aus den Lautsprechern. „Im Wagen mit der 301: FIA-Langstreckenweltmeister Timo Bernhard. Zunächst Gekreische, nach genauerem Hinsehen höflicher Applaus. Ich winke und gebe ein Interview als Timo Bernhard. Die Mille ist doch Teamarbeit, denke ich, gebe Gas und lache laut gegen den Fahrtwind. R

Der Autor hat es ans Steuer des Porsche 356 Speedster geschafft. Der Wagen kam 1996 ins Porsche-Museum. Damals wurde er gegen ein 911er Cabrio getauscht. Für die Mille Miglia ist er eine Leihgabe des Museums 90

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Dolce Vita: Noch sitzt der Autor auf dem Beifahrersitz und Langstreckenweltmeister Timo Bernhard am Steuer. Er ist der perfekte Fahrer und hält aktuell den Rundenrekord auf der Nordschleife am Nürburgring

Bereits fünfmal ist unser Porsche in wechselnder Besetzung die Mille gefahren – kleine Bleiplomben an der Lenksäule belegen das.

Schöner kann rasen nicht sein. 467 Startnummern wurden bei der Mille Miglia 2018 ausgeteilt. Die Mischung der Fahrzeuge, die sich durch das italienische Hinterland schlägt, ist beeindruckend. Und hat Millionenwert Robb Report

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Fotos von Antony Benjamin Monn Text von Fabian Mechtel

Wie ich die Mille gleich zweimal fuhr 3000 Kilometer in unter drei Tagen. Dazwischen mit Hunderten Oldtimern durch italienische Altstädte jagen. Weil die Mille Miglia nur knapp in den Terminkalender passt, muss ein Porsche Panamera Sport Turismo AuĂ&#x;ergewĂśhnliches leisten 92

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s ist 4.30 Uhr. Frankfurt schläft. Die Lichtinstallationen der Hochhäuser legen einen kalten Glanz über die Stadt. Die roten Herzen des Bahnhofsviertels wärmen kaum. Die Straßen sind leer. Mit Vollgas kehre ich der Mainmetropole den Rücken. Die Skyline verschwimmt im Rückspiegel. Der erste Gang existiert fast nicht: Einmal durchtreten, schon hängt man im Begrenzer. Den zweiten und fünften erlebt man mit dem Kopf fest im Sitz, jetzt sind 11,7 Sekunden vergangen, und die Tachonadel überspringt die 200-km/h-Grenze. Der sechste läuft zur Form auf, wo normale Autos absperren, nämlich bei 250 km/h. Der V8-Motor dreht an seiner oberen Grenze, seit Kurzem ist der achte Gang eingespannt. Irgendwann zeigt der digitale Tachometer die 3 an. Dahinter eine 0. Die letzte Stelle kann ich nicht mehr erkennen. Mein Blick richtet sich starr auf die Straße. Der Panamera ist schnell, sehr schnell. Dabei lässt er diese paar Sekunden, die einen Bubentraum erfüllen, gleichzeitig fast unspektakulär erscheinen: 3-0-0 km/h. Das irre Tempo gilt es zu halten, doch die streng limitierten Autobahnen Österreichs ruinieren den Schnitt. Mit solchen Problemen hatte man früher nicht zu kämpfen. Barnato, Birkin, Glen Kidston – sie alle fuhren auf Achse quer über den Kontinent zum Rennen. Vor Ort stellten die Bentley Boys nur den Reifendruck nach und standen am Ende ganz oben auf der Siegertreppe. Gentleman Racing, das ist die Mille Miglia noch heute, doch die Verkehrsregeln lassen die Uhr gnadenlos herunterlaufen. Inzwischen dürften sich die Klassiker schon bereit machen und auf den Fahnenschwung zum Start warten. Auf der Abfahrt des Brenners erhöhe ich das Tempo. Das Limit scheint hier sowieso mehr Empfehlung zu sein. Überhaupt, Italien: Es riecht nach heißem Asphalt. Nach Temperaturen, die um diese Uhrzeit kaum auszuhalten sind. Doch der Panamera bleibt cool und rollt nach sechs Stunden und 42 Minuten Fahrt pünktlich in Brescia ein. Brescia: Die ganze Stadt ist Mille Miglia. Euphorie, Ekstase, völliger Wahnsinn. Die Straßen sind gesäumt von Menschen. Sie alle wollen die Autos während der

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Fahrt kurz berühren oder wenigstens ihren Luftzug spüren. Das Abgas riechen, das ihre Motoren aus dem teils irren Auspufgewürm blasen. 50 Liter Super durchziehend, alle 100 Kilometer, weil sie so viel arbeiten müssen. Sie sollen es bekommen. Vor allem daran merkt man den Fortschritt im Turbo S E-Hybrid. Der Bordcomputer des großen Porsche meldet bislang 12 Liter Verbrauch pro 100 Kilometer. Und das, obwohl wir ihn nicht unbedingt geschont haben. Den Weg durch Brescia zur Startrampe legt er übrigens vollelektrisch zurück, ohne überhaupt einen Tropfen Kraftstof zu verbrauchen. Der Startschuss fällt, und über 400 sündteure Klassiker gehen auf die 1000-Meilen-Jagd. Ich mittendrin. Doch schon auf Höhe des Gardasees staut es sich. Zehn Kilometer reihen sich millionenschwere Einzelstücke aneinander, die verbeulten Mietwagen der Touristen mal rechts, mal links überholend. Es wird anstrengend. 1200 Kilometer liegen hinter mir. Noch nicht einmal die Hälfte. Und in den engen Altstädten entlang der Route ist wenig Platz für den über zwei Meter breiten Porsche. Ich trenne mich von den Oldtimern, nehme die deutlich längere Ausweichroute. Hauptsache, in Bewegung. Und wie sich der Panamera bewegt. Er entführt in eine scheinbar widersprüchliche Welt der Schwerelosigkeit. Plötzlich bieten sich Möglichkeiten, allgegenwärtig, die man selbst einem Kombi aus Zufenhausen nie zugetraut hätte. Am Abend habe ich in Milano Marittima alle wieder eingeholt. Am nächsten Morgen lerne ich in San Marino Mario kennen. Seit über 40 Jahren betreibt er sein kleines Cafè Titano gegenüber des Museo di Stato. Er habe schon immer hier gestanden zur Mille Miglia, vom ersten Tag an, deshalb kenne er sich aus. So schiebt er liebevoll den Blumenkübel zur Seite, nur Momente, bevor ein mächtiger Bentley Blower um die enge Ecke biegt – die er nicht in einem Schwung bekommen hätte, wenn Mario es nicht vorausgeahnt hätte. Ihm sind, natürlich, dennoch die Ferrari am liebsten. 166 Inter oder 250 MM. Diese wunderbaren Sonderkarosserien, geschneidert nach dem Wunsch des Herrenfahrers und lackiert in der Lieblingsfarbe der Frau: Rot. Weil schon die alten Römer in Meilen gemessen haben, entschieden die Gründer Graf Franco Mazzotti, Graf Aymo Maggi, Renzo Castagneto und Giovanni Canestrini übrigens, dass das Rennen in Miglia gezählt werden sollte. Warum es gerade 1000 sind? Keine Ahnung. Wir fahren jetzt weiter nach Rom. Auf dem Weg, tief in der Nacht, irgendwo in den Bergen vor der Ewigen Stadt, weit im Hinterland, wo sich kein anderer Verkehrsteilnehmer auf die locker dahinließenden Landstraßen verirrt, trift der Panamera auf einen frisch betankten Maserati 300S. Es beginnt ein Hörspiel, wie es nur die Mille Miglia zusammenbringt. Sanft biegt der lache Rote vor uns ab, legt den zweiten Gang zuvorkommend früh ein, wartet bis


die Nockenwelle bei 4000 Touren zu voller Form auläuft, zieht ihn noch etwas weiter, wirft den dritten ein und tritt durch. Bis aufs Bodenblech. Der Bug hebt sich, der Mond spiegelt sich hell in der Motorhaube, und der Maserati blaft ein Ansauggeräusch durch die Nacht, dass mir der Atem stockt. Vollgas. Dieses Hohle im Ton; dieses die Welt verschlingen wollende Tremolo aus den polierten Ansaugrohren, wenn der Tourenzähler über die 6000 wischt. Unbeschreiblich. Unbeschreiblich schön. Der Panamera kontert mit einem harten V8-Wummern aus seinen vier Auspufrohren. Ganz zart hört man die Turbolader vor Freude fauchen, während der Turbo S mit der Macht seiner 680 Pferde im vollen Lauf hinter dem Maserati dem römischen Horizont entgegenstürmt. Liebe zu Tempo, zu Volllast und zu großer Anstrengung. Dafür sind Sportwagen gebaut worden. Einzig und allein dafür. Es sind Ausnahmesituationen, die ihren Glanz und ihr Talent herausarbeiten. Die Mille Miglia schaft solch einzigartigen Momente, in denen sich das in einer Klarheit zeigt, wie sie nicht auf das Wesentlichere reduziert sein könnte. Halbzeit: Es sind diese Erlebnisse, die jede Mühe wert sind. Während ich im Kopf die Momente sortiere, rollt der Panamera um 22.30 Uhr in Rom aus. 14 Stunden großen Glücks und doch erst Halbzeit. Wo für die Klassiker die Ruhe der Nacht beginnt, tankt der Porsche für die kommenden 1276 Kilometer noch einmal voll. Florenz, Bologna, Verona. Eine ausgeklügelte Strategie im Zusammenspiel aller Radarsensorik, Kameratechnik und Navigationsdaten lässt den Panamera wie von selbst durch Italien ziehen. Kurz darauf sitzt man, ganz unaufgeregt, mitten auf dem Fernpass im Morgengrauen hinter einem grollenden, grummelnden, beim Hinunterschalten kehlig blafenden V8-Biturbo, den man, wenn man sich konzentriert, auch nach 20 Stunden Fahrt noch richtig tanzen lassen kann. Es ist, als würdest man sich mit Hüften und Schultern an die Kraft lehnen. Als würde man Teil der Bewegung sein. Und genau diese Mühelosigkeit ist Ergebnis der Kultur seiner Abstammung: der Perfektionismus von Porsche. Denn plötzlich geht alles. Auch der Termin um 10.30 Uhr in Frankfurt nach solch einer Tour. R

Das Tempolimit scheint hier so wie so mehr eine Empfehlung zu sein.

So nimmt man an der Mille Miglia teil Das Wichtigste: Der Fahrzeugtyp muss zwischen 1927 und 1957 am Rennen teilgenommen haben. Ohne eine erfolgreiche Einschreibung in der Vergangenheit gibt es keine Chance auf eine Zulassung. Die Liste der berechtigten Wagen ist 18 Seiten lang und umfasst über 900 Fahrzeuge. Dabei muss es kein Millionenobjekt sein. Ab einem Investment von 10 000 Euro könnte man mit einem Citroën 2CV, einem Fiat 500 Topolino oder einem VW Käfer fahren. Sie alle sind startberechtigt. Natürlich macht das in den Bergen der Toskana wenig Fahrfreude. Wir empfehlen deshalb einen Einstieg etwa mit Austin Healey 100/6 zu 70 000 Euro, Jaguar XK 120 OTS oder einem Porsche 356 A 1600 Super zu je etwa 120 000 Euro. Wichtig ist dann nur, dass das Fahrzeug über eine interessante Historie verfügt. Hat er an zeitgenössischen Rennveranstaltungen teilgenommen? Ist der Bürgermeister eines Dorfes entlang der Mille-Miglia-Route Vorbesitzer gewesen? Wurde das Auto schon einmal von der Guardia di Finanza beschlagnahmt? Alles, was das Fahrzeug interessant macht, erhöht die Chance auf einen Startplatz, wenn man sich unter 1000miglia. it online um das Rennen bewirbt. Die gut 400 Startplätze, von denen über ein Drittel allein an Sponsoren fallen, sind vierfach überzeichnet. Und wer trotz des Antrittsgeldes von 10 000 Euro aus den 1500 Bewerbern ausgewählt werden will, der sollte auf die Mischung aus Seltenheit und illustrer Vorgeschichte vertrauen. Die Startgeld beinhaltet die Teilnahme von Fahrer und Beifahrer inklusive den Übernachtungen in Hotels der Vier-Sterne-Kategorie sowie drei Renndinner am Abend und viermal Frühstück. Dazu gibt es die Roadbooks, Aufkleber und die benötigten Durchfahrtsgenehmigungen sowie Parkplätze über Nacht. Wer eine zweiköpfige Support-Crew für die nötigen Inspektionsarbeiten in den Rennpausen benötigt, der kann diese für weitere knapp 7000 Euro im Doppelzimmer buchen. Die Prozedur des Scrutineering in der Fiera di Brescia vor dem Start ist anstrengend, wer diese allerdings mit Erfolg durchlaufen hat, darf sich auch auf eine nicht unwesentliche Steigerung der Attraktivität des eigenen Fahrzeugs freuen. Selbst wenn man es nicht direkt in konkreten Zahlen ausdrücken kann – das Feld der teilnehmenden Wagen ist zu unterschiedlich –, so können es gern ein paar Zehntausend Euro sein, die ein Teilnehmerfahrzeug nach einer erfolgreichen Mille Miglia wertvoller ist. Ein Tagessieg oder der Gesamtsieg macht es entsprechend interessanter. Doch auch im Kleinen kann eine Mille-Miglia-Teilnahme Großes bewirken: Wer eine Zulassung auf 2CV oder Käfer schafft, der wird den Fahrzeugwert sicher verdoppeln. Robb Report

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Was ist / Die Werkschau

Das Designzentrum ist das Herz jedes Automobilkonzerns. Und in der Regel dessen geheimster Ort. Umso wichtiger, genau da reinzukommen. Robb Report begleitet Audis Chefdesigner Marc Lichte persรถnlich durch seine neue Wunderkammer

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Tag und Nacht arbeiten die automatischen Fräsen in der groĂ&#x;en Modellhalle von Audi am Design der Zukunft

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„Wenn Sie hier eine Plane hochheben, sehen Sie die Zukunft von Audi.“

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Insgesamt zwÜlf automatische Tonfräsmaschinen befinden sich in dem 107 Meter langen und 37 Meter breiten Modellstudio im Herzen des Gebäudes

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Fotos von Benjamin A. Monn Text von Michael Brunnbauer

ft sind es die unscheinbaren Dinge, die viel über einen Menschen aussagen. In dem Büro von Marc Lichte, dem Designchef von Audi, steht beispielsweise kein Schreibtisch. Nur ein Konferenztisch. „Was haben Sie erwartet? Einen imposanten Schreibtisch, dahinter der Chef und der kleine Mitarbeiter davor? Das entspricht nicht meiner Vorstellung von Teamarbeit“, erklärt Lichte. Bevor er im Februar 2014 kam, befand sich die Designabteilung Audis quasi im Winterschlaf. Seitdem arbeiten er und sein Team hart daran, die gesamte Produktpalette zu erneuern. Mehr Revolution, weniger Evolution. Die ersten Früchte seiner Arbeit kamen letztes Jahr mit dem A8 und A7 auf den Markt, dieses Jahr folgte mit dem Q8 Audis erster Crossover SUV. Zeit wird es, immerhin sind die Mitbewerber aus München und Stuttgart schon viele Jahre in diesem Segment tätig. Lichte trägt einen schlichten, dunklen Anzug und ein schwarzes Hemd. Sein Büro – oder sollte man sagen sein Konferenzzimmer? – beindet sich im obersten, fünften Stock des neuen Designzentrums von Audi. Erst gegen Ende letzten Jahres wurde das Gebäude neu eröfnet, davor war sein Designteam auf sieben Häuser über das ganze Werksgelände in Ingolstadt verteilt. Im Prinzip sitzen nun hier alle 430 Mitarbeiter in einem großen Raum – 40 000 Quadratmeter komplett miteinander verbunden. Abgesehen von den Fahrstühlen und Toiletten gibt es keine Wände. „Drei der vier Außenfassaden bestehen vollständig aus Glas“, sagt Lichte. Ein durchaus ungewöhnliches Konzept für ein Gebäude, in dem Fahrzeugentwürfe herumstehen, die zu Audis meistgehüteten Geheimnissen gehören. Herr Lichte, Sie sitzen in einem Haus aus Glas. Ist das nicht gefährlich, Stichwort Industriespionage? Das Gebäude besitzt eine Glasfassade aus zwei Schichten. Dadurch können wir zwar raussehen, aber niemand anderes hinein. Abends schützt zusätzlich eine spezielle Lamellenkonstruktion vor neugierigen Blicken.

