ausgabe 03
november 2015
fu t ur e das magazin der fh st. pölten
Gemeinsam statt einsam
Jeder steuert bei, was er am besten kann: Eine komplexe Welt braucht mehr Austausch zwischen den Forschungsdisziplinen. Start-up-Lebensgefühl
Therapie mit Pieps
Fußballspielen bei Google
Editorial
Keine Frage der Disziplin Unsere Fachhochschule ist geprägt durch innovationsorientierte Lehre und Forschung. Mut zu Neuem gepaart mit Wissen und Kompetenz weiten die Handlungsspielräume und tragen zu nachhaltigem und stetem Wachstum bei. Mit ein Grund, weswegen die Fachhochschule seit dem Jahr 2007 von 1.300 auf rund 2.400 Studierende gewachsen ist und in den kommenden Jahren die 3.000erMarke erreichen wird. In der Verantwortung den nachfolgenden Generationen gegenüber bemühen wir uns, durch Lehre, Forschung und Ent wicklung die Arbeitsplätze von morgen mitzugestalten.
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Interdisziplinäres Wissen als Leitthema des zukünftigen Bildungsspektrums bedingt vor allem eines: ein solides diszi plinäres Fundament. Was wir für die Bildung tun, wie wir Disziplinen verschränken und neue Welten entstehen lassen erfahren Sie in dieser Ausgabe des Magazins. Wir freuen uns über Ihr Interesse! Dr. M. Gabriela Fernandes Dipl.-Ing. Gernot Kohl, MSc
I N H A L T
4 Aktuell
Neuigkeiten aus der Welt der FH St. Pölten
6 Wie Soziale Arbeit „inklusiv“ wird
Hilfe „für andere“ vs. Wunsch nach Selbstbestimmung
7 Vom Fernsehen lernen
Ein neuer Lehrgang widmet sich Film, Fernsehen und Bewegtbildern
8 Sinnsuche in Parlaments protokollen Hilfsmittel für DatenjournalistInnen
9 Kinderaugen und Live-Forensik
Forschungsprojekte der FH St. Pölten
Dossier: Interdisziplinarität 14 Gemeinsam statt einsam
Die gesellschaftlichen Probleme erfordern einen immer weiteren Horizont
18 Alles wächst zusammen
Die Medienwelt zeigt vor, wie es geht
19 Warum interdisziplinär forschen? ExpertInnen beziehen Stellung
10 Ein stummer Diener sorgt für Gesellschaft
20 Die Therapie mit dem Pieps
12 Helle Köpfe
22 Wildes Denken
Mittendrin in der Start-up-Welt
Prototypen für die technische Gesundheitsvorsorge
Die Vorzüge mangelnder Diszipliniertheit
23 Doppeltes Studium, doppelte Freude?
Studierende mit Doppelstudium über ihre Motivation
26 Hohe Schule der Kinderbetreuung
Lokalaugenschein: familienfreundliche Maßnahmen der FH Augsburg
27 Fußball spielen am Google-Feld
24 Lehrvideos und Sprachtandems
Projekte für interdisziplinäres Studieren
25 „AK28300“ hilft auch nicht weiter
Die Schubladen der BibliothekarInnen
Software-Unternehmer Christian Plaichner über das Silicon Valley
28 Blitzlichter
Veranstaltungen an der FH und mit der FH
30 Buchtipps 31 Auch da steckt FH drin 3
A K T U E L L
Symposium Wirtschaftsund Finanzkommunikation
Kommt die Botschaft an?
Aktuelles aus den Studiengängen
Neue Schwer punkte Im Herbst 2015 startete in den Eisenbahn-Studiengängen der FH St. Pölten die neue, dritte Spezialisierung „Management von Bahnsystemen“. Die Studierenden können nun je nach Interessenslage zwischen den Schwerpunkten Bautechnik, Betrieb & System technik und Management von Bahnsystemen wählen. Im Zuge dessen wurden die Studiengänge umbenannt: Das Bachelorstudium heißt nun „Bahntechnologie und Mobilität“, das Masterstudium „Bahn technologie und Management von Bahnsystemen“. Auch das Bachelorstudium Medientechnik hat seine Schwerpunkte aktualisiert. Es kamen neue Wahlpflichtmodule hinzu, sodass Studierende nun aus den folgenden sieben Schwerpunkten wählen können: Experimentelle Medien, Musiktheorie und -produktion, Fernsehproduktion, Digital Game Production, Information Visualization & Computer Vision, Commercial Web und RealTime Graphics and Engines. Ab dem Wintersemester 2016 kann man (unter Voraussetzung der Genehmigung durch die AQ Austria) das Masterstudium Information Security berufsbegleitend studieren. Aus diesem Anlass werden im Studiengang neue Vertiefungsmodule für Software Security, Industrial and Infrastructure Security und IT-Management ermöglicht. www.fhstp.ac.at/de/studium-weiterbildung
Fahrplan zur Karriere: neue Spezialisierung in den Eisenbahn-Studiengängen.
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Wird in der Finanzwelt aneinander vorbeigeredet? Die aktuellen Entwicklungen auf Chinas Finanzmärkten, aber auch der Verlauf der Finanzkrise 2007–2009 verstärken diesen Eindruck. Die Fragen, ob Finanz- und Börsennachrichten bei ihren LeserInnen ankommen und welche Wirkung diese entfalten, stehen im Mittelpunkt des 2. österreichischen Symposiums „Wirtschafts- und Finanzkommunikation“, das vom Department Medien und Wirtschaft der FH St. Pölten ausge richtet wird. Dazu diskutieren Finanzund KommunikationsexpertInnen am 20. April 2016 in Wien. Symposium Wirtschaftsund Finanzkommunikation (#wufkomm16) 20. 4. 2016, Wien www.fhstp.ac.at/events
Veranstaltungen für SchülerInnen
Eventluft schnuppern, IT-Wissen vertiefen Im Jänner 2016 lädt der Studiengang Media- und Kommunikationsberatung der FH St. Pölten mit seinem Schwerpunkt im Bereich Eventmanagement zur 5. EVENTcon. Zielgruppe der Veranstaltung sind Schulklassen, vorrangig aus der Oberstufe. TeilnehmerInnen erhalten bei der Fachtagung Einblicke in die Arbeitsweise von EventorganisatorInnen. Zum Thema IT-Sicherheit informieren können sich SchülerInnen beim Security Day 2016 der Studiengänge IT Security und Information Security. Die Jugendlichen können in mehreren Workshops bestehendes Wissen zum Thema IT-Sicherheit vertiefen. Security Day 2016 26. 1. 2016, 9.00 –15.00 Uhr EVENTcon 2016 27. 1. 2016, 9.30 –13.45 Uhr www.fhstp.ac.at/events
A K T U E L L
Symposium Medienethik
Neues Gleich gewicht für die Medienwelt Ökonomische und technologische Veränderungen bringen die Medienlandschaft aus dem Gleichgewicht und haben unmittelbare ethische Folgen im Journalismus, im Medienmanagement oder in der Medienpolitik. Ein Symposium der FH St. Pölten zum Thema Medien ethik widmet sich neuen Geschäfts modellen durch digitale Umbrüche im Journalismus, der Rolle von MedienmanagerInnen beim Bewältigen disruptiver Strömungen sowie der medienpolitischen Frage der Regulierung dieser Tendenzen. ExpertInnen aus Medienökonomie, Medienmanagement, Medienethik und Journalismus werden vortragen und diskutieren. Symposium Medienethik (#medienethikfhstp) 29. 2. 2016, St. Pölten www.fhstp.ac.at/events
Internationale Forschung
Essen als Therapie 38 Millionen Menschen sterben weltweit jährlich an sogenannten nichtübertragbaren Krankheiten. Dazu gehören zum Beispiel Auto immunkrankheiten, Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Leiden. Ernährung hat wesentlichen Einfluss auf das Entstehen dieser Krankheiten, doch die Ansätze zur Diagnose und Intervention in der Diätologie unter scheiden sich von Land zu Land. Im Rahmen des EU-Programms „Erasmus+ Strategic Partnership for Higher Education“ nimmt die FH St. Pölten an dem Projekt IMPECD (Improvement of Education and Competences in Dietetics) teil, welches den internationalen Informationsaustausch fördert. Eingesetzt werden dabei auch neue Lehrmethoden wie zum Beispiel Massive-Open-OnlineCourses (MOOC). Das Projekt IMPECD wird aus Mitteln der Europäischen Union finanziert. www.fhstp.ac.at/impecd
open.day
Oft und auch weniger oft gestellte Fragen werden am open.day beantwortet.
FH, öffne dich! Die größte Informationsveranstaltung der FH St. Pölten findet zum nächsten Mal am 11. März 2016 statt und gewährt Einblick in das gesamte Studienangebot (Bachelor, Master und Weiterbildung). StudiengangsleiterInnen, DozentInnen, Studierende und MitarbeiterInnen aus allen Departments beantworten Fragen. Labore, Studios und Hörsäle sind frei zugänglich und Interessierte können sich über allgemeine Themen rund ums Studieren beraten lassen. Zusätzlich zum open.day bieten die Studien- und Weiterbildungslehrgänge laufend Infotermine zu ihrem Bildungsangebot. open.day 11. 3. 2016, 13.00 –18.00 Uhr www.fhstp.ac.at/infotermine
chat.day 19.1. 2016, 14:00 Uhr www.fhstp.ac.at/chatday
Neue Start-up-Ideen
Kreativer Brutkasten Das Gründungsprogramm „creative pre-incubator“ geht mit vier neuen Teams in die nächste Runde: TherAPPist, MOTEX, Exahome und citybirds heißen die Ideen der vier GründerInnen-Teams, die nun ein Jahr lang individuell begleitet werden. TherAPPist entwickelt eine mobile Therapie-Assistenz, MOTEX ist ein Virtual-Reality-Fahrschul simulator, Exahome befasst sich mit intelligenter Haustechnik und Heimautomatisierung und citybirds arbeitet an einer Travel-App für Reisende. Das Gründungsprogramm behandelt die Themen Markt, Konkurrenz, Patentrecht, Finanzierung, Vertrieb und Marketing. Die Studierenden erstellen in Intensivworkshops gemeinsam mit dem niederösterreichischen akademischen Gründerzentrum accent ihr Geschäftskonzept. www.fhstp.ac.at/creative-pre-incubator
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Wie Soziale Arbeit „inklusiv“ wird
Egal ob Flüchtlinge oder Behinderte: Soziale Dienste bieten Hilfe „für andere“. Wie lässt sich das mit deren Wunsch nach Selbstbestimmung vereinbaren?
„Die Soziale Arbeit kann viel dazu beitragen, ankommenden Menschen einen Platz in der Gesellschaft zu geben.“ Peter PantučekEisenbacher, Leiter des Departments Soziales der FH St. Pölten.
„Die Entwicklung der letzten Monate löste bei vielen Menschen Ängste aus. Dem steht jedoch ein großes Potenzial an Menschlichkeit gegenüber, an freiwilligem Engagement für das Gemeinwohl“, nimmt Peter Pantucˇek-Eisenbacher, Leiter des Departments Soziales der FH St. Pölten, Stellung zur Flüchtlingsfrage. „Die Soziale Arbeit kann viel dazu beitragen, ankommenden Menschen einen Platz in der Gesellschaft zu geben. Sie muss für einen Staat kämpfen, der alle Menschen schützt, die auf ihn angewiesen sind. Es wird eine der großen Aufgaben sein, dieses Potenzial zu organisieren und dauerhaft für die Gestaltung unserer Gesellschaft zu nutzen“, so Pantucˇek-Eisenbacher. „Das kann nur gelingen, wenn es auch neue Formen der Organisation und der Selbstorganisation gibt. Am Department Soziales der FH St. Pölten beschäftigen wir uns seit einiger Zeit mit Fragen der Partizipation und mit demokratischer Selbst organisation. Daher verfolgen wir diese Entwicklung mit größter Aufmerksamkeit, wir lernen“, sagt Pantucˇek-Eisenbacher, der im vergangenen Jahr an einem EU-finanzierten Projekt der Deutschen Bundesarbeitsgemeinschaft psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer mitgearbeitet hat, das den Inklusions-Chancen von Flüchtlingen gewidmet war.
