Das Ohr vom Opa

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Kinder erzählen von ihrer Heimat – der alten und der neuen

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Kinder erzählen von ihrer Heimat – der alten und der neuen Gesammelt, aufgeschrieben und herausgegeben vom Deutschen Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

in Kooperation mit der Stiftung Kinderschutz Nordrhein-Westfalen

Illustriert von Dirk Uhlenbrock

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IMPRESSUM DAS OHR VOM OPA & ANDERE GESCHICHTEN Kinder erzählen von ihrer Heimat – der alten und der neuen Herausgegeben durch den Deutschen Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V. www.kinderschutzbund-nrw.de Gefördert von der Stiftung Kinderschutz Nordrhein-Westfalen und der Dr. Heinz-Horst Deichmann-Stiftung Realisation: erste liga_büro für gestaltung, Essen, www.ersteliga.de Gestaltung & Illustrationen: Dirk Uhlenbrock Lektorat: Anna Sophia Herfert, Frankfurt Verwendete Schriftarten: Canvas, Eames Century Modern Gedruckt auf Munken Print white Herstellung: Multiprint Erschienen in der EDITION SCHMITZ © 2017 Ab- und Nachdruck in gedruckter oder digitaler Form, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Rechteinhaber. ISBN 978-3-932443-65-7


„Erzähle mir von dEiner Heimat!“

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rim elhäzrE„ reniEd nov “!tamieH


… und schon feiert man mit den Nachbarn das Zuckerfest und trägt dabei wunderschöne Kleider, zaubert mit der Mama in der Küche, spielt mit dem Opa Basketball im Hof oder schaut lustig-lehrreiche Bananenwerbespots auf Baby TV… und einmal trifft man sogar auf Dinosaurier! Medaillen haben immer zwei Seiten und wir haben uns erlaubt, einmal auf die „andere“ Seite zu schauen. Wir haben geflüchtete Kinder in Nordrhein-Westfalen nach ihren schönen Erinnerungen aus ihrer Heimat gefragt, denn – da waren wir uns ziemlich sicher – auch die wird es geben. Wir wurden nicht enttäuscht und die Kinder führten uns in insgesamt 15 verschiedene Länder. Sie erzählten uns von Festen, von Freunden und Familien und vom Schulalltag, aber auch von den ersten Eindrücken in Deutschland. Klassenkameraden, Freunde, Sozialarbeiter, Erzieher, Lehrer, Schulleiter, Journalisten sowie Paten und Vormünder haben sich auf die Erinnerungen der Kinder eingelassen und die Geschichten für Sie aufgeschrieben. 59 Kinder schildern ihr ganz eigenes Verständnis von Kultur. Wir haben vieles über ihre Welt dazugelernt und wir freuen uns, dass wir diese wertvollen Erfahrungen mit diesem Buch an Sie weiterreichen dürfen. Es ist ein Buch von Kindern und für Kinder. Lesenswert sind die eindrucksvollen Geschichten aber genauso für Erwachsene. Für Menschen, die neugierig sind auf eine Kindheit in anderen Kulturen, auf ein Leben außerhalb Deutschlands. Liebe Kinder, das ist euer Buch! Jede einzelne Erinnerung macht es wertvoll. Vielen Dank für eure Geschichten! Marlis Herterich und Prof. Dr. Ulrich Spie für den Deutschen Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V. Karolin Marquardt und Friedhelm Güthoff für die Stiftung Kinderschutz Nordrhein-Westfalen

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Der bรถse Riese und die drei schlauen Ziegen


Abdulhamid (7), Syrien An meinem vierten Geburtstag habe ich meine Freunde eingeladen, meine Mama hat eine große Torte gekauft. Ein anderes Mal habe ich zum Geburtstag einen Schlümpfe-Kuchen bekommen. In meinem Zimmer zu Hause stand mein Bett unten und das Bett meiner Schwester Reham oben. Sie hat aber immer bei mir im Bett geschlafen. Wir haben oft meine Oma besucht. Vor ihrem Haus waren Klettergerüste, da haben wir viel gespielt. Ich hatte auch einen Roller. Im Winter hatten wir Schnee in Aleppo. Aleppo ist die Stadt, in der ich gewohnt habe. Einmal hat Reham eine Kugel Schnee genommen und mich genau aufs Auge getroffen. Ich kenne auch eine Geschichte aus Syrien: Eine kleine Ziege, eine große Ziege und ein Ziegenbock wollen über eine Brücke gehen, um auf der anderen Seite Gras zu fressen. Auf ihrer Seite wächst kein Gras. Unter der Brücke wohnt ein schrecklicher Riese. Die kleinste Ziege stampft über die Brücke. Der Riese hört das, kommt herauf und fragt: „Wer ist auf meiner Brücke? Was willst du hier?“ Die Ziege sagt: „Ich bin eine kleine Ziege und will drüben Gras fressen.“ Da sagt der Riese: „Ich fresse dich gleich.“ „Nein“, sagt die kleine Ziege, „ich bin die Kleinste von uns. Friss die andere Ziege, die hat mehr Fleisch als ich.“ Der Riese lässt die Ziege gehen. Dann stampft die große Ziege über die Brücke. Der Riese kommt wieder herauf und sagt: „Auf dich habe ich gewartet. Ich fresse dich gleich. Die kleine Ziege hat gesagt, ich soll nicht sie fressen, sondern dich.“ „Nein“, sagt die große Ziege, „gleich kommt der Ziegenbock, der ist viel größer als ich.“ Der Riese lässt die Ziege gehen. Dann stampft der Ziegenbock über die Brücke. Der Riese kommt wieder herauf und sagt: „Auf dich habe ich gewartet. Ich fresse dich gleich.“ Der Ziegenbock hat ein bisschen Angst, doch er lässt sich das nicht anmerken. Er tut so, als ob er ganz stark wäre. Dann überrascht er den Riesen und stößt ihn mit seinen Hörnern in den Fluss. Alle drei Tiere sind glücklich und können auf der anderen Seite der Brücke ganz viel Gras fressen.

