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Quo vadis Fertigbau _ Interview mit

„Bauherren wissen, dass ihr Bauprojekt beim Holzfertigbau in guten Händen ist.“

H.V. Noller: Das ist richtig. Entscheidungen fallen aber nicht nur aufgrund des Preises, sondern auch weil die Kunden zu schätzen wissen, dass sie beim H olzfertigbau alles aus einer Hand bekommen können. Sie suchen nach ei nem zuverlässigen Partner, der weiß, wie zu planen ist, um hinterher auch wie gewünscht bauen zu können, bei dem die Abläufe funktionieren und der K ostensicherheit bietet. Ein Beispiel ist die technische Gebäudeausstattung. Bei vielen Bauaufgaben wird diese am Anfang der Pla nung zur Seite geschoben – und wenn man irgendwann mal auf die Idee kommt, ein Haus z.B. doch klimatisier en zu wollen, dann ist der Rohbau schon erstellt und man hat kaum noch Möglichkeiten, diesen Bauherrenwunsch zu rea lisieren. Das ist beim Fertigbau anders. Wir denken von vornherein in klaren Strukturen, sodass alle wichtigen Aspekte frühzeitig in die Planung einbezogen werden. Das hat unsere Branche in den letzten Jahrzehnten optimiert. Und Bauher ren wissen das zu schätzen, weil es ihnen das Gefühl gibt, dass ihr Baupr ojekt beim Holzfertigbau in guten Händen ist unabhängig davon, ob es sich bei ihr em Projekt um einen Kindergarten oder ein Einfamilienhaus handelt.

Hilft der „Greta-Effekt“ dem Holzbau?

H.V. Noller: Ja, Holzhäuser werden seitdem deutlich positiver wahrgenommen. Das liegt aber nicht nur am Baustoff Holz, sondern weil Holzfertighäuser sehr energieeffizient sind. Auch die Nachhaltigkeit der Bauweise und die Verwendung gesunder und ökologischer Bau materialien ist ein Plus. Wichtig ist, sich über den ganz en Produktzyklus Gedanken zu machen. Ein Holzfertighaus ist zwar problemlos hunder t und mehr Jahre nutzbar, trotzdem müssen wir uns theoretisch mit der Wiederver wertbarkeit der Baumaterialien auseinandersetzen, die wir heute verwenden, bzw. z.B. wie wir noch weniger A bfälle in der Produktion erzeugen. Hier gibt es immer Optimierungsmöglichkeiten. Auch bei den Materialien, die wir verwenden, wird es weitere Entwicklungen zu noch mehr Nachhaltigk eit geben. Damit haben wir uns aber schon vor Greta intensiv beschäftigt.

Früher galt ein Holzhaus ja eher als zweitklassig.Trauen Bauherren dem Holzfertighaus he ute auch eine bessere Qualität zu?

H.V. Noller: Ja, und das hat mehrere Gründe: Die Holzfertigbauweise ist besser geworden und die Branche hat sehr viel Zeit und Geld in Aufklä rung gesteckt. Heute bauen wir individuelle „ High-End-Häuser“, die höchsten energetischen Standards und Komfortansprüchen gerecht werden. Die hat es früher so nicht gegeben. Wir klären inzwischen auch anders und tiefer über die Vorteile des Baustoffes Holz allgemein und der Holzfertigbauweise im Speziellen auf. Diese nachhaltige Strategie zahlt sich nun aus. Dazu kommt, dass viele Holzfertighausanbieter schon seit vielen Jahrzehnten erfolgreich und zu verlässig am Markt sind. Deswegen geben auch viele Bauherr en, die vor zehn oder zwanzig Jahren ein Fertighaus gebaut haben, gerne ihr Wissen und ihre Erfahrungen an ihre Kinder oder

„Der BDF bündelt das Knowhow von 49 Hausherstellern und über 100 Unternehmen der Zulieferindustrie.“

Im Oktober 2019 wurde Hans Volker Noller (3. v. rechts) zum 7. Präsidenten des Bundesverband Deutscher Fertigbau gewählt. Unterstützt wird er im Vorstand (v. links) durch Florian Balthasar von Velux, Alexander Lux, Geschäftsführer von Luxhaus, Johannes Schwörer, Geschäftsführer von Schwörer Haus, Dr. Mathias Schäfer, Geschäftsführer von Fingerhaus, Dr. Frank Gussek von Gussek Haus sowie Christian Huf von Huf Haus. Auf dem Foto fehlt Markus Baukmeier, Geschäftsführer von Meisterstück-Haus, der ebenfalls zum Vorstand gehört. Freunde weiter. Diese zufriedenen Kunden sind unsere besten Botschafter, denn sie haben die positiven Erfahrungen des Wohnens in einem modernen Holzhaus bereits gesammelt und kön nen auch über die Vorteile des speziellen Bauablaufs beim Fertighausbau berichten. Das entwickelt sich seit vielen Jahrzehnten sehr positiv.

W elche Rolle spielen die MusterhausAusstellungen?

