Banff-Tour Magazin 2019

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MOUNTAIN BANFF Centre

Film Festival World Tour

SURVIVING THE OUTBACK 6 Wochen allein in der Wildnis

Schutzgebühr: 5 EURO

EIS UND PALMEN Eine Alpenüberquerung mit Bike & Ski

RJ RIPPER Rajesh Magar: Eine Mountainbike-Karriere mit Hindernissen EINE PRODUKTION VON


PRIMALOFT® IST EINE EINGETRAGENE MARKE VON PRIMALOFT, INC. ©2018 PRIMALOFT, INC.

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Banff Tour 2019

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Eis und Palmen Von Deutschland nach Nizza – mit Bike und Ski über die Alpen

Titel: Valentine Fabre, Dent du Géant © Ben Tibbett / Eis und Palmen: © Max Kroneck / RJ Ripper: © RJ Ripper Film / Surviving the Outback: © Michael Atkinson / The Mirnavator: © Jenny Nichols

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RJ Ripper Ein nepalesischer Mountainbiker startet durch

Inhalt

BANFF TOUR 2019

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The Mirnavator Übergewichtig und sportlich: für Ultrarunnerin Mirna Valerio ist das kein Widerspruch

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The Beaver Believers Klein, putzig und enorm wichtig fürs Ökosystem: Aktivistin Sherri Tippie hilft den Bibern

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Far Out: Kai Jones Quiz: Was wisst ihr über das FreeskiNachwuchstalent?

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Surviving the Outback Abenteurer Michael Atkinson verbringt sechs Wochen allein in der Wildnis

Alpenvereine Erfahre mehr über die Kampagne #UNSEREALPEN und das neue SAC-Tourenportal

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Gewinnspiel Gewinne zwei Plätze in einem VAUDE-Camp deiner Wahl!

Banff, Alberta. Das kleine Städtchen in den kanadischen Rocky Mountains ist die Heimat des Banff Centre for Arts and Creativity. Hier findet seit mittlerweile über 40 Jahren alljährlich das Banff Mountain Film Festival statt. Im Laufe der Jahre hat sich das Event zu einem beliebten Treffpunkt für Fans und Filmemacher entwickelt. Mit der Banff Tour bringen wir die besten Filme des Festivals zu euch nach Europa.

Impressum Die Banff Centre Mountain Film Festival World Tour ist ein Programm des kanadischen Banff Centre und wird in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden exklusiv veranstaltet von der Moving Adventures Medien GmbH. | Redaktion: Daniela Schmitt | Art Direktion: Birthe Steinbeck | Grafik: Dirk Brechmann | V.i.S.d.P. Daniela Schmitt | © 2019 | Moving Adventures Medien GmbH, 80337 München

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Eis & Palmen

Banff Tour 2019

16 Meter Schnee: Die Episode am Furkapass Haushohe Schneewände können ziemlich bedrohlich wirken. Besonders, wenn man weiß, dass sie spätestens morgen die komplette Straße blockieren werden. Und dass dann kein Weg mehr an ihnen vorbeiführt, sondern nur noch über sie hinüber. Doch für Jochen Mesle und Max Kroneck war Umkehren keine Option.

Jochen Mesle („Der Schwabe“) ist Freeskier und Bergsteiger aus Dürbheim. 2007 zog er nach Innsbruck und tauschte seine Langlaufskier gegen Freeride-Ski. In den Bergen kombiniert er am liebsten kreatives und technisches Skifahren mit seiner Erfahrung als Alpinist.

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Banff Tour 2019

Max Kroneck („Der Bayer“) wuchs in den Bergen auf und fährt seit frühester Kindheit Ski und geht Skitouren. Er ist Bergsteiger, beherrscht aber auch die Disziplinen Slopestyle und Halfpipe, und kombiniert technisch anspruchsvolles Skifahren mit kreativem Freeriding.

D Die beiden Biker und Freerider haben innerhalb von 42 Tagen die Alpen überquert. Ihre Reise führte sie von Süddeutschland bis nach Nizza – nicht etwa auf der kürzesten Route, wie man vielleicht meinen sollte, sondern auf derjenigen, auf der sich ihre Leidenschaften für Rad- und Skifahren am besten vereinen ließen. Doch als sie am 15. Mai 2018 den Furkapass in der Schweiz erreichen, müssen sie

Eis & Palmen

ihre Art der Fortbewegung neu überdenken. Die Skier hatten sie ja eigentlich nur mitgenommen, um weit abseits der Straßen die schönsten Gipfel der Alpen abfahren zu können. Den größten Teil des Wegs wollten sie aber auf ihren Fahrrädern zurücklegen. Doch hier, ziemlich genau in der Mitte der Reise, in 2429 Metern Höhe, machen ihnen einige Altlasten aus dem letzten Winter einen dicken Strich durch die Rechnung: Der Furkapass liegt noch unter einer 16 Meter dicken Schneeschicht begraben. Knapp 50 Kilo Gepäck haben Jochen und Max dabei. Pro Person! Am Check-In-Schalter einer Airline wäre da schon längst das Wort „Übergepäck“

gefallen. Doch für Bikes gibt es offiziell keine Zuladungsbeschränkung. Da packt man eben drauf, was geht – solange man es hinterher noch bewegen kann. Und wenn das Rad erstmal fährt, ist das ja auch kein Problem. Doch was tun, wenn das Bike selbst zum

Die Route 42 Tage, 5 Länder, 1300 Kilometer und ca. 20.000 Höhenmeter: Wer eine Alpenüberquerung auf zwei Rädern mit den schönsten Skiabfahrten kombinieren möchte, wählt nicht den kürzesten Weg. DER REISEVERLAUF IM DETAIL Dürbheim 26. April 2018

München

Zürich

Mailand

Italien

Nizza 7. Juni 2018

TAG STATION 1 Dürbheim (Jochen) 2 Bad Waldsee (Jochen) Münsing (Max) 3 Reutte (AT) 4 Warth 5 St. Anton am Arlberg 6 Prutz 7 Zernez (CH) 8 Pontresina 9 - 11 Diavolezza 12 Silvaplana 13 Julierpass 14 Trin 15 Disentis/Mustér 16 - 18 Andermatt 19 - 20 Furkapass 21 - 24 Wallis 25 Sitten 26 Martigny 27 - 28 Bourg-Saint-Pierre 29 - 30 Grosser St. Bernhard 31 Aosta (IT) 32 Pont-Saint-Martin 33 - 35 Val della Torre 36 - 38 Briançon (FR) 39 Jausiers 40 Col de la Bonette 41 Isola 42 Nizza

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Eis & Palmen

Banff Tour 2019 Zwischen Whiteout und strahlendem Sonnenschein war auf Jochens und Max' Alpenüberquerung alles dabei.