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Von LäMmern uNd löwEN


Abdulkrim (12), Syrien

In Damaskus feiern wir einmal im Jahr das Fest Id alAdha. Es dauert drei Tage. Am ersten Tag wird ein Lamm geopfert. Das Fleisch geben wir an arme Leute. Wir opfern immer zwei Lämmer, eins für unsere Familie und eins für meinen Großvater. Am zweiten Tag gehen wir in den Tierpark von Damaskus, meistens mit meinen Freunden, meinem Bruder und meinen Cousins. Manchmal kommt auch mein Vater mit. Er ist Busfahrer und arbeitet viel. Der Löwe ist mein Lieblingstier. Im Tierpark gibt es einen Mann, der den Löwen und einen Tiger gegeneinander um Fleisch kämpfen lässt. Das ist sehr spannend. Am dritten Tag des Fests Id al-Adha gehen wir in einen Park, um dort zu spielen. Dort gibt es viele Spiele für Kinder und auch ein Riesenrad. Damit fahre ich besonders gerne. Während des Fests Id al-Adha gibt es auch immer viel zu essen. Wir grillen Fleisch und essen Kibbeh und andere leckere Sachen. Außerdem wird jeden Tag in der Moschee gebetet.

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Wer schnELler ist, gewInNT.


Abdulkrim (12), Syrien

In Syrien haben wir im Ort Duma bei Damaskus gelebt. Da habe ich auf der Straße gern Verstecken mit meinen Freunden gespielt, meist so mit vier oder sechs Freunden aus der Schule. Das Spiel geht so: Einer stellt sich an die Wand und hält sich die Augen zu. Die anderen rennen weg. Der, der an der Wand steht, zählt bis 20, dann dreht er sich um und guckt. Er muss die anderen suchen. Man läuft und sucht und guckt die ganze Zeit. Wenn man jemanden sieht, muss man schnell zurücklaufen, an die Wand schlagen und den Namen des anderen Kindes sagen. Das entdeckte Kind läuft auch zur Wand. Wenn es schneller ist als der, der mit Suchen dran war, gewinnt es. Dann ist das Spiel zu Ende. Es ist mein Lieblingsspiel, auch wenn ich nicht immer gewonnen habe. Hier in Deutschland spiele ich das Spiel auch mit meinen Cousins, meinem Bruder und zwei Freunden – dann sind wir zu siebt.

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Abdulrahman (8), Syrien

Wir waren auf dem Weg zum Meer, als wir an einem großen Fest vorbeikamen, dort haben Männer Äpfel verteilt. Es waren Äpfel mit einer rot glänzenden, süßen Hülle. Alle Kinder haben einen Apfel bekommen. Mein Freund Mamou und ich haben unsere Äpfel zusammen gegessen. Dann haben wir Fangen gespielt.

ErinNerung an Mamou

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besonders viel eSsEn eSsEN


Aduan (10), Irak

Ich möchte euch gerne von unserer Familientradition beim Zuckerfest erzählen. Ich bin morgens mit meinem Vater zur Moschee gelaufen. Wir hatten an den drei Tagen immer schulfrei. Vor der Moschee warteten schon viele Freunde mit ihren Vätern. Gemeinsam haben wir das Morgengebet abgehalten und uns anschließend gratuliert. Auf dem Weg nach Hause haben wir unsere Nachbarn getroffen und uns ein schönes Fest gewünscht. Zu Hause haben wir erstmal gemeinsam gefrühstückt. Das war besonders schön, denn in der Fastenzeit haben unsere Eltern erst abends gegessen. Nach dem gemeinsamen Frühstück haben wir von unseren Eltern Geldgeschenke erhalten und neue Anziehsachen. Dann stand meine Mutter in der Küche und hat für die ganze Familie gekocht. Es gab besonders viel Essen und verschiedene Gerichte. Wir haben auf dem Hof gespielt. Gegen Mittag kam dann die gesamte Familie zum Essen. Man hat sich gegenseitig beglückwünscht und wir Kinder haben ganz viel Geld bekommen. Nach dem Essen sind wir dann zusammen mit einem Reisebus zu einem Ausflugsort gefahren. Dort haben die Familien gepicknickt und die Kinder sind im Fluss schwimmen gegangen. Wir hatten viel Spaß gemeinsam, denn dort waren noch viele andere Familien mit Kindern. Jede Familie hatte viel Essen dabei und die Erwachsenen haben Tee getrunken und viel erzählt. Bevor es dunkel wurde, sind wir alle mit dem Bus nach Hause gefahren. Die nächsten zwei Tage sind wir dann zu den Verwandten gefahren.