„Wir arbeiten im Moment an circa 40 Projekten, gegen Ende des Jahres werden es 70 sein.“

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Das klingt nach relativ hohen Baukosten. Sie haben noch nicht das große Modellstudio in der Mitte des Gebäudes gesehen. Dieses Studio ist so gebaut, dass jeder Designer von seinem Schreibtisch aus hineinsehen kann und weiß, woran wir gerade arbeiten. Wir haben hier eines der modernsten und eizientesten Designzentren der Welt gebaut. Wir verlassen sein Büro, und Lichte führt uns durch die ofenen Büroräume zu einem Raum mit der Aufschrift VR. „Im Grunde erfolgt die erste Phase des Designprozesses nur partiell in diesem Gebäude“, sagt Lichte. Audi betreibt neben dem Hauptsitz in Ingolstadt zwei weitere Digitalstudios in Peking und Los Angeles. „Immer wenn wir ein neues Auto in Auftrag geben, werden alle drei Studios beauftragt, Ideen zu generieren“, sagt Lichte. Die drei Studios erarbeiten dann ihre Designideen, die als Skizzen virtuell geteilt und über die


Treppen durch den Innenhof, sogenannte Shortcuts, verbinden die Exterieurmit der Interieurabteilung. Designer Marc Lichte fĂźhlt sich hier sichtlich wohl

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Was ist / Die Werkschau

Der Prozess vom ClayModell bis zum fertigen Auto dauert in der Regel zwischen vier und fĂźnf Jahre

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Distanz besprochen werden. Lichte öfnet die Tür. Der Blick fällt auf bequeme Couches, gegenüber ein riesiger Flatscreen, mehrere Computer und VR-Headsets. „Im virtuellen Raum trefen sich Designer von drei Kontinenten, um ihre unterschiedlichen Konzepte zu besprechen“, sagt Lichte sichtbar stolz. „Wir können sogar interaktiv 3-D-Modelle der Fahrzeuge begehen und besprechen.“ Doch nur sechs der Entwürfe schafen es in die nächste Phase. Lichte führt uns weiter in einen Raum im ersten Stock, der in etwa der Größe von zwei Tennisplätzen entspricht, mit vier großen Fräsmaschinen und einer riesigen LED-Wand an der Seite. In der Mitte des Raums steht der neue Audi Q8, ein paar Meter weiter ein unfertiges Clay-Modell. Die Audianer nennen den Prozess, der hier stattindet, den digitalen Entwicklungsprozess. Was genau passiert hier, Herr Lichte? Die sechs besten Skizzen setzen wir hier in 3-D um. Das ist eine Art Pingpongspiel, sogenannte Iterationen, zwischen Designer und Computermodelleur, zwischen verschiedenen Abteilungen und analogen wie digitalen Darstellungsformen. Wie erklären Sie das einem Laien? Zunächst werden aus den zweidimensionalen Skizzen dreidimensionale CAD-Modelle erstellt. Dann setzt ein PC-Verbund mit enormer Rechenpower diese Modelle in ein fotorealistisches und in Echtzeit drehbares, bewegliches Bild um. Dieses stellen wir dann auf der elf Meter breiten LED-Wand in einer Größe von 1:1 dar, und später fräsen wir ein Clay-Modell daraus. Das klingt sehr aufwendig. Ja, das ist es. Gleichzeitig spart es uns aber viel Zeit. Manchmal sieht ein gefrästes Modell anders aus, als man es sich auf Basis des digitalen Modells vorgestellt hat. Aber mit dieser neuen LED-Wand und dem dahinterstehenden PC-Verbund minimieren wir dieses Überraschungselement. Allerdings geht es hier unten nur um die groben Proportionen, um Zentimeter. Das Feintuning, der letzte Schlif, passiert oben. Denn wenn die Modelle einen gewissen Reifegrad erreichen, werden drei der sechs Modelle ausgewählt, um ein Stockwerk nach oben zu wandern, in das große Modellstudio – die Herzkammer des Designzentrums. Eine 107 Meter lange und 37 Meter breite Halle mit einer Raumhöhe, die zwei Stockwerke überspannt und an beiden Enden durch bodentiefe Fensterfronten begrenzt wird. An den Decken beinden sich scheinbar endlos langgezogene Lichtleitelemente, während auf dem Boden insgesamt zwölf der riesigen, automati-

sierten Fräsmaschinen stehen. In der Mitte wieder der aktuelle Q8 – um ihn herum eine Vielzahl verhüllter Fahrzeuge. Es ist, als blicke man in eine Wunderkammer – immer in Versuchung, eine Plane zu lüften. Eine beeindruckende Halle. Was genau passiert hier? Wir nenne das die digitale Manufaktur. Hier werden die letzten drei Modellvarianten von Hand weiterbearbeitet. Anschließend werden die Änderungen über eine Kamera eingescannt und über Nacht neu gefräst, damit wir am nächsten Tag die neuen Modelle beurteilen und weiterbearbeiten können. Tag für Tag. Wie lange dauert der gesamte Prozess? Der dauert in der Regel rund vier Jahre. Wobei der eigentliche Design Freeze, also der Punkt, an dem sich nichts mehr ändert, in etwa bei der Hälfte der Zeit liegen kann. Und was sind das für Fahrzeuge unter den Planen? Die Zukunft von Audi. Wenn Sie jetzt eine Plane hochheben, dann sehen Sie Autos, die erst in ein paar Jahren auf die Straße kommen. Einige Fahrzeuge mussten wir vor unserem Trefen sogar aus der Halle bringen. Die sind von den Proportionen her so anders als alle bisherigen Audis, dass sie selbst unter der Hülle noch extrem aufgefallen wären. An wie vielen Fahrzeugen arbeiten Sie zurzeit? Wir arbeiten im Moment an circa 40 Modellen, gegen Ende des Jahres werden es 70 sein. Diese Tonmodelle werden dann dem Vorstand zur inalen Entscheidung gezeigt? Ja, aber vorher wird die Kabinenverglasung noch transparent dargestellt. Das heißt, wir bauen in die Modelle einen Hohlraum entsprechend der Fahrgastzelle ein. Wir montieren echte Glasscheiben, Türgrife, ein Lenkrad und sogar Reifen. Im Grunde sehen diese Modelle optisch so aus wie später ein Fahrzeug, das vom Band läuft. Die Illusion ist so perfekt, dass der eine oder andere schon mal die Tür aufmachen wollte und dann plötzlich den Grif, der ja nur in den Ton gesteckt ist, in der Hand hielt. Etwas später, der Fotograf und der Rest des Teams sind bereits gegangen, nimmt mich Lichte noch für einen Moment zur Seite. Verschwörerisch enthüllt er eines der Fahrzeuge und fragt mich nach meiner Meinung. Was ich gesehen habe? Das darf ich leider nicht sagen. Aber Sie werden es in rund vier Jahren selbst auf der Straße entdecken – und ich verspreche Ihnen, Sie werden beeindruckt sein. R

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Was ist / Der Look

Wer Zukunft sagt, muss auch nachhaltig handeln. Waren Sie schon mal auf einem Rennen der 2014 gegründeten Formel E? Nein? Sollten Sie aber! Unser Lizenzgeber ist bereits mit einem eigenen Rennstall dabei. Wir schlagen vor: Zum nächsten Boxenstopp kommen Sie nach Berlin, New York oder Las Vegas statt an schwer erreichbare Rennstrecken im Nirgendwo. Dort finden Sie auch das Rennteam Ihres Lieblingsmagazins. Und ein paar Looks haben wir fürs Rennwochenende auch schon einmal rausgelegt. Gentlemen, start your search engines … Fotos von Kevin O’Brien Styling von Alex Badia

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Die bessere Formel

Sonnenbrille PERSOL 285 Euro persol.com

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Was ist / Der Look

Jeanshemd BRUNELLO CUCINELLI 570 Euro brunellocucinelli.com Jeans ISAIA Preis auf Anfrage isaia.it Gürtel LOUIS VUITTON 340 Euro louisvuitton.com Sonnenbrille PERSOL 285 Euro persol. com Uhr (Oyster Perpetual Cosmograph Daytona) ROLEX 17 150 Euro rolex.com Lederarmband JOHN HARDY 444 Euro johnhardy.com

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Lederhemd DUNHILL Preis auf Anfrage dunhill.com Hose aus Kaschmir HERMÈS 880 Euro hermes.com Rollkragenpullover TOM FORD 580 Euro tomford.com

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Was ist / Der Look

Jeansjacke MR P. 260 Euro mrporter.com Bikerjacke aus Leder BELLSTAFF 1895 Euro bellstaff.com T-Shirt PAL ZILERI 210 Euro palzileri.com

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Bikerjacke aus Wildleder, Flanellhemd und Flanellhose BRUNELLO CUCINELLI 5350 Euro/570 Euro/620 Euro brunellocucinelli.com Sonnenbrille (Santos de Cartier) CARTIER 850 Euro cartier.com

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Was ist / Der Look

Formel E? Und warum gibt es dort Robb-Report-Logos auf Rennwagen? Beim Namen unseres internationalen Lizenzgebers, der Penske Media Corporaiton, wird es bei Motorsportfans klingeln: Das Team Dragon Racing besteht nämlich schon weitaus länger als die 2014 gegründete Formel E, die erste elektrische Rennserie der Welt. Der Rennstall aus Los Angeles wurde bereits 2006 von Jay Penske, dem Sohn der IndyCar-Legende Roger Penske, gegründet. Bis 2013 nahm Dragon an mehreren IndyCar-Saisons teil und erzielte zahlreiche Podestplätze, bevor das Team seinen Fokus 2014 auf die Formel E legte und seither in der Elektroserie an den Start geht. Nach der Mehrheitsübernahme des Magazins Rolling Stone hat das Formel-ETeam Dragon Racing im Mai eine Partnerschaft mit dem Musikmagazin bekanntgegeben. Der Schriftzug des Kultmediums ziert ab sofort die beiden Seitenbereiche der Cockpits von Jérôme d’Ambrosio und José María López. Die Kooperation geht einher mit einer strategischen Entscheidung von Dragon-Teamchef Jay Penske, auch Robb Report weiter in der Formel E zu positionieren. So finden sich auf dem Cover der aktuellen RobbReport-Ausgabe Speed + Style die illustrierten Formel-E-Autos unseres Lizenzgebers. Die Originale fuhren übrigens im letzten Jahr in Berlin erstmals aufs Podium.

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Fieldjacket aus der 70-Jahre Jubiläums-Kollektion BELSTAFF 695 Euro belstaff. com Rollkragenpullover JOHN SMEDLEY 195 Euro johnsmedley.com Jeans BOGLIOLI Preis auf Anfrage boglioli.it Handschuhe SERMONETA 69 Euro sermonetagloves.com Uhr ROLEX (Oyster Perpetual Cosmograph) 17 150 Euro rolex.com

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Was ist / Der Look

Bikerjacke DUNHILL 5900 Euro dunhill.com Rollkragenpullover TOM FORD 580 Euro tomford.com Hose aus Kaschmir HERMĂˆS 750 Euro hermes.com Bergsteiger-Stiefel SANTONI 1150 Euro santonishoes.com Sonnenbrille CARTIER (Santos de Cartier) 850 Euro cartier.com

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Lederblouson STEFANO RICCI 4750 Euro, stefanoricci.com T-Shirt BRIONI 220 Euro brioni.com Wollhose STELLA MCCARTNEY 595 Euro stellamccartney.com Sonnenbrille CARTIER (Santos de Cartier) 850 Euro cartier.com Handschuhe SERMONETA 59 Euro sermonetagloves.com Uhr ROLEX (Oyster Perpetual Cosmograph) 17 150 Euro rolex.com

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Was ist / Der Look

Bikerjacke und Flanellhemd BERLUTI Preise auf Anfrage berluti.com Sonnenbrille (183/S) CARRERA 159 Euro verfĂźgbar Ăźber solsticesunglasses.com

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Lederoverall BELSTAFF Preis auf Anfrage belstaff.com Pullover aus Kaschmir KITON Preis auf Anfrage kiton.it Sonnenbrille CARTIER (Santos de Cartier) 850 Euro, cartier.com Lederarmband JOHN HARDY 444 Euro johnhardy.com

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Was ist / Der Ingenieur

Unsere Vorstellung vom Mehrgenerationenmodell

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Im Wald von Weissach, in der Nähe des PorscheEntwicklungszentrums, zeigt uns Baureihenchef August Achleitner den neuen 911er – seinen 911er. Das ist nicht übertrieben: Seit fast zwei Jahrzehnten verantwortet er die Entwicklung der wohl bekanntesten SportwagenIkone. Wie selbstkritisch ist der Mann? Robb Report

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E Fotos von Steffen Jahn Text von Fabian Mechtel

r ist das Leitmotiv. Er ist der Markenkern. An seinen Eigenschaften richtet sich das ganze Unternehmen aus. Was den Porsche 911 beschreibt, gilt auch für August Achleitner. Vor 35 Jahren kam er als junger Absolvent mit Ingenieurstitel und Wirtschaftsaubaustudium zu Porsche. Gustl, wie seine Kollegen ihn liebevoll nennen, ist brillant. Noch neu im Fahrwerksfach entwarf er die Bremsscheibe des Modells 965 – sie ging mit Änderungsstand „null“ in Serie: exakt so, wie er sie im ersten Entwurf auf das Millimeterpapier brachte. Achleitner. Sieben Generationen 911 hat er betreut, vier davon als Baureihenchef. Niemand kennt den Elfer so gut wie er. Herr Achleitner, bitte beschreiben Sie das neue Auto. Er ist der beste Elfer, den wir je hatten. Es ist eine tolle Evolution mit großer Anlehnung an die Vergangenheit. Die Linienführung außen ist aufgeräumter und emotionaler, und auch im Cockpit gehen wir einen großen Schritt in die Zukunft – trotz schöner Zitate früherer Baureihen. Die Generation 992 macht große Freude. Nicht nur beim Fahren. Wie fühlt er sich an? Feiner, kraftvoller, besser abgestimmt. Die Lenkung ist direkter, die Bremse fühlt sich ganz anders, bissiger und doch präziser als noch beim Vorgänger an. Auch wenn der 991 nicht gerade schwammig war, so ist das neue Auto deutlich exakter in vielen Bereichen. Das spürt man sofort. Präzision nahe an der Perfektion, wo bleiben da die großen Emotionen? Perfektion ist immer relativ. Natürlich wurden wir schon vor 15, 20 Jahren von den Puristen angezählt, etwa dass die Generation 996 kein echter Elfer mehr sei. Doch die Fahrzeuge sind immer besser und schneller geworden und gerade deshalb auch hochemotional. Sie mögen anders sein, aber sie wecken zu jeder Zeit große Gefühle.

„Der Kunde muss den Unterschied unmittelbar merken. Sonst haben wir etwas falsch gemacht.“

Wie zum Beweis klickt er den nur noch spärlich getarnten Prototyp in den Sportmodus, lässt die beiden Turbolader Luft holen und schnalzt im PDK zwei Gänge zurück. Mit aggressivem Ton peitscht der schwarze 911 aus der Biegung, Achleitner hält dabei das Volant locker und horcht mit großer Konzentration in das Auto hinein. Es handelt sich noch um die PV-Serie. Produktionsvorbereitung. Ein bisschen Feinarbeit liegt noch vor ihnen bis zum Start der Bänder. Ein neuer Elfer ist also immer ein besserer Elfer? Natürlich. Wissen Sie, wir sind hier in Weissach vielleicht die verrücktesten Fans des Elfers überhaupt. Wenn Sie im Sommer über den Parkplatz gehen, werden Sie es verstehen. Wir bewegen uns hier nicht auf irgendeinem Managementplateau, klicken nicht jeden Tag Hunderte Powerpoint-Präsentationen zusammen. Wir haben

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August Achleitner lebt Porsche. Der Baureihenchef des 911 zeigt uns in Weissach, in der Nähe des Porsche-Entwicklungszentrums sein neuestes Kind: den Porsche 911 (Baureihe 992). Trotz kritischem Blick –Achleitner ist sehr zufrieden

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Was ist / Der Ingenieur

Der neue Elfer Im November feiert er seine Premiere, die Bestellungen beginnen kurz darauf. Auf den Markt kommt er zuerst als Carrera S mit 450 PS und etwa 550 Nm. Der Carrera, der erstmals auch über die breite Karosserie verfügt, folgt im Sommer 2019. Sein Motor wird 385 PS leisten. Beim Gewicht erwarten wir 1500 Kilo. Novum: Dank Deep-Learning-KI und Radhaus-Mikrofonen verfügt der 992 erstmals über einen Aquaplaning-Assistenten. Die Preise sollten bei 118 000 Euro für den S und 103 000 Euro für den Carrera liegen.

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Benzin im Blut und setzen uns deshalb mit vielen Dingen kritisch auseinander. Im Ergebnis werden wir immer überzeugen.

greifen. Auch eine vollständige Elektriizierung ist denkbar, jedoch sind wir bislang nicht ausreichend mit der Performance der Batterietechnologie zufrieden.

Der Elfer also weniger als zementierte Ikone, sondern als selbsterneuernde Referenz? So kann man es sehen. Natürlich ist der Elfer auch eine Ikone. Nehmen Sie die klassische Silhouette, das Heckmotorkonzept und den klassischen Sechszylinder-Boxersound – kein Mensch baut so ein Auto. Allein das macht den 911 einzigartig. Aber wir stellen jeden Vorgänger infrage, verfeinern, verbessern und bewahren dabei doch immer den einzigartigen Charakter.

Wann kommt der 912? Solange ich noch Leiter der Baureihe bin, wird es keinen Vierzylinder im 911, also auch keinen 912 geben. Und selbst wenn das Ende meiner Dienstzeit abzusehen wäre, es ist nichts Derartiges geplant.

