november 2016
Film, Sound & Media
Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“
Das Magazin für die österreichische Entertainment& Medienbranche
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Inhalt
november 16
Editorial Mangels ausreichender Finanzierung ist der Österreichische Musikfonds zu einer drastischen Maßnahme gezwungen: Der für Ende des Jahres geplante Förder-Call muss abgesagt werden. Ein schwerer Schlag für die junge österreichische Musikszene, die nach einigen Erfolgen gerade wieder Hoffnung schöpft. Hintergrund ist ein Gerichtsstreit der Urheber- und Künstlervertretungen gegen Amazon. Der US-Konzern weigert sich, die im österreichischen Urheberrecht vorgesehene Privatkopievergütung auf Speichermedien zu zahlen, die er direkt nach Österreich liefert. Die Rechtsunsicherheit infolge dieses Prozesses führt dazu, dass die Fördersysteme mehrerer Verwertungsgesellschaften bedroht und vorhandene Gelder eingefroren sind. Damit stehen sie auch dem Österreichischen Musikfonds nicht mehr zur Verfügung. Im Interview erläutert Musikfonds-Chef Harry Fuchs die Auswirkungen des nicht enden wollenden Amazon-Rechtsstreits (Seite 10). Auch für das Live-Gschäft droht Gefahr von Amazon: Ein ganz wesentliches Thema dabei ist die Entwicklung von Amazon-Tickets via Facebook. Amazon hat weltweit 300 Millionen Kunden, davon ein Drittel in Europa. Wenn auch hier der Ticketmarkt aufgerollt wird, wie es bereits in Großbritannien der Fall ist, dann müssen sich die lokalen Ticketing-Companies sehr warm anziehen. Davor warnt auch Wolfgang Fischer, Direktor der Wiener Stadthalle im Interview (Seite 12). Dazu passend gleich die nächste Problematik: das neue EU-Urheberrechtspaket. Das hitzig diskutierte Paket hat dabei nicht nur in Österreich viel Staub aufgewirbelt. So stellt eine umfassende Analyse im Auftrag von 18 gewichtigen Organisationen – von Fernsehverbänden, Produzenten, über Kinovereinigungen bis hin zu großen Fußballverbänden – die Folgenabschätzung der Kommission grundsätzlich in Frage (Details Seite 27). Hannes Hochstöger, Herausgeber
musicbiz 4 news 9 Coverstory: Vier Jahre MuTh 10 Musikfonds: Fördercall abgesagt 12 Wr. Stadthalle: große Projekte ante portas 13 ÖKB: Austrian Composers Day 14 Libro: Medien-Nahversorger mit Anspruch 16 Festival: Kick jazz im Porgy & Bess 18 new releases made in A.
filmbiz 20 news 26 Filmpolitik: gesundes Biotop schaffen 27 EU: Urheberrechtspaket am Prüfstand 28 Videoverleih: Wandel beschleunigt 30 Jubiläum I: 10 Jahre „Der Österreichische Film“ 32 Jubiläum II: 25 Jahre Media 34 Terra Mater: Jede Szene ist echt 36 ViennaDokuDay: It`s A People`s Business
media 38 news 40 KommAustria: zwischen Kontrolle und Freiheit 42 Radio: Arabella goes digital 44 diego5: YouTuber Invasion 46 Mipcom: Erfolg für ORF-Programm 48 ATV 17: neue Wege, neue Formate, neue Gesichter
Cover: MuTh, Akronym für Musik und Theater, ist der 2012 eröffnete Konzert- und Mehrzwecksaal der Wiener Sängerknaben im Augarten in Wien Leopoldstadt, dem 2. Bezirk. Das Gebäude wurde durch die Privatstiftung „POK Pühringer Privatstiftung“ (Investor: Peter Pühringer) finanziert und an der Südspitze des Parkareals errichtet. Es steht am sogenannten Augartenspitz (Ecke Obere Augartenstraße/ Castellezgasse), wurde ab 2010 gebaut und am 9. Dezember 2012 eröffnet. MuTh wurde architektonisch von Johannes Kraus und Michael Lawugger gestaltet. Der Raum hat 400 Sitzplätze. Er soll vor allem der Förderung junger Talente dienen und damit auch ein junges Publikum ansprechen. Das Interview mit Direktorin & Geschäftsführerin Elke Hesse finden Sie auf Seite 9.
rubriken 29 Brief von der Akademie 47 reden-wir.at 50 Bücher, DVDs & Co 52 dates 53 soundmobil 54 sounds right
Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 15, Tel. 0650-406 75 85, e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion: Mag. Irene Schwingenschlögl, Grafik: www.agnesschubert.at; Druck: Bauer Medien Produktions- & HandelsGmbH, Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.
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musicbiz 3. Warner Music Night Vienna
Rampensau Hannah
Foto © Hubert Berger
Mitte Oktober startete die Sängerin Hannah ihre „Scheißegal“ - Tour 2016. Erste Station der Tour war der ausverkaufte Stadtsaal in Kufstein - in gewisser Art und Weise ein Heimspiel für die gebürtige Tirolerin. Am Ende des Konzerts wartete noch eine ganz besondere Überraschung auf Hannah: ihr aktuelles Album „Aufstieg“ wurde mit Gold ausgezeichnet. Überreicht wurden die Awards von den Sony Music -Verantwortlichen Peter Schilling und Dietmar Lienbacher.
Warner Music Austria Team mit den KünstlerInnen der Warner Music Night
Erstmals wurde die Warner Music Night Vienna heuer - die quasi schon traditionell im Rahmen des Clubfestivals Waves abgehalten wird - im WUK veranstaltet und die Entscheidung war goldrichtig. Der australische Singer-Songwriter Matt Gresham eröffnete stimmungsvoll den Abend und überzeugte das Publikum musikalisch genauso wie mit seinem sympathischen Wesen. Kein Stillstehen gab es dann mehr bei der UK Newcomerin Anne-Marie, die mit ihrer großartigen Stimme, geballter Power und fettem Sound dem Waves Publikum einheizte.
l-r: Peter Schilling (Director Ariola), Norbert Lambauer (Management), Hannah, Willy M. Willmann (Produzent & Bandleader) Dietmar Lienbacher (Division Head Sony Music Austria)
„Neuaufnahme“ im Studio 44
Anne Marie live im Wuk
Die Lokalmatadoren Robb begeisterten als Headliner die volle WUK-Halle und haben neben ihren Hits auch erstmals brandneue Songs vorgestellt, die auch auf dem Debütalbum erscheinen werden. Affe Maria hat schließlich mit seinem DJ Set bei der Aftershowparty so manchem Ohren, Beine, Augen und Herzen verdreht und den gebührenden Abschluss einer spannenden Konzertnacht geliefert! „Die neuen Locations im WUK und Umgebung bereichern das Waves Festival und so können auch wir auf eine großartige und erfolgreiche dritte Warner Music Night in Wien zurückblicken. Es macht Spaß, Teil dieses Festival zu sein und Menschen beim Entdecken neuer Musik zuzusehen und dafür zu begeistern“, so Franz Pleterski, Marketing Director, Warner Music Austria.
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Am 7. Oktober 2016 wäre Georg Danzer 70 geworden – es köonte also keinen besseren Zeitpunkt geben, um einen der bemerkenswertesten Tonträger mit österreichischer Musik der letzten Jahre zu präsentieren: Gitarrist und Sänger Norbert Schneider stellte im Studio 44 der Casinos Austria Gruppe sein neues Album „Neuaufnahme“ vor. Dietmar Hoscher & Norbert Schneider Der Titel ist Programm: Schneider hat 14 Songs neu eingespielt, die aus der Feder des 2007 allzu früh verstorbenen Georg Danzer stammen. Ganz neu arrangiert, frisch interpretiert in der charmant ironischen, swingenden Manier, die zu Norbert Schneiders Markenzeichen geworden ist, holte er die Lieder aus der goldenen Ära des Austropop ins 21. Jahrhundert herüber und gibt ihnen
neue Relevanz. Neben den großen DanManger Franz Christian „Blacky“ Schwarz zer Hits (jawohl, auch „Jö schau“ war hat diesen Nachlass jetzt als Buch herausdabei...) und ein paar weniger bekanngegeben. Der Band „Träumer“ erschien ten Nummern konnte Schneider auch im Ueberreuter-Verlag. Blacky Schwarz las drei unveröffentlichte Songs des Wiener einige bewegende Passagen daraus, passend Dialekt-Barden als dem Archiv holen zum Musikprogramm und vor allem pasund erstmals interpretieren. send zum Anlass des 70. Geburtstags. Casinos Austria-Vorstandsdirektor Das Tonträgerprojekt „Neuaufnahme“ Dietmar Hoscher, selber bekennender von Norbert Schneider wurde durch die Danzer-Fan, zeigte sich von der gelungeUnterstützung der Casinos Austria music nen Neuinterpretation der Austro-Popline ermöglicht. Die Casinos Austria music Klassiker beeindruckt: „Wie man sieht, line hat sich das Ziel gesetzt, musikalische Norbert Schneider live im Studio 44 ist es höchst befruchtend, wenn sich ein Vielfalt in Österreich zu fördern, vor allem versierter Musiker wie Norbert Schneider mit dem Werk eines Musikprojekte, die ohne diese Unterstützung nicht zustande der Großen aus der Vorgänger-Generation auseinandersetzt. kommen könnten. „Wir sehen die Arbeit der Casinos Austria music line als Teil unseDie beste Art, das Andenken Georg Danzers zu ehren, ist es rer gesellschaftlichen Verantwortung und als CSR-Partnerschaft“, sicherlich, sein Werk lebendig zu halten.“ betont Hoscher, der im Vorstand von Casinos Austria u.a. für Noch eine andere Seite Georg Danzers kam an diesem Abend Responsible Sponsoring sowie für CSR die Verantwortung trägt, zum Vorschein: Der Mundart-Sänger und Liederschreiber hat „qualitativ hochwertige Musik zu ermöglichen, ist ein Beitrag zum auch zahlreiche Gedichte und Kurzgeschichten verfasst, auKulturleben und stiftet damit Nutzen für die Gesellschaft.“ ßerdem autobiografische Texte hinterlassen. Sein langjähriger
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musicbiz Foto © Florian Wieser
Kiddy Contest Sieger gekürt
kultureller Einrichtungen wie der Wiener Festwochen für das internationale Bild Österreichs und meinte: „Wir sind stolz, dass wir dazu als Partner seit so langer Zeit einen Beitrag leisten können.“ Wolfgang Wais unterstrich einmal mehr „die Wichtigkeit verlässlicher, langjähriger Partner und bedankte sich bei Stoss symbolisch mit einem Original-Programmheft aus dem Jahr 1968, bis schließlich Tomas Zierhofer-Kin erste Einblicke in seine Vorhaben ab 2017 gewährte, allem voran eine Neuinterpretation von Richard Wagners Parsifal unter der Regie von Jonathan Meese.
Dietmar Lienbacher (Sony Music), Norman Weichselbaum (Operator), Gewinner Christian Stecher, Erwin Kiennast (Operator), Philip Ginthör (Sony Music), Moderatorin Silvia Schneider
Auf die Mädchen ist Verlass: es machen so wenige Burschen beim Kiddy Contest mit, ist aber einer dabei, wird er zum Sieger gekürt. Christian Stecher hat sich den Sieg des Kiddy Contest 2016 ehrlich verdient. Der 12-jährige Salzburger überzeugte das Publikum in der ausverkauften Stadthalle sowie vor den Bildschirmen mit der Bühnenperformance seines Songs „Ich bleib lieber Single* (Original: Stitches - Shawn Mendes) und gewann die meisten Stimmen. Noch bevor er seine Kiddy Statuette entgegen nehmen durfte, fiel er PULS 4 Moderatorin Siliva Schneider um den Hals, die den Sieger verkündete. Das dazugehörige Album „Kiddy Contest Voll. 22“ (Sony) ist am 21. Oktober erschienen. Neben allen Songs aus der Show ist auch ein neuer Titel von Vorjahressiegerin Alinah Hofstätter („Youtube-Fieber“) und ein Bonustrack der Lochis auf der CD gekoppelt. Das Album wird Ende November auch als DeluxeDoppel-Edition mit Akustikversionen aller Finalsongs veröffentlicht. Was aus dem talentierten Nachwuchs werden kann, zeigten u.a. die Showgäste Die Lochis, Deutschlands erfolgreichste YouTuber, die in den Vorstellungsvideos der KandidatInnen eine entscheidende Rolle spielten und ihre aktuelle Single „Geweint und gelacht“ performten. Für Roman Lochmann war es eine Rückkehr zum Kiddy Contest, denn er hat 2009 nicht nur am Kiddy Contest teilgenommen, sondern auch gewonnen. Stargast Alvaro Soler, der den Sommerhit dieses Jahres lieferte, bezauberte mit seinem Song „Sofia“ das Publikum im Saal, die ZuseherInnen vor den TV Geräten zu Hause und jene die Online auf puls4.com live mit dabei waren.
50 Jahre Partnerschaft Eine höchst seltene, weil überaus langjährige Partnerschaft feierten die Casinos Austria und luden eine hochkarätige Runde in das Cuisino, dem Restaurant im Casino Wien, zum gemeinsamen Kulturdinner ein. „Wir feiern mit der Saison 2017 unglaubliche 50 Jahre Partnerschaft als Hauptsponsor der Wiener Festwochen und den Amtsantritt des neuen künstlerischen Leiters Tomas Zierhofer-Kin“, charmierte Casinos Austria Generaldirektor Karl Stoss. Zu Beginn der Veranstaltung unterstrich Generaldirektor Stoss die große Bedeutung
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l-r: Stefan Hochwallner (Director Sales & Business Development, Sony Music Austria), Thomas Petritsch (Granada), Bernhard Kaufmann (Karmarama)
Universal-Künstler dominierten Klassik-Echo Dem Klassik-Amadeus in Österreich war kein langes Leben beschieden, umso eindrucksvoller, dass in Deutschland am 9. Oktober schon die 23. Verleihung der ECHO Klassik Awards stattfand. Insgesamt wurden in 22 Kategorien Echos verliehen, dominiert von UniversalKünstlerInnen, die Alfred Brendel elf der begehrten Preise erlangten. Eröffnet wurde die Gala in diesem Jahr durch den Klassik-Superstar Anna Netrebko, die das Publikum mit ihrer Interpretation von „In questa reggia“ aus Puccinis Oper „Turandot“ in ihren Bann zog und damit die Gäste musikalisch auf den Abend einstimmte. Weiteres Highlight war der LiveAuftritt des Publikumlieblings Andrea Bocellis mit „Nelle tue mani“ aus dem Film „Gladiator“. Eine besondere Ehre wurde dem Starpianisten Alfred Brendel zuteil, der einen ECHO Klassik für sein Lebenswerk erhielt. Er gilt nicht nur als einer der besten und stilprägendsten Pianisten des 20. und 21. Jahrhunderts, sondern hat mit seinen Produktionen auch oftmals neue Maßstäbe gesetzt. So war er u.a. der erste Künstler, der das komplette Klavierwerk Beethovens eingespielt hat.
musicbiz Kein Dolce Vita für Jonas Kaufmann Aufgrund einer Stimmbändererkrankung muss der beliebte Tenor Jonas Kaufmann bekannterweise alle seine Termine in den nächsten Monaten absagen, Hier sein persönlicher FB-Kommentar: „Liebe Freunde, es tut mir sehr leid, dass ich durch meine Absagen in der vergangenen Wochen viel Enttäuschung und Frustration verursacht habe. Natürlich kann ich den Ärger all derjenigen verstehen, die aufwändige Reisen geplant haben, um mich zu hören. Nur gibt es leider keine Garantie für das tadellose Funktionieren einer Gesangsstimme, und manchmal passieren einem Sänger Dinge, die ihn zwingen, eine längere Pause einzulegen. Als ich merkte, dass meine Stimme nicht so funktionierte wie sie sollte, hielt ich das zuerst für den Beginn eines Infekts. Die ärztliche Untersuchung ergab jedoch einen anderen Befund: die Nebenwirkung eines Medikamentes hatte beim Singen ein Äderchen auf dem Stimmband platzen lassen.
dem Festivalmotto „Kulturen des Nordens“. Die Veranstaltungen, die zum großen Teil gratis besucht werden können, spannen einen weiten Bogen vom Theater und der Musik über Wissenschaft bis hin zu Film und Ausstellung. Aus mehr als tausend Veranstaltungen, die die mdw alljährlich anbietet, zeigt das mdw Festival 16 im Laufe von sechs Wochen hochkarätige Einzelereignisse. Hier kann man den Stars von morgen begegnen, betreut von namhaften KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und PädagogInnen der mdw. Das Festival-Motto „Kulturen des Nordens“ wurde aus den Arbeitsschwerpunkten mehrerer Institute abgeleitet. Es zieht sich durch große Teile des FestivalProgramms und ermöglicht die Begegnung mit nordischer Volksmusik und ikonischen Werken nordeuropäischer Musik sowie Raritäten, deren Entdeckung sich ebenso lohnt.
In Wien wird‘s laut
Startenor Jonas Kaufmann in Zwangspause
Das bedeutet, dass ich mit dem Singen so lange aussetzen muss, bis das Hämatom komplett vom Körper resorbiert ist, um bleibende Schäden zu vermeiden. Deshalb musste ich jetzt auch schweren Herzens die „Hoffmann“-Serie in Paris absagen. Für die vielen Genesungswünsche, die mich über Facebook und email erreicht haben, möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.“ Aber für alle Fans gibt es zumindest einen kleinen Trost, denn soeben ist sein aktuelles Album „Dolce Vita“(Sony) erschienen, wo er von Lucia Dalla über Zucchero bis hin zum Leoncavallo sogenannte italienische Hadern interpretiert. Ein wenig ungewöhnlich klingt manches, aber mit seinem Schmelz in der Stimme lässt man sich bedenkenlos in den Süden verführen.
Reichhaltiges Kulturangebot zum Großteil gratis Von Elfriede Jelinek bis Iiro Rantala – das mdw Festival ’16 startet in seinen herbstlichen zweiten Teil: Seit 17. Oktober bis zum 30. November 2016 zeigen Studierende, Lehrende und hochkarätige Gäste der mdw ein vielseitiges Programm unter
Acoustic Instinct bei Voice Mania
Das Who is Who der heimischen und internationalen A Cappella Szene ist wieder ein Monat lang in Wien auf diversen Bühnen unterwegs: Zum 19. Mal wird nicht nur gesungen, gegroovt, geträllert, geflüstert, gepfiffen, gejodelt, gerockt, sondern auch geklatscht, gestampft, gegurgelt, geploppt, geschnippt, geschnalzt, geblödelt – wieder weiter gesungen, sowie Beatbox und Artistik in Show vereint und neues Talent gecastet! Nach dem Vorjahres-Erfolg dehnt Voile Mania vibrierend gesungene Stimmkunst noch weiter aus. Mit dem FestivalAuftakt Balcanto auf einem Klangparcours in der Innenstadt inklusive A Capella to go. 40 SolistInnen und Gruppen aus 15 Ländern – Deutschland, Frankreich, Italien, USA, Chile, Russland, Moldawien, Österreich, Schweden u.a. - verbreiten von 4. November bis 4. Dezember Stimmung pur. Specials wie Die lange Nacht des A Capella, A Capella für Kinder oder A Capella Open Mic Casting Show sind prolongiert.
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musicbiz Herzzerreißendes beim Blue Bird 2016
Franz Patay neuer VBW-Chef
Das alljährlich im November stattfindende Blue Bird Festival verbindet man gemeinhin nicht mit dem Begriff Noise, viel mehr hat man die sanften Stimmen vieler noch unbekannter, aber zu entdeckender SingerSongwriter im Ohr und doch gibt es eine Verbindung. Lee Ranaldo Gründungsmitglied der legendären Noise/ Punk Band Sonic Youth wird mit seinem Projekt El Rayo auftreten, um den Beweis anzustellen, dass er noch immer als einer der besten Rockgitarristen gilt, der nebstbei auch als Produzent, Songwriter, Autor und Visual Artist tätig ist. Auf gänzlich anderem Terrain bewegt sich Modi, der so herzzerreißend singen kann, dass einem ganz wohlig wird. Und natürlich wird auch einer der Spezialitäten des Festivals gehuldigt und zwar der von melancholischen Iren mit Bart. Nicht nur zum Anhören sondern aufgrund ihrer fragilen Erscheinung zum Anbeten Coeur de Pirate ist die Kanadierin Béatrice Martin mit dem romantisch-verwegenen Künstlernamen Coeur de Pirate. Wie man schon an der Auflistung einiger weniger MusikerInnen erkennt, ist es die großzügige Interpretation des Begriffs Singer/Songwriter, der Genres wie Indiefolk, Americana, Baroque Pop, Queer-, New- und Anti-Folk und viele andere seinen Platz gibt. 24.-26.11.2015, 19:30 Uhr, Ort: Porgy & Bess, Riemergasse 11, 1010 Wien www.songwriting.at
Der derzeitige Rektor der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK), Franz Patay, wurde zum neuen Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien bestellt. Patay wird sein Amt mit sofortiger Wirkung antreten und bis Anfang 2017 auch noch der MUK als Rektor zur Verfügung stehen. Patay folgt damit auf Thomas Drozda, der im Mai in die Bundesregierung wechselte. Franz Patay ist promovierter Jurist der Universität Wien und hat auch an der Universität für Musik und darstellende Kunst ein PostGraduate-Studium im Kunst- und Kulturmanagement absolviert. Für diese Institution war er auch in den Jahren 1987 bis 1994 als Franz Patay stellvertretender Rektoratsdirektor tätig. Seit 1994 ist Patay auch als Generalsekretär und Geschäftsführer des IMZ (International Music + Media Centre) aktiv. Im Jahr 2004 wurde er zum kaufmännischen Geschäftsführer für die Organisation und Koordination des „Mozartjahres 2006“ bestellt. Von 2007 bis 2014 leitete er als Geschäftsführer das Kunst Haus Wien. Zusätzlich sorgte Patay im Jahr 2012 für die Umstrukturierung und Neuausrichtung der Kunsthalle Wien. Außerdem war er zwischen 2008 und 2010 als kaufmännischer Geschäftsführer für die Umsetzung und Koordination des „Haydn Jahres 2009“ verantwortlich. Zuletzt war der exzellente Kulturmanager als Rektor für die Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien verantwortlich. Durch seine langjährige, erfolgreiche Tätigkeit im nationalen und internationalen Kulturbereich verfügt Patay auch über ein exzellentes Netzwerk in der europaweiten Kulturszene. Noch bis Anfang 2017 wird Franz Patay parallel zur Geschäftsführung der VBW auch in seiner bisherigen Funktion als Rektor der MUK zur Verfügung stehen. Die Position für das Rektorat der MUK, die ebenfalls zur Wien Holding gehört, wird neu ausgeschrieben. Erst Ende September feierte die neueste Produktion der VBW, das Musical „Schikaneure“ Premiere und erhielt durchwegs wohlwollende Kritiken.
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musicbiz
Vier Jahre MuTh Vor vier Jahren wurde das MuTh (Musik und Theater) am Wiener Augartenspitz eröffnet. Anfänglich teils kritisch beäugt, hat sich das MuTh nunmehr voll in der Wiener Kulturszene etabliert. Im Film, Sound & Media-Interview erläutert Direktorin und Geschäftsführerin Elke Hesse die Strategie und die Ziele des MuTh. Wie kam es zum Projekt Muth? ELKE HESSE: Der Investor Peter Pühringer wollte einen Konzertsaal für die Wiener Sängerknaben errichten. Nach zweijähriger Bauzeit und einer Investition von ca. 15 Millionen Euro konnte das MuTh am 9. Dezember 2012 eröffnet werden. Im Vorfeld gab es einige Querelen rund um dieses wohl einzigartige Kultur-Projekt, das jedoch bis heute ohne jegliche staatliche oder städtische Subvention subventioniert ist.
Der Konztertsaal des MuTh spielt alle „Stückeln“
Wie sieht diese Finanzierung konkret aus? HESSE: Peter Pühringer, der mittlerweile in der Schweiz lebt, finanziert den laufenden Betrieb des MuTh über seine Stiftung. 60 % des Jahresbudgets von rund 2 Millionen Euro muss ich über Kartenverkäufe bzw. Einmietung externer Veranstaltungen erwirtschaften. Das war natürlich zu Beginn eine große Herausforderung und hat auch den Spielplan des MuTh entsprechend geprägt. Inwiefern? HESSE: Die Wiener Sängerknaben bestreiten rund 30 % des Jahresprogramms im Muth. Das mehrheitliche Programm – teilweise Jazz- und Weltmusikkonzerte, Theatervorstellungen, Performances, natürlich auch Kammermusik und andere Kulturveranstaltungen – ist sehr bunt gemischt und spricht unterschiedlichste Zielgruppen an. Hervorheben möchte ich den brillanten Raumklang des Konzertsaals, der mit Klang-Paneelen und Spezialstühlen ausgerüstet und technisch allerfeinst ausgestattet ist. Im MuTh ist bühnentechnisch eigentlich alles möglich, natürlich im Rahmen eines Konzertsaals für 400 Personen.
Wie sieht die Auslastung aus? HESSE: In der Saison 2014/15 haben 52.500 Personen 248 Veranstaltungen besucht. In der laufenden Saison 2015/16 finden im MuTh 275 Veranstaltungen statt, die heuer von rund 65. 540 Personen besucht werden. Möglich wurden diese Ergebnisse durch eine umsichtige Programmplanung mit interessanten Schwerpunkten wie etwa den Kammermusik-Zyklen, Kinderopern und Weihnachtsaufführungen, den zahlreichen Auftritten der Wiener Sängerknaben sowie ganzheitlichen Kommunikationsmaßnahmen, die Werbung, Marketing, Pressearbeit, Customer Relation Management und Sponsoring umfassen. Das MuTh ist in der Wiener Kulturszene also zu einer fixen Größe herangewachsen. Besonders freut mich, dass das Stammpublikum stetig größer wird. Aus internen Umfragen wissen wir, dass viele, die einmal zu uns gekommen sind, gerne wiederkommen. Grund dafür ist nicht nur das schon beschriebene vielfältige, ansprechende Programm, sondern auch die hervorragende Akustik und die Nähe zur Bühne, die zu einer guten Atmosphäre zwischen Künstlern und Publikum beiträgt. Welche Strategie verfolgt das MuTh mittelfristig? HESSE: Mein Ziel ist es, dass das Haus die erste Bühne für den künstlerischen Nachwuchs ist. Deshalb haben wir auch sehr enge Kooperationen mit den Ausbildungsstätten in Wien – Musikuniversität, Konservatorien, etc. Der Name MuTh steht für die Verbindung von Musik und Theater. Und ebenso verbunden sollen alt und jung, Technik und Spiel, Nachwuchs und Profis sein. Das MuTh mit seinen mittlerweile 43 Mitarbeitern arbeitet sehr flexibel und da wir - wie schon erwähnt - 60 % unserer Budgets durch Mieteinahmen erwirtschaften müssen, ist unser Motto auch: geht nicht, gibt´s nicht. Wir sind mit der Auslastung von 70 % sehr zufrieden, wenngleich es natürlich immer noch Menschen gibt, die das MuTh nicht kennen und noch nie hier waren. Aber ich denke, solch einem Projekt muss man schon 10 Jahre Zeit geben!
Elke Hesse
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musicbiz
Österreichischer Musikfonds: Förder-Call abgesagt Mangels ausreichender Finanzierung ist der Österreichische Musikfonds zu einer drastischen Maßnahme gezwungen: Der für Ende des Jahres geplante Förder-Call muss abgesagt werden. Ein schwerer Schlag für die junge österreichische Musikszene, die nach einigen Erfolgen gerade wieder Hoffnung schöpft. gebotenen Qualität nicht mehr möglich ist, dann hat dies massiv negative Folgen für die gesamte Musikbranche – von prekären Einkommen bei den Musikschaffenden bis zur Existenzgefährdung bei Studios, Labels, Verlagen und Agenturen“, macht Fuchs deutlich: „Abgesehen davon steht es einem ausgewiesenen Musikland wie Österreich gut zu Gesicht, dem zeitgenössischen Musikschaffen aller Stilrichtungen eine ausreichende finanzielle Grundlage zu bieten.“
Über den Österreichischen Musikfonds
Franz Medwenitsch
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Hintergrund ist ein Gerichtsstreit der Urheberund Künstlervertretungen gegen Amazon. Der US-Konzern weigert sich, die im österreichischen Urheberrecht vorgesehene Privatkopievergütung auf Speichermedien zu zahlen, die er direkt nach Österreich liefert. Die Rechtsunsicherheit infolge dieses Prozesses führt dazu, dass die Fördersysteme mehrerer Verwertungsgesellschaften bedroht und vorhandene Gelder eingefroren sind. Damit stehen sie auch dem Österreichischen Musikfonds nicht mehr zur Verfügung.
Der Musikfonds ist ein für die österreichische Musikszene unschätzbar wichtiges und unverzichtbares Förderinstrument. Seit seiner Gründung vor elf Jahren wurden 631 Album-Produktionen österreichischer Musikschaffender mit gesamt 5,7 Millionen Euro gefördert und weitere 750.000 Euro für Musikvideoproduktionen bereitgestellt. Ohne diese Finanzhilfe wäre ein Produzieren in konkurrenzfähiger Qualität nicht möglich gewesen. Gefördert wurden höchst erfolgreiche Produktionen von Parov Stelar, Julian LePlay, Bilderbuch, Vienna Art Orchestra, 5/8erl in Ehrn, Luttenberger*Klug, Poxrucker Sisters, Waldeck, Tagträumer und vielen mehr. Im Rahmen des sog. Toursupports hat der Musikfonds 1 Million Euro für rund 185 Konzerttourneen mit über 1.600 Einzelkonzerten zur Verfügung gestellt und darüber hinaus nachhaltige Exportfördermaßnahmen gesetzt.