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GEnau richtIg für die RenNStrEcke


Ahmad (10), Syrien

Mein Lieblingsauto frĂźher in Syrien war rot. Es hatte eine Fernbedienung und war ganz schnell. Bevor wir geflohen sind, sind wir nicht mehr zur Schule gegangen. Es war ja Krieg. Deshalb konnte ich mit den anderen Jungs eigentlich immer mit unseren Autos spielen, wenn wir Lust hatten. Wir hatten fĂźr sie sogar eine Rennstrecke.

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Ich heiße Ahmad und komme aus Daraa in Syrien. Ich bin vor fünf Monaten nach Deutschland gekommen. Ich bin nach Deutschland geflüchtet, weil ich auf ein besseres Leben und eine bessere Zukunft gehofft habe. Wir dachten zuerst, der Krieg in Syrien ist nach ein paar Monaten beendet, dann wurde es ein Jahr und dann noch mehrere Jahre. Irgendwann hatten wir keine Hoffnung mehr, dass der Krieg noch mal zu Ende geht. Das kann ich mir jetzt auch nicht mehr vorstellen. Trotzdem war ich total überrascht, dass so viele Menschen flüchten. So viele Menschen. Massen. Das hat mich schockiert. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Jetzt wohne ich in Unna und gehe zur Anne-Frank-Realschule. Das ist für mich alles etwas schwierig mit der Sprache und so, und es ist alles anders als zu Hause in Syrien. Aber ich habe schon viele Freunde gefunden. Andere geflüchtete Kinder und auch deutsche Jugendliche. In Syrien tragen die Kinder Schuluniformen. In jeder Stufe eine andere, so erkennt man, wer wie weit ist. Bis zur 7. Klasse gehen alle gemeinsam in die Schule. Ab der 7. Klasse bis zum Schulabschluss werden Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet. Einmal haben wir in der Schule ein tolles Fest gefeiert. Jede Klasse hat geholfen und die Schule geschmückt und jeder hat etwas zu essen von zu Hause mitgebracht. Das wurde vorher aufgeteilt. Alle haben sich schöne Kleidung angezogen und der Bürgermeister der Stadt ist auch zu dem Fest gekommen. Ich weiß gar nicht mehr genau, warum wir das Fest gefeiert haben, aber ich muss ganz oft daran denken. Das war so schön. Wir waren so glücklich. Es macht mich auch glücklich, wenn ich daran denke.


Ahmad (14), Syrien

In meiner Heimat habe ich als Kind viel Verstecken in den Straßen mit den Kindern aus der Nachbarschaft gespielt. Und Fußball. Das spiele ich jetzt auch hier viel. Kicker und richtigen Fußball. Seit ich hier bin, schaue ich auch Fußball im Fernsehen. Ich habe dann den BVB im Fernsehen spielen gesehen. Die haben richtig gut Fußball gespielt. Seitdem bin ich Fan von Borussia Dortmund geworden. Auf dem Schulweg bin ich immer an einem großen Süßwarenladen vorbeigekommen. Sein Name war Alwaha. Da habe ich mir oft etwas gekauft. Süßes Gebäck mit Walnüssen gefüllt. Meine Lieblingsnaschereien in Syrien heißen Knafe und Fataer. Süßigkeiten in der Art habe ich hier noch nicht gesehen. Ich habe einmal eine Süßigkeit geschenkt bekommen, die hat mir aber nicht so gut geschmeckt. Und mein Lieblingsgericht: Bohnen mit Tomaten und Miouchya und dazu Reis. Wenn ich die Augen schließe und an Syrien denke, sehe ich meine Eltern vor mir, denn ich bin ohne sie und ganz allein nach Deutschland gekommen, und Syrien, wie es vor dem Krieg war.

Wir dachten, es dauErt NuR Ein paAR Monate...

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JerRy und ich


Ahmad (10), Syrien

Ich gucke gerne „Tom und Jerry“ im Fernsehen. Das ist diese Sendung mit der Katze und der Maus, die sich immer streiten. Am besten finde ich Jerry, weil er so stark ist und alle Angst vor ihm haben. Er ist stärker als die anderen, das mag ich.

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Ahmad (10), Syrien

Eis Im Zelt Bei uns im Garten haben wir früher manchmal ein kleines Zelt gebaut. Aus Plastiktüten. Die waren an solchen Metallstäben festgemacht. Wir haben uns dann in das Zelt reingesetzt, gespielt und Eis gegessen. Ich mag am liebsten … ach, eigentlich mag ich alle Sorten.

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Mein LiEblingswort iSt „schön“

Hallo! Ich bin Ahmed. Ich bin fünf Jahre und komme mit meinen zwei Schwestern, Mama und Papa aus Aleppo. Das liegt in Syrien. Dort hatten wir ein Haus und zwei Autos. Ich liebe Autos. In Deutschland sind die Autos viel schöner und schneller als bei uns zu Hause. Im Kindergarten hier in Deutschland habe ich schon einen Freund: Mihaili. Mit dem spiele ich auch gerne mit Spielzeugautos. Und ich schaue gerne Fernsehen. Bei uns zu Hause war der Fernseher sehr klein, hier ist er sehr, sehr groß und es gibt soooo viele Programme nur für uns Kinder! Als ich nach Deutschland kam, habe ich einen weißen Kuschelteddy bekommen, den nenne ich „Bär“. In Syrien hatte ich einen Frosch. Alle sagen, der Bär ist sehr schön. Und: Mein deutsches Lieblingswort ist „schön“. Ich sage gerne „schön“, denn hier in Deutschland ist es sehr schön. Ich finde die Wälder und Berge und Autos und Fernseher sehr schön!


