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Spiel- und Lesetipps

PALASTWÄNDE KACHELN

Sabine Campana, Lernwerkstatt SPIEL

In diesem Legespiel reisen die Spieler*innen nicht in die Zukunft, sondern in den Palast von König Manuel I in Portugal. Dort gilt es, die Palastwände mit prachtvollen Fliesen, den Azulejos, zu schmücken. Jeder Spieler erhält hierzu ein eigenes Spielertableau mit der zu verzierenden Wand. In der Tischmitte liegen unterschiedlich gemusterte Fliesen. Das Spiel verläuft in zwei Phasen. In der Musterungsphase besorgen die Spieler*innen die Fliesen und legen sie auf ihrem Tableau ab. In der Fliesungsphase bringen sie ihre

Fliesen an der Palastwand möglichst geschickt an und erhalten dafür Punkte. Es werden so viele Runde gespielt, bis der erste Spieler oder die erste Spielerin eine vollständige horizontale Reihe an seiner Wand fertigstellen konnte.

«Azul» ist ein aussergewöhnlich schönes und fesselndes Spiel, das mit zwei, drei oder vier Personen gespielt werden kann. Die bunten Fliesen aus Kunstharz sind hochwertig und fühlen sich gut an. Das Hantieren mit dem schönen Material ist fast meditativ, und trotzdem ist das Spiel durchwegs spannend. Dank einfacher Regeln und Spielabläufe gelingt der Einstieg schnell und problemlos. Das Spiel kann in zwei Varianten gespielt werden und eignet sich für Erwachsene und Kinder ab acht Jahren.

2018 erhielt das Spiel «Azul» den «Spiel des Jahres» Kritikerpreis. Mittlerweile gibt es mit «Azul: Die Buntglasfenster von Sintra» und «Azul: Der Sommerpavillon», abgeleitete, aber eigenständige Spiele, die ebenfalls mit schönem Design und Material überzeugen.

«Azul», ab 8 Jahren, von Michael Kiesling, Next Move Games, Pegasus-Verlag

EINE PARABEL DARÜBER, WAS IM LEBEN WIRKLICH WICHTIG IST

Maria Riss, Zentrum Lesen

Eines Tages stolpert ein blindes Huhn ins sichere Gehege einer lahmen Ente. Das blinde Huhn will unbedingt Abenteuer erleben. Die lahme Ente wäre da eine ideale Reisebegleitung, weil das blinde Huhn ja eine Art Blindenhund braucht. Die lahme Ente ist überhaupt nicht begeistert, ihr sicheres Zuhause zu verlassen, lässt sich aber schliesslich doch überreden. nämlich die ganze Zeit an der Nase herumgeführt. Die beiden haben das sichere Gehege niemals verlassen. Ulrich Hub hat ein tiefsinniges, amüsantes und auch spannendes Buch geschrieben. In diesem Fall eine Art Parabel über all das, was im Leben wirklich wichtig ist. Jörg Mühle hat diese kluge, sinnige Geschichte einmalig passend illustriert. Das kleine, wunderbare Buch eignet

zum Lesen und Vorlesen für Kinder ab etwa 7 Jahren.

Ulrich Hub: «Lahme Ente, blindes Huhn», mit Bildern von Jörg Mühle, Carlsen 2021

Weitere Lese-Empfehlungen gibt es unter: www.zentrumlesen.ch

Am Anfang geht alles gut, aber je weiter sie kommen, umso gefährlicher wird diese Wanderung und umso anstrengender auch. Natürlich geraten die beiden immer wieder in Streit, aber das Versöhnen danach ist umso schöner. Beide verändern sich auf dieser waghalsigen Reise: Die lahme Ente wird mutiger und das blinde Huhn entdeckt, wie schön es sein kann, zwischendurch ein bisschen zu träumen.

Die Leser*innen gehen, genauso wie das blinde Huhn, der Ente auf den Leim: Sie hat das blinde Huhn

HIER GIBT’S KEINEN GAMETIPP!