Wie schwer fällt es, die neuen Feinheiten für den Kunden erfahrbar zu machen? Es ist unsere wesentlichste Aufgabe. Der Kunde muss den Unterschied unmittelbar merken. Sonst haben wir etwas falsch gemacht. Fortschritt darf sich nicht allein in den letzten Zehnteln der Nordschleifen-Zeit ausdrücken. Man sollte nicht Röhrl oder Webber heißen müssen, um die Vorzüge des neuen Autos spüren zu können. Und glauben Sie mir, das kommt beim 992 deutlich rüber. Es muss einen packen, richtig mitreißen, schon auf den ersten Metern der Probefahrt. Gustl ist da sehr bestimmt. Auch wenn wir in der mathematischen Beschreibung vielleicht schon im asymptotischen Bereich sind, so ist ihm die echte, klar spürbare Verbesserung eine Herzensangelegenheit. Es gibt immer etwas zu tun, auch wenn die Quantensprünge vielleicht ausbleiben, weil die Autos eh auf höchstem Niveau antreten – im Gegensatz zu den Generationen etwa aus den Achtzigern und späten Neunzigern. Porsche 911 S und 911 T gibt es nun schon, wann dürfen wir einen 911 E erwarten? Konkret ist unter diesem Kürzel noch nichts geplant. Das Package der Generation 992 ist allerdings auf die Hybridisierung vorbereitet. Hier können wir auf bestehende Architekturen innerhalb unserer Marke zurück-

Wie hält ein Porsche 911 den Zukunftsvisionen 2030 entgegen? Die aktuelle Zeit ist schwierig. Gerade für einen Fahrzeugentwickler. Die Transition der Technologien ist nicht absehbar. Wie schnell geht es voran, wird es sich global ändern oder nur in manchen Märkten? Wird es Technologien parallel geben und wenn ja, wie lange? Der Verbrenner wird in einigen Branchen und Anwendungen nicht so schnell zu ersetzen sein. Mit synthetisch hergestellten, CO2-neutralen Kraftstofen kann man ihn zudem attraktiv halten. Doch das ist alles nicht konkret. Die Zukunft ist heute weit komplexer, als sie es noch vor zehn Jahren war. Das Thema Zukunft kitzelt ihn. Es bietet unendliche Möglichkeiten, und doch hält er bislang still. Weil die zum Elfer passende Lösung eben noch nicht da ist. Und sein Baby soll das Beste sein, kein Kompromiss. Dafür arbeitet er mit einer Leidenschaft, die selten geworden ist. Er gestikuliert, fein, aber doch seinem Wort Nachdruck verleihend. Er schwärmt, ist stolz, vielleicht sogar ein bisschen besessen. Auf die Frage nach dem Elfer seiner Wahl antwortet er trocken: 911 GT3 4.0 mit Doppelkupplungsgetriebe. Keine verklärte Romantik, stattdessen das vollpräzise Hochleistungsgerät. Seine Autos sollen gefahren werden, denn nur dafür wurden sie gebaut. Keine Spekulationsobjekte, die in Sammlergaragen verstauben. Allein beim Gedanken daran läuft ihm ein Schauer über den Rücken. Das kann man sehen. Denn August Achleitner ist einer, der den Porsche 911 wirklich liebt. Seit über 35 Jahren. R

„Wir stellen jeden Vorgänger infrage, verfeinern, verbessern und bewahren.“

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Was ist / Die Anfahrt

Zelten à la Le Mans

Jährlich pilgern über 250 000 Motorsportfans in den Südwesten Frankreichs zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans. In diesem Jahr ist einer von ihnen Reporter Jan Horst. Sein Rennen beginnt jedoch schon 30 Stunden vor dem Startschuss. In Frankfurt. Vor ihm: 784 Kilometer. Mit ihm: die Corvette Grand Sport Carbon 65. In seinem: Kopf die Frage, was man mit 659 PS abseits der Rennstrecken überhaupt noch anfangen soll 122

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Ob auf Landstraßen, Autobahnen oder in Le Mans – eine Corvette fällt auf. Hier in der C7.R-Edition mit 491 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h

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Was ist / Die Anfahrt

„Hotel? Was will ich im Hotel? Nur hier auf dem Campingplatz bekomme ich den Speed, den Sound, die Atmosphäre und wunderschöne Autos.“ Robert Widdrington

Wurfzelt, Campingstuhl und Traumauto. Robert Widdrington, 49, mit seinem 83er Ferrari 308 GTS Quattrovalvole auf dem Campingplatz in Le Mans, gerade mal 20 Meter von der Strecke entfernt

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Ian Ramsey, 52, kommt seit 38 Jahren mit seinen besten Freunden zu den 24 Stunden von Le Mans. Seit 2013 neben dem Zelt: sein 390 PS starker 2005er TVR Tuscan

„Natürlich kommt mein TVR mit nach Le Mans. Ohne einen Rennwagen neben meinem Zelt könnte ich vermutlich keine Sekunde schlafen.“ Ian Ramsey

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Was ist / Die Anfahrt

24 Stunden, drei Fahrer je Auto, über 300 Runden und zig Mechaniker – Le Mans ist eine Herausforderung für Mensch und Maschine. Es gilt zu Recht als eines der härtesten Rennen der Welt

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„Ich komme nach Le Mans, seitdem ich elf Jahre alt bin. Wenn dich der Virus einmal gepackt hat, wirst du immer wieder zurückkehren.“ Aaron Roswell

Eine Rennsportlegende und sein stolzer Fahrer. Aaron Roswell, 43, mit seinem 100 PS starken Austin-Healey aus dem Jahr 1959. Die beiden haben sich auf dem Campingplatz direkt neben der Arnage-Kurve niedergelassen

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Was ist / Die Anfahrt

Das Logo auf der Brust und die Marke im Herzen. Der Franzose Nicolas Fournier, 48, und seine Corvette C6 fallen auf neben Wurfzelten und Pavillons

„Ich liebe Corvettes. Auf der Rennstrecke, auf der Autobahn und in meiner Garage.“ Nicolas Fournier

E Fotos von Robert Grischek Text von Jan Horst

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s ist ein menschliches Grundbedürfnis, so schnell zu fahren, wie man will.“ Als dem einstigen General-MotorsChefdesigner Bill Mitchell dieser Satz in den 50er-Jahren über die Lippen kam, dachte er wohl an vieles. An die Weiten der Highways, an den amerikanischen Autotraum, von dem er seine Corvettes täglich auf der Straße erzählen ließ. Aber sicher nicht an einspurige Autobahnen und eine 80 in einem roten Kreis. Die Welt hat sich fast 70 Jahre nach Mitchells Appell konsequent weitergedreht, dieses Grundbedürfnis lebt jedoch in vielen Autofans weiter. Problem, die Umsetzbarkeit. Kaum eine Frage treibt Automobilhersteller und PS-Fanatiker gleichermaßen um: Ist das Auto als ehrwürdiges Symbol für Freiheit, für den Rausch der Geschwindigkeit im Jahr 2018 als Privatperson überhaupt noch erlebbar? Sind die 500 PS, die Porsche, Ferrari oder Mercedes mit ihren 911ern, 488ern und AMGs serienmäßig auf die Straße bringen, noch angemessen für Autobahnen, auf denen Staus und Baustellen ebenso dazugehören wie Lkw auf der linken Fahrbahn?


Gerade mal 130 PS, aber trotzdem ein Renner: der 86er Alfa Romeo GTV 2.0. Simon Carlsson Browne, 62, fährt das Sportcoupé, sooft es geht. Natürlich auch nach Le Mans

„Wozu hat man denn ein schönes Auto, wenn man es nicht fährt?“ Simon Carlsson Browne Antworten indet man dort, wo das Bedürfnis an automobiler Freiheit zum Exzess getrieben wird: in Le Mans. Heimat des legendären 24-Stunden-Rennens. Die Suche führt an die Rennstrecke, auf Campingplätze und 784 Kilometer von Frankfurt nach Le Mans – am Steuer einer 659 PS starken Corvette. Vor mir steht an einem wolkenverhangenen Morgen eines der schnellsten Mitglieder der General-MotorsFamilie. Die Corvette Grand Sport Carbon 65. Eine Sonderedition zum 65. Modelljubiläum. Auf 650 Stück limitiert, ist sie auf der einen Seite also ein rares Sammlerstück, auf der anderen aber so druckvoll, dass man sie auf keinen Fall in einer Garage kalt stellen kann. Dank des Z07-Performance-Pakets fühlt sich die Corvette mit ihren 659 PS wie ein Rennwagen an, der irgendwie an eine Straßenzulassung gekommen ist. Los geht’s. 20 Minuten später, nach Kreiseln, roten Ampeln und neidischen Blicken spannen sich sämtliche Muskeln auf einmal an, ganz so, als wäre ich kurz vor dem Scheitelpunkt einer Achterbahn. Vor mir verlässt der letzte Golf

ausgepowert die linke Spur. Ich ersetze per Knopfdruck den Eco- durch Race-Modus. Fünf Sekunden später zeigen die Tachonadel (260 km/h) und meine Mundwinkel im Rückspiegel, dass die nächsten acht Stunden bis Le Mans ein großer Spaß werden. Die 24 Stunden von Le Mans gelten als eine der größten Herausforderungen für Mensch und Maschine. Es duellieren sich bis zu 60 Rennwagen auf den endlosen Geraden des Circuit de la Sarthe, der zu zwei Dritteln aus Landstraßen und einem Drittel Rennstrecke besteht. Drei Fahrer wechseln sich pro Wagen ab. Jeder von ihnen sitzt maximal drei Stunden am Steuer. Am Ende geht es darum, wer die meisten Runden gefahren ist. Im Jahr 2011 trennen den Ersten und den Zweiten in der Gesamtwertung gerade mal 13 Sekunden. Dieser stets ofene Ausgang, dieses Wissen, dass jede Sekunde etwas passieren kann, ist wohl einer der Hauptgründe für viele Enthusiasten, jedes Jahr aufs Neue nach Le Mans zu kommen. Wenn man abseits der Rennstrecke schaut, indet man aber noch viele weitere.

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Was ist / Die Anfahrt Ian Ramsey, 52, sieht mit tief ins Gesicht gezogenem Strohhut, dunkler Sonnenbrille und Poloshirt aus, als könnte ihn heute absolut nichts aus der Ruhe bringen. Diese Entspanntheit weicht aber einer fast kindlichen Freude, wenn er hier auf dem Campingplatz, nur wenige Meter von der Rennstrecke entfernt, über sein Le Mans spricht. Die Stadt an der Sarthe ist seine zweite Heimat. Jedenfalls an jedem zweiten Juni-Wochenende des Jahres. Zusammen mit seinen besten Freunden nimmt er die 700 Kilometer von England auf sich. Seit 38 Jahren. Als 14-Jährigen hat ihn sein Vater zum ersten Mal mitgenommen. Er weckte in ihm die Leidenschaft für Le Mans und für britische Sportwagen. In seiner Garage steht ein alter Triumph Spitire, nach Le Mans begleitet ihn aber sein 2005er TVR Tuscan. Wie viele hier am Waldrand, direkt an der Arnage-Kurve im Osten, nimmt er die Fahrt nicht in einem Camper auf sich, sondern in seinem größten Schatz. „Ich versuche, den TVR so oft wie möglich zu fahren. Die 390 PS wollen bewegt werden. Le Mans wäre ohne einen Rennwagen neben meinem Zelt nicht ansatzweise dasselbe.“ Die Zeltplätze von Le Mans, die sich rund um die Strecke schlängeln, sind einzigartig. Alles, was man bisher über Camping kannte, kann man hier vergessen. Keine Wohnwagen, die ihre besten Jahre längst hinter sich haben, keine runtergefahrenen Kombis. Hier stehen inmitten von Wurfzelten und Pavillons die schönsten Sportwagen der Welt. Man könnte ein Museum bestücken mit Kostbarkeiten aus 60 Jahren Automobilgeschichte. Ein 80er-Jahre-Ferrari reiht sich an eine Corvette Z06, einen Steinwurf entfernt steht ein Audi A8, dahinter blitzt der Spoiler eines Porsche 911. Es ist ein unwirkliches Bild, aber es ist ein weiterer Baustein, der die Faszination von Le Mans ausmacht. Mein erster Halt ist eine Autobahnraststätte kurz hinter der französischen Grenze. Natürlich bleibt eine Corvette Grand Sport Carbon 65 hier nicht lange unentdeckt. Gerade wenn es von ihr nur 650 Stück geben soll und es hier Menschen gibt, die diese Information längst abgespeichert haben. Erste Le-Mans-Pilger nähern sich. Sie sind zwischen 18 und 40 Jahre alt. Von unterschiedlichen Interessen der Generationen ist hier nicht viel zu spüren. Sie alle wollen den Sound der Corvette hören. Auf der Rennstrecke in Le Mans gehört die Corvette zu den Lieblingen. Allen voran wegen des unverkennbaren Klangs. Nach wenigen Runden können auch Neulinge das tiefe Röhren der gelben Amerikaner aus allen anderen Wagen heraushören. Auf den Ehrenrunden liefern die Corvette-Fahrer den Zuschauern traditionell eine ohrenbetäubende Show. Robert Widdrington, 49, ist dieses Jahr zum ersten Mal bei den 24 Stunden von Le Mans. Aber als würde er die Tradition der Camping-Plätze seit Jahren kennen, hat er intuitiv ein echtes Prachtstück aus London mitgebracht. Einen 1983er Ferrari 308 GTS Quattrovalvole. Selten waren Keilform und Kanten so eng mit Kurven und Eleganz verbunden wie bei dem italienischen

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Klassiker, von dem weltweit nur 3042 zugelassen wurden. Nur wenige von ihnen sind wohl so gut erhalten wie der von Robert. Man sieht dem Auto nicht an, dass er es so oft wie möglich fährt. Nicht nur auf der Straße. Vor ein paar Jahren hat er sich mit den 255 PS seines GTS auf die Rennstrecke getraut. Bei einem Race Day gegen andere Ferraris. Nur konnte er die Zeit ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht wirklich genießen. „Der GTS ist nicht der Schnellste. Ich war nur damit beschäftigt, ständig einem Ferrari F40 oder 488 aus dem Weg zu fahren. Aber was soll man machen, die waren zwar schneller, aber meiner ist schöner.“ Frankreichs Autobahnen sind ein ständiger Wechsel zwischen kurzen Zwischensprints, nervigen Staus und kilometerlangen Baustellen. Meist wird die Straße dann einspurig. Die beiden Fahrbahnen nur zaghaft getrennt von Pylonen, die teilweise wild auf der Straße verteilt liegen. Die 80 km/h muss man allein schon deswegen halten, um sie nicht zu überfahren. Doch es gibt einen kurzen Moment der Freude, des Ausbrechens: die Mautstelle. Wenn sich die Autos in alle Himmelsrichtungen verteilen und es kurz nach der Schranke etwas Platz gibt, bis sich die Autos wieder einfädeln, das sind die Sekunden der Corvette. Wenn die Ampel auf Grün springt, ist das wie ein Startschuss. Das Kribbeln ist wieder da. Den Sportmodus eingelegt. Kickstart! Ein paar Hundert Meter Vollgas. Für diese kurzen Momente lebt man auf Frankreichs Autobahnen. Seitdem ich das Ortsschild von Le Mans passiert habe, steht alles. Kein Vor, kein Zurück. Ich öfne das Fenster und werde ohne Vorwarnung zum ersten Mal von der unwiderstehlichen Wucht der Rennstrecke getrofen. Ein wildes Heulen, ein brachiales Flirren und Jaulen liegt in der Luft. Trotz des Schallschutzes rechts und links von mir, der die angrenzenden Häuser vor dem Lärm schützen soll, türmen sich die Motorengeräusche der Rennwagen, die ihre ersten Trainingsrunden drehen, vor mir auf. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen, obwohl ich ganz ruhig im Auto sitze. Auch wenn ich ihn noch nicht sehen kann, weiß ich jetzt zumindest, wie er sich anhört, der Mythos von Le Mans. Ein Austin-Healey fällt auf, die klassische 50er-JahreOptik, das geschwungene, nach unten abfallende Heck. Eine Marke mit langer Rennsportgeschichte: Die erste Frau im Rennzirkus, Pat Moss, fuhr einen Healey, in den 50ern entwickelte er sich zu einem der erfolgreichsten britischen Rennwagen. Der Austin-Healey, der hier in Le Mans neben einem kleinen Wald nur 20 Meter Luftlinie entfernt von der Rennstrecke steht, hat diesen Glanz des vergangenen Jahrhunderts konserviert. Sein Besitzer Aaron Roswell, 43, bewegt die 100 PS des 100-6 aus dem Jahr ’59 mit unverkennbarem Stolz. Sein Vater hat ihn vor 32 Jahren in Kalifornien gekauft, seitdem begleitet er die Roswells traditionell nach Le Mans. Aaron ist dieses Jahr zum 31. Mal hier. Die großen Augen, mit denen er über das Erlebnis Le Mans spricht, könnten aber auch von seinem zwöljährigen Ich stam-


men, als er sich das erste Mal auf den Weg über den Ärmelkanal nach Le Mans machte. „Ich liebe es. Alles. Die Atmosphäre, kurz bevor das Rennen startet, ist pure Gänsehaut“, sagt er. Jetzt, wenige Augenblicke vor dem Start der 24 Stunden, kann ich den Mythos Le Mans endlich auch sehen. Hier an der Strecke sind die letzten Meter meiner gestrigen Fahrt, als ich zwei Stunden in Sichtweite zur Haupttribüne im Stau stand, vergessen. Das ermattete Gefühl nach fast elf Stunden Fahrt weicht einer euphorisierenden Leichtigkeit. Ich und andere 250 000 Augenpaare fokussieren jetzt den Asphalt und die Monitore rund um die 13,629 Kilometer lange Strecke, nur um die Blicke dann Sekunden später nach oben zu reißen. Ein Armeehelikopter überliegt die Zielgerade. Der brachiale Sound wirkt hier – wo gleich 30 000 PS von der Leine gelassen werden – fast schüchtern. Zwei Soldaten seilen sich ab. Landen auf der Zielgeraden und entrollen eine Fahne,

die sie der spanischen Tennislegende Rafael Nadal in die Hände legen. Er wird in wenigen Augenblicken das Rennen eröfnen. In diesem Moment sind die deutsche Autobahn, der Stau, die Mautstellen, die französischen Pylonen, die letzten zwei Stunden Stillstand ganz weit weg. Für diesen Moment werden Rennwagen gebaut. Um hier entfesselt zu werden. Ist der Mythos Auto im Jahr 2018 noch erlebbar? Vielleicht nicht auf der deutschen Autobahn und schon gar nicht auf der französischen – aber hier geht das. Hier in Le Mans, als Zuschauer, wenn 60 Gaspedale bis zum Anschlag durchgetreten werden. Jetzt kommt der Moment, für den viele ein ganzes Jahr gearbeitet haben. Hunderte Familien wünschen sich, dass ihre Männer nach 24 Stunden heil in ihre Arme zurückkehren. Ingenieure, dass ihre Autos das Rennen gegen die Strecke, gegen alle Widrigkeiten gewinnen. Millionen Nackenhaare stellen sich auf. Nadal schwenkt die Fahne. Das Rennen beginnt. R

Für diesen Moment werden Rennwagen gebaut. Um hier entfesselt zu werden.