Ahmed (5), Syrien

Ich liebe Kartoffeln, die gab es bei uns nur selten. Und Kaba (man spricht es aus wie Kappa). Das kann Mama sehr gut kochen. Es kommt aus Arabien und man kann es auf verschiedene Weise machen. Es ist immer eine Rolle aus Weizenmehl und die wird gefüllt. Mal mit Frischkäse und Kräutern. Dann mit Mett oder Würsten. Manchmal mit Kartoffeln und Fleisch, so wie man Hunger hat. Mein Lieblingslied aus meiner Heimat ist Baba Noel (Der Weihnachtsmann). Dieses Lied handelt davon, wie Papa Weihnachten in die Stube kommt und Geschenke mitbringt. Ich liebe dieses Lied, weil es sehr lustig ist, denn der dicke Weihnachtsmann kommt durch den Kamin gerutscht, klopft sich den schwarzen Ruß ab und zieht sich seine Stiefel aus. Dabei klatscht man sich auf die nackten Fußsohlen. Da müssen wir alle in der Familie immer lachen! Bei uns in Syrien ist Weihnachten jedes Jahr an unterschiedlichen Tagen. Unser Kalender hat nur rund 350 Tage, so wie der Mond geht. Aber das ist auch egal, denn „Weihnachten ist, wenn es Geschenke gibt!“ Und jetzt schaue ich, dass ich viel esse, groß, stark und schön werde und Geld verdiene. Wenn ich genug Geld habe, kaufe ich meinem Papa ein Auto, dann freut der sich und sagt: „Oh wie schön!“

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ÜberaLl PomMEs Ich bin Ahmed und komme aus Syrien. Wir haben in Daraa gewohnt. Das ist eine große Stadt. Leider konnten wir nicht da wohnen bleiben, weil der Krieg in Syrien ganz viel kaputt gemacht hat. In Daraa sieht jetzt alles ganz anders aus und die Soldaten haben auch unser Haus kaputt gemacht. Deshalb sind wir nach Deutschland gekommen. Weil wir immer Angst hatten und unsere Eltern wollten, dass mir und meinen Geschwistern nichts Schlimmes passiert. Jetzt wohnen wir in Dortmund. Es ist irgendwie ganz anders als in Syrien. Manchmal fühle ich mich hier komisch, weil ich noch nicht so viele Freunde habe. In Syrien hatte ich ganz viele Freunde und habe immer mit denen gespielt.


Ahmed (11), Syrien mit der Hilfe von seinem großen Bruder Mohammad (17)

In meiner Schule in Syrien gab es immer drei Monate lang Sommerferien. Das war toll! Der Urlaub ist immer das Beste im ganzen Jahr! In Syrien hatten wir einen Pool. Meine Freunde waren immer bei uns schwimmen. Wir sind auch viel Fahrrad gefahren. Bis es ganz spät und schon dunkel war! Papa hat dann immer gegrillt im Sommer. Er hat Hühnchen und Kebab gemacht und Mama hat Salat gemacht. Manchmal waren wir aber auch richtig im Urlaub. Am Meer! Die Stadt am Meer heißt Latakia. Da waren wir manchmal in den Ferien. Als ich ganz klein war, war ich schon im Meer. Da war ich ein Jahr alt. Papa hat immer auf uns Kinder aufgepasst. Aber Mama hatte manchmal Angst im Meer, sie kann nicht so gut schwimmen. Ich hab keine Angst im Meer, ich kann gut schwimmen und meine Brüder und meine Schwestern auch. Wir sind manchmal mit einem Schiff gefahren und waren da auch in einem Freizeitpark. Meine großen Schwestern tragen eigentlich immer ein Kopftuch. Das ist, weil wir Muslime sind. Da macht man das so, es hat was mit Allah und dem Koran zu tun. Aber im Urlaub haben meine Schwestern das Kopftuch nicht getragen. Im Urlaub waren irgendwie alle ganz frei und es war sehr schön. Wir haben da immer ganz viel gegrillten Fisch gegessen. Man kann da überall gegrillten Fisch kaufen, auch bei Verkäufern auf der Straße. Ja, das war schön. In Deutschland mag ich gerne, dass man überall Pommes kaufen kann. Überall! Papa mag Pommes auch gerne und er kauft uns dann welche. Auf dem Weihnachtsmarkt oder so in der Stadt oder in Geschäften. In Syrien gab es das nicht. Na ja, nicht so viel, ein bisschen schon. Ich wünsche mir, dass ich in Deutschland mehr Freunde finde. Das wäre gut. Und ich wünsche mir, dass ich Karate oder Kickboxen machen kann. In Syrien habe ich auch Kickboxen gemacht. Das wünsche ich mir für Deutschland, dass ich wieder so was machen kann.

