future 05: In neue Dimensionen

ausgabe 05

dezember 2016

fu t ur e das magazin der fh st. pölten

1996 2016 2036

In neue Dimensionen

Bei der Gründung vor 20 Jahren wie bei der Planung des „Campus der Zukunft“: Der Blick nach vorne p r ä g t d i e F H S t . P ö l t e n .

Neues Lernen, neue Räume

FHs: Bilanz eines Kurswechsels

S t . P ö l t e n b l ü h t a u f

Editorial

Bereit für die Zukunft Im Wintersemester 1996 nahm die Fachhochschule St. Pölten erstmals den Studien­betrieb auf. Heute, 20 Jahre später, können wir mit Freude auf eine äußerst erfolgreiche Entwicklung zurückblicken: Aus anfangs 60 Studierenden sind mittlerweile rund 2.650 geworden, aus einem einzigen Studiengang ein breit gefächertes Angebot von insgesamt 33 Studien- und Weiterbildungslehrgängen. Wir haben zudem die Forschung stark ausgebaut, vernetzt und internationalisiert, einen neuen, modernen FH-Campus eröffnet, wichtige Kooperationen in der Region sowie dem In- und Ausland abgeschlossen und uns auch in anderen Bereichen kontinuierlich weiterentwickelt.

Zum 20-Jahr-Jubiläum möchten wir aber nicht nur in die Vergangenheit blicken.

Denn als innovative und praxisorientierte 2

fu t u r e · d ez ember 2 0 1 6

Hochschule sind wir bereit für eine ebenso erfolgreiche Zukunft. Das Dossier unserer aktuellen Ausgabe von „future“ beschäftigt sich daher vorwiegend mit dem Lehren und Lernen der Zukunft – vom lernfördernden Campus über Hochschulen als ­Gründerschmieden, von Forschung und Innovation über zukunftsweisende Startup-Projekte und St. Pölten als moderne Stadt zum Leben und Lernen.

Wir freuen uns über Ihr Interesse an ­unserem Magazin und wünschen eine spannende Lektüre!

Dr. M. Gabriela Fernandes Dipl.-Ing. Gernot Kohl, MSc

I N H A L T

4 Aktuell

Neuigkeiten aus der Welt der FH St. Pölten

6 Der Wandel als Konstante 20 Jahre später – das erste Diplomstudium Telekommunikation und Medien

7 Die optimierte Rettungskette Ein Symposium über Community Care

8 Migration und Ernährung in Niederösterreich Ein neues Forschungsnetzwerk

9 Smarte Netze, gender­ gerechte Arbeitsplätze Aktuelle Forschungsprojekte der FH St. Pölten

10 Wenn die Caritas klingelt Hannes Ziselsberger über Karriere im Sozialbereich

12 Helle Köpfe

20 Jahre FH St. Pölten: Rückschau und Ausblicke 14 Neue Räume für neues Lernen

Wegweisende Konzepte für den „Campus der Zukunft“

20 Die FH St. Pölten auf einen Blick

Geschichte und Gegenwart in Zahlen, Daten, Fakten

22 „Die Fachhochschulen haben neue Impulse gesetzt“ FFG-Chefin Henrietta Egerth im Interview

24 Vom Hochschulprojekt zur eigenen Firma

Die Hochschule als GründerInnenschmiede

26 Mit Start-ups durchstarten Success Stories von Studierenden

27 Fragen an die Zukunft 34 Im Zentrum der amerikanischen Filmindustrie Fabian Kindl studierte an der Utah Valley University

35 Die (Hochschul-)Welt zu Gast in St. Pölten

MitarbeiterInnen von 19 Hochschulen aus 15 Ländern

36 Blitzlichter

Veranstaltungen an der FH und mit der FH

Ein Rundruf unter Forscherinnen und Forschern der FH St. Pölten

28 Der geplante Erfolg

Eine Zwischenbilanz in Sachen Fachhochschulen

31 Wie studieren wir in 20 Jahren?

Studierende wagen einen fantasievollen Blick in die Zukunft

32 St. Pölten: Stadt mit allen Freiheiten Die barocke Industriestadt an der Traisen blüht auf

38 Buchtipps 39 Auch da steckt FH drin 3

A K T U E L L

Von prähistorischen Steinbildern zum virtuellen Spiel.

Weltkulturerbe-Preis

Innovative Archäologie

Wissenschaftspreis

Sichtbare Daten Wolfgang Aigner, Leiter des Instituts für Creative\Media/Techno­logies der FH St. Pölten, wurde für seine ­Habilitation mit dem Anerkennungs­ preis für Wissenschaft des Landes Niederösterreich ausgezeichnet.

Die Habilitation befasst sich mit der Vi­sualisierung und Analyse großer und komplexer Datenmengen. ­Aigner hat Informatik an der Johannes Kepler Universität Linz, der Technischen Universität Wien und der San Jose State University in den USA studiert.

Das Archäologie-MedientechnikProjekt „Pitoti“ der FH St. Pölten erhielt dieses Jahr den Weltkultur­ erbe-Preis der Europäischen ­Kommission und der Organisation Europa Nostra. In dem Projekt arbeiteten Archäologinnen, Archäo­ logen und MedientechnikerInnen aus Italien, Österreich und England daran, prähistorische Steinbilder im norditalienischen Tal Valcamonica dauerhaft zu erhalten. Die Stein­ bilder, sogenannte Pitoti, wurden digitalisiert und Besucherinnen und Besuchern bei Ausstellungen als Film, Animation, Installation und virtuelles Spiel präsentiert.

Universum Student Survey 2016

Top-Ranking für FH St. Pölten Das Beratungsunternehmen Uni­ versum befragt jedes Jahr weltweit Studierende zur Wahrnehmung ihrer Hochschulen. Bei der aktuellen Umfrage landete die Fachhochschule St. Pölten unter Österreichs Top-Fachhochschulen und -Universitäten: Ihr Alumni und Career Center belegte in der Kategorie „Best Career Service 2016“ den zweiten Platz. Studierende der FH St. Pölten sind mit ihrer Hochschule zudem überdurchschnittlich zufrieden und empfehlen sie weiter.

4

fu t u r e · d ez ember 2 0 1 6

Innovations- und Gesundheitspreis

Schlaue Sohle, smarte Brücke Zwei Projekte der FH St. Pölten wurden beim Niederösterreichischen Innovationspreis geehrt: das Projekt SONIGait holte sich den Sieg in der Kategorie „Innovationen von Forschungseinrichtungen“ für eine Schuhsohle, die für den Einsatz in der Physiotherapie den menschlichen Gang hörbar macht. Das Projekt Smart Inspection befand sich ebenfalls unter den Nominierten. Es forscht an einer Applikation für die integrierte Brückeninspektion mittels Tablet oder Smartphone. Das Projekt „GAAS – För­derung der Gesund­ heitskompetenz von Jugendlichen, die sich nicht in Ausbildung, Arbeit oder Schule befinden“ erhielt den Wiener Gesund­heitspreis in der Kategorie „Gesunde Ernährung“.

Im Zuge der Wissen­schaftsgala des Landes Niederöster­reich wurde ein Projekt der Science Fair NÖ ausgezeichnet, in dem das Department Bahntechnologie und Mobilität der FH St. Pölten mit der Polytechnischen Schule Mistelbach Workshops und Exkursionen für SchülerInnen organisiert hat.

A K T U E L L

Qualitätsmanagement

Am Weg zur Exzellenz

Digital Healthcare

Neuer Studiengangsleiter Jakob Doppler ist seit August 2016 neuer Studiengangsleiter für das interdisziplinäre Masterstudium Digital Healthcare. Er ist seit 2010 als Researcher und später als Dozent in den Studiengängen Digital Healthcare, Digitale Medientechno­ logien, Medientechnik und Smart Engineering an der FH St. Pölten tätig und forscht am Institut für Creative\Media/Technologies an der Schnittstelle von Technologie, Sozialem und Gesundheit. Doppler studierte Digitale Medien an der FH OÖ Campus Hagenberg und war vor seinem Einstieg an der FH St. Pölten beim Ars Electronica Futurelab in Linz sowie am Institut für Pervasive Computing an der Universität Linz tätig.

Quality Austria vergibt gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium den „Staatspreis Unternehmensqualität“.

Basis für den Preis sind mehrere vorhergehende Stufen an Auszeich­ nungen der European Foundation for Quality Management (EFQM).

Die FH St. Pölten wurde vor Kurzem mit dem Zertifikat „Committed to Excellence 2“ ausgezeichnet.

Mit der Anerkennung kann die FH als nächstes Ziel das Zertifikat „Recognised for Excellence“ anstreben. Danach ist eine Bewerbung um den Staatspreis Unternehmensqualität möglich.

Donauinselfest

Visuals zum Feiern Studierende des Bachelorstudiums Medientechnik haben für das ­diesjährige Donauinselfest für die ­EUTOPIA-Bühne in Kooperation mit sound:frame experimentelle audio­ visuelle Projekte gestaltet. Die FH St. Pölten bietet mit dem Bachelor­studium Medientechnik, dem Masterstudium Digitale Medien­­ tech­nologien und dem experimen­ tellen FH-Medium fhSPACEtv eine transdisziplinäre und zeitgemäße Ausbildung an der Schnittstelle von angewandter Medientechnik, Medienkunst und Experiment.

Termine

Veranstaltungstipps chat.day Informations-Chat zum Ausbildungsangebot der FH 24. und 25.01.2017 EVENTcon Fachtagung zum Thema Eventmanagement 25.01.2017 Security Day Veranstaltung zum Thema IT-Sicherheit für SchülerInnen 31.01.2017 open.day Informationsveranstaltung zum Ausbildungsangebot der FH 10.03.2017 3. Symposium Wirtschaftsund Finanzkommunikation 10.05.2017 Wiener Börse 3. Social Work Science Day 18.05.2017 www.fhstp.ac.at/events

Experimentell und audiovisuell: tüfteln für die Party.

5

Ebenso rasch wie die Technologien entwickeln sich die Lehrpläne an der FH St. Pölten weiter.

A K T U E L L

Der Wandel als Konstante

Gemeinsam mit der Fachhochschule feiert auch das ehemalige D i p l o m s t u d i u m Te l e k o m m u n i k a t i o n u n d M e d i e n h e u e r s e i n 20-jähriges Bestehen: Denn der erste und damals einzige S t u d i e n g a n g d e r F H S t . P ö l t e n h a t h e u t e – i n m i t t l e r w e i l e modernisierter Form – noch immer Bestand.

Mobiles Internet, 3D, HD, Virtual Reality: Die Technologie hat sich in den vergangenen 20 Jah­ ren rasant entwickelt. Genauso rasant wandelte sich auch der erste Studiengang der Fachhoch­ schule St. Pölten, denn neue Technologien fanden rasch den Weg in den Studienplan. Aus dem an­ fangs breiter aufgestellten Diplomstudium Tele­ kommunikation und Medien, das 1996 mit 60 Stu­ dierenden startete, entstand über die Jahre das stark praxisorientierte Bachelorstudium Medien­ technik als heute größter Studiengang der FH. Alois Frotschnig, seit 2003 Studiengangsleiter und zudem Leiter des Departments Medien und Digitale Technologien, erinnert sich im Interview an die Anfänge zurück und spricht über Meilen­ steine und Höhepunkte in Lehre und Forschung.

Wie haben Sie die Anfänge des Studiengangs erlebt?

Es war damals eine sehr spannende Zeit – die FH St. Pölten wurde gerade erst gegründet und die Studierenden unseres Studiengangs waren quasi die Pionierinnen und Pioniere. 2001 folgte die ers­ te strukturelle Veränderung: Aufgrund des hohen Bedarfs in der Medienbranche entwickelte die Fachhochschule aus dem medienwirtschaftlichen Schwerpunkt, der zuvor im Diplomstudium Tele­ kommunikation und Medien integriert war, einen eigenen spe­ zialisierten Studiengang – Medien­ management. Aus dem TelekommunikationsSchwerpunkt entstanden später zwei weitere ei­ genständige Studiengänge: IT Security und Com­ putersimulation. Bestehen blieb als „Kern“ die Medientechnik mit Fokus auf Audio/Video und Medieninformatik. Der zu Beginn sehr breit auf­ gestellte Studiengang ist somit sukzessive spezia­ lisiert und an die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts angepasst worden.

6

fu t u r e · d ez ember 2 0 1 6

Was waren die größten Meilensteine?

In struktureller Hinsicht zählt dazu auf jeden Fall die Umstellung auf das Bachelor-Master-System im Jahr 2004. Diesen organisatorischen Umbau haben wir zum Anlass genommen, die Curricula ebenfalls zu modernisieren. So wurde der Fokus beispielsweise mehr auf die Didaktik gelegt, der eCampus wurde eingeführt und moderne Lehr­ methoden sind in den Vordergrund gerückt. Be­ deutend war für uns auch das Jahr 2007: Damals erfolgte die Umbenennung von „Telekommunika­ tion und Medien“ auf den heutigen Titel „Medien­ technik“. Außerdem haben wir unseren neuen FH-Campus bezogen, mit State-of-the-Art-Studios und -Laboren, die im internationalen Vergleich auch heute noch hervorstechen. 2014 wurde das European Project Semester ins Leben gerufen, im Rahmen dessen internationale Studierende ge­ meinsam ein Semester lang an einem Projekt ar­ beiten. Das war eine wichtige Innovation, und es ist einzigartig in Österreich.

Die Medientechnik unterlag einem stetigen technologischen Wandel. Welche Veränderungen gab es damit verbunden im Studium?

Eine wesentliche Entwicklung für uns war und ist die Digitalisierung, aber auch andere techno­ logische Neuerungen wie HD, 3D oder Virtual bzw. Augmented Reality sind mittlerweile fest im Studienplan verankert. Im Bereich der Medien­ informatik beispielsweise haben wir mit Spezia­ lisierungen zu Digital Game Production oder Computer Vision neue Schwerpunkte gesetzt. In den Anwendungsbereichen der Industrie 4.0 und Gesundheit wurden innerhalb unseres Depart­ ments Medien und Digitale Technologien zwei neue, innovative Studiengänge etabliert – Smart Engineering und Digital Healthcare.

A K T U E L L

Community Care: Die optimierte Rettungskette Beim Peter Safar Symposium beschäftigten sich internationale Expertinnen und Experten mit der Integration von Krankenpflege und Rettungsdienst.

Heuer fand erstmals das Peter Safar Symposium an der FH St. Pölten statt. Im Fokus der Fachver­ anstaltung, die nach dem Entdecker der moder­ nen Herz-Lungen-Wiederbelebung benannt ist, stand der präklinische Aspekt von Community Care – und damit unter anderem Fragen zur inter­ disziplinären Zusammenarbeit im Sozial- und Gesundheitswesen oder zur Rolle von Primärver­ sorgungszentren. Expertinnen und Experten aus Europa und den USA stellten internationale Ver­ suche einer integrierteren Versorgung entlang der Rettungskette vor. Die Veranstaltung wurde vom NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) unter­ stützt. Sie fand im Rahmen des Community Social & Health Care Symposiums statt, ebenso wie das Ilse Arlt Symposium am Tag davor, welches mög­ liche Verzahnungen zwischen Sozialer Arbeit, Rettungsdiensten und Kliniken aufzeigte.

Medientechnik-Studierende waren und sind auch bei internationalen Wettbewerben erfolgreich.

Ja, das freut uns sehr – nicht nur unsere Studie­ renden, sondern auch Absolventinnen und Absol­ venten sind international erfolgreich und haben in den vergangenen Jahren etwa Preise bei Wett­ bewerben in New York, Peking, Las Vegas oder Holland gewonnen. Zudem zeichnen wir mit dem „Golden Wire“ jährlich auch die besten Pro­ jekte unserer Studierenden aus.

Wie hat sich der Bereich Forschung über die Jahre entwickelt?

2003 haben wir das erste geförderte Forschungs­ projekt „Kompetenznetzwerk Mediengestaltung“ durchgeführt, derzeit schließen wir mit dem Pro­ jekt „3D Pitoti“ unser erstes EU-finanziertes For­ schungsprojekt ab. Die Forschung ist über die Jahre also immer größer und bedeutender gewor­ den. Heute wird am Institut für Creative\Media/ Technologies in drei Forschungsgruppen zu den Themen Digitale Technologien, Media Compu­ ting und Media Creation in den Anwendungsbe­ reichen Industrie 4.0, Digital Healthcare, Audio/ Video und der Kreativwirtschaft geforscht.