Musikfonds-Geschäftsführer Harry Fuchs warnt vor schwerwiegenden Folgen für die Musikbranche: „Sollten die Urhebergesellschaften das Verfahren gegen Amazon in letzter Instanz verlieren, hätte das dramatische Folgen für die gesamte Branche. Die aus der Privatkopievergütung dotierten Fördersysteme würden zusammenbrechen. Viele Musikproduktionen könnten dann nicht mehr verwirklicht werden, Tourneen müssten massiv gekürzt oder abgesagt werden, Kreativarbeitsplätze wären gefährdet und die Vielfalt der heimischen Musikkultur bedroht.“ Am Beginn der Wertschöpfungskette steht immer die Musikproduktion. „Wenn diese in der
Der Österreichische Musikfonds wird aus Mitteln des Bundeskanzleramts, der Verwertungsgesellschaften AKM/GFÖM, Austro Mechana/SKE-Fonds, LSG Interpreten und Produzenten, dem ORF sowie wirtschaftsseitig vom Fachverband der Film- und Musikwirtschaft der WKO gespeist. Drei dieser Stellen beziehen ihre Fördermittel aus der Privatkopievergütung (sog. SKE-Fonds, Abkürzung für Soziale und kulturelle Einrichtungen). In den vergangenen Jahren standen dem Öst.Musikfonds jährlich bis zu 950.000 Euro zur Verfügung. Rund ein Viertel der Fördermittel für die Produktionsförderung ist durch das Amazon-Verfahren konkret gefährdet.
Harry Fuchs
musicbiz Das Amazon-Verfahren Bereits 2007 haben die österreichischen Verwertungsgesellschaften unter Federführung der Austro Mechana Klage gegen Amazon eingebracht, da sich der Internethändler weigerte, in Österreich die gesetzlich vorgesehene Urheberrechtsabgabe für Privatkopien zu zahlen. 2013 bestätigte der Europäische Gerichtshof grundsätzlich die Position der UrheberInnen und Kunstschaffenden, jedoch mit der Auflage, dass die nationale Gesetzgebung bestimmte Kriterien zu erfüllen habe. LSG-Geschäftsführer Franz Medwenitsch konkretisiert: „Die Amazon-Anwälte haben es verstanden, das Verfahren in Richtung Prüfung der EU-Kon-
formität des österreichischen Systems der Privatkopieregelung zu drehen. Daher geht es um die Privatkopievergütung an sich – und nicht nur um Amazon.“ In Bezug auf den Musikfonds stellt sich die Frage, wie ein Ausfall der SKE-Mittel zu kompensieren wäre. „Der Österreichische Musikfonds ist seit seiner Gründung vor 10 Jahren als publicprivate-partnership Modell konzipiert. Der private Anteil wird wesentlich über die Fördersysteme der Verwertungsgesellschaften aufgebracht, die jetzt im Amazon-Verfahren auf dem Spiel stehen. Sollte dieser Anteil ausfallen, müssten die staatlichen Zuschüsse erhöht werden. Wie wahrscheinlich das in Zeiten knapper Budgets ist, kann jeder selbst beurteilen“, so Medwenitsch.
Markus Lidauer (SKE-Fonds der Austro Mechana) im Interview Ist schon absehbar, bis wann der OGH seine Entscheidung fällen wird? MARKUS LIDAUER: Leider nein. Im Februar/März 2016 wurde die Revision bzw. die Revisionsbeantwortung eingebracht, seitdem könnte der OGH theoretisch entscheiden. Wir rechnen mit einer Entscheidung noch dieses Jahr, wissen es aber nicht. Rechtliche Fristen gibt es dafür nicht. Werden nach einem für die Verwertungsgesellschaften positiven Urteil die eingefrorenen Mittel sofort frei, oder besteht die Gefahr, dass das Verfahren noch einmal vor den EuGH kommt? LIDAUER: Es bedarf eines klaren Urteils. Wird das heimische System als EU-rechtskonform bestätigt, darf die Speichermedienvergütung für privates Kopieren sofort wieder verteilt werden. Bleiben Grundsatzfragen offen, ist dies natürlich nicht sicher bzw. weiterhin nicht möglich. Sollte der OGH die Sache in grundsätzlichen Systemfragen an den EuGH weiterreichen, bleibt jede Auszahlung jedenfalls weiter gestoppt bis dieser entschieden hat. Das würde vermutlich ein weiteres Jahr dauern und wäre für die heimischen Kreativbranchen eine Katastrophe. Was passiert, wenn die Entscheidung des OGH pro Amazon ausfällt? LIDAUER: Absoluter worst case wären Rückzahlungen der für die Kunstschaffenden eingehobenen Vergütung. Die ist ja in Österreich bundesgesetzlich vorgeschrieben und geregelt, denkbar wäre daher gleichzeitig eine Klage gegen den Staat wegen fehlerhafter Umsetzung der EUrechtlichen Vorgaben. All das scheint aus mehreren rechtstechnischen Gründen zwar so gut wie ausgeschlossen, wegen des gegebenen Restrisikos und aus unternehmerischer Sorgfalt war die austro mechana aber zu einem kompletten Zahlungsstopp gezwungen.
Wie viele Förderanträge betrifft das Einfrieren der Mittel beim SKE-Fonds der austro me-chana, welche Konsequenzen sind bereits sichtbar? LIDAUER: Der Schaden für alle Kunstsparten mit ihren Wirtschaftszweigen Markus Lidauer ist evident. Allein in den SKE der austro mechana, der Förderinstitution der Komponistinnen und Komponisten, können ca. 200 soziale Zahlungen und 700 Kulturanträge pro Jahr nicht bedient werden. Das bedeutet erhebliche budgetäre Einbußen, damit ein unvermittelt vehementes Budgetrisiko und eine komplette Finanzierungsunsicherheit für Veranstalter und Ensembles, kleine Labels und zahlreiche kleine Initiativen. Wir müssen davon ausgehen, dass schon heuer mit empfindlichen Reduktionen des Angebots, Kürzungen von KünstlerInnenhonoraren sowie Streichungen von Stellen reagiert wurde. Dieselben strukturellen Verwerfungen bilden sich natürlich auch jeweils in der Filmwirtschaft, in der Literatur und der bildenden Kunst ab. Dazu kommen insgesamt Tausende an Kreativen aller Kunstsparten, deren Einnahmen heuer bislang vorenthalten werden und die damit zusätzlich andere Finanzhilfen verlieren können - etwa vom Künstler-Sozialversicherungsfonds wegen Unterschreitung der Untergrenze. Selbst wenn deren Vergütung 2017 im Nachhinein wieder ausbezahlt werden kann, haben die Kunstschaffenden das dann mit unregelmäßig überhöhten Steuer- und Sozialversicherungskosten zu büßen.
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Austrian Composers Day Der vom Österreichischen Komponistenbund (ÖKB) initiierte Branchentag für KomponistInnen & Songwriter bietet Musikschaffenden aller Genres in Referaten und Panels Wissenswertes zu künstlerischen, urheberrechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Belangen ihrer Tätigkeit, sowie die Möglichkeit zu branchennahem Networking. Initiator Alexander Kukelka im Film, Sound & Media-Interview über die Hintergründe.
Alexander Kukelka Komponist, Dirigent, Pianist, Autor, Regisseur Neben Film-, Bühnen- und Instrumentalmusiken zahlreiche Opernund Musiktheaterprojekte Referent bei internationalen Foren und Symposien Präsident des Österreichischen Komponistenbundes (ÖKB)
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Was steckt hinter der Idee eines Composers Day, der heuer schon zum dritten Mal stattfand? ALEXANDER KUKELKA: Der vom Österreichischen Komponistenbund (ÖKB) initiierte Branchentag für KomponistInnen & Songwriter bietet Musikschaffenden aller Genres in Referaten und Panels Wissenswertes zu künstlerischen, urheberrechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Belangen ihrer Tätigkeit, sowie die Möglichkeit zu branchennahem Networking. Die in Kooperation mit der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) durchgeführte Veranstaltung richtet sich sowohl an in der Branche etablierte Personen, als auch an Studierende und Musikschaffende am Beginn ihrer Karriere. Ich wünsche mir, dass der „Austrian Composers´ Day“ dazu beiträgt die Österreichischen Musikschaffenden, ergänzend zur universitären Ausbildung, mit dem nötigen Rüstzeug auszustatten, um sich selbst aktiv und erfolgreich innerhalb der Branche zu etablieren. Die banale, oft gestellt Frage: kann man vom Komponieren leben oder wie viele Standbeine braucht es? KUKELKA: Grundsätzlich kann man vom Komponieren leben, wenn einerseits wichtige Multiplikatoren wie VerlegerInnen, Sender und VeranstalterInnen die Hör- und Sichtbarmachung der zeitgenössischen Musik gewährleisten und andererseits die KomponistInnen aus der Nutzung ihrer Werke die entsprechende Vergütung erhalten. Die Praxis zeigt aber, dass es für viele Musikschaffende nach wie vor das Standbein der Unterrichtstätigkeit oder diverser (musikalischer) Nebenjobs braucht. Wie viele Förderungen gibt es im Bereich Komposition? KUKELKA: Der Förderbereich ist in Österreich generell gut ausgebaut. Es existieren ausreichend Wettbewerbe, vom Nachwuchsbereich bis zu gut dotierten Preisen im professionellen Segment. Hinsichtlich der Auftragslage hat es sich v.a. in der Ernsten Musik leider eingebürgert, dass Auftragswerke zwar ausgesprochen, aber mit Verweis auf
die bestehenden Fördermöglichkeiten nicht direkt honoriert werden. Der ÖKB ist im Bereich Wettbewerb v.a. mit den Nachwuchswettbewerben „Jugend komponiert“, dem „Wiener Filmmusik Preis“, dem „ÖKB-Songwriter Award“ und wechselnden großformatigen Orchesterwettbewerben sehr gut aufgestellt. Wie können sich unbekannte KomponistInnen heutzutage bekannt machen? KUKELKA: Neben der kompositorischen Arbeit empfehlen wir den aufstrebenden jungen Talenten vor allem von unseren Vernetzungsangeboten Gebrauch zu machen. Hilfreich sind dabei auch OnlinePlattformen, die die heutzutage notwendige Aufmerksamkeit generieren. Wie vertraut sind KomponistInnen mit der Verwertung ihrer Werke: sprich der Weg von der musikalischen Idee hin zur Vermarktung? KUKELKA: Grundsätzlich sind KomponistInnen, die einmal in der Branche Fuß gefasst haben, über die Bedingungen der Verwertung, von der musikalischen Idee hin zur Vermarktung, relativ gut informiert. Es ist vor allem der Nachwuchsbereich, dem wir mit unseren Info-Formaten den Einstieg in die Branche erleichtern wollen. Als erfolgreiche Beispiele lassen sich hier z.B. das Musicbusiness-Seminar mit Hanneliese KreißlWurth, die Pop-Songwriting Seminare mit internationalen Größen der Branche und natürlich unsere Infotage, wie der „Austrian Film Music Day“ und der „Austrian Composers’ Day“, anführen. Wie ausbaufähig ist die Kooperation mit heimischen Medien? KUKELKA: Die größte Überzeugungsarbeit ist über die heimische Medienlandschaft dahingehend zu leisten, dass das lebendige musikalische Schaffen in diesem Lande wieder den Stellenwert erhält, den es verdient. Dabei stellt die massiv beworbene freie Verfügbarkeit von Musik das größte Problem dar, da sie vergessen lässt, dass hinter jedem Werk Musikschaffende stehen, die von ihrer Kunst auch leben müssen. Welche Positionen vertritt der ÖKB im Bereich Speichermedienvergütung und Urheberrecht? KUKELKA: Der ÖKB tritt auch auf europäischer Ebene, für eine Stärkung des Urheberrechts, der Verwertungsgesellschaften und damit für eine faire Vergütung für die Komponistinnen und Komponisten ein.
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Wiener Stadthalle: große Projekte ante portas Die Wiener Stadthalle präsentierte ihr Programm 2017. Der kürzlich für weitere 5 Jahre bestellte Geschäftsführer Wolfgang Fischer beschreibt im Film, Sound & Media-Interview wichtige Weichenstellungen für die Entertainmentbranche und große Projekte für die kommenden Jahre.
Wolfgang Fischer
Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Entertainment/Veranstaltungs-Branche in Österreich ein? WOLFGANG P. FISCHER: Ein ganz wichtiger Schritt für die Branche in Wien ist die Abschaffung der Vergnügungssteuer ab 1. Jänner 2017. Ehre, wem Ehre gebührt: Hier sind wir der Finanzstadträtin Renate Brauner zu Dank verpflichtet. Nachdem es gelungen ist die Anhebung der Mehrwertsteuer auf Veranstaltungen vor zwei Jahren von 10 % statt auf 20 „nur“ auf 13 % zu erreichen, macht die Abschaffung der Vergnügungssteuer Wien als Veranstaltungs- und Konzertmetropole noch ein Stück attraktiver. Die Entlastung von 5 Millionen Euro für die Branche schafft noch mehr Freiheit vor allem auch kleineren VeranstalterInnen. Dadurch wird die Kulturszene in Wien noch bunter und noch vielseitiger, als sie es bisher schon war. Das schafft langfristig zusätzliche Arbeitsplätze und leistet einen wichtigen Beitrag für Wiens Wirtschaftswachstum. Auch für die Wiener Stadthalle ermöglicht das die Durchführung neuer und anderer Arten von Veranstaltungen, wie zum Beispiel das neue Format e-box in der Halle E, wo wir das Thema DJ und Clubbing forcieren werden. Wie beurteilen Sie die Entwicklung im TicketingBereich? FISCHER: Ein ganz wesentliches Thema ist die Entwicklung von Amazon-Tickets via Facebook. Amazon hat weltweit 300 Millionen Kunden, davon ein
Drittel in Europa. Wenn auch hier der Ticketmarkt aufgerollt wird, wie es bereits in Großbritannien der Fall ist, dann müssen sich die lokalen Ticketing-Companies sehr warm anziehen. Live Nation Concerts & Ticket Master mit ihren 22.000 Shows jährlich und 2.300 Künstlern und 20 Millionen Website-Besuchern kann sich gegen eine Amazon-Offensive zur Wehr setzen. Die europäischen Unternehmen mit ihren Ticket-Lösungen werden sich dagegen sehr schwer tun, wenn sie nicht vernünftig zusammenarbeiten. Gefragt ist, sich auf seine lokalen Qualitäten zu konzentrieren. Immerhin gehen bspw. über die Stadthallen-eigenen Kassen 350.000 Tickets pro Jahr, hier punkten wir mit Beratung und Service. Es braucht aber zusätzlich ganz dringend eine europäische Lösung. Anhand der Situation zB. des Musikfonds, der durch Amazon zum Stillstand gezwungen wird sieht man, wie Geld, das den Künstlern zusteht, auf Eis gelegt wird. Wenn nun auch das Live-Geschäft in multinationale Konzerne übergeht, die hier keinen Cent Steuern u.ä. abgeben, wird ein unmittelbarer Handlungsbedarf unausweichlich. Das werde ich als Wolfgang Fischer nicht lösen können, aber die europäische Politik muss eine Lösung finden und zwar rasch. Wie man hört war eine Abordnung von Viacom und MTV in Wien. Auch in der Stadthalle? FISCHER: Hier geht es darum, wo die European MTV Awards (EMA) im Jahr 2018 stattfinden. Diese Entscheidung wird immer genau ein Jahr vorher bekanntgegeben. Aber klar ist, mir würde es natürlich sehr gefallen, wenn die EMA in Wien und in der Wiener Stadthalle stattfinden würden. Das ist nicht nur meine Meinung, sondern auch jene von Minister Drozda und Staatssekretär Mahrer. Denn: 2018 gibt es einige Jubiläen – 25 Jahre EMA, 60 Jahre Wiener Stadthalle und 100 Jahre Republik Österreich. Der Politik wäre wohl ein modernes Event wie die EMA sehr willkommen. Nachdem wir bereits den 60. Eurovision Song Contest tadellos bewältigt haben, wären die 25. EMA natürlich eine schöne Draufgabe. Wovon hängt die Entscheidung ab? FISCHER: Natürlich auch von den Kosten, diese wären aber unter dem Songcontest anzusiedeln. Man hat bei den EMA mehr Vorlaufzeit zur Verfügung. Die Wiener Stadthalle würde 14 Tage bespielt wer-
„Nachdem es gelungen ist die Anhebung der Mehrwertsteuer auf Veranstaltungen vor zwei Jahren von 10% statt auf 20 „nur“ auf 13% zu erreichen, macht die Abschaffung der Vergnügungssteuer Wien als Veranstaltungs- und Konzertmetropole noch ein Stück attraktiver.“
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musicbiz Eines der vor kurzem angekündigten Highlights für Februar 2018 ist Helene Fischer mit ihren fünfmaligen En-Suite-Auftritten. Das ist einmaliger Rekord. Den hielten bisher Wolfgang Ambros, Tina Turner und Elton John in den 80er Jahren und Udo Jürgens im Jahr 2000 mit drei Mal en suite.“
Helene Fischer kommt 2018 fünf Mal en suite in die Wiener Stadthalle
den, die Clubs in der ganzen Stadt wären eine Woche lang im Ausnahmezustand. Internationale Popstars und die lokale Szene bringen ein buntes Leben in die Stadt. Die eigentliche EMA-Show findet am Sonntag-Abend statt und wird auch von MTV Amerika zur besten Sendezeit übernommen. Ich denke die Chancen für Wien sind nicht so schlecht … Welche Highlights können Sie für die kommenden Monate verraten? FISCHER: 2017 beginnt wie jedes Jahr mit unserem Dauerbrenner „Holiday On Ice“, „Die Fantastischen Vier“ kommen ebenso in die Stadthalle wie Andrea Berg oder Bryan Ferry. Wichtig ist uns aber auch vor allem den heimischen Acts und Newcomern eine Bühne zu bieten. Ich denke die Mischung aus Wanda & Co und den altgedienten Stars wie Fendrich & Ambros ist in der Wiener Stadthalle sehr gut abgebildet. Eines der vor kurzem angekündigten Highlights für Februar 2018 ist Helene Fischer mit ihren fünfmaligen En-Suite-Auftritten. Das ist einmaliger Rekord. Den hielten bisher Wolfgang Ambros, Tina Turner und Elton John in den 80er Jahren und Udo Jürgens im Jahr 2000 mit drei Mal en suite.
Libro: Medien-Nahversorger mit Anspruch Seit 2003 ist Libro ein Unternehmen der MTH Handels-Holding. Mit 241 Filialen will man nach wie vor als Medien-Nahversorger agieren. Geschäftsführerin Susanne Schürz erläutert im Film, Sound & Media-Interview die aktuelle Situation des stationären Handels und die Strategie von Libro in den kommenden Jahren. Wie ist Libro zur Zeit aufgestellt ? SUSANNE SCHÜRZ: Libro ist Österreichs führender Anbieter in den Bereichen Papier- und Schreibwaren für Schule (Schreiben, Malen, Ordnen, Taschen), Schenken (Verpacken, Deko, Party, Buch) und Multimedia (Mobile, Gaming, Entertainment, Computer). Dabei ist das Unternehmen mit einem breiten Netz von 241 Stores in ganz Österreich präsent. Der LIBRO Online Shop ermöglicht bequemes Einkaufen rund um die Uhr und verfügt über alle aus den Stores bekann- Susanne Schürz ten Sortimentsbereiche. Mit 1.600 MitarbeiterInnen ist Libro darüber hinaus ein wichtiger Arbeitgeber des Landes.
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Libroist seit 2003 ein Unternehmen der MTH Handels-Holding GmbH, die seit 2011 unter dem Namen MTH Retail Group Holding GmbH firmiert. Die MTH Retail Group ist Teil der Management Trust Holding AG (MTH) mit Sitz in Wien, die in den Geschäftsfeldern Handel, Industrie und Private Equity international tätig ist. Zum Unternehmen gehören die vier Handelsunternehmen Libro, Pagro, Pfennigpfeiffer und Mäc Geiz. Wieviele Kunden verzeichnet Libro österreichweit im Schnitt? SCHÜRZ: Mehr als 70.000 ÖsterreicherInnen besuchen täglich LIBRO als eine der größten Handelsketten Österreichs im Non-Food-Bereich.
musicbiz Welchen Stellenwert hat der Entertainmentbereich bei Libro im Allgemeinen? SCHÜRZ: Drei Bedürfniswelten sind die Basis des Geschäftsmodells von Libro: Das Sortiment bietet einen gelungenen Mix aus Schule, Schenken und Multimedia. Durch das engmaschige Filialnetz wird unseren KundInnen eine weitgehende Versorgung mit Bild- und Tonträgern ermöglicht und dient nach wie vor als Frequenzbringer. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation im Musik- und Film/DVD-Bereich im Handel ein? SCHÜRZ: Beiden Bereichen weht scharfer Wind aus mehreren Richtungen entgegen: Streaming- und Download-Plattformen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, der Onlinehandel, an dem der stationäre Handel allerdings auch teilnimmt, hat sich etabliert. Im stationären Handel setzte in den letzten Jahren eine Abwärtsentwicklung ein, mit weniger Verkaufsfläche, dadurch bedingt geringere Auswahl, und letztlich auch weniger Umsatz, was in weiterer Konsequenz zu erneuten Flächenkürzungen führt.
Wie lautet die aktuelle Libro-Strategie in den Bereichen Tonträger/Film-DVD- physisch wie online? SCHÜRZ: Unsere Strategie: Man muss den Point of Sale in den Stores so attraktiv wie möglich gestalten, gleichzeitig bauen wir unser eigenes Online-Angebot aus. Beim Libro Shop-Konzept steht der Kundennutzen im Mittelpunkt: Die Farben des Storeauftritts dienen bereits von außen als Leitsystem für das, was die Kunden im Inneren erwartet. Die klare und übersichtliche Zonierung der Verkaufsfläche in die drei Bedürfniswelten dient als Orientierungshilfe und soll eine Shopping-Atmosphäre zum Wohlfühlen. schaffen. Sogenannte Fokuspunkte in den Shops markieren thematische und saisonale Schwerpunkte, mit für den Kunden übersichtlich aufbereiteten ProduktHighlights. Zur Filialpräsenz in allen Regionen kommt der Online Shop: das bedeutet ein serviceorientiertes Einkaufserlebnis, rund um die Uhr: Unter www.libro.at kann man bequem von zuhause aus bestellen und die Produkte an eine gewünschte Adresse oder in einen Libro Store liefern lassen. Der Online Shop bietet praktische Services wie Filial-Reservierung,
Vorbestellungen, Wunschzettel und Produktempfehlungen. Sehr hilfreich ist außerdem die OnlineLagerbestandsabfrage, durch die Kunden bereits zuhause wissen, in welchem Store das gewünschte Produkt vorhanden ist. Auch ein Ticket- sowie FotoService findet sich auf der Online-Plattform. Welche mittel- bzw- langfristigen Ziele verfolgt Libro im Entertainmentbereich - Musik-FilmGames, etc.? SCHÜRZ: Längerfristig ist es das Ziel, die Umsätze im Entertainmentbereich zu stabilisieren und die Marktanteile im physischen Bereich auszubauen. Wie beurteilen Sie die allgemeinen Entwicklungen in den kommenden Monaten und Jahren im Handel mit Musik/Film/Games - sowohl stationär in den Filialen als auch via Internet? SCHÜRZ: Während sich der heimische Markt beim physischen Tonträger nach Jahren mit teilweise massiven Rückgängen nun stabilisiert hat (siehe IFPI-Zahlen) ist der Abschwung im Bildbereich mit einem YTD Rückgang von fast 25% derzeit sehr stark. Eine (weitere) Bereinigung des Sortiments und eine (weitere) Reduktion der Verkaufsflächen im stationären Handel sind zu erwarten. Libro kann hier mit einer klugen Sortimentspolitik und attraktiver PoS-Gestaltung Marktanteile sichern oder gar vom Mitbewerber abziehen und sich gemeinsam mit Buch und Games als verlässlicher, spannender „Medien-Nahversorger“ in Szene setzen. Online wird Streaming das dominierende Thema der nächsten Jahre bleiben, allein im Musikbereich gab es hier zuletzt Steigerungen von 33% (2014) bzw. 26% (2015). Zusammenfassend lässt sich hier sagen, dass der Konsum von Musik und Film nach wie vor hoch ist, sich aber mittlerweile auf vielerlei medien- und elektronische Formate verteilt und eben nicht mehr - wie noch bis in die späten 90er-Jahre - auf das Trägermedium CD und Video beschränkt. Mobile Endgeräte wie Smartphone oder Tablets tragen genauso zu dieser (Umsatz-)Aufsplittung bei wie der schon länger nicht mehr zu übersehende Trend zum Retroprodukt Schallplatte. Nicht jede dieser Entwicklungen kann der stationären Handel für sich nutzen, aber es bietet sich durchaus (neues) Potenzial für künftige Umsätze. Mit unserem Konzept sehen wir hier sehr gute Chancen für unsere Marke, mit einer optimalen Verzahnung von online und offline:.
„Während sich der heimische Markt beim physischen Tonträger nach Jahren mit teilweise massiven Rückgängen nun stabilisiert hat (siehe IFPI-Zahlen) ist der Abschwung im Bildbereich mit einem YTD Rückgang von fast 25% derzeit sehr stark.“
Libro auf einen Blick. Unternehmensleitung: CEO Dr. Martin Waldhäusl CFO Mag. Andreas Hämmerle LIBRO Geschäftsführung Mag. Michael Kremser und Susanne Schürz Die Zentrale von LIBRO befindet sich in Guntramsdorf (NÖ). 2011 errichtete die MTH-Handelsgruppe ein hochmodernes und leistungsfähiges Zentrallager im Burgenland, das LIBRO-Stores österreichweit beliefert.
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Kick Jazz im Porgy & Bess Am 14. und 15. Dezember geht im Wiener Porgy & Bess erstmals das Festival Kick Jazz über die Bühne. Den Fokus auf die junge österreichische Jazzgeneration gerichtet, präsentiert der Event an den zwei Konzertabenden sechs der aktuell angesagtesten Bands der heimischen Szene.
David Helbock Trio
Es tut sich was in der österreichischen Jazzszene. Und zwar viel, unglaublich viel. Einen entscheidenden Anteil daran haben vor allem die JazzerInnen der jungen Generation, die schon vor Längerem aus dem Schatten herausgetreten und dem Status von Geheimtipps eindrucksvoll entwachsen sind. Sie haben auf sich aufmerksam gemacht, sich als Größen etabliert, haben Staub aufgewirbelt und hierzulande eine musikalische Vielfalt und Qualität herbeigeführt, die absolut keinen Vergleich zu scheuen braucht. Die heimische Szene ist zu Recht selbstbewusst geworden und zieht mittlerweile in hohem Maße die Blicke auch aus dem Ausland auf sich. Sie wird als ungemein lebendig, frisch, vielfältig, kreativ und musikalisch enorm spannend wahrgenommen, was sich auch in der stetig wachsenden Zahl an Einladungen zu bedeutenden internationalen Festivals und zahlreichen Auszeichnungen deutlich widerspiegelt. Der österreichische Jazz zeigt sich aktuell als eine der vielen verschiedenen musikalischen Sprachen und unterschiedlichen Sounds. Und genau das macht die ganze Geschichte auch so aufregend
und interessant. Man weiß nie, was man präsentiert bekommt, nur dass es etwas sehr Feines ist. Die MusikerInnen setzen in ihren Projekten stets andere Akzente, sie folgen alle einer anderen Richtung und mischen stilistisch immer anderes zusammen. Lauscht man sich durch die Alben heimischer Bands, findet man unentwegt etwas anderes. Es ist, es als ginge man als HörerIn auf eine Entdeckungsreise, deren wirkliches Ziel sich erst am Ende offenbart. Die sechs im Rahmen von Kick Jazz auftretenden Formationen - Kompost 3, chuffDRONE, David Helbock Trio, Namby Pamby Boy, Mario Rom`s Interzone und Edi Nulz - stehen sinnbildlich für diese sehr erfreuliche Entwicklung, die in den letzten Jahren stattgefunden hat. Ganz einfach auch deswegen, weil sie diese mit ihrem Schaffen – natürlich gemeinsam mit vielen, vielen anderen Vertreterinnen und Vertretern der jungen Jazzgeneration – mitgestaltet und vorangetrieben haben und es immer noch tun. Diese sechs Bands stehen auch als Beispiele für die unglaubliche musikalische Vielfalt, Offenheit und Experimentierfreude, die hierzulande zum Ausdruck gebracht werden. Die beiden Veranstaltungstage, zu denen auch Promoters internationaler Musik- und Festivalagenturen geladen sind, bieten daher eine hervorragende Gelegenheit, sich ein Bild vom bunten Treiben in der heimischen Szene zu machen. Musikalisch Spannendes ist auf jeden Fall garantiert.
Jazz at five & später Schon zum zehnten Mal veranstaltet der Grazer Jazzmusiker Berndt Luef das Musikfestival „Herbstzeitlose“. Heuer wurden viele MusikerInnen eingeladen, die schon die letzten Jahre die Veranstaltung begleiteten. 10ten Mal im WIST stattfinden wird. Das offene Konzept des Festivals bietet generell die Möglichkeit, speziell für diese Veranstaltungsreihe Projekte zu konzipieren. So hatten in den vergangenen Jahren etliche Gruppen ihr Programm das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Als sehr beliebt hat sich die Veranstaltungsreihe „Jazz at five“ herausgestellt, also Konzerte, die an einem Feiertag oder Sonntag um 17:00 beginnen. Durch die „familienfreundliche“ Beginnzeit kommen auch Familien mit ihren Kindern zu den Konzerten, die manches Mal wohl zum ersten Male „live“ die diversen Instrumente hören und erleben können. Als eine Art „Nachklang“ zum Abschluss der „Herbstzeitlose“ wird das Jazztett Forum Graz am Donnerstag, den 08.12., (Maria Empfängnis) einen solchen „Fünf Uhr Tee“ gestalten. Dabei werden die „Snowman`s tales“ aufgeführt, ein mehrsätziges musikalisches Märchen, in dem ein Schneemann sich gegen sein Schicksal des Schmelzens wehren will und auf Reisen geht. 10.-13.11.+ 08.12., WIST, Mosergasse 12, Graz
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Berndt Luef (r) Trio
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Made in A. Gewürztraminer: Tanzverbot (Lotus Records) Was als traditionelles Gypsy Trio begann, hat sich inzwischen zu einem feurigen Sextett entwickelt. Spätestens seit dem Einstieg des Schlagzeugers Daniel Neuhauser in die Band, ist die Musik - getragen von den treibenden Grooves der Gitarristen Gidon Oechsner, Julian Wohlmuth und Marco Fillipovits - dem Jazz-Genre Gypsy Jazz entwachsen. Aufgrund der humorvollen Texte passen sie sehr gut in die Schiene Jazz & Comedy und wenn man liest, dass Hannibal Scheutz ( 5/8erl in Ehr‘n) das Album produziert hat, dann weiß man, woher der Swing kommt. CD-Präsentation: 10.11., Wien, Chelsea
Richard Kapp: Point of No Return Was für ein fleißiger Mensch ist dieser Allroundmusiker: erst vor einem knappen Jahr veröffentlichte er mit seiner Bands Gowns den wunderbaren Tonträger Gowns, nun legt er schon wieder ein Album vor, bei dem er noch dazu alles selbst gemacht hat: komponiert, eingespielt, produziert, gemastert und das Artwork gestaltet. Und wieder zeigt der Indiemusiker seine vielseitigen Begabungen, die da insbesondere lauten: mit einer charakteristischen Stimme gesegnet, die die Höhen ebenso gut beherrscht wie die Tiefen und mit einem Händchen für Melodien, die vom jazzhaften bis fast musicalmäßigen reichen, je nachdem worüber er gerade singt. Festmachen lässt sich kein bestimmter Stil, aber das ist eben das Markenzeichen des Richard Kapp. Konzert: 6.12., Wien, Tunnel
Harfonie: Crystal (Hoanzl) Zwei Jahre haben sich die beiden Gewinnerinnen der ORF-Sendung „Die Große Chance 2014“ Zeit gelassen, um ihr erstes Album einzuspielen. Gute Entscheidung, herausgekommen ist ein durchgängig nettes Popalbum, das zwischen Englisch und Dialekt locker wechselt und in der ungewöhnlicherweise für das Genre Pop eine Harfe im Mittelpunkt steht.