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BälLE für dIe Füße und Die HÄndE Ich habe in Serbien gerne mit meinem Cousin zusammen Fußball gespielt. Da gab es so eine große Indoor Spielund Sporthalle, da konnte man spielen. Zuerst musste man Eintritt bezahlen. Dann hat uns der Mann reingelassen und wir beide konnten Fußball spielen. Mit meiner Oma und meinem Opa habe ich Basketball gespielt. An einem Baum haben wir einen Korb befestigt und dann haben wir gespielt. Ich war noch klein und mein Opa war groß und deshalb hat er immer gewonnen.


Alen (11), Serbien und Interviewkind Tom (10)

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LeckEres ‫ءاسح‬ aus einEm Topf (= Eintopf)

In Afghanistan hat meine Mama immer ein sehr leckeres Essen gekocht. Alle Zutaten wurden in einen großen Topf getan und dann gekocht. Beim Kochen duftete es sehr lecker, und wenn es fertig war, haben wir alle zusammen gegessen. Meine Mama, meine Geschwister und ich. Das war sehr lecker. Zutaten 2 große Tassen Basmati-Reis (500 g) 6 EL Öl 2 große Zwiebeln 800 g Lamm, Hähnchen oder Rindfleisch 1 TL Zimt 1 TL Kardamom 2 TL gemahlener Kreuzkümmel 2 große Möhren 125 g Sultatinen 1/4 TL Safran Salz Pfeffer


Ali (11), Afghanistan und Interviewkind Leander (10) Zuerst den Reis waschen und eine halbe Stunde einweichen. 4 EL Öl in einem großen Topf erhitzen und die gehackten Zwiebeln darin goldbraun anbraten. Zwiebeln herausnehmen und klein gewürfeltes Fleisch darin von allen Seiten anbraten. Dann ¼ Liter Wasser und etwas Salz und Pfeffer, evtl. 1 TL Zimt, 1 TL Kardamom und 1 TL gemahlenen Kreuzkümmel hinzugeben. Kurz aufkochen und dann das Fleisch weich köcheln lassen. Fleisch herausnehmen. Die Zwiebeln fein reiben, in die Fleischbrühe geben und verrühren. Während das Fleisch köchelt, die Möhren waschen, schälen und in feine, streichholzdünne Streifen schneiden. 2 EL Öl in einer kleinen Pfanne erhitzen, Möhrenstreifen darin garen. Die Möhren aus dem Öl nehmen und dann Sultaninen darin garen, bis sie dicker werden. Dann ebenfalls aus dem Öl nehmen (das Öl für den Reis aufbewahren). 4 große Tassen Wasser zum Kochen bringen und 1 TL Salz hineingeben. Den Reis in das kochende Wasser geben. Den Reis einige Minuten ankochen, dann zum Abtropfen in ein Sieb füllen. Den Reis in einen großen Topf geben und mit gemahlenem Kreuzkümmel und Safran bestreuen. Dann vom Bratensaft 180 ml abmessen, über den Reis gießen und verrühren. Nun das Fleisch, Möhren und Rosinen hineingeben. Darüber das restliche Öl der angebratenen Möhren verteilen. Topf mit einem Deckel schließen und auf dem Herd bei sehr niedriger Hitze 45 Minuten lang garen und zwischendurch umrühren. Guten Appetit!

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Meine Mutter hielt täglich einen Mittagsschlaf. Mein Bruder Paiman und ich hatten in dieser Zeit oft Langeweile. Ohne uns abzumelden und ohne die Erlaubnis unserer Mutter sind wir einmal zu einem Freund gegangen und haben eine ganze Zeit Fußball gespielt. Irgendwann überlegten wir, dass wir doch wieder heimgehen sollten, um unsere Mutter nicht zu beunruhigen. Mama war dann auch bereits wach und hatte auf uns gewartet. Sie war etwas böse, weil wir einfach verschwunden waren. Aber wir wollten sie doch bei ihrer Mittagsruhe nicht stören. Dann sind wir in unser Zimmer gelaufen und haben gelacht, und auch Mama war dann nicht mehr ärgerlich.


Ali Hayoun (10), Pakistan

MitTags SchlAf 35


Aus Sand oder schnEe


Amani (10), Syrien

In Syrien spielten wir immer mit unseren Cousinen und Bekannten. Manchmal spielten wir im Sand. Wir bauten dann Häuser und Berge. Das war wie ein Spielplatz, aber nicht wie hier, sondern auf der Straße. Wir haben dort nicht so viele Spielsachen. Oder wir spielten bei der Oma. Unser Vater hatte in Syrien ein kleines Geschäft. Dieses Jahr haben wir ein Haus gebaut. Wir spielten dann vor dem Haus auf der Baustelle. Manchmal durften wir auch nicht im Sand spielen. Meine Mama sagte „Nein!“, weil das so schmutzig ist und es vor dem Haus nicht sicher ist. Bei unserem Haus ist die Küche draußen und wir haben einen Garten. Dort spielten wir miteinander Mutter und Kind. Unsere Cousinen kommen jeden Tag und wir spielen zusammen. Und wir feiern immer zusammen Geburtstage und so. Wir sind so viele Kinder! Wir spielen zusammen und feiern immer zusammen – aber nur die Mädchen. Wir gehen auch jeden Tag zur Schule. Es gibt eine Schule nur für Mädchen und eine für Jungen. Nachmittags spielen wir dann. Manchmal haben wir auch Saft in den Kühlschrank gestellt. Der wird dann zu Eis. Im Winter bauen wir auch gerne einen Schneemann. Das machen wir immer zusammen.

