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Porträt WOLFMICH Vintageladen
WÜHLEN FÜR DIE KAUFSUCHT
VON BIRGIT WITTSTOCK
Das Wolfmich-Modewonderland: handverlesene Kleidungsstücke aus den vergangenen Jahrzehnten
Inmitten der Vintage-Schätze findet sich auch Brandneues. Etwa Shirts von Gabber Eleganza
Wolfgang Lindenhofer und Michael Pascher dealen in ihrem Vintageladen Wolfmich mit feinstem Stoff. Zur Anprobe bei den Exzess-Ausstattern in Mariahilf
Das Erste, was auffällt, ist eine Absenz. Nämlich jenes Miefs von alter, getragener Kleidung, der einem in so vielen Vintageläden entgegenschlägt. Wolfmich hingegen duftet ganz leicht nach Parfum, Florales mit sachter Holznote. Nicht zu gefällig, schon ein bisschen edgy, aber nichts von der üblichen Secondhandladenmischung aus süßsaurer Aura längst verpufften Schweißgeruchs und dem leichten Moder ungelüfteter Wäsche.
Was es bei Wolfmich nicht gibt: fehlende Knöpfe, defekte Verschlüsse, Flecken, Löcher, Ein- und Aufgerissenes. Was es gibt: mehr als tausend fantastische Kleidungsstücke aus vergangenen Jahrzehnten und der Gegenwart, meist aus den Werkstätten bekannter Designer, alle gereinigt und gut in Schuss. Außerdem coole Stücke weniger bekannter Namen, Neues von aktuellen Modelabels, Schmuck, Taschen sowie ausgewählten Klimbim, der einen selbst und das Leben schöner macht.
Kurz gesagt: 130 Quadratmeter streng kuratiertes Mode-Wonderland, dargereicht auf einem glänzenden Tablett. Kein Wunder, dass neben Modenerds aus aller Welt und allerlei prominenten Künstler*innen auch Modestudent*innen und Designer*innen die Wolfmich-Tür einrennen, um hier Inspiration zu fassen. Dass das Partyvolk zur Ankleide für den nächsten Exzess vorbeischaut, versteht sich von selbst. Auch Bands lassen sich von den Betreibern Wolfgang Lindenhofer und Michael Pascher – Hair- und Make-up-Artist der eine, Schauspieler der andere – für Videos und große Auftritte anziehen. Das Geschäft brumme, sagt Lindenhofer, 45, der hinter der Budel an einem Deko-Kopf werkt.
Was Wolfmich ausmacht: Der Laden auf der Gumpendorfer Straße kurz vorm Apollo ist nicht innerhalb des in Wien üblichen Vintage-Spektrums zwischen Humana, ranzigem Fast-Fashion-Secondhand im Kilo-Sale und Etepetete-Luxusmarken-Vintage angesiedelt, sondern ein schriller Concept Store. Hier hängen Shirts der Hardcore-Techno-Aktivist*innen Gabber Eleganza neben Klassikern von Burberry und Thierry Mugler. Man findet ein original 80er-JahreMerch-T-Shirt von Madonna ebenso
Stoffdealer
Hair- und Make-up-Artist Wolfgang Lindenhofer (rechts), 45, und Schauspieler Michael Pascher, 42, haben sich mit ihrem gemeinsamen Laden in der Gumpendorfer Straße 61 ein Ventil für die eigene exzessive Kaufsucht und Vintage-Obsession geschaffen
MIT GESCHMACK
Für den geglückten VintageEinkauf gilt es, Glück in Form der passenden Größe zu haben wie den berühmten Kunstpelzmantel mit psychedelischem Muster der Mödlinger Designerin Florentina Leitner, den Lady Gaga auf Instagram trug. Das alles ist nicht wahllos zusammengewürfelt, sondern verschmilzt zu einem überraschenden Ganzen, in dem man sich gern verliert.
Der Laden schlug dermaßen ein, dass Wien-Führer Wolfmich binnen kürzester Zeit als Shopping-Geheimtipp feierten. Seither fallen auch die Touris gruppenweise ein. „Erst neulich waren Jungs aus Israel da. Sie kauften ein Gucci-Teil, das zuvor Conchita für ein Shooting geliehen hatte. Das fanden die natürlich ganz super“, erzählt Michael Pascher, während er in buntem 90er-JahreWindbreaker, blau-weiß-karierter Stoffhose und Sneakers wie ein lebendiges Aushängeschild vor dem Geschäft eine raucht.
Dass Wolfmich zum Lieblingsmodetempel der Wiener Hipsteria geworden ist, geschah eher aus Zufall denn Kalkül: Lindenhofer und Pascher präsentieren einfach, was ihnen selbst Spaß macht und gefällt. Der Weg zum Erfolg war gar kein so kurzer: Ein Jahr lang hatten die beiden Flohmärkte abgeklappert, ehe sie im Jänner 2019 endlich auf der Downtown-Gumpinger aufsperrten.
„Wir haben ziemlich exzessiv gehortet“, sagt Pascher. „Ich bin auch ein sehr exzessiver Sucher. Ein bissl kaufsüchtig halt.“ Heute wühlen sie sich seltener durch Altkleidersäcke. „In letzter Zeit findet man fast nur noch Sachen von H&M und Pimkie auf den Flohmärkten“, erzählt Pascher.
Die meisten Kleidungsstücke werden ihnen mittlerweile von anderen Sammler*innen und Kund*innen gebracht. Einer ihrer Stammdealer, ein älterer Herr, komme sogar jede Woche, sagt Pascher. „Wir zahlen ein Drittel des Verkaufspreises, bei Sachen, die wir in Kommission nehmen, die Hälfte.“ Dass sich Teile nicht verkaufen, komme nicht vor. Und nur ausnahmsweise hänge etwas mehrere Monate lang. Weggeworfen werde so gut wie nichts, behauptet Pascher. „Wir sind mittlerweile Meister im Fleckenentfernen und Reparieren. Wenn ein Stück wirklich nicht mehr zu retten ist, machen wir etwas anderes daraus. Bei uns kann alles koexistieren, die Sachen werden ja nicht nach einer Saison unbrauchbar.“
Das eigene Geschäft mache sie nicht nur unabhängig von ihren Brotjobs, es befriedige auch die eigene exzessive Kaufsucht, meint Pascher. „Wenn ich so richtig aufs Suchen reinkippe, vergesse ich die Zeit, wühle nur und esse und trinke nichts. Falls ich dann auch noch ein Gianni-VersaceSeidenhemd um 20 Euro finde, ist das der Jackpot.“
Wolfmich 6. Bezirk, Gumpendorfer Str. 51 www.wolfmich.com
Mit ein Grund, warum Wolfmich innerhalb kurzer Zeit zum Lieblingsladen der Wiener Modeelite aufstieg, ist der stimmige Gesamtvibe: An den Wänden hängen Bilder des deutschen Fotografen Juergen Teller, das Wolfmich-Logo stammt vom Wiener Künstler Kilian Wittmann und das Rollbalken-Graffito von Replikant No
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