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Jahresschrift der Waldorfschule Mülheim-Ruhr für das Schuljahr 2017/18


INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 3 .......................................... Ein blühender Apfelbaum für Josi 4 .......................................... Winterball 6 .......................................... Abiturienten sportlich unterwegs 8 .......................................... Bekleidungsepoche 8Y 10 .......................................... Klassenspiel 8U - Coram Boy 12 .......................................... Klassenspiel 8Y - Der Sturm 14 .......................................... Künstlerischer Abschluß 12 16 .......................................... Die 12. Klasse 20 .......................................... Regelverstoß! Schülerzeitung der 6P 21 .......................................... Bienen & Formen – Eindrücke aus der 2M 22 .......................................... Klangwerkstatt – Max und Moritz 23 .......................................... Tafelbilder – ein Geschenk an die Schüler 24 .......................................... Hausbauepoche 4P und 5H – Impressionen 26 .......................................... Hell-Dunkelzeichnungen und Linolschnitt 32 .......................................... Gründung und Entwicklung der Waldorfschule in Mülheim-Ruhr von 1980 bis 2018 34 .......................................... Frühlingskonzert 2018 37 .......................................... Zukunftswerkstatt – Musik an unserer Schule 38 .......................................... Projektwoche November 2017 40 .......................................... Klassenbilder 42

Impressum graphit 18 Jahresschrift der Waldorfschule Mülheim-Ruhr für das Schuljahr 2017/18 August 2018 Auflage 1.000 Exemplare Herausgegeben durch Freie Waldorfschule in Mülheim a.d. Ruhr e.V. Blumendeller Straße 29 45472 Mülheim an der Ruhr Telefon: 0208 911037-00 Telefax: 0208 911037-99 post@waldorfschule-mh.de waldorfschule-mh.de V.i.S.d.P. Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit Fotos Ralf Raßloff - ralfrassloff.de und privat Satz/Gestaltung Dirk Uhlenbrock - ersteliga.de Titelbild Szene aus dem künstlerischen Abschluß der 12. Klasse – Eurythmie

Das Schuljahr im Plakat


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Unsere Schule als Lebensraum und Schicksalsgemeinschaft Menschen, die von klein bis groß, von jung bis alt, länger oder kürzer miteinander einen Weg gehen, bilden und tragen unsere Schulgemeinschaft. Das gemeinsame Erleben aus individuellen Blickwinkeln und mit verschiedener Intensität, also das was uns verbindet und stärkt, wird in unserer Jahresschrift in Ausschnitten gezeigt. Unsere Ideale, an denen wir uns selber messen eine gute Waldorfschule zu sein, aber auch eine Gesellschaft, die sich verändert, treffen auf Ereignisse, die eine Gemeinschaft fordern und fördern. Es gab im letzten Jahr viele Gelegenheiten, die uns die Bandbreite der Herausforderungen in jeder Weise aufgezeigt haben. Schicksale, die das Leben schreibt – wir mussten um unsere Schülerin Josie trauern – haben uns aus der Bahn geworfen und uns gleichzeitig Halt gegeben. Das Wunder des Lebens wurde uns vor Augen geführt. Die Dankbarkeit für das, was bleibt und was wir haben, wurde uns bewusst. Im letzten Jahr war viel Kraft dafür nötig, die Schulgemeinschaft zusammenzuhalten, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen, Veränderungen und neue Aufgaben anzunehmen, vor dem Hintergrund das Hier und Jetzt im Blick zu halten. Wir haben neue Schüler begrüßt, neue Lehrer und Mitarbeiter gewonnen, die zu uns kommen wollten, weil sie gerne Teil unserer Schulgemeinschaft werden wollten. Wir haben uns von Menschen verabschiedet, für die aus unterschiedlichen Gründen eine neue Zeit anbricht.

Wer trägt die Gemeinschaft und was hält die Schulgemeinschaft zusammen? Es ist erfüllend, wenn man im Schulalltag glückliche Kinder erlebt, Lehrer, die zufrieden aus ihrem Unterricht kommen und mit Ihren Schülern eine wunderbare Stunde erlebt haben. Schön, wenn das Essen ausverkauft ist, weil sich so viele Schüler mit Appetit nachgenommen haben und unsere Schule einfach ein schöner Ort ist an dem man sich gerne aufhält. Wenn Mitarbeiter ihre Arbeit als Berufung betrachten und Schüler sich der Schule verbunden fühlen und gerne kommen, so hat das Schicksal uns möglicherweise aus gutem Grund in dieser Schulgemeinschaft zusammengebracht. Dass hierzu auch gehört, immer mal wieder miteinander um die Ideale und Umstände zu ringen und zu ruckeln, sich zu verabschieden und sich doch wieder in die Augen zu sehen und miteinander weiter zu wirken, das macht eine lebendige Gemeinschaft sicher auch aus. Begegnungen, für die wir Räume schaffen und die ein Zusammenkommen zwischen dem ICH und DU ermöglichen, machen den Alltag aus. Diese zuweilen unerwarteten Wendungen, die entstehen, wenn ein Lachen klingt, ein Lächeln entlockt wird, eine unerwartete Umarmung, sind das Herz der Gemeinschaft. Die Momente in denen wir liebevoll und respektvoll miteinander umgehen bleiben haften und stärken unsere Gemeinschaft. Ich wünsche uns allen, dass wir mit Lebendigkeit und dem Willen, die kleinen und großen Herausforderungen anzunehmen uns im nächsten Schuljahr begegnen. Lesen Sie über die großen und die kleinen Dinge, die in unserer bunten und vielfältigen Schulgemeinschaft entstehen. Eine Schicksalsgemeinschaft, die miteinander lebt. Ein Teil dieser Schulgemeinschaft zu sein gehört mit zu meinem Schicksal, hierfür bin ich dankbar. Sonja Petersen

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Ein blühender Apfelbaum für Josi „…wachse wie aus meinem Herzen, Treibe in die Luft hinein, Denn ich grub viel Freud und Schmerzen unter deine Wurzeln ein. Bringe Schatten, trage Früchte, Neue Freude jeden Tag…“ Begleitet mit diesen Worten aus einem Gedicht Goethe´s hat ein blühender Apfelbaum für Josi am Sonntagmorgen nach dem Klassenspiel seinen Platz im Schulgarten eingenommen. Persönliche Gedanken und Wünsche wurden aufgeschrieben und mit in die Erde gegeben. So kann der Baum sie aufnehmen und als Verbindung zwischen Himmel und Erde weitertragen. Weil ein frisch gepflanzter Baum Wasser braucht, hat es auch genau im passenden Moment angefangen zu regnen. Durch unseren „Maienwind“-Gesang wurden die Wolken jedoch weiter getrieben, so dass am Ende der Zeremonie ein wunderschön blühender Apfelbaum in strahlendem Sonnenschein unsere Tränen trocknete und unsere Herzen mit Freude erfüllte. So bewahrheiten sich Goethes Worte schon jetzt spürbar für uns. Nun können Schüler/innen, Eltern und Lehrer/innen im Schulgarten an diesem Baum Josi besonders nahe sein.

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WINTERBALL


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Uns erreichte die sehr schöne Nachricht einer Schulmutter nach dem Ball, welche Sie gerne an die gesamte Schulgemeinschaft adressieren möchte:

Ich bin keine Waldorfschülerin! Ich habe mich vor 30 Jahren stringent und freudlos an einem ambitionierten Gymnasium abgerackert, meine 5 Kinder sind in Barcelona/Spanien geboren und haben bis heute zusammen schon verschiedenste Schulsysteme kennengelernt: Schweizer und Deutsche Auslandsschulen, spanische Klosterschulen, britische Vorschulen und deutsche Regelgrundschule und Gymnasium. Mein Glück begann an dem Tag, an dem Frau Kusenberg mich vor fast 4 Jahren anrief und mir mitteilte, Valerias’ heiß ersehnter Wunsch auf eine Waldorfschule zu dürfen ginge endlich in Erfüllung: Für sie, und auch für ihre Zwillingsschwester Alexandra gäbe es Platz in ihrer Klasse. Dafür wird meine Familie ihr ein Leben lang von Herzen dankbar sein.