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MeIN ägyptisches WeIhnachtEn


Amir (17), Ägypten

Weihnachten feiern wir in Ägypten am 6. Januar. Da sind wir dann abends um 22 Uhr alle zusammen in die Kirche gegangen. Wir alle, das sind meine Eltern und mein kleiner Bruder, Oma, Opa, Tanten und Onkel, Cousins und Cousinen. Die Kirche ist nur zehn Minuten von unserem Haus entfernt. Dort habe ich mich immer besonders wohlgefühlt, weil ich im Gottesdienst meine ganzen Freunde getroffen habe, mit denen ich auch sonst sehr viel Zeit verbracht habe. Ich erinnere mich auch, dass wir sehr hungrig waren, weil wir tagsüber gefastet haben. Trotzdem waren alle immer gut gelaunt. Wir haben auf Arabisch Weihnachtslieder gesungen und gebetet. Nach dem Gottesdienst haben meine Familie und ich uns in ein großes Tuk Tuk (so heißen bei uns kleine Taxis) gequetscht und sind nach Hause gefahren. Mein Onkel hat dann viele Schokoladenriegel aus seiner Tasche geholt und an alle verteilt und wir Kinder haben uns wie verrückt darauf gestürzt. Fast ein bisschen schade, dass die Fahrt nicht lang gedauert hat. Meine Oma hat immer gekocht und viele verschiedene Gerichte auf den Tisch gestellt. Wenn ich so daran denke, dann bestand eigentlich jedes Gericht aus Fleisch, weil wir uns in unserer Fastenzeit nur vegetarisch ernähren. Danach gab es wieder ganz viel Schokolade und arabische Süßigkeiten, die sehr süß sind. Wir Kinder haben auch Geschenke gekriegt. An meinem letzten Weihnachtsfest in Ägypten habe ich eine Cap geschenkt bekommen. Sowieso haben wir zu Weihnachten immer neue Kleidung bekommen und sie dann auch das erste Mal getragen. Die mussten wir aber irgendwann ausziehen, weil wir die ganze Nacht auf der Straße gespielt haben. Meistens Fußball und Verstecken. Das war richtig gut, dass wir so lange aufbleiben durften, wie wir wollten, und auch manchmal gar nicht schlafen gegangen sind.

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SiEben wichtIgE Dinge


Amir Ali (12), Iran

Ich möchte euch von dem Neujahresfest Nouruz erzählen. Das Fest ist vom 20. auf den 21. März. Dieses Fest ist eines der wichtigsten und bedeutsamsten Feste im Iran. Am Vorabend des letzten Mittwochs vor Nouruz haben wir uns in einem Park mit Freunden und der Familie getroffen und ein großes Feuer angezündet. Einen Abend davor sind wir mit den Kindern aus der Nachbarschaft verkleidet auf die Straße gegangen und haben bei unseren Nachbarn geklopft und haben Süßigkeiten und Geschenke erhalten. Das hat total viel Spaß gemacht. In dieser Zeit sind meine Mutter und ich sehr viel einkaufen gegangen, weil anschließend zwei Wochen lang alle öffentlichen Gebäude geschlossen haben. Für dieses Fest ist es wichtig, sieben verschiedene Dinge einzukaufen, die symbolisch für etwas stehen: Minze, Apfel, persisches Gewürz, Hyazinthen, Knoblauch, Kresse, Essig. Dazu gibt es ein Neujahrsgetränk aus sieben verschiedenen Früchten. Meine Mutter hat einen großen Tisch gedeckt und die oben genannten Dinge aufgestellt sowie noch einen Spiegel, eine Kerze und den Koran. Am Morgen des Festes haben wir meine Großeltern angerufen und uns gegenseitig beglückwünscht. Meine Mutter hat die letzten Vorbereitungen getroffen und gegen Mittag sind dann meine Verwandten zu uns gekommen. Am Neujahrstag gibt es Reis und Spinat als Hauptgericht. Nach dem gemeinsamen Essen sind wir mit der Familie in einen Park gegangen. Dort haben wir Kinder gespielt und die Erwachsenen haben Tee und Nachtisch gegessen. Am Abend haben sich alle verabschiedet und sind nach Hause gegangen. In dieser Zeit hat man alle Verwandten besucht. Wir sind in den zwei Wochen viel gereist. Nach zwei Wochen haben sich alle im Park getroffen, um die bereits gewachsene Kresse im Fluss schwimmen zu lassen. Dabei hat man sich leise etwas gewünscht. Damit haben wir das Fest abgeschlossen.

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Alle Kinder spielten auf der Straße. Wenn ich von der Schule nach Hause kam, habe ich Hausaufgaben gemacht und dann bin ich sofort rausgegangen und habe mich mit meinen Freunden getroffen. Wir sind immer mit unseren Fahrrädern gefahren. Wir hatten ein großes Haus im Irak. Bei uns in der Nähe hat eine Frau gewohnt, alle hatten Angst vor ihr. Wir sind über kaputte Autos geklettert und haben in ihrem Garten Fußball gespielt. Wenn sie uns erwischt hat, hat sie immer mit uns geschimpft. Im Irak war mein Vater Lehrer. Er hat immer allen Leuten geholfen.


