MAGAZI N
JUNI
2015
ALMANACH DER KINDERLITERATUR
Zu Gast bei den Autoren und Zeichnern Anke Kuhl und Jörg Mühle
Ihr Buchhändler
Von Glücksmomenten, Bodenbären und Marmorelefanten Im Frühjahr haben wir mit der Kinderbuchautorin Barbara van den Speulhof geplaudert. Über sie, ihre Bücher, Bücher im Allgemeinen … S. 22
Über 100 Buchbesprechungen Für Vor- und Erstleser, Schüler, Mittlere und Große, Entdecker, Bastler und, und, und … Kilifue Magazin 1/2015
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Aus der Lindgren-Schatztruhe: die Pippi-Langstrumpf-Comics IMPRESSUM Kilifü Magazin Nr. 1 · 6/2015 Herausgeber und Realisation erste liga büro für gestaltung ug (haftungsbeschränkt) Ruhrtalstr. 45 · 45239 Essen 0201-9221180 · 0201-9221181 fax info@ersteliga.de www.ersteliga.de Gestaltung/Illustration Katzen Dirk Uhlenbrock Bildbearbeitung/Layout Paul Uhlenbrock Chefredaktion Sandra Rudel Thomas Schmitz Redaktion Dennis Hasemann (dh) Anika Neuwald (an) Monika Souren (ms) Kathrin Schwamborn (ks) Dirk Uhlenbrock Julia Wallin (jw) Fotos Sandra Rudel Dirk Uhlenbrock
Astrid Lindgren · Ingrid Vang Nyman Pippi Langstrumpf. Der Comic Ab 6 Jahren · 160 Seiten 14,99 € [D] · 15,50 € [A] ISBN 978 -3 -7891- 4190 - 4
Lektorat Daniela Renz Auflage 10.000 Exemplare Herstellung Bechtle Druck & Service GmbH & Co. KG
www.kilifue.de Stand 15.06.2015 - Alle Angaben ohne Gewähr Irrtümer und Cover- oder Preisänderungen vorbehalten. © 2015 erste liga büro für gestaltung Ab- und Nachdruck, auch auszugsweise, sowohl in gedruckter oder digitaler Form, nur mit schriftlicher Genehmigung der Rechteinhaber
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Schnipp-Schnapp Dies ist ein Kinderbuchmagazin, das Ihnen IHR Buchhändler oder IHRE Buchhändlerin in die Hände gedrückt hat, damit Sie in aller Ruhe zu Hause oder wo auch immer stöbern können, sich auf der einen oder anderen Seite festlesen, verwundert feststellen, dass es neben den vielen Neuerscheinungen auch Bücher gibt, die jenseits der Neuheitenfluten kein Verfallsdatum haben. Dies ist ein Kinderbuchmagazin, das von drei Menschen gemacht wird, die eine Menge von dem verstehen, was sie tun. Eine Buchhändlerin (Bild mitte) und ein Buchhändler (Bild links), die seit mehr als einem Vierteljahrhundert ihrem Beruf nachgehen. Das tun sie, jede(r) auf ihre/seine Art auch nach all den Jahren immer noch mit einer großen Begeisterung. Natürlich machen beide nur das, was sie können. Sie überlassen also zum Beispiel die grafische Gestaltung einem Profi (Bild rechts), der aber nicht nur in der Welt der Typographie und Illustration zu Hause ist, sondern ebenfalls eine große Affinität zum Buch hat (was auch einer der Gründe ist, warum er seit vielen Jahren zum Team gehört). Vielleicht sollte man noch erwähnen, der Mann hat sechs Kinder in allen Altersabstufungen. Er kennt sich also mit Kinderbüchern und Kinderwelten bestens aus. Dies ist ein Kinderbuchmagazin, gemacht von drei Menschen, die ihrerseits wieder mit ganz vielen Kollegen, mit Schriftstellern, Illustratoren und nicht zuletzt mit einer großen Gruppe von Buchhändlern zumindest vernetzt, wenn nicht gar befreundet sind. Und spätestens hier schließt sich ein erster Kreis, denn gut möglich, dass wir in gutem Kontakt zu der Buchhändlerin oder dem Buchhändler stehen, von der/dem Sie gerade das Kilifü Magazin überreicht bekommen haben. Dies ist eigentlich gar kein Kinderbuchmagazin, sondern seine Null-Nummer. Sie erkennen also, wir probieren noch aus. Mit Vorschusslorbeeren versehen (Ihre Buchhandlung hat es schließlich geordert und dann all die Anzeigen im Heft) hoffen wir darauf, dass Sie genauso viel Freude beim Lesen haben, wie wir beim Schreiben und Gestalten hatten. Die Zeitung sollte in der ersten Planung 24 Seiten haben, jetzt sind es 40 geworden. Es ist nicht das erste Mal, dass wir freudig übers Ziel hinausschießen. Es wird auch nicht das letzte Mal sein. Schon jetzt freuen können Sie sich auf den Kilifü – Almanach der Kinderliteratur 2015/2016. Er ist ein mittlerweile unverzichtbarer Führer durch die Kinderliteratur eines Jahres und erscheint als fast 200 Seiten starkes Taschenbuch Anfang November. Wir sind sicher, in Ihrer Buchhandlung wird man Ihnen gerne einen Kilifü schenken. Insofern ist die kleine Coverillustration (rechts) als Erinnerung zu verstehen. Ausgeschnitten und ab in die Brieftasche, dann haben Sie Ihr Exemplar so gut wie sicher – Schnipp-Schnapp. Ihre (links, mitte, rechts) Thomas Schmitz, Sandra Rudel, Dirk Uhlenbrock
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Besuch im Labor Zu Gast bei den Kinderbuchautoren und -illustratoren Anke Kuhl und Jörg Mühle, die seit einigen Jahren zusammen mit Alexandra Maxeiner, Moni Port, Natascha Vlahovic, Philip Wächter und Zuni Fellehner und Kirsten Fabinski (alias von Zubinski) auf einer Etage in einem Frankfurter Hinterhofgebäude in einer Ateliergemeinschaft arbeiten. Gegründet wurde das LABOR 1999 und die jetzige Konstellation der »Belegschaft« besteht seit sechs Jahren. Das LABOR hat bei Beltz & Gelberg in Gemeinschaftsarbeit sechs Bücher als Kinder-Künstler-Reihe herausgebracht.
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Mühle Um noch einmal zurückzukommen zur Ideenfindung, damit hab ich wie gesagt überhaupt keine Probleme. Es kann sein, dass man mal länger an einem Cover »herumknabbert«, aber das hat dann manchmal auch mit der Abstimmung mit dem Verlag zu tun, dem ein Titel am Anfang zu gewagt ist. Es gibt manchmal in der Frühphase von einem Projekt Grundsatzentscheidungen die getroffen werden müssen, je nachdem wie komplex oder wie wichtig mir das Thema ist. Das ist am Anfang dann immer wie ein Berg, an dem man zuerst zäh hoch muss; man nimmt Anlauf und irgendwann ist man oben und dann gehts, dann flutscht es runter. Und es gibt am Ende auch wieder so eine Strecke, wo es noch einmal zäh ist, bis die letzten Illustrationen gemacht sind. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass das Zeichnen nicht das ist, was die meiste Kraftanstrengung braucht.
Jörg, Du hast gerade bei dem kurzen Gespräch auf dem Flur schon angedeutet, dass Du eigentlich nur noch relativ selten im Büro kreativ tätig bist.
Kuhl Also das ist bei mir GAANNNZ anders! *lacht* Ich brauche auch beim Zeichnen vor allen Dingen Ruhe und wunder mich immer wieder sehr, wenn ich in Interviews lese – in der letzten Zeit vor allem auch von Comiczeichnern – dass sie bei der Arbeit immer irgendwelche Musik hören. Dass es total dazugehört zu Projekten und diese teilweise sogar prägt. Ich hör wirklich auch gerne Musik und ab und zu auch mal ein Hörspiel, aber das geht nur in ganz wenigen Phasen, wo ich dann vielleicht nur noch koloriere. Beim Zeichnen bringt mich das total raus – ich mein, selbst wenn ich ein Hörspiel anmache, dann höre ich davon gar nichts. Ich bin kein Multitasking-Mensch, ich muss immer eine Sache am Stück machen. Für mich ist hier im Atelier definitiv mein Konzentrationsraum, ich versuche zu Hause alles wegzulassen, habe 2 Kinder daheim. Und wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, lasse ich meinen Rechner auch hier um zuhause einfach nur zuhause zu sein. Es gibt natürlich auch Phasen in denen es eng wird, ich meinen Laptop mitnehme und am Wochenende zuhause arbeite, aber ich versuche, es die absolute Ausnahme bleiben zu lassen.
Mühle Ja, das Problem ist, ich kann schlecht in der Zeit von 10 bis 17 Uhr meine Arbeit erledigen, wenn hier Trubel ist, zudem habe ich vor drei Jahren eine Tochter bekommen. Davor war es kein Problem, da hab ich dann ab sechs, wenn hier alle nach Hause gegangen sind angefangen. Das ist sowieso meine ideale Arbeitszeit, da gerate ich in so eine Tiefenentspannung und da konnte ich wunderbar bis spät abends hier sitzen und etwas tun. Da fühl ich mich sehr wohl. Und jetzt bin ich halt zu der Zeit zu Hause und arbeite am Küchentisch. Den großen Teil der, ich nenn’ es jetzt mal »Fleißarbeit«, erledige ich hier im Büro. Die ganze Zeichnerei, das ist für mich keine… hm, jetzt muß ich aufpassen…, also das Zeichnen ist für mich keine Kopfarbeit, beim Zeichnen denk ich nicht großartig nach, das läuft. Fürs Zeichnen brauche ich eine bestimmte Form der Entspannung, um in einen Flow hineinzukommen, aber das ist nichts, wobei ich mich konzentrieren muß. Dafür brauche ich nicht unbedingt Ruhe, sondern ich muss mich einfach nur wohlfühlen. Die anstrengenden Phasen sind immer, wenn ich etwas schreiben oder für irgend ein beklopptes Thema eine Bildidee finden muss, damit meine ich jetzt nicht Bilderbücher. Es ist ja auch eine immer wieder gern gestellte Frage »Woher kommen bloß all diese Ideen her?«, aber gerade für den Kinderbuchbereich, da hab ich überhaupt kein Ideensfindungsproblem. Da gibt es einen Text und da steht doch alles drin. Meine Arbeit besteht eigentlich darin, aus dem Übermaß der Ideen, die mir sofort durch den Kopf schießen, zu sortieren. Welche passt? Welche erfüllt einen bestimmten Zweck? Ist das eine Richtung, in die ich hin will? Aber was manchmal anstrengend ist, sind Illustrationen für Zeitungen. Wir haben als Atelier eine Kolumne in der FAZ, die wir reihum im Wechsel illustrieren – da haben wir, selbst wenn es knapp ist zwei Wochen Zeit. Und ich empfinde diese Texte immer als die schwersten Texte, die ich je illustrieren mußte. Es gibt kaum etwas, was mir schwerer fällt.