Cornerstone: Reflections (Atom Records) Stehen seit Jahren bei einem US-amerikanischen Label unter Vertrag ist Cornerstone aber eine waschechte, österreichische Rockband. Und so wie Haudegen wie Bon Jovi seit Jahrzehnten für unverfälschten, melodiösen Rock stehen, der sogar im Radio zu hören ist, so bleiben die wesentlich jüngeren Cornerstone ihrer Linie treu.
Rebekka Bakken: most personal (Universal) Irgendwie gehört sie fast zu uns die norwegische Sängerin Rebekka Baken, die jahrelang in Wien lebte und von dieser Zeit noch immer schwärmt. Nun ist es an der Zeit, das Geschaffene Revue passieren zu lassen. „most personal“ nennt sich ihr neues Album, auf dem sie erstmals auf ihr Werk zurückblickt. Zwei CDs voll mit ihren liebsten Liedern. Damit es auch einen Ausblick auf die Zukunft gibt, hat Bakken fünf unveröffentlichte, bzw. neue Tracks hinzugefügt. Über all die Jahre hat sie ruhelos Musiker gewechselt und Arrangements verändert. Was beinah gleich geblieben ist, ist ihre markante Stimme.
Marina & The Kats: Wild (edel) Diese überaus charmante kleinste Swingband der Welt wird mit jeder Veröffentlichung besser. Die musikalische Reise geht auf dem neuen Album in die Zeit der Django Reinhardts und Cab Calloways, der Diven und Crooners, des Lindy Hops und Collegiate Shags, der Radio Shows und Revuetheater, der Mirós und Picassos, der Peek-A-Boo‘s und Victory Rolls, der Buick Rivieras und Cadillac Convertibles zwischen dem schummrigen Cotton Club Harlems und den sonnenüberglänzten Palmen Santa Monicas und landet doch immer wieder sanft im Hier und Heute… Und weil sie gerade auf Tour sind, unbedingt ansehen!
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Celtica: Steamphonia(Membran) Der strahlende Klang des schottischen Dudelsack erhebt sich über wuchtige Gitarrenriffs, leidenschaftliche Geigenläufe veredeln das treibende Schlagzeug und alles vereinigt sich in einem sinfonischen Gesamtsound. Mit diesem Projekt konnte sich diese internationale Band aus Wien vor allem live eine große Fanbase erspielen. Wuchtig!
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Gert Steinbäcker: Ja eh (Universal)
All Faces Down: Forever More
Durchdringend aber liebevoll blickt einem Gert Steinbäcker von seinem neuen Album entgegen. Der steirische Musiker verkörpert im musikalischen Herbst viele Gegensätze, die bei ihm aber harmonisch wirken: das sind die inhaltlichen aber auch die musikalischen. Er musiziert mit unterschiedlichen Kollegen wie Wilfried Scheutz, Hubert von Goisern, Erwin Schrott, Schiffkowitz, Thomas Spitzer oder Christian Kolonovits und bleibt trotzdem der Mastermind, er singt vom Aufbruch und bemerkt doch den Stillstand, er spielt noch einmal mit der Formation, die ihn berühmt machte, realistischerweise heißt der Song „Alles hat sei‘ Zeit“und wunderbarerweise gibt es zum Abschluss eine Interpretation von „Irgendwann bleib i dann dort‘ in der Fassung der Omonoia Brass Band aus Gastouri, Corfu. Autogrammstunde im Emi-Store, Kärntnerstraße, 11. November, 16:00
Es wird zwar oft behauptet, dass das CD-Artwork nicht mit dem großen Bruder Vinyl mithalten kann, aber das neue Album der Wiener Hardcore Band All Faces Down ist wunderschön. Da brennt die Leidenschaft und genauso wird in neuer Formation musiziert: mit Energie, Spaß und einem Zwischending aus Postpunk, Rock gewinnt man die Fans weltweit. Nur weiter so!
David Helbock Trio: Into the Mystic (Act) Was für ein Talent ist dieser junge Vorarlberger Pianist, dem es mit seinen Mitmusikern Raphael Preuschl an der Bass-Ukulele und Reinhold Schmölzet am Schlagzeug gelingt, einen ganz eigenen Jazzsound zu kreieren. Die Mythen spielen im westlichsten Bundesland offenbar eine große Rolle, denn auch Helbock bezieht sich - wie sein berühmter Landesgenosse Michael Köhlmeier - darauf und lädt zu einer musikalischen Reise zu diesen ein. Man schwebt fast mit der Musik, ohne dass diese ins Esoterische abgleiten würde, man fühlt sich berührt und lässt trotzdem den Kopf nicht außer acht, der diesem Trio höchste Musikfertigkeiten bescheinigt.
Wanda: Amore meine Stadt (Universal) Oft ist ja der Künstler in der eigenen Heimat ein verkannter, dieses Schicksal haben insbesondere viele österreichische Musiker schon beklagt, nicht so bei Wanda. Als sie im heurigen Frühjahr in der ausverkauften Wiener Stadthalle spielten, war es ein Triumph sondergleichen. Ein Triumph von Spielfreude, Hingabe und Leidenschaft. Ein Triumph der Amore, der Solidarität und der Freundschaft über den Zynismus und die Apathie. Der Freundschaft zueinander im Auge des Hurrikans, aber auch der gegenseitigen Freundschaft zum Publikum und des Publikums zueinander. Das Dokument dieses besonderen Konzertes wurde nun als Live-DVD und Live-CD veröffentlicht und trägt den Titel „Amore meine Stadt“. In weniger als einem Jahr wird das dritte Album von Wanda erscheinen und ein neues Kapitel der Bandgeschichte aufschlagen. Die frühe Phase der Band wird dann abgeschlossen sein.
Andy Manndorff: Pandora (Cracked) Der bekannte Gitarrist nutzt auf seinem ersten Soloalbum die ganze Bandbreite der instrumentalen Möglichkeiten seines Arbeitsgeräts. Sein virtuoses Spiel ist frei von Effekthascherei, wirkt eher wie aus dem Ärmel geschüttelt und serviert mit leichter Ironie und diskretem Charme vielfältigste Stimmungen. Dabei gelingt ihm in einer außergewöhnliche Balance, Schmerz und Unruhe ohne Irritation auszudrücken aber auch Weite und Schönheit, ohne in Schönmalerei zu verfallen.
Vesselsky/Kühn: wauns amoi so aufaungt (Preiser) Das 2015 im Zuge von „Langenlois Klingt“ entstandene Duo bestehend aus Sängerin und Pianistin Irmie Vesselsky und Mundartpoet Wolfgang Kühn legt sein erstes Album vor und man kann von einer gelungenen Symbiose sprechen. Wenn Kühn von der guten, alten Zeit spricht, weiß man, dass einem da nichts Gutes erwartet, gefährlich klingen seine Worte, die doch nur den Alltagssprech wiederholen, seine Stimme erinnert an Molden und der ist ja auch ganz besonders gut im Duett. Vesselsky wiederum bringt das Sinfonische ein, sphärisch klingt ihr Spiel, rauh und zart- wie das Waldviertel halt!
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filmbiz Aufwandsentschädigung für nebenberufliche KomparsInnen In den letzten Monaten wurden Agenturen hinsichtlich der Beschäftigung von KomparsInnen einer Überprüfung durch die Krankenkassen unterzogen und offensichtlich wurde in einigen Fällen die Einstufung als Werksverträge durch die GKK in Zweifel gestellt. Der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft hat sich – da indirekt auch Filmproduktionsunternehmen betroffen sind – um einen alternativen Lösungsweg bemüht, um die Rechtssituation von KomparsInnen im Filmbereich zu klären. Ein möglicher Lösungsweg ist: Gemäß § 1 Z 6 der Verordnung des Bundesministers für soziale Sicherheit und Generationen über beitragsfreie pauschalierte Aufwandsentschädigungen gelten Aufwandentschädigungen bis zur Höhe von € 537,78 im Kalendermonat nicht als Entgelt im Sinne des § 49 Abs. 1 ASVG, soweit diese an Dienstnehmer oder freie Dienstnehmer geleistet werden, die als FilmschauspielerInnen tätig sind, sofern diese Tätigkeit nicht Hauptberuf und Hauptquelle ihrer Einnahmen bildet. Die GKKs haben in einer Referentensitzung am 13.9.2016 auf unser Anfragen hin auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichtshofs (BVwG) vom 25.8.2015 (Beschluss zu W201 2005354-1) verwiesen, dass obige Verordnung künstlerische Tätigkeiten im Rahmen eines Bühnenarbeitsverhältnisses umfasse und auch KomparsInnen zweifelsfrei künstlerische Arbeit leisten. Dieser Rechtsmeinung schließen sich auch die Gebietskrankenkassen an. In ihrer Sitzung vom 18.10.2016 haben die Referenten beschlossen, dass diese Auslegung auch auf Komparsen im Filmbereich anwendbar sei. Demgemäß ist eine pauschalierte Aufwandsentschädigung bis zur Höhe von € 537,78 pro Kalendermonat (die nicht die Haupteinnahmequelle sein darf) für nebenberuflich beschäftigte KomparsInnen im Filmbereich rechtmäßig und unter diesen Bedingungen ohne Anstellungsverhältnis möglich.
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Fama news
OGH-Entscheidung hinsichtlich der „Abfertigung Neu“ bei „Kettenverträgen“ Bisher war es so, dass ein Dienstgeber bei einem Dienstverhältnis mit einem Dienstnehmer erst nach einem Monat BV-beitragspflichtig wurde (hatte damit zu tun, dass es idR eine einmonatige Probezeit gibt). Ist im Zeitraum von 12 Monaten mehr als ein Dienstverhältnis mit dem gleichen Dienstnehmer eingegangen worden, entstand die Beitragspflicht für den Dienstgeber immer erst nach dem ersten Monat des Dienstverhältnisses. Für diese Auslegung spricht auch die „Grundregel“ des § 6 BMSVG, wonach „die Beitragspflicht ab dem 1. Tag des DV entsteht, sofern das DV länger als einen Monat andauert“. Der OGH hat mit dem aktuellen Urteil nun für Aufregung gesorgt. Er interpretiert § 6 BMSVG offenbar so, dass vollkommen unabhängig von einer Dauer des ersten Arbeitsverhältnisses und des Nachfolgedienstverhältnisses eine Beitragspflicht entsteht, wenn innerhalb der 12-monatigen Frist ein Dienstverhältnis beim gleichen Dienstgeber abgeschlossen wird. Beispiel 1: 1. Beschäftigung vom 10.10. bis 28.10.2016: keine BV-Pflicht (weil <1 Monat) 2. Beschäftigung vom 1.12. bis 9.12.2016: BV-Pflicht ab 1.12.2016 (weil 2. DV) Beispiel 2: 1. Beschäftigung vom 17.10. bis 30.11.2016: BV-Pflicht ab 17.11.2016 (weil >1 Monat) 2. Beschäftigung vom 5.12. bis 9.12.2016: BV-Pflicht ab 5.12.2016 (weil 2. DV) Aufgrund dieses Urteils würden nun auch fallweise Beschäftigte – unabhängig von der Dauer der Beschäftigung, der Anzahl Beschäftigungsverhältnisse bei einem AG usw. - jedenfalls die Beitragspflicht auslösen. Der Missstand betreffend fallweise Beschäftigte ist dem Fachverband bereits bekannt, es wurde dieser Punkt auch schon in die Forderungsliste aufgenommen und es wird sich dafür eingesetzt, dass die - aus Fama- Sicht vernünftige - bisherige Verwaltungspraxis auch beibehalten wird.
Informationen zur SVA-Aussendung über die Beschäftigung älterer Arbeiternehmer Derzeit verschickt die SVA Informationsblätter mit dem Betreff „Beschäftigung älterer Arbeitnehmer – neue gesetzliche Regelung“. Dabei handelt es sich um eine Maßnahme, die die Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer heben soll. Konkret wurden drei Zielquoten ausgearbeitet: Das Beschäftigungsausmaß am österreichischen Arbeitsmarkt soll 1. bei 55-59jährigen Männern auf 73,6% (2015: 71,8%) 2. bei 60-64jährigen Männern auf 33,1% und (2015: 28,9%) 3. bei 55-59jährigen Frauen auf 60,1% (2015: 55,6%) erhöht werden. Wenn diese österreichweiten Zielquoten erreicht werden, wird die Bonus-MalusRegelung nicht eintreten. Wird einer dieser drei Zielwerte zum Stichtag 30.6.2017 nicht erreicht, tritt mit 1.1.2018 das beschlossene Bonus-Malus-Modell in Kraft. Eine der drei Quoten ist bereits erfüllt, eine weitere steht kurz vor Erfüllung. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass das Bonus-Malus-System nicht in Kraft tritt. Falls die Bonus-Malus-Regelung kommt, betrifft sie nur Unternehmen mit mindes-
tens 25 vollversicherten Dienstnehmern (das sind alle, die nicht geringfügig angestellt sind). Diese Unternehmen müssen dann eine Branchenquote erfüllen, um nicht vom Malus betroffen zu sein. Laut SVA sind in unserem Fachverband davon 29 Unternehmen betroffen. Von diesen erfüllen jedoch 14 die Branchenquote. Es handelt sich um 15 Unternehmen, die die Branchenquote von 4,07% nicht erfüllen (Unternehmen, die einen Älteren-Beschäftigungs-Anteil von weniger als 4,07% haben). Die SVA wird sowohl die gesamtösterreichische Quote evaluieren, sowie eine Branchenquote und eine Dienstgeberquote. Wenn die Dienstgeberquote bei der Beschäftigung an über 55-Jährigen unter der Branchenquote liegt, tritt der MalusEffekt für das betroffene Unternehmen in Kraft. Der MalusEffekt bedeutet eine Verdoppelung der Auflösungsabgabe bei Beendigung von Dienstverhältnissen (von € 121 auf € 242). Der Bonus-Effekt tritt in Kraft, wenn das betroffene Unternehmen eine höhere Älteren-Beschäftigungsquote als die Branchenquote aufweist. Der Bonus führt zu einer Senkung der Lohnnebenkosten um 0,1% des DG-Beitrags für den FLAF auf 3,8%. Jeder Dienstgeber wird bis 30.9.2017 von der SVA darüber informiert sein, ob er die jeweilige Branchenquote unter- oder überschreitet. Für detaillierte Auskünfte wenden Sie sich bitte an die sozialpolitische Abteilung der jeweiligen Landeskammer.
Österreichs Filmerbe sichern Der Übergang vom analogen in das digitale Zeitalter hat auch im Bereich der Archivierung von Filmen viele Fragen aufgeworfen. Eine vom Bundeskanzleramt in Auftrag gegebene Studie von paul und collegen consulting hat den Ist-Zustand des „Filmarchiv Austria“ (FAA) und „Österreichisches Filmmuseum“ (ÖFM) zu erhoben, und die Potentiale einer verstärkten Zusammenarbeit der beiden Vereine evaluiert. Die Studie beschäftigt sich zum einen mit der Frage, welche Archivierungsform in Österreich zielführend ist und zum anderen mit jenen führenden Einrichtungen, die bereits heute in diesem Bereich federführend tätig sind. Untersucht wurden vor allem Potenziale und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Filmmuseum und Filmarchiv hinsichtlich der Langzeitarchivierung (Technik und Lager). Ergebnis der Studie: Es wird die analoge Langzeitsicherung des filmischen Erbes und der Aufbau eines gemeinsamen, strategisch agierenden „Preservation Centers“ empfohlen. Die analoge Sicherung wird gegenüber der digitalen Sicherung bevorzugt. Diese ist sicherer und beständiger gegenüber Formatwechsel. Diese Entscheidung wurde gemeinsam mit allen Beteiligten – und in Abwägung der internationalen Entwicklungen – erarbeitet. Aus dieser Entscheidung – die auch technische Herausforderungen mit sich bringt – wurde die Gründung eines „Film Preservation Centers Austria“ abgeleitet. Das Preservation Center soll künftig sicherstellen, dass die
Herma Sedivy Filmschnittmeisterin 1926 - 2016 Als ich zu Ende der Sechzigerjahre mein Studium an der Filmakademie absolvierte, unterrichteten und belehrten uns zahlreiche prominente und auch weniger prominente Filmgrößen von einst und damals, wobei die Grenzen zur Selbstdarstellung bisweilen auch stark überschritten wurden. Es gab aber eine Lehrkraft, die mit ihrer beruflichen Vergangenheit niemals auch nur ansatzweise protzte, deren bescheidene und warmherzige Begegnung mit uns damals noch so Ahnungslosen sich wohltuend von der sich in Szene setzenden Art anderer Dozenten abhob. Dabei hätte Herma Sedivy allen Grund gehabt stolz auf ihre berufliche Laufbahn zu sein, hatte sie doch mit namhaften Regisseuren der 50er Jahre wie Willi Forst, Luis Trenker, G.W. Pabst etc. als Filmschnittmeisterin zusammengearbeitet. Doch dies blieb uns lange Zeit verborgen, vielmehr lernten wir sie als empathische und engagierte Lehrerin kennen, die sich unendlich viel Zeit für uns nahm. Bis spät in den Abend hinein saß sie mit uns an den Schneidetischen, die damals neben unserem Studio in einem düsteren Kellergeschoss im Gebäude der Bildenden am Schillerplatz untergebracht waren. Geduldig zeigte sie uns an unseren eigenen Übungs- und Diplomfilmen was Montage alles vermag. Sie war es, die uns aus den Gefilden grauer theoretischer Schriften über Filmschnitt in die so faszinierende Wirklichkeit des Geschichtenerzählens mit Bildfolgen geleitete, unter ihrer Obhut nahmen Begriffe wie „Schuss-Gegenschuss“, „Parallelmontage“ oder „Bewegungsschnitt“ für uns Gestalt an, weil wir mit diesen „Tools“ endlich unsere eigenen filmischen Geschichten verifizieren konnten. So hat Herma Sedivy im Laufe der Jahre unzähligen Filmemachern, die heute Rang und Namen haben, die Grundbegriffe unseres cineastischen Handwerks bis hin zur Kunst anschaulich vermittelt. Der österreichische Film verdankt ihr also ziemlich viel, wobei sie das aufgrund ihrer Bescheidenheit selbst nie so gesehen hätte. Auch nach ihrem Abgang von der Filmakademie blieb sie vielen ihrer ehemaligen Studentinnen und Studenten verbunden. Wir hatten sie alle aufgrund ihrer erfrischend liebenswerten Art schon in unserer Studienzeit ins Herz geschlossen. Bis ins hohe Alter bewahrte sie sich ihre Neugier und wollte unbedingt wissen, was die Jungen so machen. Hermas Einladungen zum Kaffee sowie unsere unterhaltsamen Treffen beim Heurigen werden mir unvergesslich bleiben. ihre Tierliebe war legendär und hinderte sie doch nie daran, ihre volle Zuneigung den Menschen angedeihen zu lassen. Am 23.August 2016 ist Herma Sedivy im 91. Lebensjahr in aller Stille von uns gegangen. Sie war nicht nur ein Teil heimischer Filmgeschichte sondern auch eine bedeutende Lehrerin. So wie wir sie alle kannten, hätte sie sich nie so gesehen…. Kurt Brazda
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filmbiz analoge Bearbeitungskette unter einem Dach in Österreich gesichert ist (u.a. Technik, analoge Kopier- und Arbeitsmöglichkeit). Ziel ist es, diese Möglichkeiten und dieses Wissen in Österreich zu erhalten (Standortvorteil gegenüber anderen Ländern wie Deutschland, wo auf rein digitale Sicherung umgestellt wird). In einem ersten Schritt wurde deshalb der Maschinenpark der Synchrofilm (dieses letzte analoge Kopierwerk in Österreich wurde vor ein paar Monaten geschlossen) erworben. In einem nächsten Schritt wird das Bundeskanzleramt gemeinsam mit dem Filmarchiv und dem Filmmuseum – unter Beiziehung internationaler Expertinnen und Experten – mögliche Varianten für ein Preservation Center in Österreich erarbeiten. Ziel ist es, im Laufe des Jahres 2017 den Kopierbetrieb im „Film Preservation Center“ aufzunehmen.
Filmfonds Wien: Frauenanteil am TV-Förderbudget mehr als verdoppelt Im Förderjahr 2016 konnte der Filmfonds Wien den Frauenanteil am TV-Förderbudget von 11 Prozent im Vorjahr auf 25 Prozent erhöhen. Durch eine dieses Jahr in Kraft getretene Ergänzung der Förderrichtlinien konnte Einfluss auf den Anteil von Frauen in verantwortungsvollen künstlerischen Positionen genommen werden. Beispielsweise sind Förderhöchstbeträge nur mehr beantragbar wenn mindestens eine der Positionen Regie, Drehbuch und Produktion, nicht rein männlich besetzt ist. So sind dieses Jahr von insgesamt 26 geförderten TV-Projekten die verantwortlichen künstlerischen Positionen in neun Projekten rein männlich und in zwei Projekten rein weiblich besetzt. 2015 gab es von insgesamt 26 Projekten noch 14 rein männliche und kein rein weibliches. „Das ist der richtige Weg, einer bestehenden Ungleichheit entgegenzuwirken und den Kulturstandort Wien für Filmemacherinnen und Filmemacher gleichermaßen attraktiv zu gestalten“, so Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. „Nach Einführung eines frauenfördernden Bewertungsschemas in der TV-Förderung des Filmfonds Wien konnten die Fördermittel, die an Produzentinnen, Regisseurinnen und Autorinnen fließen, verdoppelt werden. Das zeigt, die Quote wirkt. Diversität ist für den Filmfonds Wien wesentlich; ein erster, erfolgreicher Schritt in Richtung paritätischer Geschlechterpräsenz bei den FördernehmerInnen ist damit getan. Die Zahlen zeigen aber auch, wie hoch die Luft nach oben ist“, resümiert Gerlinde Seitner, Geschäftsführerin des Filmfonds Wien. Gerlinde Seitner Mit Wirkung der neuen Richtlinien des Filmfonds Wien gingen dieses Jahr von den 1.847.739 Euro Förderung für TV-Produktionen 1.388.760 Euro an männliche und 458.979 Euro an weibliche RegisseurInnen, DrehbuchautorInnen und ProduzentInnen.
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Staatspreis Wirtschaftsfilm: Einreichen! Der Staatspreis Wirtschaftsfilm 2017 ist seit 22. August 2016 ausgeschrieben und alle österreichischen Filmproduktionen sowie Marketingverantwortlichen in Unternehmen oder auch Unternehmen selbst können ihren besten Wirtschaftsfilm einreichen. Voraussetzungen sind, dass der Film von einer österreichischen Produktion hergestellt wurde und in den Jahren 2015 und 2016 entstanden ist. Bewertet werden die mediengerechte Gestaltung und die kreative Verwendung medienspezifischer Möglichkeiten im Wirtschaftsfilm unter besonderer Berücksichtigung der durch den Einsatz erreichten Zielgruppenadäquanz. Eingereicht werden können unterschiedlichste Filmtypen und Thematiken: Angefangen von klassischen Image- und Corporate Filmen über Beiträge zu Tourismus, Arbeitswelt, Technologie, Gesundheit und Umwelt bis hin zu Virals und 3D Filmen.
Hollywood Megaplex: „GSCA Achievement Award for Best Theater Marketing Campaign“
Mario Hueber in Toronto
Eine ganz besondere Kino-Auszeichnung sicherte sich das Hollywood Megaplex PlusCity: Für die Kampagne „Das ist wahre Größe“ im Zuge der Eröffnung des neuen Kinocenters in der PlusCity nahm Megaplex-Geschäftsführer Mario Hueber in Toronto den „GSCA Achievement Award for Best Theater Marketing Campaign“ entgegen. Die nun ausgezeichnete integrierte Werbe- und Kommunikations-Kampagne begleitete die Eröffnung des Kinocenters Hollywood Megaplex PlusCity von Februar bis Juli dieses Jahres. Mit 600 Sitzplätzen und einer Leinwandgröße von über 330 Quadratmetern steht dort seit Juli als einer von insgesamt 14 Sälen auch das größte IMAXKino Österreichs. Dass nicht nur die Kino-Infrastruktur, sondern auch die begleitende Marketing-Kampagne von hervorragender Qualität war, zeigt sich im von der „Giant Screen Cinema Association“ verliehenen Award. Das Hollywood Megaplex PlusCity ist als einziges österreichisches Kino Mitglied in der exklusiven,
filmbiz globalen Vereinigung der „Giant Screen“ Cinemas. „Die Kampagne war extrem erfolgreich“, sagt Mario Hueber. „Wir konnten alle gesetzten Ziele übertreffen. Es ist uns gelungen, den Marktanteil von Hollywood Megaplex am österreichischen Kinomarkt von 11 auf mehr als 12,5 Prozent zu steigern. Die Auslastung unseres neuen Kinos war von Tag eins an extrem gut. Besser kann eine Neueröffnung eines Kinocenters einfach nicht laufen.“ Für die Kampagne verantwortlich zeichnete die Digital-Agentur 123Consulting. Das Team um Geschäftsführer Harald Grabner setzte eine integrierte Kommunikationskampagne mit Fokus auf digitale Kanäle (Web, Mobile, Social Media, Newsletter) auf, die von analogen Elementen (Straßenbahn, Außenwerbung, Print und Hörfunk) ergänzt wurden. Die Kampagne wurde von gezielten PR Maßnahmen begleitet.
Rekorde & Preise beim Cannes Corporate Media & TV Awards
Hollywood wartet auf Österreichs Kurzfilmer Los Angeles und Hollywood sind das Mekka der globalen Filmindustrie. Ein Geheimtipp für österreichische Filmschaffende sind die Awards der Cine Gear Expo in den Paramount Studios in Hollywood. „Bisher wurde aber leider noch nie ein österreichischer Kurzfilm bei diesem Filmwettbewerb eingereicht – das soll sich aber unbedingt ändern. Schon alleine deswegen, weil dieser Rudolf Thaler renommierte Award vor 20 Jahren von einem Österreicher, dem Vorarlberger Karl Kresser, ins Leben gerufen wurde“, so Rudolf Thaler, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles. Ausgezeichnet werden jährlich Filme in den Kategorien Student Short Film, Independent Short Film und Music Video & Commercials. Die Finalisten werden von einer Fachjury ausgewählt und im „Sherry Lansing Theatre“ in den renommierten Paramount Studios in Hollywood gezeigt. Anmeldeschluss für den Filmwettbewerb im kommenden Jahr ist Ende März 2017. Österreichische Hersteller von Kameras und Filmausrüstungen nützen die zweitägige Cine Gear Expo zur Präsentation ihrer Innovationen und zum Netzwerken mit der Filmcommunity. 16.000 Fachbesucher aus sechzig Ländern informieren sich bei 300 Ausstellern, in Seminaren und Screenings über neue Filmtechnologien und Trends. Thaler: „Die Teilnahme am Filmwettbewerb bietet österreichischen Filmemachern die Chance eines Screening in den renommierten Paramount Studios. Aber nicht nur: Der Auftritt am roten Teppich in Hollywood ist die ideale Plattform zum Netzwerken. Immerhin sind vom Filmassistenten bis zum Studioboss alle auf dieser Hausmesse der Filmschaffenden in Hollywood vertreten.“
Kwang Wei Han (CEO Threesixzero Productions), Alexander V. Kammel (Festivaldirektor).