Arthr (10), Irak

Ãœber Autos kletTErn

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Schule ist tolL!


Avivan (13), Syrien

Für mich lief alles gut in Syrien. Meine Zeit in der Schule war sehr interessant, ich hatte viele Freundinnen und Freunde. Unsere Zeit in den Pausen haben wir mit verschiedenen Spielen verbracht. Manchmal haben wir uns an den Wochenenden, in den Ferien oder bei Festen besucht. Ich wollte am liebsten jeden Tag in die Schule gehen, ohne Wochenende zu haben. Meine Lieblingsfächer waren Englisch und Mathematik. Ich habe meine Englischlehrerin geliebt, deswegen habe ich immer auf ihren Unterricht gewartet. Ich kann mich nicht mehr so gut an alle Namen meiner Schulfreunde erinnern. Ich weiß nur noch die Namen von Helin und Dilan. Ich würde mich gern noch einmal mit ihnen treffen. In den Ferien sind wir fast immer in Qamishlo geblieben. Qamishlo ist die Stadt, aus der ich komme. Nur in den letzten beiden Jahren in Syrien war ich auch mal in der Stadt Aleppo. Ich wollte immer mit meiner Familie reisen. Wenn ich in den Ferien meinen Vater, meinen Bruder und meine Schwester besucht habe, die in Aleppo arbeiteten, war ich glücklich.

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EnglIsch- und SportUNteRricht Im Englischunterricht saßen wir in Vierergruppen zusammen und sollten ein Thema bearbeiten. Dabei haben wir nur gelacht und Kaugummi gekaut. Unsere Schultaschen hatten wir auf unseren Schoß genommen, weil da unsere Chips und unsere Schokolade drin waren. Die Lehrerin ermahnte uns, unsere Arbeit weiter zu erledigen. Aber irgendwie konnten wir nicht aufhören zu lachen. Da wurden wir zum Direktor gebracht, der uns auch an unsere Pflichten erinnerte. Wir sollten jetzt eine Stunde ernst bleiben. Wir konnten das aber nur fünf Minuten durchhalten und fingen dann wieder an zu lachen. Die ganze Klasse lachte mit. Zuletzt schmunzelte auch unsere Lehrerin. Im Sportunterricht hatte ich absichtlich keine Sportsachen dabei. Als Strafe sollte ich die Klasse putzen. Danach habe ich nie wieder meine Sportsachen vergessen, weil ich auf keinen Fall mehr putzen wollte.


Ayia (10), Irak

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Hüpf-Spiel mit einEM Kreuz


Berewan (12), Irak und Interviewkind David (10)

Im Irak hatten wir ein Hüpf-Spiel, das ging so ähnlich wie das auf meinem neuen Schulhof, aber auch ein bisschen anders: Zuerst muss man mit Kreide das Hüpfkästchen aufmalen. Wer zuerst dran ist, muss einen Stein haben. Den muss man in das erste Kästchen werfen. Mit einem Bein springst du über das Feld mit dem Stein und dann immer weiter. Dort, wo das Kreuz ist, musst du mit beiden Füßen springen, aber auf den anderen Feldern darfst du nur mit einem Bein springen. Wenn du hinten angekommen bist, musst du wieder zurückspringen. Vor dem Feld mit dem Stein musst du stehen bleiben und ihn aufheben. Danach springst du aus dem Feld hinaus. Wenn du alles richtig gemacht hast, musst du den Stein ins zweite Feld werfen und kannst springen. Du darfst keinen Fehler machen und du darfst auch die Linien nicht mit den Füßen berühren. Wenn du doch einen Fehler machst, ist das andere Kind dran.

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Eine Maus im HAUS Mein Name ist Ehsan. Ich bin zehn Jahre alt. Ich bin in Syrien geboren. Meine Schwester heißt Haya, sie ist acht Jahre alt. Und ist auch in Syrien geboren. Ich habe auch einen kleinen Bruder, er ist drei Jahre alt und ist in Ägypten geboren. In Syrien bin ich in die Schule gegangen, von Montag bis Donnerstag. Am Freitag durfte ich spielen oder für die Schule arbeiten oder ich habe meine Oma besucht. In Syrien hatte ich ein Computerspiel mit Autorennen oder Kämpfen. In unserem Haus wohnte auch eine große Maus. Sie kam immer in der Nacht, um Futter zu suchen. Mein Vater sagte einmal, dass meine Mutter, meine Schwester und ich zu Oma und Opa gehen sollten. Mein Vater und seine Brüder haben dann die Maus erschlagen. Die Maus war fertig.


