ausgabe 02
mai 2015
fu t ur e das magazin der fh st. pölten
Jenseits des Elfenbeinturms
Hochschulen tragen ihr Wissen stärker denn je in die Gesellschaft hinein: Formen und Früchte eines intensiven Austauschs Bösartige Binärcodes
Praktikum in Uganda
Aktuelle Forschungsprojekte
Editorial
Gemeinsam sind wir innovativer Innovation und Unternehmergeist sind wesentliche Erfolgsfaktoren des KMULandes Österreich. Der Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu. Wissen einerseits von der Wirtschaft in die Ausbildungskonzepte einer Hoch schule zu integrieren und gleichzeitig das über die Lehr- und Forschungsleistung entwickelte Wissen in Unternehmen praktisch anwendbar zu machen, sind zentrale Transferleistungen. Ein wesentlicher Grund für die Erfolge der Fachhochschule St. Pölten in den letzten Jahren ist die vielfältige Zusammen arbeit zwischen Lehre, Forschung und Wissenstransfer. Wir sind mittlerweile eine der forschungsstärksten Fachhochschulen in Österreich und werden unsere inter disziplinären Forschungsschwerpunkte 2
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in den Bereichen „Gesellschaft im digitalen Zeitalter“, „integrierte Mobilität“ und „Informations- und Kommunikations technologie“ weiter ausbauen. In zahlreichen gemeinsam mit Unternehmen durchgeführten Projekten profitiert die Wirtschaft vom Know-how der FH St. Pölten. Wir geben Ihnen in dieser Ausgabe unseres Magazins einen Einblick in unsere Aktivitäten rund um den Wissenstransfer. Wir wünschen Ihnen ein spannendes Lesevergnügen! Dr. M. Gabriela Fernandes Dipl.-Ing. Gernot Kohl, MSc
I N H A L T
4 Aktuell
Neuigkeiten aus der Welt der FH St. Pölten
6 Neues Bild der Gesundheitsberufe
Interdisziplinäres Lernen ist vorrangiges Ausbildungsziel
7 „Das Wissen ändert sich ständig“
Monika Vyslouzil über die Qualität in der Lehre
8 Wenn der Koffer selber fährt
Die Verkehrssysteme der Zukunft
9 Online-Schnapsen und Gendersensibles
Forschungsprojekte der FH St. Pölten
10 Bösartige Binärcodes
Die „dunkle Kunst“ der IT Security
12 Helle Köpfe
Dossier: Wissenstransfer 14 Jenseits des Elfenbeinturms
Wie der Austausch zwischen Hochschulen und Gesellschaft am besten funktionieren kann
18 Wenn im Computer der Wurm drin ist
Das Josef Ressel Zentrum erforscht IT-Sicherheit
19 Wozu überhaupt kooperieren?
Experten beziehen Stellung
20 Flexibel wie beim Online-Dating
Ein „duales Studium“ zur Industrie 4.0
22 Es fehlt der Bezug zur Arbeitswelt von morgen Personalberaterin Gundi Wentner im Interview
26 Kulturschock im eigenen Land
Sabine Kemter hat ein Praktikum in Uganda absolviert
27 „Put mobile first!“
Rod McKenzie von der BBC über Lokaljournalismus im digitalen Zeitalter
28 Blitzlichter
23 Wir studieren und wir arbeiten
Studierende über ihre Erwartungen an Fachhochschule und Unternehmen
24 „wissen.vorsprung“
Diskussionen an der Schnittstelle Hochschule/Unternehmen/Gesellschaft
25 Die Demut der Top-Manager Die Philosophie von Sonnentor-Chef Johannes Gutmann
Veranstaltungen an der FH und mit der FH
30 Buchtipps 31 Auch da steckt FH drin 3
A K T U E L L
Physiotherapie & Diätologie
Studierende geben Gesundheitstipps
Fachtagung EVENTcon
Postmodernes Marketing Der Master Studiengang Media- und Kommunikationsberatung lädt unter dem Titel „Ereignis.Dimension“ zur Eventmanagement-Fachtagung EVENTcon 2015. Aus dem Inhalt: Postmodernes Marketing o rientiert sich am Erlebnis und inszeniert daher zunehmend emotionalisierende Ereignisse, an denen die KonsumentInnen auch aktiv teilnehmen können – von Flashmobs bis Markenarchitekturen. Was ist aber heute überhaupt noch ein Ereignis bzw. wie gelingt es, mit gängigen Erwartungen zu brechen? Welche Kompetenzen sind nötig, um Ereignisse zu schaffen und wie gehen EventmanagerInnen damit um, dass KonsumentInnen mit den sozialen Medien als KomplizInnen künftig immer mehr zu „Prosumern“ innerhalb der Ereignisindustrie w erden? EVENTcon 2015 10. 6. 2015, 9.00 –17.00 Uhr FH St. Pölten, großer Festsaal Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Programm und Anmeldung: www.fhstp.ac.at/eventcon2015
Summer School
Reflexion der Animation Animation ist die Kunstform des 21. Jahrhunderts, eine einzigartige Form der Produktion von bewegten Bildern und ein kulturelles Phä nomen. Einmal jährlich bietet der Master Studiengang Digitale Medien technologien seinen Studierenden eine Summer School zum Thema Animation. Dieses Jahr stehen für eine Woche künstlerische Praxis, kreative Prozesse und theoretische Reflexion der Animation im Mittelpunkt. Die TeilnehmerInnen können grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten erlangen und bestehende Kenntnisse in Workshops, Filmvorführungen, Retrospektiven und Gesprächen vertiefen. Neben dem Unterricht durch DozentInnen der FH St. Pölten sowie international renommierte WorkshopleiterInnen stehen persönliche Gespräche mit den KünstlerInnen am Programm. Abschlussevent mit Präsentationen: 26. 6. 2015, 18.00 Uhr Festsaal der FH St. Pölten www.fhstp.ac.at/summerschool2015
Eine kreative Woche: die Summer School zum Thema Animation.
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Studierende der Studiengänge Physiotherapie und Diätologie beraten im Rahmen gesundheits fördernder Projekte Kinder und Erwachsene in St. Pölten: unter anderem im Zentrum für Inklusivund Sonderpädagogik ASO und in der Franz-Jonas-Volksschule zu Bewegung und Ernährung, bei der Versicherung UNIQA zur Freude an der Bewegung, im Frauenzentrum zum Thema psychosoziale Gesundheit von Frauen und im Kneipp- Aktiv-Club St. Pölten zu Rückenund Herz-Kreislauf-Training. In diesen Projekten lernen die Studierenden, ihre in der Theorie erworbenen Kompetenzen in die Praxis umzusetzen. Um auch ihre Didaktik zu trainieren und neue Lehrmethoden zu testen, erstellen Studierende der Studiengänge Physiotherapie und Diätologie Lehrvideos für Studierende nachfolgender Jahrgänge. Begleitet werden sie dabei vom Service- und Kompetenzzentrum für Innovatives Lehren & Lernen (SKILL) der FH St. Pölten. Studiengang Physiotherapie: www.fhstp.ac.at/pt
Studiengang Diätologie: www.fhstp.ac.at/di
Service- und Kompetenzzentrum für Innovatives Lehren & Lernen (SKILL): www.fhstp.ac.at/campus/elearning/skill
A K T U E L L
Das c-tv Lab der FH St. Pölten erforscht das Fernsehen der Zukunft.
Neues Labor
Digitale Gesundheit Am 2. Juni 2015 wird das Digital Health Lab an der FH St. Pölten feier lich durch Bürgermeister Matthias Stadler eröffnet. Das moderne Labor ermöglicht den Studierenden des Master Studiengangs Digital Healthcare, theoretisches Wissen mit modernstem Equipment in die Praxis umzusetzen. Bei der Eröffnung stehen Fachvorträge zu den Herausforderungen an die Gesundheits berufe durch neue Technologien am Programm. Eröffnung Digital Health Lab 2. 6. 2015, 8.30 –13.30 Uhr FH St. Pölten Infos und Anmeldung: http://www.fhstp.ac.at/digital-health-lab
Studienangebot erweitert
Studieren im Mostviertel Die Fachhochschule St. Pölten und die Zukunftsakademie Mostviertel erweitern ihr Weiterbildungsangebot mit dem Masterlehrgang Agrar- und Technologiemanagement (Abschluss: Master of Science/MSc). Das vier semestrige Studium wird ab August 2015 in geblockter Form berufsbegleitend im Mostviertel angeboten. Fachlicher Partner für den agrarischen Bereich ist das renommierte Francisco Josephinum in Wieselburg. Und ab dem Studienjahr 2016/2017 stehen der FH St. Pölten im Zuge des Ausbaus des FH-Sektors weitere Studienplätze zur Verfügung: Der Master Studiengang Information Security wird um weitere 18 AnfängerInnenstudienplätze ausgebaut, um zwölf zusätzliche wird der Bachelor Studiengang Medientechnik erweitert. Lehrgang Agrar- und Technologiemanagement: www.fhstp.ac.at/atm
c-tv Lab
Das Fernsehen der Zukunft Das c-tv Lab des Campusfern sehens der FH St. Pölten entwickelt, produziert und lizenziert zielgruppen spezifische Inhalte für die serielle und crossmediale Distribution. Neben qualitativer Analyse zu spe zifischen Fragestellungen aktueller Medienproduktionen werden Produktionsworkflows beleuchtet und/oder neu erstellt. Forschungsschwerpunkte liegen in der 360°-Formatentwicklung, neuen fernsehpublizistischen Formaten, transmedialen Produktionen, Alternate Reality Games, neuen filmischen Formaten, interaktiven Visualisierungen, content- und zielgruppenspezifischer Format inszenierung sowie neuen Formen der (Live-)Bildgenerierung mit der Erweiterung der aktuellen tech nischen Infrastruktur.
European Researchers’ Night 2015
Forschung zum Anfassen Jährlich präsentieren wissenschaft liche Institutionen in Europa bei der European Researchers’ Night eine Nacht lang in mehreren Hundert Städten ihre Forschungsarbeit der Öffentlichkeit. Am 25. September 2015 ist es wieder so weit. Auch die FH St. Pölten wird zum wiederholten Mal dabei sein und ein Programm in der Aula der Wissenschaften in Wien beisteuern. Thema: Fit for Future. Weitere Informationen demnächst auf www.fit-for-future.at
www.campusfernsehen.at
Ein jährliches Fest des Wissenstransfers: die European Researchers’ Night.
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Neues Bild der Gesundheitsberufe
Im neuen Studiengang „Gesundheits- und Krankenpflege*“ a n d e r F H S t . P ö l t e n i s t i n t e r d i s z i p l i n ä r e s L e r n e n das vorrangige Ausbildungsziel. V O N
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Die Professionalisierung der Gesundheits- und Krankenpflege schreitet mit Meilenstiefeln voran. Demographische Veränderungen bringen mit sich, dass die Zahl der pflegebedürftigen Personen und der damit einhergehende pflegerische Aufwand in den kommenden Jahren weiter steigen werden. Schon heute muss ein Berufsbild angedacht werden, das künftig an neue Herausforderungen herankommt. Die gegenwärtige patientInnengerechte Betreuung findet größtenteils in funktionalen und geografisch voneinander getrennten Einrichtungen statt. Die Kliniken – neben den Extramuralenund Langzeitpflegeeinrichtungen sowie Primärversorgungszentren – bilden die Hauptberufspunkte für den Gehobenen Krankenpflegedienst. Was aber passiert mit der individuellen PatientInnen-Information? Der Informationsfluss und auch die klinische Versorgung sind im rezenten System zu Teilen nicht stringent, was zeitweise zu erheblichen Versorgungs- und Diagnostik- Engpässen und damit zu fragmentierten Behandlungsabschnitten im gesamten Genesungsprozess führt. Die digital durchgängig gesteuerte Aufschlüsselung der Information überbrückt aber jene heiklen Übergabepunkte, an denen PatientInnen vermeidbaren diagnostischen Wiederholungsschritten in den einzelnen Betreuungseinrichtungen ausgesetzt sind. Damit ver ändern sich strukturelle Gegebenheiten in der Gesundheits- und Krankenpflege, das Bild und das Selbstverständnis der Gesundheitsberufe wan deln sich vor diesem komplexen Hintergrund 6
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grundlegend. Die Organisation des Gesundheitswesens, das zunehmend vor einer interdisziplinären Versorgung steht, braucht Personal, das die eigenen Kompetenzen reflektieren und flexibel einsetzen kann.
