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Ein Pate mit Herz
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Kultur Ein Pate mit Herz
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Ein Kurzporträt der Sim TV-Kinderfi lmakademie und ihres künstlerischen Leiters Siegfried „Siggy“ Barth.
Das erste Mal als ich Siegfried Barth, den Beauftragten der Stadt Sindelfingen für Kultur und Medien, gesehen habe, war in einem Restaurant in Stuttgart. Ich hatte mich auf Empfehlung eines Freundes bei Siggy – wie ihn alle nennen – gemeldet, um ihn nach Tipps zum Einstieg in die Filmbranche zu fragen. Er galt damals schon als Mann mit großem Netzwerk und vor allem als sehr hilfsbereit.
text: jennifer six | fotos: privat
Heute, acht Jahren später, durfte ich ihn erneut ausfragen, wenn auch nur digital und per Telefon. Dabei herausfinden konnte ich nicht nur, warum er der „Pate“ genannt wird, sondern vor allem auch warum die Kombination Siegfried Barth und Sim TV-Kinderfilmakademie so gut zueinander passen: hier ein engagierter, nie stillstehender Mediendramaturg und dort das fundierte medienpädadogische Projekt für Kinder in Deutschland, die Sim TV-Kinderfilmakademie.
Lieber Siggy, bitte stelle dich kurz vor:
Mein Name ist Siegfried Barth, ich bin 40 Jahre alt und seit acht Jahren Beauftragter der Stadt Sindelfingen für Kultur und Medien. Für den Tausendsassa Siggy klingt das etwas untertrieben.
Siggy – bitte nenne uns all deine Jobs!
Also gut (lacht). Ich war u.a. künstlerischer Leiter, Regisseur und Moderator der Biennale MEILENSTEINE 2019 und Hauptverantwortlicher des Jugend-Pop-Musicals „Bühne der Träume“. Im Rahmen meiner Arbeit entstand zudem die Kampagne „Sindelfingen isch mei Heimat“. Ich bin aber auch für die Geschäftsführung der Sim TV-Kinderfilmakademie e.V. zuständig, die ich seit 2004 leite. Ich gehöre seit Ende 2019 dem Vorstand des Deutschen Kinderhilfswerkes e.V. an und engagiere mich bundesweit für Kindermitbestimmung, Kinderrechte und an Kinderhilfsaktionen. Ich bin der erste von der Landesstiftung Baden-Württemberg ausgebildete „Kinder & Kultur“-Koordinator.
Wow. Da bist du sicherlich gut beschäftigt. Hand aufs Herz: hast du genügend Zeit für private Dinge?
Ehrlich gesagt versuche ich alles im Gleichgewicht zu halten. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie und besonders mit meinen zwei Kids, Vito und Cecilia. Für Hobbys, Ausgehen, etc. bleibt kaum Zeit. Ich habe aber das große Glück einen verständnisvollen Freundeskreis zu haben, der mit mir an Projekten beteiligt ist und viel Zeit mit uns und den Kids verbringt.
Eines deiner Herzensprojekte ist die Sim TV-Kinderfilmakademie. Was ist das genau?
Die Sim TV-Kinderfilmakademie ist in erster Linie ein gemeinnütziger Verein der seit 15 Jahren fester Bestandteil der Kinder- und Jugendkultur in Sindelfingen ist. Neben den off enen Ferienprojekten bietet die Kinderfilmakademie ihren Teilnehmern regelmäßige Treff en in Studioklassen (Altersgruppen), ein studioübergreifendes Workshop-Programm (Fotografie, Schauspiel, Theater, Filmgeschichte, etc.) sowie regelmäßige Ausflüge und die Teilnahme an Großveranstaltungen. Mit rund 130 aktiven Mitgliedern und einem Betreuerstab von mehr als 40 engagierten Mitarbeitern entstehen jedes Jahr neue Produktionen und Events – oft in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Sindelfingen, im Rahmen der Sindelfingen Biennale oder auf Bundesebene.
Kreativ, familiär, weltoffen. So würde Siggy die Sim TV - Kinderfilmakademie in drei Worten beschreiben. Sie ist deutschlandweit einzigartig, oder?
Als langjährige und mittlerweile sehr beliebte Einrichtung für Medienerziehung und kulturelle Bildung ist die Kinderfilmakademie weit über die Stadtgrenzen von Sindelfingen hinaus ein gefragter Kooperationspartner und unterstützt deutschlandweit Einrichtungen mit fachlicher Kompetenz. Der große Unterschied zu ähnlichen Einrichtungen ist, dass wir das Erprobte in der echten Medienwelt umsetzen können – sei es mit einer Gala als gebührenden Abschluss jeder Filmwerkstatt oder wenn unsere Kinderreporter für den SWR moderieren.
Wie kann man bei euch mitmachen und was muss man dafür mitbringen?
Unser Angebot ist für JEDE Altersklasse offen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Vermittlung von Wissen sowie Spaß an der Teamarbeit und Medienerziehung. Vorrausetzungen für die Mitarbeit sind Motivation, Engagement und das Interesse in einem aufgeschlossenen und kreativen Team mitzuarbeiten. Ob Türkisch, Kroatisch oder Englisch – am Telefon verrät Siggy außerdem, dass kein Kind alleine gelassen wird, unabhängig vom sprachlichen oder nationalen Hintergrund. Es gibt immer jemanden, der in der gesuchten Sprache vermitteln kann. Natürlich interessiert mich auch, was Siggy zu dieser Arbeit bewegt hat.
