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Kate Gelinsky

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Last Facts: Zähne

Last Facts: Zähne

EYES ON INFLUENCERS

Superwoman

@KateGelinsky Kate Gelinsky hat viel auf dem Buckel. Sie ist Influencerin, Shop Owner und obendrein noch Mutter, alles aus Leidenschaft und mit soviel Herzblut durchzogen, dass man gar nicht anders kann, als für die Lüneburgerin beide Daumen zu heben.

FACES: Wie bist du Influencerin geworden?

KATE GELINSKY: Ich habe 2008 mit meinem Blog (kateglitter.com) angefangen. Da war an den Beruf „Influencer“ noch nicht zu denken. Damals war ich ausschließlich Grafik-Designerin. Nach elf Jahren im Agenturleben habe ich mich dann 2014 in meiner Elternzeit selbstständig gemacht. Als Bloggerin. Total aufregend für mich, während mein Umfeld sich sehr argwöhnisch verhielt. Kaum einer verstand damals, was ich da tat. Bilder aus Umkleidekabinen, die inspirierend und konsumanregend sein sollten? Für mich war wichtig, dass ich nun nicht mehr meinen gesamten Jahresurlaub für Reisen zu den Fashion Weeks dieser Welt nehmen, mich nicht mehr erklären musste, sondern frei war. Ich schrieb über Mode, Interieur, mein Leben als frischgebackene Mama und Alltägliches. Stets authentisch und tagesaktuell. Viele meiner Leser sind bis heute treue Begleiter. Im vergangenen Jahrzehnt ist so viel passiert. Ich bin froh, die Entwicklung des Influencers von Anfang an miterlebt zu haben und nicht mit der Intention gestartet zu sein, damit Geld verdienen zu können. Meine Ambitionen waren eher das Inspirieren und

das Teilen meiner Leidenschaft zur Mode. Die Erfahrung und die Dankbarkeit sind es, von denen ich nun täglich bei meiner Arbeit profitiere.

F: Wie sieht dein normaler Arbeitsalltag aus?

KG: Nachdem ich meine Kids zur Schule und in den Kindergarten gebracht habe, organisiere ich den Haushalt und gehe raus mit dem Hund. Typisches Mommy Life. Danach fahre ich oft in die Stadt und shoote mit meinem Mann mein Tagesoutfit, welches ich im Anschluss direkt bearbeite und hochlade. Meine Community begleitet mich auf Instagram durch den Tag. Manchmal kommt es auch vor, dass ich Content zunächst zur Freigabe senden muss, ehe ich es posten darf. Dazwischen liegen dann meist bis zu fünf Tage. Die Kunst ist es dann, am Posting-Tag wieder genauso zurecht gemacht zu sein: Nagellack, Pickel, Haare, etc. damit alles authentisch wirkt. Im Anschluss an das Shooting helfe ich meinem Mann im Lederwarengeschäft Rothardt Leder in Lüneburg mit Ordern, Dekoration, Abstimmung und Instagram. Hier gibt es ebenfalls immer etwas zu tun. Mittags hole ich dann die Kids wieder ab, koche Mittagessen, unterstütze bei den Hausaufgaben, mache das

Mama-Taxi zu den Hobbys, die man eben als Kind so hat. Nachmittags ist das Handy weitestgehend tabu. Sobald die Kids dann im Bett sind, geht es an den Rechner. Mails, Anfragen, ContentProduktion – dazu gehört Bildbearbeitung, Recherche, Briefings lesen, Abstimmungen mit meiner Agentur, die mich zum Glück bei Abwicklungen jeglicher Art mega unterstützt. Vom Rechner geht es dann aufs Sofa, doch an Abschalten ist noch immer nicht zu denken. Nun beantworte ich auf Instagram alle Fragen meiner Community. Mal sind es fünf, mal 50 – je nachdem, was der Tag so an Content hergegeben hat. Meine Arbeitswoche hat sieben Tage und kennt keinen Urlaub. Das mag für einige unvorstellbar klingen, aber ich mache das wirklich unheimlich gerne.