Im Rahmen des Awards Gala Dinners, welches dieses Jahr am 13. Oktober im Palm Beach Cannes stattfand, wurden traditionell die Gewinner der bereits 7. Ausgabe der Cannes Corporate Media & TV Awards gekürt. Am Abend der Preisverleihung durfte Festivaldirektor Alexander V. Kammel fast 300 internationale Gäste aus 25 Ländern zum Event begrüßen und die Gewinner beglückwünschen. 2016 wurde ein weiteres Mal an die Einreichrekorde der vergangenen Jahre angeknüpft und so baute das Festival seine Stärke als weltweit Größtes seiner Art weiter aus. Mit fast 30% mehr Einreichungen als 2015, insgesamt 1.000 Einreichungen, setzt vor allem der Wirtschafts- bzw. Corporatefilm ein starkes Zeichen und spiegelt die Wichtigkeit des internationalen Wettbewerbs wider. Der Grand Prix Sieg ging an „Jus des Idées“ Den Höhepunkt der diesjährigen Preisverleihung markierte die Vergabe des Weißen Delphins - dem Grand Prix des Festivals. Dieser ging erstmalig nach Singapur, nämlich an die Produktionsfirma Threesixzero Productions für den Film „Jus des Idées“. Neben diesem wurde der Beitrag auch mit zwei Goldenen Delphinen in den Kategorien Marketingfilme – B2C und Informationsfilme bedacht. Über insgesamt acht Delphine in den Farben Silber, Gold, Schwarz und Blau durfte sich The Edge Picture Company freuen und wurde daher zur „Besten Produktionsfirma“ des Jahres gekürt
Mystery made in Austria Altertümlich und visionär: diese Mischung hat zumindest bei den Filmfestivals in Warschau und Busan für Furore gesorgt und zwar in Form des neuen Spielfilms von Virgil Widrich „Die Nacht der 1000 Stunden“. In Südkorea gewann er beim 21ten BUSAN International Film Festival den Flash Forward Audience Ward. Der Publikumspreis ist mit 20.000 USD dotiert, 10.000 USD erhält Regisseur Virgil Widrich und 10.000 USD
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Foto © Amour Fou/Anuj Madan
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Virgil Widrich (sitzend) war beim BUSAN International Film Festival erfolgreich
gehen an den Verleih des Films in Südkorea. Thimfilm Verleih bringt Die Nacht der 1000 Stunden ab 18.11.2016 österreichweit in die Kinos. In den Hauptrollen sind der österreichische Schauspieler Laurence Rupp und die französische Schauspielerin Amira Casar zu sehen, in weiteren Rollen u.a. Barbara Petritsch, Lukas Miko und Udo Samel. Die Bildgestaltung übernahm der Oscar nominierte Kameramann Christian Berger. Zum Film: Eine Familie, eine Nacht, ein Mord und eine verbotene Leidenschaft: als die Familie Ullich zusammentrifft und ihre verstorbenen Vorfahren erscheinen, überschlagen sich die Ereignisse in ihrem Wiener Palais. Während der junge Philip (Laurence Rupp) mit seinem Cousin um die Kontrolle über das Familienunternehmen kämpft, enthüllen die verstorbenen Vorfahren - allen voran Philips verführerische Tante Renate (Amira Casar) -, wie die Ullichs gelebt und geliebt haben…
Foto © Regina Aigner
Würdig und recht Er verwahrte sich immer gegen die Bezeichnung Kabarettfilmer, Tatsache aber ist, dass Harald Sicheritz für die erfolgreichsten Filmkomödien aus Österreich verantwortlich zeichnet. „Das Oeuvre von Harald Sicheritz ist umfangreich und eindrucksvoll. Es umfasst zahlreiche Thomas Drozda & Harald Sicheritz Kassenschlager und wahre Kultfilme der österreichischen Film- und Fernsehlandschaft, wie ‚Hinterholz 8‘, ‚Poppitz‘, ‚Wanted‘ oder ‚MA 2412‘. Als Regisseur und Drehbuchautor ist er damit zum Begründer des heimischen Kabarett-Films geworden“, sagte Bundesminister Thomas Drozda bei der Überreichung des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst an Harald Sicheritz im Kongresssaal des Bundeskanzleramts.
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Sicheritz habe sich in seinen Filmen auch immer wieder gekonnt mit der heimischen Sozialpsyche auseinandergesetzt. „Ich erinnere nur an den zum Klassiker gewordenen Film ‚Muttertag‘, der seit 1993 Österreichs Familien pünktlich im Mai mit den Austro-Ausformungen dieses Jubiläumstages konfrontiert“, so Drozda, der den Geehrten als einen „in jeder Hinsicht würdigen und qualifizierten Preisträger“ bezeichnete. Die Laudatorin, Gabriele Lenz, hob die große Wertschätzung des Publikums und die zahlreichen Film- und Fernsehpreise von Harald Sicheritz hervor und ging auf frühere Stationen in seinem Lebensweg ein, wie seine Zeit als Redakteur beim ORF-Jugendmagazin „Ohne Maulkorb“ oder als Gründer, Texter und Bassist der Musikgruppe „Wiener Wunder“. Harald Sicheritz sei ein „Vorreiter und Pionier für neue Unterhaltungskultur“, ein „kluger und mutiger Mensch, ein reger Geist mit viel Witz und Herzlichkeit und einer kritischen und philantropischen Weltbetrachtung“.
Wirtschaftsoskar ausgeschrieben! Das AußenwirtschaftsCenter Los Angeles der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) ruft zur Teilnahme am sogenannten WIrtschaftsoskar auf. „Österreichische Unternehmen behaupten sich erfolgreich im größten und wettbewerbsintensivsten Markt der Welt. Sie sind vielfach Nischenweltmeister, aber der breiten Öffentlichkeit in Österreich meist unbekannt“, sagt Rudolf Thaler, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles. Ziel des USABiz-Award, des so genannten WirtschaftsOskar sei es, diese Spitzenleistungen österreichischer Unternehmen am US-Markt auf den roten Teppich zu holen. Thaler: „Aber auch andere Unternehmen ermutigen, mit ihren Innovationen den amerikanischen Markt gezielt anzugehen.“ Der WirtschaftsOskar wird vom AußenwirtschaftsCenter Los Angeles der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) parallel zur Oscar-Verleihung der Academy bereits zum siebten Mal in den Kategorien Innovation, Investition, Marktdurchdringung, Spektakuläres und Startup vergeben. Anmeldeschluss ist der 5. Dezember, Mitternacht, Hollywood-Zeit an losangeles@wko.at
Guat isch gsi für Valentin Hitz Ende Oktober kommt der Science-Fiction-Film „Stille Reserven“ von Valentin Hitz in die heimischen Kinos, schon jetzt kann er sich über einen ersten, großen internationalen Erfolg freuen. Beim Zürich Film Festival gewann er im Wettbewerb „Fokus Schweiz, Deutschland, Österreich“ und erlangte damit einen der drei Hauptpreise. Die 12. Ausgabe des Filmfestivals mit 172 Produktionen aus 36 Ländern ging am 1. Oktober mit einem Besucherrekord von über 90.000 Zuschauern zu Ende. Hitz‘ Film spielt in Wien in der nahen Zukunft: Konzerne haben die Macht übernommen, Grenzen verlaufen durch die Stadt und durch die Gesellschaft: zwischen denen die sich eine Todesversicherung leisten können und der Mehrheit der ande-
Regisseur Valentin Hitz
ren. Versicherungsagent Vincent Baumann (Clemens Schick) wird selbst Opfer dieses Systems und dann trifft er die faszinierende Aktivistin Lisa Sokulowa (Lena Lauzemis)… Österreich war beim Festival weiters mit folgenden Filmen vertreten: der Bobo-Komödie „“Was hat uns bloß so ruiniert?“ von Marie Kreutzer ( im Moment in den Kinos), der deutsch-österreichischen Koproduktion „Die Einsiedler“ von Ronny Trocker und Maria Arlamovskys Reproduktions-Doku „Future Baby“
Film & Tourismus Das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und Location Austria, die nationale Film Commission in Österreich setzen gemeinsam regelmäßig gezielt Aktivitäten zur Förderung der heimischen Filmbranche, um als Wachstumsmotor und Innovationstreiber für die österreichische Filmwirtschaft zu agieren. Sound of Music, der Bergdoktor oder Game of Thrones uvm haben unterschiedliche Produktionsstätten und dennoch eines gemeinsam: eine erfolgreiche Marketingstrategie mit bedeutendem Wert für die Tourismuswirtschaft.
Pitch the City! Zu einem Standort-Videowettbewerb unter dem Motto “200 Sekunden Wien – Pitch the City” hatte die Wirtschaftsagentur Wien aufgerufen, um zu wissen, welche Geschichten den Menschen in Wien zu ihrer Stadt einfallen. Es gab 37 Einreichungen, woben Preise im Wert von insgesamt 10.000 Euro vergeben wurden.
Der Bergdoktor tut auch dem Tourismus gut
Im Salzburger Mozartkino berichten Experten und Expertinnen aus dem In- und Ausland über ihre Vorzeigemodelle und geben Einblicke in ihre historischen Erfolgsgeschichten. Film & Tourismus , 10.11.2016, Römer Saal, Mozartkino 5020 Salzburg
Österreichische Kurzfilmschau 2017
Infrastrukturminister Jörg Leichtfried & Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner inmitten der GewinnerInnen
Und das sind die glorreichen Drei: Platz 1: Mein Mini Wien Norbert Bayer, Julia Grevenkamp, Michi Mader, Markus Mitmesser & Lisa Keiner erzählen mit ungewöhnlichen „Schauspielerinnen und Schauspielern“, Wiener Schmäh und Detailreichtum kleine Alltagsgeschichten einer großen Stadt. Platz 2: Sheeva‘s Vienna Mit ihrer persönlichen Story und beeindruckenden Bildern erzählt die Kalifornierin Sheeva Seyfi ihre Geschichte über Wien. Platz 3: Vie are ordinary. No! prettyafternoon / Franz Teuchmann erzählt in einer emotionalen Reise durch Wien, die er selbst ein Liebesgedicht nennt abseits aber auch inklusive der gängigen Klischees.
Traditionell lädt die Akademie des österreichischen Films im November zum Screening und zwar werden jene 18 österreichischen Kurzfilme gezeigt, die sich heuer für das Auswahlverfahren zum Österreichischen Filmpreis 2017 qualifiziert haben. Das Akademie Screening ist auch der Startschuss für die Österreichische Kurzfilmschau 2017. In Kooperation mit dem BMEIA tourt das Programm ein Jahr lang um die Welt und wird in zahlreichen Kulturforen, Botschaften und Generalkonsulaten gezeigt. Sonntag, 20. November 2016, 11:00 - 18.00 Uhr im mumok kino, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, MQ , Museumsplatz 1, 1070 Wien Der Eintritt ist frei, bitte Zählkarten bei der mumok Kassa abholen! Das Kommen und Gehen ist jederzeit möglich.
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Biotop schaffen!
„Dringend notwendig ist es z.B. den FernsehfondsAustria – eine ganz wichtige Fördereinrichtung in diesem Land, wo zu Beginn viele skeptisch reagiert haben und sich heute kaum jemand vorstellen kann, dass es ihn nicht gibt zu erhöhen.“
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Sind Sie nach Ihrem erklären, dass wir für die Abgang von der FachBranche zB. kein Steuerabvertretung in der schreibungsmodell durchWirtschaftskammer Wien setzen können, was in vieder Filmbranche noch len europäischen Ländern verbunden? bereits gang und gebe ist. BURKHARD ERNST: NaDas ist nur ein Beispiel für türlich, ich betreibe ja weieine Innovation, mit der man problemlos frisches terhin meine FilmprodukKapital für die Branche tionsfirma cultfilm. Gerade akquirieren könnte. Die haben wir eine Tatort-FolGrundproblematik geht ja ge unter der Regie von Ruüber die Branche hinaus. pert Henning abgedreht, Wir leben in einer Zeit, wo die Anfang 2017 im ORF zunehmend Gleichgültigausgestrahlt wird. Die cultfilm wird auch weiterhin keit vorherrscht und vielStoffe Produktionen entwifach über den Verhältnisckeln und umsetzen. Und sen agiert wird, so wie es im Hintergrund befasse ich die Republik ihren Bürgern mich nach wie vor intensiv vorlebt. Hier müsste man mit der österreichischen den Hebel ansetzen. Aber Filmbranche und damit, Prof. Burkhard Ernst mir Laudator Richard Grasl zurück zur Industrie – parwie man entsprechende don Gewerbe. Wenn ich Rahmenbedingungen verbessern bzw. auch schafkurz in Erinnerung rufen darf: Um die Anliegen der fen könnte. Film- und Musikbranche zu unterstützen, haben wir Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein? bereits 2013 ein umfangreiches Arbeitsprogramm ERNST: Das Filmgeschäft hat sich in den letzten erarbeitet. Wir wollen unter anderem mehr und leistJahren doch ziemlich verändert. Die Branche ist bare Film- und Musikstudios, mehr Unterstützung gewachsen, das sieht man auch an Hand der Mitfür Innovationen, einen eigenen Medienbeauftraggliederzahlen in den Verbänden. Österreich verfügt ten in der Stadt, eine effizientere Musikförderung über eine hohes kreatives Potenzial, allerdings sind und die Einführung der Festplattenabgabe. Jetzt die Fördereinrichtungen leider unterdotiert. Hier nähern wir uns mit großen Schritten 2017 und viele muss man weiter ansetzen. Es herrscht dringenThemen sind nach wie vor akut. Ich kann nur hoffen, der Handlungsbedarf. Dringend notwendig ist es dass sich in den kommenden Monaten einiges tut. z.B. den Fernsehfonds-Austria – eine ganz wichtige Erste Anzeichen sind ja zu erkennen. Fördereinrichtung in diesem Land, wo zu Beginn Inwiefern? viele skeptisch reagiert haben und sich heute kaum ERNST: Zum Beispiel der ORF, der nach wie vor jemand vorstellen kann, dass es ihn nicht gibt – zu wichtigste Auftraggeber der heimischen Filmbranerhöhen. Dieser ist bereits zur Jahresmitte völlig che. Der wiedergewählte Generaldirektor Alexander ausgeschöpft ist. Hier muss man weiter ansetzen. Wrabetz hat anlässlich der Programmpräsentation Wie? 17 ein Bekenntnis zu mehr Eigenproduktionen forERNST: Die Politik ist gefordert, die Erhöhung des muliert. Ein positives Signal, das aber erst umgesetzt RTR-Fonds steht auch im Regierungsprogramm. Die werden muss. Ich bin ein grundsätzlich positiv denschwierigste Arbeit bei einer Filmproduktion ist das kender Mensch, also gehe ich davon aus, dass dieses Aufstellen der Finanzierung. Wir verfügen über gute Bekenntnis auch halten wird. Ich hoffe, dass es bald und kreative Leute in der Branche, aber wir haben generell gelingen wird, ein entsprechendes Biotop ständig mit Budgets zu kämpfen. Eine Herausfordefür die österreichische Filmbranche einzurichten, rung ist, dass Kultur eben Geld kostet, und das woldie den internationalen und auch immer mehr nalen Politiker oft nicht wahrhaben. Wie ist es sonst zu tionalen Erfolgen gerecht wird.
Foto © Andreas Tischler
Nach dem Wechsel der Fachvertretung Film- und Musik in der Wirtschaftskammer Wien von der Sparte Industrie zur Sparte Handwerk und Gewerbe vor rund zwei Jahren, legte der langjährige Vorsitzende der Fachvertretung Burkhard Ernst sein Mandat zurück. Kürzlich wurde ihm der Berufstitel Professor verliehen. Im Film, Sound & Media-Interview erläutert der Neo-Professor seine Einschätzung zur Lage der Branche.
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EU-Urheberrechtspaket neu: Hier wird repariert, was nicht kaputt ist In ihrer Sitzung vom 14. September 2016 beschloss die Europäische Kommission ein ausführliches Paket zur Reform des Urheberrechts. Bestehend aus je zwei Verordnungen und Richtlinien, einer begleitenden Mitteilung zu den Gesetzesvorschlägen sowie einem umfassendes Dokument zur Folgenabschätzung, kommt das Paket auf handliche 500 Seiten Text, die bis Mitte November EU-weit zu begutachten sind und wohl das bisher umfassendste Vorhaben im Urheberrechtsbereich. Als Ziele definiert die Kommission die Erleichterung des Zugangs zu Inhalten im Internet und über Grenzen hinweg, ein besseres Urheberrecht hinsichtlich Bildung, Forschung und der Wahrung des Kulturerbes sowie die Schaffung eines gerechteren Marktes für Urheber, die Kreativwirtschaft und die Presse – hehre Ziele zweifellos. Aus Sicht der Filmwirtschaft gibt es europaweit allerdings wenig Anlass zum Jubeln. Das hitzig diskutierte Paket hat dabei nicht nur in Österreich viel Staub aufgewirbelt. So stellt eine umfassende Analyse im Auftrag von 18 gewichtigen Organisationen – von Fernsehverbänden, Produzenten, über Kinovereinigungen bis hin zu großen Fußballverbänden – die Folgenabschätzung der Kommission grundsätzlich in Frage. Die Kommission fordere beispielsweise die Ausweitung des Ursprungslandprinzips, gibt aber gleichzeitig zu, überhaupt keine Daten zu diesem Thema zu besitzen. An anderer Stelle widerspricht die Kommission Studien, die sie selbst zum Thema in Auftrag gegeben hatte. Viele Probleme, die durch die Gesetzestexte behoben werden sollen, existieren eventuell gar nicht. Wie sagte jüngst ein Regieveteran zur EU-Filmpolitik: Hier wird repariert ,was nicht kaputt ist. Auch wenn man die Prämissen der Folgenabschätzung akzeptiert, so leiden die Richtlinien und Verordnungen an einem großen Maß an Vagheit. Viele Artikel sind so unpräzise, dass sich Vorhersagen über die Auswirkungen unmöglich gestalten. Ein Beispiel: Durch das neue Urheberrechtspaket soll das Problem des systematischen Rechtemissbrauchs von großen Abrufplattformen (meint die EU hier Youtube?) gelöst werden. Trotz oder gerade wegen Urheberrechtsverletzungen sind diese in der Lage, durch ihre Dienste große Gewinne zu erzielen. Der Versuch der Kommission, dies zu unterbinden ist jedoch zahnlos, da er durch die nicht vorhandene Präzision große gesetzliche Lücken enthält. Eine weitere Problematik ergibt sich aus der Vielzahl von Bestimmungen, die gegen die territoriale
Verwertung und die damit verbundene Exklusivität zielen. Ziel der Kommission ist es, damit den europäischen KonsumentInnen das breite EU Angebot an Filmen zugänglich zu machen – ohne Grenzzäune gewissermaßen. Positiv an sich, nicht? Allerdings schwächt diese Methode auch das Interesse von Verleih und Fernsehsendern in Produkte zu investieren – speziell in jene nicht zu wenigen - , die von vornherein nicht auf überregionale, gar internationale Auswertung angelegt sind. Das heißt: weniger regionales Produkt, weniger kulturelle Diversität. Der Gedanke, einen digitalen europäischen Markt zu schaffen und zu fördern, ist prinzipiell erfreulich - nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in Hinblick auf eine europäische Identität, die so gefördert würde. Jedoch zieht sich die unpräzise Herangehensweise an Herausforderungen, die sich durch die Digitalisierung ergeben haben, wie ein rotes Band durch die Gesetzesvorschläge. Wohl zu erwähnen sind auch Ansätze eines Urhebervertragsrechts, die sich in der Urhebberrechtsrichtlinie in Art. 14 durch verwaschene Transparenzgrundsätze und eine Art Bestsellerprinzip wiederfinden. In dieser Form wird das wohl nicht einmal die hier bedachten Urheber freuen.
Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft
Derzeit läuft die Gesetzesbegutachtung: Die Richtlinien und Verordnungen werden in erster Lesung im Europäischen Parlament und im Ministerrat besprochen. Ob und in welcher Form das EU-Urheberrechtspaket kommt, lässt sich zum derzeitigen Punkt nur schwer prognostizieren. Aufgrund seiner Thematik ist der Ausgang jedoch für alle EU-Bürger von höchster Relevanz – und für die primär betroffene Filmwirtschaft wohl besonders. Julia Reda, gewiefte EU-Parlamentsabgeordnete der Piratenpartei, droht bereits mit einem neuem ACTA …! Es dürfte also ein heißes Urheberrechtsjahr werden. Fabian Schastok/Trainee im Fachverband der Film-und Musikwirtschaft
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Videoverleih: Wandel beschleunigt Die Videoverleih/Videotheken-Branche ist einem starken Umbruch unterworfen. Alexandros Mazaris, Einkaufs- und Vertriebschef von avr (austrio video ring) und Sprecher für Videotheken in der WKO im Film, Sound & Media-Interview über die Situation und Ausblick des Videoverleihgeschäfts in Österreich.
Alexandros Mazaris
„Obwohl die Filmwirtschaft eine durchaus dynamische Branche ist und die Home Entertainment Produkte für die internationale Filmindustrie neben dem Kino das bedeutendste Geschäftsfeld darstellen, konnten stationäre Videotheken diesem neuen Geschäftsmodell aufgrund hoher Markteintrittsbarrieren nichts entgegensetzen.“
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Wie schätzen Sie die Entwicklungsgeschichte des Geschäftsfeldes Video-Verleih generell ein? ALEXANDROS MAZARIS: Vergleichbar mit anderen Mediensektoren wie die Buch- und Musikindustrie geriet durch die Digitalisierung und das Internet natürlich auch die Filmindustrie unter Anpassungsdruck. Insbesondere die klassische Videothek ist mit den digitalen Distributionsformen wie VoD konfrontiert. Nachdem sich der Videoverleihmarkt in den letzten Jahren mit illegalen Angeboten im Internet und einem aggressiven und stetig wachsenden Kaufmarkt auseinandersetzen musste, wurde der einschneidende Entwicklungsschritt des digitalen Angebotes von überwiegend branchenfremden Marktteilnehmern genutzt, um die Videotheken in eine fundamentale Krise zu stürzen. Obwohl die Filmwirtschaft eine durchaus dynamische Branche ist und die Home Entertainment Produkte für die internationale Filmindustrie neben dem Kino das bedeutendste Geschäftsfeld darstellen, konnten stationäre Videotheken diesem neuen Geschäftsmodell aufgrund hoher Markteintrittsbarrieren nichts entgegensetzen. Inzwischen erscheinen viele Produkte zuerst im online Wettbewerb, bevor sie in Videotheken und Kaufmärkten ausgeliefert werden. Dies ist kein nationales Phänomen sondern hat vielmehr mit der Veränderung der rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen von den Anbietern, meist amerikanischer Unternehmen, zu tun. Wie ist die Videoverleih-Landschaft in Österreich strukturiert? MAZARIS: Der Videoverleihmarkt stellt als Teil des Home Entertainment Marktes ein zentrales Verwertungsfenster innerhalb der Wertschöpfungskette der Filmindustrie dar. Während der Hochblüte entstanden in Österreich hunderte Videotheken wobei sich viele an den 5-6 Filialsystemen anschließen konnten und damit die ersten großen Videothekenketten entstanden. Knapp zehn österreichische Filmvertriebe belieferten die Videotheken mit den für den Verleih geeigneten Produkten. Die Umsatzund die damit verbundenen Mengenrückgänge haben auch diese Strukturen verändert. Lediglich drei bis vier Vertriebe - überwiegend im Verkaufsgeschäft aktiv - sind übergeblieben. Der Großteil der Anbieter/Lizenzinhaber beliefert den österreichi-
schen Markt direkt aus Deutschland. Aus den 5-6 Videothekenketten besteht nur noch der Marktführer Austria Video Ring mit knapp 20 Filialen. Automatenvideotheken sowie Versandvideotheken spielen hierbei keine erwähnenswerte Rolle mehr.
Videothek
Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation/Entwicklung der Videotheken-Branche generell und in in Österreich im Speziellen? MAZARIS: Obwohl zunächst der wachsende Onlinemarkt zur Parallelwelt wurde, die ein Zusammenleben ermöglicht hat, wird besonders in den letzten Jahren die Veränderung durch die neuen Wettbewerber immer deutlicher. Während der Markt für Video on Demand gerade in jüngerer Zeit starke Wachstumszahlen zu verzeichnen hatte, nimmt die Anzahl der stationären Videotheken in Österreich seit nunmehr zehn Jahren stetig ab. Seit 2008 wurden geschätzte 2/3 aller stationären Videotheken geschlossen. Dass der Gesamtumsatz des Verleihmarktes fast unverändert blieb, lässt darauf schließen, dass der Umsatzrückgang durch fehlende Transaktionen im physischen Bereich von den neuen Formen des Verleihs kompensiert wurde und somit erkennbare Verschiebungen der Marktanteile festzustellen sind. Auch der illegale online Wettbewerb stellt nach wie vor, aufgrund seiner Aktualität und seiner „Fähigkeit“ jeden Blockbuster unmittelbar nach Kinostart zu präsentieren ein erhebliches Problem
dar. Diese Problematik begleitet unsere Branche seit jeher. Sie ist nur parallel zur Digitalisierung wesentlich rasanter geworden. Die ständigen Bemühungen von Organisationen wie der VAP (Verein Antipiraterie) können das illegale Downloaden nicht einschränken. Auch Versuche die Bevölkerung in dieser Hinsicht zu sensibilisieren blieben ohne Erfolg. Desweiteren führte der Boom des Smartphones zu einer Veränderung des Kundenverhaltens. Der Filmkonsum wurde oft, besonders beim jungen Zielpublikum, durch die Nutzung von sozialen Medien oder anderen Anwendungen auf den mobile Geräten ersetzt. Games besonders die mit interaktiven Inhalten sind beliebt wie nie zuvor. All dies passiert nicht nur in Österreich. Diese Punkte sind die Herausforderung nicht nur für die stationären Videotheken sondern zum Teil auch für jedes legale Onlineportal. Der Wandel nicht nur des österreichischen Videoverleihs wird sich in den kommenden Jahren weiter beschleunigen. Die klassische Videothek hat bisher offensichtlich noch keine adäquate Antwort auf die veränderte Situation gefunden. Während die Zahl der stationären Videotheken in den 90ern in der Spitze bei angeblich 700 Stellen lag, reduzierte sich diese Zahl auf momentan unter 100 Verleihstellen. Welche mittel- bzw. langfristigen Perspektiven sehen Sie für Ihre Branche? MAZARIS: Es ist schwer und es wäre nicht seriös in der Situation, die wir in den letzten Jahren erleben, von einer positiven Entwicklung zu sprechen. Es ist eine Tatsache, dass der physische Verleih dramatische Umsatzrückgänge zu verzeichnen hat. Eine Tatsache ist es aber ebenfalls, dass gut geführte Videotheken bzw. Mediatheken durchaus ihre Existenzberechtigung haben. Es gibt noch eine große Anzahl filminteressierter Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen weigern, Inhalte online zu konsumieren. Es gibt Menschen, die keinen „Zugang“ zum Internet haben und immer noch skeptisch sind. Es gibt Menschen die, obwohl sie nicht mehr ganz so oft ihre Videothek besuchen, das Erlebnis Videothek nicht missen wollen. Im Gegensatz zu SVoD Kunden sind TVoD Kunden auch gerne Videothekenkunden. Während sich die Entscheidungsfindung online meist auf der Startseite des jeweiligen Anbieters beschränkt, kann man stationär auch optisch die komplette Vielfalt der Filmwelt erleben. Ein gut sortiertes, buntes Programm in hellen, freundlichen Geschäften, kombiniert mit kompetenter Beratung und in der Regel günstigeren Preisen als die der Onlineportale sollte auch dauerhaft sein Publikum finden. Mittelfristig wird die Videothekenlandschaft noch weiter schrumpfen. Großstadtvideotheken allerdings, die in der Lage sind Trends zu erkennen, Zusatzleistungen anzubieten und rechtzeitig auf Veränderungen zu reagieren, werden es länger schaffen als es manche prognostizieren
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filmbiz Brief von der Akademie ... zwischen den Zeilen ... In den letzten Jahren hat sich der Filmstandort Österreich mit sehr vielen international beachteten und erfolgreichen Produktionen als ein veritables „Filmland“ etabliert. Der traditionellen österreichischen Identität als großes Zentrum für Musik, Theater, Architektur und die bildende Kunst wurde eine neue, all diese traditionellen Stärken in sich vereinende Kunstform, der Film, hinzugefügt. Der Herausarbeitung und Stärkung der speziell europäischen Qualitäten von Komplexität, Widersprüchlichkeit, Poesie und inhaltlichem Anspruch sollten wir im Film mit diesen Stärken unser vollstes Augenmerk schenken. Jeder anspruchsvolle und dennoch ästhetisch und sinnlich attraktive Film lebt zu einem großem Maß von dem, was man mit dem deutschen Begriff “Szenenbild” umreißen kann, was aber wohl besser und umfassender “Produktions-Design” genannt werden sollte. Produktions-Design ist eine komplexe, dichte, viele Funktionen umfassende Durchschnittsmaterie, die von der Suche nach inhaltlich richtigen und passenden Schauplätzen (und deren Herstellung) über die Kreation und Adaptierung von Objekten, Möbeln, Formen und Farben zu der Komposition „Filmraumerzeugung“ reicht, um einen Stil bzw. stimmigen „Look“ zu kreieren, der einen ganzen Film zum Ereignis oder zur öden Durchschnittsware machen kann. So unterschwellig im Angesicht der dominanten Faktoren von Drehbuch, Dialog, Regie, Kamera, Schnitt und schauspielerischer Leistung das Produktions-Design auch sein mag – wie die Filmmusik entscheidet es dennoch eben wegen dieser allgegenwärtigen Unterschwelligkeit und der Information „zwischen den Zeilen“ über die Qualität, den Erfolg und die langfristige Bedeutung eines filmischen Kunstwerks. Seit Fritz Langs „Metropolis“ ist, wird oder bleibt kein Film „Kult“ ohne hervorragendes und innovatives „Produktions-Design“. Aus dem Abstand einiger Jahrzehnte sehen wir eben heute genau, wie großartig das ProduktionsDesign von Meisterwerken wie Kubricks “2001-Odyssee im Weltraum” oder Scotts “Blade Runner” tatsächlich gewesen sind, und wie sie prägend auf die folgenden Jahrzehnte in Architektur, Produkt-Design und Mode Einfluss genommen haben. Diese wichtige Berufssparte wurde bisher nur informell mit Nachwuchs beschickt. Jedoch steht eine ganze neue Generation am Start, um das Filmland Österreich weiter voranzubringen. Im Angesicht einer leisen Krise des Mediums und einer wachsenden Konkurrenz auch innerhalb des österreichischeuropäischen Film-Marktes ist sicher der Zeitpunkt für eine spezifische, professionelle Ausbildung im Bereich „Produktions-Design“ auf Universitäts-Niveau gekommen. AbsolventInnen können auf Arbeitschancen hoffen und sind in einer von Anfang an schon erwartbaren Kompetenz angefragt. Dieser Masterlehrgang „Produktions-Design“ kann im Rahmen eines allgemeinen Lehrgangs für Szenen-Bild in diversen Medien, von Film, TV und digitalen Formaten (Game-Design, hybride Medien-Formate) zu Theater über Oper und Performatives Design an einer Kunst-Universität angesiedelt werden. Insbesondere der Kombination von Lehre „traditioneller“ Techniken mit sich rasant entwickelnden neuen Technologien und der Forschung im Unbekannten muss Rechnung getragen werden. Man kann einen mehrstufigen Ausbildungsprozess andenken, der aus einem Studium Generale, und im weiteren einer Spezialisierung auf z.B. Theater/Life Art, Film und andere virtuelle/ digitale Medien bestehen kann. Von da ließen sich dann „Spin-Offs“ an diversen praxis-orientierten Fachhochschulen mit medialem Schwerpunkt konzipieren. Die präzise personale und organisatorische Architektur dieser Institution ist Gegenstand weiteren Nachdenkens, ebenso die Frage der KandidatInnen-Selektion („Aufnahmeprüfungen“). Diese Nachfrage ist aber, was hoffentlich deutlich geworden ist, gewiss gegeben. Es besteht jetzt bzw. in naher Zukunft dringender Handlungsbedarf. Andreas Donhauser österreichischer Szenenbildner, Bühnenbildner und Kostümbildner
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10 Jahre „Der Österreichische Film“ Mit der Präsentation der neuen, mittlerweile 11. Staffel wurde das Jubiläum 10 Jahre DVD-Edition „Der Österreichische Film“ gefeiert.