Die Corvette Grand Sport Carbon 65 hat viele Stärken. Auf den Landstraßen Frankreichs kann sie wenigstens eine davon ausspielen – ihr smartes Design

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Kapitel

03 Was bleibt Darauf kรถnnen Sie sich verlassen

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DIE SEELE DER DINGE


Einprägsamer Moment Zur Automobilausstellung 1919 in London präsentiert der ehemalige Rennfahrer Walter Owen Bentley sein erstes eigenes Fahrzeug, einen Vierzylinder mit drei Litern Hubraum. Das Unternehmen Bentley Motors Ltd. ist geboren. Noch im selben Jahr wird ein zweites Modell produziert, in dessen Fahrerraum eine geprägte Metalloberfläche auffällig ist. Sie ziert Knöpfe und andere Kontrollelemente und soll griffig, aber gleichzeitig elegant wirken. Das sogenannte Bentley diamond knurling findet sich bis heute in den Limousinen und Sportwagen der mittlerweile zum Volkswagen-Konzern gehörenden Manufaktur, ebenso wie auf dem Flakon des neuen Herrendufts Momentum Unlimited. Dessen Parfümeur Michel Almairac ist nicht nur der Kreateur des ikonischen Joop! Homme von 1989, sondern auch ein Meister außergewöhnlicher Autodüfte. Neben Bentley Momentum Unlimited und Bentley for Men Absolute schuf der 65-jährige Franzose auch Eaux de Toilette für Mercedes-Benz, Jaguar und Porsche Design. Seine neue Kreation vereint spritzige Kopfnoten aus Grapefruit und grünem Apfel mit modernen Holzakkorden und dem Duft von Leder. R

Bentley

100 ml Parfum, 82 Euro; bentley-fragrances.com

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Was bleibt / Die besten deutschen Luxusmarken

Vor sechs Jahren begannen die WirtschaftrprĂźfer von EY gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Inlux mit der Vermessung der deutschen Luxuslandschaft. Ziel ist es, ein Ranking der 50 besten deutschen Luxusmarken zu erhalten . Robb Report hat die Topmanager der ersten zehn getroffen und gefragt: Was macht gute Marken aus?

R Fotos von Andra

Top 10 deutscher Luxus-Marken 134

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„Mit dem 8er Coupé haben wir ein Fahrzeug erst für die Rennstrecke entwickelt und dann auf die Straße gebracht.“

Pieter Nota Mitglied des Vorstands der BMW AG, Vertrieb und Marke BMW, Aftersales

Was macht das gezeigte Produkt so einzigartig, dass Sie damit fotografiert werden wollen? Das Design und die Performance. Mit dem BMW 8er Coupé haben wir zum ersten Mal ein Fahrzeug erst für die Rennstrecke entwickelt und dann auf die Straße gebracht – das erlebt man in jeder Sekunde.

Welche Rolle spielt der Nutzen bei einem Luxusprodukt? Nutzen ist die Pflicht, Luxus die Kür! Individuelle Mobilität ist Kernnutzen unserer Fahrzeuge. Aber es steckt noch viel mehr in ihnen: das emotionale Erlebnis, das sportliche, präzise Fahrgefühl, das aufregende Design, das exklusive

Interieur, der charakteristische Klang des Motors, kurz: die Freude am Fahren.Was zerstört eine gute Idee am ehesten? Die „Ja, aber“-Zeitgenossen. Welchen Luxusgegenstand werden Sie vererben? Eine Uhr, denn ich bin leidenschaftlicher Sammler.

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Was bleibt / Die besten deutschen Luxusmarken

Ulrich W. Siekmann, CEO und Eigentümer SieMatic Möbelwerke GmbH & Co. KG

Welche Philosophie hat Ihr Unternehmen in den letzten fünf Jahren am meisten geprägt? Unser Verständnis von „Timeless Elegance“. Die Welt ist voller Produkte, deren Reiz nur oberflächlich ist und deshalb schnell verblasst. Gutes, also über Jahrzehnte hinweg gültiges Design entsteht erst, wenn es gut gedacht und gut gemacht ist. Was entgegnen Sie Menschen, die behaupten, in Zukunt würden Kunden Produkte vor allem teilen, nicht mehr besitzen? Das macht auch beim Thema Küche nicht halt, bei Teilzeit- oder Gemeinschaftswohnkonzepten wie Boarding Houses, Hotelresidenzen oder Premium-WGs. Unsere Herausforderung bleibt es, anspruchsvolle internationale Kunden bei der individuellen Planung und Realisation ihrer Küchenträume mit zeitlosen Konzepten zu unterstützen.Was macht das gezeigte Produkt so einzigartig, dass Sie damit fotografiert werden wollen? Die beste Verbindung von Handwerk und Industrie. Was zerstört eine gute Idee am ehesten? Eine schlechte Umsetzung. Unterstellt, dass es eine gute, zum Unternehmen passende Idee war. Welchen Luxusgegenstand werden Sie vererben? Eine Rolex-Armbanduhr mit einer persönlichen Geschichte.

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„Die Welt ist voller Produkte, deren Reiz nur oberflächlich ist und deshalb schnell verblasst.“


„Wir sind in der Lage, ein individuelles Angebot von Produkten und Services zu bieten. Erst dann wird eine Marke zur Lxusmarke.“

Welche Idee hat Ihr Unternehmen in den letzten fünf Jahren am meisten geprägt? Der weltweite Rollout eigener Leica Brand Stores hat die Markenwahrnehmung und die Produkterfahrungen unserer Kunden maßgeblich verändert. Es gibt nun über 100 Leica Stores weltweit. Das Internet bedeutet für einen Hersteller von Luxusgütern … Es ermöglicht einen One-to-one-Kundenkontakt. Wir sind somit in der Lage, ein kundenindividuelles Angebot von Produkten und Services zu oferieren. Erst dann wird eine Marke zur Luxusmarke. Was entgegnen Sie Menschen, die behaupten, in Zukunt würden Kunden Produkte vor allem teilen, nicht mehr besitzen? Im Massenmarkt wird Sharing sicherlich beliebter, im Luxussegment besitzt man weiterhin gern. Was macht das gezeigte Produkt so einzigartig, dass Sie damit fotografiert werden wollen? Die M verbindet ikonisches Design mit neuester Technologie und ist mit Abstand die aufregendste Kamera der Welt. Der beste Ratschlag, den Sie je entgegengenommen haben? 2008 aus dem Aktienmarkt auszusteigen.

Matthias Harsch, CEO der Leica Camera AG

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Was bleibt / Die besten deutschen Luxusmarken

„Das Bad ist als individueller Rückzugsort heute der einzige wirkliche Ich-Raum, den man bewusst nicht teilen möchte.“

Welcher Leitgedanke hat Ihr Unternehmen in den letzten fünf Jahren am meisten geprägt? „Become the most valuable brand in every bathroom.“ Wir wollen langfristig die wertvollste Marke in jedem Badezimmer werden. Was entgegnen Sie Menschen, die behaupten, in Zukunt würden Kunden Produkte vor allem teilen, nicht mehr besitzen? Der Sharing-Gedanke ist allgegenwärtig. Bezogen auf unser Produktportfolio sehe ich dies allerdings etwas anders: Das Bad als individueller Rückzugsort ist heute der einzige wirkliche „Ich-Raum“, den Menschen ganz bewusst für sich allein in Anspruch nehmen und auch nicht teilen möchten. Was macht das gezeigte Produkt so einzigartig, dass Sie damit fotografiert werden wollen? Die Duschfläche NexSys läutet den Wandel von der Duschrinne zur Rinnendusche ein. Sie verbindet zwei Welten: die Vorzüge einer fugenlosen Duschfläche aus Stahlemail mit dem reduzierten Design einer Linienentwässerung. Damit eröfnet sie ein neues Marktsegment. Welchen Luxusgegenstand werden Sie vererben? Ich hofe, eines Tages meinen Kindern unser Familienunternehmen und das Wissen, das dahintersteckt, weitergeben zu können.

Franz Kaldewei, Eigentümer und Geschäftsführer der Franz Kaldewei GmbH & Co. KG

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Welche Philosophie hat Ihr Unternehmen in den letzten fünf Jahren am meisten geprägt? Das Zitat unseres im Januar 2017 verstorbenen Gründers, Walter Lange, ist unsere Maxime: Man soll von sich das Gleiche verlangen wie von einer Uhr, niemals stehen zu bleiben. Was entgegnen Sie Menschen, die behaupten, in Zukunt würden Kunden Produkte vor allem teilen, nicht mehr besitzen? Ich würde ihnen mit Martin Walser sagen, dass nichts ohne sein Gegenteil wahr ist. Je mehr Produkte, wie Autos, Wohnungen oder Musik, geteilt werden, desto größer wird auch das Bedürfnis, bestimmte Dinge, die dem Ausdruck der eigenen Persönlichkeit dienen, wie Kleidung, Schmuck oder Uhren, exklusiv zu besitzen. Was macht das gezeigte Produkt so einzigartig, dass Sie damit fotografiert werden wollen? Seit ihrer Premiere im Oktober 1994 steht die Lange 1 für die zu neuem Leben erweckte Marke A. Lange & Söhne. Sie verkörpert unseren Anspruch, die besten Uhren der Welt zu bauen.

Wilhelm Schmid, CEO der Lange Uhren GmbH

„Die Lange 1 verkörpert unseren Anspruch, die besten Uhren der Welt zu bauen.“ Robb Report

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Was bleibt / Die besten deutschen Luxusmarken

Marc O. Eckert, CEO Bulthaup GmbH & Co KG

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Welche Philosophie hat Ihr Unternehmen in den letzten fünf Jahren am meisten geprägt? Das Bekenntnis zu absoluter Qualität in allen Bereichen des Unternehmens – im Grunde ist es aber in den 70 Jahren seit Gründung das gleiche geblieben. Allerdings verändert sich mit der Digitalisierung das Verhalten der Menschen und damit das Bedürfnis nach echter Kommunikation .Was entgegnen Sie Menschen, die behaupten, in Zukunt würden Kunden Produkte vor allem teilen, nicht mehr besitzen? Wir bewegen uns hin zu einer asset-free society. Die mittlerweile größte Hotelkette

der Welt – Airbnb – besitzt keine Hotels, das größte Taxiunternehmen der Welt – Uber – keine eigenen Autos. Auch wir beschäftigen uns mit dieser Entwicklung, nicht erst, seit die ersten co-living spaces entstanden sind. Dennoch sind wir der Überzeugung, dass die menschlichen Grundbedürfnisse – Feuer, Wasser, Nahrung sowie Gemeinschaft – auch künftig dazu führen, dass die Menschen Orte suchen, die sie nicht teilen, sondern vielmehr als ureigenste Rückzugsorte begreifen. Orte, an denen Körper und Seele eins sind. Was macht das gezeigte Produkt so

einzigartig, dass Sie damit fotografiert werden wollen? Die gestalterische Haltung unseres Unternehmens kommt bei diesem Produkt, das wir im Frühjahr in Mailand zeigen durften, ganz klar zum Ausdruck. Besonders deutlich sieht man die horizontalen Linien, die Rhythmus und Balance verkörpern und damit eine ausgleichende Wirkung haben – wie beispielsweise der Horizont am Meer. Der beste Ratschlag, den Sie je entgegengenommen haben? Sage, was du denkst, und tue das, was du sagst.


„Das Bekenntnis zu absoluter Qualität ist in den 70 Jahren seit Gründung des Unternehmens das gleiche geblieben.“

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Was bleibt / Die besten deutschen Luxusmarken Das Internet bedeutet für einen Hersteller von Luxusgütern … … dasselbe wie für einen Hersteller aus einer anderen Branche: Möglichkeiten und Chancen, ein neues Kundenerlebnis zu gestalten.Was entgegnen Sie Menschen, die behaupten, in Zukunt würden Kunden Produkte vor allem teilen, nicht mehr besitzen? Es wäre schade, wenn unsere Kunden unsere Sofas und Stühle nicht mehr beSITZEN … Der Gedanke „Share“ beruht auf einem funktionalen Nutzen. Im Gegensatz dazu sind unsere Produkte Lebensbegleiter, mit denen Menschen persönliche Werte verbinden. Was macht das gezeigte Produkt so einzigartig, dass Sie damit fotografiert werden wollen? Die unikate Form, die klare Kontur, die perfekten Linien. Der Schalensessel FK gilt als Ikone des Minimalismus im Design – ein wahrer Klassiker. Vor über 50 Jahren von den dänischen Innenarchitekten Preben Fabricius und Jørgen Kastholm gestaltet und mit dem ersten Bundespreis „Gute Form“ ausgezeichnet, steht der Sessel bis heute für eine zeitlos gültige Ästhetik.

„Das Internet ermöglicht es, ein neues Kundenerlebnis zu schaffen.“

Markus Benz, Mehrheitsgesellschafter und Vorstand der Walter Knoll AG & Co. KG

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Welche Philosophie hat Ihr Unternehmen in den letzten fünf Jahren am meisten geprägt? Dieselbe, die uns die letzten 41 Jahre getragen hat: unabhängig von Dritten Kunst fürs Ohr zu vermitteln, indem wir bei Innovation und Patenten unseren eigenen Weg gehen, um Audiosysteme von Hand in Berlin zu fertigen, die uns selbst jeden Tag Freude bereiten.

Was entgegnen Sie Menschen, die behaupten, in Zukunt würden Kunden Produkte vor allem teilen, nicht mehr besitzen? Die 68er dachten auch schon, es sei cool, Lebenspartner zu teilen, um dann herauszufinden, dass Bindung und Beziehung doch etwas Erstrebenswertes sind. Wir teilen jedenfalls gern das einzigartige Musikerlebnis mit Fans, Freunden, Familie.

Was macht das gezeigte Produkt so einzigartig, dass Sie damit fotografiert werden wollen? Der Vorverstärker 808 ist 28 Jahre am Markt mit nur geringen Veränderungen und noch immer ohne Vergleich. Wer ihn gehört, mit den Fingern berührt oder ihn bedient hat, will ihn. Der beste Ratschlag, den Sie je erhalten haben? Das Glück findet dich.

„Der Vorverstärker 808 ist eine Ikone, er ist seit 28 Jahren ohne große Veränderungen am Markt.“ Andreas Henke, Geschäftsführer der Burmester Audiosysteme GmbH

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Was bleibtd / Die besten deutschen Luxusmarken

Was macht das gezeigte Produkt so einzigartig, dass Sie damit fotografiert werden wollen? Der Füllfederhalter Meisterstück ist auch nach 90 Jahren noch unser Bestseller und hat die Geschichte und Entwicklung der Handschrift geprägt. Welche Rolle spielt der Nutzen bei einem Luxusprodukt? Ich sehe einen Wandel in der Luxuswelt. Es wird weggehen vom reinen Nutzen hin zu der Erfahrung mit den Produkten, die wichtiger werden, online wie oline. Welches Luxusprodukt werden Sie vererben? Ganz sicher meinen ersten Montblanc-Füller, den ich mir an der Universität als erste Luxusinvestition gekauft habe. Ich habe ihn allerdings schon meinem Sohn übergeben. Was zerstört eine gute Idee am ehesten? Ein Mangel an Vorstellungskraft, gepaart mit fehlender Risikobereitschaft.

Nicolas Baretzki, CEO Montblanc GmbH

„Ich sehe einen Wandel in der Luxuswelt.“

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Was entgegnen Sie Menschen, die behaupten, in Zukunt würden Kunden Produkte vor allem teilen, nicht mehr besitzen? Man spricht ja in gewissen Kreisen schon von der neuen Nothingness. Besitze nichts, was du nicht zwingend brauchst, es macht dich freier und schaft völlig neue Lebensstile. Ich könnte mir vorstellen, dass es in Zukunft Menschen geben wird, die keine festen Wohnsitze mehr haben. Im Luxussegment werden Menschen sich die Freiheit nehmen, zu besitzen, was sie besitzen möchten, und zu leihen, was sie nur auf bestimmte Zeit haben möchten. Was macht das gezeigte Produkt so einzigartig, dass Sie damit fotografiert werden wollen? +Venovo ist schlicht und ergreifend das Küchenmöbel, das die Grenzen zwischen Küche und Wohnen auflöst. Es ermöglicht Menschen, ihre Küche da zu haben, wo sie sie haben möchten. Ein modernes Masterpiece. Und: eines zum Mitnehmen beim Umzug. Welchen Luxusgegenstand werden Sie vererben? Die Erstpressung der LP The Game von Queen. Ihr größter persönlicher Luxus? Mein Aston Martin DB5.

Gernot Mang, CEO der Poggenpohl Möbelwerke GmbH

„Man spricht in gewissen Kreisen ja von der neuen Nothingness. Besitze nichts, was du nicht zwingend brauchst.“

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Was bleibt / Die besten deutschen Luxusmarken

Das Gesamtranking: Top 50 deutsche Luxusunternehmen 2018 01

Montblanc

Uhren & Accessoires

02

Leica

Optische Instrumente

03

BMW i8*

Automobil

04

Poggenpohl

Küchen

05

A. Lange & Söhne

Uhren

05

SieMatic

Küchen

07

Kaldewei

Badausstattung

08

Walter Knoll

Möbel

09

Burmester

Unterhaltungselektronik

10

Bulthaup

Küchen

11

Schramm Werkstätten

Möbel

12

Occhio

Beleuchtung

13

Mercedes-AMG

Automobil

14

Miele

Haushaltsgeräte

15

Glashütte Original

Uhren

16

Villeroy & Boch

Porzellan

17

Dedon

Möbel

17

Iris von Arnim

Mode

19

Mercedes-Maybach

Automobil

20

Robbe & Berking

Besteck

21

Hapag-Lloyd Kreuzfahrten

Schiffsreisen

22

Porsche

Automobil

23

Gaggenau

Haushaltsgeräte

23

Hansgrohe

Armaturen

25

Renésim

Schmuck

26

Hugo Boss

Mode

27

Buben & Zörweg

Uhren

28

Kettnaker

Möbel

29

Wempe

Uhren & Schmuck

30

Steiff

Spielwaren

31

Tobias Grau

Beleuchtung

31

Dornbracht

Armaturen

31

Sennheiser

Unterhaltungselektronik

34

Rimowa

Reisegepäck

35

Nesmuk

Küchenmesser

36

Lürssen

Schiff- und Bootsbau

36

Porsche Design

Accessoires

38

Faber-Castell

Schreibwaren

39

Jan Kath

Teppichwaren

40

Meissen

Porzellan

41

ClassiCon

Möbel

42

Ed.Meier

Mode

43

Mykita

Brillen

44

Tidal

Unterhaltungselektronik

45

Babor

Kosmetik

46

Abeking & Rasmussen

Schiff- und Bootsbau

47

Cor

Möbel

48

Fissler

Kochgeschirr

49

Escada

Mode

50

Holzrausch

Möbel

So wurde die Auswahl getroffen: Aus einer Longlist von 250 Luxusunternehmen konnten sich 106 für das Ranking qualiizieren. Für die Aufnahme in diese Liste müssen vier Kriterien erfüllt sein: → Ursprung, Hauptsitz und/oder Produktion des Luxusunternehmens beinden sich in Deutschland. → Fokus des Luxusunternehmens liegt auf Produkten für den Endverbrauch. → Leistungsschwerpunkt des Luxusunternehmens liegt nicht auf reinen Dienstleistungen. → Die Produkte der Luxusunternehmen bedienen das höchste Segment in der jeweiligen Branche. Die Shortlist der 106 identiizierten Luxusunternehmen ist das gemeinschaftliche Ergebnis des Studiengremiums, bestehend aus den Unternehmen EY, INLUX und KEYLENS. Zusätzlich zur Untersuchung der Unternehmen wurde eine Kundenbefragung durchgeführt. Die Ergebnisse bei der Untersuchungen lossen anschließend zu gleichem Anteil von je 50 Prozent in das Gesamtmodell ein. Manche Ränge wurden mehrfach vergeben. Folgeränge bleiben entsprechend unbesetzt.