Judith Mathez, Beratungsstelle Digitale Medien in Schule und Unterricht – imedias

… denn es geht um ein Game, das behauptet, gar keins zu sein: «There is No Game: Wrong Dimension». Begrüsst werden die Spierler*innen von der Stimme von «Game». Er erklärt, es gebe hier kein Spiel, und empfiehlt, stattdessen fernzusehen, nach draussen zu gehen oder ein Buch zu lesen. Den Einstieg ins Spiel macht er so schwer wie möglich, mit einem Startknopf hinter massiven Schlössern und Riegeln, psychologischen Ablenkungsmanövern und unfairen Tricks.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, wird integraler Bestandteil einer schrägen, urkomischen, klugen Geschichte rund um «Game», seine Freundin «GiGi» den Bösewicht «Mr. Glitch» und den Programmierer des Ganzen, der vom tatsächlichen

Programmierer und Gamedesigner Pascal Cammisotto gespielt wird. Bei der Story kommen nicht nur Game-Nerds, sondern auch Romantiker*innen auf ihre Kosten.

Die Kapitel sind im Stil unterschiedlicher Spielgenres gestaltet. So ist ein klassisches Point-and-Click-Adventure im Stil der LucasArts-Games aus den 1990ern dabei, ein GameBoy-Rollenspiel und eine moderne «Gratis»-App. Viele Klassiker – wie Pac-Man oder Tetris – sind zudem als Minispiele integriert. «There is No Game» ist also nicht nur ein Game, sondern zugleich ein Game über Games. Einsteiger*innen in die Welt digitaler Spiele wird so ein Crashkurs in Gamegeschichte geboten; passionierte Gamer*innen werden eine Vielzahl von Anspielungen und liebevoll-parodistischen Überzeichnungen bekannter Spiele und Genres erkennen.

Die Rätsel können nur gelöst werden, wenn man um die Ecke denkt – oder um zwei, drei Ecken. Damit keine Frustration aufkommt, ist ein Hinweissystem integriert. Die Gesamtspielzeit beträgt rund sechs Stunden.

Das Spiel eignet sich für Erwachsene und Kinder ab 10 Jahren. Es ist englisch gesprochen, verfügt aber über einwandfrei übersetzte deutsche Untertitel. Es ist auf verschiedenen Plattformen erhältlich; am günstigsten sind die Versionen für Mobilgeräte für rund 5 Franken.

«There is No Game: Wrong Dimension», Draw me a Pixel IMPRESSUM

«das HEFT» – das Magazin der Pädagogischen Hochschule FHNW erscheint zweimal jährlich, 3. Jahrgang, Nr. 6, Oktober 2021, www.fhnw.ch/ph

Herausgeberin: Pädagogische Hochschule FHNW

Verantwortlicher Redaktor: Marc Fischer

Autor*innen dieser Ausgabe: Patti Basler, Anja Blechschmidt, Corinne Brecher, Sabine Campana, Claudia Fischer, Marc Fischer, Michael Hunziker, Simone Kannengieser, Ulrich Kirchgässner, Manuel Kretz, Sabina Larcher, Regula Julia Leemann, Judith Mathez, Susanne Metzger, Matthias Nettekoven, Andrea Pfeifer Brändli, Maria Riss, Thomas Röthlin, Dagmar Rösler, Falk Scheidig, Jürg Schoch, Beat A. Schwendimann, Daniel Siegenthaler, Sibylle von Felten, Jan Weisser, Bettina Weller, Raphael Zahnd

Bildessay: Daniel Bracher

Fotograf*innen dieser Ausgabe: André Albrecht, Daniel Desborough, Theo Gamper, Barbara Keller, Roland Tännler.

Gestaltung: HinderSchlatterFeuz, Zürich

Druck: Sprüngli Druck AG, Villmergen

Inserate: print-ad kretz gmbh, Austrasse 2, 8646 Wagen, Tel. 044 924 20 70, Fax 044 924 20 79, E-Mail: info@kretzgmbh.ch

Abonnement: «das HEFT» kann kostenlos abonniert werden: dasheft.ph@fhnw.ch

Postadresse: Pädagogische Hochschule FHNW, Kommunikation, Bahnhofstrasse 6, 5201 Windisch, 056 202 72 60

Auflage: 7000 Exemplare Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck von Artikeln nur mit Genehmigung der Redaktion.

ISSN 2624-8824 (Print)

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