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Energiemanagement: Ich bin der Chef
PARTNERSCHAFT Die Hausgeräte von Miele lassen sich mit dem Miniserver von Loxone verbinden. Damit wird ein intelligentes Energiemanagement möglich. Waschmaschine, Trockner und Geschirrspüler laufen dann, wenn viel Sonnenstrom zur Verfügung steht. Miele
UNTER EINEM DACH Über die „SymBox Pro” können verschiedene Teile der Haustechnik miteinander kombiniert werden. Wenn beispielsweise die PhotovoltaikAnlage und die Wallbox zusammenarbeiten, lässt sich das E-Auto mit Sonnenstrom laden. Symcon
ICH BIN DER CHEF!
Stellen Sie sich vor, Sie besuchen einen Kindergarten ohne pädagogische Fachkräfte. Die Kinder rennen durch die Räume, jedes wohin es mag. Mit dem Strom ist es ein bisschen wie in einem solchen Kindergarten. Ein Energiemanagement-System übernimmt die Rolle des Aufpassers.
Zugegeben: Ohne Photovoltaik-Anlage brauchen Sie kein EnergiemanagementSystem. Doch sobald ein Stromerzeuger für Dach oder Fassade geplant ist – ökonomisch und ökologisch ist das in den meisten Fällen sinnvoll – lohnt es sich, über ein solches System nachzudenken. Vorab noch etwas Hintergrundwissen: Photovoltaik-Module als Stromerzeuger auf dem Hausdach machen den Strom günstiger und CO2-frei. Besonders dann, wenn Sie einen hohen Eigenverbrauch haben. Jede selbsterzeugte und verbrauchte solare Kilowattstunde kostet Sie nur rund zehn Cent. Der Preis für Strom aus dem Netz liegt bei unglaublichen ca. 40 Cent pro Kilowattstunde (Stand März 2022). Allein über die Photovoltaik-Anlage erwirtschaftet eine durchschnittliche Familie mindestens 520 Euro im Jahr. Das Geld kommt zusammen durch die Einsparungen durch den Eigenverbrauch und die Einspeisevergütung. Wenn der Strompreis in den kommenden Jahren noch weiter steigt, dann erhöht sich die ersparte Geldsumme entsprechend. Pro ins Netz eingespeister Kilowattstunde erhalten Sie eine Einspeisevergütung von etwa sechs Cent. Das ist nicht besonders lukrativ, weshalb Sie nach Wegen suchen sollten, um Ihren Eigenverbrauch zu erhöhen. Das können Sie, indem Sie Ihre Anlage mit weiteren Geräten kombinieren. Beispielhaft zu nennen sind hier Stromheizung (Wärme- pumpe oder/und Infrarotheizung), Elektro-Auto und natürlich der Stromspeicher. Bestenfalls koordiniert ein Energiemanagement-System alle Geräte in Ihrem Haus.
Ziel: hoher Eigenverbrauch
Das Energiemanagement-System besteht aus einem kleinen Gerät und einer Software. Seine viel Sonnenstrom vorhanden ist. Dann lenkt es den Strom exakt dahin, wo er gebraucht wird. Etwa zur Waschmaschine, Spülmaschine oder -
nagement-System die Geräte passgenau anzusteuern? Die Antwort: Das System vergibt Prioritäten. Als erstes versorgt es die Haushaltsgeräte. Waschmaschine, Kühlschrank und Computer sollten schließlich immer mit Energie versorgt sein. Wenn alle Geräte genug Strom haben und die Photovoltaik-Anlage immer noch Energie pro für Wärme in den einzelnen Räumen. Der Reststrom landet im Batteriespeicher. Erst, wenn der eingespeist. Ein weiterer großer Verbraucher ist das Elektroauto. Viele Wallboxen werden zusammen mit dem Energiemanagement der Hersteller angeboten, sind auf dieses abgestimmt oder können dynamisch den überschüssigen Photovoltaik-Strom verbrauchen. Wenn Sie mal schnell los müssen, können Sie den Netzstrom via App hinzuschalten und mit den vollen elf kW laden. Wenn Sie eine Genehmigung haben, klappt sogar das Laden mit 22 kW. Welche Geräte Ihr Energiemanagement priorisiert, stellen Sie per App ein.