Alois Frotschnig war bereits vor 20 Jahren mit dabei, heute leitet er das Department Medien und Digitale Technologien.

„Integrierte Ausbildungsmodelle von Kranken­ pflege und Rettungsdienst sind international häufig. An der FH St. Pölten bieten wir Studieren­ den des Bachelorstudiums Gesundheits- und Krankenpflege die Möglichkeit, im Rahmen ei­ nes akademischen Lehrgangs für präklinische Versorgung und Pflege die Ausbildung zur Ret­ tungs-/Notfallsanitäterin bzw. zum Rettungs-/ Notfallsanitäter ergänzend zu absolvieren“, er­ klärt Christoph Redelsteiner, FH-Dozent am ­Department Soziales und Organisator des Sympo­ siums. „Wir müssen die Ausbildung weiterentwi­ ckeln und Optionen dafür schaffen, dass nicht alle beim Rettungsdienst Hilfesuchenden ins Spi­ tal müssen. Das Peter Safar Symposium bietet uns als Plattform zum interdisziplinären Aus­ tausch die Möglichkeit, dieses Berufsfeld gemäß internationaler Standards entsprechend weiter­ zuentwickeln.“ 7

F O R S C H U N G

&

P R A X I S

Migration und Ernährung in Niederösterreich

Vier niederösterreichische geistes-, sozialu n d k u l t u r ­w i s s e n s c h a f t l i c h e I n s t i t u t e h a b e n s i c h im Frühjahr 2016 zum Forschungsnetzwerk I n t e r d i s z i p l i n ä r e R e g i o n a l s t u d i e n , k u r z F I R S T, z u s a m m e n g e s c h l o s s e n . D i e F H S t . P ö l t e n i s t m i t d a b e i .

V O N

M A R K

Im Netzwerk FIRST arbeiten die beiden in St. Pöl­ ten beheimateten Institute für Geschichte des ländlichen Raumes (IGLR) sowie für jüdische Ge­ schichte Österreichs (INJOEST), das Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit (IMAREAL) der Universität Salzburg mit Sitz in Krems und das Ludwig-Boltzmann-Insti­ tut für Kriegsfolgen-Forschung (BIK), Außenstel­ le Raabs/Graz, zusammen. Im Juni 2016 wurde FIRST um das Zentrum für Migrationsforschung in St. Pölten erweitert. An zwei Vorhaben im Rahmen des Netzwerks ist das Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung der FH St. Pölten beteiligt und untersucht dabei Migration und Er­ nährung in Niederösterreich.

Migrationsraum Niederösterreich. Der For­

schungsverbund Migration betrachtet die Lage von Flüchtlingen in niederösterreichischen Ge­ meinden und die Rolle des „Migrationsraums Niederösterreich“ vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Um Menschen mit Fluchterfahrung in das Gemeinwesen einzubinden, wurde bisher meist der Ansatz der Integration genutzt. Dieser soll um jenen der sozialen Inklusion erweitert werden. „Im Unterschied zur Integration geht es nicht darum, dass Einzelne oder Gruppen in ein größeres Ganzes eingegliedert werden bzw. sich selbst eingliedern, sondern es wird eine neue Form des Zusammenlebens angestrebt: die Teil­ habe an der Gemeinschaft“, erklärt Johannes Pflegerl, Leiter des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusionsforschung der FH St. Pölten.

8

fu t u r e · d ez ember 2 0 1 6

H A M M E R

Essen und Ungleichheit. Ungleichheit zwischen Klassen, Geschlechtern, Ethnien und anderen Gesellschaftskategorien äußert sich in vielen Formen; eine davon ist der Zugang zu Nahrung. „Sozialarbeit interessiert sich überraschend we­ nig fürs Essen. Sie hat Themen um Ernährung und Public Health der Medizin und der Ernäh­ rungswissenschaft überlassen, als handle es sich dabei nicht um eine soziale Frage“, sagt Peter Pantucˇek-Eisenbacher, Leiter des Departments Soziales der FH St. Pölten. Der Forschungsver­ bund Nahrung betrachtet soziale Ungleichheit durch das Prisma der Nahrung in einer Langzeit­ perspektive. www.fhstp.ac.at/first Den Rahmen für das Forschungsnetzwerk FIRST bildet das Forschungs-, Technologie- und Innovationsprogramm des Landes Niederösterreich (FTI-Programm). Die beiden Forschungsverbünde zu Migration und Nahrung werden von der Wissenschaftsabteilung des Landes Nieder­ österreich finanziell unterstützt.

Mag. Martina Höllbacher, Leiterin der Abteilung Wissen­ schaft und Forschung des Amts der niederösterreichischen Landesregierung: „Das Netzwerk FIRST steigert das vorhandene Forschungspotenzial und die internationale Sichtbarkeit der geistes­ wissenschaftlichen Forschung in Niederösterreich.“ PD Dr. Martha Keil, Direktorin des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs: „Bereits nach kurzer Projektlaufzeit zeigte sich, dass gemeinsame Forschungsfragen kreative, anregende und gewinnbringende Synergien ermöglichen.“ FH-Prof. Mag. Dr. Johannes Pflegerl, Leiter des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusionsforschung: „Die Diversität der Forschungseinrichtungen in FIRST spiegelt die gesamte Bandbreite der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften in Niederösterreich wider.“

Mehr Leistung durch gendergerechte Arbeitsplätze Die FH St. Pölten hat gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern einen Leitfaden für die praktische Umsetzung erstellt.

Männer und Frauen haben unterschiedliche Ansprüche an Arbeitsplätze, zum Beispiel bei Orientierung und Wegfindungsstrategien oder dem Wahrnehmen von Farben, was Leistungsunterschiede verursachen kann. Im Projekt GenSiSys (Gendergerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen im Bereich sicherheitskritischer Systeme) hat die FH St. Pölten für die Evaluation von Genderdimensionen für Ergonomie und Benutzbarkeit an Arbeitsplätzen Methoden entwickelt und einen Leitfaden erstellt. Untersucht wurden dafür Leitzentralen der Österreichischen Bundesbahnen sowie die Leitstelle Notruf NÖ. Der Leitfaden unterstützt Verantwortliche bei der praktischen Umsetzung von Kriterien im Bereich Gender und Diversity. Projektpartner waren die Frequentis AG,

USECON – The Usability Consultants GmbH, das Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung der Technischen Universität Wien und das Zentrum für Interaktion, Medien & soziale Diversität (ZIMD). www.fhstp.ac.at/gensisys Das Projekt wurde im Rahmen des Programms „Talente“ durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie gefördert. Den Leitfaden gibt es als Buchversion bei www.epubli.de oder zum Download unter http://mc.fhstp.ac.at/projects/gensisys.

Lernen für die Industrie 4.0

Sicherer Betrieb intelligenter Stromnetze

Wer ist für die Fabrik der Zukunft gerüstet? Ein Projekt erhebt den Status quo der Ausbildung.

Hackerangriffe auf Smart Meter?

Die FH St. Pölten entwickelt Strategien zur Verteidigung.

Digitalisierung sowie neue Ansätze der Informations-, Kommunikations- und Medientechnik ­verändern die Produktion und das Verhältnis von Menschen und Maschinen. Schlagwörter dafür sind Industrie 4.0 oder Smart Factory. Diese Entwicklung beeinflusst den Anspruch an die Ausbildung.

Im Projekt „Anwendungsfallbasierte Erhebung Industrie-4.0-relevanter Qualifikationsanforderungen und deren Auswirkungen auf die österreichische Bildungslandschaft“ (AEIQU) erhebt die FH St. Pölten gemeinsam mit dem Industriewissenschaft­ lichen Institut (IWI), dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und der Accord Group ECE Austria GmbH das Angebot der einschlägigen Bildungsangebote in Österreich und vergleicht dieses mit dem Bedarf der Unter­ nehmen. Befragt werden Expertinnen und Experten aus circa 40 Großunternehmen, darunter die Andritz AG, AT&S Austria Technologie & Systemtechnik Aktiengesellschaft, ABB, BRP Powertrain, Fronius International, Robert Bosch, Voestalpine und Wienerberger.

Durch intelligente Stromnetze werden immer mehr Haushalte und Unternehmen mit Smart Metern ausgestattet. Smart Meter ermöglichen das automatische Ablesen des Stromverbrauchs und sollen zum effizienteren Nutzen von Energie beitragen, etwa indem sie Kundinnen und Kunden detaillierte Informationen zu ihrem Stromverbrauch liefern. Bis 2020 sollen nahezu alle StromabnehmerInnen in Österreich mit solchen intelligenten Stromzählern ausgestattet werden. Damit Smart Meter ihre Aufgaben erfüllen können, übertragen sie Daten über Netzwerke. Somit stellen sich Fragen der Datensicherheit – etwa vom Entwenden privater Daten über Stromdiebstahl bis zum Stören kritischer Infrastruktur.

Um die Sicherheit vor Angriffen in einem SmartMeter-Netzwerk zu gewährleisten, untersuchte die FH St. Pölten gemeinsam mit der Wels Strom GmbH und der eww ag Überwachungsstrategien und entwickelte ein System, um unberechtigtes Eindringen in das Datennetz zu entdecken, ein sogenanntes Intrusion Detection System (IDS). Netzbetreiber können dann entsprechend reagieren.

www.fhstp.ac.at/aeiqu

www.fhstp.ac.at/smartmeter

Das Projekt AEIQU wird vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie finanziert.

Das Projekt wurde gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und den Klima- und Energiefonds der Bundesregierung.

9

I N

D E R

P R A X I S

Wenn die Caritas klingelt

Hannes Ziselsberger ist seit September neuer Direktor d e r C a r i t a s S t . P ö l t e n – f ü r d e n A b s o l v e n t e n d e s D e p a r t m e n t s Soziales mehr Berufung als Job. Ein Gespräch über Karriere im Sozialbereich und lebenslanges Lernen.

V O N

E V A

„Ich kann von meinem Arbeitsplatz aus Afrika sehen“, freut sich Hannes Ziselsberger und zeigt aus dem Fenster seines neu bezogenen Büros in der St. Pöltner Caritas-Zentrale: Im Garten unter ihm erstreckt sich ein frisch angelegter Lehrpfad zum Thema „Blühendes Afrika“ – ein Paradies für Interessierte und Schulklassen, die hier spie­ lerisch die Vegetation Afrikas erkunden können.

Seit September hat Hannes Ziselsberger nun offi­ ziell die Agenden des Caritas-Direktors der Diöze­ se St. Pölten, der westlichen Hälfte Niederöster­ reichs, übernommen. Das Interesse an sozialen Themen hat er bereits im Jugendalter entdeckt: Als Mitglied bei der Jungschar und später Grup­ penleiter beschäftigte er sich schon früh mit As­ pekten des sozialen Zusammenlebens. Wegwei­ send war auch ein späterer UNO-Einsatz im Golan. Nach der Matura entschied sich Ziselsber­ ger vorerst für den Einstieg ins Berufsleben und sammelte erste Erfahrungen in der Sparkasse Herzogenburg.

Wirtschaft und Soziales verbinden. Es folgten einige Semester Betriebswirtschaftsstudium an der Wirtschaftsuniversität Wien, bevor Zisels­ berger ab 1995 als wirtschaftlicher Assistent bei seinem heutigen Arbeitgeber, der Caritas der ­Diözese St. Pölten, einstieg. „Ich war damals im Bereich für Menschen mit intellektueller Beein­ 10

fu t u r e · dez ember 2 01 6

M A R C H H A R T

trächtigung tätig und unter anderem für das Controlling und wirtschaftliche Fragestellungen zuständig. Für mich war das die perfekte Kombi­ nation von sozialen und wirtschaftlichen Aspek­ ten.“ Ab 2001 leitete er in der Caritas Wien den Umbau einer Einrichtung für Menschen mit Be­ hinderung in Retz. In dieser Phase entschied er sich auch für das berufsbegleitende Bachelorstu­ dium Soziale Arbeit an der FH St. Pölten. „Ich war damals Anfang 40 und wollte meine umfangrei­ che praktische Erfahrung noch wissenschaftlich und theoretisch untermauern – denn ich finde, man lernt nie aus im Leben. Meine Berufserfah­ rung ist mir beim Studium auf jeden Fall zugute gekommen, da mir dadurch viele Inhalte schon aus der Praxis bekannt waren. Im Bereich der Soft Skills habe ich durch die berufsbegleitende Variante gelernt, sehr effizient zu studieren. Ko­ operationsfähigkeit und Austausch mit den Mit­ studierenden sind in der berufsbegleitenden Form besonders wichtig und auch die Gelassen­ heit, sich nicht bei jeder Aufgabe einem großen Notendruck auszusetzen.“

Ein Tag mit dem Direktor. 2008 wechselte Han­ nes Ziselsberger zum „Verein Wohnen“ in St. Pöl­ ten, wo er bis zuletzt die Geschäftsführung inne­ hatte. „Es gibt nicht viele Angebote, für die ich meine Position beim ‚Verein Wohnen‘ aufge­ geben hätte. Aber als eines Tages mein Telefon

I N

D E R

P R A X I S

Caritas-Direktor Hannes Ziselsberger hat berufsbegleitend Soziale Arbeit studiert.

läutete und ich gefragt wurde, ob ich die Aufgabe des Direktors der Caritas der Diözese St. Pölten übernehmen würde, musste ich nicht sehr lange überlegen“, zeigt sich der 46-Jährige erfreut über den Karrieresprung.

Doch wie sieht ein typischer Arbeitstag in einer Leitungsfunktion in der Sozialen Arbeit eigent­ lich aus? „In meinem Fall geht es meist sehr stark um persönliche Gespräche, Zuhören und darum, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in

Ich möchte mitbekommen, wo aktuell der Schuh drückt. Ich sehe es als meine Aufgabe, daran zu arbeiten, die soziale Infrastruktur des Landes sicherzustellen. schwierigen Situationen Rückhalt zu geben.

Denn Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sind häufig mit sehr belastenden Fällen konfron­ tiert“, erklärt Ziselsberger. „Eine Leitungsfunk­ tion im Bereich der Sozialarbeit umfasst aber auch etwa wirtschaftliche Fragestellungen. Und egal wie groß oder klein die Organisation ist – eine wichtige Aufgabe ist es, den Überblick zu bewahren, einerseits im Bereich der Klientin­ nen- und Klientenbetreuung, aber auch auf höherer Ebene, etwa in der sozialpolitischen ­ ­Entwicklung des Landes.“

MitarbeiterInnen als Qualitätsfaktor. Sein FH-

Studium empfindet Ziselsberger, der heute zu­ dem als Studiengangsbeirat fungiert, in vielerlei Hinsicht als Vorteil. „Die Caritas gehört zu den wichtigsten Arbeitgebern für Sozialarbeiterin­ nen und Sozialarbeiter. Insofern schätze ich es als sehr positiv ein, dass ich durch mein Studium an der FH weiß, welchen Ausbildungsweg viele mei­ ner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinter sich haben und welche Inhalte im Studium behandelt werden. Denn letztlich bin ich überzeugt, dass die Qualität der Sozialen Arbeit immer sehr stark von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab­ hängt. Daher ist es mir in einer Leitungsposition zudem sehr wichtig, den wertschätzenden Um­ gang miteinander und die Beziehungsfähigkeit auch bewusst vorzuleben.“ Diese Philosophie möchte Hannes Ziselsberger auch in seiner neuen Aufgabe als Caritas-Direktor weiterverfolgen. „Mir ist es sehr wichtig, die Nähe zur Basis nicht zu verlieren. Ich möchte mitbe­ kommen, wo aktuell der Schuh drückt. Ich sehe es zudem als meine Aufgabe, daran zu arbeiten, die soziale Infrastruktur des Landes sicherzustellen: Ein Leben ohne Angst zu ermöglichen, Beratungs-, Pflege- und Betreuungsaufgaben zu übernehmen, neben dem professionellen Angebot aber auch Freiwilligenarbeit und soziales Engagement zu fördern, sehe ich hier als zentrale Aspekte.“ 11

H E L L E

K Ö P F E

01

02

03

04

01

Thomas Felberbauer

Vom Lehrling zum FH-Dozenten Thomas Felberbauer ist seit dem Frühjahr 2016 Dozent für Industrie 4.0 im Bachelor Studiengang Smart Engineering an der FH St. Pölten. Sein Weg dorthin war aber alles andere als gewöhnlich: Nach dem Pflichtschulabschluss tauschte er Lernunter­ lagen gegen Arbeitsanzug und begann eine Lehre zum Elektroanlagentechniker bei der BMW Motoren Steyr GmbH. Mit der Meisterprüfung einige Jahre später wurde der Ehrgeiz des gebürtigen Ober­ österreichers endgültig geweckt und der Weg für eine steile Karriere geebnet: Es folgten ein Bachelorund Masterstudium an der Fachhochschule Oberösterreich und ein anschließendes Doktorat am Institut für Produktions- und Logistikmanagement an der Johannes Kepler Universität Linz. „Die größte Herausforderung war, das hohe Maß an Selbst­ disziplin über den langen Zeitraum zu behalten, speziell bei der Dissertation“, räumt Felberbauer ein.