Meine schönsten, emotionalsten, herzerwärmensten und vor Stolz platzen zu müssen Gefühle habe ich in 22 Jahren Kinderschulbesuchen zu allererst in der Waldorfschule Mülheim erlebt: Bei Monatsfeiern, Theatervorführungen, beim Zeugnisdurchlesen, bei Projektwochen, bei der Lektüre von Rundschreiben, und ein langes Etc.... Das krönende Highlight stellte bisher für uns der gestrige Tanzball dar. Meine Videos sind um den gesamten Globus an Freunde und Familie umhergeschwirrt und haben einheitlich groooosse Bewunderung verursacht! Was meine Töchter und ihre Klassenkameraden gestern, nach nur 5 Tagen Kursus, dargeboten haben, ist ein Geschenk für die Sinne, ein Beispiel von Anmut und Grazie, und eine prachtvolle Leistung von denjenigen Lehrern, Eltern und Schülern, die das Alles zustande gebracht haben. Ich persönlich habe, – oft aus Zeitmangel und Unwissenheit –, mit den Händen sehr wenig beisteuern können: Ein Doppelpack Zwillinge alleine in Deutschland kostet “übermenschliche” Kräfte; Ich möchte aber ausdrücklich noch einmal ein riesiges Dankeschön und meine immense Bewunderung an alle die helfenden Köpfe und Hände der Lehrer, Eltern und Beteiligten aussprechen, die alle unsere Kinder mit ihrem enormen Engagement so sehr bereichern, beglücken und so vielseitig auf das Leben vorbereiten. Jeder, der es sich traut, die Institution Waldorf mit dummen ignoranten Sprüchen zu belächeln, oder gar niederzumachen wird bei mir gewiss nicht damit durchkommen. Wer Waldorf noch nicht kennt, hat in seinem Leben bisher Wichtiges und Wertvolles versäumt. Ganz liebe Grüsse an Alle. Alexandra von Sarrazin 7


Abiturienten sportlich unter


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wegs Fast ist es schon Tradition: Seit einigen Jahren nehmen die Schüler des Sportkurses in der Klasse 13 zum Abschluss ihres Unterrichts an der Schüler-Ekiden-Staffel im Rahmen des Rhein-Ruhr-Marathons in Duisburg teil. Diese Form des Staffellaufs entwickelte sich aus einem Kommunikations- und Transportsystem im Japan des 17. Jahrhunderts. Anstelle einer Botschaft wird bei den heutigen Ekiden-Staffeln ein Band („tasuki“) von Läufer zu Läufer übergeben. Sieben Läufer bilden eine Mannschaft und laufen als Staffel die Distanzen 5 km – 10 km – 5 km – 10 km – 5 km – 7,196 km; der 7. steht als Reserve zur Verfügung. Am Sonntag, den 3. Juni war es dieses Jahr so weit. Bei optimalem Wetter gingen zwei Staffeln am frühen Morgen an den Start und machten sich auf den Weg durch Duisburg und das Umland, ein Mixed-Team und eine Jungenstaffel. In diesem Jahr wurde das Unternehmen von besonderem Erfolg gekrönt: Die Jungenstaffel lief mit einer Superzeit von 3:18:35 als erste in die MSV-Arena ein und konnte den Applaus auf dem Siegerpodest genießen. Auch die Mixed-Staffel erreichte erfolgreich das Ziel. Gemeinsam mit vielen Läufern unterwegs zu sein, von den vielen Menschen am Straßenrand angefeuert zu werden, sich von den Samba-Gruppen antreiben zu lassen, am Stand der Familie Schäfer nochmal einen Motivationsschub für die letzten Kilometer zu bekommen und dann vor großem Publikum durchs Ziel zu laufen – ein tolles Erlebnis für alle Beteiligten!

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Geschichte, Produktion und ein Experiment Bekleidungsepoche 8y In unserer Bekleidungs-Epoche vor den Sommerferien haben unter anderem über Bekleidungs-Gruppen, den Unterschied zwischen Mode und Bekleidung, Firmen, Designer, die Geschichte der Kleidung, Baumwolle, und den Weg eines T-Shirts gesprochen. Jeder von uns bekam die Aufgabe ein Referat zu halten. Wir schauten auch den Film „Der Preis der Blue Jeans“ an, eine Dokumentation über die Produktion der Jeans als Massenware in Bangladesch, Pakistan oder China für einen Preis von 3 Euro! Die Hersteller müssen bei allem sparen, für die Arbeiter bleibt dabei nicht viel übrig und Schutz gegen die Chemiekalien wie Handschuhe oder Mundschutz sind selten zu sehen. Die Einkäufer in Deutschland versichern, dass ihre Zulieferer nicht so arbeiten und die Regierungen dieser Länder einfach die Umweltstandarts erhöhen und die Kontrolle verschärfen müssten. Aber man hätte ja noch die Möglickeit „nach Zentralafrika zu gehen“. Wir waren alle schockiert, vor allem über die gegenseitige Schuldzuweisung. Am Ende der Epoche sollte für jeden eine praktische Arbeit stehen. Nun kam der erste Gedanke auf, stattdessen ein gemeinsames Experiment zu starten: Eine Zeitlang wollten wir ein gleiches Oberteil tragen und wissen, ob sich durch diese Gleichheit der Kleidung innerhalb der Klasse etwas verändert. Nun arbeiteten wir diesen ersten Gedanken aus: Ein T-Shirt oder ein Pullover? Welche Farbe sollte es haben? Diese und andere Fragen stellten wir uns. Wir überlegten, ob wir ein ähnliches T-Shirt von zu Hause mitbringen sollten, einigten uns dann aber darauf einheitliche T-Shirts neu zu kaufen. Nachdem ein Logo gestaltet war, wurden die T-Shirts online bestellt. Ein paar Tage später trugen wir sie dann zum ersten Mal.


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Eine Umfrage zu unserem Kurzprojekt 8Y-Schuluniform - #Einfach machen... Was wollten wir von Dir wissen: Verändert sich Deine Morgenroutine? Würdest Du das Experiment länger machen wollen als verlangt? Wie würdest Du als Außenstehender auf dieses Experiment reagieren? Würdest Du auch eine komplette Schuluniform tragen wollen, mit allem drum und dran? Kommentare der beteiligten Schüler*innen:

Kommentare von Lehrer*innen:

„Meine Morgenroutine hat sich kaum verändert, da ich nicht sonderlich viel Zeit vor dem Kleiderschrank verbringe!“

„Also ich wäre nicht auf diese Idee gekommen, weil ich als Kind auf eine staatliche Schule gegangen bin. Ich hätte aber auch keine Schuluniform tragen wollen. Als ich das mit dem Projekt mitbekommen habe musste ich sofort an den Film ‚Die Welle‘ denken. Aber die Idee ist interessant.“

„Meine Routine fällt mir leichter, weil ich nicht mehr überlegen muss, was ich anziehe!“ „Ich fühle mich deutlich in meiner ‚Kreativität‘ eingeschränkt, denn jetzt ziehe ich jeden Tg das selbe graue T-Shirt an.“ „Ich würde das ‚Experiment‘ länger machen als verlangt und würde mich auch mit einer kompletten Schuluniform anfreunden können!“ „Ich finde das Projekt lustig und würde auch eine ganze Uniform tragen.“ „Als Außenstehender wäre es mir total egal, was andere tragen.“ „Also ich würde es komisch finden auf einmal eine Klasse zu sehen, die das Gleiche an hat.“ Kommentare der Schüler*innen aus anderen Klassen: „Ich fand dieses Projekt zuerst sehr ungewöhnlich, hätte aber nichts gegen eine Schuluniform und würde da auch mitmachen!“

„Also ich weiß nicht, vielleicht wäre ich auf die Idee gekommen. Ich kann es mir auf jeden Fall vorstellen. Ich würde allerdings keine ganze Schuluniform tragen wollen.“ „Ich finde die Idee ganz in Ordnung, würde selber so etwas nicht tragen wollen. Ich glaube aber, dass das Experiment nicht lange andauern wird.“