Das Gesamtranking 2018 setzt sich zu gleichen Anteilen aus Unternehmens- und Markenranking zusammen. Es ist das Ergebnis aus einer Unternehmensbefragung (+ Desktop-Recherche) und Kundenbefragung *BMW i8 als eigenständige Submarke der BMW Group

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Was bleibt / Der Luxus-Report

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Luxury Business Report

Das Comeback der Reichen Der Club der Multimillionäre wächst. Aber was tun sie mit ihrem Geld? Der diesjährige The Wealth Report 2018 von Knight Frank gibt Antworten. Und: Man kann von den Investment-Trends lernen Text von Christoph Wöhrle

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The winners take it all: In den meisten Weltregionen nimmt die Zahl der Superreichen zu. Ganz vorn steht Asien. Dann kommen die USA – und dahinter erst Europa

„Das Geheimnis des inanziellen Erfolges besteht darin, sich um nichts anderes als um ihn zu kümmern und für nichts anderes als für ihn zu arbeiten“, schrieb der irische Dramatiker und Politiker George Bernard Shaw zum Ende des 19. Jahrhunderts. Der US-Milliardär Paul Getty sah es 50 Jahre später weniger verbissen: „Reich ist man erst dann, wenn man sich bei der Bilanz um einige Millionen Dollar irren kann, ohne dass es aufällt.“ Was zu Shaws und zu Gettys Zeiten gleichermaßen galt, gilt auch heute noch: Der Wohlstand der Superreichen auf der Welt wächst. 2017 haben vor allem steigende Rohstof- und Immobilienpreise diese Entwicklung angetrieben. Dazu kommt, dass die Konjunktur weltweit anzog. Die meisten Dollar-Mil-

Die oberen vier Millionen

liardäre besitzen eigene Firmen oder sind an anderen beteiligt. Geht es diesen Firmen gut, dann eben auch den meisten Superreichen. Manche politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen bedrohen den Reichtum. Das Kapital kämpft gegen die Widrigkeiten. In den Gefahren liegen auch echte Chancen. Reichtum ist derzeit so in Mode wie Pilotenbrillen in den 80ern. Ich besitze, also bin ich. Das beschreibt auch der aktuelle The Wealth Report 2018 der Immobilienberatung Knight Frank mit Hauptsitz in London. „Was uns überraschte: Nach zwei Jahren, in denen die Entwicklung eher stagnierte, hat 2017 stark abgeschnitten. Mutiges Investieren ist wieder selbstverständlich“, sagt Liam Bailey, Global Head of Research bei Knight Frank.

ZUNAHME DER BEVÖLKERUNG MIT MEHR ALS 50 MILLIONEN US-DOLLAR VERMÖGEN 59 920

ZUNAHME DER BEVÖLKERUNG MIT MEHR ALS 5 MILLIONEN US DOLLAR VERMÖGEN

44 000

3 617 550 33 520

NORDAMERIKA 2 535 480

47 110

2 108 530

32 090

35 180

EUROPA 55 740 35 880 26 250

ASIEN NAHER OSTEN 4880

2012

2017

Projektion

2022

20 %

2012–2017

6040

LATEINAMERIKA & KARIBIK 5380

MULTIMILLIONÄR (US-$ 5M+)

4740

4220

5470

2870

3590

1650

2230

1190

1560

RUSSLAND & GUS 43 %

2017–2022

SUPERREICH (US-$ 50M+)

4530

AUSTRALASIEN 18 %

2012–2017

1900

40 %

2017–2022

AFRIKA

HALBMILLIARDÄR (US-$ 500M+) 2012–2017 2017–2022

1300

14 % 39 %

2012

2017

Projektion

2022

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Was bleibt / Der Luxus-Report

Der Club wird größer Es ist wie bei einer Raumstation, an die immer neue Teile andocken. Insgesamt gibt es immer mehr Reiche und Superreiche auf der Welt, deren Vermögen stetig anwächst. Die globalen Voraussetzungen für mehr Kapital und Unternehmergeist sind günstig. Das sagt auch VincentWhite,ManagingDirectordesWealth-X Institute, das belastbare Zahlen zur Studie von Knight Frank geliefert hat. Demnach gab es Ende 2017 im Vergleich zu 2012 20 Prozent mehr Multimillionäre (Multi-Millionaire), also Menschen mit einem Vermögen von mindestens fünf Millionen US-Dollar. Die Zahl der Ultrareichen (UltraWealthy), also Menschen mit mindestens 50 Millionen Dollar Vermögen, wuchs um 18 Prozent. Und die Anzahl der Halbmilliardäre(Demi-Billionaire),Menschenmit500Millionen Dollar und mehr, stieg immerhin um 14 Prozent in diesem Zeitraum. Wenn die Jagd nach dem Reichtum so etwas ist wie ein Radrennen, dann fährt die USA im Gelben Trikot. Dort leben heute bei einer Gesamtbevölkerung von 325 Millionen rund 40 000 Menschen mit mindestens 50 Millionen Dollar Vermögen. In Japan (127 Millionen Einwohner) sind es fast 10000, in Deutschland (83 Millionen Einwohner) rund 8000 Menschen. Die kleine Schweiz wird ihrem Ruf gerecht: 3700 Ultrareiche leben in der Alpenrepublik – bei nur 8,3 Millionen Einwohnern. Europa ist insgesamt eher der Außenseiter, fährt beim Radrennen inzwischen ziemlich weit hinten. Die Zahl der Einwohner mit 50 Millionen Dollar plus stieg dort nur um zehn Prozent; Asien war der High Performer mit plus 37 Prozent, gefolgt von Nordamerika (plus 31 Prozent). Generell gilt: Während in Europa, ganz besonders in Deutschland, Wohlstand eher gleichmäßig verteilt ist, heißt es in Nordamerika und Asien: The winners take it all. Was die Vorhersagen der Forscher vom Datendienstleister Wealth-X angeht, verdoppelt sich die ultrareiche asiatische Bevölkerung in den nächsten fünf Jahren. In Japan werden

150

Robb Report

Die Albträume der Superreichen SO GROSS SIND DIE NEGATIVEN AUSWIRKUNGEN AUF IHRE KUNDEN, GLAUBEN VERMÖGENSBERATER

56%

TERRORISMUS POPULISMUS

49 % 47%

CYBERCRIME

40%

NORDKOREA

34%

BREXIT

31%

TRANSPARENZ

31%

PRÄSIDENT TRUMP

Quelle: The Wealth Report Attitudes Survey 2018, Knight Frank

plus 51 Prozent erwartet; auch Indien (plus 71 Prozent), Indonesien (plus 66 Prozent) und Malaysia (plus 65 Prozent) fahren in der Spitzengruppe. Sie sind die Etappensieger von morgen: „In Asien sehen wir das größte Potenzial für das nächste Jahrzehnt. Europa dagegen musssichvorsehen,nichtabgehängtzuwerden“, betont auch Liam Bailey. Der Grund: Das Wirtschaftswachstum und die Märkte in Asien sind dynamischer. Dazu hat Europa zurzeit besonders viele Krisen zu meistern, doch dazu später. In Lateinamerika und der Karibik sank die Zahl der Ultrareichen in den vergangenen fünf Jahren sogar um 22 Prozent. Noch schlimmer erwischte es Russland und die weiteren Staaten der ehemaligen Sowjetunion: Sie erlitten einen Einbruch von 37 Prozent. Die absoluten Nachzügler beim Radrennen haben momentan wenig Glück: Die weltweite Konjunktur läuft zwar so gut, dass etwa Deutschland bald an der Vollbeschäftigung kratzen könnte. Aber ein schwächelndes Schwellenland Brasilien mit einer enormen Inflation, von Goldman Sachs zum BRIC-Staat erkoren, und ein teilweise isoliertes Russland unter Wirtschaftssanktionen haben an dieser Entwicklung null Anteil. Schlechte lokale Konjunktur, eine korrupte Politikerkaste, militärische Konflikte – es

Was macht den Reichen große Sorgen? Nach den Krisen und Albträumen befragt, macht den meisten der Terrorismus Angst. Aber schon an zweiter Stelle nennen sie den politischen Populismus, der ihren Wohlstand bedroht


reichen oft wenige Parameter, dass ganze Staaten ausgeschlossen sind von der insgesamt guten weltökonomischen Entwicklung.

Kapitalistische Vorreiter: die Fugger Geld machen will gelernt sein. Den Wohlstand halten umso mehr. Im Spätmittelalter wuchsen neben dem Adel die ersten echten superreichen „Unternehmen“ heran. Seit 1367 in der Reichsstadt Augsburg ansässig, stiegen die Fugger zur führenden Kaufmannsfamilie auf. Zuerst mit Webwaren, dann mit der Verknüpfung von Edelmetall- und Finanzierungsgeschäften sowie breitem Warenhandel. Jakob Fugger war so etwas wie Deutschlands erfolgreichster Entrepreneur jener Tage, weil er immer etwas ausprobierte. Das Geheimnis der Fugger: Der beste neue Markt ist der, den man selbst geschafen hat.

Die dunkle Seite der Macht

Noch nie strömte das Geld so wild auf der Welt umher wie heute. Was den Nationalstaaten Sorgen bereitet: dass ihnen Steuermilliarden verloren gehen, wenn zu viel Geld offshore wandert

Für die Fugger galt früher, was heute für Superreiche auf der ganzen Welt gilt: Politik ist alles, und ohne Politik ist alles nichts. Oder anders ausgedrückt: Was die Politik tut, hat direkte Auswirkungen auf die Wirtschaft und das Agieren der Superreichen. Gar nicht so selten ist es auch umgekehrt, wenn Investoren etwa Preisspiralen in Gang setzen und so ganze Stadtteile wie z. B. aktuell Berlin-Kreuzberg gentriizieren oder in den 1990ern Brooklyn in New York. Oder die Wirtschafts- und Fiskalpolitik beeinlussen, wie man am Beispiel der amerikanischen IT-Großkonzerne in Irland sieht. Es ist aber vor allem der politische Populismus, ganz egal ob von links oder von rechts, der die Menschen mit Geld und – ganz allgemein – die Eliten in den westlichen Demokratien bedroht. Die rechten Populisten sagen laut dem renommierten Historiker und Stanford-Fellow Niall Ferguson: Alle Probleme kommen von der Einwanderung, vom Freihandel und von der korrupten Finanzelite. Wenn man Zuwan-

derung einschränken, Importzölle erheben und korrupte Eliten einsperren könnte, würde alles besser. Die linken Populisten sagen: Alle Probleme kommen vom Versagen der korrupten Finanzelite. Besteuert sie stärker oder enteignet sie, dann wird alles besser. „Die politischen Programme sind sehr unterschiedlich, was bedeutet: Populismus wirkt mehr oder weniger bedrohlich – abhängig, von welcher Seite aus man draufschaut“, sagt Ferguson. Die liberalen Medien hielten rechte Populisten wie US-Präsident Donald Trump für gefährlicher, weil sie sie mit Faschisten gleichsetzten. „Aber die Finanzeliten fühlen sich wahrscheinlich mehr vom linken Populismus bedroht, weil er viel deutlicher auf sie als Feindbild abzielt.“ Der aufstrebende Populismus ist etwas, das die Superreichen durchaus beunruhigt. Bei der Erhebung der diesjährigen Wealth Report-Attitude-Umfrage antworteten fast 50 Prozent der Befragten, dass der Populismus die Möglichkeit gefährdet, Wohlstand aufzubauen und zu bewahren. Die europäische Flüchtlingskrise führt, wegen der Populisten, nicht nur zu mehr Rassismus auf der Straße, sondern auch zu einem gesamtgesellschaftlichen Klima von Hass und Xenophobie. Trump, Orbán oder etwa die deutsche AfD schaden mit ihrer Hetze gegen Einwanderer nicht nur dem sozialen Frieden, sondern auch der Wirtschaft: Denn wer als Zuwanderer die Wahl hat, wird nicht in Länder migrieren, in denen Populisten größeren Einluss haben. Den Kampf um die Schlauen und Gebildeten gewinnen heute liberale Einwanderungsländer wie Kanada oder die skandinavischen Staaten. Der Brexit ist ebenso ein Werk der Populisten und führt, da sind sich die Experten einig, zumindest kurz- und mittelfristig zu ökonomischen Verwerfungen im Vereinigten Königreich. „Es erscheint mir kaum glaubhaft, dass Großbritannien viel bessere Deals mit anderen Ländern machen wird als die derzeitigen Deals mit der EU“, prognostiziert Niall Ferguson. Auch bei der Überschuldung der großen Volkswirtschaften, allen voran der USA (20 Billionen US-Dollar, zum Vergleich: Deutschland liegt bei 2 Billionen Euro), verschlimmern

Robb Report

151


Was bleibt / Der Luxus-Report

Die globalen Geldströme Jährlicher Wechsel in Milliarden US Dollar, ohne Einlagen (Veränderung zum zweiten Quartal 2017) ZIEL ZUNAHME

ABNAHME URSPRUNG

GRÖSSE DES WECHSELS (IN MILLIARDEN US-DOLLAR) 50 30 40 10 5

UK

1,559

USA

11 1

1,320

SÜDKOREA

FRANKREICH H

2 25

665

ISLE OF MAN

HONGKONG,, CHINA CHI A

27 GUERNSEY

380

SCHWEIZ MACAO, CHINA M

3 31

337

N KANA A DA D

0

173

EMARK D ÄNE

IN

P

LUXEM M BURG G

140

48

MAC

A AUSTRALIEN

RU

BELGIEN

L ND

48

97

Ö ÖSTERREICH

TAIWAN

56

78

SCHWEDEN SPANIEN

67

59 63 6 IRLAND ND

WO DAS GELD REINKOMMT Größter Wechsel in Einlagen nach Ziel (in Milliarden US-Dollar) USA UK FRANKREICH DEUTSCHLAND HONGKONG, CHINA

WO DAS GELD RAUSGEHT Größter Wechsel in Einlagen nach Herkunt (in Milliarden US-Dollar) 90.1

36.6 35.7 35.1 27.4

JERSEY ERS

USA CAYMAN ISL. AUSTRALIEN CHINA TAIWAN

121.8 31.1 15.7 11.9 9.8 Quellen: Knight Frank Research, Bank For International Settlements

152

Robb Report


Populisten das Problem. Außerdem erhöhen sie die Steuern mitunter dramatisch, die die Leistungsfähigen einer Gesellschaft zu zahlen haben. Das schadet der Wirtschaft und führt zu Abwanderung. Oder Populisten privilegieren die Reichen und erhöhen die Steuern bei der Mittelschicht und den Unvermögenden. Das mündet in sozialen Unfrieden. Zudem sei auch die Abkehr vom Freihandel genannt, wie sie aktuell Donald Trump und seine Kavallerie aus Beratern und Falken zu Felde führen. Die Entwicklung zu Handelskriegen schadet allen Beteiligten, wie Experten oft beschwörerisch vorhersagen. Ein Abschotten der potenten Märkte schießt ebenso Löcher in den Rumpf der Weltwirtschaft wie das Szenario neuer Konlikte – die Ostukraine, Syrien sowie Israel/Palästina sind nur drei Beispiele dafür. Konjunktur, steigende Bewertungen bei Aktien, Immobilien und Rohstofen lassen zwar den Reichtum anschwellen wie einen trainierten Muskel. Aber was neue Krisen angeht, sagt der Historiker Ferguson, der den Wirtschaftskollaps von 2008 vorausgesehen hat: „Je mehr Regulierung man anwendet, um die nächste Krise zu verhindern, desto wahrscheinlicher ist es, dass die nächste Krise völlig anders aussehen wird.“

Kunst ist: die Medici Höchst krisenfest war die Familie der Medici. Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert währte die Hochzeit der toskanischen Dynastie, aus der Adlige, Päpste und zwei französische Königinnen hervorgingen und Europa „übernahmen“. Wie die Fugger machten die Medici das Geld zunächst im Textilhandel, danach mit dem Bankenwesen und in der Finanzwelt der Frühen Neuzeit. Sie verschrieben sich dem Mäzenatentum, unterstützten Künstler wie Michelangelo, Sandro Botticelli und Leonardo da Vinci. Ohne diese Großzügigkeit hätte es die Renaissance als Kunstepoche nie gegeben. Und das lehrt uns: Wenn du Reichtum anhäufst, musst du etwas zurückgeben, indem du etwa der Allgemeinheit etwas Wertvolles stiftest. Am Ende lohnt sich auch dieses Investment. Es bringt Ansehen. Und Ansehen bringt ganz neue wirtschaftliche Möglichkeiten. Wer gibt, dem wird gegeben.