Georg Hoanzl
Die Edition: 280 DVDs mit 387 österreichischen Filmen
Unter den aktuellen Neuerscheinungen finden sich unter anderen Das finstere Tal von Andreas Prochaska, Ich Seh, Ich Seh von Veronika Franz und Severin Fiala, Gruber geht von Marie Kreutzer oder der erste Film von Otto Preminger Die große Liebe aus dem Jahr 1931. 2006 gestartet, umfasst dieses in Europa einzigartige Filmvermittlungs-Projekt bereits 280 DVDs mit 387 österreichischen Filmen aus allen Genres – von Avantgarde bis Dokumentation, von Komödie bis Drama, von historischen Juwelen bis zu internationalen Erfolgen. Die Edition ist Abbild des vielfältigen, österreichischen Filmschaffens und durch intensive Vertriebsarbeit „ein Stück Demokratisierung der österreichischen Filmkultur“ so der Direktor des Filmarchivs Austria Ernst Kieninger. Für Bundesminister Thomas Drozda ist die Edition „eine einzigartige Zusammenstellung und für ein breites Publikum zugänglich“. 1,5 Millionen verkaufte DVDs erzählen eine Erfolgsgeschichte, die auch digital fortgeschrieben wird: 180 Titel aus der Edition sind bei 10 Plattformen als Video on Demand abrufbar, ein „Vertriebskanal, der mit gleicher Energie wie die physische Edition ausgebaut wird“ wie Initiator und Verleger Georg Hoanzl betonte. Festredner und Autor Michael Köhlmeier bezeichnete in seiner Laudatio Archivare von Kunstproduktionen als „Zukunftsgestalter
und Zukunftsforscher“ weil „jedes Kunstwerk auf einem anderen aufbaut“ und die verlegerische Arbeit an der Edition als „Teil von Kulturgeschichte“. Neben den Kinos und Filmfestivals zählt die Edition des österreichischen Films heute zu einem wichtigen cineastischen Nahversorger. Mehrere hundert Filme aus den unterschiedlichsten Genres und Jahrzehnten sind in dieser einzigartigen Zusammenstellung für ein breites Publikum zugänglich. Thomas Drozda, Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien Der Erscheinungstermin der Edition ?Der Österreichische Film“ ist seit nunmehr zehn Jahren das Signal, die Heimkino-Saison zu eröffnen. Alle Filme, die im Kino versäumt oder nur einmal gesehen wurden, können nun nachgesehen werden – insgesamt fast 400 Werke, ein Kanon des österreichischen Filmschaffens. Andreas Mailath-Pokorny, Stadtrat für Kultur, Wissenschaft und Sport Üblicherweise verschwinden wertvolle Filme, die in dieser Edition versammelt sind, nur wenige Monate nach Veröffentlichung aus dem stationären Handel. Unsere Edition ?Der Österreichische Film“ ist allerdings aufgrund großer gemeinsamer Anstrengungen seit nunmehr zehn Jahren in über 750 Geschäften in ganz Österreich und aktuell bereits auf vielen digitalen Plattformen als Video on Demand abrufbar. Georg Hoanzl, Initiator und Verleger
Schuhrebell Staudinger hautnah Einer der erfolgreichsten österreichischen Dokumentarfilme des Jahres erscheint jetzt als DVD. 22.500 Kinobesucher sahen bisher „Das Leben ist keine Generalprobe“, Nicole Schergs Film über die Arbeit und die Ansichten des Waldviertler Schuh- und Möbelfabrikanten Heini Staudinger.Heinrich „Heini“ Staudinger, stets für einen markanten Spruch gut, definiert sein Handlungsprinzip so: „Mich interessiert das Kapital wenig und das Leben sehr.“ Mit diesem Grundsatz ist der Oberösterreicher aus dem Waldviertel zu einer der schillerndsten Unternehmer-Persönlichkeiten Österreichs geworden. In seinen GEA-Läden verkauft er hochwertige Möbel, Taschen und Textilien - und Schuhe der Marke „Waldviertler“, die er mit 250 Mitarbeitern in Schrems selbst erzeugt. Mit dieser
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Fabrik geriet Staudinger freilich in die Schlagzeilen. Wegen seiner Ansichten zum Thema Kapital. Weil ihm die Bank benötigte Kredite micht gewähren sollte, sammelte er bei Kunden und Freunden drei Millionen Euro ein. Mit der Doku „Das Leben ist keine Generalprobe“ (Geyrhalter Filmproduktion), für die er sich monatelang von der Regisseurin Nicole Scherg und ihrem Kamerateam begleiten ließ, ist Staudinger sehr glücklich. Sein Kommentar: „Ich sage es oft und gern, dass es im Leben nichts Wichtigeres gibt als das Leben. Wir wissen es und handeln doch meist anders. Dieser Film ermutigt zu einem Leben jenseits des Mainstreams, denn nur jenseits des Stromes der Massen wartet das Leben in seiner Buntheit und Vielfalt.“
filmbiz Demnächst im Kino:
Allied - Vertraute Fremde
Florence Foster Jenkins
Nocturnal Animals
03./04. November
17./18. November
01./02. Dezember
Homo Sapiens (Stadtkino) Müllers Büro (restaurierte Fassung) (Stadtkino) Die Ökonomie der Liebe (Polyfilm) Alles was kommt (Filmladen) Kater (Thimfilm) Willkommen bei den Hartmanns (Constantin) Tini - Violettas Zukunft (Disney) Pettersson und Fundus: Die schönsten Weihnachten überhaupt (Constantin)
Dirty Cops: War on Everyone (Constantin) Jeder stirbt für sich allein (Filmladen) Paterson (Filmladen) Die Nacht der 1000 Stunden (Thimfilm) Voll verkatert (Constantin) Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (Warner) Amerikanisches Idyll (Constantin) Jeder stirbt für sich allein (Thimfilm)
10./11. November
24./25. November
Underworld: Blood Wars 3D (Sony) Kaum öffne ich die Augen (Polyfilm) Das kalte Herz (Filmladen) EIn Lied für Nour (Thimfilm) Peter Handke - Bin im Wald, kann sein, das ich mich verspäte (Stadtkino) Allied - Vertraute Fremde (Paramount) Sully (Warner) Robbie, Tobbi und das Fliewatüüt (Constantin) Das Morgan Projekt (Fox)
Jack Rescher: Kein Weg zurück (Constantin) Arrival (Sony) Die Mitte der Welt (Constantin) Nocturnal Animals Cafe Society Bauer Unser (Filmladen) Hieronymus Bosch - Garten der Lüste (Polyfilm) Kinders (Stadtkino) Eine Geschichte von Liebe und Finsternis (Thimfilm) Magnus - Der Mozart des Schachs (Polyfilm) Mister Universo (Stadtkino) Before I Wake (Polyfilm)
Bad Santa 2 (Constantin) Ich, Daniel Blake (Luna Filmverleih) Florence Foster Jenkins (Constantin) Die Akademie der Musen (Stadtkino) Arrival (Sony) The Hollars (Sony) Deepwater Horizon (Constantin)
Sing
Tini - Violettas Zukunft
Vampir
Voll verkatert
Meine Zeit mit Cézanne
Deepwater Horizon
08./09. Dezember Meine Zeit mit Cézanne (Filmladen) Sühnhaus (Freibeuterfilm) L‘Odysée (Thimfilm) Office Christmas Party (Constantin) Die Vampirschwestern 3 - Reise nach Transsilvanien (Sony) Sing (UPI) Alle Farben des Lebens (Constantin)
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25 Years of MEDIA Seit 1991 engagiert sich das MEDIA Programm der EU für eine starke europäische audiovisuelle Branche. Mit über 2,4 Milliarden Euro hat das Programm Film- und Medienschaffende zusammengebracht und neue Zuschauer erreicht. In Österreich ist MediaDesk mit seiner Leiterin Esther Krausz für die Information und Beratung der Branche über die Förderungen zuständig.
Esther Krausz
Die nächsten Einreichtermine des MEDIA Programms: Content Development of Single Project (Projektentwicklung für Einzelprojekte): 17. November 2016 TV-Programming (Förderung der TV-Programmation europäischer audiovisueller Werke): 24. November 2016 Festivals: 24. November (für Festivals, die zwischen 1. Mai und 31. Oktober 2017 stattfinden) Selektive Verleihförderung (Distribution Selective): 1. Dezember Informationen über das MEDIA Programm, sowie Beratung und Unterstützung bei die Antragstellung bekommen Sie beim Creative Europe MEDIA Desk im Österreichischen Filminstitut. www.creativeeurope.at www.facebook.com/ cedmedia.at
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Hat die europäische Filmwirtschaft Grund zu feiern anlässlich von 25 Jahren MEDIA? ESTHER KRAUSZ: Das MEDIA Programm hat die europäische Filmwirtschaft sicherlich maßgeblich beeinflusst. Jubiläen sind immer auch eine gute Gelegenheit, Resümee zu ziehen und sich für die Herausforderungen der Zukunft aufzustellen. Wenn ich Andrus Ansip, VP der EU zitieren darf, so meint er anlässlich des Jubiläums: „The MEDIA programme has played an essential role to help European films reach new audiences across borders. We need to build on this success and foster the circulation of content in Europe with the right EU framework. Digital developments bring opportuinites and challenges für the aduiovisual sector. We need to find solutions together to boost the legal offer online and fight piracy.“ In eine ähnliche Kerbe schlägt Günther Öttinger, der Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, der besonders den mit 121 Millionen Euro ausgestatteten Garantiefonds, der kleinen und mittelständischen Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft den Zugang zu Krediten erleichtern und sie so wettbewerbsfähiger machen soll, als Innovation bei Creative Europe hervorhebt. Wie hat Österreichs Filmbranche bisher vom MEDIA-Programm profitiert? KRAUSZ: Durch das MEDIA Programm haben zahlreiche Firmen Zugang zum europäischen und internationalen Markt erhalten: Produktionsfirmen haben sich verstärkt an Koproduktionen beteiligt, Vertriebsfirmen konnten dadurch in eine größere Anzahl von Ländern verkaufen und die Verleihfirmen haben dank MEDIA die österreichische Kinolandschaft verändert, indem sie ein breites Spektrum an europäischen Filmen in österreichische Kinos brachten. Können Sie Beispiele nennen? KRAUSZ: Ich kann vom höchst ausgezeichneten Film Österreichs in den letzten Jahren anfangen, mit Liebe der ebenso gefördert wurde wie Der Fälscher oder zahlreiche andere international ausgezeichnete Filme. Wie wir wissen, genießt das heimische Filmschaffen einen ausgezeichneten Ruf und ist ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Vielfalt Europas. Und zahlenmäßig? KRAUSZ: In den vergangenen 25 Jahren investierte die EU 2,4 Milliarden Euro in die audiovisuelle Branche in Europa. Für den Zeitraum 2014 bis 2020 stehen über 800 Millionen Euro für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Vielfalt der Branche zur Verfü-
gung. Konkret auf österreichische Projekte bezogen wurden zB. Flimmit im Bereich Onlinevertrieb, das Crossing Europe Film Festival und Ulrich Seidls Paradies-Trilogie in der Projektentwicklung gefördert. Das sind ja drei sehr unterschiedliche Beispiele, welche Bereiche fördert MEDIA? KRAUSZ: Grob gesprochen fördert MEDIA die Entwicklung, den Vertrieb und die Promotion europäischer audiovisueller Werke. Das Geld geht auch in Fortbildung für Filmschaffende (training). Es gibt Förderungen für die Projektentwicklung, TV-Koproduktion, zuletzt verstärkt TV-Serien, für Verleih europäischer Filme, auch Online Distribution. Außerdem gibt es Förderungen für Märkte und Filmfestivals. Ebenso werden Koproduktionsfonds unterstützt. Gibt es grundsätzliche Richtlinien, was förderungswürdig ist? KRAUSZ: Alle Projekte sollen ein Beitrag für die kulturelle Vielfalt Europas sein und auch wirtschaftlich eine europäische Dimension aufweisen. Wie ist MEDIA strukturiert, wer bestimmt, was förderungswürdig ist? KRAUSZ: Zuständig für die Umsetzung des MEDIA Programms sind die Europäische Kommission (Strategie, Budget, Kommunikation), die EACEA, die Exekutiv-Agentur für Bildung, Audiovisuelles und Kultur macht die Calls und wickelt die Förderungen ab. Die Creative Europe Desks beraten die Branchen vorort in allen Mitgliedsländern. Wie resümieren Sie die Auswirkungen von MEDIA auf die österreichische Kreativlandschaft? KRAUSZ: Das MEDIA Programm hatte in Österreich einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der audiovisuellen Landschaft. So trugen die internationalen Trainingsprogramme wesentlich zur Professionalisierung des audiovisuellen Sektors bei, wodurch die im audiovisuellen Bereich Tätigen effizienter auf dem europäischen und internationalen Markt agieren können, vor allem in den Bereichen Koproduktion, Verleih und Vertrieb. Durch die Förderung von internationaler Zusammenarbeit, Koproduktion und dem Vertrieb europäischer Werke bringt Creative Europe MEDIA kulturelle Vielfalt auf Europas Leinwände. Welche Wünsche haben Sie an die österreichische Filmbranche? KRAUSZ: Ich wünsche mir, dass sie neugierig und offen bleibt und weiterhin mit aufregenden Projekten zur Bildung einer gemeinsamen europäischen Identität beiträgt.
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„Ein Forst mit Jungwald“ Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Film, Sound & Media Interview über die Situation und Entwicklung der heimischen Film- und Musikbranche. MAILATH-POKORNY: Weit oben auf unserer AgenWie schätzen Sie die allgemeine Situation der Filmbranche in diesem Jahr und mittelfristig da steht, den Kulturstandort Wien für Filmemacheein? rInnen gleichermaßen attraktiv zu gestalten. Ein ANDREAS MAILATH-POKORNY: Erfreulich solide. notwendiger Schritt, ist ein paritätischer Anteil von Verglichen mit vielen anderen europäischen LänFrauen am Filmförderbudget. In einer Evaluierung dern steht Österreich gut da: Die Erstauswertung, wurde vergangenes Jahr festgestellt, dass bei der sprich die Kinobesuche sind weiterhin sehr stabil, TV-Förderung dringender Handlungsbedarf begerade auch bei den einzelnen österreichischen steht. Mit dem Förderjahr 2016 greifen beim FilmProduktionen, was für die Filmbranche enorm wichfonds Wien geänderte Förderrichtlinien, die die tig ist. Das Rekordergebnis für den österreichischen eingereichten Projekte frauenfördernd bewerten. Film, das 2015 durch den Zuschauermagneten „Das Dadurch ist es uns gelungen, den Frauenanteil am ewige Leben“ erreicht wurde, geht sich heuer nicht TV-Förderbudget von 11 Prozent im Vorjahr auf 25 aus. Aber es liegt in der Natur von Rekorden, dass Prozent zu erhöhen. Wir sind da auf dem richtigen sie sich nur schwer toppen lassen. Mittelfristig wird Weg, aber der Anteil hat augenscheinlich noch Enthier sicher das kommende Kinojahr spannend, Andreas Mailath-Pokorny wicklungspotenzial. wenn schon in den ersten Monaten die neuen Filme Welche mittel- und langfristigen Maßnahmen von Stefan Ruzowitzky und Josef Hader in die Kinos kommen. setzt die Stadt Wien für die Musikbranche? Wie beurteilen Sie die Entwicklung und Projekte des Wiener MAILATH-POKORNY: Die Musikstadt Wien ist zum Teil in einer komFilmfonds? fortablen Situation. Wir haben bezüglich Musik eine große Tradition, MAILATH-POKORNY: Mithilfe der strategischen Arbeit des Filmdenn die Geschichte hat uns über die Jahrhunderte mit talentierten fonds Wien hat sich ein Filmschaffen entwickelt, das sich durch VielKünsterInnen reich bedacht. Deren Erbe pflegen wir mit Erfolg und seitigkeit und Qualität auszeichnet. Derzeit sieht man das vor allem werden daher zu Recht weltweit als Musikstadt gerühmt. Erbe bean einer neuen Generation von RegisseurInnen, die für den österreideutet jedoch nicht nur Genuss, sondern auch Verpflichtung. Konchischen Film und seine Aktualität immer wichtiger werden. Dass wir kret: Wiens internationale Reputation als Zentrum klassischer Musik zum Beispiel heuer die erfrischenden und unerschrockenen Filme muss weiterhin Priorität haben. Zeitgleich muss die Stadt zeitgenösvon Regisseurinnen wie Marie Kreutzer und Mirjam Unger bewunsischen MusikerInnen Raum zur Entfaltung ihres Könnens bieten. dern konnten, ist unter anderem das Ergebnis der intensiven FörderDeren Schaffen ist ein pflegeintensiver Jungwald, dessen Forst erst arbeit der letzten Jahre. andere Generationen überblicken. Dieser Tage eröffnet daher das Das zweite Standbein ist die kontinuierliche Strukturförderung, die alljährliche Festival für Neue Musik „Wien Modern“, einer der bedeuder Fonds leistet, etwa die Unterstützung für die Vienna Filmcomtendsten Aufführungsorte aktueller Kompositionen. Auch mit dem mission oder den Österreichischen Filmpreis. In den hier unterKlangforum verfügen wir über ein weltweit beachtetes Orchester, stützten Projekten ist der Nachhaltigkeitseffekt hervorzuheben, da das zeitgenössische Musik erlebbar macht. Ein weiteres Festival ist sie dem Austausch und Wissenstransfer dienen, die für das kreative explizit für elektronische MusikerInnen Wiens und deren Publikum Handwerk der Branche ausschlaggebend sind. konzipiert: das Electric Spring. Und wir unterstützen das „Waves ViDie Förderung der Filmfestivals wird neu strukturiert. Wie kam enna Festival“, das elektronische Musik von Wien hinaus in die gees zu dieser Maßnahme? samte Welt exportiert. Daher mein Credo die Musik betreffend: Altes MAILATH-POKORNY: Festivals werden für unsere Film- und Kibewahren, Neues beflügeln. nolandschaft zunehmend wichtiger. Sie spezialisieren sich auf beWas waren Ihre persönlichen Highlights im Musikbereich in stimmte Genres, Formate und Nischen und sprechen so ihre jeweidiesem Jahr? ligen Communities bzw. ihr Zielpublikum an. Die Festivallandschaft MAILATH-POKORNY: Sicherlich das Popfest am Karlsplatz, das vieist mit den Jahren zunehmend unübersichtlicher geworden, sowohl len Wiener MusikerInnen eine erste große Auftrittsmöglichkeit gewas die Terminisierung als auch die inhaltlichen Schwerpunkte anboten hat. Heute kann man getrost von einer ganzen Generation an belangt. Künftig wird ein unabhängiger Fachbeirat über die Fördeneuen Popkünstlern sprechen, die auch international reüssiert. Etwa rung von Filmfestivals beraten und Empfehlungen aussprechen. Das Wanda, die gerade ein fulminantes Konzert in Bologna gegeben hat. neue Beiratssystem bringt mehr Transparenz, Nachvollziehbarkeit Was waren Ihre persönlichen Highlights Filmbereich in diesem und Objektivität. Darüber hinaus können die Anträge an einer einJahr? zigen Adresse, gleich einem One-Stop-Shop, eingereicht werden. Die MAILATH-POKORNY: Die Viennale Eröffnungsfilme sind grundsätzNeustrukturierung entstand in enger Zusammenarbeit mit der 2012 lich immer großartig und sehenswert. Aber der von heuer hat mich gegründeten Interessensgemeinschaft „Forum österreichischer ganz besonders beeindruckt: „Manchester by the sea“ ist ein berühFilmfestivals“ (FÖFF). rendes Familiendrama, das einem von der ersten Einstellung an fesWelche mittel- und langfristigen Maßnahmen setzt die Stadt selt. Große Schauspielkunst wird aufgeboten, allen voran von Casey Wien auf die Filmbranche? Affleck, dessen eindringliches Spiel verstört.
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Jede Szene ist echt! In der Naturfilmerszene ist die Preisauszeichnung beim „Wildscreen Festival“ vergleichbar mit den Oscars. Und so einen hat die Produktion „The Ivory Game“ der Terra Mater Factual Studios gewonnen.
„Alle, die bei diesem Film dabei waren und alle die ihn bisher sahen, waren persönlich betroffen über das Schicksal der Elefanten und ich bin überzeugt, dass wir damit etwas bewegen können.“
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Walter Köhler
Gratuliere zum Gewinn des ‚Goldenen Panda‘ beim Wildscreen Festival, der gerne mit dem Oscar verglichen wird. Was bedeutet der Preis für Sie? WALTER KÖHLER: Das ist ein unglaublicher Moment für unsere Firma, es ist die Belohnung für all die Leidenschaft, Kreativität und jahrelange, harte Arbeit aller Beteiligten, ohne die dieser sensationelle Erfolg nicht möglich gewesen wäre. Dieses Festival findet nur alle zwei Jahre statt und es versammeln sich wirklich alle dort, die in der Naturfilmerszene etwas zu sagen haben. Vor diesen strengen Expertenaugen zu bestehen, ist unglaublich, der Film war das Gesprächsthema auf dem Festival. Der Buzz war so groß, hätten wir nichts gewonnen, wäre ich eigentlich enttäuscht gewesen. Worum geht es in dem Film? KÖHLER: The Ivory Game ist ein brisanter und hochaktueller Dokumentarfilm, der die dunklen Abgründe des illegalen Elfenbeinhandels ans Licht bringt. Regie führten der vielfach prämierte österreichische Dokumentarfilmer Richard Ladkani und der Oscar– nominierte New Yorker Regisseur Kief Davidson. Alle, die bei diesem Film dabei waren und alle die ihn bisher sahen, waren persönlich betroffen über das Schicksal der Elefanten und ich bin überzeugt, dass wir damit etwas bewegen können. Wenn das illegale Abschlachten der Elefanten in dem aktuellen
Tempo weitergeht, dauert es keine 15 Jahre mehr, bis das größte Landtier der Erde nur mehr in Zoos zu sehen sein wird. Die Art und Weise wie der Film produziert wurde, war einzigartig, es ist eine Art Jason Bourne Thriller, nur dass bei uns jede Kugel und jeder Kampf echt ist. Der Film läuft ab 4.11. im Wiener Burgkino und startet gleichzeitig weltweit auf Netflix. WIe kommt es zu diesem Deal? KÖHLER: Das war eine große Sache: Netflix ist der erste Channel, dem wir jemals alle Rechte an einer Produktion exklusiv und weltweit verkauft haben. Es ist mir wichtig, dass dieser Film aufgrund seiner Brisanz und des Handlungsbedarfs global herauskommt. Netflix ist hier der ideale Partner mit 86 Millionen Abonnenten in 190 Ländern und der Bereitschaft viel in das Marketing zu investieren. Noch dazu schickt Netflix unseren Film auf den Oscar-Trail. Es wäre sensationell, wenn wir es auf die Shortlist schaffen. Die Vorstellungen im Burg-Kino sind mir persönlich wichtig, da ich als österreichischer Produzent unseren Film auch in Österreich auf der großen Leinwand zeigen möchte. Wie kamen diese Kontakte zustande? KÖHLER: Wenn man solange im Business ist wie ich, hat man ein entsprechendes internationales Netzwerk. Ihre Firma bewegt sich auf höchstem Niveau was Koproduktionen weltweit betrifft, in Österreich sieht man Ihre Filme „nur“ auf Servus TV, ist das nicht ein Widerspruch? KÖHLER: Wir haben mit Servus TV einen Outputdeal und versorgen den Sender seit Beginn mit entsprechenden Produkten. Es ist eine erstklassig funktionierende Zusammenarbeit. Ich wollte nie „weltberühmt in Österreich“ sein, mir war es immer wichtiger, auch zu meinen ORF UNIVERSUM-Zeiten, mit unseren internationalen Partner ein globales Publikum zu erreichen. Sie sind nicht exklusiv an Servus TV gebunden, ihre Filme könnten zB. auch beim ORF laufen? KÖHLER: Selbstverständlich, wir sind eine freie Filmproduktionsfirma und nach allen Seiten hin offen. Aber Österreich hinkt der internationalen Entwicklung in dieser Beziehung etwas hinterher , in anderen Ländern ist die Film- und Fernsehwelt ganz anders strukturiert. Als Beispiel? KÖHLER: In Deutschland wird von ZDF-Töchtern für alle Sender produziert, nicht nur für den eigenen. Oder in England: Die BBC, für die wir auch schon
filmbiz Moment beim Fischfang abzufilmen, das kostete Geduld, Nerven und Geld. Heutzutage hat man eine Überfülle an Material, sodass es auch wieder sehr viel Zeit kostet, die richtigen Sequenzen auszuwählen. Es gibt ja mittlerweile den neu geschaffenen Beruf des Datenwrangler, der zum technischen Assistenten hinzukommt und das vorhandene Material für die diversen Geräte konfiguriert. Früher war das Verhältnis Bild zu Aufnahmen 1:30, heutzutage stehen wir bei 1:300. Früher hatte man eine Kamera, heutzutage haben wir sogar schon mit 16 eine Szene gedreht. Manches ist Spielerei,. andererseits hätten wir gewisse Dinge ohne die neue Technik nicht drehen können. Für unserer soeben beim Wildscreen Festival mit dem Technical Innovation Award ausgezeichneten Dokumentationen „Leuchtfeuer des Lebens“ mit dem überragenden 92-jährigen Sir David Attenborough wurde beispielsweise eine Spezialkamera erfunden, die so lichtempflindlich ist, dass das Sternenlicht in stockdunkler Nacht ausreicht, um noch ein Farbbild zu generieren. Wie finanzieren Sie Ihre Filme? KÖHLER: Hauptsächlich über Presales mit unseren internationalen Partnern, ohne Koproduktionen wären Filme in diesen Größenordnungen nicht finanzierbar. Jeder unserer Filme ist ein Unikat, das beginnt beim Vertrag und endet schlussendlich beim fertigen Produkt.
„Ich erinnere mich noch an meine Anfänge, welche Herausforderung es war, einen Eisvogel im rechten Moment beim Fischfang abzufilmen, das kostete Geduld, Nerven und Geld. Heutzutage hat man eine Überfülle an Material, sodass es auch wieder sehr viel Zeit kostet, die richtigen Sequenzen auszuwählen.“
Preise & Verkauf
Foto © Anita Ladkani
Foto © TAnita Ladkani
viel produziert haben, lässt am Markt pitchen und nimmt nur die Besten. Ein sogenannter Channelmanager sucht die Produktionen aus, die können aus dem Haus kommen oder vom freien Markt. Das kann zwar schmerzhaft für die BBC- Mitarbeiter sein, wenn sie übergangen werden, aber es führt zu einer Belebung der Produktionsszene. Wir sprechen immer vom Fernsehen, warum gehen Naturfilme mit ihren oft spektakulären Aufnahmen im Kino nicht? KÖHLER: Man sollte das nicht generalisieren, es gibt immer wieder Ausreißer, die viel Publikum anziehen, man denke an „Unsere Erde“ oder „Die Reise der Pinguine“, die aber auch beide sehr stark beworben wurden. Wahrscheinlich fehlt den Kinozusehern die Möglichkeit zur Identifikation, andererseits gibt es Dokumentarfilme, die stark kampagnisieren und daher auch von einer großen Öffentlichkeit aufgenommen werden. Was hat sich in all den Jahren, die Sie in dieser Branche sind, am meisten geändert? KÖHLER: An erster Stelle stehen die ungeheuren Veränderungen im technischen Bereich. Inhaltlich gibt es -ähnlich wie in der Mode - Trends, die kommen und gehen, da erwarten uns keine Sensationen, technisch sehr wohl. Einerseits ist es mit den neuen digitalen Kameras viel einfacher geworden, ich erinnere mich noch an meine Anfänge, welche Herausforderung es war, einen Eisvogel im rechten
Der Golden Panda Award, die höchste Auszeichnung der Fernsehindustrie im Bereich Naturfilm, und vier weitere Awards gingen Mitte Oktober an Terra Mater Facultas Studios und zwar für die Filme The Ivory Game, Leuchtfeuer des Lebens und Richard Hammonds Wetter-Werkstatt. Bei der Mitte Oktober stattfindenden wichtigsten Fernsehmesse der Welt in Cannes, der Mipcom waren insbesondere die beiden Letztgenannten Verkaufsschlager.
Leuchtfeuer des Lebens
Weitere Erfolge: die Zusammenarbeit mit National Geographic wird fortgesetzt, Deals mit Smithsonian Networks oder WNET/Nature eingegangen.
The Ivory Game Foto © Terra Mater
Foto © Terra Mater/ Martin Dohrn
The Ivory Game
Auch im Vorfeld der MIPCOM gab es Grund zur Freude bei TMFS: Im Rahmen des Awards Gala Dinners wurden traditionell die Gewinner der Cannes Corporate Media & TV Awards gekürt. Vor fast 300 Gästen aus 25 Ländern erhielt TMFS den goldenen Delfin für „Leuchtfeuer des Lebens“ als beste Doku im Bereich Natur, Umwelt und Ökologie sowie den Preis für die beste Kamera. „Wildes Sri Lanka“ wurde mit dem silbernen Delfin ausgezeichnet.