Zum Schluss angemerkt: Die Ergebnisse der Befragung sind nur kleine Stichproben und treffen nicht auf Jeden zu, denn auch wenn sich die Antworten oftmals gleichen, kann man dies nicht pauschalisieren. Auch war es in der Kürze der Zeit nicht möglich, eine wirklich repräsentative Anzahl von Schüler*innen und Lehrer*innen zu befragen. Aber unser Motto war ja auch ... #Einfach machen ... Luna Elisa Schulz - Merle Spangenberg Helene Wagner

„Die Idee finde ich ganz gut, nur in meiner Klasse würde ich keinen Zuspruch kriegen. Trotzdem eine coole Lösung!“ „Anfangs war ich etwas überrascht, weil alle das gleiche Shirt getragen haben. Aber im Prinzip finde ich das eigentlich ganz cool, weil... keine Ahnung … ich würde auf jeden Fall auch mitmachen!“ 11


Klassenspiel 8u

Coram Boy


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England 1742: G. F. Händel hat gerade seinen Messias in nur 24 Tagen geschrieben und in Dublin uraufgeführt. Seine Musik ist eng mit der Geschichte des Stücks verbunden. Als Förderer unterstützt er mit seinen Konzerten in London das Coram Findelheim. Zwei Erzählstränge führen uns durch das Stück. Da ist zum einen der begabte fünfzehnjährige Alexander Ashbrook. Ein Junge aus reichem, wohl situiertem Hause, der in Gloucester Händel studiert. Er hat sein Leben der Musik verschrieben und gerät darüber in eine existentielle Krise mit seinem Vater, der ihn als Erben seiner Fabriken und Ländereien sieht. Der Streit eskaliert und Sir William verbannt ihn. Mit seiner Cousine II. Grades Melissa bekommt Alexander ein Kind, doch erfährt er das erst nach seiner Rückkunft, acht Jahre später. Und hier verflicht sich dieser Erzählstrang mit dem zweiten. Otis Gardiner, ein Kesselflicker, handelt nicht nur mit Haushaltswaren aller Art, sondern auch mit den Ängsten und Nöten der adligen unverheirateten Mädchen seiner Zeit. Ungewollte Schwangerschaften sind seine Haupteinnahmequelle. Unter fadenscheinigen und falschen Versprechungen nutzt er die gesellschaftliche Ächtung der jungen Frauen schamlos aus. Anstatt deren Kinder dem Coram Findelheim zuzuführen, missbraucht er den guten Namen dieser Einrichtung für seine düsteren Machenschaften. Seinem Sohn Meshak verdankt der Junge Aaron sein Leben, der ihn aus Otis‘ Fängen befreien konnte. Ein durch das Schicksal geführtes Zusammentreffen dieses Jungen im Hause der Ashbrooks mit seinen Eltern führt die junge Familie endlich zusammen und bewirkt auch ein neues Aufeinander-Zugehen der älteren Generation. Durch die Haushälterin der Ashbrooks, Mrs Lynch werden beide Erzählstränge verflochten und zusammengeführt.

Jamila Gavin schrieb die Novelle Coram Boy, für die sie im Jahr 2000 den The Whitbread Book Awards in der Kategorie CHILDREN’S BOOK OF THE YEAR erhielt. Helen Edmundsen adaptierte das Stück für die Bühne, das 2005 an National Theatre in London und 2007 am Broadway mit der Musik von Adrian Sutton zu sehen war. Die achte Klasse der Freien Waldorfschule in Mülheim zeigte es in einer eigens für die Aufführung verfassten deutschen Übersetzung von Brigitta Zahren-Urbantat.

Die Probenzeit war sehr schön auch wenn nicht alles reibungslos verlief. Manche Szenen konnten wir nicht proben, da ein Charakter in einer, oder beiden Besetzungen nicht gespielt werden konnte. An manchen Momenten war man natürlich an dem Punkt an dem selbst unser Lehrer Herr Urbantat verzweifelte, doch trotzdem arbeiteten wir weiter. Manche konnten sich gut oder weniger gut in ihre Rolle hineinversetzten. Aber letztendlich brachten wir ein gutes Stück auf die Bühne. Anfangs war es schwierig bei einer Stelle ernst zu bleiben, irgendwann kam es dazu, dass man selbst in den Pausen und auch nach der Aufführung immer wieder Dialoge des Stückes aufsagte. Ich glaube ein wenig werden wir die Probezeit vermissen, aber vorerst sind wir froh dieses Stück Coram Boy auf die Bühne gebracht zu haben!

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Klassenspiel 8y

Der Sturm


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Die Auswahl des Stückes viel uns sehr leicht, denn wir hatten nur eines gelesen und uns dann dafür entschieden. Es sollte der Sturm von Shakespeare sein. Nach den Herbstferien wurden die Rollen verteilt und die ersten kleinen Proben während der Hauptunterrichtszeit fingen an. Für die meisten war es eine große Überwindung zu schauspielern. Doch bei Manchen sah es so aus, als hätten sie nie etwas anderes getan. Die Proben gingen so um die 10 Wochen und langsam kam eine gewisse Routine in die ganze Sache. Zuerst war es seltsam Emotionen und Bewegungen so übertrieben zu spielen, laut zu reden ohne zu schreien oder aus einer Flasche zu trinken, die nicht existierte. Aber daran mussten wir uns wohl gewöhnen. Ungefähr eine Woche vor der Aufführung hatten wir zum ersten Mal unsere Kostüme an und wussten, dass die Aufführung immer näher rückte. Und dann kam die Generalprobe! Die schlechtes Probe, die wir in den ganzen Wochen hatten. „Naja“, es kamen Zweifel auf … und nur zwei Tage bis zum Klassenspiel! Am Tag der Aufführung trafen wir uns gegen 14:00 Uhr zum Schminken, Frisieren und Ankleiden. Dann die Stellprobe. Wir versammelten uns alle im großen Eurythmie-Saal, um einen Moment inne zu halten und uns Kraft zu geben.

Und da waren wir nun, hinter der Bühne auf uns alleine gestellt. Bei vielen, die vorher noch nichts von dem Lampenfieber gespürt hatten, platzte der Knoten und sie wuselten hin und her. Dann öffnete sich der Vorhang. Wir mussten auf die Bühne. Jetzt nur keine weiche Knie kriegen ... Es kostete den meisten einige Überwindung daraus zu gehen und sich dem Publikum zu stellen. Doch als der erste Schreck überwunden war, wurden wir sicherer und hatten Spaß. Hinter der Bühne versuchten wir muxmäuschen-still zu sein und wenn uns doch einmal ein Laut entfloh, wiesen wir uns meist freundlich darauf hin uns leise zu verhalten. In der 2. Hälfte der Aufführung lief alles etwas entspannter und ruhiger. Wir hatten uns in unsere Rolle gefunden und auch die Hälfte des Textes war geschafft... Jetzt nur noch das Schiff sicher in den Hafen bringen … Glücklich … Geschafft … Applaus … FINE

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Künstlerischer

Abschluß


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Jedes mal, wenn ich im Saal bin, wandert mein Blick zur Photographie des jungen Rudolf Steiner. Wie er dort stumm, von der Welt vergessen und mit wachem Blick der Dinge harrt, die kommen mögen. Jedes mal fällt mir auf, wie wenig ich doch über diesen genialen Mann weiß, eigentlich weiß ich nur zu sagen, dass er als ca. 18 Jähriger recht sympathisch aussah. Und jedes Mal frage ich mich, was er wohl denken mag.Über uns, unser aller Tun, die wir auf seinen Pfaden wandeln, die wir den Auswüchsen seiner Lehren folgen. Was würde Rudolf Steiner wohl denken, was würde er seinen Erben zu sagen wissen, wenn er jetzt hier wäre? Denn nichts anderes sind wir doch alle, die Bewahrer eines Teiles von Steiners Vermächtnis, die Erben seines gelebten Intellektes.

