Ausgabe November 2014

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Film Sound & Media

Das Magazin für die österreichische Entertainment- & Medienbranche www.filmsoundmedia.at

Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“

NOVEMBER 2014


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EDITORIAL

INHALT November 2014 musicbiz

Fast scheint es so zu sein: je moderner, je fortschrittlicher und ja - je digitaler die Welt der Kommunikation und Kreativität wird, desto öfter kann man Comebacks oder Arten einer Renaissance erkennen. Ein sehr gutes Beispiel dafür aus dem Musik-Business: die gute alte Schallplatte. Wer hätte noch vor ein paar Jahren gedacht, dass Musik auf Vinyl einen derartigen Boom im 3. Jahrtausend erleben wird. Gewiss, die Schallplatte deckt im Gesamt-Konzert der Musikindustrie natürlich nur eine Nische ab, den meisten Umsatz erzielt nach wie vor die CD, trotz StreamingHype & Co. Die Schallplatte ist aber gerade bei Profis, Liebhabern & Musikspezialisten hoch im Kurs. Ab dieser Ausgabe werden wir jedenfalls regelmäßig einen Heftteil unter dem Motto „Play Vinyl“ eben diesem Musikformat widmen (siehe Seite 14). Stichwort Streaming-Hype: Kaum ging VoD-Gigant Netflix in Österreich an den Start, gab es ein sehr einseitiges mediales Echo - man könnte meinen, Netflix betreibe ein Monopol. Dabei hat es auch im Alpenland schon davor zahlreiche, ähnliche Angebote im Markt gegeben. In einem Special zum Thema, bringen wir eine aktuelle Übersicht über (legale) Streaming-Angebote in Österreich, samt Interviews zur aktuellen Entwicklung (Seite 8). Hannes Hochstöger, Herausgeber

Cover: Pink Floyd „Endless River“ (Warner Music) Das von David Gilmour, Rick Wright und Nick Mason eingespielte Album erscheint hierzulande am 7. November auf Parlophone/Warner Music und wurde von David Gilmour, Phil Manzanera, Youth und Andy Jackson produziert. David Gilmour über den Release: „The Endless River basiert auf der Musik, die wir im Rahmen unserer 1993er `Division Bell`-Sessions aufnahmen. Wir hörten uns durch über 20 Stunden Material, auf dem wir drei zusammen spielten und wählten die Teile aus, an denen wir für das neue Album arbeiten wollten. Während des vergangenen Jahres haben wir ein paar neue Parts hinzugefügt, andere ganz neu eingespielt und uns moderner Studiotechnologie bedient, um ein Pink Floyd-Album zu erschaffen, das mit beiden Beinen im 21. Jahrhundert steht. Nachdem Rick von uns gegangen ist, haben wir keine Möglichkeit mehr, dies jemals zu wiederholen. Es fühlt sich gut und richtig an, diese neu aufgegriffenen und umgearbeiteten Tracks als wichtigen Teil unseres Repertoires zu veröffentlichen.“ Nick Mason: „The Endless River ist ein Tribut an Rick. Ich denke, dieses Album ist eine gute Anerkennung dessen, was er gemacht hat und wie sein Spiel das Herz des Pink FloydSounds repräsentierte. Sich diese Aufnahmen noch einmal anzuhören, führt einem vor Augen, was für ein ganz besonderer Musiker er war.“ „The Endless River“ ist im Wesentlichen ein Instrumentalalbum, das sich über vier „Seiten“ erstreckt und an dessen Ende sich der Song „Louder Than Words“ mit einem neuen Text von Polly Samson befindet. Durch die Aufteilung in vier „Sides“ wird dem Hörer die Möglichkeit eröffnet, vollständig in das Audio-Erlebnis „The Endless River“ einzutauchen. Das Artwork-Konzept mit der kraftvollen Abbildung eines Mannes, der auf einem „Wolkenfluss“ rudert, wurde von dem 18-jährigen ägyptischen Digital-Media-Artist Ahmed Emad Eldin entwickelt und später vom vielfach Award-ausgezeichneten Londoner Designstudio Stylorouge überarbeitet. Einen ebenso legendären Status wie Pink Floyds Musik selbst genießt das charakteristische Albumartwork der britischen Kultband, für das bis dato Storm Thorgerson von der Grafikdesign-Agentur Hipgnosis verantwortlich zeichnete. Nach Storms Tod im Jahre 2013 nahm sich sein ursprünglicher Hipgnosis-Geschäftspartner Aubrey `Po` Powell der ehrenvollen Aufgabe an, ein geeignetes Motiv im Sinne Storms zu finden. Das Album erscheint auf CD, CD plus DVD, CD plus Blu-ray, 2 LP.

4 news 8 Event I: Warner Music Night Vienna 9 Jubiläum: 25 Jahre Balloon Records 12 Event II: 10 Jahre Blue Bird Festival 13 Voicemania: A Capella at it`s best 14 Play Vinyl: die Renaissance der Schallplatte 16 Special: Winter Openings

special 18 Video On Demand: die Streaming-Dienste im Überblick

filmbiz 22 news 30 BKA: Europa fördert Kultur 32 Jubiläum I: 10 Jahre Fernsehfonds Austria 34 Jubiläum II: 50 Jahre Filmmuseum 36 Amour Fou: der Film als Parabel 38 Festival: this human world 40 Service: Versichern beruhigt

media 42 44 45 47 48

news ATV: „Vollgas“ heißt die Devise Sky: „Der Beste unter Vielen“ W 24: „Wööd Fernsehen für eine Wööd Stadt“ Zeitzeuge: Abrechnung mit der Kultur-Schickeria

rubriken 7 Der Poppate 50 Bücher, DVDs & Co 52 dates 53 soundmobil 54 sounds right Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 15, Tel. 0650-406 75 85 e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at, Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion: Mag. Irene Schwingenschlögl, Grafik: www.agnesschubert.at; Druck: Bauer Medien Produktions- & HandelsGmbH, Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.

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musicbiz ANNA F: Gold in Italien/Song Contest ruft Die österreichische Singer-Songwriterin Anna F. hat mit ihrem Hit „DNA“, den sie gemeinsam mit ihrem Produzenten Philipp Steinke (Boy, Bosse..), Simon Triebel (Adel Tawil, Tim Bendzko, Juli....) und Jimmy Harry (Madonna, Pink!....) geschrieben hat, in Italien Goldstatus erreicht. Der Song ist auf ihrem aktuellen Album „King In The Mirror“ zu hören, das bisher neben Österreich (bei ihrem eigenen Label „moerdermusic“) auch in Deutschland, der Schweiz, Polen und Italien (Universal Music) erschienen ist. Anna F. ist damit eine der wenigen österreichischen KünstlerInnen, denen je ein derartiger Erfolg in Italien gelungen ist. Auf Youtube hat das Lied bereits an die 2,5 Millionen Views erzielt. Nebstbei wurde die Künstlerin dieser Tage ins ORFBoot rund um den Song Contest geholt. „Building Bridges“ lautet das Motto des „Eurovision Song Contest“ 2015 in Anna F. Wien. Und schon bei der Vorausscheidung möchte der ORF Hand in Hand mit der österreichischen Musikszene auf Talentsuche nach einem starken Vertreter Österreichs beim ESC 2015 gehen. Für diese Aufgabe übernimmt ein Team von Musikprofis, darunter eben Musikerin Anna F. und Manager/Musiker Alex Deutsch, das Scouting nach geeigneten Künstlerinnen und Künstlern. Vorgestellt werden die MusikerInnen ab Februar 2014 in vier Hauptabendshows inklusive einer Finalshow, in der das österreichische Publikum aufgerufen wird, den heimischen Vertreter beim „Eurovision Song Contest 2015“ zu wählen. Anna F im O-Ton: „Mir ist es wichtig, der österreichischen Musikszene die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient. Das Image der österreichischen Musiker und Musik hat immer wieder zu leiden, nicht zuletzt durch die mediale Verbreitung abwertender Stimmungsmacher. Ich habe für das Projekt einige nationale und internationale Songwriter und Produzenten eingeladen, mit denen ich in den letzten Jahren gearbeitet habe. Ich freue mich sehr darauf, gemeinsam mit ihnen und den Künstlern im Studio am Sound und an den Songs zu basteln und - wenn nötig ein paar Tipps zu geben.“

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„Keine Gnade! Die Blind Petition Story“ Was haben die Austria WienIkone Felix Gasselich, der Veranstaltungs-Zampano Josef „Muff“ Sopper, die Bassgitarren-Legende Leo Bei (Ostbahn Kurti, EAV) und die Drahdiwaberl-Kult-Akteurin Sonja Penz gemeinsam? Richtig. Sie lasen gemeinsam mit Autor Andi Appel aus dessen neuem Blind Petition kennen auch nach 40 Jahren on stage Buch „Keine Gnade! Die Blind keine Gnade Petition Story“ bei der BuchPräsentation im gesteckt vollen Wiener Rothneusiedlerhof. Durch den Abend führte Radio-Moderator Andi Hufnagl. Knapp 200 begeisterte Gäste, unter ihnen etwa Christian Kolonovits, von ihm stammt das bezaubernde Vorwort im Buch, Boris Bukowski, Helmut Bibl und viele weitere Größen der heimischen Musik- und Kultur-Szene, lauschten zunächst einem gelungenen Unplugged-Auftritt der heimischen Rockband Blind Petition, deren 40-jährige Karriere in dem vorgestellten Buch amüsant und informativ erzählt wird. Danach gaben die prominenten „Vorleser“ einige köstliche Leseproben zum Besten, bei denen es unter anderem um Stadionauftritte in Russland, PolizeiEinsätze in Simmering und Purkersdorf und fast aus dem Ruder geratene Schiffsfahrten am Bosporus ging. Auch Hans Krankl bekam seinen – vorgelesenen – Auftritt. Alle Infos zum Buch gibt es unter www.keinegnade.at

MoZuluArt: Festkonzert zum 10-jährigen! MoZuluArt (Zulu Music Meets Mozart) – das sind drei afrikanische Stimmen und eine kongeniale Klavierbegleitung. Musikalisch stehen sie für die Verschmelzung traditioneller Zulu-Klänge mit klassischer Musik. Die Art, wie MoZuluArt Mozarts Musik auf einZulu Music meets Mozart fühlsame Weise zum Klingen bringt, ist überraschend neu. Begleitet vom Ambassade Streichquartett, einem Quartett der Wiener Symphoniker, begeistert MoZuluArt mittlerweile sein Publikum in ganz Europa. Es galt „10 Years End Of Apartheid“ zu feiern als die drei simbabwischen Sänger Vusa, Ramadu und Blessings mit dem österreichischen Klavierspieler Roland Guggenbichler auf der Bühne im Wiener Radiokulturhaus gemeinsam die ersten Schritte Richtung MoZuluArt und deren einzigartige Verbindung von Klassik und afrikanischer Musik unternahmen. Diese erfolgreiche Formation ist seit ihrer Gründung fester Bestandteil der österreichischen World-Music-Szene und passt in keine Schublade, verführt jedoch zum Mitsingen und Mitklatschen und führt an den Quell der Lebensfreude. „Township Serenade“ (Universal) 28.11., Wien, Konzerthaus


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musicbiz Da staunt sogar Bohlen Schön langsam trudeln sie ein, die Erfolgsmeldungen zum Thema Crowdfunding, eine davon kommt vom deutschen Sänger Thomas Godoj: der ehemalige Gewinner von DSDS (der anfänglich von Dieter Bohlen höchst uncharmant bezeichnet wurde), der in der Zwischenzeit vier Alben aufnahm, die allesamt höchst erfolgreich waren und der auch einen Echo in der Kategorie Bester Newcomer National“ erhielt, Thomas Godoj hat mit seiner CrowdfundingKampagne zur Finanzierung seines fünften Studioalbums mit dem Titel V (sowohl das fünfte als auch victory) auf der Plattform Startnext den europäischen Crowdfunding Rekord im Bereich Musik gebrochen. Innerhalb von 24 Stunden erreichte er das Finanzierungsziel von 55.000 Euro und am Ende der Finanzierungsphase hatten über 700 Supporter das Projekt mit mehr als 155.000 Euro unterstützt. Damit ist Godojs Kampagne mit dem Titel „Dat Krautfunding läuft...“ die bis dato erfolgreichste europäische Musikcrowdfunding. Als Dankeschön und Anreiz für ihre Unterstützung erhielten die Supporter die Möglichkeit, aus diversen exklusiven Dankeschöns zu wählen, wie z. B. Besuchen bei Videodrehs, Studioführungen, Wohnzimmerkonzerten und Tickets zu einer Album- Releaseparty, die auf einem Rheinkreuzer stattfinden wird. Thomas Godoj: V (24.10.)

Schnäppchenjagd bei Warner Mit einer neuen App möchte Warner preisbewusste Musikliebhaber ansprechen. Zuerst Top Album Deal“ - App gratis runterladen und danach Top Album Deal’ suchen und die App direkt auf das Gerät ziehen. Die App bietet täglich ein Album zum exklusiven Sonderpreis von nur € 3,99 an. Ein Countdown zeigt, wann der ‘Top Deal’ abläuft.

EBBA: Klangkarussell ausgezeichnet Den Amadeus haben sie schon, jetzt wird das Salzburger Elektronikduo Klangkarussell auch international ausgezeichnet und zwar mit dem European Boarder Breaker Award Klangkarusell 2015. Die Auszeichnung geht an die besten neuen Popacts des Kontinents, die grenzüberschreitende Charterfolge feiern konnten. Zum zwölften

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Mal wird die Auszeichnung heuer verliehen. Überreicht wird sie den Preisträgern am 14. Jänner von Musikerlegende Jools Holland beim Eurosonic Noorderslag Festival im niederländischen Groningen. Neben Klangkarussell dürfen sich über die Ehrung überdies Melanie De Biasio (Belgien), MØ (Dänemark), Indila (France), Milky Chance (Deutschland), Hozier (Irland), The Common Linnets (Niederlande), Todd Terje (Norwegen), Tove Lo (Schweden) sowie John Newman (Großbritannien) freuen.

Vienna Symphonic Library: Sieger steht fest Die VSL kündigt die Gewinner des Filmmusik-Kompositionswettbewerb an, der im Mai 2014 in Kooperation mit dem Hollywood Music Workshop initiiert wurde. Im Mai 2014 hatte die Vienna Symphonic Library einen Filmmusik-Kompositionswettbewerb gestartet, aus Filmmusik-Komponist Andreas Lucas dem jetzt, beurteilt von einer aus internationalen Branchen-Persönlichkeiten zusammengesetzte Jury die Sieger gekürt wurden. Der erste Preis geht an Andreas Lucas (Deutschland), der sich über den Hauptpreis von US-$ 10.000,- in bar freuen darf. Zweitplatzierter ist David Solar (Tschechische Republik) – er erhält Produkte der Vienna Symphonic Library im Wert von US-$ 4.000,-. Der dritte Preis, ein Stipendium für den kommenden Hollywood Music Workshop, geht an Joakim Unander (Schweden).

Tribute to Motown Gegründet 1959 von Berry Gordy Jr., prägte „Motown“ in den 1960iger den allseits beliebten „Motown-Sound“ - eine Mischung aus Soul gepaart mit den für diesen Stil so bezeichnenden Pop-Elementen. Legenden wie Stevie Wonder, Marvin Gaye, Al Green und Little Minton, über The Supremes, The Temptations bis hin zu den unvergeßlichen The Jackson 5 stehen für den Sound. Protagonist dieser Show ist Ola Ola Egbowon Egbowon, mit der wohl „souligsten“ Stimme Österreichs, der von einer herausragenden All-Star-Band unter der Leitung von Werner Wurm begleitet wird. Die Bandmitglieder sind mitunter in den wichtigsten Bands Österreichs vertreten. So hört man sie im Hot Pants Road Club, Count Basic, Superfly Radio Orchestra, Russkaja, Rainhard Fendrich, Harry Ahamer Band u.v.m. 21.11., Wien. Metropol


musicbiz Peter Kraus, 75 Unglaubliche 75 ist der sich auf großer Österreich-Tournee befindliche Peter Kraus. Unter dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ wird sich der Künstler nach rund 60 Jahren auf der Bühne vom intensiven Tourleben verabschieden. „Bei meiner letzten großen TourPeter Kraus nee mit über 60 Terminen habe ich zum ersten Mal bemerkt, dass mich das Reisen und Performen in dieser sehr intensiven Form angestrengt hat, weil ich vom Typ her so bin, dass ich immer alles gebe und mich nicht schone. Das wird sich nie ändern. Ich werde sicherlich immer wieder Konzerte geben. Darauf möchte ich nicht verzichten. Aber ich habe mich mit meiner Familie beraten und beschlossen, dass ich – was meine Konzerttätigkeit betrifft – kürzer treten werde. Die Tournee 2014 „Das Beste kommt zum Schluss“ wird definitiv meine letzte große Tour sein.“ 20.11. Berndorf, Stadttheater 21.11.Graz, Stadthalle 22.11. + 24.3.15 Wien, Stadthalle

Preiser Records mit neuem Verkaufsteam Julien Schoenfeld (Sales & Label Manager) und Erwin Rauscher (Sales & Logistic Manager) fungieren seit Mitte Juli gemeinsam als neues Verkaufsteam von Preiser Records. „Das neue Verkaufsteam hat sich schon nach kurzer Anlaufphase toll eingespielt und Julian Schoenfeld & Erwin Rauscher für gute Erfolge bei der Neuproduktion von Angelika Kirchschlager und Robert Lehrbaumers - Orgel-Liederreise - gesorgt. Jetzt werden die Ärmel für das Weihnachtsgeschäft aufgekrempelt, wo wir neue CDs von Georg Kreisler, Alois Mühlbacher, den 16er Buam und Georg Breinschmid in den Startlöchern haben“, freut sich CEO Mario Rossori von Preiser Records über sein neues Team.

DER POP PATE

Austria 12 Points! Der Schreiber einer Kolumne in einer Zeitung oder einem Magazin hat es schon schwer! Er denkt sich, je nachdem wie oft er es tun muss, Tag für Tag, Woche für Woche oder Monat für Monat eine Story aus, die ihn oder vermeintlich seine Leserschaft beschäftigt und dann schreibt er darauf los. Ohne Netz quasi und meist ohne Response der Leserschaft, zumindest ist es im meinem Falle so. Vielleicht haben es Blogger da einfacher, die sind ja quasi ständig am/im Monitor der Bloggergemeinde. Am Magazin, in dem ich schreibe, kann es nicht liegen, denn das steht hoch im Kurs! Vielleicht schreibe ich nur Blödsinn und man blättert gelangweilt weiter. Vielleicht bin ich zur Persona non grata geworden, weil mich Leute in der Branche schlecht machen. Wer weiß? Doch unlängst, aus heiterem Himmel, spricht mich ein Kollege bei einer Premiere im Akzent Theater an, es war Dieter Chmelar. „Du, ich lese immer deine Kolumne! Was du schreibst ist interessant und du schaffst es auch immer, eine Geschichte zu erzählen und einen Bogen zu spannen.“ Ich war baff. Dieter schreibt regelmäßig im Kurier und weiß, wovon er spricht. Das war Honig auf mein Butterbrot! Natürlich haben mich schon Kollegen aus der Szene angerufen, wie Alexander Kahr oder …? Mehr fallen mir wirklich nicht ein. Zum Thema Song Contest 2015 fällt mir aber genug ein. Das Rätselraten, wie das Ausscheidungsverfahren für den nächste Künstler/Künstlerin/Band, der/die Österreich in Wien vertreten soll, ist vorbei. Anna F. und ihr Manager Alex Deutsch setzen gerade ihr Konzept mit dem ORF um und sprechen Künstler/Künstlerin/Bands direkt oder deren Manager an und motivieren zum Mitmachen. Hauptargument ist dabei: wer die österreichische Ausscheidung gewinnt, ist automatisch im Finale und 200 Millionen Menschen schauen demjenigen dann zu. Kein Verlieren in einer Vorrunde ist möglich. Die angefragten Bands sollen Ecken und Kanten haben und das Spektrum der österreichischen Musikszene abbilden. Vier Sendungen im Hauptabendprogramm werden es sein, es wird also auch in Österreich ein Millionenpublikum erreicht. Alles klingt beim ersten Hinhören ganz wunderbar. Die Details kommen mir dann aber bekannt vor: Audition in kleinen Clubs, Songwriting Camp und Vermarktungsvertrag. „Herz von Österreich“ lässt grüßen. Es wird zwar in den vorgelegten Papieren sehr eindringlich drauf hingewiesen, dass es sich um keine Casting Show handelt, aber wenn man die Nebenbedingungen einbezieht, dann bleibt es doch eine. In den Papieren ist nichts zu finden, wie der Zeitaufwand, der sich mit ca. 25 Tagen, also einem Monat Arbeitszeit niederschlägt, vergütet wird. Da sind die Promotermine, die sicherlich anfallen, noch gar nicht eingerechnet. Im krassen Gegensatz dazu steht der Ansatz des ORF, wo GD Alexander Wrabetz die Devise ausgerufen hat: der Song Contest in Wien in der Wiener Stadthalle wird ein GREEN EVENT! Pius Strobl, der verantwortliche Umsetzer, hat also noch einen weiteren Klotz am Bein, neben all der Probleme, die so ein Event mit sich bringt. Ein solches Zertifikat muss erst erarbeitet werden und beginnt schon mit der Motivation, dass alle 100.000 Besucher (12 Shows inkl. aller Proben) mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen sollen oder die 100.000 Tickets eigentlich wieder alle eingesammelt werden sollten. Eines ist damit also sicher: für den „Green Event SC 2015 Vienna“ bekommt Österreich aus allen Ländern: Austria 12 Points! Mario Rossori ist Musikmanager

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Warner Music Night Vienna Im Rahmen des Waves Music Festival lud Warner Music Austria zur ersten Warner Music Night Vienna. Top Acts, Full House & Mega Stimmung.

Newcomerin Alexa Feser

Das Warner Music Austria- Team mit den Künstlern im Porgy & Bess

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What a man: Soul-Sensation Kwabs

Nur äußerlich braves Schulmädchen mit schiefem Dutt: Y’akoto

Sehr ansehnlich die MusikerInnen auf der Bühne, sehr begeistert das Publikum bei der ersten Warner Music Night. Festivalgäste, Medien und Brancheninsider tummelten sich im fast aus den Nähten platzenden Porgy & Bess um Newcomerin Alexa Feser, Ausnahmekünstlerin Y’akoto , Soul-Sensation Kwabs und die Party Truppe Rakede zu bestaunen. Alexa Feser eröffnete den Abend mit einigen Song ihres neuen Albums „Gold von morgen“ und verzauberte nur am Piano und mit ausdrucksstarker Stimme die Gäste im Porgy & Bess. Danach zog Soulstimme Y´akoto mit Ihrer Soul Seeking Musik das Publikum in Ihren Bann. Mit Songs aus ihrem aktuellen Album Moody Blues brachte Sie afrikanisch geprägten Rhythmus in die Nacht. Kwabs, der von der Moderatorin sehr speziell ange-

kündigt wurde, nämlich „dass er bei einem Konzert den englischen Royals die Pisse in den Augen trieb“ hatte mit seiner unverwechselbar facettenreiche Stimme und eingängigen Songs die Menge von der ersten Minute an fest im Griff. Mit Rakede kam noch einmal Partystimmung auf. Mit ihrer Mischung aus Reggae, Hip Hop und Dupstep gaben sie einen Vorgeschmack auf ihr im November erscheinendes Album und brachten die Tanzfläche zum Beben. Warner Music Austria Marketing Director Franz Pleterski konnte neben geballter heimischer Prominenz aus der Musik- und Medienbranche auch Warner-Kollegen aus Hamburg begrüßen - u.a. Christian Gerlach Managing Director Neuland Concerts und Marcus Friedheim Managing Director Sales Central Europe.

Party Truppe Rakede

Ausgebuchtes Porgy & Bess


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25 Jahre Balloon Records Im beschaulichen Wiener Vorort Gerasdorf werden seit 25 Jahren - nicht nur, aber vorrangig Discohits produziert. Balloon Records heißt die Schmiede und Chef ist Thomas Jelinek. In dieser Zeit hat sich das ehemalige Tonstudio zu einer Fullservice-Artistmanagementagentur gewandelt, der Clubszene ist Balloon aber treu geblieben, wie auch der Hauptevent im Jubiläumsjahr zeigt. Als Sie 1989 die Balloon Records GmbH gründeten, war ‚Looking for Freedom’ von David Haselhoff der Hit. Der wurde heuer beim Nova Rock von einem Publikum gefeiert, das zT. damals noch gar nicht auf der Welt war. Wie hat sich die Discoszene seither entwickelt? JELINEK: Schon damals hatte ich viel Spass an der Musik und zum Glück mit Balloon Records bis heute noch immer. Als Neuling geht man automatisch seinen eigenen Weg, aber die Idee, immer darauf zu schauen, ein eigenes Profil zu haben, habe ich mir behalten. Gerade in der Musikszene, die heutzutage mehr als ein Überangebot an vielen Genres liefert, die alle ineinander verschmelzen, ist es mittlerweile sehr schwierig geworden, allerdings bin ich mir sicher, dass wir mit einigen unserer Acts immer wieder den Nerv und Geschmack der Fans treffen, was sich am Erfolg an Bookings oder Verkäufen der Tracks (heutzutage online) international widerspiegelt. Wie waren die Anfänge? JELINEK: Ich begann mit einem Tonstudio, es war die Zeit als die Vinylplatte noch „am Leben“ war aber doch langsam von der Compact Disc verdrängt wurde. Wir produzierten auch Werbejingles, sowie witzige Texte für Telefon-Anrufbeantworter, die damals sehr angesagt waren, später auch für Mobilboxen. Und natürlich auch Produktionen für Bands, sowie Playbacks für Alleinunterhalter. Als gefragte Serviceleistung boten wir die Restaurierung von altem Tonmaterial an, indem wir analoge Aufnahmen von Tonbändern und Audio-Kassetten auf DAT (Digital Audio Tape) und CDR (CD Recordable) überspielten. Wann stiegen Sie in die Discoszene ein? JELINEK: Der echte Durchbruch gelang im Jahr 1995 mit der von uns produzierten Dance-Compilation „Krypta Discocathedrale“. Kaum erschienen, stieg sie innerhalb von zwei Wochen auf #1 der offiziellen österreichischen Sampler Verkaufscharts auf! Dieser Erfolg zog Angebote für weitere Kooperationen mit sich – und sehr schnell war Balloon Records nicht mehr wegzudenken aus der österreichischen ClubSzene. In den Verkaufscharts feierten die bei DJs und Dance-Fans begehrten CD-Zusammenstellungen von „Nachtwerk“, „Tanzpalast Baden“, „oe4.com“ bis „Bollwerk“ Top-Platzierungen in Serie. In Folge der

Kontakte zu den auf den CDs enthaltenen Künstlern, Produzenten und Partner-Plattenlabels, entstand aufgrund der Nachfrage für Discothekenauftritte die Idee einer Fullservice-Bookingagentur. Nachdem sich das alles im ersten Moment wie ein „Supergau“ entwickelt hatte, lag der witzig gemeinten Name Supergau Booking, ganz klar auf der Hand. Was bietet Supergau an? JELINEK: Wir haben derzeit mehr als 50 nationale und internationale Acts in unserer Kartei, alle exklusiv und erledigen für diese den gesamten organisatorischen und administrativen Aufwand. Pro Jahr werden an die 350 Bookings administriert. Um nur ein paar der bekanntesten zu nennen, die auf uns vertrauen: „Cascada“ (seit 2004, #1 in UK, Top 10 in USA), „Basshunter“ (Top 10 in UK), „Darren Bailie & The Guru Josh Project“ (Smashhit: „Infinity“), „Klaas“, „R.I.O. feat. U_Jean“, „Javi Mula“, „Deejays From Mars“, die „Bodybangers“ und einige mehr. Aktuell größte und international erfolgreichste Entdeckung von mir ist der österreichische DJ & Produzent „Rene Rodrigezz“, für den wir seit 2009 mehr als 400 Shows organisiert und persönlich betreut haben. Darunter waren Auftritte am „Donauinselfest Wien“ auf der „Radio Energy“ Bühne, beim „Ö3 Silvesterpfad am Hof in Wien“, beim „Lake Festival“, bei mehreren „Holi“ Festivals oder der „Fete Blanche“ in Velden und Salzburg. Außerdem war er mit „Sexy Shake“