Mühle Ja, das ist mehr oder weniger so. Oft von Hand und dann im Rechner weiterbearbeitet und montiert. Kuhl Bei mir nimmt es wieder zu, es sieht inzwischen wieder handgemachter aus, nicht so clean wie zu Beginn. Die Farbflächen haben im Moment die Aufgabe, die Buntstiftzeichnung zu verstärken und denen noch einmal so eine Sattheit zu geben.
Und wie lange hast Du jetzt an dem »Lehmriesen« gearbeitet? Kuhl Es ist immer schwer zu sagen, ich antworte dann immer, ungefähr ein halbes Jahr, von dem ich in drei Monaten zwischendurch auch noch ein paar andere Dinge gemacht habe und in der anderen Hälfte der Zeit wirklich nichts anderes. Da hab ich keine E-Mail mehr beantwortet *lacht* nein wirklich, drei Monate kein Wochenende und jeden Tag bis mindestens um 22 Uhr am Zeichentisch gesessen. Ich habe die Arbeit in dem Genre total unterschätzt und bin da sehr blauäugig drangegangen – dass man da irgendwann reinkommt und 3-4 Seiten am Tag schafft, aber mehr als die Hälfte waren es dann letztlich nicht. Aber auch der Verlag sagte mir, dass das als Output schon sehr gut sei. Den Umfang hab ich so bisher auch noch nicht gehabt, es sind ja fast 90 Seiten. Die Entwicklung einer Geschichte kann sich schon über einen noch längeren Zeitraum hinziehen, aber wenn ich es noch einmal mache, dann würde ich wieder versuchen, mir einen abgesteckten Zeitraum freizumachen, um das Ganze am Stück abzuarbeiten. Ich mag es auch nicht herausgerissen zu werden, ich bleib gerne dran an einer Sache. >
www.moritzverlag.de
Kuhl Derjenige, der dran ist, läuft in dieser Phase so ein bisschen depressiv durchs Atelier. *Lachen* Die beiden von von Zubinski machen das inzwischen gerne, aber die sind vom Stil her auch angewandter, dem Grafikdesign näher als wir. Wir müssen auch immer aufpassen, dass wir nicht in einem »kinderbuchigen« Stil arbeiten – die einzige Vorgabe ist jedes Mal »Es darf nicht aussehen wie Kinderbuch!« Gerade weil es junge Gymnasiasten sind, die diese Kolumne schreiben, wollen die natürlich alles, nur nicht wie Kinder behandelt werden. Deshalb muss es möglichst nach Editorial Design aussehen. Aber das ist natürlich ein ganz geringer Teil unserer Arbeit und kommt nur alle zwei bis drei Monate vor.
Ihr zeichnet ja beide von Hand, koloriert ihr dann am Rechner nach?
Moritz Verlag · Bücher für Kinder
Anlass für unseren Besuch und die Tagesreise in die Stadt am Main waren die gerade erschienene Kindercomic von Anke Kuhl » Lehmriese lebt!« und Jörg Mühles Bücher »Nur noch kurz die Ohren kraulen« und »Was liegt am Strand und redet undeutlich?« (in Zusammenarbeit mit Moni Port). Wir trafen auf zwei sehr entspannte, offene Künstler, die uns fast zwei Stunden lang ausführlich Auskunft über ihre Arbeit und Arbeitsweisen gaben. Schon bei der Führung durch die Atelieretage kamen wir ins Gespräch und ich habe versucht, möglichst viele Aussagen des Interviews auf diesen drei Seiten unterzubringen. Somit lief das Diktiergerät erst, als wir uns in den Besprechungsraum gesetzt hatten und das Frage-Antwort-Spiel beginnt mittendrin …
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Mühle Das ist ja auch bei kleineren Projekten ein großes Thema, das Dranblelben, das kostet so viel Kraft. Wenn man Sachen parallel macht, sich dann wieder reinfinden – das Reinspüren in eine Geschichte, herauszufinden wie eine Figur ist, wie sie sich bewegt, was sie für einen Charakter hat. Ich denke, dass ist bei vielen Zeichnern so.
War denn der Mikrokosmos der skurrilen Figuren aus dem »Lehmriesen« von Anfang an festgelegt oder entstand er mehr beim Machen? Kuhl Ich habe mit dem groben Konzept für die Geschichte begonnen und daraus dann zehn, jetzt sind es acht, Kapitel und auch die Figuren entwickelt, das »Personal« stand also schon zu Beginn fest. Das sind auch ganz viele Figuren, die schon lange in meinem Kopf herumspinnen und jetzt plötzlich ein Zuhause gefunden haben *lacht* die schon lange in irgendwelchen Skizzenbücher einsam vor sich hin gelebt haben und jetzt zusammengekommen sind. Ich hatte mir Stationen überlegt, wie zum Beispiel den Wald und den Friseursalon, mir die Figuren genommen und sie zum Leben erweckt. Innerhalb der Kapitel war es dann anders – ich wusste im Friseurladen sind die 2 Frauen und der Friseur, aber was dann passiert wusste ich nicht, so dass ich dann teilweise selbst überrascht war, wohin die Dinge führten. Also die Figuren bekommen schon ein Eigenleben, so dass man eigentlich dabei ist, die Handlung nur zu dokumentieren *lacht*. Mühle Die Figuren sind quasi da, und man schaut wie sie agieren. Kuhl Ich zeichne die am Anfang auch von allen Seiten, so wie im Trickfilm, um mir einen Gesamteindruck zu verschaffen Mühle Ich glaube, dass kommt immer wieder vor, dass sich die Geschichte entgegen der ursprünglichen Intention in eine ganz andere unerwartete Richtung entwickelt. Da beschäftigt man sich mit einer Figur und merkt plötzlich, dass sie ganz anders will.
Wie das manchmal mit den eigenen Kindern ist, oder?
tal verändert, das Atelier wird inzwischen schon als Marke wahrgenommen. Dazu beigetragen haben natürlich auch die gemeinsamen Kritzel-Bücher, die bei Beltz erschienen sind. Man bekommt Anfragen als Gruppe, zum Beispiel eine Ausstellung zu machen, das bringt uns alle auf eine neue Ebene. Was natürlich auch nicht immer einfach ist, denn plötzlich gibt es zwei Dinge, um die man sich kümmern muss, Jörg Mühle und das Labor. Wieviel Energie steckt man jetzt wo rein? Wieviel Energie bin ich bereit zu investieren? Kuhl Und jetzt, da es ja schon sechs Bücher unter der »Marke« Labor gibt, stellt sich natürlich auch die Frage, machen wir so weiter oder müssen wir uns noch einmal ganz neu erfinden? Vielleicht nicht weiter in so einer Reihe publizieren… Mühle Und wie kriegt man es organisiert, die Zeit und Kräfte einzuplanen, die durch die Gruppenprojekte benötigt werden? Kuhl Es ist natürlich auch immer noch ganz pragmatisch, – dass wir gemeinsame Resourcen nutzen, dass wir uns bei Verträgen unterstützen oder dass man auch einfach einmal jemanden fragen kann, was denn die besser Schrift fürs Cover ist. Mühle Wir loben uns auch immer gegenseitig *lachen* das ist auch eine gern gestellte Frage – wie es denn mit der Kritik untereinander aussieht. Ich hab da einmal drüber nachgedacht und festgestellt, wir kritisieren uns gar nicht, wir loben uns einfach – das ist auch schön und es ist komisch, das immer die Frage kommt. Kuhl Wir kritisieren uns gar nicht, meinst du? Mühle Sehr wenig. Würde ich mir schon manchmal mehr wünschen, aber gleichzeitig… Kuhl Im Prozess aber schon … Mühle Ja, das stimmt … Kuhl Wäre ja auch ätzend, wenn dann einer am Schluss, wenn wieder was fertig ist, sagt: »„Das hättste aber besser machen können!”« *lachen*
Kuhl *lacht* Man muss auch flexibel bleiben. Mühle Es gibt diesen Moment, wo man die Figur dann kennt, das ist schon verrückt oder magisch. Man weiss dann genau, die bewegt sich nicht so, die würde nicht so stehen oder sie würde dieses und jenes nicht machen.
Und wie sieht es aus mit dem Thema Konkurrenz?
Kuhl Was ich da jetzt erlebt habe, kannte ich bisher nur aus der Schilderung von Autoren, dass die Personen in der Geschichte plötzlich ein eigenes Leben entwickeln.
Mühle Und natürlich die Frage, die ich mir vor dem Einzug auch selber gestellt habe, ist es vernünftig sich dem auszusetzen?
Stand von Anfang an fest, dass Reprodukt die Geschichte machen würde oder war es schwierig, einen Verlag zu finden? Kuhl Es war Reprodukts Idee, ich wollte mich mit dem Thema eigentlich freikünstlerisch beschäftigten, also gar kein Gedanke an Kinderliteratur. Aber die hatten die Zeichnungen gesehen – als sie damals gerade dabei waren, ihr Kindercomic-Programm zu starten – und haben mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mit dieser Figur einen Comic zu machen. Fand ich toll und habe schnell zugesagt, natürlich hat es dann auch noch eine Weile gedauert, weil ich mir ja erst einmal den zeitlichen Freiraum dafür schaffen musste.