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Seit seinem Tod sind bereits 93 Jahre vergangen und trotzdem ist er immer noch da, schaut uns zu mit diesem heroischen Blick. Und bestimmt wird er auch noch da sein, wenn wir schon nicht mehr sind, wenn dieses Gebäude nicht mehr als eine verwaiste Ruine sein wird. Aber auch wir werden noch über die Grenzen unseres Seins hinfort bestehen, nämlich durch den Teil, den wir an diesem Abend und in unserer gesamten Zeit an dieser Schule zum Erbe, zum Vermächtnis beigetragen haben. Das was Sie, die wehrten Zuschauer, an jenem Abend nämlich beobachten durften war ein Schauspiel, das einzig das Leben und die Magie vermögen herauf zu beschwören. Eine Supernova. Die letzten Abklänge einer Existenz. Der „Danse Marcabre“. Von Hingabe getrieben, berauscht, in Ekstase versetzt, haben diese Menschen, die für eine Nacht zu Geistergestalten wurden, ihr eigenes Totenfest in der wohl schönsten Form begangen die es gibt. Denn ein sterbender Stern strahlt gerade in dem Moment, in welchem er durch seine eigene Existenz zerstört wird, am hellsten. In unserem Leben gibt es unzählige Wiedergeburten wie auch Tode unserer Selbst zu beobachten, zu betrauern, zu feiern, zur Kenntnis zu nehmen.

Diese Menschen, die Sie dort gesehen haben, sind geboren, sind gestorben und schließlich aus sich selbst wiedergeboren worden. Ein Kreis, der nie unterbrochen war, schließt sich von neuem. In den zwei Wochen, welche nun bereits hinter uns liegen, war unser aller Augenmerk nur auf diesen Moment gerichtet. Doch wie es so ist, hat man in solchen Momenten dann meist doch die Augen geschlossen. Wie bei einem Foto, auf welchem man geblinzelt hat. Es ist ein Gefühl, wie ich es mir bei einem korrekt ausgeführten Kopfschuss vorstellen würde. Spannung. Schuss. Entspannung. Stille. Kurzweilig, aber sehr schön, zumindest wenn es nur bei dem Gefühl bleibt. Sobald der Applaus schließlich langsam verebbt, erwacht man wieder aus seiner Trance, der Traum einer Sommernacht hat ein Ende gefunden und die Turmuhr hat Mitternacht geschlagen. Der Zauber ist gebrochen. Pünktlich zur Geisterstunde hat man den Zustand einer Geistergestalt wieder verlassen, um als Mensch fortzubestehen. Mit jedem Schüler, der wie wir es getan haben, auf dieser Bühne steht, fällt, scheitert und triumphiert, erblüht die Waldorfschule von Neuem, gipfelt sich immer neu und strebt doch zu immer neuen Gipfeln. Fortwährend wechseln die Zeiten, wie uns „Das Lied von der Moldau“ lehrt und es stimmt. Ich kann zwar nicht sagen wie Eurythmie in seinen Anfängen war, aber es hat sich sicherlich gewandelt und auch jetzt und in Zukunft wird es dies noch tun. Ob die Schüler in zehn Jahren auch noch, so wie wir, die Schleier und Kleider flicken werden? Ob es eines Tages einen Fachunterricht oder Workshop: „Eurythmiekleider- Nähen, Stecken, Flicken“, geben wird? 17


Oder ob man für Eurythmie eines Tages keine Schuhe mehr tragen wird? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Doch egal wie mein Leben von jetzt an verlaufen sollte, ob ich morgen vom Auto überfahren werde oder man mir in einem Jahr Krebs diagnostiziert, ich bin glücklich damit wie es bis jetzt verlaufen ist und ich würde es auch immer wieder genau so machen. Vor allem bin ich glücklich darüber, dass ich damals, vor so langer Zeit, ein Mitglied der Institution Waldorfschule geworden und auch geblieben bin. Ich hoffe Sie verzeihen mir das Hervorblitzen meiner makaberen Ader und diese Anklänge der Melancholie. Aber Zeiten des Umbruchs und des Aufbruchs hüllen sich immer in ganz besondere Gewänder, die sich in ihrer Farbgebung zwischen Freude und Traurigkeit bewegen. Mit einem herzlichen auf Wiedersehen Tabea Hohendahl 12T


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Bei einer Probe der Toneurythmie entstand der nachfolgende, kurze Text: Sommernachtstraum mit Allegro moderato, 1. Satz der Sonate in E-Moll, Op.7 von Grieg (14. Juni 2018, Tabea Hohendahl) Von Menschen ist’s gegeben, Von Menschen ist’s genommen, Und wie es ist gekommen, So wird sich’s auch verleben. „Träumerische Sommernacht, Nacht des Sommertraums, Sommers Traumnacht, Nachttraum des Sommers, ...Sommernachtstraum(!)...“ In der Versenkung versinken sie, die Tristessen, während sich von jenseits der Bühne die Karmesinroten anbahnen. Wie pyromanische Schlangenbeschwörer lassen sie die Flammen entwachsen, züngeln, tanzen, verzehren und sind doch selbst des Feuersbrunst. Sylphidenhafte Nymphen, welche vom Feuer nicht verschlungen werden, tanzen zu des Feuers

Reigen, während aus ihnen selbst Milch und Honig fließen. Auch ein Satyr hat sich zum illustren Spektakel eingefunden, springt umher zwischen den schwingenden Bäumen und den züngelnden Flammen. Schlägt aus und präsentiert stolz sein mächtig Gehörn im Angesicht der Geistergestalten, die sich inmitten der nächtlich-sommerlichen Stunde unverhofft getroffen haben. Bald schon findet sich der Satyr zärtlich von zartem, jungen Geäst umschlungen und trinkt der Zweige vollen Neumondnektar. Ewig könnte dieses musisch Treiben der Geister währen, jenseits von Tag und Licht. „Ach nee, dass klingt blöde.“ „Nennen wir es doch: Trister Städtetrott umspielt von Rauch!“ „Ja.“ Die Flamme verlischt, unter Staub und Bauschutt begraben ist sie erstickt. Die Nymphen grässlich erstarrt zu altem knorrigen Geäst; ihre einstmals zarten Leiber dem Tode preisgegeben. Der Satyr, kein Bockmann mehr, sondern nur noch ein domestiziertes Tier, frisst das Gras der grünen Wiese und stirbt am Abend unter dem Schlachtbeil. 19


Das 12. Schuljahr Eine Zeit des Umbruchs, des Aufbruchs und des Althergebrachten. Einerseits sucht man die Grundfesten der Tradition mit überragender Stärke zu erschüttern, andererseits sucht man jedoch auch die Wärme und die Vertrautheit genau dieser Tradition tief in seinem Herzen zu vergraben. Der Zwiespalt des Lebendigen, der unbedingte Drang stets über sich hinaus zu wachsen, zeigt sich gerade an solchen Schnittstellen des Lebens. Dort wo es von einem verlangt wird das Geliebte, das Vertraute zu überwinden und den Widrigkeiten zum Trotz voran zu schreiten. Das zwölfte Schuljahr ist genau eine solche Schnittstelle. Zur Autonomie erzogen wird ein jeder Schüler irgendwann aus dieser Schule in die Weite der Welt entlassen. In die unendliche Einsamkeit der Existenz, welche man bereits lange verlernt hat zu genießen, wird man brutal hineingestoßen; wie in einen tiefen Abgrund.

Wenn man jedoch begriffen hat, dass es nicht die Angst vor dem Abgrund selbst, sondern viel mehr die Angst davor nicht zu verstehen, weshalb der Abgrund überhaupt existiert, ist, die einen vermag zu quälen, so wird man es auch vermögen in dem Abgrund wieder eine Heimat zu finden; wie man sie vor langer Zeit einmal hatte. Und auch das liegt im 12ten Schuljahr verborgen, das wertvolle Gefühl von Heimat, Nachhause kommen und Seelenfrieden. Vielleicht ist es ja gerade das, was das Jahr ausmacht, das sich einprägende Gefühl von Heimat, dass man, sobald man in den Abgrund hinabstürzt, zwar für den Moment vergessen mag, aber eben doch nie verlieren wird. Ein Jahr, um das Loslösen und das Festhalten zu lernen, zu erleben, zu beobachten, zu bestaunen, zu beklagen und schließlich zu bekennen. Das ist das zwölfte Schuljahr. Tabea Hohendahl, Klasse 12T


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Hallo, liebe Leserinnen und Leser, wir sind das Team vom „Regelverstoß“. Wir, die ehemalige 6P, haben in den letzten Monaten unseres sechsten Schuljahres zwei Ausgaben unserer Klassenzeitung herausgebracht. Wir sind in der letzten Grammatikepoche auf diese Idee gekommen, bzw. unser Klassenlehrer Herr Piégsa. Unsere Klassenzeitung heißt „Regelverstoß“ und soll neben lustigen Themen, die Euch zum Schmunzeln bringen sollen, auch Themen beinhalten, die auf Missstände aufmerksam machen sollen, daher der Name. Die erste Ausgabe hatte das Hauptthema Massentierhaltung bei Hühnern, die zweite den Umweltschutz mit dem Windradbau und dem Radschnellweg in Mülheim.

