Kinderfernsehen – Noch am Puls der Zeit? Es ist ein Zitat von einem, der es wissen muss: Hans Rosenthal war einer der ganz großen deutschen Showmaster. Er reiht sich in eine Liste mit Peter Alexander, Rudi Carrell, Hans Joachim Kulenkampff & Co. Allesamt waren sie Personen, die das deutschsprachige Fernsehen in den 1960er und 1970er Jahren maßgeblich geprägt haben. Der heutige Blick auf die historischen Samstagabendshows verrät manch überraschende Erkenntnis über die heile TV-Welt der Nachkriegsgesellschaft und wenig überraschende Entwicklungen der Fernsehrezeption. Bei allen medialen Veränderungen: Schöne Erinnerungen an eine „gute alte Zeit“ vor den Bildschirmen bleiben aber.
Vom Spartenprogramm zum Sender
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„Biene Maja“, „Kasperl & Petzi“ und andere Formate fesselten damals schon viele Kinder vor den Fernsehgeräten. Auch heute noch verbringen die jungen Rezipient*innen gerne Zeit vor den Bildschirmen. Schätzungen der Haupterzieher*innen nach nutzen Kinder durchschnittlich über eine Stunde lineares Fernsehen pro Tag. Dies geht aus der KIM-Studie 2020 (Kindheit, Internet, Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest in Deutschland hervor. Doch während zu Beginn Kinderfernsehen vielfach als Spartenprogramm auf Sendern ausgestrahlt wurde, so wie es heute noch mit „OKIDOKI“ im ORF der Fall ist, ging der Wandel immer stärker hin zu eigenen Kindersendern, die auf hohen Zuspruch treffen. Laut der KIM-Studie 2020 haben sechs von zehn der befragten Kinder einen Lieblingssender im TV. Dabei sind die ersten beiden Plätze von den Sendern „KiKA“ (29%) und „SUPER RTL“ (22%) belegt. Der „Disney Channel“ (4%) und „Nickelodeon“ (4%) sind hingegen weit abgeschlagen zu den Nennungen der Erstplatzierten und reihen sich hinter „RTL“ (10%) und „ProSieben“ (7%) ein. Anderslautend waren die Angaben bei selbiger Studie im Jahre 1999. Damals führte noch der private Sender „RTL“ (23%). „SUPER RTL“ und der „Kinderkanal“ („KiKA“) teilten sich den zweiten Rang mit je 20%. Damit führt heute in Deutschland ein öffentlich-rechtlicher Kindersender bei den Präferenzen der Zuseher*innen vor einem Feld an privaten Kanälen. In Österreich liegen die Zahlen jedoch anders: Laut der aktuellen oberösterreichischen Kindermedienstudie haben die Hälfte der 6-10-jährige Kinder einen Lieblingskanal: 39% „YouTube“, da-
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Kinderfernsehen – Noch am Puls der Zeit?
nach folgen die TV-Sender „KiKA“ (32%) und „Disney Channel (31%), gefolgt von „Netflix“ (30%) und „SUPER RTL“ (26%). Diese Studie zeigt auf, dass der ORF in besagter Altersgruppe ein Problem hat, da bloß 9% der Kinder ihn als Lieblingssender anführten. Doch worin unterscheiden sich öffentlich-rechtliche von den privaten Mitbewerbern?
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Ralph Caspers meint dazu, dass das grundsätzliche Ziel, ein gutes Programm zu machen, welches gerne gesehen werde, sowohl bei den privaten, als auch bei den öffentlich-rechtlichen vorrangig sei. Einen der wenigen Unterschiede bemerke er allerdings bezüglich der Wirkung nach außen. So seien die Recherchen für „SUPER RTL“, bei welchem er in den 90ern gearbeitet hat, deutlich