Ihr habt beide gesagt, dass ihr euch für eure Arbeit schon ein wenig separiert, ich kann mir aber gut vorstellen, dass der gemeinsame Arbeitsplatz auch immer neue Impulse gibt, oder? Auch um an einer Sache dranzubleiben. Mühle Ja, letztlich ist es die Intention aller gewesen. So wohl ich mich dabei fühle, in meinem Kämmerchen zu arbeiten, ist es doch auf Dauer ungesund. Man muss sich zwingen, rauszugehn. *Lachen* Es war natürlich ein wichtiger Grund, dass die Leute sich so gut verstehen, dass man sich miteinander wohlfühlt. Die Rolle des Ateliers hat sich natürlich in der langen Zeit für jeden verändert, aber sie ist nach wie vor bedeutend. Am Anfang war es so etwas wie »Starthilfe«, dass man sich gegenseitig motiviert, es überhaupt zu probieren, Kontakte und so etwas aufbaut. In den letzten fünf Jahren hat sich die Rolle der Gemeinschaft to-
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Kuhl Das ist natürlich die Frage, die eigentlich immer als erste gestellt wird.
Kuhl Wir haben eigentlich von Anfang an gespürt, welchen Gewinn es für jeden hat, wieviel Aufmerksamkeit man bekommt, wenn man nicht alleine, sondern zu mehreren dasteht. Natürlich kommen auch mal Konkurrenzgefühle auf – wenn einer ein dolles Buch hingelegt hat, denkt man sich, da muß ich aber mal wieder nachziehen. *lacht* Aber es hat nie mit Missgunst zu tun. Mühle Es hat viel damit zu tun, dass wir uns gegenseitig schätzen und wir haben alle ausnahmslos davon profitiert, das wir uns gegenseitig empfohlen haben.
Zum Thema Zusammenarbeit – uns interessiert, wie das Buch mit der »Nuschel« zustande gekommen ist. Mühle Ganz klassisch: Moni hat den Text bei Klett eingereicht und nachdem klar war, dass ein Buch daraus entstehen sollte, hat sie mich gefragt. Aber es war nicht so, dass wir gemeinsam mit dem fertigen Produkt akquiriert haben.
Und sie wollte es nicht selbst illustrieren? Mühle Schade, sie ist gerade nicht da, sonst könntet ihr sie selbst fragen – aber nein, ich glaube nicht. Sie hatte, meine ich, schon frühzeitig entschieden, das jemand anderes die Bilder dazu machen sollte, ihre Bildsprache nicht zu dem Thema passt.
Ich hab das Buch während der Hinreise im Zug gelesen und mich dabei kringelig gelacht! Mühle Ja, mir fällt es schwer, zu beurteilen, ob es nun gut ist oder ob es vielleicht doch nur doofe Kalauer sind. Aber meine Mutter, eine ganz strenge Grundschullehrerin, hat mich heute morgen auch angerufen und die war ganz begeistert!
Das ist ja eigentlich auch perfekt für den Deutschunterricht. Mühle Ja genau, sie sagte, das ist so ein tolles Buch, eigentlich so, wie sie früher immer gerne Unterricht gemacht hat. Sie hätte damals im Unterricht noch mit Sprache gespielt und das wäre ja in heutigen Zeiten mit den regiden Lehrplänen gar nicht mehr möglich. Kuhl Es ist ein Buch für beide Zielgruppen; für Kinder und ihre Sprachentwicklung, aber eben auch für Erwachsene, die im Zug sitzen und sich darüber kaputt lachen.
War es denn schwierig für die »Ohren« einen Verlag zu finden und war der Moritz Verlag die erste Wahl? Mühle Nee, und ja, das war meine erste Wahl. Ich hatte die Vision, diese »Pappe« zu machen, und im »Pappbereich« finde ich den Moritz Verlag super. Ich finde, die haben eine sehr gute Verlagspolitik. Ich habe ihn besucht und dann ging es ganz schnell.
Und das Buch ist dann auch fürs eigene Kind entstanden? Mühle Doch, doch. Das Verrückte ist, dass die Idee uralt ist, dass ich die Geschichte vor 7 Jahren geschrieben habe und der Anlass es umzusetzen, war natürlich das eigene Kind. Und was für mich spannend war, es ist so ein bisschen MIT dem eigenen Kind entstanden (steht auf und holt den Buchdummy). Da sind am Anfang Prototypen entstanden, die ich mit meiner Tochter in Hinsicht auf die »Mechanik« getestet hatte. Die Bilder selber teste ich nicht. Ich habe letztens einen Anruf von einer Frau bekommen, die wollte mir ein paar Fragen stellen, hatte sich das Buch angeschaut und fänd das auch total süß und dann haben sie gesehen, dass es ein Mann gemacht hat – da müssen wir mal ein Interview machen. Die kam jetzt auch nicht aus dem Literaturbereich, sondern ganz woanders her und die hat mir dann Fragen gestellt, die gingen so ein bißchen an die Substanz. So Fragen wie »Wie kommt man als Mann dazu, Kinderbücher zu machen?« Das ist ja nichts, was ich mal irgendwann beschlossen habe, ich bin da so reingerutscht. Es ist etwas, dass ich schon immer machen wollte, dass ich total liebe und mit Sicherheit auch rational herleiten kann und vermutlich auch viele Gründe aufzählen kann, warum es wertvoll ist, Bücher für Kinder zu machen. Eigentlich finde ich es ja auch komisch, dass ich gerne Häschen zeichne. *lacht* Dirk Uhlenbrock
Anke Kuhl Lehmriese lebt Reprodukt, 18,– Euro So richtig schön mit Lehm rummatschen, welches Kind mag das nicht? Olli und Ulla mögen es auf jeden Fall und erschaffen, ohne es zu ahnen, einen Lehmriesen, der wie Golem lebendig wird. Als der Lehmriese auf der Lichtung aufwacht, macht er sich auf in die Stadt. Auf der Suche nach einer Aufgabe versucht er, dem Förster behilflich zu sein, ist dafür aber viel zu grobmotorisch. Auch für die Aushilfsstelle beim Friseur ist er nicht geeignet, seine Lehmhände vertragen einfach kein Wasser. Er wird zunehmend schlechter gelaunt und lässt seine Laune auch raus. Olli und Ulla haben aber die richtige Idee, die ihn wieder beruhigt. Auf 80 Seiten hat die Illustratorin ausreichend Raum, dem Lehmriesen Leben und Gefühle einzuhauchen und drumherum einen wunderbar schrägen Kosmos zu erschaffen. Auch beim x-ten Durchblättern und Lesen macht dieser Comic unglaublich viel Spaß und man entdeckt immer wieder neue kuriose Details. Eine Empfehlung auch (oder besonders) an alle, die vielleicht mit Comics wenig am Hut haben. Dieser hier wird Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistern! Für Kinder im Grundschulalter. – 978-3-95640-037-7
Jörg Mühle Nur noch kurz die Ohren kraulen Moritz Verlag, 8,95 Euro Das wohl knuddeligste Pappbilderbuch in diesem Frühjahr stammt aus der Feder von Jörg Mühle und wird hoffentlich schon bald in vielen Familien zum allabendlichen Einschlafritual gehören. Denn die Kleinen werden es lieben, wenn sie dem Hasen das Kissen zurecht klopfen und ihm zärtlich Ohren und Rücken kraulen können. Selbstredend dürfen sie dieses auch von den Erwachsenen erwarten. Ebenso den obligatorischen Gute-Nacht-Kuss, nach dem Hase und auch Kind beruhigt einschlafen. Vorausgesetzt natürlich, das Licht wurde ausgeschaltet. Die Handlung ist überschaubar, die Illustrationen dafür dermaßen herzallerliebst, dass sich wohl keiner dem Charme des kleinen Hasen entziehen kann. Ab 2 Jahren. – 978-3-89565-300-1
Jörg Mühle (Ill.) / Moni Port Was liegt am Strand und redet undeutlich? Klett Kinderbuch, 9,95 Euro Kinder lieben Quatsch. Kinder lieben Witze. Und Kinder lieben Sprachspielereien. Ziemlich genial haben Jörg Mühle und Moni Port alles miteinander in diesem Gutelaunebuch verknüpft. Kurze Scherzfragen wie »Was liegt am Strand und redet undeutlich?« oder »Was ist braun, klebrig und läuft durch die Wüste?« oder »Was ist grün und schaut durchs Schlüsselloch?« oder »Was hüpft von Baum zu Baum und hat nur Unsinn im Kopf?«. Die Antworten sind um die Ecke gedacht und sorgen bei kleinen und großen Mitratern für Kicheranfälle. Gesucht wurden die Nuschel, das Karamel, der Spionat und das Streichhörnchen. Die Frage werden von herrlich witzigen Bildern begleitet, die die Antworten zeigen. Auf der letzten Seite ist Kreativität gefragt, welche Frage fällt den Kindern ein und wie kann man die Antwort bildlich in Szene setzen? So einfach wie genial und für alle ein wunderbar alberner Ratespaß! Grundschulalter. – 978-3-95470-115-5