Start im Wintersemester 2015. Der Pflegedienst bildet die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen. In Niederösterreich arbeiten rund 22.000 Personen in den NÖ-Kliniken und Landespflegeheimen sowie Einrichtungen wie den sozial Die Berufsfelder reichen von der Gesundheitsvorsorge und Prävention bis hin zur Betreuung in den Kliniken, der häuslichen Pflege und der Versorgung in Langzeiteinrichtungen. medizinischen Diensten im Pflegebereich. Die FH St. Pölten bietet ab dem Wintersemester 2015 den neuen Studiengang „Gesundheits- und Krankenpflege“ an. Damit verbunden sind die Ziel setzungen, die pflegewissenschaftlich fundierten Inhalte der Gesundheits- und Krankenpflege, die Primärversorgung und die Hauskrankenpflege genauer zu betrachten. „Die AbsolventInnen können in sehr vielen Bereichen der Gesundheits- und Krankenversorgung tätig werden. Die Berufsfelder reichen von der Gesundheitsvorsorge und Prävention bis hin zur Betreuung in den Kliniken, der häuslichen Pflege und der Versorgung in Langzeiteinrichtungen“, so Gernot Kohl, Geschäftsführer der FH St. Pölten.
* Vorbehaltlich der Akkreditierung durch die AQ Austria
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„Das Wissen ändert sich ständig“ Wer entscheidet eigentlich über die Qualität in der Lehre? Ein Interview-Auszug mit FH-Kollegiumsleiterin Dr. Monika Vyslouzil über Herausforderungen und mutige Schritte. I N T E R V I E W :
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Was zeichnet Ihrer Meinung nach die FH St. Pölten im Besonderen aus? Eine besondere Qualität unserer FH ist ihre Vielfalt. Wir haben ein breites Spektrum an Themen, die durch die Studiengänge abgedeckt werden. Erfreulicherweise nutzen wir diese Vielfalt auch zur interdisziplinären Kooperation in der Lehre und noch viel mehr in der Forschung. Die Kommunikation zwischen den Themenfeldern und ihren ProponentInnen zu unterstützen und zu fördern, sehe ich als meine Aufgabe. So sehr die Leistung jedes und jeder Einzelnen nötig ist, wirklich erfolgreich sind wir dann, wenn wir zusammen arbeiten, unsere Vielfalt für Projekte nutzen und uns beim Kontaktaufbau in den verschiedenen Feldern unterstützen.
Der Studiengang ist modular aufgebaut und umfasst aktuelles, pflegewissenschaftliches Wissen sowie präventive, diagnostische, therapeutische und rehabilitative Maßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit und zur Verhütung von Krankheiten. Großer Wert wird auf die organisatorischen und betriebswirtschaftlichen, die wissenschaftlichen sowie die sozialen und gesellschaftsbezogenen Kompetenzen gelegt. Die interdisziplinäre Zusammen arbeit mit anderen Berufsgruppen stellt den größten Unterschied zu früheren Ausbildungsmodellen dar. An der Fachhochschule St. Pölten wird derzeit auch über ein Lehrgangsmodell zu weiterführenden Disziplinen nachgedacht, um ergänzend zum Bachelorstudium weitere Berufsabschlüsse im Bereich der Primärversorgung anbieten zu können.
Akut-Versorgung und Pflege werden immer professioneller, die Anforderungen an die Mitarbeiter steigen.
Der Zeitraum von drei Jahren ist womöglich zu kurz, um alle Zielsetzungen erreichen zu können. Was sind Ihre wesentlichsten Ziele, wohin soll die Reise gehen? Das Wissen und die Arbeitswelt verändern sich ständig. „Das Ziel“ kann daher nur bedeuten, diese Veränderungen laufend zu verfolgen, in der Lehre darauf Rücksicht zu nehmen und in der Forschung diese Veränderungen selbst voranzutreiben. Im Kollegium ist für diese Periode ein Arbeitsprogramm für Programm-Entwicklung, Personalangelegenheiten, Qualitätsentwicklung in der Lehre und Forschung sowie Internationalisierung vorgesehen. Auch auf Gender- und Diversity-Agenden liegt unser Hauptaugenmerk.
Weitere Informationen: www.fhstp.ac.at/bkp
FH-Kollegiumsleiterin Dr. Monika Vyslouzil im Interview zu ihren künftigen Plänen in der Lehre. Das Interview zum Nachhören: http://www.fhstp.ac.at/ forschung/institute_bereiche/ilsearltinstitut/aktuelles/news/ 15/201elaufend-auf-veraenderungen-eingehen201c
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Wenn der Koffer selber fährt
Das Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung widmet sich in mehreren interdisziplinären P ro j e k t e n d e n Ve r k e h r s s y s t e m e n d e r Z u k u n f t : v o m g e p ä c k l o s e n Individualverkehr über Arbeitsplätze in Leitstellen bis zum Spiel, mit dem sich nachhaltige Mobilität lernen lässt. V O N
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Wer hat sich nicht schon geärgert, wenn das einzige freie Schließfach am Bahnhof in der obersten Reihe nicht die passende Größe für die eigenen Gepäckstücke hatte? Nach Lösungen für solche Situationen sucht das Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung der FH St. Pölten und entwickelt ein modernes System zum Aufbewahren von Gepäck: Gepäckstücke sollen ebenerdig und barrierefrei aufgegeben und abgeholt werden; die Behältertechnik im Hintergrund soll alles automatisch und platzsparend verstauen – ohne lästiges Stopfen und Quetschen. „Gepäck ist einer der Hauptgründe, weshalb bei Reisen und in der Alltagsmobilität vorrangig auf den Pkw zurückgegriffen wird. Um aktive und nachhaltige Mobilitätsformen zu fördern, ist es unumgänglich, Gepäcktransport und Personenverkehr zu entkoppeln“, erklärt Frank Michelberger, Leiter des Carl Ritter von Ghega Instituts für integrierte Mobilitätsforschung der FH St. Pölten. In mehreren Projekten suchen Mit arbeiterInnen des Instituts nach Logistiksystemen, die das ermöglichen.
Gendergerechte Leitstellen. Das Projekt „GenSiSys“ untersucht die gendergerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen in Leitstellen. Die Personen, die dort tätig sind, tragen große Verantwortung und setzen sicherheitsrelevante Handlungen. Das Arbeitsumfeld muss daher optimal gestaltet sein. „GenSiSys“ entwirft ein Methodenset zur Evaluierung von solchen Arbeitsplätzen, das speziell auf die gendergerechte Gestaltung eingeht. 8
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Spielerische Nachhaltigkeit. Spielerisch sollen
Menschen ihre Mobilität durch die Handy-App „Bewusst mobil“ nachhaltiger gestalten. Wer in der realen Welt mit nachhaltigeren Verkehrs mitteln unterwegs ist, erhält mehr Punkte für ein Spiel, in dem man Strecken bauen und Preise gewinnen kann. Im Projekt wurde ein Prototyp entwickelt. „BewusstMobil“ wendet sich gezielt an Kinder und Jugendliche, denn das Mobilitätsverhalten Erwachsener wird schon im Kindesund Jugendalter festgelegt und ist später kaum mehr veränderbar.
Die erwähnten Projekte wurden jeweils mit mehreren Partnerinstitutionen durchgeführt und allesamt vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie im Rahmen unterschiedlicher Programme gefördert.
http://mobility.fhstp.ac.at
FH-Prof. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Frank Michelberger, EURAIL-Ing., Leiter des Carl Ritter von Ghega Instituts für integrierte Mobilitätsforschung der FH St. Pölten: „In unseren Projekten untersuchen wir den Bedarf nach Verkehrslösungen der Zukunft und entwickeln dazu erste Prototypen. Ziel sind leichter zu benutzende Systeme, barrierefreie Zugänge und nachhaltigere Verkehrsformen.“ Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Norbert Ostermann, Leiter des Forschungsbereiches für Eisenbahnwesen, Verkehrswirtschaft und Seilbahnen an der TU Wien: „Die bisher gepflogene Zusammenarbeit zwischen meinem Institut und dem Studiengang ‚Eisenbahn-Infrastruktur technik‘ an der FH-St. Pölten bringt Vorteile für alle Beteiligten: die Abstimmung der Lehrinhalte zur Erreichung ausgewogener Ausbildungsziele, interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten und das Erleichtern akademischer Mehrfachabschlüsse durch Anrechnung von Zeugnissen.“ Dipl.-Ing. Leonhard Fischer ist Leiter für User Experience & Innovation bei der FREQUENTIS AG: „Forschungsprojekte mit Universitäten und Fachhochschulen ermöglichen uns einen Wissens- und Erfahrungsaustausch, welcher für alle Partner gewinnbringend ist. Aus einigen dieser Projekte entstanden bereits langjährige Kooperationen. Die Zusammenarbeit bietet die Möglichkeit, qualifizierte Nachwuchskräfte für unser Unternehmen zu gewinnen.“
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Online-Schnapsen gegen die Einsamkeit
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Ältere Menschen waren von Anfang an in den Ent wicklungsprozess eingebunden.
Im Projekt „BRELOMATE“ wird ein Prototyp für ein Online-Kartenspiel per Tablet und Videotelefonie entwickelt. Ältere Menschen sind häufiger von sozialer Isolation betroffen als jüngere. Kommunikationstechnik könnte helfen, dem entgegenzuwirken. Doch es scheitert meist an der komplexen Handhabung der Geräte. Im Projekt BRELOMATE (Breaking Loneliness with Mobile Interaction and Communication Technology for Elderly) untersucht die FH St. Pölten, wie SeniorInnen an die Technik herangeführt werden könnten, und hat einen Prototyp für Online-Schnapsen mittels Videotelefonie und Tablet entwickelt und getestet. „Ältere Menschen waren von Anfang an in den Entwicklungsprozess eingebunden. Dies war uns sehr wichtig, um eine bedürfnisgerechte Entwicklung der Anwendung sicherzustellen“, erläutert Projektleiter Johannes Pflegerl, stellvertretender Leiter des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusions
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forschung der FH St. Pölten. Die Technik entwickelten MitarbeiterInnen des IC\M/T – Institut für Creative\ Media/Technologies der FH St. Pölten. SeniorInnen im Alter von 61 bis 83 Jahren haben den Prototyp getestet. www.fhstp.ac.at/brelomate Das Projekt BRELOMATE (Breaking Loneliness with Mobile Interaction and Communication Technology for Elderly) wurde finanziert vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie im Rahmen des FFG-Programms benefit.
Nicht aufs leichte Knie nehmen Die „Children’s KNEEs“-Studie entwickelt ein physiotherapeutisches Trainings programm für übergewichtige Kinder und Jugendliche. Übergewicht kann zu biomechanischen Fehl stellungen und zu unphysiologischer Belastung in Hüft-, Knie- und Sprunggelenken führen. Besteht diese über einen längeren Zeitraum, kann dies ein erhöhtes Risiko bedeuten, frühzeitig eine Gelenks arthrose zu entwickeln. In der Studie „Children’s KNEEs“ analysiert der Studiengang Physiotherapie der FH St. Pölten die veränderten biomechanischen Abläufe beim Fortbewegen von übergewichtigen Kindern und Jugendlichen. Dabei kommt die Methode des „Motion Capturing“ aus der Produktion von Animationsfilmen zum Einsatz. Mit dieser Methode werden Bewegungen der einzelnen Körpersegmente im dreidimensionalen Raum gemessen und analysiert. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird ein spezielles Trainings programm entwickelt und evaluiert. www.fhstp.ac.at/kneestudy Das Projekt „Children’s KNEEs Study“ wird vom Land Niederösterreich im Zuge des life science calls der NÖ Forschungs- und Bildungsges.m.b.H. (NFB) gefördert. Partner im Projekt sind das Zentrum für regenerative Medizin und Orthopädie der Donau Universität Krems, die Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde des AKH Wien und das Institut für Sportwissenschaft der Universität Wien.