„Wir haben beide unsere Hauptleidenschaften verknüpft.“ Jochen Mesle

„Sperrgepäck“ wird? Dann kann man froh sein, wenn man noch ein paar Skier dabei hat. Es hilft nichts, die Bikes und sämtliche Taschen, die an ihnen befestigt sind, müssen auf den Rücken. Denn weit und breit ist niemand in Sicht, der das Gepäck gegen einen Aufpreis bis zu seinem Zielort befördern würde. Außerdem wäre es nicht ganz im Sinne des Projekts: Jochen und Max wollen aus eigener Kraft in Nizza ankommen. Da muss man schon mal eine offizielle Straßensperre ignorieren – und die ungläubige

Blicke der wackeren Einheimischen noch dazu. Allzu viele Schaulustige gibt es ohnehin nicht. Doch wenigstens lässt der Schneefall irgendwann nach, sodass Jochen und Max – trotz „Zuladung“ – ein wenig powdern können. Am Abend sind sie völlig fertig und freuen sich, dass sie ihr Zelt zwischen zwei Schneefräsen aufschlagen können. Aber das geschützte Plätzchen hat einen Nachteil. Am nächsten Morgen werden sie äußerst unsanft aus dem Schlaf gerissen: die Räumfahr-

In Nizza warten die Palmen und das Mittelmeer: Ziel erreicht!

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Tagesmenü À LA „EIS UND PALMEN“

Woher kommt die Power für diese Ski- und Biketour der Extreme? Werfen wir doch einfach mal eine Blick auf die Speisekarte… Frühstück: 500g Müsli mit frischem Obst Zwischendrin: ca. 16 Müsliriegel Mittags: eine große Packung Nudeln mit 1½ Gläsern Pesto Zum Kaffee: 1 Bündner Nusstorte (mit Sahne!) Zwischendrin: was am Straßenrand daher kommt Abends: was Warmes und die restlichen Müsliriegel Mahlzeit!

„Schon immer wollte ich das machen. So einfach wie es nur geht, mit wenig Zeugs unterwegs zu sein!“ Max Kroneck

Seite 4, Seite 6 unten links: © Philipp Becker / Seite 6 oben links & rechts: © Max Kroneck / Seite 5, Seite 6 unten rechts: © Jochen Mesle

zeuge wollen weitermachen. Also schnell zusammenpacken und abfahren! Die Episode am Furkapass gehörte mit zu den anstrengendsten der gesamten Alpenüberquerung. Es wäre der Moment gewesen, wo sogar ein SUV kapituliert hätte. Nicht aber Jochen und Max. Was sie auch ihrer Reise noch alles erlebt haben, seht ihr im Film "Eis und Palmen".


Banff Tour 2019

Alpenvereine

#UNSEREALPEN Gemeinsame Kampagne der Alpenvereine in Deutschland, Österreich und Südtirol

Entdecke das neue SACTourenportal

Sie sind Spielplatz, Kraftspender, Urlaubsziel und gefährdetes Paradies zugleich: Die Alpen beherbergen eine einzigartige Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten. Sie sind die Lebensgrundlage und der Lebensraum vieler Menschen. Sie bieten eine einmalige Landschaft. Aber: Die Alpen sind bedroht. Vom Tourismus. Vom Verkehr. Und von den vielen weiteren Erwartungen und Konsequenzen der globalisierten Welt. Schon jetzt haben unsere Alpen viele Wunden davongetragen und aktuelle Fehlentwicklungen lassen weitere Schäden befürchten. Trotzdem sind wir fest davon überzeugt:

Der Schweizer Alpen-Club SAC digitalisiert die Routenbeschreibungen aus seinen beliebten Tourenführern. Auf dem neuen SAC-Tourenportal findest du die passende Tour für dein ganz persönliches Bergerlebnis. Du erhältst detaillierte Beschriebe und sicherheitsrelevante Informationen von SACExperten. Nutze zudem die Möglichkeit, deine Übernachtung in einer SACHütte online zu reservieren. Plane jetzt deine nächste Tour und lass den Alltag unter dir.

Die Alpen sind schön. Noch. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen. Wir alle sind gefragt, wenn es um die Bewahrung der Alpen geht. Aus diesem Grund haben die Alpenvereine kurz vor dem Internationalen Tag der

Berge 2018 die gemeinsame Kampagne "Unsere Alpen" gestartet. DAV, ÖAV und AVS möchten damit in einer breiten Öffentlichkeit deutlich machen, wie einzigartig, vielfältig und wertvoll die Alpen sind – und aufzeigen, dass dieser Natur- und Kulturraum massiv bedroht ist. Wir freuen uns, wenn ihr uns bei den nächsten Aktionen unterstützt!

Alle Informationen zur Kampagne findet ihr auf www.unsere-alpen.org und unter dem Hashtag #UNSEREALPEN

Zum SAC-Tourenportal www.sac-cas.ch/de/huettenund-touren/tourenportal/

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G R E AT

WALKS Die sechs spektakulärsten Weitwanderwege Tirols! Was sie auszeichnet? Die klare Luft, der weite Blick über die Tiroler Berge und die Möglichkeit für eine Weile aus dem Alltag auszusteigen. Die anspruchsvollen Wege verlaufen meist in großer Höhe und sind die beste Garantie für unvergessliche Abenteuer in alpiner Berglandschaft und ein Hochgefühl.

