Filmpodium Programmheft Mai – Juni 2024

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4 16. MAI — 30. JUN 2024
HELLFIRE    REPUBLIC PICTURES
LAUGHING ANNE    REPUBLIC PICTURES ANNE     REPUBLIC
GUITAR  REPUBLIC PICTURES GUITAR   REPUBLIC
JOHNNY

EVENTS

Do 16.5. / 23.5. 27 16:15 VORLESUNGSREIHE MATERIAL GHOSTS: ANSÄTZE DER MODERNEN FILMTHEORIE

Öffentliche Vorlesungen des Seminars für Filmwissenschaft / Universitä t Zürich mit Prof Dr. Volker Pantenburg

Di 21.5. 14 18:30 WANG B ING

TIE XI QU: WEST OF THE TRACKS – PART I: RUST Wang Bing, China 2003 Mit Einführung von Till Brockmann, 10'

Mi 22.5. 9

20:15 REPUBLIC PICTURES

REPUBLIC UND DAS KLASSISCHE HOLLYW OODKINO

Vortrag von Lukas Foerst er, 40'

Anschliessend: THE QUIET MAN John Ford, USA 1952

Sa 25.5. / 8.6 25

15:00 FAMILIENFILM

KIKIS KLEINER LIEFERSERVICE

Hayao Miyazaki, Japan 1989, 6 (8)

Anschliessend: FILM ­WORKSHOP FÜR KINDER mit Julia Breddermann, ca. 30'

Mi 29.5. 24

18:30 VORTR AGSREIHE

RE:VISION 4/02

Vorlesung mit Filmausschnitten, präsentiert von Thomas Binotto 90'

20: 45 HOUSE BY THE RIVER F ritz Lang, US A 1950

Mi 5.6. 8

18:30 REPUBLIC PICTURES

FREE REPUBLIC!

Online ­ Gespräch mit Gina Telaroli in englischer Sprache, 30' Anschliessend: THE PLUNDERERS Joseph Kane, USA 1948

Mo 10.6. 11

20:00 EIN FILMISCHER «PAS DE DEUX» DOUBLE BILL ON DOUBLE BILL

Elisabeth Bronfen und Johannes Binotto im Gespräch, 60', über:

18:00 JOHNNY GUITAR Nicholas Ray, USA 1954

21:15 MARNIE Alfred Hitchcock, USA 1964

Mi 12.6. 14

18:30 WANG B ING

WANG BING IM DIALOG MIT CYRIL SCHÄUBLIN

Werks tattgespräch auf Deutsch und Mandarin mit deutscher Übersetzung, 90'

Mo 17.6. 27

18:00 PODIUMSDISKUSSION

DER AUTOMOBILE MENSCH

IRRWEGE EINER GESELLSCHAFT UND MÖGLICHE AUSWE GE Gespräch mit Politiker:innen und Fachpersonen aus Verwaltung und Forschung

Mi 26.6. 24

18:30 VORTR AGSREIHE

RE:VISION 4/03

Vorlesung mit Filmausschnitten, präsentiert von Thomas Binotto 90' 20: 45 INDIEN P aul Harather, Österreich 1993

Sa 29.6. 27

21:00 UND AUSSERDEM KARAOKE

Verans taltung in der Filmpodium ­ Lounge

PORTRÄT EINES FILMSTUDIOS 6

WANG B I NG

GEFÜHLVOLL RADIKAL

12

JOSEF HA DE R

NICHT GANZ LIEB

20

5 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN EIN FILMISCHER
DE DEUX» 11 DOUBLE BILL ON DOUBLE BILL VORTRAGSREIHE 24 RE:VISION 4 / 02 HOUSE BY THE RIVER RE:VISION 4 / 03 INDIEN CLASSICS 24 ALPHAVILLE PREMIERE 25 MASTER GARDENER FAMILIENFILM 25 KIKIS KLEINER LIEFERSERVICE OUSMANE SEMBÈNE — NACHSPIEL 26 FAAT KINÉ SÉLECTION LUMIÈRE 26 A FISH CALLED WANDA VORLESUNGSREIHE 27 MATERIAL GHOSTS: ANSÄTZE DER MODERNEN FILMTHEORIE PODIUMSDISKUSSION 27 DER AUTOMOBILE MENSCH UND AUSSERDEM 27 VORSCHA U, IMPRESSUM 28 4 16. MAI 30. JUN 20 24
«PAS

PORTRÄT EINES FILMSTUDIOS

Das Studio-Logo mit einem absurd grossen Adler auf einem Berggipfel, Westernfilme in allen Facetten, fiese Films noirs und Abenteuer in exotischen Gewässern: Republic Pictures war ein B-Movie-Filmstudio, das das Publikum mitreissen wollte. Geliebt nicht zuletzt von Filmschaffenden wie Martin Scorsese, zeugen die Filme von einer grossen Lust an Genrevariationen. Die Retrospektive wirft einen Blick auf dieses legendäre Studio und zeigt neben Schlüsselfilmen wie John Fords The Quiet Man (1952) oder Nicholas Rays Johnny Guitar (1954) auch zahlreiche unbekanntere Werke, die oft in restaurierten Fassungen präsentiert werden. Lukas Foerster wird in einem Vortrag am 22. Mai auf die Geschichte des Studios eingehen, und die Filmemacherin Gina Telaroli stellt am 5. Juni einige der wichtigsten Regisseure des Studios vor. Für eine erste Einführung sprach sie mit Hannes Brühwiler.

Gespräch mit Gina Telaroli

Gina Telaroli Wenn wir über Republic Pictures sprechen, dann müssen wir mit Herbert J. Yates beginnen. Er war ein Geschäftsmann und besass keinen künstlerischen Hintergrund. Er wurde 1880 in Brooklyn geboren und arbeitete in seinen Zwanzigern für die American Tobacco Company. Dort verdiente er eine Menge Geld. Im Jahr 1924 gründete er dann eine Firma namens Consolidated Film Laboratories, ein Unternehmen, das Filmmaterial entwickelte. Viele kleinere Filmstudios, die B- und C-Movies produzierten, griffen auf die Dienste dieses Labors zurück. Als Yates schliesslich beschloss, sein eigenes Studio zu gründen, nutzte er seinen Einfluss, um einige dieser kleinen Studios zu zwingen, sich ihm anzuschliessen. Dies war die Geburtsstunde von Republic Pictures, ein Unterfangen, das er als Business betrachtete.

Filmpodium Zwischen 1935 und 1959 produzierte Republic 1081 Filme, was auf dem Höhepunkt seiner Produktivität einen neuen Film pro Woche bedeutete. Zu Beginn lag der Schwerpunkt auf schnell produzierten Serials und B-Movies. Republic war ein sogenanntes Poverty Row Studio, also ein Studio, das im Gegensatz zu den Majors wie MGM oder Warner Bros. nur über sehr begrenzte finanzielle Mittel verfügte.

Gina Telaroli Genau! Es ist wichtig zu wissen, wie Republic die Filme produzierte, denn es gab ganz klare Vorgaben: In sieben Tagen und für etwa 30’000 bis 50’000 Dollar wurden die günstigsten Filme gedreht, üblicherweise

Western. Dann gab es Produktionen, die in zwei Wochen und für bis zu 200’000 Dollar entstanden. Die Deluxe-Filme wurden in 22 Tagen für etwa 300’000 Dollar gedreht. Und zu guter Letzt hatte Republic Premierenfilme, für die sie einen ganzen Monat Dreharbeiten einkalkulierten und die etwa eine Million Dollar kosteten. Ihr tägliches Geschäft, ihre profitabelsten Filme, das waren aber die schnell und günstig produzierten Western, in denen oft Cowboy-Stars wie Roy Rogers und Gene Autry auftraten. Ihr grösster Star war John Wayne. Er drehte mehr als 30 Filme für Yates und war damit ein sehr wichtiger Teil von Republic. Alle diese Filme machten das Studio sehr erfolgreich und legten die finanzielle Grundlage für die späteren Werke, die nicht nur aufwendiger waren, sondern auch eigenwilliger, und die man in dieser Retrospektive sehen kann.

Filmpodium Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte Republic eine ganze Reihe dieser künstlerisch mutigeren Filme. Dazu gehört auch, dass Yates sich vermehrt bemühte, bekannte Filmemacher zu gewinnen. Und so arbeiteten plötzlich John Ford, Fritz Lang, Frank Borzage oder auch Nicholas Ray für ihn.

Gina Telaroli Nehmen wir zum Beispiel Th e Quiet Man, den John Ford 1952 drehte – eine der Kronjuwelen von Republic. Ford versuchte seit Anfang der 1930er, diesen Film zu realisieren. Nach diversen gescheiterten Anläufen brachte John Wayne schliesslich das Projekt zu seinem alten Freund Herbert J. Yates. Yates finanzierte diesen Film in erster Linie, weil sich das Fernsehen zu einem grossen Konkurrenten entwickelte und viele der preisgünstigen Genrefilme, die für das Studio so profitabel gewesen waren, plötzlich nicht mehr rentierten. Um auch weiterhin ein mög-

lichst grosses Publikum zu erreichen, fühlte Yates sich also unter Druck gesetzt, Filme mit höheren Budgets zu produzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wollte er unbedingt jemanden von John Fords Kaliber engagieren. So kam es, dass Ford sein Herzensprojekt The Quiet Man in Technicolor und an Originalschauplätzen in Irland drehen konnte.

Filmpodium Neben The Quiet Man ist Johnny Guitar von Nicholas Ray der wohl legendärste Republic-Film, ein Western, wie man ihn bis dahin noch nicht gesehen hatte und der heute zu den wichtigsten Filmen der 1950er-Jahre zählt. Doch genauso unvergesslich ist ein weiteres Kronjuwel, Frank Borzages I’ve Always Loved You

Gina Telaroli Es ist ein Film, den Sie nie verge ssen werden! Er ist weltbewegend romantisch und einer von Republics ersten Premieren-Titeln. Regie führte der grossartige Frank Borzage, und gedreht wurde in Technicolor. Wenn Sie sich auch nur ein bisschen für Kino, Musik oder Romantik interessieren, müssen Sie diesen Film sehen! Von Borzage gibts ein grossartiges Zitat zum Film: «Die Farbe überschattet die Handlung.» Er hat recht, aber meiner Meinung nach ist die Handlung auch ziemlich grossartig.

Filmpodium Die Farbe spielt auf jeden Fall eine sehr wichtige Rolle in dieser Retrospektive. I’ve Always Loved You ist ein Technicolor-Film. Aber Republic begann einen eigenen Farbfilm, Trucolor, zu entwickeln, um effizienter produzieren zu können.

Gina Telaroli Dies weil die Zusammenarbeit mit Technicolor sehr teuer und umständlich war, was die Reservierung der Ausrüstung anging. Dies führte immer wieder zu Produktionsproblemen und passte nicht mit dem rasanten Drehmodell von Republic zusammen. In den späten 1940er-Jahren wurde daher ein eigenes Farbverfahren namens Trucolor entwickelt, ein 2-Streifen-Verfahren, bei dem Rot- und Blautöne verwendet wurden. Den einzigartigen Effekt dieses Verfahrens kann man in Joseph Kanes The Plunderers von 1948 und R. G. Springsteens Hellfire von 1949 sehen. Es ist etwas sehr Besonderes, vor allem auf der grossen Leinwand.

Filmpodium Wir haben über einige der bekannten Filmemacher gesprochen. Aber die meisten Filme wurden von heute weniger bekannten Filmemachern gedreht. Man sagt, dass zehn Regisseure für 50 % aller RepublicFilme verantwortlich waren.

Gina Telaroli Dazu gehören so produktive Regisseure wie Joseph Kane, R. G. Springsteen, William Witney oder Allan Dwan, um nur einige zu nennen. Das war eine Gruppe von talentierten, hart arbeitenden Leuten. Joseph Kane zum Beispiel war der Hausregisseur des Studios und drehte einen Western nach dem anderen. Dann bekommt er ein Projekt wie The Plunderers zugewiesen. The Plunderers ist technisch gesehen ein Western, aber unter all den Cowboyhüten ist es auch ein überraschend reifes Drama über Beziehungen zwischen Erwachsenen. Was ich an einem Studio wie Republic so liebe, ist, dass man diesen riesigen Produktionsapparat hat, der sich auf das Genre konzentriert. Aber manchmal ist das Genre eben nur eine Hülle, und in dieser Hülle steckt etwas Unerwartetes und Aufregendes.

Filmpodium Auch Fair Wind to Java, ein Abenteuerfilm und einer der Lieblingsfilme von Martin Scorsese, der auf grosses Spektakel setzt, wurde von Joseph Kane gedreht. Zuerst sollte John Wayne die Hauptrolle übernehmen, doch schlussendlich war es Fred MacMurray. Und dann ist da natürlich noch die Hauptdarstellerin, Vera Ralston.

Gina Telaroli Just zu der Zeit, als Fair Wind to Java gedreht wurde, stellte das Studio Trucolor von einem 2-Streifen- auf ein 3-Streifen-Verfahren um, und Fair Wind to Java ist ein grossartiger Farbfilm geworden. Für mich sind die prägendsten Mitarbeiter des Films die zwei Männer, die für die Spezialeffekte während der Vulkan-Sequenz verantwortlich waren, die Lydecker-Brüder, sowie Vera Ralston. Sie war Yates’ Entdeckung und bald auch seine Frau. Er war berüchtigt dafür, dass er Leute zwang, mit ihr zu arbieten. Wobei sie mir immer leidtut, weil ich sie für eine gute Schauspielerin halte. Man kann nicht an Republic denken, ohne an sie zu denken. Sie kommt in so vielen Filmen vor.

Filmpodium Fair Wind to Java wurde praktisch komplett im Studio gedreht. Gleichzeitig überrascht es, wie viele Filme Republic an Originalschauplätzen drehte, was damals im amerikanischen Kino noch nicht so üblich war. Ein Film wie A Woman's Devotion , vor Ort in Acapulco entstanden, ist dafür ein sehr schönes Beispiel.

Gina Telaroli Der Film sollte ursprünglich auch Acapulco heissen. Der Regisseur Paul Henreid war allerdings unglücklich mit diesem Film. Es gab verschiedene Szenen, die ihm sehr wichtig waren, die vom Studio jedoch rausgeschnitten worden sind. Das kann ich durchaus nachvollziehen, denn es gibt definitiv Ellipsen in A Woman's Devotion . Ich bin der Überzeugung, dass die Zuschauer:innen ziemlich schockiert sein werden, wenn sie den Film sehen. Er ist aus dem Jahr 1956, aber er fühlt sich an, als wäre er ein Erotikthriller der 1990er-Jahren. Das macht ihn zu einem sehr besonderen und seltsamen Werk. Das liegt am Drehort, am Drehbuch, an den Farben und an den beteiligten Personen. Und vielleicht auch daran, dass bestimmte Szenen herausgeschnitten wurden, was ihn noch seltsamer macht.

Filmpodium Gleichzeitig ist dies ein weiteres Beispiel für einen Film, der im Mantel eines Genres eine unerwartete Geschichte erzählt. Gina Telaroli Die von Janice Ruhl gespielte Figur ist absolut erstaunlich. Zu Beginn wirkt ihre Ehe perfekt und sie ist einfach nur glücklich. Ralph Meeker als Ehemann und sie sind beide sehr schöne Menschen. Meekers blaue Augen, die waren noch nie so blau. Dann, im Laufe des Films, erfährt sie immer mehr beunruhigende Dinge über ihren Mann. Schlussendlich geht es um ihre Hingabe zu ihm, sie muss sich gegen jede neue Information und gegen alle Widrigkeiten stellen. Dieser Figurenentwicklung zu folgen ist überaus faszinierend.

Filmpodium Das Besondere an dieser Retrospektive ist, dass neben verschiedenen Meilensteinen des Hollywoodkinos auch diverse Filme dabei sind, denen nicht der Nimbus eines Meisterwerks anhaftet.

Gina Telaroli Es ist befreiend, einen Film zu sehen, der nicht von einem bestimmten Ruf durchdrungen ist und den man nicht mit dieser riesigen Erwartungshaltung betrachtet. Während der Vorbereitungen zur MoMA-Retrospektive, an deren Programmgestaltung ich beteiligt war, habe ich John Auers Film Noir Hell’s Half Acre gesichtet. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Wenn du dir einen solchen Film anschaust, dann bist du als Zuschauerin wirklich offen. Und ich bin der Überzeugung, dass man für diese Offenheit belohnt wird. Hell’s Half Acre hat diese interessante, fast schon schäbige Spannung, er ist voller grossartiger B-Movie-Schauspieler:innen, und er wurde auf Hawaii gedreht, teilweise in den echten Slums. Ich finde, dass man bei Republic belohnt wird, wenn man diesen Werken offen begegnet, denn es gibt immer etwas Seltsames, etwas Unerwartetes zu entdecken, etwas, das man noch nie in einem Film gesehen hat.

Gina Telaroli ist Filmemacherin und Editorin. Sie verwaltete das persönliche Videoarchiv von Martin S corsese und war eine der Co ­ Organisat or:innen der Republic Picture s Retrospektive, die 2018 im MoMA in New York stattfand.

Interview und Übersetzung: Hannes Brühwiler

6 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN
THE QUIET MAN   REPUBLIC PICTURES

I’ VE ALWAYS LOVED YOU

Sa 1.6. 20:45 Do 1 3.6. 18: 15

So  30.6. 20:45

USA 1946, Farbe, 35 mm , E/e*, 117 '

REGIE Frank Borzage DREHBUCH Borden Chase KAMERA Tony Gaudio MUSIK Walter Scharf SCHNITT Richard L. Van Enger MIT Philip Dorn, Catherine McLeod, William Carter, Maria Ouspenskaya, Felix Bressart, Elizabeth Patterson.

35mm restored print courtesy of the UCLA Film & Television Archive.

«1925 entdeckt der Musik-Maestro, Pianist und Dirigent Leopold Goronoff (Philip Dorn) das Talent der jungen Pianistin Myra Hassman (Catherine McLeod) und führt die Tochter seines alten Freundes Frederick (Felix Bressart) aus der Provinz Philadelphias in die Carnegie Hall und in die Hauptstädte Europas. Myra schwankt zwischen der Liebe zu ihrem Lehrer, der sich, je besser sie spielt, zunehmend abweisender verhält, und ihrem Kindheitsfreund George, der ergeben auf seinem Bauernhof in Philadelphia auf sie wartet. Die Hauptrollen neben der omnipräsenten Liebe spielen in der kostspieligsten Produktion des ‹Mini-Major Studios› Republic die Farbe –opulente Settings, aufgenommen in 3-StreifenTechnicolor – und die Musik, genauer: Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18. Die 14-minütige Solo-Konzertszene wird von Arthur Rubinstein gespielt, der die Darstellerinnen bei den Playbacks anleitete.»

(Kino Arsenal, Sep 2019)

THAT BRENNAN GIRL

Di 4.6. 20:45 Do 2 7.6. 15: 00

USA 1946, sw, DCP, E/e*, 95 ' REGIE Alfred Santell DREHBUCH Doris Anderson, nach der gleichnamigen literarischen Vorlage von Adela Rogers St. Johns KAMER A Jack A. Marta MUSIK

George Antheil SCHNITT Arthur Roberts MIT Mona Freeman, James Dunn, William Marshall, June Duprez, Frank Jenks.

«Die Hauptrolle in Alfred Santells Schwanengesang That Brennan Girl spielt Mona Freeman als Ziggy Brennan, die Tochter der Prostituierten Natalie (June Duprez). Wir begegnen Zig gy im Alter von 14 Jahren, als sie einem Kunden von Natalie als ‹meine Schwester› vorgestellt wird. Die ungeliebte und emotional geschädigte Ziggy durchläuft in der Folge eine Reihe jugendlicher Straftaten und lässt sich schliesslich mit dem Kriminellen Denny (James Dunn) ein. Eines Abends trifft Ziggy einen sanftmütigen Seemann. Sie verliebt sich in ihn, heiratet ihn und wird schwanger, doch dann stirbt dieser im Zweiten Weltkrieg. Der Rest des Films dreht sich um Ziggys Bemühungen, eine Mutter zu werden, obwohl sie selbst nie eine hatte. That Brennan Girl ist für die damalige Zeit ungewöhnlich offen in seiner Darstellung dessen, wie ermüdend und hart es ist, sich um einen Säugling zu kümmern, und der Art und Weise, wie der Wunsch nach Freiheit dem Gefühl der Mutterliebe entgegenstehen kann.» (Farran Smith Nehme, villagevoice.com, 6.2.2018)

DRIFTWOOD

So 26.5. 15:00 Do 6 .6. 15: 00

Sa  22.6. 15: 00

USA 1947, sw, DCP, E, 88

REGIE Allan Dwan DREHBUCH Mary Loos, Richard

Sale KAMERA John Alton MUSIK Nathan Scott

SCHNITT Arthur Roberts MIT Ruth Warrick, Walter Brennan, Dean Jagger, Natalie Wood, Charlotte Greenwood.