Jenseits von Blau und Rosa Das Projekt „TraeX: Transmedia Extensions“ untersucht gendersensible Medienformate für Kinder. Die Märkte für Kindermedien zeigen eine Trennlinie entlang der Geschlechtergrenzen: Kinderbuchverlagen oder Radiosendern fällt es schwer, Buben zu erreichen, während die Computerspieleindustrie Schwierigkeiten hat, Mädchen anzusprechen. Gleichzeitig ist die Medienbranche mit dem Vorwurf konfrontiert, sich stark an geschlechtsspezifischen Stereotypen zu orientieren und ihre Produkte so zu gestalten, dass sie entsprechende Klischees reproduzieren und verfestigen. Das Projekt „TraeX: Transmedia Extensions – geschlechtssensibles Erzählen für Kinder“ sucht nach Lösungen für diese Probleme. In Kooperation mit österreichischen Medienunternehmen erarbeitet das Institut für Medienwirtschaft der FH St. Pölten ein Handbuch für das Erstellen von gendersensiblen Medienformaten für Kinder. Ein besonderes Augenmerk kommt dabei transmedialen Erzählstrategien zu, die den unterschiedlichen Nutzungsgewohnheiten von Buben und Mädchen gerecht werden und Anreize schaffen, sich neuen, bislang wenig genutzten Medien zuzuwenden und alternative Identifikationsangebote zu erproben. www.fhstp.ac.at/traex Das Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie im Rahmen des Programms „FEMtech Forschungsprojekte“ gefördert.
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Bösartige Binärcodes
FH-Absolventin Marion Marschalek arbeitet heute für eine k a l i f o r n i s c h e F i r m a u n d h ä l t w e l t w e i t Vo r t r ä g e a u f I T- S e c u r i t y - K o n f e r e n z e n – ü b e r e i n T h e m a , d a s n o c h v o r wenigen Jahren als „dunkle Kunst“ galt. V O N
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Codes zu zerlegen, um die Funktion von Schadprogrammen nachzuweisen oder Analyseberichte von Spionagesoftware abzuliefern – was nach einem Cyber-Krimi klingt, ist für Dipl.-Ing. Marion Marschalek willkommene Realität. Immer schon lieber Pionierin als ein ausführendes Rädchen im Getriebe, arbeitet die Security-Spezialistin auf selbstständiger Basis für die amerikanische Firma Cyphort Inc. in Kalifornien und hält Vorträge auf den wichtigsten IT-Security-Konferenzen weltweit. Mit einem Analysebericht über eine Spionagesoftware vermutlich chinesischen Ursprungs gewann sie 2013 die von Thomas Dul lien initiierte „Female-Reverse-Engineering-Challenge“ und präsentierte ihr Analyse-Papier auf der Hackerkonferenz „Defcon“ in Las Vegas. Beim Reverse Engineering geht es im Grunde darum, einen unbekannten Code mithilfe eines Debuggers, der zur Softwareanalyse dient, zu untersuchen. Jurymitglied Carrie Jung erklärt: „Das ist wie beim Lösen eines Puzzles. Man fängt mit einigen kleinen Stücken an, schon bald sind mehrere Teilstücke zusammengesetzt und schließlich ergeben all die kleinen Teile zusammen ein komplettes Bild dessen, was der Binärcode versucht zu tun.“ Nach Thomas Dullien galt Reverse Engineering vor einigen Jahren noch als dunkle Kunst, heute gehört es fast schon zu einer Mainstream-Tätigkeit.
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Blogs, Artikel, Vorträge. Ende 2011 schloss Mar-
schalek ihr Masterstudium der Information Security an der FH St. Pölten ab. „Am positivsten habe ich die Gruppenarbeiten in Erinnerung, wo wir im Team die Vorgehensweise und Arbeitsverteilung selbst ausklügeln mussten. Abgesehen von den Management Skills, die wir uns dabei angeeignet haben, machten diese Projektarbeiten auch sehr viel Spaß. In meinem Job ist das Spannendste definitiv die Abwechslung. Als Malware Analyst zerlege ich bösartige Software, muss aber auch meine Resultate formulieren können, um dann beispielsweise Blogeinträge oder Zeitungsartikel zu verfassen und Vorträge bei Security-Events zu halten.
Es ist wie beim Lösen eines Puzzles: Man fängt mit einigen kleinen Stücken an und schließlich ergeben all die kleinen Teile zusammen ein komplettes Bild dessen, was der Binärcode versucht zu tun. An der Fachhochschule habe ich gelernt, mir Themen selbst zu erarbeiten und mir eigenständig Wissen anzueignen. Es ist sehr viel Übungssache, aber die Projektaufgaben im Studium haben uns gut aufs echte Leben vorbereitet. Probleme zu begreifen und Lösungen zu erdenken und umzusetzen, sind am Arbeitsmarkt keine selbstverständlichen Skills.“
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IT Security: ein internationaler Boom. Sicherheitstechnologien gewinnen mit zunehmender Datenmobilität weltweit an Bedeutung: eine Entwicklung, die vor gut zehn Jahren noch nicht in dieser Tragweite abzusehen war. Marion Marschalek entschied sich für die IT-Security-Branche, da diese seit über einem Jahrzehnt einer der am schnellsten wachsenden Wirtschafts bereiche überhaupt ist.
So sieht eine internationale Karriere als IT-SecuritySpezialistin aus: Marion Marschalek, Absolventin der FH St. Pölten.
„Der internationale Arbeitsmarkt für SecuritySpezialistInnen boomt seit circa zehn Jahren ungebremst. Die Nachfrage nach TechnikerInnen ist daher wesentlich höher als die Zahl der in diesem Feld Tätigen. Das erklärt, warum das derzeitige Jobangebot in diesem Markt ausgesprochen gut ist und die gebotenen Gehälter ent sprechend hoch sind.“ Marschaleks Arbeit bei Cyphort kam auf einer Konferenz in San Fran cisco zustande. Ihr wurde vor Ort eine Stelle als Malware Analyst angeboten.
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„Die Spannung nimmt kein Ende.“ Frauen seien
in dieser Branche noch relativ wenige zu finden. Für Marion Marschalek nur schwer nachvoll ziehbar, zumal sie hier zukunftsreiche Berufs chancen sieht. Mit einem gängigeren Studium wie beispielsweise Publizistik wäre das aus ihrer Sicht nicht in dieser Form gegeben. „Viele lassen sich von der Materie abschrecken und gehen davon aus, dass sie dieser Bereich gar nicht interessieren kann.“ Technikaffine Studiengänge bemühen sich noch immer um die weibliche Gunst, bei Marschalek ist längst der Groschen gefallen. „Die Spannung nimmt kein Ende, ob es sich nun um kriminelle, politische oder sozial anspruchsvolle Fälle handelt. Mein Job fordert mich tatsächlich auf fast allen Gebieten“, sagt sie nicht ohne Stolz.
Der Arbeitgeber aus Santa Clara Cyphort Inc. ist ein innovativer Anbieter von „Advanced Threat Protection“-Lösungen, die einen kompletten Schutz gegen aktuelle und neu entstehende „Advanced Persistent Threats“, also gezielte Angriffe und Zero-Day-Schwachstellen, gewähren. Die Cyphort-Plattform erkennt treffsicher und analysiert präzise die nächste Generation von Schadprogrammen und bietet nachvollziehbare und kontextuelle Informationen, die Sicherheitsteams befähigen, rascher, effektiver und in genau derselben Vorgangsweise auf Angriffe zu antworten. Die dezentrale Software-Architektur von Cyphort bietet eine kosteneffektive und leistungsstarke Methode zum Schutz von virtueller, physischer und Cloud- Infrastruktur einer Organisation vor raffinierten An griffen. Schadprogramm-Aufdeckung für Windows, OSX und Linux erlaubt Firmen, ihre IT-Ressourcen bestmöglich zu nutzen, ohne Kompromisse bei der Sicherheit eingehen zu müssen. Gegründet von Experten für fortgeschrittene Bedrohungsszenarien aus Geheimdiensten und großen Netzwerksicherheitsfirmen, ist Cyphort ein privat geführter Konzern mit Hauptsitz in Santa Clara, Kalifornien. Mehr Informationen finden sie auf www.cyphort.com
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Peter Jablonowski und Thomas Pöcksteiner
Österreich im Zeitraffer
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Virales Verhalten von Videos im Netz braucht vor allem den Überraschungseffekt, das Besondere und technische Raffinesse. Der mit diesen Attributen ausgestattete Timelapse-Clip „A Taste of Austria“ schlug im Netz ungeahnte Wellen. In 24 Stunden erreichte das Video von Thomas Pöcksteiner und Peter Jablonowski 574.603 Views auf YouTube und 157.018 Views auf Vimeo und schaffte es zu guter Letzt in den Blog der „Washington Post“. „Die Ver bindung aus künstlerischem Anspruch, Experiment und Werbebotschaft macht diese Arbeit so besonders und ist mit ein Grund für ihr enormes virales Potenzial. Die rasend schnelle Verbreitung des Videos im Internet lässt uns als Institution fast staunend zurück und zeitigt aber gerade hierin den Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg“, freut sich FH-Prof. Mag. Markus Wintersberger, FH-Dozent am Department Medien und Digitale Technologien. Die beiden Studierenden des Master Studiengangs Digitale Medientechnologien Pöcksteiner und Jablonowski bilden gemeinsam mit Markus Fic, Studierender des Master Studiengangs Information Security, das Team von Filmspektakel.
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Rosa von Suess
Wissen am Schirm Knapp sechs Stunden deutschsprachige Wissenschaftsformate finden sich in Österreichs TV-Programm. Das Forschungsdoktorat „Science On Screen | Wissenschaft im Fernsehen“ der FH-Dozentin Rosa von Suess stellt eine Vergleichs analyse aktueller Wissen(schaft)sformate an und liefert einen Gegenentwurf zu gängigen TV-Kon zepten in Form von transmedialem Storytelling. Die Forschungsarbeit wurde vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft mit dem Award of Excellence – dem Siegel für herausragende wissenschaftliche Leistungen aktueller Dissertationen – ausgezeichnet. Dieser Award macht damit die innovative und breite Forschungstätigkeit Österreichs am Beispiel der jeweils besten Arbeiten eines Studienjahres sichtbar.
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Rosa von Suess ist seit 2007 an der FH St. Pölten tätig, sie ist stellvertretende Leiterin des Studiengangs Medientechnik und leitet die Masterklasse TV- und Videoproduktion im Studiengang Digitale Medientechnologien. Seit 2014 leitet Suess das Forschungslabor Fernsehen c-tv LAB und ist dort für Formatentwicklung und Produktion von Bewegtbild zuständig.
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Christoph Truppe
Rookie des Jahres Christoph Truppe, Senior Manager Digital Lead von Mindshare, wurde zum „Rookie of the Year 2014“ gekürt. Der 29-Jährige verantwortet die Bereiche Programmatic, Search und E-Commerce in der Abteilung Invention. Durch die sich rasch ändernden Technologien ist auch die Mediaplanung stets neuen Adaptionen unterworfen, weswegen Truppe den Titel „Rookie of the Year“ gleich in eine neue Zeitdimension hüllt: „Gerade im digitalen Bereich der Mediabranche ist es bedeutend, immer ein Rookie zu bleiben. Eben ein Rookie forever.“ Christoph Truppe ist in der digitalen strategischen Kundenbetreuung tätig. Zu seinen Kunden zählen unter anderem Mazda und EVN. Die Begeisterung für die Media-Branche – insbesondere für den Onlinebereich – entdeckte er bereits im Studium. Strategisches Denken, analytische Fähigkeit und eine Affinität zu Zahlen bestätigten sein späteres Berufsziel. Truppe studierte Medienmanagement an der FH St. Pölten und startete 2008 seine Karriere in der Digital Unit von Mindshare. Die Auszeichnung wurde im Rahmen der Media Night vom Forum Media Planung (FMP) bereits zum dritten Mal verliehen.