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ADLERWEG

Er ist der König aller Weitwanderwege in Tirol: der rund 420 Kilometer lange Adlerweg. Wer dessen Route komplett läuft, der zeichnet mit seinen Schritten die Silhouette eines fliegenden Adlers in die Hochgebirgswelt zwischen St. Johann in den Kitzbüheler Alpen und St. Christoph am Arlberg sowie zwischen Ströden und der Stüdlhütte am Großglockner in Osttirol. Die Form des Königs der Lüfte also und des Wappentiers Tirol. Die zwei Routenverläufe in Nord- und Osttirol ergeben zusammen 33 Tagesetappen mit insgesamt 31.000 Höhenmetern im Aufstieg. Es ist eine Unternehmung, für die es Zeit braucht, die allerdings zu den spektakulärsten Bergregionen Tirols führt.

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BERLINER HÖHENWEG

Der schwierige Berliner Höhenweg führt ausgehend von Finkenberg und der Gamshütte durch das Herz der Zillertaler Alpen: Herrliche Ausblicke in die vergletscherte Gebirgswelt erwarten die Wanderer ebenso wie wunderbare Einblicke in die Naturschönheiten dieser hochalpinen Landschaft. Ganz besonders freuen sich viele auf den buchstäblichen Glanzpunkt dieser Tour: die Berliner Hütte. Sie ist die größte Alpenvereinshütte in Tirol und die erste, die unter Denkmalschutz gestellt wurde. Das hat sie vor allem ihrer außergewöhnlich prachtvollen Inneneinrichtung zu verdanken, den holzgetäfelten Wänden, dem fünf Meter hohen Speisesaal und den Kronleuchtern. Eine echte Perle mitten im Hochgebirge.


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INNTALER HÖHENWEG

Selbstversorger? Das ist im Hochgebirge immer gut, aber auf diesem beeindruckenden Höhenweg zwischen Innsbruck-Igls und Schwaz nicht notwendig. Denn der „Inntaler“, der sich entlang der 2.000erMarke aussichtsreich über dem Inntal durch die Tuxer Alpen schlängelt, gilt mit Recht bei wanderbegeisterten Feinschmeckern als lohnende Genusstour. Alle Hütten offerieren ausgezeichnete, regionaltypische Kost. Diese gibt Kraft und Ausdauer für die sechs meist mittelschwierigen Tagesetappen zwischen Patscherkofel und Kellerjoch, auf denen es insgesamt rund 4.000 Höhenmeter bergauf und knapp 5.400 Höhenmeter bergab zu bewältigen gilt.

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KARNISCHER HÖHENWEG

Der Karnische Höhenweg folgt im österreichisch-italienischen Grenzgebiet dem Karnischen Hauptkamm mit einer Gesamtlänge von 168 Kilometern. Die bis zu elf Tage dauernde Gratwanderung ist aufgrund ihrer außergewöhnlichen Ausblicke vor allem in die Dolomiten bei Alpinisten sehr beliebt. Die mitunter anspruchsvolle Strecke beginnt in Sillian im Hochpustertal, ist in elf teilweise sehr langen Tagesetappen zu bewältigen und endet in Unterhörl in Kärnten.

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LECHTALER HÖHENWEG

Ein Bergweg der Superlative, was landschaftliche Schönheit und bergsteigerische Anforderungen betrifft: Auf einer Länge von – je nach Routenvariante – mindestens 85 Kilometern und einer Seehöhe zwischen 2.000 und 2.500 Metern folgt der Lechtaler Höhenweg dem Hauptkamm der Lechtaler Alpen. Unterteilt ist er inklusive Varianten in 18 Etappen, die von geübten Bergsteigern in 10 bis 19 Tagen bewältigt werden können. Auf der kürzesten Route überwinden sie dabei fast 7.000 Höhenmeter auf meist schwierigen Steigen.

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STUBAIER HÖHENWEG

Über 5.000 Höhenmeter, knapp 80 Kilometer Strecke, 8 Hütten – und das alles rund um ein einziges Tal: Der Stubaier Höhenweg ist einer der schönsten, aber auch anspruchsvollsten Höhenwanderwege der Ostalpen, der auf sieben Etappen durch die Stubaier Alpen führt. Als unbestrittene Hauptattraktion gelten die vielen Gletscherblicke auf den Etappen zwischen Dresdner und Bremer Hütte. „Great Walks“, die Elite der Tiroler Weitwanderwege, die beste Wahl für ambitionierte Alpinisten. Mehr unter: www.tirol.at/greatwalks


Bergwelt Tirol

Banff Tour 2019

Bergwelt Tirol Miteinander erleben leistungsfähige Stirnlampen erlauben es, die abendlichen Laufrunden in den bereits finstern Wald auszudehnen. Kaum jemand denkt daran, dass er bei seinem geliebten Sport andere stören könnte. Es ist tatsächlich so, dass der einzelne keine relevanten Schäden an der Natur anrichtet und auch kaum jemand beeinträchtigt. Probleme und Konflikte entstehen aber überall dort, wo der Freizeitmensch in Massen auftritt. Mountainbiker auf Wanderwegen, Skitourengeher, die das Wild aus ihren Ruhegebieten herausjagen, oder Sportkletterer, die

Wiesen der Bauern niedertrampeln. Um gerade solche Konflikte zu vermeiden und ein rücksichtsvolles Miteinander in der Natur sicherzustellen wurde das Programm Bergwelt Tirol – Miteinander erleben gestartet. Ziel dieses Programmes ist es, dass trotz zunehmender Inanspruchnahme der Natur keine Konflikte zwischen den unterschiedlichen Naturnutzern entstehen und bestehende Auseinandersetzungen gemeinsam gelöst werden. Die Konfliktregelung und Lenkung soll in erster Linie durch bedarfsgerechte Angebote und Bewusstseins-

bildung erreicht werden und auf Strafen sowie Verbote möglichst verzichtet werden. Ideal wäre es, wenn die Regeln in der jeweiligen Nutzergruppe (Mountainbiker, Skitourengeher, Freerider) verstanden und akzeptiert werden. Aus diesem Grund arbeitet an dieser Initiative auch eine breite Palette an Personen und Institutionen mit, die die unterschiedlichen Anspruchsgruppen repräsentieren (z.B.: Alpine Vereine, Jägerverband, Landwirtschaftskammer, Wirtschaftskammer, themenabhängige Vertreter der Natursportarten, Tirolwerbung, Tourismusverbände usw.).