Die Pässe, bitte! Wo sich die Superreichen sicher fühlen und Bürger sein wollen besitze einen zweiten Pass oder eine zweite Staatsangehörigkeit suche einen zweiten Pass oder eine zweite Staatsangehörigkeit überlege auszuwandern

AFRIKA

19 %

27 %

28 %

ASIEN

19 %

26 %

24 %

AUSTRALASIEN

6%

12 %

26 %

EUROPA

19 %

20 %

31 %

LATEINAMERIKA

30 %

45 %

41 %

NAHER OSTEN

19 %

35 %

39 %

NORDAMERIKA

10 %

16 %

24 %

RUSSLAND & GUS

45 %

50 %

58 %

GLOBALER DURCHSCHNITT

21 %

29 %

34 %

überdurchschnittlicher Wert Quelle: The Wealth Report Attitudes Survey 2018, Knight Frank

Ein Mann, ein Haus Über Kunst als Wertanlage gibt es in diesem Text ein eigenes Kapitel. Die beliebteste Form, sein Kapital zu investieren, bleiben aber Immobilien. Die globalen Märkte und die wirtschaftliche Dynamik in ihnen animieren Investoren, wohin sie ihr Geld schieben und wohin nicht. „Die Frage ist doch: Investiere ich dort, wo es safe ist, also in L.A. oder New York? Oder gehe ich auf Risiko – dann darf es auch Jakarta oder Manila werden“, sagt Liam Bailey von Knight Frank. Zugleich empfehle es sich, sein Kapital auch beim Immobilienkauf zu streuen. Neben dem Luxussegment könne man genauso in Wohnraum für Studenten oder Rentner

Nationalitäten als Währung. Es gibt einen Run der Superreichen auf verschiedene Staatsbürgerschaften. Damit man sein Geld besser offshore verschieben und Immobilien in fremden Märkten kaufen kann

Robb Report

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Was bleibt / Der Luxus-Report

investieren und auf gute Rendite hoffen. „Global investieren nennen wir das!“ Der Wealth Report hat einen City Wealth Index entworfen, um zu zeigen, in welchen Städten Investment in „property“ lohnt. Vier Themen bilden dabei die Indikatoren für die Städte, die weit oben gehandelt werden: Reichtum, Investment, Lifestyle und Zukunft. Beim Reichtum schauen die Macher der Studie auf die heutigen Superreichen und die Reichen von morgen. Dabei werden zur Analyse sowohl die HNWI- als auch die UHNWIPopulationen (investierbares Vermögen von über 1 Million bzw. von über 30 Millionen US-Dollar) herangezogen. Die Superreichen dieser Kategorie sorgen laut dem Report dafür, dass immer mehr Family Oices am Markt entstehen und sich um die Belange ihrer Kunden, den Privatinvestoren, kümmern. Im Ranking ganz vorn landet New York (über eine Million Haushalte mit einem Jahreseinkommenvonplus 250 000 Dollar), gefolgt von Los Angeles (rund 640 000 solcher Haushalte). London (rund 270 000 solcher Haushalte) ist die einzige Stadt auf den ersten zehn Rängen, die nicht in Nordamerika liegt. Was das Investment angeht, schauten die Forscher auf Käufe, die bei zehn Millionen US-Dollar oder mehr lagen und von Privatinvestoren oder Family Oices getätigt wurden. Auch hier ist New York ganz vorn, was das durchschnittliche jährliche private Investment betrift. Allerdings können europäische Metropolen wie London punkten, geht es um die Anzahl der verschiedenen Länder, aus denen die Investoren stammen. Berlin liegt in diesem Ranking auf Platz 4. Die deutsche Hauptstadt zieht Geld aus aller Welt an. Beim Lifestyle ließen Faktoren wie Luxushotels, Restaurants, Tourismus und Bildungseinrichtungen wie Universitäten in die Analyse mit ein. Wo diese Faktoren positiv sind, lohnt es, Eigentum zu kaufen. London ist hier an der Spitze, weil es die meisten 5-Sterne-Hotels beherbergt (75). Dubai liegt vorn, wenn es um die Hotelpreise geht (28,5 Milliarden Dollar Einnahmen im Jahr) – vor New York mit 17 Milliarden. Das meiste Geld pro Tag im Durchschnitt geben Besucher in Melbourne und Dubai aus (jeweils rund 1900 Dollar). Was die Performance der Städte in Zukunft betrift, verglichen die Forscher das zu erwar-

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Robb Report

tende GDP (entspricht dem deutschen BIP) und die City-Level Innovation. Hier liegt New York vor Tokio, es folgen Los Angeles, London und Paris. Geht es den Menschen wirtschaftlich gut, gibt es mehr potenzielle Käufer. Und mehr Nachfrage spült frische Dollars ins System. Alle proitieren.

Moderne Dynastien: die Rockefellers New York war auch das Plaster der Medici des 20. Jahrhunderts: Bekannt wurde der Nachname Rockefeller durch den deutschstämmigen John Davison Rockefeller und seinen Bruder William; beide kamen aus einfachen Verhältnissen. Die Mitbegründer einer Erdölrainerie, aus der 1870 die Standard Oil Company wurde, schefelten Milliarden. Das Gesamtvermögen der Familie konnte nie taxiert werden. Am Ende triumphierten die Rockefellers, weil sie sich abseits der ausgetrampelten Pfade bewegten. Sie investierten antizyklisch in den Rohstof Öl, als noch nicht abzusehen war, dass die Welt bald voller Autos sein würde.

Globale Hotspots für potente Häuslebauer Für die globalen Häuslebauer oder Häuslekäufer gibt es eine gute Nachricht: Die Lust am Investment steigt exponentiell. Und immer mehr „residental property“ entsteht aus Geldströmen, die über die Grenzen der Länder hinwegließen, als sei die Welt längst zu einem Superstaat vereint. Im Wealth Report steht: „Geld bewegt sich rekordträchtig.“ Auch die Nachfrage nach – mitunter multiplen – Staatsbürgerschaften steigt, vor allem dort, wo sie Investoren Vorteile verschaft: dass sie ungebremst Immobilien kaufen und ihr Geld freier verschieben und einsetzen können. Manche Länder machen aus der Gier nach unterschiedlichen Reisepässen eine große Einnahmequelle.


Der Frank Knight City-Wohlstandsindex 2018 Die verbindende Linie zeigt die Top-5-Städte GESAMT

GESUNDHEIT

INVESTMENT

LIFESTYLE

ZUKUNFT

1

NEW YORK

1

NEW YORK

1

NEW YORK

1 NEW YORK

1

NEW YORK

2

LONDON

2

LOS ANGELES

2

LONDON

2 SAN FRANCISCO

2

LONDON

3

SAN FRANCISCO

3

HONGKONG

3

HONGKONG

3 CHICAGO

2

TOKIO

4

LOS ANGELES

4

LONDON

4

SAN FRANCISCO

3 SINGAPUR

4

LOS ANGELES

5

CHICAGO

5

SAN FRANCISCO

5

LOS ANGELES

5 LONDON

5

PARIS

5

SINGAPUR

6

CHICAGO

6

DALLAS

6 TOKIO

6

SAN FRANCISCO

7

PARIS

7

SINGAPUR

7

SYDNEY

7 PARIS

7

BOSTON

8

TOKIO

8

HOUSTON

8

MIAMI

7 WASHINGTON DC

8

CHICAGO

9

HONGKONG

9

DALLAS

10 WASHINGTON DC

9 MADRID

9

DALLAS

10 WASHINGTON DC

10 TOKIO

10 ATLANTA

10 HONGKONG

10 SINGAPUR

11 SYDNEY

12 WASHINGTON DC

13 BOSTON

12 LOS ANGELES

13 WASHINGTON DC

12 DALLAS

13 PARIS

14 PARIS

14 SYDNEY

14 HOUSTON

13 BOSTON

15 PEKING

15 SINGAPUR

15 PEKING

15 SHANGHAI

14 HOUSTON

19 MIAMI

15 HOUSTON

19 MIAMI

15 ATLANTA

14 MIAMI

20 SYDNEY

15 MELBOURNE

21 BOSTON

17 SYDNEY

16 ATLANTA

20 ATLANTA

18 CHICAGO

23 SHANGHAI

19 PEKING

17 PEKING

24 BOSTON

21 SHANGHAI

24 ATLANTA

20 MIAMI

18 SHANGHAI

29 SHANGHAI

22 TOKIO

25 MELBOURNE

20 MÜNCHEN

19 MÜNCHEN

39 MÜNCHEN

23 MÜNCHEN

26 MÜNCHEN

24 MADRID

20 MELBOURNE

44 MELBOURNE

25 MADRID

29 HOUSTON

25 HONGKONG

20 MADRID

52 MADRID

37 PEKING

35 DALLAS

26 MELBOURNE

Quellen: Knight Frank Research, Macrobond, Wealth-x, New World Wealth, Rca, Oxford Economics, Five Star Alliance, Mastercard, Michelin, Times Higher Education, 2thinknow Innovation Cities

Aber generell fürchten die Nationalstaaten die Entwicklung von Geldströmen, die wie Billardkugeln in immer neuen Löchern verschwinden. Das Problem: Die Kontrolle geht völlig verloren. „Weil das Geld mobiler wird und die Verfolgung von Ofshore-Reichtum zunimmt, versuchen Regierungen, das Kapital zur Rückkehr zu bewegen. Steueramnestien auf der ganzen Welt haben den Regierungen Milliarden zurückgebracht“, heißt es. Ein Beispiel hierfür ist die große Steuerreform von Donald Trump in den USA, die sowohl privates als auch Firmenkapital wieder vermehrt „onshore“ bringt. Die Globalisierung des Reichtums ist für Politiker eine zwiespältige Entwicklung, die sich nicht so einfach aulösen lässt: Einerseits freuen sie sich über neues Geld, das unerwartet ins Land strömt. Über die Immigration vom Geld der Superreichen, könnte man sagen. Andererseits fürchten sie um ihre Steuereinnahmen, wenn anderes Geld abwandert. Gerade im Bereich Immobilien wird längst in großem Ausmaß länderübergreifend inves-

tiert. Beim Prime International Residential Index (PIRI) werden Städte vor dem Hintergrund verglichen, wie sich der Wert von Luxusimmobilien von Dezember 2016 bis Dezember 2017 entwickelt hat. In Guangzhou, China, stiegen sie um 27,4 Prozent in nur einem Jahr. In Kapstadt um20Prozent,imamerikanischenSkiparadies Aspen an dritter Stelle noch um 19 Prozent. Frankfurt liegt mit 13 Prozent Wertsteigerung auf Rang 6, München mit 10 Prozent immerhin auf Platz elf. Das letzte Beispiel zeigt, dass man bei den High Performern zwar nichts falsch macht – die größte Wertsteigerung erzielt man aber nur mit Risiko. Und natürlich mit Weitblick. Deshalb ist auch interessant, was der Wealth Report als Hotspots ausweist für die, die neue Geldanlagen suchen und Unwägbarkeiten nicht scheuen. Wer etwa im Luxusmarkt in London investiert, kann bis Dezember 2018 nur mit 0,5 Prozent Wertsteigerung rechnen. Miamis Luxusimmobilien haben im gleichen Zeitraum überhaupt keine Wertsteigerung zu erwarten.

TM

INDEX 2016–2017

New York, London, Los Angeles. Es gibt bei den favorisierten Städten bei Investoren einige „all time favourites“. Aber vor allem asiatische Städte sagen Nordamerika den Kampf an

Robb Report

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Was bleibt / Der Luxus-Report

Quadratmeter für Millionen: Wem das nötige Kapital fehlt, landet schnell bei der Mikrowohnung. Im Luxussegment ist Platz haben alles, aber der Platz kostet auch entsprechend

„Es ist erstaunlich, wie verhältnismäßig günstig Berlin immer noch ist im Vergleich zu anderen Hauptstädten“, sagt Liam Bailey, Global Head of Research bei Knight Frank. Deshalb wundert es nicht, dass die Berliner Potsdamer Straße zu den Tipps für Investoren in der Studie gehört. Der Ort, wo früher Rotlicht und Presseverlagswesen zusammenkamen, die Gegend südlich vom Potsdamer Platz, ist heute beliebt wegen seiner Galerien für zeitgenössische Kunst, Sushi-Restaurants mit indirekter Beleuchtung und Bars mit fein justierter Cocktailkarte. Der Tiergarten, die angrenzende Technische Universität und die Humboldt-Universität werten das Viertel

Alles ist relativ Wie viel Quadratmeter PremiumImmobilie bekomme ich für eine Million US-Dollar in

STADT MONACO

16

HONGKONG

22

NEW YORK

25

LONDON

28

SINGAPUR

39

GENF

41

PARIS

46

SYDNEY

48

SHANGHAI

54

LOS ANGELES

58

PEKING

66

TOKIO

76

BERLIN

77

MIAMI

78

MELBOURNE

90

MUMBAI

92

ISTANBUL

98

DUBAI

138

KAPSTADT

157

SÃO PAULO

173

Mensch zum Vergleich

156

GRÖSSE (m2)

Robb Report

zusätzlich auf. Unter 650 000 Euro gibt es hier keine Zweizimmerwohnung mehr zu kaufen. Der Quadratmeterpreis liegt zwischen 5000 und 9000 Euro. Und er wird weiter steigen. Weitere Orte, bei denen man weltweit auf eine solide Wertsteigerung hofen darf: - Sant’Ambrogio in Mailand mit seinem altitalienischen Charme. - Justicia in Madrid als Ort fürs Luxusinvestment. Dort kostet eine Dreizimmerwohnung mit 200 Quadratmetern schon jetzt 1,2 Millionen Euro. - Les Grands Boulevards und Bonne-Nouvelle in Paris, in der Nähe der Oper gelegen und Magnet für neue Tech-Companys. - La Garde-Freinet an der Côte d’Azur mit einem Panoramablick auf die Bucht von Saint-Tropez, umgeben von Wäldern. - Villars-sur-Ollon in den Schweizer Alpen, 90 Minuten vom Genfer Flughafen entfernt, schöne Ausblicke und in der Nähe der örtlichen Skigebiete. - Bayswater in London, inzwischen echter Prime-Markt in der Nähe vom Hyde Park und in der Nachbarschaft von Notting Hill und Marylebone. - Red Mountain in Aspen, wo die beste Aussicht wartet, umgeben von Skigebieten und erstklassiger Gastronomie. - Der Financial District in New York, ein Klassiker an Manhattans Südspitze, bietet längst mehr als nur die Wall Street. - Brentwood in Los Angeles im Westen der Stadt, eine Wohngegend mit hoher Celebrity-, Sportler- und Politikerdichte. - Kwun Tong in Hongkong, in dem 2000 neue Wohneinheiten entstehen. Die Quadratmeterpreise zogen hier von 8000 US-Dollar auf 14 000 an. - Hongqiao CBD in Shanghai, die neue Nachbarschaft mit 340 neuen Gebäuden, teilweise noch im Bau, ist bestens an den ÖPNV angebunden. - Paya Lebar Central in Singapur, gut gemischte Wohngegend, das seine Gentrifizierung schon hinter sich hat. Eine Dreiraumwohnung: umgerechnet 1,1 bis 1,5 Millionen Euro. - Thanisandra in Bengaluru, ein Viertel, das durch den neuen Kempegowda International Airport für Investoren interessant geworden ist.


- Der Forest District in Sydney, grenzt an den Garigal National Park und den Ku-ring-gai Chase National Park. - Karen in Nairobi, ein Reichenviertel in Kenias Hauptstadt mit teuren Highend-Einfamilienhäusern. - CBD in Kapstadt, der In-Bezirk für Businesspeople in Südafrika. Inzwischen mit vielen Galerien und Museen. - Die künstliche Sandinsel The Palm Jumeirah in Dubai.

Immoriese und Baugigant: Donald Trump Immobilien allgemein und New York speziell waren auch das Spielfeld Donald Trumps. In eine reiche Familie hineingeboren, übte er sich früh im Investieren von Kapital und Abschöpfen von Gewinn. Nebenbei plegte er seine Haartolle stets wie ein Haustier. Nach eigenen Fernsehsendungen und diversen Pleiten mit seinen Firmen, bezeichnenderweise vor allem im Casino-Business, konnte Trump eigentlich nur in der Politik enden. Sein aktuelles Vermögen schätzt Forbes auf 3,5 Milliarden US-Dollar. Reiche Narzissten könnten die Welt retten. Wenn sie

Beim PIRIRanking wird die Wertsteigerung von Luxuswohnungen innerhalb eines Jahres in verschiedenen Städten verglichen. Chinesische Metropolen stehen besonders gut da

nicht ständig um sich selbst kreisten, sondern von ihrer Strahlkraft etwas abgäben. Vielleicht lehrt uns dies Donald Trump als schlechtes Beispiel.