«Republic liess Dwan, einem Hollywoodpionier im wahrsten Sinne des Wortes, ungewöhnlich frei Hand bei der Wahl seiner Themen. In Driftwood spielt Natalie Wood eine der eigenwilligsten und originellsten Kinderfiguren, die ich je in einem Hollywoodfilm gesehen habe: ein Mädchen namens Jenny Hollingsworth, das in einer Geisterstadt in Colorado mit seinem Urgrossvater lebt, einem Prediger, dessen Gemeinde jetzt nur noch aus Jenny besteht. Als er plötzlich stirbt, irrt sie durch die Wüste und wird von Steve Webster (Dean Jagger) gerettet, einem jungen Arzt. Er nimmt sie bei sich auf, oder besser gesagt, er nimmt sie mit in das Haus seines mürrischen Vermieters und Freundes Murph (Walter Brennan), des Apothekers der Stadt, und vertraut sie auch seiner Verlobten Susan Moore (Ruth Warrick) an. (…) Dwan ist der grosse Soziologe des klassischen Hollywoods, ein Schilderer tiefer Bindungen mit feinem Gespür und vitaler Details, dessen wimmelnde Visionen des Kleinstadtlebens mit scharfer und differenzierter Kritik gespickt sind.» (Richard Brody, newyorker.com, 1.2.2018)

THE PLUNDERERS

Mi 5.6. 18:30 Di 1 8.6. 18: 30 USA 1948, Farbe, DCP, E/e*, 87 REGIE Joseph Kane DREHBUCH Gerald Geraghty, Gerald Drayson Adams, nach der gleichnamigen literarischen Vorlage von James Edward Grant KAMERA J ack A Marta MUSIK R. Dale Butts SCHNITT Arthur Roberts MIT Rod Cameron, Ilona Massey, Lorna Gray, Forrest Tucker, George Cleveland, Grant Withers.

« The Plunderers war Kanes erster Film in Farbe, und zusammen mit dem Kameramann Jack A. Marta machte er das Beste aus dem roten und blauen 2-Streifen-Trucolor-Verfahren. Nacht und Tag werden fast zu einem kontinuierlichen Strom, und alles Weisse oder Helle wird sofort hervorgehoben, was dem Film eine übernatürliche Qualität verleiht und einen unmittelbaren Kontrast zur schmutzigen Natur eines Westerns schafft. Abgesehen von der Genre-sprengenden Farbe beginnt The Plunderers wie ein typischer Western mit Bösewichten auf der Flucht und Frauen, die in einem Saloon arbeiten; doch im Laufe der Handlung entwickelt er sich zu etwas ganz anderem. Die Beziehungen zwischen den vier Hauptfiguren (Rod Cameron, Forrest Tucker, Ilona Massey und Lorna Gray) treten in den Vordergrund und sind unerwartet ergreifend. Die Männer und die Frauen stehen meist gleichberechtigt nebeneinander und teilen sich die Macht betreffend ihre Beziehung untereinander, was in einem Western äusserst selten ist. Im Verlauf der Handlung wird dabei die Unterscheidung der Charaktere in Gut und Böse weggewaschen.» (Gina Telaroli, mubi.com 31.1.2018)

MOONRISE

Fr 17.5. 18:30 Do 1 3.6. 15: 00

Sa 2 2.6. 20: 45

USA 1948, sw, DCP, E/e*, 90 REGIE Frank Borzage DREHBUCH Charles Haas, Vladimir P ozner, nach dem gleichnamigen Roman von Theodore Strauss KAMERA John L. Russell MUSIK William Lav a SCHNITT Harry Keller MIT Dane Clark, Gail Russell, Ethel Barrymore, Allyn Joslyn, Rex Ingram, Henry Morgan, David Street, Selena Royle, Harry Carey, Jr., Lloyd Bridges, Irving Bacon. «Borzages letzter grosser Erfolg ist ein dunkles Melodram, eine Kleinstadtsaga voller Schrecken und Schönheit. Noch als Erwachsener wird Danny vom Bild seines kriminellen Vaters am Galgen verfolgt. Im Affekt tötet er den Mann, der ihn schon als Kind gehänselt und schikaniert hat. Auf seiner Flucht vor der Polizei sucht er die Nähe zu Menschen, die Verständnis für seine gequälte Seele aufbringen, und schafft schliesslich den Ausweg aus dem Teufelskreis von Gewalt und Einsamkeit. Die suggestiven Aufnahmen der nächtlichnebligen Sumpflandschaft, die Danny als Rückzugsort dient, die harten Kontraste und an den Bildrand gerückten Körper und Gesichter widerspiegeln seine seelische Verfasstheit; die zum Schluss hervorbrechende Sonne wird zum Hoffnungsschimmer.» (Kino Arsenal, Sep 2019)

FREE REPUBLIC!

Mi 5.6. 18:30

On line-Gespräch mit Gina Telaroli in engl ischer Sprache, 30' Anschliessend: THE PLUNDERERS

Die amerikanische Filmemacherin, Autorin und Archivarin Gina Telaroli bezieht sich in ihrer Arbeit immer wieder auf das klassische Hollywood ­ Kino, und Republic Pictures nimmt dabei einen ganz be sonderen Stellenwert ein. 2018 war sie die Ko ­ Kur atorin der diesem Studio gewidmeten Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Arts. Ausgehend von Joseph Kanes THE PLUNDER ER S (1948) spricht sie über die befreiende wie überraschende Kraft dieser Filme und illustriert, welcher künstlerische Freiraum sich den Regisseur en tr otz streng reglementiertem Produktionsprozess auftat.

8 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN
I’VE ALWAYS LOVED YOU MOONRISE

WAKE OF THE RED WITCH

So 19.5. 18:30 Di 2 5.6. 20: 45

USA 1948, sw, 16 mm, E, 106 ' REGIE Edward Ludwig DREHBUCH Harry Brown, Kenneth Gamet, nach dem gleichnamigen Roman von Garland Roark KAMERA Reggie Lanning MUSIK Nathan Scott SCHNITT Richard L. Van Enger MIT John Wayne, Gail Russell, Gig Young, Adele Mara, Luther Adler, Eduard Franz.

«1948 trat John Wayne in Fort Apache Red River, 3 Godfathers und Wake of the Red Witch auf. Nachdem er Red River gesehen hatte, soll John Ford gesagt haben: ‹I never knew that big son of a bitch could act.› Er wäre nicht so überrascht gewesen, wenn er zuerst Wake of the Red Witch gesehen hätte. In der Rolle eines alkoholkranken Kapitäns, der seine verlorene Liebe rächen will, untergräbt Wayne seine sonst übliche individualistische Persönlichkeit mit Anzeichen von Instabilität. Im Vergleich zu seinen anderen Filmen aus diesem Jahr ist dieser Film in Vergessenheit geraten, aber Wake of the Red Witch übte zeitlebens eine grosse Anziehungskraft auf Wayne aus. Nicht nur inspirierte ihn der Film zum Namen seiner eigenen Produktionsfirma, sondern als er später gegen Krebs kämpfte, bezeichnete er auch die Krankheit als ‹Red Witch›. Es ist ein gespenstischer Film über eine verlorene Liebe, ein träumerisches und gewalttätiges B-Movie.» (r­ emmetsweeney.com, 19.2.2020)

HELLFIRE

Mo 20.5. 15: 00

Do 2 7.6. 18: 15

So 1 6.6. 20: 45

USA 1949, Farbe, DCP, E/e*, 90

REGIE R. G. Springsteen DREHBUCH D orrell McGowan, Stuart McGowan KAMERA Jack A. Marta MUSIK

R. Dale Butt s SCHNITT Tony Martinelli MIT Bill Elliott, Marie Windsor, Forrest Tucker, Jim Davis, Paul Fix.

Vor dem Hintergrund eines infernalischen Feuers werden in rasanter Abfolge alle möglichen Formen von Unrecht und Sünde aufgezählt. Der Mensch, das macht der im glorreichen zweifarbigen Trucolor-Material gefilmte Hellfire innerhalb weniger Minuten deutlich, schafft sich stets seine eigene Hölle. Dieser zu entkommen, das versucht der Glückspieler Zeb Smith (Bill Elliott). Weil er für den Tod eines Predigers verantwortlich ist, beschliesst Zeb, dem sterbenden Geistlichen den letzten Wunsch zu erfüllen und eine Kirche zu bauen. Er reitet von Stadt zu Stadt und versucht Gelder zu sammeln. Dabei kreuzt sich sein Weg mit Doll Brown (Marie Windsor), einer als Cowboy verkleideten Frau, die von rachsüchtigen Gesetzeshütern gejagt wird. (hb) «Als Neuinterpretation der klassischen Männerjagd-Geschichte (oder in diesem Fall: Frauenjagd) ist Hellfire ein echter BuffaloGal-Western, ein Werk, das eine sensationelle Hommage an die Art unabhängiger Frauen ist, die sich nicht unterkriegen lassen und ein wackliges Geschäft im Oklahoma-Territorium führen.» (Caroline Golum, screenslate.com)

HOUSE BY THE RIVER

Mi 22.5. 18:15 Mi  29.5. 20: 45

So 9.6. 20:45

RE:VISION 18:30  (S. 24 )

USA 1950, sw, 35 mm, E/d*, 88

REGIE Fritz Lang DREHBUCH Mel Dinelli, nach dem gleichnamigen Roman von A.P. Herbert KAMERA

Edward Cronjager MUSIK George Antheil SCHNITT

Arthur Hilton MIT Louis Hayward, Jane Wyatt, Lee Bowman, Dorothy Patrick, Ann Shoemaker, Jody Gilbert.

«Der Schriftsteller Stephen Byrne (Louis Hayward) bewohnt mit seiner ängstlichen Frau Marjorie (Jane Wyatt) ein düsteres Landhaus am Fluss. Stephen macht seinem attraktiven Dienstmädchen Emily (Dorothy Patrick) den Hof, doch diese schreit, als sich ihr der Hausherr in eindeutiger Absicht nähert. Stephen verliert die Nerven und erwürgt Emily; mithilfe seines Bruders John (Lee Bowman) versenkt er die Leiche im Fluss. Das Geschehene schreibt er in einem Roman nieder, der ihm zum ersten Mal wirklich zu gelingen scheint.» (Dieter Dürrenmatt. «Fritz Lang –Leben und Werk», 1982)

«Das Gerücht besagt, dass Fritz Lang in den 1920er-Jahren des Mordes an seiner Frau beschuldigt wurde. Ob es sich dabei um ein tatsächliches Trauma handelt oder um ein Märchen, das der Filmemacher in die Welt gesetzt hat, spielt keine Rolle. Man kommt nicht umhin, House by the River als Porträt des Künstlers als Mörder zu sehen: Die 20-minütige Eröffnung des Films ist sowohl eine Beschreibung der Inszenierung als auch eine Lektion in Kriminologie über das mörderische Räderwerk. Die expressionistische Beleuchtung von Edward Cronjager entfaltet ihre volle Kraft in der unglaublichen Treppenszene, die als Kulisse für den Mord dient.» (Xavier Jamet, La Cinémathèque française)

THE QUIET MAN

Mi 22.5. 20:15 So 2 .6. 15: 00

Sa 8 .6. 18: 15

USA 1952, Farbe, 35 mm, E/d*, 129 ' REGIE John Ford DREHBUCH Frank S. Nugent, Richard Llewellyn, nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Maurice Walsh KAMERA Winton C. Hoch MUSIK

Victor Young SCHNITT Jack Murray MIT John Wayne, Maureen O’Hara, Barry Fitzgerald, Ward Bond, Victor McLaglen, Mildred Natwick, Francis Ford, Arthur Shields, Eileen Crowe, Jack McGowran.

Der amerikanische Boxer Sean Thornton (John Wayne) zieht nach dem Ende seiner Profikarriere nach Irland, in die Heimat seiner Mutter. Dort findet er nicht nur das von seiner Mutter evozierte Paradies, sondern er verliebt sich augenblicklich in Mary Kate Danaher (Maureen O’Hara) – dies jedoch sehr zum Missfallen ihres Bruders, der von dem Amerikaner nichts hält. Seit 1937 versuchte John Ford The Quiet Man zu inszenieren. Nachdem er für Republic pflichtschuldig Rio Grande abgedrehte hatte, erlaubte ihm Herbert J. Yates, dieses Herzensprojekt umzusetzen. Mit überaus grossem Erfolg. The Quiet Man war nicht nur bis dato Fords erfolgreichster Film, sondern bescherte ihm (und Republic) zwei Oscars. (hb) «Der Film ist von Anfang bis Ende ein Märchen, das man unmöglich mit der Realität verwechseln kann. Was schlussendlich am meisten zählt, sind die herrlichen Bilder, die zum Teil intensiv leuchten, zum Teil aber auch das in sich tragen, was Manny Farber als ‹den sonnenlosen, erinner ten Blick eines surrealistischen Gemäldes› bezeichnete. (…) The Quiet Man ist nicht le ge ndär wie The Searchers oder tiefgründig wie The Man Who Shot Liber ty Valance, aber er ist wohl der unvergesslichste von ihnen allen.» (David Sterritt, cineaste.com)

CITY THAT NEVER SLEEPS

Sa 25.5. 18:30 Mi 1 2.6. 15: 00 Fr 2 1.6. 18: 30

USA 1953, sw, DCP, E/e*, 90 ' REGIE John H. Auer DREHBUCH Steve Fisher KAMERA John L. Russell jr. MUSIK R. Dale Butt s SCHNITT Fred Allen, Tony Martinelli MIT Gig Young, Mala Powers, William Talman, Edward Arnold, Chill Wills, Marie Windsor, Paula Raymond.

FAIR WIND TO JAVA

Fr 7.6. 18:30 Fr 2 8.6. 18: 30 USA 1953, Farbe, 35 mm, E, 9 2 REGIE Joseph Kane DREHBUCH Richard Tregaskis AUTOR Garland Roark KAMERA Jack A. Marta MUSIK Victor Young SCHNITT Richard L. Van Enger MIT Fred MacMurra y, Vera Ralston, Robert Douglas, Victor McLaglen, John Russell, Buddy Baer, Claude Jarman jr. 35mm restored print courtesy of the UCLA Film & Television Archive.

REPUBLIC UND DAS

Mi 22.5. 20:15

Vo rtrag von Lukas Foerster, 40'

Anschliessend: THE QUIET MAN

Zum Auftakt der Retrospektive spricht der Filmkritiker und Medienwissenschaftler Lukas Foerster über die Geschichte von Republic Pictures im Kontext des Aufstiegs und Falls des klassischen Hollywoodkinos. Was hat es mit den sogenannten «B Pictures» auf sich, die lange das wichtigste Produkt des Studios darstellten? Und wie kam es, dass ein Studio von der «poverty row», dem Armenhaus Hollywoods, in den 1950erJahren plö tzlich grossformatige Filme von John Ford und Nicholas Ray produzierte?

City That Never Sleeps ist einer der bekanntesten Republic-Titel. Während einer Nacht folgen wir dem Polizisten Johnny Kelly durch die düsteren Gassen Chicagos. Desillusioniert von seinem Beruf und seiner Ehe, möchte er ein neues Leben beginnen. Dabei helfen soll ihm ein zwielichtiges Angebot eines korrupten Machenschaften frönenden Anwalts. Doch dessen Pläne werden von einem Kleinkriminellen durchkreuzt. Während die Lage von Johnny immer dramatischer wird, sucht er Zuflucht bei der Nachtclubtänzerin Sally. Erinnert City That Never Sleeps zu Beginn noch an dokumentarisch anmutende GrossstadtNoirs wie Jules Dassins The Naked City , so sprengt Regisseur John H. Auer die Grenzen des Film noir und lässt die nächtliche Odyssee von Johnny immer stärker in die Logik eines (Alb-)Traums abgleiten (in dem sich nicht zuletzt der «Geist der Stadt» als Polizist materialisiert, um Johnny beizustehen). Ein Film der zerschmetterten Hoffnungen, der Tränen und des trüben Morgenlichtes. (hb)

Fair Wind to Java bot Republic-Studioboss Herbert J. Yates die Möglichkeit, einen überaus aufwendigen Abenteuerfilm zu produzieren, bei dem er für einmal keine Kosten scheute. Ende des 19. Jahrhunderts macht sich der abenteuerlustige Kapitän Boll (Fred MacMurray) auf der Suche nach einem Diamantenschatz auf in die Gewässer des damaligen Niederländisch-Indien. Doch er ist nicht der Einzige, der diesen Schatz sucht. (lb) «Auf seiner Suche rettet Boll Kim Kim (Vera Ralston), eine eurasische Schönheit mit einem Geheimnis, hinter dem alle Männer des Films her sind. Als Ehefrau des Studiochefs Yates und ehemalige Schlittschuhläuferin in ihrer tschechoslowakischen Heimat gleitet Ralston in glamourösen Sarong-Gewändern durch den Film und spricht – wie Martin Scorsese, ein grosser Fan dieses Films, anmerkte – alles mit demselben Akzent. Tschechoslowakisch. Es gibt jede Menge männliche Schlägereien, eine versuchte Meuterei und Piratenangriffe. (…) Am Ende dieses Spektakels bricht der Krakatau aus und löst einen Tsunami aus.» (UCLA Library Film & Television Archive, Cheng ­ Sim Lim, Aug 2006)

9 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN
KLASSISCHE HOLLYWOODKINO
THE QUIET MAN CITY THAT NEVER SLEEPS

Mo 17.6. 21:00 So 2 3.6. 15: 00

USA/GB 1953, Farbe, DCP, E, 90

REGIE Herbert Wilcox DREHBUCH Pamela Bower, nach der Kurzgeschichte «Because of the Dollars» von Joseph Conrad KAMERA Mutz Greenbaum MUSIK Anthony Collins SCHNITT Basil Warren MIT Wendell Corey, Margaret Lockwood, Forrest Tucker, Ronald Shiner, Robert Harris, Jacques B. Brunius, Daphne Anderson.

In einer schäbigen Bar erzählt ein Seemann die Geschichte des Schiffkapitäns John Davidson (Wendell Corey). Dieser wurde von seiner Frau verlassen und verliebt sich in einer Bar in die Nachtclubattraktion Anne (Margaret Lockwood). Sie lebt in einer Beziehung mit dem gewalttätigen Ex-Boxer Farrell (Forrest Tucker), und auf der Flucht vor ihm versteckt sie sich in Davidsons Boot. Sie verlieben sich, doch Anne kehrt schlussendlich doch zu Farrell zurück. Sechs Jahre später trifft Davidson wieder auf Anne Herbert Wilcox’ Abenteuerfilm Laughing Anne war seine erste Produktion mit Republic und basierte auf einer Kurzgeschichte von Joseph Conrad. Die bunten Studiobauten stehen im krassen Gegensatz zu den Figuren: «Das Bedauern, das viele der Figuren empfinden, ist zentral und treibt diesen Seefahrerfilm voran, der das seltsame Gefühl vermittelt, ständig zurückzublicken, während die Zeit voranschreitet. Eine leise, epische Geschichte einer Frau, die zwischen den Fehlentscheidungen zweier Männer gefangen ist.» (Gina Telaroli, Il cinema ritrovato, 2018) (hb)

THE SUN SHINES BRIGHT

Sa 18.5. 15:00 Di 2 8.5. 20: 45

Sa 1 5.6. 18: 30

USA 1953, DCP, E/e*, 90

REGIE John Ford DREHBUCH Laurence Stallings, nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Irvin S. Cobb

KAMERA Archie J. Stout MUSIK Victor Young SCHNITT Jack Murray MIT Charles Winninger, Arleen Whelan, John Russell, Stepin Fetchit, Russell Simpson, Ludwig Stossel, Francis Ford, Paul Hurst, Grant Whithers, Milburn Stone, Slim Pickens.