www.bergwelt-miteinander.at 10

© Bergwelt Tirol

Die tollen Sportmöglichkeiten in der Natur hinter der Haustür zu haben – das macht unser Land Tirol zu einem besonders lebenswerten Ort. Im Sommer Wandern, Laufen, Mountainbiken, Klettern und im Winter Skitouren gehen und Freeriden ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem ungemein vielfältigen Sportangebot in freier Natur. Dieses Angebot entwickelt sich ständig weiter. Vollgefederte Mountainbikes machen es möglich auch steile und enge Wanderwege zu befahren, breite Freerideski eröffnen auch dem Durchschnittsskifahrer Abfahrten im Gelände fernab der planierten Pistenautobahnen und


Banff Tour 2019

RJ Ripper

Die Zukunft hat zwei Räder: Mountainbiker RJ Ripper Rajesh Magar ist ein Mann mit vielen Talenten. Sein Weg in die Welt des professionellen Mountainbikens war von Hindernissen geprägt, die uns geradezu absurd erscheinen. Oft heißt es: Not macht erfinderisch. Rajesh hat dieses Sprichwort nur allzu wörtlich genommen.

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Der 21-jährige Nepalese hat sein Hobby zum Beruf gemacht – und das war für ihn alles andere als selbstverständlich. Heute arbeitet er als professioneller Mountainbike-Guide und hat gute Chancen auf eine internationale Karriere im MTB-Racing. Dabei war er, was das Biken betrifft, ein Spätzünder. Unfreiwillig, wie man betonen muss. Radfahren lernte er erst mit 10 oder 11 Jahren,

genauer kann es sich nicht daran erinnern. Die Armut, in der seine Familie jahrelang lebte, ist dafür umso präsenter. Mit dem Geld, das sein Vater als Bauarbeiter und seine Mutter als Zimmermädchen nach Hause brachten, konnte man höchstens einen Monat in die Zukunft planen. Um ihrem Sohn das Fahrrad zu kaufen, das er sich so sehnlichst wünschte, dafür reichte der Lohn einfach nicht aus.

Rajesh Magar Als professioneller MountainbikeGuide zeigt Rajesh Magar seinen internationalen Gästen gerne die besten Trails in Nepal.

„Das Mountainbiken ist ein Teil meiner Seele.“ Rajesh Magar

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RJ Ripper

Neue Wege: Erst basteln, dann biken Doch dieser Rückschlag war für ihn kein Grund, den Sport an den Nagel zu hängen. Da er kein Geld für ein neues, gebrauchtes Rad hatte, beschloss er, sich seinen fahrbaren Untersatz selber zu bauen. Rajesh wurde zum Designer, Ingenieur und

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Bastler in einer Person. Darin hatte er zwar keine Erfahrung, aber die Vorstellung, vielleicht bald wieder Rad fahren zu können, trieb ihn zu Höchstleistungen an. Es sammelte die Einzelteile auf dem Schrottplatz und bat einen Nachbarn darum, sie ihm nach seinem selbstgezeichneten Plan zusammenzuschweißen. Das Ergebnis dieser Bemühungen war ein abenteuerliches Gefährt. Vermutlich alles andere als verkehrssicher, aber auffällig genug, um die Blicke seines späteren Förderers Mandil Pradhan auf sich zu lenken.

NEPAL ist das zweitärmste Land Asiens. Obwohl der Bergtourismus seit vielen Jahren ein wichtiger Wirtschaftszweig ist und Arbeitsplätze geschaffen hat, leben hier weit mehr Menschen von der Landwirtschaft, die in Nepal größtenteils noch schwere Handarbeit ist. Das Land leidet noch immer an den Folgen des zehnjährigen Bürgerkriegs (1996 bis 2006) und wurde von den schweren Erdbeben im Jahr 2015 erneut vor große Herausforderungen gestellt. Ein Viertel der Bevölkerung lebt unterhalb der nationalen Armutsgrenze.

Sinn zu begreifen – für Rajesh – „RJ Ripper” – Magar hat es sich gelohnt. Und für die weitere Karriere drücken wir ihm die Daumen.

Eine glückliche Fügung? Vielleicht. Fest steht jedoch, dass Rajesh ohne sein Talent nur eine Kuriosität auf zwei Rädern gewesen wäre. Und dass er es ohne sein Durchhaltevermögen und Erfindungsreichtum gar nicht erst so weit gebracht hätte. Wie so oft im Leben, hatte wohl auch in diesem Fall alles einen tieferen Sinn gehabt. Auch wenn es manchmal ein paar Jahre dauert, um diesen

RJ's aktuelles Bike ist ein absolutes HighEnd Produkt – und meilenweit von seinem ersten fahrbaren Untersatz entfernt.

Alle Bilder: © RJ Ripper Film

Selbst ist der Mann! Rajesh wurde gezwungenermaßen schnell erwachsen. Er erkannte, dass er nie ein Bike besitzen würde, wenn er die Sache nicht selber in die Hand nähme. Wenn er Rad fahren wollte, musste er anfangen, neben der Schule Geld zu verdienen. Ganze 25 Dollar brauchte er, um einem Schulfreund dessen gebrauchtes Rad abkaufen zu können. Es war alt und klapprig, aber es war sein ganzer Stolz. Doch den Eltern war sein Hobby ein Dorn im Auge. Sie hätten es lieber gesehen, wenn Rajesh sich mehr auf die Schule konzentriert hätte, anstatt mit seinem Rad die engen und steilen Gassen Kathmandus unsicher zu machen. Als die Mutter eines Tages Rajeshs heißgeliebtes Rad für 90 Cent an einen Metallsammler verkaufte, dürfte für ihn eine Welt zusammengebrochen sein.

Banff Tour 2019


Banff Tour 2019

Far Out: Kai Jones

Kai Jones – 4 Fakten: Wahr oder gelogen? Wie gut könnt ihr das Nachwuchstalent einschätzen? Testet eure Menschenkenntnis. Keine Angst, Noten gibt es nicht – dafür aber die Lösungen am Ende der Seite!

1.

