Future 01/2014

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oktober 2014

futur e das magazin der fh st. pölten

Der Hörsaal steht kopf

Die Studierenden in der Hauptrolle, Dialog statt Auswendiglernen: Die Digitalisierung verändert auch das Lernen Strategie 2017

Praktikum in Indien

Wo hört sich der Spaß auf?


Editorial

Zeitgemäß in die Zukunft Die Zukunft gehört denen, die die Möglich­ keiten erkennen, bevor sie offensichtlich ­werden. Ein Ausspruch von Oscar Wilde, der sich sehr passend auf unser Tun umlegen lässt. Als Hochschulinstitution ist es unsere primäre Aufgabe, unseren Studierenden eine qualitätsvolle und zeitgemäße Ausbildung zu ermöglichen und sie für die sich stetig ändernden Anforderungen des Arbeits­ marktes zu qualifizieren. Damit sind wir als Bildungsunternehmen angehalten, zukünftige Entwicklungen, die sich sowohl in Lehre und Forschung, aber auch in Arbeitswelt und Gesellschaft ergeben, zu antizipieren, zu ermöglichen und auch voranzutreiben. „future“ ist nicht einfach nur ein Titel, ­sondern versteht sich als „Programm“ für unsere Hochschule. Mit unserem neuen Magazin greifen wir Themen auf, die uns als Institution beschäftigen, einerseits weil sie in unserer Strategie verankert sind, anderer­ seits weil es Themen sind, die sowohl das hochschulische als auch das gesellschafts­ politische Umfeld stark betreffen. Wir freuen uns, Ihnen in unserer ersten Ausgabe mit dem Thema „Innovatives Lehren und Lernen“ ein zentrales strate­ gisches Thema für unsere Hochschule vorstellen zu dürfen. Wir wünschen Ihnen ein spannendes Lesevergnügen! Dr. M. Gabriela Fernandes Dipl.-Ing. Gernot Kohl, MSc

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I N H A L T

4 Aktuell

Neuigkeiten aus der Welt der FH St. Pölten

6 Best Place to Learn & Work Die „Strategie 2017“ weist den Weg in die Zukunft

Forschen und Studieren an der Schnittstelle zwischen Medientechnik und Gesundheit

9 An ihrem Wischen sollt ihr sie erkennen

Die Sicherheit von Smartphones und Tablets

9 Multimedial und auf Augenhöhe

Das Projekt „TransCoding“ für mehr Partizipation in der Kunst

10 Kühe, Lärm und die Struktur im Chaos Praktikum in Indien: ein Erfahrungsbericht

12 Helle Köpfe

14 Der Hörsaal steht kopf

dossier

8 Wenn das Smartphone gesund macht

Neue Lehr- und Lernformen: das Inverted-Classroom-Modell und andere Innovationen

19 Wie motivieren Sie sich?

FH-MitarbeiterInnen beziehen Stellung

20 Erst die Arbeit, dann das Studium

Studiengangsleiterin Gertraud Pantucek im Interview über berufsbegleitendes Lernen

23 Sie wünschen, wir bilden

ArbeitgeberInnen über ihre Erfahrungen mit AbsolventInnen der FH St. Pölten

24 Eine Bühne für innovative Lehre

Internationale Fachtagung

24 Nahrung fürs Gehirn

Was Nüsse, Energydrinks oder Tabletten für die geistige Leistungsfähigkeit wirklich bringen

26 Heißes Pflaster

Attraktive Stadt, attraktive Universität: ein Erasmus-Semester im spanischen Murcia

25 Wo hört sich der Spaß auf? Thomas Duschlbauer über Lehre mit Humor

27 Zwischen Festivalzirkus und Hörsaal

Die Medienkünstlerin Vanessa B. Cruz unterrichtet an der FH St. Pölten

28 Blitzlichter

Veranstaltungen an der FH und mit der FH

30 Buchtipps 31 Auch da steckt FH drin   3


A K T U E L L

Aktuelle Trends in der IT-Security

International Week

Internationale Kommunikationstrends Der Studiengang Media- und Kommunikationsberatung lädt zur zweiten International Week an der Fachhochschule St. Pölten. LektorInnen der Partneruniversitäten und Branchen­expertInnen werden über die Medien- und Kommunika­ tionslandschaft in ihrem Land referieren und auf aktuelle Trends der Kommunikationsbranche hinweisen. International Week: Rocking all over the world 17. 11. 2014 – 21. 11. 2014, FH St. Pölten Anmeldung bis 14. 11. 2014 an johanna.rakaseder@fhstp.ac.at Programm und Infos: www.fhstp.ac.at/ueberuns/ newsevents/events

Fachtagung IT-SeCX

Was von Snowden bleibt Einmal jährlich widmet sich die Fachtagung IT-Security Community Xchange an der FH St. Pölten einen Abend lang der IT-Sicherheit. Heuer steht die Veranstaltung unter dem Motto „In the aftermath of the Snowden disclosures“. Erwartet werden mehr als 500 TeilnehmerInnen. In mehreren Sessions referieren ExpertInnen zu aktuellen Trends. Die Keynote zum Thema „Datenschutz im Spannungsverhältnis zwischen Geheimdienstüberwachung und Nutzervertrauen“ hält Andreas Krisch, geschäftsführender Gesell­ schafter des Datenschutz-Beratungsunternehmens mksult GmbH und Obmann des Vereins für Inter­ net-Benutzer Österreichs. 8. IT-Security Community Xchange 7. 11. 2014, 16:00 Uhr http://itsecx.fhstp.ac.at

Medienpreis und Fachtagung

Universum Student Survey

Loyale Studierende Branchenprofis aus aller Welt treffen sich in St. Pölten.

70 Prozent der Studierenden der FH St. Pölten würden sich wieder für ihre Fachhochschule entschei­ den, würden sie ihr Studium neu beginnen. Derart gute Werte erhielt die FH beim Universum Student Survey 2014, einer internationalen Umfrage unter Studierenden zu ihren Hochschulen und Karriere­ zielen. Damit liegt die FH St. Pölten über dem Durchschnitt aller in der Umfrage erfassten österreichischen Hochschulen und sicherte sich einen Platz unter den Top Ten der Hochschulen mit den loyalsten Studierenden. http://universumglobal.com/

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Ausgezeichnet digital Der „Golden Wire“, der Medienpreis der FH St. Pölten für multimediale, medientechnische Kreativarbeiten der Studierenden und AbsolventIn­ nen, wird heuer zum elften Mal vergeben. Die Preise werden im Rahmen einer Abendveranstaltung an der FH St. Pölten am 27. 11. 2014 verliehen. Am 27. und 28. 11. 2014 findet tagsüber das Forum Medien­ technik statt, die Fachtagung der FH St. Pölten zur Welt der digitalen Medien. Golden Wire 27. 11. 2014, 18:30 Uhr http://goldenwire.fhstp.ac.at/

7. Forum Medientechnik 27. und 28. 11. 2014 http://fmt.fhstp.ac.at/


A K T U E L L

Job- und Karrieremesse

ArbeitgeberInnen persönlich kennenlernen Zum zweiten Mal findet heuer die Job- und Karriere­­messe der FH St. Pölten „karriere.netzwerk“ statt. Unternehmen präsentieren sich als Arbeit­ geberInnen. Studierende und AbsolventInnen lernen attraktive Arbeits- und Praktikumsfirmen persönlich kennen, erfahren Wissenswertes rund um Berufs­einstieg und Karriere und können ein Rah­men­­programm nutzen, um ihren Bewerbungs­ auftritt zu optimieren. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Tageszeitung „Die Presse“ statt. Fachhochschul-Kollegium

Monika Vyslouzil ist neue Leiterin Seit Juni 2014 leitet Monika Vyslouzil das Kollegium der FH St. Pölten. Vyslouzil ist seit 2010 FH-Professorin im Fachbereich ­Soziale Arbeit und Leiterin des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusions­ forschung der FH St. Pölten. „Die Wahl zur FH-Kollegiumsleiterin stellt für mich den Höhepunkt meiner langjährigen Verbundenheit mit dem FH-Sektor und der FH St. Pölten dar. Es freut mich besonders, als Frau in diese Funktion gewählt wor­ den zu sein. Mein Ziel ist, die posi­ tive Entwicklung der FH St. Pölten fortzusetzen, auch im Sinne der vor Kurzem ausgearbeiteten Strategie 2017“, sagt Vyslouzil. Stellvertreten­ der Leiter des FH-Kollegiums bleibt Johann Haag, Leiter der Studien­ gänge IT Security und Information Security.

karriere.netzwerk 2014 29. 10. 2014, 10:00 – 16:00 Uhr www.fhstp.ac.at/knw

Alles rund ums Studium

Infotage für zukünftige Studierende Am 2. 12. 2014 veranstaltet die FH St. Pölten einen Informationsnachmittag für Interessierte – den info.day. Und am 21. 3. 2015 kann man sich einen ganzen Tag lang über das Studium an der FH St. Pölten informieren. Am 17. 4. 2015 findet ein Infotag zu Masterstudien statt. Studierende, StudiengangsleiterInnen und DozentInnen stehen bei bei den Veranstaltungen für Fragen zur Ver­ fügung. In Workshops, Vorträgen oder Beratungs­ gesprächen können Interessierte das Studien­ angebot der FH St. Pölten kennenlernen. Termine: 2. 12. 2014, 16.00 – 19.00 Uhr: info.day 21. 3. 2015, 9.00 – 15.00 Uhr: open.day 17. 4. 2015, 17.00 – 19.30 Uhr: master.day www.fhstp.ac.at/studienberatung/info-termine

Neues Studium

„Smart Engineering“: fit für die Industrie 4.0 Mit Herbst 2015 startet an der FH St. Pölten der Bachelorstudiengang Smart Engineering of Production Technologies and Processes. Mit dem Studiengang stärkt die FH St. Pölten ihr innovatives Studienangebot und geht einen weiteren Schritt in Rich­ tung Wachstum und strategischer Entwicklung. Das Studium widmet sich dem Einzug von neuen Informa­ tions-, Kommunikations- und Medien­ technologien in der Industrie – zusam­ mengefasst in Schlagworten wie der vierten industriellen Revolution, In­­ dustrie 4.0 oder Smart Factory. Die geplante Ausbildung soll als berufs­ begleitender Bachelorstudiengang in Form eines dualen Studiums ange­ boten werden, bei dem Praxis- und Ausbildungsblöcke in kooperierenden Unternehmen als fixe Bestandteile in das Curriculum integriert sind. Die neuen Studienplätze wurden vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft vorbehalt­ lich der Akkreditierung durch die AQ Austria vergeben. www.fhstp.ac.at/studienangebot/bachelor/se

Einblick in den Studienalltag gibt’s im Dezember am info.day.

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„Best Place to Learn & Work“

Mit der „Strategie 2017“ blickt die FH St. Pölten in die Zukunft: D e r T r a n s f e r v o n W i s s e n u n d Te c h n o l o g i e w i r d a u s g e b a u t , die internationale Positionierung wird geschärft und Lehre und Forschung werden weiter gestärkt. V O N

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„Wir legen die Ziele des Lehr- und Forschungs­ betriebes auf Jahre fest, es muss jedoch flexibel auf schnelle Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und sowohl auf Chancen als auch auf Schwierigkeiten reagiert werden. Der Strategie- und Entwicklungsplan gibt der Institution und allen ihren Angehörigen die Richtung vor, erklärt das Ziel und beschreibt die gangbaren Routen dorthin. Gemeinsam wird uns dieses Vorhaben gelingen“, ist FH-Geschäftsführerin M. Gabriela Fernandes überzeugt.