Richard Hammonds Wetter-Werkstatt
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It’s A People’s Business
Johannes Rosenberger
Knowhow und feinem Humor moderierte und so zu einem gelungenen, und hochinformativem Dialog verhalf. Für wen ist der Vienna.Doku.Day gedacht: für Newcomer oder Arrivierte? ROSENBERGER: Diese Initiative ist prinzipiell einmal jährlich als Branchenveranstaltung für das Doku-Genre in all seinen Ausformungen gedacht, gleichsam als Plattform mit wechselnden Themenschwerpunkten. Bei dieser ersten Ausgabe lagen wir mit Konzeption und Zeitpunkt goldrichtig, wie man am positiven Feedback der TeilnehmerInnen erkennen konnte. Ich persönlich fand es toll, dass so viele junge UnternehmerInnen anwesend waren, für die der praktische Ansatz, den wir mit dieser Veranstaltung lieferten, besonders wichtig war. Interessanterweise waren aber auch unsere Panelgäste für das ausführliche Kennenlernen untereinander dankbar. Die beteiligten RedakteurInnen kennen sich zwar flüchtig oder zumindest die jeweiligen Programmslots, aber diese konzentrierte Auseinandersetzung sowohl mit den Bedürfnissen der österreichischen Branche als auch dem Tagesgeschäft und den Rahmenbedingungen der KollegInnen hat doch allen einiges an Erkenntnis – vor allem über das Gemeinsame – gebracht. Und dass eine Vernetzung der TV-Doku-Szene im deutschsprachigen Raum wünschenswert wäre, darüber waren sich alle einig. Der Vienna.Doku.Day wurde als große Chance gesehen, ein informelles Netzwerk zu entwickeln, ähnlich der Praxis in den skandinavischen Ländern, wo die Kooperationen und der Austausch untereinander und länderübergreifend bestens funktionieren. Was meinen Sie mit praktischem Ansatz?
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„Es ging darum, RedakteurInnen aus dem deutschsprachigen Raum für die Branche nach Wien zu holen und sie abseits nervöser Markthektik oder lauten Festivaltrubels kennenlernen zu können.“
Was gab den Ausschlag, eine Veranstaltung für die Dokuproduzenten zu veranstalten? JOHANNES ROSENBERGER: Wer kennt das nicht: Man hat ein schönes Doku-Projekt fürs Fernsehen entwickelt, der Finanzierungsplan steht zur Hälfte, aber es braucht noch weitere Partner um die Kiste schließen zu können. Koproduzenten werden angefragt, man reist zu Festivals und Märkten, drängt in Koproduktionsforen, aber die richtigen Ansprechpersonen kennt man nicht persönlich. Dieses Szenario war für mich ausschlaggebend, um ein vernetzendes Event anzudenken. Es ging darum, RedakteurInnen aus dem deutschsprachigen Raum für die Branche nach Wien zu holen und sie abseits nervöser Markthektik oder lauten Festivaltrubels kennenlernen zu können. Und auch einmal die Rollen umzudrehen: die Fernsehleute präsentieren sich den ProduzentInnen und werden eingeladen ihre Sendeflächen und Formate bestmöglich zu pitchen. Nach welchen Kriterien wurden die Vortragenden ausgesucht? ROSENBERGER: Gemeinsam mit Ralph Wieser und Alexander Ivanceanu, die wie ich durch unsere eigene Koproduktionserfahrungen einen Einblick in die Szene haben, wurden die RedakteurInnen ausgewählt und angefragt. Man muss sagen, dass die Veranstaltung sehr ernst genommen wurde und die meisten Kontaktierten sofort Interesse zeigten. Erfreulich, dass zB. Servus TV seine Kommunikationslinie etwas ändert und sich die für Dokus Verantwortliche den Fragen stellte und offen beantwortete. Einen großen Anteil am Gelingen gebührt auch Daniel Saltzwedel, der mit großem
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Erstmals fand Ende Oktober in Wien auf Initiative der Wirtschaftskammer Wien / Fachvertretung Film- und Musikwirtschaft und von dok.at der VIENNA.DOKU.DAY statt, bei dem renommierte TV-Sendungsverantwortliche aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sich vorstellten. Mastermind Johannes Rosenberger, Navigator Film, über eine überaus gelungene Premiere.
Vienna.Doku.Day-ReferentInnen
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Keynote-Speakerin Andrea Hock, AUTLOOK Filmsales
filmbiz Der Dokumentarfilm ist die epische Erzählform des Nonfiktionalen, meist in Spielfilmlänge. Er liefert Tiefenbohrungen: intensive Beobachtungen von Menschen sowie von gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten und Zusammenhängen. Er fordert den Zuschauer auf, sich auf ein aktiveres Sehen einzulassen und sich ein eigenes Urteil des Gesehenen zu bilden. Gudrun Hanke-El Ghomri / SWR/arte
Ich wünsche mir früh eingereichte, hochwertige Dossiers von ausgewiesenen Filmautoren und professionelle Produzenten. Grundsätzlich mehr Unterstützung in der Realisierung von Filmen zu Kunst allgemein und zu KünstlerInnen aller Sparten, denn in Zentraleuropa gibt es nur noch wenige Sendeplätze, die Kunst aktiv unterstützen. Judith Hardegger / SRF, Redaktion Sternstunden
Unser redaktionelles Ziel ist, jede Woche möglichst viele Menschen zur Beschäftigung mit dem Thema Geschichte anzuregen. Daher ist die Sendung aus meiner Sicht so angelegt, dass es wenig Einstiegshürden gibt, dass dem Zuseher die Rezeption erleichtert wird und dass man nicht viel Vorwissen braucht, um einzusteigen. Thomas Matzek / ORF Universum History
Koproduktionen und Prebuys erfolgen in der Regel für den Sendeplatz EDITION, der sich als Aushängeschild des Senders versteht. Für die anderen Sendeplätze wird derzeit lediglich fertiges Programm angekauft, wenngleich Anpassungen hier möglich erscheinen. Arno Becker / RTL Deutschland
Kreuz und Quer beschäftigt sich mit Themen der Gesellschaft, Ethik, Religion und Philosophie – also mit dem Begriff Weltanschauung. Dabei ist unser journalistischer Zugang, Weltanschauungen an ihren eigenen Ansprüchen zu messen. Christoph Guggenberger / ORF Religion
Die Dokumentarfilmlandschaft in Österreich ist sehr vielfältig, qualitativ hochstehend und kreativ, was sowohl publikumsstarke Filme betrifft wie künstlerisch anspruchsvolle. Wir beobachten die Arbeit der AutorInnen auf Festivals genau und sind immer wieder mit einigen von ihnen hinsichtlich einer Zusammenarbeit im Gespräch. Udo Bremer / ZDF/3sat
Wir suchen unverfälschte, objektive Darstellung der Realität mit umfassendem inhaltlichen Anspruch. Dabei konzentrieren wir uns auf den Kernmarkt Österreich, Österreichisches Sprachkolorit ausdrücklich gewünscht. Im Gesamtkonzept des Red Bull Media House sind alle Social-Media-Kanäle sehr wichtig, diese werden stetig weiterentwickelt. Daniela Bernhart / ServusTV
Prominent besetztes Podium
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ROSENBERGER: Die ReferentInnen gaben konkret Auskunft, wer die richtigen Ansprechpersonen sind, über die diversen Sendeplätze und deren Längen- und Formatvorgaben und zt. sogar über Budgets. Und auch ganz klare Hilfestellungen bezüglich Kontaktaufnahme, Umfang und Inhalt von One-Pagern, Treatments etc. Wie hoch liegen im Schnitt Budgets der Sender? ROSENBERGER: Das ist gerade im Fall von Koproduktionen sehr unterschiedlich zu bewerten, je nach Rechteumfang, Programmlänge, Lizenzzeit, das reicht von 20. – 100.000.-. So sehr Dokumentationen boomen, so schmerzlich ist die wirtschaftliche Lage, wir bewegen uns Richtung Prekariat. Waren früher z.B. 30.000 Euro für einen Film von 45 - 52 Minuten noch üblich, so werden mittlerweile im selben Fall 20.000.- von den Sendern eingebracht – die Kosten aber bleiben gleich. Auch bei Ankäufen ist diese Tendenz eingetreten, was auch Andrea Hock von AUTLOOK Filmsales in ihrer genauen Keynote dargelegt hat. (bei Interesse an der Keynote ein Mail an: vdd@dok.at). Welche Themenfelder wurden am meisten nachgefragt? ROSENBERGER: Da gab es schon zentral das Interesse am TV-Dokumentarfilm jeglicher Länge mit hohem Autorenanteil hinsichtlich Gestaltung, Narration und Reflexion. Was noch immer stark zieht sind branded slots wie zB. Univerum History o.ä, es wurde aber auch über web-begleitende Maßnahmen, Virtual Reality, 360°-Fernsehen oder VoD gesprochen. Ich mache ja selbst in den letzten Jahren die unterschiedlichsten Erfahrungen mit VoD, unsere eigenen (Navigator Film) Produktionen haben im linearen Fernsehen meist überdurchschnittliche Quoten, die Zugriffe jedoch via Mediathek sind manchmal erstaunlich und toppen die statistisch errechneten Live-Zuschauerzahlen. Da sieht man, dass die Menschen sich nicht mehr an die vorgegebenen Zeiten halten, sondern schauen, wann und wo sie wollen. Wie lautet Ihre persönliche Conclusio des ersten vdd? ROSENBERGER: Die Erfahrung in diesem Business zeigt, dass es beim dokumentarischen Arbeiten und Produzieren immer um die Personen selbst geht. Kein Treatment, kein One-Pager, keine Email-Korrespondenz kann den persönlichen Eindruck und die Möglichkeit des Dialogs, wie wir ihn im Rahmen des VIENNA.DOKU.DAY ermöglicht haben, ersetzen. Ich wünsche mir, dass auf diese erste Ausgabe noch weitere spannende folgen mögen – an Inhalten wird es in herausfordernden Zeiten wie diesen nicht mangeln. Und am Zuspruch der Branche auch nicht!
Reges Publikumsinteresse
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media MA: Tageszeitungsmarkt stabil Keinen Grund zur Panik gibt es für die heimischen Medien nach Veröffentlichung der MediaAnalyse 2015/16. Zusammengefasst hat es die Mediaagentur Mindshare folgendermaßen: • 67,6% der Österreicher lesen Tageszeitungen • Reichweitenstärkste Tageszeitung ist die Kronen Zeitung mit 31% • Auf Platz 2 liegt Heute mit 13,1%, gefolgt von der Kleinen Zeitung mit 11,6% • Betrachtet man nur Wien, so kommt Heute auf eine RW von 33%, gefolgt von Kronen Zeitung mit 26% und Österreich mit 19% • Bei den Magazinen liegt es das kostenlose Weekend Magazin mit 13,6% auf Platz 1, knapp dahinter Servus in Stadt & Land mit 13,2% Große Verschiebungen sind ausgeblieben, der österreichische Printmarkt zeigt sich im Bereich der Tageszeitungsreichweiten stabil. Es lesen laut der aktuellen Studie 67,6% der Österreicher (14+) Tageszeitungen, was einem leichten Rückgang von 1,4 Prozentpunkten im Vergleich zur MA 2014/15 entspricht. Bei den jungen 14-29-Jährigen sinkt die Reichweite von Tageszeitungen um 4 Prozentpunkte. Die Reichweite liegt mit knapp 5 Millionen täglichen LeserInnen weiterhin auf hohem Niveau, was nicht nur an der Gewohnheit der ÖsterreicherInnen liegt, sondern auch, dass sie die übersichtliche Aufbereitung des Mediums schätzen, wie aus den Mindshare MindMinutes hervorgeht. Mit der aktuellen Halbjahres-Studie lassen sich nun auch wieder Vergleiche mit den Vorjahreswerten anstellen. Aufgrund der Methodenumstellung im Jahr 2014 ist eine Gegenüberstellung mit weiter zurückliegenden Vorperioden allerdings weiterhin unzulässig. Reichweiten Reichweitenstärkste Tageszeitung ist weiterhin die Kronen Zeitung mit 31%, gefolgt von Heute mit 13,1% und der Kleinen Zeitung mit 11,6%. Betrachtet man nur Wien, so kommt Heute sogar auf eine Reichweite von 33% und verdrängt somit die Kronen Zeitung (26,0%) auf Platz zwei. An dritter Stelle rangiert Österreich mit 19%. Bei den Magazinen schafft es das kostenlose Weekend Magazin österreichweit mit 13,6% (-0,6%pt vs. 2014/15) nur knapp vor Servus in Stadt & Land mit einer Reichweite von 13,2% und einem Plus von 1,1%pt. (vs. 2014/15).
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Kontrolle der Medientransparenz In einer Parlamentssitzung anlässlich der Sonderausgaben für den Rechnungshof wurde der große Kontrollaufwand in Bezug auf Parteien und Medien diskutiert. Aufgrund Personalmangels sieht der Rechnungshof bei der Kontrolle des seit 2012 Medientransparenzgesetz 2012, Handlungsbedarf, da sonst das Ziel, mehr Transparenz bei Medienkooperationen, Werbeaufträgen und Förderungen zu erreichen, nicht erfüllt werden kann.. Es mangle an der Vollständigkeit und sachlichen Richtigkeit der Meldungen. Die Verpflichtung, entgeltliche Werbeeinschaltungen zu kennzeichnen sowie das „Hinweis‒ und Kopfverbot“ werden nicht eingehalten. Wegen der Bagatellgrenze sind bis zur Hälfte der Werbeaufträge nicht in den von der KommAustria veröffentlichten Listen enthalten. Die halbjährliche Aktualisierung der Liste über sämtliche dem RH bekannten und seiner Kontrolle unterliegenden Rechtsträger und deren Organe schränkt die Wahrnehmung der Kernaufgaben des RH stark ein. Unterschiedliche Ansichten zwischen RH, KommAustria und Bundeskanzleramt zur Prüfungszuständigkeit des RH führen zu einem unklaren Gesetzesvollzug sowie zu Missverständnissen bei kontrollunterworfenen Rechtsträgern. Der Rechnungshof rät, die Höhe der Bagatellgrenze von 5.000 € pro Quartal und Medium zu überdenken, die Übermittlungs- und Meldepflichten gegenüber KommAustria und RH zu entflechten und die Meldung von Gründungen, Auflösungen sowie Veränderungen in der Eigentums- und Beteiligungsstruktur vorzuschreiben. Klarstellen will der RH seine Prüfungszuständigkeit bei Unternehmen der gesetzlichen Berufsvertretungen und für Fonds, die von den autonomen Universitäten verwaltet werden.
Nur mehr 3 Förderantragstermine Da heuer schon alle Fördergelder vergeben wurden, entfällt der 4. Antrag für Fernsehfilmprojekte. Förderanträge für den 1. Antragstermin 2017, der am 9. Jänner 2017 endet, können bereits ab 1. Dezember 2016 beim Fernsehfonds Austria eingebracht werden. Die zwei weiteren Antragstermine im kommenden Jahr sind der 2. Mai 2017 und der 5. September 2017. „An dieser Stelle möchte ich erneut einen Wunsch an die Bundesregierung adressieren, die mit 13,5 Mio. Euro jährlich zur Verfügung stehenden Fondsmittel für 2018 zu erhöhen. Der Bedarf, so zeigt die Förderpraxis, besteht!“ appelliert Alfred Grinschgl, Geschäftsführer der RTR-GmbH für den Fachbereich Medien, „Nur so kann die Qualität des österreichischen Films und die Förderung des Filmstandorts Österreich à la longue gesichert werden. “ http://www.rtr.at/
Zeitung in der Schule „Seit über zwanzig Jahren leistet Zeitung in der Schule (ZiS) einen nachhaltigen und international herausragenden Beitrag zur Förderung der Lese- und Medienkompetenz an Österreichs Schulen. Es ist mir daher eine Ehre, die Initiative zu einem ‚Center of Youth Engagement Excellence‘ zu erklären“, verkündete Vincent Peyrègne, CEO des Weltverbandes der Zeitungen und Nachrichtenmedien (WAN-IFRA) im Rahmen der World Publishing Expo, die Mitte Oktober in Wien stattfand. Als „Center of Youth Engagement Excellence“ bezeichnet der Weltverband nur auserwählte Institutionen, die tiefgreifende und langfristige Medienvermittlung für junge Menschen betreiben. „Allein im vergangenen Schuljahr haben rund 103.000 Schülerinnen und Schüler an ZiS-Projekten teilgenommen und ihren Blick auf die Welt geschärft. Die internationale Anerkennung zeigt, dass ZiS mit seinen innovativen und praxisnahen Ansätzen den richtigen Weg beschritten hat“, so ZiS-Geschäftsführerin Nadja Vaskovich. „Jeder fünfte Jugendliche in Österreich hat laut PISA-Studie Schwierigkeiten beim sinnerfassenden Lesen. Angesichts dieser dramatischen Zahlen ist unser Engagement heute wichtiger denn je. Die Einbindung aktueller Themen durch Zeitungen und Zeitschriften belebt nicht nur den Unterricht, sondern begeistert die heranwachsende Generation für den demokratischen Diskurs in unserer Republik“, so Vaskovich. Auch der Geschäftsführer des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) Gerald Grünberger zeigte sich erfreut über die internationale Auszeichnung: „ZiS wurde 1995 vom VÖZ gegründet und wird heute von allen wesentlichen Zeitungen und Zeitschriften des Landes getragen. Mittlerweile ist ZiS als unabhängiger und privater Verein einer der größten und wichtigsten Vorreiter des Landes, wenn es um die gesellschaftlichen Zukunftsthemen Lesefertigkeit, Medienkompetenz und Demokratieverständnis geht.“
Wien, NÖ & Burgenland sind HD-fit
Start ins HD-Zeitalter(l-r): Michael Wagenhofer, GF ORS; Karlheinz Papst, Landesdirektor ORF Burgenland; Brigitte Wolf, Landesdirektorin ORF Wien; Norbert Gollinger, Landesdirektor ORF NÖ; Norbert Grill, GF ORS
Seit 27. Oktober ist in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland die gesamte ORF-Senderfamilie - ORF eins, ORF 2, ORF III, ORF Sport+ einschließlich 3sat, sowie ServusTV und ATV mit dem neuen Antennenfernsehen simpliTV ohne Zusatzkosten in High Definition zu sehen. Auch die beliebte TV-Sendung ORF ‚Bundesland heute‘ ist via simpliTV in Antennenhaushalten in HD-Qualität zu empfangen. Weitere SD-Programme, wie etwa Puls4, ATV2, oe24TV, W24 und SchauTV zählen ebenfalls zum kostenfreien Programmbouquet. Der Empfang von DVB-T in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ist seit dem 27. Oktober nicht mehr möglich. Mit der Umstellung von DVB-T auf DVB-T2/ simpliTV wird dem TVPublikum kostenfreies HD und – sofern sie sich für ein kostenpflichtiges Abonnement entscheiden – eine Programmvielfalt von über 40 TV-Sendern angeboten. Dieses Angebot ist für TV-Konsumenten interessant, täglich entscheiden sich derzeit rund 5.000 TV-Seher für DVB-T2/ simpliTV.
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media
Kontrolle versus Freiheit: was gewinnt? Die KommAustria leistet offenbar so gute Arbeit, dass sich ihr Aufgabenbereich immer mehr erweitert. Gerade in der Medienwelt, wo sich die Spirale besonders schnell dreht, ist es wichtig, Grundsatzentscheidungen nicht zu übereilen. Verbindlich in Worten, höchst gewissenhaft in den Fragestellungen, ist der Jurist Michael Ogris, dessen Funktionsperiode als Behördenleiter der KommAustria soeben verlängert wurde. Wohin die Reise im Internet geht, kann aber selbst dieser Experte nicht beantworten.
Mag. Michael Ogris tritt nach Ablauf der ersten, sechsjährigen Funktionsperiode seine zweite Amtszeit als Vorsitzender der unabhängigen und weisungsfreien Medienbehörde KommAustria an. Stellvertretende Vorsitzende ist nun Dr.in Susanne Lackner, die bisher schon seit Oktober 2010 Mitglied des fünfköpfigen Kollegiums war und in ihrer neuen Funktion auf Dr. Florian Philapitsch folgt. Dr.in Martina Hohensinn und Mag. Michael Truppe wurden als KommAustria - Mitglieder bestätigt. Neu im Team ist Dr.in Katharina Urbanek, die bisher als stellvertretende Leiterin der Rechtsabteilung des Fachbereichs Medien der Rundfunk und Telekom Regulierungs -GmbH (RTR) zahlreiche Verfahren der KommAustria maßgeblich begleitete.
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Seit 2004 leiten Sie die KommAustria. 2010 wurde die Behörde unabhängig und weisungsfrei, bekam auch die Kontrolle über den ORF und Sie wurden Vorsitzender der KommAustria „neu“. Nach Ablauf der auf sechs Jahre befristeten Bestellung wurden Sie soeben in dieser Funktion bestätigt. Was sind diesmal die großen Themen? MICHAEL OGRIS: Unter Arbeitsmangel konnten wir uns auch vor 2010 nicht beklagen, aber die Abläufe sind seit der Installierung der KommAustria im Jahre 2001 eingespielt und es haben sich mittlerweile die Schwerpunkte verlagert. Wir widmen uns immer neuen oder durch die Digitalisierung veränderten Aufgaben. Ein größeres Thema in naher Zukunft ist die Einführung von Digitalradio auf Basis von DAB+. Hier werden wir Anfang 2017 eine Ausschreibung für Frequenzen und Sendernetzbetreiber starten. Woher kommt dieser Umschwung, noch vor einigen Monaten stand zu lesen, dass DAB+ eher keine Zukunftsaussichten hat ? OGRIS: Die Vorarbeiten für Digitalradio finden schon seit etwa dem Jahr 2008 statt. Solange sind wir und die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH, kurz RTR, mit den Radioveranstaltern im intensiven Dialog. Die Möglichkeit, in Österreich Digitalradio zu veranstalten, ist auf Basis dieses Dialogs schon seit 2010 gesetzlich verankert. Wir haben im Februar 2016 eine Interessenserhebung durchgeführt, die gezeigt hat, dass genügend Veranstalter vorhanden sind, die Radioprogramme digital ausstrahlen wollen. Neue, reichweitenstarke Versorgungsgebiete lassen sich im UKW-Bereich nicht mehr schaffen, daher ist digital der nächste Schritt, denn dafür können neue Frequenzbereiche genutzt und durch die digitale Technik darin sehr viel mehr Radioprogramme übertragen
werden – bundesweit oder regional. Dabei werden dem Hörfunk neue Möglichkeiten geboten und dem Konsumenten ein Zugewinn an Programm- und Meinungsvielfalt. Was ist dabei die Aufgabe Ihrer Behörde? OGRIS: Wir haben wie gesagt den Markt befragt und aufgrund dieser Nachfrage kommt es zur Ausschreibung. Dabei gilt es vielerlei Faktoren zu berücksichtigen: Wie meinungsund programmvielfältig sieht das Feld der Veranstalter aus? Welche Verbreitungsgebiete werden gewünscht und sind die im Hinblick auf künftige Planungen sinnvoll? Wer wird Multiplex-Betreiber, also derjenige, der die digitalen Radioprogramme in Datenströmen bündelt, denn digital werden Radioprogramme ja nicht mehr einzeln, sondern in Bündeln mehrerer Programme ausgestrahlt. Der Multiplexer hat da in gewisser Weise eine Rolle als Gatekeeper und wir haben darauf zu schauen, dass er die Programmplätze transparent, fair und nachvollziehbar vergibt. Digital wird der Zugang zu einer Hörfunkverbreitung zwar leichter, unsere Arbeit jedoch komplexer und Fragestellungen ändern sich. Wer genau ist ein Multiplexer? OGRIS: Der bekannteste in Österreich ist sicherlich die ORS, die beim digitalen Antennenfernsehen mit ihrem Produkt simpliTV diese Aufgabe schon ausübt und die für die digitale Verbreitung der Fernsehprogramme des ORF, der österreichischen Privatsender und weiterer TV-Programme sorgt. Aber es kann sich im Grunde jeder, der die Technik beherrscht, über ausreichende Finanzen und Kompetenz verfügt, bewerben. Wir schreiben nicht mehr eine Frequenz für einen konkreten Rundfunkveranstalter aus, sondern quasi einen Infrastrukturbetreiber, der digitale Programmbouquets zusammenstellt, dies aber unter unserer Aufsicht und nach gesetzlichen Regeln.
media Abgesehen von der Digitalisierung, wie haben sich die Schwerpunkte in Ihrer langjährigen Tätigkeit verändert? OGRIS: In den Anfangsjahren der KommAustria „alt“ war die Radiolizensierung die meiste Arbeit, die macht mittlerweile ca. 40 % aus, da ja immer wieder Zulassungen enden bzw. neue ausgeschrieben werden und wir natürlich in der Inhaltskontrolle involviert sind. 2010 kam die Aufsicht über den ORF hinzu. Mittlerweile wird die Rechtsaufsicht über die sogenannten audiovisuellen Mediendienste im Internet immer umfangreicher. Die EU erließ die „Audiovisuelle Mediendienste-Richtlinie“, die in Österreich, wie in den anderen EU-Staaten, in nationales Recht eingeflossen ist. So wurde 2010 unser ehemaliges Privatfernsehgesetz durch das Audiovisuelle Mediendienste-Gesetz abgelöst. Hier finden sich jetzt nicht mehr nur Regeln für Anbieter herkömmlicher, linearer Fernsehprogramme, sondern auch für die Anbieter audiovisueller Mediendienste – so sie fernsehähnlich sind. Es sind vor allem Abgrenzungsfragen, die schwer zu beantworten sind: wann ist etwas ein AV-Mediendienst, wann ist er fernsehähnlich, wer ist nur ein gelegentlicher, nicht-kommerzieller Blogger? Für den Konsumenten ist es teilweise egal, wie er zu seinen Medieninhalten kommt, ob er linear fernsieht oder zeitversetzt sich etwas streamt. Mit den neuesten, Internet-verbundenen TV-Geräten switcht man sich durch und erkennt unter Umständen gar nicht, welchen Übertragungsweg man benutzt, aber für die Fernsehveranstalter, die mit anderen Unternehmen in Konkurrenz stehen, ist es eine relevante Frage, welche gesetzlichen Restriktionen, zum Beispiel bei der Werbung, zum Tragen kommen und ebenso für uns, die wir für die Regulierung und Kontrolle zuständig sind. Die Freiheit des Internet ist nicht grenzenlos? OGRIS: Ich stelle Gegenfragen: Was ist Medienfreiheit und was Meinungsfreiheit? Durch welche rechtlichen Grundlagen sind sie geschützt und wo hat dieser Schutz Grenzen? Für uns als Regulierungsbehörde zB. bei den Themen Schutz von Minderjährigen, Kennzeichnung von Produktplatzierungen, Aufruf zum Rassenhass, Verbot von Tabakwerbung etc..Klassische Fernsehanbieter haben das alles zu berücksichtigen, natürlich auch AV-Dienste im Internet? Bestimmte Verstöße fallen in den Bereich des Strafrechts und treffen jeden. Wenn aber jemand Anbieter audiovisueller Mediendienste ist, fällt einiges auch in unseren Zuständigkeitsbereich. Wie gesagt, die Abgrenzungen sind schwierig, aber das wird in den nächsten Jahren sicher ein beherrschendes Thema. Sehen Sie in Unternehmen wie Google, youtube etc. auch den großen gemeinsamen Feind wie es ORF und die Privaten seit einiger Zeit lauthals kundtun. Wie könnte da eine Medienbehörde Richtlinien vorgeben? OGRIS: Nur um prinzipiell etwas klar zu stellen: wir geben keine Gesetze vor, wir achten nur auf deren Umsetzung und Einhaltung. Mit Sicherheit wird es
diesbezüglich in Zukunft Richtlinien geben müssen, die wir jetzt schon mit den Kollegen EU-weit diskutieren. Wir haben für die AV-Mediendienste europaweit Richtlinien, was aber passiert, wenn der Betreiber eine außereuropäische Adresse hat und wie er dann unsere Schutzbestimmungen umgehen kann, weiß man leider Das sind schwere Fragen, deren Beantwortung sicher noch viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Unternehmen sind natürlich aus wirtschaftlichen Gründen an einer Klarstellung interessiert – wir auch. Nachdem Sie seit 2010 auch für den ORF zuständig sind, was halten SIe von der Gebührenfrage bzw. die Forderung der Privaten nach Entkoppelung von Gebühren und Werbeeinnahmen? OGRIS: Dass private Medienunternehmer bestrebt sind, einen wirtschaftlichen Erfolg zu erlangen und daher nach verbesserten Chancen für ihre Dienste suchen, ist legitim, ob nicht manchmal zu viel Polemik im Spiel ist, sei dahingestellt. Warum die Gebührenfrage im Zuge der ORF-Wahl aufschwappte, ist mir als Medienbeobachter unklar, denn laut ORFGesetz muss das ORF -Programmentgelt spätestens alle fünf Jahre neu festgesetzt werden. Das ist ausdrücklich so festgelegt und muss spätestens im Dezember dieses Jahres geschehen. Als großes Unternehmen muss man vorplanen und muss dafür ein entsprechendes Budget vorlegen. Unsere Aufgabe ist es, mit der von uns bestellten ORF-Prüfungskommission die budgetierten Zahlen auf Plausibilität zu prüfen. Es könnte sogar der Fall eintreten, dass wir eine Erhöhung für angemessen halten, während der ORF vorhätte, die Gebühren zu senken, zugegebenermaßen ein theoretisches Beispiel, aber ich möchte damit nur darauf hinweisen, dass man – aus welchen Gründen auch immer – jetzt nur schwerlich darüber diskutieren kann, ob der ORF in diesem Jahr einen Antrag auf Neufestsetzung des Programmentgelts stellen soll. Das steht schlicht und einfach im Gesetz. Allerdings nicht, dass es eine Erhöhung sein muss. Im Gesetz steht auch, dass der ORF einen öffentlich-rechtlichen Auftrag zu erfüllen hat, sehen Sie den zur Gänze erfüllt? OGRIS: Die Anforderungskriterien an den öffentlich-rechtlichen Auftrag sind ja sehr weit gefasst, man könnte ewig diskutieren, ob ein Musikantenstadl nebst einem Unterhaltungswert auch einen kulturellen beinhaltet oder vielleicht sogar in welche Kategorie man Fußballübertragungen zählt… Wir hatten uns ja in zwei großen, von privaten Rundfunkveranstaltern initiierten Beschwerdeverfahren mit dieser Frage zu befassen, sowohl mit dem ORF Hörfunk, als auch mit dem TV-Angebot. Wir sind da zu der Auffassung gelangt, dass das Hörfunkprogramm passt, allerdings ist diese Entscheidung derzeit noch in der nächsten Instanz, also beim Bundesverwaltungsgericht anhängig. Beim Fernsehprogramm hatten wir Schwächen erkannt, die aber heutzutage allein schon durch das Angebot von ORF III und ORF Sport+ wahrscheinlich anders zu beurteilen wären.