Das Naturtalent. Keine Frage, es liegt in der Familie. Kais Vater, Todd Jones, dreht seit 1995 sehr erfolgreich Skifilme mit seiner Produktionsfirma Teton Gravity Research (TGR). Und dann wäre da noch der berühmte Onkel: Jeremy Jones. Der ist zwar Profisnowboarder der ersten Stunde, aber darüber wollen wir hier einmal großzügig hinwegsehen. RICHTIG FALSCH

2.

Der Frühstarter. Kai Jones ist der jüngste Skifahrer, der jemals in einem TGR-Film einen Auftritt hatte. Er bekam seine ersten Skier mit 18 Monaten und nimmt an Junior Big-Mountain Wettbewerben teil seit er 9 Jahre alt ist. Und weil seinem Vater Sicherheit über alles geht, hat Kai seinen ersten Lawinenkurs auch schon längst absolviert.

Der Filmstar. Für Todd Jones war es von Anfang an klar, dass er einen Skifilm mit seinem Sohn drehen wollte, sobald er alt genug dafür wäre und begann schon früh, das Fundament für dessen Karriere zu legen. Kai durfte also genau das tun, wovon alle skibegeisterten kleinen Jungs träumen: seine Posterhelden von der Kinderzimmerwand treffen und kennen lernen. Und ehe er sich’s versah, war der Funke auch schon übergesprungen…

ist noch nicht einmal ein Teenager und gehört schon jetzt zu den vielversprechendsten Nachwuchstalenten der USA. Im letzten Winter gewann er den Gesamttitel bei der International Freeskier's Association Big-Mountain Competition in der Kategorie der unter 12-Jährigen.

RICHTIG FALSCH

4.

Der Einserschüler. Obwohl er im letzten Winter ganze 27 Tage in der Schule gefehlt hat – natürlich weil er Skifahren musste! – trägt der Zwölfjährige ausschließlich gute Noten nach Hause und engagiert sich bei der Schülermitverwaltung. Aber auch ohne Schnee kommt das Sport-Ass nicht zur Ruhe. Denn dann spielt er Fußball oder geht klettern. RICHTIG FALSCH

Lösung: Punkt 1, 2, und 4 entsprechend der Wahrheit. Doch bei Punkt 3 ist die Fantasie ein bisschen mit uns durchgegangen. Obwohl Kai seit seiner frühsten Kindheit Skifilm-Luft schnuppern durfte, war sein Segment im TGR-Film „Far Out“ nie wirklich geplant. Todd Jones hatte Kai im letzten Winter zwar mit seiner Gopro gefilmt, doch er war am Ende selbst darüber erstaunt, wie gut sich sein Sohn vor der Kamera machte. Es folgten einige Aufnahmen mit der großen Kamera. Auch die überzeugten. Damit war Kais Leinwanddebüt in „Far Out“ eine beschlossene Sache.

Alle Bilder: © Alegre Jackson

RICHTIG FALSCH

3.

Kai Jones

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Surviving the Outback

Banff Tour 2019

Allein unter Krokodilen: „Outback Mike“ Der Survival-Experte Michael Atkinson verbrachte sechs Wochen allein im australischen Outback. Seine Expedition führte ihn in die abgelegene KimberleyRegion, wo er über 450km zurücklegte, um wieder in die Zivilisation zu gelangen. Hier findet ihr Infos zu den wichtigsten 5 Elementen seiner Expedition:

1.

Der Ort Die Kimberley-Region im Nordwesten Australiens ist ein nahezu unberührtes Stück Natur, das Mike nur mit der offiziellen Erlaubnis der dort lebenden Balanggarra-Aborigines erkunden durfte. Doch diese Wildnis ist in Gefahr. Für die Bergbau-Industrie Australiens besteht ihr wahrer Reichtum hauptsächlich aus den dortigen Bodenschätzen: Öl, Eisen, Gold und Diamanten. Sieben Minen gibt es bereits und sorgen in der strukturschwachen Region für Arbeitsplätze. Die große Herausforderung für die

Zukunft wird darin bestehen, die verschiedenen Interessen von Einwohnern, Naturschützern und Bergbau-Firmen miteinander zu vereinen. Touristisch ist das Gebiet kaum erschlossen. Mike würde sich wünschen, dass es so bleibt.

2.

Die Vorlage Mike hat sich auf die Spuren der deutschen Flugpioniere Hans Bertram und Adolf Klausmann begeben, die 1932 mit ihrem Wasserflugzeug, einer Junkers W 33, in der nach ihnen benannten Seaplane Bay gestrandet waren. Er verwendete zwar das gleiche Equipment wie sie, doch er betont: „Mir ging es nicht darum, die Geschichte aus den 30er Jahren nachzuspielen. Ich wollte meine eigenen Lösungen für sämtliche Probleme finden. Nur eben mit dem historischen Material.“

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3.

Das Risiko Sich als Jäger und Sammler durchs Outback zu bewegen, ist für Mike immer wieder eine Herausforderung. Er weiß zwar, wie man Feuer macht, Trinkwasser findet und welche Pflanzen essbar sind – und trotzdem ist die Angst sein ständiger Begleiter: „Wenn ich mich zu sicher fühlen würde, wäre das Abenteuer erst richtig gefährlich“, sagt er. Deshalb meidet er Risiken – nach Möglichkeit. Doch die Risiko-Schwelle liegt bei ihm wohl niedriger als bei den meisten Menschen. Wer von uns würde schon in einem Süßwasser-Tümpel baden wollen, an dem es von Krokodilspuren nur so wimmelt. Mike sagt: „Das ist schon ok, solange kein Krokodil in Sichtweite ist.“


Banff Tour 2019

Surviving the Outback

„Outback Mike“ Michael Atkinson ist 42 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Er war 18 Jahre lang Pilot bei Australian Defense Force. Seine Expeditionen führten ihn bereits in die Antarktis, nach Island (im Winter) und Saudi-Arabien (im Sommer). „Surviving the Outback“ ist sein erster Film. Er wurde nicht von einer Filmcrew begleitet.

Katamaran-Trip 2 (mit Segel) Survival-Phase Seaplane Bay Buschtrekking Survival-Phase Pago Mission

Kalumburu Township Ziel

Australien Kimberley

4.