The Sun Shines Bright, John Fords letzter Film für Republic, führte lange ein Schattendasein. Das Studio wusste nichts damit anzufangen und zerstückelte ihn auf 65 Minuten, die Kritik reagierte entsprechend ablehnend. Heute gilt The Sun Shines Bright über einen gutherzigen Richter im Süden der USA als einer von Fords besten Filmen überhaupt –nicht zuletzt auch für den Regisseur selbst, der diesen Film immer wieder als sein liebstes Werk bezeichnete. (hb) «Ein Herbstfilm voll komischer Spätsommerfülle und melancholischer Erwartung des Winters: Zeit der Ernte und Bewährung. Ford, Jahrgang 1895, so alt wie das Medium, variiert und vervollkommnet sein zwanzig Jahre zuvor gedrehtes Kinostück Judge Priest. Fairfield, Kentucky, tiefer Süden, Our-Little-TownIdylle nach dem Desaster des Civil War. Vor Veranden im Magnolienschatten nicht nur gloriose Säufer, schrullige Ladys und Liebende, sondern auch ein Mob lyncherpichter Rassisten. Ford stellt ihm den Rammbock eines einzelnen Pickwicker-Männchens entgegen. (…) Alle Kardinaltugenden des von Whiskey und Blut ausgiebig durchströmten Regisseurs sind in diesem seinem Lieblingsfilm vereint: Witz, Sentiment, Brio, entspannte Detailmalerei, die Stromschnellen von Phlegma, Rabaukenlust und Drama.» (Harry Tomicek, Österreich. Filmmuseum, Okt/Nov 2014)

HELL’ S HALF ACRE

Do 6.6. 20:45 So 9 .6. 15: 00

Sa 2 9.6. 18: 30

USA 1954, sw, 35 mm, E, 9 1

DREHBUCH Steve Fisher KAMERA

REGIE John H. Auer

John L. Russell jr. MUSIK R. Dale Butt s SCHNITT

Fred Allen MIT Wendell Corey, Evelyn Keyes, Elsa Lanchest er, Marie Windsor, Nancy Gates, Leonard Leonard Strong, Jesse White. 35mm restored print courtesy of the UCLA Film & Television Archive.

Per Zufall erkennt eine Kriegswitwe in einem Lied die Stimme ihres angeblich in Pearl Harbour verstorbenen Mannes wieder. Dieser ist in diverse kriminelle Machenschaften verstrickt und hält sich in Honolulu versteckt. In einem Hawaii, das überwiegend nach Sonnenuntergang gezeigt wird, in Räumen im Dämmerlicht und ausgetrockneten Flüssen macht sich die Frau nun auf die Suche nach ihm. Ein Jahr nach City That Never Sleeps beweist Republic-Stammregisseur John H. Auer einmal mehr, wie atmosphärisch dicht er einen Film noir inszenieren und Originalschauplätze nutzen kann. (hb)

«Als ich den Film zum ersten Mal sah, war ich sehr beeindruckt. Es ist eine tragische, vielschichtige Geschichte darüber, dass man seiner Vergangenheit nie entkommen kann. Die Komplexität der Beziehungen trägt dazu bei, und es gibt einige grossartige und erschütternde Leistungen von Wendell Corey, Philip Ahn und Leonard Strong. Der Film dreht sich aber vor allem um die Frauen. Sie sind alle stark und verletzlich und beherrschen die Leinwand, wann immer sie zu sehen sind.» (Gina Telaroli, mubi.com, 8.8.2018)

JOHNNY GUITAR

Do 16.5. 20:45 Mo 1 0.6. 18: 00

So  16.6. 15: 00

DOUBLE BILL ON DOUBLE BILL 20:00 (S. 11)

USA 1954, Farbe, 35 mm, E/ f/d*, 110

REGIE Nicholas Ray DREHBUCH Philip Yordan, nach dem gleichnamigen Roman von Roy Chanslor KAMERA Harry Stradling, Sr. MUSIK Victor Young SCHNITT Richard L. Van Enger MIT Joan Crawford, Sterling Hayden, Mercedes McCambridge, Scott Brady, Ward Bond, Ben Cooper, Ernest Borgnine, John Carradine, Royal Dano, Frank Ferguson, Paul Fix, Rhys Williams.

«Hätte Nicholas Ray nur diesen einen Film gedreht, ein Platz im Pantheon des Kinos wäre ihm dennoch sicher: ein Western, ‹in dem sich Pistolenschützen umkreisen wie Ballerinas› (François Truffaut), ein Kommentar zur McCarthy-Hexenjagd der Ära. Vienna, durch Schläue wohlhabend gewordene, darum verhasste Saloonbesitzerin, erhält widerstrebend Hilfe vom lakonischen Titelhelden Sterling Hayden, nachdem ihre hysterische Rivalin die Einwohner des Orts zum Lynchmob aufstachelt. Ein surreales Passionsspiel, von den wilden Farben des kurzlebigen Trucolor-Prozesses in den Olymp gehoben. Ganz in Weiss, vor glühend rotem Felshintergrund, sitzt Vienna am Klavier, als die schwarz wogende Meute hereinstürzt und ihr Lokal den Flammen überantwortet. Rays sanfter Lyrizismus trifft auf seine Faszination für Gewalt: eine ikonoklastische Kollision, in deren Furor sich schon die spätere Genre-Enthemmung durch den Italowestern abzeichnet.» (Christoph Huber, Österreich. Filmmuseum, Mai/Jun 2015)

A WOMAN ’ S DEVOTION

Fr 31.5. 18:30 Mi 5 .6. 20: 45 USA 1956, Farbe, DCP, E/e*, 88 ' REGIE Paul Henreid DREHBUCH Robert Hill KAMERA Jorge Stahl jr. MUSIK Les Baxter SCHNITT Richard L. Van Enger MIT Ralph Meeker, Janice Rule, Paul Henreid, Rosenda Monteros, Fanny Schiller, José Torvay.

Ein Jahr nach seiner legendären Rolle in Kiss Me Deadly (1955) zeigt sich Ralph Meeker in der Rolle eines frisch verheirateten Mannes, der in Acapulco zusammen mit seiner Frau die Flitterwochen geniesst. A Woman’s Devotion ist ein ungemein sinnlicher, geradezu sexuell aufgeladener Film, die Farben der Stadt, der Strand, das Sonnenlicht und Meeker in engem T-Shirt, der befreit und voller Freude spielt. Dann geschehen zwei Morde, der Mann wird verdächtigt. Er streitet jedoch alles vehement ab. Paul Henreids zweiter Film als Regisseur ist ein Sunshine-Noir, in dem die grossstädtischen Schattenwelten einer sonnendurchfluteten Landschaft weichen. A Woman’s Devotion steht für die künstlerischen Freiheiten, die sich den Republic-Mitarbeitenden innerhalb den Vorgaben des Genrekinos immer wieder boten. Mit einem kleinen Drehteam an Originalschauplätzen, einem Kriminalplot und Ralph Meeker und Janice Rule in den Hauptrollen schuf Henreid einen Film, der «sich anfühlt, als ob er nicht 1956, sondern in den 1990er-Jahren gedreht worden wäre». (Gina Telaroli, mubi.com, 8.8.2018) (hb)

10 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN
LAUGHING ANNE
HELL’S HALF ACRE A WOMAN’S DEVOTION

COME NEXT SPRING

Fr 14.6. 15:00 Do 2 0.6. 18: 30

USA 1956, Farbe, DCP, E, 92

REGIE R. G. Springsteen DREHBUCH Mon tgomery Pittman KAMERA Jack A. Marta MUSIK Max Steiner SCHNITT Tony Martinelli MIT Ann Sheridan, Steve Cochran, Walter Brennan, Sherry Jackson, Richard Eyer, Edgar Buchanan, Sonny Tufts.

Kurz nach der Geburt seines zweiten Kindes verlässt ein Mann seine Familie. Als vom Alkohol geläuterter Mann kehrt er zehn Jahre später zurück. Doch weder seine Frau noch die Dorfgemeinschaft heissen ihn mit offenen Armen willkommen. Er muss sich ihren Respekt zuerst wieder verdienen. Mit seinem Thema der Gemeinschaft und der Frage, wie sich ein Fremder darin integrieren kann, ist R. G. Springsteens Com e Next Spring eine entfernte Variation von Fords The Quiet Man Ganz im Zentrum stehen dabei Ann Sheridan als Farmersfrau und Steve Cochran (der sonst bekannt war für seine Rollen als Psychopath) als untreuer Ehemann: «Beide bieten wunderbare Schauspielleistungen; ihr erstes Wiedersehen, das mit reiner Aufrichtigkeit vorgetragen wird, ist ein Wunder an Dingen, die ungesagt bleiben. Der in Trucolor um Sacramento gedrehte Film ist auf eine Weise sentimental, die nicht als abwertend aufgefasst werden sollte. Er deutet an, was sowohl für Sheridan als auch für Cochran eine neue Richtung hätte sein können – aber es sollte nicht sein.» (Farran Smith Nehme, villagevoice.com, 6.2.2018) (hb)

STRANGER AT MY DOOR

Fr 24.5. 20:45 Mo 2 4.6. 18: 15

USA 1956, sw, DCP, E/e*, 85

REGIE William Witney DREHBUCH Barry Shipman

KAMERA Bud Thackery MUSIK R. Dale Butts SCHNITT

Howard A. Smith MIT Macdonald Carey, Patricia Medina, Skip Homeier, Stephen Wootton, Louis Jean Heydt, Howard Wright, Slim Pickens.

Der Outlaw Clay Anderson (Skip Homeier) und seine Gang rauben in einer Kleinstadt die Bank aus. Auf der Flucht vor den Gesetzeshütern brechen alle in eine andere Richtung auf. Als Clays Pferd zusammenbricht, sieht er sich gezwungen, Zuflucht in einer Farm zu suchen, die einem Prediger (Macdonald Carey) gehört. Schnell erkennt dieser, dass mit Clay etwas nicht stimmt. William Witneys Stranger at My Door ist ein atmosphärisch dichter Western, der nicht nur durch bildgewaltige Actionszenen besticht, sondern auch durch überraschend subtile und ambivalente Charaktere.

Witney war einer der wichtigsten Republic-Regisseure und für Quentin Tarantino «der unterschätzteste Actionregisseur in der Geschichte Hollywoods». Und: «Als Witney in den 50er-Jahren begann, Filme für Erwachsene zu drehen, brachte er einen Klassiker heraus: den Macdonald-Carey-Western Stranger at My Door , der die erstaunlichste und erschreckendste Sequenz in der Geschichte des Western-Kinos erzählt, wie ein wildes Pferd zugeritten wird.» (hb)

DOUBLE BILL ON DOUBLE BILL

Ein filmischer «Pas de deux»

Im leidenschaftlichen Gespräch aus zwei ganz unterschiedlichen Filmen ein stimmiges Duett machen – das ist das Prinzip des FilmpodiumFor mats «Double Bill on Double Bill». Die Spielregeln sind einfach: Die Autorin Elis abeth Bronfen und der Medienwissenschaftler Johannes Binotto wählen ein Werk aus unserem Programm und bringen es mit einem überraschenden, eigens ausgesuchten Film in Dialog. Let’s dance!

JOHNNY GUITAR

MARNIE

Do 16.5. 20:45 Mo 1 0.6 18: 00

So  16.6. 15: 00

Nicholas Ray, USA 1954, Farbe, 35 mm, E/ f/d*, 110 ' (Filmbeschrieb siehe S. 10)

DOUBLE BILL ON DOUBLE BILL

Mo 10.6. 20: 00

Fr 31.5. 20:45 Mo 1 0.6. 21: 15

Fr 28.6. 20: 45

Mit Elisabeth Bronfen und Johannes Binotto, 60 Rasende Eifersucht wegen einer Barbesitzerin in Arizona und se xuelle Obsessionen, hervorgerufen durch eine kleptomanische Trickbetrügerin. Das eine ist ein Western, das andere ein Psychothriller, den gängigen Genreregeln aber folgen beide Filme nicht. Kein Wunder, wurden Nicholas Rays JOHNNY GUITAR und Alfred Hitchcocks MARNIE von der damaligen Kritik verachtet und mauserten sich erst allmählich zu Kultfilmen. Die Irritation von einst macht sie gerade heute wieder interessant.

Alfred Hitchcock, USA 1948, Farbe, DCP, E/d*, 130 «Marnie ist mit wechselnder Identität in diversen Firmen unterwegs, um ihre kleptomanischen Bedürfnisse auszuleben. Ihr Vorgehen ist dabei immer dasselbe: Sie lässt sich als Sekretärin einstellen, bewährt sich als ehrliche Arbeitskraft und leert dann im geeigneten Augenblick den Firmensafe. Als ihr neuer Chef Mark Rutland sie dabei auf frischer Tat ertappt, zwingt er sie, seine Frau zu werden, um nicht von ihm angezeigt zu werden. Rutlands Interesse an der blonden, schönen und eiskalten Marnie setzt sich aus fetischistischer Bewunderung und dem seiner krankhaften Zuneigung entspringenden Bedürfnis zusammen, die Ursache für Marnies ‹Angewohnheiten› psychoanalytisch zu ergründen. In der Öffentlichkeit mimen Mark und Marnie ein glückliches Paar. Privat eskaliert die Situation allerdings bereits auf der Hochzeitsreise.» (Arte ­ Magazin, 2 2.11.2006)

Im Gespräch gehen Elisabeth Bronfen und Johannes Binotto den über raschen den Verbindungslinien zwischen diesen bei den filmi schen Querschlägern nach, deren gemeinsamen Lust an exzessiver Bildsprache, an einem überbordenden Einsa tz der Farbe Rot, an Regel bruch und Tabuthemen. In «Double Bill on Double Bill» entpuppen sich MARNIE und JOHNNY GUITAR als subversives Power­ Couple.

11 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN
Mit dem «Double Bill On Double Bill»-Ticket können Sie eine Vorstellung von JOHNNY GUITAR oder MARNIE zum reduzier ten Preis besuchen
an der
(nur
Kinokasse erhältlich).
AT MY DOOR
COME NEXT SPRING STRANGER
MAN IN BLACK  WANG BING BLACK   WANG

WANG B I NG

GEFÜHLVOLL RADIKAL

Wie kaum ein anderer Filmemacher hat Wang Bing den Wandel Chinas in den vergangenen 20 Jahren dokumentiert und begleitet. Seit seinem Debüt, Tie Xi Qu: West of the Tracks (2003), der monumentalen Chronik über den Niedergang eines Industrieviertels, konzentriert er sich in seinen vielfach preisgekrönten Dokumentarfilmen auf den Alltag einfacher Menschen. Er begleitet sie zurückhaltend und stets mit grosser Zuneigung und zeigt, wie sie sich dem Wandel der chinesischen Gesellschaft anpassen müssen. Immer wieder kehrt Bing auch zur Geschichte Chinas zurück und gibt seinen Protagonist:innen die Möglichkeit, von ihren teils überaus schmerzhaften Erlebnissen zu berichten. Die Retrospektive bietet die seltene Gelegenheit, dieses humanistische Kino auf der Leinwand zu entdecken, darunter auch Youth (Spring) und Man in Black, Wang Bings neuste Arbeiten. Wir freuen uns, Wang Bing am 12. Juni im Filmpodium begrüssen zu dürfen. In einem ausführlichen Gespräch wird er mit dem Filmemacher Cyril Schäublin über seine Arbeit sprechen.

Essay von Till Brockmann

Wang Bing ist eine herausragende Figur des zeitgenössischen Kinos und in jeder Hinsicht ein Einzelgänger. Seine Dokumentarfilme werden an allen grossen Festivals gezeigt und erhielten dort bereits unzählige Auszeichnungen. Das Lincoln Center (NY), die Tate Modern, das Centre Georges Pompidou und die Documenta 14 widmeten ihm Werkschauen. Und doch sind Ruhm und der Funkenregen grosser Bühnen das Letzte, was ihn bewegt. Was den zweifelsfrei wichtigsten Dokumentaristen der Volksrepublik China interessiert, ist nur eines: sein nächster Film.

Keines seiner Werke kam jedoch in China ins Kino, da er abseits und unabhängig von der unter straffer staatlicher Kontrolle stehenden Filmindustrie arbeitet. Wang ist trotz seiner Erfolge kein Aushängeschild, er zählt zu keiner Bewegung, und auch zu heimischen Berufskolleg:innen pflegt er wenig Kontakt. Seine Filme, explizit für die grosse Leinwand konzipiert, sind trotz der Unterstützung westlicher Geldgeber Low-Budget-Produktionen, denn Wang arbeitet mit einem minimalen Team am Set, oft sogar alleine, um sich grösstmögliche Autonomie zu bewahren. Seine dokumentarische Methode, das reine Beobachten, ohne Regieeingriffe, ohne Kommentar und (mit wenigen Ausnahmen) ohne Interviews, steht in der Tradition des Direct Cinema. Vergleiche mit den Begründern dieser dokumentarischen Methode und vor allem mit Frederick Wiseman, ihrem prominentesten Vertreter, liegen deshalb auf der Hand. Dennoch bestehen erhebliche Unterschiede zu diesen Autoren, und es verwundert

nicht, dass Bing, nach Vorbildern befragt, häufig Antonioni oder Tarkowski erwähnt, Regisseure, die – wenn auch im Spielfilm –genauso wie er grossen Wert auf die innere Dramaturgie einer Einstellung legten und Figuren immer auch über ihre Beziehung zum Handlungsraum erzählten. Schon sein erster Film, der in drei Teilen konzipierte Tie Xi Qu: West of the Tracks (2003), der bei vielen Filmkritiker:innen als einer der imposantesten der neueren Dokumentarfilmgeschichte gilt, schöpft Kraft aus dem Amalgam aus Protagonist:innen und Handlungsraum. Bei endlosen Zugfahrten durch verschneite und heruntergekommene Stahlindustrieanlagen im Nordosten Chinas, bei der Beobachtung der dort tätigen Menschen während der Arbeit oder in der Freizeit haben die zumeist tristen Handlungsschauplätze immer auch eine psychologische und seelische Dimension. Diesem ästhetischen Verfahren bleibt er treu bis hin zu seinem letzten Werk, dem in seiner Konsequenz eindrucksvollen Youth (Spring) (2023), der während fünf Jahren jugendliche Wanderarbeiter:innen der Textilindustrie begleitet. Die schäbigen Produktionsstätten und die noch schäbigeren Werkswohnungen, die uns fremd sind und doch durch die Beharrlichkeit der Kamera an Vertrautheit gewinnen, werden zu einer Art Lebensbühne: In diesen gleichzeitig realen und filmischen Räumen wird hart gearbeitet, gelitten, gestritten, um mehr Lohn gekämpft, doch auch herumgealbert, gelacht, geflirtet und der Resignation widerstanden. Auch das bitterarme Dorf im YunnanGebiet aus Three Sisters (2010) mit seinen verschlammten Strassen und Schweineställen, dem erbärmlichen Wohnhaus, an dessen offener Feuerstelle die kindlichen Protagonistinnen des Films ihre klammen Schuhe trocknen, ist nicht nur Bild des Schreckens, sondern für Wang auch ein natürliches Ambiente der «gelebten Erfahrung der Existenz der Mädchen», wie er es formuliert hat.

