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Wissen: Zukunftsfähig wohnen
from bauen. 10/11-2021
Zukunftsfähig
Jeder Hausbau bedeutet einen wohnen Eingriff in unsere Umwelt. Damit dieser möglichst gering ausfällt, sollten wir unser neues Zuhause nachhaltig planen und bauen.
Nachhaltig, also mit möglichst kleinem ökologischem Fußabdruck zu bauen und zu wohnen, ist ein sehr komplexes Thema und beginnt mit der Planung des Gebäudes, die Aspekte der Ökologie und eines guten Gebrauchswertes berücksichtigen sollte. Dabei lautet der Grundsatz: Nur so viel Haus wie nötig, mit einer langen
Lebensdauer und hohen Nutzungsflexibilität sowie ein ökologischer und ökonomischer Verbrauch von Ressourcen. Die Wahl der Baumaterialien spielt eine zentrale Rolle. Bestehen sie aus nachwachsenden Rohstoffen? Sind sie mit niedrigem Energieaufwand hergestellt und binden zusätzlich klimaschädliches CO 2 während ihrer Einsatzzeit? Aber auch da ist nicht alles Gold, was glänzt. Wenn beispielsweise das Holz für den Hausbau aus sibirischen Wäldern stammt, die nicht nachhaltig bewirtschaftet werden und außerdem einen langen Transportweg bedingen, kann die Ökobilanz schlechter ausfallen, als für einen energieintensiver produzierten Ziegel.
„Nachhaltigkeit nützt jedem von uns. Und jeder Einzelne kann einen Beitrag
dazu leisten.“ Erklärung der Bundesregierung zu den Nachhaltigkeitszielen
Für die Bewertung von Bauprodukten darf nämlich nicht nur die Energie herangezogen werden, die sie während ihrer Gebrauchszeit einsparen, auch die sogenannte Graue Energie muss in die Betrachtung mit einfließen. Diese umfasst zusätzlich die Menge, die für die Gewinnung der Rohstoffe, für Herstellung und Verarbeitung, für Transport, den Einbau sowie für die Entsorgung eingesetzt wird.
Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Unbedenklichkeit der Materialien, sowohl was ihre Produktion als auch ihre Nutzung für Menschen und Umwelt bedeuten. Nicht außer Acht lassen sollte man hierbei das Lebensende eines Gebäudes. Wie gut lassen sich die Bestandteile wiederverwenden? Am besten unverändert und dadurch mit minimalem Energieeinsatz. Downcycling, das heißt der Einsatz zur Herstellung minderwertiger Produkte, ist dagegen die schlechtere Alternative. Am besten jedoch wir planen und bauen unser Haus so, dass es wie manches Fachwerkhaus Jahrhunderte überdauert. • bs
1ENERGIEEFFIZIENZ Die Menge an Energie für die
Herstellung und den Gebrauch eines Hauses und seiner Technik sollte möglichst gering ausfallen.
Dabei darf der Anteil, der für Transporte aufgewendet wird, nicht außer Acht gelassen werden.
2LANGLEBIGKEIT Der Einsatz an Ressourcen (Rohstoffe und Energie) muss immer in Bezug auf die gesamte Lebensdauer betrachtet werden.
Je länger diese ausfällt, desto günstiger für die
Ökobilanz.
3VERANTWORTUNG Für eine enkelgerechte Welt, die eine lebenswerte Grundlage bietet, stellen wir heute die Weichen. Es ist deshalb wichtig, bei all unseren Entscheidungen die Auswirkungen auf die Zukunft im Auge zu behalten.
4SERVICE Regelmäßige Wartungen, rechtzeitige Erhaltungsreparaturen und Sanierungen haben einen wesentlichen positiven Einfluss auf die Nutzungsdauer einer Immobilie und den Erhalt ihres
Gebrauchswerts.
5HANDHABUNG Eine gute Handhabbarkeit trägt ebenfalls zu einem langen Gebrauchswert bei.
Dabei sollte man beachten, dass sich Lebensumstände zum Beispiel im Alter wandeln. Eine
Wohnumgebung, die dem von vorneherein Rechnung trägt, kann auch geänderten Bedürfnissen gerecht werden.
6LEBENSENDE Nichts hält ewig. Wenn das Nutzungsende eines technischen Geräts oder eines ganzen Hauses erreicht ist, spielt die Wiederverwendbarkeit seiner Komponenten und die Entsorgungsfreundlichkeit eine wesentliche Rolle.