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Dossier: Wissenstransfer 14 Coverstory Jenseits des Elfenbeinturms 18 Josef Ressel Zentrum
Wenn im Computer
der Wurm drin ist
19 Wörtlich genommen Wozu überhaupt kooperieren? 20 Duales Studium „An der Spitze bleibt der Mensch“ 22 Interview Es fehlt der Bezug zur Arbeitswelt von morgen 23 Ihre Meinung Wir studieren und wir arbeiten 24 wissen.vorsprung Diskussionen an der Schnittstelle Hochschule/ Unternehmen/Gesellschaft 25 Lehre und Praxis Die Demut der Top-Manager
Forschung – der Gesellschaft verpflichtet Forschung fristet ihr Dasein schon lange nicht mehr im Elfenbeinturm. Sie ist der Gesellschaft verpflichtet und muss daher in jeder Hinsicht auf der Höhe der Zeit bleiben. Hochschulen müssen praxiskonform ausbilden. In unserer digitalen Welt braucht es eine offene Hochschule. Dazu gehört, Ergebnisse der Forschung öffentlichkeitswirksam zu präsentieren, mit der Bevölkerung zu diskutieren und Bedürfnisse der Gesellschaft in Lehre und Forschung zu integrieren. Ein wesentlicher Teil der Interaktion von Forschung mit der Gesellschaft ist der Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Unternehmen. Die Fachhochschule St. Pölten fördert gemeinsam mit zahlreichen regionalen bis internationalen Unternehmen diesen Austausch und Wissenstransfer. Zwei der jüngsten Highlights sind das Josef Ressel Zentrum für die konsolidierte Erkennung gezielter Angriffe (TARGET) im IT-Bereich, das im April 2015 seine Arbeit aufgenommen hat, sowie der duale Studiengang Smart Engineering of Production Technologies and Processes*, der im Herbst dieses Jahres beginnen wird. Im Juni startet die Fachhochschule St. Pölten unter dem Titel „wissen.vorsprung“ zudem eine neue Veranstaltungsreihe für Stakeholder und Koopera tionspartnerInnen. Über all diese Aktivitäten zum Wissenstransfer und über weitere Aspekte der Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen informieren wir Sie im folgenden Dossier, mit dem ich Ihnen gute Unterhaltung wünsche. FH-Prof. Dipl.-Ing. Hannes Raffaseder ist für Forschung und Wissenstransfer verantwortlicher Prokurist der FH St. Pölten und Mitglied des Hochschulmanagements.
* Vorbehaltlich der Akkreditierung durch die AQ Austria
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Jenseits des Elfenbeinturms
D e r Tr a n s f e r v o n W i s s e n w i r d i m m e r m e h r z u e i n e r K e r n a u f g a b e der (Fach-)Hochschulen. Das sind gute Nachrichten – für Unternehmen wie für die gesamte Gesellschaft. Doch wie kann der Austausch am besten funktionieren? V O N
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Vom Creative Pre-incubator der Fachhochschule St. Pölten über den Crea’thlon der Montpellier University School of Management und den Gründercube am Campus Lübeck bis zum Tiroler Transferzentrum transidee: Hochschulen haben in den letzten Jahren eine Reihe an Formaten ins Leben gerufen, um den Austausch mit der Wirtschaft zu fördern. Das Wissen muss raus aus dem Elfenbeinturm des akademischen Bereichs, Firmen nutzen es und tragen ihren Teil bei. Es wird gemeinsam geforscht, entworfen, gegründet und patentiert. Immer mehr Hochschulen verstehen den Transfer von Wissen als dritte Säule ihrer Kernaufgaben neben Forschung und Lehre. „Doch Wissenstransfer ist keine Einbahnstraße. Er erfolgt immer in beide Richtungen“, sagt Hannes Raffaseder, für Forschung und Wissenstransfer verantwortlicher Prokurist und Mitglied des Hochschulmanagements der FH St. Pölten.
Zusammenprall der Kulturen. Doch die Welt der Kooperationen, Patente, Start-ups und Proto typen ist mit einigen Fallen gespickt. „Ausschlaggebend für den Erfolg sind Personen, die sich für den Wissens- und Technologietransfer zuständig fühlen, Partner, die das Projekt vorantreiben“, sagt Christian Schneijderberg, Leiter des Forschungsschwerpunkts „Innovation und Transfer“ am International Centre for Higher Education Research (INCHER) der Universität Kassel. Darin sind sich viele ExpertInnen zum Wissenstransfer einig: Vertrauen ist die wichtigste Basis. Es gibt
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einen unterschiedlichen Zeithorizont für Uni versitäten und Unternehmen, erklärt Elisabeth Schludermann vom Forschungs- und Transfersupport der TU Wien: Unternehmen brauchen meist kurzfristige, umsetzungsorientierte Lösungen, Forschungsprojekte sind in der Regel
„Wissenstransfer ist keine Einbahnstraße. Er erfolgt immer in beide Richtungen.“ Hannes Raffaseder, Prokurist und Leiter des FH-Services Forschung und Wissenstransfer an der FH St. Pölten langzeitorientiert. „Diese verschiedenen Grund interessen müssen zu Beginn gut kommuniziert und geregelt werden. Das ist bei stark forschungsorientierten Unternehmen und Personen mit universitärem Hintergrund leichter. Dann ist der Zusammenprall der Kulturen nicht so stark“, sagt Schludermann. Bei „echten“ Kooperationen seien alle Partner gleichberechtigt, das bedeute gleiche Rechte und Pflichten.
Duale Studiengänge. Beim Wissenstransfer
drängt sich der Vergleich zwischen den grund lagenorientierten Universitäten und den praxisorientierten Fachhochschulen auf – so das gängige Bild. Doch die Trennung schwindet. „Technische Unis sind auch stark anwendungsorientiert, es gibt Fachhochschulen, die nicht so aktiv in der Forschung sind und sich weiterhin nur auf die Lehre konzentrieren. Das Hochschulsystem wird Fortsetzung auf Seite 16
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Wissenstransfer: Das macht die FH St. Pölten Um die ForscherInnen bei ihren Aktivitäten zu unterstützen, hat die FH ein Handbuch zum Wissens transfer mit Tipps zu Projekten und Patenten herausgegeben. In einer Kooperation mit dem Austria Wirtschaftsservice (aws) werden DozentInnen und WissenschaftlerInnen betreut und geschult. Veranstaltungen wie die Projektvernissage zur Präsentation studentischer Arbeiten und die Teilnahme an der Langen Nacht der Forschung und der European Researchers’ Night dienen dazu, Projekte für den Transfer auszuwählen und vorzustellen. Darüber hinaus kooperiert die FH St. Pölten mit Unternehmen in Projekten und bei Praktika und Abschlussarbeiten ihrer Studierenden.
Seit 2014 unterstützt ein Creative Pre-incubator in Kooperation mit dem accent Gründerservice Studierende und AbsolventInnen beim Entwickeln von Unternehmensideen. Studierende der FH St. Pölten nehmen derzeit mit drei Projekten an dem Programm teil: mit Herculess, einem Assistenzprogramm für Auftragsabwicklung und Ressourcenverteilung, mit der Terminvereinbarungs-App Gatherer und mit der Filmfirma amago. Herculess gewann vor Kurzem den Ideenwettbewerb Ladenzeile und Gatherer wurde beim Ideenwettbewerb „CEE Lift Off“ unter die besten zehn von 100 Start-up-Ideen gewählt. www.fhstp.ac.at/de/forschung/wissenschaftsvermittlung www.fhstp.ac.at/creative-pre-incubator
Von Doppler bis COMET: Transferzentren und -Programme in Österreich
11.500
Mehrere Programme unterstützen in Österreich den Wissenstransfer – von kleinen Projekten bis zu großen Zentren. Überblick und Infos: Christian Doppler Forschungsgesellschaft: www.cdg.ac.at Programm „Wissenstransferzentren und IPR-Verwertung“: www.awsg.at/wtz COMET-Zentren: www.ffg.at/comet-competence-centers-excellent-technologies Research Studios Austria: www.ffg.at/research-studios-austria Innoscheck: www.ffg.at/innovationsscheck
Arbeitsplätze werden jährlich in Niederösterreich durch die Wissenschaft gesichert oder geschaffen. Quelle: Pressedienst Land NÖ
70 %
der Universitäten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Unternehmen in Österreich halten Wissens transfer für wesentlich, ergab eine Umfrage der nationalen Kontaktstelle für geistiges Eigentum (ncp.ip) im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Quelle: aws
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Die vielen Gesichter des Wissens transfers immer heterogener“, sagt Carsten Schröder, Vi zepräsident für Transfer und Partnerschaften sowie Geschäftsführer der Transferagentur Fachhochschule Münster GmbH (TAFH). „Es geht nicht um Konkurrenz. Idealerweise ist Wissens transfer eine Dreieckskooperation zwischen Universitäten, Fachhochschulen und Unternehmen bzw. der Gesellschaft“, sagt Hannes Raffaseder von der FH St. Pölten. Freilich gäbe es unterschiedliche Startpositionen: „Das ‚Heraus aus dem Elfenbeinturm‘ gibt es für Fachhochschulen nicht. Sie waren nie drinnen“, sagt Raffaseder. Notwendig für erfolgreichen Wissenstransfer ist laut Raffaseder auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit. „Bei großen Forschungseinrichtungen und Universitäten gibt es oft zu wenig Kontakt zwischen Forschungsgruppen. Das fällt uns hier an der FH leichter. Unser Forschungsschwerpunkt Gesellschaft im digitalen Zeitalter mit der Kombination der Bereiche Soziales, Gesundheit und Technik ist einzigartig.“ Eine spezielle Form der Kooperation sind duale Studiengänge. Bei ihnen bilden Hochschulen und Firmen gemeinsam aus – ähnlich wie bei einer Lehre, jedoch auf Hochschulniveau. Mit Smart Engineering of Production Technologies and Processes* bietet auch die FH St. Pölten ab Herbst 2015 ein duales Studium an – das erste in Ostösterreich, neben bestehenden Angeboten in der Steiermark und Vorarlberg (siehe Artikel S. 20). „In Bezug auf duale Studien ist Deutschland wesentlich weiter. In Österreich beginnt diese Entwicklung erst. Der Sektor der dualen Studiengänge wird sich in den nächsten Jahren noch stark ausweiten“, sagt Belinda Hödl, Referentin für Hochschulpolitik der Wirtschaftskammer Österreich.
Marketing oder Wissenstransfer? Es gibt viele
Formen der Kooperation zwischen Hochschulen und Unternehmen (s. Kasten). Aber welche ist die erfolgreichste? „Strukturen von Best-PracticeBeispielen lassen sich zwar analysieren, aber nur bedingt kopieren. Es gibt regional starke Unterschiede in der Wirtschafts- und Wissenschafts-
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Kooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen können in mehrere Kategorien eingeteilt werden. Eine europaweite Studie zu Hochschul-Unternehmens-Kooperationen (www.ub-cooperation.eu) etwa definierte acht Formen der Zusammenarbeit: 1) Forschung und Entwicklung (z. B. Auftragsforschung, gemeinsame Projekte und Publikationen, gemeinsames Betreuen von Abschlussarbeiten) 2) Mobilität von AkademikerInnen (Wechsel zwischen Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Unternehmen) 3) Mobilität von Studierenden (Mit arbeit in Unternehmen) 4) Kommerziali sieren der Forschungsergebnisse (Erfindungen, Patente und Lizenzen) 5) gemeinsame CurriculumsEntwicklung für Studien und andere Ausbildungen 6) Lebenslanges Lernen (Training und Erwachsenenbildung für MitarbeiterInnen von Unternehmen) 7) Unternehmertum (Firmengründungen, Geschäftsideen und Fördern von unternehmerischem Denken) 8) Governance (Mitgliedschaften in Aufsichtsräten und anderen Gremien)
struktur“, erklärt Carsten Schröder von der Fachhochschule Münster. Thomas Baaken, Leiter des Science-to-Business Marketing Research Centre der Fachhochschule Münster, präferiert ein spezielles Modell: Science Marketing statt Wissens transfer. Hochschulen müssten sich stärker an den Bedürfnissen des Marktes orientieren. „Traditioneller Technologietransfer funktioniert so, dass in den Laboren ein Ergebnis mehr oder weniger aus der Grundlagenforschung heraus entsteht. Das werfen die Forscher dann über den Zaun zu den armen Transfermitarbeitern, die Kunden oder eine Anwendung dafür finden müssen. Das ist nahezu unmöglich, da die Tech nologie ohne einen Link zum Markt entwickelt wurde. Deshalb scheitert dieser Transfer fast zwangsläufig“, so Baaken. Nur circa sieben Prozent der an Hochschulen entwickelten Patente lassen sich Baaken zufolge auch verwerten. Der Großteil der Patente seien also Misserfolge, in die viel Geld und Mühe investiert worden ist. Hochschulen sollten also auch auf andere Formen des Vermarktens setzen. Der finanzielle Erfolg ist
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Nur 5 –7 %
aller patentierten Erfindungen werden auch wirtschaftlich verwertet. Quelle: Patent- und Verwertungsagentur Mecklenburg-Vorpommern
7–10 Jahre vergehen laut US-amerikanischen Studien zwischen Idee und Markteinführung bei Erfindungen aus dem Hochschulbereich. Quelle: Patent- und Verwertungsagentur Mecklenburg-Vorpommern
aber nur ein Aspekt des Wissens- und Techno logietransfers. Es können auch soziale Aspekte, etwa bei einem Schulprojekt, oder politische Dimensionen bei der Politikberatung eine Rolle spielen. „Man kann den einzelnen Bereichen Relevanz beimessen und sie gewichten, aber man verschenkt viel, wenn man den ökonomischen Valorisierungsaspekt allein in den Vordergrund stellt“, sagt Christian Schneijderberg vom INCHER der Universität Kassel.