Der „Regelverstoß“ soll aber keine Klassenzeitung bleiben, sondern eine Schülerzeitung für unsere ganze Schule werden, von und für Klein und Groß. Gerne können Schüler/innen unserem Team beitreten, aber auch wenn man kein festes Mitglied des Teams werden möchte, kann man uns gerne unterstützen, indem man uns Beiträge zukommen lässt. Wir freuen uns über jede Art von Beiträgen wie z.B.: Rezensionen, Reportagen, Berichte, Witze, Rätsel, Rezepte, Bekanntmachungen, Nachrichten, Gedichte, Interviews, Glossen, Leserbriefe, Satiren, Kommentare oder was Euch sonst noch einfällt. Wir sind auf Eure Unterstützung angewiesen, um auch wirklich eine gute und regelmäßig erscheinende Schülerzeitung herausgeben zu können. Wir würden uns freuen, wenn ihr uns vielleicht mal in den Pausen ansprechen würdet. Wir freuen uns natürlich auch über jeden, der unsere Zeitung kauft.... Vielen Dank schon mal für alle Eure zukünftigen Beiträge und für das bisherige Interesse, Eure (noch) 6P. p.s.: Liebe Eltern, auch ihr könnt uns helfen, indem ihr natürlich auch gerne das Heft kaufen dürft, ihr uns Sachspenden (für das regelmäßige Gewinnspiel) überlasst oder ihr uns durch das Schalten von Anzeigen finanziell unterstützt. Kontakt könnt ihr persönlich oder über die untenstehende E-Mail Adresse herstellen: regelverstoss57@gmail.com 21


Bienen und Formen Eindrücke aus der 2m Zwei Epochen haben mich in diesem Schuljahr besonders beeindruckt - die Bienenepoche und die Formenzeichnenepoche, in der Buchstaben um die Ebenen im 2-dimensionalen Raum gespiegelt wurden. Unsere Kinder lernten die Besonderheiten eines Bienenvolkes kennen und konnten uns Eltern durch ihre liebevoll gestalteten Epochenhefte auf eine Reise zurück zur Natur mitnehmen. Ich persönlich habe meinen Blick geschärft für die kleinen Lebewesen, die durch eine geordnete Gemeinschaft für Leben sorgen. Klare Strukturen, klare Aufgabenverteilung, jeder einzelne ist wichtig und Teil einer Gemeinschaft, die ohne ihn nicht überleben kann. Sehr bemerkenswert finde ich auch, dass sich Bienen eine der schönsten und leichtesten Bewegungsformen zu Nutze machen - TANZEN. Bienen tanzen spezielle Tänze, um zu kommunizieren und sich zu organisieren. Sie zeichnen Formen in die Luft (Foto 1). Das wiederum erinnert mich an eine weitere Herausforderung, die unsere Kinder gemeistert haben: Die Spiegelung von Groß- und Kleinbuchstaben an den Ebenen (Foto 2). Für mich ebenfalls eine Herausforderung und ein schönes Bild mit Ordnung und Struktur sowie persönlichen Freiheitsgraden. Mir macht es Spaß und große Freude, mich von unseren Kindern und den Lehrern inspirieren zu lassen und zu erleben, wohin mich meine Gedanken führen! Nina Jebens


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Klangwerkstatt Max und Moritz

Um es kurz zu machen: es war fulminant. Das Wetter war herrlich sommerlich. Muntere junge Leute, aufgestellte Kinder, neue und alte Waldorfeltern tummelten sich im gut gefüllten großen Saal. Die Stimmung war unaufgeregt und voller Vorfreude. Zurecht! Im Gänsemarsch und ganz „brav“ spazierte zuerst der Chor – die zwei 3. Klassen, dann die Blockflöten, die Holzbläser, Chelli, die Pianisten und zu guter letzt Witwe Bolte alias Angelika Zwick auf die Bühne. Das waren zusammen beinahe 100 musikbegeisterte kleinere und größere Menschen. Zusammengehalten wurde sie mit kraftvollem Dirigat von Ulrike Stachelhaus, unterstützt von den Instrumentallehrern. Die Grundidee war es, ein großes Projekt zu machen, das möglichst viele Menschen integriert und Gelegenheit schafft sich begeistern zu können. Nach einer runden, kurzweiligen Stunde erklang der Schlussakkord. „Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich …“ Der 2. Programmteil vereinigte Beiträge der „Klangwerkstatt“. Philippe Micol überzeugte mit einem seiner Ensembles: sechsstimmig spielen sie Stücke von John Dowland, ein Komponist der englischen Renaissance. Ein starker und anspruchsvoller Kontrast, der dem Publikum merklich gefiel.

Im Anschluss der Sprung ins musikalische 21. Jahrhundert. Der Komponist Thorsten Töpp Waldorfvater bei uns - schrieb für das Blockflöten Ensemble von Ulrike Stachelhaus 7 kurze Stücke. Eine besondere Klangerfahrung, die begeistert aufgenommen wurde. Taufrisch in doppeltem Sinn erlebten wir das neue Gitarrenensemble von Detlef Neuls. Sehr schön im Zusammenklang der Instrumente und tragfähig arrangiert, erklangen die Beatles ohne Beat und andere gut bekannte Stücke der Popmusik. Zum Abschluss kamen alle Mitwirkende auf die Bühne und mit ihnen gemeinsam sangen wir „Sun, sun, sun, here it comes …“ Ich bin Waldorfmutter, oder muss ich sagen war – jedenfalls ist unser Sohn groß und ich war lange nicht mehr an der Schule. Es hat sich vieles bewegt seither. Ich habe am Freitag einen initiativkräftigen Impuls aus dem Musikleben heraus erlebt, eine starke Schulgemeinschaft und das die neue Stadt da ist, wo Menschen einander sich öffnen. Hier bleibe ich gerne Bürgerin. Ruth Bamberg

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Tafelbilder ein Geschenk an die Schüler Wie schön ist es für die Schüler, jeden Morgen mit einem Tafelbild begrüßt zu werden. Die Tafel wird nach dem Prinzip eines Buches benutzt. Die Titelseite wird mit einem ansprechenden Bild geschmückt und regt die Sinne und das Fühlen an. Wenn man die Seiten aufklappt, folgt das Geschriebene, das zum Lernteil gehört und somit das Denken anregt. Bilder, die alle Sinne anregen Rudolf Steiner selbst wies in seinen Konferenzen darauf hin, dass in den Klassen »nichts Unkünstlerisches« vorhanden sein dürfe und dass »die Wände einem nicht als Wände entgegentreten, dass sie etwas von Bildern haben müssten«. Das sollten allerdings Bilder sein, die in den Raum passen und auf die Kinder Eindruck machen. Auch sollten Dinge, die im Unterricht behandelt werden, wie z.B. Gedichte, für sie »ins Bild«, also ins Malerische, übersetzt werden. So soll vermieden werden, dass beispielsweise ein Gedicht zu rational nähergebracht wird und seinen – »Duft verliert«.


