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AUS EINS MACH ZWEI
Das Satteldachhaus wurde 1953 als Sommerhaus errichtet. Mit einem Anbau haben es die Bauherren erweitert.
Fotos: Sabine Bungert
ZWILLINGSGIEBEL Der Anbau erhielt ein Spitzdach. Lange war im Gespräch, ob es nicht doch ein Flachdach werden sollte.
DATEN & FAKTEN
Hausstil? Anbau an Altbau Wohnfl äche? 179 m² Haustyp? Einfamilienhaus Bauweise? Holzrahmenanbau Dachform? Spitzdach Kontakt? www.siw-matzen.de
Nachher GELUNGEN!
ANSCHMIEGSAM Der Anbau (links) fügt sich harmonisch an das bestehende Gebäude an. Der Altbau wurde mit Mauerwerk errichtet, der Neubau ist ein Holzrahmenbau.
„Es fühlte sich an, wie die kleine Schwester vom großen Haus“, Bauherrin Silke Sichart über das Spitzdach ihres Hauses
FLIESSENDER ÜBERGANG Eine Falttür gibt den Blick frei in das Musikzimmer. durch den breiten Türrahmen wie ein einziger großer Raum.
Einen Neubau? Das hatte Familie Sichart nie interessiert. „Ich wollte immer einen Altbau“, erinnert sich Bauherrin Silke Sichart. Und sie hatte Glück. Nach langer Suche fand das Paar 2007 einen Altbau. Mitten im Westen Hamburgs und mit herrlichem Garten. Über ein halbes Jahrhundert hatte das Gebäude da schon auf dem Buckel. In all den Jahren wurde nichts Grundlegendes modernisiert. Das hätte die Vorbesitzerin gar nicht sagen brauchen, die Familie erlebte es am eigenen Leib. In den Räumen zog es furchtbar. Und spätestens, als ihnen die Vorbesitzerin die Energierechnung zeigte, die, so kann sich die Bauherrin noch erinnern, „unfassbar hoch war“, entschied die Familie: Es braucht einen Rundumschlag. Neues Dach, neue Fenster und eine Naturfaserdämmung rund um die Fassade. Auch die Heizung wurde modernisiert. Der Typ blieb gleich und so heizt die Familie weiterhin mit Gas. Sicharts überlegten, eine Fußbodenheizung einzubauen. Innenarchitektin Siw Matzen riet davon ab. Fußbodenheizung und massiver Dielenboden? Da wäre nicht viel von der Wärme angekommen. Das zeigt die große Stärke der Architektin, betont die Bauherrin. „Sie hat hervorragend beraten! Sie fand genau heraus, wie wir leben und wie wir die Räume nutzen wollen. So war ihr Entwurf individuell auf uns abgestimmt.“
ALT- UND ANBAU Im Haus standen 105 Quadratmeter zur Verfügung. Als 2009, also zwei Jahre nach dem Einzug, ihr Sohn Mattis zur Welt kam, wurde es langsam eng für die inzwischen vierköpfi ge Familie. Was tun? Sicharts entschieden sich für einen Holzrahmen-Anbau. Der brachte zusätzliche 74 Quadratmeter. Die großen Fensterfl ächen wurden herausgerissen und im Übergang entstand ein Loch, das später der Übergang zum Neubau wurde. Im Inneren ist der Übergang vom Alt- zum Anbau fl ießend. Dazu verschwanden die alten Dielen zugunsten von neuen, so dass der Bodenbelag eine optische Einheit bildet. Der Umbau
SOMMERHAUS Familie Sichart kaufte und renovierte das Satteldachhaus, das 1953 gebaut wurde. Im zweiten Schritt folgte der Anbau.
Vorher 2007
LIEBLINGSPLATZ Im alten Haus gab es bereits eine Sitzbank. Diese benutzte die Familie so oft, sodass auch im Anbau ein
dauerte fast ein halbes Jahr. Ist die Familie in der Zeit ausgezogen? Silke Sichart lacht. „Unsere Nachbarn bescheinigten uns einen Knall, aber wir blieben im Haus wohnen“. Es war fast, erinnert sie sich, als ob sie mit den Bauarbeitern in einer WG leben würden. Die Nähe zu den Handwerkern hatte Vorteile. So konnte sie der Bauleiter immer auf dem Laufenden halten. Da die Familie wusste, welche Arbeiten geplant waren und welche Räume als nächstes umgebaut wurden, konnte sie gut um das Chaos herumplanen. Auch dass sie eine Zeitlang keine Küche hatten, störte sie nicht. Sicharts arrangierten sich eben. Selbst für ihren kleinen Sohn war es normal, dass er sein Zimmer, das er am Morgen noch bewohnt hatte, am Abend nicht mehr betreten durfte. Nur beim Garten gab es keine Kompromisse: Der eingewachsene Garten und die Terrasse durften unter keinen Umständen zugebaut werden.
SPITZDACH: DIE KLEINE SCHWESTER Beim Dach überlegte die Familie lange. Sollte es ein Flachdach werden? Die Architektin bastelte ihnen sogar mehrere
SCHLICHT Drei Bäder stehen der Familie zur Verfügung. In jedem Stockwerk liegt eines.
SCANDI-LOOK Im Haus sind PitchpineDielen verlegt. Ergänzend dazu sorgen blaue Möbel und weiße Türen für eine hyggelige Atmosphäre.
UNSERE HIGHLIGHTS!
+ Kombination aus Holz und
Mauerwerk + massiver Dielenboden + Einrichtung im Skandi-Stil
EINHEIT Alt- und Neubau gehen nahtlos ineinander über. Das ist auch dem neu verlegten Dielenboden zu verdanken.
KINDERZIMMER Mattis Zimmer liegt im Dachstuhl des Anbaus. Über eine Holzleiter krabbelt er zu seinem Bett, das im Quergiebel liegt. Seine Schwester erreicht ihr Zimmer im Altbau über eine Raumspartreppe (Bild links). In deren Stufen sind praktische Fächer eingebaut.
PLATZ FÜR VIER Durch den Anbau hat die Familie viel Platz. Aus 105 wurden 179 Quadratmeter. VIEL TAGESLICHT Hier lässt man sich gerne einladen. Das Gästezimmer ist im Keller untergebracht und hat einen eigenen Zugang zum Garten.
FAMILIENGARTEN Beim Umbau war eine Bedingung: Der Garten und die Terrasse müssen erhalten bleiben.
Modelle mit unterschiedlichen Dachformen, damit sie es möglichst plastisch vor Augen hatten. Gemeinsam entschieden sie, welches Modell am besten passt: Es wurde das Spitzdach. „Es fühlte sich stimmig an, wie die kleine Schwester vom großen Haus“, sagt die Bauherrin. Was war eigentlich die größte Herausforderung beim Anbau? Der Neubau ist tiefer als der Altbau. Damit das Bestandsgebäude bei den Umbauten nicht zusammenbrach, musste der Altbau untergraben und mit einem Mauerwerk stabilisiert werden. Falls es viel regnet, ist eine Pumpe im Keller verbaut, die das Wasser im Notfall nach oben pumpt. Auch wenn der Keller die Bauarbeiten teurer und aufwendiger gemacht hat: Die Unterkellerung war ihrem Mann wichtig. Wenn Keller, dann mit viel Tageslicht, wünschte sich hingegen die Bauherrin: „Es sollte auf keinen Fall ein dunkles Loch werden.“ So wurde das Erdreich großzügig ausgehoben. Auch wenn es letztendlich ein halber Neubau geworden ist: Familie Sichart fühlt sich sichtlich rundum wohl in ihrem Haus. (mla)