Austausch mit der Gesellschaft. Im Begriff Wissenstransfer steckt also mehr als die Koope ration zwischen Hochschulen und Unternehmen. Hochschulen zeigen bei öffentlichen Veranstaltungen wie Langen Nächten der Forschung, wofür sie öffentliche Gelder einsetzen. Kindern und Jugendlichen Forschung näher zu bringen, sichert den wissenschaftlichen Nachwuchs, und bei Citizen-Science-Projekten bringen BürgerInnen ihr Wissen in die Forschung ein. Institu tionen wie das Wiener ScienceCenter-Netzwerk fördern diesen Austausch und machen Wissenschaft in Ausstellungen und Projekten auf leicht zugängliche Weise erlebbar und begreifbar. „Forschung kann an Universitäten, privaten Forschungslabors, an Fachhochschulen und vielen anderen Orten stattfinden. Grundsätzlich baut jede neue Erkenntnis auf vorhergehenden auf. Im Wettbewerb um Arbeitsplätze, stabile demokratische Gesellschaftssysteme, Wohlstand und Zukunftssicherung müssen daher alle im Sinne nachhaltigen Fortschritts zusammenwirken“, sagt Margit Fischer, Vorstandsvorsitzende des Vereins ScienceCenter-Netzwerk.
„Kommunikation mit der Gesellschaft“
Großer Nutzen überwindet Barrieren
„Wissenstransfer betrifft nicht nur Firmengründungen und die Zu sammenarbeit zwischen Hochschulen und Wirtschaft, sondern auch die Kommunikation mit der Gesellschaft. Eine dritte Dimension ist der Austausch in Fachkreisen. Neue Studiengänge an der FH St. Pölten wie Digital Healthcare und der duale Studiengang Smart Engineering of Production Technologies and Processes* sind Beweise für erfolgreichen Wissens transfer: Sie sind aus der Forschung im Transfer mit Wirtschaft und Gesellschaft entstanden.“
„Interessant ist, dass sich nahezu alle bisherigen Studien, die sich mit Verbesserungspotenzialen im Transfer beschäftigen, auf Barrieren und Hemmnisse abstellen. Alleine das Wegräumen von Barrieren und Hindernissen erzielt beim Wissenstransfer noch keinen Effekt. Man kann nicht davon ausgehen, dass bei deren Wegnahme der Transfer klappt. Viel wichtiger sind die Treiber: Welchen Nutzen versprechen sich die Partner von der Zusammenarbeit? Ist der Nutzen groß genug, überwindet er alle Barrieren.“
FH-Prof. Dipl.-Ing. Hannes Raffaseder ist für Forschung und Wissenstransfer verantwortlicher Prokurist der FH St. Pölten und Mitglied des Hochschulmanagements.
Prof. Dr. Thomas Baaken, Leiter des Scienceto-Business Marketing Research Centre der Fachhochschule Münster
* Vorbehaltlich der Akkreditierung durch die AQ Austria
Linktipps: University Industry Innovation Network (UIIN): www.uiin.org University-Industry Innovation Magazine: http://magazine.uiin.org Studie zu University Business Cooperation in Europa: www.ub-cooperation.eu ScienceCenter-Netzwerk: www.science-center-net.at
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Wenn im Computer der Wurm drin ist
S e i t A p r i l v e r f ü g t a u c h d i e F H S t . P ö l t e n über ein Josef Ressel Zentrum – u n d e r f o r s c h t h i e r I T- S i c h e r h e i t s l ü c k e n bei Unternehmen. V O N
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Meist setzen Schadprogramme auf massenhafte Verbreitung in der vernetzten Informationsgesellschaft. Doch manche Software wird gezielt in nur wenige Unternehmen eingeschleust. Ein bekanntes Beispiel ist der Computerwurm „Stuxnet“. Er wurde 2010 in iranischen Atomanlagen gefunden. Wer den Wurm erschaffen oder in Auftrag gegeben hat, ist unbekannt. Die im Herbst 2014 auch in Wien aufgetauchte Spionagesoftware „Regin“ ist ein weiteres Beispiel für eine gezielte Attacke, in diesem Fall unter anderem auf die Atomenergiebehörde. Solche Software lässt sich auch zur Industriespionage nutzen. Das im April 2015 gegründete Josef Ressel Zentrum für die konsolidierte Erkennung gezielter Angriffe (TARGET) erforscht Methoden, um derartige Angriffe zu erkennen.
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Sicherheitsforschung der FH St. Pölten, der dort diese Methode vorangetrieben hat.
1,3 Millionen Euro. Das Josef Ressel Zentrum der
FH St. Pölten wird vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) und den an der Forschung beteiligten Unter nehmen Ikarus Security Software GmbH und SEC Consult Unternehmensberatung GmbH finanziert. In den nächsten fünf Jahren stehen 1,3 Millionen Euro für die Forschung zur Verfügung. In Josef Ressel Zentren wird anwendungsorientierte Forschung auf hohem Niveau betrieben, hervor ragende ForscherInnen kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als BestPractice-Beispiel. „In Josef Ressel Zentren können Fachhochschulen gemeinsam mit regionalen Unternehmen mehrjährige Forschungsarbeiten durchführen. Das schafft einen Mehrwert für alle Beteiligten. Der jeweilige Partner profitiert von der Forschungskompetenz der Fachhochschulen, die wiederum das praktische Know-how des Unternehmens optimal nutzen können“, betont Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. Mit dem Zentrum baut die FH St. Pölten gemeinsam mit den Unternehmen wichtiges Wissen auf. „Die gängigsten IT-Sicherheitsprogramme kommen heute aus Ländern wie den USA oder Russland. Doch für einen Krisenfall ist es wichtig, dass das Know-how im Bereich IT-Sicherheit auch hierzulande vorhanden ist“, sagt Ernst Piller, Leiter des Instituts für IT-Sicherheitsforschung an der FH St. Pölten.
Verdächtiges Zusammenspiel. „Wir wollen erforschen, welche Spuren gezielte IT-Angriffe auf Unternehmen im Netzwerk hinterlassen und wie diese erkannt werden können. In Zukunft sollen damit dann auch bisher unbekannte Sicherheitslücken entdeckt werden können“, sagt Sebastian Schrittwieser, FH-Dozent am Department Informatik und Security der FH St. Pölten und Leiter des Ressel-Zentrums. Das Zentrum nutzt neue Methoden zum Enttarnen der Schadsoftware. Grundlage dafür ist deren Verhalten: Da und dort wird eine Datei angelegt, ein Programm gestartet oder eine Verbindung nach außen aufgebaut – Aktionen, die jede für sich auch von harmlosen Programmen ausgeführt werden. „Es geht um einige Tausend Befehle, die einzeln neutral, im Zusammenspiel aber verdächtig sind“, erklärt Paul Tavolato, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für IT- www.fhstp.ac.at/target 18
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Aus Anlass der Eröffnung des ersten Josef Ressel Zentrums in Niederösterreich lädt die FH St. Pölten am 24. Juni zur Podiums diskussion „Gezielte Cyberangriffe auf Unternehmen – Gefahren und Chancen für Österreichs Wirtschaft“, 24. Juni, 18.00 Uhr, FH St. Pölten.
WOZU UBERHAUPT KOOPERIEREN?
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Jürgen Eckel
„Für uns als Software-Unternehmen ist es absolut wertvoll, unsere n e u e Te c h n o l o g i e i n Z u s a m m e n a r b e i t m i t d e n F o r s c h e r I n n e n d e s n e u e n Ressel-Zentrums attraktiv zu gestalten. Im Anschluss könnten wir dann ein international konkurrenzfähiges Produkt entwickeln.“ Dipl.-Inform. Jürgen Eckel ist Leiter der Entwicklungsabteilung bei Ikarus Security Software.
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Clemens Foisner
„ W i r a r b e i t e n s e i t r u n d z e h n J a h r e n m i t d e r F H S t . P ö l t e n s e h r erfolgreich zusammen. Ausschlaggebend für die Kooperation war der Gedanke, Praxis und Forschung optimal miteinander zu verbinden, um so die Sicherheitsstandards von Produkten und Lösungen nachhaltig zu verbessern.“ Mag. Clemens Foisner ist geschäftsführender Gesellschafter der SEC Consult Unternehmensberatung GmbH.
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Sebastian Schrittwieser
„Forschung ist kein Selbstzweck. Die Fachhochschule kann durch die Kooperation Forschungsleistungen an Firmen weitergeben, bleibt als Bildungseinrichtung am aktuellen Stand und kann Studierenden Einblicke in die Praxis vermitteln.“ Dipl.-Ing. Dr. Sebastian Schrittwieser, Bakk. ist FH-Dozent am Department Informatik und Security der FH St. Pölten und leitet das dort angesiedelte Josef Ressel Zentrum für die konsolidierte Erkennung gezielter Angriffe (TARGET), an dem auch die beiden hier zitierten Firmenpartner beteiligt sind.
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An der Spitze bleibt der Mensch
Ein neuer Studiengang widmet sich ab Herbst 2015 dem Zukunftsthema Industrie 4.0. Damit gibt es auch in Ostösterreich erstmals ein „duales Studium“, bei dem Hochschule und Unternehmen gemeinsam ausbilden. V O N
Dipl.-Ing. Dr. Franz Fidler, Leiter der Studiengänge Digitale Medientechno logien und Smart Engineering of Production Technologies and Processes* sowie stv. Leiter des Departments Medien und Digitale Technologien an der FH St. Pölten.
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Das in der letzten Zeit viel diskutierte Schlagwort Industrie 4.0 läutet in der Praxis eine Entwicklungs-Ära ein, die noch ziemlich am Anfang steht. Veränderte Arbeitsbedingungen, die sich durch die zunehmende Digitalisierung in der Branche ergeben, fordern nun freilich andere Kompetenzen von den MitarbeiterInnen. Die Mehr-Maschinen-Technik verlangt nach Generalisten, die aber trotzdem die Spezialisierungs fähigkeit besitzen, in kniffligen Situationen tief in die Materie einzusteigen. Technologische Veränderungen kündigen sich nicht im Vorfeld planbar an. Neue mögliche Soft- und Hardwarevarianten, die sich an aktuellen Anforderungen orientieren, spielen erst in der Zukunft eine Rolle und diese kennt niemand genau. Also müssen – um sich in diesen komplexen und sich rasch ändernden Umfeldern der Industrie orientieren zu können – Kompetenzen entwickelt werden, die dieser Entwicklung Rechnung tragen können.
„Flexible Produktion“. Doch wo bleibt bei all den Veränderungen der Mensch? „Das war die erste Frage, die wir uns gleich zu Beginn der Entwicklung des neuen Studiengangs stellten. Diskutiert haben wir dies mit VertreterInnen von Partnerunternehmen aus dem industriellen Umfeld und mit anerkannten ExpertInnen, etwa vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart. Wir kamen überein, dass die sogenannte Industrie 4.0 nur über gut ausgebildete Menschen in den einzelnen Unternehmen ankommen kann. Damit steht der Mensch in der angestrebten ,flexiblen Produktion‘ als intelligenteste und flexibelste ‚Produktionsressource‘ an der Spitze“, so der Kommentar des Studiengangsleiters Franz Fidler.