Schnittstellen ausbauen. Hohe und nachweis­ liche Qualität in der Aus­bildung bedeutet ein nach internationalen Standards und dem heutigen und zukunftsorientierten Bedarf des je­wei­ ligen Berufsfeldes entwickeltes Angebot an Stu­­ dien­gängen und Weiterbildungslehrgängen, die enge Verschränkung von Forschung und Ent­­ wicklung mit der Lehre, fachlich ausge­wie­se­ne Teams von nationalen und internationalen WissenschaftlerInnen und PraxisexpertInnen so­ wie die Einbindung der Studierenden in Pro­ jekte, Pra­ktika und Forschungsvorhaben. FH-Ge­schäftsführer Gernot Kohl betont: „Unser Ziel ist es, die FH St. Pölten sowohl als ,Best Place to Learn‘ als auch als ,Best Place to Work‘ nachhaltig erfolgreich zu positionieren.“ „In Lehre und Forschung arbeiten wir bereits mit sehr vielen Unternehmen und Organisationen ­erfolgreich zusammen. Wir wollen aber unsere Aktivitäten an der Schnittstelle zur Wirtschaft weiter ausbauen und professionalisieren, Angebote für Alumni entwickeln und den Berufseinstieg der Studierenden durch das Career Service der FH St. Pölten gefördert wissen. Damit erreichen wir auch eine genauere Information über die Bedürfnisse der Wirtschaft in Bezug auf unse6

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re Ausbildung“, nennt die FH-Geschäftsführerin M. Gabriela Fernandes einen weiteren wichtigen Pfeiler im Strategiepapier. Zusätzlich geht ein wei­teres Vorhaben, für welches Innovation und Unternehmergeist gefragt sind, an den Start: das Förderprogramm für GründerInnen „creative preincubator“ – ein Kooperationsprojekt der FH St. Pölten mit der accent Gründerservice GmbH. „Innovative Lehr- und Lernszenarien sind thematisch unter dem Motto ,Lernraum der Zukunft‘ gereiht und versprechen eine maßgeschneiderte Verbindung – abgestimmt auf Disziplin, Ausbildungsstufe und die jeweilige Organisationsform des Studiums – von virtuellen mit realen Räumen, von E-Learning mit Präsenzunterricht und mit neuen digitalen Technologien. Bestehende Stu­ diengänge sowie neu hinzukommende – wie der bilinguale, transdisziplinär und berufsbeglei­tend gestaltete Masterstudiengang ,Digital Health­care‘ oder der dual organisierte Bachelorstudiengang ‚Smart Engineering‘ (geplanter Start Herbst 2015) – profitieren davon“, ergänzt FH-Geschäftsführer Gernot Kohl.

Mit innovativen Lehr- und Lernszenarien schafft die FH St. Pölten einen „Lernraum der Zukunft“.

Innovativ und kreativ. Gesellschaft im digitalen Zeitalter, integrierte Mobilität, Informations- und Kommunikationstechnologie sind die transdisziplinären Themen, mit denen sich die Fachhochschule St. Pölten im europäischen Forschungs­ umfeld zusätzlich zu den bereits etablierten Fachrichtungen als moderne, innovative und kreative Hochschule profilieren will.


Hier ist gut sein, hier ist gut studieren: die FH St. Pölten.

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Keine Macht der Schublade Der erste Prä-Inkubator Österreichs: Der „creative pre-incubator“ von FH St. Pölten und accent Gründerservice unterstützt ab Herbst Studierende und AbsolventInnen bei der Unternehmensgründung. Innovative Geschäftsideen werden darin in ein pro­ fessionelles Geschäftskonzept überführt. Rein in den creative pre-incubator. Die Kun-

dInnen von heute erwarten für ihre Anforderungen spezialisierte Lösungen, die von jungen, flexiblen Start-ups zumeist schneller und pro­­­­fes­sioneller erbracht werden. Dennoch ist der Schritt ins Unternehmertum nicht immer ganz einfach. Zündende Einfälle und innovative Technologien kommen GründerInnen rasch in den Sinn. Häufig aber landen sehr gute Ideen leider in der Schublade. Für die erfolg­reiche Umsetzung einer Gründungsidee braucht es oft einen Impuls: „Wir verstehen uns als Begleiter und optimieren gemeinsam das Produkt und das Businesskonzept. Darüber hinaus bieten wir ein brei­­tes Netzwerk in die regionale und nationale Förder- und Finanzierungslandschaft und stellen Kontakte zu strategischen Partnern her“, so Michael Moll, Geschäftsführer von accent Nie­ der­österreich. Der in Kooperation mit der Fachhochschule St. Pölten entwickelte „creative pre-incubator“ sieht eine umfassende Betreuung von zwei Semes­­ tern vor. Das im Herbst startende Programm bietet ein Unterstützungspaket mit spezialisierten Work­­shops und ein für die Dauer des Inkuba­tors intensives „One-to-One“-Coaching.

www.fhstp.ac.at/cpi

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Wenn das Smartphone gesund macht

An der Schnittstelle zwischen Medientechnik und Gesundheit liegt der neue Forschungs- und Studienschwerpunkt „Media Assisted Healthcare and Living“. Der neue Studiengang „Digital Healthcare“ bietet hier eine fundierte Ausbildung. V O N

M A R K

Smartphones und Tablets könnten in Zukunft die Schnittstelle zwischen ÄrztInnen und PatientInnen darstellen – etwa über Tools wie Medi­ka­ menten-Checks oder bei regelmäßigen Vitalpa­ rameterkontrollen. An dieser Schnittstelle zwi­­schen Medientechnik und Gesundheit forscht die FH St. Pölten. WissenschaftlerInnen bauen bis 2016 das Forschungszentrum CARMA (Center for Media Assisted Healthcare & Living) zur ­me­dienunterstützten Gesundheitsvorsorge auf. „CARMA passt hervorragend zu mehreren EUInitiativen zum Thema ,E-Health und demografischer Wandel‘ und bietet Lösungen für die zukünftigen Probleme einer sich wandelnden Gesellschaft“, sagt Jakob Doppler, der gemeinsam mit Brian Horsak das am Studiengang Physiotherapie und am Institut für Creative\Media/Technologies (IC\M/T) beheimatete Projekt disziplinenübergreifend vorantreibt. „Wir wollen die Gesundheitsversorgung möglichst ganzheitlich betrachten. Daher arbeiten Expertinnen und Experten aus den Gesundheitswissenschaften bei uns auch in interdiszi­pli­ nären Teams mit KollegInnen aus der Sozialen Arbeit, der Medientechnik und der IT Security an innovativen Anwendungen. Dazu zählen etwa ,Ambient Assisted Living‘-Technik, die alten Menschen den Alltag erleichtert, und Serious Games, sinnvolle Spiele, die gesundes Verhalten fördern. Beratung für die Betroffenen wird dadurch ebenso verbessert wie deren Motivation für Vorsorge und Therapie“, erklärt Hannes Raffas­ eder, Leiter des IC\M/T. 8

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H A M M E R

Bei einer Podiumsdiskussion an der FH St. Pölten im Sommer dieses Jahres diskutierten ExpertInnen Chancen und Risiken einer Digitalisierung des Gesundheitswesens – von verbesserten Diagnosen und Therapien bis zum Datenschutz. Im September 2014 startete an der FH St. Pölten zudem der neue Studiengang Digital Healthcare. Er verbindet Medien-, Informations- und Kommunikationstechnologien mit dem technisch-integrierten Gesundheitswesen.

www.fhstp.ac.at/carma www.fhstp.ac.at/ studienangebot/master/ digital-healthcare Das Projekt CARMA wird finanziert vom BM für Verkehr, Innovation und Technologie und BM für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft im Rahmen des Programms COIN Aufbau.

Ibrahim Çunaku, Leiter E-Health, VAMED: „Die derzeit schon laufende und mögliche weitere Digitalisierung im Gesundheitsbereich bietet viele Vorteile: Der Nutzen für Patientinnen und Patienten ergibt sich vor allem durch die steigende Qualität der medizinischen Behandlung. Kostenträger und Gesund­ heitsdienstanbieter profitieren, indem sie die gleichen Leistungen effizienter anbieten können. Mögliche Risiken aufseiten des Datenschutzes müssen jedoch berücksichtigt werden.“ Dieter Hayn, AIT, Scientist, Safety Security Department: „Digital Healthcare hat das Potenzial, neben MedizinerInnen auch die Bevölkerung selbst stärker in das Management ihrer Gesundheit einzubinden – z. B. beim Telemonitoring chronisch Kranker oder beim Active and Assisted Living (AAL). Wie jede Therapieänderung weist auch der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie Wirkungen und Nebenwirkungen auf (Stichwort Datenschutz). Bei einem ausgewogenen Verhältnis aus Wirksamkeit und Sicherheit trägt Digital Healthcare aber dazu bei, dass PatientInnen künftig eine aktivere Rolle im Management ihrer Gesundheit einnehmen.“ Andreas Kranzl, Leiter Bewegungsanalyse, Orthopädisches Spital Speising: „Die digitale Unterstützung ermöglicht uns einerseits eine umfassende Erfassung von Werten, andererseits birgt sie die Gefahr, in der Flut der gesammelten Werte die essenziellen und relevanten Bereiche zu übersehen. Eine der wichtigsten Herausforderungen wird sein, die Daten so aufzubereiten, dass sie schnell einsehbar sind und der Überblick über die Informationen bestehen bleibt.“


F O R S C H U N G

An ihrem Wischen sollt ihr sie erkennen Im Projekt „Smartphone Security“ erforscht die FH St. Pölten die Sicherheit von Mobiltelefonen und Tablets. Weltweit sind mehr als drei Milliarden Smartphones und Tablet-PCs im Einsatz – Tendenz steigend. Dadurch ergeben sich auch neue Gefahren und Sicherheitslücken. Das Institut für IT-Sicherheits­forschung der FH St. Pölten erforscht im Projekt „Smartphone Security“ neue bio­metrische Authentifizierungsverfahren, um BenutzerInnen zu erkennen. Basis dafür sind bestimmte Verhaltensmuster beim Bedienen der Geräte, zum Beispiel individuelle charakteristische Bewegungen beim Wischen und Zoo-

„TransCoding“ schafft eine Alternative zur „IntellektuellenKunst“.

men auf den Bildschirmen. Aber auch zum Erkennen von Schadsoftware (Malware) geht das Institut neue Wege. „Malware stellt ein zunehmendes Problem bei mobilen ­Ge­­räten dar. Zudem werden klassische Viren­scanner in Zukunft relativ ineffizient sein. Wir erforschen daher eine für dieses Umfeld optimierte und auf das Verhalten der Schadsoftware abzielende Erkennung“, erklärt Ernst Piller, Leiter des Projekts Smartphone Security und des Instituts für IT-Sicherheitsforschung der FH St. Pölten. Parallel zum Projekt führt das Österreichische Institut für Medienwirtschaft der FH St. Pölten eine Technikfolgen­­­ abschätzung durch und untersucht ethische ­Im­plikationen der Verfahren.

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Klassische Virenscanner werden in Zukunft relativ ineffizient sein.

www.fhstp.ac.at/smartphone-security Das Projekt wird vom BM für Verkehr, Innovation und Technologie über die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG in der Programmlinie KIRAS (Sicherheitsforschung) finanziert.