Teilnehmende Beobachtung Wang privilegiert den Dreh und nicht die spätere Montagearbeit als wichtigsten Schaffensmoment. Er sucht die Nähe zu seinen Protagonist:innen (für Three Sisters lebte er Monate im Dorf unter Verhältnissen, die ähnlich waren wie die im Film dargestellten), will sich von ihnen überraschen lassen, wartet darauf, dass ihr Leben die Geschichte von selbst entwickelt. Er passt den Rhythmus dem Geschehen, den Blickwinkel und die Kamerabewegungen der Handlungsentfaltung

an, und seine Tonspur bedient sich fast nur der realen Klangwelt – im Kriegsflüchtlingsdrama Ta’ang (2016) etwa ersetzt das gespenstisch in der Ferne zu hörende Artilleriefeuer das, was im Bild nicht gezeigt werden kann. Trotz der Full Immersion, der teilnehmenden Beobachtung, die den Regisseur fast zum Verschwinden bringt, ist Wangs Präsenz dennoch spürbar, denn sein neutraler und doch staunender Blick ist nicht der eines Protagonisten. Manchmal, selten (!), schauen seine Figuren in die Kamera oder richten sogar ein Wort an ihn, was in der Montage stehen gelassen wird: Puristen des Direct Cinema würden solche Momente herausschneiden, weil es an die Präsenz des Filmteams erinnert. Doch Wang ist so etwas egal, denn er ist kein Dogmatiker. Mehr als eine ideologiegeprägte Ästhetiktheorie führt ihn seine humanistische Haltung. Eine solche erlaubt ihm auch, die Balance zu finden zwischen dem stets etwas voyeuristischen Bedürfnis des Filmemachens und der Würde einer Sterbenden und ihrer Familie: So in Mrs. Fan g (2017), das in Locarno mit dem Goldenen Leoparden bedachte Porträt einer an Alzheimer erkrankten Greisin, das oft minutenlange Bilder ihres Leidens mit denen von Familienmitgliedern alterniert, die mal trauern, sich mal über Alltägliches unterhalten und dann wieder fischen gehen. Diese Schnittfolgen scheinen bei Wang nie erzählerisches Kalkül, sondern sind der Wunderlichkeit des Lebenden und des Vergänglichen geschuldet, die so in die Realität eingeschrieben ist und der Wang Bing mit sensibler und zugleich radikaler Offenheit begegnet. Bes onders bei der Montage ist eine Differenz zu Frederick Wiseman und anderen Verfechtern des Direct Cinema zu spüren. Während bei Letzteren zunächst zufällig erscheinende filmische Beobachtungen sich nach und nach zu einem logischen, rhetorischen Mosaik zusammenfügen, in dem einzelne Szenen ganz klar mit anderen in ein dialektisches Verhältnis treten, spielen solche kalkulierten dramaturgischen Strukturen bei Wang eine untergeordnete Rolle. Bei ihm triumphieren der Moment, der auch mal zehn Minuten ungeschnitten eingefangen wird, der affektive Rhythmus, eine Dramaturgie des Zufalls und der Überraschungen. Wie undogmatisch und adaptiv Wang arbeitet, beweist er auch mit Man in Black (2023), der ganz andere dokumentarische Saiten aufzieht. Hier inszeniert er den 86-jährigen modernen Komponisten Wang Xilin nackt auf einer Theaterbühne: In der ersten halben Stunde fährt die Kamera um dessen Körper herum und erhascht Spuren der Folter, in der zweiten berichtet der Komponist von seiner Verfolgung während der Kulturrevolution, Erzählungen, die wiederholt von seinen eigenen experimentellen Kompositionen übertönt werden.

Humanismus und Politik Obwohl Wang weit davon entfernt ist, dokumentarische «message pictures» zu drehen, und seine Haltung wie erwähnt immer einer tief empfundenen humanistischen Gesinnung entspringt, ist er dennoch auch eindeutig und dezidiert ein politischer Filmemacher. Er ist ein scharfsinniger und unerbittlicher Chronist der Wunden der Volksrepublik, sei es, wenn es um Opfer vergangener kommunistischer Säuberungsaktionen, sei es, wenn es um Verlierer des spektakulären heutigen Wirtschaftsbooms oder die unhaltbaren Zustände in einer psychiatrischen Anstalt ( ’Til Madness Do Us Part , 2013) geht. Sein Werk ist ein aufschlussreiches audiovisuelles Archiv volksrepublikanischer Gegenwart und Geschichte, das hoffentlich eines Tages auch von der einheimischen Bevölkerung genutzt werden kann.

Till Brockmann lehrt Filmwissenschaft an der Universität Zürich und ist Leiter der Semaine de la Critique am Locarno Film Festival. Daneben arbeitet er auch als Kura tor und Filmjournalist.

Das Programm entstand in Kooperation mit dem St adtkino Basel. Wir danken herzlich für die schöne Zusammenarbeit.

13 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN

TIE XI QU:

WEST OF THE TRACKS –PART I: RUST

Di 21.5. 18:30

China 2003, Farbe, DCP, Mand/e, 240 ' REGIE UND KAMERA Wang Bing SCHNITT Wang Bing, Adam Kerb y.

TIE XI QU:

WEST OF THE TRACKS –PAR T II: REMNANTS

Mo 27.5. 20: 00

China 2003, Farbe, DCP, Mand/e, 176 REGIE UND KAMERA Wang Bing SCHNITT Wang Bing, Adam Kerb y.

TIE XI QU:

WEST OF THE TRACKS –PAR T III: RAILS

Do 30.5. 18:15

China 2003, Farbe, DCP, Mand/e, 135 REGIE UND KAMERA Wang Bing SCHNITT Wang Bing, Adam Kerb y.

«Wang Bings epische dreiteilige Dokumentation Tie Xi Qu: West of the Tracks ist eine erstaunlich intime Aufzeichnung des schmerzhaften Übergangs Chinas von staatlich geführter Industrie zum freien Markt. Wang und sein Tontechniker Lin Xudong dokumentierten zwischen 1999 und 2001 akribisch den Niedergang des Industriegebiets Tie Xi in der Stadt Shenyang im Nordosten Chinas, einst leuchtendes Symbol einer blühenden sozialistischen Wirtschaft. Während Fabriken schliessen und Arbeiter nicht nur ihre Arbeitsplätze, sondern auch ihre Häuser und sozialen Netze verlieren, beobachten die Filmemacher das Ende einer Ära. Im ersten Teil, Rust (Rost), betreten wir die verfallenden staatlichen Fabriken, in denen die wenigen verbliebenen Arbeiter in einem Inferno aus Schmelzöfen und Feinstaub schuften, der so dicht ist, dass sie kaum etwas sehen können. (…) Der zweite Teil, Remnants (Überbleibsel), fokussiert sich auf das Quartier Rainbow Row und zeigt eine Gruppe von Teenagern und ihre Familien, wie sie mit der bevorstehenden Vertreibung umgehen. (…) Im dritten und herzzerreissendsten Teil, Rails (Schienen), erzählt Bing schliesslich die Geschichte von Du Xiyun und seinem TeenagerSohn Du Yang. Dieses zutiefst einfühlsame und humanistische Werk zeugt von einer verschwundenen Lebensweise und den wahren Kosten des Fortschritts.

‹Filmen Sie diesen Ort jetzt, denn es wird ihn nicht mehr lange geben›, rät einer von Wangs stoischen Fabrikarbeitern. Zu unserem Glück hat er das getan.»

(Jeannette Catsoulis, The New York Times, 18.4.2007)

FENGMING, A CHINESE MEMOIR HE FENGMING

Mi 19.6. 18:30

Hongkong/China/Frankreich 2007, Farbe, DCP, Mand/e, 186 REGIE Wang Bing DREHBUCH Yang Wang KAMERA Wang Bing SCHNITT Adam Kerby.

«Anfang der 2000er-Jahre begann Wang Bing mit der Arbeit an The Ditch , einem abendfüllenden Spielfilm, der in einem chinesischen Umerziehungslager spielt. Seine Recherchen für diesen Film führten ihn zu einer Frau namens He Fengming. Als er begann, sie zu filmen, wurde ihm klar, dass ihre Geschichte einen eigenen Film braucht. Fengming, a Chinese Memoir wurde über einen Zeitraum von sieben Tagen gedreht und zeigt eine Frau, die in ihrem Wohnzimmer sitzt und uns alles über ihr Leben erzählt, woran sie sich erinnern kann.» (Courtisane ­ Fe stival, 2018)

«Als ich He Fengming zum ersten Mal traf, hatte ich bereits von ihr und ihrer Arbeit gehört. Aber erst einige Jahre später entdeckte ich die hypnotische Qualität ihrer Geschichte dank ihres in China veröffentlichten Buches ‹Mein Leben im Jahr 1957›. 1957 war das Jahr, in dem die Anti-RechtsBewegung begann. Fengming beschreibt, wie sie und ihr Mann in die Umerziehungslager geschickt wurden, was für sie harte Arbeit, Hunger und Demütigung bedeutete – und für ihren Mann den Tod. In ihren späteren Jahren widersetzte sich Fengming dem Druck ihrer Umgebung und schrieb ihre Geschichte mit Tinte und unter Tränen auf.» (Wang Bing)

EINFÜHRUNG ZU

WEST OF THE TRACKS –

PART I: RUST

Di 21.5. 18:30

Vo n Till Brockmann, Filmwissenschaftler, 10'

MAN WITH NO NAME WU MING ZHE

Do 23.5. 20: 45 Sa 2 9.6. 15: 00

China 2010, Farbe, DCP, Mand/e, 92 REGIE Wang Bing KAMERA Wang Bing, Songyue Lu. Man with No Name, ein Film ohne Worte und in fast völliger Dunkelheit gedreht, zeigt einen Mann, der am Rand der Existenz lebt, allein in einer Notunterkunft: «Der Protagonist dieser Geschichte lebt weit weg von der Welt von Geist und Materie. Er ist vierzig Jahre alt und hat keinen Namen. Er hat sich seinen eigenen Überlebenszustand aufgebaut. Er geht oft in benachbarte Dörfer, kommuniziert aber nicht mit anderen Menschen. Er sammelt Reste und Abfälle, aber er bettelt nicht. Er streift durch die Ruinen verlassener Dörfer und wirkt dabei wie ein Tier und ein Geist zugleich. Unter dem politischen und wirtschaftlichen Druck werden die meisten Menschen nach und nach ihrer letzten Würde beraubt. Doch der Mensch bleibt immer ein Mensch. Er sucht immer nach Gründen, um weiterzuleben. Ich habe über einen langen Zeitraum gefilmt, zu allen Jahreszeiten und unter allen Bedingungen, um wesentliche Momente einfangen zu können.» (Wang Bing, États généraux du film documentaire, 2010) (lb)

THREE SISTERS SAN ZIMEI

Mi 12.6. 20:30 So 3 0.6. 17: 45

Hongkong/Frankreich 2012, Farbe, DCP, Mand/e/d*, 153 REGIE UND DREHBUCH Wang

«Die zehnjährige Yingying kümmert sich um ihre beiden jüngeren Schwestern Zhenzhen und Fenfen. Die drei leben mehr oder weniger allein in einem Bergdorf in der Provinz Yunnan. Der Vater arbeitet in einer weit entfernten Stadt, die Mutter hat die Familie schon vor Jahren verlassen. Ab und zu kümmern sich der Grossvater und eine Tante um die Schwestern – mehr schlecht als recht. In seinem vielfach ausgezeichneten Film wendet sich Wang Bing erstmals der Lebenswelt der verarmenden Landbevölkerung zu und dokumentiert ein tristes, vormodernes Dasein. In fast schon haptischen Aufnahmen voller Leben und Licht begegnet Wang seinen Protagonistinnen auf Augenhöhe, begleitet sie durch ihren gar nicht so kindlichen Alltag und lässt ihre Persönlichkeiten sich entwickeln.» (Dokumentarfilmwoche Hamburg, 2016)

WANG BING IM DIALOG MIT CYRIL SCHÄUBLIN

Mi 12.6. 18:30

We rkstattgespräch auf Deutsch und Man dar in mit deu tscher Übersetzung, 90'

Mit seinen Filmen über die Geschichte und den Wandel Chinas hat Wang Bing einige der herausragendsten Dokumentarfilme der vergangenen Jahrzehnte geschaffen. Gemeinsam mit Cyril Schäublin, selbst Regisseur und ein grosser Bewunderer seiner Filme, wird

Wang Bing über sein Werk sprechen. Im Zentrum steht dabei die Frage, welche Produktionsprozesse Wang Bing im Laufe der Jahre entwickelt hat und welche ästhetischen Entscheidungen sich daraus ergeben.

Für die Unterstützung danken wir:

14 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN
Bing KAMERA Huang Wenhai, Li Peifeng, Wang Bing SCHNITT Adam Kerby, Louise Prince. THREE SISTERS TIE XI QU: WEST OF THE TRACKS

4 16. MAI — 30.

JUN 2024

Mo  20

15:00 REPUBLIC PICTURES HELLFIRE

R. G. Springsteen, USA 1949, DCP, E/e*, 90

18:30 JOSEF HADER

AUFSCHNEIDER

David Schalko, Österreich 2010, Digital HD, D/d*, 177 '

Di  21

18:30 WANG BING

16. MAI — 30. JUN 2024

REPUBLIC PICTURES

PORTRÄT EINES FILMSTUDIOS

WANG BING

GEFÜHLVOLL RADIKAL

JOSEF HADER

NICHT GANZ LIEB MAI

Do  16

16:15 VORLESUNG: MATERIAL GHOSTS FILMTHEORIE IM ANTHROPOZÄN

Vorlesung von Prof. Dr. Volker Pantenburg

18:30 VORLESUNG: MATERIAL GHOSTS LES GLANEURS ET LA GLANEUSE

Agnès Varda, Frankreich 2000, DCP, F/d, 82

20:45 REPUBLIC PICTURES JOHNNY GUITAR

Nicholas Ray, USA 1954, 35 mm, E/f/d*, 110

Fr  17

15:00 SÉLECTION LUMIÈRE A FISH CALLED WANDA

Charles Crichton, USA/GB 1988, 35 mm, E/d/f, 108 '

18:30 REPUBLIC PICTURES MOONRISE

Frank Borzage, USA 1948, DCP, E/e*, 90

20:45 JOSEF HADER WILDE MAUS

Josef Hader, Deutschland/Österreich 2017, DCP, OV/d, 102 '

Sa  18

15:00 REPUBLIC PICTURES THE SUN SHINES BRIGHT

John Ford, USA 1953, DCP, E/e*, 90 '

18:30 JOSEF HADER KOMM, SÜSSER TOD

Wolfgang Murnberger, Österreich 2000, 35 mm, D, 107

20:45 CLASSICS

ALPHAVILLE, UNE ÉTRANGE AVENTURE DE LEMMY CAUTION

Jean-Luc Godard, Frankreich/Italien 1965, DCP, F/d*, 98

So  19

Premiere

In Anwesenheit von Cast/Crew

35-mm-Film-Kopie

16-mm-Film-Kopie

X/x Gesprochene Sprache/Untertitel

x* Elektronische Untertitel vom Filmpodium erstellt

OV Mehrere Originalsprachen

6 (8) Freigegeben ab 6 Jahren, empfohlen ab 8 Jahren

KINO

Nüschelerstr. 11, 8001 Zürich

T +41 44 415 33 66

www.filmpodium.ch

EINTRITTSPREISE

CHF 18.— / CHF 15.— (AHV/ Legi)

CHF 9.— (Alle unter 25 Jahren und Kulturlegi) Specials und Filme mit Überlänge: erhöhte Preise Vorverkauf zu den Kassenöffnungszeiten

ABONNEMENTE & VERGÜNSTIGUNGEN

• Filmpodium-Generalabonnement: CHF 400.— (freier Eintritt zu allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft)

• Filmpodium-Halbtaxabonnement: CHF 80.— (halber Eintrittspreis bei allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft)

• Programm-Pass: CHF 60.— (freier Eintritt zu allen Vorstellungen einer Programmperiode)

SOMMERPAUSE: 1.7. 15.8.2024

Mo  27

18:15 JOSEF HADER

DIAMANTENFIEBER

Peter Kern, Österreich 2012, DCP, D, 74

20:00 WANG BING

TIE XI QU: WEST OF THE TRACKS – PART II: REMNANTS

Wang Bing, China 2003, DCP, Mand/e, 176 '

Di  28

TIE XI QU: WEST OF THE TRACKS – PART I: RUST

Wang Bing, China 2003, DCP, Mand/e, 240 ' Mit Einführung von Till Brockmann, 10'

Mi  22

15:00 JOSEF HADER

KOMM, SÜSSER TOD

Wolfgang Murnberger, Österreich 2000, 35 mm, D, 107 '

18:15 REPUBLIC PICTURES

HOUSE BY THE RIVER

Fritz Lang, USA 1950, 35 mm, E/d*, 88

20:15 REPUBLIC PICTURES

THE QUIET MAN

John Ford, USA 1952, 35 mm, E/d*, 129

Mit Vortrag von Lukas Foerster REPUBLIC UND DAS KLASSISCHE HOLLYWOODKINO, 40'

Do  23

16:15 VORLESUNG: MATERIAL GHOSTS BLACKNESS UND INTERSEKTIONALITÄT Vorlesung von Prof. Dr. Volker Pantenburg

18:15 VORLESUNG: MATERIAL GHOSTS DAUGHTERS OF THE DUST

Julie Dash, USA 1991, DCP, E, 112

20:45 WANG BING MAN WITH NO NAME Wang Bing, China 2010, DCP, Mand/e, 92

Fr  24

15:00 CLASSICS ALPHAVILLE, UNE ÉTRANGE AVENTURE DE LEMMY CAUTION

Jean-Luc Godard, Frankreich/Italien 1965, DCP, F/d*, 98

18:15 JOSEF HADER SILENTIUM

Wolfgang Murnberger, Österreich 2004, 35 mm, D, 116 '

20:45 REPUBLIC PICTURES STRANGER AT MY DOOR

William Witney, USA 1956, DCP, E/e*, 85

Sa  25

15:00 FAMILIENFILM KIKIS KLEINER LIEFERSERVICE

Japan 1989, Farbe, Digital HD, D (Syn chron fassung), 103 6 (8) Anschliessend: FILM­WORKSHOP FÜR KINDER mit Julia Breddermann, 30'

18:30 REPUBLIC PICTURES CITY THAT NEVER SLEEPS

John H. Auer, USA 1953, DCP, E/e*, 90

20:45 JOSEF HADER ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN

Josef Hader, Österreich 2024, DCP, D/d, 95

So  26

15:00 JOSEF HADER VOR DER MORGENRÖTE

Maria Schrader, Deutschland/Österreich/ Frankreich 2016, DCP, D, 106

18:30 REPUBLIC PICTURES

WAKE OF THE RED WITCH

Edward Ludwig, USA 1948, 16 mm, E, 106

20:45 PREMIERE

MASTER GARDENER

Paul Schrader, USA 2022, Digital HD, E/d, 111

15:00 REPUBLIC PICTURES DRIFTWOOD

Allan Dwan, USA 1947, DCP, E, 88 ' 18:30 WANG BING

YOUTH (SPRING)

Wang Bing, Frankreich/Luxemburg/Niederlande 2023, DCP, Mand/e, 212

18:30 JOSEF HADER

DER ÜBERFALL

Florian Flicker, Österreich 2000, 35 mm, D, 84 20:45 REPUBLIC PICTURES

THE SUN SHINES BRIGHT

John Ford, USA 1953, DCP, E/e*, 90

Mi  29

15:00 JOSEF HADER

WILDE MAUS

Josef Hader, Deutschland/Österreich 2017, DCP, OV/d, 102 ' 18:30 VORTRAGSREIHE

RE:VISION 4 / 02

Vorlesung mit Filmausschnitten, präsentiert von Thomas Binotto, 90' 20:45 REPUBLIC PICTURES

HOUSE BY THE RIVER

Fritz Lang, USA 1950, 35 mm, E/d*, 88 '

Do  30

15:00 PREMIERE

MASTER GARDENER

Paul Schrader, USA 2022, Digital HD, E/d, 111 18:15 WANG BING

TIE XI QU: WEST OF THE TRACKS – PART III: RAILS Wang Bing, China 2003, DCP, Mand/e, 135 21:00 JOSEF HADER

INDIEN

Paul Harather, Österreich 1993, 35 mm, D, 90 '

Fr  31

15:00 JOSEF HADER

JAGDHUNDE

Ann-Kristin Reyels, Deutschland 2007, 35 mm, D, 86 '

18:30 REPUBLIC PICTURES

A WOMAN’S DEVOTION

Paul Henreid, USA 1956, DCP, E/e*, 88 20:45 REPUBLIC PICTURES

MARNIE

Alfred Hitchcock, USA 1964, DCP, E/d*, 130

JUN

Sa  1

15:00 JOSEF HADER

SILENTIUM

Wolfgang Murnberger, Österreich 2004, 35 mm, D, 116 18:30 CLASSICS

ALPHAVILLE, UNE ÉTRANGE AVENTURE DE LEMMY CAUTION

Jean-Luc Godard, Frankreich/Italien 1965, DCP, F/d*, 98 20:45 REPUBLIC PICTURES I’VE ALWAYS LOVED YOU Frank Borzage, USA 1946, 35 mm , E/e*, 117

So  2

15:00 REPUBLIC PICTURES

THE QUIET MAN

John Ford, USA 1952, 35 mm, E/d*, 129 18:00 WANG BING

’ TIL MADNESS DO US PART Wang Bing, Hongkong/Frankreich/Japan 2013, DCP, Mand/e/d*, 228

4

18:30 WANG BING

MRS. FANG

Wang Bing, Hongkong/Frankreich/Deutschland 2017, DCP, Mand/e, 86

20:45 JOSEF HADER

VOR DER MORGENRÖTE

Maria Schrader, Deutschland/Österreich/ Frankreich 2016, DCP, D, 106 '

Di  4

18:15 SÉLECTION LUMIÈRE

A FISH CALLED WANDA

Charles Crichton, USA/GB 1988, 35 mm, E/d/f, 108

20:45 REPUBLIC PICTURES

THAT BRENNAN GIRL

Alfred Santell, USA 1946, DCP, E/e*, 95 '