Thomas Jelinek (2.v.l) & sein Balloon-Team

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musicbiz „Wenn ich alles aufzählen würde, könnten wir wahrscheinlich per Auto zur Midem nach Cannes und retour fahren und ich wäre noch nicht fertig.“

2011 Nummer 1 in den „Korea Radio Charts“. Der Terminplan von Rene Rodrigezz war/ist auch 2014 randvoll und sind bereits einige Shows in 2015 am Plan, von denen einige andere derzeit noch träumen können. Alle Details zu den Artists und Veröffentlichungen kann man auf den neu gestalteten Homepages www.balloonrecords.com, andererseits www.supergau.info nachlesen. Was müssen Sie als Label heutzutage anders machen als zu Ihren Anfängen? JELINEK: Wenn ich alles aufzählen würde, könnten wir wahrscheinlich per Auto zur Midem nach Cannes und retour fahren und ich wäre noch nicht fertig. Lizensierung, Vertragsabwicklung oder Vermarktung gab es schon immer, hinzu kamen vor allem die Aufgaben, die das digitale Zeitalter erfordert wie Upload von Musikmaterial weltweit ins Netz, Aussendungen an Medien und Presse, an DJPools, sowie an interessierte internationale Lizenzund Agenturpartner. Die immer wichtigere Fanarbeit über neue Medienkanäle (Facebook, Instagram, Spotify, sowie auch weitere Streamingportale, mit dem sich der heutige - vor allem jugendliche - Kunde beschäftigt) nimmt einen ungeheuren Aufwand an, auch dies kann über uns abgewickelt werden. Im Angebot gibt es für jedes Projekt das maßgeschneiderte Merchandising und Marketing. Was war/ist im Jubiläumsjahr noch geplant? JELINEK: Seit Sommer wurde das Label mit seinen bereits 9 SubLabels um eines mehr erweitert, wo sich ab sofort unter „Balloon DEEP“ alle Deep-House Freunde über fette Produktionen dieses Genres

freuen können. Unter „Deep Sunset“ findet man die erste Compilation-Serie im Netz, sowie „Tauchklang“, einem der erst gesignten Deep-House Newcomer auf dem neuen Label. Im Herbst stehen mehr als 15 Compilation Serien am Plan, wo sich einige davon in den letzten Jahren bereits etablieren konnten, sowie zB die neue „Deejays Favourites 2014.2 – Fall“ oder die neue Single von Rene Rodrigezz „Better where we are“. Wir sind aber nicht nur im Dancebereich aktiv, sondern haben mehrere Sublabels für Richtungen Pop/Rock, Kabarett, Wellness uvm., die teils für Produzenten und Künstler administriert werden, die sich um uploads, Abrechungen, etc. nicht selbst kümmern wollen. Außerdem habe ich mein Team heuer im Sommer um zwei junge, hochmotivierte Mitarbeiter verstärkt, die sich vorwiegend um den Online Auftritt der „Supergau Booking“ Künstler kümmern, und natürlich auch um Balloon Records, denn für den Musikfan und Konsumenten von heute zählt eine innovative, informative Plattform meist mehr als die Musikproduktion an sich. Am SA, 27. Dezember lassen wir das Jubiläumsjahr noch mit einer „25-Jahre-Balloon-Sause“ im Wiener Praterdome ausklingen. Geladen sind über 3000 Gäste aus der Musik-, Medien- und Eventbranche. Unterstützt wird die Veranstaltung medial und durch groß angelegte Plakat-Aktionen in Wien und Umgebung samt Radiospots auf Kronehit und Radio NRJ. Danke an alle, die uns in den letzten 25 Jahren begleitet haben und uns weiterhin treu begleiten werden! Anfragen zu Tickets für den 27.12. im Praterdome unter vip@balloonrecords.com

Austrian Heartbeats in Zagreb Im Rahmen der neuesten Veranstaltung der internationalen Reihe „Austrian Heartbeats“ werden die österreichischen Bands Dust Covered Carpet, Farewell Dear Ghost, Hella Comet und das DJ-Duo Pola Riot im kroatischen Zagreb auftreten. Diese Initiative wurde von Austrian Music Export (www.musicexport.at) ins Leben gerufen, um die kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der österreichischen und der internationalen Musikszene auszubauen und vor allem zu stärken. Ähnliche Showcase- und Networking-Veranstaltungen haben bereits in Paris, Warschau, Ljubljana, Gent und im holländischen Groningen stattgefunden. „Austrian Heartbeats“ ist eng verknüpft mit dem kürzlich zum vierten Mal zu Ende gegangenen Waves Festival: Der Austausch zwischen Ost- und Westeuropa, den sich das internationale Showcase-Festival auf die Fahnen heftet, steht auch hier im Vordergrund. Jedes Jahr werden gemeinsam zwei Schwerpunktländer für einen aktiven Austausch ausgewählt, die im Rahmen des Waves Festivals ausführlich präsentiert werden. Kroatien ist heuer eines dieser Schwerpunktländer, das andere sind die Niederlande, wo im Rahmen des Eurosonic Festivals Anfang des Jahres ein Fokus auf österreichische Musik stattgefunden hat. Franz Hergovich und Tatjana Domany von Austrian Music

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Franz Hergovich

Tatjana Domany

Export reisen mit einer Delegation aus österreichischen MusikerInnen, Promotern, VertreterInnen von Labels und Festivals und JournalistInnen gemeinsam nach Kroatien. Neben der boomenden Festivallandschaft in Kroatien, die die touristisch geprägten Küstengebiete dominiert, blüht auch eine Kunst- und Independent-Szene im Land. Die Hauptstadt Zagreb wartet mit einer lebendigen Klubszene auf und der EU-Beitritt 2013 eröffnete der lokalen Musikszene neue internationale Perspektiven.


musicbiz Klangbilder 2014: 3 Tage Zukunftsmusik Schon zum 14. Mal findet im November die Hifi-Messe „Klangbilder“ unter der Leitung von Ludwig Flich statt. Audio- und Videointeressierte können die neuesten (und Ludwig Flich besten) Produkte bestaunen, testen, bestellen. Eine gewisse Ehrfurcht befällt Neulinge, wenn sie gelegentlich auf die Preisschilder schauen, denn da steht locker ein Plattenspieler um ein paar Tausend Euro. Wenn einem der von einem Profi vorgeführt wird und alle dahinterstehenden Details erklärt werden, dauert

es nicht lange und man ist vom Hifi-Virus gefangen. Neben den beindruckenden Geräten bietet die Messe aber auch ein wunderbares Nebenprogramm mit Konzerten, Vorträgen Präsentationen. So wird zB. das ehrgeizige Projekt „Gregorio Allegri“ des Gramola-Labels vom Chef Richard Winter persönlich vorgestellt werden oder Pianist Markus Schirmer wird mit seinem Ensemble Scurdia Kaisermühlen (dort findet die Messe statt) erfreuen oder ein Workshop mit Tonmeister Alexander Grün. Und weil Flich weiß, dass nicht nur akustischer Genuss ankommt, gibt es die traditionelle klangBilderWeinverkostung. Insgesamt werden an die 60 Aussteller mit über 200 internationalen Marken vertreten sein. 7.-9.11, Arcotel Kaiserwasser www.klangbilder.eu

Mica: Vorankommen im Musikbiz Das österreichische Musikinformationszentrum mica - music austria veranstaltet regelmäßig kostenlose, praxisorientierte Workshops für Musikschaffende. Am 4. November 2014 startet die neue mehrteilige Workshop-Reihe „Vorankommen im Musikbusiness“. Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten aufgrund begrenzter Teilnehmerzahlen. Die Themen gehen über Plattenverträge, Sozialversicherung bis zu Förderung, die Vortragenden kommen aus der Praxis, wissen daher um die vielen Tücken, die sich für Neulinge öffnen. Alle Termine/Infos unter: www.musicaustria.at/mica/workshops-undmusikinformationstage

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Keine faden Liebeslieder Foto © Armin Rudelstorfer

Seit 10 Jahren veranstaltet der Verein VSA (Vienna Songwriting Association) im November das Blue Bird Festival, wo dem Indie-Folk gehuldigt wird. FSM befragte die Organisatorin Jenny Blochberger welchen Stellenwert Songwriting einnimmt und was SängerInnen vermeiden sollten.

l-r (hinten): Jenny Blochberger, Albert „Hannibal“ Nagy, Nadine Berginz, Hanno Mayregger, Klaus Totzler Vorne: Anke Sommer, Corinna Prey Nicht im Bild ist Barbara Wiesinger

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Woraus entstand das Blue Bird Festival, was war der Anlass, die Intention? JENNY BLOCHBERGER: Vor 11 Jahren haben wir, damals einfach als Gruppe von FreundInnen, einen Tribute-Abend zum 30. Todestag des englischen Folkmusikers Nick Drake veranstaltet. Da stellte sich heraus, dass so ziemlich alle MusikerInnen, die wir angesprochen haben, Fans von Nick Drake waren und gerne mitmachen wollten. Der Abend wurde viel umfangreicher als geplant und ein großer Erfolg. Dieses Potenzial wollten wir nicht ungenutzt lassen; daraus ist das jährliche Blue Bird Festival entstanden. Welchen Platz nimmt Songwriting im Moment im Musikgeschehen ein? BLOCHBERGER: Ich tu mir ein wenig schwer mit Begrifflichkeiten wie „Songwriting“, „Singer/Songwriter“ und so weiter. Jeder Song wird ja erst mal von jemandem geschrieben, und selbst wenn KomponistIn, TexterIn und VortragendeR eine Person sind, ist das deswegen noch nicht unbedingt ein Singer/ Songwriter. In Österreich wird das ja mitunter mit „Liedermacher“ gleichgesetzt, was aber eine andere Tradition hat. Im angloamerikanischen Kulturkreis ist Singer/Songwriter ein Zwischending aus einer Bezeichnung für MusikerInnen und einem Genre. Ich spreche daher lieber vom Genre Indie-Folk - und dieses ist in den letzten Jahren natürlich sehr lebendig und divers. Es gibt da nicht mehr diese Unantastbarkeit von Stimme & Gitarre: Indie-Folk kommt heutzutage in Verbindung mit Spoken Word, Elektronik, jazzig angehaucht oder im Lo-Fi-Gewand daher und wird auf allen möglichen Instrumenten von SoloKünstlerInnen oder Bands gespielt. Diese Öffnung lässt viel mehr zu und ist eine extrem positive Entwicklung. Wen wollen Sie mit dem Festival ansprechen? BLOCHBERGER: Wir haben kein Zielpublikum in dem Sinn - wir haben ja keine kommerziellen Interessen dahinter, die bedingen, dass wir eine bestimmte Konsumentengruppe ansprechen müssen. Das Blue Bird Festival ist für alle, die mit Indie-Folk im allerweitesten Sinne etwas anfangen können, und für Menschen, die gerne Neues aus dem Genre entdecken.

Wie sticht man als Liedermacher aus der Masse heraus? Anders gefragt, warum wählen Sie gerade die MusikerInnen aus, die dann beim BBFestival auftreten? BLOCHBERGER: Prinzipiell wählen wir MusikerInnen aus, die wir selbst gut finden. Und dann kommt es noch darauf an, eine gute Mischung aus bekannten, zugkräftigen Acts, unbekannten, aufstrebenden Artists und legendären Kultfiguren zusammenzustellen. Außerdem haben wir immer mindestens zwei bis drei österreichische Acts dabei; heuer sind das Schmieds Puls und Fräulein Hona. Was macht für Sie gutes Songwriting aus? BLOCHBERGER: Klischeevermeidung ist schon mal ein guter Ansatz. Liebeskummerlieder etwa gibt es so unendlich viele, da sollte man sich schon etwas Unverbrauchtes einfallen lassen, um sein Publikum zu berühren. Man kann aber auch, wenn man gut ist, aus einem textlich unauffälligen Song durch die Komposition oder einfach durch den Vortrag etwas ganz Besonderes, Unverwechselbares machen. Man muss nicht das Songwriting neu erfinden - das ist heutzutage auch kaum mehr möglich - aber ein Funken Originalität ist schon die Mindestanforderung. Alles andere ist Handwerk. Wie finanziert sich das Festival? BLOCHBERGER: Etwa zwei Drittel kommen durch den Kartenverkauf herein, das restliche Drittel wird durch Sponsoren und Förderungen finanziert, wobei die Sponsoren den weit größeren Teil ausmachen. Wie reagieren die heimischen Medien auf das Festival ? Von welchen Seiten gibt es Unterstützung? BLOCHBERGER: Durchwegs positiv! Darüber sind wir wirklich froh. Das Blue Bird Festival wird generell rezipiert als Liebhaber-Event, gemacht von Leuten, die Musik lieben, für Leute, die Musik lieben. Das wird durchaus respektiert und unser Programm, das wir uns ja auch wirklich gut überlegen, wird von den Medien meistens sehr gelobt. Bisher haben wir jedenfalls noch nicht kräftig danebengegriffen :) Was hat sich in den 10 Jahren seines Bestehens zum Besseren/zum Schlechteren gewandelt ? BLOCHBERGER: Insgesamt gibt es mehr Positives zu vermelden: das Blue Bird ist seit einigen Jahren ein so gut eingeführter Name, dass die Leute schon Festivalpässe kaufen, bevor wir überhaupt mit dem Lineup rausgehen - einfach weil darauf vertraut wird, dass das Programm sehenswert ist. Wir müssen uns daher auch keine Sorgen mehr machen - wie das in den Anfangsjahren der Fall war - dass das Festival ein Reinfall werden könnte. Im Gegen-


musicbiz teil: wir rechnen eigentlich fix damit, dass wir ausverkauft werden. Andererseits muss man sagen, dass es sehr schwierig geworden ist, Geldgeber zu finden; ein generelles Problem in der (alternativen) Kulturszene. Unsere Hauptsponsoren sind die Wien Holding und die Erste Bank, ohne deren Unterstützung könnten wir uns das Festival nicht leisten.

Abschließend Ihre subjektiven Wünsche fürs BB-Festival? BLOCHBERGER: Ich wünsche mir, dass viele Menschen weiterhin zum Blue Bird Festival kommen und die drei Tage genießen, mit neuen Lieblingsbands wieder nachhause gehen und gerne wiederkommen. Außerdem wünsche ich mir, dass Joanna Newsom einmal bei uns spielt ;)

Blue Bird Festival 20.-22.11. 2014 Porgy & Bess, Wien 1 Auszug: I am Oak,, Patrick Wolf, Fräulein Hona, John Bramwell , (I am Kloot), Phox, Schmieds Puls www.songwriting.at

Gezischt, geschmettert, geschallt, gehallt ... Foto © Sebastian Schmid

Man darf nicht überrascht sein, wenn plötzlich im Einkaufscenter eine Menschenmenge zu singen beginnt. November ist in Wien traditionell der Monat der Stimmen. Bei Voicemania wird dies an ganz außergewöhnlichen Orten getan, wie Festivalleiterin Nuschin Vossoughi stolz verkündet.

Nuschin Vossoughi

Woraus entstand das Voicemania Festival, was war der Anlass, die Intention? NUSCHIN VOSSOUGHI: Der Stimme einen höheren Stellenwert zu geben. Die Stimme ist das natürlichste „Instrument“ , das es gibt. Stimme löst Emotionen aus. A cappella bezeichnet jeden ohne Instrumentalbegleitung vorgetragenen Gesang, unabhängig von Stil, Herkunft, Entstehungszeit und Anzahl der Aufführenden. Durch das Festival wird das Genre a cappella in seiner Stilvielfalt sichtbar. Mittlerweile ist das Voice Mania eines der größten internationalen Festivals in Europa. Welche Genres sind am besten vertreten, anders gefragt, welche eignen sich am besten für den Gesang? NUSCHIN: Jedes Genre ist geeignet: Pop, Rock, Folk, Weltmusik, Klassik , polyphone Gesänge, geistliche Musik, da gibt es keine Grenzen. Was muss für Sie eine Stimme haben, um schön zu klingen? NUSCHIN: Eine Stimme muss Emotionen auslösen können!

An welchen ungewöhnlichen Plätzen wird heuer gesungen? NUSCHIN: Das Balcanto ist sicher das Außergewöhnlichste: auf den Balkonen der Innenstadt, Ringstraßen –Galerien, Donnerbrunnen wird gesunden und Stimmung gemacht (siehe Kasten) Wen wollen Sie mit dem Festival ansprechen? NUSCHIN: Alle Altersgruppen ( Klassik für Ältere bis hin zu Beatboxing Show für die Jüngsten ) Nach welchen Kriterien suchen Sie die MusikerInnen für Ihr Festival aus? NUSCHIN: Ich bin bestrebt die Variationsmöglichkeiten der menschlichen Stimme zu präsentieren. Dadurch, dass die Künstler keine Instrumente haben, steht nicht nur die Stimme, sondern auch die Kreativität der Künstler auf der Bühne im Vordergrund. Internationalität, genreübergreifend, Bühnenpräsenz, leistbar, kooperativ, flexibel, spannend. Wie finanziert sich das Festival? NUSCHIN: 1/3 Förderungen und 2/3 Karteneinnahmen Was hat sich in den 17 Jahren seines Bestehens zum Besseren/zum Schlechteren gewandelt ? NUSCHIN: Es wurde immer größer, zunehmend dehnt sich das Festival auf den ganzen Körper aus. Tap Dance, Beatbox Musical, Body Pop erweitern das Spektrum des a cappella. Balcanto als Auftakt des Festivals wurde vergrößert. Das Festival hat mittlerweile auch eine eigene Casting Show . Wünsche/Kritik ? NUSCHIN: Eine Erhöhung der Kulturförderung nach 14 Jahren wäre schön. Vor allem wurde „Balcanto“, das im ersten Bezirk stattfindet , bisher weder vom Bezirk noch vom Kulturamt gefördert.

Voice Mania – internationales a cappella Festival 7.11.-7.12. 2014-10-06 Zum 17. Mal wird nicht nur geatmet, gehechelt, gegurgelt, gezischt, geschmettert, geschallt, gehallt, gerockt, gedröhnt und geträllert, sondern auch gebrummt, gesäuselt, geröhrt, gegurrt, geblödelt – wieder weiter gesungen, Theater gespielt, Mundakrobatik gelehrt und neues Talent gecastet Spielorte: u.a. Spittelberg, MuTh; Metropol, Ringstraßen-Gallerien, Vindobona und auf Balkonen und Kirchen im 1. Bezirk zB. Modehaus Hämmerle, Knize, Peterskirche, Donnerbrunnen, Casino, Aida www.voicemania.at

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musicbiz

Play Vinyl! Die IFPI und ihre Mitgliedsfirmen schufen diesen Herbst die Dachmarke Play Vinyl, um den erfreulichen Zuwächsen und dem Comeback der Schallplatte Rechnung zu tragen. Das Marktvolumen liegt in Österreich bereits bei beachtlichen 2,5 Millionen Euro und: diese Nische wächst pro Jahr um rund 25 %!

Quelle: Nielsen SoundScan USA

Wenn man vor einigen Jahren ein Comeback der Schallplatte prognostiziert hätte, wäre man wohl taxfrei zu einem sentimentalen, leicht wunderlichen Träumer erklärt worden. Genau dieser schier unmögliche Fall ist aber eingetreten: Vinyl is back! Es scheint, als hätten sich die Gruppe der Liebhaber hochwertiger Tonträger, der Sammlermarkt und die Klientel der Intensiv-Käufer – erfahrungsgemäß etwa 3 bis 5 Prozent des Gesamtmarktes – darauf verständigt, dass Singles und LPs die physischen Formate der Zukunft sind. Sprich: die CD wird als pragmatischer Träger digitaler Informationen gesehen, der zum Alltagsartikel geworden ist. Vinyl ist „in“. Je jünger und agiler die Zielgruppe, desto weniger erfährt die silbrig glänzende Scheibe noch Wertschätzung: Downloads und Streaming lösen die Compact Disc zunehmend ab. Andererseits gibt es einen wachsenden Bedarf an Alternativen, an potentiellen Sammlerstücken, an haptisch begreifbaren, analo-

gen Objekten. Warum also nicht auf das technisch ausgereizte, wohlklingende, auch in punkto Verpackung attraktive Format, das ab den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Entwicklung der Tonträgerindustrie massiv forcierte, zurückgreifen? Die Marktentwicklung spricht für sich: 2013 sind die Vinyl-Umsätze hierzulande um 25 Prozent gestiegen – ein positiver Trend, der seit einigen Jahren anhält. Das Marktvolumen liegt mittlerweile bei 2,5 Millionen Euro allein in Österreich. Der IFPI-Report 2013 spricht von einer „florierenden Nische“. Vor allem DJs, Sammler und audiophile Feinspitze greifen gerne zur guten alten Schallplatte, aber auch für jüngere Käufer ist sie zum Trendobjekt geworden. Vinyl, so der IFPI-Report, biete aber auch Chancen für den Fachhandel, weil intensive und bewusste Musikhörer auch bewusster einkaufen – vorzugsweise in Plattenläden. Es gilt also, den klaren Aufwärtstrend – auch im Sinn einer weiterhin existenzfähigen, an attraktivem physischen Produkt interessierten Handelsstruktur – sowohl ideell wie auch imagetechnisch massiv zu unterstützen. Im Idealfall ist es eine Win-Win-Win-Situation: für die Künstler, Labels und Vertriebe, für den Handel und für den Endkonsumenten.

Nachrichten aus der Welt der schwarzen Scheiben „Amore“ von Wanda: das begehrteste österreichisches Newcomer-Album „Erste Meldungen von Plattengeschäften, die ausverkauft sind“, konstatiert des Wiener Label Problembär Records für das Debut-Album der Neo-Austropop-Band Wanda. Man kann durchaus von einem kleinen Hype sprechen – von FM4 bis zum deutschen „Musikexpress“ überschlagen sich die Medien mit Lob. „Noch vor einem Jahr waren

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Wanda selbst Kennern der Wiener Indie-Szene eher kein Begriff“, so das „profil“, „vor einem halben Jahr veröffentlichten sie ihre erste Single, heute gelten sie als größte Hoffnung auf eine neue, scharfe Zeit im heimischen Musikbetrieb, als eine Art Missing Link zwischen Undergroundkeller und Mainstream-Charts.“ Entgegen der gängigen Veröffentlichungspolitik von Problembär, auf Vinyl zu verzichten, erweist sich das Album „Amore“ insbesondere als schwarze Scheibe als Vorweihnachts-Renner.


musicbiz Vinyl-Renaissance lässt auch die Briten jubeln „Vinyl-Liebhaber können sich einer Renaissance des Formats erfreuen“, erklärte Anfang Oktober Lynne McDowell, die Pressesprecherin des britischen Branchenverbands BPI (British Phonographic Industry). „Man hat Schallplatten schon als Produkt einer vergangenen Ära betrachtet, aber sie erleben ein tatsächliches, machtvolles Comeback im Digitalzeitalter.“ Die Renaissance lässt sich nicht zuletzt an den Zahlen der offiziellen Charts ablesen: bis dato hat man anno 2014 mehr als 800.000 schwarze Scheiben verkauft, bis Jahresende rechnet man mit einem klaren Überspringen der Millionengrenze. Zuletzt war dies 1996 der Fall. Im Jahr 2007 war mit knapp einem Fünftel dieser Summe der Tiefpunkt erreicht, seither geht es rasant wieder nach oben. Als Top Seller dieses Jahres erwiesen sich die Alben „AM“ der Arctic Monkeys, „Lazaretto“ von Jack White and der Dauerbrenner „Definitely Maybe“ von Oasis.

Radio Superfly hört sich in Wiens Plattengeschäften um Wo gehen DJs Platten kaufen? Wer hat die beste Auswahl im Bereich Krautrock? Und welche Geschichten hat der Plattendealer deines Vertrauens zu erzählen? Diesen Fragen geht seit Oktober 2014 der Wiener Radiosender Superfly FM nach. „Wir zelebrieren das längst totgesagte schwarze Gold, dass sich - ganz im Gegenteil - immer stärkerer Nachfrage erfreut und gehen mit euch auf Tour durch die Wiener Plattenläden“, verkündete die Senderzentrale. Bislang zu hören: etwa Shorty von „Rave Up“ oder Konstantin Drobil, Betreiber des „Substance“ in der Westbahnstraße in Wien-Neubau. Jeden Donnerstag on air und online auf 98.3 Superfly. Sehr sympathisch!

Discogs präsentiert ein weltweites Online-Verzeichnis für Record Stores „Created for diggers and travellers everywhere“ lautet das Prädikat für eine Datenbank, die im Lauf der letzten Monate von Discogs geschaffen wurde und laufend erweitert wird. Der Online-Sammlerkatalog samt Tauschbörse verstärkt damit sein Service-Angebot essentiell. „VinylHub“, so der Name der neuen Einrichtung, hat sich zum Ziel gesetzt, jedes Plattengeschäft auf diesem Planeten aufzulisten und per Google Maps-Link auffindbar zu machen. Mit einer Ausnahme: die Kette „Urban Outfitters“, bekannt (und nicht unumstritten) als LifestylePlattenanbieter und einer der größten Händler weltweit, kommt bei „VinylHub“ nicht vor. Die Datenbank basiert auf den Fingerzeigen der Discogs-Nutzer, die bislang über 2000 Einträge generiert haben. Mehr unter www.vinylhub.com.

Pro-ject gewinnt EISA-Award für das Modell Xtension 9 Evolution Es ist der beste Plattenspieler des Jahres 2014/2015, meint die EISA (European Imaging and Sound Association), und kürte das Modell „Xtension 9 Evolution“ des österreichischen Herstellers Pro-ject zur „Analogue Source of the Year“. Hinter der Vereinigung stecken fünfzig führenden Special Interest-Magazine (HiFi, Audio, Video, Unterhaltungselektronik) aus mehr als zwanzig Ländern. Der Hersteller des ausgezeichneten Modells spricht selbst von einer superlativen VinylPerformance aus einer kompakten Laufwerks/Tonarm-Kombination der Luxusklasse... Das Online-Magazin sempre-audio.at fast es so zusammen: „Das Ding spielt wirklich fein, bestückt mit einem Ortofon Quintet Black ist man bestens gerüstet für den Musik-Genuss von Schallplatte.“

Hilliard Ensemble verabschiedet sich mit Doppel-Vinyl Das Hilliard Ensemble, einer der renommiertesten VokalKlangkörper für alte und neue E-Musik weltweit, hat seine Auflösung angekündigt. Gegründet 1974 und benannt nach dem englischen Miniaturenmaler Nicholas Hilliard, widmete man sich das Quartett der Pflege von Musik, die vor dem 17. Jahrhundert geschrieben wurde, interpretierte aber auch Kompositionen von John Cage, Arvo Pärt oder Gavin Bryars. 1994 veröffentlichte das legendäre Münchner Musiklabel ECM das Album „Officium“, das den Saxophonisten Jan Garbarek gleichberechtigt neben die vier Vokalstimmen des Ensembles setzte. Es wurde zum kommerziellen Überraschungserfolg. 2013 gab das Hilliard Ensemble seine Auflösung bekannt, die nach den letzten Tourdaten – einige davon mit Garbarek – mit Ende dieses Jahres vollzogen sein wird. Zum Abschied veröffentlicht ECM erstmals „Officium“ als Doppelalbum auf 180 Gramm-Vinyl.

Debut-Album von Acid als limitiertes Vinyl-Reissue „Demnächst als Wiederveröffentlichung erhältlich - beim Schallplattenhändler Ihres Vertrauens“ ist das DebutAlbum der legendären Wiener Rockformation Acid. Anfang der siebziger Jahre vom späteren Falco-Produzenten Robert Ponger gegründet, hatte die Formation mit Schlagzeuger Rudi Staeger und Bassist Herbert Novacek engagierte Mitstreiter. „Acid“ machte seinem Namen alle Ehre: die Band brachte progressive Rockklänge à la Uriah Heep auf die heimischen Bühnen und war in den siebziger Jahren eines der Aushängeschilder der lokalen Wiener Szene. Das Debut-Album aus dem Jahr 1974 mit Hits wie „Six To Seven“ und „Hey Freddy“ wurde im legendären Soundmill-Studio von Peter Müller eingespielt, Will Resetarits („Ostbahn-Kurti“) singt im Background-Chor. Das Zeitdokument erscheint remastered im schwarzen Original-Klappcover via Schallter/Hoanzl. Limitierte Auflage: 500 Stück. Die Gruppe Acid selbst erlebt auch eine Live-Wiederauferstehung, österreichweite Termine sind für Frühjahr 2015 geplant. Allein Robert Ponger wurde durch das spätere Acid-Mitglied Wolfgang Staribacher (Alpinkatzen u.a.) ersetzt.