Multimedial und auf Augenhöhe Das Projekt „TransCoding“ der FH St. Pölten erforscht und fördert Partizipation in der Kunst Über den Blog what-ifblog.net animiert das Kunstteam von „TransCoding“ Menschen, künstlerische Beiträge zum Thema „Identität“ zu gestalten und sie auf den Online- und Social-Media-Kanälen des Projekts zu teilen und zu dis­kutieren. Texte, Fotos, Sounds der Community werden anschließend in Kunstwerke wie zum Bei­spiel eine Multimediashow für Violine, LiveElektronik und Live-Video integriert. Weiters ist eine audiovisuelle Installation geplant, die künstlerische, wissenschaftliche und Commu­ nity-Beiträge reflektiert und diese mit Hilfe von Augmented Reality zu einem inter­aktiven Kunsterlebnis zusammenführt. Dadurch ermöglicht das For­­schungsteam der FH St. Pölten über soziokulturelle Grenzen hinweg direkte Partizipation an Kunst und dem damit verbundenen

gesellschaftlichen Diskurs. Hauptzielgruppe ist ein bislang für zeitgenössische Kunst kaum oder nicht erreichbares junges Publikum. Ziel von „TransCoding“ ist ein Treffen kreativer Menschen auf gleicher Ebene als Al­ternative zu einer „Intellektuellen-Kunst“. Im Projekt wird untersucht, wie eine dementspre­chende Community aufgebaut werden kann. „Künstlerinnen und Künstler denken dadurch aktiv über ihr Pu­ blikum nach; darüber, wie man das Publikum aktivieren und interessieren kann“, sagt Barbara Lüneburg, Projektleiterin, Künstlerin und Researcherin am IC\M/T – Institut für Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten. Mit „TransCoding“ und der FH St. Pölten ist erstmals eine Fachhochschule an der Programmschiene PEEK (Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste) des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) beteiligt. Projektwebseite: http://transcoding.fhstp.ac.at/ Blog zum Projekt: http://what-ifblog.net/ Facebook-Seite: www.facebook.com/whatif.participatoryArt Twitter-Kanal: https://twitter.com/what_ifblog YouTube-Kanal: http://bit.ly/1j969jb

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Kühe, Lärm und die Struktur im Chaos

Ein Praktikum bei einer indischen Werbeagentur – das war für Philip Jeschko, Student der Media- und Kommunikationsberatung an der FH St. Pölten, eine Auslandserfahrung der besonderen Art. In einem Land, in dem zuweilen Einfaches kompliziert ist und trotzdem immer alles möglich scheint. V O N

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Vor der Abreise wusste Philip von Indien nur so viel: „Cricket ist Nationalsport, es ist laut, und Kühe sind heilig.“ Als er sein Praktikum bei Serviceplan India in Delhi antrat, brachte er zwar eine Menge an theoretischem Wissen über Medien- und Kommunikationsberatung mit, aber die wesentlichste Herausforderung war zunächst, sich auf indische Gepflogenheiten und kulturelle Eigenheiten einzulassen. „Es wird als unhöflich angesehen, wenn beim Essen der Kollegen nicht mitgenascht werden darf. Ins Taschentuch pusten bei Schnupfen oder das Überreichen von Gegenständen mit der linken Hand – all das ist eigentlich unerwünscht. Auch die Einstellung zur Arbeit ist eine andere. In Europa trennen wir Privates von Beruflichem. Ich war oftmals verwundert, wie persönlich das Verhältnis der InderInnen ihrer Arbeit gegenüber geprägt ist. Ihre Meinung ist nicht die Meinung zur Sache, sondern spiegelt stets die eigene Persönlichkeit wider. Eine Unterscheidung zwischen Arbeits- und Privatleben ist quasi ausgeschlossen“, so Jeschko. Starr geregelte und indirekte Kommunikationswege, die sich auch nach sozialem Status – denn Höhergestellte werden nicht kritisiert – richten, sind voller für uns EuropäerInnen unverständlicher Codes. „Wir im Wes­ten haben schlicht eine andere Haltung zum 10

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Kundtun der eigenen Meinung im Berufsleben.“ Entscheidungsfreu­dig das Zepter in die Hand zu nehmen und Lösungen voranzutreiben, entspricht jedenfalls nicht dem indischen Wertekonsens.

Welcome to India. Der Wiener Andreas Wochenalt, vormals Managing Director von Plan.net Austria, wechselte 2013 als Executive Creative Director zu Serviceplan Indien. Wochenalt heuerte schließlich Philip via Facebook an, ihn bei seiner Arbeit vor Ort zu unterstützen. „Ich fühlte mich von Anfang an nicht als Praktikant, sondern als wertvolle Unterstützung der gesamten Agentur. „Mindestens zweimal am Tag hörte ich den Satz ‚Welcome to India‘, was einem ‚Everything is possible in India‘ gleichkommt.“ Schon nach fünf Wochen war ich im Client-Service für unsere größten Kunden BMW bzw. MINI tätig. Sogar mit eigenem Kreativteam. Das Spezielle aber war der Umgang mit täglich neuen Herausforderungen, die teilweise ganz anders gelöst werden müssen, als wir es in Europa gewöhnt sind. Mindestens zweimal am Tag hörte ich den Satz ‚Welcome to India‘, was einem ‚Everything


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FH-Student Philip Jeschko an seinem Praktikumsplatz in Delhi

is possible in India‘ gleichkommt. Und diese Aussage verdeutlichte mir, dass hier wirklich alles anders abläuft. Sei es ein ‚Monster-Briefing‘ nur eine Woche vor Kampagnenstart, wirre und extrem bürokratisierte Kommunikationswege, ständige Stromausfälle. Alles, selbst einfach zu lösende Dinge schienen kom­pliziert.“ Hierarchische Strukturen, auch in der Kommunikation, sind Aus­löser des für uns EuropäerInnen missverständlichen und vermeintlich vorherrschenden Chaos. „Es kommunizieren zum Beispiel die GeschäftsführerInnen des Unternehmens ausschließlich mit den GeschäftsführerInnen der Agentur. Begründen lässt sich das mit der indischen Kultur und dem dazugehörigen Kastensystem. Daraus entsteht manchmal eine hoffnungslos verhedderte und überbürokratisierte Situation.“

Ganz wichtig: Emotionen und Superlative. Die Agentur Serviceplan wirbt auf der Website mit dem Slogan „Indian creativity meets German ­precision“. Die Marke Serviceplan, Europas ­größte inhabergeführte Kommunikationsagentur, beweist Struktur gepaart mit Kreativität, betreut namhafte internationale Kunden wie unter anderem BMW, Lufthansa, FedEX, Western Union, Continental und Osram und schnitt in Cannes 2013 als kreativste unabhängige deutsche Agentur mit dem zweiten Platz ab. Philip profitierte mehr-

fach von seinem Praktikum: „Bei uns war es flexibel, modern und abwechslungsreich und nicht derart bürokratisch und hierarchisch geprägt. In Indien gibt es durchaus einen kompetitiven Werbemarkt, welcher sich mit keinem anderen Werbemarkt vergleichen lässt. Emotionen dominieren Sujets und Spots; die Verwendung von ­Superlativen ist unumgänglich. Selbst eine regional hergestellte Zahnpasta wirbt mit ‚Ultimate luxury redefined‘.“ Angst vor Fehltritten hat Philip nach seiner Rückkehr aus Indien nicht mehr. „Indien ermöglicht durch das vorherrschende Chaos und die daraus resultierenden Herausforderungen Chancen, die vergleichsweise in Österreich so nicht denkbar wären. Ich erkenne schon jetzt, dass meine Unternehmung ‚Indien‘ bereits Früchte getragen hat. Mir wurden Stellen vom Heimatmarkt Österreich und auch von Deutschland ­offeriert – und dies gehäuft.“

Serviceplan India DLF Cyber City Phase III, Building No. 9, Tower B, 14th Floor Gurgaon 122 002 Haryana E-Mail: india@serviceplan.com Web: www.serviceplan.in

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Hirut Grossberger

Konstruktive Ingenieurin „Framework for lifecycle assessment of enginee­ ring structures“ lautete der Dissertationstitel von Hirut Grossberger. Hier geht es um integrierte Lebenszyklusbewertung von Stahlbetonbauten, Brücken, die Lebenszyklusperformance und -kosten sowie um Strukturzuverlässigkeits­analyse und probabilistische Strukturmechanik. In kurzen Worten erklärt, entwickelte Grossberger ein Frame­ work für das sogenannte Lebenszyklus-Manage­ ment-System, welches aktuelle Inspektionsergeb­ nisse mit Monitoring- und Bewertungsmetho­den verknüpft, um Verschlechterungs­vorhersagen von Strukturbauten ermitteln und prognostizieren zu können. Hirut Grossberger absolvierte an der Universität für Bodenkultur in Wien die Studien „Wasserwirtschaft und Umwelt“ und „Landma­ nagement, Infrastruktur und Bautechnik“, ihre Dissertation schloss sie zudem mit Auszeichnung ab. Zuletzt war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für konstruktiven Ingenieurbau an der BOKU. Seit September 2014 verstärkt die Exper­tin das Team des Kompetenzfeldes EisenbahnInfrastruktur und -Verkehr und wird sowohl in der Forschung als auch – perspektivisch – in der Lehre tätig sein.

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Leopold Grübl

Zweimal gut gebrüllt Leopold Grübl absolvierte den Bachelorstudien­ gang Media- und Kommunikationsberatung an der FH St. Pölten. Seit 2011 als Digital Media Planner bei „Mindshare“, einer Full-ServiceMe­­dia- und Marketingagentur, tätig, steuert er seit Beginn 2014 als Manager und Client Leadership alle Kommunikations­aktivitäten von namhaften Kunden wie Lufthansa, Nike und Volvo. Zweimal bereits gewann er den österreichischen Cannes Young Lions Media Wettbewerb sowie den IAB­ Web Ad und Media Award für die effizientesten Kampagnen des Jahres. Doch Karriere kommt sel­ten allein: Leopold Grübl widmete seine Bache­ lorarbeit dem Thema „Werbewirkung und Werbe­ akzeptanz von Online-Werbung in der Zielgruppe

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der ,Silver Surfer‘“, sammelte Erfahrung bei Jung von Matt auf der Kreativagenturseite und werkte als Freelancer für Red Bull Österreich. Dem nicht genug, heimste er auch den intern vergebenen Preis von Mindshare International, die „EMEA Campaign of the Year“ 2014 und zwei Nominie­ rungen als „Rookie of the Year“ 2012 im Bereich Forum Mediaplanung und als „Aufsteiger des Jahres“ 2012 bei „Werbeplanung.at“ im Bereich Digital-Marketing ein.

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Johanna Grüblbauer

Rütteln am Baum der Erkenntnis Um eine Ausbildung anbieten zu können, die rele­ vant ist für das Verständnis der realen Wirtschaft, ist es oft zwingend notwendig, tradierte Grundbau­ steine der Wirtschaftswissenschaften zu überden­ ken. Johanna Grüblbauer, Senior Researcherin und stellvertretende Leiterin des Österreichischen Insti­ tuts für Medienwirtschaft an der Fachhochschule St. Pölten, stellt diese „Schöpferische Z ­ erstörung“* und damit Wissenschaft, die sich mit Wirtschafts­ themen abseits der neoklassischen MainstreamForschung befasst, in den Fokus ihrer Arbeiten: „Insbesondere vor dem Hintergrund der Digitali­ sierung stehen uns neue technische Instrumente zur Verfügung, um Ereignisse zu verstehen. Ver­ knüpft mit konkreten Fallbeispielen und der Kennt­ nis von Institutionen sowie der interdiszipli­nären Beschäftigung mit Themen, gelingt es uns immer wieder, neue Impulse – insbesondere für Digitalund Media-Management – zu setzen.“ Ein gutes Beispiel ist das Buch „Strategisches Management von Medienunternehmen. Einführung in die Medien­ wirtschaft mit Case-Studies“. Gemeinsam mit Mike Friedrichsen (HDM Stuttgart/Institut für Medien­ business Berlin) und Peter Haric (Leitbetriebe Aust­ ria Institut) gewährt die Publikation – anhand aus­ gewählter Case-Studies traditioneller, Creative- und Digital-Media-Unternehmen – einen Einblick in die konkrete Organisation und Führung und in das dynamische Umfeld von Medienhäusern. *nach Schumpeter


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14 Coverstory Der Hörsaal steht kopf 19 Wörtlich genommen

Wie motivieren Sie sich?

20 Berufsbegleitendes Lernen Erst die Arbeit, dann das Studium 23 Ihre Meinung Sie wünschen, wir bilden 24 Fachtagung Eine Bühne für innovative Lehre 24 Nüsse und Co Nahrung fürs Gehirn 25 Lehre mit Humor Wo hört sich der Spaß auf?

Das Lernen der Zukunft Die FH St. Pölten setzt seit Langem Akzente im Veränderungsprozess „Shift from Teaching to Learning“ – das studierendenzentrierte Lernen ist Teil unserer „Strategie 2017“. Wir leben in einer zunehmend digitalisierten und vernetzten Welt, in der es auch wichtig ist, forschende, selbst­organisierte und dialog­orientierte Lern- und Lehrformen umzusetzen. Die bewusste Nutzung des Internets sowie eine insgesamt breite Methodenvielfalt spielen dabei wichtige Rollen. Ein großer Schritt in diese Richtung ist das seit September 2013 laufende Projekt „Inverted Classroom Model“ (ICM), das auch ein Schwerpunkt unserer Fachtagung „Tag der Lehre“ im Oktober war: Ein ICM-Kurs, Erfahrungsberichte, Eindrücke und Ergebnisse von der Tagung finden sich auf http://skill.fhstp.ac.at. Ein wesentlicher Aspekt dieses Projekts ist die Unterstützung der Lehrenden speziell hinsichtlich des ICM – parallel zu unserem Angebot eines hochschul­didaktischen Zertifikats und laufenden Weiterbildungen rund um Didaktik. Wichtig ist uns auch der laufende Dialog mit Studierenden im Sinne der gemeinsamen Weiterentwicklung von Lehre und Forschung. Insgesamt geht es um Akzente, um die Grundsätze der „Strategie 2017“ – „Best Place to Learn“ und „Best Place to Work“ – mit Leben zu erfüllen. FH-Prof. Dipl.-Ing. Johann Haag ist stellvertretender Leiter des FH-Kollegiums der FH St. Pölten und Leiter der Studiengänge IT Security und Information Security.