H .V. Noller: Die Ausstellungen in ganz Deutschland spielen eine große Rolle. Hier können sich Inter essenten allgemein zum Bauen informieren und finden vielfältige Beispiele dafür, wie moder nes Wohnen aussehen kann. Trotz aller Fortschritte und Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung inzwischen bietet – und die in den W ochen des Corona-Lockdowns besonders wichtig waren, stellen wir dennoch fest, dass Bauinteressenten Häuser live erleben und die Firma sowie die Personen, mit denen sie dort zu tun haben, kennenlernen wollen. Selbst sehr jun ge Bauherren, die Digital Natives, zeigen sich beim Hausbau sehr konser vativ, wollen anfassen und haptisch erleben. Sie setzen sich aber auch ganz genau mit Themen wie der Bauweise und deren Vorteile, den architektonischen Mög lichkeiten sowie den Baukosten auseinander. W enn sie dann erste Gespräche mit Beratern in den Musterhäusern führen, merken sie auch schnell, dass ganz individuell auf ihre Wohn wünsche, die Situation ihres Baugrundstücks und ihr e finanziellen Möglichkeiten eingegangen wird. Um diese Beratungsqualität sicherzustel len, können unsere Mitgliedsunternehmen ihre V ertriebsmitarbeiter zum Fachberater/in Fertigbau (IHK) weiterbilden. Bauinteressenten werden in Musterhaus-Ausstellungen zudem schnell merk en, dass die Serviceleistungen dieser Branche überdurchschnittlich und mit der K onkurrenz kaum vergleichbar sind.

Warum sollte ein Bauherr für die Realisierung seines Projekts – ob Mehrgeschoss- oder Einfamilienhausbau – ein Mitgliedsunternehmen des BDF beauftragen?

H .V. Noller: Im BDF bündeln wir die Kompetenz und das Know-how von 49 Fertighausherstel lern und über 100 Fördermitgliedern aus der Zulieferindustrie, die wir durch gute Verbandsarbeit in vielen v erschiedenen Ausschüssen für den Holzfertigbau ganz praktisch nutzbar machen. Auch deswegen ist die Holzfertigbauweise so innovativ und davon profitieren auch Investoren und Bauherren. Ein Beispiel dafür ist, dass rund 90 Prozent aller 2019 gebauten Holzfertighäu ser förderfähige KfW-Effizienzhäuser waren, jedes sechste erfüllte sogar die höchste Förderklasse eines Effizienzhaus 40 Plus. Darüber hinaus definier en wir verbindliche Qualitätsstandards. Die Satzung der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau, QDF, dokumentiert diese im Detail: Von der individuellen Planung, über alle Pr ozessketten, die für die Erstellung eines Gebäudes nötig sind, bis zur Abnahme. Dabei legt die QDF strengere Kriterien f est als gesetzlich vorgeschrieben. Das betrifft die ökonomische sowie die ökologische Quali tät, die soziokulturelle und funktionale Qualität, abe r auch die technische Qualität und die der Prozesse. Das schafft Vertrauen und der Kunde weiß, wenn er mit einem BDF-Unternehmen baut, hat er alle Abläufe bis hin zu Gewährleis tungsthemen im Griff.

H at die Covid-19-Krise negative Auswirkungen auf die Holzfertigbau-Branche?

H .V. Noller: In den letzten zehn Jahren war der Holzfertigbau von einem unglaublichen Boom geprägt und die meisten Unternehmen haben mit einer Auslastung von 1,5 bis 2 Jahren gear beitet. Aufgrund dieses großen Auftragsbestands war unsere Branche in den letzten Wochen sehr privilegiert: Unsere vorwiegend r egionalen und europäischen Lieferketten haben weiter funktioniert, in den Werken konnte trotz Schutzmaßnahmen produziert und auf den Baustellen weitergearbeitet werden. So hatte der Corona-bedingte Lockdown laut aktueller BDF-Umfrage bei 65 Prozent unserer Verbands mitglieder bislang keine negativen Auswirkungen auf die Umsätze. Ob das so bleibt, weiß abe r niemand mit Sicherheit zu sagen. Was wir hingegen wissen ist, dass das Geld billig bleibt. Dementsprechend rechnen wir damit, dass das eigene Fertighaus für die individuelle Zukunfts sicherung auch weiterhin attraktiv bleiben wird.

H err Noller, wir bedanken uns für das Gespräch.

„Der BDF bündelt das Knowhow von 49 Hausherstellern und über 100 Unternehmen der Zulieferindustrie.“

Im Oktober 2019 wurde Hans Volker Noller (3. v. rechts) zum 7. Präsidenten des Bundesverband Deutscher Fertigbau gewählt. Unterstützt wird er im Vorstand (v. links) durch Florian Balthasar von Velux, Alexander Lux, Geschäftsführer von Luxhaus, Johannes Schwörer, Geschäftsführer von Schwörer Haus, Dr. Mathias Schäfer, Geschäftsführer von Fingerhaus, Dr. Frank Gussek von Gussek Haus sowie Christian Huf von Huf Haus. Auf dem Foto fehlt Markus Baukmeier, Geschäftsführer von Meisterstück-Haus, der ebenfalls zum Vorstand gehört. Freunde weiter. Diese zufriedenen Kunden sind unsere besten Botschafter, denn sie haben die positiven Erfahrungen des Wohnens in einem modernen Holzhaus bereits gesammelt und kön nen auch über die Vorteile des speziellen Bauablaufs beim Fertighausbau berichten. Das entwickelt sich seit vielen Jahrzehnten sehr positiv.