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Lena und Olof Landström Bum und Bim Wo ist Bim? Aus dem Schwedischen von Ole Könnecke Aladin Verlag, jeweils 6,95 Euro
PAPPBILDERBÜCHER
Doro Göbel / Peter Knorr Unser Zuhause. Eine Wimmelbilder-Geschichte Beltz & Gelberg, 12,95 Euro Ein ganz normales trubeliges Wohnviertel mit seinen ebenso normalen wie unterschiedlichen Bewohnern ist hier mit viel Liebe zu den Details und zahllosen Geschichten abgebildet. Da kommt ein Mann mit seiner Mülltonne angerast, weil die Müllabfuhr schon fleißig Tonnen leert. Da jagt der Hund die Katze durch das Wohnzimmer und prompt geht dabei eine Lampe zu Bruch. Es wird gestritten, getobt, gespielt. Gekocht, gepflanzt und bestattet. Mit jeder Seite rutschen die Betrachter ein Haus weiter, in das sie hineinsehen und witzige, spannende, skurrile Situationen vorfinden können. So entsteht ein schöner Rundgang durch die Siedlung, bei dem die ganze Vielfalt unseres städtischen Lebens betrachtet werden kann. Dieses Buch kann stundenlang angeschaut werden, immer wieder wird man neue Geschichten und Zusammenhänge entdecken. Klug durchdacht, grandios umgesetzt! Ab 4 Jahren. – 978-3-407-79598-4
Yvonne Hergane / Christiane Pieper (Il.) Die Fünferbande Peter Hammer Verlag, 13,90 Euro Heinz, Dodi, Trops, Kim und Pip finden sich toll und haben viel, viel Spaß! Die fünf sind die Finger an einer Hand. Völlig irritiert sind sie, als sie plötzlich ihren Doppelgängern gegenüberstehen. Die heißen Hans und Jodi, Traps, Kat und Flip und sind genauso überrascht von dem Anblick der anderen. Schon gibt es Streit und Gerangel, bis ein Vogel mit einem dicken Flatsch dem ein Ende setzt. Wie eklig, wenigstens darüber sind sich alle zehn einig. Und ebenso, dass sie alleine den Dreck nicht abwaschen können. Zusammen aber geht das ganz wunderbar! In diesem Pappbilderbuch steckt ziemlich viel: schöne Reime und fröhliche Bilder, erste Fingerspielereien und nicht zuletzt eine vergnügliche Geschichte rund ums Hände waschen und um ein friedliches Mit- und Füreinander. Ab 3 Jahren. – 978-3-7795-0514-3
Daniela Kulot Reim dich durch den Januar und den Rest vom ganzen Jahr Gerstenberg Verlag, 9,95 Euro Jedem Monat widmet Daniela Kulot eine Doppelseite, auf der ebenso entzückende wie abstruse Momentaufnahmen zu entdecken sind. Im Januar dürfen wir einen Blick in die Bärenhöhle werfen, in der Familie Bär gerade das neue Jahr verschläft. Im April tanzen Regenwürmer ausgelassen im Regen, im Mai fliegen die Herzen bei den Maikäfern, im August faulenzt der Kater und träumt von Eis und im Dezember sehen wir Weihnachtsmäuse, die schwer beschäftigt sind. Die Jahreszeiten und Monate lernen Kinder nicht nur mit den fantasievollen Illustrationen kennen, sondern auch mit den frechen und knackig-kurzen Reimen. Für die Erwachsenen hat Daniela Kulot noch ein kleines Bonbon in ihre Bilder gemalt – viel Spaß beim Entdecken! Ab 3 Jahren. – 978-3-8369-5851-6
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Lena und Olof Landström haben vor über zwanzig Jahren dem Bilderbuch-Helden Nisse sein unverwechselbares Gesicht verliehen und sich mit seinen Geschichten in die Herzen vieler Kinder und Erwachsener geschrieben. Nun betritt Bum mit seinem Stofftier Bim die Bühne, bereit, viele Freundschaften zu schließen. Das wird ihm auch im Nu gelingen, denn die Abenteuer der beiden sind so alltäglich wie spannend und schon für die Allerkleinsten gut nachzuvollziehen. Wenn Bum mit Bim vor die Tür geht, hat er Glück, wenn die Sonne scheint und Pech, wenn er hinfällt. Eis macht ebenfalls glücklich, zu viel davon sorgt freilich für Bauchweh. Und als er Bim hochhüpfen lässt, kommt ein Hund und schnappt sich sein geliebtes Stofftier. Wo ist Bim nur hin? Zwei kleine Pappbilderbücher, die mit ihren liebenswerten Illustrationen und den ganz einfachen Texten vom Glück und Pech, von Angst und Wiedersehensfreude erzählen. Einfach hinreißend! Ab 2 Jahren. – 978-3-8489-0085-5 (Bum und Bim) 978-3-8489-0086-2 (Wo ist Bim) Peggy Rathmann Gute Nacht, Gorilla! Moritz Verlag, 10,95 Euro Seit fast zehn Jahren ist dieser gewitzte Gorilla der heißgeliebte (Einschlaf-)Begleiter unzähliger Kinder und begeistert nach wie vor die erwachsenen Käufer. Was aber macht den Reiz eines kleinen Pappbilderbuches aus, das mittlerweile vierzehn Auflagen erlebt hat und immer mit einem Lächeln aus den Buchhandlungen getragen wird? Sicherlich die ganz einfache wie liebevolle Geschichte, die erzählt, wie der Zoowärter sich abends von seinen Tieren verabschiedet und dabei gar nicht registriert, wie der Gorilla ihm den Schlüsselbund stibitzt und heimlich, still und leise alle Tiere aus ihren Käfigen befreit. Bald führt der Wärter unbemerkt eine kleine Tierparade an, die im heimischen Schlafzimmer, neben und in seinem Bett endet. Und hätte die Frau des Zoowärters schon geschlafen, wäre das gar nicht aufgefallen, so aber wünscht sie ihrem Mann eine gute Nacht und wundert sich, wer ihr da alles antwortet. Also steigt sie in ihre Pantoffeln und bringt jedes Tier wieder zurück. Wirklich jedes? Trotz aller Einfachheit hat Peggy Rathmann herrliche Details auf den Seiten versteckt, wie die kleine Maus, die den Zootieren folgt und sich dabei ordentlich mit einer Banane abmüht. Wer dieses großartige und liebenswerte Bilderbuch noch nicht kennt, möge das bitte schnell nachholen und sich in den cleveren Gorilla verlieben! Ab 2 Jahren. – 978-3-89565-177-9
ein Wimmliges und sches, überaus sti ht ali nic nim es Mi ht , ge tes Gereim bilderbüchern – in diesen Papp erersten all n vo ch alter Bekannter au n hle hlich zu, sie erzä rschwunden ist nur bunt und frö ngskuscheltier ve bli Lie s da nn we sich zu einem s da r, Ängsten, ge än el der Doppelg ng ra Ge m vo er od nder entwickelt. quirligen Miteina
Kreativ, witzig und überall genial!
Für den Urlaub auf Hawaii oder dem eigenen Balkon!
Andreas H. Schmachtl Ein Tag mit Juli Löwenzahn Schlaf gut, Juli Löwenzahn Arena Verlag, jeweils 3,99 Euro
Dunja Schnabel Hund, Katze, Maus… Haus! Carlsen Verlag, 12,99 Euro In diesem spannenden Pappbilderbuch darf fleißig gereimt werden. Hund, Katze und Maus sind hier unterwegs und erleben allerlei. Sie fliegen ins All, treffen viele andere Tiere und musizieren gemeinsam. Die Kleinen können hier stundenlang schauen und staunen und nebenbei noch kreativ werden. Hund, Katze, Maus – und dann? Einmal umgeblättert entdeckt man ein Haus. Haus, Garten, Mauer – was kommt als nächstes? Weiterblättern, nachschauen und klar, der Bauer. Rätseln, reimen und freuen – langweilig wird es mit diesem Buch garantiert nicht. Ab 2 Jahren. – 978-3-551-17054-5
ISBN 978-3-407-79569-4 | a 12,95
Das herzige Kaninchen können nun auch schon die Kleinsten kennenlernen. In zwei handlichen Pappbilderbüchern erzählt Juli Löwenzahn, wie er sich seinen Tag vertreibt. Anziehen, Frühstücken, Spielen, Mama in der selbst gebauten Höhle empfangen und mit Papa rumplantschen. Ein Tag ist schnell vorbei und schwupps ist es Zeit, ins Bett zu gehen. Bevor es aber soweit ist, hat Juli noch eine ganze Menge zu erledigen. Aufräumen, Zähne putzen, umziehen, all seinen Schwestern eine gute Nacht wünschen, sich eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen und danach einen Gute-Nacht-Kuss geben lassen. Dann endlich ist er müde und schläft ein. Die Bilder sind reduzierter als in den Bilder- und Vorlesebüchern und genau richtig für Kinder ab 2 Jahren. 978-3-401-70578-1 (Ein Tag mit Juli Löwenzahn) 978-3-401-70577-4 (Schlaf gut, Juli Löwenzahn!)
Zum Loskritzeln, Weitermalen und Reise-Tagebuch schreiben!