Heute gibt Thomas Felberbauer sein Wissen an der FH St. Pölten weiter. „Ich möchte in unterschied­ lichen Bereichen Anreize setzen, in denen sich die Studierenden danach vertiefen können. Die Studierenden sollen ein Eigeninteresse an der Materie ­entwickeln.“

02

Simon Zauner

Internationale Beachtung für Master Thesis Simon Zauner, Video Producer und Studierender im Master Studiengang Digitale Medientechnologien, schreibt aktuell seine Master Thesis zum bislang wenig erforschten Thema „Interactive Documentary“. Bei diesem Doku-Format wird non-linear, meist in Form einer interaktiven Website, über ein Thema berichtet, wobei die ZuseherInnen oft aktiv in den Entstehungsprozess eingebunden werden.

Um für das Thema zu recherchieren, flog er im März 2016 zum idocs-Symposium nach Bristol.

Dort traf er auf den international angesehenen Multimedia-Experten Arnau Gifreu, der vom Thema seiner Master Thesis sofort begeistert war. Arnau Gifreu bot Simon Zauner kurzerhand an, bei seinem eigenen Interactive-Documentary-Projekt „comeindoc.com“ mitzuarbeiten. Außerdem betreut er Simon Zauners Master Thesis nun sogar als externer Supervisor.

12

fu t u r e · d ez ember 2 01 6

03

Verena Ölzant

Spielerisches Ernährungswissen Das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung spielt bereits im Kindesalter eine wichtige Rolle. Der Studiengang Diätologie beschäftigt sich in seinem Forschungsschwerpunkt Game Based Learning daher seit Jahren mit einer kindgerechten, innovativ-spielerischen Vermittlung von Ernährungswissen. Verena Ölzant, mittlerweile Absolventin des Studiengangs, evaluierte in ihrer Bachelorarbeit das in der FH entwickelte Ernährungsspiel „NutriDuo“, das fünf- bis sechsjährigen Kindern spielerisch und altersgerecht den Zusammenhang von verarbeiteten und unverarbeiteten Lebensmitteln vermitteln soll. Sie erlangte dafür im Frühjahr den ersten Preis beim Nestlé HealthScience Award 2016, der herausragende Leistungen junger ForscherInnen im Bereich Ernährung und Ernährungstherapie auszeichnet. Verena Ölzant präsentierte ihre Forschungserkenntnisse zudem bei der 18. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Public Health in St. Pölten.

04

Otfried Knoll

Großes Goldenes Ehrenzeichen In Anerkennung und Würdigung seiner hervor­ ragenden Verdienste wurde Otfried Knoll kürzlich von Landeshauptmann Erwin Pröll das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Nieder­österreich verliehen. Knoll leitet an der FH St. Pölten das Department Bahntechnologie und Mobilität, die Bachelor und Master Studiengänge des Departments sowie zwei Weiterbildungs­ lehrgänge. Von 1997 bis 2010 war Otfried Knoll Geschäftsführer und Betriebsleiter der Niederösterreichischen Verkehrsorganisationsgesellschaft NÖVOG, von 2004 bis 2007 Aufsichtsrat der ÖBB Personenverkehr AG. Mit seiner Firma „Knoll Traffic & Touristic Solutions“ berät er zudem Unternehmen und Gebietskörperschaften im Verkehrsbereich.

Mehrere große niederösterreichische und ober­ österreichische Eisenbahn- und Verkehrsprojekte wurden von ihm initiiert und begleitet, darunter ­W iesel, Salamander, Wachaubahn, Mariazellerbahn, Pöstlingbergbahn und Gmundner Straßenbahn.

Der Verein Pro Gmundner Straßenbahn, dessen Obmann Knoll ist, gewann heuer den VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich.

2 0

J A H R E

F H

S T . P Ö L T E N

20 Jahre FH St. Pölten: Rückschau und Ausblicke 14 Coverstory Neue Räume für neues Lernen 20 Facts & Figures Die FH St. Pölten auf einen Blick 22 Interview „Die Fachhochschulen haben neue Impulse gesetzt“ 24 Podiumsdiskussion Vom Hochschulprojekt zur eigenen Firma 26 Success Stories Mit Start-ups durchstarten 27 Rundruf Fragen an die Zukunft 28 Bildungsbilanz Der geplante Erfolg 31 Ihre Meinung Wie studieren wir in 20 Jahren?

32 St. Pölten Stadt mit allen Freiheiten

Blick in die Zukunft Die Fachhochschule St. Pölten feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Das ist ebenso ein Anlass zu feiern, wie auch einen Ausblick auf die nächsten 20 Jahre zu wagen. Das folgende Dossier des Magazins der FH St. Pölten zeigt, wie innovativ die Fachhochschule ist und wie sie sich weiterentwickeln will: Die Coverstory stellt den FH-Campus der Zukunft vor, der mit dem geplanten Ausbau der FH entstehen wird; ein Artikel zeigt die Rolle von Hochschulen für Innovationen; erfolgreiche Start-ups von Studierenden und Alumni der FH werden vorgestellt, und die Lehrenden und ForscherInnen der Departments und Institute beschreiben, welche Themen in Zukunft Forschung und Gesellschaft beschäftigen könnten.

So wie es sich St. Pölten vor 30 Jahren zur Aufgabe nahm, eine erfolgreiche und lebenswerte Landeshauptstadt zu sein, so setzte es sich unser „Verein zur Errichtung und Führung einer FH St. Pölten“ im Gründungsjahr 1993 zum Ziel, eine hochqualitative universitäre Ausbildungs- und Forschungsstätte in unserer Stadt anzusiedeln. Beides ist bestens gelungen, möchte ich behaupten.

Für die Stadt bedeutet der Campus einen der wichtigsten Inputs für die urbane Entwicklung und eine große Aufwertung des Bildungs- und Wirtschaftsstandorts mit einzigartigen Möglichkeiten für junge Menschen.

Ich wünsche der FH alles Gute zum Geburtstag und weiterhin eine positive Entwicklung sowie allen Studierenden und dem gesamten Team der Bildungs­institution weiterhin viel Erfolg. Den Leserinnen und Lesern dieses Magazins wünsche ich eine spannende Lektüre mit den Berichten über den Weg der FH St. Pölten in die Zukunft.

Mag. Matthias Stadler Bürgermeister der Stadt St. Pölten

13

2 0

J A H R E

F H

S T . P Ö L T E N

1996 2016 2036

Neue Räume für neues Lernen Raum und Architektur wirken auf den Unterricht: Bei der richtigen Gestaltung fördern sie Kreativität, K o o p e r a t i o n u n d K o m m u n i k a t i o n . D i e F H S t . P ö l t e n setzt bei der Planung ihres „Campus der Zukunft“ auf international wegweisende Konzepte.

V O N

M A R K

Eine Studie der OECD nennt folgende Schlüssel­ qualifikationen als die wichtigsten für den ­Arbeitsmarkt der Zukunft: interaktives Nutzen von Hilfsmitteln wie Sprache und Technologie, selbstständiges Handeln und das Zusammenar­ beiten in heterogenen Gruppen. Moderne Päda­ gogik setzt daher nicht mehr auf althergebrachte Wissensvermittlung, bei der Lehrende vortragen und Lernende die Inhalte aufsaugen und wieder­ geben. Unterricht in der Wissensgesellschaft ori­ entiert sich an Projekten und Gruppenarbeit. Es geht um das selbstständige Lösen von Aufgaben, aktives und studierendenzentriertes Lernen. Ge­ arbeitet wird einzeln oder in Gruppen, kreativ, in Diskussionen, am Computer, in der Aula oder im Freien. Vermittelt werden Kreativität und Koope­ ration und die Fähigkeit zum Lösen unbekannter Probleme. Architektur und Raumgestaltung un­ terstützen die neuen Formen des Unterrichts: Statt dem klassischen Hörsaal oder Seminarraum mit sperrigen Tischen entstehen an Hochschulen immer mehr Räume, die sich schnell und flexi­ bel an aktuelle Bedürfnisse anpassen lassen: Höhenverstellbare Tische und Sessel mit Rollen ermöglichen den raschen Wechsel zwischen Gruppenarbeit und Vortrag, Sitznischen und be­ queme Bereiche dienen zum stillen Rückzug und Arbeiten in Kleingruppen, freie Räume laden zum Begegnen und Austauschen ein. Der italie­

H A M M E R

nische Pädagoge Loris Malaguzzi bezeichnete Räume als die dritten Pädagoginnen und Pädago­ gen – neben den Lehrenden und den Studieren­ den, die einander gegenseitig ebenfalls Wissen beibringen.

Raum als Inspiration. Auf derart neue Konzepte

für Architektur und Raumgestaltung setzt auch die Fachhochschule St. Pölten bei ihrem geplan­ ten „Campus der Zukunft“. Gemeinsam mit dem bestehenden Gebäude soll durch einen Zubau ein moderner Campus entstehen, der neue Lehr- und

„Studierende brauchen für ihre Projekte Räume mit unterschiedlichen Anforderungen: zum Produzieren, zum Programmieren, als Büro, als Werkstatt, als Atelier für kreative Arbeiten oder als Besprechungsraum.“

Alois Frotschnig, Leiter des Departments Medien und Digitale Technologien an der FH St. Pölten

Lernformate unterstützt: studierendenzentrier­ tes Lernen, den Einsatz neuer Medien und Lehre nach dem Inverted-Classroom-Modell, das Studie­ rende zum aktiven Erarbeiten des Lernstoffs mo­ tiviert. „Studierende brauchen für ihre Projekte Räume mit unterschiedlichen Anforderungen: zum Produzieren, zum Programmieren, als Büro, als Werkstatt, als Atelier für kreative Arbeiten Fortsetzung auf Seite 16

14

fu t u r e · dez ember 2 0 1 6

0

80 %

Klassenräume im herkömmlichen Sinn besitzt die Hellerup-Schule im Kopenhagener Vorort Gentofte.

Stattdessen gibt es dort offene Lernräume für verschiedene Arbeitsphasen.1

300

aller innovativen Ideen entstehen durch persönliche Kommunikation.2

Lernplätze für Studierende werden an der FH St. Pölten im Zuge des Entstehens des „Campus der Zukunft“ geplant und sollen den Studierenden den ent­ sprechenden Raum für aktives und studierenden­ zentriertes Lernen bieten.

Der Campus als kreativer Brutkasten

12.000 m

2

Bruttogeschoßfläche soll der geplante Zubau der FH St. Pölten umfassen, der gemeinsam mit dem bestehenden Gebäude einen „Campus der Zukunft“ bilden wird.

1Q uelle: Christian Kühn, Neue Räume für die Bildung, in IMST 34, herausgegeben vom Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, www.imst.ac.at/files/ueber_imst/ oeffentlichkeitsarbeit/imst_newsletter34.pdf.

2 Quelle: Christine Kohlert, Hochschulberatung rheform GmbH, zitiert in: Lernen 24/7!

Hochschulkanzler fordern, Trends zu flexiblen Lern- und Arbeitskonzepten bei Bauvorhaben stärker zu berücksichtigen.

Kreativitätsfördernde Architektur kann auf historische Beispiele zurückblicken: Das „Building 20“ am Campus des MIT in Cambridge überdauerte 55 Jahre, obwohl es im Jahr 1943 nur als temporäres Gebäude geplant war. Mehrere spätere Nobelpreisträger haben dort gearbeitet und geforscht – es galt als „magischer Inkubator“ der Kreativität. „Es war eine hässliche Holzkiste ohne architektonischen Anspruch. Aber man konnte die Räume selbst gestalten und an die eigenen Bedürfnisse anpassen“, sagt Christian Kühn, Studiendekan der Studienrichtung Architektur der TU Wien. Laut Kühn gibt es mehrere Beispiele, wo diese Offenheit probiert wurde: Die Freie Universität Berlin etwa habe in den 1960er-Jahren in ihrem Gebäude ein redundantes Erschließungssystem umgesetzt, um durch zufällige Begegnungen viele Menschen verschiedener Fachbereiche zusammenzubringen.

15

2 0

J A H R E

F H

S T . P Ö L T E N

oder als Besprechungsraum“, sagt Alois Frotsch­ nig, Leiter des Departments Medien und Digitale Technologien an der FH St. Pölten. Er organisiert an der FH das European Project Semester. Bei ­diesem arbeiten Studierende der FH St. Pölten gemeinsam mit Gaststudierenden von Partner­ ­ hochschulen ein Semester lang an einem inter­ nationalen Projekt im Bereich Medientechnik. „Wir wollen Studierenden passende Räume zum Zusammenarbeiten zur Verfügung stellen. Die Studierenden sollen sich nicht nur virtuell aus­ tauschen und nicht im Studierendenheim arbei­ ten müssen. Hier entsteht ein wichtiger Gegen­ pol: Die Studentinnen und Studenten entwerfen für ihre medientechnischen Projekte virtuelle Welten, brauchen aber einen realen und flexiblen Raum für ihre kreative Arbeit“, so Frotschnig.

Kommunikationsflächen Räume, die nicht ein­ zelnen Instituten zugeordnet sind, sondern wechselnden interdisziplinären Forschungs­ teams, um innovativen Projekten den idealen Raum zu bieten. Die Stadtplanerin Kerstin Gothe und die Soziologin Michaela Pfadenhauer haben Studierende der Universität Karlsruhe befragt, was sie sich von ihrem Campus erwarten: Dazu gehören differenzierte Lernorte, also konzentra­ tionsförderliche oder kommunikationsintensive Möglichkeiten für unterschiedliche Formen des

Ein Campus zum Leben. Mehrere Hochschulen

Christian Kühn, Studiendekan der Studienrichtung Architektur der TU Wien

nutzen offene und flexible Raumkonzepte, die das moderne Studieren und Arbeiten fördern. Die Universität Maastricht hat für ihre Studierenden am Campus mehr als 2.000 Lernplätze eingerich­ tet: für Gruppenarbeiten oder das individuelle, stille Studium in Räumen mit anpassbarer Ein­ richtung. Die Hochschule ist Vorreiterin beim Ansatz des problemorientierten Lernens, bei dem Studierende in Gruppen aktiv und von Tutorin­ nen und Tutoren begleitet Aufgaben lösen, statt einfach Wissen wiederzugeben. Immer mehr Hochschulen bieten offene Lernräume an, etwa auch der neue Campus der WU Wien. Und der derzeit entstehende neue Campus der Medizini­ schen Universität Graz schafft neben offenen

Der Campus der Zukunft der FH St. Pölten Die Fachhochschule St. Pölten steht im 20. Jahr ihres Bestehens vor einer großen Ausbauphase: Im Jahr 2007, in dem der derzeitige Campus bezogen wurde, hatte die Hochschule rund 1.300 Studierende, derzeit sind es circa 2.600. In den nächsten Jahren soll sich die Zahl auf mehr als 3.000 erhöhen.

Auch der Bereich der Forschung ist stark gewachsen. Zudem wird der FH-Campus künftig auch eine Privatuniversität mit Studiengängen unter anderem im Bereich Psychotherapie und Multimedialer Kunsttherapie beherbergen. Daher wird ein Zubau mit bis zu 12.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche und ca.

30 Millionen Euro Errichtungskosten geplant. Derzeit findet der Architektur­ wettbewerb statt. Ende 2016 soll der Auftrag vergeben werden. Gemeinsam mit dem bestehenden Gebäude soll ein „FH-Campus der Zukunft“ entstehen; ein Vorzeigecampus für Hochschulen, ein lebendiger Campus mit ausreichend Raum zum Arbeiten und Lernen, für den persönlichen und fachlichen Aus­ tausch, aber auch zum Entspannen, Ausruhen und Leben – passend zu den Zielen der FH-Strategie: best place to work, best place to learn.

