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PORTALFLUCHT

Portalflucht – eine neue Unabhängigkeitsbewegung?

Gesprengte Ketten. Nicht alle Makler sind gut auf die großen Immobilienportale zu sprechen. Manche experimentieren mit alternativen Onlineplattformen, Social-Media-Kanälen oder anderen Vermittlungswegen wie der eigenen Homepage. Gute Maklersoftware kann sie dabei unterstützen.

„Größere Herausforderung ist die Objektakquise.“

Stefan Mantl, onOffice

Autor: Heimo Rollett

Etliche Immobilienvermittler kritisieren die hohen Kosten bei den alteingesessenen Immobilienportalen, ihre Marktdominanz, ihre teils intransparente Preisgestaltung und die Vielzahl an Zusatzleistungen, die extra zu zahlen sind. Manche haben dabei das Gespenst vor Augen, dass große Portale irgendwann selbst aktiv in die Immobilienvermittlung einsteigen. Ganz unbegründet scheint dies nicht zu sein, bieten die Plattformen doch schon heute teilweise Dienstleistungen an, die eigentlich zum Geschäft der Makler gehören, wie etwa Marktberichte und Immobiliengutachten. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Maklerschaft als größte Kundengruppe der Portale zusätzlich Geld für potenziell verkaufsbereite Immobilieneigentümer (Leads) bezahlen muss, obwohl diese Kontakte letztlich über eine Plattform kommen, die die Immobilienvermittler mit ihren Angeboten stark machen.

Einstiege von Investoren vergrößern Misstrauen

Die zurückliegenden Verkäufe von Portalen, der Einstieg branchenfremder Investoren sowie der Erwerb einer Maklersoftwarefirma durch ein Portal (Scout24 kaufte Flowfact) vergrößerte die Unruhe innerhalb der Maklerbranche, denn niemand kann absehen, welche Strategie die neuen Eigner künftig verfolgen.

Dabei scheint es zwei Arten von Maklern zu geben: Diejenigen, die sich dem Status Quo resigniert ergeben und behaupten, dass sie nicht anders könnten, als bei den großen Marktführern zu inserieren, da über die Plattform die meisten Anfragen kämen. Die andere Gruppe sieht sich der Situation weniger ergeben. Sie laden weniger Objekte beim Marktführer hoch oder verlassen ihn komplett. Stattdessen setzen sie auf alternative und günstigere Plattformen, auf Ebay-Kleinanzeigen oder auf lokale Portale. Die Erfahrung zeigt, dass weiterhin qualifizierte Anfragen kommen, wenn sie auch weniger zahlreich sind. Zudem sind diese Makler froh, wenn weniger E-Mails und Telefonate eingehen. „Ihre größere Herausforderung ist bekanntlich die Objektakquise und die lässt sich über eigenes Marketing oder das Pushen der Maklerwebseite besser bewerkstelligen als über Portale“, erläutert Stefan Mantl, Geschäftsführer der eigentümergeführten Maklersoftware onOffice. Die bei den Großportalen eingesparten Marketingkosten investieren diese Makler stattdessen in die eigene Firmenwebseite. Das Ziel: Mit der eigenen Webpräsenz und einer alternativen Werbestrategie unabhängiger von den etablierten Portalen und dadurch freier in unternehmerischen Entscheidungen zu werden.

Alternative Marketingaktivitäten

Mehrere kleinere österreichische Maklerunternehmen in ländlichen Raum konnten sich so schon ganz von den großen Portalen lösen. Das macht sie fit für die Zukunft, denn die nächsten Veränderungen stehen schon vor der Tür. Nicht wenige Proptech-Firmen stiegen in das Vermittlungsgeschäft von Miet- und zusehends auch Kaufobjekten ein und das teils mit geringeren Provisionssätzen für Verkäufer, Vermieter und Kunden wie sie klassische Makler aufrufen. Diesen Digitalmaklern müssen die lokalen Vermittler etwas entgegensetzen. Kurzum: Makler sind keineswegs auf Gedeih und Verderb an große Portale „gekettet“ oder neuen Proptechs ausgeliefert. Immer mehr Beispiele belegen, dass man mit alternativen Marketingaktivitäten mindestens ebenso erfolgreich sein kann. Im Vordergrund sollte dabei die eigene Webseite stehen. Vermutlich googeln die meisten Verbraucher nach einer Immobilie und tippen nicht die Internetadresse eines Portals in ihre Browserleiste. Dies eröffnet Maklern neue Chancen.