beltz.de Kilifue Magazin 1/2015
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Aaron Becker Die Reise Gerstenberg Verlag, 14,95 Euro Keiner hat Zeit für das Mädchen und sie selbst traut sich nicht, die Kinder auf der Straße anzusprechen. Ein roter Stift und eine gezeichnete Tür entführen sie in eine wundersame Welt, in der alles möglich ist. Zum Glück kann das Mädchen sich mit ihrem Stift aus unangenehmen Situationen gleich wieder herauszeichnen. Und sogar einen Vogel retten, der nur kurze Zeit später wiederum ihr behilflich ist. Am Ende führt er sie zu seiner Tür, die wie ihre eine ganz besondere ist. Wie aus Ruhe etwas ganz Phantastisches entstehen kann, erzählt dieses wunderbare Bilderbuch ganz ohne Text. Man taucht ein in die Bilder und entdeckt immer wieder neue Details. Auch, dass sie bereits am Anfang nicht die einzige mit einem besonderen Stift ist. Ab 5 Jahren. – 978-3-8369-5784-7
denen man gezu versinken, in In Bilderbüchern tzen kann, ist tro n ter oder Mons fahrlos Drachen sen die kindlas Abenteuer. Sie ein wunderbares dabei, mutig n lfe he n, re loppie liche Fantasie ga tektivischen de st fa gar einen zu werden oder ickeln. Spürsinn zu entw
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Sabine Bohlmann / Kerstin Schoene (Ill.) Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der nicht einschlafen konnte Thienemann Verlag, 12,90 Euro Ein Siebenschläfer, der nicht schlafen kann, ist kein echter Siebenschläfer. Aber was soll das Siebenschläferkind denn machen, wenn es partout nicht müde werden will? Schäfchen zählen mit dem Fuchs sorgt lediglich dafür, dass der Fuchs einschläft. Die Gutenachtlieder der Nachtigall wiegen diese selbst in den Schlaf; der kleine Siebenschläfer ist immer noch putzmunter. Mit der Schnecke um den Block rennen erschöpft die Schnecke, der Kleine fühlt sich kein bisschen schläfrig. Während alle wohlgemeinten Ratschläge nicht fruchten, weiß der Bär genau, was dem Siebenschläfer zum Einschlafen fehlt. Ein Knuddelwuddelpuschelwuschelknuffeltier. Ebenfalls Fehlanzeige. Der Siebenschläfer malt sich bereits in den herrlichsten Farben aus, was er alles in den nächsten sieben Monaten erleben kann, wenn alle um ihn herum schlafen. Aber während er so denkt und vor sich hinträumt, fallen ihm endlich doch die Augen zu. Eine allzu zauberhafte Gute-Nacht-Geschichte haben sich Sabine Bohlmann und Kerstin Schoene erdacht und illustriert. So schön, dass der putzige Siebenschläfer sein Einschlafabenteuer garantiert wieder und wieder erleben wird. Ab 4 Jahren. – 978-3-522-43786-8
Antje Damm Der Besuch Moritz Verlag, 12,95 Euro Für ihr neues Bilderbuch hat die Künstlerin nicht nur gezeichnet, sondern auch ein kleines Haus erbaut, in dem sie ihre Figuren bewegen und dann fotografieren konnte. Das gibt den Bildern eine besondere Tiefe, die gut zu der herzenswarmen Geschichte passt. Dabei beginnt diese recht trist. Eine ältere, ängstliche Frau lebt alleine in ihrem Haus, das sie nur selten verlässt. Alles in ihrem Leben und in Damms Bilder ist grau in grau. Doch eines Tages, beim Lüften, landet ein Papierflieger direkt vor ihren Füßen. Und mit ihm, vor allem aber mit dem kleinen Besitzer, kehrt die Farbe und Fröhlichkeit zurück in die Welt der Frau. Ihr dabei zuzusehen ist so beglückend, dass eine wohlige Gänsehaut nicht ausbleibt. Ab 4 Jahren. – 978-3-89565-295-0
Stefan Gemmel / Cornelia Haas (Ill.) Wie man Gespenster verjagt Carlsen Verlag, 12,99 Euro Stille mag Finn gar nicht. Vor allem nicht, wenn er im Dunkeln im Bett liegt und einschlafen soll. Sein Bauch grummelt, das Herz schlägt wild. Ganz sicher hat sich in seinem Zimmer ein grauseliges Wesen versteckt und lauert nur darauf, ihn zu erschrecken. Mutig schleicht er sich aus dem Bett und schnappt sich ein Buch mit monsterzähmenden Reimen. Als erstes sind die Augen dran. Statt rot zu glühen kullern sie nun umher, die warzige Nase wird zum Blümchen, die Krallen zu flauschigen Händen und überhaupt – so buntgestreift und sternenübersät sieht das Monster ganz und gar nicht mehr gruselig aus. Im Gegenteil, es ist so niedlich, dass es sich sogar zu Finn kuscheln darf, der nun rechtschaffen müde ist. Die flotten Reime von Stefan Gemmel machen das Vorlesen und Zuhören zu einem außerordentlichen Vergnügen, bei dem Kinder erfahren, wie sie aus gruseligen Monstern kuschelige Gefährten zaubern können. Ab 4 Jahren. – 978-3-551-51808-8
Höpftbönnöff Emily Gravett Noch mal! Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn Fischer Sauerländer, 14,99 Euro »Noch mal!« ertönt es, wenn die letzte Seite des Lieblingsbuches gelesen, die Geschichte beendet ist. So hätte es gerne auch das nimmermüde Drachenkind, »Noch mal!« soll die Drachenmama die spannende Geschichte vom roten Drachen lesen. Und »Noch mal!«. Und »Noch mal!«. Leider wird die Drachenmama immer müder, baut schon beim zweiten Mal kleine Änderungen ein, kürzt beim dritten Mal kurzerhand ab. Und schläft beim vierten Mal ein. Das geht ja gar nicht, findet das Drachenkind, und wird ziemlich wütend. Diese Wut entlädt sich und wirbelt die Geschichte ziemlich durcheinander. Schon die ersten Seiten verwundern, hat der Verlag versehentlich die Titelseiten doppelt gedruckt? Aber nein, schließlich heißt das Buch »Noch mal!« und wer genau schaut, wird schon hier die kleinen Unterschiede entdecken. Von Vorleseversion eins bis vier sind viele weitere Details in Text und Bild zu finden, die sich ändern. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn Ihre Kinder am Ende dieser feurigen Geschichte lauthals rufen: »Noch mal!« Ab 4 Jahren. – 978-3-7373-5173-7
Rinna Hermann / Sanne Dufft (Ill.) Der Sandelefant Urachhaus Verlag, 13,90 Euro Paul buddelt ganz alleine im Sandkasten: So sehr er es sich auch wünscht, es ist niemand da, der mit ihm spielt. Gedankenverloren zieht er Linien in den warmen Sand und erkennt die Umrisse eines großen Elefanten, der sich gleich darauf aus dem Sand erhebt und mit Paul in das Sandburgenland entschwindet. Dort wimmelt es in einer riesigen Sandburg nur so von anderen Kindern und ihren Sandtieren. Drachen, Giraffen, Vögel, Katzen, Hunde und sogar ein Wetterhahn, der ganz oben auf der Turmspitze thront. Das heranziehende Sommergewitter macht den Kindern und ihren Sandtieren überhaupt nichts aus, im Gegenteil. Alle freuen sich und lachen und springen herum. Als sich das Gewitter verzogen hat, ist alles still und von den Sandfreunden nichts mehr zu sehen. Bevor aber Paul nur die Gelegenheit hat, traurig zu sein, tauchen alle Tiere wieder auf und weiter geht das Treiben im Sand, bis Paul müde neben seinem Elefanten einschläft. Eine ruhige, poetische und wunderschöne Geschichte über das, was möglich ist, wenn die Fantasie waltet. So schön! Ab 4 Jahren. – 978-3-8251-7916-8
von James Krüss Werner Holzwarth / Theresa Strozyk (Ill.) Mag ich! Gar nicht! Ein Reim- und Magenbilderbuch Klett Kinderbuch, 12,95 Euro
Können Küchenschaben Zeitung lesen? 36 Seiten, 14,90 € ISBN 978-3944861036
Die Geschmäcker sind verschieden, vor allem, was Essensvorlieben angeht. Sophie zieht eine Schnute bei Pute, bei Spinat kriegt Louise die Krise. Die eine findet Hühnerfrikassee völlig »okee«, der nächste findet den fetten Döner viel, viel schöner… In frechen Reimen erzählen uns die Kinder in diesem Bilderbuch von dem, was sie mögen, und was so gar nicht. Währenddessen darf Hund Waldi die Reste futtern. Doch Obacht, Waldi frisst zwar viel, nur Fisch schmeckt ihm nicht. Ein Ratschlag, den die Kinder unbedingt befolgen sollten. Tja, vielleicht wusste Pauline nicht, dass Forellen auch Fische sind. So aber ist das Ende, nun ja, ziemlich fulminant! Witzige Reime, freche Bilder, ein Hund, der immer runder wird und am Ende ein fröhliches Suchspiel veranstaltet – ein geniales Lieblingsbuch für alle kleinen Gourmets. Ab 4 Jahren. – 978-3-95470-116-2
Oliver Jeffers Steckt Aus dem Englischen von Anna Schaub NordSüd Verlag, 14,99 Euro Zugegeben: ein wenig absurd ist es schon. Da steht ein Junge vor einem Baum und versucht, seinen Drachen zu befreien, der sich im Baum verfangen hat. Der Schuh, den er hinterherwirft, soll eigentlich den Drachen befreien, bleibt aber stecken. Auch der zweite Schuh befreit weder den ersten noch den Drachen, sondern bleibt ebenfalls stecken. Die Katze – bleibt stecken. Die Leiter – bleibt stecken. Ja, man ahnt schon, der Baum will seine Schätze nicht loslassen und was immer der Junge hineinwirft, alles bleibt stecken. Schon bald findet sich im Baum ein buntes Sammelsurium an Alltagsgegenständen, bis die nicht mehr reichen und Größeres her muss. Ein Auto, ein Haus, ein Gorilla, ein Schiff… Vielleicht kann die Feuerwehr helfen. Aber nein, auch sie bleibt stecken. Am Ende kommt dem Jungen eine geniale Idee und er kann tatsächlich seinen Drachen befreien. Selig legt er sich schlafen. Aber hat er nicht etwas vergessen? Zu schön und voll von kindlicher Logik. Ab 4 Jahren. – 978-3-314-10280-6
Bruchlandung mit Tee!
Ein Bilderbruch über das Teetrinken
von Carollina Fabinger und Lui Fa 60 Seiten, 14,90 € ISBN 978-3944861043
Kein Flohzirkus von Riki Blanco
artistisch-tiefsinnige Zirkusgeschichten 48 Seiten, 14,90 € ISBN 978-3944861050
Bilderbücher von www.
