Si.Ma 02/2021

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Aus Stadt & Gesellschaft

Sindelfingens Mitte soll sich verändern Ende letzten Jahr hat die Stadt Sindelfingen einen Prozess zur Entwicklung der Sindelfinger Innenstadt gestartet und die Bürgerschaft aufgefordert, sich daran zu beteiligen. Wir haben uns mit Klaus Philippscheck und Jürgen Stauch, zwei Vertretern der Initiative „Wir alle sind die Stadt“ unterhalten. illustration: Bürgerinitiative „wir alle sind die Stadt“ SiMa: Was ist Ihnen an dem Prozess der Stadt wichtig und worin besteht Ihre Mitarbeit? Klaus Philippscheck: Wir leben alle seit langem in Sindelfingen und beobachten sehr kritisch die negative Entwicklung der Innenstadt. Daher haben wir uns in einer Initiative zusammengefunden, um die Situation, die Gründe hierfür zu analysieren und um Vorschläge zu erarbeiten, wie die Innenstadt attraktiver und für die Zukunft gerüstet werden könnte. Im Prozess „Sindelfingen macht Mitte“ sind wir z.B. auch mit dabei. Jürgen Stauch: Ja, da liegt einiges im Argen. Denn die Innenstadt hat leider eine Ausstrahlung, die einer modernen Großen Kreisstadt mit 63 000 Einwohner*innen, und einer hier beheimateten weltweit agierenden, supermodernen Industrie überhaupt nicht entspricht. Klaus Philippscheck: Niemand erkennt z.B. im Zentrum der Stadt, dass sich wenige hundert Meter entfernt eines der weltweit bedeutendsten Design-Zentren der Welt befindet; daneben mit der „Factory 56“ eine Fabrikhalle steht, deren technologische Struktur in Europa beispiellos ist. Jürgen Stauch: Leider kommt zu der – sagen wir´s ehrlich – bescheidenen Architektur der Sindelfinger Innenstadt außerdem, dass sich der dortige Bestand mit Läden in den letzten Jahren erheblich verschlechtert hat. Unserer Meinung nach ist dies viel zu lange so hingenommen worden.

Klaus Philippscheck: ...und um dann erst aus diesen Funktionen heraus konkrete Gestaltungsvorschläge zu entwickeln. Nur so kommen wir zu Vorschlägen, die - wenn sie realisiert wären - den Besuchern, aber auch den Bürgern, Gewerbetreibenden und Anwohnern einleuchten, weil sie die dahinterstehende Idee verstehen, schätzen können und so Identität, Stolz und Gemeinschaftsgefühl entstehen kann. SiMa: So weit die Theorie. Wie sieht das den ganz konkret aus? Jürgen Stauch: Wir würden heute mal mit dem „Hot Spot“ Marktplatz beginnen. Den haben sehr viele vor Augen und seine Gestaltung steht relativ bald im Zusammenhang mit der Sanierung der Tiefgarage an. Und unser Prinzip lässt sich hier ganz gut zeigen mit der Frage: Welche Funktionen kann der Marktplatz für die Gesamtstadt Sindelfingen haben? Klaus Philippscheck: Nun, zu allererst bildet der Platz die geografische Mitte Sindelfingens, von hier aus werden Entfernungen gemessen. Vor dem Balkon des Rathauses fanden früher Versammlungen statt, große Gasthöfe lagen hier und von hier aus gehen in 10 Richtungen Straßen und Wege aus. SiMa: Und wie würde jetzt eine konkrete Umsetzung dieser zentralen Funktion aussehen können?

Jürgen Stauch: Das muss sich ändern – und zwar schnell. Sonst wird Sindelfingen über kurz oder lang die Struktur amerikanischer Städte aufweisen: keine lebendige Stadtmitte, sondern Leben nur im und ums große Einkaufszentrum herum.

Jürgen Stauch: Da schlagen wir z.B. vor, ins Pflaster dieses Platzes eine große, sehr schön gestaltete Windrose einzulassen. Zu den Himmelsrichtungen kann ihr äußerer Ring auch die Richtungen zu den Partnerstädten oder zur Landeshauptstadt aufnehmen. Vielleicht sogar einige astronomische Aspekte wie Sonnenauf- und -untergänge.

Klaus Philippscheck: Manchmal sieht´s in der Innenstadt schon so aus - wenn nicht gerade Wochenmarkt ist. Die Situation kennt jeder.

Klaus Philippscheck: Wenn das schön und fantasiereich gemacht ist, kann das eine Anlaufstelle für Besuchergruppen und Schulklassen sein, deren Führungen hier im Zentrum beginnen.

SiMa: Wie geht Sie an diese nicht Aufgabe heran, gibt es Vorschläge für eine lebendigere Innenstadt?

SiMa: Gibt es denn weitere Funktionen?

SiMa: Und das wollen Sie ändern?

Si.Ma - Ausgabe 02|2021

unserer Meinung nach unabdingbar…

Jürgen Stauch: Wir versuchen intensiv, dafür zu werben, für ganz bestimmte Bereiche der Innenstadt - wir nennen sie „Hot Spots“ erst einmal darüber nachzudenken, welche Funktionen sie für die Gesamtstadt Sindelfingen in der Zukunft haben könnten. Das ist

Klaus Philippscheck: Ja, nehmen wir den Wochenmarkt. Sein Platz hieß und war einst „Viehmarkt“, hier standen der große Schafstall und die Kelter, also das Zentrum des bäuerlichen Sindelfingens. Greifen wir das gestalterisch auf, dann…


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