FFussball 04/2015

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FFUSSBALL FF USSBALL Juli/August 2015 · 4,80 Euro · www.ffussball-magazin.de

Österreich 5,40 EUR Schweiz 5,50 CHF

Das Magazin für den Mädchen- und Frauenfußball

Neues im Osten

Der Frauenfußballsport im NOFV kommt in Bewegung: Berlin und Leipzig planen Großes

In the game

In FIFA 16 sind erstmals auch Frauen-Teams spielbar

BeNe League

Liga-Reform

Beim DFB reifen Pläne einer Umgestaltung der Frauenfußball-Bundesliga Kontroverse Diskussionen der Vereinsvertreter sind vorprogrammiert

+

TERMINE + GESUNDHEIT +JUNIORINNEN + POSTER + TOP 12 + MEIN VEREIN + TICKER + STATISTIK u.v.m.

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Ein drei Jahre lang andauernder Existanzkampf der Liga ging schließlich verloren



Editorial

AUSGABE 04 / 2015

Wohin führt uns der Weg? Liebe Leserinnen, liebe Leser, die 7. Auflage der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft ist nun Geschichte und unser gemeinsamer Traum vom dritten Stern für „Silvias Mädels“ und somit dem zweiten Fußball-WM-Titel für Deutschland hat sich leider nicht erfüllt. Am Ende reichte es nur zu einem 4. Platz, zu wenig für einen Weltrangisten-Ersten mit dieser Qualität. Harsche Kritik kam auf, als die deutschen Damen im WM-Viertelfinale gegen Frankreich und im Halbfinale gegen die USA, so gar kein Rezept gegen spielerisch doch stärker wirkende Gegnerinnen fanden. Im Spiel um den dritten Platz konnte Deutschland zwar überzeugen, blieb aber in der Offensive am Ende viel zu harmlos. Dabei erging es uns dennoch deutlich besser als so manch favorisiertes Team. Immerhin hat die DFB-Auswahl die Schwedinnen spektakulär verabschiedet und ging am Ende auch gegen Frankreich – wenn auch mit einem blauen Auge – als Sieger vom Platz. Auch Mitfavorit Brasilien haderte mit der Torausbeute und Gastgeber Kanada weinte. Erneut kam ein WM-Ausrichterland nicht über das Viertelfinale hinaus. In dieser Ausgabe möchten wir aber nicht nur auf ein großes Turnier zurückblicken, sondern auch die anstehenden Aufgaben und Meisterschaften ins Visier nehmen. Allen voran haben wir uns der kontroversen Diskussion um die Zukunft der Liga angenommen. So gibt es beim DFB offenbar Pläne, die Allianz Frauen-Bundesliga auf weniger Teilnehmer zu verdichten um die Nationalmannschaft zu stärken. Bei den Vereins-Entscheidern stößt dieses Vorhaben auf heftigen Gegenwind. Die Zukunfts-Szenarien reichen von „Mini-Liga“ aus sechs Vereinen bis zum „Herren-Vorbild“ mit 18 Erstliga-Vertretern. Da scheint die Zukunft der 2. Liga schon gewisser: Der DFB und die Vereinsvertreter plädieren für einen zukünftig eingleisigen Unterbau. Während sich die A-Nationalmannschaft in den wohlverdienten Sommerurlaub verabschiedet hat, steht für die DFB-U19 die Pflicht erst noch an. Bei der UEFA-U19-Europameisterschaft in Israel greift die Elf von Trainerin Maren Meinert nach dem siebten kontinentalen Titel. Wenn am letzten Augustwochenende die deutsche Liga in ihre 26. Spielzeit startet, beginnt auch im benachbarten Belgien und den Niederlanden die neue Saison. Allerdings werden beide Nationen zukünftig wieder getrennte Wege gehen und die erst vor drei Jahren erschaffene „BeNe League“ verschwindet wieder in den Geschichtsbüchern. Viel Spaß mit diesen und vielen weiteren Themen in der neunten Ausgabe des FFussball-Magazins wünscht Ihnen Ihr Marcel Hache Initiator und Chefredakteur Titelgrafik: „Die Macher der Liga“


Inhalt

18 Titel

Der DFB plant eine Umgestaltung der deutschen Frauenfußball-Bundesliga. Die Zukunfts-Szenarien reichen von Aufstockung bis Reduzierung der Liga. Kontroverse Diskussionen der Vereinsvertreter sind vorprogrammiert.

12

In the game

48

Juniorinnen

60

Mein Verein

FIFA 16 ist ein Meilenstein in der Geschichte der Sport-Videospiele.

Vorschau auf die 17. Endrunde der UEFA U19Frauen-EM in Israel.

Der ATS Buntentor ist ein Bremer Traditionsverein mit knapp 2.000 Mitgliedern.

28

Spieler-Biografie

52

Aktuelle Transfers

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Frauen-WM

Die Hamburgerin Marisa Ewers ist in Leverkusen gesetzt.

Die deutsche Frauenfußball-Bundesliga ist beliebt wie nie zuvor.

Wir blicken zurück auf die Tops und Flops der WM 2015 in Kanada.

36

Club Focus

54

Frauenfußball Regional

72

Italien

Der Traditionsverein Turbine Potsdam steht 2015 vor einem Umbruch.