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Antoinette Portis Spriedel Aus dem Englischen von Ebi Naumann Aladin Verlag, 12,90 Euro
Torben Kuhlmann Maulwurfstadt NordSüd Verlag, 14,99 Euro
James Krüss / Annette Swoboda (Ill.) Auflauf im Zoo Boje Verlag, 12,99 Euro Eine große Kiste im Zoo sorgt für Aufregung unter den Tieren. Ganz sicher verbirgt sich darin ein neuer Mitbewohner, nur wer? Flugs geht das Raten los. Steckt in der Kiste ein Wüstenfloh? Oder ein Steppenfuchs? Eine Haselmaus? Oder gar ein Bärenkind? Diese Vermutungen werden von dem rätselhaften Tier verneint. Es sei größer als ein Wüstenfloh, aber kleiner als ein Steppenfuchs, breiter als eine Haselmaus, aber dünner als ein Bärenkind. Und während die Zootiere neugierig immer weiter fragen, können die Kinder gleich miträtseln, um welches Tier es sich in der Kiste wohl handelt. Die Reime vom Altmeister James Krüss ergeben zusammen mit den fröhlichen und liebevollen Bildern von Annette Swoboda einen Ohren- und Augenschmaus, von dem man gar nicht genug bekommen kann. Um die Suchfragen auf der letzten Doppelseite zu lösen, darf gleich noch einmal durch den Zoo gewandert werden und garantiert verlieben sich kleine und große Zoofans noch mehr in die bunte Tierschar. Ab 4 Jahren. – 978-3-414-82207-9
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Eine grasgrüne Wiese und ein Maulwurf, der sich dort wohlfühlt. Der bleibt aber nicht lange alleine, schnell gesellen sich andere zu ihm. Kein Problem, die Wiese ist groß genug, alles ist im Überfluss vorhanden. Nach und nach aber entsteht eine riesige unterirdische Welt. Zunächst in mühevoller Handarbeit, dann mit fortschreitender Technisierung, werden auch die letzten Winkel durch ausgeklügelte Maschinen erschlossen. Längst hat sich auch der Lebensstandard der Maulwürfe geändert, aus den einfachen Höhlen sind Apartments mit allen nur vorstellbaren Annehmlichkeiten geworden. Dieser Luxus hat seinen Preis, denn der Blick auf die ehemals grüne Wiese ist betrüblich; Maulwurfhaufen an Maulwurfhaufen, dazwischen Schlote, haben die Natur verdrängt. Nur ein kleines grasgrünes Eckchen ist übrig geblieben, säuberlich eingezäunt, um es zu erhalten. Fast ohne Worte erzählt Torben Kuhlmann mit seinen beeindruckenden Illustrationen von der Industrialisierung und der Kannibalisierung unserer Erde. »Maulwurfstadt« kann auch prima im Unterricht eingesetzt werden. Für alle im Grundschulalter. – 978-3-314-10274-5
Tom McLaughlin Die Geschichtenmaschine Aus dem Englischen von Petra Thoms Bohem Press, 14,95 Euro Elliott ist ein Finder. Ständig entdeckt er irgendwelche Dinge. So auch eine Maschine, die besonders geheimnisvoll ist. Kein Schalter zum Einschalten, keiner zum Ausschalten. Sie gibt keine Töne von sich, hat aber lauter Tasten. Was es mit denen auf sich hat, erfährt Elliott durch Zufall: sie zaubern Buchstaben auf Papier. Scheinbar hat der Junge eine Geschichtenmaschine gefunden. Mit Buchstaben kennt sich Elliott noch nicht so gut aus, aber zwischen all den Worten, die die Maschine ausspuckt, entdeckt er auch ein Bild und dann legt er los und erschafft ein Bild nach dem anderen. Bis seine wundersame Maschine den Geist aufgibt. Heißt das nun, dass Elliott keine Bilder und Geschichten mehr zaubern kann? Mitnichten, denn Elliott ist doch ein Finder und so findet er auch ganz schnell heraus, dass er dafür gar keine Maschine benötigt, sondern alle Bilder und Geschichten in ihm wohnen. Wie großartig! Ab 4 Jahren. – 978-3-85581-549-4
Hunde machen »Wuff«, Katzen »Miau«, Vögel »Krächz« oder »Gurr« oder »Piep«. So war es immer und so soll es gefälligst bleiben. Der kleine Spatz findet es aber ganz schrecklich, immer das gleiche Lied zu singen und bringt Abwechslung in die Vogelwelt. »Spiedel friedel!« tönt er nun. Die Krähe kann darüber gar nicht lachen. Albern findet sie den Spatz, der doch »Piep« zu sagen hat. Dieser reißt sich auch ganz arg zusammen, bis weiterer Nonsens aus ihm herausplatzt: »Tiffel biffel und’n bissel miffel!«. Zum Schrecken der Krähe finden immer mehr Vögel Gefallen an dem herrlichen Quatsch und ickeln und pickeln vor sich hin. Krähe hat genug, will nichts mehr hören und lässt sich weit von allen anderen entfernt nieder. Sollen sich die Vögel zusammenreißen, um die Krähe zurückzuholen. Nö! Sie machen lustig weiter und amüsieren sich prächtig. Und die Krähe, man glaubt es kaum, hüpft von Baum zu Baum, kommt immer näher und dann: »Yuppie!«. Ausbrechen, anders sein, einfach mal den Ernst beiseiteschieben – die schönste Aufforderung zum Spaß haben in Buchform. Ab 4 Jahren. – 978-3-8489-0093-0
Britta Teckentrup Wir gehören zusammen! Ein Such-Buch Prestel Verlag, 12,99 Euro Wetten, dass Kinder die passenden Tierpaare viel schneller finden als die Erwachsenen? Denn immer zwei gleich aussehende Tiere hat Britta Teckentrup auf den zum Teil ziemlich wimmeligen Seiten geschickt untergebracht. Mal in einem kunterbunten Fischschwarm, mal in einer Eichhörnchenhorde, mal in einer Zebraherde. Und da müssen alle schon ganz genau hinsehen, um beim Streifenmuster, den bunten Käferpanzern oder Vogelgefiedern Gleiches und Unterschiedliches zu entdecken. Die fröhlichen Tierwelten werden von ebensolchen Reimen begleitet. Praktisch für unterwegs oder einfach schön, um anderen eine Freude zu machen, sind auch die Postkarten mit Motiven aus Britta Teckentrups Buch »Manche sind anders« (Manche sind anders. Such-Postkarten-Buch, 7,99 Euro, 978-3-7913-7218-1). Ab 5 Jahren. – 978-3-7913-7217-4
© Illustration von Kaatje Vermeire aus „Marie und die Dinge des Lebens“
Karsten Teich Suchst du Streit? Hinstorff Verlag, 14,99 Euro
BILDERBÜCHER
Der Blick des Cowboys auf dem Cover signalisiert bereits: hier ist jemand auf Krawall gebürstet. Und wie! So sehr, dass er sich sogar mit einem ganz und gar Unbekannten anlegt. Nämlich mit dem Leser. Der wird schon aus der Ferne angeraunzt, er möge doch bitte nicht so glotzen. Je näher der Cowboy kommt, umso mies gelaunter sieht er aus. Der Leser wähnt sich im Recht, schließlich handelt es sich um einen Cowboy in einem Buch, da darf man auch gucken. Während sich der Cowboy immer weiter aufregt, schafft es der Zuschauer, erstaunlich gelassen zu bleiben, mehr noch: er kann ihm sogar den Wind aus den Segeln nehmen und schickt ihn einfach ganz, ganz weit weg. Karsten Teich katapultiert die kindlichen Betrachter mitten hinein ins Geschehen und verleiht ihnen das großartige Gefühl, es mit ollen Streithammeln jederzeit aufnehmen zu können. Ab 5 Jahren. – 978-3-356-01896-7
Jan von Holleben Konrad Wimmel ist da! Gabriel Verlag, 14,99 Euro Was für ein unglaubliches Wimmelbilderbuch! Kaum vorstellbar, wie viel Zeit und Arbeit und Liebe der Fotograf Jan von Holleben investiert haben muss, um von der Idee im Kopf zu diesen lebendigen Bildern zu gelangen. Er hat eine Fantasiewelt erschaffen, in der für Konrad Wimmel, seine Schwester und Freunde alles möglich ist. Dort sind sie stark wie Pippi, können fliegen und supergut jonglieren, sie sind Forscher, Giraffen und Pinguine. Sie können einfach alles und sie können auch alles sein. Sechzehn Monate hat Jan von Holleben gebraucht, um dieses gigantische Projekt umzusetzen und für die unzähligen Bilder die Kinder zu positionieren und zu fotografieren. Entstanden ist ein einzigartiges Wimmelbuch, bei dem uns auf jeder Doppelseite das Leben von seiner buntesten und verrücktesten und quirligsten Seite entgegenhüpft. Am Ende finden die Kinder Fragen, die durch das Buch führen und recht knifflig sind. Alle, die mit Kindern arbeiten, finden hier reichlich Inspirationen, zum Nachstellen und neu kreieren. Ab 6 Jahren. – 978-3-522-30398-9
Juwelen Schätzchen AllerliebSte
… einfach schöne Bilderbücher
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Agathe Demois / Vincent Godeau Das magische Zauberlupenbuch Aus dem Französischen von Barbara Heller Fischer Sauerländer, 14,99 Euro Die Reise der Vögel in den Süden – für Rotschnabel ist es das erste Mal, dass er sich auf den weiten Weg macht. Unterwegs entdeckt er Erstaunliches: ein Riesenrad, im Baum versteckt. Ping-Pong spielende Dachse tief unten in der Erde, Möhren mit Wurstwurzeln. Und vieles, vieles mehr. Leider wollen ihm die anderen Vögel seine Schilderungen von unterwegs nicht glauben. Schließlich haben sie so etwas auf ihren Reisen noch nicht gesehen! Verständlich, denn auf den ersten Blick wirken die einfarbig roten Illustrationen unscheinbar. Schaut man jedoch genauer hin, entdeckt man feine blaue Elemente in all dem Rot. Was es mit diesen auf sich hat, enthüllt die Zauberlupe, denn sie macht das Rot unsichtbar und zeigt die versteckten Einblicke, die auch Rotschnabel entdeckt hat. Der Trick mit der roten Folie ist nicht neu, hier wurde er jedoch meisterhaft umgesetzt und es macht einfach einen Riesenspaß, Unerwartetes aufzuspüren. Ab 4 Jahren. – 978-3-7373-5164-5
Anna Llenas Das Farbenmonster Aus dem Katalanischen von Katrin Behringer Velber Verlag, 19,90 Euro Es gibt so Tage, da wacht man auf und fühlt sich ganz komisch. Ein Wirrwarr an Empfindungen tobt in Kopf und Bauch herum und so recht kann man sich nicht entscheiden, wie man sich gerade fühlt. So geht es dem Farbenmonster, das morgens kunterbunt erwacht. Da hilft nur, sich und die Farben zu sortieren. Gelb wie die Freude und der Sonnenschein kommen in eine Flasche. Blau wie das Meer und die Traurigkeit in die nächste. Rot wie das Feuer und die Wut wird sicher verstaut. Am Ende schaut das Farbenmonster auf seine Flaschen gefüllt mit Traurigkeit und Wut, Gelassenheit, Angst und Freude und schon geht es ihm besser. Da bahnt sich schon ein neues Gefühl an und das kommt rosarot daher… Die aufwendigen Pop-up-Elemente verdeutlichen die jeweilige Gefühlslage ganz hervorragend. Ein Buch, das auch für den Einsatz in Kindergarten und Grundschule bestens geeignet ist. Ab 4 Jahren. – 978-3-8411-0195-2