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Der neue Studiengang Smart Engineering. Mit Herbst 2015 geht der duale Bachelor Studiengang „Smart Engineering of Production Tech nologies and Processes“ an der Fachhochschule St. Pölten an den Start. Damit gibt es erstmals auch in Ostösterreich ein duales Studium; Firmen und Hochschulen bilden in dieser Ausbildungsform gemeinsam aus. Die Digitalisierung der Lebenswelten und der Einzug von neuen Informations-, Kommunikations- und Medientechnologien werden um fassende Veränderungen mit sich bringen. Im Zuge der akademischen Ausbildung werden eingangs erwähnte und künftig bedeutende Kompetenzen vermittelt. Neben dem breiten Ausbildungsfundament mit umfassendem ITKnow-how gilt auch eine ausgeprägte Flexi bilität als mit die wichtigste Eigenschaft, die das Umfeld von Industrie 4.0 von den künftigen ArbeitnehmerInnen benötigen wird. Um diese Eigenschaften speziell zu schulen, wird der neue technische Studiengang in einer dualen Organisationsform angeboten. „Ein verschränktes Drehbuch“ mit der intensiven Verzahnung von Theorie und Praxis wird, so Fidler, die von der Wirtschaft geforderte Flexibilität der Studierenden fördern. Darüber hinaus verfügt die FH St. Pölten über eine ausgeprägte Interdisziplinarität durch das differenzierte Themenangebot. Die Verzahnung einzelner Themengebiete in den Studierenden-Projekten sei demnach nicht zu unterschätzen und komme genau dieser Forderung entgegen, so das Argument von Josef Kolarz-Lakenbacher, Direktor von Siemens NÖ und Obmann des Förder vereins der FH St. Pölten.
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Flexibilität als hohes Gut. Flexibilität in den
Köpfen der Studierenden schon in der Ausbildung zu verankern, ist auch nach Andreas Ludwig, Vorsitzender des Vorstandes Umdasch AG, die wohl größte Aufgabe für die AusbildnerInnen. Er mache vielfach die Erfahrung, dass die Generation von heute durch kurzfristig arrangierte Dates in Social-Media-Kanälen besonders spontan sei. Im Berufsleben dieser Generation sei dies diametral entgegengesetzt. Hier würde eine überschaubare Arbeitssituation eingefordert; die Wirtschaft hingegen benötigt vor dem Hintergrund des technologischen Wandels hochflexible MitarbeiterInnen. Das viel diskutierte Umfeld der Industrie 4.0 wird künftig stark auf strategisches Kompetenzmanagement setzen. Einen guten Kommuni kationsfluss zwischen Wirtschaft, Unternehmen und den Ausbildungsstätten in der Zukunft wünscht sich Michael Seidel, Geschäftsführer Fried. V. Neumann GmbH – denn nur das gegenseitige Erkennen der aktuellen Bedürfnisse komme letztlich den künftigen ArbeitnehmerInnen zugute.
Stimmen aus der Wirtschaft
„Der neue Bachelor Studiengang ‚Smart Engineering‘ bietet jungen TechnikerInnen aus dem Zentralraum Niederösterreichs eine praxisnahe Ausbildung mit einem universitären Abschluss. Mit der berufsbegleitenden Durchführung des Studiums ist eine optimale Verschränkung von Theorie und Praxis gewährleistet. Dies ermöglicht den Industriebetrieben aus der Region, schon frühzeitig Talente für das Unternehmen zu gewinnen. Eine interdisziplinäre technische Ausbildung auf hohem Niveau, welche die Attraktivität des Bildungsstandortes St. Pölten maßgeblich erhöht.“ Mag. Peter Mossgöller Personalleiter/Human Resources Manager CAG Holding GmbH
„Mehr denn je entscheiden optimierte Prozesse über die Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität von Unternehmen. Die FH St. Pölten hat das erkannt und setzt mit dem Studium ‚Smart Engineering‘ neue positive Akzente. Das duale System ermöglicht, dass StudentInnen optimal für die betrieblichen Anforderungen von ‚heute‘ und ‚morgen‘ ausgebildet werden. AbsolventInnen des neu entwickelten Studienganges werden künftig in Unternehmen eine Schlüsselrolle bei der Optimierung von Geschäftsprozessen einnehmen.“
„Die Digitalisierung industrieller Wert schöpfungsprozesse wird nicht einfach über uns hereinbrechen, sondern kann und muss gestaltet werden. Dafür braucht es gut ausgebildete ‚Macher‘, die Prozesse verbessern, Innovationen auf dem betrieblichen Hallen boden ausrollen und die beteiligten MitarbeiterInnen einbinden. Eine valide Kenntnis heutiger technologischer Möglichkeiten, ausgeprägtes Umsetzungs-Know-how und Flexibilität in Kopf und Hand werden dafür den Unterschied ausmachen.“ Dr.-Ing. Sebastian Schlund Leitung Competence Center Produktionsmanagement Fraunhofer IAO Stuttgart
Josef Müller, MSc Leiter Prozessmanagement & Organisation Lean-Beauftragter GW St. Pölten
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Es fehlt der Bezug zur Arbeitswelt von morgen
In der Ausbildung mangelt es oftmals an der Förderung von Eigenverantwortung, kritisiert Beraterin G u n d i W e n t n e r. F a c h h o c h s c h u l e n g e h e n d u r c h i h r e n Praxisbezug mit gutem Beispiel voran. I N T E R V I E W :
Dr. Gundi Wentner von Deloitte rät Studierenden, sich neben fachlichen auch soziale und fachübergreifende Kompetenzen anzueignen.
D A N I E L A
Für den vierten Deloitte Millennial Survey wurden weltweit rund 8.000 gut ausgebildete, berufstätige Vertreterinnen und Vertreter der Generation Y – die auch als „Millennials“ bezeichneten Jahrgänge ab 1982 – zu ihren Erwartungen an Regierung, Wirtschaft und potenzielle Arbeitgeber befragt. Die Ausbildung in höheren Bildungs einrichtungen scheint der Umfrage zufolge die AbsolventInnen nur bedingt auf die Erforder nisse moderner Arbeitswelten vorzubereiten. Die „future“-Redaktion hat dazu Gundi Wentner, Human-Capital-Expertin und Partnerin bei Deloitte Österreich, befragt.
Die Ergebnisse des Millennial Surveys ergeben eine deutliche Lücke zwischen den Fertigkeiten, die im Hochschulbereich vermittelt werden, und jenen Fähigkeiten, die Nachwuchskräfte in Unternehmen benötigen. Wie erklären Sie sich das? Fachliche und fachübergreifende Kompetenzen sind zwei Seiten derselben Medaille. Wir erhalten auffällig viele Lebensläufe von jungen Leuten, die sehr viel gemacht haben, sich dabei aber fast nur auf die fachlichen Kompetenzen konzentriert haben. In persönlichen Gesprächen merkt man dann häufig, dass es an sozialen und fachübergreifenden Kompetenzen mangelt. Die Fach hochschulen gehen häufig aufgrund ihres hohen Praxisbezugs eher mit gutem Beispiel voran. Der sehr traditionelle Lehr- und Arbeitszugang hat insbesondere im Schulbereich, vielfach aber auch in der Hochschule wenig mit der Realität der Arbeitswelt zu tun. Die Vermittlung hoher Eigenverantwortung für das Lernen, Nutzung aller neuen Lehr- und Lernformen und der verfügbaren digitalen Medien, Flexibilität, Lernen an
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konkreten Aufgabenstellungen, interkulturelles Lernen, Umgang mit Themen wie Diversität, volatilen Umweltbedingungen, aber auch mit den eigenen körperlichen und psychischen Ressourcen sind eher die Ausnahme als die Regel.
Was kann der Einzelne tun, um diese fehlenden Kompetenzen auszugleichen? In einer zunehmend vernetzten Arbeitswelt wird es immer wichtiger, Eigenverantwortung aufzubauen, dazu zählt auch eigenverantwortliches Lernen, das sich nicht nur auf den in Unis vermittelten Stoff beschränken sollte. Dies umfasst auch private und halböffentliche Bildungsangebote wie Lernplattformen, Integrationsprojekte oder Fachhochschullehrgänge, die zusätzlich auch nach einem Abschluss in Anspruch genommen werden können. An welchen Kompetenzen Nachwuchskräfte noch arbeiten müssen, erfahren sie am besten, indem sie Praxiserfahrung sammeln, wie zum Beispiel durch ein Praktikum.
Eigenverantwortung und Praxiserfahrung als Schlüsselkompetenzen des Einzelnen also. Wie steht es aber mit der geteilten Verantwortung von Wirtschaftsunternehmen und dem Bildungsbereich in Bezug auf den benötigten Kompetenzerwerb? Wichtig ist, die ideologische Pattstellung in der scheinbaren Endlosschleife der österreichischen Bildungsdebatte mithilfe einer Gesamtstrategie zu überwinden. Schulen und Hochschulen könnten auch viel mehr auf die Unternehmen zu gehen. Auf Unternehmensseite besteht großes Interesse am Bildungsbereich, dies zeigt sich daran, dass Unternehmen zunehmend selbst die Initiative ergreifen, entweder durch persön lichen Einsatz oder durch Sponsorings.
IHRE MEINUNG
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Wir studieren und wir arbeiten
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Immer mehr Studierende an der FH St. Pölten wählen ein berufsbegleitendes oder duales Studium. „future“ hat sich bei dreien von ihnen erkundigt, warum sie sich dafür entschieden haben und was sie sich von der Fachhochschule und ihrem Unternehmen erwarten.
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Claudia Spitaler
Warum berufsbegleitend? Es ermöglicht mir, mit einem Bein im Berufsleben zu stehen und Fixkosten im Leben gut abdecken zu können. Erwartungen an die FH: Ich erwarte mir, dass man einander auf Augenhöhe begegnet. Wir sind erwachsene Menschen, stehen im Berufsleben und müssen dieses mit Familie und Freunden vereinbaren. Da steckt viel Organisationstalent dahinter. Entgegenkommen, Respekt, Verständnis und eine gute Gesprächsbasis sind das Um und Auf in der Erwachsenenbildung. Erwartungen ans Unter nehmen: Der Dienstplan sollte freie Wochenenden für mein Studium ermöglichen. Mein Arbeitgeber und meine Kollegen und Kolleginnen kommen mir da sehr entgegen. Als ich meine Wochenstundenanzahl von 40 auf 25 reduzieren wollte, hat das mein Arbeitgeber sofort genehmigt.
Claudia Spitaler arbeitet als Radiologietechnologin am Landesklinikum Zwettl und studiert derzeit an der FH St. Pölten Digital Healthcare.
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Raphael Guthan
Warum ein duales Studium? Meine Hoffnung ist, dass man im Unterschied zu herkömmlichen berufsbegleitenden Studien von Beginn an entsprechende Aufgaben in der Firma übernehmen kann, um sich Theorie und Praxis gleich zeitig anzueignen und das Wissen einzusetzen. Erwartungen an die FH: Eine ständige Angleichung an die wirtschaftlichen Erfordernisse und das Erkennen und Nutzen von aufkommenden, für die Wirtschaft interessanten Technologien. Erwartungen ans Unter nehmen: Dass das Studium nicht erst nach dem Abschluss anerkannt wird („binary switch“ von Studierenden zu AbsolventInnen), sondern schon währenddessen. Dass Projekte des Studiengangs unterstützt werden, da sie ja auch dem Unternehmen helfen, und dass gewisse Zeiteinschränkungen akzeptiert werden.
Raphael Guthan ist Bewerber für das Studium Smart Engineering of Production Technologies and Processes an der FH St. Pölten. Er war Gießerei mitarbeiter, Produktionstechniker und Schichtführer beim Technologiekonzern Georg Fischer AG, wo er als Lehrenverantwortlicher arbeitet.