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Der Hörsaal steht kopf

D i g i t a l e Te c h n i k v e r ä n d e r t d i e H o c h s c h u l d i d a k t i k u n d d a s Ve r h ä l t n i s z w i s c h e n L e h re n d e n u n d S t u d i e re n d e n . D e r Tr e n d g e h t v o m W i e d e r g e b e n a u f K n o p f d r u c k h i n z u einem Ermöglichen und Fördern. V O N

M A R K

Bessere Noten bei geringerem Zeitaufwand, Verstehen und Anwenden des Inhalts von Lehr­ veranstaltungen statt reines Auswendiglernen und Wiedergeben – vieles, was Studierenden ihr Studium erleichtern und die Qualität der Ausbildung verbessern soll, ist Inhalt von innovativen und neuen Lehrmethoden, die sich dem studierendenzentrierten Lernen und Lehren verschrieben haben. Bei diesen neuen Ansätzen in der Hochschuldidaktik stehen die Studierenden im Mittelpunkt. Aktives Denken und selbstständiges Lernen stehen im Vordergrund im Vergleich zum reinen Memorieren. Einer dieser Ansätze ist das Inverted-Classroom-Modell (ICM) – zu Deutsch also das „umgedrehte Klassenzimmer“. „Umdrehen“ hat dabei mehrere Aspekte: Ergänzend oder alternativ zu Hausübungen stellen Vortragende ihren Lernenden Materialien zur Ver­fügung, mit denen diese sich alleine oder in Kleingruppen vor den Präsenzphasen an der Hochschule auseinandersetzen. Die Materiali­en können Videos aus dem Internet sein oder sol­che, die die Lehrenden produziert haben, so­wie Fachtexte, Visualisierungen und Präsentationen, Pod­­casts (quasi Mini-Radiobeiträge), LinkSammlungen usw. Ein bunter Mix an Methoden garantiert die Vielfalt im Unterricht. Gezielt gefördert wird ebenso der Kontakt zu ExpertInnen aus verschiedenen Feldern, deren Wissen hier aktiv genutzt wird. „Ein Gestaltungsprinzip des Inverted Classroom ist, Lernende zu motivieren 14

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und dabei zu unterstützen, selbst zu Handelnden zu werden sowie selbstbewusst und vernetzt vor­ zugehen“, so Christan F. Freisleben-Teutscher. Er leitet an der Fachhochschule St. Pölten ein Projekt zur Einführung des Inverted ClassroomModells und begleitet Lehrende, die die neue Lehrmethode im Unterricht anwenden wollen. „Umgedreht“ bedeutet auch: Präsenzveranstaltungen interaktiv zu gestalten, auf vorhandenes Wissen zurückzugreifen und Lernende zu motivieren, in verschiedener Form Wissen zu ver­ mitteln und so selbst zu lernen bzw. Wissen gemeinsam mit anderen weiterzuentwickeln. In

„Es gibt das Sprichwort ‚Stillstand ist Rückschritt‘. Das gilt vor allem auch für die Lehre. Man muss Studierende immer neu begeistern und daher ist es wichtig, in der Lehre fortschrittlich zu sein.“ Johann Haag, Vizerektor und Studiengangsleiter an der FH St. Pölten der Präsenzphase wird auf gesammelte Fragen eingegangen, Lernende nutzen das vorher er­ worbene Wissen, um gemeinsam an der Lösung span­nender Probleme zu arbeiten oder Praxismodelle zu entwickeln.

Qualität der Ausbildung steigt. Einer der Protagonisten des Inverted Classroom im deutschen Sprachraum ist Jürgen Handke von der Phi­lipps-


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3.000.000 Lernende weltweit erreichen die drei größten Anbieter­ Innen von MOOCs (Massive Open Online Courses) in den USA (Udacity, Coursera und edX) mit ihren rund 400 Kursen

Quelle: Uniko, Kriterien und Leitsätze für eine qualitätsgesicherte Verwendung von MOOCs (Massive Open Online Courses)

59% 56% 67,5%

der Studierenden geben an, durch den Inverted Classroom mehr zu lernen als bei anderen Lehrformaten

Universität Marburg. In den Vorlesungen des Anglistik-Professors wird vor allem diskutiert und aktiv gearbeitet – keine klassische Vorlesung also mit Frontalvortrag und Zuhörenden. Handke hat mit dem Virtual Linguistics Campus eine Plattform für diese Form des Unterrichts ein­ gerichtet. „Studierende, die nach dem Inverted Class­room unterrichtet werden, wissen mehr als nach einer traditionellen Lehrveranstaltung“, sagt Handke. Er und seine Mitstreiter bezeichnen den Inverted Classroom als „Vorlesungsform für das 21. Jahrhundert“. Aktiv genutzt werden dabei verschiedenste Instrumente des Web 2.0, also dialog­orientierte Methoden, um Wissen an ver­ schie­densten Orten der Welt zu finden und ein­ zu­bringen. Handke zufolge muss die Hochschullehre radikal verbessert werden, um mit steigenden Studierendenzahlen zurechtzukommen und gleichzeitig ihre Qualität zu sichern. Zur Lösung gehöre unter anderem die Digitalisierung der Hochschullehre. Dadurch entstünden neue Lehrorganisationsformen und bisher undenkbare Unterrichtsszenarien. „Es ist aber auch die Rolle der Hochschullehrenden neu zu denken. Sie brauchen neben der fachlichen eine profunde mediendidaktische Qualifikation“, erklärt Handke.

der Studierenden sehen einen erhöhten Arbeitsaufwand beim Inverted Class­ room im Vergleich zu anderen Lehrformaten

der befragten Studierenden wünschen sich trotz des höheren Aufwan­ des den Inverted Classroom statt eines traditionellen Lehrformats

Umfrage unter 155 Erstsemestrigen in einer Linguistik-Lehrveranstaltung, Quelle: http://invertedclassroom.wordpress.com/2013/12/17/studentischebewertungen-des-inverted-classroom-mastery-modells-icmm/

Lehrmethoden für das 21. Jahrhundert Inverted Classroom ist eine Methode des integrierten Lernens, in der u. a. Übungsphasen und Stoffvermittlung vertauscht werden: Lerninhalte werden von Studierenden auch daheim erarbeitet, an der Hochschule wird geübt und ange­ wendet. Synonyme sind flip teaching, flipped classroom oder inverted teaching. MOOCs (ausgesprochen: Muugs) bezeichnet offene OnlineKurse und -Vorlesungen mit einer großen Anzahl an Teil­neh­ menden. xMOOCs sind dabei Online-Varianten von regulären Kursen („x“ steht für „extension“). Bei cMOOCs („c“ für „connectivism“) stehen zudem aktive Mitarbeit und Formen des Austauschs zwischen den TeilnehmerInnen im Vordergrund.

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Glossar

Doch wie steht es beim Inverted Classroom mit seiner Mischung aus Präsenzzeiten und solchen des selbstorganisierten Lernens um die ECTS-Punkte und den Aufwand für die Lehrveranstaltung? „Unter dem Strich sollte der Aufwand für Studierende gleich bleiben, auch da sie weniger Zeit zum Lernen für Prüfungen benötigen, weil schon vorher ausreichend Zeit und Gelegenheit für Lernen gegeben war“, so Freisleben-Teutscher. Für Lehrende ist der Inverted Classroom eine Chance, vorhandene Vorgangsweisen und Materialien zu reflektieren und – auch gemeinsam mit den Studierenden – weiterzuentwickeln.

„Konnektivismus“. Vor einigen Monaten hat die

FH St. Pölten zum Thema neue Lehrmethoden den Blog skill.fhstp.ac.at eingerichtet. Dort berichten Lehrende der FH St. Pölten von ihren Erfahrungen mit dem Inverted Classroom und anderen Lehrmethoden und tauschen sich aus. „Bislang vermittelte ich Wissen über ein traditionelles Lehrformat: Ich stand vor den Studierenden und meine Gesprächsanteile waren im Vergleich zu jenen der Studierenden sehr hoch. Diskussionen kamen zu kurz. Zudem bekam ich erst bei der Abschlussprüfung der Lehrveranstaltung Einblicke, ob die Studierenden das Wissen anwenden können. Nun kann ich schneller erkennen, ob und wo Studierende Schwierigkeiten haben, die Theorie in der Praxis umzusetzen, und ich kann sofort darauf reagieren“, berichtet etwa Alexandra Haupt, Dozentin im Studiengang Diätologie der FH St. Pölten. Am SKILL-Blog findet sich zudem ein Online-Kurs für den Inverted Class­room, der wesentliche Grundlagen und Methoden vorstellt. Prüfungen zur Beurteilung des Lernerfolgs gibt es übrigens auch beim umgedrehten Klassenzimmer. Es geht dabei nicht nur um das Abfragen von Wissen, stärker berücksichtigt werden

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Blended Learning oder integriertes Lernen bezeichnet eine Lernform, bei der die Vorteile von Präsenz­ veranstaltungen und E-Learning ­kombiniert werden – ein Beispiel ist der Inverted Classroom. Kooperatives ­Lernen bezeichnet Lernformen, die gemeinsame Aktivitäten der TeilnehmerInnen verlangen, um eine gemeinsame Lösung eines Problems oder ein geteiltes Verständnis zu entwickeln. Dazu gehören zum Beispiel Gruppenarbeiten und der Inverted Classroom. Lernen durch ­Lehren (LdL) ist eine Unterrichtsmethode, bei der SchülerInnen oder Studierende lernen, indem sie sich den Stoff gegenseitig vermitteln. Dies wird häufig beim Modell des Inverted Classroom eingesetzt. E-Learning bezeichnet Formen des Lernens, bei denen elektronische oder ­digitale Medien für die Präsentation von Inhalten und/oder zur Kommunikation verwendet werden. Open Educational Resources (kurz OER) sind freie Lernund Lehrmaterialien.

auch das Engagement der Studierenden und das persönliche Einbringen. So könnten etwa Studierende ein Quiz zum Abfragen des Wissens entwickeln, andere Studierende evaluieren das Quiz und eine dritte Gruppe evaluiert die Evaluation. Das ICM geht stark vom Ansatz des „Konnektivismus“ aus, einer Betrachtungsweise von Lernen und Lehren, die von den Lerntheoretikern George Siemens und Stephen Downes entwickelt wurde. Diese Lerntheorie sieht Lernende nicht als Indi­ viduen, sondern als Teil eines Netzwerks. Die Lernenden nehmen dabei eine aktive Rolle im Lernprozess ein, ihre Expertise soll ausgebaut

„Die Lehre wird nicht allein durch eine Videoübertragung verbessert. Guter Unterricht braucht die gekonnte Durchführung eines interaktiven Seminars. Dafür ist eine passende Ausbildung der Hochschullehrenden erforderlich.“ Rolf Schulmeister, Zentrum für Hochschul- und Weiter­ bildung (ZHW) der Universität Hamburg

und genutzt werden. Dazu gehören Wissen und Routine im Finden, Bewerten, Strukturieren, Neu-Implementieren und Verknüpfen von Informationen. Dieser Ansatz der Einbindung der Lernenden wird auch in den MOOCs (Massive Open Online Courses) gelebt. Darunter versteht man Online-Vorlesungen und Vorträge. Durch sie kann gewissermaßen die ganze Welt zum Hörsaal werden. Manche ProfessorInnen erreichen mit den Online-Lernangeboten mehr als 100.000 Personen. Über interaktive Elemente wie Blogs und Fragenkataloge können MOOCs auch zum Austausch unter den Teilnehmenden genutzt werden und unterstützen damit Kooperationen und das gemeinsame Lernen und Entwickeln von Ideen.