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musicbiz * * * * Winteropening * * * * KÄRNTEN Goldeck 17. Jänner:

Radio Kärnten Tag

24. Jänner: Ö3 Pistenbully

Heiligenblut 5.-8. Dezember:

Legendäres Opening zum 50-er des Skigebietes

20. / 21. Dezember:

Romantisches Opening mit Nacht der Sterne, Kirchenkonzert etc.

NIEDERÖSTERREICH Mitterbach 21. / 22. November:

Snowpark Gemeindealpe als Partner/“Aussteller“ beim Fridge Festival in Wien

13. Dezember:

Saisonopening bei der Talstation und im Park der Gemeindealpe Mitterbach – mit Radio Energy

1. Jänner:

Ö3 Pistenbully auf der Gemeindealpe Mitterbach

4. / 5. April:

Oster Chill-out mit lokalen DJs

STEIERMARK Stuhleck 12. Dezember:

Das Programm im größten und modernsten Skigebiet der Ostalpen umfasst einen VIP Riesen-Slalom-Durchgang, bei dem Punkte für Schnelligkeit und Fahrstil vergeben werden, und kulinarischen Genuss mit Gerichten von Haubenkoch Robert Letz und Yves Weisang, Küchenchef vom Panoramarestaurants W11. Die Moderation übernimmt Servus TV Sportmoderator Andreas Gröbl.

Schladming 28. November:

Insgesamt fünf Topstars werden am 28. November in Schladming den musikalischen Startschuss in den Winter einläuten. Casper, Kraftklub,Klangkarussell, Tagträumer und Marlon Roudette bilden erstmals ein echtes Festival-Line-Up

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VORALRBERG Montafon 4.-7. Dezember:

Für den „fantastischen“ Winterstart beim diesjährigen FIS Snowboard Weltcup im Montafon legen sich neben der Snowbard-Elite auch die „Die Fantastischen Vier“ 6.12. und die britische Kult-Band „Bastille“ (13.12.14) voll ins Zeug. Auch das, was zwischen den Music-Highlights auf den perfekt präparierten „Turntables“ der Silvretta Montafon abgeht, wird die Fans keinesfalls kalt lassen.


musicbiz TIROL Sölden 22. November:

Electric Mountain Festival an der Giggijoch Funzone auf über 2.000 m mit den weltgrößten DJ’s

17. April:

Foto © Isidor Nösig

SALZBURG

Gletscherschauspiel „Hannibal“ am Rettenbach Gletscher http://hannibal. soelden.com/de

Obertauern 29. November:

Andreas Gabalier & The Backwards: A Tribute tot he Beatles

17. März:

Beatles-Musical: „All you need is love“ mit „Twist & Shout“

Saalbach-Hinterglemm 5.-7. Dezember:

Der malerische Ort verwandelt sich in ein verschneites Rockparadies während der zweiten Ausgabe des Berg-Festivals stattfinden. Neben jeder Menge Konzertflair sowohl open air auf dem Dorfplatz oder hoch oben auf dem Gipfel als auch indoor in einer Halle und diversen Clubs steht an diesem Wochenende auch der Startschuss in die Skisaison 2014/2015 an. Bislang bestätigt sind The Hives, Wizo, Django 3000, Sdp, 3 Feet Smaller, Effi und Iriepathie.

Ischgl 29. November: James Blunt

11.-14. Dezember:

Als weltweit größtes Winterfestival der Clubszene ist Rave on Snow seit über 20 Jahren fester Bestandteil des Winters in Saalbach Hinterglemm. 76 DJs und Liveacts stehen auf der Bühne und Elektrofans feiern zu vier Tagen Musik nonstop.

Flachau 4.-8. Dezember:

Volles Programm mit Skivergnügen im snow space Flachau, großem SkiTestcenter, Funsport zum Ausprobieren, Hüttengaudi & Après Ski mit tollen Live-Acts und Party nonstop beim Nightlife

Obergurgl 13. November:

Der Diamant der Alpen feiert das Winteropening! Die Schneesicherste Region der Alpen bietet ein abwechslungsreiches Opening-Programm, mit musikalischer Hütten-Rallye auf den Skihütten & Opening-Parties im „Winterpalast“.

Gastein 12.-14. Dezember:

Der Kick Off in die neue Saison steht am Freitag unter dem Motto >>SOUND IN THE SNOW<<. Die Talstation der Stubnerkogelbahn verwandelt sich in eine der größten Party-Areas des Landes. Zum Warm Up gibt es DJ Ryan und den österreichischen DJ Shootingstar Steve Hope, als Headliner kommt einer der ganz Großen, nämlich DJ Robin Schulz.

Hochzeiger 6. Dezember:

Die österr. Kultband Opus wird anlässlich die neue Wintersaison im Hochzeiger Skigebiet musikalisch eröffnen. Untrennbar mit diesem Namen verbunden ist auch ihr Welthit „Live is Life“ der internationale Musikgeschichte geschrieben hat.

Kaunertal 8. November:

Tunnelparty mit „Beet meets Brass“

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VoD-Spezial

Video On Demand Mit dem Markteintritt des US-Streaming-Giganten Netflix in Österreich wurde das Thema Video On Demand in den heimischen Medien gehypt - mit Konzentration auf eben Netflix. Ungeachtet dessen gibt es diverse Alternativen, auch aus Österreich. Film, Sound & Media bringt einen Überblick über populäre, legale OTT-Angebote in Österreich. Umsatz Seit dem Start von Netflix erfährt die Video-Streaming-Branche in Europa einen großen Aufschwung. 2013 kletterte der Gesamtumsatz durch gestreamte Video-Inhalte im Internet in den Regionen West, Zentral- und Osteuropa um 51 Prozent auf 3,2 Mrd. Dollar (2,52 Mrd. Euro). Das zeigt eine neue Erhebung von Strategy Analytics http://strategyanalytics.com . Bis Jahresende rechnet die Branche mit einer weiteren Steigerung um 43 Prozent. 2014 soll der Umsatz mit Video-On-Demand-Abos allein in Westeuropa um 103 Prozent ansteigen. Als Gründe für den rapiden Anstieg der Video-StreamingDienste führen die Experten die weitverbreitete BreitbandInternet-Versorgung sowie den explosionsartigen Anstieg der Zahl internetfähiger Geräte und die steigende Zahl von VideoContent an.

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Netflix

Sky Snap

Knapp 1.000 Filme und Serien finden sich im Angebot. Neben der Web-Version sind auch Apps für iOS und Android sowie Smart TVs verfügbar. Der Funktionsumfang ist im Vergleich mit der Web-Version ident. Der Netflix-Algorithmus analysiert das Nutzerverhalten und gibt laufend Empfehlungen ab. Wer dise nicht braucht, löscht einfach die gesammelten Protokolle. Erfreulich, dass der Benutzer, im Gegensatz zu anderen Diensten, die Kontrolle über den Algorithmus hat. Der Dienst ist ab 7,99 Euro pro Monat verfügbar. Wer HD-Qualität sowie bis zu zwei Streams gleichzeitig will, muss 8,99 Euro bezahlen. Für 11,99 Euro ist zudem ein Familien-Paket erhältlich, mit dem bis zu vier Streams gleichzeitig abgespielt werden können. Zudem sind 4K-Inhalte verfügbar.

Eine einfache Alternative zu Netflix ist Sky Snap. Für 3,99 Euro monatlich erhält man Zugriff auf die komplette Bibliothek des Pay-TV-Senders. Der Dienst kann per Bankeinzug, Kreditkarte oder Paypal bezahlt werden. Sky bietet zudem auch Snap Extra an, das drei Euro mehr kostet und zwei Streams gleichzeitig erlaubt sowie eine Download-Funktion zur Verfügung stellt. So können Videos heruntergeladen und später ohne Internetverbindung angesehen werden. Das Angebot von Sky Snap umfasst Filme und Serien, der Großteil davon aus den USA. Weniger auf Aktualität - zu den aktuellsten Titeln zählt der 2011 veröffentlichte Action-Film Drive Angry mit Nicolas Cage- denn auf das große Archiv ist das Angebot ausgerichtet. Um die 1200 Filme, das Serien-Angebot profitiert vor allem von den HBO-Serien. Sky besitzt die Rechte an Serien wie Game of Thrones, Boardwalk Empire, die Sopranos oder Band of Brothers. Von Game of Thrones ist aber lediglich die erste Staffel verfügbar, Boardwalk Empire nur die ersten beiden Staffeln. Snap kann sowohl im Browser als auch per App genutzt werden. Derzeit sind Apps für iOS, Android und Samsung Smart TVs verfügbar. Im Browser setzt Sky auf das Microsoft-Plugin Silverlight, weswegen der Dienst nur unter Windows und Mac OS X genutzt werden kann. Videos werden in HDQualität wiedergegeben, über die genaue Auflösung schweigt sich Snap jedoch aus. Die Bitrate lag knapp über 3 Mbit pro Sekunde und damit etwas über dem Web-Angebot von Netflix. Auf der höchsten Stufe liegt es qualitativ zwischen DVD und BluRay.


VoD-Spezial Flimmit Einen großen Verdienst um heimische Produktionen hat Flimmit sich zu eigen gemacht. ORF-Produktionen wie „Braunschlag“, „Copstories“ oder „Wir sind Kaiser“ sind hier zu finden, nicht erstaunlich, wenn man weiß, dass sich der ORF mit 25 % am Unternehmen beteiligt hat (s.S. 20). Dazu kommen eigens kuratierte Kollektionen, aktuell etwa mit Theaterstücken mit dem im Juli diesen Jahres verstorbenen ‚Schauspielgott‘ Gert Voss. Abo gibt es keines. Flimmit funktioniert wie eine klassische Videothek. Man bezahlt pro Film. Zwischen 2,99 Euro und 4,99 Euro, um den Film 24 Stunden zu sehen. Rund 2.300 Filme und Dokumentation sollen so laut Eigenangaben aktuell abrufbar sein. Das Gros machen jedoch billigere Produktionen aus den 70ern und 80ern aus. Verfügbar ist Flimmit sowohl über Smart TV, Laptop, Tablet oder Smartphone (Android und iPhone).

Mubi Mubi ist ein ungewöhnlicher Streaming-Dienst, dessen Bibliothek stets lediglich 30 Filme umfasst. Jeden Tag kommt ein neuer Film dazu, der älteste Film fällt aus der Bibliothek heraus. Dabei konzentriert man sich vor allem auf von Kritikern gelobte Filme, Blockbuster findet man hier selten.

Viewster

Maxdome ProSiebenSat.1 war mit seinem 2006 gestarteten Video-On-Demand-Service Maxdome einer der Ersten. Ab 7,99 Euro ist man auch hier, wie beim neuen Konkurrenten Netflix, dabei. Verfügbar ist Maxdome über alle gängigen Plattformen. Im „Maxdome-Store“ sind Produktionen, die erst kürzlich im Kino liefen, zu finden. Filme wie „Noah“ kosten zwischen 2,99 Euro und 4,99 Euro Leihgebühr bzw. 13,99 Euro als Download. Insgesamt 60.000 Filme und Serien sollen nach eigenen Angaben so verfügbar sein - was Maxdome zum mit Abstand größten Anbieter macht. Geboten werden neben ProSieben und Sat-1-Eigenproduktionen („Circus Halligalli“, „Galileo“) praktisch alle großen amerikanischen Serien Der Dienst zählt nach eigenen Angaben sechs Millionen Mitglieder und ist im Browser sowie als App für Android, iOS, Playstation 3 und Smart TVs von Sony und Samsung verfügbar. Pro Monat löhnt man 4,99 Euro.

Das Schweizer Start-up Viewster bietet sein Streaming-Angebot vollkommen kostenlos an, setzt aber vor allem auf Independent- und Amateur-Filme. So finden sich dort beispielsweise allerlei skurrile Horrorfilme, die lediglich auf VHS oder DVD veröffentlicht wurden, oder kaum gesehene Serien aus Asien. Viewster kann ohne Anmeldung genutzt werden und ist per Browser und Apps für iOS, Android und Smart TVs nutzbar.

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VoD-Spezial

Flimmit: The Next Level Seit 2007 arbeiten Karin Haager und Ulrich Müller-Uri mit ihrem Projekt Flimmit an der Etablierung eines österreichischen VOD-Dienstes. Im Film, Sound & Media Interview erzählen sie von ihrem Beginn als klassisches Start-up und über die künftige Entwicklung der OTT-Branche.

Flimmit-Gründer-Trio: Ulrich Müller–Uri , Karin Haager, Walter Huber

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Wie kamen Sie auf die Idee Flimmit zu gründen? KARIN HAAGER: Wir kommen beide aus der Filmbranche, waren jahrelang in der Produktion tätig, haben mit Flimmit sogar noch selbst produziert und absolvierten ein Studium am Schnittpunkt Wirtschaft und neue Medien. Wir haben Mitte der 0er-Jahre recherchiert was sich international am OTT-Markt (Over The Top Content, bezeichnet die Online-Übermittlung von Video- und Audioinhalten) tut. Und dann haben wir uns vorgenommen, so etwas auch in Österreich zu etablieren. ULRICH MÜLLER-URI: Im Jahr 2007 haben wir mit dem Projekt in Österreich begonnen, anfangs war es ein Kampf gegen Windmühlen. 2008 bekamen wir die erste Finanzierung über das Programm „impulse“ der Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS) und im Mai 2009 haben wir mit rund 140 Filmen im Programm gestartet. Bis heute arbeiten wir hervorragend mit den österreichischen Förderinstituten, wie dem Österreichischen Filminstitut, der Kulturabteilung des BKA, departure und dem europäischen Programm Creative Europe, zusammen. Aktuell fin-

den sich fast 2.400 Titel im Film- und Serienkatalog. Wir wollen den Fokus auf österreichische Inhalte legen, aber auch dem europäischen Film generell eine Plattform bieten. Was man bei Flimmit nicht finden wird, sind Hollywood-Blockbuster. Wie ist das Business Model von Flimmit? MÜLLER-URI: Flimmit funktioniert zur Zeit über ein transaktionales System, das heißt pro Filmabruf wird bezahlt. Man kann unseren Content für 24 oder 48 Stunden mieten oder als Download kaufen. HAAGER: Wir beschaffen den Content bei Filmmärkten, sprechen mit Produzenten und Verleihern. Wir bieten überdies auch themenspezifische Packages an und versuchen uns durch eine eigene Redaktion, die diese Themen ausarbeitet und mit entsprechendem Content besetzt, vom Mitbewerb abzusetzen. Wie kam es zur Beteiligung des ORF an Flimmit? MÜLLER-URI: Genauer gesagt hat sich der ORF über seine Tochtergesellschaften ORS comm und ORFEnterprise mit 25 % an Flimmit beteiligt. Das gibt uns die Möglichkeit, unser Angebot auf ein höheres Level anzuheben. Ziel ist es jedenfalls, gemeinsam eine unverwechselbare österreichische und europäische Identität als qualitativ hochwertiger Feinkostladen zu schaffen. Gibt es auch europaweite Kooperationen? HAAGER: Wir sind über die europäische Vereinigung EuroVoD eng mit Partnern in ganz Europa vernetzt. Als Beispiel dieser Vernetzung findet zum Beispiel im Dezember zum dritten Mal das „Streams – The European Online Film Festival“ statt, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Welches Ziel verfolgen Sie mittelfristig? MÜLLER-URI: Wir denken, dass wir mit Flimmit eine Programmlinie anbieten, mit der wir nicht gegen die großen Anbieter wie Netflix & Co antreten, sondern wir wollen gemeinsam diesen Markt attraktiv machen. Unser Ansatz war immer, eine Alternative zur Piraterie zu schaffen. Wir wollen einen Beitrag zur zusätzlichen Refinanzierung europäischer Film- und Fernsehproduktionen bieten. HAAGER: Ab dem Frühjahr 2015 ist geplant, unser Angebot auf über 4.000 Titel auszuweiten. Wir wollen den europäischen Film wieder in die Wohnzimmer der Menschen bringen und setzen dabei gleichzeitig einen Schwerpunkt auf rot-weiß-rote Filmkunst. Digitale Klassiker aus dem ORF-Archiv, hochwertige Dokumentarfilme und Highlights aus österreichischen Produktionen runden das Portfolio ab.


VoD-Spezial

3: VOD-Spass mit LTE Mobile Innovations-Treiber Hutchison Drei Austria baut sukzessive sein LTE-Netz in Österreich aus. Christian Haspl, Product Manager Portal & Infotainment bei Drei erläutert im Film, Sound & Media-Interview, was die neue Technologie kann und wie man künftig Entertainment konsumiert. Was bedeutet der LTE-Ausbau für die Konsumenten? CHRISTIAN HASPL: Mit Start und dem laufendem Ausbau von LTE gibt es genug Platz und Kapazitäten für blitzschnelles Surfvergnügen. Derzeit verfügt Drei über das größte LTE-Netz im Großraum Wien. Bis Ende des Jahres werden alle Ballungszentren mit LTE versorgt sein und rund 50 % der Bevölkerung die neue Technologie nutzen können. Im Laufe des kommenden Jahres erreichen wir dann eine LTE-Bevölkerungs-Abdeckung von 98 %. Für dieses neue Hochge- Christian Haspl schwindigkeits-Netz benötigt man LTE-fähiges Gerät und dazu einen LTE-Tarif oder ein –Zusatzpaket. Dann ist man blitzschnell im Internet unterwegs, Webseiten öffnen sich ohne Wartezeit, Videos können sofort abgespielt und störungsfrei genossen werden, Uploads sind sofort erledigt und Online Video-Games spielen sich ruckelfrei und ohne Störungen. Welche Angebote werden von den Drei-Kunden besonders nachgefragt? HASPL: Ganz klar im Fokus stehen natürlich VODAngebote. Mit Netflix, Maxdome, Sky Snap und natürlich mit unsere eigenen Videothek, die wir seit 2010 anbieten und auch anderen gängigen Portalen haben die User jetzt auch in Österreich alle Angebote zur Auswahl. Bei der Drei-Videothek

arbeiten wir u.a. sehr eng mit Flimmit zusammen, um auch österreichische Inhalte anbieten zu können. Diese reichen von SerienKlassikern wie Kaisermühlen Blues oder Mundl bis hin zu aktuellen österreichischen Spielfilmen. Das sehen wir als wichtige Kooperation auch um den österreichischen Film ein zusätzliches Podium zu bieten. Hervorheben, weil medial bislang eher unbeachtet, möchte ich an dieser Stelle auch das ganz neue Angebot von Google, wo man ebenfalls ein sehr attraktives Angebot findet. Hier werden die neuesten Hollywood-Filme zum Ausleihen oder Kaufen angeboten, was dann über die Handyrechnung abgebucht wird. Zum Unterschied zu anderen Plattformen wie Netflix, Maxodome oder Sky Snap, die ihre Abrufe via Kreditkarte verrechnen. Was empfehlen Sie ihren Kunden? HASPL: Der Kunde soll in jedem Fall seinen aktuellen Vertragstarif mit einem LTE-Zusatzpaket ausstatten und sich so den Zugang zum neuen Daten-Highway sichern. Dann hat er die freie Wahl zwischen werbefinanzierten Portalen wie zum Beispiel Viewster oder Netzkino, die alte Film-Klassiker gratis anbieten bis hin zum Download aktuellster Hoolywood-Blockbuster um 18.- Euro via den oben beschriebenen Plattformen. LTE ist dafür die massgeschneiderte Technologie.

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filmbiz FAMA NEWS

Gericht verhängt Zugangssperren zu illegalen Streamingportalen In der vom Verein für Anti-Piraterie (VAP) eingebrachten Sammelklage gegen vier große Internetprovider hat das Handelsgericht Wien eine einstweilige Verfügung zur Sperre des Zugangs zu den stark frequentierten illegalen Portalen movie4k und kinox erlassen. Die Provider A1, Drei, Tele2 und UPC müssen den Zugriff auf die strukturell rechtsverletzenden Internetseiten für ihre Kunden blockieren. Welche technischen Mittel sie dafür einsetzen, müssen die Provider selbst entscheiden. Es ist aber davon auszugehen, dass sowohl DNS- als auch IP-Sperren angewendet werden. Der VAP reichte die Klage Ende August ein, nachdem seine Aufforderungsschreiben ignoriert wurden. Nach geltendem österreichischen und EU-Recht müssen Access Provider auf begründete Aufforderung der Rechteinhaber Zugangssperren implementieren. Das wurde im Zuge des kino.to-Musterverfahrens vom Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) und dem Obersten Gerichtshof (OGH) zuletzt klargestellt. Dennoch weigern sich die Provider weiterhin, ihrer Mitwirkungspflicht zur Unterbindung massiver Urheberrechtsverletzungen nachzukommen. Der VAP musste daher neuerlich das Gericht anrufen. Movie4k und kinox.to, die Anlass für das neue Verfahren sind, sind illegale Streaming- und Download-Portale, die Internetusern kostenlos freien Zugang zu tausenden Spielfilmen und TV-Serien ermöglichen. Die Fachzeitschrift Computerbild hat kürzlich vor der Nutzung von movie4k.to und kinox.to gewarnt, weil sich

diese als „virenverseucht“ und als Quellen von Hacker-Fallen und Schadsoftware erwiesen haben. Außerdem zeichnen sich diese Portale durch das systematische Schalten von Werbung für Pornoseiten, Abzockangebote und Glücksspiele aus. Die Impressumspflicht und die gesetzlichen Bestimmungen für den Jugendschutz werden absichtlich ignoriert. „Angesichts der eindeutigen Rechtslage und der offensichtlichen Rechtswidrigkeit der beiden Portale war die Gerichtsentscheidung zu erwarten“, meint Werner Müller, Geschäftsführer des VAP. „Es wurde wieder einmal bestätigt, dass Konsumenten kein Grundrecht auf Zugang zu kriminellen Internetangeboten haben. Das halten sinngemäß auch die AGBs der Provider fest. Ich erwarte mir daher, dass die österreichische Telekom-Industrie nun endlich ihre Verantwortung anerkennt und an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Es wäre höchste Zeit, eine gemeinsame Lösung im Sinne eines regulierten und verantwortungsvollen Internetmarktplatzes auszuarbeiten.“ VAP-Präsident Ferdinand Morawetz begrüßt die Entscheidung des Handelsgerichts ebenfalls und erklärt, „Die heutige Entscheidung erkennt richtigerweise, dass Zugangssperren zu Piratenseiten notwendig sind. Die Betreiber solcher illegalen Angebote begehen keine durch die Netzneutralität geschützten Bagatelldelikte, sondern gewerbsmäßige Hehlerei in großem Umfang.“

Einigung in Film- und Musikindustrie auf neue Kollektivverträge

Trainees für Film- und Musikunternehmen

Der Fachverband der Film- und Musikindustrie (Film and Music Austria -FAMA) und die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten-Kunst, Medien, Sport, freie Berufe haben ihre jährliche Verhandlungsrunde über die beiden in der Film- und Musikwirtschaft bestehenden Kollektivverträge - KV Filmschaffende und KV Nichtfilmschaffende - durchgeführt. Sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerseite waren sich der verantwortungsvollen Rolle bewusst. Weder die allgemeine wirtschaftliche Lage, die natürlich auch auf Film- und Musikwirtschaft durchschlägt, noch die spezifische Situation (stagnierende Förderungen, drastische Einbrüche bei der fernsehnahen Produktionslandschaft) lässt große Spielräume zu, ohne gleichzeitig dem Film- und Musikstandort und seinen Wirtschaftstreibenden und Arbeitnehmern zu schaden. In einem konstruktiven Klima wurden Änderungen im Kollektivvertrag erörtert, in der Folge werden zu den verschiedensten Bereichen Arbeitsgruppensitzungen stattfinden. Zu den Erhöhungssätzen: In Akzeptanz der realen Wirtschaftsprognosen sowie dem zum Verhandlungszeitraum bekannten Jahres-VPI von 1,67 % (August 2013 bis August 2014) wurden folgende Abschlüsse getätigt: 1. Kollektivvertrag Filmschaffende 1,9 % (Anmerkung: Nur KV-Mindestgagen, keine verpflichtende Anhebung der Überzahlungen) 2. Kollektivvertrag Nichtfilmschaffende 2,05 % (wie bisher: Anhebung der Mindestgagen und unter Aufrechterhaltung der Überzahlung = unechter IST). Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände bestätigen damit ihre seit Jahren aufrecht erhaltene konstruktive und rationale Zusammenarbeit und appellieren insbesondere auch an die Sender, bei ihren Verträgen die arbeits- und sozialrechtliche Situation entsprechend zu berücksichtigen. Dies inkludiert auch die Berücksichtigung der von den Filmproduzentinnen und Filmproduzenten anzuwendenden Kostengrundlagen.

Die Wirtschaftskammer Österreich führt seit Langem ein Traineeprogramm mit jungen, motivierten Hochschulabsolventen durch. Teil dieses Programms ist auch ein halbjähriges Traineeship in einem Mitgliedsunternehmen der Wirtschaftskammer. Die WKO übernimmt dabei die Kosten für Gehalt und Unfallversicherung; vom jeweiligen Mitgliedsunternehmen wird ein geringer monatlicher Ausbildungskostenersatz eingehoben. Es entsteht kein administrativer Aufwand, da die Verwaltungstechnik über die WKO erfolgt, in deren Personalstand der Trainee formal auch verbleibt. Interessenten wenden sich an die WKO/Personalabteilung, T: 05 90 900-5723 oder personal@wko.at oder direkt an den Fachverband.

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Novelle zum Filmförderungsgesetz/EU-rechtliche Anpassungen Nach der gesetzlichen Absicherung des Film/Fernseh-Abkommens in der Höhe von 8 Millionen im Juni, verabschiedete der Ministerrat eine weitere Gesetzesnovelle mit dem Ziel, die Förderung des österreichischen Filmes zu erleichtern. Die neu erlassene EU-Gruppenfreistellungs-Verordnung und die EU-Kinomitteilung ermöglichen die Freistellung der Filmförderung als „zulässige staatliche Beihilfe“. Im diesem Rahmen dürfen Filmprojekte mit bis zu 50 Prozent gefördert werden, kleine und kommerziell schwierige Filme mit bis zu 80 Prozent, in Ausnahmefällen, bei Filmprojekten von besonderem kulturellen Interesse, sogar mit mehr als 80 Prozent der Produktionskosten. Laut EU-Vorgaben genügt in Zukunft eine Mitteilung des zuständigen Bundesministeriums an die Europäische Kommission sowie eine Jahresberichterstattung über die jährlich ausbezahlte Gesamtsumme und die Gesamtzahl der gewährten Beihilfen. Es sind zudem neue Transparenzregeln über die Verwendung der Mittel einzuhalten.

Parlament diskutiert Novellierung Elisabeth Hakel (S) erläuterte, die Novelle bringe eine Unterscheidung zwischen kommerziellen und kulturell bedeutenden Filmwerken, wobei für letztere in Einklang mit EU-Bestimmungen nun deutlich höhere Fördersätze festgelegt werden können. Martina Diesner-Wais (V) legte ein Bekenntnis zum Kulturgut österreichischer Film ab. Die Neuregelung erlaube eine bessere Förderung gerade von regionalen und künstlerisch bedeutsamen Filmwerken. Walter Rosenkranz (F) verwies auf die Bedeutung der Filmförderung für den österreichischen Film. Ein Problem sehe er nur in der vom Kulturausschuss getroffenen Ausschussfeststellung, wonach künftig auch regionale Filmfestivals gefördert werden dürfen. Die Förderbestimmungen seien hier zu wenig klar, um einen Missbrauch von Fördermitteln zu verhindern, argumentierte Rosenkranz. Harald Walser (G) war überzeugt, dass der Weg der österreichischen Filmförderung in den letzten Jahren richtig war. Es gebe auch hervorragende Ausbildungsstätten, durch die das kreative Potenzial im Bereich Film sich entfalten kann. Fragwürdig sei allerdings, wie der explizit geforderte „künstlerische Gehalt“ und „Beitrag zur österreichischen Identität“ bei Förderansuchen für Filme bewertet werden könne. Beate Meinl-Reisinger(N) begrüßte die Novelle, durch die das Filmförderungsgesetz mit der Gruppenfreistellungs-Verordnung der EU konform gemacht werde. Es sei allerdings fraglich, wie Förderkriterien wie „kulturelle Bedeutung“ festgelegt und überprüft werden. „Diese Novelle des Filmförderungsgesetzes unterstreicht einmal mehr den wichtigen Unterschied zwischen kommerziellen Massenprodukten und kulturell anspruchsvollen Filmen, die einen Beitrag zur europäischen Kultur, regionalen Vielfalt und Identität leisten“, so Bundesminister Ostermayer. „Diese Novellierung ist ein klares Bekenntnis dazu, dass in Europa Filme nicht nur nach wirtschaftlichen, sondern auch nach kulturellen Kriterien bewertet werden. Es ist zulässig, dass Filmprojekte mit 50 oder manchmal bis zu 80 Prozent ihrer Kosten gefördert werden. Diese Unterscheidung zum amerikanischen Filmmarkt ist für den europäischen Film eine Überlebensfrage. Deshalb war es auch entscheidend, den europäischen Film aus sämtlichen Gesprächen und Verhandlungen zu TTIP eindeutig auszuklammern.“ Die beschlossene Novelle sieht eine klare Definition von „kleinen und schwierigen Filmen“ vor, eine eindeutige Formulierung der Ziele der Filmförderung sowie der „nationalen und regionalen Vielfalt“.