Sozialpolitische Innovation. Als soziologischer
Das diesjährige Arlt-Symposium war Teil der Summer School des Studiengangs „Organisationsentwicklung und Inklusion“ der Hochschule Neubrandenburg und entstand in Zusammen arbeit mit der FH St. Pölten. Die TeilnehmerInnen der Summer School setzten sich weitere zwei Tage mit der Praxis und der Rechtslage zum Thema in Österreich auseinander.
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egriff beschreibt „Inklusion“ ein Gesellschafts B prinzip, das alle Menschen gleichberechtigt und selbstbestimmt am öffentlichen Leben teilhaben lässt – ungeachtet der ethnischen Zugehörigkeit, des Bildungsstatus, des Alters oder des Geschlechts. Der Rolle sozialer Dienste zwischen Zivilgesellschaft und Betroffenen kommt besondere Bedeutung zu. Als Träger sozialpolitischer Innovation erbringen sie Wesentliches in der öffentlichen
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ozialvorsorge. In der Regel werden diese von S Vereinen betrieben, die von zivilgesellschaftlich engagierten Personen geleitet werden, und stehen nicht im Eigentum der Personen, die diese Dienstleistungen nutzen. Nach FH-Dozent Tom Schmid von der FH St. Pölten kommt diese zivilgesellschaftliche Daseinsvorsorge „für andere“ in Konflikt mit den Forderungen nach Partizipation, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung durch die Betroffenen. Eine mögliche Lösung des Dilemmas wäre, die Trägerschaft sozialer Dienste von zivilgesellschaftlichen Vereinen in das Eigentum der Betroffenen zu übertragen. Marion Sigot von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt beschreibt Inklusion und Selbstbestimmung aus der umgekehrten, nämlich der Per spektive der NutzerInnen von Institutionen. Mit der Ratifizierung der UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen im Jahr 2008 hat sich auch Österreich als Vertragsstaat zur Inklusion, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen in allen Lebens bereichen bekannt. Auch Institutionen im sozial pädagogischen Handlungsfeld verankern Inklusion und Selbstbestimmung in ihren Leitlinien bzw. beanspruchen zunehmend für sich, dies für ihre NutzerInnen umzusetzen. Dabei wird deutlich, dass Lebenszusammenhänge, die aus der Außensicht durch weitgehende Selbstbestimmungsmöglichkeiten gekennzeichnet und inklusiv aus gerichtet sind, für betroffene Personen im Alltag fremdbestimmende Elemente beinhalten können. Das im September 2015 abgehaltene 5. Symposium des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusionsforschung stand unter dem Thema „Inklusion als Ziel – Konsequenzen für die Organisation Sozialer Arbeit“. http://symposium.fhstp.ac.at
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Geschichten in Bild und Ton: der neue Lehrgang „Film, TV & Media“.
Vom Fernsehen lernen
V o n K a m e r a t e c h n i k b i s z u G e s c h ä f t s m o d e l l e n – ein neuer Lehrgang widmet sich Film, Fernsehen und anderen Bewegtbildern. V O N
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Durch die Digitalisierung gesellen sich zum linearen Fernsehen neue Kommunikationskanäle im Internet, im Kino, auf mobilen Geräten und allen Arten von Displays hinzu. Der neue Master lehrgang „Film, TV & Media – Creation and Distribution“ verbindet die plattformübergreifende Bewegtbildproduktion mit integrierter Medienwirtschaft als wichtigen Bestandteil in der Konzeption und Entwicklung von digitalen Bewegtbildinhalten. Der Masterlehrgang wird in Kooperation mit dem WIFI Salzburg angeboten und dauert vier Semester in einer berufsbegleitenden Form. Im 1. und 2. Semester befassen sich die Lehr gangs teilnehmenden mit den Grundlagen der Kameratechnik, Dramaturgie, Lichtsetzung, Kameraführung, Montage, Filmmusik und Text animation. Die Fähigkeit, Geschichten in Bild
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und Ton zu erzählen, wird in diesen Semestern entwickelt. Internationale ExpertInnen wie die GrimmePreisträgerin Katrin Rothe, „Plastic Planet“-Regisseur Werner Boote oder Marc Lepetit von der UFA Fiction Berlin – um nur einige wenige zu nennen – geben in den darauffolgenden zwei Semestern Einblicke in die Film- und Fernseh-Industrie und in den Online-Markt. Formatentwicklung, -produktion, Finanzierung und Distribution bilden hier die Schwerpunkte des praxisnahen Unterrichts. Aktuelle Diskurse über digitale Medientechnologien, Mediennutzungs-Szenarien und neue Geschäftsmodelle ergänzen den Lehrgang, der mit einer Masterarbeit abgeschlossen wird. Mehr Info unter: www.fhstp.ac.at/ftm
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Sinnsuche in Parlamentsprotokollen
Wenn JournalistInnen heutzutage die Welt erklären wollen, müssen sie aus gewaltigen Datenmengen die richtigen Schlüsse ziehen. E i n P r o j e k t d e r F H S t . P ö l t e n e n t w i c k e l t H i l f s m i t t e l d a f ü r. V O N
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Datenjournalismus extrahiert komplexe Infor mationen aus einer großen Menge an Daten und präsentiert sie anschaulich. Doch oft fehlen geeignete Analysemethoden. Das Forschungs projekt „VALiD – Visual Analytics in Data-Driven Journalism“ entwickelt neue Techniken, die JournalistInnen dabei unterstützen sollen. „Wir leben in einer Welt, in der es immer wichtiger wird, komplexe Phänomene zu verstehen, um Entscheidungen zu treffen. Traditionell spielen Jour nalistinnen und Journalisten eine wichtige Rolle in diesem Bestreben, indem sie verborgene Muster aufdecken, über Zusammenhänge informieren, aufklären und unterhalten“, sagt Wolfgang Aigner, Leiter des Projekts sowie des Instituts für Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten.
entwickelt Techniken, die DatenjournalistInnen bei der Handhabung von komplexen heterogenen Daten unterstützen, sowie eine Reihe von Richtlinien und Best-Practices für Abläufe im Datenjournalismus. Getestet wird das anhand von Parlamentsprotokollen und der Medientransparenzdatenbank, die festhält, in welchen Medien staatliche Organisationen wie viele Inserate schalten.
Datenberge anbaggern. Mit der ständig wach-
www.fhstp.ac.at/valid
senden Menge und Verfügbarkeit von Daten mussten JournalistInnen zunehmend Elemente der Datenanalyse und -visualisierung in ihre Arbeit integrieren. Entstanden ist dadurch das Gebiet des Datenjournalismus. „Obwohl das etwa die New York Times oder der Guardian aufge griffen haben, steht die Mehrheit der Journalistinnen und Journalisten immer noch vor Hinder nissen bei der Nutzung von Daten“, so Aigner. Meist fehlen brauchbare Systeme, die passende Technologie und der Workflow in der Arbeitsroutine. Genau hier setzt das Projekt VALiD an: Es
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Das Projekt VALiD wird vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) über das Förder programm „IKT der Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG finanziert (Projekt 845598).
Die SpezialistInnen im Projekt für Visualisierung und interaktive Technologien kommen von der FH St. Pölten und der Universität Wien, jene für Datenjournalismus von der FH JOANNEUM, und für die Umsetzung prototypischer Techniken ist das Unternehmen Landsiedl Popper OG – drahtwarenhandlung film & animation mit an Bord.
Mag. Roland Weissmann, Chefproducer Fernsehen, Österreichischer Rundfunk: Analysieren und Visualisieren von Information ist wichtig für den Erfolg heutiger Medien. Daher ist Datenjournalismus Teil unserer strategischen Weiterentwicklung. Dr. Alexandra Föderl-Schmid, Chefredakteurin, Der Standard: Der Standard greift neue Formen des Berichtens auf und entwickelt sie mit. Darum unterstützen wir das Projekt VALiD in der Evaluation bestehender Praxis und beim Testen neuer Werkzeuge. Mag. Thomas Seifert, stellvertretender Chefredakteur, Wiener Zeitung: Wir stellen der Öffentlichkeit große Mengen an Daten zur Verfügung und suchen ständig nach neuen Wegen zu deren Aufbereitung. Datenjournalismus ist ein Teil dieser Aufgabe.
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Den Schulweg mit Kinderaugen sehen Mit Eyetracking-Brillen untersuchte ein Forschungsprojekt Gefahren am Schulweg. Das Projekt „Augen auf!“ hat Schulwege untersucht und Hindernisse sowie Gefahrenstellen auf diesen aufgedeckt. Dazu wurde die Sicht weise von Kindern auch mittels mobilem Eye tracking nachvollzogen. „Kinder können Situa tionen am Schulweg und Gefahren noch nicht ausreichend verbalisieren und reflektieren. Durch die Beobachtung des Blickverlaufs mit Eyetracking-Brillen können wir als Erwachsene die Welt aus Kinderaugen sichtbar machen und so neue Erkenntnisse über die größten – auch verhaltensbedingten – Gefahren am Schulweg gewinnen“, erklärt Johanna Grüblbauer, Leiterin des Projekts an der FH St. Pölten und s tellvertretende Leiterin des dort angesiedelten Österreichischen Instituts für Medienwirtschaft. So ergab die Analyse des Blickverlaufs, dass 90 Prozent der Kinder nicht nach hinten sehen, bevor sie Hindernisse wie ein am Straßenrand geparktes Auto umge-
hen und die Fahrbahn betreten. Gefährlich sind auch Hauseinfahrten: Egal, ob die Tore wahrnehmbar offen oder geschlossen sind, Kinder beachten die Ein- bzw. Ausfahrten zu wenig und denken nicht an möglicherweise den Gehsteig querende Autos. Zudem sind auf jeder vierten untersuchten Strecke Gehsteige durch parkende Autos, Mülltonnen oder andere Gegenstände blockiert und bei 40 Prozent der Schulwege müssen die Kinder zumindest auf Teilabschnitten ohne Gehsteig auskommen. Ein geschärftes Bewusstsein für die dahinterliegenden Gefahren ist in diesem Fall für die Kinder und auch Erwachsenen von größter Notwendigkeit. Das Projekt macht Problempunkte auf Schulwegen sichtbar, soll Eltern dafür sensibilisieren und bietet Städten und Gemeinden Hilfe, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen.
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Kinder können Situationen und Gefahren noch nicht ausreichend verbalisieren und reflektieren.
http://augenauf.fhstp.ac.at
Das Projekt „Augen auf! Die Welt aus Kinderaugen sehen“ wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie über die Österreichische Forschungsgesellschaft FFG im Rahmen des Programms „Talente entdecken: Nachwuchs – Talente regional“ gefördert. PartnerInnen des Projekts waren das Ziviltechnikbüro Retter & Partner als Konsortialführer (Volker Alberts) sowie Walk-Space.at – der österreichische Verein für FußgängerInnen (Dieter Schwab). Am Projekt teilgenommen haben die Schulen VS Hafnerplatz Krems, HTL Krems, VS Grafenwörth, VS Fels und NNöMS Fels-Grafenwörth.
Live-ForensikerInnen jagen flüchtige Daten
Viele wertvolle Daten gehen verloren, wenn Computer vom Strom getrennt Die rasche technische Entwicklung macht werden. es nötig: Ein Projekt schult Unternehmen in Sachen IT-Sicherheit.
Um IT-Angriffe auf Unternehmen zu entdecken, werden Informationen auf Computern analysiert. Doch viele wertvolle Daten gehen verloren, wenn Computer vom Strom getrennt werden. Live-ForensikerInnen sind hinter diesen sogenannten flüchtigen Daten her. Darunter fallen beispielsweise Inhalte des Arbeitsspeichers, aktive Prozesse und Informationen zu bestehenden Netzwerkverbindungen. Live-Forensik analysiert Daten während oder kurz nach dem Eintritt eines sicherheitskritischen Ereignisses. Im Projekt LIVEFOR haben ExpertInnen der FH St. Pölten und des Forschungszentrums SBA Research Unternehmen in diesem Fach geschult. Dies ist
unter anderem deswegen wichtig, weil IT-Fo rensik-Standards der technischen Entwicklung hinterherhinken. Die beteiligten Unternehmen sind bereits im Bereich der IT-Forensik tätig, sollen aber durch das Projekt besser mit den raschen Technologiesprüngen mithalten können. Wichtig für Live-Forensik sind Arbeitsspeicher, weil in ihnen während des Betriebs etwa Passwörter gespeichert werden, auf die ForensikerInnen zugreifen können, solange der Computer noch in Betrieb ist. „Früher galt bei Hausdurchsuchungen, dass man Computer sofort vom Netz nimmt. Heute weiß man, dass man besser zuerst den Arbeitsspeicher untersucht“, sagt Sebastian Schrittwieser, Leiter des Projekts LIVEFOR sowie des Josef-Ressel-Zentrums für konsolidierte Erkennung gezielter Angriffe (TARGET) an der FH St. Pölten. www.fhstp.ac.at/livefor
Das Projekt LIVEFOR wird vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) über die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG im Rahmen des Programms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ gefördert.