Im Osten gibts Neues: Aufbruch in Berlin, Zusammenschluss in Leipzig.

Rassissmus und Diskriminierung: Italiens Frauenfußballsport ist am Boden.


Inhalt

Mitarbeiter

BERND J.R. HENKE ist stellvertretender Chefredakteur und beleuchtet aktuelle Frauenfußballthemen kritisch, kompetent und mit der nötigen Objektivität.

FFUSSBALL MAGAZIN Juli / August 2015

Ein drei Jahre lang andauernder Existanzkampf ging schließlich verloren. RALF TRIESCH ist erster Ansprechpartner für die regionalen Nachwuchsautoren und begleitet die Hallenturniere und den Algarve Cup.

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Europa Ticker

STEFFI SONDEREGGER arbeitet als Fotografin und Journalistin und belebt das Magazin mit ihren eindrucksvollen Porträts internationaler Topspielerinnen.

Aktuelle Vereinsmeldungen und News zum europäischen Frauenfußball.

FINN CLAUSEN ist freier Sportjournalist und hat einen direkten Draht zu den Trainern, Machern und Denkern der Allianz Frauen-Bundesliga.

96 16 64 87

Gesundheit Psychologen gehören zum festen Teil des Expertenteams bei Vereinen.

TOM THAW ist Übersetzer, Interviewer und ein ausgewiesener Kenner des europäischen und nordamerikanischen Frauenfußballsports.

Termine Auch in der deutschen Sommerpause wird viel Frauenfußball geboten.

MARCEL HACHE ist Initiator des FFussball Magazins. Er arbeitet als Chefredaktuer und Creative Director und ist Herausgeber des Magazins.

LUC CALLEEUW ist stolzer Vater der belgischen Nationalspielerin Syllke Calleeuw und unser Gastautor zum Thema Niederlande.

HERAUSGEBER Hache Verlag · Eilenburger Straße 12 · 04880 Trossin MITARBEITER TEXT Bernd J.R. Henke, Finn Clausen, Tom Thaw, Fabian Biastoch, Luc Calleeuw, Holger Kreyenhop, Marion Kehren, Niki Schumann, Gerald Szokoll, Stephan Suh, Marcel Hache LEKTORAT Stefanie Pflug LAYOUT, GRAFIK, REDAKTION Hache Verlag CHEFREDAKTEUR Marcel Hache (v.i.S.d.P.) BILDERNACHWEIS Ronald Martinez, Joachim Sielski, Harold Cunningham, Ronny Hartmann, Matthias Kern, Joern Pollex, Stanley Chou, Al Bello, Alex Grimm, Stu Forster, Martin Rose, Friedemann Vogel, Stuart Franklin, Patrick Smith, Kevin C. Cox, Matthew Horwood, Rich Lam, Atsushi Tomura (alle getty images), electronic arts, Lisa Ramos, PANINI, Hasso-Plattner-Institut, TheFA, Markus Nass, Holger Kreyenhop, Thomas Bakker / fototb.nl, google earth, Karsten Lauer, 123rf.com, imago Sportfoto, Dennis Grombkowski, Juergen Schwarz (Bongarts), MVGM, Steffi Sonderegger, Carlotta Erler, Louise Hansen Sportmarketing und Events GmbH, Hamburger SV Frauen, Antje Kupfer, Ronny Hartmann (Poster), fotolia, Dr. Axel Westerwelle, adidas, DFB, UEFA, FIFA. Vielen Dank an alle Vereine für das bereitgestellte Bildmaterial. DRUCK WIRmachenDRUCK GmbH Druckerei & Medienproduktion Mühlbachstr. 7 71522 Backnang ANZEIGEN Hache Verlag · Eilenburger Straße 12 · 04880 Trossin anzeigen@ffussball-magazin.de ERSCHEINUNGSWEISE Das Magazin erscheint zweimonatig. Die nächste Ausgabe erscheint am 04. September 2015 KONTAKT www.ffussball-magazin.de info@ffussball-magazin.de facebook.com/ffussballmagazin @ffussballmag

Top Twelve Diesmal stellen wir ligaübergreifend Deutschlands beste Torschützinnen vor.

Kolumne Watchdog Womensoccer: „Frauenpower unterstützt die FIFA-Reformen!“

FABIAN BIASTOCH ist Student, Redakteur und Zeitungsvolontär aus Leipzig und unser Ansprechpartner für den Frauenfußball in Mitteldeutschland.

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© HACHE VERLAG

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BeNe League

Impressum

Kein Abdruck oder Weiterverbreitung ohne unsere schriftliche Genehmigung.


Panorama

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BIG

Foto: EA Sports

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Big Pic

18 digitale Augen: Der kanadische Software-Entwickler „electronic arts“ nutzt die passive Stereofotogrammetrie um realitätsnahe 3d-Modelle von Fußballerinnen für „FIFA 16“ zu erstellen. Darin werden neben Kanada mit Christine Sinclair (Foto) erstmals 12 Frauen-Nationalmannschaften zu spielen sein. Der QR-Code führt direkt zur offiziellen Seite des Spiels.