Energiesparende
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1 Die Fassade aus Holz, das Dach mit Schiefer gedeckt und dazu noch eine Photovoltaikanlage: Das Thema Nachhaltigkeit wurde hier gleich auf mehreren Ebenen vorbildlich gelöst. > www.rathscheck.de
2 Mehr Holz geht kaum. „Haus Engel“ besteht aus einer zweischaligen Konstruktion aus massiven Blockbohlen. Dazwischen befindet sich eine Zellulosedämmung für einen guten Effizienzwert. > www.stommel-haus.de 3 Holzfaserdämmplatten von Steico werden aus dem Nadelholz nachhaltiger Waldwirtschaft, zertifiziert nach den strengen Regeln des FSC oder PEFC, hergestellt. > www.steico.de
4 Das Fassadendämmsystem „Sto Therm AimS“ aus umweltfreundlichen Unter- und Oberputzen, einer bionischen Fassadenfarbe sowie einem mineralischen Dämmstoff spart bereits bei der Herstellung Erdöl. > www.sto.de
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Bausubstanz
Jedes Kilojoule an Energie, das wir beim Hausbau und im Wohnalltag einsparen, verbessert die Klimabilanz, weil weniger Kohlendioxid entsteht. Eine gut gedämmte Haushülle, in deren Erstellung möglichst wenig Energie geflossen ist, bildet die beste Grundlage dafür. So bindet z.B. ein möglichst großer Anteil von Holz an der Bausubstanz besonders viel CO 2. Dies kann in Form von Wänden, deren konstruktive Basis aus Holz besteht, geschehen. Aber auch bei der Dämmung kann man zu Materialien aus pflanzlicher Herkunft greifen, z.B. Holzfaser, Zelluloseflocken, Stroh, Hanf, Kork. Für eine reelle energetische Betrachtung darf der Transportaufwand nicht außen vor gelassen werden.
Positiv sind weiterhin Baustoffe, für deren Herstellung wenig Energie aufgewendet werden musste. Schiefer ist so ein Beispiel. Er benötigt keine thermische Behandlung und muss nur in Form gebracht werden.
Was das Recycling betrifft, ist die Trennbarkeit der Materialien am Lebensende ein wichtiger Faktor. Alles, was geklebt wurde, stellt dann meist ein Problem dar. Einstoffliche Wände, z.B. aus Porenbeton, lassen sich dagegen viel einfacher rückbauen und einer Verwertung zuführen.
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a mineralischer Klebemörtel b Mineralwolleplatte c Thermodübel d Unterputz e Glasfasergewebe f Schlussbeschichtung g Anstrich
CHECKLISTE
> ein kompakter Baukörper und eine aufs notwendige reduzierte Grundfläche benötigen weniger Ressourcen > südlich ausgerichtete, große Fensterflächen bringen solare Wärmegewinne > eine luftdichte Gebäudehülle verhindert Wärmeverluste > Bauteile mit einem guten Dämmwert halten die Wärme im Haus > Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, wie z.B. Holzständerkonstruktionen, Dämmstoffe aus Pflanzenmaterial, entziehen der Atmosphäre langfristig klimaschädliches Kohlendioxid > möglichst kurze Transportwege der Baumaterialien > niedriger Verbrauch von Primärenergie (Graue Energie) für die Baustoffproduktion > gute Recyclingfähigkeit, d.h. Trennbarkeit der Materialien, und Wiederverwendung (möglichst kein Downcycling) > Baustoffe einsetzen, die Recyclingmaterial enthalten > folgende Nachhaltigkeitszertifikate geben Aufschluss über die ökologische Bewertung eines ganzen Hauses: www.dgnb-system.de www.bau-irn.eu
Dank integrierter Dämmung lassen sich mit dem Mauerziegel „MZ60“ alle Effizienzhaus standards sicher erfüllen. > www.ziegelwerkbellenberg.de
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CHECKLISTE
> Innenausbaumaterialien nutzen, für die keine umweltbedenklichen Stoffe, wie z.B. flüchtige organische Verbindungen (VOC), Konservierungsstoffe und Lösungsmittel zum Einsatz kommen > Langlebige Produkte wählen. Auch wenn diese teurer sind, reduzieren sie auf ihre Nutzungsdauer gesehen Material- und Energieverbrauch sowie Kosten > natürliche Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, wie z.B. Bodenbeläge aus Holz oder Kork, Wandbeläge aus Papier, enthalten weniger Graue Energie und speichern den Klimakiller CO 2 > auf öko-zertifizierte Produkte achten. Dabei helfen folgende Label: www.eco-institut-label.de, www.natureplus.org, www.blauer-engel.de, www.c2c.ngo
Ökologisches Innenleben
Auch im Innenausbau sind Materialien mit einem hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen ein Gewinn für die Umwelt. Beispiele dafür sind Bodenbeläge aus Holz und Kork. Selbst bei der Inneneinrichtung kann man sich diese positiven Effekte zunutze machen und zu Möbeln aus Vollholz greifen – allerdings nicht zu solchen aus weitgereistem oder gar Tropenholz. Denn es gilt ebenfalls: Je weniger Aufwand in Transport und Verarbeitung geflossen ist, desto besser. Hier tut sich einiges, beispielsweise testet der Bauplattenhersteller Knauf im Rahmen eines Forschungsprojekts den Einsatz umweltfreundlicher LKW mit zusätzlichem Elektroantrieb und verarbeitet außerdem Gips aus der Abgasreinigung von Kraftwerken.