Bücher mit Mehrwert Die Krickelkrakels Das Rüttel-Schüttel-Puste-Buch Oetinger Verlag, 12,99 Euro
Ein Tag im Leben des Schweines Egon, das dringend tatkräftige Unterstützung bei seinen Abenteuern benötigt. Dabei fängt alles ganz harmlos an: Mit einen Weckerklingeln soll Egon geweckt werden. Dann braucht er Hilfe beim Frühstück. Einmal das Buch geschüttelt und schon füllt sich seine Schüssel mit Cornflakes. Dann wird es aber immer turbulenter. Egon trifft auf Hüpfmonster, Onkel Wupp mit seinem gelben Flitzer und landet in einem verwunschenen Wald, bevor er letztendlich in die Weiten des Weltalls entschwebt. Bei all dem benötigt er Hilfe und so können die Kinder verzückt das Buch rütteln und kippen und auf- und zuschlagen und sanft oder feste pusten. Wenn dann auch noch Egon mit Streicheleinheiten belohnt werden möchte, schmelzen auch die Erwachsenen nur so dahin. Was für ein fabelhaftes Buchvergnügen! Ab 4 Jahren. – 978-3-7891-6647-1
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Kerstin Inga Meyer Hundert Hunde. Ein Buch zum Aufhängen Aladin Verlag, 14,– Euro Hundert Hunde Runde Rudel Pudel Trubel… Mit diesem »Buch zum Aufhängen« können sich alle Sprachspieler und Geschichtenerfinder richtig austoben. Wie kommt man in 62 Schritten von »Hundert« zu »Aus« oder von »Treue« zu »Schlafen«, wenn von Wort zu Wort immer wieder einzelne Buchstaben ausgetauscht werden? Ausprobieren, wie viele Schritte die Kinder benötigen, mit den Wörtern eine Geschichte erfinden oder eigene Wortketten bilden – das macht Spaß, schult das sprachliche Vermögen und vor allem auch die Fantasie. Durch die schlichte wie schöne typografische Gestaltung wird »Hundert Hunde« zu einem Wandschmuck, auf dem man immer wieder neue Assoziationen bilden und sich auf traurige, trubelige oder träge Geschichten einlassen kann. Für Kinder im Grundschulalter und darüber hinaus. – 978-3-8489-0082-4
Julia Neuhaus / Till Penzek Was ist denn hier passiert? Ein Bilderbuch mit zwölf Trickfilmen Tulipan Verlag, 18,– Euro Schon das Cover verrät sehr prominent, was in diesem Bilderbuch eine große Rolle spielt. Diese pixeligen Quadrate heißen QR-Codes und führen in Verbindung mit einer kostenlosen App zu kurzen, sehr liebevoll produzierten Zeichentrickfilmen. Zunächst aber stehen die so wunderbar nostalgisch anmutenden Szenen im Bilderbuch im Mittelpunkt. Sie zeigen ganz absurde Momentaufnahmen, einen schwebenden Hund zum Beispiel. Und Enten mit Beatlesfrisuren, einen (fast) nackigen Mann im Schnee oder ein angeknabbertes Schiff. Was ist denn hier passiert? Sich dazu passende Geschichten auszudenken, ist eine Riesengaudi, bei der es kein richtig oder falsch gibt und sich die Fantasie so richtig austoben darf. Will man dann wissen, was auch passiert sein kann, dann schaut man sich die Filme zu den einzelnen Bildern an, die mindestens so verrückt-schön sind, wie die Bilder in diesem Buch. Gute Laune ist auf jeden Fall garantiert! Ab 4 Jahren. – 978-3-86429-214-9
Steve Parker / Owen Davey (Ill.) Roboter Werkstatt. 3 Roboter mit Motor. Robotik einfach erklärt Aus dem Englischen von Jochen Schürmann Carlsen Verlag, 19,99 Euro »Robota« ist tschechisch und bedeutet »Arbeit«. Im Idealfall sollen Roboter uns genau diese abnehmen, in diesem Fall aber müssen wir erst einmal ein wenig davon investieren, um einen Wander-, Wackel- oder Winkrobo zu bauen. Mit den beigefügten Teilen, die ausgestanzt und nach sehr anschaulicher Anleitung zusammengebaut werden, ist das ein reines Kinderspiel. Hintergrundwissen rund ums Thema wird auch gleich mitgeliefert. Vom einen der ersten Roboter, der um 1937 erbaut wurde, sich bewegen und immerhin einige Worte sprechen konnte bis hin zu medizinischen Robotern, mit denen Operationen aus der Ferne möglich sind. Erhellend für alle Tüftler und Technikfans. Für Kinder im Grundschulalter. – 978-3-551-25036-0
Matthias Picard Jim Curios. Reise in die Tiefen des Ozeans Reprodukt, 20,– Euro 3D-Bilder oder -Filme sind heute nichts Besonderes mehr, umso spektakulärer ist es, was der französische Illustrator Matthias Picard hier zeigt. Zunächst beobachten wir auf Schwarz-Weiß-Zeichnungen, wie Jim in einem Taucheranzug ins Meer hineinstapft. Danach bekommen alle Illustrationen die bekannten türkis-roten Umrisse, die uns mit den beigefügten Brillen zum dreidimensionalen Sehen verhelfen. Und in diesem Buch ist es so, als sei man mit Jim live am Meeresboden und würde die Schätze dort mit eigenen Augen betrachten. Besonders schön, dass gleich zwei Brillen dem Buch beiliegen und so kleine und große Entdecker gemeinsam abtauchen und mit einem verblüfften Lachen wieder auftauchen können. Ab 6 Jahren. – 978-3-943143-45-4
Philippe Ug Im Garten der Schmetterlinge Aus dem Französischen von Katharina Knüppel Prestel Verlag, 18,– Euro Wie man aus Papier eine ganze Schmetterlingszauberwelt zaubern kann, zeigt der französische Pop-up-Künstler sehr eindrucksvoll. Wie aus der kleinen Raupe, die hungrig die Blätter im Garten anknabbert, ein prächtiger Schmetterling wird, der auf der Blumenwiese umherfliegt und sich vor der hungrigen Gottesanbeterin in Sicherheit bringen muss, erzählen die aufwendigen, fröhlichen und filigranen Papier-Gebilde Philippe Ugs. Ein farbenfroher Augenschmaus für die ganze Familie! Ab 5 Jahren. – 978-3-7913-7210-5
Diese Bücher sind weit mehr als nur Bücher. Sie lassen eine Schmetterlingswiese lebendig werd en, zeigen mithilfe einer Zauberlupe geheimnisvolle Einblicke , dreidimensionale Unterwasserwelten oder kleine, zaub erhaft produzierte Trickfilme mittels QR-Code. Man darf sie sogar schütteln und rütteln, um dem Helden im Buch zu helfen.
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Ein kleines bisschen anders. Vorlesegeschichten für 3, 4, 5 Minuten Beltz & Gelberg, 12,95 Euro
Christine Beigel / Hervé Le Goff (Ill.) Oma Henni erzählt… … von der Kuh, die den Mond ausmachen wollte … vom Schaf, das nicht einschlafen konnte … vom Zebra, das nicht bis drei zählen konnte … vom Krokodil, das Angst vorm Wasser hatte Aus dem Französischen von Anna Taube Magellan Verlag, jeweils 9,95 Euro
VORLESEN Zusammen kuscheln und gemeinsa m Geschichten lesen ist für Kinder überaus wertvoll. Wenn es dann noch mit so schönen, fröhlichen, herzenswarmen Geschichten wie diese n geschieht, können alle die kleine Auszeit geni eßen.
Wenn die Küken schlafen sollen, sind sie natürlich gar nicht müde. Lieber wollen sie noch eine von Oma Hennis unglaublichen Geschichten hören. Und die erzählt sie nur zu gerne. Von der Kuh, zum Beispiel, die bei hellem Mondschein nicht einschlafen konnte und auf eine recht unkonventionelle Weise den Himmelskörper kurzerhand ausschaltet. Und vom Schaf, das hüpfende Elefanten zählt, damit es einschlafen kann. Vom Zebra, das zwar weder malen noch zählen kann, aber trotzdem den Panther austrickst. Und vom Krokodil, das so viel Angst vor Wasser hat, dass es beim Schwimmen immer pupsen muss. Vier kleine Bücher mit jeweils einer richtig schön albernen Geschichte, die Oma Henni ihren Enkeln erzählt. Weil davon auszugehen ist, dass die Kleinen danach extrawach sind, finden die Vorleser am Ende eine Mini-Aufgabe, die die Kleinen wieder ruhiger werden und mit einem Lächeln einschlafen lässt. Mehr von Oma Henni und ihren wachen Küken gibt es ab Juli, dann erzählt sie von dem Nilpferd, das von einem Schluckauf gequält wird. Ab 3 Jahren. 978-3-7348-2008-3 … von der Kuh, die den Mond ausmachen wollte 978-3-7348-2009-0 … vom Schaf, das nicht einschlafen konnte 978-3-7348-2010-6 … vom Zebra, das nicht bis drei zählen konnte 978-3-7348-2011-3 … vom Krokodil, das Angst vorm Wasser hatte
Paul Biegel / Mies van Hout (Ill.) Virgilius Tulle auf Tortenjagd Aus dem Niederländischen von Marie-Thérèse Schins Urachhaus Verlag, 13,90 Euro Wenn der älteste Tulle-Zwerg Geburtstag hat, muss eine Torte her. Doch woher nehmen, wenn weder Backofen noch Mehl oder Eier vorhanden sind? Virgilius Tulle hat einen simplen Plan: Er geht mal eben schnell zum Bäcker. Wenn er aber wirklich eben schnell zum Bäcker gegangen wäre, dann wäre auch die Geschichte in Nullkommanichts vorbei. So können wir uns aber freuen, dass der Zwerg auf seinem Weg in die Stadt ausgerechnet bei Andreas und seiner Familie landet. Von dort geht es als Waldmitbringsel in die Schule, er schafft es in die Zeitung und ins Fernsehen. Wird von Wissenschaftlern aus aller Welt bestaunt und vermessen, danach entführt, zu einer Prinzessin in einem weit entfernten Land gebracht. Er trifft dort den unsichtbaren Frosch und, und, und. Der trockene Humor Paul Biegels, die ungezwungene Art des Zwerges, die kleinen Geschichten in der Geschichte, das alles macht den Reiz dieser zeitlos schönen, überaus abenteuerlichen und märchenhaften Erzählung in einunddreißig Kapiteln aus, die mit dem allergrößten Vergnügen für alle Beteiligten vorgelesen werden kann. Ab 6 Jahren. – 978-3-8251-7808-6
