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WOHNEN IN SEHNSUCHTSORTEN Das Glück in den Bergen
WOHNEN IN SEHNSUCHTSORTEN DAS GLÜCK IN DEN BERGEN
DAS LEBEN IN DEN BERGEN LÖST BEI UNS URBANEN BEWOHNERN SEHR UNTERSCHIEDLICHE FANTASIEN UND PROJEKTIONEN AUS. FRÜHER HATTEN DIE BERGE EINE BEDROHLICHE AUSSTRAHLUNG, SPÄTER WANDELTE SICH DAS BILD KOMPLETT. HEUTE WOLLEN WIR DIE SPÜRBARE NÄHE ZUR NATUR GENIESSEN – UMGEBEN VON EINER FRIEDLICHEN RUHE KANN MAN SICH HIER BESTENS ERHOLEN. IN DEN LETZTEN JAHREN KAM ES ABER ZU EINER ABWANDERUNG AUS EINIGEN BERGTÄLERN. DAS STRAHLENDE TOURISMUSBILD TRÜBT SICH IN TEILEN EIN. IM FOLGENDEN BEITRAG UND DER DAZU PASSENDEN BUCHVORSTELLUNG BADEN WIR ABER IN BEEINDRUCKENDEN ARCHITEKTONISCHEN LÖSUNGEN IN DEN ALPEN.
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VON GEORG LUTZ
Starlightroom in Col di Gallina, Dolomiten, Südtirol.
Felsenhaus in Vinschgau, Südtirol.
Hütten, Chalets und Hotels in den Bergen verkauft man uns als Sehnsuchtsorte. Unsere Fantasie wird positiv stimuliert. Kein Wunder also, dass wir so gerne auf die Dächer der Welt steigen, dort urlauben und sogar wohnen.
Der Architekt Wolfram Putz, Mitbegründer des Architekturbüros GRAFT, hat seinen Kollegen und Kolleginnen über die Schulter geschaut und mit seiner österreichischen Frau, der Dokumetarfilmerin Maria Seifert, sowie dem Herausgeber und Designer Peter Feierabend die unterschiedlichsten individuellen Domizile ausgewählt: Egal, ob hochmodern und renoviert, jahrzehntealt und ursprünglich, gross und luxuriös oder klein und einfach – jedes der im Buch vorgestellten Häuser ist der ideale Anlaufpunkt für Bergliebhaber, um sich dauerhaft oder für eine kurze Verschnaufpause zwischendurch «einzunisten».
ZIEL FÜR BERGLIEBHABER Mit traumhaften Aussichten, der Kuh vor der Haustür, dem Vogelgezwitscher im Ohr und der Brettljause oder dem Palatschinken auf dem Teller laden die Herausgeber zur Auszeit ein – und liefern jede Menge Anregungen für erholsame Wanderungen, kulinarische Streifzüge und architektonische Entdeckungstouren.
Dieses Buch versammelt Bauwerke, die sich in besonderer Weise mit ihrem Standort auseinandersetzen. Fast alle Bauten und Ensembles stehen an exponierten Orten, in Alleinlage, hoch über den Tälern, dem Alltag, dem Lärm und der Enge, mit dem weiten Blick in die Berge. Oft führt der Wunsch, die Aussicht zu optimieren und den konstruktiven Herausforderungen des Standorts gerecht zu werden, zu spektakulären Lösungen.
In diesem Buch erfahren wir einiges über die Hintergründe der verschiedenen Siedlungs- und Wirtschaftsformen im Alpenraum und lernen die Menschen kennen, die in den Alpen leben und arbeiten und sich ihnen auf ihre eigene Weise verschrieben haben.
VERANTWORTUNGSBEWUSSTER UMGANG Die Erhabenheit und der Formenreichtum der Berglandschaften beflügeln die Fantasie, während das Klima und die Topografie entschiedene Lösungen fordern. Das Dilemma von Naturgenuss und Naturverbrauch bleibt: Jedes Bauwerk mit phänomenalem Ausblick wird auch von Weitem gesehen, prägt die Landschaft und nimmt sich ein Stück Natur. Nur gute Architektur ist es wert, an diesen einzigartigen, exponierten Orten zu stehen. Die Beispiele in diesem Buch zeigen, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit den Kulturlandschaften des Alpenraums aussehen kann. Sie können dazu beitragen, dass die Bewohner wie ihre Gäste ihre Vorstellungen überdenken und zu neuen Einsichten gelangen – weg von Gestaltlosigkeit, Flächenfrass und sinnlosem Ressourcenverbrauch und hin zum Verständnis für eine besondere Architektur an einem aussergewöhnlichen Ort inmitten der grandiosen Naturschönheit der Bergwelt. >
Anako Lodge in La Forclaz, Wallis.
© Olivier Maire
MEHR WIE KULISSE Nicola Borgmann fasst die Botschaften des Buches wie folgt zusammen: «In diesem Buch erfahren wir einiges über die Hintergründe der verschiedenen Siedlungs- und Wirtschaftsformen im Alpenraum und lernen die Menschen kennen, die in den Alpen leben und arbeiten und sich ihnen auf ihre eigene Weise verschrieben haben. Wir schauen zurück in die frühen Jahre des alpinen Tourismus und lernen Beispiele kennen, die zeigen, wie gekonntes Umnutzen und Umbauen alte Bausubstanz in die Zukunft retten kann. Wir sehen polarisierende Beispiele grossmassstäblichen Bauens–solche, die es mit kristallinen Formen der grossartigen Bergkulisse gleichtun wollen, und solche, die als exponierte Aussichtskanzeln den Ort beherrschen. Einige Gebäude scheinen hinsichtlich ihrer Positionierung und der Materialwahl direkt ihrem Standort zu entwachsen, während kleine raffinierte Zweckbauten mit minimalem Bodenkontakt die Landschaft fast unberührt lassen. Holz- und Steinoberflächen, an denen sich die Spuren jahrhundertelanger Verwitterung zeigen, fügen sich bruchlos in ihr Umfeld ein, während schimmernde Polyeder aus Metall und Glas ebenso überzeugend in starkem Kontrast zur umgebenden Natur stehen. Auf die alpentypische Gemütlichkeit im Inneren wird dabei in den seltensten Fällen verzichtet.» ■
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HOHE HÄUSER Vom Glück, in den Bergen zu Wohnen von 512 Seiten, 2019, teNeues Verlag