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Risiken von Online-Kursen. Im Juni 2014 haben

die Österreichische Universitätskonferenz uniko sowie die deutsche Hochschulrektorenkonferenz HRK Positionspapiere zu MOOCs veröffentlicht. Beide Institutionen legen Hochschulen nahe, die Online-Kurse als zusätzliches Angebot zum klassischen Unterricht zu nutzen. Mit MOOCs gestartet haben vor einigen Jahren namhafte Unis und Forschungseinrichtungen wie Stanford, Harvard und das MIT. Sie bieten die Online-Lehrangebote einzeln an oder über Gemeinschaftsplattformen wie Udacity, Coursera und edX. In Österreich bieten die Unis in Salzburg und Graz sowie die TU Graz MOOCs an. In ihren Positionspapieren haben die uniko und die HRK Kriterien und Leitsätze zum qualitätsgesicherten Einsatz von MOOCs festgeschrieben und gehen auch auf Probleme und Risiken der Online-Kurse ein. Die uniko sieht MOOCs etwa als sinnvolles Element des lebenslangen Lernens, betont aber, dass sie nur ein komplementäres und kein supplementäres Angebot zur traditionellen Hochschullehre sein können. Die HRK wiederum warnt davor, in MOOCs ein Einsparungspotenzial für die Hochschulbudgets zu sehen. Denn die Kurse seien nur sinnvoll, wenn sie durch intensive Betreuung wie Moderation, Tutorien und technische Unterstützung flankiert werden. Sie sind daher ressourcenintensiv und kein Sparinstrument.

Ausbildung für die Lehrenden. Laut Rolf Schul-

meister vom Zentrum für Hochschul- und Weiterbildung (ZHW) der Universität Hamburg ist nach einem ersten Hype um MOOCs bei eini­gen Hochschulen Enttäuschung eingetreten. Denn die TeilnehmerInnen der MOOCs verfügen zu mehr als 70 Prozent über Bachelor- und Masterabschlüsse oder Promotionen. Lediglich drei Pro­ zent der Teilnehmenden seien regulär ein­ge­

Jürgen Handke

Kranker Patient Hochschullehre „Die Hochschullehre ist ein kranker Patient. Viele Hochschulen verab­ säumen es seit Jahren, ihre Lehre und ihr Lehrpersonal an die veränderten Bedingungen des 21. Jahrhunderts anzupassen. Sie halten an altherge­ brachten Konzepten fest, die Lehre ist oftmals ein Stiefkind der Hochschu­ len. Trotz einer sich rasend schnell wandelnden Informationsgesellschaft wird prinzipiell meist immer noch so gelehrt wie Mitte des 20. Jahrhunderts. Wir müssen den Patienten Hoch­ schullehre nachhaltig kurieren und für das 21. Jahrhundert modernisieren. Die Rolle der Hochschullehrenden ist neu zu denken und die Hochschul­ lehre kann und sollte bereits heute in weiten Teilen digitalisiert werden.“ Prof. Dr. Jürgen Handke lehrt Anglistik/Linguistik an der Philipps-Universität Marburg und gilt als Hauptvertreter des Inverted-Classroom-Modells in Deutschland.

Johann Haag

Ein ganz neues Lernklima „In den Studiengängen IT Security und Information Security versuchen wir bereits seit Jahren, verstärkt neue Lehr- und Lernmethoden einzusetzen. Wenn es den Lehrenden gelingt, bei den Studierenden Neugierde zu wecken, die sie dazu motiviert, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, dann entsteht ein ganz neues positi­ ves Lernklima, das die Studierenden zu Höchstleistungen treibt. Das Wich­ tigste dabei ist, dass die Erkenntnisse aus den Übungen bzw. den Selbst­ lernphasen im Unterricht wieder auf­ bereitet und eingearbeitet werden. Dann sehen Studierende den Sinn.“ FH-Prof. Dipl.-Ing. Johann Haag ist stellvertretender Leiter des FH-Kollegiums der FH St. Pölten und Leiter der Studiengänge IT Security und Information Security.

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schrie­bene Studierende von (amerikanischen) Hochschulen. Zwei Anbieter von MOOCs, Udacity und Coursera, bieten aus diesem Grund seit 2014 kostenpflichtige MOOCs als Weiterbildung an. Zudem verweist Schulmeister auf die hohen Abbruchquoten von über 90 Prozent bei MOOCs, die sich für ihn auch durch die fehlende Betreuung der Lernenden ergeben. Umgesetzt werde oft ein Lehrmodell, bei dem der Vermittlungsprozess zu kurz komme, das ausschließlich auf Vermittlung beruht und keine Lernfreiheit zulasse. Es brauche die Kombination mit interaktiven Elementen wie beim Inverted Classroom, wie sie von mehreren deutschen BildungsanbieterInnen auch umgesetzt werden. „Die Lehre wird nicht allein durch eine Videoübertragung verbessert. Guter Unterricht braucht die gekonnte Durchführung eines interaktiven Seminars. Dafür ist eine passende Ausbildung der Hochschullehrenden erforderlich“, so Schulmeister. Jedenfalls wird mit MOOCs und dem Inverted Classroom nicht die Hochschule obsolet, wie es der österreichische Ökonom Peter Drucker in der These „From Brick to Click“ formuliert hat. Denn der persönliche Kontakt ist nicht ersetzbar, sind sich ExpertInnen einig. „Guter Austausch funktioniert nur mit realen Menschen und einer sichtbaren Struktur wie einer Hochschule. Es geht beim Inverted Classroom immer um die Kombination aus Online- und Präsenzphasen“, sagt Freisleben-Teutscher. Auch Jürgen Handke sieht Hochschulen durch neue Lehrmethoden und Digitalisierung des Unterrichts nicht zu neuen Fernunis werden. Im Zentrum stehe immer noch die Präsenzlehre und hier könnten die Hochschulen punkten. „Mit bestens ausgestatteten Hörsälen, klugen Unterrichtsformaten für die Präsenzphasen und hervorragend ausgebildeten Hochschullehrenden mit hoher Medienkompetenz können Hochschulen neben der Forschung die Lehre zu einem ihrer Gütekriterien machen“, erklärt Handke in seinem Buch „Patient Hochschullehre“. Freisleben-Teutscher zufolge ist der Inverted Class­room ein Paradigmenwechsel weg vom Sys­ 18

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tem des Wiedergebens auf Knopfdruck hin zu einem Ermöglichen, Fördern und effizienten Nutzen von Lernumfeldern. Um Veränderungen in der Lehre kommt keine Hochschule herum, ergänzt Johann Haag, Vizerektor und Studiengangsleiter an der FH St. Pölten: „Es gibt das Sprichwort ‚Stillstand ist Rückschritt‘. Das gilt vor allem auch für die Lehre. Man muss Studierende immer neu begeistern und daher ist es wichtig, in der Lehre fortschrittlich zu sein.“

Servicezentrum

Innovatives Lehren und Lernen Vor sechs Jahren hat die FH St. Pölten ein Service- und Kompetenzzentrum für Innovatives Lehren & Lernen (abgekürzt SKILL) ins Leben gerufen. Es unterstützt in der Qualitätsentwicklung der Lehre und bei der Konzeption und Umsetzung innovativer Lehr- und Lernszenarien. SKILL bietet zudem den Lehrgang „Zertifikat Hochschuldidaktische Kompetenz“ an und organisiert ein­ mal jährlich die Fachkonferenz „Tag der Lehre“ (s. Artikel Seite 24). Die Arbeit lohnt sich: Fünf innovative Lehr- und Lernkonzepte der FH St. Pölten waren im Jahr 2014 für den „Ars docendi“-Staatspreis, den Staats­preis für exzellente Hochschullehre, nominiert. Drei davon wurden von der Jury unter die besten drei in den jeweiligen Kategorien gereiht. Didaktische Erkenntnisse zu neuen Lehrmethoden lassen sich aber nicht nur zur Verbesserung des Unterrichts nutzen, sondern auch in der Forschung. Ein Projekt, an dem SKILL beteiligt ist, ist BRELOMATE (Breaking Loneliness with Mobile Interaction and Communication Technology for Elderly). In diesem Forschungsvorhaben untersuchen WissenschaftlerInnen der FH St. Pölten Zugänge, um sozial isolierte ältere Menschen an Informationsdienste und Soziale Netzwerke im Internet heranzuführen und sie besser in ihre soziale Umwelt einzubinden. Entwickelt werden unter anderem Prototypen für ein On­­line-Kartenspiel (Schnapsen) und für Videotelefonie. Die Mitarbeiter von SKILL erarbeiten dazu ein Didaktik-Konzept. Nach diesem Konzept erklären nicht WissenschaftlerInnen und ProjektmitarbeiterInnen den alten Menschen die Anwendung, sondern Personen, die sie bereits kennen, z. B. die En­kelInnen der SeniorInnen sowie andere Angehörige oder das Personal von Pflegeeinrichtungen.

Linktipps Blog des Service- und Kompetenzzentrums für Innovatives Lehren und Lernen (SKILL) der Fachhochschule St. Pölten: http://skill.fhstp.ac.at/

Wiki der Freien Uni Berlin zum Inverted Classroom: http://wikis.fu-berlin.de/display/icm/Inverted+Classroom+Model

Inverted Classroom in Deutschland http://invertedclassroom.wordpress.com/

MOOC-Plattform der Uni Graz und TU Graz http://www.imoox.at


WIE MOTIVIEREN SIE SICH?

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Christian Kieslinger

„Inmitten von elektronischen und gedruckten Büchern, von Worten und Sätzen fühle ich mich einfach bestens und immer hochmotiviert. Und täglich sind n e u e P ä c k c h e n z u ö f f n e n – d a s i s t w i e W e i h n a c h t e n . J e d e n Ta g a u f s N e u e . “ Mag. Christian Kieslinger, MSc Leiter Bibliothek

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Johanna Rakaseder

„Hier motiviert und inspiriert mich vieles: der Raum für persönliche und fachliche Weiterentwicklung, KollegInnen und Studierende, die meinen Unterricht mögen, und nicht zuletzt das Wissen, dass ich mich zu 1 0 0 P ro z e n t a u f m e i n e Vo r g e s e t z t e n v e r l a s s e n k a n n . “ FH­Prof. Dr. Johanna Rakaseder FH­Dozentin, Internationale Koordinatorin und Koordinatorin Didaktik der 2. Fremdsprachen am Department Medienwirtschaft

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Markus Wintersberger

„Es ist das künstlerische Forschungsfeld in einer interdisziplinären Umgebung. Der institutionelle Raum erfährt damit Weite und virtuelle U n e n d l i c h k e i t . D i e s e E n t g r e n z u n g i s t s t e t e Tr i e b f e d e r m e i n e r k ü n s t l e r i s c h e n Produktionen und in meiner Lehre.“ FH­Prof. Mag. Markus Wintersberger FH­Dozent Department Medientechnik IC\M/T – Institut für Creative\Media/Technologies

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Erst die Arbeit, dann das Studium

Berufsbegleitende Ausbildungen an Fachhochschulen sollen weiter ausgebaut werden. Das erfordert klar strukturierte O n l i n e - To o l s u n d g r ü n d l i c h e P l a n u n g d e r P r ä s e n z z e i t e n , s a g t Studiengangsleiterin Gertraud Pantucek. I N T E R V I E W :

M I T R A

Rund 43.603 Personen in 431 Studiengängen studieren mittlerweile an Österreichs Fachhochschulen. Die Hälfte der Studiengänge wird berufsbegleitend angeboten. Ein weiterer Ausbau der berufsbegleitenden Ausbildungen am FHSektor ist vorgesehen. Damit weder Beruf noch Studium und häufig auch Familie zu kurz kommen, braucht es ein gutes Zeitmanagement der Studierenden. Doch auch die Fachhochschulen tun vieles, um ein berufsbegleitendes Studium zu erleichtern. „future“ hat die FH-Dozentin und Leiterin des Bachelor-Studiums „Soziale Arbeit“, Gertraud Pantucek, zu den Herausforderungen in der Lehre und zur Akzeptanz des berufsbegleitenden Studierens bei Lehrenden und Studierenden befragt.