FünfKnif efürdas„Portalfasten“

Die eigene Webpräsenz zu stärken und Objekte zusätzlich auf alternativen Wegen zu vermarkten, macht unabhängig und spart Kosten. Die Maklersoftware onOffice hat dafür ein paar Tipps auf Lager:

1. GELD SPAREN BEI PORTALEN

Wer auf den großen Portalen nur Lockangebote schaltet, gibt weniger aus und hat dennoch die nötige Aufmerksamkeit. In der Maklersoftware kann mit wenigen Klicks festgelegt werden, auf welchen Portalen neue Objekte für wie lange eingestellt werden (Objektrotation) – Automatisierung lautet das Zauberwort. Bei den Portalangeboten kann auf weitere Offerte auf der Maklerwebseite verwiesen werden. Außerdem könne bei der Eingabe entschieden werden, ob Offerte zusätzlich auf der Facebook-Seite der Maklerfirma und der Webseite präsentiert werden, erklärt Pawel Strzyzewski, Leiter des onOffice-Bereichs Webdesign.

2. TRAFFIC DER MAKLER-DOMAIN ZUORDNEN

Je mehr Traffic, desto besser das Google-Ranking. Intelligente Services, wie etwa der 360-Grad-Panoramatouren-Anbieter Ogulo, haben häufig eine hohe Verweildauer. Diese kann der Domain des Maklers zugeschrieben werden, was die Bekanntheit und die Sichtbarkeit seiner eigenen Webseite fördert.

3. WEBSEITE MIT ANALYSEMÖGLICHKEITEN

Die eigene Webseite kann zum zentralen Vermarktungstool werden. Sie bleibt immer im eigenen Besitz, niemand erhöht die Preise oder verändert sie willkürlich. Wer seine Seite ordentlich aufbaut, analysiert das Nutzerverhalten und sorgt für ein gutes GoogleRanking. Beides ist keine Hexerei mehr, wenn man auf professionelle Baukästen bzw. Software zurückgreift. Und plötzlich gibt es keinen unbekannten Interessenten mehr. Besucherzahlen und Verweilzeiten bei den einzelnen Inhalten werden messbar, den Interessenten können automatisiert weitere Objekte ganz nach deren Interessen angezeigt werden.

4. LANDINGPAGES FÜR EINZELNE OBJEKTE

Eigene Webseiten für einzelne Objekte, sogenannte Landingpages, werden immer wichtiger – sie verleihen der Immobilie mehr Wertigkeit und sind die Basis für die bessere Auffindbarkeit über Google. „Wir haben daher für unsere Kunden die Möglichkeit geschaffen, für jedes Objekt eine eigene Landingpage zu generieren“, erklärt onOffice-Chef Stefan Mantl.

5. INTERAKTIONEN OFFENBAREN INTERESSEN

Eine gut gemachte Webseite fördert die Interaktion mit den Nutzern. Die Besucher erhalten Informationen zum Hausverkauf, zur Vorgehensweise im Falle einer Scheidung, sie können z.B. über ein Kontaktformular eine Wertermittlung beauftragen, den Newsletter abonnieren oder sich als Kaufinteressenten eintragen. Kurzum: Es geht um Content. Und der Betreiber einer Webseite weiß, wen was interessiert – die durch den Content generierten Verhaltensdaten werden schließlich automatisch gespeichert. Mit ihnen kann der Makler im Anschluss arbeiten, indem er beispielsweise Kunden persönlich anspricht oder neu zu vermarktende Objekte zuerst der entsprechenden „VIP-Gruppe“ anbietet.

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