substanz FHS St.Gallen - Nr.2/2018

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Brennpunkt – #4.0

Der Chef 4.0

hat ein Ablaufdatum Claudia Züger

N

eue Technologien, Produkte und Arbeitsformen: Die Digitalisierung hält uns auf Trab. Agilität und Dynamik sind gefordert, um auch morgen noch erfolgreich zu sein. Die Aufgaben von Unternehmen, Führungskräften und Mitarbeitenden verändern sich – und damit auch ihre Kompetenzprofile. Aber wie genau? Während traditionsreiche Unterneh­ men von der Bildfläche verschwin­ den, erobern Start-ups den Markt. Wa­ rum aber sind die einen erfolgreich, während die anderen scheitern? Und welche Rolle spielen dabei die Vor­ gesetzten? Diesen und weiteren Fra­ gen gingen Experten am diesjährigen HR-Update des Weiterbildungszent­ rums der Fachhochschule St.Gallen WBZ-FHS an der Ostschweizer Bil­ dungs-Ausstellung OBA nach. Der WBZ-Leiter Rubén Rodriguez Startz betont, dass die Art und Weise der Un­ ternehmensführung den Unterschied macht. Unternehmen bräuchten vor dem Hintergrund der digitalen Trans­ formation eine agile Führung und dy­ namische Fähigkeiten. Die Chefs der Zukunft müssen «Strukturen schaf­ fen, die es ermöglichen, schnell auf den Markt und sich verändernde

Umstände zu reagieren, Risiken und Chancen erkennen und richtig bewer­ ten.»

Führung auf Zeit Marc Stoffel ist CEO der St.Galler ITFirma Haufe-umantis und gleichzei­ tig der erste demokratisch gewählte CEO der Schweiz. Ob das so bleibt, wird sich in Kürze zeigen, wenn die Mitarbeitenden darüber abstimmen, ob sie weiterhin von ihm geführt wer­ den möchten. Der Mittdreissiger sieht dem Entscheid gelassen entgegen. Er ist überzeugt, dass es für Vorgesetzte genauso wie für Produkte ein Ablauf­ datum gibt. Was gestern richtig war, kann morgen überholt sein. Mit den rasanten Entwicklungen im und um das Unternehmen verändern sich auch die Anforderungen an die Lei­ tung. Mit einem Kreativworkshop im Silicon Valley, Büros nach dem Bei­ spiel von Google und dem Ausrufen unkonventioneller Führungsformen ist es nicht getan: Vielmehr braucht es

die Auseinandersetzung mit der Frage und Einigkeit darüber, wo ein Unter­ nehmen steht und was beziehungs­ weise wen es braucht, um seine Zu­ kunft zu gestalten.

Per Autopilot durch den Alltag Voraussetzung dafür sind nach Marc Stoffel eine klare Ab- und Ausspra­ che von Führungsfunktionen und des Führungsverständnisses. Vorgesetzte, betont er, müssen sich in erster Linie selbst im Klaren darüber sein, wie sie führen wollen und die Mitarbeiten­ den entsprechend orientieren. Und nicht zuletzt sollen sie ihre Aufgabe konsequent wahrnehmen: Dazu ge­ hört auch das Treffen und Kommuni­ zieren unliebsamer Entscheidungen. Nicht selten komme es vor, dass diese an die Mitarbeitenden delegiert wer­ den. So ist beispielsweise «Macht ihr das untereinander aus» für ihn eine zwar häufige aber keine akzeptable Antwort auf die Frage, wer den Sonn­ tagsdienst übernehmen muss.

«MIT DEM AUSRUFEN UNKONVENTIONELLER FÜHRUNGSFORMEN IST ES NICHT GETAN.»

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