Berufsbegleitend lernen mit E-Learning und Präsenzblöcken klingt vielversprechend. Im Studiengang Soziale Arbeit gibt es das Angebot schon lange? In der Ausbildung der Sozialarbeit gibt es das berufsbegleitende Studienangebot schon seit Jahrzehnten. An der Akademie für Sozialarbeit kamen Studierende dafür vier Mal in der Woche abends in die Akademie und das Studium dauerte ein Jahr länger als das Vollzeitstudium. Bei der Umstellung auf den FH-Diplomstudiengang 2001 wurde vorerst auch das Zeitmodell „Abenduniversität“ verwendet, mit einer Präsenzzeit von ebenfalls vier Mal pro Woche. Allerdings gab es 20

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erstmals eine äquivalente Studiendauer zum Vollzeitstudium. Seit der Umstellung auf den Bachelor- und Masterstudiengang 2006 wurde erstmals mit dem bis heute verwendeten Blocksystem gearbeitet: Die Studierenden kommen ca. einmal im Monat für drei bis fünf ganze Tage zu Präsenzblöcken an die FH. Vor den zu absolvierenden Blöcken sind Texte zu lesen und dazugehörige Aufgaben zu bearbeiten, die in der Präsenzzeit diskutiert und präsentiert werden. Es gibt auch nach dem Präsenzunterricht die Möglichkeit, die Aufgaben nachzubearbeiten und neuerlich hochzuladen.

Ein offenbar theoretisches Ideal. Wie herausfordernd ist die didaktische Methodensuche bei wenig Präsenz und verstärktem virtuellen Unterricht? Tatsächlich ist die rein virtuelle Kommunikation vor dem Beginn der Präsenzzeit für Lehrende und Studierende nach wie vor schwierig. Miteinander zu arbeiten, ohne sich real kennengelernt zu haben, ist eine Herausforderung für alle. Wir haben zwar versucht, solche Kennenlern-Zeiten zu organisieren, aber das scheiterte letztlich an dem hohen zusätzlichen Organisationsaufwand und brachte wenig, da mit zwei bis drei Einheiten ­ohnehin kein Kennenlernen möglich ist. Noch dazu ist die Gruppengröße von bis zu 27 Personen dafür nicht geeignet. Eine weitere Hürde ist die Auswahl der Inhalte für die sehr kurze Präsenz-


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30 Stunden in der Woche zu arbeiten und auch Bildungskarenz oder Bildungsteilzeit in Anspruch zu nehmen.

Die Integration von E-Learning in Curricula und das steigende Angebot von berufs­ begleitenden Studiengängen lassen Schlüsse auf eine hohe Akzeptanz bei den Studierenden zu. Ist das so? Tatsächlich ist die Akzeptanz von berufsbegleitend organisierten Studienangeboten zu Beginn sehr hoch. Schwierig ist, die Motivation auf gleichbleibendem Niveau zu halten. In der Mitte des Studiums überlegen viele eine Unterbrechung oder sogar einen Abbruch des Studiums. Nach meinen Erfahrungen werden in der Regelstudienzeit und zum Termin für die 1. Abschlussprüfung durchschnittlich 60–80 Prozent der Studierenden fertig, das sind bedeutend weniger als bei einem Vollzeitstudium. Die restlichen Studierenden beenden dann das Studium meist beim 2. Prüfungstermin bzw. nach ein bis zwei Verlängerungssemestern. zeit. Es benötigt jede Lehrveranstaltung ein ei­ genes Zeitkonzept, das weit im Voraus geplant werden muss. Interaktives Arbeiten mit den Studierenden ist in der Präsenzzeit natürlich direkt möglich. Wie dies auch online angeleitet und überblickt werden kann, bereitet Lehrenden im­ mer wieder Schwierigkeiten. Vor allem auch, den Überblick zu bewahren, z. B. bei Forendiskussionen. Die Arbeit im Hintergrund, eben über und mit dem eCampus, wird grundsätzlich hinsichtlich Zeitbedarf und Intensität unterschätzt. Klarheit und Struktur in den Online-Kursen sind die Basis für eine kompetente Inhaltsvermittlung. Wenn dies gelingt, dann sind auch Gruppenarbeiten und eine individuelle Förderung gut möglich. Hinzugefügt sei aber auch, dass ein Vollzeitjob neben dem Studium kaum machbar ist. Ich empfehle daher, maximal 20 bis

Stichwort Qualitätsstandards und Qualitätssicherung? Wir haben bei der Umstellung und auch in den Folgejahren einen ausführlichen „Standard-Leitfaden“ entwickelt. Dieser gilt nach wie vor, wurde von mir gerade auf Aktualität überprüft und wird allen Lehrenden regelmäßig übermittelt. Ich bin als Studiengangsleiterin in zumindest zwei Lehrveranstaltungen mit der Umsetzung der berufsbegleitenden Lehre beschäftigt und diskutiere hier wiederholt die Erfahrungen und eventuelle Schwierigkeiten mit den Studierenden. In den Modulhandbüchern und Lehrveranstaltungsbeschreibungen wird auch der sogenannte „Fernlehreanteil“ beschrieben. Ich sehe Standards als Unterstützung für die berufsbegleitende Lehre – manche Lehrende fühlen sich dadurch eher eingeengt.

FH-Prof. DSA Mag. Gertraud Pantucek ist Studiengangsleiterin des Bachelor-Studiums „Soziale Arbeit", FHDozentin Department Soziales und wissen­schaft­ liche Mitar­beiterin am Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusions­­forschung.

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Balance zwischen Arbeit und Studium Wer sich für ein berufsbegleitendes Studium entscheidet, verzichtet freiwillig auf Freizeit. Unternehmen erwarten eine strikte Trennung von Job und Studium bei gleichbleibender Leistungsbereitschaft. Thomas Strassmayer weiß, wovon er spricht. Er hantelte sich sukzessive durch die Top-Management-Ebenen der ÖBB. Schließlich bereits im Stab der Betriebsleitung der ÖBB Infrastruktur AG tätig, entschied er sich 2008 für das berufsbegleitende Studium der Eisenbahn-Infrastruktur an der FH St. Pölten. Mit seiner dualen Sicht als Absolvent und als langgedienter Manager – 2014 gründete er zudem sein eigenes Consulting-Unternehmen für operative Eisenbahnbetriebsführung und Systemanwendungen – kann er beide Seiten nachvollziehen. Die Schere zwischen den Erwartungen und der Realität klafft trotzdem weit auseinander. Auf der Studierenden- und auf der Unternehmensseite, meint Strassmayer. „Der bedeutendste Parameter für Unternehmen ist die Tatsache, dass der Studierende in der Freizeit studiert und nicht in der Arbeitszeit. Die Verfügbarkeit des Mitarbeiters muss gewährleistet bleiben. In der Realität sind studierende MitarbeiterInnen jobspezifisch nur eingeschränkt leistungsfähig. Nach eigener Einschätzung und Absprache mit Kommilitonen reduziert sich die Leistung auf ca. 80 bis max. 90 Prozent. Dies er22

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gibt sich nicht aus einer fehlenden Motivation, sondern aus der körperlichen und geistigen Belastungsgrenze während eines berufsbegleitenden Studiums. Der Stundenaufwand im Studium ergibt ebenso um die 40 Wochenstunden wie die Arbeitszeit im Unternehmen. Unternehmen erwarten sich eine Trennung der Themen Job und Studium.“ Thomas Strassmayer ist neben seinen vielen Agenden auch als FH-Dozent in St. Pölten tätig. Als Mitglied im Ausschuss der Qualitätsentwicklung Lehre und in der Arbeitsgruppe ICM (Inverted Classroom Model) spricht er sich für die Blockung des Stundenplans auf Wochenenden aus: eine Kosten- und Zeitersparnis für Studierende und ArbeitgeberInnen.

Unternehmen erwarten Mehrwert. „Das Unternehmen erwartet einen Mehrwert aufgrund der wissenschaftlichen Ausbildung. Das Absolvieren einer bestimmten Vorlesung sollte daher hinsichtlich der Anrechenbarkeit auch für eine firmeninterne Weiterbildung oder Berufsausbildung Gültigkeit haben. Ferner zeigt die Er­­fah­rung, dass berufsbegleitende Studien­gänge zu einem hohen Prozentsatz in der Mindeststudiendauer abgeschlossen werden. Damit kalkulieren auch die Arbeitgeber, weil die Verfügbarkeit der Mitarbeiter und die Kosten für das Unternehmen mit der Studiendauer einhergehen. Die Eigenständigkeit und die organisatorischen Fähigkeiten der Studierenden werden meist von Un­ ternehmen unterstützt, zum Beispiel werden Ex­­kursionen ermöglicht (Zutrittserlaubnis) oder auch Räumlichkeiten abseits der FH für Vorlesungen oder Prüfungstermine zur Verfügung gestellt. Bei Stu­dien­erfolgen wird in manchen Geschäftsbereichen die Studiengebühr refundiert oder bei besonderen Leistungen auch Sonderbzw. Bildungs­urlaub gewährt.“


IHRE MEINUNG

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Sie wünschen, wir bilden!

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Diese ArbeitgeberInnen wissen, was sie an AbsolventInnen der FH St. Pölten haben. In „future“ beantworten sie folgende Fragen: Was erwarten Sie von unseren AbsolventInnen? Welche Erfahrungen haben Sie mit ihnen gemacht? Was sind die größten Herausforderungen für EinsteigerInnen? Welchen Tipp geben Sie AbsolventInnen für den Eintritt in die Praxis?

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Sandra Luger

Erwartungen: Einsatzbereit­ schaft, selbstbewusstes Auftreten, Mut und Lust, in den Agenturjob einzusteigen, Interesse an komple­ xen Themen. Erfahrungen: Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht, zwei ehemalige Praktikantinnen sind mittlerweile Beraterinnen bei Gais­ berg. Wir schätzen das breite Wis­ sen, das die Kolleginnen und Kolle­ gen von der FH St. Pölten mitbringen. Herausforderungen: Der Agenturalltag hebt sich sehr stark ab vom FH­Alltag. Und wir arbeiten an sehr komplexen Themen in den Bereichen Litigation, Crisis und Change. Tipps: Möglichst viel auspro­ bieren und in Unternehmen schnuppern. Mit der Basis durch die Ausbildung an der FH St. Pölten kann man prompt einsteigen und mitarbeiten.

Mag. Sandra Luger ist Geschäftsführerin bei Gaisberg Consulting und hat ein Magister­Studium für Publizistik und als Dolmetscherin an der Universität Wien absolviert.

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Markus Robin

Erwartungen: Erstens: echte Leidenschaft für IT­Sicherheit. Zweitens: solides Wissen über Penetrationstests, Reverse Engineering oder organisatorische Informationssicherheit. Drittens: volle persönliche Integrität und Vertrauenswürdigkeit. Erfahrungen: Wir sind mit den AbsolventInnen der FH St. Pölten sehr zufrieden. Es ist eine Freude zu erleben, wie sich ambitionierte Studierende zu angesehenen IT­ SicherheitsexpertInnen entwickeln. Herausforderungen: Die größte Herausforderung für Neu­ einsteigerInnen ist sicherlich das Einarbeiten in bisher nicht bekannte Technologien. Tipps: Konzentrieren Sie sich nicht auf Ihre Schwächen, sondern versuchen Sie herauszufinden, worin Sie in der IT­Sicherheit wirklich gut sind, und werden Sie dort besser als Ihre KollegInnen.

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Erich Fenninger

Erwartungen: Die Ausbildung an der FH ist sehr praxisorientiert, daher erwarte ich mir neben Fach­ wissen auch einen praxisnahen Zugang zur Aufgabe. Herausforderungen: Gerade der Sozialbereich ist oft auch menschlich herausfordernd. Aber mit einer guten Begleitung wird der Einstieg meist gut bewältigt. Tipps: Ich rate jungen Menschen, wenn möglich, Erfahrungen im Ausland zu machen. Das weitet den Horizont. Und dann sind Arbeits­ erfahrungen aus Volontariaten oder Praktika natürlich auch wichtig, weil keine Theorie reale Erfahrungen ersetzen kann.