W elche Rolle spielen die MusterhausAusstellungen?

H .V. Noller: Die Ausstellungen in ganz Deutschland spielen eine große Rolle. Hier können sich Inter essenten allgemein zum Bauen informieren und finden vielfältige Beispiele dafür, wie moder nes Wohnen aussehen kann. Trotz aller Fortschritte und Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung inzwischen bietet – und die in den W ochen des Corona-Lockdowns besonders wichtig waren, stellen wir dennoch fest, dass Bauinteressenten Häuser live erleben und die Firma sowie die Personen, mit denen sie dort zu tun haben, kennenlernen wollen. Selbst sehr jun ge Bauherren, die Digital Natives, zeigen sich beim Hausbau sehr konser vativ, wollen anfassen und haptisch erleben. Sie setzen sich aber auch ganz genau mit Themen wie der Bauweise und deren Vorteile, den architektonischen Mög lichkeiten sowie den Baukosten auseinander. W enn sie dann erste Gespräche mit Beratern in den Musterhäusern führen, merken sie auch schnell, dass ganz individuell auf ihre Wohn wünsche, die Situation ihres Baugrundstücks und ihr e finanziellen Möglichkeiten eingegangen wird. Um diese Beratungsqualität sicherzustel len, können unsere Mitgliedsunternehmen ihre V ertriebsmitarbeiter zum Fachberater/in Fertigbau (IHK) weiterbilden. Bauinteressenten werden in Musterhaus-Ausstellungen zudem schnell merk en, dass die Serviceleistungen dieser Branche überdurchschnittlich und mit der K onkurrenz kaum vergleichbar sind.

Warum sollte ein Bauherr für die Realisierung seines Projekts – ob Mehrgeschoss- oder Einfamilienhausbau – ein Mitgliedsunternehmen des BDF beauftragen?

H .V. Noller: Im BDF bündeln wir die Kompetenz und das Know-how von 49 Fertighausherstel lern und über 100 Fördermitgliedern aus der Zulieferindustrie, die wir durch gute Verbandsarbeit in vielen v erschiedenen Ausschüssen für den Holzfertigbau ganz praktisch nutzbar machen. Auch deswegen ist die Holzfertigbauweise so innovativ und davon profitieren auch Investoren und Bauherren. Ein Beispiel dafür ist, dass rund 90 Prozent aller 2019 gebauten Holzfertighäu ser förderfähige KfW-Effizienzhäuser waren, jedes sechste erfüllte sogar die höchste Förderklasse eines Effizienzhaus 40 Plus. Darüber hinaus definier en wir verbindliche Qualitätsstandards. Die Satzung der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau, QDF, dokumentiert diese im Detail: Von der individuellen Planung, über alle Pr ozessketten, die für die Erstellung eines Gebäudes nötig sind, bis zur Abnahme. Dabei legt die QDF strengere Kriterien f est als gesetzlich vorgeschrieben. Das betrifft die ökonomische sowie die ökologische Quali tät, die soziokulturelle und funktionale Qualität, abe r auch die technische Qualität und die der Prozesse. Das schafft Vertrauen und der Kunde weiß, wenn er mit einem BDF-Unternehmen baut, hat er alle Abläufe bis hin zu Gewährleis tungsthemen im Griff.

H at die Covid-19-Krise negative Auswirkungen auf die Holzfertigbau-Branche?

H .V. Noller: In den letzten zehn Jahren war der Holzfertigbau von einem unglaublichen Boom geprägt und die meisten Unternehmen haben mit einer Auslastung von 1,5 bis 2 Jahren gear beitet. Aufgrund dieses großen Auftragsbestands war unsere Branche in den letzten Wochen sehr privilegiert: Unsere vorwiegend r egionalen und europäischen Lieferketten haben weiter funktioniert, in den Werken konnte trotz Schutzmaßnahmen produziert und auf den Baustellen weitergearbeitet werden. So hatte der Corona-bedingte Lockdown laut aktueller BDF-Umfrage bei 65 Prozent unserer Verbands mitglieder bislang keine negativen Auswirkungen auf die Umsätze. Ob das so bleibt, weiß abe r niemand mit Sicherheit zu sagen. Was wir hingegen wissen ist, dass das Geld billig bleibt. Dementsprechend rechnen wir damit, dass das eigene Fertighaus für die individuelle Zukunfts sicherung auch weiterhin attraktiv bleiben wird.

H err Noller, wir bedanken uns für das Gespräch.

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