Blockchain, Start-ups, Sportvereine Um viel Geld geht es auch in der virtuellen Welt. Es gibt im Finanzsektor den leisen Trend, Blockchains zu nutzen. So eine „Blockkette“ ist eine dezentrale Datenbank, die eine ständig anwachsende Liste von Transaktionssätzen aufreiht. „Was die Blockchain angeht, ist es zu früh für eine Prognose“, sagt Liam Bailey. Entwickelt wurde das technische Modell der Blockchain im Zusammenhang mit der Kryptowährung Bitcoin. Dabei ist die Blockchain eine webbasierte, öfentliche Form der Buchhaltung, in die alle getätigten Bitcoin-Transaktionen einließen. Noch ist es laut dem Wealth Report unklar, ob Blockchains das Kaufverhalten und die Preise am Immobilienmarkt beeinlussen. Der

1.7 % AS PHUKET 50

49

1.8 %

2.1 %

2.0 %

AS TOKIO EU GSTAAD

47

48

2.2 %

NA MIAMI LA SÃO PAULO =45

2.2 %

2.4 %

NA CHICAGO NA WASHINGTON DC 44

=42

=45

2.5 %

2.5 %

2.6 %

KA MUSTIQUE EU MALLORCA

41

=42

2.7 % 40

3.0 %

EU CANNES EU ZYPERN

3.0 %

EU VAL D’ISÈRE EU MARBELLA =38

37

=38

3.5 %

4.3 %

3.6 %

EU JERSEY NA VANCOUVER

35

36

4.5 %

4.5 %

AS BANGKOK EU DUBLIN =33

4.6 %

NA NEW YORK EU CHAMONIX 32

=33

4.7 % 31

5.1 % 29

5.0 %

EU ST. RÉMY DE PROVENCE NO ISTANBUL 30

5.3 %

EU OSLO NA LOS ANGELES

5.6 %

28

27

5.4 %

26

5.8 %

AS SINGAPUR EU EDINBURGH

25

5.9 %

NA SAN FRANCISCO NA BOSTON 24

6.5 % =22

6.6 % 21

6.5 %

EU WESTALGARVE AU AUCKLAND =22

6.7 %

AS PEKING EU LIGURIEN

7.2 %

20

19

6.9 %

EU BARCELONA LA MEXICO CITY 18

7.3 % 17

15

9.2 %

NA TORONTO AS HONGKONG 16

8.7 %

AU MELBOURNE AS SHANGHAI 14

=12

9.8 %

LA BUENOS AIRES EU BERLIN =12

9.9 %

10.6 %

11

9.9 %

10.7 %

EU MADRID EU MÜNCHEN

9

10

10.0 %

12.0 %

AU SYDNEY

8

12.9 %

12.2 %

NA SEATTLE EU PARIS 7

13.2 %

AS SEOUL EU FRANKFURT 5

6

19.0 %

4

15.0 %

NA ASPEN EU AMSTERDAM 3

27.4 % 1

2

AS GUANGZHOU AF KAPSTADT

19.9 %

PIRI 100 / Wo leben die Superreichen?

Quellen: All data comes from Knight Frank’s global network with the exception of Tokyo (Ken Corporation); São Paulo and Rio de Janeiro (Fundação Instituto de Pesquisas Econômicas); Oslo (Torbjørn Ek); Boston, Chicago, San Francisco, Los Angeles, Miami, New York, Seattle and Washington DC (S&P CoreLogic Case-Shiller); Barcelona (Ministerio de Fomento); Tel Aviv (Israel Central Bureau of Statistics); Jersey (States of Jersey); Berlin and Frankfurt (Immobilien Scout24); Mexico (Sociedad Hipotecaria Federal); Cape Town and Johannesburg (First National Bank); Stockholm (Svensk Mäklarstatistik). Notes: All price changes

Robb Report

157


Was bleibt / Der Luxus-Report

Vorteil: Eine virtuelle Währung wird nicht durch Staatsbanken gelenkt. Momentan überwiegen aber die Nachteile: Es fehlt an Akzeptanzstellen, und es ist durch den zwischenzeitlichen Hype aufwendig, neue Bitcoins zu berechnen. Nachteile einer Blockchain sind deren schwierige Skalierbarkeit, der eingeschränkte Speicherplatz und die komplizierte Integration mit der bestehenden Legacy in den Unternehmen. Geht es um Investitionsformen über Aktien und Immobilien hinaus, werden immer öfter Start-ups genannt. Von 100 Start-ups wird aber vielleicht eines ein großer Erfolg. Der Traum: Investieren und drei Jahre später beim Verkauf Millionen ernten wie der Imker den Honig ist nicht realistisch. Beim Thema Start-ups zeigt sich auch: Die Menschen mit viel Geld werden nicht nur ein immer größerer Club, auch werden Milliardäre immer jünger. So wie die irischen Brüder John und Patrick Collison, die in den USA einen Bezahldienstleister gründeten und damit Milliarden verdienten. Von Berlin aus beginnen sie gerade mit ihrer Firma Stripe ganz Europa zu erobern. Vor ihrem Erfolg hatten die Brüder schon ein erstes Unternehmen gegründetundfürfünfMillionenEuroverkauft.

Mit diesem Startkapital konnten sie Stripe groß denken und groß machen. Die Frage nach dem Sinn für eine Investition gilt indes noch mehr in einem Markt, in dem man spielend leicht noch mehr Spielgeld investieren kann: Der Report geht intensiv auf das Beispiel Sportvereine ein. „Laut dem letzten Billionaires Insight Report der Schweizer Bank UBS besitzen 109 Milliardäre 140 der Topsportvereine auf der Welt. 60 dieser Milliardäre leben in den USA, 29 kommen aus Asien“, heißt es. Wer sich einen eigenen Fußballclub kauft, so wie Roman Abramowitsch den FC Chelsea, muss einen langen Atem haben. Gleiches gilt, erwirbt man Aktien von Borussia Dortmund oder Anteile an einem amerikanischen Football-Verein. „Am Ende ist das eben eher ein Investment zur eigenen Zerstreuung und Begeisterung am Sport“, sagt Liam Bailey von Knight Frank.

Deutsche Krösusse: die Gebrüder Aldi Rendite war auch der Antrieb der Gebrüder Karl und Theo Albrecht. Die Bild-Zeitung nennt den Aufbau ihres Aldi-Imperiums die „Ruhrpott-Variante des amerikanischen

Der Index spiegelt die Entwicklung des weltweiten Luxus-Wohnimmobilienmarktes (Erst- und Zweitwohnsitze) nach Region und wider. (Dez 2016 bis Dez 2017)

-25.0 %

-15.0 %

NO DOHA 100 AF LAGOS 99

-10.5 %

-11.3 % RU MOSKAU 98

-10.0 %

-10.0 %

=95 EU EVIAN 97 EU UMBRIEN

-8.8 %

LA RIO DE JANEIRO =95 NO ABU DHABI 94

-7.5 %

-7.4 %

EU VENEDIG

-6.0 %

-6.0 %

=90 KA BRITISH VIRGIN ISL. 92 RU ST. PETERSBURG

93

-5.0 %

=90 NO BODRUM

-5.0 %

-5.0 %

-4.3 %

86 AS TAIPEI =87 EU ST. TROPEZ

=87 KA BARBADOS =87 NO RIAD

-3.3 % NO DUBAI 85

-2.3 %

-2.4 %

AS DELHI AS BENGALURU 83

-1.7 %

84

79

-1.7 %

-1.4 %

EU STOCKHOLM EU BRÜSSEL 78

-1.6 %

-1.2 %

80 EU OXFORD =81 EU IBIZA =81 EU VERBIER

-0.9 %

EU FLORENZ 77

-1.5 %

-0.9 %

EU GENF AF NAIROBI =75

=75

-0.8 %

-0.5 %

=70 EU LAUSANNE =70 EU MEGÈVE

-0.7 %

-0.3 % =68 EU WIEN

EU COMER SEE

-0.3 %

AF JOHANNESBURG =68 EU ZÜRICH

74

0.0 %

-0.1 %

=62 EU CAP FERRAT

-0.7 %

0.0 %

AS KUALA LUMPUR EU LONDON

0.0 %

=62 EU SARDINIEN =62 AS BALI

=72

0.0 % =62 EU ROM

=72

0.0 %

-0.5 %

0.4 %

=60 EU COURCHEVEL 1850 =62 NA THE HAMPTONS

67

0.4 % =60 EU MAILAND

0.5 %

0.5 %

57

=58 EU MONACO =58 EU ST. MORITZ

1.3 %

AU PERTH AS MUMBAI =55

0.6 %

1.3 % ME TEL AVIV =55

1.5 %

1.4 %

1.5 %

=52 KA BAHAMAS 54 KA ST BARTS

51

EU MÉRIBEL =52 AS JAKARTA

1.6 %

Legende: (EU) Europa (NA) Nordamerika (AS) Asien (LA) Lateinamerika (KA) Karibik (AF) Afrika (RU) Russland & GUS (NO) Naher Osten (AU) Australasien

relate to local currency. Data for Aspen, Barcelona, Tel Aviv and Tokyo relates to the period from Sept 2016 to Sept 2017. Data for Boston, Chicago, Los Angeles, Miami, New York, San Francisco, Seattle and Washington DC relates to the period Oct 2016 to Oct 2017. Data for Abu Dhabi, Berlin, Cape Town, Dubai, Frankfurt, Rio de Janeiro, São Paulo and Toronto relates to the period from Nov 2016 to Nov 2017. The price change for Tokyo relates to all properties above ¥100m. The price change for Bali relates to leasehold properties only. Data for Cape Town relates to the Atlantic Seaboard and data for Johannesburg relates to Sandton.

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Robb Report


Wo wird am meisten in teure Immobilien investiert? Los Angeles, das Zentrum von London und Manhattan liegen hier seit Jahren ganz vorn im Ranking. In den Top Ten ist Nordamerika dominant

Traums“. Von Essen aus eroberten die beiden in den 1970ern und 80ern mit Discountern zuerst Deutschland und später viele Märkte weltweit. Bis zu ihrem Tod traten beide AlbrechtBrüder nicht öfentlich auf – es gibt kaum Fotos von ihnen oder nähere Details zu ihrem Privatleben. Im Ranking der reichsten Deutschen des Manager Magazins ist die Familie Albrecht stets in den Top Five. Zusammen besitzen die Erben der Albrecht-Brüder rund 50 Milliarden Euro Vermögen. Von Aldi lernen heißt: Man sollte gewonnenes Geld parken, statt wild damit um sich zu werfen. Investment funktioniert fast immer nur auf lange Sicht. Alles andere ist die Strategie des Spielers im Casino.

Kunst kann Die superreichen Aldi-Brüder trugen Anzüge von der Stange und hielten auch sonst ihr Geld

Wo wird am meisten investiert? Die Verteilung von Immobilieninvestmens nach Region und Städten (2017) NORDAMERIKA

EUROPA

46 %

36 %

TOP 10 STÄDTE

ASIEN

ANDERE

17 %

2%

INVESTMENT (IN MILLIARDEN US-DOLLAR)*

1

LOS ANGELES

21,3

2

CENTRAL LONDON

20,8

3

MANHATTAN

20,2

4

DALLAS

16,7

5

ATLANTA

14,2

6

CHICAGO

14,0

7

BOSTON

12,6

8

HOUSTON

12,1

9

WASHINGTON DC

10,9 10,4

10 BERLIN * korrekte Daten ab 8. Januar 2018

Quellen: RCA, Knight Frank

zusammen. Es gibt aber abseits des genannten Investments in einen Sportverein, Möglichkeiten, sein Geld gewinnbringend anzulegen und gleichzeitig Spaß zu haben. Luxusinvestments schafen Werte, die bleiben und sich potenzieren. Eine dieser Formen bleibt das Investment in Kunst. So erzielte kürzlich eine Versteigerung bei Christie’s einen neuen Rekord: 450 Millionen US-Dollar für den Salvator Mundi von Leonardo da Vinci. 1958 hatte die Textilhändlerfamilie Cook aus London das Gemälde für gerade einmal 45 Pfund versteigert. Es war danach in amerikanischem Privatbesitz. 2005 kaufte es ein Konsortium verschiedener Kunsthändler, darunter der New Yorker Robert Simon. Die neue Bestmarkte beim Verkauf pushte die alten Meister enorm. Der bisherige teuerste Kunstverkauf war Picassos Les Femmes d’Alger, das 2015 immerhin 179 Millionen Dollar erzielt hatte. Ein großer Trend in der Kunstszene ist neben zeitgenössischer Kunst auch Street Art. Graffiti erzielen bei Versteigerungen ähnlich hohe Kaufpreise wie Werke von Warhol bis Blumenfeld. Und gerade Kunstkäufer, die in Neubauteninvestieren,kaufenlautdemWealth Report Modern Art und Street Art. Neben dem Künstler Banksy blitzen die Augen von Händlern und Käufern auf bei Namen wie Herbert Baglione aus São Paulo oder Bando aus Paris. Auch bei diesem Trend spielen die asiatischen Superreichen eine tragende Rolle. Wein bleibt ebenso eine gute Anlageform. Er gehörte schon 2016 mit einer durchschnittlichen Wertsteigerung von 24 Prozent zu den besten Investmentformen, wie Knight Frank auswies. Im vergangenen Jahr stieg der Wert um weitere elf Prozent. Burgunder-Weine etwa stiegen im Wert um 16,5 Prozent, was mit Bodenfrost im Jahr 2016 zusammenhängt, der die Ernte um 70 Prozent schrumpfen ließ und damit ein geringes Angebot bewirkte. „Die Nachfrage nach Top-Burgunder-Weinen ist höher als je zuvor, allein wegen der Knappheit der letzten Jahrgänge, aber BlueChip-Weine aus Bordeaux, Italien oder Kalifornien bleiben nicht mehr lange auf unserer Liste“, sagt Andrew Gordon im Wealth Report, Managing Director bei Private Cellar, das sich auf den Verkauf an Sammler spezialisiert hat,

Robb Report

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Was bleibt / Der Luxus-Report

Wohin mit dem Vermögen? Umfrage unter Vermögensberatern aus dem Jahr 2017, die das Interesse an Investments Superreicher widerspiegelt AKTIEN

IMMOBILIEN

BARGELD

PRIVATE BETEILIGUNGEN

46 %

45 %

SACHWERTE

ANLEIHEN

KRYPTOWÄHRUNGEN

GOLD

$

62 % 56 %

38 % 30 % 25 %

WO ULTRAREICHE IN IMMOBILIEN INVESTIEREN

21 %

Eigenes Land

EXISTIERENDE INVESTMENTS

62 %

GEPLANTE INVESTMENTS

43 %

Übersee

38 % 34 % Quelle: The Wealth Report Attitudes Survey 2018, Knight Frank

und fügt hinzu: „Besonders starke Nachfrage auchbeimWeinkommtmittlerweileausAsien.“ Whisky und Rum gewinnen als Wertanlagestetigan Aufmerksamkeit.Wenigerexotisch, aber dennoch beliebt, bleiben Autos. Bestimmte Oldtimer haben in den vergangenen zehn Jahren ihren Wert enorm gesteigert. Das führte 2017 zu unheimlichen Verkaufsergebnissen bei den großen Auktionen: Ein 1959er Ferrari 250 GT California Spider LWB brachte 18 Millionen Dollar bei Sotheby’s. Noch einträglicher: Ein 1956er Aston Martin DBR1, der von der Rennfahrerkegende Stirling Moss gefahren wurde, brachte im gleichen Auktionshaus als Topseller 22,5 Millionen Dollar. Dem Verdacht, dass klassische Autos mittelfristig im Wert sinken werden, hält Dietrich Hatlapa vom Analysten HAGI entgegen: „Für die besten Autos werden auch in diesem Jahr wieder starke Preise erzielt.“ Superreiche denken beim Luxusinvestment sowieso in Dekaden. Man kann Autos relativ günstig zu jedem Ort auf der Welt verschifen und so auf allen Märkten anbieten. Wer schneller ankommen will, kauft den eigenen Jet: Rund 13700 Menschen besaßen

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Robb Report

2017 in den Vereinigten Staaten einen solchen, in Europa waren es 2500, in Asien 1200. Ein anderer Rekordhalter im Segment der Luxusartikel:dieRolexDaytonavonSchauspielerPaulNewman.UrsprünglichvonseinerFrau Joanne Woodward gekauft und mit der Gravierung „Drive carefully. Me“ versehen, brachte fast 18 Millionen Dollar bei einer Auktion. Generell erzielten Uhren im rückblickendenZwölfmonatsvergleicheineWertsteigerung von fünf Prozent, Kunst war in diesem Ranking mit 21 Prozent ganz vorn, gefolgt von Wein mit elf Prozent. Bei Edelsteinen gab es dagegen überhaupt keine Wertsteigerung. Chinesische Keramik fiel im Wert um fünf Prozent. Auch antike Möbel sind eindeutig out – sie verloren in den vergangenen zehn Jahren 32 Prozent ihres Wertes.

Der Mann, der Windows baute: Bill Gates Dass man mit Geld aus ganz anderen Gründen um sich werfen kann wie mit Konfetti beim Karneval, wurde zur Philosophie von Bill Gates – dem Erinder von Windows und Grün-

Aktien, Immobilien, Währungen: Die Superreichen streuen ihr Kapital in der Regel. Allerdings haben sie ihre Lieblinge. Am Ende siegen oft die Ängste. Und Immobilien gelten als krisensicher


Überflieger ANZAHL PRIVATJETS

Nordamerika 13 775 Privatjets (Q3 2017)

Lateinamerika 2626

Jährliche Zunahme (in %) +3

Europa 2580 +1

Asien Pazifik 1229 0

Russland/GUS Afrika 241 476 +4

Naher Osten 514 ANZAHL STARTS NACH LÄNDERN 2017

US

#2 L.A. VanNuys– McCarran Las Vegas 4753 Flüge

EUROPE

2,05m

DIE BELIEBTESTEN PRIVATJET-ROUTEN

LAS VEGAS

JÄHRLICHE ZUNAHME 4,8 %

WASHINGTON DC

4,7 %

ART DES EIGENTUMS Privat 62 %

Charter 27 %

Illustrationen und Infografiken von Stanley Chow, SHOUT, Stephan Schmitz, Nicholas Rapp

11 % Jet-Anteilseigner

Ein eigener Jet bedeutet maximale Freiheit beim Reisen, dazu ein schnelles Ankommen. Fast 14 000 Amerikaner fliegen im eigenen Flugzeug. In Europa sind es gerade einmal rund 2500 Jetbesitzer

#8 Paris Le Bourget– Genf Cointrin 3084 Flüge

LOS ANGELES

513 893

-2 -1 +7

Privat 40 %

Charter 51 %

9% Jet-Anteilseigner

#1 New York Teterboro– Washington Dulles 5106 Flüge

NEW YORK LONDON

#32 London Luton– Paris Le Bourget 1476 Flüge

der von Microsoft. Mit einem Privatvermögen von 90 Milliarden Dollar ist Gates nach Amazon-CEO Jef Bezos laut Forbes der zweitreichste Mensch auf Erden. 2007 verabschiedete sich Gates von Microsoft. Er konzentriert sich heute auf die Bill & Melinda Gates Foundation, mit der er etwa den Kampf gegen Tuberkulose, Malaria und Aids unterstützt. Gates’ Beispiel zeigt, dass ein Investment „priceless“ sein kann: wenn es Leben rettet. Die Chance darauf, ein anderer Mensch zu werden – auch das ist ein Wert an sich. Und die Chance auf ein zweites Leben.Neue Aufgaben. Neue Ziele.

