52 SÉLECTION LUMIÈRE
DI, 12. APRIL I 18.00 UHR DI, 17. MAI I 20.45 UHR
LE DIABLE PROBABLEMENT In seinem mehr denn je aktuellen Film Le
lich geworden ist, die zu einem zerstöre-
diable probablement (1977) entwirft Robert
rischen Unternehmen geworden ist, in dem
Bresson das Bild einer sich selbst und die
Wahnsinn und Tod herrschen und von der
Umwelt zerstörenden Gesellschaft, in wel-
wir nicht verstehen, dass sie uns in den Ab-
cher idealistische junge Menschen kaum
grund führt. Eine Zivilisation, von der wir
noch Platz für Hoffnung sehen.
glauben, dass sie uns dient, dabei versklavt sie uns. Vielleicht sind wir bereits verloren.
«Hat der Junge, dessen Leiche in einer Allee
Aber wen kümmert das? Ein paar irregelei-
des Friedhofs Père-Lachaise gefunden wird,
tete Propheten. Sowie einige Junge, deren
Selbstmord begangen oder wurde er Opfer
Unschuld sie vor Verblendung schützt.»
eines Attentats? Robert Bresson antwortet:
(Jean de Baroncelli, Le Monde, 17.6.1977)
Er wollte seinen Tod und wurde d ennoch er-
«Bresson steht auf der Ebene der reinen
mordet. Wer ist der Mörder? Für die Polizei
filmischen Anmut, einer Anmut von ausser-
mag es irgendein Unglücklicher gewesen
ordentlicher Modernität, sein Werk ist
sein – zu diesem Verbrechen abgeordnet –,
von Revolte und Radikalität, Poesie und Po-
der den Revolver abgefeuert hat. Aber der
litik geprägt. Aus diesem Werk sticht für
wahre Verantwortliche, der wahre Schul-
mich Le diable probablement heraus, weil es
dige, hat kein Gesicht. Und obwohl seine
ein Film ist, den ich als Teenager gesehen
Macht immens und seine Straflosigkeit
habe. Es war vielleicht der erste Film von
skandalös ist, hat er auch keinen Namen. Es
Bresson, den ich voll ins Gesicht bekam, als
sei denn, dieser Name ist schlicht der Name
er gerade im Kino anlief. Die beinahe kör-
des Bösen. ‹Wer manipuliert uns heimlich?›
perliche Erinnerung an seine Entdeckung
fragt ein Fahrgast in einem Bus. Sein Nach-
hat mich extrem geprägt.» (Olivier Assayas,
bar erwidert: ‹Wahrscheinlich der Teufel.›
Cinéregard)
Dieser Film entstand, wie Robert Bresson sagte, aus einer Angst heraus. Angst,
12. April, 18.00 Uhr:
ausgelöst durch eine Zivilisation, die gräss-
Einführung von Martin Walder LE DIABLE PROBABLEMENT / Frankreich 1977 95 Min / Farbe / DCP / F/e // DREHBUCH UND REGIE Robert Bresson // KAMERA Pasqualino De Santis // MUSIK Philippe Sarde, Claudio Monteverdi // SCHNITT Germaine Lamy // MIT Antoine Monnier (Charles), Tina Irissari (Alberte), Henri de Maublanc (Michel), Laetitia Carcano (Edwige), Régis Hanrion (Psychoanalytiker).