Wirtschaftliche Auswirkungen von Piraterie in Europa

Europa: dänischer Verhaltenskodex zu WebsiteBlocking

Vor vier Jahren stellte bereits einmal eine TERA-Studie im Auftrag der Internationalen Handelskammer fest, dass in Anbetracht der jährlich wachsenden Verluste durch Piraterie Millionen Arbeitsplätze in der EU vernichtet werden könnten. Diese EU-weite Untersuchung der Kreativindustrien Film, TV, Musik und Software wurde nun mit den neuesten verfügbaren EurostatZahlen verglichen. Dazu wurde die Entwicklung der Wertschöpfung zwischen 2008 und 2011 für den Kernbereich der Kreativwirtschaft -3,1%, die Gesamtwirtschaft +1,2% und die Dienstleistungsbranche +3,1% verglichen. Dieser Vergleich zeigt, wie sich die Kreativwirtschaft im Allgemeinen ohne Piraterie entwickelt hätte (geschätzte 7,4 bis 20 Milliarden Euro Mehreinnahmen wären zu erwarten gewesen). Das Ergebnis bestätigt, dass die Kreativwirtschaft überproportionale Verluste von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung infolge der Piraterie verzeichnet. Auch wenn in der gleichen Zeit die Anzahl und Nutzung legaler Angebote wuchsen, bleiben die politischen Defizite bei der Rechtsdurchsetzung. Die Kreativindustrie und ihre Zulieferer generieren mit 860 Milliarden Euro rund 6,8% des europäischen BIP und stellen mit 14 Millionen Menschen etwa 6,5% aller Arbeitskräfte in Europa. Die neue TERA-Studie bietet die statistische Basis für die Notwendigkeit einer stringenten europäischen Antipiraterie-Politik. Link zur Studie: www.teraconsultants.fr/en/issues/The-EconomicContribution-of-the-Creative-Industries-to-EU-in-GDP-and-Employment

„Website-Blocking“ – also die Sperre strukturell rechtsverletzender AntipiraterieWebangebote ist nicht nur in Österreich,sondern auch andernorts in Europa das Thema. Sowohl das höchste Gericht der EU (EuGH) als auch zahlreiche Gerichte in anderen EU-Staaten und der Oberste Gerichtshof Österreichs haben in mehreren Entscheidungen festgestellt, dass Zugangssperren zu Piratenseiten gerechtfertigt sind und dass Internet Service Provider eine Schlüsselrolle in der Vermittlung des Zugangs zu Websites haben. Provider in Dänemark haben jüngst ein Verhaltenskodex unterschrieben, um WebsiteBlocking effektiv umzusetzen. Demnach vereinbaren die 25 Unternehmen im Telekomindustrie Verband, dass ein einzelner Gerichtsbeschluss zur Sperre einer Seite von allen Providern als Rechtsgrundlage akzeptiert wird. Die freiwillige Vereinbarung wird vom dänischen Kulturministerium mitgetragen und ist wesentlicher Bestandteil einer Reihe von gemeinsamen Maßnahmen mit dem Verband der dänischen Rechteinhaber (Rettighedsalliancen). Dazu übrigens weiteres aus Europa: sogar Island sperrt nun Piratenseiten. Auf die aktuelle weitere Entwicklung in Österreich darf man also gespannt sein.

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filmbiz|events Let`s Cee: Zwei Oscars & Goldener Rathausmann

schließlich 141 Beträge ausgewählt, um mit den Trophäen in Schwarz, Silber und Gold ausgezeichnet zu werden. Die Filmproduktionsfirma stories AG konnte mit ihrem Unternehmensfilm „Das Leben braucht Mut“ für die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt SUVA nicht nur einen goldenen Delphin in der Kategorie Imagefilm und einen schwarzen Delphin in der Kategorie Beste Regie mit nach Hause nehmen, sondern wurde am Ende der Awards Gala auch mit dem Grand Prix, dem weißen Delphin, geehrt. Nach Österreich gingen insgesamt 19 Preise. Unter den glücklichen Preisträgern sind u.a. Jenseide OG, ORF, Red Bull Media House GmbH, Sine lege Film & Medienproduktion OG, West4media Filmproduktions GmbH und viele mehr… Alle Preisträger unter www.cannescorporate.com

Goldener Rathausmann für Branko Lustig

Beim Let`s Cee Film Festival 2014 war eine Reihe großer Namen zu Gast. Einer von ihnen, der kroatische Erfolgsproduzent und Holocaust-Überlebende Branko Lustig (Produzent von Meisterwerken wie Schindlers Liste, Gladiator, Königreich der Himmel und Black Hawk Down), wurde vom Wiener Bürgermeister Michael Häupl mit dem Goldenen Rathausmann ausgezeichnet. Der 82-jährige Lustig lebt nach einer großartigen Karriere in Hollywood seit einigen Jahren wieder in Zagreb. Als Mitbegründer der Shoah Foundation und Ehrenpräsident des Festivals of Tolerance kämpft er unermüdlich gegen das Vergessen der Gräuel Holocaust. Beim Let`s Cee Film Festival in Wien hat er unter anderem eine Antikriegsfilm-Reihe kuratiert und erstmals vor österreichischen Schülern einen Educational Morning auf Deutsch abgehalten. Lustig ist freilich nicht der einzige große Name, den das junge Film Festival, das mittlerweile 91 Produktionen aus Zentral- und Osteuropa in Originalsprache mit Untertiteln zeigt, heuer bereits begrüßen durfte. Die bosnische Ausnahmeregisseurin Aida Begic sowie ihre ebenfalls vielfach preisgekrönten Kollegen Cristi Puiu aus Rumänien und Damjan Kozole aus Slowenien gehören zu den bekanntesten Filmemachern aus dem CEE-Raum. Der deutsche Performance-Künstler Ulay und die polnische Sopranistin Elzbieta Towarnicka zählen auf internationaler Ebene ebenso zu den Besten ihres Faches. Zudem wurde bei der Eröffnungsfeier der ungarischen Regielegende Istvan Szabo der Stern der Urania für sein Lebenswerk überreicht.

Cannes: Siegerfilm aus der Schweiz Die Gewinner der 5. Cannes Corporate Media & TV Awards, einem der weltweit wichtigsten Festivals der Wirtschaftsfilmbranche, wurden am 2. Oktober im Palm Beach Cannes bei einem exquisiten Awards Gala Dinner ausgezeichnet. Mehr als 200 Gäste reisten dafür aus aller Welt in die Filmmetropole Cannes. Durch den Abend führten die Moderatorin Melanie Kösser und Festivaldirektor Alexander V. Kammel. Der internationale Wettbewerb konnte sich dieses Jahr über eine Rekordanzahl von 725 Einreichungen aus aller Welt freuen. Von diesen wurden

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Festivaldirektor Alexander V. Kammel, Grand Prix Sieger Tobias Fueter und Noëlle Fueter-Stahel, Jurymitglied Conrad Heberling

Freeride Filmfestival Sogenannte ‘wüde Hund’ sind die Schisportler, die man so schön als Freerider bezeichnet. Ihnen scheint kein Hindernis im Weg zu sein, damit sie ihren Sport ausüben können. Neben dem Adrenalinkitzel gehts den Jungen aber auch um Zusammengehörigkeit, wie sich an ihren diversen Events ablesen lässt. Nun kommt das Freeride Filmfestival 2014 nach seiner Premiere in Innsbruck auch nach Wien ins Gartenbaukino, um auf der großen Leinwand zu zeigen, was sich die wenigsten trauen. Zum Teil in unbekannteren Gegenden wie Georgien aber auch am Matterhorn u.ä. wird nach atemberaubenden Lines an steilen Hängen und hohen Bergen gesucht. Und da kann es passieren, dass einem einfällt, mal mit dem Surfboard talwärts im Tiefschnee zu boarden. Freeride Filmfestival Tour 2014 15.11. Innsbruck, 21.11. Wien - die neuesten österreichischen Freeride Filme und die Stars der Szene auf der Bühne


filmbiz|events Öst. Filmpreis: das Rennen ist eröffnet 37 österreichische Filme – plus 19 Kurzfilme wurden für den heurigen Filmpreis bei der Akademie des österreichischen Films eingereicht. Teilnahmekriterien der Spiel- und Dokumentarfilme sind ein Kinostart im Zeitraum Oktober 2013 bis November 2014, ein österreichisches Ursprungszeugnis (bei internationalen Koproduktionen), sowie der Nachweis einer erheblichen österreichischen kulturellen Prägung. Kurzfilme qualifizieren sich durch Auszeich- Karl Markovics nungen und Festivalerfolge des vergangenen Jahres für die Teilnahme. Aus diesen 18 Spielfilmen, 19 Dokumentarfilmen und 19 Kurzfilmen werden die Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films in einem geheimen, notariell überwachten Wahlverfahren die Nominierungen in 14 Preiskategorien auswählen. Alle Filme werden den Akademie-Mitgliedern zur Sichtung als Video on Demand zur Verfügung gestellt. Die Akademie freut sich mit Flimmit (www.flimmit.com) heuer erstmals einen österreichischen Kooperationspartner für diese VOD Plattform gewonnen zu haben. Ein öffentliches Screening der eingereichten Kurzfilme findet am 23. November 2014 im MUMOK-Kino statt. Vorstandsmitglied Karl Markovics wird begrüßen.

Treffpunkt Mountainfilm Graz Berg & Abenteuer Filmfestivals startet „Mountainfilm Graz“ in gewohnt festlichem Rahmen mit neuem Gesicht. Als sich im Jahr 1986 die Zuschauer im Steiermarksaal des Congress Graz einfanden, um dort bewegte Bilder über Abenteuer aus der ganzen Welt sehen zu dürfen, war das eine einmalige Gelegenheit. Die Alpin-Elite in Graz, für alle greif- und sehbar. Heute, im Jahr 2014, hat jeder die Möglichkeit auf seinem Smartphone fast zeitgleich an Bergabenteuern auf der ganzen Welt teil-zunehmen. In 28 Jahren haben sich nicht nur die technischen Möglichkeiten und der Bergsport verändert, sondern auch die Bedürfnisse der Festivalbesucher. Mountainfilm bietet nicht nur Kino-Abenteuer, es ist auch Treffpunkt für Abenteurer, Naturfilmer und Bergsteiger. Die Filmemacher präsentieren ihre Geschichten persönlich auf der Bühne und geben Hintergrundinformationen zu den abenteuerlichen Drehbedingungen. So kommt etwa der Sherpa Jamling Tenzing Norgay, Sohn des berühmten Tenzing Norgay, der

gemeinsam mit Edmund Hillary als erster auf dem Gipfel des Mount Everest gestanden ist, persönlich zum Festival nach Graz um über das Spannungsfeld Massentourismus auf den höchsten Gipfeln zu sprechen. Ein breites Kapitel ist auch den Dreharbeiten auf den Bergen gewidmet. Als aufwändigste Filmprojekt des heurigen Festivals kann man wohl die Produktion „Der stille Berg“ bezeichnen, eine fiktive Geschichte vor dem realen historischen Hintergrund der Kampfhandlungen in den Dolomiten während des Ersten Weltkriegs. Steile Schiabfahrten stehen ebenso am Programm wie Slacklines über tiefe Schluchten, Klettern unter extremsten Bedingungen, spektakuläre Aufnahmen von seltenen Wildtieren und kaum bekannten Kulturen. 104 Beiträge aus aller Welt stehen dieses Jahr im Film- Wettbewerb um den „Grand Prix Graz“ Am 15. November, werden die Preise vergeben und in der „Langen Nacht des Bergfilms“ alle Siegerfilme vorgeführt. 11.-15. November, Graz, mountainfilm.com

Bollywood in Tirol Rechtzeitig zum Winterbeginn kommt die romantische Actionkomödie „Action Jackson“, die u.a. in Tirol gedreht wurde, in die indischen Kinos und wird dort Werbung für die Alpenregion machen. Gedreht wurde in Innsbruck, Hall in Tirol, Rattenberg, Neustift, auf dem Stubaier Gletscher und am Achensee. Die laufenden Bemühungen des Cine Tirol Teams, unter anderem durch die Teilnahme an einer LocationsMesse in der BollywoodDie indischen Leinwandstars Ajay Devgan Metropole Mumbai, führen und Yami Gautam seit vielen Jahren indische Filmproduktionen nach Tirol, wo die Filmschaffenden die vielfältige Schönheit der Berglandschaft, die leichte Erreichbarkeit der alpinen Drehorte, die historischen Gebäude speziell in den Städten und die professionelle Infrastruktur schätzen. Die Dreharbeiten, die große Flexibilität und Spontanität verlangten, weil die indischen Filmschaffenden gerne ihren sehr kreativen Ideen folgen wurden von Cine Tirol und Creative Creatures vorbereitet und begleitet. An dieser Produktion waren rund 30 Tiroler Filmschaffende in verschiedenen Positionen beteiligt. Cine Tirol hat das filmische und touristische Potenzial Indiens schon 1999, kurz nach Gründung dieses Geschäftsfeldes der Tirol Werbung, erkannt – durch entsprechende Marketingmaßnahmen und Netzwerkaktivitäten vor Ort konnten bisher über 80 indische Filmproduktionen nach Tirol geführt werden, deren Bilder von Spiel- und Tanzszenen ein vielfaches Millionenpublikum auf dem Subkontinent erreichten; dies hat auch zu einem deutlichen Anstieg indischer Gäste in Tirol beigetragen – „Denn wo indische Superstars Filme drehen, wollen auch indische Gäste sein!“, bestätigt Johannes Köck von Cine Tirol.

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filmbiz|events Nach ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest 2014 stellt sich Conchita Wurst einer vollkommen neuen Herausforderung: erstmals wird sie in einem Kinofilm mitwirken und mit russischem Akzent der Schneeeule EVA in DreamWorks Conchita Wurst spricht die Schneeeule EVA Animationshit „Die Pinguine aus Madagascar“ ihre Stimme leihen. Beide verbindet nicht nur das verführerische Aussehen, sie haben auch ganz besondere Fähigkeiten. Während Conchita mit ihrer Stimme, ihrem Charme und Engagement alle Welt für sich einnimmt, ist Eva die brillante Analystin in der SpionageOrganisation ‚Nordwind‘, die den vier beliebten Pinguinen und Undercover-Agenten Kowalski, Skipper, Rico und Private bei ihrer geheimen Mission helfend zur Seite steht. Conchita und Eva werden ab Freitag, den 28. November 2014, frischen Nordwind in die österreichischen Kinos bringen und die Zuschauer mit ihrem entzückenden Augenaufschlag bezaubern. „Die Pinguine aus Madagascar“ (Centfox, ab 28. November im Kino. In tierischem 3D)

Deutscher Fernsehpreis für „Putins Spiele“ Der von der Wiener SATEL Film koproduzierte Dokumentarfilm „Putins Spiele“ hat den Deutschen Fernsehpreis für die „Beste Dokumentation“ erhalten. Der Film des russisch-israelischen Dokumentaristen Alexander Gentelev zeigt, wie der Machtpolitiker Putin mit einem Netz aus Korruption und Willkür „seine Winterspiele“ am klimatisch heißesten Ort Russlands durchsetzt. „Die Auszeichnung signalisiert, dass sorgfältige und vor allem mutige Recherche immer essentielle Faktoren für anspruchsvolles Fernsehen sind“, so SATEL-Producerin Bettina Kuhn. „Putins Spiele“ist eine Koproduktion von SATEL Film, Saxonia Entertainment, Sasha Klein Productions und dem MDR Fernsehen in Zusammenarbeit mit ARTE und ORF, gefördert von Fernsehfonds Austria und Filmfonds Wien. Die 90minütige Dokumentation lief 2014 im Vorfeld der Olypmischen Winterspiele von Sotschi mit großem Erfolg im ORF, in ARTE und im MDR.

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9. DVD-Edition „Österreichischer Film Edition Der Standard“ „Der österreichische Film genießt eine hohe Reputation, das zeigt sich allein schon an seiner Präsenz auf internationalen Festivals. Die erfolgreiche DVD-Reihe „Der Österreichische Film“ spiegelt die ungeheure Vielfalt des heimischen Filmschaffens wider, die es weiterhin zu fördern gilt“, sagte Bundesminister Josef Ostermayer bei der Präsentation der 9. DVD-Edition „Österreichischer Film - Edition Der Standard“ im Wiener Metro Kino. Mit der aktuellen Staffel umfasst die Reihe nunmehr 250 DVDs mit insgesamt 349 österreichischen Filmen. Herausgegeben wird die Edition vom Verlag Hoanzl in Kooperation mit der Tageszeitung „Der Standard“ und dem Filmarchiv Austria, gefördert von der Kunstsektion des Bundeskanzleramts, dem Österreichischen Filminstitut Fotos © Markus Wache

Conchita Schneeeule

Prominent besetztes Metrokino

und dem Filmfonds Wien. „Damit wir auch in Zukunft die heimische Filmproduktion unterstützen können, waren zuletzt einige gesetzliche Anpassungen an europäische Vorgaben notwendig. Mit der Novelle zum Filmfördergesetz stellen wir nun sicher, dass Förderungen auch weiterhin als zulässige staatliche Beihilfen anerkannt werden. Der Ministerrat hat diese Vorlage bereits vor einigen Wochen beschlossen, die jetzt im Parlament

Lebhafte Diskussion auf der Bühne im neu renovierten Metrokino

auf der Tagesordnung steht“, sagte Ostermayer. Ein wichtiges Anliegen sei es ihm auch gewesen, die jährliche Fördersumme im Rahmen des Film-/Fernsehabkommens mit dem ORF in der Höhe von acht Millionen Euro zu erhalten. „Es ist uns gelungen, die acht Millionen gesetzlich abzusichern und somit


filmbiz|events die Notwendigkeit, qualitätsvolles Filmschaffen zu unterstützen: „Der österreichische Film ist mehr als nur ein Wirtschaftsgut, er ist zu allererst ein Kulturgut. Ich sehe es daher als öffentliche Aufgabe, innovative Filmschaffende so zu unterstützen, dass sie ihre eigene Handschrift abseits des starken ökonomischen Drucks entwickeln können.“ Die DVD-Edition „Der Österreichische Film“ sei ein wichtiger Beitrag dazu, das vielfältige heimische Filmschaffen möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen.

l-r: Georg Hoanzl, Roland Teichmann, Josef Ostermayer, Wolfgang Bergmann

eine drohende Kürzung auf nur vier Millionen Euro abzuwenden“, so der Kulturminister. Erfreulich sei auch, dass sich die Europäische Union darauf geeinigt habe, den audiovisuellen Bereich aus den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den USA auszuklammern. „Wenn der Filmsektor vom Freihandelsabkommen TTIP betroffen wäre und in weiterer Folge die Filmförderung nicht mehr zulässig, dann wäre das eine große Bedrohung für den österreichischen und europäischen Film“, warnte Ostermayer. Abschließend betonte der Kulturminister

l-r: Hilde Dalik, Georg Hoanzl, Michael Ostrowski, Josef Ostermayer

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Franz Lampesberger (1948 – 2014) Die österreichische Kinowirtschaft trägt Trauerflor. Kommerzialrat Franz Lampesberger, der oberste Interessenvertreter der Kinobranche und Betreiber des Autokinos in Groß Enzersdorf ist am 28. Oktober 2014 nach schwerer Krankheit verstorben. Franz Lampesberger wurde am 28. 01.1948 in Wien geboren und war seit seinem 21. Lebensjahr in der österreichischen Kino- und Filmbranche engagiert. Er war Gründer des „Movie Filmverleih“ und beinahe 20 Jahre Vertreter und Geschäftsführer diverser Filmverleihe. Ab 1986 hat Lampesberger erfolgreich das Autokinocenter betrieben. Franz Lampesberger war überdies ein verdienter Funktionär in der Wirtschaftskammer Organisation. Ab 2005 war er Obmann der Lichtspieltheater in der WK Niederösterreich. Seit 2010 war Lampesberger stellvertretender Obmann des neugegründeten Fachverbands der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe in der WKÖ sowie Vorsitzender des Fachausschusses der Kinos. Gemeinsam mit KR Georg

Ehrenring für KR Lampesberger

Sein größter Erfolg in der Interessenvertretung – und ein Vorzeigeprojekt für die gesamte europäische Kinolandschaft – ist zweifellos die Einführung des Virtual Print Fee (VPF)-Modells mit dem damaligen Obmann der Verleiher, Ferdinand Morawetz. Mit Hilfe des VPFModells konnten binnen kürzester Zeit über 90 Prozent der Kinobetriebe in Österreich auf moderne digitale Vorführtechnik umgestellt werden. Ein gemeinsamer Kraftakt der Kino- und Filmwirtschaft. 2013 wurde Franz Lampesberger der Titel Kommerzialrat verliehen und noch vor einigen Wochen konnte er die höchste Auszeichnung der österreichischen Filmwirtschaft, den Louis Jean Lumière Ehrenring, entgegen nehmen, welcher ihm noch große Freude bereitete. Wir werden Herrn Lampesberger stets ein ehrendes Andenken bewahren. Mag. Bernhard Gerstberger Geschäftsführer Fachverband der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe

Projektion mitzufinanzieren. Eine einmalige Aktion in der europäischen Kinobranche, wie Stejskal betonte. Des Weiteren ist es Lampesberger gelungen, sowohl die Kinos als auch die Filmverleiher davon zu überzeugen, dass es nur gemeinsam möglich sein wird, auch bei allen unterschiedlichen Interessen, der Branche in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und bei aller anderen digitaler Konkurrenz, ihren wichtigen kulturellen Stellenwert in der Gesellschaft zu erhalten. Der Ehrenring aus Gold mit dem Profil von Louis Jean Lumière soll an

den Begründer des modernen Kinos erinnern. Franz Lampesberger, geb. 1948, war 46 Jahren in der Branche engagiert und betrieb seit 1986 das Autokinocenter in Groß Enzersdorf, NÖ. Vorher war er in verschiedenen Filmverleihen tätig. Seit 2005 war er Obmann der Nö. Fachgruppe der Lichtspieltheater. Seit 2010 war Lampesberger Obmann Stellvertreter im Fachverband der Kino-Kultur –und Vergnügungsbetriebe (WKÖ) und oberster Kino- Branchen- Sprecher. Ebenfalls seit 2010 war er auch Obmann des Österreichischen Kinoverbandes.

Foto © Werner Müller

Anlässlich der diesjährigen Jahrestagung des österreichischen Kinoverbandes in der Vila Vita in Pamhagen, Burgenland, erhielt KR Franz Lampesberger kurz vor seinem Tod aus der Hand des Obmannes des österreichischen Verleiherverbandes, Michael Stejskal, den „Ehrenring der Österreichischen Filmwirtschaft“, als sichtbare Auszeichnung für besondere Verdienste um die Kino- und Filmbranche. Stejskal würdigte im Besonderen das Zustandekommen des „freiwilligen VPF-Modells“, das allen österreichischen Kinos die Umstellung auf digitale Projektion ermöglichte, sodass heute 98% aller Kinos mit modernster Vorführtechnik ausgestattet sind und den Besuchern ein besonderes Kinoerlebnis ermöglichen. Gemeinsam mit Ferdinand Morawetz, dem damaligen Verleihobmann und Vorgänger von Michael Stejskal, ist es Lampesberger gelungen, ein Modell auszuarbeiten und zu vereinbaren, in welches fast alle österreichischen Verleiher freiwillig einwilligten, die Umstellung der heimischen Kinos auf digitale

Mayrhofer hat er seit Jahren die Interessen der österreichischen Kinos auch im europäischen Kinoverband (UNIC) vertreten. Franz Lampesberger war Zeit seines Lebens ein glühender Interessenvertreter und streitbarer Kämpfer für die Kinobranche. Kein Mann der großen Worte, aber hartnäckig und effektiv in der Sache.

Franz Lampesberger erhält von Michael Stejskal den Ehrenring der Österreichischen Filmwirtschaft

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BKA: Europa fördert Kultur Die neue Generation der EU-Programme 2014-2020 war Anlass zum Workshop „Europa fördert Kultur“, zu dem das Bundeskanzleramt lud. Der Workshop ist bereits Teil 11 einer Veranstaltungsreihe der Abteilung für EU-Kulturpolitik, deren Ziel es ist, praxisnah aktuelle Themen und Arbeiten auf EU-Ebene zu vermitteln oder das Publikum mittels partizipativer Formate in die Politikgestaltung einzubinden.

Eröffnete die Konferenz: Sektionschef Michael P. Franz

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Kulturprojekte haben ein hohes Kreativitätspotenzial und bringen soziale, politische und ökonomische Wirkungen mit sich. Intention des Workshops war es, zum Start der neuen Generation der EU-Programme die Bandbreite der Fördermöglichkeiten für den Kulturbereich aufzuzeigen. Auf der Agenda standen Informationen zu den EU-Programmen Creative Europe, Erasmus+, Horizon 2020, COSME, dem Enterprise Europe Network sowie den EU-Strukturfondsprogrammen Central Europe, Danube Transnational und Alpine Space. Expertinnen und Experten der österreichischen Kontaktstellen für EU-Programme gaben Einblick in die verschiedenen Programme der EU und präsentierten konkrete Fördermöglichkeiten für Kulturprojekte. Der Workshop stieß auf großes Interesse des Sektors. Insgesamt besuchten rund 100 Kunst- und Kulturschaffende, Kulturwissenschaftler und VertreterInnen von Interessensverbänden und Institutionen die Veranstaltung. Sektionschef Michael P. Franz hob in seiner Eröffnungsrede den Charakter der Kultur als Querschnittsmaterie hervor. Aktuell ist Kultur auf der legislativen Ebene präsenter denn je. Kultur ist beispielsweise Thema in den Freihandelsabkommen, Förderungen für Kultur müssen im Kontext des EU-Beihilfenrechtes neu bewertet werden und die bevorstehende Novellierung des EU-Urheberrechts ist eine Herausforderung für den gesamten Kultursektor. Gerade weil Kultur in viele Politikbereiche hineinwirkt, ist es auch ein Anliegen, das Mainstreaming für kulturelle Interessen verstärkt zu nutzen. Den Vorgaben der EU 2020 Strategie für ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum folgend, bringt die Periode 2014-2020 eine neue wirtschaftliche Ausrichtung mit sich, was insbesondere im Kulturbereich ein gewisses Umdenken erfordert. Dass diese Neuorientierung keine Ab-

schreckung sein soll, war die klare Botschaft dieser Veranstaltung. Vielmehr sollte für jedes Projekt die passende Förderung gefunden werden. Der Bogen wurde dabei von zeitgenössischem Design bis hin zur nachhaltigen Nutzung von Kulturerbe gespannt. Ausgangspunkt war Creative Europe, das im Zeichen der Professionalisierung und Internationalisierung von Kulturschaffenden und der die Stärkung der europäischen audiovisuellen Industrie steht. In Zusammenhang mit dem ab 2016 geplanten Garantiefonds wurden erstmals durch die awsAustria Wirtschaftsservice GmbH die Ergebnisse einer Studie zum Finanzbedarf der Kultur- und Kreativwirtschaft präsentiert. Das Programm COSME zielt darauf ab, Designprodukten den Sprung auf den Markt zu erleichtern, das Enterprise Europe Network, ein EU-gefördertes Beratungsnetzwerk, kann auch von Kreativen genutzt werden, um Unterstützung bei der Suche internationaler Vertriebspartner zu erhalten oder einen Platz auf Kooperationsbörsen bei Messen zu finden. Erasmus+, das vermutlich bekannteste EU-Programm steht auch Kultur- und Filmschaffenden sowie Kreativen offen, um strategische Partnerschaften zur Entwicklung innovativer Trainingsformate zu knüpfen oder Jugendbegegnungen zu initiieren. Horizon 2020, das Forschungsrahmenprogramm eröffnet der Forschung im Bereich der Sozial-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften neue Perspektiven und setzt dabei Schwerpunkte auf Kulturerbe und Digitalisierung. Schließlich bieten die drei Programme der europäischen transnationalen Zusammenarbeit – Central Europe, Alpine Space und Danube Transnational – neue Möglichkeiten für integrative Kulturstandortentwicklung und transnationale Kooperation. Das interessierte Publikum nutzte den Workshop für anregende Gespräche mit den anwesenden EUKontaktstellen, eine Fragerunde rundete das Programm ab, dem von der Ars Electronica sorgfältig ausgewählte Filme den kreativen Schwung gaben. Weitere Informationen zu den einzelnen Programmen und Kontaktpersonen sind der Website des Creative Europe Desks zu entnehmen: www.creativeeurope.at


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10 Jahre Fernseh-Fonds Austria Der Fernseh-Fonds Austria wurde im Jahr 2004 gegründet und hat sich zu einer der wichtigsten und größten Förderinstitutionen für Fernsehproduktionen im gesamten deutschsprachigen Raum etabliert. Film, Sound & Media bat Geschäftsführer Alfred Grinschgl zum Jubiläums-Interview indem er das vergangene Jahrzehnt resümiert und einen hoffnungsfrohen Ausblick gibt.