Mag. (FH) Erich Fenninger ist Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich. Er hat an der Bundesakademie für Sozialarbeit und der Akademie für Sozialarbeit der Stadt Wien studiert und den Masterstudiengang Sozialarbeit an der FH St. Pölten absolviert.

DI Markus Robin ist General Manager der SEC Consult Unternehmens­ beratung GmbH. Er hat Informatik an der Technischen Universität Wien studiert.

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Eine Bühne für innovative Lehre

tenzzentrums für Innovatives Lehren & Lernen (SKILL) der FH St. Pölten, das den Tag der Lehre organisiert.

Der „Tag der Lehre“ an der FH St. Pölten entwickelte sich zu einer Fachtagung über Hochschuldidaktik mit internationaler Beteiligung. Die Veranstaltung fördert auf Basis nationaler und internationaler Good-Practice-Beispiele den Aus­ tausch über innovative Lehre und vernetzt Lehrende unterschiedlicher Hochschulinstitutionen miteinan­ der. „Ziel ist es, der didaktisch hochwertigen Gestal­ tung von Lehr- und Lernprozessen einen höheren Stellenwert zu verschaffen und besonders gelunge­ nen Ansätzen eine ‚Bühne‘ zu bieten“, sagt Josef Weißenböck, der Leiter des Service- und Kompe­

Geistige Arbeit ist anstrengend, die richtigen Nahrungsmittel helfen.

2012 noch als interne Vernetzungsveranstaltung konzipiert, ist in der Zwischenzeit eine hochschul­ didaktische Fachtagung daraus entstanden, an der circa 150 Hochschuldidaktik-ExpertInnen und Lehrende aus dem deutschsprachigen Raum teil­ nehmen. Inhaltlich widmete sich die Veranstaltung bisher unter anderem „Strategien und Modellen für Lehr- und Lerninnovation“, dem berufsbegleiten­ den Lernen oder technisch wie didaktisch inspirie­ renden Szenarien des „Lernraums der Zukunft“. Begleitend zum Tag der Lehre erscheint jeweils ein Tagungsband. www.fhstp.ac.at/campus/elearning/skill http://skill.fhstp.ac.at/

Nahrung fürs Gehirn Manche Lebensmittel unterstützen das Gehirn bei Konzentration und Lernen. Aber Vorsicht: Nicht alles, was angepriesen wird, hilft auch wirklich. V O N

G A B R I E L E

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Obwohl das Gehirn nur circa zwei Prozent des gesamten Körpergewichts ausmacht, verbraucht es mehr als 20 Prozent des gesamten Stoffwechsel­ umsatzes und Sauerstoffverbrauchs. Kein Wunder, dass geistige Arbeit anstrengend ist. Mit den ­richtigen Nahrungsmitteln kann man dem Gehirn ein wenig auf die Sprünge helfen. Wer länger kon­ zentriert arbeiten oder lernen will, sollte den Körper jedoch gleichmäßig damit versorgen – nicht nur kurz vor der Prüfung. Die Guten: Nüsse sind der Klassiker des Brainfood, aber sehr kalorienreich und sollten daher nur in kleinen Mengen gegessen werden. Äpfel schützen das Gehirn vor freien Radikalen durch reichlich Vitamin C, das im natürlichen Ver­

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Das Ziel ist, didaktisch hochwertigen Lehrund Lernprozessen eine Bühne zu bieten.

band viel effektiver ist als isoliertes Vitamin C. Regelmäßiger Genuss beugt zudem Alzheimer und Parkinson vor. Bananen enthalten viel Magnesium. Zusätzlich besitzen sie Aminosäuren, die zu Serotonin umge­ wandelt werden, dem „Glücksstoff“ in unserem Gehirn. Fisch ist durch seine Omega-3-Fettsäuren uner­ lässlich für eine optimale Gehirnfunktion. Ähnlich wirken Leinsamen, Raps oder Soja. Die Bösen: Tabletten: Sie geben nur einen kurzfristigen Kick. Eher drauf verzichten. (Trauben-)Zucker und Süßigkeiten wirken nur circa 20 Minuten. Hohe Mengen an Zucker ­führen bald wieder zum Leistungseinbruch. Burger, Pommes & Co enthalten reichlich Fett, vor allem ungesunde Transfettsäuren. Bei häufigem Konsum führen sie zu Konzentrationsschwierigkeiten und Leistungsminderung. Energydrinks enthalten hohe Mengen Koffein, das, im Übermaß konsumiert, zu vermehrter Nervo­ sität und innerer Unruhe führt. FH-Dozentin Mag. Gabriele Leitner ist Ernährungswissenschaftlerin und Diätologin am Department Gesundheit der FH St. Pölten.


LEHRE MIT HUMOR

L E H R E N

&

L E R N E N

Wo hört sich der Spaß auf? V O N

T H O M A S

D U S C H L B A U E R

Die Spaßgesellschaft hat vielerorts die Hörsäle erobert, und so stehen auch wir Lehrenden unter jenem Druck, dem Animateure oder gar Clowns ausgesetzt sind. Das ist eine ganz und gar trau­ rige Sache. Ja, das ist zum Weinen. Denn in letzter Konsequenz geht es dabei lediglich darum, auf unterhaltsame Art und Weise wirken zu wollen, weil man das, was man vermittelt, weiterhin ernsthaft für etwas Ernstes hält. So dekorieren wir unsere Lehre mit Schwänken aus dem Leben oder den immer selben Anek­ doten, die wir gleich mehreren Generationen von Studierenden antun. Wir bespaßen unsere Studierenden, damit für sie die Zeit in den Hörsälen schneller vergeht, damit sie die Inhalte leichter verdauen können, aber wir halten bei allem Humor weiterhin an der Ernsthaftigkeit dessen fest, was wir lehren. Wenn wir uns aber dazu durchringen könnten, das Gelehrte zwar als wichtig zu erachten, aber keinesfalls ernst zu nehmen, dann wären wir in der Lage, nicht nur den Humor, sondern auch die Inhalte unserer Lehre und sogar uns selbst als Lehrende weiter­ zuentwickeln. Denn Pointiertes resultiert vor allem daraus, dass Regeln eben nicht immer befolgt werden und es durchaus Abweichungen von Normen geben kann. Das Lachen über eine Pointe geschieht beispielsweise aus der Wahrnehmung eines Unterschiedes oder eines argumentativen Fehlers und damit genau genommen aus einer Erkenntnis heraus. Insofern brauchen wir Erkenntnis nicht mit Humoristischem auszuschmücken, um sie leichter in Köpfe zu pferchen, sondern können mit Humor an sich zu völlig neuen Erkenntnissen verhelfen. Diese Sichtweise spricht auch für eine gewisse Fehlertoleranz und ist nichts weniger als eine Säule, eine Bedingung für die Entwicklung eines persönlichen Stils. Humor bricht mit Dogmen und greift Zufälliges spontan auf, weshalb er auch eng mit Kreati­ vität und im weiteren Sinne mit Innovation verbunden ist. Die damit einhergehende Ironie ist gleichzeitig ein Ausloten des Möglichen. Ohne Selbstironie, mit verbissenem Ernst und Härte, verlieren wir an Glaubwürdigkeit sowie Respekt und haben es besonders in kritischen Phasen äußerst schwer. Dogmatisch gepolte Lehrende haben Angst, dass eine zu lockere Atmosphäre ihre Seriosität und Konzentration untergräbt. Sie schätzen auch selten den Wert kreativer Studierender und werden zu eifrigen Förderern des Längsdenkertums. FH­Dozent Dr. Thomas Duschlbauer ist Leiter des Lehrgangs Event­ management sowie Dozent am Department Medienwirtschaft der FH St. Pölten. Darüber hinaus ist er leitender Redakteur der „Wirtschafts­ Nachrichten Donauraum“ und Mitglied der Aktionsgruppe „Social Impact“.

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Z U

G A S T

I N

Heißes Pflaster

Bereits seit zehn Jahren verbringen zahlreiche Studierende der FH St. Pölten ihr Erasmus-Semester im spanischen Murcia. Die dortige Privatuniversität wartet mit imposanten Klostergemäuern und einem breiten Studienangebot in den B e r e i c h e n W i r t s c h a f t u n d Te c h n i k a u f .

Etwa eine Stunde Autofahrt entfernt von Alicante, im Tal des Río Segura, liegt Murcia, eine der größten Universitätsstädte Spaniens. Die Region, eine der trockensten und heißesten Europas, weist nicht selten schweißtreibende Temperaturen jenseits der 40 -°C-Marke auf. Ein kleines Stück außerhalb, in Guadalupe, liegt die Universidad Católica San Antonio de Murcia, kurz UCAM genannt. Ein Teil der 1996 gegründeten Privatuniversität befindet sich in einem alten, imposanten Klostergemäuer, das von der langen Zeit als Durchgangsregion und vom Wechsel zwischen maurischer und christlicher Herrschaft zeugt.

Demokratisierung des Hochschulsystems. Spanien war bis zum Ende der Militärdiktatur 1975 unter Francisco Franco von Europa abgeschottet. Das galt im Franquismus auch für das gesamte Bildungssystem. Erst mit der Einführung der Demokratie und der demokratischen Verfassung von 1978 modernisierte sich das Hochschulsystem in Spanien. Die sogenannten Universidades (Universitäten) sind die einzige Hochschulart – eine Unterscheidung zwischen Fachhochschulen und Universitäten existiert nicht.

Erasmuspartner seit 2004. Die Erasmus-Part-

nerschaft der UCAM mit der Fachhochschule St. Pölten besteht seit 2004 in den Bereichen Wirtschaft und Technik. Die Studierenden- sowie die Lehrenden-Mobilität ist in beiden Richtungen hoch: „Das Studienangebot an der UCAM ist breit gefächert und dennoch ­spezialisiert genug, um für Technik- und Medienwirtschaftsstudierende gleichermaßen attraktiv zu sein. Daher zählt sie auch zu den meistfrequentierten Partnerhochschulen der FH St. Pölten. Auch unsere Lehrenden nützen immer wieder kurze Aufenthalte, um mit FachkollegInnen didaktische Erfahrungen auszutauschen“, so die Leiterin des International Office der FH St. Pölten, ­Barbara Zimmer. Ein Auslandssemester an der UCAM bietet besonders Studierenden der Me­ dienwirtschaft, die vor Ort International Management und Business Administration belegen, einen zeitlichen Vorteil durch ein speziell entwickeltes Blockmodell, wodurch ein ganzes Semester eingespart werden kann. Zudem unterhält die Uni zahlreiche internationale Kooperationen, ist ausnehmend aktiv in der Forschung und legt ebenso wie die FH St. Pölten großen Wert auf Praxisnähe.

Universidad Católica San Antonio de Murcia Campus de Los Jerónimos, s/n 30107 – Guadalupe – Murcia Telefonische Information: (+34) 968 27 88 01 Fax: (+34) 968 30 70 66 info@ucam.edu www.ucam.edu

Murcia: Durch ein spezielles Blockmodell können sich Studierende ein Semester ersparen.

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S T .

P Ö L T E N

U N D

D I E

W E L T

Zwischen Festivalzirkus und Hörsaal

R e n o m m i e r t e i n t e r n a t i o n a l e Vo r t r a g e n d e unterrichten regelmäßig an der FH St. Pölten. Dieses Jahr e t w a d i e M e d i e n k ü n s t l e r i n Va n e s s a B . C r u z v o n d e r Universität North Florida.

Vanessa B. Cruz produziert animierte Independent-Filme und gewann mit ihren Werken mehrere Preise bei internationalen Filmfestivals. Cruz ist seit 15 Jahren in der Animationsindustrie tätig und hat unter anderem für die 20th Century Fox Television Animation gearbeitet. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich. Sie bilden die Basis für meine Filme, für die ich 15 Zeichnungen für eine Sekunde Film benötige“, erklärt Cruz ihre Arbeit. Im Sommersemester 2014 war sie als Fulbright-Professorin zu Gast an der FH St. Pölten und unterrichtete in den medientechnischen Studiengängen. Cruz hat am California Institute of the Arts in Valencia/Kalifornien und der Rhode Island School of Design studiert und ist derzeit Professorin für Grafikdesign und Digitale Medien an der Universität North Florida. Die FH St. Pölten lädt regelmäßig namhafte GastprofessorInnen ein, unter anderem über das renommierte Fulbright-Programm zum internationalen akademischen Austausch. Dadurch bietet die Hochschule ihren Studierenden in der Ausbildung wertvolle internationale Perspektiven und Kontakte. Im Jahr 2013 unterrichteten mehr als 50 GastprofessorInnen und Gastvortragende an der FH St. Pölten. Sie kamen von den mehr als 100 Partneruniversitäten in 30 Ländern, zu denen die FH St. Pölten engen Kontakt hält.