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Kleine, feine Geschichten, die frisch aus dem Kinderalltag gepflückt wurden. Nikola Huppertz erzählt von Cosmo, der zwar liebend gerne Popel isst, dafür aber mit viel Fantasie einen Weg gefunden hat, die anderen Kinder auf einen fernen Planeten mitzunehmen. Bei Julia Breitenöder erfährt Fredi, was Youssry mit Schuh-Kran wirklich meint. Britta Nonnast lässt Theo Rotz und Wasser heulen, strampeln, toben, nur weil er nicht ins Bett will. Aber tatsächlich die ganze Nacht aufbleiben ist für ihn auch kein Kinderspiel. Gemeinsam ist den dreißig Geschichten, dass sie zeigen, was Kinder beschäftigt und wie einzigartig und besonders ein jeder ist, ganz egal ob groß oder klein. Sie geben viele Impulse, mit Kindern über ihre Ängste und Träume zu reden und eignen sich besonders gut auch für Vorlesestunden in Kindergruppen. Ab 4 Jahren. – 978-3-407-74540-8
Maike Haberstock Anton hat Zeit. Aber keine Ahnung, warum! Oetinger Verlag, 12,99 Euro Mehr als 14.000 Wörter hat Maike Haberstock verwendet, um uns von Anton und seinen kleinen Zeitproblemen zu erzählen. Und die hat er wirklich. Im Gegensatz zu seiner Mama, die immer viel zu wenig Zeit zu haben scheint, hat Anton reichlich davon. Wenn zwei so unterschiedliche Menschen zusammenleben, kann sich der Alltag schwierig gestalten. Und davon erzählt Anton ausgiebig. Von der Alarmstufe 1, wenn Mama es mal wieder eilig hat, während Anton noch richtig schön rumbummelt. Dabei hat er doch nur sein Frühstück ordentlich und langsam gegessen, genauso, wie es sich seine Mutter von ihm gewünscht hatte. Alarmstufe 2 wird meistens dann eingeläutet, wenn Anton sich wirklich exakt an ihre Anweisungen hält. Wenn er sich besonders gründlich einseift, währenddessen aber alle Cremedosen und Lippenstifte und Pinsel von Mama zählt. Und schon rollt Mama mit dem Blick auf die Uhr die Augen. Verstehen kann Anton das nicht, schließlich sollte er sich doch ordentlich waschen. Der Alltag des Jungen wimmelt nur so von Zeitmissverständnissen und die erzählt er uns äußerst unterhaltsam und humorvoll. Wie lange es braucht, seine Erlebnisse nachzulesen oder vorzulesen, hängt stark davon ab, ob man dieses Buch aus der Hand legen kann. Wahrscheinlich ist man aber viel zu schnell auf der letzten Seite angelangt. Schön, dass die Autorin und Illustratorin Meike Haberstock sich schon neue Abenteuer mit Anton ausgedacht hat, die ab Mitte Juli nachzulesen sein werden. Ab 6 Jahren. – 978-3-7891-3729-7
Markus Orths / Ina Hattenhauer (Ill.) Billy Backe aus Walle Wacke Ravensburger Verlag, 14,99 Euro Wenn das erste Kapitel schon mit »Was zur Hacke ist ein Schrönk?« betitelt ist, kann man davon ausgehen, dass uns die Bewohner des Walle-Wacke-Landes eine Menge Spaß bereiten werden. Billy Backe, der zwar aussieht wie ein Hamster, aber vehement bestreitet einer zu sein, ist einer von ihnen. Im Leben von Billy und seinen neununddreißig Freunden und Verwandten passiert wirklich nicht viel, aus Langeweile haben sie mal alle Nüsse angemalt, mal die Baumstämme oder aber sie vertreiben sich die Zeit mit Murmelspielen. Mitten in die Langeweile platzt ein merkwürdiger Kerl, der von sich behauptet, ein Schrönk zu sein. Aber was zur Hacke ist ein Schrönk? Billy und die anderen Walle-Wacke-Besucher finden es nicht nur heraus, sondern erleben mit ihm endlich mal ziemlich abwechslungsreiche und grandios-fantastische Abenteuer. Ein originelles Vorlesevergnügen, das mit den kunterbunten und absolut genialen Illustrationen Ina Hattenhauers noch zusätzlich versüßt wird. Ab 5 Jahren. – 978-3-473-36895-2
Annette Pehnt / Jutta Bauer (Ill.) Der Bärbeiß. Herrlich miese Tage Hanser Verlag, 10,– Euro Frühling. Sonne, zwitschernde Vögel, bunte Blumen – langweilig, findet der Bärbeiß. Kennt er nämlich schon vom letzten Jahr und dem davor. Deshalb kann er die wilden und fröhlichen Aktivitäten seiner Freunde so gar nicht nachvollziehen. Am liebsten würde er den Frühling aussperren und in seinem muffigen dunklen Heim bleiben. Der Sommer ist aber fast noch schlimmer. Immer dieser Föhn, der Timbuktu so aufheizt. Selbst ein großes Fest unter seinem Baum, den die anderen als Palme deklarieren, kann die Laune des mürrischen Bärbeißes nicht bessern. Drachen steigen lassen im Herbst, rodeln im Winter? Nichts für den Bärbeiß! Das lebensfrohe Tingeli, Marie und die anderen Bewohner Timbuktus lassen sich aber ihre gute Laune, die sie in jeder Jahreszeit die schönen Momente finden lässt, nicht nehmen. Sie lieben den Bärbeiß so wie er ist, grantelig und doch immer für eine Überraschung gut. Gute Laune, begleitet von so manch einem belustigten Kopfschütteln, bekommen Vorleser und Zuhörer bei den bärbeißigen Jahreszeitengeschichten ganz automatisch. Sehr zu empfehlen ist auch die mal brummig, mal ganz tingelig gelesene Hörfassung von Katharina Thalbach (Silberfisch, 85 Minuten, 1 CD. 9,99 Euro. 978-3-86742-730-2). Ab 5 Jahren. – 978-3-446-24750-5
Christian Seltmann / Pina Gertenbach (Ill.) Kleiner Ritter Kurz von Knapp. Ungeheuer große Abenteuer! Arena Verlag, 9,99 Euro Der kleine Ritter Kurz von Knapp ist genau so, wie sein Name schon vermuten lässt: kurz, knapp, klein. Was ihm an Körperlänge fehlt, macht er durch seinen Mut wieder wett. Den wird er auch brauchen, wenn er in der Schule die große Abenteuer-Prüfung für echte Ritter bestehen will. Was aber ein Abenteuer ist, das erklärt seine Lehrerin nicht. Als er den Zwerg, der sich in eine fiese Schlange verwandelt, erledigt, fragt sich Kurz von Knapp, ob das nun schon ein Abenteuer war? Und gilt seine Begegnung mit den schönen Feen, die ihn gekidnappt haben, als eines? Dürfen seine besten Freunde, die fabelhaften Kreaturen, ihn überhaupt bei der Abenteuersuche begleiten? Während er Tag für Tag etwas Außergewöhnliches erlebt, lungern die anderen Ritter faul herum. Bis sie eines Tages verschwunden sind und statt ihrer nur ein rätselhafter Zettel dort liegt. Damit beginnt wohl das größte Abenteuer des tapferen kleinen Ritters. Spannendes und witziges Vorlesefutter für alle kleinen Ritter und Abenteurer. Ab 5 Jahren. – 978-3-401-70599-6
Toon Tellegen / Marc Boutavant (Ill.) Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen Aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler Hanser Verlag, 14,90 Euro
Isabel Versteeg / Marije Tolman (Ill.) Kuh und Hase. Kleine Geschichten einer großen Freundschaft Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer Gerstenberg Verlag, 12,95 Euro Das Herz geht Vorlesern und Zuhörern bei diesen wohlig-fröhlichen Geschichten auf. Kuh und Hase sind ein ungleiches Paar. Der Hase immer quirlig, die Kuh eher gemütlich. Und doch sind sie die besten Freunde, die man sich überhaupt vorstellen kann. Zusammen erleben sie den Reiz einer Hängematte (auch wenn der Hase nach dem Anstupsen im Baum landet), erkunden die Welt hinter dem Gatter (wobei es doch davor am Schönsten ist), üben sich im Fliegen (um festzustellen, dass es ohne Flügel nicht funktioniert), sie sehen witzige Tiere in Pfützen (und stellen fest, dass es ihr Spiegelbild ist) und sie klären, was Familie ist (Kuh und Hase gehören jedenfalls nicht zu einer). Zwei, die zusammenhalten, die gemeinsam Abenteuer bestehen und ganz nebenbei auch noch philosophischen Fragen nachgehen. Rundum zauberhaft und einfach herzerwärmend schön! Ab 5 Jahren. – 978-3-8369-5845-5
Wie man ein echter
Cowboy wird ...
Sigrid Zeevaert / Eva Muszynski (Ill.) Annabel und Anton. Tür an Tür in Haus Nr. 9 Gerstenberg Verlag, 12,95 Euro Annabel ist knatschig. Am liebsten möchte sie weg. Weit weg. Bis nach Afrika. Wobei, der Spielplatz ist auch ganz spannend. Und die Schaukel hebt sie fast in den Himmel. Sorgt leider auch für ein blutiges Knie und damit kommt sie bestimmt nicht bis nach Afrika. Im Nachhinein ist Annabel sehr froh, dass sie wieder nach Hause gegangen ist, denn sonst hätte sie Anton, ihren neuen Nachbarn, nicht kennengelernt. Anton wird zum allerbesten Freund der Welt, mit dem sie nach vermissten Hunden sucht und an den sie sich bei Luftschokolade und Luftpizza auf ihrem gruseligen Dachboden lehnen kann. Die Geschichten sind mal wunderbar watteweich, mal tränenreich, mal mit Wut gefüllt, dabei immer hautnah am Kinderalltag und eignen sich besonders gut zum Vorlesen. Ab 6 Jahren. – 978-3-8369-5848-6
ISBN: 978-3-8339-0335-9 | € 12,99
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Der Klippschliefer ist sauer. Jeden Abend steht er auf seinem kleinen Hügel und motzt die Sonne an. Sie soll gefälligst bleiben. Was macht die Sonne? Sie geht unter. Wie jeden Abend. Warum hört die Sonne nicht auf ihn? Der Elefant hingegen weiß ganz genau, dass er dabei ist, völligen Blödsinn anzustellen. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass er versucht, auf den Baum zu klettern, nur um im nächsten Moment herunterzufallen. Dieses Wissen macht den Elefanten unglaublich wütend, hält ihn aber nicht davon ab, es noch einmal zu versuchen. Toon Tellegen siedelt seine zwölf Geschichten in einem eigenwilligen Wald-Kosmos an, in dem sich lauter Tiere tummeln, die sich gerne streiten und aufregen (manchmal ganz grundlos), im nächsten Moment wieder vertragen und über ihre knötterige Laune lachen können. Das alles wird mit so einem feinen Witz erzählt, dass Kinder nicht nur über die Tiere lachen können, sondern auch über sich selbst. Ab 6 Jahren. – 978-3-446-24677-5
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