16

fu t u r e · dez ember 2 01 6

„Dass der Unterricht der Zukunft in Räumen stattfinden wird, die mit Schulen oder Hochschulen, so wie wir sie kennen, nur noch wenig zu tun haben, zeich­net sich international immer deutlicher ab.“

selbstorganisierten Lernens in der Gruppe, das Verbinden von Lernen, Freizeit, Kultur und Ent­ spannung sowie Freiflächen als Aufenthaltsund Lernräume – in Summe also der Wunsch nach einem Campus, der vielfältige Wege des Lernens unterstützt und gesellschaftliches und kulturelles Leben ermöglicht. „Studierende ver­ bringen viel Zeit an Hochschulen und brauchen eine gute Infrastruktur. Sie nutzen Hochschulen aber auch zur gemeinsamen Freizeitgestaltung, gewissermaßen als Wohnraum. Und sie sind so­ genannte Lernwanderer und lernen an jedem Ort, der ihnen dafür geeignet erscheint. Das Ler­ nen wird mobil, nicht zuletzt durch neue Tech­ nologien“, sagt Christan F. Freisleben-Teutscher.

Er leitet an der FH St. Pölten ein Projekt zur ­Unterrichtsmethode des Inverted Classroom und ist im Projektteam zur Entwicklung des Campus der Zukunft.

Fliegende Klassen- und Studierzimmer. Neue Lernräume entstehen derzeit vor allem im Schul­ bereich. Auch hier soll die Architektur eine neue Form der Pädagogik unterstützen. Die didakti­ schen Konzepte für neue, kooperative und pro­ jektorientierte Lernformen sind an Schulen und Hochschulen ähnlich, daher auch die Prinzipien für das Gestalten der Räume. „Die Gesellschaft hat sich verändert. Es kann in der Schule nicht nur um Wissenserwerb gehen, sondern um das

Wie Studierende den Campus nutzen Die Stadtplanerin Kerstin Gothe und die Soziologin Michaela Pfadenhauer haben für die Universität Karlsruhe erhoben, wie Studierende ihren Campus nutzen, und dabei fünf Muster identifiziert: Homies beschaffen sich am Campus hauptsächlich Informationen, die sie daheim verarbeiten, Separatorinnen und Separatoren betrachten den Campus als reinen Arbeitsort und trennen Studium und Freizeit auch räumlich strikt voneinander, Integratorinnen und Integratoren vermischen Studium und Freizeit auf dem Campus und außerhalb, College-Studierende sind auf dem Campus mehr oder weniger zu Hause und gestalten ihr gesamtes Leben dort, und Flaneurinnen und Flaneure sehen im Campus einen Freizeitort, zu dem sie kommen, um Hochschulflair und studentisches Lebensgefühl zu genießen.

Quelle: Kerstin Gothe. Qualifizierung von Wissensquartieren.

Wünsche von Studierenden an ihr Studienumfeld.

In: RaumPlanung 147 (2009).

Vorbereiten auf die Wissensgesellschaft. Das braucht teamorientiertes, schülerInnenzentrier­ tes Lernen. Und das geht besser in offenen, flexi­ blen Räumen“, sagt Anne Wübben, Leiterin der Architekturvermittlung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Architekturzentrum Wien.

Sie hat vor einigen Jahren die Ausstellung „Das fliegende Klassenzimmer“ am Architekturzent­ rum begleitet, welche die Wechselbeziehung zwischen dem architektonischen Raum und dem Lehren und Lernen aufzeigte. „Einige Schulen in Dänemark kommen ganz ohne Klassenzimmer aus. Der Unterricht erfolgt über Projektarbei­ ten“, erklärt Wübben. In diesen Schulen gibt es mehrere offene Ebenen, aber auch abgetrennte Bereiche für das ruhige Arbeiten. „Dass der Un­ terricht der Zukunft in Räumen stattfinden wird, die mit Schulen oder Hochschulen, so wie wir sie kennen, nur noch wenig zu tun haben, zeichnet sich international immer deutlicher ab“, sagt Christian Kühn, Studiendekan der Studienrich­

Hochschule als Wohnraum Studierende verbringen viel Zeit an Hochschulen und brauchen eine gute Infrastruktur. Sie nutzen Hochschulen aber auch zur gemeinsamen Freizeitgestaltung, gewissermaßen als Wohnraum.

Und sie sind sogenannte Lern­ wanderer und lernen an jedem Ort, der ihnen dafür geeignet erscheint.

Das Lernen wird mobil, nicht zuletzt durch neue Technologien.

Mag. Christan F. Freisleben-Teutscher, ­­ Service- und Kompetenzzentrum für Innovatives Lehren und Lernen (SKILL) der FH St. Pölten

Raum für Gestalterinnen und Gestalter Das Schwierigste für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das Los­ lassen der Gewohnheiten. Für die Architektur ist das Schwierigste, die wirklichen Bedürfnisse herauszufinden, die gutes Arbeiten ermöglichen. In Summe soll es gelingen, eine interessante, Lust machende räumliche Umgebung zu schaffen, in der die Akteurinnen und Akteure aktive Gestalterinnen und Gestalter sein können.

Dipl.-Ing. Katharina Forster, Architekturbüro Nonconform

17

2 0

J A H R E

F H

S T . P Ö L T E N

tung Architektur der TU Wien und Gründungs­ mitglied der plattform schulUMbau. Viele dieser architektonischen (und auch pädagogischen) Konzepte wurden in Skandinavien umgesetzt.

Doch auch hierzulande ist der neue Schulbau im Kommen: in Wien etwa mit dem „Wiener Cam­ pusmodell“ bzw. dem Konzept des „Campus+“, aber auch in anderen Bundesländern. Doch ganz neu sind die Prinzipien nicht. Sie wurden gewis­ sermaßen wiederentdeckt: „In den 1960er- und 70er-Jahren war man in der räumlichen Umset­ zung neuer Lernkonzepte bereits sehr aufge­ schlossen, die 80er- und 90er-Jahre brachten je­ doch einen typologischen Rückschritt zur Gangschule mit Standard-Klassenzimmern mit neun mal sieben Metern. Jetzt bricht das wieder auf“, so Wübben. Denn schließlich gibt es keine standardisierten SchülerInnen und Studieren­ den. Jede und jeder lernt anders.

Arbeitsplatz 4.0. Diese Architektur soll die Be­ gegnung zwischen Studierenden, Lehrenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern för­ ­ dern und betrifft daher nicht nur Lernräume, sondern auch Arbeitsplätze. Auch die Arbeit in der Wissensgesellschaft braucht neue Räume, um Innovationen, Kooperationen und fachüber­ greifenden Austausch zu fördern. Zudem sollen MitarbeiterInnen zwischen passenden Arbeits­ plätzen für verschiedene Situationen wählen können: stille Büros zum konzentrierten Arbei­ ten, „kommunikative“ Büros, in denen geredet und telefoniert werden darf, bequeme Sitzecken zum Lesen oder für kurze Treffen, Besprechungs­ räume, in denen statt einem Tisch mit einheitli­ chen Sesseln höhenverstellbare Sessel, Sitzpöls­ ter und Hocker warten. Jede und jeder soll seinen individuell angenehmen Platz finden. Wenn Ti­ sche und Sessel mit Rollen ausgestattet sind, kann ein Raum mühelos in kurzer Zeit umge­ staltet werden. „Mit der entsprechenden Innen­ ausstattung lässt sich ein Raum mit einfachen Maßnahmen transformieren und muss nicht so ge­nommen werden, wie man ihn vorfindet“, sagt Freisleben-Teutscher. „An europäischen Hochschulen gibt es noch kaum Vorzeigeprojek­ te, die die neuen Prinzipien der Raumgestaltung konsequent für alle Bereiche in Lehre, Forschung und Administration umsetzen. Manchmal be­ trifft es nur Besprechungsräume, manchmal 18

fu t u r e · d ez ember 2 01 6

Lehrräume. Aber fast alle Hochschulen in Öster­ reich beschäftigen sich derzeit mit dem Thema“, erklärt Michaela Moser vom Department Soziales der FH St. Pölten. Moser ist Expertin für Partizi­ pation und organisiert derzeit einen Beteili­ gungsprozess für MitarbeiterInnen und Studie­ rende der FH St. Pölten für die Planung des neuen Campus. Mosers Department nutzt diese Kon­ zepte an einem Standort der FH bereits seit eini­ gen Monaten. MitarbeiterInnen sind begeistert von der neuen Raumerfahrung. Das Architektur­ büro Nonconform begleitet die FH St. Pölten beim partizipativen Prozess. Das Büro hat sich neben der architektonischen Planung auf das Be­ gleiten von Beteiligungsprozessen bei Bauprojek­ ten spezialisiert. „Externes Begleiten ist wichtig, damit der Prozess im Gesamtzusammenhang ge­ sehen werden kann. Der Blick auf ganze Systeme

wird sonst mitunter schwer gefunden. Informa­ tionen aus den Teilbereichen werden in Bezug gesetzt und so aufbereitet, dass sie für Architekt­ innen und Architekten genutzt werden können“, sagt die Architektin und Beraterin Katharina Forster von Nonconform. Partizipation in Archi­ tekturprozessen dient dazu, unterschiedliche In­ teressen zu hören, Zusammenhänge sichtbar zu machen und transparent Entscheidungen und Prioritäten zu formulieren. „Das Schwierigste für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das Los­ lassen der Gewohnheiten. Für die Architektur ist das Schwierigste, die wirklichen Bedürfnisse he­ rauszufinden, die gutes Arbeiten ermöglichen.

In Summe soll es gelingen, eine interessante, Lust machende räumliche Umgebung zu schaffen, in der die Akteurinnen und Akteure aktive Gestalte­ rinnen und Gestalter sein können“, so Forster.

Linktipps: www.steelcase.com/eu-de/ erkenntnisse/360-magazin

Die Raumausstattungsfirma Steelcase richtet Arbeitsplätze und Lernräume so ein, dass NutzerInnen sie nach ihren Bedürfnissen flexibel gestalten können. Das Unternehmen gibt auch ein Magazin heraus: „360° – Das Magazin für aktuelle Forschungen und Trends rund um den Arbeitsplatz“. Mehrere Ausgaben befassen sich mit den Themen Hochschulen und Lernen. www.zukunftcampus.com

Der Kongress „Wandelbarer Campus der Zukunft“ beschäftigt sich mit Aspekten moderner Campusgestaltung, zuletzt beim 3. Kongress im September 2016 zum Thema „Dem Lernen Raum geben“. skill.fhstp.ac.at

Das Service- und Kompetenzzentrum für Innovatives Lehren und Lernen (SKILL) der FH St. Pölten entwickelt und etabliert moderne Lehrmethoden und ist an der Planung des Campus der Zukunft der FH beteiligt. itsi.ltn.unibas.ch

Jenseits des Schubladendenkens: Design Thinking Design Thinking verknüpft die Methoden des Ingenieurwesens mit den experimentellen Aspekten aus der Designlehre und den Sozialwissenschaften. In der Sichtweise der School of Design Thinking des Hasso-Plattner-Instituts an der Universität Potsdam fördert der Ansatz kollaborative Kreativität, um Pro­bleme ganzheitlich zu lösen. Ziel sind unkonventionelle Wege des Denkens. Neben der multidisziplinären Zusammenarbeit für eine kollektive Intelligenz spielen für den Ansatz auch freie, flexible und variable Räume eine wesentliche Rolle. Die School of Design Thinking war Austragungsort des im September 2016 abgehaltenen 3. Kongresses „Wandelbarer Campus der Zu­ kunft“ zum Thema „Dem Lernen Raum geben“. Mit Methoden des Design Thinking befasst sich auch das Service- und Kompetenzzentrum für Innovatives Lehren und Lernen (SKILL) der FH St. Pölten: Es evaluiert und entwickelt die eingesetzte Unterrichtsmethode des Inverted Classroom mit Hilfe des Ansatzes des Design Based Research, um Ideen und Lösungen für k­ omplexe Aufgabenstellungen zu entwickeln.

Im Projekt „ITSI – IT-Service Integration in Studium und Lehre“ hat die Universität Basel Konzepte für moderne Lernumgebungen entwickelt. Das Buch zum Projekt – „Lernumgebungen an der Hochschule. Auf dem Weg zum Campus von morgen“ – ist online verfügbar: www.waxmann.com/buch3056. www.schulumbau.at

Der Qualität von Bildungsbauten – von Kindergärten über Schulen und Hochschulen bis hin zu Orten der Erwachsenenbildung – widmet sich die Plattform „schulUMbau“, in der sich Fachleute aus Pädagogik, Schulverwaltung und Architektur zusammen­ geschlossen haben. Die Plattform hat eine „Charta für die Gestaltung von Bildungseinrichtungen des 21. Jahrhunderts“ herausgegeben. www.oeiss.org

Das Österreichische Institut für Schul- und Sportstättenbau (ÖISS) ist als Fachinstitut in Planungs­ fragen des Schul- und Sportstättenbaus tätig und als Stiftung des Bundes und aller Bundesländer eingerichtet. www.bmb.gv.at/schulen/sb/raumbildung.html

In der Reihe „RaumBildung“ stellen das Bundesministerium für Bildung und die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems zukunftsweisende Schulbauprojekte vor, an denen die Beziehung von Lernen und Raum sichtbar wird.

19

2 0

J A H R E

F H

S T . P Ö L T E N

Die FH St. Pölten auf einen Blick

33

„Als damaliges Stadtsenatsmitglied war es unter anderen auch mir ein großes Anliegen, St. Pölten zum Fachhochschulstandort zu machen – vor allem mit zukunftsorientierten Studiengängen. Als Mitbegründer und Mitglied des eigens dafür gegründeten Fördervereins freut es mich heute sehr, dass dieses Projekt nicht nur gelungen ist, sondern meine Erwartungen mehr als übertroffen wurden und St. Pölten als Hochschulund Universitätsstadt national und international einen hervorragenden Ruf erringen konnte!“

Studien- und Lehrgänge, 10 Bachelorstudien, 7 Master­ studien

Förderung durch den Förderverein: jährlich rund

€ 18.000

Kommerzialrat Ing. Heinrich Haltmeyer, Obmann-Stellvertreter des FH-Fördervereins

5.345

126

1.000

Outgoing Studierende

Alumni seit 1996

Partnerhochschulen in 31 Ländern auf vier Kontinenten

Rund

16,4

4

Campus Medien: SUMO, Campus & City Radio 94.4, fhSPACEtv, c-tv

11

hochmoderne Labore und Studios

Mio. € Forschungsumsatz gesamt

35.000 Medien in der Bibliothek

6+1

6 Forschungsinstitute, 1 Josef Ressel Zentrum

Geschichte 1993

6

Gründung des „Vereins zur ­Errichtung einer Fachhochschule in St. Pölten“

Departments

1996

Gründung der Fachhochschule St. ­Pölten mit dem ­ersten Studiengang „Telekommuni­kation und Medien“

Medien & Wirtschaft Medien & Digitale Technologien Informatik & Security Bahntechnologie & Mobilität Gesundheit Soziales

2001

Gründung des FH-Kollegiums

2003

Erste institutionelle ­Evaluierung

2004

Offizielle Verleihung der ­Bezeichnung „Fachhochschule“.

Voraussetzung: mindestens zwei Studiengänge und rund 1.000 Studierende

2007

Eröffnung des heutigen ­FH-Campus

2.650

2014

Start des Gründungs-Förder­ programms creative pre-incubator

Studierende, 51% weiblich, 49% männlich

2015

(Stand September 2016)

Gründung des ersten Josef Ressel Forschungszentrums in ­Niederösterreich

2016

Beschluss über die Errichtung eines Zubaus

922

MitarbeiterInnen, 280 hauptberuflich, 642 nebenberuflich

„Mit der FH begann eine neue Ära für St. Pölten.

Bis heute hat sich die Fachhochschule zu einer der bedeutendsten Bildungs­ institutionen mit einem höchst innovativen und praxisbezogenen Ausbildungs­ spektrum entwickelt – ich denke da etwa an neuartige Studiengänge wie Bahn­ technologie und Mobilität oder Smart Engineering. Ich sehe für die nächsten 20 Jahre eine weitere sehr positive Entwicklung.“ Prof. Mag. Josef Kolarz-Lakenbacher, Vorsitzender des FH-Fördervereins

21

2 0

J A H R E

F H

S T . P Ö L T E N

„Die Fachhochschulen haben neue Impulse gesetzt“

Innovation ist ein Wirtschaftsturbo, schafft Arbeitsplätze und löst gesellschaftliche Herausforderungen: Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), über die heimische Forschungslandschaft und die „bereichernde Rolle“ der Fachhochschulen.