Alfred Grinschgl

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Was würden Sie als Highlight der letzten 10 Jahre FernsehFonds Austria bezeichnen? ALFRED GRINSCHGL: Wir haben seit 2004 insgesamt 448 Fernsehproduktionen (174 Fernsehfilme, 27 Serien und 247 Dokumentationen) mit 103 Mio. Euro gefördert. 333 Mio. Euro, das ist das 3,2-fache unseres Fördervolumens, wurden in Österreich wieder investiert – ein Beweis, dass durch unsere Fördertätigkeit der Filmstandort Österreich über die Jahre nachhaltig gestärkt wurde. Die Gesamtherstellungskosten aller von uns geförderten Fernsehfilme betrugen mehr als 652 Millionen Euro. Besonders freut mich persönlich, dass zwei aktuelle Studien (*) belegen, dass der Fernsehfonds Austria einen starken „Abdruck“ in der Filmwirtschaft hinterlassen hat. Es gibt in ganz Europa keine vergleichbare Förderinstitution die mehr Geld investiert und die gleichzeitig so hart ihre Richtlinien im Sinne der geförderten Produzenten einhält. Es ist gelungen, Österreich als wichtigen Filmproduktionsstandort für europäische TV-Produktionen zu etablieren, was auch die steigende Zunahme von Koproduktionen etwa mit ARD, ZDF oder Sat1 beweist. Herausheben möchte ich auch die Tatsache, dass die 13,5 Millionen Euro die wir erhalten, gesetzlich garantiert sind, auch die Termine sind genau festgelegt, sodass wir unser Fördergeld immer punktgenau überwiesen bekommen. Im Sinne eines gemeinsamen Erfolges aller österreichischen Filmförder-Einrichtungen wünsche ich mir ein derartiges Modell auch für alle anderen Einrichtungen die Förderungen vergeben, vor allem auch für Kinofilme … Welche Produktionen zählen für Sie persönlich zu den herausragendsten? GRINSCHGL: Da fallen mir natürlich in erster Linie jene Produktion ein, die Public Value vermitteln, also wo es um kulturelle Entwicklungen, um Zeitgeschichte oder um wesentliche Bildungsfragen geht. Ein jüngstes Beispiel dafür ist die Produktion „Madame Nobel“ (Monafilm) über die Zeit rund um

Alfred Nobel und Berta von Suttner. Darunter fallen auch Filme wie „Spuren des Bösen (Aichholzer Film), der mit der Emmy ausgezeichnete Film „Das Wunder von Kärnten“ (Graf Film), „Die Auslöschung“ (Monafilm) oder „Putins Spiele“ (Satelfilm) der für den deutschen Fernsehpreis 2014 nominiert ist. Einige Beispiele von vielen großartigen Produktionen der letzten zehn Jahre. Wie beurteilen Sie das Jahr 2014? GRINSCHGL: Viele Projekte, die wir heuer gefördert

3. Antragstermin: 11 Fernsehprojekte mit mehr als 1,1 Mio. Euro Für 11 Fernsehprojekte (15 wurden eingereicht) sprach der Fernsehfonds Austria eine positive Förderentscheidung aus und vergab Mittel von insgesamt 1.143.266 Euro. Gefördert wurden zwei Fernsehfilme und neun Dokumentationen. Für den vierten und letzten Antragstermin stehen nur noch Mittel von ca. 300.000 Euro zur Verfügung. „Bei den von uns bei diesem Antragstermin geförderten Dokumentationen ist ein deutlicher Österreich-Schwerpunkt und Public Value erkennbar“, zeigt sich Alfred Grinschgl erfreut: „Die Doku ‚Fokus Mord‘ analysiert alte österreichische Mordfälle, der Bogen der Dokus mit historischem Inhalt reicht von den römischen Ausgrabungen in Carnuntum über den Wiener Kongress bis hin zum kulturellen Leben in Wien in der Nachkriegszeit, um nur einige zu nennen.“ Zu den mit insgesamt 690.271 Euro geförderten Dokumentationen zählen drei Folgen von „Fokus Mord“ und „Lost City of the Gladiators – Carnuntum“ der Interspot, „Der Wiener Kongress“ der Wega-Filmproduktion, acht Folgen von „Bleib gesund“ der On-Media, „Der Graben – zwei Volksgruppen, ein Tal, eine Geschichte“ von Langbein & Partner, „Der Stephansdom – Mysterien, Rätsel und Wunder“ der Makido, drei Folgen von „Das Glasperlenspiel – Neun bange Fragen zur Wirtschaft“ der Fischer Film, „Mercy – Ein modernes Märchen“ von Langbein & Partner Media und „1945 – Kultur in Trümmern“ der Terra Internationale Filmproduktion. Zu den mit 452.995 Euro geförderten Spielfilmen zählen der Thriller „Mein Mann, ein Fremder“ der Mona Film und die zweite geförderte Martha Grimes Verfilmung „Inspektor Jury lichtet den Nebel“ der Epo-Film.


filmbiz|tv haben und die auch noch eingereicht werden, befassen sich mit den Themen 60 Jahre Staatsvertrag bzw. 70 Jahre Beginn der zweiten Republik, die im nächsten Jahr auf dem TV-Programm stehen. Ein großes Projekt war auch die ORF-Serie „Altes Geld“, die wir mit 1,3 Millionen Euro fördern. Was wünschen Sie sich zum 10. Geburtstag für die kommenden Jahre? GRINSCHGL: Ich wünsche mir, dass die politischen Entscheidungsträger das Budget des Fernsehfonds Austria ab 2016 tatsächlich um einige Millionen Euro aufstocken werden. Ich fände auch die Umsetzung der Signale aus dem ORF für die Branche

höchst erfreulich. So gibt es Überlegungen seitens der kaufmännischen aber auch programmlichen Direktion etwa das Budget für die Formel 1 Übertragungen nach Ablauf des Formel 1-Vertrages 2016 lieber in österreichische Produktionen zu investieren. So könnte man österreichischen Content schaffen, der auch wiederholbar ist, es wäre unverwechselbares Programm und wir würden österreichische Wertschöpfung und Arbeitsplätze schaffen. Österreichische Inhalte sind nun mal der Erfolgsfaktor Nummer 1 für das heimische Publikum. Und der Fernsehfonds Austria wird alles dazu tun, um dieses Ziel zu erreichen.

Run auf „Das große Museum

Bereits mehr als 10 000 Besucher haben den Dokumentarfilm „Das Große Museum“ seit Kinostart in Österreich gesehen. Der Film von Johannes Holzhausen hat es damit nach fünf Wochen Spielzeit unter die drei erfolgreichsten heimischen Kinodokumentarfilme 2014 geschafft. Im Wiener Gartenbaukino ist „Das Große Museum“ sogar der erfolgreichste Film des Jahres. Neben seiner internationalen Festivaltour – zuletzt Reykjavik International. Film Festival, London International. Film Festival – ist der Film zurzeit auch in den Deutschen und Schweizer Kinos zu sehen, weitere Kinostarts folgen bis ins Frühjahr 2015. „Das Große Museum“ wurde in über dreißig Länder verkauft, u.a. in die USA, Japan, Großbritannien, Frankreich und Australien und wird von der internationalen Film- und Kulturkritik gefeiert. Von der Gemeinsamen Filmbewertungskommission der Länder hat der Film das Prädikat „Besonders wertvoll“ erhalten und ist auch in Schulvorstellungen bei den österreichischen Lehrern und Schülern ein Erfolg. Das Kunsthistorische Museum berichtet von einem Besucherhoch in diesem Monat und freut sich sehr über diese Synergie: „Ich gratuliere dem Großen-Museum-Team zum internationalen Erfolg des Filmes. Es war eine wunderbare Zusammenarbeit und ein bereichernde Erfahrung für das gesamte Museums-Team“, so Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums.

Metrokino: endlich umgebaut Nicht weit vom Filmmuseum mit seinem ‚unsichtbaren’ Kino befindet sich das schöne Metrokino, das nun nach langer Restaurierung eröffnet wurde und sich als ‚sichtbares Kino’ zeigt. Denkmalschutz- und Finanzierungsfragen hatten den Umbau um zwei Jahre verzögert, doch nun öffnen sich – zumindest bis Jänner – die Tore. Ab dem Frühjahr ist die reguläre Bespielung geplant. Er wolle das Kino auf den Präsentierteller stellen, sagte Ernst Kieninger, Chef des Filmarchiv Austria, bei der Präsentation des Filmzentrums. Der historische Vorführungsraum von 1925 blieb weitgehend unverändert, allerdings kann man nun vom umgebauten Foyer aus direkt in den Saal hinein schauen. Auf zwei weiteren Etagen des Metro Kinokulturhauses finden sich Ausstellungsflächen und ein Studiokino, benannt nach dem Viennale-Präsidenten Eric Pleskow. 2015 werden erste große Ausstellungsprojekte zu Andy Warlhols Factory, Kurt Kren oder eine Schau über die Vor- und Frühgeschichte des Kinos folgen. Auch die international bedeutsamen Sammlungen des Filmarchiv Austria können nun erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Vom 11.-20. November werden in memoriam Florian Flicker alls seine Filme gezeigt.

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Ausstellungsort eines Filmmuseums ist die Leinwand Kaum sitzt man Filmmuseumsdirektor Alexander Horwath gegenüber, sprudelt es aus ihm heraus. Ob ein neues Buch, eine neue DVD-Box oder ein anderes der vielen Projekte zum 50-Jahr-Jubiläum des Hauses, er steckt mit seiner Begeisterung an.

Alexander Horwath

„Wir hören ja nicht bei den 1970er oder 80er Jahren auf, sondern verstehen das ‚Historische‘ des Kinos als ein lebendiges Spannungsfeld, das immer auch die wesentlichen Werke des aktuellen Schaffens einschließt.“

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„Im Rahmen der Viennale stellen wir ein Buch über Amos Vogel vor – kein Filmschaffender, aber der vielleicht wichtigste Filmkurator und -vermittler nach 1945. Vogel musste 1938 als 17-jähriger aus Wien flüchten und wurde in den USA zu einer Legende, als Gründer von Cinema 16, dem größten unabhängigen Filmclub der USA, als Gründungsdirektor des New York Film Festival, als Lehrer und als Autor des Standardwerks „Kino wider die Tabus“. Nach seinem Tod 2012 konnte das Filmmuseum Vogels unglaubliche Bibliothek und seine Jugendschriften erwerben, und daraus folgte nun sowohl das Buchprojekt als auch die Aufarbeitung der Bibliothek, die bald der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen soll – das ist beides eine große Ehre, aber auch viel Arbeit“, bringt Alexander Horwath sogleich zwei Themen auf den Punkt, die relevant für das Museum sind. Sammlung, Vermittlung, Programmarbeit sind die Hauptbereiche, das bedeutet Bewahren von Filmen in ihrem Originalmedium, Forschung und Vermittlung durch Buch-/DVD-Publikationen, Workshops, Lehrveranstaltungen und zahlreiche Veranstaltungen für Schüler/inne/n, und das alles auf Basis einer umfassenden Präsentation der Filmgeschichte bis hin zur Gegenwart. „Wir hören ja nicht bei den 1970er oder 80er Jahren auf, sondern verstehen das ‚Historische‘ des Kinos als ein lebendiges Spannungsfeld, das immer auch die wesentlichen Werke des aktuellen Schaffens einschließt.“ Ausgesprochen aktiv ist auch die Publikationstätigkeit – pro Jahr erscheinen durchschnittlich vier bis acht deutsch- bzw. englischsprachige Bücher, DVDs und Online-Publikationen zur Geschichte und Gegenwart des Films. 37 Jahre wurde das Filmmuseum von seinen Gründern Peter Konlechner und Peter Kubelka geführt, wie schwierig war es, in diese großen Fußstapfen zu treten? „Als ich 2001 hier begann, wusste ich tatsächlich

nicht, was mich für eine Mammutaufgabe erwarten würde. Es gab neben der Ausweitung des Programms auch viele räumliche und kulturpolitische Hindernisse zu überwinden. Und wir haben in der Sammlung einiges weiter gebracht, zusätzliche Schwerpunkte gesetzt, z.B. auf den Exilfilm. Aber man muss deutlich sagen, dass ohne die beiden Gründer weder das Filmmuseum noch die ganze Filmkultur in Österreich einen solchen Stellenwert besitzen würde, wie das heute der Fall ist. Die haben praktisch im Alleingang die Aufbauarbeit für ein ganzes Medium bewerkstelligt“, zeigt sich Horwath von seinen Vorgängern begeistert. 1964 bekam man plötzlich in Wien die Gelegenheit, den unermesslichen Reichtum des Mediums, der bis dahin nirgendwo im deutschsprachigen Raum systematisch vorgeführt worden war, zu sehen. Das jüngere, aktuelle Filmschaffen wiederum wurde im Zusammenhang mit den historischen Leistungen des Films gezeigt. Und anders als damals weithin üblich, geschah dies nicht mittels synchronisierter oder anderweitig verfälschender Fassungen, sondern möglichst originalgetreu. Neben diesen Maximen prägt auch der schon vor 50 Jahren formulierte Leitspruch – Der Ausstellungsort eines Filmmuseums ist die Leinwand – die gesamte Arbeit des rund 20-köpfigen Teams. „Wir sind neuen medialen Formen keineswegs abgeneigt, aber es macht doch einen großen Unterschied, ob man einen Film auf einem Smartphone oder quasi live auf der großen Kinobühne sieht. Wer einmal der Faszination Kino erlegen ist, wird dem wahrscheinlich nicht mehr entkommen“, erklärt der ehemalige Filmjournalist vor allem die Beweggründe, junge Menschen ins Kino zu holen. Bevor wir schon knapp am Thema Digitalisierung vorbeischrammen, zeigt sich nochmals die pädagogische Ader des Direktors: „Bilder, Töne und mediale ‚Sprachen‘ lesen, verstehen und bezüglich ihrer Geschichte und ihrer Form unterscheiden zu können, ist eine Frage von demokratiepolitischer Relevanz. Wenn Unterscheidungsfähigkeit verloren geht, geht die Fähigkeit zur Kritik verloren – das das ist ja derselbe Wortstamm.


filmbiz|interview Wohin das führen kann, zeigt die die Geschichte...“ Deswegen – und jetzt sind wir in medias res – ist es auch wichtig, Filme weiterhin in ihrem Originalmedium sehen zu können. „Hollywoodstars wie Christopher Nolan oder Quentin Tarantino sind Verfechter des analogen Films und wirken gerade auf die Major Studios und auf Kodak ein, dass weiterhin Rohfilm produziert wird, denn es handelt sich dabei um eine Kulturtechnik, die ein ganzes Jahrhundert maßgeblich geprägt hat. Und so muss es auch weiterhin die Möglichkeit geben, in Filmmuseen analoge Kinovorführungen zu erleben“, zeigt er ein wenig Enttäuschung, dass anderswo mehr Wert auf Film gelegt wird. „Film kann nicht nur digital faksimiliert überliefert werden, das wäre so, als würden in einem Kunstmuseum nur gute Reproduktionen ausgestellt werden.“ Die Digitalisierung, die ähnlich wie im Musikbereich recht emotionslos und vor allem rasch vonstatten ging, ist für den Mainstreamfilm sicherlich sehr praktisch, aber als Historiker fühlt sich Horwath sich an den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm erinnert. „Damals wurden die Kopien einfach weggeworfen; niemand dachte, dass es je wieder Interesse daran gäben würde. Ebenso gedankenlos kommt mir heutzutage der Umgang mit dem analogen Kino und seiner Geschichte vor. Außerdem wissen wir noch sehr wenig über die Langzeitbewahrung digitaler Kulturprodukte. Die Parameter der Soft- und Hardware wechseln sehr rasch, und wir sprechen von ‚obsoleten‘ Techniken, die vielleicht 10 Jahre alt sind – das DCP (Digital Cinema Package, die Festplatte mit den digitalen Filmdaten) von heute ist der Schrotthaufen von morgen.“ Horwath appelliert mit seinen Argumenten vor allem an die kulturpolitisch Verantwortlichen, die erkennen sollten, dass der analoge Film und seine Geschichte genauso zugänglich zu halten sind wie es bei den älteren Ausdrucksformen und Künsten ja der Fall ist. „Die Digitalisierung der Kultur ist kein Naturgesetz, nach dem alle bisherigen, nicht-digitalen Künste vom Erdboden verschwinden müssen. Sie ist von Menschen gemacht und von Interessen geleitet, und ökonomische Interessen sind dabei besonders prominent. Das muss man akzeptieren, aber nicht, dass damit ganze Epochen der Kulturgeschichte schlicht unzugänglich werden. Der analoge Film ist ein Sinnbild des 20. Jahrhunderts, und man wird diese Epoche nicht mehr verstehen, wenn man ihre materielle Kultur nur mehr als digitales Faksimile vorliegen hat“, warnt er eindringlich vor den nicht absehbaren Folgen. Dass ein Filmmuseum aber nicht nur nach hinten blickt, sieht man am letzten Projekt des heurigen Jubiläumsjahres. Der Filmemacher Michael Palm dreht den Essayfilm „Cinema Futures“, der eine vielschichtige Reflexion über die Zukunft des Kinos und des Films in der Ära digitaler Laufbilder werden soll. Droht aufgrund der Digitalisierung der Verlust des audiovisuellen Gedächtnisses? Stirbt gar der Film oder verändert er sich bloß? Und weil wir auch ökonomisch denken müssen: wie finanziert sich das Filmmuseum? „Nur weil hier sehr viel Idealismus am Werk war und ist, heißt das

ja nicht, dass sich der Staat aus der Verantwortung als Förderer stehlen kann. Ich will jetzt lieber nicht von der Cinémathèque francaise reden, die ein 40-faches an Förderung erhält, aber auch mit Österreich vergleichbare Länder wie Belgien, Schweiz oder die Niederlande geben immer noch das 3- bis 5-fache für ihre Filmarchive und Cinematheken aus. Drastisch ausgedrückt, wird das Filmmuseum für sein unendlich sparsames wirtschaftliches Agieren seit 50 Jahren ‚bestraft’. Es ist sehr erfreulich für die Filmhersteller und Filmschaffenden, dass FISA und der RTR-Fonds ins Leben gerufen wurde oder dass das ÖFI-Budget stark gesteigert wurde, aber die Förderung der filmkulturellen Infrastruktur – von einem lebendigen Umgang mit dem Filmerbe über die Filmforschung bis zum innovativen Kino-, Vertriebs- und Festivalgeschehen – stagniert seit 15 Jahren. Wir können im Filmmuseum mit dem Publikumszuspruch zufrieden sein, wir haben die beste Auslastung aller Kinosäle in Österreich, aber es gibt sehr viele Bereiche unserer Arbeit, die nicht einfach ‚privatwirtschaftlich‘ abgedeckt werden können. Ein knappes Drittel unseres Budgets stammt bereits aus Eigeneinnahmen, damit stehen wir ohnehin besser da als jeder österreichische Kinofilm! Das ist auch der Grund, weshalb wir das Projekt der ‚Filmpatenschaft‘ begonnen haben – also den Aufruf an Firmen und Einzelpersonen, die Patenschaft für den Erwerb eines wichtigen Filmklassikers zu übernehmen. Das ist vielleicht nicht so drollig wie die Patenschaft über kleine Tiere in Schönbrunn, aber Sie machen etwas für die Kultur Ihres Landes!“

Programme November/Dezember John Ford

Die gemeinsame Retrospektive des Filmmuseums und der Viennale ist heuer dem größten aller amerikanischen Filmregisseure gewidmet – mit einer umfassenden Auswahl von 50 Werken, entstanden zwischen 1917 und 1971. bis 30.11.2014

In seinen Sammlungen bewahrt das Filmmuseum wesentliche Artefakte und Dokumente zur Geschichte des Films: insgesamt etwa 500.000 Objekte, davon rund 25.500 Filme im jeweiligen Originalformat – und unterschiedliche Special Collections wie jene zu Dziga Vertov, zum internationalen Avantgardefilm, die Amos Vogel Library oder Michael Hanekes Vorlass zu Lebzeiten. Das Österreichische Filmmuseum verfügte 2013 über ein Gesamtjahresbudget von 2,1 Millionen Euro. Die Grundsubventionen der Republik Österreich (600.000 Euro) und der Stadt Wien (680.000) werden ergänzt durch Eigeneinnahmen, Spenden der Fördernden Mitglieder und Filmpat/inn/en sowie Projektbeiträge in den verschiedenen Arbeitsgebieten.

„Film kann nicht nur digital faksimiliert überliefert werden, das wäre so, als würden in einem Kunstmuseum nur gute Reproduktionen ausgestellt werden.“

Thomas Heise

Retrospektive sämtlicher Filme des bedeutenden deutschen Dokumentaristen, der seit 2013 Professor für Film an der Akademie der bildenden Künste Wien ist. Thomas Heise wird für zahlreiche Publikumsgespräche anwesend sein. 10.11. bis 3.12.2014

American Cinema Restored A Tribute to Martin Scorsese’s Film Foundation

Eine Retrospektive zum klassischen US-Kino (1928-1963), bestehend aus knapp 50 Werken, die allesamt von Martin Scorseses Film Foundation restauriert wurden. 3.12. 2014 bis 8.1.2015

Ein anderes Land. Fünf österreichische Filmgeschichten

Fünf ungewöhnliche „Reiserouten“ durch das Filmland Österreich - entlang von Werken aus allen Epochen und Filmgattungen. Das Programm wurde für die Diagonale 2014 konzipiert und ist nun auch in Wien zu sehen. 11. bis 18.12.2014

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Filme als Parabeln Foto © Gianmaria Gava

Seit langer Zeit wurde wieder einmal ein österreichischer Film für die Eröffnung der Viennale ausgewählt. Jessica Hausners Drama „Amour Fou“, das ab November regulär im Kino läuft, bringt viel Gesprächsstoff.

Jessica Hausner

„Ich versuche in all meinen Filmen mich parabelhaft einem Thema zu nähern, in diesem Fall ist es eine Versuchsanordnung zur These, dass Liebe ein ambivalentes Gefühl ist.“

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Wie kommt man auf die Idee, den Selbstmord Heimrich Kleists zu verfilmen, spröder Stoff, bekanntes Ende? JESSICA HAUSNER: Ursprünglich hatte ich eine andere Idee, erst durch die Recherchen zum Thema Doppelselbstmord stieß ich auf Heinrich Kleist und nachdem ich mich eingelesen hatte, erkannte ich, was in meinen bisherigen Entwürfen gefehlt hatte: nämlich die Doppelbödigkeit. Für Kleist stellte der gemeinsame Tod den Höhepunkt der Liebe dar, aber was für eine groteske Vorstellung ist das denn! Ich will mit meinem Film der Vorstellung von Liebe eine neue Variante hinzufügen, auch um zu zeigen, dass Liebe per se nicht nur etwas Gutes, nicht nur Altruistisches ist. Wobei ich finde, dass zwischen den beiden Hauptpersonen wenig von Liebe zu spüren ist? HAUSNER: Es war nie mein Anliegen, diese doch recht tragische Geschichte naturalistisch nachzuerzählen, ich versuche in all meinen Filmen mich parabelhaft einem Thema zu nähern, in diesem Fall ist es eine Versuchsanordnung zur These, dass Liebe ein ambivalentes Gefühl ist. Je nachdem wie die Personen gerade drauf sind, reagieren sie auf das Ansinnen gemeinsam zu sterben, bei Kleist wird diese Ich-Bezogenheit überdeutlich. In unserer Zeit werden politische Diskussionen meist recht hitzig geführt, ganz im Gegensatz zu Ihren Figuren, die sich eher zurückhaltend über bevorstehende gesellschaftspolitische Umwälzungen unterhalten. HAUSNER: Der Stil ist ein anderer, aber die Menschen waren damals schon sehr politisiert, zwar wurden die politischen Verhältnisse noch ganz von den überkommenen Strukturen bestimmt, aber es kamen die ersten Rufe nach Freiheit und Demokratie auf. Es wurde in den Salons heftig diskutiert, ein Wortschwall folgt dem nächsten, bis keiner mehr etwas versteht. Wie schwierig war es, ein Drehbuch in dieser altmodischen,. elaborierten Sprache zu schreiben?

HAUSNER: Das war wie in einer fremden Sprache zu schreiben,wie gesagt habe ich viel Recherche betrieben und außerdem intensiv mit Geraldine Bajard, der dramaturgischen Beraterin zusammen gearbeitet, wir haben das Drehbuch fast im Ping Pong System entwickelt und wenn man einmal drinnen ist, fließen die Sätze. WIe reagierten die Schauspieler auf das Drehbuch? HAUSNER: Nachdem einige am Theater spielen, war dies kein Problem. Alle wussten vom Casting her, worauf sie sich einließen, was meine Vorgaben waren, daher verlief die Arbeit am Set recht zügig. Ich finde, dass Birte Schnöink, die die Henriette spielt, einen besonders schwierigen Part hatte, denn einerseits ist die Figur so sanft, verletzlich, rührend, auf der ande-

ren Seite weiß sie genau, was sie tut, wenn sie ihren Selbstmord plant, dabei ihre Familie alleine lässt, aber einem eventuell grauenhaften Sterben vorgreift. Einen besonderen EIndruck hinterlässt die Ausstattung: da sitzt jede Öse, fast museenhaft wirken die Kader, ein Bild harmonischer als das andere, wo und wie wurde gedreht? HAUSNER: Nachdem der Film einen Großteil der Förderungen aus Luxemburg empfängt, war es Bedingung auch dort zu drehen, wobei das meiste im Studio geschah. Ich habe ja wieder mit Martin Gschlacht zusammen gearbeitet, der sofort die Idee mit dem Licht hatte und zwar taucht ein kerzenförmiger Luster die Szene in dieses sanfte Licht. Wir wollten Realismus und nicht um jeden Preis Naturalismus. Nachdem Sie gerade Martin Gschlacht erwähnten, mit dem Sie gemeinsam mit Antonin Svoboda und Barbara Albert die Produktionsfirma


filmbiz|interview coop 99 gegründet hatten, wie läuft die Zusammenarbeit nach so vielen Jahren? HAUSNER: Hervorragend, ich könnte mir kein anderes Arbeiten vorstellen, wir sind Gleichgesinnte, die im ständigen Austausch sind. Manchesmal bin ich Regisseurin, dann wieder Produzentin, so kennt man alle Seiten und weiß, wie zu agieren ist. Jeder Film ist eine neue Herausforderung und man möchte noch besser als beim vorigen sein. Unsere gemeinsame Prämisse ist das Interesse an einem Stoff oder an einem Regisseur und natürlich, dass Filme entstehen, die wir auch selbst sehen wollen. Wie stark sind Sie einem Erfolgsdruck ausgesetzt? HAUSNER: Da muss man unterscheiden zwischen dem eigenen, inneren Druck und dem von außen, wobei der sich hauptsächlich auf wirtschaftliche Faktoren bezieht. Wie Amour fou ankommen wird, werden wir in einem Monat wissen, erfreulich ist, dass wir schon nach den Filmfestspielen in Cannes Festivaleinladungen bekamen bzw. der Film schon weltweit verkauft wurde. Das macht zuversichtlich!