Der Katamaran Nachdem die beiden Flugpioniere zwei erfolglose Versuche unternommen hatten, über den Landweg die Zivilisation zu

erreichen, bauten sie sich ein improvisiertes Kajak aus einem Schwimmer ihres Flugzeugs und paddelten Richtung Westen. Mike wollte auch diesen Teil der Reise rekonstruieren, hielt es aber für praktischer, anstatt

DIE REGION Die KimberleyRegion liegt im australischen Bundestaat Westaustralien und ist fast so groß wie Österreich und Deutschland zusammen. Hier leben etwa 38.000 Menschen, von denen die Hälfte Aborigines sind. Archäologischen Ausgrabung zufolge gehört die Region zu den Teilen des Kontinents, die vor ca. 40.000 Jahren zuerst besiedelt wurden.

„Ich denke die ganze Zeit nur ans Essen!“

Katamaran-Trip 1 (mit Außenbordmotor)

Wyndham Start

Den Motor ließ er in der Bucht zurück und segelte ein Stück an der Küste entlang Richtung Westen. Nach etwa 50km (Luftlinie) verankert er den Katamaran und setzte die Reise zu Fuß fort.

Mike Atkinson

eines Kajaks einen wesentlich stabileren Katamaran aus alten Fässern zu bauen. Mit Hilfe eines Außenbordmotors gelangte er dann von Wyndham zum Startpunkt seiner der Expedition: Seaplane Bay.

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Surviving the Outback

Die Helfer Mike konnte das Abenteuer der deutschen Flugpioniere zwar in großen Teilen nachvollziehen, doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Er hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, die Sache nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Er fand eine

Lösung für jedes Problem und war nicht darauf angewiesen, gerettet zu werden. Adolf Klausmann und Hans Bertram (der seine Erlebnisse später als Buch mit dem Titel „Flug in die Hölle“ veröffentlichte) verfügten nicht annähernd über so viel Survival-Wissen und

ALLEIN IM OUTBACK „Vieles, was über das Thema Survival geschrieben wird, ist absoluter Quatsch“, sagt Outback Mike. Er schätzt daran vor allem, dass er sich dabei auf das Wesentliche konzentrieren kann. Denn was im Alltag oft als „Katastrophe“ bezeichnet wird, ist in Wahrheit gar kein Problem. Das wird ihm immer wieder klar, wenn er allein unterwegs ist.

allerdings verbindet, ist die Tatsache, dass sie den Aborigines zu Dank verpflichtet sind: Mike, weil er die meisten seiner Survival-Kenntnisse von ihnen gelernt hat. Bertram und Klausmann, weil sie von ihnen gerettet wurden.

© alle Bilder: Michael Atkinson

5.

Banff Tour 2019

standen echte Todesängste aus. Klausmann trug große psychische Schäden davon, von denen er sich nie wieder erholte. Was die historischen und den modernen Abenteurer

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Banff Tour 2019

Wichtiger als man denkt: Die Macht der Biber Biber sind nicht nur nett und putzig. Die Tiere haben mehr Power als man ihnen auf den ersten Blick zutraut. Sie können ganze Ökosysteme regulieren – wenn man sie nur lässt.

W Wir leben in harten Zeiten. Nicht einmal mehr Biber bekommen ein Mininum an Privatsphäre zugestanden. Wen wundert es da, dass der größte bekannte Biberdamm der Welt ausgerechnet mit Hilfe von Google Earth aufgespürt wurde. Zugegeben, es war nicht das, wonach der Wissenschaftler Jean Thie eigentlich suchte, als er 2007 den Norden Albertas (Kanada) „von oben“ betrachtete. Doch das 850 Meter lange

The Beaver Believers

Bauwerk war nicht zu übersehen. Durch den Vergleich von alten und neuen Satellitenaufnahmen stellte sich heraus, dass mehrere Bibergenerationen schon seit 25 Jahren an diesem Damm gearbeitet haben müssen. Und nicht einmal die Wildhüter im Wood Buffalo National Park hatten etwas davon bemerkt. Selten können Biber so unbemerkt ihren Lebensraum gestalten. Ihre Aktivitäten fallen auf: Sie fällen Bäume, sie graben Gräben, sie bauen Dämme und legen künstliche Tümpel an. Weil ihre Lebensweise mit den Interessen von Land-, Forstund/oder Wasserwirtschaft kollidiert, werden die Tiere häufig zum Problem. Zum Beispiel, wenn sie wertvolle

„Wenn ich den Bibern helfe, kümmere ich mich gleichzeitig um das ganze Ökosystem, in dem sie leben.“ Sherri Tippie

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The Beaver Believers

Banff Tour 2019

Sherri Tippie

Bäume annagen und fällen. In solchen Fällen vermittelt dann in Deutschland zum Beispiel ein Biberberater. Und das lohnt sich. Im 19. Jahrhundert waren die Tiere noch europaweit vom Aussterben bedroht, mittlerweile stehen sie unter Artenschutz. Doch was ebenso wichtig ist: sie gehören zu den sogenannten Schlüsselarten. Das sind Tiere, die in ihrem Ökosystem eine ganz besondere Stellung einnehmen – und wenn sie fehlen, hat das negative Auswirkungen auf die gesamte Tier- und Pflanzenwelt in diesem Gebiet. Die Idee, dass einige Tierarten einen größeren Einfluss haben könnten als andere, wurde erstmal 1963 von dem amerikanischen Ökologen Bob Paine untersucht. Allerdings arbeitete er nicht mit Bibern, sondern mit Seesternen. Sein Experiment bestand darin, konsequent sämtliche Seesterne aus der Makah Bay im Bundesstaat Washington zu entfernen und zu beobachten, wie sich das Fehlen dieser Tierart bemerkbar machen würde. Das Ergebnis war verblüffend. Nach vier Jahren war das komplette Ökosystem aus den Fugen

ist eigentlich Frisörin und setzt sich ehrenamtlich für die Biber ein. Sie ist das komplette Gegenteil davon, was man sich unter einer Umwelt- und Tierschutzaktivistin vorstellt. Und das perfekte Beispiel dafür, dass wirklich jeder etwas für den Umweltschutz tun kann – wenn er nur möchte.