Vor welchen Herausforderungen steht das heimische Innovationssystem?

Forschung und Innovation machen nicht vor Ländergrenzen Halt. Wir haben es mit einer glo­ balisierten, zunehmend dynamischen Wirt­ schaft mit immer kürzeren Innovationszyklen zu tun. Entscheidend für den Erfolg ist, wie rasch Ideen aus der Forschung in innovative und wirt­ schaftlich erfolgreiche Produkte und Dienstleis­ tungen umgesetzt werden können. Forschungs­ kompetenzen sollen gebündelt und Kompetenzen gesichert und ausgebaut werden. Und es geht zunehmend darum, nicht nur ein Produkt, son­ dern die gesamte Dienstleistung zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Welchen Beitrag Forschungsförderung hier leisten kann, zeigt sich in den Umfragen, die die FFG regelmäßig durchführt. Demnach wären vier Fünftel aller geförderten Projekte ohne die Unterstützung der FFG nicht oder nur in deutlich geringerem Aus­ maß durchgeführt worden.

Welche Funktion können und sollen die Fachhochschulen dabei haben?

Hochschulen und Forschungsinstitute sind wichtige Player im österreichischen Innovations­ system. Gerade Fachhochschulen können mit ihrer anwendungsnahen Forschung und Ent­ wicklung geeignete Partner für die mittelstän­ 22

fu t u r e · dez ember 2 01 6

dische österreichische Wirtschaft sein. Fach­ hochschulen können wirtschaftsnahe Projekte rasch und fokussiert durchführen und waren in den letzten Jahren Kooperationspartner in einer Vielzahl an Projekten. An den Fachhochschulen haben in den letzten Jahren einige interessante Produkte und innovative Dienstleistungen ihren Ausgang genommen.

Der Fachhochschulsektor in Österreich ist jetzt gut 20 Jahre alt. Ihr Zwischenresümee?

Der Auf- und Ausbau des Fachhochschulsektors in den letzten 20 Jahren hat die Bildungs- und Forschungslandschaft in Österreich wesentlich bereichert und ergänzt. Die Fachhochschulen haben neue Impulse gesetzt und neue Wege be­ schritten. Die praxisnahe Verbindung von For­ schung und Lehre trägt auch wesentlich dazu bei, qualifizierte Fachkräfte für die Wirtschaft auszubilden. Fachhochschulen haben sich zu ei­ nem sehr wichtigen Wissensträger und Anbieter im Innovationskontext entwickelt und sind aus der Forschungscommunity nicht mehr wegzu­ denken.

Die Fachhochschulen nutzen zunehmend auch die Angebote der FFG, um ihre Forschungsprojek­ te zu finanzieren und sich mit Partnerorganisati­ onen zu vernetzen. So wurden in den Jahren 2013

ben auch dazu beigetragen, dass die Kooperation und der Transfer von Wissenschaft und Wirt­ schaft deutlich besser funk­tionieren als noch vor einigen Jahren. Ebenso unterstützt die FFG die Gründung (spin-off) von innovativen Unterneh­ men tatkräftig. Bis zu 70 Millionen Euro wendet die FFG jährlich für Start-up-Projekte auf.

Wo hat Österreich im Bereich Innovation aus Ihrer Sicht noch Aufholbedarf?

bis 2015 insgesamt knapp 31 Millionen Euro an Förderungen für österreichische Fachhochschu­ len bewilligt.

Die Umsetzung von Wissen in Innovationen ist Ziel des COIN-Aufbauprogramms der FFG. Das Programm „COIN Aufbau“ ist das zentrale FFG-Programm zur Förderung von Forschung und Entwicklung an den Fachhochschulen. In den Jahren 2009 bis 2016 wurden im Rahmen des Programms insgesamt sechs Ausschreibungen durchgeführt, aus denen insgesamt 94 einge­ reichte Projekte mit knapp 60 Millionen Euro ge­ fördert wurden.

Den Fachhochschulen steht darüber hinaus aber natürlich auch das gesamte Förder- und Dienst­ leistungsangebot der FFG zur Verfügung. Für die erfolgreiche Umsetzung von Innovation bietet die FFG Unterstützung in allen Stadien des Innovati­ onsprozesses – von der wissenschaftlichen For­ schung bis hin zum Markteintritt. Damit leistet die FFG einen wesentlichen Beitrag, um die Her­ ausforderungen erfolgreich zu bewältigen, wie die Frage der geeigneten Partner für Forschungsund Entwicklungsprojekte, die Finanzierung von riskanten Projekten, die Interna­ tionalisierung oder Unterstützung bei Fragen des Managements von Humanressourcen. Die FFG-Programme ha­

Österreichs Forschung und Innovation braucht stabile Rahmenbedingungen, ein solides Budget für Wissenschaft, Forschung und Innovation und ein innovationsfreundliches Klima. Wichtig ist, dass sich Unternehmen nicht aus der ambiti­ onierten Forschung zurückziehen. Wir begrüßen daher die Initiativen, die die österreichische Bundesregierung zuletzt – etwa im Bereich der Unternehmensgründungen – gesetzt hat, und unterstützen sie mit unseren Instrumenten.

Märkte, gesellschaftliche Herausforderungen und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen ändern sich laufend. Das Innovationssystem muss rasch darauf reagieren, und das schließt auch die FFG mit ein. Neue Themen, beispiels­ weise Digitalisierung, Internationalisierung und Industrie 4.0, wurden von der FFG aufgegriffen, bestehende Förderprogramme angepasst oder neue entwickelt.

Dr. Henrietta Egerth ist seit der Gesellschaftsgründung im Jahr 2004 Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).

Wichtig ist, dass es einen breiten Konsens von allen beteiligten Partnern – Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft – gibt, diese The­ men aktiv aufzugreifen und darin Schwerpunkte zu setzen.

Welche Entwicklung wünschen Sie sich damit verbunden in den nächsten 20 Jahren?

Ich wünsche mir, dass Österreich in 20 Jahren als Folge einer konsequenten Forschungs- und Inno­ vationspolitik an der Spitze internationaler For­ schungs-, Wirtschafts- und Hochschulrankings liegt. Ich hoffe, dass sich der Fachhochschulsek­ tor bis dahin genauso gut entwickelt wie in den letzten 20 Jahren, und dass die Fachhochschulen auch weiterhin ihre wichtige Rolle im Innovati­ onssystem spielen.

23

2 0

J A H R E

F H

S T . P Ö L T E N

Vom Hochschulprojekt zur eigenen Firma

B e i d e r 2 0 - J a h r - F e i e r d e r F H S t . P ö l t e n w i d m e t e s i c h e i n e Podiumsdiskussion dem Thema „Gründerschmiede Hochschule: vom Projekt zum Start-up?“. Ein Gespräch über schickes Unternehmertum, die Lust an der eigenen Idee und Fachhochschulen als „Plattformen zum Durchstarten“.

V O N

M A R K

Immer mehr Studierende der Fachhochschule St. Pölten begeben sich mit Projektideen auf den Weg zum eigenen Unternehmen. Manche Pro­ jekte sind zunächst in Lehrveranstaltungen ent­ standen. Hochschulen können ihre Studieren­ den bei der Firmengründung begleiten und unterstützen. Die FH St. Pölten nahm im Zuge ihrer 20-Jahr-Feier im September das Thema zum Anlass für eine Podiumsdiskussion. Dabei zeigte sich ein klares Bild: Es geht um Motivation, die richtige Einstellung, ausreichend Ressourcen und gutes Vernetzen.

Unternehmensgeist fördern. „Ein hohes Maß

an intrinsischer Motivation muss vorhanden sein, muss und kann aber auch gefördert wer­ den. Es geht um die Lust an der eigenen Idee.

Man muss aus Studierenden herausholen, was in ihrer Persönlichkeit steckt“, sagt Max Schlereth, Vorstandsvorsitzender der deutschen Immobi­ lien-Unternehmensgruppe Derag sowie Lektor für strategische Unternehmensführung und In­ novationsmanagement am Department Medien und Wirtschaft der FH St. Pölten. Studierende bräuchten eine entsprechende Sicht der Dinge, das richtige „Mindset“, erklärt Helmut Mier­ nicki, Geschäftsführer von ecoplus, der Wirt­ schafts­agentur des Landes Niederösterreich: „Es geht darum, jungen Menschen nahezubringen, dass Unternehmertum eine Bereicherung im ­Leben ist. Unternehmertum muss schick sein.“

Auch bei der Umsetzung können Hochschulen unterstützen, etwa durch Start-up-Programme, wie es die FH St. Pölten mit dem accent Gründer­ service und dem „creative pre-incubator“ anbie­ tet. „Für ein Start-up braucht es einen guten 24

fu t u r e · d ez ember 2 0 1 6

H A M M E R

­ usinessplan, die richtigen Kompetenzen, aus­ B reichend Finanzierung und Durchhaltevermö­ gen. Entscheidend sind auch die personellen Ressourcen und die Teamgröße: Viele Start-ups arbeiten mit zu wenig Ressourcen“, sagt Josef Bruckschlögl, einer der ersten Absolventen der FH St. Pölten und Leiter des weltweit größten Te­ lekom-Unternehmens für Mehrwertnummern, KWAK Telecom.

Hochschulen als Plattformen. Hochschulen

könnten vor allem eines sein: die richtige Platt­ form zum Durchstarten. „Hochschulen bieten vielfältige Schnittstellen und Interaktionschan­ cen: zwischen Unternehmen, Start-ups, Schu­ len, Forschungseinrichtungen, (Nicht-)Regie­ rungsorganisationen und Kultureinrichtungen; zwischen ‚smarten‘ Personen, die sie anziehen und versammeln“, sagt Hannes Raffaseder, Mit­ glied des Hochschulmanagements der FH St. Pöl­ ten und als Prokurist u. a. für Forschung, Wis­ senstransfer, Innovation und Entrepreneurship verantwortlich. Laut Raffaseder geht es um eine neue Form des Unternehmertums: „Wir sehen heute eine Veränderung von produkt- zu platt­ formorientierten Unternehmen. Beispiele dafür sind Google, Uber, eBay oder Airbnb. Anstatt ein Produkt zu verkaufen, etablieren sie Plattfor­ men und organisieren die Beziehung zwischen verschiedenen Personen und ermöglichen die­ sen den direkten Austausch.“ Ähnliches könne für Hochschulen gelten: Anstatt sich rein als produktorientierte Unternehmen zu sehen, die Studienabschlüsse, Publikationen, Patente und Forschungsergebnisse anbieten, sollten sie auch plattformorientierte Innovations-Hubs anbie­ ten, die Netzwerke und Unternehmensgrün­

Experten am Podium: Max Schlereth, Thomas Salzer, Hannes Raffaseder, Helmut Miernicki, Josef Bruckschlögl mit Moderator Michael Köttritsch (von links).

dungen fördern. Unterstützung kommt auch von außerhalb der Hochschulen. ecoplus-Geschäfts­ führer Miernicki verweist hier auf Initiativen in Niederösterreich, etwa den RIZ-Genius-Preis, die Initiative „TIP – Technologie- und Innovations­ Partner“, das Technopol-Programm und Institu­ tionen wie das accent Gründerservice und ­Tecnet.

Start-ups und Industrie. Start-ups und Indus­

triebetriebe haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Die einen sind klein und müssen sich ihren Stock an Kundinnen und Kunden erst aufbauen. Die anderen haben mitunter Hunder­ te Beschäftigte und können auf langjährige Be­ ziehungen zurückgreifen. Doch gerade aufgrund dieser Differenzen könnten beide voneinander profitieren. „Junge Unternehmen kennen noch keine Betriebsblindheit. Etablierte Betriebe pro­ fitieren vom frischen, unternehmerischen Poten­ zial, und immer mehr Großunternehmen versu­ chen den Brückenschlag zur Start-up-Welt“, sagt Thomas Salzer, Präsident der Industriellenverei­ nigung Niederösterreich.

Mut zum Risiko. Dennoch bleibt laut der Podi­ umsrunde aber immer die Gefahr des Scheiterns.

Daher bräuchten Studierende eine gewisse Lust am Risiko und die Bereitschaft zum Ausprobie­ ren. Wagen sollten sie es auf jeden Fall, sagt Schlereth: „Ich kann in einer Lehrveranstaltung Cash-flows rauf und runter rechnen lassen, aber erst mit einem eigenen Projekt entsteht das Ver­ ständnis für die Wirklichkeit. Dann werden die Zahlen mit Bedeutung gefüllt. So ein Projekt lie­ fert unglaubliches Wissen und einen Lernwert, auch, wenn kein Start-up daraus wird.“

Erfahrung fürs ­Leben „Im Idealfall gehen alle Studierenden eine Testphase zur Unternehmensgründung durch. Es ist eine wertvolle Erfahrung für das Leben und andere Berufe und erhöht die Chancen, später erfolgreich zu sein.

Genau dies können und müssen Hoch­ schulen fördern. Das betrifft nicht nur den Unterricht und entsprechende Formate: Alle Lehrenden sollten der Selbstständigkeit positiv gegenüberstehen.“ Selma Prodanovic, Investorin und Geschäftsführerin von Brainswork Consulting

„Welche sozialen ­Innovationen braucht die Gesellschaft?“ Verschiedene Formen von Innovation sind nicht klar voneinander zu trennen (denken Sie an Smartphones oder Smart homes: technologische oder soziale Innovation?). Dies legt nahe, nicht nur sogenannte soziale Innovationen im Hinblick auf gesellschaftliche Herausforderungen zu denken, sondern alle Formen von Innovation. So können Innovationsprozesse stimuliert werden, die Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen entwickeln, unabhängig davon, wie hoch deren Technologiegehalt ist. Es kommt mehr auf die Frage an, worauf Innovationen zielen: auf Märkte und Profit oder auf Gesellschaften und Lösungen?

MMag. Alexander Degelsegger, stellvertretender Leiter des Bereichs „Forschungspolitik & Entwicklung“ am Zentrum für Soziale Innovation (ZSI)

25

Motex

Mit Start-ups durchstarten

Im Rahmen des creative pre-incubator unterstützt die FH St. Pölten in Kooperation mit dem accent Gründerservice Studierende und Alumni bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen.

A u s e i n i g e n S t u d i e r e n d e n ­p r o j e k t e n s i n d b i s h e u t e bemerkenswerte Start-ups geworden.

physiobox

citybirds Motex Motex ist ein Virtual-Reality-Fahrschul­ simulator, der FahrschülerInnen beim Erlernen des Verkehrssinnes unterstützen und eine hochwertigere und moderne Ausbildung ermöglichen soll. Die SchülerInnen erleben eine lebendige virtuelle Welt, die durch verschiedene Gamification- und EdutainmentElemente unterstützt wird. Während der Führerscheinausbildung kann der Simulator als zusätzliche kognitive Lernmethode eingesetzt werden.

Status Mit dem Prototyp von Motex konnten auf 15 Events bereits über 600 interessierte BesucherInnen ihr Können unter Beweis stellen. Das Team konnte bereits vier Auszeichnungen gewinnen und war unter anderem unter den Top 7 bei der Entre­ preneurship Avenue an der WU Wien.

Team Shadja El Aeraky, BSc Peter Kopciak, BSc Patrick Kolar, BSc Daniela Hellmann, BSc (Studierende Digitale Medien­technologien/MA) http://motexproject.at/

citybirds soll urbanen und weltoffenen Reisenden und Einheimischen mit ähnlichen Interessen eine gemeinsame Plattform bieten, um sich schnell und unkompliziert zu vernetzen. NutzerInnen können andere Registrierte in der Nähe mittels GPS aufspüren und kontaktieren.

Die App basiert auf dem Prinzip der Offenheit für neue Kulturen, Menschen und Meinungen.

Status Die App wird in den nächsten Monaten auf den Markt kommen.

Team Bettina Eckert, BA Marie Strauss, BA Katrin Detter, BA Elisabeth Laa, BA (Absolventinnen Medienmanagement/BA) Iosif Miclaus, BSc (Student Digitale Medientechnologien/MA) www.facebook.com/citybirdsapp

citybirds

physiobox Die physiobox ist ein mobiles PatientInnenverwaltungs- und DokumentationsMultitool für Physiotherapeutinnen und -therapeuten sowie verwandte Berufsgruppen. Mit der Software können ­Therapeutinnen und Therapeuten Fehlstellungen ihrer Patientinnen und Patienten analysieren, dokumentieren, Fortschritte beobachten und individuelle Übungen und Trainingspläne auf die Smartphones ihrer Kundschaft schicken.