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Ein stummer Diener sorgt für Gesellschaft
Carina Skladal schreibt neben ihrem Studium Businesspläne, Förderanträge und Pressetexte. Über das komplexe Thema Te r m i n f i n d u n g , d i e A p p „ g a t h e r e r “ – u n d d a s g a n z b e s o n d e r e Lebensgefühl in der Start-up-Welt. V O N
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Vor gar nicht so langer Zeit gab es in jedem Haushalt gerade mal ein Telefon. Mit Wählscheibe, aber zum Glück mit ganzem Anschluss. War niemand zu erreichen, war diese Person offensichtlich nicht zu Hause. Also machte man sich mit Stift und Kalender daran, Termine zu vereinbaren. Die man auch einhielt, denn zu groß wäre die Sorge, es könnte jemandem etwas zustoßen. Heute ist der Sachverhalt der Terminfindung freilich ein ganz anderer. Und eine Erfolgsgeschichte. Trotz der Summe an heutigen Möglichkeiten – durch Social Media und eine Unzahl an HandyApplikationen bedingt – scheitern wir erstaunlich oft an der gemeinschaftlichen Koordination der Time-slots eines jeden Einzelnen. „gatherer“, die Terminfindungs-App, hilft als personenbezogener stummer Diener, weiß um die zeitliche Verfügbarkeit seiner Frauchen und Herrchen und koordiniert schwierig zu leistende gemeinsame Termine. Carina Skladal, Mitgründerin von „gatherer“, erzählt: „Die Idee zur App ‚gatherer‘ hatte unsere CEO Desirée Zottl. Sie wollte mit acht Freundinnen aufs Oktoberfest nach München fahren, was in einem einzigen Chaos endete. Neben der Facebook-Gruppe gab es noch die WhatsApp-Gruppe, da nicht alle auf Facebook aktiv waren. Was aber nicht ausreichte, da unter den Freundinnen auch jemand ohne WhatsApp war. So musste Desi die Doodle-Links auch noch per SMS und E-Mail verschicken und teilweise 10
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hinterher telefonieren. Ungemein viel Aufwand für einen gemeinsamen Termin. Da sie selbst Entwicklerin für das Web und iOS ist, brütete sie über einer einfacheren Lösung und entwickelte das erste Konzept für ‚gatherer‘.“
Per Algorithmus zur Erreichbarkeit. „gatherer“
ist ein intelligentes Tool und beseitigt chaosstiftende Determinanten im Kommunikationsverlauf. Einladungen an zuvor ausgewählte Freunde im Kontaktbuch versendet es automatisch, per Algorithmus erkennt es, wann jemand am besten erreichbar ist. Gleichgültig ob es sich um Social Media, E-Mail oder SMS-Kontakte handelt: „Die App verschickt aber nicht nur Einladungen, sondern versendet auch Erinnerungen, falls jemand die Abstimmung vergessen hat. Ein zusätzliches
Wir arbeiten rund um die Uhr am Projekt, egal ob nach Mitternacht oder am Wochenende. Dann freut man sich doppelt, wenn die Facebook-Seite mehr und mehr Likes bekommt und immer mehr Personen unsere App herunterladen. Highlight der App ist der integrierte Kalender, der auf einen Blick verfügbare Time-slots zeigt. Am Ende profitieren aber nicht nur die UserInnen. ‚gatherer‘ soll als SDK (Software Development Kit) anderen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Diese integrieren dann in ihre Apps den Terminfindungsservice von ‚gatherer‘. Eine vom App-Entwicklungsteam durchgeführte Unterneh-
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Alles begann auf der Fahrt zum Oktoberfest: das Team von „gatherer“.
mensumfrage zeigte, dass 63 Prozent der Befragten schon oft Termine abweisen mussten, weil kein gemeinsamer gefunden werden konnte. Das ist Umsatz, der verloren geht.“
Zwei Seelen in einer Brust. Wirtschaftliche Belange fordern andere Themen als die Belange der Bildung. Carina Skladal lebt beides: einerseits als Unternehmerin/Start-up-Gründerin und andererseits als Studierende. „Ich habe in der Vergangenheit schon in vielen großen und kleinen Unternehmen gearbeitet. Noch vor einem Jahr hätte ich die Frage nach eigener Selbstständigkeit mit einem klaren Nein beantwortet. Plötzlich bin ich mitten drin in der Start-up-Welt und ich könnte mir nichts Besseres vorstellen. Seit Februar 2013 bin ich auch bei zoomsquare GmbH – einer Immobiliensuchmaschine – als Frontend Architect tätig. Seit damals
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gab es keinen einzigen Tag, an dem ich nicht mit Freude ins Büro gefahren bin“, erzählt Skladal. „In einem Start-up zu arbeiten ist ein ganz anderes Lebensgefühl. Das merkt man auch bei ‚gatherer‘. Wir arbeiten rund um die Uhr am Projekt. Egal ob schon nach Mitternacht oder am Wochenende. Es lohnt sich dann doppelt, wenn wir sehen, wie unsere Facebook-Seite mehr und mehr Likes bekommt und immer mehr Personen unsere App herunterladen. Das Tollste ist, in der U-Bahn zu sitzen und zu sehen, dass ein Fahrgast die App, die über ein Jahr lang in der Entwicklung stand, auf seinem Smartphone aktiv benützt. Etwas zu bewirken, Dinge zu verändern, das ist schon ein gutes Gefühl.“ Skladal weiter: „Ein Unterschied, den ich zwischen FH und Start-upWelt schon stark merke, ist das Geld. In der FH gibt es ein Forschungsziel. Ob damit Geld zu verdienen ist, ist nicht vordergründig wichtig. Als wir den ersten Businessplan für ‚gatherer‘ geschrieben haben, erkannten wir schnell, dass sich das Projekt mit unserem ersten Plan nicht finanzieren lässt. Je mehr wir in die Szene eingedrungen sind und Feedback von anderen Startups und InvestorInnen bekamen, wurde uns klar, dass wir einen Weg brauchen, um die App ertragreich zu machen. Denn ohne Finanzierung hätten wir das Projekt nicht weiter verfolgen können. Und ohne einen Plan, damit Geld zu machen, gibt es keine Finanzierung.“ Das Studium an der Fachhochschule und vor allem das Gründungsprogramm „creative pre-incubator“ haben die Gründerin auf ihre Aufgaben sehr gut vorbereitet: „Oft fragen sich Studierende, warum sie dieses oder jenes lernen müssen. Ich hätte nie gedacht, dass ich plötzlich Marketing und PR mache, Förderanträge und Business pläne schreibe. Das Leben ist nicht berechenbar und hält für einen selbst allerhand bereit. Jeden Tag warten neue Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.“ „creative pre-incubator“: www.fhstp.ac.at/cpi
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Aron Molnar
Sicher keine Brösel Interdisziplinarität funktioniert auch auf diese Weise: Aron Molnar, Studierender im Master Studiengang Information Security, erzielte bei den Vorrunden zur Cyber Security Challenge Austria als Einziger die volle Punkteanzahl und war im Siegerteam beim Finale in der Schweiz. Es war seine dritte Teilnahme an diesem Wettbewerb. „Diese Challenge fördert die Teilnehmenden über breit gestreute Themengebiete, sodass sie sich laufend in neue Fachbereiche einarbeiten müssen. Das ist das Herausfordernde und Spannende daran.“ Ohne das aktuell gehaltene und solide Wissen im technischen und organisa torischen Bereich der Sicherheit – als Basis für die Spezialisierung auf bestimmte Themengebiete unabdingbar – hätte er im Bewerb diese Leistung niemals erbracht, ist Molnar überzeugt. „Sicherheit kann nur zu einem sehr kleinen Teil durch technische Strukturen erreicht werden. Die größte Schwachstelle ist und bleibt nun mal der Mensch.“ Während seines Bachelorstudiums arbeitete er bei der Firma XSEC GmbH als Penetration-Tester. Diese Stelle gab er zugunsten der Unternehmensgründung der glutenfreien Konditorei „bröselei“ seiner Frau auf. Disziplinen übergreifendes Denken – keine Schwachstelle bei Aron Molnar.
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Anita Kiselka
Vier Minuten für fünf Jahre Ein Science Slammer steht vor der kniffligen Aufgabe, sein/ihr Forschungsthema binnen weniger Minuten auch für forschungsfremde Personen anschaulich und verständlich darzustellen. Ihre Forschungsarbeit aus fünf Jahren in kleine Dosen verpackt hat FH-Dozentin Anita Kiselka aus dem Department Gesundheit. Sie gewann den zweiten Platz im Science-Slam-Wettbewerb bei der zehnten European Researchers’ Night in Brüssel. Mit ihrem Slam-Thema „Does everyone perceive weight similar?“ erläuterte sie die Anstrengungs-Wahrnehmung im Krafttraining mit an Multipler Sklerose (MS) erkrankten Personen. Damit lässt sich die zielgenaue Trainingsintensität bei MS-PatientInnen bestimmen.
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Von Schulklassen bis hin zu EU-Abgeordneten reichte das Spektrum der BesucherInnen, die sich im Autoworld Museum in Brüssel über die aktuellen Entwicklungen der Forschung und ihre faszinierenden Facetten informierten. Angeboten wurden ihnen Hands-on-Experimente, Ausstellungen, Chat-Corner, interaktive Screens und informative Boards, wissenschaftliche Präsentationen und Diskussionen sowie Science Slams. Insgesamt präsentierten acht Science Slammer ihr Forschungsthema vor einer fünfköpfigen Jury.
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Gunther Blauensteiner, Valentin Langer und Penelope Reindl
Ausgezeichnete Flüchtlings-Doku Die leider alltäglich gewordene Tragik von Flüchtlingen auf der Suche nach einem besseren Leben behandelt die Dokumentation „Europe Endless“: Verzweifelte Menschen versuchen das Mittelmeer zu überqueren, um dann auf der Insel Malta zu landen und festzusitzen. Im Frühjahr 2014 begab sich ein kleines Team von Studierenden der FH St. Pölten nach Malta; das Rohmaterial wurde in zehn Tagen vor Ort von Valentin Langer (Ton, Musik, Regie), Penelope Reindl (Produktion, Interviewkamera) und Gunther Blauensteiner (Kamera, Musik, Regie) produziert. Wegen der technisch aufwendigen Arbeitsweise und Komposition eines eigenen Soundtracks wurde die Endfassung des Films erst im Herbst 2014 fertiggestellt. Ihren Ausgangspunkt nahm die Doku im Rahmen der Projektarbeit 2 im Bachelor Studiengang Medientechnik (Betreuung: Rosa von Suess). Der Film wurde in St. Pölten gezeigt und nahm unter anderem an Festivals in Wien, St. George (US-Bundesstaat Utah) und Tirana (Albanien) teil. Auf dem DocuTIFF wurde der Film als „Best Regional Film“ ausgezeichnet. Nach der positiven Erfahrung mit dieser Arbeit setzen Valentin Langer und Gunther Blauensteiner unter dem Namen „The Dumb And The Ugly“ weitere Doku-Projekte um.