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Titel

Also macht es Sinn, die Liga zukünftig doch aufzustocken? Vielleicht in fünf oder zehn Jahren. Wolfsburg war Vorreiter, wir ziehen nach und mal schauen wie es in Köln läuft. Vielleicht sind dann irgendwann einmal 14 oder sogar 16 Teams in der Liga möglich, aber 18 Teams halte ich mittelfristig noch für schwierig. Es geht bei den Lizenzvereinen ja auch ums Prestige. Wenn du immer nur gegen den Abstieg spielst, sollte sich der Verein auch überlegen, wie er da mehr machen kann. Das negative Beispiel in den letzten Jahren war natürlich der HSV, aber diese Zeiten sind hoffentlich vorbei. Und abgesehen vom sportlichen Aspekt? Wenn es um die Vermarktung geht: Je mehr Vereine, desto besser. Aber wir dürfen das Sportliche nicht vergessen. In der Spitze ist es auch anders als bei den Männern. Die Top-Teams stellen fast alle Nationalspielerinnen, die dann die Vierfach-Belastung haben. Sind Sponsorenvereine in Zukunft dann auch häufiger vertreten? Wenn Sponsoren mit einsteigen würden – wie Audi in Ingolstadt bei den Herren – und dann die Frauen ein wenig mitgezogen werden, dauert es meiner Meinung nach trotzdem seine Zeit. Wo sollen die ganzen Spielerinnen herkommen? Das könnte aber eine Zukunft sein. Viele erkennen gerade den möglichen Mehrwert.

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Da ist das Ding: Nach ihrem Wechsel 2014 gewinnt Melanie Behringer (mitte) ihre erste Deutsche Meisterschaft.

Betrifft das auch den FC Bayern München? Der FC Bayern ist im Bereich Sponsoring traditionell gut aufgestellt. Dass sich mit der Allianz einer unserer Hauptpartner, der zudem Anteilseigner der FC Bayern AG ist, dazu entschlossen hat, auch verstärkt im Bereich Frauenfußball präsent zu sein, freut uns. Am sichtbarsten wird das durch das Trikotsponsoring, das gab es vorher noch nie.

Gibt es dafür Beispiele? Ich kann mich an eine Situation erinnern, als ein Sponsor mit mir gesprochen hat, nach dem Motto „wir müssen euch pushen“. In der Diskussion habe ich dann aber klar gemacht, dass selbst drei Millionen nicht reichen, um in der nächsten Saison garantiert Meister zu werden. Mir ist es viel wichtiger, dass die Strukturen wachsen. Beim FC Bayern liegt mir daran, dass wir die Unterstützung durch den Verein ausweiten und mehr Möglichkeiten bekommen, die professionellen internen Strukturen zu nutzen. Das haben wir zum Teil schon umgesetzt und, wie die abgelaufene Saison zeigt, hatte ich mit dieser Herangehens-

Fotos: getty images, privat

Das Negativ-Beispiel ist dagegen Herford gewesen… Das ist aber auch immer schwer. Wenn ein kleiner Verein nur einen Sponsor hat, muss er immer Angst haben, dass dieser nach dem Jahr einfach aufhört. Der große Unterschied bei Sponsoren ist auch, was sie wollen. Zahlen sie einfach eine gewisse Summe und man muss schauen, was man damit anfängt oder wollen sie den Frauenfußball fördern und fragen genau nach, wie geholfen werden kann?


Titel weise nicht so Unrecht. Wir hatten keine drei Millionen Euro, sind dennoch Meister geworden und haben mittlerweile eine interne Vernetzung, die mich optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Würde aber eine Aufstockung nicht auch viel mehr Zuschauereinnahmen bedeuten? Ich glaube, das macht unter dem Strich nicht viel aus. Zum jetzigen Zeitpunkt würden deutlich schwächere Vereine dazukommen, die allgemein nicht so viele Zuschauer anziehen. Ich persönlich würde einer Aufstockung auch nicht zustimmen. Wir haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, da können wir jetzt nicht so einen großen Umbruch machen. Dann gibt es auch wieder Ergebnisse, die zweistellig enden. Das will sicher niemand. Wäre auch eine Relegation denkbar? Das würde nur in Frage kommen, wenn wir die Liga wirklich aufstocken würden. Dann müssten alle Ligen neu besetzt werden. Im Frauenfußball wird es wohl keine Relegation geben. Das interessiert auch zu wenig Zuschauer.

Unser Redakteur Finn Clausen traf Karin Danner und Sarah Romert zum Interview.

„lch spiele in der besten Liga der Welt!“ SARAH ROMERT

Vor mehr als 12.000 Fans auf dem Münchner Marienplatz feierte der FC Bayern gleich zwei Meisterschaften. Die 25. der Herren und die zweite der Frauen.

