Journalismus heute: Alles geklaut und gelogen? Immer öfter kommt ans Tageslicht, dass JournalistInnen Inhalte frei erfinden oder gar klauen. SUMO sprach mit Stefan Schoeller, Rechtsanwalt für Medien- und Urheberrecht, sowie mit Benjamin Fredrich, Chefredakteur des deutschen populärwissenschaftlichen Magazins „Katapult“, über diese Entwicklung und versucht Licht ins Dunkel zu bringen.
Der Journalismus in einer Krise Claas Relotius hat den deutschsprachigen Journalismus endgültig in eine Krise gezogen. Nicht nur die Reportage selbst steht, aufgrund ihrer besonderen Anfälligkeit für fiktive Ergänzungen, besonders in der Kritik, der gesamte Journalismus ist in eine Krise geschlittert. Ein Fall wie dieser rüttelt an den Grundsätzen des Journalismus. An der Wahrhaftigkeit, an der journalistischen Sorgfalt. Die strukturellen Probleme mögen nicht so ausgeprägt sein, wie es der Fall Relotius impliziert, hingegen sind sie weitreichender als oft angenommen. Copy and Paste, Abschreiben, Plagiieren. Ungern wird darüber gesprochen, dennoch sind dies grundsätzliche Probleme im heutigen Journalismus. In einem Journalismus, welcher von Zeitdruck und Clickbaiting unterwandert
wurde. Die Frage ist, woher rührt dies? Fredrich unterstreicht in seinem Interview, dass dies unter anderem dem steigenden Druck auf die Zeitungen geschuldet ist. Bringt eine Zeitung eine Story, so fühlen alle anderen den Drang diese auch drucken zu müssen. Dennoch spiegele sich dieser Trend eher bei regionalen Zeitungen wider – sie müssen unter enormem Zeitdruck arbeiten und haben weitläufig Personalmangel. So passiere es schnell, dass eine Meldung ident übernommen oder maximal der Satzbau leicht verändert werde. Genau dort lässt sich das strukturelle Problem erkennen: steigender Druck, einerseits durch Konkurrenz, andererseits durch einen schnell verfallenden Nachrichtenwert, sowie ein Mangel an – kompetentem – Personal. Die „Neue Zürcher Zeitung“ erklärte im September 2014, dass Nachrichtendienste aufgrund einer endlos ausufernden Informationswelt besonders unter Druck stünden, es jedoch der falsche Weg wäre, den ambitionierten, hochwertigen Journalismus zu vernachlässigen. Leider lässt sich genau dies vielerorts beobachten. Obwohl profilierte Recherche an Relevanz und neuer Bedeutung gewinnt, im Gegensatz zu beinahe identen Artikeln, welche auf zehn unterschiedlichen Nachrichtenportalen zu lesen sind.
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Es ist der 3. Dezember 2018, 03:05 Uhr. Der digitale Postkasten von Claas Relotius gibt einen Benachrichtigungston von sich: eine neue Mail. Die Pressebeauftragte einer Bürgerwehr in Arizona fragt, wie Relotius eine Reportage über ihre Gruppe und ihre Situation schreiben konnte, ohne je für ein Interview vorbeigekommen zu sein? Der Anfang vom Ende – Claas Relotius hat den Bogen überspannt. Am 17. Dezember reicht der vielfach ausgezeichnete Reporter beim „Spiegel“ seine Kündigung ein. Am 19. Dezember geht der „SPIEGEL“ an die Öffentlichkeit. Relotius Texte – großteils gefälscht. Die Reportage – in der Kritik.
Eine rechtliche Machtlosigkeit Es lässt sich folglich kaum anzweifeln: Ideen werden im Journalismus ohne weitere Recherche übernommen. Eine
Wie das Unternehmen selbst: Das Personal wächst stetig und besteht aus zertifizierten Systemspezialisten. Unser Augenmerk liegt nicht nur auf guten Shops, sondern auch auf Zusammenhalt in unserem dynamischen Team. www.mstage.at Thema
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