Was Farben und Anstriche angeht, sind wieder nachwachsende Bestandteile das A und O. Weiterhin sollten sie frei sein von schädlichen Inhaltsstoffen wie flüchtige organische Kohlenstoffe (VOC), Konservierungsmittel und möglichst auf Wasserbasis hergestellt sein. Labels wie der „Blaue Engel“ liefern eine gute Orientierung.
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Ökologisches Innenleben
1 Die Rinde der Korkeiche liefert das Ausgangsmaterial für robuste Bodenbeläge. Wenn sie aus massivem Kork bestehen, können sie mehrfach abgeschliffen und Jahrzehnte genutzt werden. > www.kork.de
2 Für seine Gipskartonplatten verwendet Knauf Karton aus Altpapier sowie zu 60 Prozent hochwertigen synthetischen Gips, der bei der Abgasfilterung und Entschwefelung von Kohlekraftwerken anfällt. > www.knauf.de 3 Die mineralische Dispersionsfarbe „Vita“ ist langlebig, farbtonstabil und resistent gegen Verschmutzung. Außerdem kommt sie von Natur aus ohne Konservierungsmittel aus. > www.brillux.de
4 „Osmo Massivholzdielen“ haben viel von dem Klimagas CO2 gespeichert und punkten zudem mit Langlebigkeit und einer attraktiven Optik. Es gibt sie in Eiche, Lärche, Fichte und Kiefer, die aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. > www.osmo.de
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natürlich bauen
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Vöma-Bio-Bau Handels- und Vertriebs GmbH
Kellerweg 4, 35641 Schöff engrund-Laufdorf Tel. 06445 6120521, Fax 06445 6120522 info@voema.de
Umweltschonende Technik
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Bei der Haustechnik lautet das zentrale Thema „Energie sparen“. Das fängt an bei der Wahl eines effizienten mit erneuerbaren Energiequellen betriebenen Wärmeerzeugers, wie z.B. Wärmepumpen, Brennstoffzellen und Blockheizkraftwerken. Bei den zwei Letzteren verbessert sich der Ökofaktor noch, wenn man sie mit erneuerbaren Energieträgern betreibt.
Automatische Lüftungsanlagen stellen nicht nur eine gute Luftqualität sicher, mit Wärmerückgewinnung ausgestattet minimieren sie zudem die Energieverluste. Wenn technische Geräte im Haus ihren Strom dann noch von der Photovoltaikanlage auf dem Dach erhalten, hat man einen wesentlich Beitrag zu einem nachhaltigen Lebenswandel geleistet.
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1 Sole-Wasser-Wärmepumpen wie die Gerätereihe „Flexotherm“ heizen besonders effizient und nutzen dabei die Umweltwärme aus dem Untergrund. > www.vaillant.de
2 Die Lüftungsanlage „CWL2“ kann optional mit einem feuchterückgewinnenden Wärmetauscher ausgestattet werden. Dieser entzieht der Abluft die Wärme und verhindert gleichzeitig, dass die Raumluft zu trocken wird. > www.wolf.eu
3 Der Energiemanager von Bosch verteilt den Strom aus der Photovoltaikanlage an die verschiedenen Abnehmer und sorgt für einen optimalen Eigenverbrauch. > www.bosch-thermotechnology.com
Umweltschonende Technik
LEDs sind umweltfreundliche Lichtquellen, besonders in so nachhaltigen Lampen wie die aus Heu und Holz gefertigte „Almut“. > www.desmondo-shop.de
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CHECKLISTE
> Strom generieren mithilfe von erneuerbarer Energie durch Photovoltaik oder Windkraft > Wärmepumpen für Heizung und Warmwasser nutzen sehr effizient die Umweltwärme entweder aus der Luft oder dem Erdreich > Kraft-Wärme-Kopplung durch Blockheizkraftwerk oder Brennstoffzellen erzeugt gleichzeitig Strom und Wärme > automatische Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sorgen für frische Luft und minimieren Wärmeverluste > langlebige, energiesparende LEDBeleuchtung verbraucht wenig Strom und Resourcen > Smarthome-Technik für eine strom- und heizenergiesparende Steuerung > energieeffiziente Haushaltsgeräte, seit März 2021 neue EU-Effizienzlabel von A (bestmöglich) bis G
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