Mi  5

14:00 KINDERFILMCLUB

DIE ZAUBERLATERNE

Vorstellungen nur für Mitglieder (6- bis 12-Jährige)

16:00 KINDERFILMCLUB DIE ZAUBERLATERNE Vorstellungen nur für Mitglieder (6- bis 12-Jährige)

18:30 REPUBLIC PICTURES

THE PLUNDERERS

Joseph Kane, USA 1948, DCP, E/e*, 87 ' Online­Gespräch mit Gina Telaroli FREE REPUBLIC! in englischer Sprache, 30'

20:45 REPUBLIC PICTURES

A WOMAN’S DEVOTION

Paul Henreid, USA 1956, DCP, E/e*, 88

Do  6

15:00 REPUBLIC PICTURES DRIFTWOOD

Allan Dwan, USA 1947, DCP, E, 88 18:30 JOSEF HADER

ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN

Josef Hader, Österreich 2024, DCP, D/d, 95 20:45 REPUBLIC PICTURES

HELL’S HALF ACRE

John H. Auer, USA 1954, 35 mm, E, 91 '

Fr  7

15:00 JOSEF HADER

DIAMANTENFIEBER

Peter Kern, Österreich 2012, DCP, D, 74 ' 18:30 REPUBLIC PICTURES

FAIR WIND TO JAVA

Joseph Kane, USA 1953, 35 mm, E, 92 20:45 JOSEF HADER

DER KNOCHENMANN

Wolfgang Murnberger, Österreich 2009, 35 mm, D, 126

Sa  8

15:00 FAMILIENFILM

KIKIS KLEINER LIEFERSERVICE

Japan 1989, Farbe, Digital HD, D (Syn chron fassung), 103 ' 6 (8)

Anschliessend: FILM­WORKSHOP FÜR KINDER mit Julia Breddermann, 30' 18:15 REPUBLIC PICTURES

THE QUIET MAN

John Ford, USA 1952, 35 mm, E/d*, 129 21:00 PREMIERE

MASTER GARDENER

Paul Schrader, USA 2022, Digital HD, E/d, 111

So  9

15:00 REPUBLIC PICTURES

HELL’S HALF ACRE

John H. Auer, USA 1954, 35 mm, E, 91 ' 18:30 JOSEF HADER

ARTHUR & CLAIRE

Miguel Alexandre, Deutschland/Österreich/ Niederlande 2018, DCP, D, 98 20:45 REPUBLIC PICTURES

HOUSE BY THE RIVER

Fritz Lang, USA 1950, 35 mm, E/d*, 88

Mo  10

18:00 REPUBLIC PICTURES

JOHNNY GUITAR

Nicholas Ray, USA 1954, 35 mm, E/f/d*, 110 '

20:00 EIN FILMISCHER «PAS DE DEUX»

DOUBLE BILL ON

DOUBLE BILL

Elisabeth Bronfen und Johannes Binotto im Gespräch über JOHNNY GUITAR und MARNIE, 60'

21:15 REPUBLIC PICTURES

MARNIE

Alfred Hitchcock, USA 1964, DCP, E/d*, 130

Di  11

18:30 WANG BING YOUTH (SPRING)

Wang Bing, Frankreich/Luxemburg/Niederlande 2023, DCP, Mand/e, 212 '

Mi  12

15:00 REPUBLIC PICTURES

CITY THAT NEVER SLEEPS

John H. Auer, USA 1953, DCP, E/e*, 90

18:30 WANG BING

WANG BING IM DIALOG MIT CYRIL SCHÄUBLIN

Werkstattgespräch auf Deutsch und Mandarin mit deutscher Übersetzung, 90'

20:30 WANG BING

THREE SISTERS

Wang Bing, Hongkong/Frankreich 2012, DCP, Mand/e/d*, 153

Do  13

15:00 REPUBLIC PICTURES

MOONRISE

Frank Borzage, USA 1948, DCP, E/e*, 90 '

18:15 REPUBLIC PICTURES I’VE ALWAYS LOVED YOU

Frank Borzage, USA 1946, 35 mm , E/e*, 117

20:45 JOSEF HADER

DAS EWIGE LEBEN

Wolfgang Murnberger, Österreich/Deutschland 2015, DCP, D, 123

Fr  14

15:00 REPUBLIC PICTURES

COME NEXT SPRING

R. G. Springsteen, USA 1956, DCP, E, 92 '

18:30 WANG BING

MAN IN BLACK

Wang Bing, Frankreich/USA/GB 2023, DCP, Mand/e, 61

20:00 JOSEF HADER

AUFSCHNEIDER

David Schalko, Österreich 2010, Digital HD, D/d*, 177

Sa  15

15:00 OUSMANE SEMBÈNE – NACHSPIEL FAAT KINÉ

Ousmane Sembène, Senegal 2000, 35 mm, F/e*, 117 '

18:30 REPUBLIC PICTURES

THE SUN SHINES BRIGHT

John Ford, USA 1953, DCP, E/e*, 90

20:45 SÉLECTION LUMIÈRE

A FISH CALLED WANDA

Charles Crichton, USA/GB 1988, 35 mm, E/d/f, 108 '

So  16

15:00 REPUBLIC PICTURES

JOHNNY GUITAR

Nicholas Ray, USA 1954, 35 mm, E/f/d*, 110 '

18:30 JOSEF HADER

WILDE MAUS

Josef Hader, Deutschland/Österreich 2017, DCP, OV/d, 102

20:45 REPUBLIC PICTURES

HELLFIRE

R. G. Springsteen, USA 1949, DCP, E/e*, 90 '

Mo  17

18:00 PODIUMSDISKUSSION DER AUTOMOBILE MENSCH IRRWEGE EINER GESELLSCHAFT UND MÖGLICHE AUSWEGE

Gespräch mit Politiker:innen und Fachpersonen aus Verwaltung und Forschung

21:00 REPUBLIC PICTURES LAUGHING ANNE

Herbert Wilcox, USA/GB 1953, DCP, E, 90

Di  18

18:30 REPUBLIC PICTURES THE PLUNDERERS

Joseph Kane, USA 1948, DCP, E/e*, 87

20:45 JOSEF HADER JAGDHUNDE

Ann-Kristin Reyels, Deutschland 2007, 35 mm, D, 86

Mi  19

15:00 PREMIERE

MASTER GARDENER

Paul Schrader, USA 2022, Digital HD, E/d, 111 '

18:30 WANG BING FENGMING, A CHINESE MEMOIR

Wang Bing, Hongkong/China/Frankreich 2007, DCP, Mand/e, 186

Do  20

15:00 JOSEF HADER DER ÜBERFALL

Florian Flicker, Österreich 2000, 35 mm, D, 84

18:30 REPUBLIC PICTURES

COME NEXT SPRING

R. G. Springsteen, USA 1956, DCP, E, 92

20:45 JOSEF HADER

DER KNOCHENMANN

Wolfgang Murnberger, Österreich 2009, 35 mm, D, 126

Fr  21

15:00 JOSEF HADER ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN

Josef Hader, Österreich 2024, DCP, D/d, 95

18:30 REPUBLIC PICTURES

CITY THAT NEVER SLEEPS

John H. Auer, USA 1953, DCP, E/e*, 90

20:45 JOSEF HADER

VOR DER MORGENRÖTE

Maria Schrader, Deutschland/Österreich/ Frankreich 2016, DCP, D, 106

Sa  22

15:00 REPUBLIC PICTURES

DRIFTWOOD

Allan Dwan, USA 1947, DCP, E, 88 ' 18:30 JOSEF HADER

ARTHUR & CLAIRE

Miguel Alexandre, Deutschland/Österreich/ Niederlande 2018, DCP, D, 98 20:45 REPUBLIC PICTURES MOONRISE

Frank Borzage, USA 1948, DCP, E/e*, 90

So  23

15:00 REPUBLIC PICTURES LAUGHING ANNE

Herbert Wilcox, USA/GB 1953, DCP, E, 90 ' 18:15 OUSMANE SEMBÈNE – NACHSPIEL FAAT KINÉ

Ousmane Sembène, Senegal 2000, 35 mm, F/e*, 117

20:45 PREMIERE

MASTER GARDENER

Paul Schrader, USA 2022, Digital HD, E/d, 111

Mo  24

18:15 REPUBLIC PICTURES

STRANGER AT MY DOOR

William Witney, USA 1956, DCP, E/e*, 85

20:15 WANG BING

BITTER MONEY

Wang Bing, Frankreich/China 2016, DCP, Mand/e, 152

Di  25

18:15 JOSEF HADER

DAS EWIGE LEBEN

Wolfgang Murnberger, Österreich/Deutschland 2015, DCP, D, 123

20:45 REPUBLIC PICTURES

WAKE OF THE RED WITCH

Edward Ludwig, USA 1948, 16 mm, E, 106

Mi  26

14:00 KINDERFILMCLUB DIE ZAUBERLATERNE

Vorstellungen nur für Mitglieder (6- bis 12-Jährige)

16:00 KINDERFILMCLUB DIE ZAUBERLATERNE

Vorstellungen nur für Mitglieder (6- bis 12-Jährige)

18:30 VORTRAGSREIHE

RE:VISION 4 / 03

Vorlesung mit Filmausschnitten, präsentiert von Thomas Binotto, 90'

20:45 JOSEF HADER

INDIEN

Paul Harather, Österreich 1993, 35 mm, D, 90

Do  27

15:00 REPUBLIC PICTURES

THAT BRENNAN GIRL

Alfred Santell, USA 1946, DCP, E/e*, 95 '

18:15 REPUBLIC PICTURES

HELLFIRE

R. G. Springsteen, USA 1949, DCP, E/e*, 90 20:15 WANG BING

TA’ANG

Wang Bing, Hongkong/Frankreich 2016, DCP, Mand/e, 148 '

Fr  28

15:00 CLASSICS

ALPHAVILLE, UNE ÉTRANGE AVENTURE DE LEMMY CAUTION

Jean-Luc Godard, Frankreich/Italien 1965, DCP, F/d*, 98

18:30 REPUBLIC PICTURES

FAIR WIND TO JAVA

Joseph Kane, USA 1953, 35 mm, E, 92 20:45 REPUBLIC PICTURES

MARNIE

Alfred Hitchcock, USA 1964, DCP, E/d*, 130

Sa  29

15:00 WANG BING

MAN WITH NO NAME

Wang Bing, China 2010, DCP, Mand/e, 92 18:30 REPUBLIC PICTURES

HELL’S HALF ACRE

John H. Auer, USA 1954, 35 mm, E, 91 20:45 JOSEF HADER ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN

Josef Hader, Österreich 2024, DCP, D/d, 95 21:00 SPECIAL KARAOKE Veranstaltung in der Filmpodium­Lounge

So  30

15:00 JOSEF HADER PRIVAT

Josef Hader, Österreich 1994, Digital SD, D, 129 17:45 WANG BING

THREE SISTERS

Wang Bing, Hongkong/Frankreich 2012, DCP, Mand/e/d*, 153 20:45 REPUBLIC PICTURES

I’VE ALWAYS LOVED YOU

Frank Borzage, USA 1946, 35 mm , E/e*, 117

Mo  3
YOUTH (SPRING)  WANG BING

So 2.6. 18:00

Hongkong/Frankreich/Japan 2013, Farbe, DCP, Mand/e/d*, 228

REGIE UND DREHBUCH Wang Bing KAMERA Wang Bing, Liu Xianhui SCHNITT Adam Kerby, Wang Bing. «Wenn Bilder stinken könnten – diese täten es. Fast vier Stunden beobachtet Wang Bing das Dahinvegetieren in einer geschlossenen Anstalt. Getrennt in zwei Etagen leben hier Männer und Frauen, deren Vergehen unklar oder nichtig sind, ebenso wie ihre Zukunft. Die Situation der Internierten ist absurd, in der existenziell schmerzhaftesten Bedeutung des Begriffs. Unbefristet eingesperrt, zwischen nackten Mauern und einem vergitterten Innenhof, besteht ihr Leben aus repetitiven, sinnfreien Abläufen. Die Räume sind karg, alles starrt vor Schmutz, die Möglichkeit zum Rückzug gibt es für niemanden. Quasi auf sich selbst gestellt, organisieren die Insassen ihren Alltag zwischen Schlafen, Wachsein und Schlafen. Nur ab und zu kommen weiss bekittelte Wärter und verteilen Essen und die ruhigstellenden Pillen oder nehmen einen aufsässigen Neuankömmling noch einmal mit, bis auch er lethargisch seinen Alltag erduldet. Wang Bing gelingt das Kunststück, mit seiner Kamera eins mit den Insassen zu werden. Nur so kann er beobachten und dokumentieren und die Schamlosigkeit einer Gesellschaft sichtbar machen, die Menschen wie Abfall einlagert.» (Nuremberg International Human Rights Film Festival, 2015)

BITTER MONEY

KU QIAN

Mo 24.6. 20: 15

Frankreich/China 2016, Farbe, DCP, Mand/e, 152 REGIE Wang Bing KAMERA Maeda Yoshitaka, Liu Xianhui, Shan Xiaohui, Yang Song SCHNITT Dominique Auvray, Wang Bing.

«Xiao Min, Ling Ling und Lao Yeh sind gerade erst dem Teenageralter entwachsen und haben grosse Träume. Sie verlassen ihr Dorf in Yunnan, um als Arbeitskräfte nach Huzhou zu ziehen, einer florierenden Arbeiterstadt in der Nähe von Shanghai. Trotz prekärer Verhältnisse und zermürbender Arbeitsbedingungen wollen sie an ein besseres Leben glauben.» (La cinémathèque française, 2021)

«Ich bin im Norden Chinas aufgewachsen, und ich kenne die Menschen dort gut. Die Mentalität und die Arbeitsweisen der Menschen im Süden sind dagegen radikal anders. Ich musste mich einfühlen, versuchen zu verstehen, wie dieses sehr komplizierte soziale und wirtschaftliche Gefüge zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft funktioniert, und auch insofern verstehe ich diesen Film als eine Einführung, die zeigt, wie sich das wirtschaftliche Zentrum Chinas in dieser Region rund um den Blauen Fluss organisiert.» (Wang Bing, Libération, 22.11.2017)

TA’ANG

Do 27.6. 20:15

Hongkong/Frankreich 2016, Farbe, DCP, Mand/e, 148 REGIE UND DREHBUCH Wang Bing KAMERA Shan Xiaohui, Wang Bing SCHNITT Adam Kerby, Wang Bing.

«Nicht nur an den Grenzen zu und in Europa sind Menschen auf der Flucht. Die Ta’ang leben als ethnische Minderheit in Myanmar, seit Jahrzehnten gefangen zwischen dem burmesischen Bürgerkrieg und der chinesischen Grenze. 2015 flammte die Gewalt in der Region wieder auf und löste einen Exodus der Ta’ang nach China aus. An die 100’000 Geflüchtete, vornehmlich Frauen, Alte und Kinder, leben heute in der Provinz Yunnan quasinomadisch in unsteten Camps, in der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr. Wang Bing dokumentiert ein Leben in ständiger Bewegung, ohne Konstanz und in essenzieller Abhängigkeit von Lebensmittelspenden, Tagelöhnerjobs und Nachrichten aus der Heimat. In den Bildern von langen Märschen und nächtlichen Gesprächen an den Campfeuern wird das globale Phänomen ‹Flucht› zur individuellen Erfahrung.» (Dokumentarfilmwoche Hamburg, 2016)

MRS. FANG FANG XIUYING

Mo 3.6. 18:30

Hongkong/Frankreich/Deutschland 2017, Farbe, DCP, Mand/e, 86

REGIE UND DREHBUCH Wang Bing KAMERA Wang Bing, Shan Xiaohui, Ding Bihan SCHNITT Wang Bing, Dominique Auvray.

«Der Film verfolgt die letzten zehn Tage im Leben der chinesischen Bäuerin Fang Xiuying, einer 68-jährigen Frau, die an Alzheimer erkrankt ist. Sie kehrt zum Sterben in ihren kleinen Heimatort am Flussufer in der südöstlichen Provinz Zhejiang zurück. Dort liegt sie, umgeben von ihrer Familie, von Verwandten und Freunden. Bing zeigt das Leben der Leute, wie sie in der Nacht mit Stromstangen illegal fischen gehen, den Alltag bewältigen, sich um die alte Frau kümmern und über sie und ihr Leben diskutieren.» (Kunsthalle Zürich, Februar 2019)

«In einem der vielleicht schönsten Filme der Geschichte des Kinos bewegt sich die Kamera von Wang Bing wie ein äusserst Anteil nehmendes, filmendes Phantom durch eine Strasse und ein Haus in einer Stadt im Südosten Chinas. Der Film lässt uns Nachbarschaftsgesprächen über alles Mögliche lauschen, während Mrs. Fang sich in ihrem Bett liegend langsam, aber sicher jenem (unmöglich filmisch festzuhaltenden) Moment nähert, welcher uns alle irgendwann ereilen wird.» (Cyril Schäublin, Filmpodium, Apr/Mai 2023)

YOUTH (SPRING) QING CHUN (CHUN)

So 26.5. 18:30 Di 1 1.6. 18: 30 Frankreich/Luxemburg/Niederlande 2023, Farbe, DCP, Mand/e, 212 REGIE Wang Bing KAMERA Maeda Yoshitaka, Shan Xiaohui, Yang Song, Liu Xianhui, Bihan Ding, Wang Bing SCHNITT Dominique Auvray, Bingyuan Xu, Gong Liyo.

«Über fünf Jahre hinweg hat Wang Bing immer wieder in Zhili, dem Zentrum der chinesischen Kinderkleidungsindustrie gedreht. In überf üllten Räumen sitzen vornehmlich sehr junge Leute an ihren Nä hma schinen, die sie mit atemberaubender Geschicklichkeit bedienen. Meist stammen sie aus der Provinz und, wie sich mit der Zeit enthüllt, begreifen die harte Arbeit auch als Hintergrund f ürs Flir ten und Spasshaben sowie die Partnersuche. Die beengten Wohnverhältnisse befördern das noch. So ereignen sich nicht nur Arbeitskämpfe, Streiks und Lohnverhandlungen, es kommt auch zu beil ä ufig em Sex, ernsthaften Verliebtheiten, zu Trennung und Familiengr ündungen.» (Barbara Schweizerhof, Viennale, 2023)

MAN IN BLACK HEIYI REN

Fr 14.6. 18:30

Frankreich/USA/GB 2023, Farbe, DCP, Mand/e, 61 REGIE Wang Bing KAMERA Caroline Champetier SCHNITT Claire Atherton.

«Nicht im Anzug, wie der Titel es vielleicht vermuten liesse, betritt Wang Xilin die Bühne, sondern völlig nackt. Er streckt und beugt sich, er wirkt, als würde er sich mit der Umgebung vertraut machen, vollführt Stimmübungen, nimmt Platz am Klavier. Wang Xilin zählt zu Chinas wichtigsten Komponisten zeitgenössischer Musik, bereits in seiner Jugend verfasste er erste Symphonien. Wang Bing gibt dem 86-Jährigen mehr als nur ein bisschen Raum. Für sein Porträt schenkt er ihm das ganze Théâtre des Bouffes du Nord in Paris. Hier unternimmt Wang Xilin eine Rückschau auf sein von Tortur und Unterdrückung geprägtes Leben, rekapituliert die Drangsal im kommunistischen China, berichtet von ausgeschlagenen Zähnen und Albträumen, von Selbstmorden im intellektuellen Milieu. Dabei werden seine Auskünfte immer wieder durch imposante musikalische Arrangements untermalt, manchmal sogar von ihnen überstimmt. (…) Der Komponist macht sich zum Instrument seiner selbst, zum Medium einer gewaltsamen Epoche und teilt seine Empfindungen buchstäblich unverhüllt.» (Caroline Weidner, DOK Leipzig, 2023)

19 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN ’TIL MADNESS DO US PAR T FENG AI
BITTER MONEY MRS. FANG
AUFSCHNEIDER  JOSEF HADER

JOSEF HA DE R

Josef Hader ist Künstler, Kabarettist, Autor, Schauspieler und Regisseur. Aber er ist vor allem und immer Hader. Und fast könnte man schon sagen, es ist egal, was passiert, solange Hader passiert: Wenigen nimmt man so wie ihm den Grant und die Ruppigkeit als fast schon verzweifelte Gegenwehr einer sanftsensiblen Seele ab. Wenige verstehen es wie Hader, die komischen und tragischen Seiten des Lebens furios miteinander zu verknüpfen. Ob als zynischer Pathologe in Aufschneider, als planloser Ermittler Brenner in den Haas-Verfilmungen oder als resignierter Suizidkandidat in Arthur & Claire – mit leicht gebückter Haltung und Dackelblick stolpert Hader gezielt über die Fallstricke des Lebens, bezieht häufig Schläge, teilt sie mit resignierter Boshaftigkeit auch gerne selbst aus und spielt sich uns – nicht ganz lieb – mitten ins Herz. Das Filmpodium lädt anlä sslich des Kinostarts von Haders zweiter Regiearbeit Andrea lässt sich scheiden zur grausam-heiteren Hommage.