Hey Sarah, wie geht’s dir nach deinem Knorpelschaden? Mir geht es ganz gut, danke. Ich arbeite weiterhin intensiv in der Reha. Das Knie reagiert zwar noch gelegentlich sensibel, aber ich mache täglich Fortschritte und bin optimistisch, bald wieder voll belastbar zu sein. Es geht voran. Zuletzt gab es vermehrt Leihverträge. Du hast nach deiner langen Verletzung noch ein Jahr Vertrag. Wäre das eine Option für dich? Für mich geht es nur darum, so schnell wie möglich fit zu werden und mich dann wieder an die Mannschaft heranzukämpfen. An alles andere verschwende ich keinen Gedanken. Wie gefällt dir die deutsche Liga im Vergleich? Die Allianz Frauen-Bundesliga ist die beste Liga der Welt! Es kommen immer mehr Spielerinnen aus dem Ausland zu uns, gerade bei Bayern hat man diese Entwicklung zuletzt gut erkennen können. Würde eine Aufstockung der Liga auf 18 Vereine Sinn machen? Ich würde es mir wünschen, dass wir irgendwann mal eine

Liga mit 18 starken BundesligaTeams haben. Aktuell sehe ich die Möglichkeit ehrlich gesagt noch nicht. Von daher würde es für mich aus rein sportlicher Perspektive keinen Sinn machen. Wie groß ist der Einfluss von Sponsoren inzwischen? Einfluss ist vielleicht das falsche Wort. Sie sind wichtig für uns, weil sie uns neue Möglichkeiten eröffnen. So waren wir dank der Allianz im Winter-Trainingslager in Florida und konnten uns dort optimal auf die Rückrunde vorbereiten. Auch „Stay2Munich“ unterstützt uns regional mit großem Engagement. Deine persönlichen Ziele? Wenn man die Frauen-WM im Fernsehen verfolgt, träumt man natürlich schon mal davon, irgendwann auch mal seine Chance in der A-Nationalmannschaft zu bekommen. Gerade wenn man, wie ich, viele U-Nationalteams durchlaufen hat. Aber das ist ein Traum, kein Ziel. Ich habe durch meine Verletzung zu schätzen gelernt, wie wichtig es ist, gesund und schmerzfrei zu sein. Mein Ziel ist es, wieder fit zu werden. Und alles andere kann ich mir dann im Verein hart erarbeiten.

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National

SpielerBiografie

Marisa

Ewers Sie ist in Leverkusen gesetzt, konnte in Hamburg überzeugen und wusste sich in Schenefeld durchzukämpfen...

ls Achtjährige begann Leverkusens MittelfeldAss Marisa Ewers in Schenefeld bei Hamburg das Fußballspielen. Dort sollte sich die heute 26-Jährige als einziges Mädchen in einer Jungsmannschaft fünf Jahre lang durchsetzen, bis sie den nächsten Schritt wagte. Der Zwischenstation Altona 93 folgte der Hamburger SV, wo Ewers schließlich zur gereiften Bundesliga-Spielerin avancierte. Nach einem prägenden Auslandsbesuch in den USA, führte ihr Weg schließlich zum Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen. Bei der Werkself reifte sie dann zur unangefochtenen Stammspielerin. In FFussball erzählt Marisa Ewers nun ihre Geschichte. Von Marcel Hache

Marisa, hast Du einen schönen Urlaub gehabt? Ja, den hatte ich auf jeden Fall! Ich konnte mich bestens in der Sonne Portugals erholen. Aber ganz ohne Sport ging es natürlich nicht (lacht). Das Surfen an der West-Algarve hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht.

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Hast du auch deine Heimatstadt Hamburg besucht? Klar! Auch an den freien Wochenenden während der Saison, versuche ich, meine Familie und Freunde in Hamburg so oft es geht zu besuchen. Ich freue mich immer sehr, in die Heimat zu fahren. Ich fühle mich mit dem Norden noch sehr verbunden. Du hast ja in der Hansestadt das Fußballspielen erlernt und bliebst als einziges Mädchen unter Jungen fünf Jahre lang bei deinem Verein Blau-Weiß 96 Schenefeld. Wie war das für dich? Es war eine gute Zeit, die mich geprägt hat. Die Jungs haben mich super aufgenommen. Am Anfang war ich mir natürlich nicht sicher, ob man als einziges Mädchen im Team akzeptiert wird, aber spätestens dann, wenn man Duelle gegen seine Mannschaftskollegen gewinnt, steigt die Sympathie und der Respekt. Ich würde jedem Mädchen raten, das Fußballspielen in einem Jungen-Team zu beginnen, da man sofort lernen muss, sich durchzusetzen.

Foto: imago

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Spieler-Biografie

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Juniorinnen

FFTurnier-Vorschau

Wer folgt auf Holland? Am 15. Juli 2015 beginnt in Israel die 17. Endrunde der UEFA U19-Frauen-Europameisterschaft ohne den Vorjahressieger Niederlande.

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Fotos: getty images

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12.08.1996

Es gibt keine Neulinge, fünf der Nominierten haben sogar bereits zehn oder elf Partien im U19-Trikot absolviert. Geballte Torgefahr strahlen die Stürmerinnen aus: Madeline Gier und Laura Freigang haben bereits sieben Treffer erzielt.

1 02.02.1998

Der U19-EM-Kader: Trainerin Meinert setzt auf Erfahrung

Claudia Walker (England, l.) und Chloe Sylvestre (Schweiz) während der Qualifikation zur UEFA U19EM Endrunde im April.