Vanessa B. Cruz wurde in Connecticut (USA) geboren. Ihr Mann stammt aus Puerto Rico, ihre Mutter aus Chile, ihr Vater ist halb Italiener, halb US-Amerikaner, ihr Bruder lebt mit seiner Familie in Großbritannien. Cruz hat drei eigene Kinder und ein adoptiertes. Sie lebt mit ihrer Familie in Florida. „Immer wenn ich nach dem Unterricht heimkam, stellte mein Mann fest, dass ich viel lachte. Als ich eines Tages die Gelegenheit erhielt, einen Lehrplan auszuarbeiten, hat mich der Virus erfasst und das Unterrichten wurde meine Leidenschaft.“ „Viele Medien­techniker­Innen stehen vor allem in den USA vor der Entscheidung, entweder kreativ tätig zu sein oder zu unterrichten: Wer unterrichte, werde abgehalten vom kreativen Arbeiten; wer in der Kreativwirt­schaft erfolgreich sein will, müsse sich ausschließlich auf die (Medien-)Kunst konzentrieren. Doch Kreativität und Unterricht sind nur zwei Seiten einer Medaille. Es braucht beides.“

Szenen aus dem Film „Pub Stories: Dublin“ von Vanessa B. Cruz

www.vanessabcruz.com www.fhstp.ac.at/international

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B L I T Z L I C H T

Mehr als nur ein Spiel: die Erforschung von Industrial Security

Gastvortrag

Internationale Konferenz zu Industrial Security

Wachsende Stadt: Schlüsselfaktor öffentlicher Verkehr

Die Sicherheit von Industrie und Infrastruktur

Zum Auftakt des Wintersemesters 2014/2015 der Bachelor- und Masterstudiengänge EisenbahnInfrastrukturtechnik an der FH St. Pölten referierte Günter Steinbauer, Vorsitzender der Geschäfts­ führung der Wiener Linien GmbH & Co KG, auf Einladung von Studiengangsleiter Otfried Knoll über den öffentlichen Verkehr in Wien und seine Herausforderungen.

Im September 2014 trafen einander an der FH St. Pölten rund 80 internationale ExpertInnen aus dem Bereich der Industrial Security beim 2nd International Symposium for ICS & SCADA Cyber Security, veranstaltet von der FH St. Pölten in Kooperation mit Airbus Group Innovations und der De Montfort University Leicester. Ein Highlight der Konferenz war ein Awareness-Spiel von Kaspersky Labs Russland. Bei diesem können die TeilnehmerIn­ nen in einem Planspiel versuchen, eine virtuelle Industrieanlage unter Hacking-Vorfällen in Betrieb zu halten, und so spielerisch testen, was die Wissen­ schaft zu Sicherheit laufend erforscht. http://www.ics-csr.com/

Hochkarätige Vortragende gewährten Einblick in ihre Arbeit.

Hoher Besuch und volles Haus: der Wiener-Linien-Chef an der FH St. Pölten.

Ilse-Arlt-Symposium zu Partizipation, Demokratie und Soziale Arbeit

Loslassen und mitmischen! Das Ilse-Arlt-Symposium 2014 der Fachhochschule St. Pölten am 25. und 26. 9. 2014 betrachtete Demokratie und Partizipation in Hinblick auf ihre Bedeutung für Soziale Arbeit und das Potenzial derselben für Demokratie- und Beteiligungs-Ent­ wicklungen. http://symposium.fhstp.ac.at/

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B L I T Z L I C H T

F.I.T. for Future – European Researchers’ Night 2014

Forschungsfest zum Staunen und Entdecken Jährlich präsentieren wissenschaftliche Institutionen in Europa bei der European Researchers’ Night eine Nacht lang ihre ­Forschungsarbeit der Öffentlichkeit. Am 26. September 2014 war es in ca. 300 Städten Europas wieder so weit. Die Fach­ hochschule St. Pölten gestaltete gemeinsam mit dem Bundes­ ministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft sowie weiteren KooperationspartnerInnen am einzigen Standort in Österreich in der Aula der Wissenschaften in Wien ein Programm zum Thema „F.I.T. for Future – Forschung Innovation Technolo­ gie“. Rund 2.200 BesucherInnen kamen zu der Veranstaltung. Mehr als 100 ForscherInnen waren aktiv beteiligt. http://www.fit-for-future.at/

Die FH St. Pölten in der Akademie der Wissenschaften in Wien

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E M P F E H L E N S W E R T

Forum Medientechnik — Next Generation, New Ideas. Beiträge der Tagung 2013 an der Fachhochschule St. Pölten Markus Seidl, Grischa Schmiedl, Thiemo Kastel (Hrsg.) vwh Verlag Werner Hülsbusch, Glückstadt 2014 240 Seiten, € 27,55 ISBN 978-3-86488-058-2 passgenau helfen — soziale arbeit als mitgestalterin gesellschaftlicher und sozialer prozesse festschrift für peter pantucek Johannes Pflegerl, Monika Vyslouzil, Gertraud Pantucek (Hrsg.) LIT Verlag, Wien 2013 Reihe: Sozialpädagogik, Bd. 25 288 Seiten, € 29,90 ISBN 978-3-643-50526-2

IMPRESSUM Herausgeberin: Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten Chefredaktion: Mag. Daniela Kaser, MAS Redaktion: Mag. Mark Hammer, Mag. Mitra Oshidari Fotos und Illustrationen: shutterstock (S. 1, 8, 13, 15, 16, 17, 20, 21, 22, 24), Foto Kraus (S. 2, 4, 5, 7, 19), Markus Passecker (S. 4), photocase (S. 10), privat (S. 11, 12), Fotozentrum Krems (S. 12), Wiesauer (S. 12), Felix Mayr (S. 17), FH St. Pölten (S. 17, 21), Foto Dürr (S. 19), Andrea Nagl (S. 19), Martin Lifka (S. 22), Gaisberg Consulting GmbH (S. 23), Thomas Blazina (S. 23), SEC Conasult (S. 23), Christof Huemer (S. 25), Daniela Lohner (S. 26), Vanessa B. Cruz (S. 27), Maximilian Döringer (S. 28), Qiu Junxiang (S. 28), Manuel Pammer (S. 28, 29), Markus Wintersberger (S. 31) Grafik und Produktion: Egger & Lerch Ges.m.b.H., 1030 Wien Druck: Ueberreuter Print GmbH, 2100 Korneuburg

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Peter Pantucˇek-Eisenbacher ist Studiengangsund Fachbereichsleiter für Soziale Arbeit an der FH St. Pölten und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Soziale Arbeit (OGSA). Diese Fest­ schrift zu seinem 60. Geburtstag skizziert seine Anliegen und sein vielfältiges Wirken. Eine Reihe seiner WeggefährtInnen beleuchtet Ausschnitte ­seiner vielen unterschiedlichen Tätigkeits-/Themen­ bereiche im (Um-)Feld der Sozialen Arbeit. Es wer­ den Erinnerungen und historische Zusammenfas­ sungen vorgestellt, aktuelle Themen und innovative Entwicklungen debattiert und Anregungen für eine produktive Zukunft von Sozialer Arbeit und Sozial­ arbeitswissenschaft gegeben. Spezialgebiete der Public Relations Helmut Kammerzelt, Bernhard Krumpel (Hrsg.) Nomos Verlag, Baden-Baden 2014 168 Seiten, € 29,00 ISBN 978-3-8487-1352-3 In Hinblick auf vergrößerte Kommunikationsspiel­ räume – etwa durch Social Media – werden PRTeilgebiete, welche sich mit spezifischen Teilöffent­ lichkeiten auseinandersetzen, immer relevanter. Es werden Antworten nötig, die in der herkömmlichen Fachliteratur nur unzulänglich zu finden sind. Die beiden Public-Relations-Experten Helmut Kammer­ zelt und Bernhard Krumpel schließen mit ihrem neuen Buch diese wichtige Lücke zu Krisenkommu­ nikation, politischer Kommunikation und LitigationPR. „Spezialgebiete der Public Relations“ bietet einen Mix aus Theorie, angereichert mit dem ­W issen aus der Praxis.

Computerspiele zum Kampf gegen Gedächtnis­ störungen, moderne Technik zum Regeln und Reduzieren des häuslichen Energieverbrauchs und Live-Visualisierungen von Informationen über Party­ besucherInnen: So könnte die Zukunft der Medien­ technik aussehen. Das Buch „Forum Medientechnik — Next Generation, New Ideas“ gewährt Einblicke in diese digitale Welt von morgen. Der Sammelband vereint 18 Beiträge, die 2013 beim „Forum Medien­ technik“ der FH St. Pölten präsentiert wurden. Die Auswahl der Beiträge spannt einen Bogen etwa von der Konzeption von Serious Games bis zu aktuellen technologischen Trends in der Audio- und Video­ produktion. Die Bände zum Forum Medientechnik erscheinen jährlich in einer Buchreihe. Medienwandel kompakt 2011– 2013. Netzveröffentlichungen zu Medienökonomie, Medienpolitik & Journalismus Christoph Kappes, Jan Krone und Leonard Novy (Hrsg.) Springer VS, Wiesbaden 2014 422 Seiten, € 41,11 (E-Book: € 29,99) ISBN 978-3-658-00849-9 Der Band greift den Medienwandel aus ökonomi­ scher, politischer und journalistischer Perspektive der letzten drei Jahre auf. Dazu werden ausge­ wählte Beiträge aus Netzveröffentlichungen herangezogen, sodass die LeserInnen einen redak­ tionell gefilterten Überblick über die Umbrüche der Medienlandschaft durch die Digitalisierung, das Internet, erhalten. Die Beiträge entstammen bekannten Netzpublikationen/Blogs und nehmen aktuell, meinungsstark und analysierend Bezug auf die Bereiche Medienwirtschaft und -gesellschaft. Der in der wissenschaftlichen Literatur bislang ungewöhnliche Weg, Online-Publikationen zu dru­ cken, stellt gleichermaßen einen Effekt des Medien­ wandels dar und verknüpft die Online- mit der Offline-Welt. Das Buch ist der zweite Band in der Reihe „Medienwandel“. Es entstand auf Initiative von Mitherausgeber Jan Krone, Modulleiter Medien am Department Medienwirtschaft der FH St. Pölten und Mitarbeiter am dazugehörigen Institut für Medienwirtschaft.


AUCH DA STECKT DRIN

Lecture-Performance im August 2013 an der Bauhaus Universität Weimar gemeinsam mit Andrea Nagl. Titel: „Vorlesung [ˈfoːɐ̯ˌleːzʊŋ]“, Konzept und künstlerische Umsetzung: Markus Wintersberger, FH-Dozent am Department Medien­ technik und IC\M/T – Institut für Creative\Media/ Technologies

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„Emotionen dominieren Sujets und Spots; die Verwendung von Superlativen ist unumgänglich. Selbst eine regional hergestellte Zahnpasta wirbt mit ‚Ultimate luxury redefined‘.“    Seite 11 „So könnten etwa Studierende ein Quiz zum Abfragen des Wissens entwickeln, andere Studierende evaluieren das Quiz und eine dritte Gruppe evaluiert die Evaluation.“    Seite 16 „Der institutionelle Raum erfährt Weite und virtuelle Unendlichkeit. Diese ­E n t g r e n z u n g i s t s t e t e T r i e b f e d e r m e i n e r künstlerischen Produktionen und in meiner Lehre.“    Seite 19 „Pointiertes resultiert vor allem daraus, dass Regeln eben nicht immer befolgt werden.“    Seite 25 „Immer wenn ich nach dem Unterricht heimkam, stellte mein Mann fest, dass ich viel lachte.“    Seite 27

www.fh-stpoelten.ac.at


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