Josef Hader, 1962 geboren und im Waldviertel, einer infrastrukturell lange Zeit benachteiligten ländlichen Region Österreichs, aufgewachsen, begann 1982 mit dem Kabarett. Schon seine ersten Soloprogramme fanden Beachtung, schlagartig berühmt wurde er aber durch sein gemeinsam mit Alfred Dorfer verfasstes Theaterstück «Indien» (1991), das wenig später von Paul Harather verfilmt wurde. Der Erfolg war so nachhaltig, dass Hader und Dorfer bis heute zu den führenden Kabarettisten des Landes zählen.

Brutal und sentimenal

In Indien verkörpern sie zwei beamtete Hygieneinspektoren, die ländliche Gasthäuser unsicher machen. Bösel (Hader) ist ein ausgesprochen unangenehmer, selbstbezogener Kleinbürger, der die Wirte terrorisiert, sich bestechen lässt und auch seinen Kollegen Fellner (Typ: sensibler, aber trotzdem nicht sehr sympathischer Softie) sehr ruppig behandelt. Doch wie es in einem Buddy-Movie eben sein muss, nähern sich die beiden allmählich an, bis zum bitteren Ende. Es ist ein Stoff, wie er «österreichischer» gar nicht sein könnte. Das umstandslose Kippen von Aggression in Sentimentalität und umgekehrt, das jede:r im Lande gut kennt, macht aus Indien geradezu ein Volksstück, erkennbar

Brenner auf der Leinwand auftauchen würde. 2000 kam Komm, süsser Tod in die Kinos, 2004 folgte Silentium , 2009 Der Knochenmann und 2015 Das ewige Leben. Gemeinsam schufen Murnberger, Haas und Hader, der auch massgeblich an den Drehbüchern mitarbeitete, aus kongenialen Vorlagen grosses Kino. Die Filme beziehen einen nicht unwesentlichen Reiz aus dem reichlich vorhandenen österreichischen Lokalkolorit, den grossartigen Dialogen und dem deftigen Humor, der Aussenstehenden auch durch Untertitel nur schwer zu vermitteln ist.

Kaum Fernsehen

auch daran, dass bestimmte Gesten und Sätze aus dem Film («Danke, ganz lieb») in die Alltagssprache übergingen und bis heute zu hören sind.

Indien erreichte mehr als 200’000 Zuschauer:innen, eine für Österreich fast unerhör te Zahl, die nicht oft übertroffen wurde – und wenn, dann meistens von Josef Hader selbst. Allerdings dauerte es bis zum Jahr 2000, bis Hader wieder so eine grosse Filmrolle spielte. Warum, ist leicht erklärt. In den 1990er-Jahren tourte er als Kabarettist durch die Lande und war auch in Deutschland und in der Schweiz erfolgreich. Sein Programm «Privat» wurde mit über 500’000 Besucher:innen ein Meilenstein der österreichischen Kabarettgeschichte. Hader erzählt darin (vermeintlich) seine Lebensgeschichte mit einem gehörigen Schuss schwarzem Humor, viel Fantasie und einem abgründigen Witz, eine Kombination, die bis heute sein Markenzeichen ist. 2004 kam sein durchaus passend betiteltes Programm «Hader muss weg» heraus. Danach sollten 18 Jahre vergehen, ehe mit dem urkomischen, aber bitterbösen «Hader on Ice» ein weiteres Solokabarett folgte, 18 Jahre, die geprägt waren von Josef Haders wachsendem Erfolg als Filmschauspieler, Drehbuchautor und Regisseur.

Dauer-Brenner

In mittlerweile vier Filmen, allesamt von Wolfgang Murnberger, spielte Hader den abgehalfterten Ex-Polizisten und Ex-Privatdetektiv Simon Brenner, der aus den Romanen des ehemaligen Werbetexters und späteren Erfolgsautors Wolf Haas stammt. Dank einer eigenwilligen, zwischen Alltagsdeutsch und Fernseh-Kauderwelsch angesiedelten Sprache, einer souveränen Lakonie, knackigen Pointen und einem grimmigen Humor, der dem aus Haders Kabarett nicht unähnlich ist, wurden Haas’ Bücher, darunter mehrere Krimis, zu Bestsellern. Sein Antiheld Brenner ist ein zerknautschter, vom Schicksal gebeutelter Mann, der in seine Fälle eher hineinstolpert, als dass er sie annimmt, und der der Lösung eher entgegentaumelt, als dass sie seinen brillanten Recherchen zu verdanken wäre. Inspektor Columbo und Hauptkommissar Schimanski lassen grüssen, aber auch der legendäre österreichische (Anti-)Polizist Adolf Kottan. Es war nur eine Frage der Zeit, bis

Längst hat sich Josef Hader als einer der ausdrucksstärksten und eindringlichsten Filmschauspieler des Landes etabliert. Und längst überzeugt er nicht nur als Komödiant, sondern hat auch eine Anzahl ernsterer Rollen zu Buche stehen, so in Florian Flickers Der Überfall (2000), in dem er versehentlich in eine seltsame Geiselnahme verwickelt wird. Er überzeugte mit einer sehr zurückgenommenen Darstellung in Ann-Kristin Reyels’ Spielfilmerstling Jagdhunde (2007) und spielte eindringlich einen von Gewissensqualen zerfressenen Vergewaltiger in Nikolaus Leytners Ein halbes Leben (2009), eine Rolle, für die er mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Am verblüffendsten war vielleicht seine grosse, charismatische Darstellung des Literaten Stefan Zweig in Maria Schraders Biopic Vor der Morgenröte (2016), während er in der deutsch-österreichischniederländischen-Koproduktion Arthur & Claire (2017) von Miguel Alexandre, bei der er auch am Drehbuch mitschrieb, wieder das vertrautere Terrain einer schwarzen Komödie betrat: Arthur reist nach Amsterdam, um sich per Sterbehilfe aus dem Leben zu verabschieden, weil er Lungenkrebs hat. Bei seinem Abschiedsessen mit sich selbst wird er jedoch empfindlich gestört. Ebenfalls 2017 erschien Haders Regiedebüt Wilde Maus, ein leicht melancholisches, nicht mehr wie früher ausschliesslich auf Pointen abzielendes Porträt eines alternden Mannes, das sogleich in den Wettbewerb der Berlinale eingeladen wurde. Auch seine zweite Regiearbeit, Andrea lässt sich scheiden , eine Art ländliches Gegenstück zur städtischen Wilden Maus , feierte kürzlich in Berlin Weltpremiere. Beide Regiearbeiten sind geprägt von einer Art komischer Verzweiflung, die die Hauptfiguren im Griff hat. Den Regisseur Hader zeichnet aus, dass er diese Menschen mit grossem Verständnis, ja fast schon mit Zärtlichkeit betrachtet, auch wenn oder gerade weil sie «fehlerhaft» sind. Im Fernsehen macht sich Josef Hader bewusst rar («Ich muss nicht jeden Tag aus dem Kastl schauen»). Umso bedeutsamer ist es, dass eine seiner besten Arbeiten, der Zweiteiler Aufschneider (2010), den er gemeinsam mit Regisseur David Schalko schrieb, ein TV-Film ist. Hader spielt in der pechschwarzen Komödie einen griesgrämigen Pathologen in einem Wiener Krankenhaus, der ständig im Clinch ist mit Ex-Frau, Tochter, Kolleg:innen und Vorgesetzten. Aber egal, ob Kino, Fernsehen oder Kabarettbühne: Josef Hader ist ein so vielschichtiger, einfühlsamer und kreativer Künstler, dass ihm die Wanderungen zwischen den Genres und den Metiers mit scheinbar müheloser Leichtigkeit gelingen. Und obwohl Hader sich so gut wie nie (tages-) politisch äussert, erzählen seine Programme und seine Filme auch sehr viel von den (negativen) Veränderungen in der österreichischen Gesellschaft.

Andreas Ungerböck, geboren 1960. Studium der Theaterwissenschaft und der Publizistik in Wien, Dissertation über Rainer Werner Fassbinder. Zahlreiche Publikationen im In ­ und A usland. Kurator von Retrospektiven zum asiatischen Kino, langjähriger Mitarbeiter des Filmfestivals Viennale, von 2005 bis 2022 Ko ­ Herausgeber des Filmmagazins «ray». Zahlreiche Buchveröffentlichun gen, u.a. « Josef Hader. Filme und mehr» (2017).

21 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN
Essay von Andreas Ungerböck ARTHUR & CLAIRE

INDIEN

Do 30.5. 21: 00 Mi 26 .6. 20: 45

RE:VISION 18:30  (S. 24 )

Österreich 1993, Farbe, 35 mm, D, 90

REGIE Paul Harather DREHBUCH Paul Harather, Josef Hader, Alfred Dorfer KAMERA Hans Selikovsky MUSIK Ulrich Sinn SCHNITT Andreas Kopriva MIT Josef Hader, Alfred Dorfer, Maria Hofstätter, Karl Markovics, Linde Prelog, Karl Künstler.

«Der Spiesser Fellner (Alfred Dorfer) und der versoffene Wiener Bösel (Josef Hader) zuckeln in Bösels verdreckter Karre durch die austrische Provinz. Sie kontrollieren Gaststätten, und zwar die der unteren, fettigen Kategorie. Fellner nervt den Kollegen mit neunmalklugem Geschwätz über Nahrung und Kultur, Bösel wiederum eckt mit seinem hundsgemeinen Fahrstil und dem Standardspruch ‹Gehn S’ scheissen!› an. Aber auf wundersame Weise kommen sich die Herren Inspektoren auf ihrer Tour doch noch näher … 1991 feierten die Kabarettisten Dorfer und Hader mit ihrem selbst verfassten Bühnenstück in Österreich Erfolge. Auch die Kinoversion avancierte zum Publikumshit. ‹Eine Metapher aufs pralle Leben›, urteilte die Jury des Max-OphülsPreis-Festivals 1994 – und eine köstliche, rabenschwarze Provinzposse!» (tvtoday.de)

PRIVAT

So 30.6. 15:00

Österreich 1994, Farbe, Digital SD, D, 129 ' REGIE Josef Hader MIT Josef Hader. Aufgezeichnet in der Burgarena Finkenstein.

«Modernes Kabarett muss Stand-up-Qualität haben. So setzt sich Josef Hader einfach hin und holt alles aus sich raus. Ohne grosses Tralala rundherum. Was ganz privat, mit einer Geburt mit Hornbrille, beginnt, entwickelt sich zur fantastischen Reise: von der Wiener Kanalisation ins eigene Hirn, um die halbe Welt und fast bis zum Mond. In Paris lernt Hader den Ast kennen, der auf den ChampsElysées einst Ödön von Horváth erschlagen hat. In Nairobi begegnet er dem ‹König von Afrika›, der dem zynischen Europäer die Leviten liest: ‹Macht’s weiter so. Aber sagt’s net Demokratie!› Es gibt Begegnungen mit Gott, Teufel, den Lemmingen in Australien, Reinhold Messner und dem ‹Stoascheidder Koarl›.» (player.hader.at)

KOMM, SÜSSER TOD

Sa 18.5. 18:30 Mi 2 2.5. 15: 00

Österreich 2000, Farbe, 35 mm, D, 107

REGIE Wolfgang Murnberger DREHBUCH Wolfgang Murnberger, Josef Hader, Wolf Haas, nach dem gleichnamigen Roman von Wolf Haas KAMERA Peter von Haller MUSIK Sofa Surfers SCHNITT Evi Romen MIT Josef Hader, Simon Schwarz, Barbara Rudnik, Nina Proll, Michael Schönborn.

«Zwischen den Rettungsfahrervereinen der Stadt herrscht Krieg. Gekämpft wird mit allen Mitteln – um Macht und Geld, um Ruhm und Einfluss, vor allem aber um die Verlassenschaft reicher Patienten. Mittendrin Expolizist Brenner (Josef Hader), der nun als Sanitätsfahrer arbeitet und eigentlich nur seine Ruhe haben will. Doch als im Spital ein Doppelmord passiert und ein Rettungsdienstkollege erwürgt wird, erwacht Brenners Spürsinn.» (tv.orf.at)

«Mit viel Blaulicht und einer über Leichen gehenden Handlung legt der Film ein unglaubliches Tempo vor, das paradoxerweise zum Laufsteg der Langsamkeit seines Helden wird. Ein Liebespaar, das beim Akt von einer einzigen Kugel durchschossen wird, ein mit seinem eigenen Goldkettchen erwürgter Sanitäter, Auspuffgase, die in Krankenwagen umgeleitet werden – alles Ereignisse, die letztlich dazu führen, dass Brenner das Hohe Lied des Grantelns in allen Tonlagen durchspielen kann. Und da das Granteln bei Brenner ein fast schon philosophischer Akt ist, freut man sich ständig auf den nächsten Ausbruch.» (Anke Leweke, taz. am Wochenende, 22.9.2001)

DER ÜBERFALL

Di 28.5. 18:30 Do 2 0.6. 15: 00 Österreich 2000, Farbe, 35 mm, D, 84 REGIE Florian Flicker DREHBUCH Florian Flicker, Susanne Freund KAMERA Helmut Pirnat MUSIK Hannes Strobl, Sam Auinger SCHNITT Monika Willi MIT Roland Düringer, Josef Hader, Joachim Bissmeier, Sonja Romei, Ulrike Beimpold.

«Als wäre die Lage für Andreas Berger – geschieden, arbeitslos, geduldete Unterkunft bei der Familie seiner Schwester – nicht schon übel genug, steht auch noch der Geburtstag seines Sohnes an. Um genug Geld für die fälligen Alimente und ein paar schöne Stunden für seinen Sohn aufzutreiben, entschliesst er sich zum Überfall auf einen Supermarkt – aber dafür reichen die Nerven nicht. Seine Panik verschlägt ihn in die Schneiderei nebenan, wo der Inhaber Josef Böckl gerade an einer Hose für Dauerkunde Werner Kopper herumschustert. Der entnervte Andreas will eigentlich nur das bisschen Geld aus der Kasse und dann gleich verschwinden – aber inzwischen ist der Supermarkt gegenüber tatsächlich überfallen worden und die Polizei hat den Häuserblock abgesperrt. Und da sitzen die drei Kleinbürger nun auf engstem Raum fest und machen sich alsbald das Leben zur Hölle.»

(Christoph Huber, filmzentrale.com)

JAGDHUNDE

«Was ist das nun? Eine Komödie? Ein Tragödie? Eine Tragikomödie? Nein, alles falsch. Der Überfall ist ein österreichischer Katastrophenfilm, und in diesem eigenwilligen Genre sind Humor und Drama sehr schwer zu trennen bzw. stehen oft sogar für dasselbe. (…) In Anbetracht der ziemlich abwegigen, fast surrealen Handlung könnte man bei Der Überfall darauf verfallen, in dem Film eine überzogene Farce zu sehen. Doch das gelingt nicht. Dafür sind die Figuren zu natürlich, zu echt, als dass man sie und den Film so einfach als Hirngespinst abtun könnte. Die Information, dass der Film auf einer wahren Begebenheit beruht, verwundert einen da auch kaum mehr. In Wien ist, noch dazu während der Faschingszeit, eben fast alles möglich.» (Michael Haberlander, artechock.de)

SILENTIUM

Fr 24.5. 18:15 Sa 1 .6. 15: 00 Österreich 2004, Farbe, 35 mm, D, 116 ' REGIE Wolfgang Murnberger DREHBUCH Wolfgang Murnberger, Josef Hader, Wolf Haas, nach dem Roman «Silentium!» von Wolf Haas KAMERA Peter von Haller MUSIK Sofa Surfers SCHNITT Evi Romen MIT Jose f Hader, Simon Schwarz, Joachim Król, Maria Kö stlinger, Udo Samel, Tini Kainrath, Christoph Schlingensie f.

« Silentium (2004) verlor gegenüber dem Roman ‹Silentium!› zwar das Ausrufezeichen, aber nichts von seiner schneidenden Schärfe und Häme gegenüber der kulturellen und klerikalen Schickeria der Festspielstadt Salzburg – im Gegenteil. Brenner ist diesmal Kaufhausdetektiv und erwischt ausgerechnet die Tochter des Festspielpräsidenten, Konstanze Dornhelm (Maria Köstlinger), beim Stehlen. Daraufhin wird er von seinen Vorgesetzten gefeuert, aber postwendend von Konstanze engagiert, um den ‹Unfall› ihres Mannes aufzuklären, der erst kurz zuvor mit Enthüllungen über seine Jugend in einem katholischen Konvikt an die Öffentlichkeit gegangen war. Der Mann, der ihn damals angeblich sexuell belästigt haben soll, ist jetzt nichts Geringeres als Erzbischof von Salzburg. Ein heftiger Stoff, fürwahr, heftig umgesetzt, und recht schonungslos, was Namen und Institutionen betrifft.» (Andreas Ungerböck, «Josef Hader. Filme und mehr», 2017)

JAGDHUNDE

Fr 31.5. 15:00

Di 1 8.6. 20: 45

Deutschland 2007, Farbe, 35 mm, D, 86 REGIE Ann-Kristin Reyels DREHBUCH Ann-Kristin Reyels, Marek Helsner KAMERA Florian Foest MUSIK Henry Reyels SCHNITT Halina Daugird MIT Josef Hader, Constantin von Jascheroff, Luise Berndt, Sven Lehmann, Ulrike Krumbiegel, Judith Engel. «Es ist kurz vor Weihnachten. Henrik und sein 16-jähriger Sohn Lars bewohnen gemeinsam einen alten Bauernhof in der Uckermark. Die dazugehörige Scheune soll zu einem Hochzeitshotel umgebaut werden. Als Fremde werden sie von den Ansässigen isoliert. Die Beziehung zwischen Lars und Henrik ist in Sprachlosigkeit gefangen. Als Lars vom Verhältnis seines Vaters zu seiner Tante Jana erfährt, fühlt er sich noch stärker ausgeschlossen. Doch dann lernt Lars Marie, die Tochter des Imbissbesitzers, kennen. Gemeinsam streifen sie durch die verschneite Landschaft, die wie verzaubert wirkt, und machen die Erfahrung, dass Verstehen nicht unbedingt mit Sprechen zu tun haben muss. Das Familienchaos zum Fest der Liebe ist dann allerdings perfekt, als überraschend auch noch Lars’ Mutter mit ihrem Liebhaber auftaucht. Der zukünftige Ort für Hochzeitspaare wird ein Schlachtfeld der Gefühle.» (Berlinale 2007) « Jagdhunde ist eine Familienkomödie voller Verrücktheit und von verstörender Offenheit. Es ist eine intelligente, dabei sehr ergreifende Arbeit mit einem Auge für die Wirklichkeit und einem Herz für die Einsamen. Man kann sie zugleich aber auch als eine zeitgemässe Version von Franz Schuberts ‹Winterreise› ansehen.» (Rüdiger Suchsland, artechock.de)

DER KNOCHENMANN

Fr 7.6. 20:45 Do  20.6. 20:45 Österreich 2009, Farbe, 35 mm, D, 126 REGIE Wolfgang Murnberger DREHBUCH Wolfgang Murnberger, Josef Hader, Wolf Haas, nach dem gleichnamigen Roman von Wolf Haas KAMERA Peter von Haller MUSIK Sofa Surfers SCHNITT Evi Romen MIT Josef Hader, Birgit Minichmayr, Josef Bierbichler, Simon Schwarz, Pia Hierzegger.