20.01.1996

Das wird kein Spaziergang für die deutsche U19-Nationalauswahl von DFB-Trainerin Maren Meinert. Bei der Endrunde der UEFA-U19-Europameisterschaft der Frauen in Israel bekommen es die Deutschen – mit vier Titeln die erfolgreichste Nation in diesem Wettbewerb – in Gruppe B mit drei schweren Gegnern zu tun: England, Norwegen und Spanien. 2014 verpasste die deutsche Auswahl den Sprung unter die besten acht europäischen Teams – in diesem Jahr fehlt mit den Niederlanden sogar der Titelverteidiger. Deutschland zählt auch in Israel wieder zum engsten Favoritenkreis. Ein flüchtiger Blick auf


Vorschau: UEFA U19-EM den entgültigen EM-Kader verrät: Hier reifen große Spielerinnen! „Unsere Aufgabe ist es, die Spielerinnen für die A-Nationalmannschaft auszubilden. Wichtig ist dafür, dass sie so viele Partien wie möglich auf internationalem Niveau bestreiten.

Deshalb sind Turniere für uns von entscheidender Bedeutung“, weiß Meinert (Foto). Als erster Trainerin gelang ihr im letzten Jahr der zweite Erfolg bei einer U20-FrauenWM. In neun Jahren in Diensten des DFB war es bereits ihr fünfter Titel.

Die Spiele der Endrunde: DFB zum Start gegen England 15. Juli 2015

15. Juli 2015

Israel - Schweden Frankreich - Dänemark

England - Deutschland Spanien - Norwegen

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18. Juli 2015

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18. Juli 2015

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21. Juli 2015

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21. Juli 2015

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Gruppe B

Gruppe A Pl.

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Mannschaften

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Tore

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Mannschaften

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24. Juli 2015, 18.00 Uhr: Halbfinale, live bei

Noch fünf Spiele bis zum siebten kontinentalen Erfolg der DFBU19-Juniorinnen. Die Halbfinalspiele und das Finale werden live auf Eurosport übertragen.

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1 oben links - Rückennummer oben rechts - akt. Verein links am Rand - Geburtsdatum unten rechts - Position in Klammern - letzter / nä. Verein

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Regional

FrauenfußballRegional:

Im Osten gibts Neues Aufbruchstimmung in Berlin, Zusammenschluss in Leipzig – der ostdeutsche Frauenfußball kommt in Bewegung.

L

angezeit war der Frauenfußball im Osten von den Erfolgen des 1. FFC Turbine Potsdam und des FF USV Jena abhängig. Zukünftig könnte sich das ändern, denn Leipzig bündelt seine Power in einen neuen starken FFV und in Berlin plant man 2016 einen neuen Hauptstadtclub.

Was im Herrenbereich zwischen Rasenballsport Leipzig und dem 1. FC Lokomotive Leipzig nahezu undenkbar wäre, haben die Frauen geschafft. Die beiden größten Vereine aus der Messestadt, der Frauenfußball-Verein Leipzig (FFV) und die Eintracht Leipzig Süd (ELS), haben sich zusammengeschlossen und wollen den deutschen Frauenfußball aufmischen. Als erstes bescheidenes Ziel für

Torjubel beim 2013 neu gegründeten FFV Leipzig.

2. Frauen-Bundesliga 2014/15: Drei Absteiger: Bochum, Berlin und Magdeburg. Lübars gab das Aufstiegsrecht an Werder Bremen weiter. Der VfL Bochum zog die Mannschaft zur kommenden Saison in die Regionalliga zurück. 2. Frauen-BL Nord 2014/15 Pl. Verein

S U N

Tore

Pkt.

1 1. FC Lübars

16 3 3

53:12

51

2 SV Werder Bremen

16 1 5

71:25

49

3 Turbine Potsdam II

13 5 4

50:23

44

4 FSV Gütersloh 2009 13 4 5

56:28

43

5 SV Meppen

12 6 4

43:30

42

6 BV Cloppenburg

9 6 7

36:35

33

7 VfL Bochum

8 7 7

40:44

31

8 VfL Wolfsburg II

7 6 9

46:48

27

9 FFV Leipzig

8 2 12 42:37

26

10 Holstein Kiel

4 1 17 23:70

13

11 1. FC Union Berlin

2 3 17 24:80

9

12 Magdeburger FFC

1 2 19 21:73

5

54

FFV-Vorgänger 1. FC Lokomotive Leipzig in der ersten Frauen-Bundesliga 2011/12 gegen den FCR Duisburg.

die neue Saison machte FFV-Geschäftsführer Martin Scholz eine gute Platzierung aus: „Ein Platz unter den ersten sieben Mannschaften in der 2. Bundesliga ist unser Ziel.“ Die just abgelaufene Spielzeit schlossen die Leipzi-

gerinnen in der Nord-Staffel des deutschen Unterhauses auf dem 9. Rang und damit nur einen Platz über dem Strich ab. Damit die neue Serie auch wirklich besser wird, haben die Frauen vom Contardweg schon die ersten