„Warum die Gebührenfrage im Zuge der ORF-Wahl aufschwappte, ist mir als Medienbeobachter unklar, denn laut ORFGesetz muss das ORF-Programmentgelt spätestens alle fünf Jahre neu festgesetzt werden.“
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Arabella Goes Digital Radio Arabella ist Österreichs Vorreiter in puncto Digitalradio. Geschäftsführer Wolfgang Struber verrät im Film, Sound & Media seine Digitalstrategie und spricht über die Innovationen bei Radio Arabella.
Wolfgang Struber
„Die Digitalisierung des Hörfunks würde eine gewisse Asymmetrie in der Rundfunklandschaft aufheben und auch das österreich-spezifische Unverhältnis zwischen 70% Marktanteil öffentlich-rechtlich und 30% privatem Rundfunk aufheben.“
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Der jüngste Radiotest weist Radio Arabella mit Werten von 7 % Marktanteil und 6,5 % Tagesreichweite (10+) aus. Zufrieden? WOLFGANG STRUBER: Grundsätzlich sind wir mit diesen Werten natürlich sehr zufrieden, zeigen diese einmal mehr, dass Radio Arabella der meistgehörte Privatsender in Wien ist. Zum Thema Radiotest möchte ich aber festhalten, dass er das wichtigste Messinstrument für die österreichische Radiolandschaft darstellt. Ganz wichtig ist daher, dass durch die Ungereimtheiten der vergangenen Jahre kein nachhaltiger Schaden entstanden ist, dies werden die nächsten Monate zeigen. Der aktuelle Radiotest ist valide und auditiert und kann als Leitwährung für unser Medium eingesetzt werden. Arabella engagiert sich sehr im Bereich Digitalradio. Welches Konzept steckt dahinter? STRUBER: Die Arabella-Senderfamilie ist beim Thema DAB+ sehr engagiert. Wir sind auch Mitglied der Europäischen Digitalradio Allianz. Hier haben sich öffentlich-rechtliche und private Sender zusammengeschlossen, die gemeinsam mehr als 300 Radiostationen in mehr als einem Dutzend Ländern betreiben und rund 130 Millionen Hörerinnen und Hörer erreichen. Sinn und Zweck der Allianz ist das Setzen eines klaren Zeichens, um den digitalen Radiostandard DAB + zum Hauptverbreitungsweg für die Radioprogramme zu machen. Denn: die Digitalisierung des Hörfunks würde eine gewisse Asymmetrie in der Rundfunklandschaft aufheben und auch das österreich-spezifische Unverhältnis zwischen 70 % Marktanteil öffentlich-rechtlich und 30 % privatem Rundfunk aufheben. Diese Entwicklung wird von manchen Marktteilnehmern bewusst verzögert, um ihre marktbeherrschende Position so lange wie möglich einzunehmen. Aber an der Digitalisierung des Rundfunks führt kein Weg vorbei. Wie sieht die aktuelle Situation in Österreich aus? STRUBER: Vor drei Jahren haben wir den Digitalverein Österreich gegründet, in dem unterschiedliche Unternehmen vertreten sind Media-Saturn, die Elektroindustrie, Privatradios bis hin zu Herold und ARBÖ. Im Kern geht es uns darum, die Vorteile von DAB+ hervorzuheben. Denn die digitale Abstrahlung der Radioprogramme ist für Hörfunkveranstalter die günstigste Form ihre Hörer in beliebiger Anzahl zu erreichen, wohingegen einschlägige Studien
belegen, dass Radio als Internet-Streamingdienst sowohl für die Veranstalter als auch die Hörer um ein Vielfaches teurer kommt und somit keine Alternative für die zeitgleiche Massenverbreitung darstellen kann. Digitalradio im Standard DAB+ kann neben einer klassischen Hörfunknutzung über Zusatzdienste programmbegleitende oder programmunabhängige Informationen visuell verfügbar machen. Das können z.B. Wetter- und Umweltdaten, Börsedaten, Sportergebnisse, Verkehrsinformationen oder einfach die Platten-Cover der jeweils gespielten Lieder sein, die am Display wiedergegeben werden. Mittels rückkanalfähiger Endgeräte ist eine Verschränkung mit dem Internet möglich, wo entweder Verlinkungen zu Onlinediensten mitübertragen werden, oder sogar interaktives Radioprogramm realisierbar ist. Und das europäische Umfeld zeigt wohin die Reise geht. Die Schweiz denkt an eine Abschaltung von UKW in 2020 nach, in Deutschland hat DAB+ einen bemerkenswerten Erfolgslauf hingelegt und auch in anderen Nachbarländern ist die digitale Entwicklung weit vorangeschritten. Österreich wäre gut beraten sich hier medienpolitisch entsprechend zu positionieren und den Stillstand in der Fortentwicklung im Hörfunkbereich zu beenden.
Sylvia Reim
Welche Innovationen hat Radio Arabella in Vorbereitung? STRUBER: Die Radio Arabella-Sender in Wien, Nieder- und Oberösterreich machen uns große Freude. Die Stärke der Marke Arabella ist die Verwurzelung in der Regionalität, in Wien zB. unter dem Motto 23 Bezirke ein Sender. Deshalb ist es uns auch ganz wichtig personell entsprechend aufgestellt zu sein. Die
media neue Programmdirektorin Sylvia Reim hat ein Team von 25 Mitarbeitern an ihrer Seite, insgesamt beschäftigt die Arabella-Gruppe 75 MitarbeiterInnen. Wie definieren Sie das Arabella-Programm? STRUBER: Unser Slogan lautet „Kulthits und das Beste von heute“, Musik ist ein ganz wichtiger Bestandteil des Arabella-Programms. Genauso wie unsere Events wie zB. die 90er-Parties oder die Radio Arabella-Weihnachtsdörfer.
Welchen Stellenwert haben österreichische Künstler bei Arabella? STRUBER: Wir sind ein österreichischer Sender aus der Bundeshauptstadt und da ist natürlich österreichischer Content von zentraler Bedeutung. Wir bemühen uns seit Jahren heimische Künstler ins Programm zu holen und auch bei unseren Events auftreten zu lassen. Es gibt eine Vielzahl an Talenten in diesem Land, die man unterstützen muss.
Neue Medienordnung: VÖP fordert dringend faire Spielregeln Zum siebten Mal lud der Verband Österreichischer Privatsender Anfang Oktober zum „privatsender HEURIGEN“. Die beiden Vorsitzenden, Ernst Swoboda und Markus Breitenecker, konnten dabei über 200 Gäste willkommen heißen. Ernst Swoboda, Vorstandsvorsitzender des VÖP und Geschäftsführer von KRONEHIT, analysierte zu Beginn die überaus schwierige Situation privater Rundfunksender, die auf der einen Seite mit einem dominanten, öffentlich-rechtlichen Rundfunk und auf der anderen Seite mit nahezu unregulierten und immer stärker werdenden Online-Plattformen konfrontiert sind. Eine Reform des ORF-Gesetzes sei daher ebenso dringend notwendig wie die Umsetzung von fairen und gleichberechtigten Spielregeln im Wettbewerb mit globalen Medienanbietern wie Facebook oder YouTube. „Es braucht eine neue Medienordnung – national wie international.“, stellte Swoboda klar. „Die Medienförderungs-Enquete des Bundesministers war ein positives Zeichen“, so Swoboda. „Hier darf aber die Finanzierung des ORF nicht außer Acht gelassen werden. Das derzeitige Gebührenmodell ist wohl ziemlich sicher verfassungswidrig, jedenfalls aber ist es unfair.“ Da die Finanzierung aus öffentlichen Mitteln in engem Zusammenhang mit dem Leistungsauftrag zu sehen ist, muss aus Sicht von Swoboda auch der Programmauftrag des ORF überarbeitet werden:„Der derzeitige Programmauftrag ist unklar und schwammig. Daraus folgt, dass über dessen Auslegung immer wieder von Behörden und Gerichten entschieden werden muss – und nicht einmal die sind sich einig. Der ORF kann dadurch sein Programm fast beliebig gestalten und durch Programmänderungen Privatsendern die Luft abschnüren, während jene sich aufgrund ihrer Zulassungen nicht bewegen können.“ Markus Breitenecker, stellvertretender VÖP-Vorsitzender und Geschäftsführer von PULS 4, ergänzte die Analyse von Swoboda zum österreichischen Me-
dienmarkt um die europäische Perspektive.„In Brüssel wird das Tempo und die Wucht der Konvergenz der Medienlandschaft durch Online-Plattformen massiv unterschätzt“, sagte Breitenecker mit Blick auf die derzeitige Reform der AVMD-Richtlinie. „Damit europäische Medienanbieter überleben können, müssen bei Bewegtbildinhalten gleiche Regeln für alle gelten – egal ob für Programmveranstalter wie PULS 4, für Abrufdienste wie Netflix, für Videoplattformen wie YouTube oder für Soziale Medien wie Facebook.“ Der vorliegende Vorschlag der Europäischen Kommission sowie die Änderungsvorschläge des Europäischen Parlaments gehen für Breitenecker nicht weit genug: „Videoplattformen und soziale Medien sind Medienanbieter. Dem wird mit dem derzeitigen Überarbeitungsentwurf jedoch nicht ausreichend Rechnung getragen.“
Corinna Drum, Markus Breitenecker und Ernst Swoboda begrüßen Verteidigungsminister Karl Heinz Doskozil
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YouTuber Invasion Die YouTuber werden weltweit immer populärer und lösen arrivierte Hollywood- und Pop-Stars bei der jungen Zielgruppe als Influencer ab. Diego5 ist eine österreichische Agentur, die diese Entwicklung begleitet und vermarktet. Geschäftsführer Christoph Poropatits im Film Sound & Media-Interview über das Phänomen You Tuber und die Vermarktungs-Strategien.
diego5-Geschäftsführung: Sandra Thier & Christoph Poropatits
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Wie kam es zur Gründung von diego 5? CHRISTOPH POROPATITS: Im April 2005 wurde im Zoo von San Diego/Cal. das Kurzvideo „Me at the zoo“ als weltweit erstes Video auf YouTube hochgeladen. Seitdem erobern Videos die digitale Welt und verbreiten sich auf unterschiedlichsten Plattformen. Die Moderatorin Sandra Thier und Werbeprofi Rudi Kobza gründeten vergangenes Jahr die Firma diego 5, um dem Phänomen der YouTuber eine Vermarktungsplattform in Österreich zu bieten. Die Clips haben die digitale Welt erobert und sich in den unterschiedlichsten Channels verbreitet. Online Video wird gewissermaßen zum Fernsehen der Zukunft. Dieser Entwicklung wollen wir mit diego5 Rechnung tragen. Welche Kernkompetenz hat diego5? POROPATITS: diego5 studios ist Experte für Branded Entertainment und Online Video Marketing. Mit unserem Netzwerk an Videokünstlern, Kreativen, Youtubern und Channel Experten machen wir Botschaften digital erlebbar. 2015 startet diego5 studios als Experte für online Videos. Für die Generation, die mit sozialen Netzwerken und mobile devices aufgewachsen ist. Der Anspruch: Botschaften über Bewegtbild strategisch, kreativ und digital vernetzt zu transportieren und zu vermarkten. Gemäß dem Motto: If you have something to say, film it!
Was bietet diego5? POROPATITS: Beginnend von Strategie & Beratung über Konzeption & Produktion, filmischer Umsetzung, Channel Management bis hin zu onlineKampagnen und deren Auswertung. Dazu kommen Events, wie demnächst im Rahmen der Vienna Comic Con (19.-20.11.). Hier bieten wir eine Netzwerkübergreifende YouTuber-Fan-Veranstaltung und erwarten über 4.000 BesucherInnen, die den nahen Kontakt zu ihren YouTube-Stars suchen. Welche YouTube-Stars hat diego5 unter Vertrag? POROPATITS: Wir bedienen unterschiedlichste Genres, am populärsten ist sicher Joana.„Tips, Tricks & Apps To Make Life Easier“ – so lautet das Motto des Beauty & Lifestyle ihres YouTube-Kanals. Joanas „Life Hacks“ sind in ihrer ständig wachsenden Community – rund eine Million Abonennten - unglaublich beliebt, dabei ist die 31Jährige eigentlich Schmuckdesignerin und betreibt ihren eigenen Onlineshop. Mit ihren „Maqaroon“ Kettchen und Anhängern hat sie es sogar geschafft, die einzige Österreicherin zu sein, die Harrods in London beliefert. Ein weiteres erfolgreiches Beispiel ist die 15jährige Celina aus Niederösterreich, die seit November 2014 ihren eigenen YouTube-Kanal „Celina Blogsta“ betreibt. Die Themen sind Beauty, Lifestyle und Entertainment sowie Challenges. Celina hat rund 200.000 Follower in Österreich. Das sind Beispiele, die zeigen welche Reichweiten YouTuber auch in Österreich generieren können. Wie läuft die Vermarktung? POROPATITS: Unsere Kundenliste ist sehr vielfältig und reicht von Bipa über ORF bis zu ÖBB oder Rewe. Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit, gemeinsam mit unseren YouTube-Stars, ihre Produkte für diese Zielgruppe in die richtige Szene zu setzen. Kampagnen bspw für Bipa, die im Rahmen der Nachhaltigkeitskampagne 2016 die Markenbekanntheit der Produktlinie „bi good“ pusht. Insgesamt erzielte die Kampagne über 600.000 Aufrufe. Diese Zahlen sind kein Einzelfall und zeigen, dass YouTuber das schaffen, was den Fernsehsendern oft nicht gelingt: Sie holen die begehrte junge Zielgruppe in ihrer Lebenswelt ab – und zwar auf Augenhöhe. Wie ist diego 5 strukturiert? POROPATITS: Die Company beschäftigt 10 Mitarbeiter Innen. Unser Netzwerk umfasst zur Zeit 63 Influencer, die Zahl der AbonenntInnen und Aufrufe steigen stetig und erreichen millionenfache Werte.
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Erfolg für ORF-Programmverkauf bei der Mipcom Die Content Sales International-Unit der ORF-Enterprise kehrte von der weltweit wichtigsten Programmmesse mit beachtlichen Erfolgen nach Hause. Auf der Fernsehmesse Mipcom in Cannes setzte sich österreichischer Qualitätscontent durch und verkaufte sich auf mehrere Kontinente.
Marion Camus-Oberdorfer
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„Die Zunahme von nonlinearen Contentangeboten arbeit mit Sky Art in Neuseeland und vermarktet ist ein wichtiger Impuls, der die heimische Filmwirtdie Musikproduktionen „Frühling Wien“, Donizettis schaft international stärkt. Die hochqualitativen Oper „L’elisir d’amore“ und Händels „Messiah“. Der ORF-Produktionen erreichen durch die Video-on-Demand-Anbieter einen noch weiteren Seherkreis zusätzlich zu den klassischen TV Sendern“, bilanziert Verkaufsleiterin Marion Camus-Oberdorfer. Die ORF-Enterprise verkauft mehr als 30 Produktionen an Amazon Prime für die Ausstrahlung in den Vereinigten Staaten, Japan und Großbritannien, wobei neben zahlreichen ORF„Universum“-Produktionen auch Titel zu Wissenschaft, Technologie, Weltpolitik und aktuellem Geschehen im Paket inkludiert sind. Das Hochglanz-ORFPorträt „Maximilian von Mexiko“ feiert zudem im Smithsonian Channel seine US-Premiere. Die vielfach ausgezeichnete ORF„Universum“-Dokumentation „Wüstenkönige – Die Löwen der Namib“ wird in Kürze Thailand (Thai PBS) und Spanien (TVE) begeistern. TVE sichert sich zudem ein umfangreiches Paket an Naturfilmen, das die Award-GewinnerProduktion „Zurück zum Urwald“ beinhaltet, für die sich auch der spanische Sender Odisea entscheidet. RTL Deutschland wird demnächst die Serie „GartenKULT“ ausstrahlen und kauft auch die ORF-„Universum“-Dokumentation „Wunderwelt Garten“. Außerdem sichert sich der deutsche Sender den Publikumserfolg „Vier Frauen und ein Todesfall“ und drei Folgen der Erfolgreiche Formate auf der Mipcom: „Maximilian von Mexiko“ und „Landkrimis“. Neben der VoD-Plattform „Vier Frauen und ein Todesfall“ TV Now kommt „Vier Frauen und ein Todesfall“ auch im japanischen AXN Mystery zur mexikanische Canal 22 wird das vielbeachtete KonAusstrahlung. Die ungarische Mediengruppe Mazaj zert „Christmas in Vienna“ am 22. Dezember 2016 Media kauft das Familienformat „Das Glück dieser ausstrahlen. Auch Sky Arts Deutschland kauft hochErde“ und vier Staffeln der „Soko Kitzbühel“. wertige Dokumentationen bei der ORF-Enterprise Im Rahmen der Mipcom in Cannes erweiterte die und den „Eurovision Song Contest“ 2014 mit Gewinnerin Conchita Wurst. ORF-Enterprise auch die umfangreiche Zusammen-
media Neue Hosts bei „Sing meinen Song“ Die VOX-Erfolgssendung „Sing meinen Song“ geht auch ohne Gastgeber Xavier Naidoo 2017 in die nächste Runde. Als neuen Host suchte sich der Sender The BossHoss aus. Natürlich war die Freunde bei den Cowboys groß, als klar war, dass sie die wohl musikalisch vielfältigste Sendung im deutschen TV übernehmen werden: „Es ist eine große Ehre und Herausforderung, die wir sehr gerne annehmen. Das Besondere an dieser Show ist das Zusammenkommen unterschiedlichster Künstler an einem gemeinsamen „Lagerfeuer“ – eines an dem sie so nie sitzen würden, um Musik zu teilen. Und genau deshalb brennen wir schon jetzt und freuen uns riesig auf diese großartige Aufgabe! “
The BossHoss - neuer Host bei „Sing meinen Song“ auf VOX
Warum die Zwei als Gastgeber so gut passen, erklärt sich leicht. Alec: „Musik ist unser Motor. Das Interpretieren von Songs und die Neugier sich dieser auf neue Weise und über Genre-Grenzen hinaus zu nähern, ist schließlich Teil der DNA von BossHoss. Genau das ist es auch wofür „Sing meinen Song“ steht und was uns daran so begeistert“. Sascha ergänzt: „Natürlich sind BossHoss und Xavier nicht vergleichbar und genau das ist der Grund warum wir übernehmen: Nicht besser, sondern anders ist die Devise. Na klar bringen wir unsere eigene Handschrift mit, aber ohne den Kern des Formats zu verändern. Das Wichtigste ist doch, dass wir allen Künstlern eine ganz besondere Atmosphäre bereiten und ihrer Musik eine würdige Plattform geben – und das werden wir!“ Mit dabei in Südafrika sind diesmal Lena Meyer-Landrut, Stefanie Kloß (Silbermond), Mark Forster, Gentleman, Moses Pelham und Michael Patrick Kelly.
Reden-Wir.AT
Ulrike Wittmann, MSc/akad. gepr. PR-Beraterin
Kopfkino In ein paar Tagen ist es soweit. Dann wissen wir, ob es einen Präsidenten oder eine Präsidentin von Amerika geben wird. Aber keine Sorge, ich werde nicht auf den Wahlkampf eingehen und ihn „zerpflücken“ – da sind wir bereits von nationalen und internationalen Medien gut versorgt und teilweise übersättigt. Was mich aber tatsächlich im Zuge des amerikanischen Wahlkampfes in den letzten Wochen und Monaten beschäftigte, ist der Umstand, inwieweit Sprache und Kommunikationsverhalten – auch manipulativ - eingesetzt wird, um Menschen zu erreichen. Und wir wissen, dass sie erreichen! Nicht ganz zufällig denke ich bei diesem Schlagwort an Mr. Trump, der die Sprache eines Volksschülers spricht. Nein, dieses Sprachniveau ist nicht für ungebildete Menschen gedacht – es ist seine Strategie. Das Verwenden von Worten der „basic level cognition“ lernen wir als Kind als erstes. Mr. Trump spricht in Metaphern und lässt Bilder erscheinen. Mr. Trump visualisiert Vorstellungen durch Rückgriff auf alltägliche Bilder und kann so einem unvertrauten Erfahrungsbereich neue Klarheit und greifbare Gestalt geben. Zum Beispiel sagt Mr. Trump: „Wir bauen eine Mauer“ und nimmt somit Bezug auf Migranten. Und sofort haben wir ein Bild vor Augen. Oder: Mr. Trump nennt Hillary Clinton „crooked Hillary“. Und sofort denken wir an krumme, betrügerische Dinge drehen – also etwas Verwerfliches. Newt Gingrich, ehemaliger Vorsitzender des Abgeordnetenhauses, lieferte für Mr. Trump folgende Metapher: „Nitroglyzerin“. Ich sehe hier ad hoc eine tickende Bombe, und Sie? Durch die Metapher wird das Endergebnis des Vorhabens erkannt. Die Metapher – ein Phänomen, das uns seit 2000 Jahren beschäftigt – rückte Anfang der 80er Jahre in den Mittelpunkt kognitionspsychologischer und erkenntnistheoretischer Betrachtungen, indem George Lakoff, Prof. für Linguistik an der University of California, und Mark Johnson, Sprachwissenschaftler an der University of Oregon, postulierten: „The essence of metaphor is understanding and experiencing one kind of thing in terms of another.“ („Kognitive Metapherntheorie“) Kopfkino entsteht. Aber reicht es aus, ausschließlich Bilder zu erzeugen, um Menschen zu überzeugen? Aristoteles hat mit seinem Hauptwerk „Rhetorik“ den holprigen Pfad der überzeugenden Kommunikation für immer begradigt. Er wusste alles. Philosophie, Philologie, Mathematik, Biologie – der Mann hat Kommunikation erfunden. Er ist Superstar der Rhetorik. Wir benötigen felsenfeste Argumente in unserer Kommunikation. Und diese sind, wenn wir Aristoteles folgen, dreifältig. Wir überzeugen Menschen mit logischen Argumenten (Logos), wie zum Beispiel Marktanteile oder Umsatzwachstum. Wir überzeugen Menschen mit Glaubwürdigkeit (Ethos), zum Beispiel Reputation, Image, Expertise, Autorität. Und wir überzeugen Menschen mit Emotion (Pathos). Alles, was uns Menschen verbindet, ist emotional. Für Daniel Goleman, US-Psychologe und Autor des Werkes „Emotionale Intelligenz“, sind gute leader, die mit Emotionen arbeiten: „Great leaders move us. They ignite our passion and inspire the best in us. When we explain why they are so effective, we speak of strategy, vision or powerful ideas. But the reality is much more primal: Great leadership works through emotions.“ Dort enden zu wollen, wo begonnen wurde: Wer das Glück hatte, Barack Obama in seinen Wahlkämpfen reden zu hören, der weiß, dass seine Vorträge unverwechselbare Wirkung erzielten. Mr. Obama weiß, wie er Menschen in den Bann ziehen kann, die richtigen Worte findet und in welcher Weise er sich auf sein jeweiliges Publikum einlassen muss. Verbale Rohheit ist nicht sein Thema. Es reichte ein Wort aus: „C h a n g e“. Wir sahen Bilder, wir fühlten Emotionen und glaubten an Taten mit Nachdruck. Konfuzius sagte schon: „ Es ist besser ein Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen“. www.reden-wir.at
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ATV 17: neue Wege, neue Formate, neue Gesichter ATV präsentiert sein Programm und Neuerungen für die kommende TV-Saison: Mit der eigenen kostenlosen Video-on-Demand-Plattform ATVsmart geht ATV neue Verbreitungswege.
Neue und alte Gesichter der ATV-Familie
Martin Gastinger
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Und auch atv lud zur herbstlichen Programmpräsentaion, wo neben neuen Inhalten auch technische Innovationen vorgestellt wurden: Seit Ende Oktober 16 können ATVsmart-Seher pures Fernsehvergnügen jederzeit, kostenlos und überall auf Smart-TV, Smartphone, Tablet oder Computer sehen. Am Fernsehgerät einfach ATVsmart auf dem eigenen Programmplatz abrufen oder bei ATV HD oder ATV2 den Red Button auf der Fernbedienung drücken, schon taucht man in die Fernsehwelt von ATVsmart ein und hat Zugriff auf das ATV-Programmuniversum. Um ATVsmart am Fernseher nützen zu können, benötigt man lediglich ein mit dem Internet verbundenes HbbTV-fähiges Gerät. Wer dieses noch nicht besitzt, kann im Internet unter ATVsmart. tv einsteigen und dort alle Features nützen. Bei den Eigenproduktionen setzt ATV im Jahr 2017 mit „Der Speck muss weg“ und „Manieren statt Blamieren“ neue Programmideen um und holt dafür auch frische Gesichter an Bord. In „Der Speck muss weg“ werden Übergewichtige beim Abnehmen betreut und begleitet. Der Experte für Steinzeiternährung Markus Stark auf der einen Seite sowie der Kardiologe Christopher Wolf und der PersonalTrainer Christopher Frank auf der anderen Seite helfen Übergewichtigen zu einem gesünderen Leben. In „Manieren statt Blamieren“ zeigen Comedian Christoph Fälbl und Moderator Andi Moravec was im Alltagsleben schief gehen kann, wenn die Benimmschule versagt. Fälbl ist dabei selbstredend für Fauxpas zuständig, Moravec die moralische Instanz.
In der Vorweihnachtszeit glüht bei ATV der Ofen, wenn es heißt „Kekserlzeit – Backen mit den Stars“. In fünf Folgen zaubern Promis ihre Lieblingskekse gemeinsam mit Zuckerbäckerin Christine Egger. Günther Nussbaum wird in der neuen Saison nicht nur den Pfusch aufdecken, er wird in seinem neuen Magazin „Kein Pfusch am Bau“ auch zeigen, wie man es richtig macht. Mit „Wirt sucht Frau“ wurde ein Format aus der Taufe gehoben, das Arabella Kiesbauer nächstes Frühjahr in die 2. Staffel führt. In Deutschland hat RTL2 bereits lizenziert, aktuell ruft es auch Interessenten aus Schweden, Finnland, Norwegen und der Slowakei auf den Plan. Actionreich wird es bei neuen Formaten wie „Die Flugretter“,„Die Kriminalpolizei“ oder „Bereitschaftspolizei“. Einblicke ins Leben der jungen Österreicher gibt es beim Format „Generation Zukunft: krasse Teenager“. Natürlich werden die großen Programmmarken wie „Bauer sucht Frau“ mit Arabella Kiesbauer, „Pfusch am Bau“ mit Günther Nussbaum,„Der große Österreich-Test“ mit Andi Moravec und „Autorevue TV“ mit Christian Clerici weitergeführt. Neu ist „ATV Aktuell 100“: Das Format wird seit Anfang September täglich samt Untertitelung auf Facebook ausgespielt und verlängert die Marke für mobile Nutzer. Auch im TV sind die Kurz-News zu sehen. Mit „Klartext“ hat ATV ein Interview-Format erster Güte im Programm, das auch bereits auf eine Romy verweisen kann. Martin Thür ist zur etablierten Größe der österreichischen TV-Journalisten aufgestiegen, aktuell mit neuen Folgen on air und wird
media auch das Duell Norbert Hofer gegen Alexander Van der Bellen leiten. „Klartext“ wird selbstverständlich 2017 weiterproduziert. Zu den Serien: Abräumer des ATV-Jahres war eindeutig „Hubert und Staller“. Die 5. Staffel sorgte für Top-Quoten mit durchschnittlich 161.000 Sehern in der Primetime am Sonntag. Somit wird auch Staffel 6 zur besten Sendezeit gebracht. Als neues Highlight bringt ATV die Crime-Serie „Lucifer“ an den Start. Von der aktuell erfolgreichsten Krimiserie „Criminal Minds“ präsentiert ATV die Staffel 12 als FreeTV-Premiere. Ebenso zuerst bei ATV läuft die 6. und letzte Staffel von „Downton Abbey“. Im Filmbereich locken Stars wie Joaquin Phoenix, Reese Witherspoon, Kristen Stewart, Vin Diesel, Robert Armitage oder Thomas Middleditch mit FreeTV-Premieren ihrer aktuellen Blockbuster. Darunter „Inherent Vice – Natürliche Mängel“,„The Last Witch Hunter“ oder die Neuverfilmung von „Poltergeist“. Die Reihe „Der Hobbit“ geht bei ATV ins Finale und auch Animationsknüller wie „The Lego Movie“ stehen am Programm.
ATV2 Seit Oktober wird ATV2 HD in den Kabelnetzen ausgerollt, somit haben 1,2 Millionen österreichische Kabelhaushalte die Möglichkeit ATV2 in bester HD-Qualität zu empfangen. Das Projekt ist aktuell den österreichischen Kabelnetzen vorbehalten, via Antenne und Satellit wird ATV2 aber natürlich weiterhin in SD ausgestrahlt. Die Einstellrate von ATV2 liegt in den österreichischen Fernsehhaushalten derzeit bei 86 %. Und ATV2 ändert sein Programmschema, steht weiterhin für „großes Kino“. Die ATV-Eigenproduktionen wandern vom Sonntag auf den Dienstag. Dafür werden zur Primetime am Sonntag Serien fürs junge Publikum als Premieren ausgestrahlt: „Gotham“ und „Arrow“ machen den Anfang und unterhalten jeweils im Doppelpack.