geraten. Die gesamte Bucht wurde von einer MiesmuschelKolonie beherrscht und die meisten anderen Tierarten waren verdrängt worden. Mit seiner Theorie der Schlüsselarten legte Bob Paine den Grundstein für einen neuen Forschungszweig in der Biologie. In den darauffolgenden Jahren begann man, auf allen Kontinenten nach weiteren Schüsselarten zu suchen; und man entdeckte immer mehr davon. Meistens handelt es sich dabei um das Tier, das an der Spitze der Nahrungskette steht. Aber nicht immer: Als reiner Pflanzenfresser gehört auch der Biber zu den Ausnahmen. Während er sich in unseren Breiten eher vor wildernden Hunden und Autos in Acht

„Die Biber sind ein Geschenk für uns.“ Sherri Tippie

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nehmen muss, gehören Wölfe und Bären in Kanada und den USA nach wie vor zu seinen natürlichen Feinden. Weil die meistens einen größeren Bogen um Städte und Dörfer machen, halten sich Biber gerade dort gerne auf. Die Zivilisation bietet ihnen einen Schutz, den sie in der Wildnis nicht haben. Aber dort, wo Menschen wohnen, sind Biber nicht immer willkommen. In solchen Fällen kommt dann Sherri Tippie zum Zug, die die Tiere seit 28 Jahren in ihr Herz geschlossen hat. Sie konnte es nicht ertragen, dass man „Problem-Biber“ einfach umbringen wollte und suchte nach Alternativen. Sherri fand heraus, dass man die Tiere sehr wohl auch lebend fangen und dann umsiedeln konnte. Und dass es Communitys gab, die sehr froh darüber wären, eine Biberfamilie in ihrem Wald zu haben, um das dortige Ökosystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Denn Biber schaffen als Landschaftsarchitekten wertvolle Feuchtbiotope, die auch für viele andere Arten einen Lebensraum bieten. Sie verbessern die Wasserqualität und verhindern Erdrutsche. Sherri Tippie geht also einem wichtigen Hobby nach. In unserem Film „The Beaver Believers” lernt ihr die ungewöhnliche Aktivistin besser kennen.

Schlüsselarten

Schlüsselarten sind Tiere, die in ihrem Ökosystem eine besonders wichtige Funktion haben.

Der Begriff „keystone species“ wurde von dem Ökologen Bob Paine eingeführt.

Ähnlich wie das Herausnehmen des Schlüsselsteins („key stone“) einen Rundbogen…

… zum Einsturz bringen würde, gerät ein Ökosystem ohne Schlüsselarten aus dem Gleichgewicht. Die Beschaffenheit des Lebensraums verändert sich und die Artenvielfalt wird reduziert.

WAS TUN BIBER? Das Leben von 85% aller Wildtiere hängt von Lebensräumen ab, die von Bibern geschaffen wurden. Ihre Aktivitäten verhindern Bodenerosion und bewirken gleichzeitig das Ansteigen des Grundwasserspiegels. Biber verbessern die Wasserqualität und sichern die Artenvielfalt.

© alle Bilder: Sarah Koenigsberg

Sherrie Tippie knuddelt am liebsten mit Bibern. Man muss die Gelegenheit nutzen – denn wann sind die putzigen Tiere schon einmal trocken?


VAUDE Klettersteig Camp powered by

VAUDE ECO PRODUCT

Ort: St. Johann in Tirol, Kitzbüheler Alpen Datum: 14. Juni – 16. Juni 2019 Veranstaltungszentrum: Hotel-Gasthof zur schönen Aussicht ***Superior (www.schoene-aussicht.com) weitere Infos: www.vaude.com

Gewinne zwei Plätze in einem VAUDE Camp Deiner Wahl! Und so funktioniert‘s: Fülle einfach das Gewinnformular auf der Rückseite Deines BANFF-Tickets aus und gebe die Karte in der Pause im Foyer ab oder besuche unsere Website unter www.banff-tour.de/gewinnspiel. Pro Camp wir noch ein VAUDE Bergsport- oder E-Bike-Rucksack dazu verlost.

VAUDE Bike / E-Bike Camp powered by Beim VAUDE Bike und E-Bike Camp powered by GHOST wird Fahrtechnik unter dem Motto „Mehr Sicherheit beim Biken“ für Anfänger und Fortgeschrittene vermittelt. Außerdem gibt es Infos zu Ausrüstung, Touren und Orientierung in den Bergen. Betreut wirst Du von zertifizierten VAUDE Bike Guides, Bikeprofis und Sponsoringpartnern. Erstmals steht ein ganz spezifisches E-Bike Programm unter der Leitung von Stefan Schlie zur Auswahl. Ort: Kirchberg in den Kitzbüheler Alpen (www.kitzbueheler-alpen.com) Datum: 30. Mai – 02. Juni 2019 Veranstaltungszentrum: Hotel Klausen**** (www.klausen.at) weitere Infos: www.vaude.com

VAUDE ECO PRODUCT

Foto: Maximilian Draeger

Foto: Moritz Attenberger

Das VAUDE Klettersteigcamp powered by Edelrid findet dieses Jahr in St. Johann in Tirol statt. Im direkten Umfeld der Kitzbüheler Alpen lernst Du in verschiedenen Bausteinen die Grundlagen des Klettersteiggehens oder verfeinerst Deine Klettertechnik. Betreut wirst Du von staatlich geprüften Bergführern, dem DAV Lehrteam und der Bergwelt Oberstaufen. Abgerundet wird die Veranstaltung durch ein informatives und buntes Rahmenprogramm, lass Dich überraschen.


The Mirnavator

Banff Tour 2019

Sportlich trotz Ubergewicht: ein Paradox?

Mirna Valerio läuft leidenschaftlich gerne Ultramarathons, obwohl sie auf den ersten Blick nicht so aussieht. Dass „Leute wie sie“ gar nicht auf den Trail gehören und dass „echte Läufer“ nicht übergewichtig sein können, muss sie sich fast bei jedem Rennen anhören. Die Frage ist: Wer hat hier eigentlich ein Problem? Und wie können wir es lösen?