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Dossier: Interdisziplinarität 14 Coverstory Gemeinsam statt einsam 18 Medienkonvergenz Alles wächst zusammen 19 Wörtlich genommen Warum interdisziplinär forschen? 20 Digitale Gesundheit Die Therapie mit dem Pieps 22 Mangelnde Disziplin Wildes Denken 23 Ihre Meinung Doppeltes Studium, doppelte Freude? 24 Interdisziplinär studieren Lehrvideos und Sprachtandems 25 Hinter den Kulissen „AK28300“ hilft auch nicht weiter
Den Blick über den Tellerrand wagen Interdisziplinäre Zusammenarbeit in Forschung und Lehre bereichert nicht nur die Arbeit, sondern auch die persönliche Entwicklung. Zudem ist sie eine Notwendigkeit der Zeit, in der große gesellschaftliche Probleme und Fragen nur in der Kooperation der Disziplinen gelöst und beantwortet werden können. Daher fördert die FH St. Pölten durch viele Maßnahmen das bereits bestehende Engagement ihrer MitarbeiterInnen zur fachübergreifenden Zusammenarbeit: mit der Strategie 2017 ebenso wie durch informelle Formen des Austausches und das Unterstützen gemeinsamer Projekte von Studierenden aus unterschiedlichen Studienrichtungen. Einige der größten Erfolge der FH St. Pölten in den letzten zwei, drei Jahren sind aus der Interdisziplinarität entstanden: etwa die neuen Studiengänge Digital Healthcare und Smart Engineering of Production Technologies and Processes, aber auch viele Forschungsprojekte. Die folgenden Seiten geben einen Überblick über diese Aktivitäten. Das Auseinandersetzen mit anderen Disziplinen macht Spaß. Hoffentlich auch die Lektüre unseres aktuellen Dossiers, mit dem wir Ihnen gute Unterhaltung wünschen. FH-Prof. Dipl.-Ing. Hannes Raffaseder, für Forschung und Wissenstransfer verantwortlicher Prokurist der FH St. Pölten und Mitglied des Hochschulmanagements FH-Prof. Mag. Dr. Monika Vyslouzil, Leiterin des FH-Kollegiums und des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusionsforschung an der FH St. Pölten
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Gemeinsam statt einsam
D i e F o r s c h u n g w i r d i m m e r s p e z i a l i s i e r t e r, w ä h r e n d d i e gesellschaftlichen Probleme einen immer weiteren Horizont erfordern. Eine mögliche Lösung des Dilemmas lautet Interdisziplinarität – doch diese stößt in der Praxis auf Hürden. V O N
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Wer heutzutage eine Professur anstrebt, muss mitunter ganz schön spezialisiert sein: Unter den knapp 400 Stellenausschreibungen für Professuren in der ZEIT online finden sich welche für Medizinpädagogik, ästhetische Bildung, visuelle Szenenanalyse, computationelle/experimentelle Zugänge zur Grammatik und molekular dynamische Simulation weicher Materie. Ein Lehrstuhl für Soziologie oder Geschichte als Ganzes scheint eher selten. Ähnlich fragmentiert wie Professuren sind wissenschaftliche Fachzeitschriften: Die Liste der knapp 4.000 Journals im Science Citation Index reicht von „Abdominal Imaging“ bis „Zoonoses and Public Health“. Diesen vertiefenden Blicken auf Ausschnitte der Welt stehen jedoch gesellschaftliche Probleme gegenüber, die sich nur in Zusammenarbeit der Disziplinen bewältigen lassen: „Fragen im Bereich Umwelt, Energie, Ernährung, Sicherheit und Kommunikation sind disziplinär nicht zu lösen. Doch der Wissenschaftsbetrieb hat sich immer mehr spezialisiert“, erklärt Ulrike Felt. Die promovierte Physikerin ist Dekanin der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien und Professorin am Institut für Wissenschafts- und Technikforschung. Der Austausch zwischen wissenschaftlichen Feldern sei zwar immer mehr gefragt, würde aber selten explizit gefördert, sagt Felt.
Der Fluss und die Musik. Jede Disziplin hat ihre
eigene Fachsprache, ihre eigenen Methoden und ihre Ansicht davon, was „echte“ Wissenschaft ist. „Nehmen Sie ein Projekt zur Geschichte der
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Donau in Wien: Da muss man sich erst mal einigen, was die Donau ist. Für FlussmorphologInnen sind es der Flussverlauf, geologische und klimatische Prozesse. Für HistorikerInnen kann die Donau all das sein, was KomponistInnen, LandschaftsmalerInnen und andere in den vergangenen Jahrhunderten zur Donau geschaffen haben, quasi ‚die schöne blaue Donau‘“, sagt Gert Dressel vom Institut für Wissenschafts kommunikation und Hochschulforschung an der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Wien und Graz. Doch trotz der anstehenden Probleme unserer Zeit hält der Wissenschaftsbetrieb hartnäckig an seinen Disziplinen
„Über Interdisziplinarität wird gerne am Sonntag geredet, ab Montag schlägt dann wieder der disziplinäre wissenschaftliche Alltag durch.“ Gert Dressel vom Institut für Wissenschaftskommunikation und Hochschulforschung an der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Wien und Graz
fest: „Hochgereihte, meist disziplinäre Magazine zählen mehr. In diese Zeitschriften kommt man mit interdisziplinären Arbeiten schwerer hinein. Über Interdisziplinarität wird gerne am Sonntag geredet, ab Montag schlägt dann wieder der disziplinäre wissenschaftliche Alltag durch“, sagt Dressel. Um die Interdisziplinarität zu fördern, hat die Universität Wien etwa sogenannte Forschungsplattformen, -zentren und -verbünde etabliert. Im Vordergrund stehen hier große gesellschaftliche Themen, nicht die Disziplinen.
Circa
Fächer unterscheidet die Österreichische Systematik der Wissenschaftszweige (ÖFOS) der Statistik Austria.
wissenschaftliche Fachzeitschriften kennt der Science Citation Index. Die Gesamtzahl an wissenschaftlichen Zeitschriften weltweit liegt geschätzt bei 20.000 bis 50.000. Mit Buntheit zum Erfolg. Die Kombination der
Fächer kann abgesehen vom Gewinnen zusätzlicher Erkenntnis neue Chancen ermöglichen. „Bei uns an der FH St. Pölten sind die größten Erfolge in den letzten zwei, drei Jahren aus der Interdisziplinarität entstanden: etwa die neuen Studiengänge Digital Healthcare und Smart Engineering of Production Technologies and Processes, aber auch viele Forschungsprojekte“, sagt Hannes Raffaseder, für Forschung und Wissenstransfer verantwortlicher Prokurist der FH St. Pölten. Interdisziplinarität wird mit der hauseigenen Strategie 2017 gefördert. „Das ist der Topdown-Ansatz. Es ist aber eigentlich noch viel wichtiger, dass sie vor allem auch bottom-up entsteht, wenn unsere KollegInnen aus verschiedenen Departments gemeinsame Ideen verfolgen und übergreifende Projekte realisieren“, so Raffaseder. Ähnlich sieht es auch Monika Vyslouzil, die Leiterin des FH-Kollegiums und des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusionsforschung an der FH St. Pölten: „Mit unseren sechs Departments zeichnen wir uns durch ein großes Maß an Bunt-
(Quellen: http://scientific.thomson.com/cgi-bin/jrnlst/jlresults.cgi?PC=K, 01.10.2015; Moed (2005), Citation Analysis in Research Evaluation; Larsen / von Ins (2010), The rate of growth in scientific publication and the decline in coverage provided by Science Citation Index)
Annähern auf mehreren Ebenen Ein Überblick über Formen und Wege des Austausches zwischen den Disziplinen. Interdisziplinarität: Kombinieren von Ansätzen, Denkweisen und Methoden verschiedener Fachrichtungen. Transdisziplinarität: Einbeziehen von nichtwissenschaftlichen AkteurInnen in die Forschung, z. B. von Pflegeund medizinischem Personal in der Altersforschung. Multidisziplinarität: Bearbeiten einer wissenschaftlichen Fragestellung durch mehrere Disziplinen, wobei zwischen diesen kein nennenswerter Austausch stattfindet. Einheitswissenschaft: zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Ziel des „Wiener Kreises“, eine erkenntnistheoretisch und methodisch einheitliche Sicht der Wissenschaft auf Basis einer physikalischen Sprache zu finden. Quellen: Wikipedia, science.orf.at, www.uni-protokolle.de und Dressel et.al. (Hg.), Interdisziplinär und transdisziplinär forschen.
Fortsetzung auf Seite 16 15
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heit und Vielfalt der Disziplinen aus, was die interdisziplinäre Zusammenarbeit sehr fördert. Zudem haben wir mehrere Veranstaltungsformate, die den Austausch unterstützen.“ Dazu gehört zum Beispiel ein Forschungs-Chill-out, bei dem WissenschaftlerInnen ihre Projekte vorstellen und diskutieren, oder eine Projektvernissage, bei der Studierende ihre Arbeiten präsentieren. Durch solch informelle Treffen können Ideen für gemeinsame Arbeiten entstehen. „Es gibt viele kleine Schritte und Kontaktmöglichkeiten, mit denen sich Interdisziplinarität entwickeln kann. Das ist mitunter besser als ein verordnetes Programm“, so Vyslouzil. Gezielt gesucht wird der Austausch auch von Lehrenden, die ihren Unterricht durch KollegInnen im Zuge von Hospitationen beurteilen und verbessern lassen. „Hier laden Lehrende oft bewusst KollegInnen aus einem anderen Fachgebiet ein, weil deren Blick dann mehr auf dem Didaktischen als auf dem Fachlichen liegt“, sagt Vyslouzil.
Unterschiedliche Blickwinkel und Reflexivität. Fächerübergreifender Austausch führt auch zur Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit. Diese Erfahrung hat man am Institut für Interdisziplinäres Lernen an der Hochschule Lands-
Interdisziplinäre Forschungsprojekte an der FH St. Pölten (Auswahl):
Bridging gaps: Projekt mit Schulen zum Thema technischer Brückenbau und dem Überwinden sozialer Brücken (Mobilität und Soziales)
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TraeX: Gendersensible Entwicklung von Medienformaten für Kinder (Medienwirtschaft und Medientechnik)
CARMA: Center for Applied Research in Media Assisted Health Care for Motion and Activity (an der Schnittstelle von Medientechnik und Gesundheit) Smartphone Security: Erforschen neuer Verfahren zur biometrischen BenutzerInnenauthentifizierung und zum kryptografischen Zugriffs- und Malwareschutz (Informatik und Medienwirtschaft)
TransCoding: Projekt zur Partizipation in der Kunst (Medientechnik und Medienwirtschaft) 16
hut gemacht. Das Institut bündelt interdisziplinär ausgerichtete Angebote wie die Studiengänge Ingenieurspädagogik und Gebärdensprachendolmetschen sowie Sprachkurse und das Studium generale. Letzteres gibt den Studierenden die Möglichkeit, personenbezogene soziale, reflexive, kreative, interkulturelle und fremdsprachliche Kompetenz zu erwerben. Disziplingrenzen versteht man als Erkenntnisgrenzen, die geweitet werden sollen. Das Studium generale fördert einen fächerübergreifenden Austausch unter den Studierenden und das Gewinnen neuer Sichtweisen, denn hier treffen sich Studierende aus allen Fakultäten: Drei Lehrveranstaltungen müssen Bachelorstudierende aller Fachrichtungen der Hochschule Landshut im Studium generale belegen. „In einer komplexen, von permanentem Wandel geprägten Welt geht es darum, übergreifende oder weitergehende Fähigkeiten und Kompetenzen zu erwerben und systematisch Wissensbezüge herzustellen“, sagt Karin E. Müller, die Leiterin des Instituts.
Zu weiteren Projekten an der Schnittstelle von Gesundheit und Medientechnik siehe Artikel „Die Therapie mit dem Pieps“ auf Seite 20.