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Und wie ginge das besser als mit Tafelbildern? Ein Tafelbild ist wie ein Geschenk des Lehrers an seine Schüler. Denn der Lehrer, der es malt, gibt den Schülern eine Vision weiter – er drückt seine Gedanken in Empfindungen aus und setzt sie in Formen und Farben um, sodass die Schüler diese inneren Bilder des Lehrers sehend miterleben können. Von dieser künstlerisch umgesetzten Empfindung lebt das gemalte Tafelbild. Es kann bei den Schülern eine Resonanz erzeugen, indem es das Denken in ihrer Empfindungsseele anregt. Das klingt nun wieder sehr theoretisch und Schüler denken über so etwas überhaupt nicht nach. Sie empfinden ein Bild entweder als »schön« oder »geht so« oder »nicht so schön«. Ideal ist natürlich der erste Fall. Das genauere Anschauen von Farben und Formen in der Malerei schult die Wahrnehmung und das ästhetische Empfinden. Und es ist immer wieder erstaunlich, wie genau Kinder tatsächlich hinschauten und welche Details sie entdeckten. Tafelbilder unterstützen alles Künstlerische und helfen den Schülern, ein »denkendes Anschauen und ein anschauendes Denken« zu entwickeln. Aus ihren Farben und Formen heraus erzeugen sie bestimmte Stimmungen, regen zu Ideen an oder wecken einfach nur Freude und sprechen so eine innere Wahrheit an. Denn, wie schon Steiner in Kunst und Anthroposophie sagte, ist es »die Verwandtschaft des inneren Seelenlebens mit dem Farbigen«, die uns dabei hilft, »gleichzeitig [uns] selbst zu verlieren in der Farbe, gleichzeitig [uns] selber zu finden in [unserer] wahren Wesenheit«. Auszüge aus Erziehungskunst: Tafelbilder ein Geschenk an die Schüler von Katharina Kern 25


Impressionen aus der Hausbauepoche Klassen 4p und 5h


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Kurz vor den Sommerferien haben die beiden 5. Klassen tatkräftig im Schulgarten gearbeitet. Allerdings gab es für sie nichts zu ernten, sondern zu mauern. Unter fachkundiger Mithilfe von Herrn „Maurermeister“ Meyer (Vater in der Klassenstufe) wurde der erste Bauabschnitt des neuen Lagergebäudes fertiggestellt.

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Impressionen aus der Hausbauepoche Klasse 4p und 5h 29



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Impressionen aus der Hausbauepoche Klasse 4p und 5h

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Hell-Dunkelzeichnungen und Linolschnitt Klasse 9


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Im ersten Tertial haben sich einzelne Poolgruppen der Klasse 9 mit der Ausführung der HellDunkelzeichnungen mit Graphitstift beschäftigt. Während der letzten zwei Tertiale mit dem Linoleumdruck. Um einen Linoleumdruck machen zu können, muss man als erstes mit einem speziellen Werkzeug ein Negativmuster in das feste Linoleum schnitzen. Ist dieser Arbeitsschritt beendet, kann man es nun in allen möglichen Farben auf Papier drucken. Während unserer Arbeiten entstand die Idee, die Drucke zu verkaufen und von dem Geld neue Linolschnittmesser für die Schule zu erwerben. Wir besprachen diese Idee mit Frau Pohl, die den Malkurs bei uns leitet. Eine Woche später war klar, dass wir die Drucke beim Elternsprechtag verkaufen würden. Mit der Zeit wurden unsere Drucke immer besser und wir bekamen ein Gefühl für Farbverläufe. Die Ausstellung im Foyer wurde ein voller Erfolg. Wir bedanken uns bei allen die sich für die Drucke interessiert und sie gekauft haben. Wir möchten uns auch bei Frau Pohl für die tolle Tertialzeit, die Unterstützung bei der Ausstellung und bei dem Verkauf bedanken. Eléna Hilterhaus / Klasse 9 Danke an die Schüler der Klassen 9 für diese tolle, erfolgreiche und allen zugute kommende Idee!

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GrĂźndung und Entwicklung der Waldorfschule in MĂźlheim an der Ruhr von 1980 bis 2018 aus der Sicht von Christian Michaelis-Braun


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Teil 1: Vorbereitungszeit, Schulbetrieb in Essen und Selbeck Im Jahre 1980 besuchte uns Frau Bäuerle, langjährige Klassenlehrerin der Waldorfschule in Marburg an der Lahn, um uns von den Ideen für die Gründung einer neuen Waldorfschule im Ruhrgebiet westlich der Stadt Essen zu erzählen. Ihr Bruder hatte ihr berichtet, dass die Waldorfschule in Essen, deren Gründungslehrer er war, sich vor Anmeldungen nicht mehr retten konnte. Schon vor Weihnachten lagen mehr Anmeldungen von Neugeborenen für die diesem Jahrgang entsprechende neue 1. Klasse vor als aufgenommen werden konnten. Da die Essener Waldorfschule nicht zweizügig werden wollte, hatte Herr Bäuerle seine Schwester gefragt, ob sie Gründungslehrerin einer neuen Waldorfschule werden wolle. Nun war Frau Bäuerle auf der Suche nach einem Lehrerkollegium für diese Initiative. Ich stand kurz vor dem 1. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien mit den Fächern Mathematik und Physik, war frisch verheiratet und unser erstes Kind war wenige Monate alt. Frau Bäuerle kannte mich aus meiner Schulzeit an der Waldorfschule in Marburg, insbesondere aber aus dem Zweig der Anthroposophischen Gesellschaft, in dessen Initiativkreis wir beide mitarbeiteten.

Für meine Frau und mich war die Vorstellung, aus einer der schönsten Städte Deutschlands ins Ruhrgebiet zu ziehen, zunächst überhaupt nicht attraktiv. Das Ruhrgebiet mit seiner Großindustrie und dem Schmutz des Kohlebergbaus hatte für uns keinen guten Ruf. In dieser Beziehung war noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten. Bei unserem ersten Besuch in Mülheim kamen wir dann vom Breitscheider Kreuz aus nach Selbeck herein und waren von dem Dorf und der grünen Umgebung recht positiv überrascht. Dort fanden wir dann später auf einem Bauernhof durch Vermittlung zukünftiger Schuleltern auch eine Wohnung mit großem Garten und schönem Teich am Haus nur 2 km von der Schule entfernt. Frau Bäuerle fragte noch weitere Lehrer, ob sie bei ihrer Gründungsinitiative mitarbeiten wollten. Bald fanden erste Gespräche dieser Menschen statt; teilweise in Marburg, teilweise in Essen. Teilnehmer waren: Das Ehepaar Tunnat aus Wuppertal, wo Herr Tunnat Klassenlehrer war. Er hatte sich zum Musiklehrer fortgebildet und war dafür in der neuen Schule vorgesehen. Das Ehepaar Schanz, die beide erfahrene Realschullehrer in der Nähe von Marburg waren. Herr Schanz hatte die Anthroposophie in den Treffen des Demeter –Verbraucher-Vereins in Marburg kennengelernt, in den er als begeisterter Hobbygärtner gekommen war. Bei diesen Treffen lernten wir uns kennen. Herr Schanz besuchte dann die berufsbegleitende Umschulung zum Waldorflehrer in Frankfurt, bei der Frau Bäuerle mitwirkte. So fuhren die beiden gemeinsam regelmäßig nach Frankfurt. Frau Schanz war Lehrerin für Hauswirtschaft und bildete sich an der Waldorfschule Marburg durch Hospitationen zur Waldorf-Handarbeitslehrerin fort. Außerdem nahm Markus Hünig teil. Er war ehemaliger Schüler von Frau Bäuerle und inzwischen Oberstufenlehrer für Mathematik und Physik an der Waldorfschule in Würzburg. In diesem Initiativkreis arbeiteten als Lehrer der Essener Waldorfschule Herr Bäuerle und Herr Veit mit. Durch letzteren kamen auch seine Mutter Liesel Veit und seine spätere Frau Marliese Berns, Eurythmistin, dazu. Aus Duisburg beteiligte sich der Chemiker Dr. Hans-Joachim Rabben, der Leiter des Zweiges in Duisburg war und einen Einführungskurs in Anthroposophie und Waldorfpädagogik anbot, von dessen Teilnehmern einige später Eltern der neuen Waldorfschule wurden. Aus dem Duisburger Zweig wirkte noch Ruth Jäschke mit und aus Mülheim Johanna Wunderlich.