Ehsan (10), Syrien

Die Freunde von meinem Vater waren Kurden. Der Sohn von dem Freund meines Vaters hieß Suher. Er hat immer mit mir gespielt. Mit dem Computer, Fußball, im Garten und mit Spielzeug. Ich hatte ein kleines Schwimmbecken in meinem Garten. Ich habe auch Karotten, Gurken und Tomaten gepflanzt und mit Wasser gegossen. Ich wollte Blumen pflanzen, aber meine Mutter wollte das nicht, weil sie nicht wusste, was ich damit machen sollte. Ich bin in Syrien zur Schule gegangen und in Kurdistan und in Ägypten. In Kurdistan bin ich mit meinen Freunden zusammen in die Schule gegangen. Ich war im ersten Schuljahr und mein Freund im zweiten Schuljahr. Die Schule war kleiner als hier in Deutschland, aber es waren mehr Kinder in einer Klasse. Ich habe Kurdisch und Englisch gelernt. Wir hatten eine Party in der Schule, wo sich die anderen Kinder verkleidet haben. Aber ich wollte das nicht. Einmal bin ich aus der Schule gekommen und bin mit meiner Mutter, meinem Vater, meinen Geschwistern und meinen Freunden in ein Schwimmbad gegangen. Ich hatte Schwimmflügel. Jetzt in Deutschland lerne ich das Schwimmen in der Schule. Wir sind von Kurdistan nach Ägypten gezogen, weil die Schwester von meiner Mutter da wohnt. Dort habe ich drei Jahre lang gelebt. Von Ägypten sind wir in die Türkei geflogen und von da über Mazedonien, Serbien, Kroatien, Slowenien nach Deutschland gekommen. Hier in Deutschland haben wir zuerst in einem Zeltdorf gewohnt in Ratingen. Dann sind wir mit einem Bus in ein anderes Zeltdorf nach Soest gefahren und von da aus nach Essen. Jetzt wohne ich mit meiner Familie in einer Wohnung in Essen und gehe in die Fischlaker Schule und meine Lehrerin ist Frau Pawlak. Ich bin glücklich, weil wir eine Wohnung haben und ich in die Schule gehen kann.

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Murmelspaß in Afghanist

Murmelspaß in AfghanistAN


Eschwa (12), Afghanistan

Ich möchte gerne von einem Murmelspiel erzählen. Ich habe gerne mit meiner Freundin dieses Spiel gespielt. Hier kommen die Spielregeln: Man hat fünf Murmeln und legt sie vor sich. Davon nimmt man eine Murmel in die Hand und wirft sie hoch und fängt sie wieder auf. Dann nimmt man eine weitere Murmel in dieselbe Hand und wirft dann nur eine Murmel hoch und fängt diese auf. Dabei ist es wichtig, dass die andere Murmel, die man nicht hochgeworfen hat, nicht aus der Hand fällt. Das spielt man so lange, bis man fünf Murmeln in der Hand hat. Dann legt man diese fünf Murmeln auf die obere Seite der Fingerrillen. Dabei wirft man die Murmeln gleichzeitig hoch und muss alle fünf Murmeln mit der Handfläche auffangen. Schafft man das nicht, muss man das nochmal machen. Dabei darf der Gegner dich an der Hand kneifen, während man wirft. Man darf dem Kneifen nicht ausweichen, da man das so lange wiederholen muss, bis die Murmeln gefangen wurden. Schafft man das Spiel in einem Durchgang, ist das Spiel gewonnen.

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Eine BlumE fĂźr die KUh


Farhan (13), Somalia

In Somalia haben wir nicht in einer Stadt gelebt, eher auf dem Land. Da sind die Tiere immer frei rumgelaufen, auch zwischen den Häusern. Unsere Nachbarn hatten Kßhe und Schafe, die sind auch immer zu uns gekommen. Als wir mal Blumen gepflanzt haben, fanden die Tiere sie natßrlich lecker und haben sie ganz abgefressen.

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Fatima (11), Syrien

Das Gericht, das ich eigentlich am liebsten mag, heißt „Chich barak“. Das sind Teigtaschen, in die meine Mama gebratenes Hackfleisch füllt. Dann werden sie in einer Sauce aus Joghurt und Knoblauch gekocht oder im Ofen gebacken. „Chich barak“ ist echt lecker. Die Teigtaschen sehen gelb aus und sind so komisch gebogen. Deshalb haben wir uns einen lustigen Namen dafür ausgedacht: das Ohr vom Opa.

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Fatima und Madlin (11), beide aus Syrien

WAs man voN OmA lernEn kaNn Wir nähen gerne für unsere Barbie-Puppen: Pullover, Hosen und so – aber am allerliebsten Kleider. Das sind so richtig große blaue Kleider – so ähnlich wie Hochzeitskleider. Manchmal kommen auch noch Blumen darauf. Oder wir fädeln Perlen auf. Das werden dann Ketten und Armbänder für die Puppen. Das Nähen haben wir von unseren Omas gelernt. Die selbstgemachten Kleider sind meistens viel schöner als die gekauften, weil wir genau das machen können, was wir wirklich schön finden. Leider konnten wir die Sachen nicht mit nach Deutschland nehmen. Das ganze Gepäck wäre auf der Flucht viel zu viel gewesen. Deshalb haben wir alles an Freundinnen verschenkt.

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… und schon feiert man mit den Nachbarn das Zuckerfest und trägt dabei wunderschöne Kleider, zaubert mit der Mama in der Küche, spielt mit dem Opa Basketball im Hof oder schaut lustig-lehrreiche Bananenwerbespots auf BabyTV… und einmal trifft man sogar auf Dinosaurier! Das Ohr vom Opa & andere Geschichten ist ein Buch von und für Kinder. Lesenswert sind die eindrucksvollen Geschichten aber genauso für Erwachsene. Für Menschen, die neugierig sind auf eine Kindheit in anderen Kulturen, auf ein Leben außerhalb Deutschlands.

ISBN 978-3-932443-65-7


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