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Wissenschaft als Orchesterwerk. Dass das Ver-
binden zweier Welten bereichernd ist, berichtet auch Hannes Raffaseder. Er hat mehrere Jahre den Studiengang Digitale Medientechnologien und das Institut für Creative\Media/Technologies an der FH St. Pölten geleitet und auch als Komponist und Medienkünstler gearbeitet. „Wissenschaft, Forschung und künstlerisches Schaffen waren für mich nie getrennte Welten, sondern sich gegenseitig befruchtende Aspekte meiner Arbeit. Vom Komponieren für Orchester lässt sich auch einiges für interdisziplinäre Lehre und Forschung ableiten: Es ist völlig selbstverständlich, dass exzellente MusikerInnen benötigt werden, um den charakteristischen Klang der individuellen Instrumente einzubringen. Es ist aber auch klar, dass sich die volle Kraft, das einzigartige Volumen des Orchesterklangs, nur im perfekten Zusammenspiel all dieser unterschiedlichen Instrumente erzielen lässt“, sagt Raffaseder. Und Forschung funktioniere ähnlich wie das Schaffen eines Kunstwerks: Zunächst kommen zufällige Eingebung und gute Einfälle, dann das Handwerk. „Ich bin überzeugt, dass sowohl die Wissenschaft als auch die Kunst durch Inspiration und Intuition ihre größten Fortschritte gemacht haben.“ Kunst und Wissenschaft verbindet zum Beispiel auch das Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste (PEEK) des Wissenschaftsfonds FWF, in dessen Rahmen die FH St. Pölten auch das Projekt „TransCoding“ durchführt, in dem Partizipation in der Kunst gefördert und erforscht wird. „Es ist erfreulich, dass die Erforschung von künstlerischem Schaffen mit wissenschaftlichen Methoden seit einigen Jahren auch in Österreich gefördert wird. Wir sollten umgekehrt aber auch stärker darüber nachdenken, wie man Kreativitätsprozesse im wissenschaftlichen Bereich forcieren kann“, so Raffaseder.
Buch- und Linktipps: Gert Dressel, Wilhelm Berger, Katharina Heimerl, Verena Winiwarter (Hg.). Interdisziplinär und transdisziplinär forschen. Praktiken und Methoden. transcript Verlag, Bielefeld, 2014. Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Graz und Wien: www.aau.at/iff Institut für Wissenschafts- und Technikforschung der Universität Wien: https://sts.univie.ac.at Forschungsplattformen der Universität Wien:
Viele kleine Schritte zu Buntheit und Vielfalt Mit unseren sechs Departments zeichnen wir uns durch ein großes Maß an Buntheit und Vielfalt der Disziplinen aus, was die interdisziplinäre Zusammenarbeit sehr fördert. Zudem haben wir mehrere Veranstaltungsformate, die den Austausch unterstützen. Es gibt viele kleine Schritte und Kontaktmöglichkeiten, mit denen sich Interdisziplinarität entwickeln kann. Das ist mitunter besser als ein verordnetes Programm. FH-Prof. Mag. Dr. Monika Vyslouzil, Leiterin des FH-Kollegiums und des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusionsforschung an der FH St. Pölten
Was verstehen Sie unter „Donau“? Es geht zunächst darum, sich zu verständigen. Nehmen Sie ein Projekt zur Geschichte der Donau in Wien: Da muss man sich erst mal einigen, was die Donau ist. Für FlussmorphologInnen sind es der Flussverlauf, geologische und klimatische Prozesse. Für HistorikerInnen kann die Donau all das sein, was KomponistInnen, LandschaftsmalerInnen und andere in den vergangenen Jahrhunderten zur Donau geschaffen haben, quasi „die schöne blaue Donau“. Mag. phil. Dr. phil. Gert Dressel, Institut für Wissenschaftskommunikation und Hochschulforschung an der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) der AlpenAdria-Universität Klagenfurt, Wien und Graz
„Wellentäler“ – ein interdisziplinäres Filmprojekt „Wellentäler“ thematisiert Vorurteile und Barrieren der Gesellschaft gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen. Drei Studierende der FH St. Pölten aus den Fachrichtungen Medientechnik und Soziale Arbeit starteten die Produktion im Zuge ihrer Ausbildung und schlossen das Projekt unabhängig davon ab. 2015 hatte der Film seine Premiere im St. Pöltener Cinema Paradiso. Er ist für die Diagonale 2016 eingereicht. „Wellentäler“, Ö 2014/2015: Eine Produktion von Daniel Dajakaj, Alexander Topf (Redwire Media Production) und Katharina Heller, ca. 45 Minuten.
https://rektorat.univie.ac.at/forschungsplattformen-verbuende
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Alles wächst zusammen
Die Welt der Medien macht es vor: Hier existieren D i s z i p l i n e n , G a t t u n g e n u n d K a n ä l e n i c h t n u r n e b e n e i n a n d e r, sondern werden immer enger verknüpft. V O N
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Wird der Buchdruck auch heute noch mit der Reformation in Verbindung gebracht, wurde dem Weiterbestehen des Hörfunks gedanklich mit dem Aufkommen des TVs ein jähes Ende bereitet. Wie sich jedoch herausstellte, führen Medien, ob analog oder digital, ein gelungenes paralleles Dasein. Kein Neuaufkommen eines Mediums löste, wie vielfach befürchtet, das andere ab. Interdisziplinäre Schnittstellen sind bei Radio, TV oder in der Kunst keine nennenswerte Besonderheit, sondern erwünschte Realität. Die Neuverortung der Technik zeigt sich in der derzeit bestimmenden Funktionalitätsannäherung von Radio, Fernsehen und Computer. Medienzweige konvergieren und entlang dieser Wertschöpfungskette entsteht eine perspektivische Vielzahl durch ihre Anwendung in der Praxis.
Nicht mehr weit zur Zukunft. Die Campus Medien der FH St. Pölten wie das Freie und Ausbildungsradio Campus & City Radio 94.4, das Forschungsfernsehen c-tv und fhSPACEtv – eine Initiative der Studiengänge Medientechnik und Digitale Medientechnologien – entwickeln unter dem Siegel der Interdisziplinarität völlig neue zukunftsweisende Formate. Selbst im alltäglichen Tun bleibt die Nutzung anderer Medienkanäle oft unverzichtbar: „Sich auf eine Mediengattung zu beschränken reicht für junge Medienschaffende heute nicht mehr aus. Vorbei sind die Zeiten, in denen RadiosprecherInnen sich um nichts als ihren Text kümmern mussten. Heute muss ein/e RadioredakteurIn den Beitrag auch in einer Onlineversion für die Homepage aufbereiten. Selbst für Social-Media-Kanäle braucht es eine/n VideoredakteurIn, um die Beiträge visuell erleb18
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bar zu machen. Das hat natürlich negative Seiten, weil Jobs für SpezialistInnen vernichtet werden“, so der Kommentar der Programmintendantin des CR94.4, Anna Michalski.
Interdisziplinäres Limit. „Das Medium selbst –
ein multidisziplinäres Konglomerat aus Bild, Ton, Bewegung, Sprache, Rhythmus und Zeit – erfordert die bestmögliche Zusammenarbeit von Spe zialistInnen der unterschiedlichen Disziplinen“, sagt Markus Wintersberger, FH-Professor für experimentelle Medien. Die bestimmenden Grenzen kommen aus den jeweiligen Disziplinen selbst, weswegen Interdisziplinarität „ohne die Bereitschaft, sich auf andere Disziplinen einzulassen, nicht gelingen kann“.
Sich auf eine Mediengattung zu beschränken, reicht für junge Medienschaffende heute nicht mehr aus. Vorbei sind die Zeiten, in denen RadiosprecherInnen sich um nichts als ihren Text kümmern mussten. Neue Formate sind auch der digitalen Entwicklung geschuldet. Hier gilt es besonders, andere Disziplinen hinzuzuziehen: „In unseren Film und TV-Laboren arbeiten wir seit Beginn mit den Herausforderungen der digitalen Bewegtbild- Welt. An der Schnittstelle von Innovationshype, neuen Nutzungsszenarien und der kreativen Anwendung von Technologien samt deren Fortschritt sind es die forschenden Fragen, die den Weg für neue Lösungen frei machen. Und diese Fragen kommen eben nicht ausschließlich aus jener Disziplin, in der eine Lösung gebraucht wird“, sagt die Leiterin des Ausbildungsfernsehens c-tv, FHProf. Rosa von Suess.
WARUM INTERDISZIPLINÄR FORSCHEN? 01
Frank Michelberger
Nicht nur der Wissensaustausch macht ein interdisziplinäres Projekt interessant, sondern genauso das Aufeinandertreffen von u n t e r s c h i e d l i c h e n D e n k w e i s e n . Vo r a l l e m a b e r a r b e i t e t m a n m i t M e n s c h e n z u s a m m e n , d i e o f f e n s i n d f ü r A u s t a u s c h u n d d a f ü r, v o n e i n a n d e r z u l e r n e n – i n S u m m e o p t i m a l e Vo r a u s s e t z u n g e n f ü r ein Forschungsprojekt. FH-Prof. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Frank Michelberger, EURAIL-Ing., leitet das Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung der FH St. Pölten, das mehrere interdisziplinäre Projekte koordiniert, in denen in unterschiedlicher Kombination alle sechs Departments der Fachhochschule zusammenarbeiten und viele externe Unternehmen beteiligt sind.
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Tassilo Pellegrini
Interdisziplinarität ist Bedingung und Konsequenz einer heterogenen, arbeitsteiligen, durch Komplexität gezeichneten Gesellschaft. Daraus entstehende Herausforderungen können nur durch die funktionale und synergetische Kopplung von Wissen, Kompetenzen und Ressourcen bewältigt werden. FH-Prof. Mag. Dr. Tassilo Pellegrini ist FH-Dozent am Department Medien und Wirtschaft der FH St. Pölten. Er forscht an der Schnittstelle von Medienökonomie, Informatik und Recht (z. B. zu Implikationen neuer Formen der Datenbewirtschaftung). Im Projekt „Smartphone Security“ des Departments Informatik und Security zur IT-Sicherheit von Handys führt er eine Technikfolgenabschätzung durch und untersucht rechtliche und ethische Implikationen biometrischer Datenerfassung.
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Sabine Sommer
Das Auseinandersetzen mit sozialen Herausforderungen unserer Zeit bedarf der theoretischen wie methodischen Expertise unterschiedlicher Disziplinen, um passgenaue und nachhaltige Lösungen zu erforschen und zu entwickeln. Mag. (FH) Sabine Sommer forscht am Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung der FH St. Pölten. Im Projekt BRELOMATE (Breaking Loneliness with Mobile Interaction and Communication Technology for Elderly) untersucht sie den sozialwissenschaftlichen Teil zum Entwickeln eines Second-Screen-Spiele- und Kommunikationsportals für ältere Menschen. In dem Projekt arbeiten ForscherInnen aus den Bereichen Soziales, Medien-, Informations- und Kommunikationstechnologien, IT Security sowie Didaktik zusammen.
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Die Therapie mit dem Pieps
Innovationen von heute sind das Gerüst für das Gesundheitswesen von morgen: Im Studiengang Digital Healthcare und im Forschungsprojekt CARMA entstehen an der FH St. Pölten Prototypen für die technische Gesundheitsvorsorge – von Apps für die Reanimation bis zu Sohlen, die den Gang hörbar machen. V O N
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Eine Herzdruckmassage im Falle einer Reani mation ist keine leichte Aufgabe. Der letzte Erste-Hilfe-Kurs liegt oft schon lange zurück, doch die Hilfe muss rasch erfolgen. In Zukunft könnte eine App Menschen in dieser Situation unterstützen. Der Ersthelfer oder die Ersthelferin ruft die Notrufzentrale an und startet den mobilen Dienst. Das Handy liegt auf der Brust der bewusstlosen Person und misst Frequenz und Drucktiefe der Massage durch die integrierte Sensorik. Diese Information wird in der Notrufleitstelle in Echtzeit visualisiert und ExpertInnen geben von dort mit multimedialen Mitteln über das Smartphone Anweisungen, wie die Reanimation besser funktioniert. Studierende des Studiengangs Digital Healthcare der FH St. Pölten haben gemeinsam mit dem Medientechniker und FH-Dozenten Jakob Doppler und in Kooperation mit Notruf 144 den Prototyp namens „LifeStream“ für eine solche App ausgearbeitet, der
Das Projekt SoniGAIT entwickelt eine Schuhsohle, die Fehl stellungen beim Gang hörbar macht.
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derzeit verbessert wird und in ein Forschungsprojekt münden soll.