Die physiobox unterstützt somit beide Seiten beim gemeinsamen Therapieerfolg.

Status Die physiobox ist bereits auf dem Markt und erfreut sich stetig wachsender Beliebtheit in der Physio-Community.

Team Kacheata Eath (Absolvent Physiotherapie/BA, Digital Healthcare/MA) Matthias Perko (Physiotherapeut) Externe ProjektpartnerInnen www.physiobox.cc

26

fu t u r e · dez ember 2 0 1 6

FRAGEN AN DIE ZUKUNFT Vom Ende des linearen Fernsehens bis zur Vernetzung im Gesundheitsbereich: Besonders digitale Technologien verändern weiterhin unsere Welt. „future“ hat bei den leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Departments und Forschungsinstitute an der FH St. Pölten nachgefragt, mit welchen Fragen sie sich in ihrem Fachbereich in den nächsten Jahren intensiv auseinanderzusetzen haben.

„ Wie verändert der Einsatz digitaler Technologien bei zunehmender Vernetzung in der Medienproduktion, im Gesundheitsbereich und in der industriellen Produktion unsere Welt?“ FH-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Alois Frotschnig Department Medien und Digitale Technologien

„ Kann soziale Inklusion, also die Ermöglichung der Nutzung und Mitgestaltung gesellschaftlicher und sozialer Prozesse, unsere Gesellschaft gerechter machen?“

„ Die Mobilität ist auf dem Weg zur Digitalisierung.

Dabei geht es nicht nur um Informationen, sondern auch um Vernetzung von Verkehrs­trägern, neue Services und Sicherheit.

Welche Aus­wirkungen hat dies? Welche Risiken birgt dies?“

FH-Prof. Mag. Dr. Monika Vyslouzil Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung

FH-Prof. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Frank Michelberger, EURAIL-Ing. Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung

„ 2015 waren bereits mehr als 100.000 Gesundheits-Apps verfügbar.

Werden Konsumentinnen und Konsumenten die notwendige Orientierungshilfe bekommen, um zwischen Qualität und reiner Abzocke zu unterscheiden?“ Mag. Dr. Jürgen Pripfl Department Gesundheit, Institut für Gesundheitswissenschaften

„ Content is King? Auch mit neuen Medien wie Virtual und Augmented Reality, adaptierten Produktions­ weisen und kollaborativen Transmedia-Projekten?

Wer erzählt künftig die Inhalte und wie können diese Prozesse gestaltet werden?“

„ Die Digitalisierung wird die Medien- und Kommunikationsbranche weiterhin stark prägen.

Welche – derzeit immer noch nicht abschätzbaren – Auswirkungen wird diese auf alle Teilbereiche haben?“ FH-Prof. Mag. Helmut Kammerzelt, MAS Department Medien und Wirtschaft

„ Die aktuellen Nach­richten vom Newsportal, die neue TV-Serie ‚on Demand‘ und das Fußballspiel als Live­stream: Wer schaut in Zukunft eigentlich noch lineares Fernsehen?“ FH-Prof. Dr. Andreas Gebesmair Institut für Medienwirtschaft

FH-Prof. Mag. Dr. Rosa von Suess Institut für Creative\Media/Technologies

„ Mit welchen Methoden kann man gezielte IT-Angriffe auf Unternehmen durch Schad­ software oder Hackerinnen und Hacker erfolgreich und effizient abwehren?“ FH-Prof. Dipl.-Ing. Johann Haag Department Informatik und Security FH-Prof. Univ.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Ernst Piller Institut für IT Sicherheitsforschung

„ Wie kann Partizipation der Klientinnen und Klienten ­Sozialer Arbeit sowohl bei der Entwicklung als auch ­Durch­führung von sozialarbeitsrelevanten Forschungs­vorhaben methodisch erfolgreich umgesetzt werden?“ FH-Prof. Mag. Dr. Johannes Pflegerl Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung

„ Spurgebundene Verkehrsmittel haben höchstes Zukunfts­ potenzial. Deren Planung, Bau und Betrieb erfordern hoch­ integriertes Ingenieurwissen.

Was ist zu tun, um der hohen Nachfrage nach exzellent ­ausgebildeten Eisenbahn­ ingenieurinnen und -ingenieuren nachkommen zu können?“ FH-Prof. Dipl.-Ing. Otfried Knoll, EURAIL-Ing. Department Bahntechnologie und Mobilität

„ Das ultimative Ziel der Mustererkennung ist es, die menschliche Sinneswahr­ nehmung als Maschine nachzubauen.

Für Teilaspekte gelingt dies bzw. wird der Mensch sogar schon übertroffen.

Wo ist der Einsatz sinnvoll?“ FH-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Markus Seidl, Bakk.

Institut für Creative\Media/Technologies

„ In Zukunft geht es nicht mehr darum, wie einzelne Userinnen und User mit einem einzelnen digitalen Medium optimal interagieren, sondern um die User Experience beim Zusammenspiel einer Vielzahl verschiedener intelligenter Geräte. Was bedeutet das für die Inhaltsgestaltung, User Interfaces und Datenverarbeitung?“ FH-Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Aigner, MSc Institut für Creative\Media/Technologies

„ IT-Angriffe auf Unternehmen werden immer raffinierter und vielseitiger.

Welche neuen Erkennungs- und Abwehrmaßnahmen können in Zukunft Computernetzwerke zuverlässig vor Angriffen schützen?“ Dipl.-Ing. Dr. Sebastian Schrittwieser, Bakk.

Josef Ressel Zentrum für konsolidierte Erkennung gezielter Angriffe

2 0

J A H R E

F H

S T . P Ö L T E N

Der geplante Erfolg

D i e F H S t . P ö l t e n u n d i h r e A b s o l v e n t i n n e n u n d A b s o l v e n t e n s i n d Te i l d e r E r f o l g s g e s c h i c h t e d e r F a c h h o c h s c h u l e n in Österreich. Ihre ZweiflerInnen sind längst verstummt, ihre Absolventinnen und Absolventen am Arbeitsmarkt gefragt.

Die Zukunft liegt in einer noch strikteren Arbeitsteilung mit den Universitäten – und einem Beitrag zur Integration von Neuankömmlingen in Österreich.

V O N

F L O R I A N

Die Medientechnologin Dora Takacs hat es zum Film nach Hollywood verschlagen. Wolfgang Schmirl leitet den Bereich Digital Media im ­Media House von Red Bull, Eva Mader die Sales und das Marketing der IQ Mobile, Thomas Zöch­ bauer das Konzernsponsoring der niederöster­ reichischen Hypo. Thomas Tritremmel ist CEO des Logistik-IT-Unternehmens TeDaLos, Josef Bruckschlögl CEO der zypriotischen KWAK Tele­ com, des Marktführers im Bereich Mehrwert­ nummern.

Was sie bei aller Unterschiedlichkeit verbindet, ist das Diplom der FH St. Pölten. Bruckschlögl etwa gehört zu den Absolventinnen und Absol­ venten des ersten Jahrgangs. Der noch am alten Standort in einem ehemaligen Gebäude der Glanzstoff-Werke ein und aus ging – zu einer Zeit, als noch viele an der Zukunftsfähigkeit des Neustarts am Hochschulsektor zweifelten. „Schaffen die das überhaupt, sind die nicht zu klein?“, hätten die BedenkenträgerInnen ge­ fragt, wie sich der ehemalige Siemens-Vorstand und gegenwärtige St. Pöltener FH-Förderver­ eins­obmann Josef Kolarz-Lakenbacher erinnert.

Was, bitte, heißt „FH“? „Mit dem Zusatz ‚(FH)‘

­ eben dem Titel konnten damals wirklich nicht n viele Unternehmen etwas anfangen“, weiß Ab­ solvent Zöchbauer noch. Für die meisten seiner Kolleginnen und Kollegen erwies sich damals nicht das Zeugnis als Türöffner zum Job, son­ dern das Berufspraktikum. Dafür musste man seinerzeit noch selbst sorgen, dito für ein Auslands­semester. Denn die Arbeitsmarkplatt­ form der FH gab’s damals genauso wenig wie internationale Partnerhochschulen. Womit die

28

fu t u r e · dez ember 2 01 6

S E D M A K

FH-AbgängerInnen jedoch damals schon punk­ teten, waren ihre Praxisorientierung, ihr un­ ternehmerisches Grundverständnis und ihre Projektmanagementfähigkeiten. Damit erar­ beiteten sich die Fachhochschulen in kurzer Zeit ein Standing in der Wirtschaft, und das Kürzel „(FH)“ im Titel wurde zur Alltäglichkeit im Ge­ schäftsalltag. In einem Geschäftsalltag, der sich in den vergangenen 20 Jahren von Grund auf ver­ ändert hat.

Akademische Ferialjobs. Digitalisierung, Tech­ nologisierung und Globalisierung wurden prak­ tisch zeitgleich mit dem Fachhochschulwesen wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch schlagend. Im Zuge des Wandels hat die österrei­ chische Gesellschaft eine dringend notwendige Akademisierung erfahren. Dringend notwendig aus mehreren Gründen: zum einen, weil Öster­ reichs AkademikerInnenquote zum Ende des 20. Jahrhunderts eher bescheiden war. „Öster­ reich hat hier heute noch einiges an Aufholbe­ darf etwa im Vergleich mit den skandinavischen Staaten oder ehemaligen Schwellenländern wie Süd­korea“, mahnt Herbert Binder. Der frühere Geschäftsführer des Niederösterreichischen Pressehauses hat die Geschichte der FH St. Pöl­ ten als vormaliger Obmann ihres Fördervereins mitgeprägt. Für die akademischen Defizite in Österreich macht er vor allem die zählebigen Bil­ dungsideale von früher verantwortlich, die den Innovationsschub blockierten. „Ein Bildungs­ bürger war dann blamiert, wenn er gestand, we­ nig über Homer oder Schopenhauer zu wissen, aber ohne Weiteres durfte er bekennen, dass er keinen Tau von Aminosäuren oder gar Volkswirt­ schaft habe“, merkt Binder süffisant an.

„Der Hunger auf Wissen ist da“, bestätigt Kurt Koleznik, der Generalsekretär der Fachhoch­ schulkonferenz. „Auch in dem Sinn, dass ich es im Beruf nutzen kann oder dass es mir überhaupt zu einem Beruf verhilft.“ Und so war die Akade­ misierung auch unumgänglich, weil zahlreiche neue Berufsbilder aufs Tapet der Arbeitswelt ka­ men, die nach einem akademischen Abschluss regelrecht verlangten. Gleichzeitig sind auch die Anforderungen in vielen bereits etablierten Be­ rufen so gestiegen, dass die akademische Auf­ wertung der dazu notwendigen Ausbildung al­ ternativlos war.

Weckruf fürs Bildungssystem. „Der Erfolg der

Fachhochschule war absehbar, weil er geplant und gewollt war“, sagt Kurt Koleznik rückbli­ ckend. Ein Erfolg, in dem Herbert Binder „einen Weckruf in Richtung unserer Universitäten in deren tradierter selbstgefälliger Saturiertheit“ sieht: „Über Jahrzehnte hin hat es niemanden gestört, dass ganze Tausendschaften von Juris­ tinnen und Juristen die überwiegende Zeit ihres Studiums nicht an der Uni, sondern in privat­ wirtschaftlich organisierten Paukerkursen ver­ bracht haben – und kaum je eine wissenschaftli­ che Arbeit zu schreiben hatten.“ Vom Kurswechsel im Hochschulsektor hat die ganze Gesellschaft profitiert. Zu den Profiteurin­ nen und Profiteuren gehören neben Tausenden Absolventinnen und Absolventen und der heimi­ schen Wirtschaft vor allem die Regionen rund um die FH-Standorte. „Die Fachhochschulen sind unverzichtbare Wissenstransferstellen ge­ worden und haben maßgeblich beigetragen, den Braindrain Richtung Wien zu bremsen“, ist Kole­

znik überzeugt. Gewonnen haben seiner Über­ zeugung nach auch die Universitäten. Sie hätten im Bildungswettbewerb gelernt, sich innovati­ ver und unternehmerischer zu verhalten.

„Bologna heißt Studierendenzentrierung“. Eine Verhaltensumstellung, die den Universitäten mit ihren alten Strukturen und Traditionen natur­gemäß schwer gefallen ist. Den Fachhoch­ schulen ist das unternehmerische Denken und Handeln hingegen sozusagen in die DNA einge­ schrieben. Seine Vitalität verdankt dieser Code auch den Z ­eitumständen. 1999, kurz nach ­Gründung der ersten Fachhochschulen, begann der Bologna-Prozess. Einige der Ziele: Studieren mit einer Bachelor-Master-Struktur und dem Leistungspunktesystem ECTS als einheitlicher Bildungswährung im europäischen Hochschul­ raum, also über die EU-Grenzen hinaus, ver­ gleich­bar zu machen. „Das hat den Fachhochschulen in die Karten ge­ spielt“, meint Regina Aichner von der Bolo­gnaServicestelle des Österreichischen Austausch­ dienstes. Bis heute. Die FH stellt sich den strukturellen Hausaufgaben mit Bravour. Inzwi­ schen bedeute Bologna studierendenzentriertes Arbeiten, Lehren und Lernen. „Die FH St. Pölten ist ein Musterbeispiel dafür und Vorreiter auf dem Gebiet der experimentellen Hochschuldi­ daktik“, kommt Aichner auf St. Pölten angespro­ chen fast ins Schwärmen. „Innovative Konzepte wie der Inverted Classroom sind hier eine Selbst­ verständlichkeit, Lehrende haben technische und inhaltliche Weiterbildungsmöglichkeiten und den Studierenden wird beim Lernen und Feed­back viel Eigenverantwortung übertragen.“

Fortsetzung auf Seite 30

29

2 0

J A H R E

F H

S T . P Ö L T E N

König Kunde? Die Eigenverantwortung sorgt al­

wünscht sich etwa einen öffentli­ chen Master für Gesundheitsberu­ fe: „Da brauchen wir noch die Auf­ wertung, die es in der Schweiz schon gibt.“ Koleznik denkt seinerseits bei­ spielsweise an DolmetscherInnen sowie Ju­ ristinnen und Juristen, „die ja meistens nicht ForscherInnen werden, sondern Rechtsanwäl­ tinnen bzw. Rechtsanwälte.“ Ein entsprechen­ der Begutachtungsprozess ist im Wissenschafts­ ministerium bereits in Gang; mit Ergebnissen ist in zwei bis drei Jahren zu rechnen.

Nichtsdestotrotz ist das wechselseitige Commit­ ment eine fachhochschulische Selbstverständ­ lichkeit – und Teil des Erfolgs, wie Aichner weiß: „Als Studierender hast du einen Ausbildungsver­ trag, eine umfassende Prüfungsordnung und bist in eine fixe Struktur eingebunden; umge­ kehrt weiß die FH, dass du dich verbindlich auf das Studium einlässt und ihm während der Stu­ diendauer einen beträchtlichen Teil deiner Zeit zu widmen gedenkst.“

Geht es nach Koleznik, brauchen die Fachhoch­ schulen eine Ausweitung ihres Pouvoirs. Eine ihrer größten Herausforderungen liege nämlich in der Pflege ihres eigenen akademischen Nach­ wuchses. Dazu müsse es möglich werden, das für eine akademische Laufbahn so wichtige Dok­ torat an der Fachhochschule selbst zu machen.

lerdings nicht bei allen Studierenden für unge­ trübte Freude, wie Aichner beobachtet. Eigenver­ antwortung macht eben auch Arbeit. Aichner: „So mancher FH-Studierende versteht sich als Ausbildungskunde, dem alles zugespielt werden muss.“ Im Inverted Classroom sich Stoff daheim anzueignen und Lehrende vor Ort eher als ­Coaches für den Feinschliff wahrzunehmen, be­ hage anfangs nicht allen. Doch in St. Pölten sei die Selbstständigkeit der Studierenden gelebte ­Praxis.

Zukunftsfragen für die FH. Für die Zukunft der Fachhochschulen ist das Verhältnis zu den Uni­ versitäten einer der Hauptfaktoren. „Es würde den Fachhochschulen gut tun, noch mehr Aus­ bildungen mit Berufsfeldbezug zu bekommen“, ist Kurt Koleznik von der Fachhochschulkon­ ferenz überzeugt. Regina Aichner vom OeAD

Mehr Durchlässigkeit, bessere Integration.