«Jetzt ist schon wieder was passiert. Ein Mann namens Horvath ist verschwunden. Unwillig begibt sich der lakonische Privatdetektiv Brenner auf die Suche nach dem Vermissten. Die Spur führt in die Provinz, genauer gesagt zum ‹Löschenkohl›, einer gigantischen Backhendlstation, wo wöchentlich Tausende Hühner bis auf die Knochen abgenagt werden. Welche Gefahren sich dort verbergen, bemerkt Brenner beinahe zu spät – die junge Wirtin hat ihm so sehr den Kopf verdreht, dass er am Ende froh sein muss, diesen noch am Hals zu haben.» (Diagonale, 2009)

«Der Knochenmann ist so viel mehr als nur ein tiefst schwarzhumoriger Krimi: Wie alle wirklich grossen Komödien geht er konsequent dahin, wo es wehtut. Wie alle wirklich grossen Komödien versteht er, dass Humor nicht zuerst eine Sache der Geschehnisse ist, sondern eine Sache des Blicks, der Betrachtungsweise. (…) Ein Humor, der entblösst, wie lächerlich das menschliche Streben und Sterben, Leben und Lieben ist, wenn man einen Schritt zurücktritt davon, und der dennoch nahe genug dranbleibt, um mitfühlend zu sein.» (Thomas Willmann, artechock.de)

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KOMM, SÜSSER TOD

AUFSCHNEIDER

Mo 20.5. 18: 30 Fr 1 4.6. 20: 00

Österreich 2010, Farbe, Digital HD, D/d*, 177 REGIE David Schalko DREHBUCH Josef Hader, David Schalko KAMERA Marcus Kanter SCHNITT Evi Romen MIT Josef Hader, Oliver Baier, Pia Hierzegger, Ursula Strauss, Tanja Raunig.

Wien, Margaretenspital: Chefpathologe Dr. Fuhrmann (Josef Hader) ekelt sich vor lebenden Menschen, seine Kollegin Dr. Wehninger (Pia Hierzegger) weigert sich, ihren toten Vater aufzuschneiden, seine Assistenten Max (Raimund Wallisch) und Moritz (Georg Friedrich) sind in dubiose Geschäfte mit der Bestatterin Anke (Meret Becker) verwickelt, und seine Teenager-Tochter Feli (Tanja Raunig) will wieder bei ihm einziehen, landet stattdessen aber im Bett des neuen Assistenzarztes Winkler (Manuel Rubey). Fuhrmanns Hassobjekt ist der Chirurg Dr. Böck, dem er seit Jahren einen Kunstfehler nachweisen will. Als er herausfindet, dass der arrogante Böck seine Ex-Frau Karin (Ursula Strauss) «pudert», gerät seine Welt aus den Fugen… (lb) «Hader ist ganz bei sich. (…) Jeder Dialog ist ein Duell, in dem es darum geht, zu punkten, Angriffe abzuwehren und sich auf keinen Fall unterkriegen zu lassen, auch wenn man gerade vom Gegner die Fresse poliert bekam, was im Film wörtlich zu nehmen ist.» (Gerald Kleffmann, Süddeutsche Zeitung, 18.5.2012)

DIAMANTENFIEBER

Mo 27.5. 18:15

Fr 7 .6. 15: 00

Österreich 2012, Farbe, DCP, D, 74 REGIE UND DREHBUCH Peter Kern KAMERA Peter Roehsler SCHNITT Wolfgang Auer MIT Josef Hader, Johannes Nussbaum, Anna Posch.

«Auf sich allein gestellt sorgt der 16-jährige Hans nach dem Tod der Eltern für seine Oma und seine vier Geschwister. Die Familie ist vom Zugriff des Sozialamtes bedroht, und Hans lässt sich auf die kriminellen Machenschaften seines Onkels ein, weil er sich vom schnellen, grossen Geld die Lösung seiner Probleme verspricht. Stattdessen trifft er auf noch mehr Schwierigkeiten und ein ‹poor little rich girl›. Gemeinsam erkämpfen sie sich wider alle Wahrscheinlichkeit und gegen jeden Realitätssinn den guten Ausgang der Geschichte. So muss das auch sein. Denn, so [der Journalist] Philipp Bühler: ‹Kerns Sympathie mit den Aussenseitern und Verletzten ist so radikal wie sein Kino aktuell und notwendig.› Und wo blieben wir ohne Hoffnung?» (Viennale 2012)

«Die Revolution ist ‹low budget›. So liesse sich Peter Kerns Gesamtwerk umschreiben. Der österreichische Säulenheilige der Underdogs verfilmt mit Diamantenfieber den Traum vom schnellen Geld – irgendwo zwischen Krimikomödie und Sozialmärchen. Mit Josef Hader ist Kern ein echter Besetzungscoup gelungen. Der engagierte Schauspieler liess es nicht nehmen, im unfassbarsten Paisley-Muster der Filmgeschichte gewandet dabei zu sein. Das junge Schauspieltalent Johannes Nussbaum schnupft die berühmte Konkurrenz allerdings mit links und erhielt dafür auch den DiagonaleSchauspielpreis 2013. (…) Ein hinreissendes Stück Kino – zornig verträumt, herzerwärmend.» (Julia Pühninger, Skip Kinomagazin, Mai 2013)

DAS EWIGE LEBEN

Do 13.6. 20:45 Di 2 5.6. 18: 15

Österreich/Deutschland 2015, Farbe, DCP, D, 123 REGIE Wolfgang Murnberger DREHBUCH Wolfgang Murnberger, Josef Hader, Wolf Haas, nach dem gleichnamigen Roman von Wolf Haas KAMERA Peter von Haller MUSIK Sofa Surfers SCHNITT Evi Romen MIT Josef Hader, Tobias Moretti, Nora von Waldstätten, Roland Düringer, Christopher Schärf, Margarethe Tiesel.

«Der Brenner, dessen fortschreitender sozialer Abstieg den einstigen Bullen in Das ewige Leben allmählich aussehen lässt wie einen Bahnhofspenner, geht nach Graz-Puntigam. Da hat er eine Hausruine geerbt, wo er schon sonst nix hat ausser Pech und der ewigen Migräne. Kaum angekommen am Ort süsser Jugend, knatternder Mopeds, erster Liebe und alter Kumpeltouren, holt ihn die Vergangenheit mit Macht und Kopfschüssen aus einer Walter PPK wieder ein. Dachte man nach Der Knochenmann schon, düsterer gehts im schwarzhumorigen Verlierer-Universum frei nach Wolf Haas’ Krimivorlagen nimmer, zeigt einem das Trio Haas, Hader, Murnberger, dass das doch geht. Allerdings auf die stillere, unblutigere, psychodramatischere Tour.»

(tagesspiegel.de, Gunda Bartels, 17.3.2015)

VOR DER MORGENRÖTE

So 19.5. 15:00 Mo 3 .6. 20: 45

Fr 2 1.6. 20: 45

Deutschland/Österreich/Frankreich 2016, Farbe, DCP, D, 106 REGIE Maria Schrader DREHBUCH Maria Schrader, Jan Schomburg KAMERA Wolfgang Thaler MUSIK Tobias Wagner SCHNITT Hansjörg Weissbrich MIT Josef Hader, Barbara Sukowa, Aenne Schwarz, Matthias Brandt, Charly Hübner.

«Der österreichisch-jüdische Schriftsteller Stefan Zweig (1881–1942) ist bereits seit zwei Jahren auf der Flucht, als er 1936 zum PENKongress nach Buenos Aires reist, wo man ihn bedrängt, die Barbarei des Naziregimes öffentlich zu verurteilen. Doch der überzeugte Pazifist will sich weder für einen Krieg aussprechen, noch hält er eine Widerstandsgeste ohne persönliches Risiko für sinnvoll. Je länger er im Exil lebt, desto schwerer fällt es ihm, seine öffentliche Zurückhaltung aufrechtzuerhalten. Ein in virtuoser Strenge komponierter Film über Zweigs Exiljahre, der in fünf Episoden kenntnis- und detailreich die Konfliktlage nachzeichnet, wobei der Weg über New York bis zu Zweigs letztem Zuhause im Dschungel-Ort Petrópolis führt. Ein- und ausgeleitet von zwei grandiosen Plansequenzen, erweist sich der Film als ein Gesamtkunstwerk, das auch in langen Dialogpassagen von der wunderbaren Verkörperung Zweigs durch Josef Hader getragen wird.» (Alexandra Wach, Filmdienst, 2016)

WILDE MAUS

Fr 17.5. 20:45 Mi 2 9.5. 15: 00

So  16.6. 18:30

Deutschland/Österreich 2017, Farbe, DCP, OV/d, 102 REGIE UND DREHBUCH Josef Hader KAMERA

Andreas Thalhammer, Xiaosu Han SCHNITT Ulrike Kofler, Christoph Brunner, Monika Willi MIT Josef Hader, Pia Hierzegger, Jörg Hartmann, Georg Friedrich, Denis Moschitto.

«Der zynische Musikkritiker Georg (Josef Hader) wird von seinem Chef Waller (Jörg Hartmann) entlassen, sein Ressort soll nun eine jüngere, weit weniger kompetente Redakteurin übernehmen. Seiner Frau Johanna (Pia Hierzegger), die sich nichts sehnlicher als ein Kind mit ihm wünscht, verheimlicht Georg seine Arbeitslosigkeit und tut jeden Tag so, als würde er in die Redaktion fahren. In Wirklichkeit vertrödelt er seine Zeit mit kleinlichen Rachefeldzügen gegen seinen ehemaligen Boss und mit Praterbesuchen. Dort trifft er auch zufällig seinen ehemaligen Schulkameraden Erich (Georg Friedrich – wie immer ein Highlight) wieder, der scheinbar in regelmässigen Abständen mit der Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat. Gemeinsam restaurieren sie die Achterbahn ‹Wilde Maus›, und während es für Erich bergauf zu gehen scheint, stürzt Georg immer mehr in die selbst gewählte Spirale seiner Rachefeldzüge ab.» (Marco Rauch, pressplay.at, 21.9.2017)

«Wilde Maus ist das Regiedebüt von Josef Hader (…). Kaum jemanden kann man sich in der Rolle eines vor den Trümmern seines gutbürgerlichen Daseins stehenden Mittfünfzigers besser vorstellen als Hader. Ausgestattet mit dem für ihn so typischen melancholischen Hundeblick, legt er seine vielschichtige Figur zwischen tragikomischem Helden und gescheiterter Existenz an. Die Sympathien haben Hader und seine Filmfigur Georg schnell auf ihrer Seite. Nicht zuletzt deshalb, weil Georgs Probleme aus dem Leben gegriffen sind und viele Menschen schon einmal – wenn nicht in dieser Intensität, so doch zumindest in Ansätzen – betroffen haben: Jobverlust, Angst vor dem sozialen Abstieg, Verlust der (beruflichen) Identität, die Angst vor dem Altern und nicht zuletzt Eheprobleme.»

(Björn Schneider, spielfilm.de)

ARTHUR & CLAIRE

So 9.6. 18:30 Sa 2 2.6. 18: 30 Deutschland/Österreich/Niederlande 2018, Farbe, DCP, D, 98 REGIE Miguel Alexandre DREHBUCH Miguel Alexandre, Josef Hader KAMERA Katharina Diessner SCHNITT Marcel Peragine MIT Hannah Hoekstra, Josef Hader, Rainer Bock, Florence Kasumba.

«Seelenheil im grössten Unglück: Arthur (Josef Hader), Anfang 50, und die 30-jährige Claire (Hannah Hoekstra) begegnen einander zu dem Zeitpunkt, als sich beide das Leben nehmen wollen. Arthur hat Krebs und muss sterben. Doch er will es selbstbestimmt tun und arrangiert alles, um in einer Klinik in Amsterdam aus dem Leben zu scheiden. Wäre da nicht im Hotel der Lärm aus dem Nebenzimmer. Arthur will für Ruhe sorgen und trifft auf Claire, die sich in dem Moment umbringen will. Er hält sie davon ab – und sie entführt ihn in die lebendige Nacht Amsterdams.» (tvthek.orf.at, 2024)

«Mit dem Drehbuch für Arthur & Claire hat Josef Hader sich die Figur des lebensmüden Arthur quasi auf den Leib schreiben dürfen. (…) Die Rolle des ‹grumpy old man› steht ihm ausgezeichnet. Immerzu grantelnd und politisch wenig korrekt führt er sich gleich in der ersten Szene ein und beherrscht fortan in bekannter zerknautschter Manier den Film.» (Deutsche Film ­ und Medienbewertung 2018)

ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN

Sa 25.5. 20:45 Do 6 .6. 18: 30 Fr 2 1.6. 15: 00 Sa 2 9.6. 20: 45 Österreich 2024, Farbe, DCP, D/d, 95 REGIE Josef Hader DREHBUCH Josef Hader, Florian Kloibhofer KAMERA Carsten Thiele SCHNITT Roland Stöttinger MIT Birgit Minichmayr, Josef Hader, Robert Stadlober, Thomas Schubert.

«In Haders zweiter Regiearbeit Andrea lässt sich scheiden spielt Birgit Minichmayr eine Polizistin, die sich von ihrem Mann trennt. Genauer: Sie hat sich seelisch schon von ihm verabschiedet und will ihn nur noch loswerden, aber er, ein Trinker und Choleriker, weigert sich, der Wahrheit ins Auge zu sehen. (…) Josef Hader, der diesen Film inszeniert und geschrieben hat, löst die Verbindung zwischen beiden durch einen diabolischen Twist: Andrea fährt auf der Heimfahrt nach einer Feier mit dem Auto ausgerechnet den eigenen (Ex-) Partner über den Haufen, der im Suff allein und unbeleuchtet nach Haus gestiefelt war. Sie steigt kurz aus, erkennt, dass sein Herz nicht mehr schlägt – und begeht, vom Teufel geritten, Fahrerflucht. Andrea lässt sich scheiden? Nein, Andrea ergreift die Gelegenheit. Andrea geht stiften. Erstaunlicherweise kommt sie zunächst unbehelligt davon. Der Tote wird in derselben Nacht nämlich von einem weiteren Auto überrollt, und dessen Fahrer, ein melancholischer, von einem Schuldkomplex gepeinigter (und gewärmter) Religionslehrer (Josef Hader), nimmt alle Schuld auf sich.» (Peter Kümmel, Die Zeit, 19.2.2024)

23 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN
ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN WILDE MAUS

RE:VISION

Vortragsreihe mit Thomas Binotto

Genau hinschauen, erneut hinschauen, anders hinschauen eröffnet unerwartete Perspektiven. In Kooperation mit der Volkshochschule und dem Publizisten Thomas Binotto lädt das Filmpodium bereits zur vierten Staffel der Vorlesungsserie «Re:vision».

RE:VISION 4 / 02

Mi 29.5. 18:30

Online sind Tickets zu Film und Vorlesung separat erhältlich; vergünstigte Kombitickets gibt es nur an der Kinokasse

Die Karriere von Fritz Lang hat viele überraschende Wendungen genommen – mal erzwungen, mal gewollt. Konstant blieb dagegen Langs Leidenschaft, die Möglichkeiten des Kinos immer neu auszuloten. Ende der 1940er schien Lang künstlerisch an einem toten Punkt angelangt: House by the River entstand für das Low-Budget-Studio Republic Pictures als B-Movie. Thomas Binotto zeigt in seiner Re:vision, wie es Lang schaffte, auch diesen Bedingungen ein Meisterwerk abzuringen.

HOUSE BY THE RIVER

Mi 22.5. 18:15 Mi 2 9.5. 20: 45

So  9.6. 20:45

Fritz Lang, USA 1950, sw, 35 mm, E/d*, 88 «Der Schriftsteller Stephen Byrne (Louis Hayward) bewohnt mit seiner ängstlichen Frau Marjorie (Jane Wyatt) ein düsteres Landhaus am Fluss. Stephen macht seinem attraktiven Dienstmädchen Emily (Dorothy Patrick) den Hof, doch diese schreit, als sich ihr der Hausherr in eindeutiger Absicht nähert. Stephen verliert die Nerven und erwürgt Emily; mithilfe seines Bruders John (Lee Bowman) versenkt er die Leiche im Fluss. Das Geschehene schreibt er in einem Roman nieder, der ihm zum ersten Mal wirklich zu gelingen scheint.» (Dieter Dürrenmatt. «Fritz Lang –Leben und Werk», 1982)

RE:VISION 4 / 03

Mi 26.6. 18:30

Online sind Tickets zu Film und Vorlesung separat erhältlich; vergünstigte Kombitickets gibt es nur an der Kinokasse

Am Anfang war das Theaterstück von Josef Hader und Alfred Dorfer. Wie wird daraus ein Film, ein visuelles Werk, das die Bühne tatsächlich hinter sich lässt? Zumal die beiden Hauptdarsteller mit auf die Reise gehen. Und wie inszeniert Paul Harather im harten Wechsel Tragik und Komik? Thomas Binotto lässt sich in seiner Re:vision von Indien nicht vom Wortgefecht zweier Kabarettmeister ablenken. Er schaut genau, was uns da gezeigt wird.

INDIEN

Do 30.5. 21: 00 Mi 26 .6. 20: 45 Paul Harather, Österreich 1993, Farbe, 35 mm, D, 90' «Der Spiesser Fellner (Alfred Dorfer) und der versoffene Wiener Bösel (Josef Hader) zuckeln in Bösels verdreckter Karre durch die austrische Provinz. Sie kontrollieren Gaststätten, und zwar die der unteren, fettigen Kategorie. Fellner nervt den Kollegen mit neunmalklugem Geschwätz über Nahrung und Kultur, Bösel wiederum eckt mit seinem hundsgemeinen Fahrstil und dem Standardspruch ‹Gehn S’ scheissen!› an. Aber auf wundersame Weise kommen sich die Herren Inspektoren auf ihrer Tour doch noch näher… 1991 feierten die Kabarettisten Dorfer und Hader mit ihrem selbst verfassten Bühnenstück in Österreich Erfolge. Auch die Kinoversion avancierte zum Publikumshit. ‹Eine Metapher aufs pralle Leben›, urteilte die Jury des Max-OphülsPreis-Festivals 1994 – und eine köstliche, rabenschwarze Provinzposse!» (tvtoday.de)

CLASSICS

Restaurierungen und rare Filmkopien

ALPHAVILLE, UNE ÉTRANGE AVENTURE DE LEMMY CAUTION

Sa 18.5. 20:45 Fr 2 4.5. 15: 00

Sa 1 .6. 18: 30 Fr 2 8.6. 15: 00 Frankreich/Italien 1965, sw, DCP, F/d*, 98 REGIE und DREHBUCH Jean-Luc Godard KAMERA Raoul Coutard MUSIK Paul Misraki SCHNITT Agnès Guillemot MIT Eddie Constantine, Anna Karina, Akim Tamiroff, László Szabó, Howard Vernon, Michel Delahay e, Jean-André Fieschi, Jean-Louis Comolli, Jean-Pierre Léaud. «Spezialagent Lemmy Caution (Eddie Constantine) begibt sich in die totalitäre Metropole Alphaville, um einen verloren gegangenen Kollegen ausfindig zu machen und zurück zum Hauptquartier zu schleusen. Als Journalist namens Ivan Johnson getarnt, der angeblich für die ‹Figaro-Pravda› schreibt, dringt Lemmy mehr und mehr in den befremdlichen Organismus der Stadt ein: Es gibt hier keine Gefühlsbekundungen mehr, kein Mensch lacht, Kommunikation reduziert sich auf hohle Formeln, das Wort ‹Warum› ist unbekannt. Seine Bemühungen werden durch die Aktivitäten des Supercomputers ‹Alpha 60› und durch die Begegnung mit der schönen, doch willenlos gewordenen Professorentochter

Natascha (Anna Karina) unterlaufen. In einem titanischen Kraftakt gelingt es Lemmy, den zombifizierenden Computer kurzzuschliessen und Natascha zu befreien. Sichtbar im Paris der Mittsechziger-Jahre gedreht, mit schlichten Ventilatoren, Rücklichtern und Lüftungsschlitzen als Science-Fiction-Accessoires, verstösst Alphaville gegen alle Regeln des Genres. Gleichzeitig haben nur wenige Filme einen solch vehementen, dabei sehr unterschwelligen Einfluss auf die populäre Kultur ausgeübt wie Godards Pionierarbeit aus dem Jahre 1965. Ein zeitloses Meisterwerk.» (Claus Löser, Zeughauskino Berlin, 2013)

«Einer der unterhaltsamsten Filme Godards, eine schillernde Mischung aus Film noir und Science-Fiction, in der der knallharte Gangster Lemmy Caution zum intergalaktischen Agenten wird, um die Legende von Orpheus und Eurydike nachzuspielen. (…) Wie Antonionis Il deserto rosso thematisiert Godard die Entfremdung in einer technologischen Gesellschaft, aber seine wilde Verbindung von der Poesie der Legende und der Respektlosigkeit eines Comicstrips führt den Film in völlig eigenwillige Bereiche. Erstaunlich ist nicht zuletzt die Art und Weise, wie Raoul Coutards Kamera das heutige Paris in eine eisig entmenschlichte Stadt der Zukunft verwandelt.» (Tom Milne, Time Out London)

24 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN
Eine Kooperation von Filmpodium und Volkshochschule Zürich.
Eine Kooperation von Filmpodium und Volkshochschule
Zürich.