Gesundheit durch Medientechnik. Mit dem Studium Digital Healthcare bietet die FH St. Pölten seit 2014 eine interdisziplinäre Ausbildung an der Schnittstelle von Gesundheit und Medientechnik. Die Studierenden kommen aus Fach gebieten wie Gesundheits- und Krankenpflege, Diätologie, Ergotherapie, Logopädie, Radiologietechnologie und Physiotherapie sowie Medieninformatik, Mechatronik und Elektrotechnik. Im Studium lernen TechnikerInnen die Strukturen und Prozesse im Gesundheitswesen verstehen. GesundheitsexpertInnen erlangen Wissen über die optimale technische Entwicklung. Gemeinsam arbeiten sie über vier Semester praktisch an einem konkreten Problem und entwickeln Prototypen. „Das Interessante sind die Offenheit und der Austausch zwischen Berufsgruppen und Denkschulen. Das Konzept ist, miteinander und voneinander zu lernen. Das erfolgt ab dem ersten Semester in interdisziplinären Kleingruppen“, sagt Studiengangsleiter Helmut Ritschl. Unterstützung für TherapeutInnen. In mehreren Projekten entwerfen Studierende und ForscherInnen der FH St. Pölten Techniken, die Menschen in der Rehabilitation unterstützen oder MedizinerInnen und TherapeutInnen ihre Arbeit erleichtern sollen. So wird etwa im Projekt SoniGAIT eine Schuhsohle entwickelt, die den Gang hörbar macht. Über Kopfhörer erhalten Menschen die Information, ob sie gleichmäßig abrollen oder die Füße unterschiedlich belasten.
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Dies könnte in der Rehabilitation nach Ver letzungen und Schlaganfällen eingesetzt werden. Das Projekt „Children’s KNEEs“ untersucht mit medientechnischen Analyseverfahren, wie sich Übergewicht bei Kindern auf Gelenke und Bewe gungsmuster auswirkt. Die Projektreihe GAIT-Score testet, wie eine interaktive Lernsoftware PhysiotherapeutInnen bei der Beurteilung von Gangbildern unterstützen kann. „Die interdisziplinäre Vernetzung der Diätologie, Physiotherapie und Gesundheits- und Krankenpflege mit den Bereichen Technik und Soziales ver bessert die Versorgung und Behandlung von Patientinnen und Patienten“, sagt Tanja Stamm, Leiterin des Departments Gesundheit an der FH St. Pölten. Um den Studierenden und ForscherInnen die nötige Infrastruktur zu bieten, hat die FH heuer ein Digital Health Lab eingerichtet.
Roboter, bitte kommen. All diese Projekte sind Teil des Forschungsvorhabens CARMA (Center for Applied Research in Media Assisted Health Care for Motion and Activity) an der FH St. Pölten. Unter diesem Namen entsteht seit 2013 ein Zentrum für angewandte Forschung für medienunterstützte Gesundheitsvorsorge. Jakob Doppler vom Department Medien und Digitale Technologien und Brian Horsak vom Studiengang Physio therapie leiten das Projekt gemeinsam. CARMA entwickelt unter anderem Assistenzsysteme, die Selbstständigkeit und Aktivität bis ins hohe Alter ermöglichen sollen. Dazu gehört das Projekt BRELOMATE (Breaking Loneliness with Mobile Interaction and Communication Technology for Elderly), das eine Multi-Screen-Version zum Online-Kartenspielen (Schnapsen) für ältere Menschen entwickelt, die das Haus kaum verlassen können. Wer hätte vor zwanzig Jahren gedacht, dass Telefone kleine Computer sind, die Sprach erkennung beherrschen, oder dass Roboter Rasen mähen? Neue Assistenzsysteme mit künstlicher Intelligenz werden also kommen, warum nicht auch Roboter, die ältere Menschen im Haushalt unterstützen.
Das Gesundheitswesen ist mit grundlegenden Veränderungen konfrontiert, von denen auch die professionelle Gesundheits- und Krankenpflege betroffen ist. Künftige Versorgungsstrukturen eröffnen den Pflege personen vermehrte Handlungs autonomie und es werden neue Handlungsfelder entstehen. Unser wissenschaftlich fundiertes und praxisorientiertes Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege nimmt darauf Bezug und bereitet die Absolventinnen und Absolventen auf das komplexe Feld der Gesundheits- und Krankenpflege vor. Mag. Petra Ganaus, MSc Leiterin des Bachelorstudiums Gesundheits- und Krankenpflege an der FH St. Pölten
Bei lebensbedrohlichen Verletzungen und Erkrankungen zählt bekanntermaßen jede Sekunde. Der Zusammenhang zwischen lebenserhaltender Erster Hilfe und dem Überleben betroffener Menschen ist wiederholt Gegenstand notfallmedizinischer Forschung. Die NotrufexpertInnen von 144 Notruf NÖ haben allein im Jahr 2014 bei 2.031 Notrufen Reanimationsmaßnahmen telefonisch angeleitet. Gemeinsam mit der FH St. Pölten wollen wir deshalb im Projekt Life-Stream technologische Möglichkeiten zur weiteren Verbesserung dieser Reanimationsanleitungen erforschen. Ing. Christof Chwojka Geschäftsführer Notruf NÖ GmbH
Linktipps: Studien Gesundheit: www.fhstp.ac.at/dge Studien Medien und digitale Technologien: www.fhstp.ac.at/dmdt Forschung: www.fhstp.ac.at/de/forschung Projekt CARMA: www.fhstp.ac.at/carma
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Wildes Denken
B r ü c k e n b a u e r u n d F a h n e n t r ä g e r : d i e Vo r z ü g e mangelnder Diszipliniertheit. V O N
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Was steht eigentlich hinter dem Schlagwort Inter disziplinarität, das so häufig in Mission Statements gleich dem Begriff der Internationa lität so streng auf den Fuß folgt? Interdisziplinär zu handeln, denken und forschen bedeutet gleicher maßen „undiszipliniert“ zu sein. Den Worten des Universitätsprofessors Roland Fischer der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt folgend, nimmt sich das so aus: „Für mich bedeutet Interdisziplinarität das Außerkraftsetzen von diszi plinären Strukturen (und Zwängen) zugunsten ‚wilden Denkens‘, Forschens, Auslotens von Problemen, Findens von Lösungen, Entwickelns alternativer Sichtweisen. So etwas findet selbstverständlich auch innerhalb von Disziplinen statt. Zum Teil werden dann auch deren Grenzen überschritten und damit wird die Angelegenheit interdisziplinär.“ So weit, so gut. Im Laufe der Menschheit sammelten sich enorme Mengen von Wissen und Erkenntnissen an. Man erkannte, dass sich spezialisiertes und in die Tiefe gehendes Wissen auch auf andere Bereiche und Disziplinen ausdehnen lässt. Mehr noch: dass interdisziplinäres Denken und Handeln auch sehr ertragreich und fruchtbringend sein kann. Aber wie sieht das in der Praxis aus?
Hände weg vom Sinn! „Nur nicht über Sinn re-
den!“, sagt der promovierte Soziologe und Sozialpsychologe Harald Welzer in einem Interview in der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Interdisziplinäre Forschung kann kein Kurs in nachholender Spezialisierung sein, aber praktische Aufklärung darüber, was die jeweils anderen tun und warum. Dass man dabei lernt, dass die auch nur mit Wasser kochen, ist ein erfreulicher Nebeneffekt. Die
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Grundregel, die vor dem gemeinsamen Betreten eines Forschungsfeldes strikt beherzigt werden muss, lautet: Nie über Grundsätzliches sprechen – keine erkenntnistheoretischen, begrifflichen, keine im weitesten Sinn philosophischen Probleme aufwerfen. Interdisziplinarität funktioniert nur pragmatisch, in der exakten Definition eines gemeinsam erschließbaren Gegenstandsbereichs und in der Abstimmung erprobter Instrumente und Methoden.“
Praktische Ratschläge für interdisziplinäres Arbeiten gibt Harald Welzer: „Nie über Grundsätzliches sprechen! Keine philosophischen Probleme aufwerfen!“ Sinnstiftend wird der Fahnenträger Interdisziplinarität, wenn bestimmte Punkte in der Prozesskette festgelegt werden, an denen Wissen „hinzugeholt“ wird. Und hier liegt des Pudels Kern.
Argumente warten nicht an der Haustür. Wenn WissenschaftlerInnen ihren beheimateten Kompetenzbereich verlassen, jenes Feld, das sie wirklich gut kennen, wieso sollen dann durch eine interdisziplinäre Vermischung noch „bessere“ Produkte entstehen? Der deutsche Philosoph Andreas Bartels von der Universität Bonn nennt – neben aller Phrasendrescherei – drei gute Gründe: „Erstens: Wissenschaftliche Probleme halten sich nicht an Fachgrenzen. Warum sollten dann WissenschaftlerInnen dies tun? Zweitens: WissenschaftlerInnen können sich Strategien der Problemlösung bei ihren KollegInnen aus anderen Fächern abschauen. Und drittens: Grundlagenkritische Argumente warten nicht immer an der eigenen Haustür.“
IHRE MEINUNG
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Doppeltes Studium, doppelte Freude?
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Interdisziplinarität kann schon während des Studiums beginnen – etwa mit einem Doppelstudium oder der Kombination zweier Fächer in Serie. „future“ hat sich bei Studierenden mit Doppelstudium erkundigt, was sie dazu motiviert hat, welche Vorteile sie darin sehen und ob sie den Blick über den Tellerrand weiterempfehlen.
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Philipp Pötz
Motivation: Schon während des Geschichtestudiums hatte ich mich mit Medien und Kommunikation beschäftigt. Danach wollte ich etwas „Praktischeres“. Das Studium an der FH St. Pölten war die ideale Ergänzung zum „theoretischen“ Fundament. Vorteile: Das Unistudium übte mich in kritischem Denken und brachte mir eine breite „humanistische“ Bildung. Durch das FH-Studium erwarb ich eine anwendungs orientierte Ausbildung für die Mediaund Kommunikationsbranche. Das hat mir das Beste beider Welten – Bildung und Ausbildung – beschert. Weiterempfehlen: Auf alle Fälle. Es eröffnet neue Perspektiven und fördert vernetztes Denken. Insbesondere empfehle ich, ein Uniund FH-Studium zu kombinieren. Beide Systeme vermitteln spezifische Herangehensweisen, die sich hervorragend ergänzen.
Philipp Pötz hat an der Universität Wien das Bachelorstudium Geschichte (Wahlfach Cultural Studies) und an der FH St. Pölten das Masterstudium Media- und Kommunikations beratung (Wahlfach PR und Eventmanagement) absolviert und arbeitet als Junior PR- & Communications-Manager beim HumanResources-Start-up firstbird.
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Lisa Hadinger
Motivation: Nach meinem ersten Studium habe ich in der Erwachsenenbildung als Sprachtrainerin sowie im organisatorisch-administrativen Bereich gearbeitet und unter anderem Live-Onlinekurse abgehalten und technisch unterstützt. Coden wurde zu meinem Hobby und schließlich habe ich beschlossen, dass ich interaktive Lösungen im E-LearningBereich nicht nur betreuen, sondern selbst „bauen“ will. Vorteile: Den größten Vorteil sehe ich in der Kombination aus einem eher theoretisch-wissenschaftlichen und einem sehr praxisorientierten Studium. Mein erstes Studium hat analytisches Denken, das Erkennen von Zusammenhängen sowie selbstständiges Arbeiten gefördert. Mein zweites Studium vermittelt konkrete Fähigkeiten in einer praxisnahen Hands-on-Mentalität. Weiterempfehlen: Unbedingt. Erfahrung aus verschiedenen Bereichen und Blickwinkeln ist beruflich von Vorteil, da man zwischen verschiedenen Welten vermitteln kann.
Lisa Hadinger hat das Diplomstudium Tschechisch an der Universität Wien absolviert und studiert seit dem Wintersemester 2014 das Bachelorstudium Medientechnik an der FH St. Pölten.