F: Wie lange feilst du an einem Foto, bevor du es auf Instagram veröffentlichst?

KG: Oft feile ich gar nicht. Ich wähle es aus und poste es. Ich mag bei mir gerne Bilder, die ich mir auch selbst gerne anschaue: natürlich, ungestellt und authentisch. Manchmal mache ich sie etwas heller oder dunkler. Jede andere Art von

„Eine Arbeitswoche hat sieben Tage und kennt keinen Urlaub.“

Filter- und Face-Tuning ist hier fehl am Platz. Hin und wieder optimiere ich sie noch in ihrer Größe, falls ich sie an einen Kunden weitergeben soll. That’s it.

F: Was machst du in zehn Jahren?

KG: Ich hoffe, noch immer etwas, was ich liebe. Falls es sich dann nicht mehr gut anfühlt, mache ich etwas anderes.

F: Ein Vorurteil über Influencer, das gar nicht stimmt?

KG: Sie bekommen alles geschenkt. Völliger Blödsinn, jedes Geschenk muss als Einkommen versteuert werden. Da überlegt man sich dreimal, ob man alles behalten möchte.

F: Und eines, das wahr

ist?

KG: Dass sie ständig ihr Handy in der Hand haben und überall nach einer Situation suchen, die sie filmen können.

F: Die coolste Einladung, die du als Influencerin je erhalten hast?

KG: Oh, es gab so viele. Einmal war ich zur Bambi-Verleihung eingeladen und stand plötzlich neben Robbie Williams, der Faxen in mein Handy machte, inklusive gemeinsamem Selfie. Unvergessen.

F: Was ist deine Definition eines Influencers?

KG: Inspirierender Content Creator.

F: Wen stalkst du selbst auf Instagram?

KG: Die Liste ist lang. Aber auch viele, die ich auf Instagram kennengelernt habe und die ich nun zu meinen Freundinnen zählen darf. Die Motivation und die Dynamik in einer Gruppe cooler Girls auf Instagram ist magisch. Man kann so viel gemeinsam erreichen.

F: Das schönste Kompliment, das du je für deine Arbeit erhalten hast?

KG: Dass ich authentisch bin und andere mit meiner positiven Einstellung mitreißen kann.

F: In welchen Momenten wünschst du dir mehr Anonymität?

KG: Etwas, was ich nie zeigen würde: Meine Kinder und mein Haus von außen. Jeder hat es selbst in der Hand, wie viel Angriffsfläche er seinen Zuschauern zur Verfügung stellt.

F: Wo shootest du am liebsten?

KG: In neuen Städten. Ich liebe es, neue Spots zu entdecken und in der Sonne.

F: Worauf bist du besonders stolz?

KG: Dass ich den Kopf nicht in den Sand stecke und optimistisch nach vorne blicke.

F: Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest?

KG: Ich würde alle Waffen dieser Welt abschaffen und tödliche Krankheiten ausrotten.

F: Wer ist dein Vorbild?

KG: Jeder, der eine eigene Meinung hat. Menschen mit Geduld und alle berufstätigen Mütter da draußen. Ich lasse mich gerne von all denjenigen inspirieren, die für etwas brennen und alles geben.

F: Was sammelst du?

KG: Was sammle ich nicht? (lacht)

F: Welches Erlebnis wirst du nie vergessen?

KG: Den Moment, als ich erfuhr, dass ich schwanger bin.

F: Was möchtest du gerne geschenkt bekommen?

KG: Zeit.

F: Wofür gibst du gerne Geld aus? Wofür nicht?

KG: Für alles, womit ich anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann: Spenden, Geschenke, Reisen. Mir selbst kaufe ich gerne schöne Handtaschen. Wohl eine Berufskrankheit, wenn man mit einem Handtaschen Shop Owner verheiratet ist. (lacht)

Dafür nicht so: Strom, Benzin, Handyrechnung.

F: Was sollen die Menschen über dich sagen?

KG: Kate ist cool. Sie ist ein witziger und optimistischer Typ.

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