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Robert Bruckner
Warum berufsbegleitend? Durch meinen Beruf ist es nur sehr schwer möglich, ein Vollzeitstudium zu absolvieren. Daher war dies die einzige Möglichkeit, ein Studium im zweiten Bildungsweg abzuschließen. Erwartungen an die FH: Ich bin positiv überrascht, wie gut und flexibel die Studienbedingungen sind. Darin liegt auch die Erwartung: dass dieses System und die Flexibilität so erhalten bleiben bzw. auch weiter ausgebaut werden, um noch mehr Menschen ein berufsbegleitendes Studium zu ermöglichen. Erwartungen ans Unter nehmen: Ich erwarte mir von meinem Unternehmen, dass es mir trotz Studium eine ausgeglichene Work-Life-Balance ermöglicht. Da gerade in meinem Fall das Studium sehr firmenspezifisch ist, erwarte ich mir auch einen Karriereplan bzw. Einsatzplan, was das Unternehmen mit den AbsolventInnen vorhat.
Robert Bruckner ist Absolvent des Bachelor Studiengangs Eisenbahn-Infrastrukturtechnik an der FH St. Pölten und belegt dort derzeit den gleichnamigen Master Studiengang. Er arbeitet bei den ÖBB als Abteilungsleiter im IT-Bereich und ist Vorstandsmitglied der Studierendenvertretung sowie Gemeinderat in St. Pölten.
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Podien zu Wissenstransfer und Arbeitswelt Von der FH St. Pölten organisierte Podiumsdiskussionen widmen sich laufend aktuellen Themen. Unter dem Titel „wissen.vorsprung“ startet die FH St. Pölten etwa eine neue Veranstaltungsreihe für Stakeholder und KooperationspartnerInnen.
Wissenstransfer ist eine zentrale Aufgabe der Fachhochschule St. Pölten und schafft Vorsprung für Unternehmen. Die geplanten Diskussionsrunden der Reihe „wissen.vorsprung“ setzen sich mit aktuellen Themen an der Schnittstelle Hochschule/Unternehmen/Gesellschaft auseinander. Zwei Termine in Wien sind für 2015 geplant: der erste zum Thema „Wissenschaft_Wirtschaft: Möglichkeiten und Grenzen des Tranfers“ am 16. September 2015 im Hotel Intercontinental in Wien, der zweite Termin wird sich dem Thema „Wissenschaft zwischen den Disziplinen: Erfolgsfaktor Transdisziplinarität“ widmen. Die Moderation der Veranstaltungsreihe übernimmt Michael Köttritsch, Leiter der Ressorts „Management & Karriere“ und „Arbeitswelten“ bei der Tageszeitung „Die Presse“. Mit der Arbeitswelt von morgen befasste sich eine Podiumsdiskussion im Zuge der Job- und Karrieremesse „karriere.netzwerk“ der FH St. Pölten im Oktober 2014. Fazit: Unternehmen wollen QuerdenkerInnen und keine in Schemen gepresste Menschen. TeilnehmerInnen der Diskussion waren Evelyn König von Deloitte Consulting GmbH, FH-Prokurist Hannes Raffaseder, Rainer Reichl von Reichl und Partner sowie Theodor Zeh, Direktor für User Experience & Innovation bei der Frequentis AG. Die nächste „karriere.netzwerk“-Messe findet am 28. Oktober 2015 an der FH St. Pölten statt. Weitere Informationen zu „wissen.vorsprung“ demnächst auf www.fhstp.ac.at karriere.netzwerk: www.fhstp.ac.at/knw
Werden Slogan, Marke, Produkt und Produktinfo gesehen oder kommt es gar zum gefürchteten Vampireffekt?
Genauer Blick auf Werbeplakate Der neue Werbe-Award „adTRACKtive“ des Bachelor Studiengangs Media- und Kommunikationsberatung analysiert den Blickverlauf bei Plakaten und untersucht, ob Botschaften wie Slogan, Marke und Produkt ankommen. Werbung muss vielen Anforderungen genügen, wobei bei den bisher existierenden Preisen vor allem Kreativität und Effizienz im Vordergrund stehen. „adTRACKtive“ schließt hier eine Lücke: Wie werden die einzelnen Elemente Slogan, Marke, Produkt und Produktinfo wahrgenommen? Werden sie gesehen oder gehen diese Kernelemente unter, kommt es gar zum gefürchteten
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Wissenstransfer schafft Vorsprung für Unternehmen.
Mitschnitt Podiumsdiskussion „Arbeitswelt von morgen“: www.fhstp.ac.at/ arbeitsweltvonmorgen
Vampireffekt? „Von Vampireffekt sprechen wir, wenn die Kernbotschaften, also Marke, Produkt etc., auf Grund eines attraktiven Visuals nicht mehr wahrgenommen werden. Das produziert zwar impactstarke Plakate, es kann sich aber niemand an den Absender, die Marke, das Produkt erinnern“, so Helmut Kammerzelt, Leiter des Bachelor Studiengangs Media- und Kommunikationsberatung und Initiator des Preises. Hier setzt adTRACKtive an: Mittels Blickverlaufmessung wird festgestellt, ob, wie oft und wie lange die Kernelemente einer Werbung betrachtet werden. In der ersten Welle der Untersuchung wurden die Sujets der umsatzstärksten Plakatkampagnen in Österreich aus dem ersten Halbjahr 2014 analysiert. Sieger sind IKEA (Kategorie Slogan), Fly Niki (Kategorie Marke), Kronen Zeitung (Kategorie Produkt) und ÖAMTC (Kategorie Produktinfo).
LEHRE UND PRAXIS
G A S T B E I T R A G
Die Demut der Top-Manager „Demut und alte Weisheiten, wie etwa leben und leben lassen, sind zugunsten der ‚Höhen in Aussicht stehender Leitungspositionen‘ im Studium ein wenig in den Hintergrund gerückt. Dabei ist soziales Miteinander, die soziale Kompetenz, die Quintessenz für späteren Erfolg. Diese Soft Skills sind für mich noch wichtiger als Lehrbuchinhalt“, sagt Sonnentor-Chef Johannes Gutmann.
Johannes Gutmann ist Gründer und Chef der Sonnentor Kräuterhandels GmbH und hielt bei der FH-Veranstaltung „karriere. wege – Persönlichkeiten im Gespräch“ einen Impulsvortrag mit dem Titel: „Vom Spinner zum Winner“.
Im Unternehmen Sonnentor sei die soziale Kompetenz die Haupttriebfeder für die Marke. „Für mich ist die universitäre Ausbildung nicht unbedingt die Eintrittskarte ins Top-Management. Eine der Kernkompetenzen unternehmerischer Qualität liegt in der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Diese Bereitschaft kann ausbilden, wer wahres Interesse an Menschen hat und den sprichwörtlichen ‚Acker‘ kennt, auf dem das Unternehmen steht. Und die Erkenntnis, dass sich Menschen zu Höhenflügen animieren lassen, sofern ihre Potenziale entdeckt und sie sich in ihrem Tun angenommen und geschätzt fühlen. Bei mir durchläuft jeder Mitarbeiter alle Ebenen, weiß, wie die Fäden zusammenlaufen. Wir leben eine flache Hierarchie, das Tun ist mir noch wichtiger als die Theorie“, sagt Gutmann. Fachhochschulen stellen durch ihre Praxisnähe und Projektaffinität schon im Studium einen starken Bezug zu beruflichen Realitäten her. Ginge es nach Gutmann, dürfte die Lehre zu gut zwei Dritteln in der Praxis stattfinden: „Fast jeder Mensch birgt eine Kraft, die dem Unternehmen in irgendeiner Form zuträglich sein kann. Doch diese muss erkannt und integriert werden, frei von Bewertungen durch theoretisches Hintergrundwissen. Ich hätte mein Unternehmen nicht ohne Mut, eisernen Willen und echte Freude an der Arbeit und den dahinterstehenden Menschen zu diesem Erfolg gebracht. Wir schicken unsere MitarbeiterInnen in kooperierende Produktionsbetriebe weltweit. Hier ist Einfühlungs vermögen gefragt. Das lehrt einem kein Lehrbuch. Aber nicht nur Studierende sollten vermehrt in der Praxis Erfahrung sammeln, auch Dozierende sollten sich gewahr werden, dass ihr Unterricht der Praxis folgen muss und nicht umgekehrt.“
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Kulturschock im eigenen Land S i m o n e K e m t e r, S t u d i e r e n d e i m S t u d i e n g a n g Soziale Arbeit, hat ein Praktikum in Uganda absolviert. Der Kulturschock bei der Rückkehr war dabei deutlich größer als jener bei der Ankunft in Afrika. V O N
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20 Jahre lang war die heutige Republik Uganda – durch autoritäre Regimes von Milton Obote und Idi Amin – Gewalttätigkeiten, schwersten Menschenrechtsverletzungen und wirtschaftlichem Untergang unterworfen. Die heutige Bevölkerung ist nach wie vor leidtragend ob ihrer geschichtlichen Vergangenheit; von Kinderhandel, Ausbeutung und Armut sind beinahe alle bedroht – abgesehen von der korrupten, reichen Elite. Simone Kemter, Studierende im Studiengang Soziale Arbeit an der FH St. Pölten, absolvierte ein Praktikum für Entwicklungs zusammenarbeit (EZA) bei der NGO „UYDEL“ (Uganda Youth Development Link) in der Hauptstadt Kampala. „Die Zielgruppe von UYDEL sind Jugendliche von 10 bis 24 Jahren aus benachteiligten Verhältnissen. Viele waren SchulabbrecherInnen ohne weitere Ausbildung. Einige der jungen Frauen arbeiteten als Sexarbeiterinnen, mit all den unterschiedlichen Gefahren wie HIV/AIDS, sexuell übertragbaren Krankheiten und Gewalterfahrungen. UYDEL will diesen Jugendlichen eine neue berufliche und damit Lebens-Perspektive geben, etwa in den Bereichen Hairdressing, Plumbing, Catering, Tailoring oder Electronics.“
Zwischen Hoffnung und Armut. Seit der Regierung von Yoweri Museveni (Amtsantritt 1986) kam es in dem ostafrikanischen Binnenstaat zwar immer noch zu militärischen Auseinandersetzungen mit den Nachbarländern – in den nördlichen Grenzprovinzen gelten nach wie vor Reisewarnungen für Touristen –, dennoch setzte eine leichte wirtschaftliche Erholung ein. „Themen wie Armut und Korruption begegnen einem fast täglich. Als Weiße wurde ich oft nach Geld und Jobs gefragt oder bekam Heiratsanträge. Auch ,Mzungu‘-Rufe (so nennen sie Weiße) sind oft zu hören, vor allem von Kindern.“ 26
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Weiße sind HoffnungsträgerInnen. Hilfestellung wird in Uganda immer benötigt. Erwartet wird das nicht bloß in Form von Geld, sondern die Menschen suchen nach Lösungen für ihre Probleme. Erwünscht sind Möglichkeiten und Anleitungen, um selbst etwas schaffen zu können. Daher sind Weiße HoffnungsträgerInnen. „Eine der prägendsten Erfahrungen in dieser Zeit war, aufgrund meiner Hautfarbe bevorzugt behandelt zu werden, was mir persönlich sehr unangenehm war. Trotz dem geschichtlich schweren Erbe hat dieses Land eine unglaubliche Schönheit und hilfsbereite, gastfreundliche Menschen, was mich sehr beeindruckt hat.“ „Ich bin für Dinge in Österreich wie das Gesundheitssystem dankbar. Bei einem Arztbesuch in Uganda lief eine Katze durch den Warteraum, der Arzt maß mit der Hand Fieber und fragte um eine Taschenlampe, um in den Hals zu schauen. O bwohl ich es vor meiner Ausreise oft gehört habe, stimme ich dem nur noch mehr zu: Der Kulturschock, wenn man ins eigene Land zurückkehrt, ist viel größer als jener bei der Ankunft im Gastland.“
Simone Kemter ... mitten in Ugandas Hauptstadt Kampala.
Der Arzt fragte nach einer Taschen lampe, um mir in den Hals zu schauen.
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“Put mobile first!”