Amour Fou Berlin, zur Zeit der Romantik. Der Dichter Heinrich hat den Wunsch, durch die Liebe den unausweichlichen Tod zu überwinden: seine ihm nahe stehende Cousine Marie lässt sich aber partout nicht davon überzeugen, zu zweit dem übermächtigen Schicksal entgegenzutreten, und gemeinsam mit Heinrich den eigenen Tod zu bestimmen. Doch die junge Ehefrau eines Bekannten, Henriette findet – als sie erfährt, dass sie sterbenskrank sei – Gefallen an dem Angebot. „Eine romantische Komödie“, frei inspiriert durch den Suizid des Dichters Heinrich von Kleist 1811

„Unsere gemeinsame Prämisse ist das Interesse an einem Stoff oder an einem Regisseur.“

Drehbuch & Regie: Jessica Hausner, Kamera: Martin Gschlacht, Schnitt: Karina Ressler, Ton: Uve Haussig Kostümbild: Tanja Hausner, Szenenbild: Katharina Wöppermann Besetzung: Christian Friedel (Heinrich), Birte Schnöink (Henriette), Stephan Grossmann (Vogel), Sandra Hüller (Marie), Sebastian Hülk (Pfuehl), Peter Jordan (Adam Müller) ProduzentIn: Martin Gschlacht, Antonin Svoboda, Bruno Wagner, Bady Minck, Alexander Dumreicher-Ivanceanu

Kick out your Boss! Premiere hatte der neueste Film der Regisseurin Elisabeth Scharang bei der Diagonale 2014, nun kommt er begleitet von Podiumsdiskussionen ins Kino. Diese Sicht auf das Wirtschaftsleben bietet einen frischen Ansatz, der Ausreden auf das System schal werden lässt. Arbeiterinnen stimmen über Firmenbilanzen ab, man braucht keine Banken mehr, um Kredite zu finanzieren und sitzt an einem Montag-Nachmittag im Kino statt im Büro. Die Neuorganisation von Arbeit hat bereits begonnen. 202 Millionen Arbeitslose weltweit und Burnout als Volkskrankheit sind Argumente genug, um einer auf Gewinnmaximierung fixierten Wirtschaft etwas entgegen zu setzen. Wie es auch gehen könnte, zeigt der neue Dokumentarfilm ‚Kick out your Boss’ von Elisabeth Scharang. Die Autodidaktin ist seit siebzehn Jahren als Dokumentarund Spielfilmregisseurin sowie Autorin durch alle Genres und Kontinente unterwegs. In Brasilien führt sie das Beispiel des Visionärs Ricardo Semler vor, der in seiner Company seit 30 Jahren keine Privilegien für Führungskräfte anbietet. ‚Semco’, so der Firmenname zeigt, wie partizipatives Management und wirtschaftlicher Erfolg Freunde sein können. Oder wie es Semler formuliert: „Semco heute ist nicht das, was ich wollte, sondern es ist das, was alle MitarbeiterInnen bereit waren, einzubringen und umzusetzen.“ In Serbien wird eine selbstverwaltete Pharmafirma als Beispiel neuen Wirtschaftens gezeigt und in Österreich wird anhand der Diseign-Agentur ‚En Garde’ gezeigt, wie dreißig Kreative nicht nur beruflich an einem Strang ziehen. Für die Regisseurin

Scharang ist der Film Teil einer Diskussion über ein Thema, das alle angeht: Arbeit. Egal, ob man eine hat, ob man eine sucht, ob sie Leidenschaft oder Langeweile für einen bedeuten. Der Film startet am 21.11.2014 im Admiralkino, darüber hinaus wird es an vier Sonntagen im November und Dezember (23.11., 30.11., 07.12., 14.12.) Podiumsdiskussionen im neuen Metrokino geben . Bereits während der Produktion von ‚KOYB’ starteten Elisabeth Scharang und der Filmvertrieb „filmdelights“ eine dazugehöriger WebPlattform, auf der Menschen aus der ganzen Welt ihre (Arbeits)geschichten erzählen können. Jede und jeder hier verantwortet, was er/sie den UserInnen erzählen will, was er/sie wichtig findet - ganz ohne Chef! Die Plattform wurde 2012 bereits mit dem „Content Award ausgezeichnet“: KICK OUT YOUR BOSS ist auch von der Verwertungsseite einen innovativen Weg gegangen. Nach der Österreich-Premiere bei der Diagonale feierte KICK OUT YOUR BOSS seine „WebPremiere“ in Kooperation mit FM4 und Flimmit und startete dann in Graz im Kino. Die Vorführungen in Graz wurden ebenfalls mit zahlreichen Diskussionsveranstaltungen begleitet.

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this human world Von 4. bis 13. Dezember 2014 findet in Wien bereits zum siebenten Mal das internationale Filmfestival der Menschenrechte this human world statt. In fünf Festivalkinos sollen an zehn Festivaltagen erneut die Augen geöffnet werden für ein Kino, das nahe an der gesellschaftlichen Wirklichkeit ist, das aktuelle Konflikte verhandelt, politisch und sozial Stellung bezieht. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern humorvoll, spannend, einfühlsam und aufrüttelnd.

„The Cut“ von Faith Akin

this human world präsentiert nationale und internationale Filmhighlights des vorangegangenen Jahres. Integraler Bestandteil des Programms sind Produktionen, die zwar auf internationalen Festivals für Furore sorgten, aber kaum Platz im regulären Kinobetrieb finden. Das kinobegeisterte Publikum darf sich auf über 80 Spiel- und Dokumentarfilme an rund 120 Programmplätzen sowie auf zahlreiche internationale Festivalgäste freuen. Das Filmprogramm wird von Diskussionen, Publikumsgesprächen, Workshops, Konzerten, Ausstellungen und einer Nightline begleitet. Das Team von this human world rund um Festivalpräsident Johannes Wegenstein freut sich, die Österreich-Premiere von „The Cut“ des renommierten deutsch-türkischen Filmemachers Fatih Akin präsentieren zu dürfen. Das Familienepos vor dem Hintergrund des Völkermordes an ArmenierInnen im Jahr 1915 feiete in Venedig seine Weltpremiere und bildet nach „Gegen die Wand“ und „Auf der anderen Seite“ den letzten teil von Akins Trilogie „Liebe, Tod und Teufel“. Ein weiteres Highlight der diesjährigen Festivalausgabe stellt der iranische Spielfilm „I´m Not Angry“ (Asabani Nistam!) dar. Unabhängig produziert und

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wegen seiner Machart und sozialkritischen Thematik von Publikum und Filmkritik hoch gelobt, portraitiert I´m Not Angry die gefühlte Ohnmacht einer jungen Generation und bietet ungewohnte Einblicke in die iranische Gesellschaft. Der Regisseur Reza Dormishian ist beim Screening anwesend und steht für ein Publikumsgespräch zur Verfügung. Ziel von this human world ist die Bewusstseinsbildung zu gesellschaftspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Im Vordergrund steht die Sensibilisierung für die eigenen und die Lebensumstände anderer. this human world versteht sich dabei als Impulsgeber für einen interdisziplinären Dialog. Neben der Zusammenstellung des hochkarätigen Filmprogrammes steht die Bemühung, durch die Bündelung von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Kooperationen mit NGOs, eine Plattform für den Dialog zu schaffen. Das vielseitige Rahmenprogramm von this human world bietet dabei einen Raum, in dem Netzwerke zwischen politischen und kulturellen AkteurInnen gebildet und Projektideen geboren werden können. Seit 2010 findet das Festival der Menschenrechte unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Heinz Fischer statt. www.thishumanworld.com


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Marijana Stoisits

AFCI: Vienna Film Comission im Vorstand

Filmabkommen mit Israel

Die Neuwahlen für den Vorstand des weltweit agierenden Interessensverbands der Film Commissions hat ein erfreuliches Ergebnis für Wien gebracht: Marijana Stoisits, Geschäftsführerin der Vienna Film Commission wurde in den Vorstand gewählt. Die AFCI ist eine Non-Profit Organisation mit 300 Mitgliedern aus 6 Kontinenten. Marijana Stoisits ist seit der Gründung 2009 die Geschäftsführerin der Vienna Film Commission.

Zwischen der Republik Österreich und dem Staat Israel wurde ein Abkommen über die Gemeinschaftsproduktion von Filmen geschlossen. Damit sollen Produzenten von Kino- und TV-Filmen der beiden Länder einen erleichterten Zugang zu allen nationalen Begünstigungen des jeweiligen Partnerlandes erhalten, sowohl was die Produktion als auch was die kommerzielle Verwertung der Gemeinschaftsproduktionen angeht. Das Abkommen enthält außerdem Bestimmungen über eine gemeinsame Kommission, die seine Umsetzung überprüft und eventuell auftretende Meinungsverschiedenheiten beilegen kann. Bisher bestand mit Israel noch kein derartiges Übereinkommen. Österreich verspricht sich von der Regelung unter anderem eine bessere Kooperation mit der erfolgreichen israelischen Filmindustrie und damit eine Stärkung der österreichischen Filmwirtschaft.

Eurobest in Helsinki Das 1988 ins Leben gerufene europäische Festival der Kreativität, Eurobest, strebt heuer einen Quantensprung in Bezug auf Qualität an. Dafür setzen die Veranstalter beim Programm auf eine hochkarätige Besetzung der Vortragenden sowie eine Neustrukturierung der Seminare und Workshops. Interaktive Kurse sowie lebendigere Podiumsdiskussionen sollen die Innovationskraft im Kreativprozess durch wertvolle unterschiedliche Erfahrungswerte der Vortragenden vorantreiben. Kreative aus der gesamten Kommunikationsbranche werden gemeinsam mit den hochkarätigen Vortragenden Probleme der Industrie erkunden, Ideen und Meinungen austauschen sowie Trends durchleuchten. Mit den adaptierten Programm-Formaten wird der kreative Austausch für Teilnehmer beim wichtigsten Kommunikationsfestival Europas attraktiver denn je“, ist ORF-Enterprise CEO Oliver Böhm überzeugt. Eurobest ist Europas führende Award-Verleihung für kreative Exzellenz in den Kategorien Film, Print, Outdoor, Radio, Craft, Interactive, Media, Direct, Promo und Activation, Design, PR, Integrated, Mobile und Branded Content und Entertainment Advertising. Eurobest Festival, 1.-3.12., Helsinki, www.eurobest.com

Demnächst im Kino: 6./7.11.

13./14.11.

27./28.11.

Amour Fou (Stadtkino) Plötzlich Gigolo (FIlmladen) Im Labyrinth des Schweigens (Universal) Interstellar (Warner) Wüstentänzer - Afshins verbotener Traum von Freiheit (Constantin) Quatsch... und die Nasenbärenbande (Einhorn) Zombiber (Einhorn) Im Labyrinth des Schweigens (Universal)

Dumm und dümmer (Universal) Das grenzt an Liebe (Constantin) Macondo (Filmladen) Das Salz der Erde (Thimfilm) Die geliebten Schwestern (Constantin) Ich darf nicht schlafen (Sony) Ruhet in Frieden (Constantin) Bevor der Winter kommt (Einhorn)

Kill the Messenger Eleanor Rigby (Thimfilm) We come as friends (Filmladen) Am Sonntag bist du tot (FIlmladen) Die Pinguine aus Madagaskar (Fox) Lola auf der Erbse (Einhorn) Vals (Thimfilm) Trash (Universal)

20./21.11.

4./5.12.

Mr. Turner – Meister des Lichts (Filmladen) Einer nach dem anderen (Thimfilm) Die Tribute von Panem Mockingjay (Constantin) No Good Deed (Sony)

Magic in the Moonlight (Warner) Alles ist Liebe (Universal) The Zero Theorem (Filmladen) Autumn Blood (Thimfilm) Paddington (Constantin)

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Versichern beruhigt! Film ist teuer, Film ist riskant. Um sich vor möglichen teuren Folgen von Equipment-Schäden, Personal-Ausfällen, Wetterkapriolen, u.ä. zu schützen, gibt es auch für Film- und TV-Produktionen die Möglichkeit der Versicherung. Film, Sound & Media traf den Spezialisten der Branche Peter Mayr, Transport, Film & Entertainment von Aon - zum Interview.

Peter Mayr

„Von den zehn erfolgreichsten österreichischen Kinofilmen darunter natürlich auch der Kassenschlager „Hinterholz 8“ hat Aon Austria acht versichert. “

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Was bietet Ihre Company der Film & Entertainment-Branche an? PETER MAYR: Aon bietet in Österreich individuell zugeschnittene Versicherungslösungen für die Film- und Entertainmentbranche. Egal ob es sich um eine Filmproduktion, ein Musik-Festival oder GroßEvents wie den Song-Contest handelt, wir können alle erdenklichen Versicherungen maßschneidern – bis dahin, dass man sich gegen den neuerlichen Gewinn des Song Contest versichert, um ein süffisantes Beispiel zu nennen. Im Filmbereich speziell bieten wir generell die so genannte Filmbündelversicherung an, die im Wesentlichen eine grundlegende Versorgung umfasst - Personalausfall, Equipment, Filmmaterial bis hin zur Filmhaftpflichtversicherung. Welche aktuellen Beispiele können Sie nennen? MAYR: Im heurigen Jahr gab es zum Beispiel eine Reihe von Personalausfall-Versicherungsfälle. Etwa bei der Produktion von „Schnell ermittelt“, wo Hauptdarstellerin Ursula Strauss kurz vor Drehbeginn einen Autounfall hatte und die Dreharbeiten ins nächste Jahr verschoben werden mussten. Oder die tragischen Todesfälle von Gerd Voss („Altes Geld“ oder Michael Glawogger („Film ohne Namen“). Mit welchen Kosten müssen Filmproduktionen für eine Basis-Versicherung rechnen? MAYR: Das hängt generell vom jeweiligen Budget ab. Bei einer Produktion mit einem Budget von 11,5 Mio. Euro muss man für eine maßgeschneiderte Filmbündelversicherung mit rund 1% der Produktionskosten rechnen. Bei kleineren Produktionen wie Dokumentationen oder Werbeproduktionen konzentrieren wir uns auf das Wesentliche, das heißt in der Regel Equipment- oder eine Filmhaftpflichtversicherung. Wie viele Projekte betreut Aon Austria z. B. im Filmbereich? MAYR: Wir beraten und betreuen pro Jahr eine Vielzahl von ein dutzend Produktionen – vom Spielfilm, über Dokus bis hin zu ORF-Produktionen oder auch Co-Produktionen. Von den zehn erfolgreichsten österreichischen Kinofilmen – darunter natürlich auch der Kassenschlager „Hinterholz 8“ - hat Aon Austria acht versichert. Wir sind Spezialist für alle Filmsparten, haben über unser internationales Netz Zugang zu sämtlichen Versicherungsmärkten der Welt und betreuen aufgrund unserer Erfahrungen auch weltweit Produzenten und Fernsehanstalten.

In Deutschland etwa den ZDF, in England die BBC. Gibt es auch außergewöhnliche Versicherungen im Programm? MAYR: Neben den schon erwähnten Produkten wie Equipment, Filmmaterial, Personalausfall oder Filmhaftpflicht haben wir natürlich auch spezielle und sehr ungewöhnliche und daher auch kostenintensivere Versicherungs-Möglichkeiten. Da wäre zum Beispiel die Schlechtwetterversicherung, die immer öfter nachgefragt wird. Die ist dann sinnvoll, wenn man z. B. an einem bestimmten Drehtag drehen muss (weil nur dann gefragte Schauspieler zur Verfügung stehen, o.ä.). Da befinden wir uns aber bei einer Prämie von rund 10 % der Produktionskosten. Ein anderes Beispiel ist der so genannte Completion Bond, eine Fertigstellungsversicherung, wo genau geprüft wird, ob Zeit, Budget, etc. überschritten wurde. Hier schießt dann die Versicherung entsprechende Mittel in die Produktion. Eine im angloamerikanischen Raum sehr gängige Versicherung, hierzulande noch nicht wirklich durchsetzbar. Generell: bei Produktionen, wo der angloamerikanische Raum involviert ist, sei es als Koproduzent, als Distributionsmarkt, o.ä. ist eine spezielle Urheberrechtsversicherung „Errors & Omissions“ unumgänglich. Aufgrund der anders gelagerten Rechtssituation – jeder kann jeden klagen (schon wegen Nichtigkeiten), Rechtssprechung, etc. – ist es unerlässlich sich gegen Plagiatsvorwürfe und mögliche Urheberrechtsverletzungen zu schützen. Es gibt also eine Vielzahl von speziellen Themen, die wir nach eingehender Analyse bearbeiten können. Welches Volumen erzielt Aon Austria im Filmund Entertainmentbereich pro Jahr? MAYR: Das Prämienvolumen ist natürlich von der Produktionsdichte abhängig, aber wir bewegen uns hier zwischen 600.000.- und einer Million Euro Versicherungsprämie pro Jahr. Das bezieht sich auf die Filmbündelversicherung, exklusive Jahresversicherungen für Filmgeräte-Verleiher, EPUs, u. ä.

Über Aon Austria Aon Austria wurde 1927 als „Jauch und Hübener“ in Österreich gegründet. 1997 erfolgte der Zusammenschluss mit dem weltweit größten Versicherungsmakler Aon. Aon beschäftigt rund 66.000 Mitarbeiter in 120 Ländern, der Jahresumsatz 2013 betrug knapp 12 Mrd. US-Dollar. In Österreich sind über 230 Mitarbeiter für Aon tätig, der Jahresumsatz 2013 lag bei EUR 35 Mio.


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media Anlässlich „90 Jahre Radio“ luden ORF Radiodirektor Karl Amon und der Leiter des ORF RadioKulturhauses, Thomas Wohinz, zur Vernissage der von Zeichner Rudi Klein kuratierten Ausstellung „90 Jahre Radio“ und zur Präsentation der l-r: Karl Amon (ORF Radiodirektor), Rosemarie Ö1 CD „Geschichte Isopp (Radiolegende), Rudi Klein (Zeichner) und Geschichten ums Radio – Radiolegenden im Gespräch mit Rudolf Nagiller“. In Anwesenheit von Rudolf Nagiller, Rosemarie Isopp, Alfred Treiber, Teddy Podgorski, Fritz Hausjell und vielen anderen präsentierte Radiodirektor Karl Amon die dreiteilige CD-Edition „Geschichte und Geschichten ums Radio: Rudolf Nagiller im Gespräch mit Radio-Legenden Anschließend nahmen die Gäste die Gelegenheit wahr, einen ersten Blick auf die großformatigen Zeichnungen der Ausstellung „90 Jahre Radio“ zu werfen: Die Zeichner Rudi Klein, Nicolas Mahler, Much alias M. Unterleitner und Stefanie Sargnagel setzten sich auf humorvolle Art mit dem Thema Radio auseinander. „Der einzige Nachteil des Radios besteht im ‚Nichterzählenkönnen‘ von Bilderwitzen. Zur Kompensation dieses Nachteils muss man einfach die Wände des wunderschönen Funkhauses mit großformatigen komischen Zeichnungen zupflastern.“, so Rudi Klein, Kurator und Zeichner der Ausstellung.

Foto © ORF/Milenko Badzic

Mit Bilderwitzen wird’s schwierig

zu setzen. Heuer wurde damit die Infodirektorin von Puls 4, Corinna Milborn ausgezeichnet. Ob als Journalistin und Chefredakteurin in Print und Fernsehen, mehrfach preisgekrönte Buch- und Filmautorin, Diskussionsleiterin und Moderatorin, TV-Managerin oder „Twitterkönigin“ mit über 20.000 Followern, eines mache sie, unabhängig von der medialen Umgebung, klar aus: „Corinna Milborn ist immer leidenschaftlich in der Sache und bleibt immer verbindlich im Ton“, so die Jury. Corinna Milborn bewege sich mit hoher Professionalität und umfassender Sachkenntnis, großem Einfühlungsvermögen und ausgeprägtem sozialen Gewissen stilsicher auf allen Ebenen: In der politischen Arena souverän, fordernd und ohne Selbstinszenierung, als Verteidigerin von Grund- und Menschenrechten decke sie Missstände auf, hole in Büchern und Filmen jene „vor den Vorhang“, denen dafür die Sprache fehlt, als News-Lieferantin und hervorragende Kommunikatorin schließlich bereichere sie die sozialen Netzwerke. Dotiert ist der Wiener Journalistinnenpreis mit 5.000 Euro, die von der Wien Holding gestiftet werden. Die Preisträgerin darf sich darüber hinaus über eine Statue der Künstlerin Dejana Kabiljo freuen, die von der Wirtschaftsagentur Wien zur Verfügung gestellt wird.

Privatsender-Heuriger 2014

Foto © PID/Alexandra Kromus

Milborn erhält Preis Auch im Journalismus ist es keine Selbstverständlichkeit, dass Leistungen von Frauen entsprechend honoriert werden. Denn hier greifen ebenso jene gesellschaftlichen Mechanismen, die zur Benachteiligung von Frauen führen. So unterstreichen verschiel-r: Sandra Frauenberger, Corinna Milborn, dene Studien, dass Frauen im Renate Brauner Journalismus zwar tendenziell besser ausgebildet sind, aber im Durchschnitt weniger verdienen und seltener in den Führungsetagen der Medienunternehmen anzutreffen sind. Mit dem Wiener Journalistinnenpreis, der unter der Schirmherrinnenschaft von Vizebürgermeisterin Renate Brauner, Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und Frauenstadträtin Sandra Frauenberger steht, werden bewusst Frauen aus dem Journalismus vor den Vorhang geholt, um einerseits deren herausragende Leistungen zu würdigen und andererseits ein Zeichen für Gleichstellung und Frauenförderung

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l-r: Markus Breitenecker, Gerhard Blümel, Beate Meinl-Rasinger, Niko Alm, Stefan Wallner, Martin Schweighofer

An die 200 Gäste folgten der Einladung zum „privatsender Heurigen 2014“. Die beiden Vorsitzenden des Verbands Österreichischer Privatsender, Klaus Schweighofer und Markus Breitenecker, stellten in ihren Begrüßungsworten nicht nur die Erfolge der heimischen Privatsender dar, sondern zeigten auch die aktuellen Herausforderungen für die Radio- und die TV-Branche auf. Klaus Schweighofer, Vorstandsvorsitzender des VÖP und Vorstand der Styria Media Group, nannte die Digitalisierung des Hörfunks als derzeit wichtigste Herausforderung für die österreichische Radiobranche. „Mit der Digitalterrestrik wird Radio einen weiteren wichtigen Schritt in das digitale Zeitalter machen.“ Für die TV-Branche wies Markus Breitenecker, stellvertretender VÖP-Vorsitzender und Geschäftsführer von PULS 4, auf die Probleme hin, die sich aus dem immer stärkeren Wettbewerb mit Global Playern wie etwa Google ergeben. „Medienanbieter aus den USA unterliegen viel geringeren Auflagen als europäische Medienun-


ternehmen. Wir sind deutlich stärker reguliert, beispielsweise im Bereich der Werbung, der Steuern oder des Urheberrechts.“, so Breitenecker. „Wir müssen dem digitalen Tsunami etwas entgegensetzen. Das geht nur, wenn wir die Zusammenarbeit untereinander verstärken.“ Breitenecker forderte außerdem die österreichische Medienpolitik auf, tätig zu werden: „Die Politik hat jetzt die Chance, die Rahmenbedingungen für den österreichischen Medienmarkt positiv gestalten zu können, ohne sich Feinde zu machen. Für Internetgiganten muss es stärkere Beschränkungen geben.“ Schweighofer stellte klar, dass faire Wettbewerbsbedingungen - sowohl im nationalen als auch im internationalen Wettbewerb - unerlässlich sind. „Wir brauchen eine konvergente Regulierung, ein „Level Playing Field“ für alle Content-Anbieter.“, so Schweighofer.

DMAX startet in Österreich durch DMAX, der erste weltweite Free-TV-Kanal von Discovery Networks, ist seit 1. Oktober als Österreich-Version über Astra und Kabel empfangbar. «Kaum ein anderer Sender hat so ein scharfes Profil und so eine treue Fangemeinde wie DMAX. Der Kultsender ergänzt unser TV-Portfolio mit prominenten Zielgruppen-Programmen optimal. Für WerbekunJosef Almer den ergeben sich hier außerdem willkommene Synergieeffekte. Wir sind überzeugt, dass der einzigartige Programm-Mix aus hochqualitativen Non-Fiction Inhalten bei den österreichischen Werbetreibenden auf großes Interesse stoßen wird. Bereits vor Österreich-Start beträgt der Marktanteil des Senders bei den österreichischen Männern zwischen 12 und 49 Jahren 2,3%. Somit wird mit diesem neuen Werbeumfeld die kaufkräftige Zielgruppe der Männer im spannendsten Alter, die über klassische TV-Plattformen kaum angesprochen werden kann, punktgenau erreicht. Werbekunden bauen so ihre NettoReichweite in der Zielgruppe Männer deutlich aus.», freut sich Goldbach Media Austria Geschäftsführer Josef Almer über das neue Angebot an Blech auf Blech - das sehen Männer gerne seine Kunden. Mit Stand 1.9. hat DMAX eine technische Reichweite von 65% und erzielt im Jahr 2014 (YTD) einen Marktanteil von 1,4% in der ZG der 12-49-Jährigen.

Das markenaffine, redaktionelle Programmportfolio besteht aus den Welten Abenteuer, Motor, Entertainment, Lifestyle und Wissen. Zu den beliebtesten Sendungen zählen die Abenteuer der «Auction Hunters», die Doku-Serie «Outback Truckers» oder die Mutter aller Auto-Shows «Top Gear». Darüber hinaus produziert DMAX bereits heute Formate in Österreich. So wurden hierzulande unter anderem schon Episoden von «Asphalt-Cowboys» oder «Der Hobbyist» gedreht. Zudem plant der Sender, in naher Zukunft eine komplette Serie für das deutschsprachige Sendegebiet in Österreich zu produzieren.

Discovery Networks Deutschland Discovery Networks Deutschland veranstaltet die Pay-TV-Sender DISCOVERY CHANNEL und ANIMAL PLANET sowie die Free-TV-Sender DMAX und TLC. Das Medienunternehmen, das 1996 gegründet wurde, hat seinen Sitz in München. DMAX startete am 1. September 2006 und ist der weltweit erste Free-TV-Kanal von Discovery Communications, der sich in erster Linie an Männer richtet. Mit attraktiven deutschen Eigenproduktionen und internationalen Programmen, erreicht der Sender 37.5 Millionen Haushalte und ist einer der führende Sender der dritten Sendergeneration. TLC, die weltweit größte Entertainmentmarke für Frauen, ging am 10. April 2014 an den Start. TLC steht für Real-Life-Entertainment mit innovativen Programmen und authentischen Protagonisten. DISCOVERY CHANNEL war 1996 der erste Sender von Discovery Networks Deutschland. Er zeigt die Vielfalt unserer Erde in faszinierenden Bildern. ANIMAL PLANET zeigt seit 2004 spannende Dokumentationen über Menschen in ihrem Umgang mit Tier und Natur. Hinter Discovery Networks Deutschland steht Discovery Communications, das weltweit führende Non-Fiction Medienunternehmen mit einer Reichweite von zwei Milliarden Zuschauern in rund 200 Ländern.

Neu: RTL Nitro via Satellit Seit Mitte Oktober Oktober ist RTL Nitro, der Spartensender der RTL Group, über Satellit auch in Österreich zu sehen. Der Free-TV-Sender RTL Nitro ist ein ‚Premium-Unterhaltungssender‘, der seit April 2012 hauptsächlich Serien, Sitcoms und Spielfilme aus Deutschland und den USA zeigt. Mit den Programminhalten spricht RLT NITRO ein breites TV-Publikum an und setzt mit Programmschwerpunkten auch vermehrt auf männliche Zuschauer zwischen 20 und 59 Jahren. RTL Nitro ist über die ORS-Plattform am ASTRA-Satelliten auf 19,2° Ost, über den Transponder 115 zu empfangen. RTL Nitro übernimmt den Sendeplatz von gotv (Musiksender), der auf Transponder 117 wechselt. Walter Zinggl, Geschäftsführer IP Österreich: „Die ORS-Satelliten-Flotte ist für die Verbreitung ideal positioniert.“ Michael Weber, Sprecher der ORS: „Die ORS erweitert mit RTL Nitro erneut ihr Programmspektrum am Satellit und behält gotv, ihren langjährigen Kunden, auf einem anderem Transponder. Wir wollen dem TV-Publikum einerseits vermehrt Spartenprogramme bieten und ihm andererseits die TV-Sender in perfekter Bild- und Ton-Qualität, in HD, zeigen. Denn immer mehr TV-Kunden haben große und moderne TV-Bildschirme zu Hause. Daher ist die gesamte ORF-Senderfamilie inklusive der ‚Bundesland heute‘-Sendungen – auf den neuen Transpondern 1005 und 1007 – seit 25. Oktober in HD via Satellit österreichweit zu sehen.“

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ATV gibt Vollgas Für 2015 kündigt ATV-Geschäftsführer Martin Gastinger eine Vielzahl an neuen Formaten an. Die Enttäuschung der Daily-Soap „Wien Tag & Nacht“ ist überwunden, der Fokus ist weiterhin nach vorne gerichtet wie Martin Gastinger im Film, Sound & Media-Interview betont.