Das erfordere aber eine bessere Durchlässigkeit zwischen FH und Uni, meint Regina Aichner vom OeAD: „Wenn du einen facheinschlägigen Bachelorabschluss von der FH hast, solltest du problemlos einen Master an der Uni machen kön­ nen – das ist aber leider in der Praxis nicht so, schon gar nicht beim Schritt vom Master zum Doktorat bzw. PhD.“ Durchlässigkeit ist ein Stichwort zur Zukunft der Fachhochschulen, Integration ein anderes. In den letzten Monaten und Jahren sind viele hoch­ gebildete und -begabte Geflüchtete in Österreich angekommen. Fachhochschulen wären der idea­ le Bildungsort, um ihr Wissen an europäische Standards anzugleichen oder sie beispielsweise zu den dringend benötigten mehrsprachigen Technikerinnen und Technikern und Pflegerin­ nen und Pflegern auszubilden. Dazu werde man aber „den hehren Anspruch des perfekten Deutsch aufweichen müssen“, rät Aichner.

Telekom-Manager Josef Bruckschlögl hingegen verwendet sich für ein noch besseres Training der „Soft Skills“ im Fachhochschulstudium. Die Schlüsselqualifikation der Zukunft liege so wie gestern und heute auch morgen darin, „mit Menschen kommunizieren zu können und zu verstehen, was sie brauchen und wollen.“ Das zu beherrschen sei „vor allem auch im Umgang mit fremden Kulturen in einer globalen Wirtschaft unabdingbar“.

30

fu t u r e · dez ember 2 01 6

IHRE MEINUNG Wie studieren wir in 20 Jahren?

02

Die Technologie entwickelt sich rasant weiter, Lehr- und Lernmethoden passen sich laufend an neue gesellschaftliche und technische Trends an. „future“ hat drei Studierende um einen fantasievollen Blick in die Zukunft gebeten und nachgefragt, wie sie sich das Lernen der Zukunft vorstellen, welches Equipment sie dabei unterstützen wird und wie das Leben in einem Campus der Zukunft aussehen könnte.

01

02

03 Leticia-Ahinte Gnagora

Lernen: Die FH der Zukunft stelle ich mir offener und vernetzter vor: Der Unterricht wird nicht mehr überwiegend in einzelnen Seminarräumen und an eine Institution gebunden stattfinden, sondern auch in der digitalen Welt. So geben Lehrende ihr Wissen über verschiedene Kanäle gleichzeitig an Studierende in vielen Ländern weiter. Die Unterrichtssprache ist einheitlich Englisch.

Equipment: Das Equipment der FH der Zukunft wird technologisch auf dem neuesten Stand sein. Ich denke da etwa an Hologramme, die die Lehrenden oder auch Studierenden in den Raum übertragen, sodass das Verfolgen von Vorträgen an jedem Ort möglich ist. Dennoch wird es eigene Diskussions- und Seminarräume an den Fachhochschulen geben müssen.

Campus Life: Da der Unterricht weniger ortsgebunden sein wird, stelle ich mir die FH der Zukunft mehr als Diskussions- und Arbeitsraum vor. Möglicherweise wird es sogar eigene Ruheräume geben, in denen man zum Beispiel ein Mittagsschläfchen einlegen kann.

Lernen: Ich denke, dass die Wissensvermittlung mittels aug­ mentierter Realität eine große Rolle spielen wird. Dabei wird der Lernstoff virtuell dargestellt – im Gesundheitsbereich beispielsweise das Innen­leben eines menschlichen ­Körpers, das sich je nach Krankheitsbild oder -verlauf verändert.

Studierende k­ önnen das Gelernte nun angreifen, drehen, wenden und virtuell be­trachten.

Equipment: Gelernt wird mit Brillen, durch die man virtuell sowohl den Lehrraum als auch die Materialien und Gegenstände des Unterrichtsstoffs sieht. So können in technischen Fächern etwa Computer, Server oder andere Geräte virtuell in Einzelteile zerlegt werden. Diese Projektion lässt sich mit einfachen Handbewegungen steuern, zerlegen und auch wieder zusammenbauen.

Campus Life: Die Aula könnte zu einem virtuellen interdisziplinären Ausstellungsbereich werden, der ganzjährig verschiedene Studierendenprojekte zeigt. Studierende und Lehrende haben so die Möglichkeit, in ihren Pausen oder in der Freizeit mit speziellen Brillen die verschie­ denen Projekte unterschiedlicher Studienrichtungen zu betrachten.

Yvonne Neumeyer, Bakk. ist Studentin im Master Studiengang Media- und Kommunikationsberatung an der FH St. Pölten.

Leticia-Ahinte Gnagora studiert seit dem Winter­ semester 2015 im Bachelorstudium Gesundheitsund Krankenpflege an der FH St. Pölten.

Yvonne Neumeyer

01

03

Iosif Miclaus

Lernen: Ich denke, dass Virtual Reality eine große Rolle spielen wird: In einem „Virtual Classroom“ können Studierende Lehrveranstaltungen verfolgen und auch direkt Fragen stellen.

Auch künstliche Intelligenz wird ein Thema bei der Wissensvermittlung sein. Ich stelle mir das so vor: Lehrende pflegen ihr umfassendes Wissen in ein virtuelles Modell ein und bieten Studierenden somit jederzeit Zugriff auf ihr Know-how.

Equipment: Anstatt Whiteboards wird es in den Unterrichtsräumen Displays an den Wänden geben, die die abgebildeten Informationen zudem speichern können. In der Aula könnte ein holografisches Display mit Ge­ sichtserkennung dafür sorgen, dass Studierende und Lehrende persönliche Informationen erhalten, z. B. den Weg zur nächsten Lehrveranstaltung.

Campus Life: Ich stelle mir den Campus der Zukunft mit zahlreichen Relaxing Spaces vor, auch ein eigener Gaming Room für Pausen wäre denkbar. Oder vielleicht spielen wir künftig in der Pause ja sogar gegen Roboter eine Runde Pingpong?

Iosif Miclaus, BSc ist Student im Master Studiengang Digitale Medientechnologien und Research Assistant im Institut für Creative\Media/ Technologies an der FH St. Pölten.

31

2 0

J A H R E

F H

S T . P Ö L T E N

St. Pölten: Stadt mit allen Freiheiten

Bildung, Arbeit und Kultur: Die barocke Industriestadt a n d e r Tr a i s e n b l ü h t a u f . I m m e r m e h r M e n s c h e n wissen die entspannte Lebensart der Bevölkerung und die naturnahe Lage der Stadt zu schätzen.

V O N

F L O R I A N

„Mir bangt selten um Sankt Pölten“, lautet ein ebenso hübscher wie klassischer Schüttelreim, der trotz seines ehrwürdigen Alters noch nie so aktuell war wie heute. Denn in der niederöster­ reichischen Landeshauptstadt gibt es wenig An­ lass zur Sorge. „St. Pölten ist eine prosperierende Stadt, die in eine hohe Lebensqualität für alle Be­ völkerungsgruppen investiert“, sagt der Unter­ nehmensberater Franz Ehrl, den es erst vor eini­ gen Jahren an die Traisen zog: „Ich bin vor der Wahl zwischen Krems oder St. Pölten gestanden und habe mich vor allem wegen der einmaligen Lage und der hervorragenden Verkehrsverbin­ dungen für die Landeshauptstadt entschieden.“

Jobs für die gesamte Region. Franz Ehrl hat die

Entscheidung für St. Pölten nie bereut. Der vitale Wirtschaftsstandort bietet heute 50.000 Arbeits­ plätze und verschafft somit nicht nur den Be­ wohnerinnen und Bewohnern der Stadt Beschäf­ tigung, sondern auch vielen aus dem Umland.

Das bedeutet einen Zuwachs von 20.000 Jobs in den letzten 20 Jahren. Allein von 2004 bis 2014 stieg das Kommunalsteueraufkommen um über 30 Prozent. Immer noch gehören namhafte In­ dustriebetriebe zu den großen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern; dazu kommen mit Kika und Leiner zwei Urgesteine des österreichischen Mö­ belhandels, die in St. Pölten ihre gemeinsame Zentrale haben. Auch in der Medienbranche gibt es reichlich Arbeit; daneben entstehen vermehrt Start-ups und junge Unternehmen.

Diese Umstände ermöglichen es DienstleisterIn­ nen und BeraterInnen wie Franz Ehrl, sich schnell ein Netzwerk und einen Stock an Kun­ dinnen und Kunden aufzubauen. Geht es um Verfahren und Genehmigungen, hat nicht nur

32

fu t u r e · d ez ember 2 01 6

S E D M A K

Ehrl die kurzen Wege in St. Pölten sehr zu schät­ zen gelernt. Seit drei Jahrzehnten ist die Stadt nun Niederösterreichs Landeshauptstadt, was ihr einen kräftigen Schub gab. Das Regierungs­ viertel, das infolge der Entscheidung in den 90ern aus dem Boden gestampft wurde, galt da­ zumal als größte Baustelle Europas. 2017 wird es 20 Jahre her sein, dass die Übersiedelung von Po­ litik und Verwaltung abgeschlossen wurde. Die Entwicklung St. Pöltens zum pulsierenden Zent­ rum war damit freilich noch lange nicht zu Ende.

Per Rad in die Natur. „St. Pölten ist ein guter Platz zum Leben“, findet denn auch Pavlina Bujo­ ková aus Tschechien. Die 23-Jährige studiert an der FH St. Pölten. Sie erwärmt sich vor allem für die barocke Innenstadt mit ihren gemütlichen Cafés und der Vielzahl an Geschäften. Auch Franz Ehrl sieht im kürzlich angetretenen Ruhestand nicht die geringste Veranlassung, wegzuziehen.

So wenig wie auf das Stadtleben will er auf die zahlreichen Naherholungs- und Naturschutzge­ biete wie den Ratzersdorfer See und die Viehofner Seen in unmittelbarer Stadtnähe verzichten.

Ebenso wenig auf das ausgezeichnet ausgebaute Radwegenetz, das bis an die Donau reicht.

Schon jetzt wird ein Zehntel aller Wege in St. Pölten auf dem Drahtesel zurückgelegt. Für die kommenden Jahre steht ein weiterer Ausbau der klimafreundlichen Verkehrsinfrastruktur auf der Agenda von Bürgermeister Matthias Stadler.

Auch die Fachhochschule wird erweitert, der Bahnhof erstrahlt bereits in neuem Glanz und die einst allzu ruhige Altstadt ist wieder voller Leben. Nicht ganz unbeteiligt an dieser Verjün­ gungskur sind die vielen FH-Studierenden, die in der Stadt unterwegs sind. Hier sind sie in bester

Gesellschaft mit ihren Kolleginnen und Kollegen von der New Design University. Schreitet der Ausbau des Bildungsstandortes wie derzeit ange­ dacht voran, wird St. Pölten in den nächsten Jah­ ren eine zweite Universität zur intellektuellen Infrastruktur zählen können. Im Zuge der FH-­ Erweiterung bereitet die FH in Zusammenarbeit mit der Vertretung von Österreichs Gruppenthe­ rapeutinnen und -therapeuten sowie -dynami­ kerinnen und -dynamikern die Gründung einer Privatuniversität u. a. für Psychotherapie vor.

Heftig geplant wird zeitgleich bei den ÖBB, die ihre Lehrwerkstätten und Bildungszentren in Ostösterreich in einem neuen Bildungscampus in St. Pölten – Baubeginn: 2018 – zusammenfüh­ ren. Macht in Summe inklusive aller Schulen 60.000 (Aus-)Bildungsplätze in Niederösterreichs Landeshauptstadt.

Wien in zwanzig Minuten. Nach Jahren der Schrumpfung wächst St. Pölten wieder, und zwar kräftig. Das liegt nicht zuletzt am Ausbau der Westbahn zur Hochleistungsstrecke. Nur 21 Minuten braucht der RailJet von und nach Wien. Die Schnellverbindung erlaubt es, Wien zum Studieren und Ausgehen zu nutzen, ohne dafür die Vorzüge von St. Pölten aufgeben zu müssen. Diese Vorzüge bestehen nicht nur in überschaubaren Wohn- und Lebenshaltungskos­ ten, sondern auch in der gemütlichen Gangart des Alltags. „Jeder hier ist freundlich, die Stadt ist sicher und friedlich“, meint FH-Studentin Marlene Lax aus dem niederländischen Nijme­ gen. Gewiss, St. Pölten sei keine Metropole, sagt sie – aber einnehmend. Und es biete auf wenig Platz alles, was man brauche.

Offen und multikulturell. Dazu gehört ein um­ fangreiches Kulturangebot, das sich in den letz­ ten Jahren stetig ausgedehnt hat. Das Art­house-

Kino Cinema Paradiso begrüßt jährlich an die 100.000 Filmbegeisterte; im Ortsteil Spratzern ist das Kulturzentrum Sonnenpark entstanden. Das Festspielhaus und die Bühne am Hof haben sich so wie das Landestheater österreichweit Reputa­ tion erspielt. Marie Rötzer, die neue Intendantin des Landestheaters, stellte nach ihrer Rückkehr vom Hamburger Thalia-Theater mit Freude fest, um wie viel „offener und multikultureller“ St. Pölten während ihrer Abwesenheit geworden war. Ähnlich wie Rötzer geht es dem Wiener Ar­ chitekten, Stadtentwickler und Politiker Chris­ toph Chorherr, der nach eingehender Erkundung von St. Pölten bekennt: „Ich habe eine vielgesich­ tige, lebendige Stadt kennengelernt.“ Eine Stadt, die sich folgerichtigerweise überaus ernsthaft mit dem Gedanken trägt, in Siebenmeilenstie­ feln mit einer Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2024 den nächsten historischen Entwick­ lungsschritt zu tun.

Freiheit zur Entwicklung. In der Vergangenheit

mag St. Pölten wegen seiner vermeintlichen Ge­ sichtslosigkeit abschätzig betrachtet worden sein, doch gerade das scheint der Stadt nun zur großen Chance zu gereichen. Wie nicht nur der geschlossene barocke Stadtkern mit seinen Bau­ ten von Prandtauer und Munggenast beweist, hat auch St. Pölten eine lange Geschichte, aber bei Weitem nicht so viel historischen Ballast zu tragen wie etwa Salzburg. Die Absenz einer fest­ zementierten Identität eröffnet die Freiheit, al­ les werden zu können. St. Pölten muss sich nicht zwischen Barock und Industrie, zwischen Länd­ lichkeit und Urbanität entscheiden. Im Gegen­ teil: Gerade dieses Spannungsfeld verschafft St. Pölten jene Dynamik, die schon zur beeindru­ ckenden Entwicklung von der grauen Provinzzur lebhaften Hauptstadt geführt hat und die erwartungsvoll in die Zukunft blicken lässt.

33

Z U

G A S T

I N

Im Zentrum der amerikanischen Filmindustrie Vo n M o n e y m a k e r- M a s c h i n e n u n d G u n R a n c h e s : Der Medientechnik-Student Fabian Kindl verbrachte als e i n e r d e r e r s t e n S t u d i e r e n d e n d e r F H S t . P ö l t e n e i n A u s l a n d s s e m e s t e r a n d e r U t a h Va l l e y U n i v e r s i t y ( U V U ) , der ersten Partnerhochschule in den USA. V O N

Fabian Kindl wurde schnell klar: „Ich bin in Amerika!“

Einblicke in die amerikanische Art des Filmemachens.

E V A

Mit der UVU reiht sich seit dem Wintersemester 2015 die erste amerikanische Universität in die Liste der insgesamt 126 internationalen Partner­ hochschulen der FH St. Pölten ein. Als Hochburg der Filmindustrie ist Utah besonders für Medien­ technik-Studierende interessant. So auch für Fa­ bian Kindl und seine Studienkollegen Lorenz Pritz und Thomas Schmutzer, die sich für ein Se­ mester lang in das Land der unbegrenzten Mög­ lichkeiten wagten. „Am Tag meiner Ankunft wollte ich gleich ein amerikanisches Bankkonto eröffnen“, erinnert sich Fabian Kindl. „Als ich vom Jetlag geplagt dann plötzlich in einer Moneymaker-Maschine stand und Geldscheine fangen durfte – das war nämlich das Geschenk für die Kontoeröffnung –, wusste ich: Ich bin in Amerika!“ Fabian Kindl lernte schnell, dass Amerika zu Recht als Land der Superlative bezeichnet wird. „Der Campus der UVU ist riesig! Es gibt ein eigenes Sportstadi­ on, ein riesiges Fitnesscenter, eine Kletterhalle, Bowlingbahn, eine Bank, Geschäfte – der Cam­ pus ist wie eine kleine Stadt!“ Und diese Stadt beherbergt mittlerweile rund 34.000 Studieren­

M A R C H H A R T

de. Auch die Straßen und Autos wirkten für den 23-Jährigen im Vergleich zu europäischen Ver­ hältnissen überproportioniert.