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Jakub Pasikowski
Motivation: Banal gesagt, die ökonomische Situation. TheaterwissenschaftlerInnen sind kaum gefragt. Die Situation ist bei allen Geisteswissenschaften dieselbe – daher nun ein Studium mit Zukunft und Verdienstmöglichkeiten. Vorteile: Auf den ersten Blick keine, aber wenn man tiefer geht, stellt man fest, dass ein humanistisches Studium vor allem für die persönliche Entwicklung hilfreich ist. Mein erstes Studium hat mir vermittelt, wie man Gedanken zu Papier bringt, sich mit komplexen Problemen auseinandersetzt und Hintergründe hinterfragt, mein derzeitiges Studium wird mich an die vorderste Front einer unglaublich spannenden Branche versetzen. Weiterempfehlen: Absolut. Dadurch lernt man Leute kennen, die prinzipiell dasselbe interessiert, z. B. Film, aber deren Passionen ganz woanders liegen. Das erweitert den eigenen Horizont unglaublich.
Jakub Pasikowski hat das Diplomstudium der Theater,- Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien abgeschlossen und studiert seit dem Wintersemester 2015 im Bachelorstudium IT Security an der FH St. Pölten.
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Andere Sprachen, andere Fächer
In Zusammenarbeit mit KollegInnen, die Deutsch als Fremdsprache an der Penn State University in Altoona lehren, entstand das „Network for Telecollaborative Learning“, im Zuge dessen Studierende aus den Bereichen Diätologie, IT Security und Bahntechnologie und Mobilität mit amerikanischen Studierenden in Kontakt treten. Sie bilden interdisziplinäre Sprachentandems bestehend aus zwei bis drei Personen, die nach einem vorgegebenen Semesterplan virtuell per E-Mail, Skype oder GoogleHangout in der jeweiligen Zielsprache miteinander kommunizieren.
Im Rahmen der interdisziplinären Sprachenlehre trainieren Studierende der FH St. Pölten nicht nur mit neuen Methoden ihr Englisch, sondern auch den Austausch zwischen Disziplinen.
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Was die Studierenden hier üben, hilft bei der zukünftigen Zusammenarbeit in der Berufspraxis.
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Für das kommende Semester ist eine neue Form des interaktiven Lernens geplant: Studierende bereiten in der jeweiligen Zielsprache zu einem gewählten Thema einen Videoclip vor und stellen diesen für ihre TandempartnerInnen online. Die Clips dienen als Ausgangsbasis für die weitere Kommunikation. „Durch den interaktiven und interdisziplinären Lernprozess werden die Studierenden praxisnahe auf die Anforderungen einer zunehmend internationalen und technologieunterstützten Arbeitswelt vorbereitet“, sagt Sprachtrainerin und FH-Dozentin Dawn Kremslehner-Haas, die das Projekt gemeinsam mit der Diätologin Alexandra Kolm entwickelt hat.
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Wie YouTube, nur „interprofessionell“ Im Projekt „X-Site – student interprofessional teaching experience“ erstellen Studierende der Physiotherapie und Diätologie an der FH St. Pölten Lehrvideos für Studierende des jeweils anderen Studiengangs. Die Studierenden tragen physiotherapeutische und diätologische Grundlagen – etwa zu den Themen Diabetes und Adipositas – für den jeweils anderen Studiengang zusammen, um das Wissen auf Basis dieser interprofessionellen Zusammenarbeit zu erweitern. Ziel der Lehrvideos ist ein zusätzlicher Informationsgewinn im Rahmen der jeweiligen Lehrveranstaltung der einzelnen Studiengänge. Betreut wird das Projekt von einer Dozentin jedes Studiengangs: von der Physiotherapeutin Anita Kiselka und der Diätologin Alexandra Kolm.
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Studierende der FH St. Pölten lernen gemeinsam mit US-KollegInnen.
„Was die Studierenden hier üben, hilft später im Beruf. Die erworbenen Kenntnisse stellen eine wichtige Basis für zukünftige interprofessionelle Zusammenarbeit in der Berufspraxis dar“, erklärt Kiselka. Im Unterricht wird zudem das innovative Lehrmodell Inverted Classroom eingesetzt. Das Service- und Kompetenzzentrum für Innovatives Lehren & Lernen (SKILL) der FH St. Pölten begleitet und unterstützt die beiden Dozentinnen und die Studierenden in dem Projekt. Der interdisziplinäre Blick wird an der FH St. Pölten auch bei Prüfungen geschärft, etwa im Fach Clinical Reasoning im Studiengang Diätologie. Dort werden die Studierenden von Diätologin Kolm und dem Internisten, Endokrinologen und FH-Lektor Harald Kritz gemeinsam statt wie bisher parallel befragt – damit das interdisziplinäre Verständnis nicht zu kurz kommt. www.fhstp.ac.at/x-site
HINTER DEN KULISSEN
I N T E R D I S Z I P L I N A R I T Ä T
„AK 28300“ hilft auch nicht weiter
Ich habe nachgeschlagen. Die Antwort ist eindeutig: „AK 28300“ – vorausgesetzt, die Bücher-Kategorisierung erfolgt nach der Regensburger Verbundklassifikation. Für die Ordnung in Bibliotheksregalen sind zumeist unüber sichtliche Regelwerke verantwortlich. Diese ermöglichen, jedes beliebige Buch – ohne es gelesen zu haben – einem Fachgebiet zuzuordnen. Gemeint sind konkrete Fächer, die mit einer Buch staben- und Zahlen-Kombination ausgewiesen sind. In diesen dürfen unsere NutzerInnen auch andere Titel zum gleichen Thema erwarten. Karl Rathmanner ist Bibliothekar an der FH St. Pölten.
Mit Klassifikationssystemen unterteilen wir das gesamte mensch liche Wissen in eine Vielzahl von hierarchisch gegliederten Schub laden. Diese Systematiken reduzieren alle bisher gewonnenen Erkenntnisse auf eine einzige Dimension (von A bis Z), die wir bequem in unsere Regale falten. Dadurch entsteht eine tatsäch liche, räumliche Distanz zwischen den Publikationen unterschied licher Disziplinen. Das schützt vor der frustrierenden Erfahrung, sich bei jedem zweiten Griff ins Regal ein neues domänen spezifisches Vokabular aneignen zu müssen, um den Klappentext deuten zu können. Nun kommt es aber vor, dass ein Buch inhaltlich in mehrere Schubladen passt, weil AutorInnen sich nicht um vorgefasste Notationsgruppen kümmern. In dem Fall stellen wir es dort hin, wo mehr Platz ist. Wer sich bei seiner Recherche also darauf verlässt, alle Antworten an einer Stelle gebündelt vorzufinden, geht mitunter leer aus. Mit dieser forcierten Parabel will ich nicht sagen, dass es ein Fehler wäre, sich auf das eigene Kompetenzfeld zu beschränken, um sein Wissen zu vertiefen. Immerhin hat sich das Konzept „Arbeitsteilung“ im Laufe der Menschheitsgeschichte durchaus bewährt. Spezialisierung erlaubt uns, Ziele effizienter zu erreichen und Techniken zu perfektionieren. Man sollte sich aber vergegenwärtigen, dass Notationssysteme mit klar abgegrenzten Fachwissenschaften – obwohl sie unbedingt nützlich und notwendig sind – nicht die Zusammenhänge der Realität widerspiegeln. Wer aufrichtige Forschung betreibt, muss ganz selbstverständlich immer auch die Grenzen der eigenen Methoden und Perspektiven hinterfragen und bereit sein, sie zu überschreiten.
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Hohe Schule der Kinderbetreuung
Vo n K i n d e r g ä r t e n b i s K i d s - B o x e n : Studiengangssekretärin Erika Marschalek hat sich angesehen, wie die FH Augsburg ihre Familienfreundlichkeit zu erhöhen versucht. V O N
M I T R A
O S H I D A R I
In der Maßnahmen-Entwicklung zur Familienfreundlichkeit an Hochschulen gibt es zum Teil noch erheblichen Bedarf. Ein familiengerechtes und soziales Arbeitsumfeld hat entscheidenden Einfluss bei der Studien- und Berufswahl, zumal gerade Frauen individuelle Betreuungspflichten – gegenüber zu pflegenden Angehörigen beispielsweise – verstärkt wahrnehmen. Zusätzliche Unterstützungsprogramme sind notwendig. Gut ist, was dem Bedarf entspricht. Erika Marschalek, Sekretärin der Studiengänge Digitale Medientechnologien und Smart Engineering an der FH St. Pölten, hat sich im Rahmen der „Staff Week“ in Bayern an der FH Augsburg umgesehen und nahm neue Ansichten hinsichtlich der Organisationsstruktur mit.
Eltern-Kind-Büro. 5.000 Studierende aus 65 Na-
Erika Marschalek ist Sekretärin der Studiengänge Digitale Medientechnologien und Smart Engineering.
tionen studieren hier in den Bereichen Archi tektur und Design, Ingenieurwesen, Informatik, Multimedia sowie Wirtschaftswissenschaften. Familienfreundliche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es ob der größtenteils technischen Studiengänge zuhauf: „Für Kinder, welche kurzfristig mit an den Arbeitsplatz mitgenommen werden müssen, leihen sich die Betreuungspersonen sogenannte ‚Kids-Boxen‘ aus. Für die Kleineren ist diese Box als Schlafplatz groß genug. Sogar ein eigenes Eltern-Kind-Büro gibt es“, erzählt Marschalek. Um Arbeit bzw. Studium und Kinderbetreuung zu erleichtern oder überhaupt erst zu ermöglichen, bietet Augsburg eine Betreuung für Kinder im Alter zwischen neun Monaten und zweieinhalb Jahren an. Die monatliche finanzielle Belastung hält sich mit dem Selbstkostenanteil von 200 Euro im Rahmen. Den Rest übernimmt die Fachhochschule.
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Weniger Frauen in der Informatik. Den Auflistungen des Statistischen Taschenbuchs des österreichischen Bundesministeriums für Bildung und Frauen (Neuauflage alle zwei Jahre) folgend, ergaben sich für Studienanfängerinnen im Studienjahr 2012/2013 ernüchternde Zahlen. Bei den Technik- und Ingenieurwissenschaften liegt der Frauenanteil bei 21 Prozent. Die Bundesrepublik Deutschland offeriert ebenso wenig erbauliche Zahlen, Marschalek weiß über Augsburg Fol gendes: „Der Kindergarten als Frauenförderungsmaßnahme trägt dazu bei, den Anteil weiblicher Studierender zu erhöhen. In den technischen Bereichen ist der Mädchenanteil eher bescheiden bzw. der Frauenanteil bei den AbsolventInnen eines Informatikstudiums sogar von 17,5 Prozent auf 12,3 Prozent gefallen. Anstrengungen, den Anteil weiblicher Studierender in der Technik zu erhöhen, laufen. So gibt es einen Girls’ Day, Schnupper- und Projekttage, die den Mädchen die Scheu vor der Technik nehmen sollen. 14 HochschulmitarbeiterInnen aus zwölf Nationen nahmen an der ‚Staff Week‘ in Augsburg teil. Wir alle haben Hoffnung, dass sich die eine oder andere Maßnahme auch an unserer Heimat-Fachhochschule umsetzen lässt.“
S T .
P Ö L T E N
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W E L T
Christian Plaichner vor der San Jose City Hall – im Herzen des Silicon Valley.
Fußball spielen am Google-Feld
Als er sein Software-Unternehmen in die USA verkaufte, zog FH-Absolvent Christian Plaichner nach Chicago – und lebt m i t t l e r w e i l e i m S i l i c o n Va l l e y . V O N
M I T R A
O S H I D A R I
Mit Apple, Facebook und Google in der Nachbarschaft lebt Christian Plaichner, FH-Absolvent der ersten Stunde. Im damaligen allerersten Jahrgang des Studiengangs Telekommunikation und Medien verfasste er im Jahr 2000 seine Diplom arbeit zum Thema „Information Security Policy, Network Security Policy and Firewall Redesign (ONE – Connect Austria)“.