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Während sich die zukünftigen Lehrer bei ihren Treffen in Marburg oder Essen mit den pädagogischen Fragen der Schulgründung und der Kollegiumsbildung beschäftigten, waren es insbesondere Frau Veit und Herr Dr. Rabben, die sehr intensiv nach einem möglichen Standort für die Schule suchten. Es entstand dabei ein kleiner Wettbewerb zwischen den beiden: Wer findet den besseren Standort und erreicht damit, dass die neue Schule in seine Heimatstadt kommt, eben Mülheim oder Duisburg. Wir besichtigten eine große Zahl möglicher Standorte und lernten auch auf diese Weise das Ruhrgebiet besser kennen. Gesucht wurden Gebäude, in die wir mit den ersten Klassen einziehen konnten; ein Neubau war nicht geplant. Schließlich konnten wir einen günstigen Mietvertrag für die Grundschule in dem Stadtteil Mülheim-Selbeck abschließen. Zunächst aber war die Waldorfschule in Essen bereit, eine neue 1. Klasse unserer Schule ab Sommer 1982 aufzunehmen. Der Klassenlehrer war Markus Hünig. In diesem Jahr hatte Frau Bäuerle von ihrer Schule in Marburg ein Freijahr geschenkt bekommen, das sie zur Vorbereitung der Schuleröffnung in Mülheim-Selbeck im Schuljahr 1983-1984 verwendete. Wir begannen mit 5 Klassen und etwa 180 Schülern: Die neue erste Klasse übernahm Frau Bäuerle, die zweite Klasse (Markus Hünig) war ja 1 Jahr in Essen zu Gast gewesen, 3. Klasse Frau Eichele, 4. Klasse Hartmut Schanz, 5.Klasse Christian Michaelis-Braun, Musik Frau und Herr Tunnat, Handarbeit Frau Schanz, Eurythmie Frau Berns, Französisch Frau Arzoumanian, Englisch Herr Schanz und Herr Hünig, Helmuth Jachmann (Vertretungen, ab 1984 Klassenlehrer und Englisch). Von Anfang an gab es auch den Freien Religionsunterricht mit der Sonntagshandlung durch Frau Bäuerle und Herrn Tunnat. Bei der Sonntagshandlung half Herr Bäuerle aus Essen. In der Schulverwaltung arbeiteten von Anfang an Marion Große-Frintrop und Eva Leusmann mit, die auch beide Schulmütter waren. Die Klassenräume waren in den Sommerferien in Eigenleistung farbig nach den Angaben Rudolf Steiners lasiert worden. Am ersten Schultag versammelten sich alle Schüler und Lehrer in dem schönen Treppenhaus und dem breiten Flur des Erdgeschosses, da wir noch keinen Festsaal hatten. Für die späteren Schulfeiern durften wir den Saal der Waldorfschule benutzen.

Es stand fest, dass die Räume in Selbeck für die Schule im Aufbau, die jährlich um eine Klasse wachsen sollte, maximal für 4 Jahre reichen würden. Daher wurde die Suche nach dem neuen Standort intensiv betrieben. Schwerpunkt war die Suche nach vorhandenen Gebäuden, aber auch Neubaugrundstücke wurden in den Blick genommen. Dies war nun die Aufgab des Vorstandes, in dem neben Frau Bäuerle die Schulväter Herr Dunkelberg und Herr Dr. Block, Frau Veit, Herr Dr. Rabben, Frau Jäschke und ich mitarbeiteten. Nach langen Bemühungen bot uns die Stadt Mülheim schließlich das Grundstück an der Blumendellerstraße zum Kauf an. Nun gingen wir auf die Suche nach geeigneten Architekten für den geplanten Neubau. Unter sehr großem Zeitdruck begann die Neubauplanung, denn im September 1987 wollten wir mit dann 9 Klassen den Neubau beziehen. Lange suchten wir einen Geschäftsführer für diese vielfältigen Aufgaben. Als sich der endlich gefundene Bewerber nach wenigen Monaten als ungeeignet erwies, übernahm ich nach Abschluss der sechsten Klasse im Sommer 1985 die Geschäftsführung. Im Frühjahr 1986 war Baubeginn. Zwei Schulväter, die Herren Herder und Hülsmann, bildeten mit dem erfahrenen „anthroposophischen“ Architekten Klaus Rennert eine Architektengemeinschaft. Als Generalunternehmer wurde die Firma Züblin beauftragt. Von der Sparkasse bekamen wir gut 13 Mio. DM Kredit. Fast 2 Mio. DM hatten wir in den ersten Jahren als Eigenkapital angespart. Durch eine große Spendenaktion wollten wir weitere 600.000 DM, den Kaufpreis des Grundstücks, zusammenbringen. An vielfältigen und großen Aufgaben mangelte es nicht. Jährlich kam eine Klasse mit etwa 40 Schülern dazu - auch das Lehrerkollegium wuchs schnell. In der Zeit in Selbeck kamen als neue Lehrkräfte dazu: Silvia Albert (Englisch), Doris Parkan (Französisch), Jochen Jahn (Klassenlehrer, Werken), Petra Hülshorst (Eurythmie), Matthias Kusenberg (Klassenlehrer, Werken), Ulrike Liesner (Klassenlehrerin), Raimund Kappl (Klassenlehrer, Englisch, Erdkunde), Helmut Hütter (Französisch, Deutsch), Julian Richter (Sport und Kunst). Herr Pfisterer von der Essener Waldorfschule half beim Sportunterricht und Norbert Reiter kam als Hausmeister. Wird fortgesetzt Mülheim, 28.6.2018 Christian Michaelis-Braun


Frühlingskonzert 2018

Am Samstag, den 5. Mai fand in unserer Schule das traditionell wiederkehrende Frühlingskonzert statt, bei dem das Schulorchester, der Schulchor und zahlreiche weitere (Instrumental-)Schüler unserer Schule vielseitige musikalische Beiträge darboten: Über 50 Schülerinnen und Schüler zeigten dem zahlreich anwesenden Publikum ihre tollen musikalischen Leistungen. Der erste Teil des Abends war vor allem den jüngsten Instrumentalisten unserer Schule gewidmet, die kammermusikalische Beiträge verschiedenster Stilrichtungen darboten: Ein Jungstreicherensemble spielte ebenso wie Solo Violine und Cello mit Klavierbegleitung, Klavierschüler und -schülerinnen (solo und vierhändig) und Gitarren (Solo und im Ensemble). Auch der Elternchor unserer Schule war unter der Leitung von Andrea Stuckenholz mit Freude dabei. Das abwechslungsreiche Programm bis zur Pause hat tolle Einblicke in die Arbeit des musikalischen Nachwuchses an unserer Schule ermöglicht und hätte von Umfang und Qualität schon gut einen eigene Veranstaltung für sich sein können. Nach der Pause gehörte die Bühne dann vor allem dem Schulorchester und dem Schulchor. Der Tatsache, dass die Besetzung unseres vor einigen Jahren noch so großen Orchesters aktuell eher einer Bigband entspricht, wurde bei der Programmgestaltung mit Humor begegnet: Unter der Leitung von Jochen Weber wurde die in den 50er Jahren in den USA von Spike Jones entwickelte Kunstform einer Mischung aus Bigband und Komik aufgegriffen und vom Orchester mit tollem Sound umgesetzt. Der Schulchor bereicherte das Programm mit eigenen Beiträgen sowie auch gemeinsam mit dem Orchester.

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Gespielt und gesungen wurden Werke aus verschiedenen Zeiten und Richtungen, wobei die Beiträge des Orchesters von Herrn Weber speziell für die aktuelle „Bigband-Orchesterbesetzung“ arrangiert wurden: Von einer Nocture von Chopin über eine Pavane von Ravel, „Live And Let Die“ von Paul Mc Cartney, Löwenzahn, Stücken von Carla Bley, Duke Ellington, Gustav Mahler bis hin zum rasanten Säbeltanz von Khachaturian als wirbelnder Höhepunkt zu später Stunde. Großartige solistische Teile (insbesondere am Baritonsaxophon und am Schlagzeug) pointierten dabei die tolle gemeinsame Gesamtleistung aller Musizierenden. Ein herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden für dieses vielseitige Programm und einen langen aber beeindruckenden Abend. Im nächsten Jahr darf dieser umfangreiche Genuss gerne auf zwei eigene Abende aufgeteilt werden und das musikalische Leben unserer Schule bereichern. Dr. Jenny Sundmacher