Fotos: FFV Leipzig, privat

Leipzig bündelt seine Kraft


Frauenfußball Regional Vorzüge des Zusammenschlusses mit der Eintracht aus dem Leipziger Süden genossen. „Lisa Uhlig, Yvonne Starick, CarolinSophie Härling und Jennifer Stammler sind alle von der ELS zum FFV gewechselt“, erklärte Scholz. Sie werden in der neuen ersten Mannschaft spielen, die aus beiden Frauenteams hervorgeht. „Die Kaderplanung ist noch nicht abgeschlossen, es können sich noch ein oder zwei Veränderungen ergeben.“ Das Trainerteam des FFV, bestehend aus Chefcoach Thomas Matheja und Assistent Thomas Targosz bleibe erhalten. Der bisherige Trainer der ersten Frauenmannschaft aus dem Süden, Sebastian Popp, will erst einmal ein Jahr pausieren. Sein früherer Kollege Lars Böttger geht mit zur ZweitligaTruppe des FFV. „Er wird als Torwarttrainer fungieren“, gab Martin Scholz bekannt. Der Zusammenschluss beider Vereine sei ein logischer Schritt, da man nur so auf lange Sicht erfolgreich sein könne, erläuterte FFV-Sportvorstand Frank Tresp: „Die Konkurrenz um Spielerinnen oder Sponsoren wäre nicht zielführend und, da es zwischen den Vereinen seit geraumer Zeit freundschaftliche Verbindungen gibt, kam das Thema immer wieder zur Sprache.“ Nun kam es

zur Fusion, die die beiden ersten Teams zu einem verschmelzen lässt. Zudem werden die beiden Regionalliga-Mannschaften zu einer zusammengeschlossen. Des Weiteren heißen die Zweite Mannschaft der ELS nun FFV II, bleibt als Team aber so bestehen. Auch die Dritte des Frauenfußball-Vereins bleibt bestehen, wird jedoch zur vierten Mannschaft und die Nachwuchsteams verbleiben bei der Eintracht Leipzig Süd. Es gilt nun, die Kräfte zu bündeln, damit die Messestadt zu einer Hochburg des Frauenfußballs werden kann. Vor allem ist die wirtschaftliche Kraft nun auf mehrere Schultern verteilt. „Wir sind in der Saison 2013/2014 mit dem Meistertitel in der Regional-

Fabian Biastoch berichtet für FFussball vom Frauenfußball in Mitteldeutschland.

liga an unsere Grenzen gestoßen“, betonte etwa ELS-Sportkoordinator Martin Hoch. So sei mit den bisherigen Mitteln ein Aufstieg in die 2. Liga „nicht möglich“ gewesen. „An oberster Stelle sollte die Entwicklung des Fußballs und nicht die Besitzstandswahrung einzelner Vereine stehen. Deshalb war klar, dass wir diese Zusammenführung der Kräfte unterstützen wollen“, fügte ELSPräsident Christian Rocca hinzu. Im Zuge der langfristigen Zielsetzung, den Aufstieg in die Allianz Frauen-Bundesliga zu schaffen, gilt es insbesondere den Leipziger Nachwuchs zu fördern. Die neuen Strukturen ermöglichen zudem einen besseren Wettbewerb im deutschen Frauenfußball.

Frauenfußball in Ostdeutschland: Berlin / Potsdam ist das Zentrum, gefolgt von Thüringen. Sachsen wird an Bedeutung gewinnen.

Der NOFV Erbe des DDRVerbandes

Neubrandenburg

Der Nordostdeutsche Fußballverband e. V. (NOFV) ist der größte Regionalverband des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Er umfasst das Gebiet der neuen Bundesländer vom Erzgebirge bis zur Ostsee. Im NOFV sind 4.472 Vereine mit 611.586 Mitgliedern organisiert.

Hohen Neuendorf Berlin Potsdam Beelitz

Magdeburg

Halle Leipzig

Erfurt

Dresden

Legende:

Jena Aue

Allianz Frauen-Bundesliga 2. Frauen-Bundesliga St. Nord Frauen-Regionalliga St. Nordost

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National

Das ist Mein Verein Der ATS Buntentor ist ein Bremer Traditionsverein mit knapp 2.000 Mitgliedern. Auf der Halbinsel „Stadtwerder“ werden vielseitige sportliche Aktivitäten angeboten. Text: Holger Kreyenhop, Marcel Hache Fotos: Holger Kreyenhop, ATS Buntentor

M

ein Name ist Holger Kreyenhop, ich bin selbständiger Sportphysiotherapeut und Personaltrainer sowie stolzer Trainer der Frauenmannschaft des ATS Buntentor, einem Bremer Traditionsverein mit etwa 1.900 Mitgliedern. Der Verein – anno 1902 gegründet – legt sehr viel Wert auf Selbstorganisation und Gemeindewohl – für Bürokratie hat hier keiner etwas übrig. Vielmehr bewegen wir uns lieber in einer netten, sportbegeisterten Gemeinschaft, in der für jeden etwas geboten wird: Fußball, Handball, Kinderturnen, Gerätturnen, Fitness-Gymnastik, Rehasport, Kraftsport, Tischtennis, Laufen, Walken, Triathlon, Floorball (Unihockey), Lacrosse, Tennis, Spielmannszug Dacapo, Ju-Jutsu, Parkour, Tanzkreis, Formationstanz, HipHop, Breakdance, Pilates, Yoga, Zumba, Jonglage, Seniorensport.

Vom Kuhwerder” zum “ Sportparadies

Der 42-Jährige Holger Kreyenhop spielt seit seiner Kindheit Fußball und trainierte die Frauen des ATS Buntentor.