Siggy, was treibt dich an? Was macht dir am meisten Spaß an der Arbeit?
Das ist schwer zu sagen. Die wechselnden Aufgaben unter unterschiedlichsten Bedingungen stellen mich jedes Mal vor neue Herausforderungen. Fast täglich bin ich mit einem neuen Themenfeld konfrontiert und lerne dazu. Mein Team ist eine riesengroße Hilfe. Ich treffe täglich großartige, kreative Menschen. Unsere Kulturszene in Sindelfingen ist überragend und bietet ein vielfältiges Angebot auf höchstem Niveau. Vor allem aber macht mir die Arbeit mit den Teilnehmern der Kinderfilmakademie Spaß. Sie sind mittlerweile eine große Familie und viele begleiten mich schon über 15 Jahre lang.
Was ist das Schönste, das dir als Leiter der Kinderfilmakademie bisher passiert ist?
Da gab es viele schöne Erlebnisse! Ich möchte ein paar Höhepunkte nennen. Bundespräsident Köhler hat uns 2010 zum „Ausgewählten Ort“ ausgezeich
„Und Action!“ heißt das Herbstferienangebot von SIM-TV für Kinder von sieben bis 15 Jahren. Es findet alle zwei Jahre im Wechsel mit der Kinderspielstadt „Simsalon“ statt.
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net und uns in den Jahren darauf schon fünf Mal in das Schloss Bellevue eingeladen – als Dankeschön für das große Engagement der Kinderfilmakademie. Auch der Moment in dem der Gemeinderat unserem Konzept zum „Kunst und Medienzentrum für Kinder und Jugendliche“ zugestimmt hatte oder als ich als Künstlerischer Leiter 250 Musiker bei den MEILENSTEINEN 2019 anleiten durfte. Und als unser Mitarbeiter Saikshvly Maher, der als unbegleiteter Flüchtling nach Sindelfingen kam, meinte, er habe in „Sim TV“ eine zweite Familie gefunden. Dafür bin ich sehr dankbar. Zum anderen ist es das Vertrauen und der Respekt, der mir täglich seitens meiner Mitarbeiter, der Teilnehmer, der Eltern und meines Arbeitgebers, ja sogar der Öffentlichkeit, entgegengebracht wird. Das sehe ich als besondere Wertschätzung meiner Arbeit. Sichtlich stolz auf das bisher Erreichte, hat der Erfolg aber auch seine Schattenseite. Mit dem Vertrauen kommt zuweilen der Neid. Aber für den guten Ruf und die Anerkennung mussten Siggy und sein Team hart kämpfen.
Was ist der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg?
Das ging nur durch Großprojekte, die Begeisterung von tausenden Zuschauern im Internet und durch die konsequente Aufrechterhaltung des nachhaltigen Angebots, auch in großen Krisen. Dazu kommt der persönliche und finanzielle Preis, den man zahlen muss – was wir natürlich gerne machen. Nur so kann man z.B. Equipment oder die konstant hohe Qualität der Workshops garantieren.
Hast du eine Grundphilosophie, mit der du an die Sache rangehst?
Für mich sind alle Menschen gleich. Jedes Kind sollte die Möglichkeit zur Teilhabe am kulturellen Leben haben, egal welchen sozialen Hintergrund oder Herkunft es hat. Nicht zuletzt konnten wir im letzten Jahr unser gesamtes Projektangebot durch eine Förderung des Deutschen Kinderhilfswerkes und der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg unentgeltlich anbieten – das hilft sehr! Außerdem achte ich sehr darauf, dass der soziale und pädagogische Aspekt in allen unseren Aktionen nicht verloren geht und wir nicht als kommerzielle Produktionsfirma missbraucht werden.
Nun bist du schon sehr lange dabei, verrätst du uns noch, wo die Reise für dich hingehen soll? Was kommt nach der Kinderfilmakademie?
Oh! Das ist eine gute Frage. Ich habe ein paar Ideen, die ich aber noch nicht verraten möchte. Nur so viel: mein Herz schlägt für Sindelfingen und die Zukunft und kulturelle Entwicklung unserer großartigen Stadt.
Bei unserem ersten Treffen war mir noch nicht klar, dass Siggy weithin „Der Pate“ genannt wird. Während der Recherche für das Interview tauchte der Spitzname aber immer wieder auf. Ich muss nachhaken. Siggy, wie kam das
zustande?
(lacht) Ich habe seit 1996 hunderte von Kindern und Jugendliche betreut und begleitet. Dabei stand ich ihnen auch in schwierigen Zeiten mit Rat und Tat zur Seite. Ich genieße großes Vertrauen von Mitarbeitern und Freunden und hab für jede Situation eine kreative und oft unkonventionelle Lösung. Das alles hat mir wohl den Spitznamen „Der Pate“ eingebracht. Vor zehn Jahren habe ich eine riesige Leinwand mit meinem Gesicht als Paten aus dem Film „The Godfather“ geschenkt bekommen. Und jetzt zum 40. Geburtstag gab es eine Neuauflage! Da bin ich mächtig stolz drauf. Es ist toll in Gesprächen sagen zu können: „Hör mal, ich mache dir ein Angebot, dass du nicht ablehnen kannst!“ Vielen Dank für das Gespräch, lieber Siggy!