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Zukunftswerkstatt Musik an unserer Schule Am 28. Mai hatte die Schulpflegschaft und Elternvertretung (SPE) zu einer Zukunftswerkstatt zum Thema „Bedeutung der Musik an unserer Schule“ eingeladen. 55 TeilnehmerInnen waren dieser Einladung gefolgt (Eltern, LehrerInnen, InstrumentatllehrerInnen und SchülerInnen unserer Schule). Erklärtes Ziel des Abends war es, die Musik an unserer Schule noch mehr als wichtigen Bestandteil unserer Schulgemeinschaft zu beleben. Gestaltet war der Abend als klassische Zukunftswerkstatt, bei der stets drei Phasen durchlaufen werden: 1. Istanalyse (Beschwerde- und Kritikphase), 2. Phantasie- und Utopiephase sowie 3. Realisierungsphase. Die zu Beginn gesammelten positiven Assoziationen zum Thema Musik zeigten deutlich, warum das Interesse an diesem Abend so erfreulich groß war: Freude, Spaß, Gemeinschaft, Rhythmus, Entspannung, Vielfalt, Engagement, Seelenarbeit und Andachtskräfte sind nur einige Stichworte, die der Musik als Stichworte zugeschrieben wurden und ihre Bedeutung für unsere Schüler und unsere Schulgemeinschaft skizzieren. Trotz dieser vielen schönen Verknüpfungen wurde jedoch auch festgehalten, dass wir zwar viele engagierte Akteure und tolle Projekte, aber faktisch doch immer weniger musizierende Schüler sowie viel Konfliktpotenzial und reale Konflikte haben. Und genau das war auch der Grund, weshalb die SPE an diesem Abend dazu eingeladen hatte, gemeinsam neue Impulse für die Zukunft zu entwickeln. Um diese eigentlich für einen Wochenendworkshop konzipierte Methode an einem Abend unterzubringen, war ein straffes Zeitmanagement erforderlich, so dass die Teilnehmenden in Plenum und Gruppenarbeiten gehalten waren, sich kurz zu fassen und so mancher Gedanke sicher gerne noch weitergesponnen worden wäre. Trotz der „strengen“ Moderation war die Stimmung aber kreativ und engagiert, so dass wertvolle Ergebnisse im offenen Austausch zwischen Eltern, Schülern, Lehrern und Instrumentallehrern entwickelt werden konnten.


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Sogar gemeinsames Abheben war möglich: Nachdem wir mit Reinhard Mey gesanglich über die Wolken geflogen sind, wurden in der Utopiephase in drei gemischten Gruppen phantasievolle Wunschhorizonte entwickelt, wie unser musikalisches Leben im Jahre 2028 im Idealfall aussehen könnte. Die nach der Vorstellung im Plenum vorgenommene Gewichtung der präsentierten Ideen-Aspekte ließ sehr deutlich drei Themenschwerpunkte erkennen, die den Anwesenden als besonders bedeutsame Ideen für das musikalische Leben an unserer Schule wichtig waren: • Unsere Schule als wahrnehmende und wahrgenommene Musikgemeinschaft • Entwicklung eines Konzeptes, das es jedem Kind ermöglicht, sich durch Musik zu entfalten • Verbesserte Zeitkoordination (Stundenplanhygiene) Diese drei Themenfelder sind nicht unabhängig voneinander, stellen verschiedene Ebenen eines Gesamtkonzeptes dar (in dem ganz im Sinne von Rudolf Steiner sowohl Gemeinschaft als auch Individuum eine Rolle spielen) und müssen nun in einem weiteren Schritt konkretisiert werden. Erste Gedanken hierzu wurden noch am Abend der Zukunftswerkstatt angerissen. Um den entstandenen Schwung der Diskussion und Ideenfindung weiter zu nutzen, haben die Teilnehmenden am Ende des Abends eine möglichst baldige Fortsetzung des Prozesses beschlossen. Bereits am 27. Juni folgten zur Vertiefung der Ideen über 20 interessierte Mitglieder der Schulgemeinschaft der erneuten Einladung der SPE, um die drei entwickelten Ziele weiter zu erörtern und so die Grundlage für eine Vorlage für die Beratungskonferenz zu skizzieren. Diese wird nun während der Sommerferien erarbeitet und hoffentlich schon bald gemeinsam mit den ebenfalls entwickelten kurzfristigeren konkreten Ideen zur Belebung des musikalischen Lebens an unserer Schule beitragen. Und vielleicht wird so der bei diesem Treffen gemeinsam gesungene Song „Imagine“ von John Lennon dann ja zu mehr als einer reinen Abendeinstimmung – nämlich zum Aufbruch in ein gemeinsames musikalisches Schulleben. Dr. Jenny Sundmacher

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Impressionen Projektwoche November 2017


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Klassenbilder Juni 2018


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Klasse 1 – Liesner

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Klasse 2 – Alfs-Bonerad

Klasse 2 – Muzik


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Klasse 3 – Hüser

Das Waldorflummerlandlied der Klasse 3 Hü Unsere schöne helle Schule schief gebaut und gelb bemalt mit den Bäumen auf dem Schulhof und den Gräsern auf dem Dach feiert dieses Jahr Geburtstag darum singen wir dies Lied wünschen uns aus frohen Herzen dass es sie noch lange gibt.

Es gibt viele schöne Bücher in der Büschel Bücherei und da kann man auch drin spielen auf Gitarre und Schalmei. In den Pausen rutscht man gerne manchmal auch ein bisschen wild und dann malt man in den Klassen noch dazu ein schönes Bild.

In den Klassen wir gerechnet spielen, malen findet Platz Lieder werden hier gesungen und wir machen auch Rabatz. Lesen, schreiben, töpfern, stricken Eurythmie und Ackerbau das ist unsere Waldorfschule all das macht uns ziemlich schlau.

Auf dem Schulhof spielt man munter: Engel, Teufel schnappt das Schwein wird das Toben dann zu dolle ruft Frau Hüser: Lasst das sein! Spiel und Arbeit geh´n zusammen tun`s mit Kopf und Herz und Hand So gibt`s viele schöne Stunden in dem Waldorflummerland.

Klassenbilder Juni 2018

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Klasse 3 – Jahn

Klasse 4 – Pohl

Klassenbilder Juni 2018


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Klasse 4 – Schulze

Klasse 5 – Kiwit

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Klasse 5 – Hüser

Klasse 6 – Piégsa


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Klasse 12

Klassenbilder Juni 2018

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Klassenbilder Juni 2018 Klasse 13 – Abiturienten


INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 3 .......................................... Ein blühender Apfelbaum für Josi 4 .......................................... Winterball 6 .......................................... Abiturienten sportlich unterwegs 8 .......................................... Bekleidungsepoche 8Y 10 .......................................... Klassenspiel 8U - Coram Boy 12 .......................................... Klassenspiel 8Y - Der Sturm 14 .......................................... Künstlerischer Abschluß 12 16 .......................................... Die 12. Klasse 20 .......................................... Regelverstoß! Schülerzeitung der 6P 21 .......................................... Bienen & Formen – Eindrücke aus der 2M 22 .......................................... Klangwerkstatt – Max und Moritz 23 .......................................... Tafelbilder – ein Geschenk an die Schüler 24 .......................................... Hausbauepoche 4P und 5H – Impressionen 26 .......................................... Hell-Dunkelzeichnungen und Linolschnitt 32 .......................................... Gründung und Entwicklung der Waldorfschule in Mülheim-Ruhr von 1980 bis 2018 34 .......................................... Frühlingskonzert 2018 37 .......................................... Zukunftswerkstatt – Musik an unserer Schule 38 .......................................... Projektwoche November 2017 40 .......................................... Klassenbilder 42

Impressum graphit 18 Jahresschrift der Waldorfschule Mülheim-Ruhr für das Schuljahr 2017/18 August 2018 Auflage 1.000 Exemplare Herausgegeben durch Freie Waldorfschule in Mülheim a.d. Ruhr e.V. Blumendeller Straße 29 45472 Mülheim an der Ruhr Telefon: 0208 911037-00 Telefax: 0208 911037-99 post@waldorfschule-mh.de waldorfschule-mh.de V.i.S.d.P. Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit Fotos Ralf Raßloff - ralfrassloff.de und privat Satz/Gestaltung Dirk Uhlenbrock - ersteliga.de Titelbild Szene aus dem künstlerischen Abschluß der 12. Klasse – Eurythmie

Das Schuljahr im Plakat


Jahresschrift der Waldorfschule Mülheim-Ruhr für das Schuljahr 2017/18


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