Job angenommen, Freundin geheiratet. Die
USA waren nicht vorrangig oberstes Lebensziel: „Ich habe darüber immer wieder mal nachgedacht, weil ich ja mehrere Software-Firmen und auch immer wieder geschäftlich in den USA zu tun hatte. Aber wie so vieles im Leben hat es sich zur richtigen Zeit mit dem richtigen Setup er geben. Ich verkaufte 2009 meine Software-Firma SENACTIVE an den Software-Entwickler/-Hersteller Automic GmbH, der mich für die Integration meiner Firma gleich mit übernahm. Durch ein Strategie- und Repositionierungsprojekt bei Automic wurde ich gefragt, ob ich den Bereich Global Accounts & Solutions in den USA übernehmen will. Job angenommen, meine Freundin noch schnell geheiratet und 2011 nach Chicago gezogen. Dort waren wir zwei Jahre – Downtown, supertolle Stadt, sehr unterschätzt ... aber richtig kalt im Winter! Seit über zwei Jahren wohnen wir im Silicon Valley, in Santa Clara. Einmal pro Woche spiele ich Fußball am Google-Feld. Beruflich bin ich noch bei Automic, im letzten Jahr übernahm ich die Consulting-Abteilung für die Americas Region (USA, Kanada und Lateinamerika).“
„Die Europäer sind selbstständiger“ Firmen gründen und aufbauen in den USA vs. Europa? „Da ich mehrere Firmen aufgebaut und auch Risikofinanzierungen (Venture Capital) geleistet habe, kenne ich den europäischen Markt sehr gut. In Europa hat sich in den letzten fünf bis sieben Jahren viel getan, an allen Ecken sprießen Start-ups, Shared spaces und Inkubatoren. Dennoch ist die Finanzierungslandschaft noch sehr überschaubar und sind die Mittel begrenzt. Mit meiner letzten europäischen Firma brauchte ich eineinhalb Jahre, um die Mindestfinanzierung aufzustellen. Vor ein paar Wochen war ich bei einem Pitch-Event in Palo Alto. Dort präsentieren sich Mini-App-Unternehmen schon in der Seed-Phase mit drei bis vier Millionen. Das wirft natürlich die Frage auf, ob man nicht ein neues Unternehmen in der Bay Area gründet.“
Arbeitsbedingungen in den USA vs. Europa? „Der größte Unterschied ist – und das hat mich einige Zeit gekostet, bis ich das verstanden habe: In den USA ist es nötig, Dinge genau zu definieren und zu erklären, damit das gewünschte Ergebnis erzielt wird, während in Europa die Leute doch etwas selbstständiger sind. In Europa hingegen glaubt jeder, bei Entscheidungen mitreden zu müssen, während in den USA MitarbeiterInnen viel flexibler auf Veränderungen reagieren. Verkaufen ist einfacher in den USA. Der Markt, die Firmen und damit ihr Budget sind so viel größer. Die AmerikanerInnen sind darauf fokussiert, akut anstehende Probleme zu lösen, während in Österreich gleich immer nachhaltige Dauerlösungen gesucht werden.“
In Europa hat sich viel getan, an allen Ecken sprießen Start-ups, Shared spaces und Inkubatoren. 27
B L I T Z L I C H T
Internationale Vortragende unter anderem von Yahoo und NASA.
Wissens transfer gehört diskutiert.
SEMANTiCS-Konferenz
Maschinen, die uns verstehen wissen.vorsprung
Wissen gehört ausgetauscht Mitte September fand der erste Termin der neuen Veranstaltungsreihe wissen.vorsprung der FH St. Pölten statt. Interessierte diskutierten im Hotel Intercontinental in Wien zum Thema Wissens transfer an der Schnittstelle zwischen Hochschulen, Unternehmen und Gesellschaft.
www.semantics.cc
Karrieremesse
Firmenmesse
Auf zu den Jobs
Zug-Luft schnuppern
Zum dritten Mal fand im Oktober die Job- und Karrieremesse karriere.netzwerk der FH St. Pölten statt. 59 ausstellende Unternehmen und 700 interessierte Studierende und AbsolventInnen trafen aufeinander.
Kontakte knüpfen und neue Arbeitswelten kennen lernen konnten die TeilnehmerInnen der ersten Firmenmesse der Bahnindustrie an der FH St. Pölten, die im Zuge des Semester-Openings des Departments Bahntechnologie und Mobilität stattfand.
www.fhstp.ac.at/knw
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Die internationale Semantic-Web-Community traf sich im September 2015 bei der 11. SEMANTiCSKonferenz an der WU Wien. Vorgetragen haben unter anderen ExpertInnen von Yahoo und NASA. Organisiert haben die diesjährige Tagung die Semantic Web Company, die Wirtschaftsuniversität Wien und das Department Medien und Wirtschaft der FH St. Pölten.
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B L I T Z L I C H T
Technik und Alltag der Zukunft: die European Researchers’ Night. European Researchers’ Night
Virtuelle Fallschirme Vom virtuellen Fallschirmsprung und von einer durch Hand bewegungen steuerbaren Drohne über einen Rundgang durch die Stadt in digitalen 3D-Panoramen bis zu neuen Kommunikationsmöglichkeiten für ältere Menschen bot die European Researchers’ Night Ende September Einblicke in Technik und Alltag der Zukunft. Mehr als 2.500 Menschen besuchten die von der FH St. Pölten und dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft organisierte Veranstaltung. www.fit-for-future.at
Tag der Lehre
MEDIAcon
Spielend besser unterrichten
Konzentration auf UserInnen
Einmal im Jahr befasst sich der „Tag der Lehre“ des Service- und Kompetenzzentrums für Inno vatives Lehren & Lernen (SKILL) der FH St. Pölten mit innovativen Lehrmethoden. Thema der Fach tagung war heuer „Game Based Learning“.
Mit aktuellen Entwicklungen in der Mediaplanung befasst sich die Veranstaltungsreihe MEDIAcon des Departments Medien & Wirtschaft der FH St. Pölten. Die diesjährige Tagung Ende Oktober widmete sich dem Thema „User Centric Advertising“ und fand im Hauptquartier von Microsoft Österreich in Wien statt.
http://skill.fhstp.ac.at
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Gemeine, fette Typen. Ein Nachschlag zum Thema Schrift Manuela Eichhorn, Jochen Gerald Elias, Isabella Christiane Enigl, Denise Hebenstreit, Georg Neubauer, Severin Schleps, Teresa Sposato Eigenverlag, 2015 64 Seiten, € 25,00 ISBN 978-3-200-04064-9 Die Masterklasse Grafik-Design des Studiengangs Digitale Medientechnologien hat ein Werk zum Thema Schrift verfasst. Die AutorInnen haben ihre Kapitel nicht nur geschrieben, sondern auch selbst grafisch gestaltet. Das Buch versteht sich als Lehrbuch für Studierende, ist aber für alle an Schrift Interessierten ein optisches und sprachliches Vergnügen. In sieben Kapiteln kann man eintauchen in die Geschichte der Schrift, die Anatomie der Buchstaben und das Wirken von Texten durch Typografie. Bestellungen: erika.marschalek@fhstp.ac.at. Cyber Attack Information System. Erfahrungen und Erkenntnisse aus der IKT-Sicherheitsforschung Helmut Leopold, Thomas Bleier, Florian Skopik (Hrsg.) Springer Vieweg, 2015 208 Seiten, € 41,11 (gebunden), € 29,99 (eBook) ISBN 978-3-662-44306-4 In den letzten Jahren hat sich das Internet zu einem massiven wirtschaftlichen Betätigungsfeld entwickelt, auch für illegale Unternehmungen. Das Forschungsprojekt CAIS, an dem die FH St. Pölten beteiligt war, beschäftigte sich mit dem Implementieren eines Cyber-Attack-Information-Systems auf nationaler Ebene mit dem Ziel, die vernetzten Systeme widerstandsfähiger zu machen. Das Buch versammelt Beiträge aus dem Forschungsprojekt. 30 Tage Sozialarbeit. Berichte aus der Praxis Peter Pantuček-Eisenbacher, Monika Vyslouzil (Hg.) LIT Verlag, 2015 Reihe: Sozialpädagogik, Bd. 27 288 Seiten, € 30,80 ISBN 978-3-643-50680-1 30 Geschichten aus dem Berufsalltag von Sozial arbeiterInnen erzählen von Erfolg und Misserfolg, verzwickten Beziehungen, rechtlichen Hürden und Möglichkeiten und von den vielen Menschen, die Hilfe in Anspruch nehmen wollen oder müssen. Es entsteht das Panorama eines faszinierenden Berufs.
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Kofferkind Althea Müller Kindle Edition, 2015 270 Seiten, € 1,99 (Kindle Edition), € 8,56 (Taschenbuch) Althea Müller, Absolventin des Studiengangs Mediaund Kommunikationsberatung, hat 2015 die Kurzgeschichtensammlung „Kofferkind“ veröffentlicht. Ihre Geschichten drehen sich um Sinn-Suche, Single-Dasein, Snowboards, Schneekugeln und die Band Slipknot. Verity: Wahrheit ist eine Anomalie Robert Luh Kindle Edition, 2015 330 Seiten, € 2,99 (Kindle Edition), € 10,99 (Taschenbuch) Robert Luh, Researcher am Josef-Ressel-Zentrum für konsolidierte Erkennung gezielter Angriffe (TARGET), hat vor Kurzem seinen dritten Roman aus der Welt der Cyber-Security herausgebracht: „Verity – Wahrheit ist eine Anomalie“, eine Abrechnung mit den Überwachungsprogrammen von NSA und Co. Medien-Blog Die digitale Mediaagentur „Mediabrands Audience Platform“ (vormals „Fastbridge“) und der Studiengang Media- und Kommunikationsberatung der FH St. Pölten haben ein Blog zur digitalen Welt der Medien gestartet, in dem regelmäßig auch die Studierenden Tobias Zehetner, Nicole Huber und Lukas Klinser schreiben. www.map-global.at
IMPRESSUM Herausgeberin: Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten Chefredaktion: Mag. Daniela Kaser, MAS Redaktion: Mag. Mark Hammer, Mag. Mitra Oshidari Mit Beiträgen von: Karl Rathmanner Fotos und Illustrationen: Shutterstock/Ringlet (überarbeitet Egger & Lerch: S. 1, 13, 15, 16, 17, 18, 20, 21, 22, 24), Martin Lifka Photography (S. 2, 4, 12), Foto Kraus (S. 2, 17, 19), Schascha Qiu (S. 5), FH St. Pölten/ Mario Ingerle (S. 6, 29), Michael Reiseneder Refos-Film (S. 7), Shutterstock/ PureSolution (S. 8), Isabella Enigl (S. 11), Gunther Blauensteiner (S. 12), FH St. Pölten (S. 12, 26), privat (S. 17, 19, 27), Paul Pölleritzer (S. 19), Anna Achleitner (S. 20, 25, 28), Fotostudio Koch (S. 21), NOTRUF NÖ GesmbH (S. 21), Alexandra Moskovchuk (S. 23), Andrea Seemayer (S. 23), Jakub Pasikowski (S. 23), Weigand/photocase.com (S. 26), Emil Bauer (S. 28, 29), Semantic Web Company (S. 28), Maximilian Döringer (S. 28), Raphaela Raggam (S. 29), Yannick Kurzweil (S. 31) Grafik und Produktion: Egger & Lerch Ges.m.b.H., 1030 Wien Druck: Ueberreuter Print GmbH, 2100 Korneuburg
AUCH DA STECKT DRIN
Die FH bereichert das Leben junger Menschen: Sie macht Wissen, Forschung und Lehre zugänglich. Dies ist möglich, weil Menschen ein Netzwerk bilden, das regen Austausch hervorbringt und die Zusammenarbeit fördert. Die Medientechnikstudenten Yannick Kurzweil und Jürgen Haghofer haben das Bild #network für einen Fotowett bewerb zum Thema „Auch da steckt FH drin“ gestaltet. Modell stand Isabella Starowicz. 31
„Die Soziale Arbeit kann viel dazu beitragen, ankommenden Menschen einen Platz in der G e s e l l s c h a f t z u g e b e n . “ Seite 6 „ F r ü h e r g a l t b e i H a u s d u r c h suchungen, dass man Computer sofort vom Netz nimmt. Heute weiß man, dass man besser zuerst d e n A r b e i t s s p e i c h e r u n t e r s u c h t . “ Seite 9 „Das Handy liegt auf der Brust der bewusstlosen Person und misst Frequenz und D r u c k t i e f e d e r M a s s a g e . “ Seite 20 „Für mich bedeutet Interdisziplinarität das Außer kraftsetzen von disziplinären Strukturen (und Zwängen) z u g u n s t e n ‚ w i l d e n D e n k e n s ‘ . “ Seite 22
www.fhstp.ac.at
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