Martin Gastinger

„Wir haben in den letzten 7 Jahren sicher an die 60-70 Formate gelauncht, wovon zwei Drittel sehr erfolgreich waren.. “

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Wie beurteilen Sie das Jahr 2014 aus der Sicht von ATV? MARTIN GASTINGER: ATV zählt nicht umsonst zum innovativsten Fernsehsender des Landes. Wir bringen jedes Jahr neue Formate auf den Markt, manche davon werden auch ins Ausland lizensiert. Andere probieren nichts oder nur sehr wenig, obwohl sie subventioniert werden. Wir haben mit „Wien - Tag & Nacht“ ein Format ausprobiert und sind damit leider gescheitert. Das konnte davor niemand ahnen, und wir wissen ehrlich gesagt nach wie vor nicht, warum die Sendung nicht funktioniert hat. Ähnlich erging es kürzlich RTL mit „Rising Star“, das in Deutschland total floppte im Ursprungsland Israel ein Mega-Erfolg war. Mit diesen Erfahrungen muss man als TVMacher leben und wir lassen uns dadurch auch nicht von unserem Weg abbringen. Wir haben in den letzten 7 Jahren sicher an die 60-70 Formate gelauncht, wovon zwei Drittel sehr erfolgreich waren. Mit diesen Formaten gehen wir auch ins kommende Jahr.

Wachzimmer Ottakring

sozusagen der erste Fernseharzt im deutschsprachigen Fernsehen. Wir haben im Vorfeld Ärzte gecastet und uns dann für Dr. Holger Ferstl entschieden, ein telegener Arzt mit diversen Fachausbildungen, der sich den Zivilisationskrankheiten der ÖsterreicherInnen annimmt, sowohl vor Ort bei den Menschen als auch in einer Praxis im ATV-Studio. Im Soap-Bereich wollen wir weiterhin die österreichische Note in den Vordergrund stellen. So starten wir 2015 mit „So denkt Österreich“ ein gleichermaßen simpel gestricktes wie extrem unterhaltsames Format. ATV kommt in die Wohnzimmer der Menschen und hört sich an, was die BürgerInnen zu aktuellen Themen zu sagen haben. Ich denke, dass das ein echter Renner werden könnte.

James Bond

Was darf man von ATV an neuen Formaten erwarten? GASTINGER: Wir verlagern unseren Schwerpunkt in eine Richtung, wo ATV auch schon in der Vergangenheit sehr stark war – dem Service-Bereich. Wir sind der Meinung, dass das Medium TV im ServiceBereich verstärkt punkten wird, weil man dem Zuseher in eine gewisse Orientierungshilfe geben kann. Bislang waren wir zB. mit Formaten wie „Pfusch am Bau“, „Mein Recht! Ich geb nicht auf“, „Der große Österreich-Test“ oder „Teenager werden Mütter“ sehr erfolgreich. Letzteres Format wird mittlerweile sogar von Schulen als Unterrichtsmittel im Aufklärungsunterricht verwendet. 2015 kommt ein neues Format hinzu, das im ganzen deutschsprachigen Raum einzigartig ist: „Mein Hausarzt – endlich gesund“,

Amadeus 2015

Daneben starten wir weitere Doku-Soaps: „Nie wieder Single“, ein Dating-Format, oder „Wiener Geschichten“ – vom Naschmarkt über den Prater bis zum Graben und wieder zurück. Stichwort Doku-Soap – was wurde eigentlich aus dem Erfolgsformat „Saturday Night Fever“? GASTINGER: Wir haben bis vor zwei Jahren 120


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The Hobbit

Folgen von „Saturday Night Fever“ produziert und nun länger pausiert. Die Nachfrage war enorm und so bringen wir 2015 mit „It´s My Party – so feiert Österreich“ ein Nachfolgeformat an den Start – Parties quer durch alle österreichische Milieus und ATV ist mit dabei. Wir planen auch ein kritischeres Format : „Krasse Teenager“ soll die Situation und Probleme der jungen Generation durchaus auch im bürgerlichen Milieu aufzeigen. Was planen Sie im Reportage-Bereich? GASTINGER: Im Reportage-Bereich waren wir mit unseren Polizei-Geschichten wie „Autobahn-Polizei“ sehr erfolgreich, Ende Oktober startet „24 Stunden - Polizeieinsatz in Graz“. 2015 kommt auch hier was neues: “Wachzimmer Ottakring“ begleitet die Polizei durch ihre Streifzüge durch Ottakring, ebenso wie „Wachzimmer Donaustadt“ im 22. Wiener Gemeindebezirk.

ATV ist 2015 Partner der Amadeus Austrian Music Awards …? GASTINGER: Die Kooperation mit dem Amadeus freut uns sehr. Der Event findet im März 2015 statt und ATV wird die Preisverleihung „live on tape“ zeitversetzt übertragen. Im Vorfeld gibt es dazu Spezialsendungen rund um den wichtigsten heimischen Musikpreis. Format-Flops scheinen ATV-Eigentümer Herbert Kloiber nicht zu stören? GASTINGER: Herbert Kloiber ist ein leidenschaftlicher Fernsehmacher. Das zeigt sich schon alleine daran, dass wir nach ATV2 für Ende 2015 den Launch von ATV3 vorbereiten. Das ist wohl ein eindeutiges Signal … Und: ATV investiert mit seinen Aufträgen in die heimische Filmproduktionswirtschaft einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr. Wir sind damit mit großem Abstand der zweitgrößte Auftraggeber im Fernsehbereich in diesem Land.

„ATV investiert mit seinen Aufträgen in die heimische Filmproduktionswirtschaft einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr. Wir sind damit mit großem Abstand der zweitgrößte Auftraggeber im Fernsehbereich in diesem Land. “

Hausarzt Dr. Holger Ferstl

„Der Beste unter Vielen!“ Sky verdoppelte innerhalb der letzten fünf Jahre in Österreich seinen Umsatz. Geschäftsführer Kai Mitterlechner spricht im Film, Sound & Media-Interview über die Erfolgsstrategie des Abo-Senders und warum Wachstum auch für die nächsten Jahre garantiert ist. Wie beurteilen Sie die Performance von Sky in Österreich? KAI MITTERLECHNER: Sky verfügt in Österreich über aktuell 327.000 Kunden und erwirtschaftet im letzten Geschäftsjahr 144 Millionen Euro Umsatz. Damit haben wir nicht nur den Umsatz innerhalb der letzten fünf Jahre verdoppeln können, sondern sind mit Abstand Österreichs größer Privat-TV-Veranstalter und zählen nunmehr zu den fünf größten Medienhäusern des Landes. Wir sind mitten in der Gesellschaft angekommen und verfügen jetzt über eine kritische Masse, die dazu beitragen wird, unsere Innovationen noch besser im Markt umzusetzen.

Welche Innovationen sind das? MITTERLECHNER: Unsere Kunden sind gewohnt im Quartals-Takt mit neuesten Innovationen, Premieren, etc. konfrontiert zu werden. Sei es aus technischer Sicht zum Beispiel unser Online Fernsehen Sky Go, die neueste Ultra HD-Technologie oder 70 HD-Sender, die unseren Kunden zur Verfügung stehen oder im Content-Bereich zum Beispiel unsere 120 Serien-Premieren – Sky-Kunden finden bei uns High-End-Entertainment auf vielen Ebenen. Und dass unsere Kunden unsere Angebote auch annehmen, zeigt das Erfolgsbeispiel Sky Go: auf der deutsch-österreichischen Plattform hatten wir im 2. Quartal 28,7 Millionen Abrufe, das ist eine Steige-

Kai Mitterlechner

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media „Entkopplung von Zeit UND Ort sind Schlagworte, die künftig das EntertainmentBusiness dominieren werden. “

American Horror Story: Freak Show, 4. Staffel

rung von 72% im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt, wohin die Reise im TV-Business geht. Nämlich …? MITTERLECHNER: Das lineare Fernsehen wird zwar auch in den nächsten Jahren das Leitmedium bleiben, aber wir sehen jetzt schon wie sehr unsere Dienste, die wir entwickelt und auf den Markt gebracht haben, angenommen werden. Entkopplung von Zeit UND Ort sind Schlagworte, die künftig das Entertainment-Business dominieren werden. Wir glauben fest an die Veränderung des Medienverhaltens, der Mediennutzung und haben unser Geschäftsmodell in den letzten Jahren konsequent darauf eingestellt. Das Sky-Modell basiert auf drei Säulen – Erstens Inhalt, den wir wie wohl kein zweiter in der Fülle und Exklusivität bieten können; Zweitens Innovation, wo wir Vorreiter sind und Drittens die Kundenwünsche bestmöglich erfüllen. Wie sehen Sie die mittelfristige Entwicklung im TV-Business? Olive Kitteridge bei Viennale MITTERLECHNER: Der Markt wird sich weiter kontinuierDie vierteilige Mini-Serie aus dem Hause HBO ist ein klassisches Period-Picture, angesiedelt in der US-amerikanischen Kleinstadt lich verändern und ich zweifCrosby, Maine. Über ein Vierteljahrhundert hinweg erzählt wird le nicht daran, dass er auch die Geschichte des Ortes, seiner Bewohner und der Familie weiter an Dynamik gewinnen Kitteridge. Vor allem aber die der von Frances McDormand mit wird. Sky wird von dieser Dyhöchster Souveränität und Subtilität dargestellten Olive. Einer namik überproportional proseltsam einsamen Frau, zerrissen zwischen ihren Ambitionen fitieren, weil wir die richtigen und ihrer Unzufriedenheit, ihren Erwartungen und dem Gefühl Weichen stellen. Ein technides zerrinnenden Lebens. „Olive Kitteridge“ feiert Anfang 2015 sches Beispiel: in den komihre österreichische TV-Premiere auf Sky. Regie des Periodmenden Jahren ist im Bereich Pictures führte Lisa Cholodenko („The Kids Are All Right“). Ultra HD einiges zu erwarten. Bereits am 4. November findet eine exklusive Vor-Premiere von „Olive Kitteridge“ bei der heurigen Viennale in Kooperation mit Sky hat wie schon bei der HDSky statt. Einführung auch hier eine Hans Hurch, Direktor der Viennale: „Die Serie ‚Olive Kitteridge‘ ist Vorreiter-Rolle eingenommen ein wunderbares Beispiel dafür, welch fruchtbare und originelle und ist bestens für diesen Verbindung Fernsehen und Kino miteinander eingehen können. nächsten Level gerüstet. Ein Wenn von Beiden das Beste zum Tragen kommt. Umso mehr inhaltliches Beispiel: Mit unsefreuen wir uns, ‚Olive Kitterdige‘ im Programm unseres Festivals ren 120 Serien-Premieren pro zeigen zu können. Und danken Sky sehr herzlich für diese Jahr tragen wir dem aktuelschöne Premiere.“ len und sicherlich auch noch

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The Newsroom – 3. Staffel

die nächsten Jahre anhaltenden Hype entsprechend Rechnung. Mit den aufwändig, über mehrere Seasons im Hollywood-Stil produzierten Serien, die sich zum neuen Kino entwickeln, hat Sky eine herausragende Kompetenz eingenommen. Dass dieser Hype noch lange nicht zu Ende ist, belegt auch der kürzlich erfolgte US-Start der aktuellen „The Walking Dead“-Staffel. Mit 17,3 Millionen Zusehern zum Start erreichte man hier ein All Time High. Und Sky bietet seinen Kunden diesen Content auf allen Plattformen. Auch im Printbereich? MITTERLECHNER: Mit unserem Lifestyle Magazin „Besser“, das mit einer Auflage von über 1,2 Millionen Stück das größte periodisch erscheinende GRATIS Printmagazin Österreichs ist, verfügen wir über ein Content-Marketing Instrument, das die Welt des Entertainments beschreibt. Und unser jüngstes Print-Baby „Prime Time“ unterstreicht unsere Serien-Kompetenz. Was dürfen Sky-Kunden im Serien-Bereich in den nächsten Monaten erwarten? MITTERLECHNER: Mit „Games of Thrones“, die im Frühjahr in die vierte Runde geht, der dritten Season „House Of Cards“ oder der aktuelle der Start von „The Knick“ um nur drei Beispiele von vielen zu nennen, bieten wir wieder genügend Stoff für Serien-Fans, die ja immer mehr zunehmen. Ein weiterer Leckerbissen kommt schon im Dezember: hier bieten wir mit „Sky Star Wars HD“ von 1. – 14. Dezember exklusiv auf Sky in Österreich und Deutschland alle Star Wars Filme rund um die Uhr an. Ein Beispiel für die Positionierung als bester Sender unter vielen.

Silicon Valley, Serienstart


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W24: „WÖÖD Fernsehen für eine WÖÖD Stadt“ Das Wiener Stadtfernsehen W24 lud im Odeon-Theater zur Programmpräsentation 2015, die unter dem Motto „WÖÖD Fernsehen für eine WÖÖD Stadt“ steht. Gemeinsam mit rund 700 geladenen Gästen feierte das Team von W24 die bisherige erfolgreichste Saison des Senders und präsentierte die Programmhighlights 2015. WH-Medien Geschäftsführer Marcin Kotlowski und Markus Pöllhuber stellten den Mediencluster der Wien Holding mit den Geschäftsfeldern TV, Digital & Interaktiv sowie Vermarktung vor. Vizebürgermeisterin und Eigentümervertreterin Renate Brauner sowie Wien Holding Direktorin Sigrid Oblak verrieten ihr Lieblingsprogramm auf W24. W24 Geschäftsführer und Programmdirektor Michael Kofler beschrieb das verbindende Element aller Programme und Sendungen auf W24: „Mehrwert für Wien.“ Anschließend präsentierten die W24 Moderatoren Mona Müller und Gerhard Koller, Kristina Inhof und Mario Böck sowie Jenny Posch und Peter Schreiber die Themen und Highlights der kommenden Saison:

einzelnen Themen dargestellt, sowie innovative Modelle aus den Bereichen Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vorgestellt. Die Themen, Sendeplätze und Länge der Berichterstattung stehen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Start der Reihe „24 Themen für Wien“ ist 2015.

1.000 Stunden live & vor Ort... #Wööd!

Das Wiener Stadtfernsehen W24 baut im nächsten Jahr massiv sein Musikprogramm aus. Bereits jetzt gibt es mit der Austrozone von Musikjournalist Eberhard Forcher ein beliebtes Programm, das österreichische MusikerInnen auf W24 präsentiert. Zusätzliche zur Austrozone nimmt W24 eine neue Musik-Sendung ins Programm: „W24 Hits“; Außerdem in Planung: „Das neue Wiener Lied“ mit Mr. Hitparade Udo Huber. Das halbstündige Format startet Anfang 2015 und soll Freitagabend ausgestrahlt werden.

2015 wird das Wiener Stadtfernsehen W24 über alle wichtigen Ereignisse in Wien live berichten. Die Sendereihe „live und vor Ort“ wird auf 1.000 Sendestunden ausgeweitet: aktuelle Geschehnisse, Eurovision Song Contest, Life Ball, Wiener Landtagswahlen, Donauinselfest, Regenbogen Parade sowie weitere allfällige Großereignisse und Events stehen auf dem Live-Programmplan des Wiener Stadtsenders.

#Wööd Nachrichten: „Guten Abend Wien“, das Flaggschiff der W24 Information, wurde weiterentwickelt und zeigt ab sofort aus dem neuen Studio Montag bis Freitag täglich live von 18:00 bis 21:00 Uhr die aktuellen Highlights im Wiener Tagesgeschehen. Gerhard Koller und Mona Müller präsentieren die aktuellsten Nachrichten. Kristina Inhof und Peter Schreiber eine bunte Mischung aus Service, Kultur und Lifestyle-Themen.

#Wööd Musik: Österreichische Musik hat auf W24 eine Heimat!

Renate Brauner sowie Wien Holding Direktorin Sigrid Oblak gemeinsam mit Moderatorin Eva Pölzl und WH Medien Geschäftsführern Marcin Kotlowski und Markus Pöllhuber

#Wööd Geschichten: Viennale Donnerstag Kuratiert von der Viennale (Vienna International Film Festival) zeigt W24 ab November 2014 monatlich jeweils am 1. Donnerstag im Monat eine Dokumentation, welche in den letzten Jahren auf der Viennale gezeigt wurde.

Ornella De Bakel

#Wööd Themen: „24 Themen für Wien“: Im nächsten Jahr präsentiert das Wiener Stadtfernsehen „24 Themen für Wien“. Wichtige Themen werden mit unterschiedlichen Formaten (Reportagen, Dokumentationen, Diskussionen und interaktive Publikumsbefragungen, etc.) für die Zuschauer aufbereitet. Es werden möglichst viele Aspekte der

Würdevoller Rahmen: das Wiener Odeon

Sunrise

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„Wenn Sie ihn fragen wollen…“

Und plötzlich fängt die Uhr laut zu ticken an und man geht geizig mit seiner Zeit um. So fühlt es der Sechziger Dieter W., Verlagsleiter ohne Funktion, aus zwei gescheiterten Beziehungen zwei Kinder, wenig Lust am Neuem und noch immer Ärger mit Altlasten. Theoretisch war er Zeitzeuge bedeutender politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen. Praktisch hat er eher neben der Weltgeschichte her gelebt. Doch die alltäglichen Ereignisse und Veränderungen erscheinen ihm nicht unwichtig. Schließlich dreht sich das Leben der meisten Menschen um die Bewältigung eher unspektakulärer Alltage. Die profil-Kolumnistin Elfriede Hammerl hat für diese Generation einen höchst leichtfüßigen Roman mit ein paar gelungen-bösen Seitenhieben auf die Wiener Gesellschaft geschrieben: alle wichtigen Eckdaten wie Studentenrevolte, Opernballdemos, FPÖ-Erfolg, Wien-Politik kommen vor. Elfriede Hammerl: Zeitzeuge (Edition Ausblick)

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In Ihrem neuen Roman (s. Kasten) beschreiben Sie einen Mann aus der Medienbranche, der sich mit Ende 60 eigentlich durch das Leben treiben lässt. Woher kommt diese Lustlosigkeit, weil er schon so vieles erlebt hat? ELFRIEDE HAMMERL: Ich sehe ihn nicht so negativ, eigentlich mag ich meinen Helden und zwar deshalb, weil er eben kein Held ist. Dieser Dieter zeigt aber bei wichtigen Ereignissen durchaus Flagge. Er ist bloß keiner, der sich in Szene setzt. Mir sind Menschen suspekt, die angeblich immer zweifelsfrei und auf Anhieb wissen, was richtig und was falsch ist, und die sich dabei super verkaufen. Die Selbstvermarktung wird immer wichtiger, generell geht es häufig weniger um Inhalte als um die Verpackung und mit wieviel Getöse sie präsentiert wird. Ihr Romanheld gehört zur nachdenklicheren Seite, der recht genau die Wiener Gesellschaft analysiert, mit feinen Seitenhieben auf gewisse Protagonisten. Macht es Spaß, dies als Schriftstellerin tun zu dürfen? Als Kolumnistin ist Ihnen das ja eher verwehrt. HAMMERL: Ich hatte es nicht auf bestimmte Personen abgesehen, aber natürlich hat ein Roman etwas mit den eigenen Erlebnissen und Wahrnehmungen zu tun. Eine Geschichte mit einer bestimmten didaktischen Absicht zu schreiben, halte ich für keine gute Idee, dabei kommen bloß hölzerne Texte heraus. Figuren sollten lebendig sein und nicht nur IdeenträgerInnen der Autorin. Österreichische Journalisten schreiben offenbar in ihrer Freizeit sehr gerne, wenn man sich die Flut an Veröffentlichungen diverser Ratgeber, Romane, Krimis etc. ansieht, die allesamt dem Genre der Unterhaltungslektüre zu zuordnen sind. Gehören Sie da auch dazu? HAMMERL: Es ist doch schön, wenn viele Bücher gedruckt werden! Was ich nicht mag, ist die Unterscheidung in E- und U-Kultur, was soll das denn? Das hat noch nie etwas gebracht und hält sich doch in den Köpfen. Da lobe ich mir z.B. den angelsächsischen Raum, wo es das nicht gibt. Man sitzt als Autorin doch nicht am Schreibtisch und denkt über Zielpublikum, Vermarktbarkeit etc. nach, sondern über die bestmögliche Form der Erzählung. Jede versucht ihr Bestes und dass einer nicht alles zusagt, liegt in der Natur der Sache, in der Subjektivität des Lesens.

Foto © Inge Prader

Ungewohnt sanft geht die für ihre scharfzüngigen, punktgenauen Kolumnen bekannte Journalistin Elfriede Hammerl in ihrem neuen Roman « Zeitzeuge » mit ihrer Titelfigur um. Dass ihr der Biss nicht abhanden gekommen ist, zeigt die witzige Analyse der Wiener Kulturschickeria. Touché!

Elfriede Hammerl

Sie haben Ihren Roman im Presseclub Concordia präsentiert. Wie war das Echo der KollegInnen? HAMMERL: Großes Schweigen. Sie sind eine der bekanntesten Kolumnistinnen Österreichs mit äußerst prägnanten Meinungen. Fühlen Sie sich manchesmal wie ein Stein in der Brandung, wenn rundherum nur mehr über Kochen, Gärtnern und die eigene Nabelschau geschrieben wird. Wo bleiben die politischen Kommentare? HAMMERL: Da könnte ich antworten, dass auch das Private politisch ist, aber, ich gebe Ihnen Recht, nicht immer wird diese Dimension sichtbar. Dass es nur noch Lifestyle-Geplauder gibt, würde ich jedoch nicht behaupten. Ich lese täglich auch interessante, kritische politische Kommentare. Und so sehr die Berichte aus der Cocooning-Idylle auch manchmal nerven mögen – wirklich schlimm ist die Sorte politischer Kolumnen, mittels derer Volksverhetzung betrieben wird. Ich habe beim Lesen Ihres Romans schon die Verfilmung vor Augen gehabt, mit Harald Krassnitzer als Idealbesetzung. Glauben Sie, wird man diesbezüglich an Sie herantreten? HAMMERL: Da hätte ich nichts dagegen. Wenn Sie also Harald Krassnitzer fragen wollen...? Er müsste sich allerdings ein bisschen älter machen für die Rolle.


media Peter Turrini, 70 Im November steht die Premiere im Burgtheater an, im September feierte Peter Turrini seinen 70. Geburtstag und dazwischen erscheint eine DVD mit dem wunderbaren Titel „Rückkehr an meinen Ausgangspunkt“. Titelgebender „Ausgangspunkt“ des Dokumentarfilms über und mit Peter Turrini ist der Tonhof in Maria Saal. Hier führte in den 50er und 60er Jahren das Künstlerpaar Maja und Gerhard Lampersberg ein offenes Haus für „völlig unbekannte Kunstirre“, wie es Turrini im Laufe des Filmes einmal nennt - von Thomas Bernhard bis Christine Lavant u.v.a.m. Für den 15jährigen Peter Turrini war der Tonhof ein magischer Ort, sein „erstes Zuhause - Labor, Enklave, Wiege der österreichischen Nachkriegsliteratur“. in dem bildmächtigen und ruhigen interviewfilm der Schauspielerin und Filmemacherin Ruth Rieser lässt sie nun den Kärntner Dramatiker zu Wort kommen - nachdenklich, offenherzig, liebevoll. Ohne Ressentiment oder Voyeurismus wird im Gespräch behutsam dem Herzschlag des Tonhofes und seiner mittlerweile verstorbenen Hausherren nachgespürt. Dabei zeigt sich Peter Turrini auch als aufmerksamer Freund der Jugend, als einer mit feinem Sensorium für das Jetzt. Neben den Bildern des Ortes und des Hofes verdichten stimmungsvolle Lesungen im Tonhof-Stadl und in den nahezu unveränderten Zimmern des Hauses diesen Dokumentarfilm zu einem außergewöhnlich persönlichen Porträt Peter Turrinis.

Filmemacherin Ruth Rieser mit Autor Peter Turrini

Peter Turrini: „Rückkehr an meinen Ausgangspunkt“ (Hoanzl) R: Ruth Rieser

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media BÜCHER, DVD & CO Leben eines Pfeffersacks Als ein ganz klassischer Pfeffersack kommt einem dieser Karl ‚Charly’ Renn vor, der aus guter Hamburger Familie stammt, Finanzchef eines alteingessenen Handelshauses ist, glücklich mit zweiter Frau und den beiden Kindern am Stadtrand lebt, Golf und Wein schätzt und immer tipptopp gestylt durch den Alltag zieht. Klingt nach fader Romanfigur, nicht aber wenn sie der großartige Stilist Michael Kleeberg erfunden hat. Der Roman erzählt von der Liebe und Sorge eines Vaters, von Selbstbehauptung im Beruf, von der Konfrontation mit Kindheit und Familie, den Abgründen der Freundschaft, den Verlockungen des Ausbruchs und vom Einbruch des Todes. Es ist die Geschichte des mühevollen Reifeprozesses und der Bewährungsproben Karlmann Renns, der sein Leben ohne die Tröstungen der Religion, der Kunst und der Philosophie meistern muss. Er ist ein trockener Zahlenmensch, der auch sein Leben und Haben und Soll teilt und sogar seine beiden ehemaligen Freunde könnten unterschiedlicher nicht sein. Auch Charly selbst ist nicht nur der erfolgreiche, gutaussehende, wohlhabende Hamburger, sondern kackt sich auch mal vor Angst in die Hosen oder bereitet einen ungeheuer liebevoll gestalteten Abschied vom Familienhund vor. Und wie diese Geschichten erzählt werden ist große Klasse, mit Zeitsprüngen, Einschüben, Reflexionen, Witz, Sarkasmus, Liebe zum Detail – alles in allem sicher eines der besten Bücher des Jahres 2014. Michael Kleeberg: Vaterjahre (dva)

Vom Sofa aus die Welt erleben Ertappt? Wem die Gewohnheiten der U-20iger auch immer fremder werden, darf sich in großer Gemeinschaft wähnen. Der italienische Journalist Michele Serra würde mit seiner Schilderung über den Alltag seines Sohnes zum Bestsellerautor. Offenbar sind die Lebensentwürfe – ob in Italien, Österreich oder USA ident, ihr Hauptmerkmal die liegende Haltung. Verwundert beobachtet der Vater seinen 18-jährigen Sohn, der auf dem Sofa lebt und online mit aller Welt verbunden ist– außer mit seinem Erzeuger. Sein Vater schaut über den Abgrund zwischen den Generationen und fragt sich: Wer bin ich? Und wer ist der Alien dort drüben? Treffend, witzig, liebevoll. Michele Serra: Die Liegenden (Diogenes)

Untergang der Mittelschicht Und noch ein Vater, der die Kommunkationsschwierigkeiten mit seinem 17-jährigen Sohn auf unkonventionelle Weise lösen möchte. Er schlägt eine Interrailreise vor, die die Familie – inklusive der trennungswilligen Ehefrau – durch 9 europäische Städte bringen soll, um dort vor allem die Kulturgüter zu besichtigen. Die Begeisterung des Sohnes ist enden wollend und so verwundert es nicht, dass er sich in der zweiten Stadt – nämlich Amsterdam – mit einer Straßenmusikerin absetzt und die Eltern alleine weiterfahren lässt. Zwei Städte später ist der Vater alleine in Venedig und wild entschlossen, seinen Sohn zu finden. Eine höchst amü-

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sante Odyssee beginnt, die vor allem durch die originelle Zeichnung der Charaktere besticht und die gelungenen Rückblenden, die beweisen wollen, dass es die große Liebe doch gibt. Und die Seitenhiebe auf die Entwicklung unserer Gesellschaft, die so fürchtet der Erzähler dem Untergang geweiht ist, wenn die 3-D-Drucktechnologie die letzten Industrien ausmerzen wird. David Nicholls: Drei auf Reisen (Kein & Aber)

Was führt zu Glow? Drogen, London, Raves, Zeitempfinden, Schlafentzug, Myanmar und viel WIkipediawissen sind die Ingredienzien des neuesten Romans des sogenannten Kultautors Ned Beauman. Sehr flott, sehr authentisch, sehr absurd bringt er seine Geschichte vor, die wahrscheinlich ebenso schnell verglüht wie man sie gelesen hat. Vergnüglich ist sie allemal.