ATVsmart am Start
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media Bücher, DVD & CO Ruinen des Orients In einer Wiener Wohnung liegt der sterbenskranke Musikwissenschaftler Franz Ritter und erinnert sich in einer Nacht an die wichtigsten Episoden seines Lebens. Die größte Rolle darin spielt Sarah, eine französische Orientalisten, mit der er unvergessliche Reisen nach Istanbul, Damaskus, Aleppo, Palmyra etc. unternahm. Und ab jetzt beginnt die Faszination dieses Romans, der in Frankreich zum Überraschungshit und Bestseller wurde. Mit welcher Leichtigkeit es Mathias Enard gelingt, einen so großen Bogen von Archäologie, Musik, Wien, Wissenschaft und Politik zu spannen, ist meisterhaft. Unentrinnbar gerät man in den Sog der Erinnerung dieses enzyklopädisch gebildeten, sehnsuchtsvoll liebenden Gelehrten, der immer mehr Dokumente, Romanzen, Fakten, Geschichten hervorzaubert, die von dem entscheidenden Beitrag des Orients zur westlichen Kultur und Identität zeugen. Das Buch ist ebenso gelehrig wie unterhaltsam, erschließt einem ein wenig die Faszination für den Orient und spart auch nicht mit kleinen Spitzen. Hervorragend diejenigen über die Tageszeitung Standard: „Hinter meinem Standard, dessen Affenarschfarbe so gut zum Teint der Leser passt,… der es verdient, erwähnt zu werden, da er eine Serie von 100 österreichischen Filmen herausbrachte…“ Mathias Enard: Kompass (Hanser)
Wer gewinnt am Ende? Einen literarischen Psychothriller legt die französische Bestsellerautorin Delphine de Vigan mit dieser angeblich wahren Geschichte vor. Bei einer Party lernt die Ich-Erzählerin, eine Autorin mit Schreibblockade, eine Frau kennen, die ihr auf Anhieb sympathisch ist, sie lieben die gleichen Bücher, Filme, Bars, sie treffen einander immer wieder zufällig, die andere wird zur intimsten Freundin, die in jeder Notsituation selbstlos zur Stelle ist. Die Ich-Erzählerin wird immer hilfloser, traut sich nicht mehr an ihren Computer, vermeidet Kontakt zu ihr so wichtigen Freunde und wird auch körperlich immer gebrechlicher. Wie in jedem Psychothriller braucht die Hauptperson lange, um die sie umgehende Gefahr zu erkennen. Und die droht nicht nur von der realen Figur… De Vigan macht sich sehr viele kluge Gedanken über Literatur, die Aufgabe des Schriftstellers, den Kulturbetrieb und über Selbstreflexion als Antrieb der künstlerischen Energie. Worauf man sich schon freuen darf: Roman Polanski wird den vorliegenden Roman nach einem Drehbuch von Olivier Assayas verfilmen. Delphine de Vigan: Nach einer wahren Geschichte (Dumont)
Traumfrau gesucht Das Thema Autor-Fiktion scheint in den Lieraturzirkeln gerade richtig aktuell zu sein, ob es um die Aufdeckung einer Bestsellerautorin oder um das Vexierspiel der eigenen Person geht. Auch in Thommie Bayers Novelle um ein Zwillingsbrüderpaar erscheint dem Ich-Erzähler immer wieder eine Frauenfigur im Traum, die er sich so ins Leben wünschen würde. Ist sie ein Spiegelbild seiner verlorenen, großen Liebe? Ist sie eine Allegorie auf seine Fantasie? In jedem Fall stiftet ihn diese Traumfrau zu höchster Kreativität an, denn unter der Woche ist der Erzähler Gast-
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wirt in Lothringen, am Wochenende betätigt er sich als Ghostwriter für seinen Bruder. Die Unscheinbarkeit, die zweite Rolle die Peter, so heißt er als Bruder von Paul, im Leben einnimmt, scheint ihn nicht zu stören, hatte er doch als ehemaliger Roadie genug von den schwarzen Seiten des Lebens gesehen. Oder eben auch nicht, denn wie er sich eingesteht, „ lief ich als Simpel durch die Gegend dessen Weltbild noch auf dem Schulhof generiert worden war.“ Thommie Bayer: Seltene Affären (Piper)
Jugend + sehr viel Sex = Berlin 1980 Mehr als ein Jahrzehnt hat Gerhard Falkner diesen kühnen, großen, sprachgewaltigen Roman unter Verschluss gehalten. Schauplatz ist das Berlin der 80er und 90er Jahre, das wilde Kreuzberg, die Vergeudung der Jugend, Sex, Punks und drugs, RAF und BRD. Der Stil ist elegant, die Fantasie anregend, die Recherche beeindruckend (Es ist die Zeit der Martin Kippenbergers, Oskar Roehlers, der Blixa Bargelds, Iggy Pops und David Bowies, die alle ihren Auftritt haben) aber inhaltlich rutscht der Autor schon zu oft in den Herrenwitz ab. Schade, denn die Geschichte um drei Freunde, wobei nicht ganz klar ist, welche Rolle der Erzähler genau besetzt, ist reizvoll. Ein Künstler, ein Dandy und ein Beobachter, die sich in dieselben Frauen verlieben und dies voreinander verbergen müssen, obwohl es die Zeit der offenen Beziehungen ist. Die oft aus dem Zusammenhang gerissene Geschichte mäandert zwischen Terrorismus und Hedonismus und in seiner unglaublichen Sprachgewandtheit gelingt nebstbei ein beeindruckendes Berlinportrait mit sehr vielen, kleinen Spitzen gegen das heutige Prenzlau. Und zum Schluss nimmt der Autor schon etwaige Kritik vorweg, indem er selbst gewisse Einwände vorbringen lässt - Ignorant ist er keinesfalls! Gerhard Falkner: Apollokalypse (Berlin Verlag)
Die Geister im Kopf des Filmers Fantasie kann man dem Schweizer Schriftsteller Christian Kracht nicht absprechen, wie er in seinem neuesten Buch wieder einmal blendend beweist. Ein Schweizer Regisseur namens Emil Nägeli ( mit ebensolchem Problem), dessen Meisterwerk schon einige Zeit zurückliegt, fährt nach Japan, nicht nur um dort seine untreue Verlobte zu treffen, sondern vor allem um im Auftrag der UFA ein deutsch-japanisches Bollwerk gegen die Vorherrschaft Hollywoods zu errichten. Zeit: die unglückseligen 1930er Jahre. Der mit seinem Haupthaarverlust hadernde Filmer trifft in Berlin auf Leute wie Siegfried Kracauer oder Lotte Eisner oder in Japan auf Charlie Chaplin, der - schon Weltstar- vom ganzen Staat hofiert wird. Zwischendurch träumt der Hauptdarsteller von seinem kalten Vater oder Meistern wie
media Bücher, DVD & CO Fritz Lang oder Friedrich Murnau, alles Geister, die er nicht mehr - im Gegensatz zu Ida, die es in Hollywood schaffen will - los wird. Und was ist das Ende: Nägeli gelingt es, aus seiner misslungenen Japanreise einen Avantgardefilm zu machen, bei dem er sich nicht sicher ist, wieviele Leute dabei eingeschlafen sind. Christian Kracht: Die Toten (Kiepenheuer & Witsch)
Gossip Girls anno dazumals Als Sensationsfund bezeichnet der Verlag diese Geschichten der legendären Schriftstellerin Zelda Fitzgerald. Kaum jemand verkörpert den Zeitgeist der Roaring Twenties so wie sie: sie war der Prototyp des «Flappers»: frech, abenteuerlustig, extravagant gekleidet und frisiert. Das Lebensgefühl dieser Ära hat sie in bezaubernden Erzählungen eingefangen. Im Mittelpunkt stehen bei ihr stets Frauen: eigensinnige und eigenständige Heldinnen, die nach der Theaterprobe lieber noch um die Häuser ziehen, als zu Mann und Kind nach Hause zu eilen. Die es nach Hollywood schaffen und ihre Filmkarriere für die große Liebe aufgeben. Die im Ritz Himbeeren mit Sahne essen oder sich im Pariser Nachtleben verlieren. Fitzgerald wusste genau, wie sie ihre LeserInnen zu vertrauten macht, zu Genossinnen, die sich gemeinsam am bewunderten Leben der Portraitierten erfreuen. Zelda Fitzgerald Himbeeren mit Sahne im Ritz (Manesse)
Höchst ästhetischer Beziehungsreigen Kein leichtes Unterfangen eine Art Remake eines Kultfilms zu versuchen, doch der Italiener Luca Guadagnino ging das Wagnis ein. Romy Schneider & Alain Delon wurden in dem Film „Der Swimmingpool“ von Jacques Derays zum Kultpaar, in der Neuverfilmung durch den Italiener sind die beiden Hauptdarsteller schon Weltstars. Die androgyne Tilda Swinton spielt eine abgehalfterte Rocksängerin, die aufgrund einer Operation nicht mehr sprechen darf, den Gegenpart des Exlovers und Plattenproduzenten nimmt Ralph Fiennes ein. Dazu kommen noch die jugendlichen Liebhaber, verkörpert von Mathias Schoenaerts und Dakota Johnson. Lose am Vorbild orientiert, mit aktuellen Einsprengseln beginnt das Spiel um Eifersucht, Leidenschaft und sexueller Obsession. Inhaltlich nicht ganz nachvollziehbar ( zumindest im Vergleich zum Vorbild), dafür umso ästhetischer. Kostüme, Musik, Kamera, Locations - zum Träumen schön. A Bigger Splash (Studiocanal) Regie: Luca Guadagnino
Als Mediziner noch im Fleisch fuhrwerkten Vergessen Sie alles, ,was Sie bisher an Krankenhausserien gesehen haben, den The Knick ist ganz anders und daher brilliant. Ob es am Regisseur liegt: dieser heißt Steven Soderbergh (Ocean’s Eleven, Out of Sight, Behind the Candelabra) und ist bei dieser, seiner ersten Fernseharbeit auch als Produzent, Kameramann und Editor der Serie tätig.
The Knick ist eine Krankenhausserie, die 1900 im New Yorker Knickerbocker Hospital, kurz The Knick, speilt, aber was für eine: sie ist ein düsteres Sittengemälde aus Rassismus, Korruption, Sexismus, Katholizismus, mafiösen Gangsterbanden, Kinderarbeit, schlechten hygienischen Verhältnissen und Epidemien. Empfindlich darf man nicht sein, wenn man den Ärzten zusieht, wie sie mit bloßen Händen in aufgeschnittenen Körpern (egal ob Mensch oder Tier) herumwühlen, sich zukoksen, in Hinterhöfen zur Sache kommen, in einem schmutzigen, düsteren New York und wo man sich in den Salons an antisemitischen, rassentheoretischen, machomäßigen Weltanschauungen übertrifft. Neben dem großartigen Cast, angeführt vom hohlgesichtigen Clive Owen mit hübscher Haarlocke, dem pulverisierenden elektronischen Soundtrack von Cliff Martinez (ua Drive), der quirligen Handkamera ist es die dichte Atmosphäre, die für die coole Ästhetik zuständig ist. Bitte, bitte, lass es weitergehen! The Knick Season 2 (Warner) R: Steven Soderbergh
Kunstikone des 20. Jahrhunderts Ein wenig mehr Schwung hätte dieser Dokumentation über eine der bedeutendsten Frauen in der Kunstwelt des 20. Jahrhunderts nicht schlecht getan, so hielt sich die Filmerin Lisa Immordino Vreeland strikt an die Fakten. Bisher verschwunden geglaubte Tonaufnahmen von Interviews mit Peggy Guggenheim bringen den sensiblen und temperamentvollen Charakter der schillernden Kunstfigur ans Licht. Ihre Erzählungen werden dabei von einem umfangreichen Foto- und Filmarchiv unterstrichen. Peggy Guggenheim war aber nicht nur eine kundige Sammlerin und großzügige Mäzenin, sie hatte auch einen gewissen Männerverschleiß, bekannt sind Affären mit schillernden Persönlichkeiten wie Samuel Beckett, Max Ernst, Marcel Duchamp und Jackson Pollock. Peggy Guggenheim. EIn Leben für die Kunst (Eurovideo), R: Lisa Immordino Vreeland
Auch so geht Unterhaltung Wer bin ich? Was bedeutet Freiheit? Was ist Schönheit? Immer wieder stoßen wir im Leben auf ganz grundsätzliche Fragen und suchen in der Literatur und in der Philosophie nach Antworten. Nun haben sich Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann zusammengetan, um das zu machen, was sie am besten können: der eine erzählt Mythen aus der Bibel, Märchen, Sagen und der andere philosophiert darüber. Erstaunlich wie die beiden gut zusammenpassen, sowohl inhaltlich als auch stimmlich. Höchst kurzweilig werden zwölf Schlüsselbegriffe unseres Lebens auf komplett lockere Art analysiert, wobei sich Liessmann so manchen Seitenhieb auf unsere Gesellschaft nicht verkneifen kann. Köhlmeier/Liessmann: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist, Adam? Hörverlag/Hanser
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dates LANGE NACHT DER WELTMUSIK
PLACEBO
JEAN-MICHEL JARRE
Aus Argentinien, Simbabwe oder Türkei kommen die MusikerInnen, die anlässlich des 20-Jahre-Jubiläums der Sargfabrik ihre mitreißende Musik präsentieren. Von melancholisch bis exzentrisch, zum Abschluss soll der Tanzboden brennen. Eine Kooperation mit ViennaJazzFloor und IG World Music Austria 4.11., Wien, Sargfabrik
“Let‘s just say there will be songs in the set that I‘ve sworn never to play again. I think it‘s time that we purposefully acknowledged what a lot of Placebo fans really want to hear. They‘ve been very patient with us since we rarely play our most commercially successful material. A 20 year anniversary tour seems like the right time to do so. That‘s our intention. This tour is very much for the fans.“ Album: Sleeping With Ghosts-Ltd. Edition (Universal), 13.11., Wien, Stadthalle
Er war der erste Elektrojazzer, er stellte unzählige Rekorde auf und er ist auch 2016 noch immer für Überraschungen gut. An den hohen Standard seiner Visuals hat man sich gewöhnt, er setzt nun etwas drauf, dass er mit so verschiedenen MusikerInnen Sebastien Tellier, Cyndie Lauper, Gary Human oder The Orb zusammenspielt. Album: Electronica 2: The Heart of Noise (Sony) 17.11., Wien, Stadthalle
TWENTY ONE PILOTS
MICHEL CAMILO
Auf ihrem schon 6. Album besinnt sich die aus Malawi stammende, in London aufgewachsene und mittlerweile in Paris lebende Sängerin immer stärker ihrer afrikanischen Wurzeln und springt leichtfüßig zwischen den Genres Jazz, Blues, Soul hin und her. Album: Convergence (Universal) 20.11., Wien, Porgy
Album: Blurryface (Warner), 5.11., Wien, Stadthalle
JOHN ZORN
John Zorn, Komponist, Saxophonist, Produzent, Labelund Clubinhaber, Urgestein der New Yorker DowntownSzene und allgemein unglaublich umtriebiger Avantgarde-Tausendsassa kommt mit seinem neuen ambitionierten Projekt nach Wien. Und mit langjährigen Kompagnons wie Marc Ribot, John Medeski und Dave Douglas. 5.+6.11., Wien, Porgy
JUSTIN BIEBER
Album: Purpose (Universal) 8.11., Wien, Stadthalle
Sein brillanter Stil, seine mitreißende Persönlichkeit und sein zeitgemäßer Umgang mit dem Jazz und LatinRepertoire haben den Pianisten aus der Dominikanischen Republik zu einem der brillantesten Jazzer unserer Zeit gemacht. Das aktuelle Album enthält sieben eigene Kompositionen sowie Jazz- und Latin-Standards wie „Take Five“, „Love For Sale“ oder Chan Chan. Album: What‘s Up (Sony), 13.11., Wien, Konzerthaus
AL JARREAU
Die Stimme dieses außergewöhnlichen Mannes bildet fast ein eigenes Universum, seine Talente als Entertainer sind offenbar grenzenlos, es fragt ihn schon lange niemand mehr, ob er nun eigentlich Jazz singt oder einfach nur noch Al Jarreau ist. Mit der NDR Bigband begibt er sich auf die Spuren des „Duke Ellington Songbook“. 14.11., Wien, Konzerthaus
JAKE BUGG
REBEKKA BAKKEN
8.-15.11., Ö-Tour
HELGE SCHNEIDER
Lass Knacken Oppa 12.-14.11., Wien, Stadthalle
JACOB COLLIER
Der Brite Jacob Collier, Pianist, Bassist, Drummer und Sänger, gilt als Wunderteen, als „der neue Jazz-Messias (The Guardian), als eine Art Mozart im YouTube-Zeitalter – mit großer Fangemeinde, wie man auch beim heurigen Jazzfest erkennen konnte Diesmal im intimen Rahmen des Jazzclubs, wobei man nie weiß, in welche Richtung sich der Pianist hinbewegen wird. Album: In My Room, 13.11., Wien, Porgy
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Der junge Musiker aus Nottingham erweitert mit jedem Album sein Genrerepertoire, zum Blues kam Sohl, zum Sohl kam Country und nun wird auch ein wenig gerappt und man freut sich, dass ihm dies alles mit Leichtigkeit gelingt. Album: On My One (Universal) 15.11., Wien, Ottakringer Brauerei
BEGINNER
Obwohl Jan Delay‘s Nuscheln noch immer schwer zu verstehen ist, so viel ist klar, sie haben etwas zu sagen und stehen auf ihre Heimatstadt Hamburg. Und dass sie exzellente Musikkenner sind, die sich das Beste aus den Welten herauszufinden wissen, ist auch klar. Pflicht für alle ‚älteren‘ HipHop-Fans. Album: Advanced Chemistry (Universal) 17.+18.11., Wien, Gasometer, Linz
MALIA
RED HOT CHILI PEPPERS
Die Haudegen wissen wie der Hase läuft, so gibt es beim Stadthallenkonzert zu jeder gekauften Karte ein Gratisalbum dazu. Clever! The Gateaway (Warner), 21.11., Wien, Stadthalle
GREGORY PORTER
Es gibt nur wenige Künstler, die es schaffen, Musik zu machen, die zeitlos und zugleich doch vollkommen zeitgenössisch ist. In seiner erstaunlichen Karriere hat Porter immer wieder seine Fähigkeit gezeigt, Genregrenzen zu überschreiten und Hörer jeglicher musikalischer Couleur zu erreichen. Jeder Song ist ein musikalisches Kunstwerk das unter die Haut geht. Album: Take Me to The Alley (Universal), 22.+23.11., Salzburg, Wien Muqua
PATRICE
Prominente Unterstützung holte sich der Reggaemusiker für sein 7. Studioalbum. Produziert von den französischen Picard Brothers, die u.a. für die aktuelle Major Lazer Single verantwortlich sind, und geschrieben in Co-Autorenschaft mit Diplo (Major Lazer, Madonna, Beyoncé) und der Sängerin MO. Album: Life‘s Blood (gtg), 23.+24.11., Wien, Arena, Linzer Posthof
mobil CARIN COSA LATIN BAND
Für MusikerInnen oder auch „nur“ Musikinteressierte wird es im Schloss Puchberg bei Wels einen Workshop mit abschließendem Konzert geben. Man erfährt die Faszination brasilianischer und kubanischer Rhythmik am eigenen Körper resp. den typischen südamerikanischen Perkussionsinstrumenten. 25.+26. Nov. Schloss Puchberg, www.schlosspucchberg.at
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LEN SANDER
Len Sander ist eine sechsköpfige Zürcher Band, die schon mit ihrem Erstling „Phantom Garden“ für ihren gefühlvollen Pop viel Lob erntete, begibt sich mit neuem Album auf Ö-Tour. Album: Saltlick (gtg), 26.11.-11.12, Ö-Tour
NOUVELLE VAGUE
Seit 1999 verwursteln die beiden Franzosen Marc Collin & Olivier Libauy alte New wave-Hits zu Bossa Nova-Versionen und haben damit ungeheuren Erfolg. Compilations wie Café del Mar schwören auf ihren Sound. Nice! Album: I can be Happy, 29.11., Wien, Wuk
DAVID GARRETT
Noch schöner, noch schneller, noch geiler, noch virtuoser - der Star-Violonist kennt keine Grenzen und verausgabt sich für seine ca. 99% weiblichen Fans vollends. Aufgrund der großen Nachfrage für David Garretts aktuelle CrossoverTour kündigt der Weltstar ein exklusives Zusatzkonzert für 23.4.2017 an. 3.12., Wien, Stadthalle
WANDA
In Graz fällt der Startschuss der Ö-Tournee der Band des Jahres. Album: Amore meine Stadt (Universal), 3.12. Graz, Stadthalle
Die neue Kia Sportage GT Line strahlt vom ersten Anblick an Sportlichkeit und Eleganz aus. Das auffallende Kühlergrilldesign, die LED-Nebelscheinwerfer in Eiswürfelform und die freiliegende Doppelrohrauspuffanlage sind nur einige der auffälligen Details. Die speziell gestalteten 19“- Leichtmetallfelgen sind eigens für die Sportage GT-Line entworfen worden und runden das sportliche Gesamtbild passend ab. Der Innenraum des neuen Kia Sportage ist mit Softtouch-Materialien, hochwertigen Oberflächen und bemerkenswerter Detailverliebtheit ausgestattet.. Von den eleganten Sitzen - beide Vordersitze sind mit elektronischen Schaltern ausgestattet - bis hin zum Einsatz von Premium-Materialien in der gesamten Kabine mangelt es nicht an Komfort-Funktionen. Beginnend mit dem D-förmigen Lenkrad mit drei Speichen und perforierten Leder, über die schwarze Hochglanz-Mittelkonsole und das raffinierte Armaturenbrett bis zu den Aluminium-Pedalen bietet der Sportage sozusagen Stil bis zu den Zehen. Der 1.6 Turbo GDi-Benzinmotor leistet völlig ausreichende 177 PS und gemeinsam mit dem neuen 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe hat man auch bei sportlicher Fahrweise die beruhigende Gewissheit sparsam unterwegs zu sein.
WALDECK
Ein Kontrapunkt zu den diversen Adventmarkt-Beschallungen ist ein Konzert von Waldeck, der sich mit seinem aktuellen Tonträger „Gran Paradiso“ auf Ö-Tour begibt, um uns an das Dolce Vita zu erinnern, u.a. im schönen Konzerthaus zu Wien. 6.-10. 12., Ö-Tour
PAROV STELAR
Man wird tanzen dürfen! 7.12., Wien, Stadthalle
SEILER & SPEER
Das letzte Konzert einer wahrlich ausgedehnten und erfolgreichen Deutschland/Österreich-Tournee: kein Playback, keine Zeltfest-Hüttengaudi-V.I.P.-Opening-Kasperln. Sondern eine großartige Band mit zwei grandiosen Künstlern ganz vorne: das sind die mittlerweile zum Kultduo geadelten Seiler & Speer Bonnie und Claude Live Gasometer Wien 10.12., Graz, Stadthalle
EROS RAMAZOTTI
Die von Trident Music produzierte Show wartet mit einer Reihe der weltbesten Musiker auf, die Eros Ramazzotti mit seinen Hits sowie mit seinen brandneuen Songs auf der Bühne den musikalischen Background bieten. Album: Perfetto (Universal), 11.12., Graz, Stadthalle
Die Sportage GT-Line ist exzellent ausgestattet, einige Beispiele: das Smart Parking Assist System (SPAS) ist äußerst dienlich beim Einparken, das Tempolimit-Informationssystem (SLIF) zeigt alle erforderlichen Informationen, damit man innerhalb der Grenzwerte bleibt, über die Kamera in der Windschutzscheibe erkennt das System Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote und blendet die Informationen deutlich sichtbar sowohl im Navigationsbildschirm und auch am Armaturenbrett ein. Das autonome Notbremssystem (AEB) kann sowohl vorausfahrende Fahrzeuge als auch die Straße überquerende Fußgänger erkennen. Der Querverkehrsassistent (RCTA) macht das Herausfahren aus Parklücken absolut sicher, indem er Sie über den querenden Verkehr hinter Ihrem Fahrzeug informiert, u.v.m Nicht zu verachten: 7 Jahre Werksgarantie, 5 Jahre Lackgarantie, 12 Jahre Garantie gegen Durchrosten. Und last baut no least ein bemerkenswertes Asset für Musikliebhaber: Ein JBL-Soundsystem mit 8 Lautsprechern beinhaltet die fortschrittliche Clari-FiTM Musik- Restaurierungstechnologie, welche die Qualität von MP3-Dateien verbessert und deren Klang in High Definition bereitstellt. 177 PS, Verbrauch 7,5 L, Höchstgeschwindigkeit 202 km/h Beschleunigung: 9,1 (0-100 km/h) Preis: ab 43.690.- Euro (inkl. aller Steuern)
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Zukünftige Identitätskontrolle beim Internetzugang Der Hype um Pokémon Go, die Jagd nach kleinen digitalen Monstern mit dem Smartphone, ist schön langsam im Abklingen begriffen. Sie werden aber nach wie vor gesucht – offene WLAN-Hotspots, die zuletzt von Fans des datenintensiven Spiels stark frequentiert wurden. Mittlerweile werden kostenlose Internetzugänge von Kaffeehäusern, Restaurants, Flughäfen, Geschäften, Einkaufszentren, Hotels aber auch von Städten und Gemeinden etc angeboten. Eine Registrierung des Nutzers ist oft nicht notwendig; Nutzungsbedingungen werden meist ungelesen akzeptiert. Diesbezüglich stellt sich die Frage, inwieweit Anbieter von offenen WLAN-Netzen für Rechtsverletzungen Dritter (va Verstöße gegen das Urheberrecht wie beispielsweise illegale Downloads) haftbar gemacht werden können. Zu dieser Frage hat der Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg in seinem Urteil vom 15. September 2016 (C-484/14) Stellung bezogen. Das Ersuchen an den EuGH erging im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen Tobias Mc Fadden und der Sony Music Entertainment Germany GmbH („Sony Music“) wegen einer möglichen Haftung von Herrn Mc Fadden für die von einem Dritten vorgenommene Nutzung des von ihm betriebenen WLAN-Hotspots, um der Öffentlichkeit unerlaubt einen von Sony Music hergestellten Tonträger zur Verfügung zu stellen. Der Zugang zum Internet wurde von Mc Fadden kostenlos und anonym angeboten. Der Internetzugang war absichtlich ungeschützt, um die Aufmerksamkeit von Personen, die sich unmittelbar im Bereich seines Münchner Geschäfts befanden, auf seine Produkte und Dienstleistungen zu lenken. Über diesen freien WLAN-Hotspot wurde 2010 ein Album der deutschen Pop-Rock-Gruppe „Wir sind Helden“ zum illegalen kostenlosen Download angeboten. Daraufhin wurde Mc Fadden von Sony Music abgemahnt. Der Fall landete vor dem Landgericht München. Dieses befand zwar, dass das Album nicht von Mc Fadden hochgeladen wurde und er damit auch nicht unmittelbar eine Urheberechtsverletzung begehen konnte. Es hielt aber eine mittelbare Haftung für diese Rechtsverletzung für denkbar. Dazu muss man wissen, dass es im Gegensatz zu Österreich in Deutschland die sogenannte Störerhaftung gibt. Als Störer kann vereinfacht gesagt jeder qualifiziert werden, der ohne selbst unmittelbarer Täter zu sein, in irgendeiner Weise adäquat an der Verbreitung rechtlich zu beanstandender Inhalte mitwirkt. Die Rechtsunsicherheit rund um die Störerhaftung war in den letzten Jahren eine der Gründe für den geringen Ausbau der öffentlichen WLAN-Hotspots in Deutschland. Anbieter solcher Hotspots fürchteten nämlich als „Störer“ für Rechtsverletzungen ihrer WLAN-Nutzer in Anspruch genommen bzw abgemahnt zu werden. In den letzten Jahren entwickelte sich tatsächlich eine auf die Störerhaftung gestützte „Abmahnindustrie“. So ist es wenig überraschend, dass Deutschland mit etwa 1,87 WLAN-Hotspots auf 10.000 Einwohner bei der Verfügbarkeit von WiFi-Hotspots international weit hinter vielen anderen Ländern liegt (zum Vergleich: Südkorea: 37,35, UK 28,67, Schweden 9,94; Österreich wird in diesem Vergleich leider nicht genannt). Das mit der Rechtssache befasste Münchner Gericht hegte jedoch Zweifel daran, ob nicht die Richtlinie über den elektronischen Geschäftsverkehr (E-Commerce-
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Richtlinie 2000/31/EG) einer solchen mittelbaren Haftung entgegensteht und legte daraufhin dem EuGH eine Reihe von Fragen vor. Geklärt werden sollte insbesondere, ob die deutsche Störerhaftung geltendem EU-Recht widerspricht. Kurios ist in diesem Zusammenhang, dass der deutsche Bundestag bereits im Juni 2016 und damit vor der Entscheidung des EuGHs das Ende der Störerhaftung beschlossen hat. Eingangs wies der EuGH darauf hin, dass die Haftung von Vermittlern, die Dienste der reinen Durchleitung von Daten anbieten, für eine von einem Dritten begangene rechtswidrige Handlung durch die E-Commerce-Richtlinie beschränkt wird. Diese Haftungsbeschränkung ist an folgende drei Voraussetzungen geknüpft, die allesamt vorliegen müssen: (i) der Anbieter von Diensten hat die Übermittlung nicht veranlasst, (ii) er hat den Adressaten der Übertragung nicht ausgewählt, und (iii) er hat die übermittelten Informationen nicht ausgewählt oder verändert. Der Gerichtshof bestätigte, dass Mc Fadden die genannten Voraussetzungen einer Haftungsbeschränkung erfüllte, weshalb Sony Music gegen ihn auch keinen Anspruch auf Schadenersatz hat. Die von Sony Music aufgewendeten Abmahn- und Gerichtskosten müssen somit auch nicht von Mc Fadden erstattet werden. Damit ist eine allgemeine Störerhaftung – wie sie bis vor kurzem in Deutschland vorgesehen war – unzulässig. Der Gerichtshof entließ Mc Fadden jedoch nicht ganz aus der Verantwortung. Er sprach aus, dass der Urheberrechtsinhaber (= Sony Music) bei einer innerstaatlichen Behörde oder einem Gericht eine Anordnung beantragen könne, mit der dem Anbieter eines WLAN-Hotspots aufgetragen wird, Urheberrechtsverletzungen durch seine Kunden zu unterbinden. Als konkrete Anordnung sah der Gerichtshof die Sicherung des Internetanschlusses durch ein Passwort an. Eine solche Maßnahme sei laut EuGH dazu geeignet, um Nutzer von Urheberrechtsverletzungen abzuhalten. Um einen Abschreckungseffekt zu gewährleisten, ist es allerdings erforderlich, erst die Identität des Nutzers festzustellen. Ob der EuGH mit seiner Entscheidung die Verbreitung „offener“ WLAN-Hotspots gefördert hat, ist eher zu bezweifeln. Der Wunsch nach schnellem und einfachem Zugang zum Internet und eine Passwort- und Ausweispflicht vertragen sich einfach nicht. Oder wollen Sie stets Ihre Identität offen legen, um – wenn auch nur kurz – im Internet zu surfen?
Dr. Philipp Spring LLM (Penn)
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