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Seit 2008 verwaltet der ATS Buntentor die gesamte Sportanlage auf dem Stadtwerder, einer Halbinsel, die sich in der Bremer Neustadt auf ungefähr sechs Kilometern Länge zwischen der Weser und der Kleinen Weser erstreckt. Das Gebiet des Stadtwerders wurde seit Alters her als Weideland genutzt,

weswegen es liebevoll auch Kuhwerder” genannt wurde. “ Hier stehen für den Sportbetrieb zwei Hauptplätze, ein Rotgrandplatz, ein Kunstrasenplatz, zwei Nebenplätze und mehrere Kleinfelder zur Verfügung. Zudem verfügt der Verein über drei Tennisplätze, eine LaufFinnbahn von 1,050 km Länge, eine 400 Meter-Aschenbahn sowie ein Mini-Fußballfeld des DFB. Die öffentliche Vereinsgaststätte lädt zum gemeinschaftlichen Verweilen der Sportler und ihren Familien ein. Hier verfolgen wir die aktuellen Sportereignisse auf einer Großbildleinwand.


Mein Verein


Verbände

WM-Rückblick FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™

Große Nationen auf der Überholspur... Trotz des Erreichens des Minimalziels Halbfinale steht die DFB-Elf in der Kritik – Trainerin Neid ist auf Konfrontationskurs zur Liga. 68


FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2015

TOPS der Weltmeisterschaft: England überrascht, Šašic´ trifft, Niederlande überzeugt, Japan marschiert... England

Die Engländerinnen spielten ein großartiges Turnier! Sie räumten Norwegen, Kanada und Deutschland aus dem Weg und haben ihre großen Ambitionen unterstrichen.

Célia Šašic´

Deutschlands BundesligaTorschützenkönigin Célia Šašic´ trumpfte auch in Kanada groß auf. In sieben WM-Spielen konnte sie aus 23 Torschüssen sechs Treffer erfolgreich unterbringen. Während sie als Elfmeterheldin gegen Frankreich noch zum Matchwinner avancierte, zeigte sie im Halbfinale gegen die USA Nervenschwäche. Hope Solo

Japan

Die „Nadeshiko“ marschierten wieder und erreichten zum zweiten Mal in Folge das Endspiel – diesmal jedoch mit unglücklichem Ende. Nachdem die Japanerinnen bis dahin alle Spiele gewannen (Tordifferenz 9:3), kam die Sasaki-Elf in einer historischen Final-Revanche mit 2:5 gegen ein bärenstarkes US-Team unter die Räder. Nigeria

Zwar ist das afrikanische Team von Liverpools Stürmerin Asisat Oshoala mit einem Punkt aus drei Spielen bereits in der Vorrunde ausgeschieden, dennoch machte das forsche, unbekümmerte Offensivspiel beim Auftakt gegen Schweden Lust auf mehr. Gaëlle Enganamouit

Trotz der starken Turnier-Leistungen von Nadine Angerer, ist doch US-Torhüterin Hope Solo das Maß aller Dinge unter den WMTorhüterinnen. 15 abgewehrte Torschüsse und lediglich drei Gegentore in sieben Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Niederlande

Auftaktsieg gegen Neuseeland, Remis gegen Kanada, Niederlage in letzter Sekunde gegen China, WM-Aus erst gegen Japan. Der Debütant spielte ein anständiges erstes WM-Turnier, indem Kirsten van de Ven zwei Tore erzielte. Kolumbien

Kameruns Stürmerin sorgte nicht nur durch ihre auffällige Haarpracht für Aufsehen. Die Spielerin vom schwedischen Team Eskilstuna United war der offensive Wirbelwind im afrikanischen Team und erzielte 3 WM-Tore – allesamt beim überragenden 6:0 Auftaktsieg über Ecuador. USA

Im Gegensatz zu den ebenfalls favorisierten Deutschen, überzeugten die Amerikanerinnen auf ganzer Linie. Das Ellis-Team zeigte besonders in den K.o.-Spielen seine außerordentlichen Qualitäten und erzielte insgesamt 14 Turniertore bei lediglich drei Gegentoren.

Ein Achtungserfolg für den südamerikanischen Teilnehmer! Gegen einfallslose Französinnen gewann Kolumbien überraschend das zweite Gruppenspiel (2:0) und qualifizierte sich für das Achtelfinale, wo gegen die USA eine erneute Überraschung ausblieb (0:2). Costa Rica

Der WM-Debütant spielte ein anständiges Turnier. Das Team um Kapitänin Shirley Cruz erzielte gleich bei seiner ersten WMTeilnahme drei Tore und sammelte seine ersten beiden WM-Punkte. Gegen Brasiliens B-Elf musste Costa Rica nur ein Tor hinnehmen.

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Gesundheit

SchwachstelleKopf:

Sportpsychologie Psychologen sind zu einem fast selbstverständlichen Teil des beratenden Expertenteams im Leistungssport geworden. Wir gewähren einen Einblick in ihre Arbeitsweise.

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Vom FF USV Jena Sabine Rehmer, was sind Ihre Aufgaben beim FF USV Jena? Unsere Zielsetzung ist die Festigung der mentalen Stärke der Spielerinnen, der Zusammenhalt der Spielerinnen im Team und die Kooperation mit allen beteiligten Partnern der Mannschaft, insbesondere dem Trainerteam. Was ist mentale Stärke? Die Mentale Stärke beschreibt die optimale Ausprägung

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Sabine Rehmer und Benjamin Koch sind seit fast zwei Jahren als Sportpsychologen fester Bestandteil des Funktionsteams der ersten Mannschaft des FF USV Jena.