Geräte ins System integrieren
Wie startet das System Waschmaschine oder Geschirrspüler? Wäsche in die Maschine packen und auf den Knopf drücken, kann es schließlich nicht. Eine Möglichkeit: Die Waschmaschine selbst verfügt über die passende Schnittstelle. Das ist bei neueren Geräten der Fall. Dann können Sie Waschmaschine, Trockner und Geschirrspüler mit dem Energiemanagement verbinden und einstellen, wann das jeweilige Gerät spätestens fertig sein soll. Das System ermittelt daraufhin den optimalen Startzeitpunkt, sodass die Geräte den Sonnenstrom verbrauchen. Neue Haushaltsgeräte kaufen, nur um den Photovoltaik-Strom zu nutzen, macht wenig Sinn. Mit Hilfe eines smarten Zwischensteckers funktioniert Energiemanagement auch mit alten Haushaltsgeräten. Viele Waschmaschinen, Geschirrspüler und Wäschetrockner haben eine Erinnerungsfunktion. Wenn Sie den Waschgang starten, den Stecker ziehen und das Gerät wieder einstecken, setzt es seinen Waschgang fort. Mit der intelli-
LEICHTE INTEGRATION Die Indach-PhotovoltaikAnlage „Indax” kann in alle gängigen Dächer eingebaut werden. Sie lässt sich in horizontaler und vertikaler Richtung erweitern. Braas IM FLOW Der Hersteller verkauft sein Energiemanagement-System zusammen mit einem Stromspeicher und einer Wallbox. Alle Bauteile sind aufeinander und auf die PhotovoltaikAnlage abgestimmt. Hager
PASST AN Steuert der Energiemanager die Wärmepumpe, kann diese möglichst viel Sonnenstrom verbrauchen. Dadurch sinken die Betriebskosten. Bosch Smart Home
genten Steckdose machen Sie genau das, aber eben digital und auf die Verfügbarkeit von Sonnenstrom abgestimmt. Sobald genug Solarenergie im hauseigenen Stromnetz ist, bekommen Waschmaschine und Geschirrspüler Energie und können loslegen. OPTIMALE LADESTRATEGIE Der Energiemanager bezieht Wetterdaten in seine Berechnungen ein. So sorgt er für höchstmöglichen Eigenverbrauch. E3/DC
Denkt mit
Auf Basis der Wettervorhersage schätzen die Systeme, wie viel Sonnenstrom in den kommenden Tagen zur Verfügung steht. Dadurch können sie den Stromverbrauch vorausplanen. Wenn es mittags zuzieht, der Morgen aber sonnig wird, startet das System schon morgens die Wärmepumpe. Dadurch ist es mittags noch immer warm im Wohnzimmer und das Heizgerät konnte möglichst viel Sonnenstrom nutzen. Ein Energiemanagement lernt außerdem, wann ein Haushalt normalerweise wie viel Strom verbraucht. Dadurch kann es das Laden und Entladen des Stromspeichers und des E-Autos anpassen, sodass noch genug Energie zur Verfügung steht, um das Mittagessen zu kochen. (alj)
In die Cloud?
FLEXIBEL Der Energiemanager „Solar. web“ lässt sich mit allen gängigen Smart-HomeSystemen verbinden. Er erlaubt es, die Laufzeit der heimischen Geräte an die Produktion der Solaranlage anzupassen. Fronius
BESTES TIMING Auch alte Spülmaschinen lassen sich dank Erinnerungsfunktion und smarter Steckdosen in den „Sunny Home Manager 2.0“ einbinden. Dadurch nutzt das Gerät ausschließlich Sonnenenergie. SMA Viele Hersteller bieten eine Stromcloud an. Das Prinzip dahinter: Die Menge des überschüssigen Photovoltaik-Stromes wird gespeichert und dem Nutzer für spätere Zeiten gutgeschrieben. Dabei handelt es sich um keine Speicherung im eigentlichen Sinn. Der Strom, den Sie aus der Cloud beziehen, kommt beispielsweise von einer anderen Solaranlage. Laut Verbraucherzentrale sind Stromclouds leider oft kostenintensiv und haben komplizierte und unübersichtliche Vertragsmodelle. Wenn Sie sich für eine Stromcloud interessieren, sollten Sie den Vertrag gut lesen und genau durchrechnen, ob das Angebot für Sie sinnvoll ist.
STROM SPAREN Der Energiemanager sorgt dafür, dass der Strom der Photovoltaik-Anlage bestmöglich verbraucht wird. Wenn kein Sonnenstrom zur Verfügung steht, schaut er nach günstigen Strompreisen und passt den Verbrauch im Haus darauf an. Solarwatt
DENKT MIT Das Energiemanagement-System kann zum Beispiel Funksteckdose, Wärmepumpe oder Stromspeicher ansteuern. Dadurch fängt es Lastspitzen ab und sorgt dafür, dass der Eigenverbrauch steigt. Bluesky Energy