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Es gibt viele Dinge, die dir die Freude am Sport vermiesen können. Manchmal ist es eine Verletzung – weil sie dich zu einem längeren Sofa-Aufenthalt verdammt. Oder dein innerer Schweinehund, der so laut jault, dass es einfach unüberhörbar ist. Doch was noch viel schlimmer ist: Wenn du dich selbst eigentlich pudelwohl fühlst und gerade dabei bist, zur Höchstform aufzulaufen – und andere

INSTAGRAM Mirna Valerio dokumentiert ihre Aktivitäten auf ihrem Blog „Fat Girl Running“. Auf Instagram findet ihr sie unter @themirnavator.

Leute dir einreden wollen, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt. Mirna Valerio weiß, wie sich das anfühlt. Sie liebt das Laufen und absolviert jährlich eine ganze Reihe von Ultramarathons. Ihr Problem ist, dass es Leute gibt, die ein Problem damit haben, dass sie bei diesen

Rennen mitläuft. Leute, die sich fragen, was eine Übergewichtige überhaupt auf einem professionellen Lauf-Event verloren hat. Und öffentlich daran zweifeln, ob sie sich wirklich als Läuferin bezeichnen darf. Die Kritik ist absurd. Denn die Standard-Empfehlung an übergewichtige Menschen lautet: gesunde Ernährung – mehr Bewegung! Wer noch nie in seinem Leben Sport gemacht hat, für den ist gerade Letzteres eine große Herausforderung. Nicht nur, weil er untrainiert ist, sondern weil die Scheu zuweilen sehr groß sein kann, sich mit seinem Körper beim Sport zu zeigen.

„Ich fühle mich wohl in meinem Körper.“ Mirna Valerio


Banff Tour 2019

The Mirnavator

„Wir sind so viel mehr als nur unsere Körper.“ Mirna Valerio

40 Jahren waren zum Beispiel viele Menschen noch nicht bereit, sich im Auto anzuschnallen. Denn das taten die Schauspieler im Kino und im Fernsehen damals für gewöhnlich auch nicht. Doch als man in den 80er Jahren begann, das Anschnallen als Sicherheitsaspekt in Filmen und Serien zu integrieren, stellte man fest, dass ein großer Teil der Zuschauer ebenfalls dazu überging, sich beim Fahren anzu-

Mirna Valerio

Alle Bilder: © Jenny Nichols

Dieser Logik zufolge dürften Läufer und Läuferinnen wie Mirna gar nicht kritisiert werden. Sie tun doch genau das, was ihnen von allen Seiten empfohlen wird! (Und zur Verteidigung aller, die es etwas langsamer angehen lassen wollen, soll hiermit gesagt sein: Es gibt viele Alternativen zum Ultrarunning.) Allein die Tatsache, dass die Kritik trotzdem geäußert wird, zeigt wie widersprüchlich

unsere Gesellschaft mit diesem Thema umgeht. Die OutdoorIndustrie ist ein Teil dieses Problems. Es gibt kaum eine Anzeige, die nicht mit jungen, dynamischen und vor allem schlanken Menschen wirbt. Dass viele Bekleidungstücke gar nicht in Übergröße erhältlich sind, ist ein viel geringeres Problem. Bislang sind Filme wie „The Mirnavator“ in der Welt der Outdoor-Dokus dünn gesät, aber sie sind ein erster Schritt in die richtige Richtung. Denn dadurch werden endlich auch Menschen sichtbar, die nicht der klassischen Definition von „fit“ entsprechen. Nur so können sie zu Vorbildern werden und im besten Falle auch anderen die Scheu nehmen, sportlich aktiv zu werden – ganz egal ob sie übergewichtig sind oder ob ihnen eine Hand oder ein Bein fehlt. Der Einfluss der Medien bei diesem Prozess sollte nicht unterschätzt werden. Bis vor ca.

wuchs in Brooklyn (New York) auf und wurde erst mit acht Jahren zum Outdoor-Fan. Ihre Liebe zum Laufen entdeckte sie auf dem College. Als sie zu arbeiten begann, wurde ihr Leben stressiger. Aufgrund privater und professioneller Herausforderungen hatte sie keine Zeit mehr für den Sport und begann Gewicht zuzulegen – was sie allerdings nicht daran hinderte, wenige Jahre später erneut mit dem Laufen anzufangen.

schnallen. Sie hatten sich diese Vorgehensweise unbewusst abgeschaut. Heute ist Anschnallen eine Selbstverständlichkeit. Es wäre schön, wenn es auch beim Thema Sport und Fitness gelingen würde, neue Gewohnheitsmuster zu etablieren. Doch bis dahin wird Mirna wohl noch einige Ultramarathons laufen müssen. „Ich denke, dass die Leute Schwierigkeiten damit haben, dass „fit“ ganz verschiedene Formen haben kann“, sagt Mirna Valerio, „aber ich werde nicht aufhören, meinen fetten Hintern da zu platzieren, wo andere Leute glauben, dass er dort nichts verloren hätte.“ Ihre Ausdrucksweise ist dabei ebenso robust wie ihr Vorsatz. Im Jahr 2018 wurde sie von National Geographic als „Adventurer of the Year“ ausgezeichnet. Auch das ist ein Statement. Mirna Valerio lebt in Rabun Gap (Georgia), ist aber den ganzen Sommer über unterwegs, um an verschiedenen Laufevents teilzunehmen.

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Blinder Blindtext

Banff Tour 2019

VAUDE ECO PRODUCT

0% PFC – 100% Liebe z ur Natur . Wir rüsten dieses Produkt mit Eco Finish aus. Diese wasserabweisende Ausrüstung wird auf den Oberstoff Deines VAUDE Produktes aufgebracht. Dadurch perlen Regentropfen ab – und das ohne den Einsatz von umweltschädlichen Fluorcarbonen (PFC). Das schützt Dich vor Regen und hält die Natur sauber.

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Men‘s Moab UL Hybrid Jacket Isolationsjacke zum Mountainbiken • wärmend, atmungsaktiv und wasserabweisend • winddicht und sehr atmungsaktiv • umweltfreundlich hergestellt

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