Ned Beauman: Glow (Hoffmann&Campe) Die besten Texte des begnadeten Kritikers Michael Althen, der 2011 so früh verstorbene Kritiker renommierter Blätter wie SZ oder FAZ war ein großer Kinoliebhaber und begnadeter Formulierer.. Er war einer, der nicht seine Brillanz und Pointensicherheit zur Schau stellte oder belehrte, sondern der passioniert wie charmant auf die kleinen Gesten aufmerksam machte, die einem bei großen Filmen bis ins Herz treffen können. In vorliegendem Buch hat sein Freund und Kollege Claudius Seidl Althens Texte in Kapitel wie „Das Leben ist eine Pralinenschachtel“ oder „Das Gespenst der Freiheit“ strukturiert, die noch genauer das Nachdenken über Filme aber auch das Schwärmen über große SchauspielerInnen verdeutlichen. Und was das Schöne an allen Texten ist, sie haben über ihren unmittelbaren Anlass hinaus Bestand. „Mittlerweile sind wir wahrscheinlich vollständig verdorben, aber das macht nichts, weil wir im Kino ein zweites Leben gefunden haben, das viel besser ist als das unsere und ihm doch aufs Haar gleicht. Darin liegt die doppelte Natur des Kinos: dass es stets Auskunft gibt über das, was ist, und das, was möglich wäre, darüber, wer wir sind und wer wir gerne wären.“ Michael Althen: Liebling, ich bin im Kino! (Blessing)

Stylish & spannend Ein amerikanisches Ehepaar flaniert topgestylt durch die Akropolis und wird dabei vom ebenfalls amerikanischen Fremdenführer Rydal beobachtet. Sie kommen ins Gespräch, befreunden sich und entdecken aneinander, dass der Schein jeweils trügt. Die Leichtigkeit des Seins entpuppt sich alsbald als recht brüchig. Es folgen Mord & Totschlag, Erotik & Eifersucht, Verfolgung & Freisprechung. Diese Zutaten zu einem Thriller kennt man, umgesetzt hat sie diesmal der Drehbuchautor Hossein Amini, nach einem Bestseller der Autorin Patricia Highsmith. Angesiedelt im Jahr 1962 geht die Verfolgungsjagd über Athen nach Kreta und von dort nach Istanbul. Wenn die drei umwerfenden Schauspieler durch die Ruinen von Knossos irren, flirrt das Licht, das Viggo Mortensen hat keinen einzigen Schweißfleck auf seinem Great Gatsby-Anzug, Kirsten Dunst kein Fleckchen im makellosen Gesicht


media BÜCHER, DVD & CO und Oscar Isaac („Inside Llewyn Davis“) verliert auch in angstvollen Situationen nie seinen Charme. Großartig die lang ausgespielte Szene bei der Passkontrolle, bei der die beiden männlichen Schauspieler zu Höchstform auflaufen. Und das alles vor der wunderschönen Kulisse des Mittelmeers! Die zwei Gesichter des Januars (Studiocanal) R: Hossein Amini, D: Viggo Mortensen

BBC Topqualität Wenn es um Qualitätsfernsehen geht, macht den Briten so schnell niemand etwas vor, wie man auch an vorliegender DVD klar erkennen kann : Das Drehbuch wurde von Bestsellerautor William Boyd verfasst, das auf wahren Ereignissen im 2. Weltkrieg basiert, die Schauspielerriege umfasst Kapazunder wie Charlotte Rampling, Rufus Sewell, Michelle Dockery oder Hayley Atwell, mit Edward Hall hat man für die Verfilmung einen Theaterregisseur gewählt, der großen Wert auf Authentizität legt und bei der Ausstattung wurde ganz offensichtlich nicht an Kosten und Mühen gespart. Nachdem es ein Spionagethriller ist, soll über den Inhalt nichts verraten werden. Ruhelos (Koch Media) R : Edward Hall, D : Charlotte Rampling, Rufus Sewell, Michelle Dockery,Hayley Atwell u.a.

Lady Mary in der Klemme Huch eine Plastikflasche am Kaminsims! Kann passieren, aber doch nicht in Downton Abbey, wo seit vier Staffeln die höfische Etikette der englischen Landadeligen zelebriert wird. Entdeckt haben diesen Fehler in einer Einstellung natürlich Hardcore-Fans. Auch in der vorliegenden Staffel erfreut sich das Auge wieder an Requisite, Kostüme, Landschaftsaufnahmen und den unvermeidlichen Geschichten um das Bestehen des Adelshauses. Zum Glück endet vorliegende Staffel damit, dass Lady Mary sich nicht entscheiden kann und daher wissen wir Serienjunkies, dass die nächste schon gedreht ist. Alle 8 Folgen der 4. Staffel und das Weihnachts-Special „Downton Abbey: London Season“ auf 4 DVDs bzw. 3 Blu-rays (Universal)

Lass das mal die Fans machen Das hatte sich für die finanzierungwilligen Fans der TVSerie Stromberg ausgezahlt, denn mithilfe von Crowdfunding wurde der Kinofilm finanziert und nachdem er mehr als 1 Million Zuschauer in Deutschland hatte, machte er Gewinn. Und die Geschichte um das Büroekel Bernd Stromberg, die Christoph Maria Herbst zu einem Star machte, funktioniert auf allen Ebenen. Als TV-Serie, auf der großen Leinwand und nun auch auf DVD, wo man mit einer ganzen BonusDVD belohnt wird, auf dr nicht nur die üblichen Spezereien zu sehen sind, sondern auch ein sehr langes Interview, das Drehbuchautor /Produzent Ralf Husemann mit Herbst führt. Genial ! Stromberg – Der Film. Lass das mal den Papa machen (Sony)

Ein Wort gibt das andere Sie waren das wohl glamouröseste Paar ihrer Zeit, Ikonen der Lost Generation, skandalumwittert und skandalträchtig. Er, Scott, berühmter Autor des „Großen Gatsby“, aber fest in einer Schaffenskrise und zutiefst verunsichert. Sie, Zelda, mittelmäßige Malerin und Tänzerin, begabte, aber heimlich schreibende Autorin. Ihre Ehe mündet nach mehreren Jahren in einer zermürbenden Hassliebe, wie man dem Protokoll des Psychiaters Dr. Rennie entnehmen kann. Er will sie nicht schreiben lassen, sie lässt sich nicht mehr absolut von ihm bevormunden. Ein Wort gibt das andere. Spannend zu hören, kongenial vorgelesen von den beiden österreichischen Schauspielern Tobias Moretti & Birgit Minichmayr. Schaurig-schön. F. Scott Fitzgerald , Zelda Fitzgerald: Wir waren furchtbar gute Schauspieler Psychogramm einer Ehe (Hörverlag) Inszenierte Lesung

Wien, wo sie die Pferde auspeitschen Mit schöner Regelmäßigkeit versorgt uns Max Goldt mit Hör-CDs und ob die Texte von 1993 oder 2014 sind, ist egal, sie sind zeitlos. In diesem Herbst gibt es neben der Doppel-CD „Schade um die schöne Verschwendung“ (Hörbuch Hamburg) auch ein ganz exquisites Buch, zu dem der Humorist die Texte liefert und sein Kompagnon, ein gelernter Schriftsetzer die Grafik. Perfekt werden die Kurztexte in Szene gesetzt, sehr luxuriös wird Weißraum eingesetzt, durch die ungewöhnliche Erscheinung liest man die skurrilen Geschichten des Berliners noch genauer. Was er an den „Wien, wie es keiner kennt“-Touren auszusetzen hat, argumentiert er folgendermaßen: „Ich will WIEN NORMAL oder Wien, wie es Krethi und Plethi kennt. Inklusive dieser komischen, weißen Pferde, die man auspeitschen muss, bevor sie losmarschieren. Sag jetzt nicht das ist nur für die Touristen, Natürlich ist es das. Kennst du vielleicht eine Stadt, wo sie für die Einheimischen weiße Pferde im Kreis herumrennen lassen? Solche Einheimische gibt es nirgendwo.“ Max Goldt: Schade um die schöne Verschwendung (Hörbuch Hamburg) Max Goldt und Martin Z. Schröder: Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken“ (Rowohlt Berlin)

Glamourös, subversiv, souverän Er repräsentierte die Möglichkeit, Kunst und Liebe zu vereinen, subversiv zu wirken und dennoch Stabilität zu erlangen, schrieb der Modemacher Tom Ford über den Schriftsteller Christopher Isherwood, dem er auch in seinem Film ‘A single man’ portraitierte. Genial dargestellt übrigens von Colin Firth. Nun liegen zwei Bücher dieses genauen Menschenbeobachters auf Deutsch vor, erstens die Novelle der Verfilmung und zweitens seine Berlinjahre, die er zu einem melancholischen Abgesang verarbeitet. Kosmopolitisch, libertin, glamourös und dekadent - mit fotografischer Präzision erfasst der Engländer die letzten Tage der Weimarer Republik in Berlin und zeichnet unvergessliche Porträts der Menschen, die seinen Weg kreuzen und unterschiedlicher nicht sein könnten. Christopher Isherwood : A Single Man + Leb Wohl Berlin (Hoffmann & Campe), als Hörbuch gelesen von Stéphane Bittoun

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date NENA & CONCHITA WURST

Ein dynamisches Duo wird die Marx-Halle rocken, wobei wir von ersterer bis dato nur balladeskes kennen: Conchita gibt die Vorband der immer gut gelaunten, mitreißenden Nena. Ob sie auch ein Duett wagen? 6.11., Wien, St. Marx

JACK DE JOHNETTE

6.11., Wien, Porgy

ANDREA BOCELLI

8.11., Wien, Stadthalle

HUBERT VON GOISERN

9.+10./11., Graz, Orpheum, Wien, Muqua

THE PIANO GUYS

CD: Wonders (Sony), 11.11. Wien, Stadthalle

LENNY KRAVITZ

Der noch immer gutaussehende Lenny Kravitz hat auch schon so einige Genres erfolgreich ausprobiert, auf dem aktuellen Album versucht er es mit zT. 80-er Sound. CD: Strut (gtg), 12.11., Wien, Stadthalle

YUSUF CAT STEVENS

13.11., Wien, Stadthalle

STEREO MCS& APHRODELICS

Das wird ein Veteranentreffen der ganz willkommenen Art, nicht nur die Stereo MCs werden mit ihrem ewig gültigem funkigen Acid Jazz den 16. Kulturell beleben, davor kommt es noch zu einer Reunion der legendären Aphrodelics rund um Mastermind Rodney Hunter. Alle, die anno dazumals ins Black Market pilgerten, wird man dort wohl antreffen. 13.11., Wien, Ottakringer Brauerei

ANNETT LOUISAN

CD: Zuviel Information (Sony) 14.-18., Ö-TOUR

ONE REPUBLIC

CD: Native (Universal) 15.11., Wien, Stadthalle

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URBAN GRAVITY FESTIVAL

Starkes line-Up an diesem HipHop-Abend mit Megaloh, Retrogott oder Monobrother. 15.11., Wien, Arena

CANDY DULFER

17.11., Graz, GMD

CRO

Der Mann mit der Pandamaske ist tatsächlich ein Phänomen, neben seinem ungeheuren kommerziellen Erfolg ist er Garant dafür, genau dein bestimmtes cooles Lebensgefühl mit seinen Texten und Melodien zu treffen. Aufgrund der enormen Nachfrage wurde das Konzert vom Gasometer in die Stadthalle verlegt. CD: Melodie (gtg), 17.11. Wien, Stadthalle

PAOLO NUTINI

“Was er in den letzten fünf Jahren gemacht hat? Die besten Songs seiner Karriere geschrieben!“ – schreibt Sunday Times Culture und man pflichtet gerne bei, wenn man das neue Album ‚Caustic Love’ hört. Der in Schottland, mit italienischem Vater aufgewachsene Sänger hat den Soul in der Stimme und offenbar schon genügend Platten in seinem jungen Leben gehört, um auch in anderen Genres (Folk, Funk) zu wildern. Caustic Love (Warner), 17.11., Wien, Gasometer

MARTERIA

Welt der Wunder (Sony) 19./20./25.11., Innsbruck, Linz, Wien

SLASH

Die Gibson Les Paul beherrscht er noch immer ausgezeichnet, für den Gesang sind andere zuständig, dem Dreigestirn Sex, Drugs & Rock’n’Roll hat er nicht ganz abgeschworen, aber auch dieser Rocker muss den Lenzen Tribut zahlen, dh. aber nicht, dass es je zurückhaltend bei einem Slash-Konzert wird. CD: World on Fire (Warner) 19.11., Wien, Stadthalle

NIELS FREVERT & BAND

Red‘ nicht von Liebe, von Wahnsinn oder Schmerz. Lebe und fühle, aber plapper nicht darüber. So könnte die Prämisse lauten für das Schaffen von Niels Frevert, dessen Lieder eigentlich von allem handeln, was das Leben großartig und grausam macht, ohne dafür PopSuperlativ-Phrasen abzuspulen. CD: Paradies der gefälschten Gefühle 21.11., WIEN, B72

LABRASSBANDA

CD: Kiah Royal (Sony), 23.11. Wien, Arena

GEORGE EZRA

Mit seiner Debütsingle „Budapest“ fegte der junge Brite orkangleich über die Konkurrenz hinweg und ehe man sich versah, hatte er mit dem genialen Melancholie-Pop-Dreiminüter einen der Hits des Jahres gelandet. Ganz tolle Stimme! CD: Wanted On Voyage (Sony) 25.11., Wien, Arena

MAX RAABE

23.+27.11., Innsbruck, Wien, Konzerthaus

BEN HOWARD

29.11., Wien, Gasometer

UDO JÜRGENS

CD: Mitten im Leben (Sony) 2./3./5. 12., Salzburg, Graz, Wien

ZAZ

Im Rahmen des Zyklus „The art of song’ gastiert die unkonventionelle Chansonette im Konzerthaus. 2.12. Wien, Konzerthaus

TALIB KWELI

Auch schon längere Zeit als Rapper unterwegs, ist der Politkopf aus Brooklyn 5.12., Wien, Flex

KADEBOSTANY

Mit einer seltsam anmutenden, unwiderstehlichen Interpretation von Popmusik, in der sich Einflüsse aus Rap, Marsch-, Blas- und Weltmusik und Verweise auf Salsa, Soul und Jazz treffen, katapultieren sich Kadebostany direkt ins Rampenlicht ihres eigensinnigen und dennoch eingängigen Universums. 6.12., Wien, Chaya Fuera

MOORCHEEBA

Seit 4 Jahren wieder in der Ursprungsformation von 1995 ist diese dem Triphop starke verbundene Band endlich auch in Österreich zu hören. Sehr versponnen wabert und wummert der Sound vor sich hin, engelsgleich die Stimme der Sängerin Skye Edwards. Very beautiful! 9.12., Wien, Ottakringer Brauerei


SOUNDMOBIL I HYUNDAI SANTA FE

SOUNDMOBIL II CITROEN GRAND C4 PICASSO

Der neue Hyundai Santa Fe kommt schon optisch sehr mächtig und vertrauenswürdig daher. Und wer einmal in dem sehr aufgeräumten wie geräumigen Innenraum Platz genommen hat will vermutlich möglichst lange nicht mehr aussteigen. Das trifft vermutlich auch auf die weiteren Passagiere zu, denn der Innenraum und Sitze im Santa Fe sind so gestaltet, dass er für jede Lebenslage optimal geeignet ist – egal ob Freizeit oder Geschäft. Die Rücksitze lassen sich im Verhältnis 4:2:4 umklappen. Damit bleibt genug Sitzfläche, während gleichzeitig auch lange Gegenstände wie z. B. Skis geladen werden können. Der Santa Fe bietet verschiedene, leicht einstellbare und extrem flexible Sitzkombinationen (12 elektrische Einstellmöglichkeiten für den Fahrersitz).Ein integriertes Speichersystem ermöglicht überdies die automatische Einstellung von Fahrersitz und Außenspiegel. Das Panorama-Glasschiebedach des Santa Fe vermittelt im Vergleich zu konventionellen Sonnendächern ein noch luftigeres Gefühl dank der mittleren Dachstrebe ohne Dachhimmel und den elektrischen Jalousien. Bemerkenswert auch das Sicherheitssystem des Hyundai: eine sehr stabile Karosserie und ein hochmodernes Airbagsystem (9 Airbags samt Überschlagssensor) sowie eine breite Palette fein abgestimmter Sicherheitsfunktionen – darunter zum Beispiel das elektronische Stabilitätsprogramm ESP und der 4WD-Antrieb die das Risiko, in mit hoher Geschwindigkeit angefahrenen Kurven von der Straße abzukommen minimieren. Das Allradsystem verteilt die Antriebskraft auf die Hinterräder, während das ESP das kurveninnere Hinterrad abbremst, um das Fahrzeug bereits vorab unter Kontrolle zu halten. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, bevor konventionelle ESP-Systeme überhaupt reagieren. Ein Beispiel von vielen für das durchdachte Santa-Fe-Sicherheitskonzept. Die Fahreigenschaften des in der Testversion mit einem 150-PS Diesel Aggregat ausgestatteten Santa Fe sind absolut überzeugend. Hervorzuheben lohnt sich bspw. die Flex-Steer-Lenkung, die dem Fahrer nach Belieben zwischen drei verschiedenen Lenkunterstützungen (Normal/ Sport/ Comfort) wählen läßt. Eine in das Lenkrad integrierte, einfach zu bedienende Taste kann auch während der Fahrt betätigt werden. Und damit das Entertainment nicht zu kurz kommt bietet das Premium Soundsystem mit 9 Lautsprechern, Subwoofer und Verstärker entsprechende Qualität.

Das Design des Citroën Grand C4 Picasso vermittelt speziell im Interieur ein Raumschiffartiges Gefühl - beginnend beim spacigen Armaturenbrett, über den eleganten 12-Zoll-HD-Panorama-Bildschirm Touch-Scrreen Monitor, über den sich beinahe alle Features des C4 Grand Picasso steuern lassen (und das sind derer nicht wenige …) bis hin zum Loft-artigen Raumgefühl. Mit einem Rekordvolumen von 537 l (bei nach vorn verschobener Rücksitzbank bis zu 630 l) bietet der Citroën C4 Picasso den größten Kofferraum seiner Kategorie. Auch die Minimierung des ökologischen Fußabdrucks des C4 Picasso war ein wesentliches Anliegen der Citroën-Ingenieure. Zusätzlich zu den effizienten Motorisierungen spielen andere Elemente ebenfalls eine wichtige Rolle: Die Plattform EMP2 und die Nutzung von leichteren Materialien ermöglichen eine Einsparung von 140 kg. Die Aerodynamik wurde mit dem Ziel eines idealen Luftwiderstands optimiert. Der Partikelfilter (FAP) der Dieselmotoren fängt die vom Motor unverbrannt ausgestoßenen Partikel auf und sorgt für deren Verbrennung. Dank der Motorisierung mit dem BlueHDi 150 Euro 6 ist der C4 Picasso der erste Van in seinem Marktsegment, der den CO2-Ausstoß auf 110 g/km begrenzt . Weitere bemerkenswerte Features sind u.v.a.: Das Spurwechselwarnsystem AFIL weist dem Fahrer durch Vibrationen im aktiven Sicherheitsgurt auf einen unbeabsichtigten Spurwechsel hin. Der aktive Tempomat hält einen Mindestabstand zu dem langsameren Fahrzeug ein, indem er innerhalb eines Regelbereichs von 30 km/h das Tempo reduziert. Sobald die Strecke frei ist, beschleunigt er wieder auf die vorgewählte Geschwindigkeit. CitroëneTouch ist ein Sicherheitssystem, das - automatisch oder auf Knopfdruck - mit Hilfe einer integrierten Mobilfunk-Einheit Notrufe mit Positionsangabe abgeben kann und darüber hinaus zusätzliche OnlineServices umfasst. Das „System 360°“ basiert auf vier Kameras, die den Wagen aus der Vogelperspektive auf dem 12 Zoll-HD-Panoramabildschirm abbilden. Der Parkassistent Park Assist unterstützt bei der Suche nach einem freien Parkplatz und führt den Einund auch Ausparkvorgang automatisch durch. Man muss nur mehr Gas und Bremse betätigen und auf den Verkehr achten. Als Option verfügt der C4 Grand Picasso über ein Hi-Fi-System von JBL mit 8 Lautsprechern und „Arkamys“-Raumklangtechnologie für optimalen Hörgenuss.

150 PS, Verbrauch 6,1 l Höchstgeschwindigkeit 190 km/h Beschleunigung: 9,8 (0-100 kmh) Preis: ab 50.990,- Euro (inkl. aller Steuern)

150 PS, Verbrauch 4,3 l Höchstgeschwindigkeit 210 km/h Beschleunigung: 9,8 (0-100 kmh) Preis: ab 34.850,- Euro (inkl. aller Steuern)

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SOUNDS RIGHT V ON THOMAS WALLENTIN

Einem geschenkten Gaul schaut man doch ins Maul. Alles klang nach einem perfekten Marketing-Coup: Bei der Vorstellung des neuen iPhone 6 Anfang September wurde von Apple-Chef Tim Cook angekündigt, das neue U2-Album „Songs of Innocence“ kostenlos zum Download allen iTunes-Nutzern zur Verfügung zu stellen. Wenig später tauchte das besagte Album ungefragt auf sämtlichen iPhones und iPads auf. Wie schön - Ein Geschenk! Damit das U2-Album wirklich allen iTunes-Nutzern zur Verfügung stand, wurden jedoch die persönlichen Einstellungen der Kunden missachtet. Auch wer die Funktionen zum automatischen Download, Synchronisieren und Aktualisieren in seiner iTunes-Mediathek deaktiviert hatte, wurde mit dem Album „zwangsbeglückt“; im Wege der iCloud, Apples hauseigenem Datencloud-Service. Zur Überraschung des Apple-Chefs und von U2-Frontman Bono stellte sich jedoch heraus, dass nicht jedem U2 gefällt bzw dass nicht jeder das Album zB aufgrund des dafür in der Mediathek benötigten Speicherplatzes wollte. Einer der Gründe, warum dieses „Geschenk“ einen überaus fahlen Nachgeschmack hinterließ, war demnach vor allem die von Apple gewählte Vorgangsweise. Die im amerikanischen Technologieblog „Recode“ treffend wie folgt beschrieben wurde: „Ein Geschenk, das an der Haustür liegt, ist eine Sache. Ein Geschenk, das man im Haus hinterlässt, nachdem man sich selbst Zutritt verschafft hat, etwas ganz anderes.“ Sozusagen „digitaler Hausfriedensbruch“. Schon bemerkenswert, wie wenig fremde Rechte in der virtuellen Welt geachtet werden. Hinzu kam, dass man sich dieses Geschenkes auch gar nicht so leicht entledigen konnte. Aufgrund zahlreicher Beschwerden stellte Apple schließlich aber ein Tool zur Verfügung, mit dem das Album gelöscht werden konnte. Also, so gelungen schien der MarketingCoup nun doch nicht …. Aus rechtlicher Sicht stellen sich va folgende Fragen: Muss ich solche „Geschenke“ überhaupt annehmen? Und kann Apple sich einfach über meine persönlichen Einstellungen bei iTunes hinwegsetzen? Entgegen weit verbreiteter Meinung ist eine Schenkung kein einseitiges, sondern ein zweiseitiges Rechtsgeschäft. Es bedarf daher einerseits eines Angebots seitens Schenkenden und andererseits der

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(freiwilligen) Annahme dieses Anbots durch den Beschenkten. Der Geschenkgeber kann sich somit nicht über den Willen eines Anderen hinwegsetzen und ihm ein (nicht gewolltes) Geschenk überlassen, gleichsam aufzwingen. Weiters verstieß Apple – wie erwähnt – gegen seine vertraglichen Verpflichtungen mit den Kunden, indem die vom Nutzer vorgenommenen persönlichen Einstellungen missachtet wurden. Dadurch entstand bei vielen iTunes-Nutzern der Eindruck, Apple hat – unabhängig von einem Vertragsbruch – auch in ihre Privatsphäre eingegriffen. Gemäß Art 8 Europäische Menschenrechtskonvention hat jede Person das Recht auf Achtung ihres Privatlebens. Dieses Grundrecht bietet jedoch nur Schutz gegenüber staatlichen Eingriffen und gilt damit nicht im privaten Bereich. Demnach sind für das Verhältnis zwischen einem Wirtschaftsunternehmen und dessen Kunden – die beide insoweit als „privat“ (in Abgrenzung zum öffentlichen Staat) gelten - andere gesetzliche Bestimmungen heranzuziehen. Die Privatsphäre „unter Privaten“ wird in Österreich durch unterschiedliche Bestimmungen geschützt. So ua im Strafgesetzbuch, Telekommunikationsgesetz (zB Schutz vor unerbetenen Nachrichten („Spam“)), Datenschutzgesetz, Mediengesetz, Urheberrechtsgesetz, sowie durch zahlreiche berufsrechtliche Verschwiegenheitspflichten. Grundlegende Bedeutung kommt aber § 16 ABGB (Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch) zu, der dem Einzelnen subjektive Rechte („Persönlichkeitsrechte“) einräumt. Ein Eingriff in sie ist grundsätzlich unzulässig. Die Persönlichkeitsrechte sind absolute Rechte, die Schutz gegen Eingriffe jeglicher Dritter genießen. Aus dieser Gesetzesbestimmung wird auch das jedermann angeborene Persönlichkeitsrecht auf Achtung seines Privatbereiches und seiner Geheimsphäre abgeleitet. Persönlichkeitsrechte waren nicht immer in dem Ausmaß anerkannt. Und werden auch heute, insbesondere im Hinblick auf moderne technologische Entwicklungen, von Judikatur und Gesetzgebung weiterentwickelt. So wurde mit dem Zivilrechtsänderungsgesetz 2004 die subsidiäre Bestimmung des § 1328a ABGB eingeführt, welche ebenfalls auf den Schutz der Privatsphäre abzielt und bei einer erheb-

lichen Verletzung der Privatsphäre ganz allgemein auch den Ersatz von ideellen Schäden ermöglicht. Ideelle Schäden sind solche, die durch den Eingriff eines Dritten, bspw an der Freiheit, Ehre oder eben Privatsphäre des Verletzten, entstehen. Die Rechtslage vor Inkrafttreten der Bestimmung sah dies nur in Ausnahmefällen vor. Nunmehr stellt auch ein unerwünschter Anruf einen Eingriff in die Privatsphäre dar. Dementsprechend müsste wohl auch ein (einmaliger) unerwünschter „geschenkter“ Download als Eingriff in die Privatsphäre zu werten sein. Die vom Gesetz geforderte Erheblichkeit bleibt freilich im Einzelfall noch zu prüfen. Was nun tun? Den Vertrag kündigen und/oder das um teures Geld erworbene Gerät von Apple nicht mehr benutzen? Sich mit dem Konzern anlegen? Alles keine wirklichen de facto Optionen. Denn all dies hätte zur Folge, dass man sich dadurch auch den Annehmlichkeiten eines „beliebten“ Anbieters entzieht, was für die meisten wohl undenkbar ist. Also, nimmt man die Zwangsbeglückung zähneknirschend hin. Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie selbstbestimmt denn Ihr digitales Leben (noch) ist? Selbst wenn die digitale Revolution durchaus Vorteile für das tägliche Leben mit sich gebracht hat, fragt man sich immer öfter - zu welchem Preis? Entkommt Ihnen da, um ganz bei den Lyrics von U2 zu bleiben, immer noch ein „Hallelujah (Here She Comes)“? Mag. Christine Reiter/Dr. Thomas Wallentin ERRATUM: in der letzten Kolumne „Sounds Right“ erschien eine falsche Überschrift. Nicht von Google sondern YouTube war die Rede und folgerichtig hätte es „Kommt nach bitcoin jetzt clickoin?“ heißen sollen. Wir entschuldigen uns für diesen Fehler! Die Redaktion


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