Experten wissen

Über 100 Jahre alt, mehr als 400 Büros in aller Welt. Knight Frank ist ein Global Player im Bereich der gehobenen Immobilienberatung. Der jährlich erscheinende Wealth Report beschäftigt sich mit Reichtum und was man mit ihm macht. Der Report füllt eine Lücke. Denn generell gilt: Es gibt nur wenig Forschung, die die Welt der Superreichen wissenschaftlich untersucht.

GENF

MOSKAU #17 Nizza Côte D’azur– Moskau Vnukovo 1949 Flüge

PARIS NIZZA

Quellen: Jetnet (Jet Ownership); Wingx (Flight Activity Analysis)

as die Zukunft bringt Doch was die Superreichen auch immer mit ihrem Geld tun: Sie müssen sich nicht fürchten. Die Chancen stehen gut, dass sie ihren Reichtum mehren und ihn an die eigenen Nachkommen weitergeben können. Das gilt, wenn sie nur in das investieren, wovon sie Ahnung haben. Wenn sie keinen Überschmäh vom Erfolg bekommen. Kurzum: wenn sie wach und indig bleiben. „Ich rechne damit, dass die Zahl der Millionäre weiter steigen wird“, sagt Liam Bailey, Global Head of Research bei Knight Frank. Die Zeiten für smartes Investment bleiben günstig. Auch wenn die Krisen dieser Welt ihren Einluss ausüben – die Superreichen leben in fordernden, aber auch spannenden Zeiten. Das Leben bleibt ein Abenteuer. Und nur Abenteurer verändern die Welt.

Robb Report

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Was bleibt / Der Fahrtwind

Umgesattelt

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Robb Report


Die Luxusuhren-Manufaktur Richard Mille hat mit Formel-1-Legende Alain Prost einen sehr illustren Sport-Chronographen entwickelt, der kurioserweise nicht fĂźr den Einsatz im Cockpit konzipiert wurde, sondern fĂźr Prosts neue Leidenschaft: das Rennrad Robb Report

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Was bleibt / Der Fahrtwind

B Text und Fotos von Robert Kittel

Im Gegensatz zu vielen anderen Ex-Sportlern hat sich Alain Prost seine sportliche Disziplin erhalten.

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Robb Report

egegnungen mit Formel-1-Legenden ähnelten früher großen Inszenierungen. Mehrere Bodyguards schützten sie vor den Reportern, man musste Tage warten, um zwei Worte mit den Helden der Achtziger wechseln zu dürfen. Bei Alain Prost, der die wichtigste Rennserie der Welt immerhin viermal gewann, ist dies anders: Schon bei der Begrüßung im Fahrerlager des Circuit Paul Ricard, etwas östlich von Marseille gelegen, mischt er sich besonnen unter die Journalisten, schüttelt jedem Besucher die Hand und bittet zurückhaltend darum, mit ihm doch ein paar Runden im knallgelben Renault R.S.01 mit 550 PS auf dem Parcours zu drehen. Auf der Strecke, mit dem Fuß am Gaspedal, ist die anfängliche Bescheidenheit schnell verlogen. Prost jagt den Wagen mit obszöner Härte in die ersten Kurven. Weil er einen Helm trägt, kann man nicht sehen, ob er nun grinst oder wie früher voll konzentriert das Verhältnis zwischen Fahrwerk und Antrieb analysiert. Seine Fahrerkollegen hatten ihm zu seiner aktiven Zeit den Spitznamen der „Professor“ verliehen, Prost galt als Perfektionist und Detailfreak. Vor einer Linkskurve geht es etwas bergab, und er drückt nur leicht auf die Bremse, vom Gefühl her würde man sagen, nun, hiermit verabschieden wir uns von dieser Straße, denn wir sind 120 Sachen zu schnell für diese Kurve, aber die Logik des Laien ist nicht die gleiche wie die eines Prois, also gleiten wir einfach rüber zur nächsten Gerade, das Auto schwimmt wie ein Luftkissenboot über den Asphalt, und wir überleben auch diese Kehre. Ein paar Sekunden später kommen wir zum Stehen, und ich frage, ob diese Fahrt jetzt eine sehr schnelle gewesen sei, aber Alain Prost sagt nur: Nun ja, es habe ihm Spaß gemacht. Mit dem Sport, den er früher ausgeübt hat, habe das hier aber „nichts zu tun“. Nach der kleinen Ausfahrt stehen wir zusammen im VIP-Bereich der Boxengasse, erster Stock und Blick auf die leeren Tribünen der Zielgerade. Die Sonne sickert durch die riesigen Scheiben, man hört in der Ferne Motorengeräusche, weil Alain Prosts Sohn Nicolas ein paar weitere Gäste in einem Formel-1-Zweisitzer über den Parcours chauiert. Sogar die Schwiegertochter ist hier, sie trägt ihren kleinen Sohn durch den Saal, Prost ist an diesem Tag Star, Gastgeber, Markenbotschafter und Opa in einem. Es gibt jetzt Kafee und Kuchen, Prost nippt wie ein kleiner Schuljunge an einem Glas Wasser, neben ihm der Inhaber der Uhrenmarke Richard Mille: Richard Mille himself. Mille hatte zu diesem Event in die Provence eingeladen, natürlich nicht nur, um eine Ausfahrt mit Alain Prost zu ermöglichen, sondern auch, um eine neue Partnerschaft mit dem ehemaligen Rennfahrer vorzustellen. Sein prominenter Botschafter trägt das Schmuckstück bereits am Handgelenk: eine rote RM 70-01 Tourbillon, limitiert auf 30 Stück und 864 500 Euro teuer. Ein asymmetrisches Kunstwerk aus mehreren Tausend hochwertigsten Miniteilchen, alle von Hand in endloser Arbeitszeit zusammengeschraubt.


Alain Prost nahm zwischen 1980 und 1993 an 199 Formel-1-Rennen teil, er fuhr für die Teams von McLaren, Ferrari, Renault und Williams und gewann viermal die Weltmeisterschaft. Legendär ist seine Rivalität mit dem Brasilianer Ayrton Senna, der im Jahr 1994 tödlich verunglückte

Robb Report

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Was bleibt / Der Fahrtwind

Schon im Jahr 1992 entdeckte Alain Prost die Leidenschaft fĂźr Radrennen, seine Freunde waren damals die Tour-de-France-Legenden Bernard Hinault und Laurent Fignon oder auch Tony Rominger, mit dem er sich auch heute noch zu gemeinsamen Ausfahrten verabredet

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Robb Report


Auf der Strecke, mit dem Fuß am Gaspedal, ist die Bescheidenheit schnell verflogen. Motorsport-Enthusiast Mille (er fährt selbst regelmäßig am Le Mans Classic) nimmt Prost in den Arm und sagt, er sei mit ihm jetzt 30 Jahre befreundet, und deshalb sei es klar gewesen, dass man irgendwann einmal eine gemeinsame Uhr entwickeln würde. Richard Mille ist kein CEO in grauem Zweireiher, sondern ein Selfmade-Unternehmer aus der Bretagne mit ganzjährigem Teint, der auch zu oiziellen Anlässen gern in Jeans und blauem Longsleeve-Shirt erscheint. Seit der Vorstellung seines ersten Chronographen im Jahr 2001, der RM 001, besetzt er einen Markt, der lange Zeit ein Vakuum war. Wer eine Richard-Mille-Uhr am Arm trägt, setzt ein klares Statement in Bezug auf Perfektion und Qualität. Milles Motto: höchster Anspruch, höchste Preise. Seit der Gründung der Firma arbeitet der Franzose ausschließlich mit Persönlichkeiten zusammen, die er kennt und mag. Tennisspieler Rafael Nadal ist einer seiner prominentesten Botschafter, er trägt seine orangefarbene RM 27-02 sogar bei jedem seiner Matches am Handgelenk. Denn Mille-Uhren halten so was aus. Allerdings gibt es bei der Vorstellung der Zusammenarbeit mit Alain Prost eine skurrile Wende: Mille und

Prost unterhalten sich nicht primär über Motorsport, sondern über das Radrennfahren. Alain Prost erzählt, wie er bereits zu seiner aktiven Formel-1-Zeit an Radrennen teilnahm, zum Unmut seiner Teamchefs sogar während einer Saison. „Das fanden die nicht ganz so gut“, sagt Prost und bittet, mit ihm jetzt noch ein paar Runden auf einem Velo zu drehen. Als sich der Franzose das hautenge Rennradleibchen überzieht, bekommt man eine gute Ahnung davon, wie oft der 63-Jährige noch trainiert. Sein Körperfettanteil dürfte bei unter drei Prozent liegen. Im Gegensatz zu vielen anderen Ex-Sportlern hat sich Alain Prost seine sportliche Disziplin erhalten. Er fahre fast täglich, sagt er, und habe im Radfahren eine neue Herausforderung gefunden. „Ich brauche ein Ziel, für das ich trainiere“, sagt Prost auf den ersten Metern, die wir nun im Wind der Provence nebenher in die Pedale treten. Auch als Opa und mit genug Geld brauche er diesen Kampf. Prost ist mit seinen 1,65 Meter Körpergröße natürlich ein Leichtgewicht auf dem Rad, was ihm bei Anstiegen zugutekommt. Radfahren sei dem Motorsport sehr ähnlich, man habe auch hier die Verbindung mit einem Gefährt, das

Mit Kilometerzähler: Die Richard Mille RM 70-01 Tourbillon Alain Prost wird 30-mal gebaut und wurde in enger Abstimmung mit dem rennradbegeisterten Rennfahrer entwickelt: Auffällig ist zunächst das asymmetrische, tonneauförmige Gehäuse aus TPT-Kohlefaser, das bis 50 Meter wasserdicht ist. Bei 12 Uhr befindet sich der Kilometerzähler, der über Drücker bei 2 und 4 Uhr bedient wird und Distanzen bis 99 999 Kilometer erfasst Robb Report

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Was bleibt / Der Fahrtwind zu 100 Prozent funktionieren muss, doch der Erfolg liege auch beim Radfahren in der perfekten Kombination aller Parameter. Aufällig: Richard Milles Philosophie ist letzten Endes auch die von Alain Prost. Jedes Detail muss sitzen. Dann tritt er an einem leichten Anstieg in die Pedale und ist nach kurzer Zeit verschwunden. Einer wie Prost kann nicht langsam. Schon zu seiner aktiven Zeit fuhr er immer am Limit. Wenig später stehen wir wieder im Motorhome, und das Bild könnte nicht schöner sein. Neben uns der abgestellte gelbe Renault mit seinen breiten Schlappen und dem riesigen Auspuf und auf der anderen Seite der durchtrainierte Ex-Pilot im schwarzen Radtrikot, mit strahlendem Gesicht und dem schwarzen Rennrad zwischen den schlanken Beinen. „Wissen Sie“, sagt er, „der größte Irrglaube ist, dass die Leute im Motorsport denken: Ah, der hat ja das schnellste Auto, das ist ja klar, dass der gewinnt. Für meine Zeit kann ich sagen, es ist deutlich komplexer: Wir Fahrer hatten alle eine ganz enge Beziehung zu unserem Team, und derjenige, der am intensivsten mit

allen gearbeitet hat, der hat am Ende gewonnen.“ Es sei eine Symbiose gewesen, die Energie zwischen dem Fahrer und dem Auto samt Technikern sei entscheidend gewesen für den Erfolg des Teams. Vielleicht auch einer der Gründe, weshalb die Formel 1 zu seiner Zeit spannender war und heute an Reiz verloren hat. Im Jahr 1989 hatte sich Prost sogar innerhalb des eigenen Teams mit seinem Konkurrenten Ayrton Senna heftige Kämpfe geliefert. „Auch Reibung braucht der Sport. Die ganz großen Erfolge feiert man nie allein.“ Am Ende sei es wie beim Uhrwerk auch: eine Kombination aus vielen Details, die miteinander perfekt harmonieren müssen. Als sich die Sonne langsam in den schlanken Kiefern der Provence einnistet, verabschiedet sich auch Familie Prost geschlossen wieder Richtung Heimat in Nyon. Alain Prost nimmt noch einmal sein Enkelkind auf den Arm und zwickt ihm liebevoll in die Nase. Vielleicht trägt er da den Formel-1-Weltmeister von 2035 auf Händen? Vielleicht. Vielleicht aber auch einen Tour-de-FranceSieger. Bei den Genen weiß man es nicht. R

„Die ganz großen Erfolge feiert man nie allein.“

Auf dem Circuit Paul Ricard, der vom Pastis-Baron Paul Ricard in Le Castellet erbaut und gestiftet wurde, fand zwischen 1971 bis 1990 der Große Preis von Frankreich statt. Auch Prost gewann hier viermal 168

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EIN UNTERNEHMEN DER GANSKE VERLAGSGRUPPE

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Robb Report

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Was bleibt / Das Kleingedruckte

Sie glauben, Sie kennen sich mit Luxusautos aus? Hier eine Übersicht über das, was Topsammler als Neuwagen-Investment verstehen:

Der nächste Robb Report erscheint im November 2018. 170

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McLaren

Dreisitzer für 2,3 Millionen Euro: das bislang einzig existierende Bild aus dem Cockpit des McLaren Speedtail

Aston Martin Valkyrie. Formel-1-Aeroerodynamik für den extremsten Aston Martin. 1000 PS pro 1 Tonne Fahrzeuggewicht. 2 800 000 Euro. Alle 150 Stück vergriffen. // Bugatti Divo. Besonders rennstreckentauglich. Mehr Abtrieb, aggressive Fahrwerkseinstellwerte und Leichtbau im Innenraum. Alle 40 Stück zu 5 Millionen Euro verkauft. // Ferrari SP38 Deborah. Ein ultraexklusives One-off als Hommage an den F40. Technische Details gibt es keine, hier schweigt Ferrari. Basis: 488 GTB. Sein Preis: geschätzte 4 000 000 Euro. // Ford GT. Rennwagen für die Straße. Vollcarbon-Chassis mit 656 PS und 746 Nm. 347 km/h schnell. Erste Serie 300 Stück. Zweite Serie 700 Stück. 6500 Bewerber zu 530 000 Euro. // Italdesign Zerouno Duerta. Machbarkeitsstudie. Demonstration von Handwerkskunst, Design, Aerodynamik, Materialwissenschaft. Fünf Exemplare zu 1 900 000 Euro. Ohne Mehrwertsteuer. // McLaren Speedtail. 1000 PS, zwei Sekunden von null auf 100 km/h und über 391 km/h schnell. Als Hommage an den McLaren F1 gibt es 106 Exemplare. Alle sind verkauft zu mindestens 2 300 000 Euro. // Mercedes-AMG Project One. Hamiltons Dienstwagen für die Straße. Über 1000 PS, in unter sechs Sekunden auf 200 km/h. Dabei dreht der Formel-11,6-Liter-V6-Hybrid über 11 000 Umdrehungen. 275 Stück zu je 2 700 000 Euro. // Pagani Zonda HP Barchetta. Seltener als selten. Ein „Uno di Uno“-Sonderfahrzeug. Letzter Zonda. Drei Stück. Einer für Horacio Pagani persönlich. 15 000 000 Euro und damit teuerster Neuwagen der Welt. // Rolls-Royce Sweptail. Das erste Bespoke-Fahrzeug seit Jahrzehnten. Dem Yachtbau angelehnt, ist der Sweptail ein prachtvolles Unikat. Sein Wert ist unschätzbar, die Baukosten betrugen 13 000 000 Euro.


in einem weiten wiesental umgeben von hohen buchenwäldern liegt das

relais & châteaux hotel hohenhaus

Genießer-Höhepunkte im Hotel Schloss Hohenhaus Kaviar & Birne – Tradition & Moderne

Spätburgunder-Raritäten mit Meike Meyer-Näkel

Marcus Rüsch von „AKI – Altonaer Kaviar Import Haus“ und Jörg Zamek von „Desietra“ aus Fulda führen durch den festlichen Abend und geben spannende Einblicke in die Welt des Kaviars. Das schwarze Gold aus Fulda serviert die Mannschaft des La Vallée Verte in sechs Gängen: Störtatar, bretonischer Glattbutt, Cidre, Hummer, Avocado, Loup de Mer, Birne und nicht zuletzt Schokolade.

Meike Meyer-Näkel persönlich serviert von den legendären Ahr-Lagen Sonnenberg, Dernauer Pfarrwingert und Kräuterberg Spätburgunder rosé, Spätburgunder Blanc de Noir, Spätburgunder GG und Spätburgunder nach Portwein-Art. Im Gourmetrestaurant La Vallée Verte genießen Sie ein einzigartiges Menü in sechs Gängen, etwa geschmorte Rinderwange vom eigenen Rind, Périgord-Trüffel, gebeizter Rehrücken aus unserer Hohenhäuser Jagd sowie Loup de Mer aus der Bretagne.

Das Arrangement Gala-Abend „Beluga“ Anreise 26. Oktober 2018 – Abreise 28. Oktober 2018, am 27.10. Kaviarabend inklusive Menü mit allen Getränken, 2 Übernachtungen im DZ inkl. Frühstück, Spa & Saunanutzung, p. P. € 820,–

Das Arrangement Gala-Abend „Spätburgunder“ Anreise 23. November 2018 – Abreise 25. November 2018, am 24.11. Galaabend mit Maike Meyer-Näkel inklusive Menü mit allen Getränken, 2 Übernachtungen im DZ inkl. Frühstück, Spa & Saunanutzung, p. P. € 680,–

hohenhaus – 37293 holzhausen telefon: (0 56 54) 98 70 telefax: (0 56 54) 13 03 e-mail: info@hohenhaus.com


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