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NACHHALTIGKEIT - EIN NEUES KEYWORD?

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NACHHALTIGKEIT

NACHHALTIGKEIT

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ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen Funktionen in der Immobilienbranche tätig und Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.

Nachhaltigkeit - ein neues Keyword der Immobilienwirtschaft?

Kommentar: Georg Flödl

Brüssels Mühlen mahlen langsam, aber sicher. Es ist schon beeindruckend, welche jahrelangen, ja sogar jahrzehntelangen Bemühungen erforderlich sind, um in der Breite und Tiefe der Mitgliedsländer zu wirken. Das über viele Jahre eher als Hülse wahrgenommene Wort Nachhaltigkeit ist auf dem besten Weg, zu einem Keyword der Immobilienwirtschaft aufzusteigen. Ausgangspunkt war vor fast 20 Jahren die EU-Gebäuderichtlinie 2002/91/EG, mit der sowohl Mindeststandards bei Neubau und Sanierung von Gebäuden festgelegt wurden als auch die energietechnische Dokumentation von Gebäuden bei Verkauf und Vermietung in Form des Energieausweises vorgeschrieben wurde.

Null- und Niedrigstenergie

Mit 13. März 2021 sind in Österreich nun jene Änderungen umzusetzen, die 2018 in den Novellen der EU-Gebäuderichtlinie und der EnergieeffizienzRL vorgeschrieben wurden. Diese geben vor, dass ab dem Jahr 2021 in der EU nur noch „Nearly Zero Energy Buildings“ neu errichtet werden dürfen. Die Begriffe Nullenergie oder Niedrigstenergie (engl. Net or Nearly Zero Energy) beschreiben Gebäude, die eine sehr gute Gesamteffizienz aufweisen, wobei nicht nur der Energiebedarf sehr gering sein muss, sondern dieser auch durch erneuerbare Energiequellen gedeckt werden sollte.

Klimafreundlich ist in

Doch nicht nur auf der ausführenden Ebene wurden deutlich verschärfte Anforderungen postuliert. Die Finanzströme, die in den vergangenen Jahren gerne auch in das sogenannte Betongold geflossen sind, sollen unter dem Blickwinkel von Nachhaltigkeit neu gelenkt werden. Gefragt sind klimafreundliche, langfristige sowie kohlenstoffarme Technologien und Anlageformen, die eine klimaresiliente Kreislaufwirtschaft unterstützen. Der Aktionsplan „Financing Sustainable Growth“ vom 8. März 2018 ist hier ebenso zu nennen wie der „European Green Deal“ (11. Dezember 2019). Eine höhere Transparenz in Bezug auf die klimarelevanten Aspekte von Anlageprodukten soll so das Bewusstsein der Marktteilnehmer für mögliche Klimarisiken schärfen und Kaufanreize für klimafreundliche Anlagen fördern. Im so genannten EU-Klassifikationssystem „Taxonomie“ wird definiert, was unter einer „nachhaltigen Anlage“ verstanden werden kann, im Speziellen auch bei Immobilen: der Energieausweis wird nicht das alleinige Maß sein in Zukunft, sondern weitergehende Grenzwerte (sog. „Thresholds“) werden zu erfüllen sein, und damit zum Maßstab für den Investor.

Was sagt der Markt zu dem Thema? Noch ist sich die Immobilienbewertung uneins. Der Sachverständige soll ja den Markt nur abbilden, aber nicht machen. Welchen Einfluss Nachhaltigkeitsüberlegungen bei Investoren haben, ist empirisch noch nicht wirklich erfasst. Im Gewerbeimmobilienbereich ist die Durchdringung mit NachhaltigkeitsZertifikaten schon sehr hoch, anders der Wohnungsimmobilienmarkt. Doch auch hier stehen die Zeichen auf Nachhaltigkeit.

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