PREMIERE

Neues Kino – exklusiv im Filmpodium

MASTER GARDENER

So 19.5. 20:45 Do 3 0.5. 15: 00

Sa 8 .6. 21: 00 Mi 1 9.6. 15: 00

So 2 3.6. 20: 45

USA 2022, Farbe, Digital HD, E/d, 111

REGIE und DREHBUCH Paul Schrader KAMERA Alexander Dynan MUSIK D evonte Hynes SCHNITT Benjamin Rodriguez Jr. MIT Joel Edgerton, Sigourney Weaver, Quintessa Swindell, Esai Morales, Eduardo Losan, Victoria Hill, Amy Le.

«Wenn man sieht, mit welcher Ruhe sich Narvel Roth (Joel Edgerton) als Chefgärtner der Gracewood Gardens um die Pflanzen, Sträucher und Bäume des Anwesens kümmert, kann man kaum glauben, was für ein Leben er noch bis vor einigen Jahren geführt hat. Vor der Einstellung durch die wohlhabende Witwe Norma Haverhill (Sigourney Weaver) war Narvel ein gewaltbereiter Neonazi mit dicker Strafakte, die bis hin zu kaltblütigem Mord reichte. Seit er gegen seine damaligen Komplizen vor Gericht ausgesagt hat und sich im Zeugenschutzprogramm befindet, ist er ein geläuterter Mann. Mit dem Auftauchen

von Normas Grossnichte Maya (Quintessa Swindell) wird der Gärtner neben der Pflege des Gartens auch mit der Einweisung der sturköpfigen jungen Frau mit Drogenvergangenheit betraut, die sein geordnetes Leben einmal komplett auf links zu drehen droht.» (derwatchdog.de)

«Schrader wagt die Provokation, bringt einen wie auch immer geläuterten Neonazi mit einer schwarzen Frau zusammen und lässt dies in einem gleichzeitig sensibel-zarten wie auch eindringlich-forschen Film aufgehen. Geschickt setzt der Film dabei sein Garten-Natur-Thema

FAMILIENFILM

Vergnügen für Gross und Klein

KIKIS KLEINER

LIEFERSERVICE MA JO NO TAKKYUBIN

Sa 25.05. 15: 00 Sa 8 .06. 15: 00

Japan 1989, Farbe, Digital HD, D (Synchronfassung), 103 6 (8)

REGIE Hayao Miyazaki DREHBUCH Hayao Miyazaki, nach dem Kinderbuch von Eiko Kadono KAMERA Shigeo Sugimura MUSIK Joe Hisaishi SCHNITT Takeshi Seyama MIT Minami Takayama, Mieko Nobusawa, Koichi Miura, Rei Sakuma, Sho Saito, Kappei Yamaguchi.

«Es ist ein alter Brauch: Sobald eine Hexe 13 Jahre alt ist, muss sie ein ganzes Jahr lang ohne ihre Eltern in einer fremden Stadt leben und für sich selbst sorgen. Nun beginnt diese aufregende Zeit auch für Kiki. Und so macht sie sich mit ihrem Besen, ihrem schwarzen Kater Jiji und einem Radio auf den Weg in eine kleine Küstenstadt. Dabei ist aller Anfang ganz schön schwer. Denn in der Stadt bringt Kiki mit ihren Flugkünsten erst einmal alles ziemlich durcheinander. Doch dann findet sie eine Unterkunft bei der Bäckerin Osono, für die sie bald auch Ware ausliefern und sich dadurch etwas Geld verdienen kann. Aber durch die viele Arbeit hat Kiki kaum Zeit, um sich mit anderen Jugendlichen zu treffen – und ausserdem machen diese sich auch noch über ihr schwarzes Hexengewand lustig. Nur der Junge Tombo ist anders. Aber mag er Kiki nur, weil er Flugzeuge so toll findet und Kiki fliegen kann? Als Kiki immer mehr an sich selbst zu zweifeln beginnt

ein. Der Gärtner kann nur einen Rahmen geben, den die Natur dann ausfüllt. Das Zarte und das Durchsetzungsfähige, eine Form von urwüchsigem Lebenswillen, setzen den gesamten Film unter eine eigenwillige, der Zeit enthobene Spannung.» (Sebastian Seidler, filmdienst.de)

und es zu einem schlimmen Streit mit ihrem sprechenden Kater Jiji kommt, passiert etwas Schreckliches: Kiki verliert ihre Fähigkeit zu fliegen.

Ganz schön ungewöhnlich ist diese junge Hexe! Na klar, sie reitet auf einem Besen und hat einen sprechenden Kater – aber ansonsten ist Kiki eben ein ganz normales Mädchen. Das macht es so einfach, mit ihr mitzufühlen. Denn im Grund erzählt dieser wunderschöne Zeichentrickfilm aus Japan, ein sogenannter Anime, eine Geschichte darüber, wie wichtig Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen sind und dass man sich auf keinen Fall unterkriegen lassen darf. Kiki ist so eine tolle Figur, weil sie uns das so schön vorlebt. Es ist zwar nicht immer leicht – so sagt es Kiki auch selbst –, aber schliesslich kann sie doch sämtliche Hürden überwinden.

FILM ­ WORKSHOP FÜR KINDER

25.5. und 8.6. ca. 30 gratis, ohne Voranmeldung Leitung: Julia Breddermann

Im Anschluss an die beiden Vorstellungen bietet das Filmpodium einen Film ­ Workshop f ü r Kinder an. Die K inder werden auf eine Entdeckungsreise durch die Welt der Filmsprache mitgenommen und an einzelne Szenen und Themen des Films her angeführt.

Kikis kleiner Lieferservice basiert auf einem Kinderbuch der populären japanischen Autorin Eiko Kadono, die mehrfach mit Preisen und Anerkennungen ausgezeichnet wurde, und beginnt mit einem Plot, der bereits in vielen Hexen-Filmen variiert wurde: mit den Lehrjahren einer jungen Hexe. Der Anime von Hayao Mi yazaki bietet eine abwechslungsreiche und überraschende Handlung, die wohl dosiert auf kleinere Kinder zugeschnitten ist. Wie in den übergreifenden Kapiteln eines Kinderbuches reiht sich ein Ereignis an das andere; jeder Tag bringt neue Abenteuer.» (kinderfilmwelt.de)

25 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN

OUSMANE SEMBÈNE

Nachspiel

FAAT KINÉ

Sa 15.6. 15:00

So 2 3.6. 18: 15 Senegal 2000, Farbe, 35 mm, F/e*, 117 REGIE UND DREHBUCH Ousmane Sembène

KAMERA Dominique Gentil MUSIK Yandé Codou Sène

SCHNITT Kahéna Attia MIT Venus Seye, Mame Ndoumbé Diop, Ndiagne Dia, Mariama Balde, Awa Sene Sarr, Tabata Ndiaye.

«Sembènes heiterster Film, eine altersweise Komödie über eine unabhängige Frau und den Ausbruch aus dem Patriarchat, deren selbstverständliche Gelassenheit und reiche soziale Perspektive (bei allen offensichtlichen Differenzen) den Regisseur als eine Art John Ford des Senegal ausweisen: Die Titelheldin Faat Kiné, geboren 1960, im Jahr der senegalesischen Unabhängigkeit von Frankreich, hat es zur stolzen Tankstellenbesitzerin gebracht und zwei uneheliche Kinder grossgezogen, nachdem sie von ihren jeweiligen Männern (einem Professor und einem

Schwindler) schmählich im Stich gelassen worden ist. Rund ums Abitur der Kinder und bei der anschliessenden Feier werden die Konflikte der Vergangenheit noch einmal (in Rückblenden) aufgerollt und komisch-dialektisch überwunden: Faat Kiné, die Löwin, und ihre Familie als die solidarische Kernzelle eines neuen, selbstbestimmten Afrika.»

(Christoph Höller, Österreich. Filmmuseum, Nov 2004)

Da die 35 ­ mm ­ Kopie von Faat Kiné im April/MaiProgramm leider nicht verfügbar war, zeigen wir nun diesen Film als Nachspiel.

SE LECTION LUMIE RE

A FISH CALLED WANDA

Fr 17.5. 15:00 Di 4 .6. 18: 15

Sa 1 5.6. 20: 45

USA/GB 1988, Farbe, 35 mm, E/d/f, 108 REGIE Charles Crichton DREHBUCH Charles Crichton, John Cleese KAMERA Alan Hume MUSIK John Du Prez

SCHNITT John Jympson MIT John Cleese, Jamie Lee Curtis, Kevin Kline, Michael Palin, Stephen Fry, Maria Aitken, Tom Georgeson, Patricia Hayes, Geoffrey Palmer, Cyntia Cleese.

«Die britischen Monty-Python-Veteranen Michael Palin und John Cleese trafen in dieser Gaunerkomödie in der Regie des altgedienten Ealing-Comedy-Spezialisten Charles Crichton (The Lavender Hill Mob) auf ihre amerikanischen Widerparts Kevin Kline und Jamie Lee Curtis. Cleese, zusammen mit Crichton auch Drehbuchautor des Films, gibt den steifen Londoner Anwalt eines eingebuchteten Ju-

welendiebs, dessen Bande das Versteck der Preziosen mit allen Mitteln ausfindig zu machen sucht. Die vertrackte Situation führt die konsequent exzentrischen Charaktere zu den irrwitzigsten Verrenkungen. Obschon die Situationskomik und der transatlantische Kulturkontrast dabei genüsslich ausgekostet werden, verkommt die Komödie aber nie zur Klamotte. Neben der stilsicheren Regie des Routiniers Crichton verdankt sich dies auch dem hochkarätigen, will sagen: hochdisziplinierten Komödiantenquartett in den Hauptrollen, in dem Jamie Lee Curtis als die einzige lebenskluge Figur die Fäden zieht und die Männer mit raffinierter Coolness manipuliert.» (Andreas Furler, Filmpodium, Jul/Aug 200 9)

Werden auch Sie Mitglied und sorgen Sie für Glanzlichter im Filmpodium. Info unter: filmpodium.ch/ foerder verein ­ lumiere

Das Filmpodium macht S OMMERPAUSE 1.7.— 15.8.2024 filmpodium.ch 240416_INSERAT_FP_Sommerpause_ZYK4_LAY.indd 19 22.04.24 12:42 26 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN
Der Wunschfilm unseres Fördervereins
MAI 2024
WORLDS xenix.ch | Passion of Remembrance ( 1986 )
MAKING

MATERIAL GHOSTS: ANSÄTZE DER MODERNEN FILMTHEORIE

Vorlesungsreihe des Seminars für Filmwissenschaft, Universität Zürich

Die Vorlesung «Ansätze der modernen Filmtheorie» am Seminar für Filmwissenschaft (Universität Zürich) findet in diesem Jahr als öffentliche Veranstaltung im Filmpodium statt. Volker Pantenburg, Professor am Seminar, behandelt von Februar bis Ende Mai jeweils am Donnerstagnachmittag Filmtheorien von den 1960er-Jahren bis heute: ein Nach- und Ineinander unterschiedlicher Denkstile und Konjunkturen.

Mo 16.5. 16:15

FI LMTHEORIE IM AN THROPOZÄN gefolgt vo n LE S GL ANEURS ET LA GL ANEUSE

Mo 23.5. 16: 15

BLACKNESS UN D IN TERSEKTIONALITÄT ge folgt vo n DA UGHTERS OF TH E DU ST

LES GLANEURS ET LA GLANEUSE

Do 16.5. 18:30

Frankreich 2000, Farbe, DCP, F/d, 82

REGIE Agnès Varda DREHBUCH Agnès Varda KAMERA Didier Doussin, Stéphane Krausz, Didier Rouget, Pascal Sautelet, Agnès Varda MUSIK Joanna Bruzdowicz, Isabelle Olivier SCHNITT Jean-Baptiste Morin, Lauren t Pineau, Agnès Varda.

Agnès Varda, zentrale Regisseurin der französischen Filmgeschichte seit der Nouvelle Vague, erfindet sich am Anfang des 21. Jahrhunderts neu: Mit ihrer handlichen Digitalkamera folgt sie dem Motiv des Sammelns in seinen kunst- und kulturgeschichtlichen, aber auch aktuellen politischen Verzweigungen. «Die Sammler», das sind die Ährenleserinnen auf dem bekannten Gemälde Jean-François Millets, aber es sind auch die Menschen am Rand der Gesellschaft, die von dem leben müssen, was andere in den Müll werfen. Varda, selbst Sammlerin und Wiederverwerterin von Bildern und Geschichten, stellt in autofiktionaler Form die politische und ethische Kurzsichtigkeit der Wegwerfgesellschaft infrage. Wie könnte eine nachhaltige Form des Filmens (und Lebens) aussehen? (vp)

DAUGHTERS OF THE DUST

Do 23.5. 18:15

USA 1991, Farbe, DCP, E, 112 REGIE Julie Dash DREHBUCH Julie Dash KAMERA Arthur Jafa MUSIK John Barnes SCHNITT Joseph Burton, Amy Carey MIT Cora Lee Day, Alva Rogers, Barbara O, Trula Hoosier, Umar Abdurrahman, Adisa Anderson, Kaycee Moore, Bahni Turpin, Cheryl Lynn Bruce, Tommy Redmond Hicks.

Daughters of the Dust ist ein Period-Piece, das uns an den Anfang des 20. Jahrhunderts versetzt. Auf den Inseln vor der Küste von Georgia bereitet sich die kreolische Familie Peazant, Nachkommen von aus Afrika verschleppten Sklaven, darauf vor, nach Norden zu gehen. Basierend auf detaillierter Forschung zur Geschichte der Versklavung, flicht der Film die komplexe Erzählung mehrerer Generationen ineinander. Der linearen, eurozentrischen Erzählweise stellt Julie Dash eine andere Zeitlichkeit entgegen, in der sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft überlagern. In den beeindruckenden Aufnahmen des Kameramanns Arthur Jafa entfaltet sich eine hypnotische Bildwelt. Daughters of the Dust war 1991 der erste Film einer afroamerikanischen Filmemacherin, der in den USA einen regulären Kinostart hatte. (vp)

MENSCH

Podiumsdiskussion

Mo 17.6. 18: 00 Eintritt frei.

Der neue Film Der automobile Mensch von Filmemacher und Stadtplaner Reinhard Seiss ist ein aufrüttelnder Appell für eine grundlegende Verkehrswende als Voraussetzung für ernstgemeinten Klimaschutz. In einer verkürzten Fassung des Dokumentarfilms (ca. 60 Minuten) stellt Seiss verschiedene Städte und ihre Verkehrskonzepte vor. Auf Einladung von Stadträtin Simone Brander und organisiert vom Tiefbauamt der Stadt Zürich diskutieren im Anschluss Politiker:innen und Fachpersonen aus Verwaltung und Forschung die im Film gezeigten Ansätze und die Herausforderungen in der Stadt Zürich.

UND AUSSERDEM

KARAOKE IN DER FILMPODIUM ­ LOUNGE!

Sa 29.6. 21:00

Vom dunklen Kinosaal direkt in die funkelnde Welt des Karaoke? Gemeinsam mit Freund:innen Lieblingssongs zum Besten geben? Am 29. Juni, kurz bevor der Vorhang für die Sommerpause fällt, wird es noch einmal richtig laut: Das Filmpodium schmeisst die Karaokeanlage an und lädt ein, bis tief in die Nacht zu singen und zu tanzen. Ob legendäre Filmsongs oder kultige 80s-Hits: Unsere Playlist hat für jeden Musikgeschmack etwas auf Lager. Für Verpflegung sorgt unsere Bar Clemens – im Foyer und auf der lauschigen Terrasse.

Alle Vorlesungen von Prof. Dr. Volker Pantenburg. Dauer: 90 Min. Eintritt frei.
Eine Kooperation mit dem Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich. DER AUTOMOBILE
27 FILMPODIUM 4 16. MAI 30. JUN
DAUGHTERS OF THE DUST LES GLANEURS ET LA GLANEUSE

STEPHANIE

AM 16./17.8. IST DIE REGISSEURIN ZU GAST IM FILMPODIUM

GEORGES CLOUZOT

A BIGGER SPL ASH!

EIN SOMMER AM SWIMMING POOL

Unser Dank für das Zustandekommen dieses Programms gilt: Allegro Film, Wien; Asian Shadows, Hongkong; British Film Institute, London; La Cinémathèque fr anç aise – Musée du cinéma, Paris; DOR Film, Wien; Doriane Films, Paris; Fernsehjuwelen GmbH, Walluf; Filmarchiv Austria, Wien; Filmcoopi, Zürich; Frenetic Films, Zürich; Galerie Chantal Crousel, Paris; Hoanzl GmbH, Wien; Kinemathek Hamburg, Hamburg; Leonine Distribution, München; Les Amis de la Cinémathèque suisse, Lausanne; Look Now!, Zürich; ORF, Wien; Park Circus, Glasgow; Polyfilm, Wien; Pyramide Distribution, Paris; solo:film GmbH, Berlin; Studiocanal, Berlin; UCLA Film & Television Archive, Santa Clarita; Lihong Kong für Wil Productions, Hongkong.

Die grossformatigen Bilder zur Republic-Retrospektive entstammen Werbemotiven der Filme aus den 1940er- und 19 50er-Jahren. Als Vorlage dienten schwarzweisse Fotografien, die nachträglich koloriert worden sind.

BILDNACHWEIS

Cover: THE QUIET MAN, John Ford Backco ver: MOONRISE, Frank Borzage

S. 13: WANG BING, © Jean-Pierre Cousin

S. 19: MRS. FANG, © Wang Bing

S. 24: PLAKAT ALPHAVILLE, Jean Mascii, Athos, 1965

Das F ilmpodium ist ein Angebot des PRÄSIDIALDEPARTEMENT S in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque suisse Lausanne / Zürich

LEITUNG Nicole Reinhard (nr ), STV. LEITUNG Hannes Brühwiler (hb) VERANTWORTLICHER KOMMUNIKATION & MARKETING Lorenzo Berardelli (lb) WISSENSCHAFTLICHE MITARBEIT Tanja Hanhart ( th) SEKRETARIAT

Laura Wehrli (lw)

DATABASE PUBLISHING BitBee Solutions GmbH, Zürich GESTALTUNG UND ART DIRECTION Elektrosmog, Zürich, Marco Walser, Marina Brugger, Natalie Rickert

BEWEGTBILDER SCHNITT Mia Born KORREKTORAT

Nina Haueter, Daliah Kohn, Dominik Süess DRUCK VogtSchild Druck AG AUFL AGE 4500 Ex.

BÜRO Postfach, 8022 Zürich

T +41 44 412 31 28

F +41 44 412 31 25 E info@filmpodium.ch

KINO

Nüschelerstr. 11, 8001 Zürich

T +41 44 415 33 66 www.filmpodium.ch

ABONNEMENTE & VERGÜNSTIGUNGEN

• Filmpodium-Generalabonnement: CHF 400.— (freier Eintritt zu allen Vors tellungen; inkl. Abo Programmheft)

• Filmpodium-Halbtaxabonnement: CHF 80.— (halber Eintrittspreis bei allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft)

• Programm-Pass: CHF 60.— (freier Eintritt zu allen Vors tellungen einer Progr ammperiode)

• Abonnement Programmzeitung: CHF 20.—

Anmeldung an der Kinokasse, T +41 44 412 31 28 info@filmpodium.ch

SOMMERPAUSE: 1. 7. – 15. 8. 2024

Drucksache myclimate.org/01-24-149589

Für die Produktion der Programmzeitung wurde Schw eiz er Recyclingpapier verwendet.

IMPRESSUM VORSCHAU 5 16. AUG 30. SEP 2024
ROTHMANS EXPL OITATION ­ KINO
HENRI
THE WORKING GIRLS Di–So : 11–18 Uhr Do : 11–20 Uhr Limmatquai 31 8001 Zürichhelmhaus.org Roman Selim Khereddine Beiss die Hand Jeannette Muñoz Meere in Körpern Helmhaus 19.4.–16.6.2024
COME NEXT SPRING  REPUBLIC PICTURES
LAUGHING ANNE  REPUBLIC PICTURES
FAIR WIND TO JAVA  REPUBLIC PICTURES JAV A  REPUBLIC

PORTRÄT EINES FILMSTUDIOS

WANG B I NG

GEFÜHLVOLL RADIKAL

JOSEF HA DE R

NICHT GANZ LIEB

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