Local journalism has to reinvent its digital compass. Rod McKenzie tells us the golden rules to keep profound journalistic local content while bringing it up in the digital sphere. His statements are based on a speech he held at the St. Pölten University of Applied Sciences in 2014. V O N
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“79 years ago my late father entered the business in which he and now I worked for our entire working lives. The world of journalism he encountered as a junior copy boy aged 15 in the Aberdeen Bon Accord no longer exists. This was a world of course before TV, where radio was a rarity, entirely in the hands of the BBC with a mission for the greater good but no real hint of populism. A world of communities, where localness mattered. Did the local paper print your name right. Did they mention that your entry had won the prize in the fete. That a relative had died. Was their obituary appropriate and respectful. London, Berlin, Paris, New York, Vienna – seemingly a million miles away and of no great relevance to peoples lives. War came – the world changed – TV became king – the internet arrived – and local papers started to die. In the last few years an estimated quarter of journalists in local newsrooms have lost their jobs; and hundreds have had to go from local radio and regional TV at the BBC, too. Nowadays local – to many teenagers – is Los Angeles – Hollywood – instantly connected in a multi screen-multi device world. So where does local fit in? Can it survive? And what about national broadcasters and the push and pull they feel between going local on one hand – and catering for celebrity obsessed, picture hungry consumers.” Rod McKenzie war 2014 zu Gast bei der Medien.Lounge. Das Format fördert den Wissens- und Erfahrungsaustausch von MedienmanagerInnen und wurde von FH-Prof. Mag. Ewald Volk, Studiengangsleiter des Bachelor Studiengangs Medienmanagement der FH St. Pölten, initiiert.
O S H I D A R I
Our strategic considerations:
Rod McKenzie is a former presenter, producer and reporter for Newsbeat on BBC News, now working on the digital strategic change in BBC News.
First: The simple fact is this: The BBC’s biggest audiences for TV news are for the regional bulletins: roughly 5 million people tune in each night for the 6 o’clock news; by 6.30, when we roll out the regional bulletins in England and news for Scotland, Wales and Northern Ireland, that number is closer to 6 million people. Second: BBC local radio, regional TV and all that we are doing online, on mobile and on social media draws every day on stories, ideas and opinions out there in the papers, commercial radio and rival TV stations, on blogs and vlogs, Facebook and Twitter streams. And, as we all know, the traffic goes both ways. The press in all its forms equally feeds off what the BBC puts out there.
Third: Fundamentally all broadcasters need to understand they need to shift from putting traditional broadcasting first to putting mobile first: Compelling content comes first – without this you are nothing. Great writing will always support that content. A vision for how your story will work digitally. Whether it has the right “google juice”. Strong visuals – maybe still or video. Shareability – whether on social media or elsewhere. This last point is perhaps most crucial after content: because without shareability your digital strategy is dead in the water. You must generate page impressions – likes – shares.
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B L I T Z L I C H T
1. Alumni-Fest
Wiedersehen unter AbsolventInnen
Auf der Suche nach der passenden Ausbildung: der open.day an der FH St. Pölten.
Am 24. April 2015 wurde die FH St. Pölten zum Treffpunkt für AbsolventInnen und Lehrende aller Studienrichtungen. Mehr als 400 AbsolventInnen feierten an der FH St. Pölten. Das Fest mit vielen Programm-Highlights bot den Rahmen, sich mit ehemaligen StudienkollegInnen auszutauschen, bestehende Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen.
Praxis trifft Wissenschaft trifft Politik beim Social Work Science Day. open.day
Social Work Science Day
Erst informieren, dann studieren
Quo vadis, Soziale Arbeit?
Großes Interesse am gesamten Ausbildungs programm und an neuen Studiengängen der FH St. Pölten zeigten rund 1.500 Personen beim open.day im März.
Die Soziale Arbeit steht vor einer Reihe von Herausforderungen. Am 21. Mai diskutierten ExpertInnen aus Praxis, Wissenschaft und Politik beim Social Work Science Day an der FH St. Pölten über Wege des Umgangs der Sozialen Arbeit mit veränderten Rahmenbedingungen. Die internationale Enquete befasste sich unter anderem mit der aktuellen Situation des Berufsrechtes der SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen. Präsentiert wurde auch das Buch „30 Tage Sozialarbeit. Berichte aus der Praxis“, herausgegeben von Departmentleiter Peter Pantucˇek-Eisenbacher und Monika Vyslouzil, der Leiterin des Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung und des FH-Kollegiums. http://inclusion.fhstp.ac.at
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B L I T Z L I C H T
c-tv Konferenz
Kreativer Content Die 7. Fernsehkonferenz der FH St. Pölten widmete sich heuer dem Thema „Creative Content | Partizipativ und Transmedial“. ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis diskutierten zu aktuellen Positionen und Entwicklungen rund um die Bewegtbildproduktion. Studierende der FH St. Pölten gestalteten den Live-Stream zur Sendung im Zuge ihrer Arbeit für das Campusfernsehen c-tv. Die c-tv Konferenz ist eine Veranstaltung von FH St. Pölten, Forschungslabor c-tv LAB und dem Department Medientechnik. www.campusfernsehen.at
Kreativ, partizipativ, transmedial: das Fernsehen der Zukunft.
Nestlé HealthScience Award
Küche ade!? Bei der Frühjahrstagung des Studiengangs Diätologie wurden im April unter dem Motto „Küche ade!? Chancen und Risiken im Verpflegungsmanagement“ die Marktentwicklung der Gemeinschaftsverpflegung, Aspekte des Qualitätsmanagements und rechtliche Rahmenbedingungen der Kompetenzverteilung in Groß küchen thematisiert. Im Zuge der Veranstaltung wurde der fünfte Forschungspreis „Nestlé HealthScience Award“ verliehen, der die Leistungen junger ForscherInnen im Bereich der Ernährung und Ernährungstherapie würdigt. Der Preis ist eine Kooperation von Nestlé HealthScience Austria und FH St. Pölten.
Die Preis trägerInnen des „Nestlé HealthScience Award“.
Security Day
Ein Tag der digitalen Revolution Mehr als 600 SchülerInnen besuchten im Jänner 2015 den 11. Security Day an der FH St. Pölten. Zentrale Themen waren die digitale Revolution und ihre Auswirkungen, verschiedenste Aspekte der IT-Sicherheit und Berichte von AbsolventInnen der Studiengänge IT Security und Information Security zu Erfahrungen mit dem Studium und aus dem Berufsleben.
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E M P F E H L E N S W E R T
Neues Magazin: PRaktivium Fachmedium des Studiengangs Media- und Kommunikationsberatung der FH St. Pölten
Ernährung bei Bluthochdruck Thomas Stulnig, Simone Höger Maudrich Verlag, 2014 Reihe maudrich.gesund essen 136 Seiten, € 14,90 ISBN 978-3-85175-995-2 Diätologin und FH-Absolventin Simone Höger hat gemeinsam mit Thomas Stulnig ein Buch mit Koch ideen für einen gesunden Blutdruck geschrieben. Es zeigt, wie Menschen mit der richtigen Ernährung ihren hohen Blutdruck in den Griff bekommen, ohne auf schmackhaftes Essen zu verzichten: Mit 80 köstlichen Rezepten von der Bärlauchsuppe über Putencurry und Lachs-Spinat-Auflauf bis zu Himbeerkuchen und Mousse au Chocolat – garniert mit Nährwertangaben und medizinischen Hintergrundinformationen.
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Studierende des Master Studiengangs Media- und Kommunikationsberatung gründeten das Magazin und Fachmedium „PRaktivium“. Die Texte entstehen im Rahmen einer Lehrveranstaltung. Das Magazin wird einmal jährlich erscheinen, sich mit jeder Ausgabe einem Spezialgebiet der PR widmen und wendet sich an ExpertInnen der Branche. Layout und Design stammen von Studierenden des Studiengangs Digitale Medientechnologien. Erfolgsmessung von Offline-, Onlineund Hybrid-Events Petra Passecker. Hrsg.: Helmut Kammerzelt epubli Verlag, 2014 180 Seiten, € 20,00 ISBN: 978-3-7375-1890-1
Hilfe, ich bin Helfer! Über Risiken und Nebenwirkungen in der Sozialen Arbeit Ingrid Müller, Simone Hinterecker, Frederic Moes new academic press 2015 108 Seiten, € 19,90 ISBN: 978-3-99036-006-4
Veranstaltungen zu evaluieren, ist das täglich Brot von Event-Verantwortlichen. Spätestens im Event-Controlling müssen ihre Konzepte auf Tragfähigkeit überprüft und die Kosten hinsichtlich effizienter Verwendung dargelegt werden. Das Buch entstand aus einer Masterarbeit von Petra Passecker im Studiengang Media- und Kommunikationsberatung. Basierend auf der „Event Control Toolbox“ von Hans Rück wird ein Modell für Offline-, Online- und Hybrid-Events erstellt. Diese Methode soll aufzeigen, ob ein einziges Erfolgsmessungs modell für alle drei Arten von Events herangezogen werden kann.
Den FH-AbsolventInnen und AutorInnen ist mit diesem Buch auf Basis ihrer Masterarbeiten eine humorvolle Einführung in die praktische und theo retische Soziale Arbeit gelungen. Mit Witz und Charme stolpert der Protagonist Kurt Guttman von einem (sozialen) Fettnäpfchen ins nächste. Neben bei werden den LeserInnen theoretische Hinter gründe leicht verständlich und unterhaltsam dargeboten. Das Buch ist für Laien genauso interessant wie für professionelle HelferInnen. „Hilfe, ich bin Helfer“ ist vor allem auch ein Leitfaden zur Selbstbefragung: Will ich SozialarbeiterIn werden, liegt mir das wirklich?
IMPRESSUM Herausgeberin: Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten Chefredaktion: Mag. Daniela Kaser, MAS Redaktion: Mag. Mark Hammer, Mag. Mitra Oshidari Fotos und Illustrationen: iStockphoto.com/akindo (S. 1, 13, 15, 16, 18, 21, 24), Shutterstock/neff (S. 10), Foto Kraus (S. 2, 7, 17, 19), Markus Passecker/FH St. Pölten (S. 4), FH St. Pölten (S. 5, 9, 11, 20, 23), Manuel Pammer/FH St. Pölten (S. 5, 29), Martin Lifka (S. 7), privat (S. 12, 21, 27), Mindshare (S. 12), Filmspektakel (S. 12), Kai Schenk (S. 17), Pedro Salvadore (S. 19), Ikarus (S. 19), picco Deloitte (S. 22), FH St. Pölten/ Mark Hammer (S. 23), David Kuel (S. 23), Sonnentor (S. 25), Michaela Weissinger (S. 26), Maximilian Döringer/FH St. Pölten (Seite 28), Qui Junxiang/FH St. Pölten (Seite 28), Raphaela Raggam/FH St. Pölten (Seite 28, 29), Julia Machan/FH St. Pölten (Seite 29), Alberto Marretta/ Parco Archeologico Comunale di Seradina Bedolina (S. 31) Grafik und Produktion: Egger & Lerch Ges.m.b.H., 1030 Wien Druck: Ueberreuter Print GmbH, 2100 Korneuburg
AUCH DA STECKT DRIN
Im norditalienischen Tal Valcamonica haben Menschen prähistorischer Kulturen Gravuren in den Fels gemeißelt, sogenannte Pitoti. Gemeinsam mit der Uni Cambridge und anderen Forschungs einrichtungen untersucht die FH St. Pölten im EU-Projekt „Pitoti 3D“ die Bilder mit moderner Medientechnik. Der Einsatz von 3D-Kameras, Drohnen und neuen Analyse methoden erleichtert den ArchäologInnen ihre Arbeit.
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„Um aktive und nachhaltige M o b i l i t ä t s f o r m e n z u f ö r d e r n , i s t e s unumgänglich, Gepäcktransport und P e r s o n e n v e r k e h r z u e n t k o p p e l n . “ Seite 8 „Galt Reverse Engineering vor einigen Jahren noch als dunkle Kunst, gehört es heute fast schon z u e i n e r M a i n s t r e a m - T ä t i g k e i t . “ Seite 10 „ B e i m t r a d i t i o n e l l e n Te c h n o l o g i e transfer werfen die Forscher ein Ergebnis über den Zaun zu d e n a r m e n Tr a n s f e r m i t a r b e i t e r n , die Kunden oder eine Anwendung d a f ü r f i n d e n m ü s s e n . “ Seite 16 „Eine der Kernkompetenzen unternehmerischer Qualität liegt in der Bereitschaft, Verantwortung z u ü b e r n e h m e n . “ Seite 25
www.fhstp.ac.at
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