Filmemachen auf Amerikanisch. Ausschlagge­ bend für das Studium in Utah war für Fabian Kindl u. a. der angebotene Filmschwerpunkt. „Ich habe Kurse in den Bereichen Cinematogra­ phy, Digital Storyboarding und Film Analysis be­ legt und dabei sehr interessante Einblicke in die amerikanische Art des Filmemachens bekom­ men“, so der FH-Student. Die Wochenenden ver­ brachte der gebürtige Niederösterreicher oft bei Sportveranstaltungen am Universitätscampus oder mit Ausflügen: „Samstags organisierte das Outdoor Adventure Center der Uni regelmäßig Ak­ tivitäten – wir waren z.

B. Mountainbiken in Moab, Standup-Paddling am Provo River, Wan­ dern, Langlaufen oder Campen.“ American way of life. Skurrilitäten erlebte er während seines Auslandsaufenthalts so einige: „Mit unseren Nachbarn sind wir einmal zu einer sogenannten ‚Gun Ranch‘ gefahren. Dort konnte man in einem Keller schießen. Das war schon sehr verrückt.“ Gleichzeitig fiel Fabian Kindl auf, dass der Großteil der Menschen, darunter auch viele junge, sehr gläubig ist und früh Familien gründet. „In Utah sind die Mormonen stark ver­ treten. Die Sonntage sind daher meist sehr ruhig, weil dieser Tag als Familientag gilt.“ Die Monate in Utah waren für Fabian Kindl in vie­ lerlei Hinsicht prägend: „Ich habe wieder einmal gesehen, dass Reisen und das Kennenlernen von anderen Kulturen sehr bereichernd sind und viel Spaß machen. Außerdem habe ich das österrei­ chische Essen noch mehr zu schätzen gelernt“, lacht der 23-Jährige.

34

fu t u r e · dez ember 2 01 6

S T . P Ö L T E N

U N D

D I E

W E L T

Die (Hochschul-)Welt zu Gast in St. Pölten

Im Rahmen der International Staff Mobility Week besuchten 26 MitarbeiterInnen von 19 Hochschulen in 15 Ländern die F a c h h o c h s c h u l e S t . P ö l t e n , u m s i c h ü b e r T h e m e n r u n d u m d i e Hochschularbeit auszutauschen.

V O N

Von Deutschland, Griechenland und Russland bis hin zu Portugal, Großbritannien oder Finn­ land – für die International Staff Mobility Week an der FH St. Pölten reisten zahlreiche Vertre­ terInnen internationaler Hochschulen aus ver­ schiedensten Himmelsrichtungen an. Empfan­ gen wurden die Gäste mit einem vielfältigen Programm, bei dem der Meinungs- und Erfah­ rungsaustausch großgeschrieben wurde: Auf der Agenda standen etwa interaktive Workshops zur Studierendenmobilität, zu Erfahrungen mit dem europäischen Austauschprogramm Eras­ mus+ oder zum Thema Forschungskommunika­ tion. MitarbeiterInnen der FH St. Pölten stellten zudem ihre Tätigkeitsbereiche und Best-PracticeBeispiele vor – von erfolgreichem Krisenmanage­ ment über Alumninetzwerke bis hin zum Wis­ senstransfer.

Bereichernder Erfahrungsaustausch. Unter den internationalen Gästen befand sich auch Julie Fuentes, International Relations Assistant an der französischen Ecole Nationale d’Ingénieurs de Tarbes (ENIT). „Der Austausch mit Menschen aus der ganzen Welt war sehr gewinnbringend für mich – sowohl auf beruflicher, persönlicher als auch menschlicher Ebene. Sehr hilfreich fand ich den Workshop zum Thema ‚Marketing und Kommunikation‘. Wir möchten diesen Bereich in unserer Hochschule optimieren, und so konn­ te ich meinen zuständigen Kolleginnen und Kol­ legen einige neue Ansätze und Ideen aus St. Pöl­ ten mitbringen. Ich persönlich konnte besonders vom Workshop ‚Supporting Incoming Students‘ profitieren, weil das genau meinen Aufgabenbe­ reich betrifft. Es war außerordentlich spannend

E V A

M A R C H H A R T

zu hören, wie andere Bildungseinrichtungen die Betreuung von Gaststudierenden organisieren.

Ich konnte davon einiges mitnehmen.“

Julie Fuentes ist seit drei Jahren International Relations Assistant an der Ecole Nationale d’Ingénieurs in Tarbes/Frankreich und in dieser Funktion unter anderem für die Koordination der Incoming-Studierenden verantwortlich.

Welcome Week als Vorbild. Besonders inspirie­ rend fand Julie Fuentes dabei die sogenannte „Welcome Week“ an der FH St. Pölten. Dabei un­ terstützt das International Office neue „Inco­ mings“ zu Beginn ihres Studienaufenthalts im Rahmen einer gemeinsamen Einführungswoche etwa bei administrativen Tätigkeiten und orga­ nisiert u. a. Informationsvorträge, Q&A-Sessions oder Einschulungen in Info- und Lernplattfor­ men. Bei einer gemeinsamen Haus- und Stadt­ führung und anderen Aktivitäten werden darü­ ber hinaus gleich zu Semesterstart soziale Kontakte gefördert. „Wir bieten grundsätzlich ähnliche Aktivitäten zur Begrüßung unserer Gaststudierenden an, haben bisher aber noch keine gemeinsame Einführungswoche für alle Incomings auf die Beine gestellt. Das liegt aber auch daran, dass unsere Gaststudierenden manchmal zu unterschiedlichen Zeiten anrei­ sen“, berichtet Fuentes.

Kontakte knüpfen. Gelegenheit, das Gastgeber­

land Österreich kennenzulernen, boten etwa eine eigens organisierte Weinverkostung oder ein Tagesausflug nach Wien oder Salzburg. „Ne­ ben den fachlichen Inputs war es toll, so viele neue Menschen kennenzulernen. Ein herzliches Danke an das Team des International Office für die tolle Organisation.“

35

B L I T Z L I C H T E R

Heftig diskutiert: Industrie 4.0 und die Folgen.

International Summer School

MEDIAcon

Zukunft der Produktion

Reise zum Unternehmen

Die dritte International Summer School (ISS) im Schloss an der Eisenstraße in Waidhofen an der Ybbs stand unter dem Motto „Die Zukunft der Produktion“. Rund 90 TeilnehmerInnen, darunter VertreterInnen aus Industrie, Wirtschaft und Bildung sowie zahl­reiche Studierende, widmeten sich zwei Tage lang dem Thema Industrie 4.0. Die Summer School wurde von der Zukunftsakademie Mostviertel in Kooperation mit der Fachhoch­schule St. Pölten organisiert und vom Land Niederösterreich gefördert.

Die MEDIAcon 2016 im Impact Hub Vienna widmete sich dem Thema „Customer Journey“, also der „Reise“ potenzieller Kundinnen und Kunden über verschiedene Kontaktpunkte zu einem Produkt, einer Marke oder einem Unternehmen. Die MEDIAcon ist ein jährliches Fachevent rund um aktuelle Entwick­ lungen in der Mediaplanung, organisiert vom Studiengang Media- und Kommunikationsberatung der FH St. Pölten.

Austausch unter Software-SecurityFachleuten.

Konferenz

Kooperation zur IT-Sicherheit Im August trafen sich an der FH St. Pölten IT-Expertinnen und -Experten aus der ganzen Welt, um im Rahmen der International Conference on Software Security and Assurance (ICSSA) über neueste Entwicklungen im Bereich Software Security zu diskutieren. Organisiert wurde die zweitägige Konferenz von der FH St. Pölten mit dem Josef Ressel Zentrum TARGET, der Pennsylvania State University (USA) und der Sungkyunkwan University (Korea). Im Zuge der Tagung fanden auch Kooperationsgespräche zwischen den Hochschulen sowie der koreanischen Seoul Women’s University statt.

36

fu t u r e · dez ember 2 0 1 6

B L I T Z L I C H T E R

Festakt

20 Jahre Fachhochschule Am 29. September feierte die FH St. Pölten ihr 20-jähriges Jubiläum mit einem Festakt unter dem Motto „Innovate – Zukunft gestalten“. Am Programm standen unter anderem Vorträge und eine Diskussion zur Bedeutung von Hoch­schulen für Innovationen sowie ihre Rolle als Schmiede für Unternehmens­gründungen.

Zahlreiche hoch­ karätige Gäste feierten mit der FH St. Pölten ihren 20. Geburtstag.

Karrieremesse

Vom Studium zum Job Zum vierten Mal fand im November die Job- und Karrieremesse karriere.netzwerk der FH St. Pölten statt. Mehr als 50 ausstellende Unternehmen und mehrere hundert interessierte Studierende, Absolventinnen und Absolventen trafen einander.

Zahlreiche hochkarätige Gäste feierten mit der FH St. Pölten ihren 20. Geburtstag.

www.fhstp.ac.at/knw

37

E M P F E H L E N S W E R T

Handbuch Medienökonomie Jan Krone und Tassilo Pellegrini (Hrsg.)

Springer Fachmedien, 2017 Liquid Edition: http://link.springer.com/referencework/ 10.1007/978-3-658-09632-8

ISBN-10: 3658095598, ISBN-13: 978-3658095598 Das Handbuch Medienökonomie fokussiert auf die Veränderungen der Medienwirtschaft vor dem Hintergrund der digitalen Medienproduktion und -distribution. Es bietet einen disziplinenübergreifenden Überblick zur medienökonomischen Forschung im deutschsprachigen Raum. Themen sind unter anderem die Diversifikation von Medienunternehmen, das Zusammenspiel digitaler und analoger Geschäfts- und Erlösmodelle sowie Werbung als medienökonomischer Faktor. Die Druckversion erscheint 2017. Einzelne Beiträge sind bereits jetzt online verfügbar.

Aktuelle und künftige Anforderungen an das Gatekeeping im präklinischen Bereich Christoph Redelsteiner Stumpf + Kossendey, 2016 406 Seiten, € 49,90 ISBN: 978-3-943174-72-4 Die Dissertation von FH-Dozent Christoph Redelsteiner widmet sich der Rolle von Rettungsdiensten bei nicht dringlichen „einfachen“ sozialen, pflegerischen und medizinischen Fällen der Primärversorgung und dem Sicherstellen einer adäquaten Hilfe für alle Altersgruppen und sozialen Schichten, insbesondere für den ländlichen Raum.

Steel going on. Industrielle Innovationen und Internationalisierung am Beispiel des Anlagenbaus für die Eisen- und Stahlerzeugung Thomas Duschlbauer Midas Management 2016 96 Seiten, € 25,– ISBN deutsche Ausgabe: 978-3-03876-111-2 ISBN englische Ausgabe: 978-3-03876-112-9 Im Jahr 1956 begann das Linz-Donawitz-Verfahren zur Stahlproduktion seinen Siegeszug um die Welt.

Anlässlich des Jubiläums erschien das Buch von FH-Dozent Thomas Duschlbauer, das sich mit Innovation in der Industrie von der Erfindung des LD-Verfahrens bis zur Gegenwart – Stichwort Industrie 4.0 – beschäftigt.

38

fu t u r e · dez ember 2 0 1 6

Das Inverted Classroom Modell.

Begleitband zur 5. Konferenz „Inverted Classroom and Beyond“ 2016 an der FH St. Pölten Johann Haag und Christian F. Freisleben-Teutscher (Hrsg.)

Ikon, 2016 182 Seiten, € 34,90 ISBN: 978-399023410-5 Im Februar 2016 war die FH St. Pölten Austragungsort der 5. internationalen Konferenz „Inverted Classroom and Beyond“ zu innovativen Lehrmethoden. Der Tagungsband bietet vielfältige Ausgangspunkte für das Implementieren und Weiterentwickeln didaktisch innovativer Formate.

Neues Magazin: Im Dialog Das Magazin „Im Dialog“ wird vom Studiengang Media- und Kommunikationsberatung in Kooperation mit dem Dialog Marketing Verband Österreich (DMVÖ) gestaltet und widmet sich dem Thema Dialogmarketing. www.imdialog.online

Offene Wissenschaft Seit 2016 publizieren ForscherInnen der FH St. Pölten beim Verlag Springer über „open access“. Die Fachbeiträge sind kostenlos ohne Zeitschriftenabo im Internet verfügbar. Vier Artikel sind bereits erschienen: von einem Team um Robert Luh zu IT-Angriffen auf Unternehmen, von Barbara Wondrasch zu Rehabilitation und Sport nach medizinischen Eingriffen in Gelenken, von Brian Horsak und einem Team zur Entwicklung einer instrumentierten Schuhsohleneinlage, die das Gehen für Patientinnen und Patienten hörbar macht, und von Markus Seidl und Koautoren zur 3D-Analyse von prähistorischen Steinfiguren.

Link zur Artikelsuche: http://link.springer.com/

IMPRESSUM Herausgeberin: Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten Chefredaktion: Mag. Daniela Kaser, MAS Redaktion: Mag. Mark Hammer, Mag. Eva Marchhart, Bakk.

Mit Beiträgen von: Florian Sedmak Fotos und Illustrationen: Foto Kraus (S. 2, 4, 12, 17); Katarina Balgavy (S. 2); FH St. Pölten/Martin Grubinger (S. 4); Martin Lifka Photography (S. 5, 7, 9); MONOCOLOR/Marian Essl (S. 5); FH St. Pölten/Werner Jäger (S. 7); Presse & Foto Franz Gleiss (S. 11); Harald Immervoll (S. 12); Alexander Huebl (S. 12); privat (S. 12); nonconform (S. 17); FFG/Petra Spiola (S. 23); Josef Vorlaufer (S. 24, 37); Patrick Kolar (S. 26); Wolfgang Rimer (S. 26); physiobox (S. 26); Maximilian Diringer (S. 31); Star Foto (S. 31); Lena Müllner (S. 34); Fabian Kindl (S. 34); Julie Fuentes – ENIT (S. 35); FH St. Pölten/Jakob Gramm (S. 36); FH St. Pölten/Mario Ingerle (S. 36); FH St. Pölten/Marie Theres Karner (S. 36); Emil Bauer (S. 37); Living Office kommunikationsberatung GmbH; Arch. DI ZT Wolfgang Pfoser (S. 39); Shutterstock: fixer00 (S. 1), Yurii Andreichyn (S. 13, 17–23, 25, 27, 32, 33), saki80 (S. 15), Ganzaless (S. 29, 30) Grafik und Produktion: Egger & Lerch Ges.m.b.H. Corporate Publishing, 1030 Wien, www.egger-lerch.at Druck: Ueberreuter Print GmbH, 2100 Korneuburg

AUCH DA STECKT DRIN

Die Stadt St. Pölten plant im Zentrum der Stadt ein Scienceund Learning-Center unter dem Arbeitstitel „Haus der Zukunft“.

Darin sollen den Besucherinnen und Besuchern aktuelle Themen interaktiv nähergebracht werden. Zudem soll das Haus der Zukunft eine öffentliche Bibliothek und ein FabLab beherbergen. Gemeinsam mit der Stadt St. Pölten und der Bosch Immobilien Entwicklung KG erstellt die Fachhochschule St. Pölten das inhaltliche Konzept für das Science- und Learning-Center und setzt dabei auf neueste Erkenntnisse der Wissenschaftsvermittlung und innovative Lehr- und Lernmethoden. fhstp.ac.at/hdz

39

1996 2016 2036

„Flaneurinnen und Flaneure sehen im Campus einen Freizeitort, zu dem sie kommen, um Hochschulflair und studentisches L e b e n s g e f ü h l z u g e n i e ß e n . “ Seite 17 „Mit der FH begann e i n e n e u e Ä r a f ü r S t . P ö l t e n . “ Seite 21 „Wer schaut in Zukunft eigentlich n o c h l i n e a r e s F e r n s e h e n ? “ Seite 27 „Die Fachhochschulen sind unverzichtbare W issenstransfer­ stellen geworden und haben maßgeblich beigetragen, den Braindrain Richtung Wien z u b r e m s e n . “ Seite 29 „Anstatt Whiteboards wird es in den Unterrichtsräumen Displays an den Wänden geben, die die abgebildeten Informationen zudem s p e i c h e r n k ö n n e n . “ Seite 31

www.fhstp.ac.at