Fotos: FF USV Jena, 123rf.com

ettkämpfen, als würde es um nichts gehen – den eigenen Stärken vertrauen, als hätte man nie zuvor verloren – sich frei bewegen, als würde niemand zuschauen“, das seien laut dem österreichischen Sportpsychologen und Mentaltrainer, Alex Pfeifer, die Hauptwünsche von Sportlern. Heute sind Sportpsychologen fester Bestandteil von professionellen Fußballvereinen. Sabine Rehmer ist seit fast zwei Jahren als Sportpsychologin beim FF USV Jena tätig. Im Interview berichtet sie von ihren Aufgaben im Team und der Relevanz von Psychologischer Betreuung im Leistungssport.


Sportpsychologie der mentalen Fertigkeiten einer Person, die ihr ermöglichen, in schwierigen Situationen (beispielsweise schwierige Trainingsbedingungen oder Wettbewerbssituationen), durchzuhalten. Im Profisport ist es notwendig auf den Punkt seine Leistung abrufen zu können und umzusetzen. Die Beherrschung der verschiedenen mentalen Fertigkeiten bestimmt diesen Prozess. Beim Fußball ist es wichtig als Team eine Einheit zu bilden. Werden die Spielerinnen trotzdem individuell gecoacht? Beides. Die mentale Stärke bestimmt natürlich im Teamsport nicht allein die Leistung. Neben Einzelgespräche und anderen individuellen Angeboten für die Spielerinnen, arbeiten wir auch mit den Team und den Trainern. Wir coachen und geben fachlichen Input oder organisieren auch einfach mal einen Teamevent, wie beispielsweise unser Teamwochenende im Januar. Wie sehr sind sportliche Leistung und Psyche miteinander verknüpft? Es gibt ein schönes Zitat: „Sport is played with the body but won in the mind!“ (Sport wird mit dem Körper gemacht, aber im Kopf gewonnen). Zitate wie die-

ses zeigen, dass der Anteil der mentalen Fertigkeiten im Zweifelsfall die sportliche Leistung zu 100 Prozent bestimmen kann. Das heißt, wenn der Kopf nicht mitmacht, kann ich mich nicht zu Höchstleistungen antreiben. Dann kann ich keine Tore schießen, oder werde unsicher, habe Angst und so weiter. Aber: Mentale Stärke ist nicht allein wichtig, wenn es darum geht optimale Leistung zu erbringen! Wie schon erwähnt, sind weitere Ansatzpunkte die Zusammenarbeit in der Mannschaft, mit dem Trainerteam und dem Verein. Was ist aus psychologischer Sicht der Schlüssel zum sportlichen Erfolg. Gibt es ein Geheimrezept? Wichtig ist es, persönlich für die Spielerinnen mental stark zu sein. Arbeit, Freizeit, Freunde und Familie müssen so aufeinander abgestimmt sein, dass die sportliche Leistung davon nicht beeinflusst wird (wenn dann positiv). Im Team muss ein toller Zusammenhalt vorherrschen, sowohl freundschaftlich als auch kameradschaftlich. Gute und ehrliche Kommunikation ist von großer Bedeutung. Zudem muss man mit den Trainern ein gutes Verhältnis haben, um sich von diesen zu Höchstleistungen motivieren zu lassen. Natürlich muss auch die Motivation da sein, sich selbst immer verbessern zu wollen! Letztendlich ist aber auch ein toller Verein

“ Arbeit,

Freizeit, Freunde und Familie müssen so aufeinander abgestimmt sein, dass die sportliche Leistung davon nicht beeinflusst wird.

Demonstrierter Zusammenhalt nach außen: Die englische Frauen-Nationalmannschaft während der FIFA Frauen-WM in Kanada.

im Hintergrund wichtig, der die Spielerinnen auch neben den sportlichen Interessen bei anderen Projekten unterstützt. Das können Studium, Jobsuche, oder einfach das Finden einer Wohnung sein. Als Leistungssportler ist man oft medienpräsent. Wie wichtig ist es, sich vom Erwartungsdruck der Öffentlichkeit zu distanzieren? Es ist schwierig, sich komplett von der Medienmeinung zu distanzieren, weil Fußball ja nicht im luftleeren Raum stattfindet. Aber auch hier ist wieder die mentale Stärke zentral, selbst zu wissen was man selbst und das Team leisten kann und geleistet hat. Hier ist es wichtig, sich nicht von „irgendwelchen Kommentaren“ verunsichern zu lassen. Zur letzten Frage: Was machen Sie beruflich, wenn Sie nicht bei den Spielerinnen des FF USV Jena sind? Ich leite gemeinsam mit einem Team aus Arbeitspsychologen und Arbeitsmedizinern das Institut für Gesundheit in Organisationen. Wir unterstützen Unternehmen mit Projekten im Themenbereich Sicherheit und Gesundheit, beispielsweise in den Bereichen Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen und Betriebliches Gesundheitsmanagement sowie bei der Ausund Weiterbildung der Führungskräfte und Mitarbeiter.

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